Gilbender Stinktäubling

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Februar 2013 um 18:25 Uhr durch MorbZ-Bot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Füge Dateiinformationen hinzu). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gilbender Stinktäubling

Gilbender Stinktäubling (Russula subfoetens)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Gilbender Stinktäubling
Wissenschaftlicher Name
Russula subfoetens
W.G. Sm.

Der Gilbende Stinktäubling (Russula subfoetens) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsverwandten. Der mittelgroße, stumpf honiggelb bis rostbraune Täubling hat einen ziemlich widerlichen Geruch und kommt meist in Laubwäldern vor. Typisch für ihn ist, dass sich seine Stielspitze mit Laugen zitronengelb verfärbt.

Merkmale

Fruchtkörper

Der 5–10 (–12) cm breite Hut ist zuerst fast kugelig, dann niedergedrückt. Er ist stumpf honigfarben, gelb bis bräunlich gefärbt und hat oft eine rötlich-braune oder rostbraune Mitte. Die Huthaut ist bei Feuchtigkeit ziemlich schmierig und glänzend und lässt sich bis etwa zur Hälfte abziehen. Der Rand ist deutlich fein gerippt.

Die dicken, meist weit entfernt stehenden und oft gegabelten Lamellen sind am Stiel angewachsen und cremeweißlich bis schmutzig gelbocker gefärbt. Im Alter werden sie oft braun fleckig, auch die Lamellenschneiden sind mehr oder weniger braunfleckig. Das Sporenpulver ist cremefarben (IIa-IIb nach Romagnesi).

Der blass honiggelbe Stiel ist 5–10 cm lang und 1–2,5 cm breit. Er ist nicht ganz so stämmig wie beim Stinktäubling und auch insgesamt kleiner. Der Stiel ist an der Basis oft verschmälert, recht fest, aber schon bald innen hohl.

Das Fleisch ist cremeweißlich bis gelblich und gilbt im Anschnitt. Der Täubling hat einen schärflichen Geschmack, der beim Kauen langsam schärfer aber niemals sehr scharf wird. In der Huthaut schmeckt er schärfer als im recht milden Fleisch. Der Geruch ist ziemlich unangenehm und ähnelt dem des Stinktäubling, er ist aber nicht ganz so intensiv und hat auch eine fruchtige Komponente. Mit Eisensulfat reagiert das Fleisch schmutzig rosa, die Guajakreaktion ist intensiv positiv. Mit KOH verfärbt sich die Stielspitze zitronengelb und später braun bis rostrot. [1][2][3]

Mikroskopische Merkmale

Die Sporen sind oval-elliptisch 7–10 µm lang und 5,5–7 (–8) µm breit. Die Sporen sind mit 0,3–0,7 µm hohen, fast gratigen Warzen besetzt, von denen nur wenige Verbindungen ausgehen. Die Hyphen-Endzellen der Huthaut sind zylindrisch und etwa 3–5 µm breit. Die Pileozystiden sind fast spindelförmig, an der Spitze mehr oder weniger appendikuliert oder zusammengezogen. Die Sulfobenzaldehyde-Reaktion ist recht variabel. [1][2]

Ähnliche Arten

Die Arten der Untersektion Foetentinae sehen makroskopisch alle sehr ähnlich aus. Der Mandel-Täubling (Russula grata) und der Morse-Täubling (Russula illota) lassen sich aber leicht durch ihren Bittermandelgeruch und ihre stark gratigen bis geflügelten Sporen unterscheiden. Der Stinktäubling hat derbstachligere Sporen und einen stärker übelriechenden Geruch. Seine Stielspitze verfärbt sich mit Laugen niemals zitronengelb.

Ökologie

Der Gilbende Stinktäubling hat eine ähnliche Ökologie wie der Stinktäubling. Allerdings scheint er bevorzugt mit Laubbäumen eine Mykorrhiza auszubilden. Seine wichtigsten Symbiosepartner sind Rotbuchen und Birken. Viel seltener geht er auch mit anderen Laubbäumen wie Eichen oder Hainbuchen eine symbiontische Beziehung ein. Ebenso selten dienen Nadelbäume als Wirt, nur die Varietät johannis soll bevorzugt unter Fichten vorkommen. Die Fruchtkörper erscheinen von Ende Juli bis Anfang Oktober meist nur unter Altbäumen. Der Täubling kommt bevorzugt in Hügel- und Bergland vor. [4]

Verbreitung

Verbreitung des Gilbenden Stinktäublings in Europa. [5][6][7][8][4][9][10][11]
Legende:
grün = Länder mit Fundmeldungen
weiß = Länder ohne Nachweise
hellgrau = keine Daten
dunkelgrau = außereuropäische Länder.

Der Gilbende Stinktäubling kommt Nordafrika(Marokko), Nordasien (Japan), Nordamerika und Europa vor. In Nordamerika findet man ihn in den östlichen USA. Seine westlichste Ausdehnung erreicht er in Michigan und im Süden reicht sein Verbreitungsgebiet bis nach North Carolina. [2] [4]

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Gilbende Stink-Täubling wird in die Untersektion Foetentinae gestellt, die ihrerseits innerhalb der Sektion Ingratae steht. Die Vertreter der Untersektion haben (gelb)braune bis graue Hüte, die am Rand stark gefurcht sind, und einen starken, meist unangenehmen Geruch.

Unterarten und Varietäten

Folgende Varietäten wurden beschrieben:

Varietät Autor Beschreibung
Russula subfoetens var. grata (Britzelm.) Romagn. (1967) Wird heute als eigenständige Art angesehen Russula grata, der Mandeltäubling. [12]
Russula subfoetens var. johannis Moënne-Locc. (1996) Gleicht dem Typ bis auf den ziemlich grauenden Stiel, der sich mit Basen leuchtend orangegelb verfärbt. Die Varietät kommt unter Fichten auf kalkreichen Böden vor. [13]

Bedeutung

Der Täubling ist aufgrund seines widerlichen und scharfen Geschmacks nicht essbar.

Literatur

  • Russula subfoetens. In: Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center, abgerufen am 25. Juli 2011 (englisch).
  • H. Romagnesi: Russula subfoetens. In: In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website, abgerufen am 25. Juli 2011 (franz.).

Einzelnachweise

  1. a b Russula subfoetens. (PDF (1,4 MB)) Monographic Key to European Russulas (1988). In: The Russulales Website w3.uwyo.edu. S. 12, abgerufen am 25. Juli 2011 (englisch, Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel).
  2. a b c Roger Phillips: Russula subfoetens. In: rogersmushrooms.com. Website RogersMushrooms, , abgerufen am 25. Juli 2011 (englisch).
  3. Russula subfoetens. (DOC) Russulas. Micologia.biz Web de micología Europea, S. 76, abgerufen am 25. Juli 2011 (spanisch).
  4. a b c G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 533.
  5. Belgian List 2012 - Russula subfoetens. Abgerufen am 9. Juni 2012 (Täubling sehr selten: Vulnerable).
  6. Pertti Salo, Tuomo Niemelä, Ulla Nummela-Salo: SY769 Suomen helttasienten ja tattien ekologia, levinneisyys ja uhanalaisuus. (Finnische Lamellen- und Röhrenpilze: Ökologie, Verbreitung und Bedrohungsstatus ). Hrsg.: Esteri Ohenoja. 2005, ISBN 952-11-1997-7 (ymparisto.fi).
  7. Weltweite Verbreitung von Russula subfoetens. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21. August 2011.
  8. D.M. Dimou, G.I. Zervakis & E. Polemis: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: 4. (PDF; 599 kB) Macrofungi from Abies cephalonica forests and other intermixed tree species (Oxya Mt., central Greece). In: Mycotaxon 104 / mycotaxon.com. 2008, S. 39–42, abgerufen am 22. August 2011.
  9. Gordana Kasom & Mitko Karadelev: Survey of the family Russulaceae (Agaricomycetes, Fungi) in Montenegro. In: Warsaw Versita (Hrsg.): Acta Botanica Croatica. Band 71, Nr. (2), 2012, ISSN 0365-0588, S. 1–14 (online [PDF]).
  10. NMV Verspreidingsatlas online : Russula subfoetens. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 8. Oktober 2012.
  11. Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, abgerufen am 8. Oktober 2012.
  12. Russula subfoetens var. grata. In: Index Fungorum - Names Record / indexfungorum.org. Abgerufen am 26. Juli 2011.
  13. Russula subfoetens var. johannis. In: Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 26. Juli 2011.
Commons: Russula subfoetens – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien