„Che Guevara“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 169: Zeile 169:
== Filme ==
== Filme ==


* ''[[Die Reise des jungen Che]]'', Spielfilm USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien/Chile/Peru 2004, Regie: [[Walter Salles]]
* ''Fidel & Che'', Drama/Biografie, USA 2002, 123 Min., Regie: David Attwood
* ''Ernesto Che Guevara, das bolivianische Tagebuch'', Dokumentation, Frankreich/Schweiz 1994, Regie: [[Richard Dindo]]
* ''Che Guevara - Stosstrupp ins Jenseits'', (gescheiterter Revolutionsversuch und Tod in Bolivien), Italien 1968, Regie: Paolo Heusch
* ''Che Guevara - Stosstrupp ins Jenseits'', (gescheiterter Revolutionsversuch und Tod in Bolivien), Italien 1968, Regie: Paolo Heusch
* '' Ein Foto geht um die Welt'', Regie Pedro Chaskel, 1981
* Unter Legenden der Sierra Maestra, Regie Rebeca Chávez, 1988
* ''Ernesto Che Guevara, das bolivianische Tagebuch'', Dokumentation, Regie: [[Richard Dindo]], Frankreich/Schweiz 1994
* ''El Ché'', Sprache engl., 1997
* ''Tracing Ché'', Sprache engl, 1997
* '' Che Guevara Mythos'' - Das Bild des legendären Revolutionärs im Kuba von heute, Zum 40. Todestag von Che Guevara, Dokumentation, Peter Puhlamm, SWF, (30 min, Deutschland 1997)
* ''Fidel & Che'', Drama/Biografie, USA 2002, 123 Min., Regie: David Attwood
* ''Ché Guevara, wo man nie mit ihm gerechnet hätte'', Regie: Manuel Perez, Kuba 2004
* ''[[Die Reise des jungen Che]]'', Spielfilm USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien/Chile/Peru 2004, Regie: [[Walter Salles]]
* ''Mythos Che Guevara'', ZDF History, Dokumentation, Deutschland 2005
* ''Schnappschuss mit Che'', Dokumentation, Deutschland 2007, Regie: [[Wilfried Huismann]]
* ''Schnappschuss mit Che'', Dokumentation, Deutschland 2007, Regie: [[Wilfried Huismann]]
* ''Che Guevara'' - Der unsterbliche Revolutionär (ZDF, 145 min), Arte, 2. Oktober 2007


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 12. Oktober 2007, 10:11 Uhr

Datei:Cheministro.png
Industrieminister Guevara, Photo, 1963

Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt Che Guevara (* 14. Juni 1928 in Rosario, Argentinien; † 9. Oktober 1967 in La Higuera, Bolivien) war ein kubanischer Revolutionär, Politiker und Guerillaführer. Guevara begründete neben Mao Zedong theoretisch die Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes und versuchte mit wechselndem Erfolg, seine revolutionären Thesen auch in die Praxis umzusetzen.

Che ist ein in Mittelamerika für Argentinier gebräuchlicher Übername, der auf den in Argentinien, Uruguay, Paraguay, Südbolivien, Südbrasilien und Valencia gebräuchlichen Anredepartikel „Che“ zurückgeht bzw. Bezug nimmt. In Guatemala wurde Guevara zum ersten Mal so genannt.

Leben

Kindheit und Jugend

Geburtshaus von Ernesto Guevara in Rosario, Argentinien

Ernesto Guevara wurde am 14. Juni 1928 während einer Schiffsreise bei einem Zwischenhalt in Rosario geboren.[1] Seine Eltern sind Celia de la Serna Llosa und Ernesto Guevara Lynch. Sie waren kurz nach der Hochzeit im November 1927 von Buenos Aires nach Puerto Caraguatay, in der Provinz Misiones, gezogen, um dort eine Mateplantage zu betreiben. Der Umzug hatte aber nicht nur wirtschaftliche Hintergründe, sondern war vor allem der Familie der Mutter zu verdanken. Die zwanzigjährige Celia war äußerst rebellisch und verstieß ständig gegen herrschende Konventionen. So fuhr sie selber Auto und ließ sich die Haare kurz schneiden, für eine vermögende Familie, zu deren Vorfahren auch der letzte peruanische Vizekönig gehörte, ein Unding. Als sie dann auch noch mit Ernesto Guevara Lynch zusammenkam, der sein Architekturstudium abgebrochen hatte, und sogar von ihm schwanger war, zog sie mit dem Erbe ihrer Eltern, die beide bereits früh gestorben waren, fort.

Der junge Ernesto schielte leicht und erlitt im Alter von zwei Jahren seinen ersten Asthma-Anfall. Das Asthma blieb eine lebenslange Krankheit Guevaras, die sich prägend auf seine Persönlichkeit und Entwicklung auswirkte. Im Jahr 1932 zog die Familie auf ärztlichen Rat in das nahe gelegene Städtchen Alta Gracia. Durch die Krankheit gequält konnte der Junge nicht auf die Schule gehen, und wurde stattdessen zuhause von seiner Mutter unterrichtet. Die Zeit, die er im Bett verbringen musste, nutzte er um zu lesen oder mit seinem Vater Schach zu spielen. Als die Asthmaschübe später seltener wurden, wurde er dazu verpflichtet doch die Schule zu besuchen. Die Krankheit hinderte ihn auch nicht daran, mit anderen Kindern zu spielen und Sport zu treiben. Von seinen körperlichen Defiziten war, bis auf die Tatsache, dass er während des Spiels zum Spielfeldrand laufen musste, wo sein Inhalator bereit stand, kaum etwas zu merken.[2]

Durch seine Familie, die inzwischen durch die Geburten seiner Geschwister Celia (*1929), Roberto (*1932), Ana Maria (*1934) und Juan Martin (*1942) auf sieben Personen angewachsen war, wurde er schon früh politisch geprägt. Als 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach, wurde ihr Haus zum Treffpunkt spanischer Republikaner. Ernesto hörte mit großem Interesse ihren Erzählungen zu und spielte den Kriegsverlauf mit seinen Freunden nach. Der Kontakt zu seinen Freunden prägte auch seine soziale Ader. Guevara, eigentlich ein Abkömmling einer vermögenderen Familie, zog es lieber vor mit den Armen der Umgebung zu verkehren. Er lud sie häufig zu sich nach Hause ein, um mit ihnen zusammen Mittag zu essen. So lernte er die Zustände kennen, in denen die Unterschicht leben musste. Im Jahr 1941 wechselte er auf das Dean Funes Gymnasium in Cordoba, was bedeutete, dass er täglich einen Schulweg von insgesamt 70 km zu bewältigen hatte. Politische Ereignisse in der Jugend Guevaras waren hauptsächlich die Eskalation des Zweiten Weltkriegs und die Machtergreifung von Juan Peron. Während nach der Bombardierung von Pearl Harbor die Vereinigten Staaten am Krieg teilnahmen und die meisten südamerikanischen Staaten sich auf die Seite der USA stellten, war davon in Argentinien nichts zu spüren. Im Gegenteil, das wirtschaftlich von Deutschland abhängige Land gewährte Faschisten und Spionen Zuflucht, die von dort aus Propaganda betreiben konnten. Peron punktete zwar durch seine Politik bei den Arbeitern, war aber bei den Linken wegen seiner faschistischen Anschauungen verhasst. Trotzdem beteiligte sich Guevara niemals an Demonstrationen oder Streiks gegen seine Diktatur.[3] Im Jahr 1943 wechselte Ernestos Schwester Celia auf eine Schule in Cordoba und die Eltern zogen dorthin, um den Kindern den beschwerlichen Schulweg zu ersparen. Er bestand 1946 seine Abiturprüfung und musste sich für ein Studienfach entscheiden. Erst spielte er mit dem Gedanken Ingenieurwesen zu studieren, als ihn die Nachricht ereilte, dass seine Großmutter Ana Isabel im Sterben lag. Diese Konfrontation mit dem Tod, nachdem Ernesto siebzehn Tage am Bett seiner Großmutter ausharrte, starb sie schließlich, veranlasste ihn, statt Ingenieur doch lieber Arzt zu werden. Er zog 1947 endgültig in die Wohnung seiner Mutter, die mittlerweile in Buenos Aires lebte, die Eltern hatten sich kurz zuvor getrennt, und schrieb sich an der Universidad Nacional de Córdoba für das Fach Medizin ein.[4]

Studium und Reisen

Studium

Ernesto Guevara nahm sein Studium außerordentlich ernst. Anfangs saß er stundenlang in der Bibliothek. Nebenbei trieb er auch noch Sport, spielte Schach und ging arbeiten. Während seiner Studienzeit packte ihn aber noch ein weiteres Hobby, die Reiselust. Anfang 1950 war er mit einem Fahrrad mit Hilfsmotor sechs Wochen durch den Norden Argentiniens gereist. Die Reiselust verdrängte sein Interesse am Studium allmählich. Im Oktober 1950 lernte er Maria del Carmen Ferreyra kennen, seine erste große Liebe. Die beiden waren ein Paar, wie es unterschiedlicher kaum sein konnte. Sie, die Tochter eines Millionärs, er, ein Mensch der sich nichts aus gesellschaftlichen Konventionen machte. Bei Besuchen in der Villa der Ferreyras trug er meist immer nur ein Hemd, das er einmal die Woche wusch und es sein „Wochenhemd“ nannte. Es führte dazu, dass sie sich bald nur noch heimlich sehen durften.[5] Doch scheiterte die Beziehung bald darauf wegen etwas anderem. Ein Jahr vor Guevaras Doktorexamen brach er im Dezember 1951 zusammen mit seinem Freund Alberto Granado in Cordoba auf, um mit einem alten Motorrad den lateinamerikanischen Kontinent zu erkunden.

Erste Südamerikareise

Zusammen fuhren sie erst nach Süden, um sich dort von Ernestos Eltern zu verabschieden. Sie reisten erst weiter nach Süden nach Miramar, einen Badeort am Atlantikstrand, an dem Maria del Carmen Ferreyra Urlaub machte und wo sie sich ein letztes Mal trafen. Sie reisten weiter nach Süden und nach Westen und überquerten am 1. März 1952 die Grenze. Einen Tag später erreichten sie Santiago de Chile, wo ihr Motorrad endgültig kaputt ging. Fortan mussten sie als Anhalter weiter reisen. Aus dem Plan, die Osterinsel zu besuchen wurde nichts, da in den nächsten Monaten kein Schiff dort hin fuhr. Stattdessen fuhren sie als blinde Passagiere nach Antofagasta. Auf dem Schiff wurden sie erwischt und angewiesen, für ihre Überfahrt auf dem Schiff zu arbeiten. Mit den Bauern, die sie auf ihrer Reise trafen und bei denen sie auch häufig in der Nacht Unterschlupf fanden, diskutierten sie oftmals über politische Themen. Die Bauern klagten ihnen ihr Leid, dass sie durch ihre Arbeit nicht genügend Geld verdienen könnten und die beiden Argentinier hörten ihnen zu. Immer wieder erlebten sie den Kontrast zwischen der Schönheit der Landschaft und dem Elend der Bevölkerung. Nicht nur in Chile, auch in Peru und schließlich in Bolivien, wo sie als nächstes hin reisten, war es kaum anders. Auf ihrer Reise stellten sie sich häufig als Lepraärzte vor und schon bald eilte ihr Ruf ihnen voraus. In Chile hatten sie bereits in einer Zeitung von „zwei argentinischen Lepraexperten“ lesen müssen, die Südamerika bereisten. Nach etwa acht Monaten hatten sie ihr ursprüngliches Ziel Caracas, die Hauptstadt Venezuelas, erreicht, wo Granado eine Arbeit in einem Lepra-Krankenhaus fand. Er entschied sich dort zu bleiben; Guevara konnte durch die Hilfe eines Onkels zurück nach Buenos Aires fliegen. Der Abschied war ihm schwer gefallen, jedoch versprach er zurückzukommen, um Granado zu besuchen. Wie er es seiner Mutter versprochen hatte, beschloss er schleunigst sein Studium zu beenden, da er schon wieder an neuen Reiseplänen schmiedete. Er plante in den nächsten sieben Monaten seine restlichen 15 Prüfungen abzulegen und verbrachte dazu tagelang vor seinem Schreibtisch und lernte. Während dieser Zeit überarbeitete er auch sein Reisetagebuch, in dem er festhielt: „Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert als ich glaubte“. Guevara war mit der Ansicht aufgebrochen, in ganz Südamerika seien die Verhältnisse ähnlich wie in Argentinien, doch durch die Reise wurde er eines Besseren belehrt, nämlich dass ihr Wohlstand eher die Ausnahme war. Doch hielten sich Guevara und Granado mit Taten zurück und reisten lediglich als Beobachter durch das Land.
Am 11. April 1953 legte er sein letztes Examen ab und informierte seine Eltern über seinen Abschluss. Diese hatten die Hoffnung gehegt, er würde von nun an sesshaft werden, um in seinem Beruf zu arbeiten. Doch Ernesto hatte andere Pläne.

