„Einhorn“ – Versionsunterschied

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Anders in der chinesischen Mythologie, wo das [[Qilin]] eher einem Ochsen gleicht.
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Die [[Farbe]] des [[Fell]]s wird unterschiedlich beschrieben: Mal heißt es, das Einhorn sei reinweiß, mal besitze es alle [[Schattierung]]en von weiß, ein andermal soll es alle [[Farbe]]n haben. Es wird auch über Einhörner mit [[Flügel (Vogel)|Flügeln]], ähnlich einem [[Pegasus (Mythologie)|Pegasus]] fabuliert. Für die [[männlich]]e bzw. [[weiblich]]e Form des Einhorns werden die [[Bezeichnung]]en ''Einhornhengst'' und ''Einhornstute'' verwendet.
Die [[Farbe]] des [[Fell]]s wird unterschiedlich beschrieben: Mal heißt es, das Einhorn sei reinweiß, mal besitze es alle [[Schattenwirkung|Schattierungen]] von weiß, ein andermal soll es alle [[Farbe]]n haben. Es wird auch über Einhörner mit [[Flügel (Vogel)|Flügeln]], ähnlich einem [[Pegasus (Mythologie)|Pegasus]] fabuliert. Für die [[männlich]]e bzw. [[weiblich]]e Form des Einhorns werden die [[Bezeichnung]]en ''Einhornhengst'' und ''Einhornstute'' verwendet.


== Hypothetischer Ursprung ==
== Hypothetischer Ursprung ==
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Es wird berichtet, dass Einhörner großes Vertrauen in [[Jungfrau]]en haben. So zeigen sie sich angeblich einer Jungfrau, wenn diese am Rande des Einhornwalds sitzt, legen ihren Kopf in den Schoß der Jungfrau und schlafen ein.
Es wird berichtet, dass Einhörner großes Vertrauen in [[Jungfrau]]en haben. So zeigen sie sich angeblich einer Jungfrau, wenn diese am Rande des Einhornwalds sitzt, legen ihren Kopf in den Schoß der Jungfrau und schlafen ein.


In vielen Darstellungen von der Jagd auf Einhörner wird diese Vertrautheit genutzt, um die Fabeltiere zu fangen. Eine Jungfrau wartet auf das Einhorn. Ist es eingeschlafen, treten die Jäger aus den Verstecken hervor.
In vielen Darstellungen von der Jagd auf Einhörner wird diese Vertrautheit genutzt, um die Fabeltiere zu fangen. Eine Jungfrau wartet auf das Einhorn. Ist es eingeschlafen, treten die Jäger aus den Verstecken hervor. In dem Zusammenhang sprechen einige christliche Legenden von stets männlichen Einhörnern, die sich ausschließlich durch eine Berührung einer Jungfrau mit ihrem "[[Horn]]" durch "[[Jungfernzeugung]]" vermehren.

In dem Zusammenhang sprechen einige christliche Legenden von stets männlichen Einhörnern, die sich ausschließlich durch eine Berührung einer Jungfrau mit ihrem "[[Horn]]" durch "[[Jungfernzeugung]]" vermehren.


== Einhörner und Alchemie ==
== Einhörner und Alchemie ==
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== Einhörner in der Kunst ==
== Einhörner in der Kunst ==
[[Datei:Französischer Tapisseur (15. Jahrhundert) 001.jpg|thumb|„Jungfrau mit dem Einhorn“, Frankreich, 15. Jahrhundert]]
[[Datei:Französischer Tapisseur (15. Jahrhundert) 001.jpg|thumb|„Jungfrau mit dem Einhorn“, Frankreich, 15. Jahrhundert]]
In der darstellenden Kunst taucht das Einhorn schon in den Kulthöhlen der Jägerstämme auf. Im [[Pergamonmuseum]] in Berlin kann man es auf dem [[Ischtar-Tor]] aus Babylon bewundern.
In der Kunst wird das Einhorn oft benutzt, um Jungfräulichkeit darzustellen.

Im Mittelalter war das Einhorn deshalb das Zeichen für die ''Jungfrau'' [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]. Man findet es auf der Brosche des Bildes von [[Stefan Lochner]] (Madonna im Rosenhag, um 1448, Wallraf-Richartz-Museum, Köln). Berühmt ist das Gemälde „Dame mit dem Einhorn“ von [[Raffael]] (um 1506, [[Galleria Borghese]], Rom). Das Einhorn findet man ebenfalls auf dem Tafelbild „Der Garten der Lüste“ von [[Hieronymus Bosch]] (um 1500, [[Museo del Prado|Prado]], Madrid) sowie bei [[Lucas Cranach der Ältere]] (Das Paradies, 1530, Kunsthistorisches Museum Wien).
Die älteste Darstellung eines Einhorns in der christlichen Kunst findet sich vermutlich in einem [[Antiphonale]] aus dem 12. Jahrhundert im [[Kloster Einsiedeln]]. Die [[Miniaturmalerei|Miniatur]] zeigt eine [[Verkündigung]]sszene mit [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]], die in ihrem Schoß das Einhorn beschützt. Vor ihr kniet der [[Gabriel (Erzengel)|Erzengel Gabriel]]. Wie hier wird in der Kunst das Einhorn oft im Zusammenhang mit Jungfräulichkeit dargestellt. Dieses [[Allegorie|allegorische]] Motiv geht auf [[Physiologus]] im 2. Jahrhundert n. Chr. zurück, wonach ein Jäger das wilde Einhorn nur fangen könne, wenn es seinen Kopf in den Schoß einer Jungfrau legt.
<ref>Wilhelm Molsdorf: ''Christliche Symbolik der mittelalterlichen Kunst.'' Karl W. Hiersemann, Leipzig 1926, S. 23</ref>

Im Mittelalter war das Einhorn deshalb das Zeichen für die „Jungfrau“ Maria. Man findet es auf der Brosche des Bildes von [[Stefan Lochner]] (Madonna im Rosenhag, um 1448, Wallraf-Richartz-Museum, Köln). Berühmt ist das Gemälde „Dame mit dem Einhorn“ von [[Raffael]] (um 1506, [[Galleria Borghese]], Rom). Das Einhorn findet man ebenfalls auf dem Tafelbild „Der Garten der Lüste“ von [[Hieronymus Bosch]] (um 1500, [[Museo del Prado|Prado]], Madrid) sowie bei [[Lucas Cranach der Ältere]] (Das Paradies, 1530, Kunsthistorisches Museum Wien).


Eine sehr bekannte Darstellung eines Einhorns gibt es im Museum für Mittelalter (französisch: ''[[Musée national du Moyen Âge]]'') in [[Paris]] zu sehen ([[Musée national du Moyen Âge|Hôtel de Cluny]]). Die Reihe von fünf Wandteppichen, die jeweils die fünf Sinne darstellen, und einen sechsten Teppich, der alle fünf Sinne in sich vereint. Die Wandteppiche wurden für [[Jaen Le Viste]] von [[Lyon]] gefertigt und tragen somit auch sein Wappen. Kopien der Teppiche werden in vielen Filmen als Hintergrundkulisse verwendet. Bekanntestes Beispiel ist der Gryffindor-Aufenthaltsraum in den Harry-Potter-Filmen.
Eine sehr bekannte Darstellung eines Einhorns gibt es im Museum für Mittelalter (französisch: ''[[Musée national du Moyen Âge]]'') in [[Paris]] zu sehen ([[Musée national du Moyen Âge|Hôtel de Cluny]]). Die Reihe von fünf Wandteppichen, die jeweils die fünf Sinne darstellen, und einen sechsten Teppich, der alle fünf Sinne in sich vereint. Die Wandteppiche wurden für [[Jaen Le Viste]] von [[Lyon]] gefertigt und tragen somit auch sein Wappen. Kopien der Teppiche werden in vielen Filmen als Hintergrundkulisse verwendet. Bekanntestes Beispiel ist der Gryffindor-Aufenthaltsraum in den Harry-Potter-Filmen.
[[Datei:DomenichinounicornPalFarnese.jpg|thumb|Gezähmtes Einhorn ([[Palazzo Farnese]], wird [[Domenichino]] zugeschrieben, um 1602)]]
[[Datei:DomenichinounicornPalFarnese.jpg|thumb|Gezähmtes Einhorn ([[Palazzo Farnese]], wird [[Domenichino]] zugeschrieben, um 1602)]]

In der darstellenden Kunst taucht das Einhorn schon in den Kulthöhlen der Jägerstämme auf. Im [[Pergamonmuseum]] in Berlin kann man es auf dem [[Ischtar-Tor]] aus Babylon bewundern.


Es ist zu finden in Altären, (zum&nbsp;Beispiel Einhornaltar im [[Erfurter Dom|Dom zu Erfurt]], frühes 15. Jahrhundert) und in der Bildhauerei z.&nbsp;B. Einhornbrunnen von Prof. Geibel (1960) in [[Darmstadt]].
Es ist zu finden in Altären, (zum&nbsp;Beispiel Einhornaltar im [[Erfurter Dom|Dom zu Erfurt]], frühes 15. Jahrhundert) und in der Bildhauerei z.&nbsp;B. Einhornbrunnen von Prof. Geibel (1960) in [[Darmstadt]].
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Seinen mythischen Ursprung soll das Einhorn in der griechischen Mythologie haben. Dort schlug Zeus der Ziege Almathea, die ihn gesäugt hatte, ein Horn ab (Füllhorn). Um den Stolz und das Edle des so entstandenen Einhorns zu verdeutlichen, gab man ihm den Körper eines Pferdes. Die gespaltenen Hufe und der Ziegenbart sind so ebenfalls auf die griechische Mythologie zurückzuführen.
Seinen mythischen Ursprung soll das Einhorn in der griechischen Mythologie haben. Dort schlug Zeus der Ziege Almathea, die ihn gesäugt hatte, ein Horn ab (Füllhorn). Um den Stolz und das Edle des so entstandenen Einhorns zu verdeutlichen, gab man ihm den Körper eines Pferdes. Die gespaltenen Hufe und der Ziegenbart sind so ebenfalls auf die griechische Mythologie zurückzuführen.


Es heißt auch, dass die Einhörner Freunde des Elfenvolkes sind. Sie treffen sich mit ihnen in Vollmondnächten und wohnen den magischen Elfentänzen bei.
Es heißt auch, dass die Einhörner Freunde des Elfenvolkes sind. Sie treffen sich mit ihnen in Vollmondnächten und wohnen den magischen Elfentänzen bei. Unter anderem werden sie auch "das Auge Gottes" genannt.

Unter anderem werden sie auch "das Auge Gottes" genannt.


== Biologie ==
== Biologie ==
[[Datei:Unicornis.png|thumb|Unicornis ein Einhorn. [[Albertus Magnus]]: ''De animalibus'', [[Frankfurt am Main]], 1545.]]
[[Datei:Unicornis.png|thumb|Unicornis ein Einhorn. [[Albertus Magnus]]: ''De animalibus'', [[Frankfurt am Main]], 1545.]]
Von der Antike bis zur Neuzeit taucht das Einhorn in der zoologischen und medizinischen Literatur auf: Im „[[Physiologus]]“ (2. Jahrhundert), bei [[Hildegard von Bingen]] (12. Jahrhundert), [[Albertus Magnus]] (13. Jahrhundert) und in Arzneibüchern bis ins 19. Jahrhundert. Pater Werinhard Einhorn schrieb 1975 seine Doktorarbeit „spiritalis unicornis“.
Von der Antike bis zur Neuzeit taucht das Einhorn in der zoologischen und medizinischen Literatur auf: Im „Physiologus“, bei [[Hildegard von Bingen]] (12. Jahrhundert), [[Albertus Magnus]] (13. Jahrhundert) und in Arzneibüchern bis ins 19. Jahrhundert. Pater Werinhard Einhorn schrieb 1975 seine Doktorarbeit „spiritalis unicornis“.


Vor allem der Physiologus hatte, neben der Bibel, besondere Bedeutung für den christlichen Glauben an Einhörner.<ref name="Duve1997">Karen Duve, Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1997. ISBN 3-8218-0505-6.</ref>
Vor allem der Physiologus hatte, neben der Bibel, besondere Bedeutung für den christlichen Glauben an Einhörner.<ref name="Duve1997">Karen Duve, Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1997. ISBN 3-8218-0505-6.</ref>
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* [[Ungarische Sprache|ungarisch]]: ''egyszarvu''
* [[Ungarische Sprache|ungarisch]]: ''egyszarvu''
Interessant ist, dass es sich bei diesen alten Sprachen immer um wortwörtliche Übersetzungen handelt, in den verschiedenen Sprachen also immer das gleiche (übersetzte) Wort benutzt wird.
Interessant ist, dass es sich bei diesen alten Sprachen immer um wortwörtliche Übersetzungen handelt, in den verschiedenen Sprachen also immer das gleiche (übersetzte) Wort benutzt wird.

