Fadenkeulchen

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Typhula

Typhula quisquiliaris Zeichnung von Sowerby

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Typhulaceae
Gattung: Typhula
Wissenschaftlicher Name
Typhula
(Pers.)[1] Fr.[2] 1818

Typhula ist die Typusgattung der Familie der Fadenkeulchenverwandten (Typhulaceae). Bei den Vertretern der Gattung handelt es sich um clavarioide Pilze, die meist saprotroph auf verrottenden Blättern, Zweigen oder krautigem Material leben. Die Fruchtkörper sind keulenförmig oder schmal zylindrisch und immer unverzweigt. Sie entspringen häufig aus einem Sklerotium. Sclerotium ist auch der Name für die Nebenfruchtform (Anamorphe) von Typhula und somit ein Synonym. Einige wenige Arten sind fakultative Pflanzenpathogene, die die Typhula-Fäule oder den Schneeschimmel hervorrufen.

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Die kleinen Fruchtkörper entstehen einzeln oder zu mehreren aus einem Sclerotium heraus oder direkt aus dem Substrat. Sie sind schmal zylindrisch bis schmal oder breit keulig und in der Regel in einen deutlich abgesetzten sterilen Stiel und den fertilen Kopf gegliedert. Die Fruchtkörper sind normalerweise weiß, bei einigen Arten auch ockergelb bis rosa oder sie haben einen dunkel rötlichen Stiel. Das Fleisch ist meist weiß, wachsartig, weich, knorpelig oder hornartig. Die Sklerotien (falls vorhanden) sind kugel- bis linsenförmig, hart und hornig und gelb-braun bis schwarzbraun gefärbt.[3]

Mikroskopische Merkmale

Das Hyphensystem ist monomitisch. An den Septen der hyalinen Hyphen kommen meistens Schnallen vor, diese können aber auch fehlen. Die Basidien bilden 2–4, hyaline, meist ellipsoide, selten zylindrische Basidiosporen, die meist glatt sind und amyloid oder inamyloid sein können. Bei mindestens einer Art sind die Sporen gelappt.[3][4]


Ökologie

Typhula Arten leben meist saprotroph auf totem Pflanzenmaterial wie Gras, Farn, Kräutern, Laub oder Totholz. Einige Arten haben ein breites Spektrum an Wirtspflanzen, andere scheinen recht wirtsspezifisch zu sein.[3] Einige wenige Arten sind fakultative oder opportunistische Parasiten von Pflanzen und Gräsern - wie etwa Typhula quisquiliaris der auf Adlerfarn parasitiert.[4]

Die meisten Arten die beschrieben wurden, stammen aus der nördlichen, gemäßigten Zone. In den Tropen oder auf der südlichen Hemisphäre ist die Gattung entweder weniger häufig oder sie wurde bisher weitgehend übersehen.

Arten

Heute hat die Gattung weltweit etwa 150 Arten,[5] in Europa kommen etwa 30 Arten vor.[3]

Typhula-Arten in Deutschland
Deutscher Name Wissenschaftlicher Name
Typhula abietina (Fuckel) Corner 1950
Typhula anceps Karsten 1889
Typhula buxi Maire
Typhula capitata (Patouillard) Berthier
Typhula caricina Karsten 1876
Typhula crassipes Fuckel
Typhula culmigena (Montagne & Fries) Schroeter 1888
Typhula elegans
Typhula erythropus (Persoon: Fries) Fries
Typhula euphorbiae (Fuckel) Fries 1874
Typhula graminum Karsten 1868
Typhula gyrans Fr.
Typhula hyalinella Nannf.& Holm
Typhula incarnata Lasch ex Fr.
Typhula lutescens Boudier 1900
Typhula micans (Persoon: Fries) Berthier 1974
Typhula muelleri (Sauter) Corner 1950
Typhula ovata Karst.
Typhula paradoxa (Karsten) Corner 1950
Typhula phacorrhiza (Reichard: Fries) Fries
Typhula piceicola Berthier 1974
Typhula quisquiliaris (Fries: Fries) Henn.
Typhula sclerotioides (Persoon) Fries 1838 non ss.Karst.
Typhula setipes (Greville) Berthier 1974
Typhula spathulata (Peck) Berthier
Typhula subvariabilis Berthier
Typhula todei Fr.: Fr.
Typhula trifolii Rostrup 1890
Typhula uncialis (Greville 1950) Berthier 1974
Typhula variabilis Riess 1853

Systematik

Das Taxon wurde erstmals 1801 durch den Mykologen Christiaan Hendrik Persoon als Clavaria sect. Typhula beschrieben.[1] Er unterschied Typhula von Clavaria aufgrund der Form des Fruchtkörpers, der bei Typhula deutlich in Hut- und Stielteil gegliedert ist. 1818 erhob Elias Magnus Fries in seinem Werk „Observationes mycologicae“ das Taxon zur Gattung.[2] Innerhalb der neu geschaffenen Gattung beschrieb Fries neben der Typusart Typhula phacorrhiza drei weitere Arten. Heute hat die Gattung etwa 150 Arten.[5]

Die Gattung wurde 1950 von E.J.H Corner überarbeitet. Er glaubte, dass man die ansonsten sehr ähnlichen Arten der Gattungen Pistillaria und Pistillina abtrennen müsse, da bei diesen, anders als bei Typhula, sich die Fruchtkörper nicht aus Sklerotien entwickeln.[6] Bei einer weiteren Überarbeitung der Gattung durch Jacques Berthier (1976), wurden die beiden abgetrennten Gattungen wieder mit der Gattung Typhula vereint.[4] Durch molekularbiologische Untersuchungen der rDNA Gene, konnte gezeigt werden, dass die Gattung innerhalb der Ordnung Agaricales steht.

Die Gattung Sclerotium

Die Gattung Sclerotium wurde von dem deutschen Mykologen und Theologen Heinrich Julius Tode im Jahre 1790 erstmals beschrieben. Sie fasste verschiedene Pilze in einer Gattung zusammen, die Sklerotien bilden. Sklerotien sind fruchtkörperartige Dauerformen, die von sehr dickwandigen Hyphen gebildet werden. Nach und nach wurden über 400 Arten in dieses reine Formtaxon gestellt, die als einziges verbindendes Merkmal die Fähigkeit hatten, Sklerotien oder Sklerotien ähnliche Strukturen zu bilden, ansonsten gehörten sie zu ganz unterschiedlichen Zweigen der Ascomycota und Basidiomycota.[7]

Um ein monophyletisches Taxon zu schaffen, wurden alle Arten, die nicht zur Gattung Typhula gehören, aus der Gattung entfernt, da die Typusart der Gattung, Sclerotium complanatum, eine Nebenfruchtform (Anamorphe) von Typhula setipes ist. Allerdings ist der Gattungsname Sclerotium, der nur für die Nebenfruchtformen verwendet wird, heute nur noch ein Synonym von Typhula.

Bedeutung

Die psychrophilen Arten Typhula ishikariensis und Typhula incarnata sind die Erreger des Schneeschimmel oder der Typhulafäule. Diese Krankheit kann Rasen zerstören, die für eine lange Zeit mit Schnee bedeckt sind. Dies ist besonderes dann Problem wenn Golfplätzen einen ungeeigneten Standort haben. [8] Außerdem können die beiden Arten genauso wie Typhula phacorrhiza Schäden an Winterweizen verursachen.[9]

Quellen

  • Große Teile des Artikels wurde aus dem englischen Wikipedia-Artikel in dieser Version übernommen.

Einzelnachweise

  1. a b Christiaan Henrik Persoon: Synopsis methodica fungorum. sistens enumerationem omnium huc usque detectarum specierum, cum brevibus descriptionibus nec non synonymis et observationibus selectis. Henricum Dieterich, 1801, S. XVIII (Bibliothèque nationale de France).
  2. a b Elias Magnus Fries: Observationes mycologicae. Hrsg.: sumptibus G. Bonnieri [Hauniae]. Vol 2, 1818, S. 296 (gallica.bnf.fr).
  3. a b c Andreas Gminder, Armin Kaiser, German Josef Krieglsteiner, Wulfard Winterhoff: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. In: G. J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-8001-3531-8, S. 44.
  4. a b c Berthier J.: Monographie des Typhula, Pistillaria et genres voisins. Société Linnéenne de Lyon, 1976.
  5. a b Typhula (Pers.) Fr., 2:296, 1818. In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 21. Februar 2013 (englisch).
  6. Corner EJH.: A monograph of Clavariaand allied genera. Cambridge University Press, 1950.
  7. Z, Xu, TC. Harrington, M.L. Gleason & J.C. Batzer: Phylogenetic placement of plant pathogenic Sclerotium species among teleomorph genera. In: Mycologia. Vol.: 102 (2), 2010, S. 337–346, doi:10.3852/08-189 (online [PDF]).
  8. George Barron: Snow Moulds. In: George Barron's Website on Fungi. Abgerufen am 21. Februar 2013.
  9. Schneider EF, Seaman WL.: Typhula phacorrhiza on winter wheat. In: Canadian Journal of Plant Pathology. 8. Jahrgang, Nr. 3, 1986, S. 269–276, doi:10.1080/07060668609501799.
Commons: Typhula – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien