„Ido (Sprache)“ – Versionsunterschied

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'''Ido''' ist eine [[Plansprache]], die [[1907]] durch den französischen Mathematiker und Philosophen [[Louis Couturat]] in Abstimmung mit dem französischen Hauslehrer [[Louis de Beaufront]] auf der Basis von [[Esperanto]] geschaffen wurde. Das [[1887]] entwickelte Esperanto erschien ihm und anderen nicht einheitlich und logisch genug. Daher sahen sie den Wortschatz des Esperanto durch und gestalteten ihn teilweise nach dem Grundsatz größtmöglicher Internationalität um. Außerdem gaben sie ihrem Projekt ein sehr durchdachtes und präzises Wortableitungssystem. Von Esperantisten wird es gern als „schwerfällig“ bezeichnet.
'''Ido''' ist eine [[Plansprache]], die [[1907]] durch den französischen Mathematiker und Philosophen [[Louis Couturat]] in Abstimmung mit dem französischen Hauslehrer [[Louis de Beaufront]] auf der Basis von [[Esperanto]] geschaffen wurde. Das [[1887]] entwickelte Esperanto erschien ihm und anderen nicht einheitlich und logisch genug. Daher sahen sie den Wortschatz des Esperanto durch und gestalteten ihn teilweise nach dem Grundsatz größtmöglicher Internationalität um. Außerdem gaben sie ihrem Projekt ein sehr präzises Wortableitungssystem, das von Kritikern - wie den Anhängern des Esperanto - als schwerfällig bezeichnet wird.


== Geschichte ==
== Geschichte ==


Als 1907 eine Delegation in Paris unter den bestehenden Plansprachen eine auswählen und fördern wollte, tauchte auf einer der Sitzungen die Broschüre eines unbekannten Autors namens „Ido“ auf. Ido ist ein Esperanto-Wort und heißt Abkömmling. Das Ido-Projekt verstand sich als reformiertes Esperanto. Eine Mehrheit des Komitees der Delegation nahm das Projekt an, darunter de Beaufront, der eigentlich die Esperanto-Sprecher vertreten sollte. 1908 behauptete de Beaufront öffentlich, er selbst sei „Ido“. Tatsächlich scheint das Projekt allerdings ein gemeinsames Projekt von de Beaufront, dem Esperantisten Alfred Michaux und vor allem [[Louis Couturat]] zu sein – Couturat war Mitgründer der Delegation und hatte kein eigenes Projekt vorschlagen dürfen.
Als 1907 eine Delegation in Paris unter den bestehenden Plansprachen eine auswählen und fördern wollte, tauchte auf einer der Sitzungen die Broschüre eines unbekannten Autors namens „Ido“ auf. Ido ist ein Esperanto-Wort und heißt Abkömmling. Das Ido-Projekt verstand sich als reformiertes Esperanto. Eine Mehrheit des Komitees der Delegation nahm das Projekt an, darunter de Beaufront, der eigentlich die Esperanto-Sprecher vertreten sollte. 1908 behauptete de Beaufront öffentlich, er selbst sei „Ido“. Tatsächlich scheint das Projekt allerdings ein gemeinsames Projekt von de Beaufront, dem Esperantisten Alfred Michaux und vor allem [[Louis Couturat]] zu sein – Couturat war Mitgründer der Delegation und hatte kein eigenes Projekt vorschlagen dürfen.<ref>[[Detlev Blanke]]: ''Internationale Plansprachen. Eine Einführung'', Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 187.</ref>

Sprachgeschichtlich ist das Ido nicht ohne das Esperanto zu erklärenn; Blanke folgt der Einschätzung Drezens, dass die Unterschiede zwischen beiden Sprachen (Lexik und Grammatik) nicht über 15 Prozent lägen. Esperantisten und Idisten könnten einander ohne große Probleme verstehen.<ref>[[Detlev Blanke]]: ''Internationale Plansprachen. Eine Einführung'', Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 194.</ref>


Ido konnte zwischen zehn und zwanzig Prozent der Mitglieder des Esperanto-Sprachausschusses, aber nur vier Prozent der Esperanto-Sprecher für sich gewinnen. Schon um 1928 wurde festgestellt, dass die Ido-Bewegung so bedeutungslos war, dass sie "die Esperanto-Bewegung nicht mehr störte".
Ido konnte zwischen zehn und zwanzig Prozent der Mitglieder des Esperanto-Sprachausschusses, aber nur vier Prozent der Esperanto-Sprecher für sich gewinnen. Schon um 1928 wurde festgestellt, dass die Ido-Bewegung so bedeutungslos war, dass sie "die Esperanto-Bewegung nicht mehr störte".