== Siehe auch ==
[[Unsichtbares rosafarbenes Einhorn]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Harald Gebhardt / Mario Ludwig: ''Von Drachen, Yetis und Vampiren – Fabeltieren auf der Spur''. BLV-Verlag, München 2005. ISBN 3-405-16679-9.
* Harald Gebhardt / Mario Ludwig: ''Von Drachen, Yetis und Vampiren – Fabeltieren auf der Spur''. BLV-Verlag, München 2005. ISBN 3-405-16679-9.
* [[Jacques Le Goff]]: ''Ritter, Einhorn, Troubadoure''. Helden und Wunder des Mittelalters. Aus dem Franz. von Annette Lallemand, München 2005, ISBN 3-406-53585-2.
* [[Jacques Le Goff]]: ''Ritter, Einhorn, Troubadoure''. Helden und Wunder des Mittelalters. Aus dem Franz. von Annette Lallemand, München 2005, ISBN 3-406-53585-2.



;Symbolkundliche Darstellungen
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*: ''bis in des stillen Blickes Licht — geliebt.''
*: ''bis in des stillen Blickes Licht — geliebt.''
*: (aus [[Rainer Maria Rilke]]: ''Die Sonette an Orpheus.'' Zweiter Teil, Vers IV)
*: (aus [[Rainer Maria Rilke]]: ''Die Sonette an Orpheus.'' Zweiter Teil, Vers IV)

== Siehe auch ==
[[Unsichtbares rosafarbenes Einhorn]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 10. Juli 2010, 18:23 Uhr

Das Einhorn ist ein pferdeähnliches Fabeltier mit einem Horn auf der Stirn. Es gilt als das edelste aller Fabeltiere und steht als Symbol für das Gute.

Einhornmosaik auf einem Kirchenfußboden von 273 in Ravenna

Aussehen

Einhorn. Conrad Gesner: Historiae animalium, 1551.

Das Einhorn ist ein Fabeltier, das einem Pferd (manchmal auch einer Ziege) ähnelt, jedoch ein erhabenes Horn auf der Stirn trägt. Häufig wird es auch mit weiteren vom Pferd abweichenden Merkmalen wie zum Beispiel gespaltenen Hufen (ähnlich einem Paarhufer), dem Schwanz eines Löwen oder einem Ziegenbart beschrieben.

Anders in der chinesischen Mythologie, wo das Qilin eher einem Ochsen gleicht.

Die Farbe des Fells wird unterschiedlich beschrieben: Mal heißt es, das Einhorn sei reinweiß, mal besitze es alle Schattierungen von weiß, ein andermal soll es alle Farben haben. Es wird auch über Einhörner mit Flügeln, ähnlich einem Pegasus fabuliert. Für die männliche bzw. weibliche Form des Einhorns werden die Bezeichnungen Einhornhengst und Einhornstute verwendet.

Hypothetischer Ursprung

Einige zeitgenössische Wissenschaftler vertreten die Hypothese, dass der Ursprung des Einhorns in Rindern oder Ziegen liegt, denen man im Orient des 3. vorchristlichen Jahrhunderts zu Schmuck- oder kultischen Zwecken in jungen Jahren die Hörner zusammenband, so dass diese im Laufe der Jahre scheinbar zu einem einzigen Horn zusammenwuchsen. Das könnte auch die gespaltenen Hufe und den „Löwenschwanz“ erklären, die besser zu einem Paarhufer als zu einem Pferd passen.

Im Juni 2008 wurde in einem italienischen Naturpark in der Toskana ein 10 Monate altes Reh mit nur einem Horn (sog. morphologische Anomalie) entdeckt und vom Naturwissenschaftlichen Zentrum Prato (CSN) dokumentiert.[1] Diese Entdeckung lässt vermuten, dass in der Vergangenheit gesichtete Hirsche, Rehe oder andere Tiere mit nur einem Horn den Mythos Einhorn entstehen ließen.

Eine andere Theorie geht davon aus, dass in der Antike eine römische Expedition in Afrika auf Nashörner getroffen ist. Weil diese ja nur ein Horn auf der Nase hatten, wurden sie 'unicornus' (lat. Einhorn) genannt. Da man in Europa keine Nashörner kannte, wurden sie beschrieben mit "sie sind so schnell wie Pferde und haben ein Horn auf der Nase'. Im Laufe der Zeit ist das wahre Aussehen des unicornus verloren gegangen und man stellte sich den unicornus immer pferdeähnlicher vor.

Das Horn

Ein vergoldeter Einhornkopf über dem Eingang der Einhorn-Apotheke in Trier.