Zweite Südamerikareise

Im Juli 1953 verabschiedete er sich von seinen Eltern am Bahnhof in Buenos Aires. Er sollte später lediglich nur noch ein weiteres Mal für wenige Stunden argentinischen Boden betreten. In Begleitung seines Jugendfreundes Carlos Ferrer reiste er erstmal nach La Paz, der Hauptstadt Boliviens. Hier blieben er und Ferrer die nächsten sechs Wochen. Sie lernten Ricardo Rojo kennen, einen argentinischen Anwalt, der wegen seiner antiperonistischen Haltung seine Heimat hatte verlassen müssen. Während Rojo nach Ecuador weiterfuhr, reisten Guevara und Ferrer nach Peru. Sie besuchten Machu Picchu, Lima und erreichten schließlich Ende September Guayaquil in Ecuador, wo sie Rojo wiedertrafen. Eigentlich war geplant als nächstes nach Venezuela zu fahren, wo Guevara Alberto Granado wiedersehen wollte. Guevara änderte die Reiseplanung, denn Rojo hatte ihn überzeugt, mit ihm nach Guatemala zu kommen, wo eine Revolution kurz bevor stand. Am 31. Oktober fuhren sie per Schiff nach Panama und von dort aus nach Costa Rica, wo Guevara das erste Mal die Macht eines Weltkonzerns kennen lernte. In einem Brief an seine Tante Beatriz schrieb er am 10. Dezember 1953, „Ich hatte Gelegenheit, durch die Gebiete der United Fruit zu reisen und mir wieder einmal das schreckliche Wesen dieses kapitalistischen Kraken bestätigen zu lassen.“ Hier in Costa Rica lernten sie zwei Kubaner kennen, die Monate zuvor mit etwa einhundert weiteren versucht hatten den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zu stürzen: Calixto Garcia und Severino Rossel. Unter den Überlebenden dieses gescheiterten Umsturzversuches waren auch Fidel und Raul Castro.

Politischer Kampf

Guatemala

Am Neujahrsabend des Jahres 1953 traf Guevara in Guatemala ein. Wenige Tage später lernte er die Peruanerin Hilda Gadea kennen, die ihm in vielen Situationen half. So pflegte sie ihn bei seinen Asthmaschüben und half ihm in finanziellen Notlagen. Durch sie lernte Guevara auch den Marxismus kennen. Er las die Bücher ihrer Bibliothek und lernte in Guatemala weitere Gleichgesinnte kennen. So unter anderem auch Nico Lopez, einen Überlebenden des im Jahre 1953 gescheiterten Versuchs Batista zu stürzen, durch den er später Fidel Castro kennen lernen sollte. In Guatemala wurde er auch das erste Mal mit seinem Spitznamen „Che“ genannt. Dieser Begriff, der in Südamerika soviel wie Freund heißt oder auch als Anrede benutzt wird, wurde von Guevara so häufig gebraucht, dass seine Freunde ihn bald selber nur noch so nannten.
Als die Revolution, die den guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Arbenz Guzman stürzen sollte, bereits voll im Gange war, versuchte Guevara noch den Umsturz zu verhindern. Arbenz war 1950 gewählt worden, nachdem der Diktator Ubico y Castaneda gestürzt worden war und hatte Reformen eingeleitet, die den Armen des Landes helfen sollten. So hatte er einen Mindestlohn eingeführt und brachliegende Ländereien, die meist amerikanischen Firmen gehörten, verstaatlicht. Aus Angst vor sowjetischer Macht in Südamerika wurden durch die USA unterstützte Söldner eingesetzt, die am 18. Juni 1954 ins Land einmarschierten, Arbenz stürzten und Castillo Armas ins Amt einsetzten. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Rücknahme der Landenteignung. Seine Feuertaufe erlebte Guevara in der Hauptstadt Guatemalas, als diese von amerikanischen Flugzeugen bombardiert wurde. Viele seiner Freunde wurden nach der Machtübernahme Armas verhaftet, so auch Hilda Gadea, Ernesto hingegen konnte zur argentinischen Botschaft fliehen, lehnte es allerdings ab, nach Hause zu fliegen. Stattdessen wartete er zwei Monate, bis ihm ein Visum gewährt wurde, das ihn nach Mexiko reisen ließ.

Mexiko

Ernesto Guevara erreichte am 21. September 1954 in Begleitung von Julio Roberto Caceres Valle, einem guatemaltekischen Kommunisten, Mexico City. Zusammen mit ihm schlug er sich die erste Zeit durch. Sie kauften sich einen Fotoapparat und versuchten ihre Bilder in der ganzen Stadt zu verkaufen. Guevara war eigentlich ganz erleichtert, seine Freundin Hilda Gadea los geworden zu sein. So schrieb er in sein Tagebuch am Tag des Abschieds: „Ich glaube, ich nutze den Umstand, dass sie noch nicht abreisen kann, um mich endgültig von ihr zu trennen“. Gadea folgte ihm nach ihrer Freilassung und sie trafen sich in Mexico City wieder. Zusammen schafften sie es sich ein kleines Apartement zu mieten. Die beiden heirateten am 18. August 1955, am 15. Februar 1956 wurde ihr erstes Kind Hilda Beatriz geboren. Der Umstand, dass Guevara alleine sich kaum hätte versorgen können, hielt das Paar zusammen.

Als 1955 der Sturz Perons erfolgte und in Argentinien die Aussicht auf eine Revolution bestand, wollte Ricardo Rojo nach Buenos Aires aufbrechen. Er versuchte Guevara zu überreden mitzukommen, doch der überzeugte Südamerikaner war bereits von der Idee fasziniert, anderen zu helfen. Bereits Ende 1954 hatte er in Mexico City lebend weitere Exilkubaner kennengelernt, die beim gescheiterten Putschversuch 1953 mitgewirkt hatten. Durch sie lernte er im Sommer 1955 Fidel Castro kennen. Der Anführer der Rebellen, die 1953 durch den Angriff auf die Moncada-Kaserne von sich reden machten, war nach seiner Haftentlassung nach Mexiko ins Exil gegangen, wo er mit einer Gruppe von Exil-Kubanern eine bewaffnete Expedition zurück nach Kuba vorbereitete, die die Absicht hatte, die Batista-Regierung zu beseitigen. Guevara schloss sich zunächst als Expeditionsarzt der Gruppe an. Anfangs noch zögernd, in seinem Tagebuch vermerkte er, dass er verschiedene andere Reisepläne hegte, wurde seine Teilnahme im April 1956 konkreter, als die Rebellen im 60 Kilometer von Mexico City entfernten Chalco eine militärische Ausbildung genossen. Im Juli flog das Trainingslager auf und die Rebellen landeten im Gefängnis. Guevara, der sich dort offen zum Kommunismus bekannte, wurde auf Drängen Kubas nicht freigelassen, während die restlichen Rebellen gehen konnten. Castro tat alles dafür, Guevara aus dem Gefängnis zu holen und nach zwei Monaten kam er schließlich frei, mit der Auflage das Land zu verlassen. Guevara ignorierte dies und tauchte bei Freunden unter. Nun drängte die Zeit, Kuba hatte von den Rebellen erfahren und Castro wollte schnell losfahren. Er kaufte die Motoryacht Granma und am 23. November 1956 trafen sich die Rebellen, insgesamt 86 an der Zahl, in Tuxpan und fuhren zwei Tage später los in Richtung Kuba, wo sie am 2. Dezember 1956 ankamen.