Für die Entwicklung der Ido-Bewegung war problematisch, dass die Idisten ihre Sprache immer weiter entwickelten. Der [[Esperanto]]-Gründer [[Ludwik Lejzer Zamenhof]] hingegen hatte frühzeitig die Gefahr erkannt, dass Menschen ein Sprachprojekt nicht lernen wollten, wenn sie sähen, dass die Sprache weiter verändert werde. Man habe dann nämlich keine Garantie, dass die erlernte Sprache später einmal nicht wieder verändert wird.<ref>Siehe: Marcus Sikosek: ''Die neutrale Sprache. Eine politische Geschichte des Esperanto-Weltbundes''. Bydgoszcz: Skonpres 2006, S. 42/43.</ref>
Dass nur eine kleine Minderheit von Esperanto-Sprechern de Beaufront und Couturat folgte (allerdings oftmals hochrangige Funktionäre der Esperantobewegung) und ''Ido'' heute kaum mehr gesprochen wird, liegt wohl vor allem an den in den ersten Jahren fortgesetzten Reformen, die die [[Struktur]], die [[Grammatik]] und den [[Wortschatz]] betrafen. Obwohl selbst Zamenhof 1894 ein eigenes Reformprojekt vorstellte, wollte eine Mehrheit der Esperantisten schon damals keine Änderungen an der Sprache zulassen. Man fürchtete, dass häufige Reformen der Sprache Interessierte abschrecken könnten, die das System bei jeder Änderung neu lernen müssten. Das [[Schisma]] zwischen Esperanto und Ido entstand aus dem gleichen Grunde. Ein weiterer Teil der so genannten Esperantisten wollten das Esperanto in einem Zustand hilfloser Konstruiertheit mit den daraus resultierenden Unzulänglichkeiten belassen, damit es um so sicherer in der breiten Öffentlichkeit abgelehnt würde und weder dem Französischen und Spanischen, noch dem Englischen in deren Streben nach Großmacht und Weltmacht abträglich wäre. Dieser sich gut tarnende Kreis ist bekannt als Unterwanderungsgruppe oder die "[[Schein-Fundamentalisten]]"; er verhinderte damals auch erfolgreich L. L. Zamenhofs eigene Verbesserungs- oder Weiterungsvorschläge.
(Siehe Berichte über Zamenhofs Abänderungs- bzw. Weiterungsversuche, auch notiert von [[Occidental]]-Vertretern). -


Neben dem Tod von Louis Couturat im Jahre 1914 war für Ido das Aufkommen weiterer Plansprachenprojete fatal, in erster Linie das des [[Occidental]] von 1922. Schon 1928 wurde von deutschen Esperantisten festgestellt, dass Ido nicht mehr störe. Dennoch gibt es Ido-Vereine gibt es allerdings bis heute.
Die Schwäche des Idos führen manche auch auf andere Umstände zurück. Einerseits sei Couturats Tod [[1914]], andererseits der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] und zum anderen auch das Aufkommen von [[Occidental]] ([[1922]]) und [[Novial]] ([[1928]]) dafür verantwortlich. Idogruppen und -vereine gibt es allerdings bis heute.


Cherpillod sieht in seiner Bilanz der Ido-Krise von 1907/08 nicht zuletzt Auswirkungen auf die Esperanto-Bewegung selbst:
== Verbreitung ==
*Sprachlich gesehen seien die Esperanto-Anhänger sehr misstrauisch gegenüber der sprachlichen Enticklung ihrer Sprache geworden, was Cherpillod negativ sieht;
* die Esperantisten hätten in der Folge ihre Sprache besser erforscht;
* die Esperanto-Sprachgemeinschaft sei in der Reaktion auf Ido organisatorisch stärker geworden;
* Unzufriedene hätten die Sprachgemeinschaft verlassen.<ref>André Cherpillod: ''Ido, unu jarcenton poste'', Courgenard: La Blanchetière, 2007, S. 18/19.</ref>


== Verbreitung und Ziel==
Heute gibt es schätzungsweise zwischen 1.000 und 2.500 ''Ido''-Sprecher. Der ''Ido''-Kongress [[2004]] in [[Kiew]] hatte 14 Teilnehmer aus sechs Ländern. Im September [[2005]] fand in [[Toulouse]] eine weitere Ido-Konferenz statt ([http://www.europa.idolinguo.com/Francia/Idorenkontro2005]). Die ''Ido''-Konferenz 2006 fand vom 25. bis zum 28. August in [[Berlin]] statt. [http://www.idolinguo.de/Idorenkontro2006/idoindex.html]


Heute gibt es schätzungsweise zwischen 1.000 und 2.500 Ido-Sprecher. Der Ido-Kongress [[2004]] in [[Kiew]] hatte 14 Teilnehmer aus sechs Ländern. Im September [[2005]] fand in [[Toulouse]] eine weitere Ido-Konferenz statt.<ref>Siehe [http://www.europa.idolinguo.com/Francia/Idorenkontro2005 Idorenkontro 2005].</ref> Die Ido-Konferenz 2006 fand vom 25. bis zum 28. August in [[Berlin]] statt.<ref>Siehe [http://www.idolinguo.de/Idorenkontro2006/idoindex.html Idorenkontro 2006].</ref> Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher [[Esperanto-Weltkongress]] hat zwischen tausend und dreitausend Teilnehmern.
Angaben von Ido-Anhängern zufolge, soll dank des Internets die Anzahl der Ido-Sprecher wieder wachsen.


Seit Mitte [[2004]] existiert eine [[Wikipedia]] für Ido.
Das Wort ''Ido'' kommt aus dem Esperanto und bedeutet [[Nachkomme]], [[Abkömmling]]. In Ido selbst steht ''IDO'' als Abkürzung für ''Idiomo Di Omni'' (Sprache für alle).