Das Horn des Einhorns wird als schneckenartig gedreht und vorne spitz zulaufend dargestellt. Es soll weiß und bis zu einem halben Meter lang sein. Mit ihm soll das Einhorn gegen seine Feinde (unter anderem Löwen) kämpfen, heilen und sogar Tote wiederbeleben können. Das Horn soll dem Einhorn erst allmählich im Laufe seines Lebens wachsen; ein abgebrochenes Horn soll innerhalb von zehn Jahren wieder nachwachsen.

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Zähne des Narwals für das Horn gehalten und als Ainkhürn bezeichnet. Noch heute existieren mehrere Objekte, meist Herrscherinsignien, die aus Narwalzahn angefertigt wurden.

  • Als vermeintliches Einhorn raubten Kreuzritter zwei Narwalstoßzähne in Konstantinopel und schenkten diese dem Markusdom in Venedig, wo sie noch heute aufbewahrt werden (Schatzkammer des Markusdoms in Venedig).
  • Auch die Habsburger waren im Besitz eines „Ainkhürn“-Stoßzahnes sowie mehrerer Objekte aus Ainkhürn (Wiener Kronschatz).
  • 1671 wurde der dänische König Christian V. auf einem Krönungsstuhl gekrönt, der ausschließlich aus Ainkhürn hergestellt war. Er dient noch heute als Thron der Königin von Dänemark.

Dem Ainkhürn wurden magische Fähigkeiten zugeschrieben, so zum Beispiel, dass es Gift neutralisieren könne, weswegen auch Trinkgefäße aus Narwalelfenbein gefertigt wurden. Da das Horn als sehr vielseitiges Heilmittel galt, wurden in vielen Städten Apotheken als Einhorn-Apotheke benannt.

Besondere Fähigkeiten

Angeblich können die Tränen des Einhorns Versteinerungen lösen. Es soll Tote zurück ins Leben holen können, und wer das Blut eines Einhorns trinkt, wird angeblich unsterblich, führt aber von diesem Punkt an ein unglückliches und verfluchtes Leben. In einigen Erzählungen heißt es auch, dass ein Einhorn ein karges und/oder verwüstetes Land wieder zum Blühen bringt, sobald es dessen Grenzen überschreitet.

Lebensraum

gefälschtes Einhorn-Skelett.

Das Einhorn soll überwiegend als Einzelgänger in einem Wald leben, den es beschützt und behütet. Es heißt, dass in einem Einhornwald die Pflanzen und die Tiere größer und gesünder als in einem normalen Wald sind. In diesem Wald muss es angeblich einen kleinen See geben, in dem sich das zur Eitelkeit neigende Einhorn als Spiegelbild sehen kann. Es ist auch die Rede davon, dass in einem Einhornwald immer Frühling herrscht und das Einhorn unsterblich ist, solange es „seinen“ Wald nicht verlässt.

Seltener wird auch von Wassereinhörnern fabuliert, die angeblich in den Tiefen der Ozeane leben. Es sollen auch Einhörner in Höhlen gelebt haben; die Einhornhöhle im Westharz ist jedenfalls nach ihnen benannt. Es handelte sich bei den hier und auch in anderen Höhlen gefundenen Knochen jedoch meist um Fragmente des Ursus spelaeus Höhlenbär, die in den Ablagerungen oft in großer Zahl gefunden wurden und die bis vor etwa 200 Jahren noch nicht wissenschaftlich gedeutet werden konnten. Nur wenige Leute behaupteten, ein Einhorn gesehen zu haben.

Das Leben eines Einhorns

Die Geburt eines Einhorns („Einhornfohlen“) soll ein sehr seltenes Ereignis sein. Bei seiner Geburt soll ein Einhorn noch kein oder nur ein sehr kleines Horn haben. Bis ein Einhorn ausgewachsen ist, sollen zwischen 3 und 10 Jahre vergehen. Nach einer sehr langen Lernphase verlässt das Einhorn irgendwann den Wald seiner Mutter und sucht sich einen eigenen Wald. Dort soll es angeblich die ganze Zeit leben, mit Ausnahme von wenigen Treffen mit anderen Einhörnern. Nur äußerst selten soll es den Wald aus anderen Gründen verlassen. Es ist widersprüchlich beschrieben, ob Einhörner ewig leben oder nur sehr, sehr alt werden und irgendwann aufhören zu existieren.