Kubanische Revolution

Siehe auch Hauptartikel: Kubanische Revolution

Im Verlaufe des Guerillakampfes änderte sich die Rolle von Che schnell von der eines Arztes zu einem direkten Teilnehmer bei bewaffneten Aktionen. Sein entschlossener Einsatz und sein taktischer Überblick ließen ihn schnell zu einer wichtigen militärischen Instanz werden. Als erster Guerillero nach Comandante en Jefe Fidel Castro wurde Che am 21. Juli 1957 in den Rang eines Comandante der Rebellenarmee M-26-7 erhoben und mit der Führung der II. Kolonne betraut.

Als seine größte militärische Leistung gilt die Einnahme von Santa Clara am 29. Dezember 1958. Nach zweijährigem Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene und von den USA unterstützte, aber demotivierte und überalterte Batista-Armee in den Bergen der Sierra Maestra konnten die Rebellen nach der Flucht von Batistas Truppen schließlich nach Santa Clara vordringen und auch der Weg in die Hauptstadt Havanna war frei. Am 1. Januar 1959 flüchtete der Diktator Fulgencio Batista aus Kuba, und Castros Gruppe übernahm die Kontrolle. Andere lateinamerikanische Befreiungsbewegungen betrachteten Kuba zumindest teilweise als Vorbild für ihre eigenen Revolutionen.

Seit Castro nach der Revolution 1959 klarstellte, ein „unabhängiges Kuba“ aufzubauen und der anschließenden Verstaatlichung der kubanischen Tochterunternehmen US-amerikanischer Konzerne, führten die USA dauerhaft verdeckte militärische und politische Operationen gegen Kuba. Fidel Castro ist mittlerweile wohl der Präsident, welcher die meisten Attentate (637 laut kubanischem Geheimdienst seit 1960) durch die größte Militärmacht des 20. Jahrhunderts überlebte. Der bekannteste Angriff war 1961 der Einfall in der Schweinebucht. Die angreifenden Exilkubaner wurden jedoch bereits von der kubanischen Armee erwartet und vollständig besiegt.

Guevara war, neben Fidel Castro, Raúl Castro, Camilo Cienfuegos und einigen anderen, nach dem Erfolg der Revolution Industrieminister und wichtiges Mitglied in der neuen kubanischen Regierung, welche schnell wesentliche Reformen durchführte. Guevara zeichnete sich insbesondere durch seine Härte gegenüber politischen Gegnern und Deserteuren aus. Während seiner Zeit als Ankläger wurden im Gefängnis La Cabaña ehemalige Anhänger des Batista-Regimes, Kollaborateure und Vertreter des US-Geheimdienstes, sowie sonstige Regimegegner verurteilt. Der zu dieser Zeit mit seinem Einverständnis entmachtete und - wenngleich nicht persönlich von ihm - verurteilte spätere Dissident und damalige Guerillaführer und Militärgouverneur von Camaguey, Huber Matos warf Guevara vor, die Revolution gegen Batista stillschweigend zur Umgestaltung Kubas in eine kommunistische Diktatur zu benutzen.

Nach der Einnahme der Festung Havanna sowie des Gefängnisses und der Befreiung der einsitzenden politischen Gefangenen Batistas, diente das Gebäude umgekehrt der Inhaftierung von politischen Gegner der Revolutionäre. Offiziell wurden hauptsächlich Batista-Anhänger und Kooperateure der USA inhaftiert, zudem auch Menschen, welche aus Sicht der neuen Regierung potentielle Gegner darstellen könnten. Che wirkte führend in den Revolutionsgerichten, welche zahlreiche Todesurteile verabschiedeten. 179 Erschießungsopfer dieser Tribunale können als gesichert gelten, Schätzungen gehen von bis zu 2000 Opfern aus.

Guevara richtete in dieser Zeit so genannte Lager für Besserungsarbeit („Guanacahabibes“) ein. In sie sollen nicht nur Dissidenten, sondern auch Homosexuelle geschickt worden sein.

In der sozialistischen Regierung nahm Guevara am Sowjet-Kommunismus orientierte Positionen ein, stärker noch als der vorrangig pragmatisch und realpolitisch geprägte Fidel Castro. Auf dem Höhepunkt seiner politischen Aktivität in Kuba war Guevara Leiter der Nationalbank Kubas. Kurz darauf wurde er zusätzlich Industrieminister.

Erstes Ziel der nachrevolutionären Wirtschaftspolitik war die weitestgehende Verstaatlichung der kubanischen Wirtschaft. Dies bedeutete faktisch die Enteignung in der Mehrheit US-amerikanischer Konzerne. Dies war eine der Maßnahmen, welche schließlich zur bis heute andauernden Blockade der USA führten.

Aufgrund der beschriebenen fehlenden Fachkenntnis Ches in Wirtschaftsfragen und der rigiden Planwirtschaft, die er umsetzte, kam die Zuckerproduktion beinahe vollkommen zum Erliegen, die Getreideproduktion halbierte sich, die Industrialisierung scheiterte und Rationierungen mussten eingeführt werden. Doch schaffte es die Regierung, den unter Batista alltäglichen Hunger zu vermeiden und Kuba in diesem Punkt von seinen Nachbarländern abzuheben.

Che wird von seinen Anhängern Aufopferungsbereitschaft und ein unbedingter Willen, die Revolution voranzutreiben, nachgesagt, wobei er als Vorbild dienen wollte. So half er beispielsweise regelmäßig bei freiwilligen Arbeitseinsätzen mit und lehnte jegliche Vergünstigungen für sich und seine Familie ab. Er gab sich alle Mühe, seinem Idealbild vom Neuen Menschen gerecht zu werden und stets als gutes Beispiel zu dienen.

Unter anderem aufgrund der Konfrontation mit den USA richtete sich die kubanische Regierung in dieser Zeit an der UdSSR aus, was Guevara zunächst befürwortete. Dies führte allerdings zu neuen Abhängigkeiten. So meinte Guevara gegenüber britischen Journalisten kurz nach der Kubakrise von 1962, er hätte die Atomraketen in Richtung USA abgefeuert, wenn die Sowjetunion es zugelassen hätte.

Als Industrieminister reiste Guevara in die Sowjetunion, war vom dortigen System aber nicht begeistert. 1964 äußerte er bei einem Besuch im unabhängigen Algerien Vorbehalte gegenüber der UdSSR. Unter anderem lehnte er vermehrte materielle Anreize für die arbeitende Bevölkerung zwecks Aufbau des Sozialismus ab - er plädierte für einen idealistischeren Ansatz. Seine Überzeugung von der Pflicht zur Beteiligung an der kubanischen Revolution, dem sozialistischen Aufbau und dem Kampf gegen Angriffe auf das befreite Kuba vertrat Che in allen Tätigkeiten und Handlungen. Im Hinblick auf die durch den Einfall in der Schweinebucht bewiesene kompromisslose außenpolitische Haltung der USA gegenüber Kuba kann dies als direkte Reaktion zum Schutz des Landes verstanden werden.

