„Museum Godeffroy“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K →‎Geschichte: Link ergänzt
Zeile 29: Zeile 29:
* Theodor Kleinschmidt lebte schon längere Zeit auf den Viti-Inseln und begann im Herbst 1875 für das Museum zu reisen, u.a. auf das Neubritannia-Archipel. Am 10. April 1881 wurde er mit zwei Begleitern auf Utuan ermordet
* Theodor Kleinschmidt lebte schon längere Zeit auf den Viti-Inseln und begann im Herbst 1875 für das Museum zu reisen, u.a. auf das Neubritannia-Archipel. Am 10. April 1881 wurde er mit zwei Begleitern auf Utuan ermordet
* P.H. Krause aus Upolu lieferte eine anthropologische Sammlung aus Samoa.
* P.H. Krause aus Upolu lieferte eine anthropologische Sammlung aus Samoa.


== Tier- und Pflanzennamen ==

Für die Verdienste um die Förderung der Erforschung der Flora und Fauna des Stillen Ozeans wurden Tiere und Pflanzen nach Cesar Godeffroy benannt. Folgend eine kleine Auswahl:
* Schmetterling [[Papilio]] godeffroyi, Beschreibung von Georg Semper, 1866
* Ameise Strumigenys godeffroyi, Beschreibung von [[Gustav Mayr]], 1866
* Sperlingsvogel [[Monarchen|Monarcha]] godeffroyi, Beschreibung von [[Gustav Hartlaub]], 1868
* [[Agamen|Agame]] Gonocephalus godeffroyi, Beschreibung durch Peters, 1867
* Fisch [[Eleotrinae|Eleotris]] godeffroyi, Beschreibung durch [[Albert Günther]]
* Fisch Anampses godeffroyi Beschreibung durch Albert Günther, 1881
* Seefeder Godeffroyia elegans Beschreibung von [[Albert von Kölliker]], 1870
* Alge [[Surirella]] godeffroyana Beschreibung durch [[Otto Nikolaus Witt]]


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==

Version vom 18. Oktober 2011, 22:49 Uhr

Das Museum Godeffroy war ein Museum in Hamburg, das von 1861 bis 1885 bestand.

Geschichte

Der Hamburger Reeder Johan Cesar VI. Godeffroy hatte seine Kapitäne ab 1860 angehalten, zoologisches, botanisches und völkerkundliches Material von den Fahrten nach Australien und in die Südsee mitzubringen. Nachdem sich sehr viel Material angesammelt hatte, wurde der Zoologe Dr. Eduard Graeffe angestellt, um die Sammlung zu einem wissenschaftlichen Museum zu ordnen. 1861 öffnete das Museum Godeffroy in Teilen des Kontorhauses der Firma "J. C. Godeffroy & Sohn" am Alten Wandrahm 26. Ab 1876 wurden in dem gegenüberliegenden Gebäude Alter Wandrahm 29 zwei Etagen angemietet, die untere enthielt die zoologische, die obere, die anthropologisch-ethnologische Sammlung. Die zoologische Abteilung präsentierte Vögel inklusive Nester und Eier, sowie wirbellose Tiere, wie z.B. Muscheln, Schnecken und Käfer. Für Fische, Reptilien und Amphibien sowie Säugetiere fehlte der Platz. Die anthropologische zeigte Waffen, Geräte, Schmucksache, Bekleidung etc., sowie Schädel, Skelete und Gipsabgüsse davon. Im Alten Wandrahm 29 blieb das Museum bis zum Verkauf. Ab 1881 waren die Gebäude vom Abriss bedroht, da Hamburg sich entschlossen hatte, dem Deutschen Zollgebiet beizutreten. Dafür sollte gesamte Areal von Kehrwieder bis Alter Wandrahm sollte „niedergelegt“ werden, um dort die zukünftige Speicherstadt zu bauen. Mit der Umsetzung des Planes wurde 1885 begonnen.

Zu den Forschungsreisenden, die im Auftrag von "J.C. Godeffroy & Sohn" Naturalien sammelten, gehörten unter anderem Amalie Dietrich, Eduard Graeffe, Johann Stanislaus Kubary, Richard Parkinson, Andrew Garrett, Eduard Dämel, Franz Hübner und Theodor Kleinschmidt. Von den (Kauffahrtei-) Kapitänen, die sammelten, sind namentlich bekannt und hervorgetreten Jürgen Heinrich Witt, H.W. Wendt, Brück und Alfred Tetens. 1863 wurde Johannes Schmeltz als Kustos (wissenschaftlicher Mitarbeiter) eingestellt. Er sorgte u.a. dafür, dass die mitgebrachten Gegenstände von anerkannten Wissenschaftlern von naturwissenschaftlichen Vereinen und Universitäten aus ganz Europa analysiert wurden. Anschliessend wurden sie in die Sammlung eingegliedert. Er betreute auch den Verkauf der Dubletten.