Einhörner und Menschen

Einhörner sollen gegenüber Menschen sehr scheu sein. Dies käme daher, dass die Menschen aufgrund des kostbaren Horns Jagd auf Einhörner machen sollen. Es wird auch berichtet, dass nur Menschen, die an Einhörner glauben (oder nur Jungfrauen, die reinen Herzens sind), sie auch erkennen können. Alle anderen sollen nur ein ganz gewöhnliches Pferd sehen. In letzter Zeit werden wieder vermehrt angeblich Einhörner gesichtet, was darauf zurückgeführt wird, dass sich viele Menschen Sagen und Mythen als Ersatzreligionen zuwenden.

Einhörner und Jungfrauen

Medaille „Unschuld und Einhorn in mondbeschienener Landschaft“ von Pisanello, 1447.

Es wird berichtet, dass Einhörner großes Vertrauen in Jungfrauen haben. So zeigen sie sich angeblich einer Jungfrau, wenn diese am Rande des Einhornwalds sitzt, legen ihren Kopf in den Schoß der Jungfrau und schlafen ein.

In vielen Darstellungen von der Jagd auf Einhörner wird diese Vertrautheit genutzt, um die Fabeltiere zu fangen. Eine Jungfrau wartet auf das Einhorn. Ist es eingeschlafen, treten die Jäger aus den Verstecken hervor. In dem Zusammenhang sprechen einige christliche Legenden von stets männlichen Einhörnern, die sich ausschließlich durch eine Berührung einer Jungfrau mit ihrem "Horn" durch "Jungfernzeugung" vermehren.

Einhörner und Alchemie

Bei den mittelalterlichen Alchemisten symbolisierte das Einhorn das chemische Element Quecksilber.

Einhörner in der Kunst

„Jungfrau mit dem Einhorn“, Frankreich, 15. Jahrhundert

In der darstellenden Kunst taucht das Einhorn schon in den Kulthöhlen der Jägerstämme auf. Im Pergamonmuseum in Berlin kann man es auf dem Ischtar-Tor aus Babylon bewundern.

Die älteste Darstellung eines Einhorns in der christlichen Kunst findet sich vermutlich in einem Antiphonale aus dem 12. Jahrhundert im Kloster Einsiedeln. Die Miniatur zeigt eine Verkündigungsszene mit Maria, die in ihrem Schoß das Einhorn beschützt. Vor ihr kniet der Erzengel Gabriel. Wie hier wird in der Kunst das Einhorn oft im Zusammenhang mit Jungfräulichkeit dargestellt. Dieses allegorische Motiv geht auf Physiologus im 2. Jahrhundert n. Chr. zurück, wonach ein Jäger das wilde Einhorn nur fangen könne, wenn es seinen Kopf in den Schoß einer Jungfrau legt. [2]

Im Mittelalter war das Einhorn deshalb das Zeichen für die „Jungfrau“ Maria. Man findet es auf der Brosche des Bildes von Stefan Lochner (Madonna im Rosenhag, um 1448, Wallraf-Richartz-Museum, Köln). Berühmt ist das Gemälde „Dame mit dem Einhorn“ von Raffael (um 1506, Galleria Borghese, Rom). Das Einhorn findet man ebenfalls auf dem Tafelbild „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch (um 1500, Prado, Madrid) sowie bei Lucas Cranach der Ältere (Das Paradies, 1530, Kunsthistorisches Museum Wien).

Eine sehr bekannte Darstellung eines Einhorns gibt es im Museum für Mittelalter (französisch: Musée national du Moyen Âge) in Paris zu sehen (Hôtel de Cluny). Die Reihe von fünf Wandteppichen, die jeweils die fünf Sinne darstellen, und einen sechsten Teppich, der alle fünf Sinne in sich vereint. Die Wandteppiche wurden für Jaen Le Viste von Lyon gefertigt und tragen somit auch sein Wappen. Kopien der Teppiche werden in vielen Filmen als Hintergrundkulisse verwendet. Bekanntestes Beispiel ist der Gryffindor-Aufenthaltsraum in den Harry-Potter-Filmen.

Gezähmtes Einhorn (Palazzo Farnese, wird Domenichino zugeschrieben, um 1602)

Es ist zu finden in Altären, (zum Beispiel Einhornaltar im Dom zu Erfurt, frühes 15. Jahrhundert) und in der Bildhauerei z. B. Einhornbrunnen von Prof. Geibel (1960) in Darmstadt.