Dieser idealistische Ansatz kam auch in seinen öffentlichen Auftritten verstärkt zum Ausdruck. Guevaras Reden zur internationalen Umverteilung wurden von der UNO ignoriert. Die Differenzen mit Castro spitzten sich zu. Che Guevara verließ Kuba in der Verkleidung eines Geschäftsmanns, um mit weiteren kubanischen Kombattanten die Rebellen im Kongo zu unterstützen. Am 24. April 1965 erreichte er über den Tanganjikasee den Kongo.

Kongo

Um die Revolution weltweit zu verbreiten (Zitat: „Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnams“), und weil er mit der an der Sowjetunion ausgerichteten Politik Fidel Castros später nicht mehr vollständig übereinstimmte, weil sie ihm dem Westen gegenüber zu kompromissbereit war, verließ Guevara Kuba und widmete sich in verschiedenen Entwicklungsländern dem revolutionären Guerillakampf. Im Kongo und in Bolivien versuchte er, seine theoretischen Ansätze und praktischen Erfahrungen anzuwenden.

Zunächst versucht er dies im Kongo, wo es bereits seit 1960 bürgerkriegsähnliche Zustände und politische und militärische Bewegungen gab, die jeweils von den USA, der Sowjetunion oder China unterstützt wurden. Der Versuch, eine Revolution in Afrika anzuzetteln, scheiterte aber, nach Che Guevaras Angaben (vgl. Das Jahr in dem wir nirgendwo waren) am Phlegma, der fehlenden Konsequenz und Organisation der Rebellen um Laurent Kabila im Kongo. Ende 1965 kehrte er enttäuscht aus dem Kongo zurück.

Bolivien

Das kubanische Engagement in Südamerika in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre geht auf das Betreiben Che Guevaras und Castros zurück. Zunächst war Peru als nächster Einsatzort gedacht, doch gingen die kubanischen Comandantes Che Guevara und Juan Vitalio Acuña Núñez sowie Tamara Bunke und andere bewaffnete kubanische Kämpfer 1966 schließlich nach Bolivien, um dort zusammen mit den streikenden Bergarbeitern im Westen Boliviens eine Revolution aufzubauen und durchzuführen (vgl. Das vollständige Bolivianische Tagebuch). Che Guevara führte dann selbst die kleine bewaffnete Gruppe an, die zunächst aus 44 Kämpfern bestand und sich den Namen ELN (Nationale Befreiungsarmee) gab. Dabei versuchten Che Guevara und seine kubanischen Mitstreiter, ihre Erfahrungen, die sie in ihrem über gut zweijährigen, erfolgreichen kubanischen Guerillakampf (1956-1959) mit der Rebellenarmee des M-26-7 in den Bergen der Sierra Maestra gesammelt hatten, zusammen mit peruanischen und bolivianischen Mitgliedern auf Bolivien zu übertragen. So legten sie ihr Operationsgebiet in die bewaldeten Berghänge des östlichen zentralbolivianischen Hochlandes. Ab März 1967 lieferten sie sich dort Scharmützel mit Regierungstruppen.

Es gelang ihnen letztlich aber nicht, die verarmten Bauern im bolivianischen Hochland für ihre Sache zu gewinnen. Zwar respektierte und unterstützte die vorwiegend indigene Landbevölkerung die Rebellen, blieb aber ansonsten auf Distanz zum bewaffneten Kampf. Auf dem Land schlossen sich lediglich zwei einheimische Bauern Che Guevaras Truppe an. Andererseits scheiterte der Versuch, die Revolution nach Bolivien zu tragen, nicht zuletzt auch an der fehlenden Unterstützung durch die Kommunistische Partei Boliviens (PCB). Einige Anhänger Che Guevaras vermuten jedoch, dass Che Guevara aber auch eine im Vergleich zum kreolisch-karibischen Kuba ganz anders gelagerte Mentalität in den bolivianischen Anden unterschätzt habe, insbesondere die der jahrhundertelang in extremer feudaler Abhängigkeit lebenden indigenen Bevölkerung.

Mitte des Jahres 1967 wurde das Rückzugsgebiet der bewaffneten Kämpfer um die Kubaner immer enger. Bereits im August 1967 wurden sie weitgehend aufgerieben. Der Chef der Zweiten Gruppe, Juan Vitalio Acuña Núñez, starb am 31. August 1967 zusammen mit Tamara Bunke in einem feindlichen Hinterhalt bei Vado de Puerto Mauricio. Am Ende bestand die Gruppe um Che Guevara nur noch aus 14 Mann. Er selbst wurde am 8. Oktober 1967 nach einem Gefecht mit Regierungstruppen bei La Higuera verwundet und zusammen mit Simeon Cuba Sarabia gefangen genommen.

Das bolivianische Militär wurde auf der Jagd nach den marxistischen Guerilleros massiv vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt. Che Guevara wurde nach seiner Festnahme in einem dörflichen Schulhaus in La Higuera inhaftiert und soll dort dort unter anderem durch den CIA-Agenten und Exil-Kubaner Félix Rodríguez nach dessen eigener Aussage verhört worden sein. Laut dem Piloten der Felix Rodriguez nach La Higuera geflogen hatte, fand kein Verhör statt, da sich Che Guevara weigerte mit ihm zu sprechen. Rodriguez soll sich auch in das letzte Foto, welches vom lebenden Che Guevara gemacht wurde, hineinmontiert haben. [6]

Ermordung

Am 9. Oktober 1967 13:10 Uhr wurde der Gefangene Che Guevara vor Ort von Mario Terán, einem Feldwebel der bolivianischen Armee, ohne Gerichtsverhandlung erschossen. Dieser hatte sich zwar als Freiwilliger für die Exekution gemeldet, bekam es dann jedoch mit der Angst zu tun, sodass er erst nach mehreren Stunden und unter starkem Alkoholeinfluss bereit war, die Erschießung vorzunehmen. Im nachhinein verbreiteten sich viele Gerüchte und Mythen über Guevaras letzte Worte. Nach der Ermordung sollte die Leiche Che Guevaras spurlos beseitigt werden. Ihr wurden beide Hände entfernt und konserviert, um auch später die Identität Che Guevaras beweisen zu können. Che Guevara wurde auf dem Flugplatz im etwa 30 Kilometer entfernten Vallegrande heimlich begraben. Bei der späteren Wiederauffindung der Überreste, die nach fast dreißig Jahren und nach langer Suche einem kubanischen Team gelang, waren die fehlenden Hände auch ein Beweis von mehreren für die Identität Che Guevaras.

Guevaras auch persönliche Erfahrungen während der bolivianischen Zeit sind in seinem später veröffentlichten Bolivianischen Tagebuch dokumentiert.