Seit Mitte [[2004]] existiert eine [[Wikipedia]] für Ido, die sehr schnell wächst.

== Zielsetzung ==


Ziel des Ido ist es, neben den bestehenden Nationalsprachen zur internationalen Kommunikation zu dienen:
Ziel des Ido ist es, neben den bestehenden Nationalsprachen zur internationalen Kommunikation zu dienen:
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# Akkusativendung: -n
# Akkusativendung: -n
# Fragesätze werden mit dem Wörtchen "ka(d)" (ob) eingeleitet.
# Fragesätze werden mit dem Wörtchen "ka(d)" (ob) eingeleitet.

==Urteil der Forschung==

Tazio Carlevaro zufolge ist die Ido-Bewegung noch am Leben, aber in einer Art Residualzustand. Seiner Darstellung nach hielt die Ido-Akademie die Sprache für etwas willentlich Machbares. Man müsse Ido von Zeit zu Zeit reformieren, mitgehend mit den Fortschritten der Sprachwissenschaft. Die Esperantisten hingegen glaubten, der sprachliche Fortschritt sei etwas Automatisches und wurzele in den Bedürfnissen der Sprecher.<ref>Tazio Carlevaro: Das soziokulturelle Selbstverständnis der wichtigsten Plansprachen außer Esperanto, in: Ulrich Becker (Red.): ''Soziokulturelle Aspekte von Plansprachen. Beiträge der 7. Jahrestagung der Gesellschaft für Interlinguistik e.V., 7.-9. November 1997 in Berlin'', Berlin 1998, S.4-17, hier S. 14.</ref>

Detlev Blanke kritisiert allgemein am Ido bzw. an dessen Befürwortern, dass sie nicht erkannt hätten, wie wichtig die Sicherung der Stabilität für eine [[Plansprache]] ist. Die Grundhaltung, Ido müsse beständig verbessert werden, habe subjektiven Auffassungen über "Verbesserungen" Raum gegeben. Es gäbe nämlich keine linguistischen Kriterien, nach denen die Qualität einer Sprache eindeutig bestimmbar wäre. Außerdem sei es beispielsweise unrealistisch, nur eine Bedeutung pro Wort zu fordern, und auch die Ido-Lexikografen haben dies nicht durchgehalten, so Blanke.<ref>[[Detlev Blanke]]: ''Internationale Plansprachen. Eine Einführung'', Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 189, 197.</ref>

Seiner Meinung nach habe Ido trotz allem eine besondere Bedeutung für die [[Interlinguistik]]. Unter anderem sei deutlich geworden, wie bedeutsam die Stabilität einer Plansprache ist, und dass einzelne Veränderungen an einer Plansprache eine Kette weiterer Reformen nach sich ziehen. Wichtig sei auch die Rolle der schöngeistigen Literatur.<ref>[[Detlev Blanke]]: ''Internationale Plansprachen. Eine Einführung'', Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 201.</ref>