Eine in der Kunstgeschichte einmalige Darstellung des Einhorns, das nicht nur sein heilkräftiges Horn auf der Stirn trug sondern auch „heilkräftigen Odem“ ausatmete, fand sich auf einer geschnitzten, kolorierten Eichenholztafel. Die Tafel tauchte beim Abriss und Neuaufbau der 1570 gegründeten Einhornapotheke in der Kirchstrasse in Darmstadt auf und zierte bis zur Zerstörung der Stadt durch einen Bombenangriff im Jahr 1944 die Schaufensterrückwand. Die Tafel stammte wohl aus dem 18. Jahrhundert. Heute existiert nur noch ein Foto von dieser Tafel.

Einhörner in der Mythologie

Das Einhorn findet sich im indischen Mythos, ebenso wie in der persischen Schöpfungsgeschichte und in der Edda.

Seinen mythischen Ursprung soll das Einhorn in der griechischen Mythologie haben. Dort schlug Zeus der Ziege Almathea, die ihn gesäugt hatte, ein Horn ab (Füllhorn). Um den Stolz und das Edle des so entstandenen Einhorns zu verdeutlichen, gab man ihm den Körper eines Pferdes. Die gespaltenen Hufe und der Ziegenbart sind so ebenfalls auf die griechische Mythologie zurückzuführen.

Es heißt auch, dass die Einhörner Freunde des Elfenvolkes sind. Sie treffen sich mit ihnen in Vollmondnächten und wohnen den magischen Elfentänzen bei. Unter anderem werden sie auch "das Auge Gottes" genannt.

Biologie

Unicornis ein Einhorn. Albertus Magnus: De animalibus, Frankfurt am Main, 1545.

Von der Antike bis zur Neuzeit taucht das Einhorn in der zoologischen und medizinischen Literatur auf: Im „Physiologus“, bei Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert), Albertus Magnus (13. Jahrhundert) und in Arzneibüchern bis ins 19. Jahrhundert. Pater Werinhard Einhorn schrieb 1975 seine Doktorarbeit „spiritalis unicornis“.

Vor allem der Physiologus hatte, neben der Bibel, besondere Bedeutung für den christlichen Glauben an Einhörner.[3]

Marco Polo behauptete Anfang des 14. Jahrhunderts, auf Sumatra ein Einhorn gesehen zu haben. Die Beschreibung lässt vermuten, dass es sich dabei um das Sumatranashorn gehandelt hat. Andere Details lassen zudem vermuten, dass er das Tier nicht selbst gesehen hat, sondern lediglich vom Hörensagen kannte.[3]

1638 zeigte der dänische Arzt und Naturforscher Ole Worm, dass die angeblichen Einhornhörner in Wirklichkeit Stoßzähne von Narwalen waren.

1827 versuchte der französische Paläontologe Baron Georges Cuvier zu beweisen, dass Einhörner nicht existiert haben können. Sein Argument: Einhörner werden üblicherweise als Paarhufer dargestellt. Diese haben aber ein in der Mitte geteiltes Stirnbein, an dem ein Horn gar keinen Halt fände.

Allerdings konnte der amerikanische Biologe Dr. Franklin Dove 1933 in einem praktischen Versuch zeigen, dass Cuviers Argument so nicht stimmt. Er entnahm einem neugeborenen Stierkalb die Hornknospen und verpflanzte sie in die Schädelmitte. Es entwickelte sich ein einziges, gerades Horn.[3]

Eine in Vergessenheit geratene, aber vielleicht zutreffende zoologische Bestimmung des Einhorns der Antike nahm Mitte des 19. Jahrhunderts Johannes Leunis anhand von Größe, Fellfarbe, Paarhufigkeit und räumlicher Verbreitung vor. Ihm zufolge handelt es sich um die Beisa-Antilope aus der Gattung der Oryx-Antilopen, wahrscheinlicher aber ist nach Josef H. Reichholf die Arabische Oryx ("Körper milchweis, Hals und Nase rostbräunlich; Hirschgröße, Arabien"). Die langen, geraden Hörner sehen auf den ägyptischen Reliefdarstellungen wie ein Horn aus. Die Reliefs geben auch einen Hinweis, wie die Antilope zum Fabeltier werden konnte: es ließ sich nicht zähmen und so domestizieren. Domestikation wäre aber gerade in der Wüste wünschenswert gewesen, da die Tiere mit wenig Futter und monatelang ohne Wasser auskamen.[4]

Der Narwal, dessen Horn lange Zeit genutzt wurde, um die Nachfrage nach Einhornprodukten zu befriedigen, wird manchmal auch "Einhorn des Meeres" genannt und trägt den wissenschaftlichen Namen Monodon monoceros (altgriechisch: monoceros Einhorn).

Einhörner in der Magie

Bei Abraham von Worms [5] findet sich ein magisches Buchstabenquadrat, mit dem man ein Einhorn sichtbar machen können sollte.

R E E M
E L I E
E I L E
M E E R

Einhörner in der Heraldik

In Wappen ist das Einhorn eine „Gemeine Figur“. Der Schild des britischen Staatswappens wird von einem Löwen und einem Einhorn gehalten, wobei das Einhorn Schottland symbolisiert. Beim Palio (Pferderennen) in Siena gibt es eine Contrade mit dem Wappen des Einhorns.

Übersetzungen

Interessant ist, dass es sich bei diesen alten Sprachen immer um wortwörtliche Übersetzungen handelt, in den verschiedenen Sprachen also immer das gleiche (übersetzte) Wort benutzt wird.

Siehe auch

Unsichtbares rosafarbenes Einhorn

Literatur

Symbolkundliche Forschung
  • Winfried Hagenmaier: Das Einhorn. Eine Spurensuche durch die Jahrtausende. Eulen Verlag, München 2003.
  • Rüdiger Robert Beer: Einhorn. Fabelwelt und Wirklichkeit. Verlag Georg D. W. Callwey, München 1972.
  • Thomas Blisniewski: Die Jungfrau und das Einhorn. Eine Kölner Kissenplatte des späten Mittelalters im Museum Schnütgen Köln. In: Kölner Museums-Bulletin. Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln (4) 2006, S. 4-11
  • Jochen Hörisch: Das Tier, das es nicht gibt. Eine Text-& Bild-Collage über das Einhorn. Krater Bibliothek. Franz Greno, Nördlingen 1986. ISBN 3-89190-409-6.
  • Jürgen (Pater Werinhard) Einhorn: Spiritalis unicornis. Das Einhorn als Bedeutungsträger in Literatur und Kunst des Mittelalters, München: Wilhelm Fink Verlag, 2. Aufl. 1990. ISBN 3-7705-3143-4
  • Klaus Minges: Das Sammlungswesen der frühen Neuzeit. Lit-Verlag, Münster 1998. ISBN 3-8258-3607-X.
  • Harald Gebhardt / Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren – Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München 2005. ISBN 3-405-16679-9.
  • Jacques Le Goff: Ritter, Einhorn, Troubadoure. Helden und Wunder des Mittelalters. Aus dem Franz. von Annette Lallemand, München 2005, ISBN 3-406-53585-2.
Symbolkundliche Darstellungen
  • Karen Duve / Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1997. ISBN 3-8218-0505-6.
  • Hans Biedermann (Hrsg.): Lexikon der Symbole. Mit über 600 Abbildungen. Droemer Knaur Verlag, Augsburg 2000., ISBN 3-8289-4153-2.

Theater, Filme und Belletristik

Theater
Filme
Musik
  • America: The Last Unicorn (Themesong zum oben genannten Zeichentrickfilm)
  • Band: Das Blaue Einhorn
  • Unicornio, Album von Silvio Rodríguez
  • "The last winged unicorn" vom Album "Dawn Of Victory" von "Rhapsody" (jetzt: "Rhapsody Of Fire")
  • "White Unicorn" vom Album "Wolfmother" von der gleichnamigen Band Wolfmother
Romane
Erzählungen
Märchen
  • Das tapfere Schneiderlein von den Gebrüdern Grimm: Das hier dargestellte Einhorn wird als böse dargestellt und durch eine List gefangen, als es in blinder Wut auf den Schneider zurennt und sein Horn in einen Baum rammt. Aus dieser Situation gibt es keine Möglichkeit mehr für das Einhorn, zu entfliehen.
Lyrik
  • O dieses ist das Tier, das es nicht giebt.
    Sie wußtens nicht und haben jeden Falls
    — sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals
    bis in des stillen Blickes Licht — geliebt.
    (aus Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus. Zweiter Teil, Vers IV)
Commons: Einhorn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Einhorn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. T-Online Nachrichten - Eine lebende Legende in italienischem Naturpark
  2. Wilhelm Molsdorf: Christliche Symbolik der mittelalterlichen Kunst. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1926, S. 23
  3. a b c Karen Duve, Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1997. ISBN 3-8218-0505-6.
  4. Prof. Josef H. Reichholf, u.a. Berliner Morgenpost vom 6. Januar 2008.
  5. Buch IV, XXVII. Kapitel, Ausg. Dehn, S. 321

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