Von 1864 bis 1881 wurden acht „Catalog(e) der zum Verkauf stehenden Doubletten aus den naturhistorischen Expeditionen der Herren Joh. Ces. Godeffroy & Sohn in Hamburg mit Bemerkungen über die Lebensweise einzelner darin enthaltener Objekte“ herausgegeben.

Das Journal des Museum Godeffroy erschien in fünf Bänden. Hier wurden umfangreiche Fachaufsätze publiziert. Die ersten vier zu je drei Heften erschienen in den Jahren 1873 bis 1881 und wurden von Johannes Schmeltz zusammengestellt. Verlegt wurden die Journale von dem Hamburger Seekartenhändler Ludwig Friederichsen. Der letzte Band erschien erst 1909 mit Unterstützung der „Wilhelm von Godeffroy Familien-Fidei-Comiss-Stiftung“. Er widmete sich ausschließlich den Fischen der Südsee von Andrew Garrett, deren erster Teil im Band IV veröffentlicht worden war.

Zu den Ergebnissen der Forschungsreisen gehörten neben schriftlichen Aufzeichnungen auch Zeichnungen und Fotografien. Große Bekanntheit haben die ca. 470 Zeichnungen von Fischen von Andrew Garrett. Von den Reisenden Jan Kubary und Franz Hübner ist bekannt, dass sie fotografiert haben. So entstand im Laufe der Zeit ein Verzeichniss der Photographien des Museum Godeffroy welche Australien und die Südsee betreffen von fast 600 Bildern. Dieser Katalog wurde 1880 veröffentlicht. Abzüge der Fotografien wurden nach Bedarf in unterschiedlichen Formaten angeboten. Eine Zusammenstellung von 175 Fotografien und 28 Tafeln wurde unter dem Titel Süd-See-Typen, Anthropologisches Album des Museum Godeffroy veröffentlicht. Sie war als Ergänzung zu der über 700 Seiten starken Veröffentlichung über die ethnografisch-Anthropologissche Abteilung zu betrachten. Das Museum für Völkerkunde in Hamburg verfügt über einen großen Bestand dieser Fotografien.

Aus Anlass der 49. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hamburg im September 1876 wurde ein 35 seitiges Verzeichnis der im Museum Godeffroy vorhandenen Ethnographischen Gegenstände veröffentlicht.

Johannes Schmeltz hat zu Beginn des Jahres 1882 einen Führer durch das Museum Godeffroy veröffentlicht. Die Einleitung bietet einen ausführlichen Einblick in die Entwicklung und Geschichte des Museum Godeffroy.

Nach der Einstellung der Tätigkeiten der Firma "J.C. Godeffroy & Sohn" im Dezember 1879 bestand das Museum weiter, da es nicht zum Firmenvermögen gehörte. Kurz vor dem Tod Johan Cesar VI. Godeffroys im Jahr 1885 wurde die Sammlung aufgeteilt und nach langwierigen Verhandlungen an verschiedene Museen verkauft. Eine größere Anzahl der Ausstellungsstücke ist bis heute erhalten. Sie befinden sich im Museum für Völkerkunde zu Leipzig als Teil der Staatlichen Ethnographischen Sammlung Sachsens. Weitere Stücke gingen an das Naturhistorische Museum und blieben so Hamburg damals erhalten. Sie befinden sich heutzutage im Zoologischen Museum [1] der Universität Hamburg und im Museum für Völkerkunde. Andere Teile der Sammlung kamen nach Leiden. Die Verbindung war über den ehemaligen Kustos Johannes Schmeltz zustande gekommen, der ab 1. Mai 1882 als "Conservator" Mitarbeiter des Ethnographischen Museums in Leiden geworden und später deren Direktor war. Das Museum wurde später in Rijksmuseum voor Volkenkunde[2] umbenannt.

Forschungsreisende

  • Der erste Forschungsreisende war Dr. Eduard Graeffe aus Zürich; 1861 reiste er nach Samoa und kehrte 1872 zurück. Bis 1874 führte er die Redaktion des Journal des Museum Godeffroy.
  • 1868 fuhr Amalie Dietrich nach Queensland in Ost Australien; sie lebte in Brisbane nahe der Moratonbay und kehrte im Jahr 1878 zurück.
  • 1869 reiste Johann S. Kubary aus Warschau, der ursprünglich Medicin studiert hatte, zum Marshall- und Carolinen-Archipel. Im Mai 1875 kehrte er zurück, fuhr aber im Herbst wieder zurück.
  • 1867 wurde Amerikaner Andrew Garrett für das Museums gewonnen. Von ihm stammen die Original-Zeichnungen von Fischen.
  • Eduard Dämel hatte mehrere Jahre als Assistent des Museums gearbeitet; reiste von 1871 bis 1875 im Auftrage des Museums nach Australien
  • Im April 1875 fuhr Franz Hübner -ursprünglich Apotheker- auf die Tonga-Inseln und das Neubritannia-Archipel, wo er am 31. December 1877 verstarb.
  • Theodor Kleinschmidt lebte schon längere Zeit auf den Viti-Inseln und begann im Herbst 1875 für das Museum zu reisen, u.a. auf das Neubritannia-Archipel. Am 10. April 1881 wurde er mit zwei Begleitern auf Utuan ermordet
  • P.H. Krause aus Upolu lieferte eine anthropologische Sammlung aus Samoa.


Tier- und Pflanzennamen

Für die Verdienste um die Förderung der Erforschung der Flora und Fauna des Stillen Ozeans wurden Tiere und Pflanzen nach Cesar Godeffroy benannt. Folgend eine kleine Auswahl:

Veröffentlichungen

  • Catalog(e) der zum Verkauf stehenden Doubletten aus den naturhistorischen Expeditionen der Herren Joh. Ces. Godeffroy & Sohn in Hamburg mit Bemerkungen über die Lebensweise einzelner darin enthaltener Objekte 1864 bis 1881 erschienen in 8 Ausgaben
  • Journal des Museum Godeffroy, Verlag L. Friederichsen, Hamburg, von 1873 bis 1881 und 1909
  • Verzeichniss der Photographien des Museum Godeffroy welche Australien und die Südsee betreffen
  • Verzeichnis der im Museum Godeffroy vorhandenen Ethnographischen Gegenstände, 35 Seiten, Verlag L. Friederichsen, Hamburg, September 1876
  • Süd-See-Typen, Anthropologisches Album des Museum Godeffroy, 15 Seiten, Verlag L. Friederichsen, Hamburg, 1881
  • Führer durch das Museum Godeffroy , 61 Seiten, Verlag L. Friederichsen, Hamburg, 1882

Literatur

  • Birgit Scheps: Das verkaufte Museum. Die Südsee-Unternehmungen des Handelshauses Joh. Ces. Godeffroy & Sohn, Hamburg, und die Sammlungen „Museum Godeffroy“. Goecke & Evers, Keltern-Weiler 2005. (Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg; N.F., 40) ISBN 3-937783-11-3.
  • Birgit Scheps: Die Australien-Sammlung aus dem Museum Godeffroy im Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Seite 194-209, Bd. 40, in: Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig. 1994
  • Helene Kranz: Das Museum Godeffroy, 1861-1881 Naturkunde und Ethnographie der Südsee. Eine Publikation des Altonaer Museums. marebuchverlag, 2005, ISBN 3-927637-47-5.
  • H. Glenn Penny: Objects of culture : ethnology and ethnographic museums in Imperial Germany, Chapel Hill/London: University of North Carolina Press 2002.
  • Schmeltz, J. D. E. und Krause, R.: Die Ethnographisch-Anthropologische Abtheilung des Museum Godeffroy in Hamburg : ein Beitrag zur Kunde der Südsee-Völker, 687 Seiten u. 46 Taf., Friederichsen, Hamburg 1881
  • Jan Lederbogen: Ethnographische Photographie: das Beispiel Museum Godeffroy, 278 S., Magisterarbeit, Univ. Hamburg, 1992
  • Jutta Beate Engelhard, Peter Mesenhöller (Hrsg.): Bilder aus dem Paradies. Koloniale Fotografie aus Samoa 1875 - 1925. 176 Seiten, Jonas Verlag, Marburg 1996, ISBN 3-89445-184-x. Dort das Kapitel: Frühe Fotografie auf Samoa zwischen Wissenschaftsanspruch und kolonialem Denken; die Fotografien des Museum Godeffroy in Hamburg von Jan Lederbogen
  • Susanne Fülleborn: Die ethnographischen Unternehmungen des Hamburger Handelshauses Godeffroy, 202 S., Magisterarbeit, Univ. Hamburg, 1985
  • Thomas Theye: „...ein Blick für alles Bemerkenswerthe ... einige wissenschaftsgeschichtliche Aspekte der Queensland-Photographien Amalie Dietrichs in der anthropologischen Sammlung des Museums Godeffroy" Seiten 161-280 im Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig Band 42, 2004, ISSN 0075-8663
  • Henry A. Ward: Museum Godeffroy, Popular Science Monthly, Volume 8, April 1876 (1876) ab S. 699[3]
  • Ray Sumner: Photographs of Aborigines of North-East Australia: A Collection of Early Queensland Aboriginal Photographs, Made by Amalie Dietrich for the Museum Godeffroy, Seite 157-170, Vol. 10, Aboriginal History, 1986 (based at the Australian National University in Canberra, Australia)

Einzelnachweis

  1. Zoologischen Museum der Universität Hamburg
  2. Rijksmuseum voor Volkenkunde
  3. Popular Science Monthly