Nach Guevaras Tod

Mausoleum in Santa Clara, Kuba

Che Guevaras bis dahin verschollene Gebeine wurden erst 1997 in Vallegrande entdeckt, nachdem ein ehemaliger Offizier der bolivianischen Armee den Begräbnisort verriet. Die sterblichen Überreste wurden exhumiert und nach Kuba überführt, um dort mit einem Staatsbegräbnis in einem eigens geschaffenen Mausoleum in Santa Clara beigesetzt zu werden. Santa Clara ist die Stadt, deren Fall Ende 1958 nach einem von Che Guevara geführten Angriff den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zur Flucht zwang, womit der Sieg der Revolutionäre faktisch besiegelt wurde.

Guevaras Ideologie: Der neue Mensch

Die Anfänge für Den neuen Menschen entwickelte Guevara hauptsächlich während des Guerilliakampfes auf Kuba, aus welcher er später eine umfangreichere Ideologie entwickelte, welche er 1965 in seinem Text Der Sozialismus und der Mensch in Kuba formulierte. Er selbst betrachtete sein Programm eher als umfassende Umerziehung. Der Mensch sollte die Vorstellung einer materiellen Vergütung, die er für eine getane Arbeit erhält, ablegen, und stattdessen sollte ihn allein die Tatsache befriedigen durch seine Arbeit etwas Neues geschaffen oder etwas Altes verbessert zu haben. Als Musterbeispiel für solch einen Menschen nahm Guevara die Guerillakrieger, mit denen er die Revolution auf Kuba durchführte: Sie hätten lediglich die Befreiung Kubas von der batistischen Diktatur gefordert und wären dafür sogar bereit gewesen ihr Leben zu opfern. Dieses Beispiel brachte Guevara auch in vielen Reden immer wieder ein,- wobei er es unterließ, die Problematik zu erwähnen, dass unter den Guerillakämpfern auch explizit nichtkommunistische Dissidenten gewesen waren, die mit Gewalt mundtot gemacht worden waren.

Guevara sah das gemeine Volk als wichtige Ressource für die Schaffung des neuen Menschen. Diese Ressource musste nur durch ihn, bzw. die politische Führung, genutzt werden. Es stellt nach Guevaras Ansicht die Masse dar, während die politische Führung die Rolle der Vorhut übernimmt. Der wohl wichtigste Faktor zwischen Vorhut und Masse ist eine gut aufgebaute und durchstrukturierte Kommunikation, denn die Anweisungen, die die Vorhut gibt, müssen die Masse direkt erreichen. Eine wichtige Grundlage bei der Ausführung dieser Aufgaben ist, dass die Vorhut mit gutem Beispiel vorangeht und so die Begeisterung der Masse für diese Aufgabe schürt. Guevara selbst hatte dieses Prinzip ebenfalls praktiziert. Er wollte nichts von der Masse abverlangen, was er nicht selbst zustande bringen konnte.

Sollte dies jedoch dennoch einmal geschehen, hätte dies schlimme Folgen. Der Enthusiasmus der Masse würde nachlassen, bis er auf ein Minimum schrumpfte. Sollte dieser Fall eintreten, müsste die politische Führung zu diesem Problem Stellung nehmen und ihre Fehler zugeben. Nur so konnte die Vorhut, nach Guevaras Meinung, das Vertrauen zum Volk aufrechterhalten. Das erklärte auch die Rollenverteilung, welche er für die beiden Parteien vorsah. Während die Vorhut die Legislative bilden sollte, fielen die Rollen der Exekutive und der Judikative auf das Volk.

Guevara war klar, dass dieser Wechsel zum neuen Menschen nicht abrupt vollzogen werden könne. Er war der Ansicht, dass sich ein Wechsel über Jahrzehnte oder sogar ein ganzes Jahrhundert hinwegziehen könnte. Wichtig war für ihn jedoch, dass sich ein derartiger Wechsel überhaupt vollkommen vollzog und nicht nach seinem oder dem Tod eines anderen politischen Führers gestoppt oder gar rückgängig gemacht würde. Er war allerdings ein großer Befürworter des Leninismus und Marxismus, von denen er viele Ideen und Denkanstöße für seine Ideologie übernahm.

Während die Ideologie des „Neuen Menschen“ auf nichtlinker Seite naturgemäß wenig Zuspruch erfahren hat und die dort zu findende Ablehnung wenig überrascht, wird sie teilweise auch von orthodox-marxistischer Seite schlichtweg abgelehnt. Das unter anderem auch deshalb, weil Guevara vorgeworfen wird, er hätte versucht, die Revolution mit elitärem Avantgardismus ohne den eigentlichen revolutionären Träger (der nach marxistischer Theorie unabdingbaren Arbeiterklasse) durchzuführen und damit die gesellschaftliche Analyse zugunsten eines Aktionismus der „heldenhaften Einzelkämpfer“ vernachlässigt, ein Versäumnis, das durch das baldige Scheitern all seiner revolutionären Bemühungen außerhalb Kubas bestätigt werde.[7]

Wertung

Che als Idol

Datei:Affiche Che Gevara - Chénge the world.JPG
Chénge the world

Guevara wird in Lateinamerika von vielen Menschen als eine „Ikone“ des südamerikanischen Patriotismus angesehen. Sein Engagement für die kubanische und andere revolutionäre Bewegungen, seine Radikalität, die schließlich zum Mord an dem Guerillaführer in Bolivien führten, machten ihn zu einem Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in der ganzen Welt. In den lateinamerikanischen Ländern gilt „Che“ bis heute vielerorts als Volksheld und revolutionäres Idol, aber auch in den Industriestaaten des Westens wurde er vor allem von großen Teilen der Studentenbewegung, die sich sowohl gegen die herrschende Ordnung der bürgerlichen Demokratie und die Marktwirtschaft, als auch der ihr vorgeworfenen Ausbeutung der „Dritten Welt“ wandte, als revolutionäres Vorbild idealisiert. In manchen kommunistischen Staaten Osteuropas wurde zeitweilig von staatlicher Seite eine Art Kult um ihn betrieben, mit dem die entsprechenden Regierungen vor allem die Jugend für den Kommunismus und Internationalismus begeistern wollten, auch wenn dabei Guevaras Kritik an der Verkrustung und dem Bürokratismus der realsozialistischen Länder größtenteils verschwiegen wurde.

In der vor allem von Studenten getragenen Außerparlamentarischen Opposition (APO) Westeuropas während der 1960er Jahre beriefen sich viele auf Guevaras revolutionäre Thesen des Guerillakampfes oder diskutierten diese kritisch-positiv. Bei verschiedenen Demonstrationen der Studentenbewegung wurde oft neben dem Porträt des führenden nordvietnamesischen Revolutionärs Ho Chi Minh und dem Mao Zedongs auch das von Che auf Transparenten mitgeführt. Der kubanische Fotograf Alberto Korda Gutierrez hatte es am 5. März 1960 aufgenommen, und es wurde nach dem Tod Guevaras vom Verleger Giangiacomo Feltrinelli weltweit vermarktet; es war ursprünglich Teil eines Gruppenfotos.