==Kritik des Ido==
==Kritik des Ido==
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Der Zielkasus für das direkte Objekt auf -n (ähnlich dem Esperanto) wird aber im Ido, ungleich dem Esperanto, nur noch bei Voranstellung des Objekts vor dem Prädikat genutzt, dadurch entsteht weitere Unklarheit. Es ergibt sich eine chinesische bzw. englische, starre SPO-Stellung im Satze als bevorzugt, wodurch die Elastizität der Sprache verloren geht. Im Ido wird nicht gut unterschieden nach intransitiven und transitiven Verben, d.h. Verben können wie im Englischen sowohl transitiv als auch intransitiv sein, was gerade eine der häufigsten Verständigungs-Schwierigkeiten des Englischen ausmacht (siehe: naskas = geboren werden {medial}). Die Tatsache, dass die Verdoppelungen von Konsonanten in Wortwurzeln aus romanischen Protosprachen weiterhin wegfielen, macht die Sprache für Romanen schlecht wiedererkennbar in ihrer Semantik, also dort gar kein Vorteil gegenüber Esperanto erzielt. Ebenso die Fortführung der Substantiva alle auf -o endigend, das ist genauso wenig romanisch, es fehlte also in Ido weiterhin das Femininum auf -a, das es in romanischen Sprachen häufig gibt. Dass alle Präpositionen den Nominativ regieren, also nicht wie in Esperanto bei offenen Präpositionen (wo also sowohl einmal Richtung, ein andermal Ruhelage angezeigt werden muss) auch manchmal der Akkusativ (Richtungskasus) vorkommen kann, macht die Ido-Sprache auch in diesem Bereich absolut unklar, weil diese Unterscheidung eben fehlt. Germanischstämmige Wörter kommen auch weiterhin im Ido vor, obwohl man dies wegen Stilbruch doch vermeiden wollte: z.B. 'vortaro', 'helpanta', 'fairo', 'yaro', 'lernar', 'til', 'nun', 'standas', 'nur' usw. (siehe auch unten). Und es gibt viele hart aufeinander stoßende Wörter wie "vid-cirklo", und hart auslautende Einzelwörter, wie 'kad', 'sat' usw., die z.B. in Esperanto einen weichen Difthong aufweisen, siehe Esperanto "malgrau" (dt. trotz), vgl. griechisch "mentoi" (dt. jedoch). Besonders ist dies dann auch im nachfolgenden Occidental der Fall. Couturat und Beaufront hatten auch nicht die leiseste Spur von Musikalität im Blut.
Der Zielkasus für das direkte Objekt auf -n (ähnlich dem Esperanto) wird aber im Ido, ungleich dem Esperanto, nur noch bei Voranstellung des Objekts vor dem Prädikat genutzt, dadurch entsteht weitere Unklarheit. Es ergibt sich eine chinesische bzw. englische, starre SPO-Stellung im Satze als bevorzugt, wodurch die Elastizität der Sprache verloren geht. Im Ido wird nicht gut unterschieden nach intransitiven und transitiven Verben, d.h. Verben können wie im Englischen sowohl transitiv als auch intransitiv sein, was gerade eine der häufigsten Verständigungs-Schwierigkeiten des Englischen ausmacht (siehe: naskas = geboren werden {medial}). Die Tatsache, dass die Verdoppelungen von Konsonanten in Wortwurzeln aus romanischen Protosprachen weiterhin wegfielen, macht die Sprache für Romanen schlecht wiedererkennbar in ihrer Semantik, also dort gar kein Vorteil gegenüber Esperanto erzielt. Ebenso die Fortführung der Substantiva alle auf -o endigend, das ist genauso wenig romanisch, es fehlte also in Ido weiterhin das Femininum auf -a, das es in romanischen Sprachen häufig gibt. Dass alle Präpositionen den Nominativ regieren, also nicht wie in Esperanto bei offenen Präpositionen (wo also sowohl einmal Richtung, ein andermal Ruhelage angezeigt werden muss) auch manchmal der Akkusativ (Richtungskasus) vorkommen kann, macht die Ido-Sprache auch in diesem Bereich absolut unklar, weil diese Unterscheidung eben fehlt. Germanischstämmige Wörter kommen auch weiterhin im Ido vor, obwohl man dies wegen Stilbruch doch vermeiden wollte: z.B. 'vortaro', 'helpanta', 'fairo', 'yaro', 'lernar', 'til', 'nun', 'standas', 'nur' usw. (siehe auch unten). Und es gibt viele hart aufeinander stoßende Wörter wie "vid-cirklo", und hart auslautende Einzelwörter, wie 'kad', 'sat' usw., die z.B. in Esperanto einen weichen Difthong aufweisen, siehe Esperanto "malgrau" (dt. trotz), vgl. griechisch "mentoi" (dt. jedoch). Besonders ist dies dann auch im nachfolgenden Occidental der Fall. Couturat und Beaufront hatten auch nicht die leiseste Spur von Musikalität im Blut.
Wieso das nirgendwo sonst vorkommende kad (für 'ob' /Frageeinleitung) besser sein soll als 'czu' (polnisch: czy ...?) des Esperanto? Man vermutet eine antislawische Einstellung. Die Ordnungszahlen sind nach wie vor schematisch abgeleitet (jetzt auf -esma: duesma (zweiter) usw., in Esperanto einfach Adjektiv gewesen: dua (zweiter), man vermisst hier beispielsweise natürlichere Wörter wie prima, segonda, tércia, qvarta, qvinta, sessta etc.- Daraus spricht eine nachhaltig weiter wirkende Verehrung von Schematismen genau wie im Esperanto. Und eine Verschlimmerung haben wir durch rigorose, ausnahmslose Voranstellung des Adjektivs vor das Substantiv, was im Esperanto freier war; dort ist diese germanistische Engstirnigkeit erst von dem Lehrbuchautor William Auld aus dem Englischen ins Esperanto katapultiert worden. -
Wieso das nirgendwo sonst vorkommende kad (für 'ob' /Frageeinleitung) besser sein soll als 'czu' (polnisch: czy ...?) des Esperanto? Man vermutet eine antislawische Einstellung. Die Ordnungszahlen sind nach wie vor schematisch abgeleitet (jetzt auf -esma: duesma (zweiter) usw., in Esperanto einfach Adjektiv gewesen: dua (zweiter), man vermisst hier beispielsweise natürlichere Wörter wie prima, segonda, tércia, qvarta, qvinta, sessta etc.- Daraus spricht eine nachhaltig weiter wirkende Verehrung von Schematismen genau wie im Esperanto. Und eine Verschlimmerung haben wir durch rigorose, ausnahmslose Voranstellung des Adjektivs vor das Substantiv, was im Esperanto freier war; dort ist diese germanistische Engstirnigkeit erst von dem Lehrbuchautor William Auld aus dem Englischen ins Esperanto katapultiert worden. -

Es hat sich schon damals der Eindruck verdichtet: Ido ist nur ad hoc geschaffen worden, um Esperanto vor der internationalen Konferenz einer von Beaufront vorgeschlagenen Kommission von 1907 über die Annahme einer leichten Weltverkehrssprache tiefer zu hängen und zu relativieren. -


== Textbeispiele ==
== Textbeispiele ==
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Ido lehnt sich stark an [[Esperanto]] an, so dass Texte auf Ido für Esperanto-Sprecher verständlich sind, sofern diese mit romanischen Sprachen vertraut sind. Wer außer Esperanto keine romanische oder germanische Sprache gelernt hat, kann mit den Unterschieden wie ''ĉevalo'' im Esperanto und ''kavalo'' im Ido für „Pferd“ Schwierigkeiten haben. Zudem gibt es eine Reihe Wörter, die in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung haben, z.&nbsp;B.: ''grava'' im Esperanto „wichtig“, im Ido „schwer“, ''legi'' im Esperanto „lesen“, im Ido „Gesetze“, ''naskas'' im Esperanto „gebiert“, im Ido „wird geboren“.
Ido lehnt sich stark an [[Esperanto]] an, so dass Texte auf Ido für Esperanto-Sprecher verständlich sind, sofern diese mit romanischen Sprachen vertraut sind. Wer außer Esperanto keine romanische oder germanische Sprache gelernt hat, kann mit den Unterschieden wie ''ĉevalo'' im Esperanto und ''kavalo'' im Ido für „Pferd“ Schwierigkeiten haben. Zudem gibt es eine Reihe Wörter, die in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung haben, z.&nbsp;B.: ''grava'' im Esperanto „wichtig“, im Ido „schwer“, ''legi'' im Esperanto „lesen“, im Ido „Gesetze“, ''naskas'' im Esperanto „gebiert“, im Ido „wird geboren“.


{| border="1"
„Esperanto reformita e plubonigita, adoptinta internacione en Paris dum oktobro 1907, kom “idiomo helpanta internaciona”, da la ''Délégation pour l’adoption d’une langue auxiliare internationale''.“
!colspan="9" align="center" | Esperanto und Ido im Vergleich<ref>[[Detlev Blanke]]: ''Internationale Plansprachen. Eine Einführung'', Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 201.</ref>
:„Reformiertes und verbessertes Esperanto, international angenommen in Paris im Oktober 1907 als "internationale Hilfssprache" durch die ''Délégation pour l’adoption d’une langue auxiliare internationale''.“
|-

| Esperanto
„Ido esas linguo naskinta komence dil 20ma yarcento pos la konsultado dil Delegitaro por la adopto di Internaciona Helplinguo recevinta la susteno di plu kam 1200 membri di Akademii e di Fakultati di Universitati e la apogo di plu kam 300 asociuri internaciona. Ido esas la frukto de longa procedo di reprezentanti recevinta la mandato solvar la mondal lingual problemo. Elaborar internaciona linguo facile lernebla bazita sur la internaciona vortaro esis la solvuro adoptita.“
| Ido
| Deutsch
|-
| Altestimataj sinjoroj!
| Altestimata Siori!
| Sehr geehrte Herren!
|-
| En la gazeto de via urbo mi legis, ke vi sercxas kontoriston,
| En la jurnalo di via urbo me lektis, ke vi serchas kontoristo,
| In der Zeitung Ihrer Stadt las ich, dass Sie einen Buchhalter suchen,
|-
| kiu konas krom la librotenado ankaux la francan lingvon kaj Esperanton.
| qua savas ultre la registrago anke la franca linguo ed Ido.
| der außer der Buchhaltung auch die französische Sprache und Esperanto/Ido kennt.
|}


==Einzelnachweise==
===Mea vido-cirklo (horizonto)===
<references/>
Übersetzung eines Lieds der russischen Dichterin [[Junna Moriz]] durch den russischen Barden [[Alexander Suchanow]].<br>
([[Media:Meahorizonto.ogg|hören]])


==Literatur==
{{Zitat|
*[[Detlev Blanke]]: ''Internationale Plansprachen. Eine Einführung'', Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985
Me nule savas la Angla, la Franca, la Greka,<br/>
*André Cherpillod: ''Ido, unu jarcenton poste'', Courgenard: La Blanchetière, 2007
Mea vid-cirklo do restas sat mikra e streta -<br/>
En mea vid-cirklo trovesas nur flori, arbori,<br/>
Nur tero e maro, aero, fairo, amoro.<br/>
<br/>
Me nule savas la Dana e la Portugala,<br/>
Mea vid-cirklo restas sat infantala -<br/>
Nur joyi rapide pasant', bruligiva aflikto,<br/>
Nur esperi, e timi noktal' es en mea vid-cirklo.<br/>
<br/>
Me savas nek la Sanskrito e nek la Latina,<br/>
Mea vid-cirklo es ancien-mod' quale tino<br/>
Nur morto e nasko homala, nur grani ed astri<br/>
Aden mea vid-cirklo penetras e standas sat mastre.<br/>
<br/>
Mea savo artala esas fakultativa.<br/>
Mea vid-cirklo restas presk' primitiva -<br/>
En olu es nia afero intima, interna<br/>
Por ke kun homaro la Tero flugadez eterne.<br/>
<br/>
Mea vid-cirklon restriktas nur timi, esperi,<br/>
En olu trovesas nur amo, nur maro e tero.<br/>
Aden mea vid-cirklo penetras e standas sat mastre<br/>
Nur morto e nasko homala, nur grani ed astri.}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 8. Dezember 2007, 01:57 Uhr

Ido
Projektautor Louis de Beaufront, Louis Couturat
Jahr der Veröffentlichung 1907
Sprecher 2000 bis 5000   wohl Plansprache #2-3
Linguistische
Klassifikation
Besonderheiten Basiert auf Esperanto
Sprachcodes
ISO 639-1

io

ISO 639-2

ido

Logo
Logo
Ido-Kongress in Dessau 1922

Ido ist eine Plansprache, die 1907 durch den französischen Mathematiker und Philosophen Louis Couturat in Abstimmung mit dem französischen Hauslehrer Louis de Beaufront auf der Basis von Esperanto geschaffen wurde. Das 1887 entwickelte Esperanto erschien ihm und anderen nicht einheitlich und logisch genug. Daher sahen sie den Wortschatz des Esperanto durch und gestalteten ihn teilweise nach dem Grundsatz größtmöglicher Internationalität um. Außerdem gaben sie ihrem Projekt ein sehr präzises Wortableitungssystem, das von Kritikern - wie den Anhängern des Esperanto - als schwerfällig bezeichnet wird.

Geschichte

Als 1907 eine Delegation in Paris unter den bestehenden Plansprachen eine auswählen und fördern wollte, tauchte auf einer der Sitzungen die Broschüre eines unbekannten Autors namens „Ido“ auf. Ido ist ein Esperanto-Wort und heißt Abkömmling. Das Ido-Projekt verstand sich als reformiertes Esperanto. Eine Mehrheit des Komitees der Delegation nahm das Projekt an, darunter de Beaufront, der eigentlich die Esperanto-Sprecher vertreten sollte. 1908 behauptete de Beaufront öffentlich, er selbst sei „Ido“. Tatsächlich scheint das Projekt allerdings ein gemeinsames Projekt von de Beaufront, dem Esperantisten Alfred Michaux und vor allem Louis Couturat zu sein – Couturat war Mitgründer der Delegation und hatte kein eigenes Projekt vorschlagen dürfen.[1]

Sprachgeschichtlich ist das Ido nicht ohne das Esperanto zu erklärenn; Blanke folgt der Einschätzung Drezens, dass die Unterschiede zwischen beiden Sprachen (Lexik und Grammatik) nicht über 15 Prozent lägen. Esperantisten und Idisten könnten einander ohne große Probleme verstehen.[2]

Ido konnte zwischen zehn und zwanzig Prozent der Mitglieder des Esperanto-Sprachausschusses, aber nur vier Prozent der Esperanto-Sprecher für sich gewinnen. Schon um 1928 wurde festgestellt, dass die Ido-Bewegung so bedeutungslos war, dass sie "die Esperanto-Bewegung nicht mehr störte".

Für die Entwicklung der Ido-Bewegung war problematisch, dass die Idisten ihre Sprache immer weiter entwickelten. Der Esperanto-Gründer Ludwik Lejzer Zamenhof hingegen hatte frühzeitig die Gefahr erkannt, dass Menschen ein Sprachprojekt nicht lernen wollten, wenn sie sähen, dass die Sprache weiter verändert werde. Man habe dann nämlich keine Garantie, dass die erlernte Sprache später einmal nicht wieder verändert wird.[3]

Neben dem Tod von Louis Couturat im Jahre 1914 war für Ido das Aufkommen weiterer Plansprachenprojete fatal, in erster Linie das des Occidental von 1922. Schon 1928 wurde von deutschen Esperantisten festgestellt, dass Ido nicht mehr störe. Dennoch gibt es Ido-Vereine gibt es allerdings bis heute.

Cherpillod sieht in seiner Bilanz der Ido-Krise von 1907/08 nicht zuletzt Auswirkungen auf die Esperanto-Bewegung selbst:

  • Sprachlich gesehen seien die Esperanto-Anhänger sehr misstrauisch gegenüber der sprachlichen Enticklung ihrer Sprache geworden, was Cherpillod negativ sieht;
  • die Esperantisten hätten in der Folge ihre Sprache besser erforscht;
  • die Esperanto-Sprachgemeinschaft sei in der Reaktion auf Ido organisatorisch stärker geworden;
  • Unzufriedene hätten die Sprachgemeinschaft verlassen.[4]

Verbreitung und Ziel

Heute gibt es schätzungsweise zwischen 1.000 und 2.500 Ido-Sprecher. Der Ido-Kongress 2004 in Kiew hatte 14 Teilnehmer aus sechs Ländern. Im September 2005 fand in Toulouse eine weitere Ido-Konferenz statt.[5] Die Ido-Konferenz 2006 fand vom 25. bis zum 28. August in Berlin statt.[6] Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Esperanto-Weltkongress hat zwischen tausend und dreitausend Teilnehmern.

Seit Mitte 2004 existiert eine Wikipedia für Ido.

Ziel des Ido ist es, neben den bestehenden Nationalsprachen zur internationalen Kommunikation zu dienen:

Ad omna populo sua propra linguo e duesma komune por omni. - Jedem Volk seine eigene Sprache und eine zweite gemeinsame für alle.

Die 12 Hauptregeln

  1. Man spricht genauso wie man schreibt: die Vokale deutsch, die Konsonanten englisch.
  2. Betont wird die vorletzte Silbe, nur beim Infinitiv die letzte.
  3. Bestimmter Artikel: la; einen unbestimmten gibt es nicht.
  4. Das Substantiv endet in der Einzahl auf -o, in der Mehrzahl auf -i.
  5. Das unveränderliche Adjektiv endet auf -a.
  6. Das Adverb endet auf -e.
  7. Die Endung des Verbs lautet je nach Zeitform (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) -ar, -ir, oder -or.
  8. Hinsichtlich Person und Zahl bleibt das Verb unverändert, wobei es (wie im Esperanto)auf -as, -is, -os, -us (für den Konjunktiv) endigt. Dazu kommt -ez als Wunsch- und Befehlsform.
  9. Die Partizipialendungen der aktiven Form: -anta, -inta, -onta; passiv: -ata, -ita, -ota.
  10. Alle Präpositionen regieren den Nominativ. Der Genetiv wird mit di, der Dativ mit a (ad) gebildet.
  11. Akkusativendung: -n
  12. Fragesätze werden mit dem Wörtchen "ka(d)" (ob) eingeleitet.

Urteil der Forschung

Tazio Carlevaro zufolge ist die Ido-Bewegung noch am Leben, aber in einer Art Residualzustand. Seiner Darstellung nach hielt die Ido-Akademie die Sprache für etwas willentlich Machbares. Man müsse Ido von Zeit zu Zeit reformieren, mitgehend mit den Fortschritten der Sprachwissenschaft. Die Esperantisten hingegen glaubten, der sprachliche Fortschritt sei etwas Automatisches und wurzele in den Bedürfnissen der Sprecher.[7]

Detlev Blanke kritisiert allgemein am Ido bzw. an dessen Befürwortern, dass sie nicht erkannt hätten, wie wichtig die Sicherung der Stabilität für eine Plansprache ist. Die Grundhaltung, Ido müsse beständig verbessert werden, habe subjektiven Auffassungen über "Verbesserungen" Raum gegeben. Es gäbe nämlich keine linguistischen Kriterien, nach denen die Qualität einer Sprache eindeutig bestimmbar wäre. Außerdem sei es beispielsweise unrealistisch, nur eine Bedeutung pro Wort zu fordern, und auch die Ido-Lexikografen haben dies nicht durchgehalten, so Blanke.[8]

Seiner Meinung nach habe Ido trotz allem eine besondere Bedeutung für die Interlinguistik. Unter anderem sei deutlich geworden, wie bedeutsam die Stabilität einer Plansprache ist, und dass einzelne Veränderungen an einer Plansprache eine Kette weiterer Reformen nach sich ziehen. Wichtig sei auch die Rolle der schöngeistigen Literatur.[9]

Kritik des Ido

Auf Grund falscher Einschätzung des Esperanto-Plurals auf -oj /-aj als konstruiert hat Ido an Klarheit verloren, denn Difthonge, wie die aus dem Altgriechischen stammenden -oj und -aj (dort allerdings -oi / -ai geschrieben) machen eine Sprache wohlklingend und sind differenzierender. Das -i (aus dem Lateinischen) für Plural von Substantiven und Belassung von zugehörigen Adjektiven im Singularstatus dabei ist leichter verwechselbar mit -e des Adverbs (weswegen dann im Occidental später die Adverb-Endung -men aufkam. Unklar ist auch im romanischen Bereich die Beibehaltung von griechisch-slawisch-deutschem "k", Romanen sind allzu sehr versucht, das "c" vor a, o, u für k in der Aussprache zu halten, sie kommen in Verwirrung; damit ist die potentielle Hausmacht der Sprache im romanischen Bereich erschüttert. Das betrifft auch die Infinitiv-Zeitstufen auf -ar, -ir, -or; solche Infinitive werden im romanischen Bereich ganz anders hergeleitet, aus lateinischen Reminiszenzen je nach Verbstämmen; die obige Anwendung kann ein Romane nicht nachvollziehen. Die Esperanto-Grabovski-Nutzung des Partizips auf -anta, -inta, -onta vor einer einfachen Verb-Infinitivendung auf -i (aus der Endung der Verba deponentia des Lateinischen übernommen) oder zusammengesetzte Zeiten aus zwei Wörtern, Partizip plus Verb "esti", erregen solche Aversionen nicht. Die Esperanto-Endung -u für den Imperativ und den Subjunktiv des Begehrens lautet jetzt auf französisch -ez aus, und das ist genauso wenig voll-international wie die aus dem Griechischen stammende -u-Endung dafür (gr.: -ou, -oute). Es gibt eben keine Internationalität in diesem Fall, da hier jede Sprache andere Formen gebildet hat. Der Zielkasus für das direkte Objekt auf -n (ähnlich dem Esperanto) wird aber im Ido, ungleich dem Esperanto, nur noch bei Voranstellung des Objekts vor dem Prädikat genutzt, dadurch entsteht weitere Unklarheit. Es ergibt sich eine chinesische bzw. englische, starre SPO-Stellung im Satze als bevorzugt, wodurch die Elastizität der Sprache verloren geht. Im Ido wird nicht gut unterschieden nach intransitiven und transitiven Verben, d.h. Verben können wie im Englischen sowohl transitiv als auch intransitiv sein, was gerade eine der häufigsten Verständigungs-Schwierigkeiten des Englischen ausmacht (siehe: naskas = geboren werden {medial}). Die Tatsache, dass die Verdoppelungen von Konsonanten in Wortwurzeln aus romanischen Protosprachen weiterhin wegfielen, macht die Sprache für Romanen schlecht wiedererkennbar in ihrer Semantik, also dort gar kein Vorteil gegenüber Esperanto erzielt. Ebenso die Fortführung der Substantiva alle auf -o endigend, das ist genauso wenig romanisch, es fehlte also in Ido weiterhin das Femininum auf -a, das es in romanischen Sprachen häufig gibt. Dass alle Präpositionen den Nominativ regieren, also nicht wie in Esperanto bei offenen Präpositionen (wo also sowohl einmal Richtung, ein andermal Ruhelage angezeigt werden muss) auch manchmal der Akkusativ (Richtungskasus) vorkommen kann, macht die Ido-Sprache auch in diesem Bereich absolut unklar, weil diese Unterscheidung eben fehlt. Germanischstämmige Wörter kommen auch weiterhin im Ido vor, obwohl man dies wegen Stilbruch doch vermeiden wollte: z.B. 'vortaro', 'helpanta', 'fairo', 'yaro', 'lernar', 'til', 'nun', 'standas', 'nur' usw. (siehe auch unten). Und es gibt viele hart aufeinander stoßende Wörter wie "vid-cirklo", und hart auslautende Einzelwörter, wie 'kad', 'sat' usw., die z.B. in Esperanto einen weichen Difthong aufweisen, siehe Esperanto "malgrau" (dt. trotz), vgl. griechisch "mentoi" (dt. jedoch). Besonders ist dies dann auch im nachfolgenden Occidental der Fall. Couturat und Beaufront hatten auch nicht die leiseste Spur von Musikalität im Blut. Wieso das nirgendwo sonst vorkommende kad (für 'ob' /Frageeinleitung) besser sein soll als 'czu' (polnisch: czy ...?) des Esperanto? Man vermutet eine antislawische Einstellung. Die Ordnungszahlen sind nach wie vor schematisch abgeleitet (jetzt auf -esma: duesma (zweiter) usw., in Esperanto einfach Adjektiv gewesen: dua (zweiter), man vermisst hier beispielsweise natürlichere Wörter wie prima, segonda, tércia, qvarta, qvinta, sessta etc.- Daraus spricht eine nachhaltig weiter wirkende Verehrung von Schematismen genau wie im Esperanto. Und eine Verschlimmerung haben wir durch rigorose, ausnahmslose Voranstellung des Adjektivs vor das Substantiv, was im Esperanto freier war; dort ist diese germanistische Engstirnigkeit erst von dem Lehrbuchautor William Auld aus dem Englischen ins Esperanto katapultiert worden. -

Textbeispiele

Ido lehnt sich stark an Esperanto an, so dass Texte auf Ido für Esperanto-Sprecher verständlich sind, sofern diese mit romanischen Sprachen vertraut sind. Wer außer Esperanto keine romanische oder germanische Sprache gelernt hat, kann mit den Unterschieden wie ĉevalo im Esperanto und kavalo im Ido für „Pferd“ Schwierigkeiten haben. Zudem gibt es eine Reihe Wörter, die in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung haben, z. B.: grava im Esperanto „wichtig“, im Ido „schwer“, legi im Esperanto „lesen“, im Ido „Gesetze“, naskas im Esperanto „gebiert“, im Ido „wird geboren“.

Esperanto und Ido im Vergleich[10]
Esperanto Ido Deutsch
Altestimataj sinjoroj! Altestimata Siori! Sehr geehrte Herren!
En la gazeto de via urbo mi legis, ke vi sercxas kontoriston, En la jurnalo di via urbo me lektis, ke vi serchas kontoristo, In der Zeitung Ihrer Stadt las ich, dass Sie einen Buchhalter suchen,
kiu konas krom la librotenado ankaux la francan lingvon kaj Esperanton. qua savas ultre la registrago anke la franca linguo ed Ido. der außer der Buchhaltung auch die französische Sprache und Esperanto/Ido kennt.

Einzelnachweise

  1. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 187.
  2. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 194.
  3. Siehe: Marcus Sikosek: Die neutrale Sprache. Eine politische Geschichte des Esperanto-Weltbundes. Bydgoszcz: Skonpres 2006, S. 42/43.
  4. André Cherpillod: Ido, unu jarcenton poste, Courgenard: La Blanchetière, 2007, S. 18/19.
  5. Siehe Idorenkontro 2005.
  6. Siehe Idorenkontro 2006.
  7. Tazio Carlevaro: Das soziokulturelle Selbstverständnis der wichtigsten Plansprachen außer Esperanto, in: Ulrich Becker (Red.): Soziokulturelle Aspekte von Plansprachen. Beiträge der 7. Jahrestagung der Gesellschaft für Interlinguistik e.V., 7.-9. November 1997 in Berlin, Berlin 1998, S.4-17, hier S. 14.
  8. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 189, 197.
  9. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 201.
  10. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985, S. 201.

Literatur

  • Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin (Ost): Akademie-Verlag, 1985
  • André Cherpillod: Ido, unu jarcenton poste, Courgenard: La Blanchetière, 2007
Wiktionary: Ido – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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