Svenskhuset

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Svenskehuset auf Spitzbergen (2010)

Das Unglück im Schwedenhaus (norwegisch Tragedien i Svenskehuset) war ein Ereignis im Winter 1872/1873, bei dem 17 Männer in einem isoliert gelegenen Haus auf der Insel Spitzbergen starben. Als Todesursache wurde lange Zeit Skorbut angenommen. Nachforschungen von 2008 ergaben jedoch, dass die Männer vermutlich an Bleivergiftung litten. Das Schwedenhaus (Svenskehuset) ist heute als „historisch-archäologische Örtlichkeit“ denkmalgeschützt.[1]

Das Ünglück

Das Schwedenhaus ist das älteste Haus im Spitzbergen-Archipel und wurde von Schweden am Kap Thordsen am Isfjorden errichtet. Mit dem Bau war beabsichtigt, den rauen Wetterverhältnissen des Spitzbergen-Winters standzuhalten.[2] Eine Gruppe von norwegischen Robbenjägern stieß im Herbst 1872 auf die Insel. Sie machten den finnlandschwedischen Polarforscher Adolf Erik Nordenskiöld ausfindig, der zu der Zeit eine Expedition in dem Gebiet leitete, und baten ihn um Hilfe. Nordenskiöld besaß jedoch nicht die Mittel, alle Jäger zu beherbergen. Daraufhin wurde vereinbart, dass einige der Männer sich zum Schwedenhaus aufmachen sollten, wo nach ihrem Wissen ausreichend Essen, Kohle und Gerätschaften lagerten. 17 Männer ohne eigene Familie wurden ausgewählt und am 14. Oktober 1872 mit Ruderbooten ausgesetzt. Für die 350 Kilometer lange Reise benötigte die Crew sieben Tage, um an ihr Ziel zu gelangen.[3]

Im darauffolgenden Sommer lief ein norwegisches Schiff unter der Führung des Tromsøers Fritz Mack in Norwegen aus, um die gestrandeten Männer zu retten.[4] Dort angekommen fand die Besatzung außerhalb des Hauses fünf Leichen, die in einer Persenning eingewickelt waren. An der von innen verschlossenen Tür hing eine Nachricht, die vor dem Betreten warnte. Im Hausinneren lagen fünf Leichen verstreut auf Stühlen, Betten und im Flur. Insgesamt wurden von der Expedition 15 Leichen gefunden, die nach draußen gebracht und in einem Grabbett beerdigt wurden. Zwei weitere Leichen wurden einige Jahre später von einer Forschergruppe entdeckt.[3] Einer der Robbenjäger, Karl Albertsen, führte ein Tagebuch während seines Aufenthaltes im Haus. Im Tagebuch stand geschrieben, dass ein Mann namens Hans Hansen im November der Erste war, der starb. Zu den Weihnachtstagen waren alle Männer im Haus krank.[4] Der letzte Tagebucheintrag war für den 19. April 1873 verzeichnet.[2] Es wird angenommen, dass Albertsen der Vorletzte war, der starb.[5]

Expedition von 2008

Svenskehuset
Lage des Schwedenhauses (Svenskehuset) im Spitzbergen-Archipel.

Eine beachtliche Menge an übriggebliebenen Essensvorräten und Heizmaterial schloss die Möglichkeit aus, dass die Männer an Unterernährung oder Unterkühlung starben.[2] Es wurde lange Zeit angenommen, dass sie an Skorbut starben, einer Vitamin-C-Mangelkrankheit, die in den Polargebieten weit verbreitet ist. Aufgrund dessen wurde ihnen der Vorwurf gemacht, ignorant gewesen zu sein und fahrlässig gehandelt zu haben. Einige Teile des alten Beweismaterials waren jedoch nicht mit Skorbut als Todesursache in Einklang zu bringen. Einerseits erweckte es den Anschein, dass alle Männer zur gleichen Zeit krank geworden seien, was sonderbar schien, wenn Skorbut als Todesursache in Frage kam. Andererseits zeigten die Tagebucheinträge, dass die Gruppe mit den Gefahren eines Vitamin-C-Mangels vertraut war und ihn zu vermeiden wusste.[3] Andere Theorien zogen Tuberkulose[6] oder Botulismus[3] als Todesursache in Betracht.

2007 beantragten der Arzt Ulf Aasebø und der Historiker Kjell Kjær eine Genehmigung zum Öffnen der Gräber, um die Todesursache der Opfer zu ergründen.[7] Sie hegten den Verdacht, dass die Robbenjäger in Wirklichkeit an Bleivergiftung und nicht an Skorbut starben.[3] Der Dichtstoff an früheren Konservendosen, die im 19. Jahrhundert für Nahrungsmittel gebräuchlich waren, bestand aus bis zu 50 % Blei.[7] Zunächst wurde der Antrag von der norwegischen Denkmalschutzbehörde Riksantikvaren abgelehnt, aber nachdem genauere Angaben zum wissenschaftlichen Zweck und zur methodischen Verfahrensweise gemacht wurden, stellte die Behörde die Genehmigung im Juli 2008 aus.[6]

Die Forscher hielten sich am Kap Thordsen vom 7. bis 9. August 2008 auf.[6] In einigen der Gräber lagen noch immer die Leichname, die inzwischen zu Eisblöcken gefroren waren. Die Leiber waren so gut konserviert, dass es die Expedition unterließ, sie weiter zu untersuchen. Laut Aasebø waren das vielmehr menschliche Überreste als bloße Skelette, und sowohl die Genehmigung als auch ethische Bedenken ließen es nicht zu, Proben von den Leichnamen zu nehmen. Zwei weitere Leichen wurden in einem flachen Doppelgrab beerdigt. Von diesen Gerippen wurden dann Proben entnommen.[3] Die Proben bestätigten die Theorie, dass die Skelette extrem hohe Konzentrationen an Blei aufwiesen.[4] Darüber hinaus enthielten die Konservendosen „so viel Blei, dass es im Inneren der Dose wie Eiszapfen herunterhing.[4] Die Befunde entkräfteten den Verdacht, die Männer hätten fahrlässig gehandelt. Laut Kjær half die wissenschaftliche Expedition, postum die Reputation der Männer wiederherzustellen.[3]

Einzelnachweise

  1. Svenskhuset, Kapp Thordsen, Isfjord. Riksantikvaren, abgerufen am 21. Dezember 2012 (norwegisch).
  2. a b c Glimt fra Svalbards historie: Tragedien i Svenskehuset. Norsk Nettskole, abgerufen am 21. Dezember 2012 (norwegisch).
  3. a b c d e f g Nina Brigitte Einem: Fant 15 lik. Norsk rikskringkasting, 13. August 2008, abgerufen am 21. Dezember 2012 (norwegisch).
  4. a b c d Sven Goll, Ida Thorp Halvorsen: Arctic mystery resolved after 135 years. Aftenposten, 19. September 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. Dezember 2012 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.aftenposten.no (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Tobias Stein Eilertsen: Mysteriet oppklart. Framtid i nord, 19. September 2008, abgerufen am 21. Dezember 2012 (norwegisch).
  6. a b c Line Nagell Ylvisåker: Får likevel åpne grav. Svalbardposten, 19. Juli 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. Dezember 2012 (norwegisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.svalbardposten.no (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. a b Heidi Schei Lilleås: Vil løse 130 år gammel dødsgåte. Nettavisen, 19. Mai 2007, abgerufen am 21. Dezember 2012 (norwegisch).