Bis heute ist dieses in vielen Variationen verbreitete Bild zu einer Art Pop-Ikone und damit Ausdruck einer gewissen Verklärung der Person Che Guevaras geworden, die von unterschiedlichster Seite auch als geschmacklos empfunden wird. Während Anhänger Guevaras befürchten, dass seine politische Orientierung als kämpferischer Kommunist hinter der westlichen Verklärung als Ikone des bloßen Unangepasstseins versteckt wird [8], befürchten bürgerliche Demokraten, dass die ihrer Auffassung nach stalinistischen Züge Guevara hinter der Ikone des gutaussehenden Revolutionärs mit Zigarre im Mund verschwinden und eine Idealisierung Guevaras stattfindet.[9]

Kritik

Kritiker und Gegner Guevaras, besonders Mitglieder der kubanischen Exilgemeinschaft in den USA und Flüchtlinge aus realsozialistisch regierten Ländern, bezeichnen ihn als Mörder und Terroristen. Sie behaupten, er habe Freude an der Exekution von Gegnern der kubanischen Revolution gehabt und er sei verantwortlich für Folter und Tötung hunderter Insassen kubanischer Gefängnisse sowie für den Mord an zahlreichen Kleinbauern in den Regionen, welche seine Guerillatruppen kontrollierten oder aufsuchten.[10]

Kritik an Che Guevara und seinem Erbe kommt nicht nur von der politischen Mitte und der Rechten. Auch in der linksliberalen taz wird Che Guevara als skrupelloser und brutaler Mensch beschrieben, dessen wahre Eigenschaften von einem linken Mythos verdeckt würden[11]. Anarchistische und libertäre Gruppen üben ebenfalls Kritik an seiner Person. Sie betrachten Guevera als einen autoritären Anführer, dessen Ziel die Schaffung eines bürokratischen stalinistischen Regimes gewesen sei.[12].

Nach Ansicht seiner Kritiker begründete Guevara das kubanische System der Arbeitslager: Er stiftete das erste Arbeitslager in Guanahacabibes zur Umerziehung von Managern staatlicher Betriebe, welche sich der Übertretung oder Missachtung der „revolutionären Ethik“ schuldig gemacht hatten.[13] Das Arbeitslagersystem wurde später (viele Jahre nach Guevaras Tod) verwendet zur Inhaftierung Homosexueller, Regimekritiker und Aids-Infizierter ("gays, dissidents, and AIDS victims."[14])

Che Guevaras Haltung gegenüber der Kubakrise ist nicht unumstritten: Seine Aussage in einem Interview mit dem britischem Daily Worker, er hätte, wenn er anstelle der Sowjets die Verfügungsgewalt über die Atomraketen gehabt hätte, diese auch abgefeuert, hinterließ angesichts eines damals nur knapp vermiedenen Atomkrieges bei dem entsprechenden Journalisten Sam Russell gemischte Gefühle.[15] Che Guevaras damalige Haltung: „Es ist das schaudererregende Beispiel eines Volkes, das bereit ist sich atomar abschlachten zu lassen, damit seine Asche als Fundament für neue Gesellschaften dient. Und wenn ungefragt ein Pakt zum Abzug der Atomraketen geschlossen wird, seufzt es nicht etwa vor Erleichterung auf und dankt nicht für die Feuerpause“ wird in deutschen Diskussionen auch innerhalb der Linken als „problematisch“ empfunden, da ein entsprechendes Handeln u.a die „physische Existenz der gesamten kubanischen Bevölkerung“ riskiert hätte.[16] Härter noch: Die „phantastischen Weltbrandstiftungsszenarien eines Ché Guevara, die noch aus der ‚atomaren Asche‘ den Neuen Menschen entstehen sahen“ seien verwandt mit der „Dschihadistenlyrik“ eines Osama Bin Laden.[17]

2005, nachdem Carlos Santana ein Che T-Shirt während der Verleihung der Academy Awards getragen hatte, schrieb der auf Kuba geborene Musiker Paquito D'Rivera einen offenen Brief, in welchem er Santana heftig kritisierte für dessen Unterstützung des „Schlächters von Cabaña ("The Butcher of the Cabaña“). Cabaña ist ein Gefängnis, in welchem Guevara angeblich die Exekution vieler Regimegegner überwachte, einschließlich des Cousins von D'Rivera - dieser sei wegen seiner christlichen Überzeugung inhaftiert worden und wurde angeblich Zeuge der Ermordung vieler weiterer Christen.[18]

Andere Gegner bemängeln, dass er entgegen der Propaganda, welche ihn als außergewöhnlichen Kämpfer darstelle, in der Realität ein ineffektiver Taktiker war. So werden beispielsweise die Darstellungen der Kampfhandlung bei Santa Clara um einen Zug, welcher Waffennachschub transportierte, angezweifelt. Der Kritiker Álvaro Vargas Llosa schreibt: „Mehrere Zeugen deuten an, dass der Zugführer sich im voraus ergab, vermutlich aufgrund von Bestechung“.[19][20] Laut einigen Kritikern war Guevara nicht in der Lage die kubanische Wirtschaft zu steuern, da er für „den beinahe-Kollaps der Zuckerproduktion, das Scheitern der Industrialisierung“, die er überwachte, verantwortlich sei.[21][22]

In "The Cult of Che",[23] kritisiert Paul Berman den Film The Motorcycle Diaries (dt. Die Reise des jungen Che) und beklagt, dass der gegenwärtige Kult um Che den entsetzlichen sozialen Kampf in Kuba verschleiern würde. Der Artikel spricht beispielsweise die Inhaftierung von Dissidenten an, wie die des Dichters und Journalisten Raúl Rivero, welcher schließlich unter weltweitem Druck durch eine Solidaritätskampagne seitens des "International Committee for Democracy in Cuba" freigelassen wurde[24], welches unter anderem Václav Havel, Lech Wałęsa, Árpád Göncz, Elena Bonner umfasste. Berman behauptet, dass in den USA, wo der Film auf dem Sundance Film Festival tosenden Beifall erhielt, die Verehrung Ches dazu führe, dass die Misere kubanischer Regimekritiker übersehen würde. Die Website che-mart.com persifliert diese Glorifizierung mit T-Shirts welche Che Guevara und seine Unterstützer verspotten, womit sie auf einen ironisch anmutenden Umstand aufmerksam macht: Che Guevara als eines der best-verkauften Bilder des Kapitalismus.[25] So gibt es in Deutschland zum Beispiel eine SIM-Karte von dem Anbieter CHE MOBIL, der sich mit dem Slogan der "Preis-Revolucion" an Che Guevaras Rhetorik anlehnt und dessen berühmtes Konterfei zu einem telefonierenden Che abgewandelt hat. CHE MOBIL möchte jedoch nicht das politische System, sondern den Mobilfunkmarkt revolutionieren. Fälle wie dieser weisen auf die Popularisierung eines unpolitischen Che im heutigen Mainstream hin, den sich einige "kapitalistische" Unternehmen als Werbefigur zu Nutzen gemacht haben.

Werke

  • Latìno Amèricana (Lateinamerika-Reise 1951/52 mit Alberto Granado)
  • Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein (Lateinamerika-Reise 1953-56 u.A. mit Carlos Ferrer)
  • Cubanisches Tagebuch
  • Guerillakampf und Befreiungsbewegung
  • Das Jahr in dem wir nirgendwo waren
  • Aufsätze zur Wirtschaftspolitik
  • Der neue Mensch - Entwürfe für das Leben in der Zukunft
  • Der Sozialismus und der Mensch auf Cuba Brief an Carlos Quijano von der Wochenzeitschrift Marcha, Montevideo, Uruguay, März 1965
  • Der afrikanische Traum („Kongo-Tagebuch“)
  • Bolivianisches Tagebuch. Dokumente einer Revolution (Reinbek 1986).
  • Das vollständige Bolivianische Tagebuch
  • Partisanenkrieg - Eine Methode

Literatur

Filme

  • Che Guevara - Stosstrupp ins Jenseits, (gescheiterter Revolutionsversuch und Tod in Bolivien), Italien 1968, Regie: Paolo Heusch
  • Ein Foto geht um die Welt, Regie Pedro Chaskel, 1981
  • Unter Legenden der Sierra Maestra, Regie Rebeca Chávez, 1988
  • Ernesto Che Guevara, das bolivianische Tagebuch, Dokumentation, Regie: Richard Dindo, Frankreich/Schweiz 1994
  • El Ché, Sprache engl., 1997
  • Tracing Ché, Sprache engl, 1997
  • Che Guevara Mythos - Das Bild des legendären Revolutionärs im Kuba von heute, Zum 40. Todestag von Che Guevara, Dokumentation, Peter Puhlamm, SWF, (30 min, Deutschland 1997)
  • Fidel & Che, Drama/Biografie, USA 2002, 123 Min., Regie: David Attwood
  • Ché Guevara, wo man nie mit ihm gerechnet hätte, Regie: Manuel Perez, Kuba 2004
  • Die Reise des jungen Che, Spielfilm USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien/Chile/Peru 2004, Regie: Walter Salles
  • Mythos Che Guevara, ZDF History, Dokumentation, Deutschland 2005
  • Schnappschuss mit Che, Dokumentation, Deutschland 2007, Regie: Wilfried Huismann
  • Che Guevara - Der unsterbliche Revolutionär (ZDF, 145 min), Arte, 2. Oktober 2007

Quellen

  1. John Lee Anderson vertritt in seiner 1997 publizierten Biographie die These, dass er tatsächlich bereits am 14. Mai 1928 geboren worden sei. Um zu vertuschen, dass sie bei ihrer Hochzeit schon im dritten Monat schwanger war, habe Guevaras Mutter von einer befreundeten Ärztin das Datum auf der Geburtsurkunde um einen Monat verschieben lassen, um einen Skandal zu vermeiden. John Lee Anderson: Che Guevara - A Revolutionary Life. Grove Press, New York 1997.
  2. Stephan Lahrmann: Che Guevara - Leben Werk Wirkung; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005, S. 15/16
  3. Frank Niess: Che Guevara. Rowohlt, Hamburg 2003, S. 18-20
  4. Stephan Lahrmann: Che Guevara - Leben Werk Wirkung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 20
  5. Stephan Lahrmann: Che Guevara - Leben Werk Wirkung; Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 26
  6. Schnappschuss mit Che, Dokumentation, Deutschland 2007, Regie: Wilfried Huismann
  7. so David Mayer: Die Anziehungskraft Che Guevaras und die Begrenztheit des Guerilla-Kampfes. In: derFunke. marxistischer Standpunkt in der Arbeiterbewegung, August 2005
  8. Horst Pankow: Honecker nach Santa Clara! Warum der geduldige deutsche Revolutionär im Mausoleum neben Che Guevara liegen sollte. in Nadir.org Periodika.JungleWorld 43
  9. Jeffrey Gedmin: Che Guevara ist nicht cool. In: Welt-Online, 19. Juli 2005
  10. Álvaro Vargas Llosa: The Killing Machine: Che Guevara, from Communist Firebrand to Capitalist Brand. 11. Juli 2005. Online at the New Republic, abgerufen 5. Januar 2006.
  11. Toni Keppler: Che Guevara. Der Marlboro-Mann der Linken, die tageszeitung, 09. Oktober 2007
  12. Libertarian Community, Ernesto "Che" Guevara, 1928-1967., abgerufen 26. Februar 2006 (Version aus dem Internet Archive, da Original nicht mehr vorhanden)
  13. Samuel Farber: The Resurrection of Che Guevara. Summer 1998. William Paterson University online, abgerufen 18. Juni 2006.
  14. Paul Berman: The Cult of Che. 24 September 2004. Slate Online, abgerufen 18. Juni 2006.
  15. Jon Lee Anderson: Che Guevara: A Revolutionary Life. Grove Press, New York 1997, ISBN 0-8021-1600-0, S. 545: "In an interview with Che a few weeks after the crisis, Sam Russell, a British correspondent for the socialist Daily Worker, found Guevara still fuming over the Soviet betrayal. Alternately puffing on a cigar and taking blasts from an inhaler, Guevara told Russell that if the missiles had been under Cuban control, they would have fired them off. Russell came away with mixed feelings about Che, calling him 'a warm character whom I took to immediately... clearly a man of great intelligence though I thought he was crackers from the way he went on about the missiles.'"
  16. so etwa Winfried Wolf: Der Mythos Che Guevara und die weltweiten Revolten des Jahres 1968. In: Utopie kreativ, H. 88 Februar, S. 68
  17. so Gerd Koenen: In der Terrorfalle. In: Spiegel-Online, 11. Januar 2006
  18. Paquito D'Rivera: Open letter to Carlos Santana by Paquito D'Rivera in Latin Beat Magazine. 25. März 2005. Find Articles Online, abgerufen 18. Juni 2006
  19. Álvaro Vargas Llosa: The Killing Machine: Che Guevara, from Communist Firebrand to Capitalist Brand. 11. Juli 2005. Online at the New Republic, abgerufen 5. Januar 2006.
  20. Humberto Fontova: Fidel's executioner. FrontPage magazine Online, abgerufen 26. Februar 2006
  21. History News Network: Che Guevara... The Dark Underside of the Romantic Hero. Online, abgerufen 26. Februar 2006
  22. Free Cuba Foundation: Che Guevara's Dubious Legacy. Online, abgerufen 26. Februar 2006
  23. Paul Berman: The Cult of Che. 24. September 2004. Slate Online, abgerufen 18. Juni 2006.
  24. Ministry of Foreign Affairs Czech Republic, "International Committee for Democracy in Cuba". Online, abgerufen 18. Juni 2006.
  25. USA Today: Che Guevara should be scorned — not worn. Online, abgerufen 26. Februar 2006

Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA