„Spiegel-Affäre“ – Versionsunterschied

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Die '''Spiegel-Affäre''' [[1962]] war eine [[Politische Affäre]], bei der das Nachrichtenmagazin [[Der Spiegel]] aufgrund eines kritischen Artikels von der Regierung unter Druck gesetzt wurde. Ihr Ausgang wird aus heutiger Sicht als Stärkung der Pressefreiheit in Deutschland angesehen.
Die '''Spiegel-Affäre''' [[1962]] war eine [[Politische Affäre|politische Affäre]] in der Bundesrepublik Deutschland, bei der sich das Nachrichtenmagazin ''[[Der Spiegel]]'' aufgrund eines kritischen Artikels der Strafverfolgung wegen angeblichen [[Landesverrat]]s ausgesetzt sah. Der Ausgang der Affäre wird aus heutiger Sicht als Stärkung der [[Pressefreiheit]] in Deutschland angesehen.


== Geschichte ==
== Ablauf ==


In Ausgabe 41/[[1962]] der Zeitschrift ''[[Der Spiegel]]'' berichtete [[Conrad Ahlers]] unter dem Titel ''Bedingt abwehrbereit'' über die schlechte Lage der [[Bundeswehr]]. Es wurde mit Hinweis auf Ergebnisse einer [[NATO]]-Untersuchung geschrieben, dass die [[Bundesrepublik Deutschland]] gegenüber dem [[Warschauer Pakt]] nicht abwehrfähig sei und dass ein Angriff nur mit Hilfe westlicher [[Atomwaffe|Atomraketen]] abgewehrt werden könne. Nach Ansicht des [[Bundesministerium der Verteidigung|Bundesverteidigungsministeriums]] basierte dieser Artikel über ''[[Fallex 62]]'' auf streng geheimen internen Dokumenten.
In der ''Spiegel''-Ausgabe 41/1962 vom 10. Oktober erschien unter dem Titel „''Bedingt abwehrbereit'' ein von [[Conrad Ahlers]] verfasster Artikel, der, unter anderem gestützt auf Resultate des [[NATO]]-Manövers ''[[Fallex 62]]'', das Verteidigungskonzept der [[Bundeswehr]] unter [[Bundesministerium der Verteidigung|Bundesverteidigungsminister]] [[Franz Josef Strauß]], in Frage stellte: Die Bundeswehr sei aufgrund ihrer Ausstattung zu einer konventionellen Verteidigung der [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (1945–1990)|Bundesrepublik Deutschland]] gegen einen potentiellen Angriff des [[Warschauer Pakt]]s nicht fähig; ein Angriff ließe sich nur mithilfe des Einsatzes westlicher [[Atomwaffe|Atomraketen]] abwehren (''zum Kontext siehe auch:'' [[Ostermarsch#Ostermärsche in der Bundesrepublik Deutschland|Kampf dem Atomtod]]“-Bewegung, [[Nukleare Teilhabe]]).


Der Würzburger Staatsrechtler und damalige Oberst der Reserve [[Friedrich Freiherr von der Heydte]] erstattete am [[11. Oktober]] [[1962]] Anzeige wegen [[Landesverrat]]es gegen die [[Redaktion]] des ''Spiegels''. Am [[23. Oktober]] wurde [[Haftbefehl]] gegen mehrere Redakteure, u.a. Conrad Ahlers sowie den [[Herausgeber]] und [[Chefredakteur]] [[Rudolf Augstein]], erlassen.
Der Würzburger Staatsrechtler und damalige Oberst der Reserve [[Friedrich Freiherr von der Heydte]] erstattete am 11. Oktober Anzeige wegen Landesverrates gegen die Redaktion des ''Spiegels''. Nach Einholen eines Gutachtens beim Bundesverteidigungsministerium durch die Bundesanwaltschaft, die Ermittlungen leitete [[Siegfried Buback]], erließ der [[Ermittlungsrichter]] beim [[Bundesgerichtshof]] am 23. Oktober die gewünschten [[Haftbefehl|Haft-]] und [[Durchsuchung (Recht)|Durchsuchungsbefehle]]. Die Haftbefehle betrafen mehrere ''Spiegel''-Redakteure, darunter Conrad Ahlers, sowie den [[Herausgeber]] und [[Chefredakteur]] [[Rudolf Augstein]].


Am [[26. Oktober]] wurden die Räume des ''Spiegels'' in [[Hamburg]], später auch das Redaktionsbüro in [[Bonn]], durch die Polizei besetzt und durchsucht. Noch am selben Tag wurde Conrad Ahlers, zusammen mit seiner Frau, auf Veranlassung von [[Franz Josef Strauß]] während seines Urlaubes in [[Málaga]] durch die [[Spanien|spanische]] [[Polizei]] verhaftet. Die Verhaftung Ahlers in Spanien erregte bei der Opposition besondere Empörung, da dort damals noch der Diktator [[Francisco Franco]] herrschte. Am folgenden Tag, Samstag dem [[27. Oktober]], stellte sich Rudolf Augstein der Polizei und wurde in [[Untersuchungshaft]] genommen.
Am Abend des 26. Oktober begann dann die Besetzung und Durchsuchung der ''Spiegel''-Räume im [[Kontorhausviertel#Pressehaus|Hamburger Pressehaus]], später auch des Bonner Redaktionsbüros, durch die Polizei. Auf Veranlassung von Strauß wurde noch in der Nacht Conrad Ahlers, zusammen mit seiner Frau in Urlaub, in [[Torremolinos]] durch die spanische Polizei verhaftet. Die Verhaftung Ahlers im von Diktator [[Francisco Franco|Franco]] regierten Spanien erregte bei der Opposition besondere Empörung. Am folgenden Tag, Samstag dem 27. Oktober, stellte sich Rudolf Augstein der Polizei und wurde in [[Untersuchungshaft]] genommen.


Diese Polizeimaßnahmen führten zu Protesten in Teilen der [[Bevölkerung]] sowie der restlichen [[Presse (Medien)|Presse]], die einen Angriff auf die [[Pressefreiheit]] befürchtete. Konrad Adenauer verteidigte die Maßnahmen Anfang November während einer tumultartigen Fragestunde vor dem Bundestag mit den Worten ''„Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande“ .... (Gemurmel im Saal) „Wer sagt das?“ „Ich sage das!“.
Diese Polizeimaßnahmen führten in Teilen der Bevölkerung, insbesondere von [[Deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studenten]], sowie bei der restlichen [[Presse (Medien)|Presse]], die sie als Angriff auf die Pressefreiheit kritisierte, zu Protesten. Da die Besetzung der Redaktionsräume des ''Spiegel'' wochenlang anhielt, ermöglichte neben den ebenfalls im Pressehaus untergebrachten ''[[Die Zeit|Zeit]]'', ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' und ''[[Hamburger Morgenpost|Morgenpost]]'' auch die [[Axel Springer AG|Springer-Presse]] den ''Spiegel''-Redakteuren die Nutzung von Räumen und Ressourcen, so dass das Magazin weiterhin erscheinen konnte.


Während einer tumultartigen Fragestunde vor dem [[Deutscher Bundestag#Vierter Bundestag (1961–1965)|Bundestag]] verteidigte Bundeskanzler [[Konrad Adenauer|Adenauer]] ([[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]])die Maßnahmen Anfang November dagegen mit den Worten ''„Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande“'' .... (Gemurmel im Saal, Zwischenruf: ''„Wer sagt das?“'') ''„Ich sage das!“''.
[[Bild:Franz Josef Strauß.jpg|thumb|Verteidigungsminister Franz Josef Strauß]]Der damalige [[Verteidigungsminister]], [[Franz Josef Strauß]] ([[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]), beteuerte zunächst, dass er mit der Affäre nichts zu tun habe. Im Zuge der Ermittlungen verstärkte sich jedoch immer mehr der Verdacht, dass er selbst im Detail über die Aktionen informiert war und sie auch vorangetrieben hatte – allerdings hatte er seine Aktionen mit Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]] abgesprochen, was erst viel später bekannt wurde. Er erklärte am [[30. November]], dass er nach der [[Bundestagswahl]] dem Kabinett nicht mehr zur Verfügung stehe. Die FDP-Minister traten aus Protest zurück und es kam zur Bildung der fünften – und letzten – Regierung Adenauer, in der Strauß nicht mehr Minister war. Adenauer musste auf Druck der FDP einen verbindlichen Termin für seinen eigenen Rücktritt vom Regierungsamt benennen, den er dann auch einhielt.


[[Bild:Franz Josef Strauß.jpg|thumb|Verteidigungsminister Franz Josef Strauß]]
Nach 103 Tagen wurde Rudolf Augstein aus der Haft entlassen.
Im Laufe des November weitete sich die Spiegel-Affäre zu einer Regierungskrise innerhalb des aus [[Unionsparteien|Union]] und [[Freie Demokratische Partei|FDP]] zusammengesetzten [[Kabinett Adenauer IV|Kabinetts Adenauer]] aus. Während Verteidigungsminister Strauß ([[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]), der zunächst beteuert hatte, mit der ganzen Aktion nichts zu tun zu haben, im Laufe der Zeit immer stärker in Verdacht geriet, im Detail über die Aktionen informiert gewesen zu sein und auch selbst vorangetrieben zu haben, war die FDP daüber erbost, dass der der FDP angehörende Justizminister [[Wolfgang Stammberger]] im Vorfeld der Aktion nicht informiert worden war – auch hierfür trug Strauß die Verantwortung: Er hatte es dem Staatssekretär im Justizministerium, [[Walter Strauß]], untersagt, Stammberger zu informieren. Am 19. November erklärten alle fünf FDP-Minister ihren Rücktritt aus Protest gegen Strauß. Am 30. November erklärte Strauß schließlich seinen Verzicht auf das Verteidigungsministerium, woraufhin es Mitte Dezember zur Bildung der fünften – und letzten – [[Kabinett Adenauer IV|Regierung Adenauer]] kam.


Die verhafteten ''Spiegel''-Redakteure wurden nach und nach aus der Untersuchungshaft entlassen, zuletzt auch Rudolf Augstein nach 103 Tagen.
Am [[13. Mai]] [[1965]] entschied der dritte Strafsenat des [[Bundesgerichtshof]]s, dass keine Beweise vorlägen, die einen wissentlichen Verrat von Staatsgeheimnissen durch Conrad Ahlers und Rudolf Augstein belegen würden. Somit wurde kein Hauptverfahren eröffnet und die „Spiegel-Affäre“ damit von offizieller Seite beendet.


Am [[13. Mai]] [[1965]] entschied der dritte Strafsenat des [[Bundesgerichtshof]]s, dass keine Beweise vorlägen, die einen wissentlichen Verrat von Staatsgeheimnissen durch Conrad Ahlers und Rudolf Augstein belegen würden. Somit wurde kein Hauptverfahren eröffnet und die „Spiegel-Affäre“ von offizieller Seite beendet.
Im Januar [[1966]] wollte der Spiegel-Verlag durch das [[Bundesverfassungsgericht]] feststellen lassen, dass die Bundesregierung mit der Durchsuchungsanordnung und Beschlagnahme gegen die Pressefreiheit verstoßen habe. Bei Stimmengleichheit der Verfassungsrichter wurde die Verfassungsbeschwerde im [[Spiegel-Urteil]] abgewiesen.


Im Januar 1966 wollte der Spiegel-Verlag durch das [[Bundesverfassungsgericht]] feststellen lassen, dass die Bundesregierung mit der Durchsuchungsanordnung und Beschlagnahme gegen die Pressefreiheit verstoßen habe. Bei Stimmengleichheit der Verfassungsrichter wurde die Verfassungsbeschwerde im [[Spiegel-Urteil]] abgewiesen.
==Literatur==

David Schoenbaum: Die Affäre um den Spiegel - Ein Abgrund von Landesverrat; ISBN 3932529537
== Siehe auch ==
*[[Fibag-Affäre]]
*[[Lockheed F-104#Starfighter-Affäre|Starfighter-Affäre]]
*[[Weltbühne-Prozess]] von 1931


== Literatur ==
David Schoenbaum: ''Die Affäre um den Spiegel Ein Abgrund von Landesverrat.'' ISBN 3932529537


== Weblinks ==
== Weblinks ==


* [http://sorminiserv.unibe.ch:8080/tools/ainfo.exe?Command=ShowPrintVersion&Name=bv020162 Text der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts 1966]
* [http://sorminiserv.unibe.ch:8080/tools/ainfo.exe?Command=ShowPrintVersion&Name=bv020162 Text der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts 1966]
* [http://www.zeit.de/2002/43/Bald_wird_etwas_passieren_Naechste_Woche_Wie_die Zeit-Artikel zum 40. Jahrestag der Spiegel-Affäre]
* [[Theo Sommer]]: ''[http://www.zeit.de/2002/43/Bald_wird_etwas_passieren_Naechste_Woche_Wie_die?page=all „Bald wird etwas passieren!“]'' und ''[http://www.zeit.de/2002/44/Augstein_raus_und_Strauss_hinein_?page=all „Augstein raus und Strauß hinein!“]'' Ein als ''persönliche Chronik in zwei Folgen'' bezeichneter Rückblick auf die Spiegel-Affäre anlässlich des 40. Jahrestages in ''[[Die Zeit|Zeit]]'' 43/2002 und 44/2002
* [http://www.zeit.de/2002/44/Augstein_raus_und_Strauss_hinein_ Zeit-Artikel zum 40. Jahrestag der Spiegel-Affäre - Fortsetzung]


[[Kategorie:Politische Affäre]]
[[Kategorie:Politische Affäre]]

Version vom 10. Oktober 2007, 08:59 Uhr

Die Spiegel-Affäre 1962 war eine politische Affäre in der Bundesrepublik Deutschland, bei der sich das Nachrichtenmagazin Der Spiegel aufgrund eines kritischen Artikels der Strafverfolgung wegen angeblichen Landesverrats ausgesetzt sah. Der Ausgang der Affäre wird aus heutiger Sicht als Stärkung der Pressefreiheit in Deutschland angesehen.

Ablauf

In der Spiegel-Ausgabe 41/1962 vom 10. Oktober erschien unter dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ ein von Conrad Ahlers verfasster Artikel, der, unter anderem gestützt auf Resultate des NATO-Manövers Fallex 62, das Verteidigungskonzept der Bundeswehr unter Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß, in Frage stellte: Die Bundeswehr sei aufgrund ihrer Ausstattung zu einer konventionellen Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland gegen einen potentiellen Angriff des Warschauer Pakts nicht fähig; ein Angriff ließe sich nur mithilfe des Einsatzes westlicher Atomraketen abwehren (zum Kontext siehe auch:Kampf dem Atomtod“-Bewegung, Nukleare Teilhabe).

Der Würzburger Staatsrechtler und damalige Oberst der Reserve Friedrich Freiherr von der Heydte erstattete am 11. Oktober Anzeige wegen Landesverrates gegen die Redaktion des Spiegels. Nach Einholen eines Gutachtens beim Bundesverteidigungsministerium durch die Bundesanwaltschaft, die Ermittlungen leitete Siegfried Buback, erließ der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof am 23. Oktober die gewünschten Haft- und Durchsuchungsbefehle. Die Haftbefehle betrafen mehrere Spiegel-Redakteure, darunter Conrad Ahlers, sowie den Herausgeber und Chefredakteur Rudolf Augstein.

Am Abend des 26. Oktober begann dann die Besetzung und Durchsuchung der Spiegel-Räume im Hamburger Pressehaus, später auch des Bonner Redaktionsbüros, durch die Polizei. Auf Veranlassung von Strauß wurde noch in der Nacht Conrad Ahlers, zusammen mit seiner Frau in Urlaub, in Torremolinos durch die spanische Polizei verhaftet. Die Verhaftung Ahlers im von Diktator Franco regierten Spanien erregte bei der Opposition besondere Empörung. Am folgenden Tag, Samstag dem 27. Oktober, stellte sich Rudolf Augstein der Polizei und wurde in Untersuchungshaft genommen.

Diese Polizeimaßnahmen führten in Teilen der Bevölkerung, insbesondere von Studenten, sowie bei der restlichen Presse, die sie als Angriff auf die Pressefreiheit kritisierte, zu Protesten. Da die Besetzung der Redaktionsräume des Spiegel wochenlang anhielt, ermöglichte neben den ebenfalls im Pressehaus untergebrachten Zeit, Stern und Morgenpost auch die Springer-Presse den Spiegel-Redakteuren die Nutzung von Räumen und Ressourcen, so dass das Magazin weiterhin erscheinen konnte.

Während einer tumultartigen Fragestunde vor dem Bundestag verteidigte Bundeskanzler Adenauer (CDU)die Maßnahmen Anfang November dagegen mit den Worten „Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande“ .... (Gemurmel im Saal, Zwischenruf: „Wer sagt das?“) „Ich sage das!“.

Verteidigungsminister Franz Josef Strauß

Im Laufe des November weitete sich die Spiegel-Affäre zu einer Regierungskrise innerhalb des aus Union und FDP zusammengesetzten Kabinetts Adenauer aus. Während Verteidigungsminister Strauß (CSU), der zunächst beteuert hatte, mit der ganzen Aktion nichts zu tun zu haben, im Laufe der Zeit immer stärker in Verdacht geriet, im Detail über die Aktionen informiert gewesen zu sein und auch selbst vorangetrieben zu haben, war die FDP daüber erbost, dass der der FDP angehörende Justizminister Wolfgang Stammberger im Vorfeld der Aktion nicht informiert worden war – auch hierfür trug Strauß die Verantwortung: Er hatte es dem Staatssekretär im Justizministerium, Walter Strauß, untersagt, Stammberger zu informieren. Am 19. November erklärten alle fünf FDP-Minister ihren Rücktritt aus Protest gegen Strauß. Am 30. November erklärte Strauß schließlich seinen Verzicht auf das Verteidigungsministerium, woraufhin es Mitte Dezember zur Bildung der fünften – und letzten – Regierung Adenauer kam.

Die verhafteten Spiegel-Redakteure wurden nach und nach aus der Untersuchungshaft entlassen, zuletzt auch Rudolf Augstein nach 103 Tagen.

Am 13. Mai 1965 entschied der dritte Strafsenat des Bundesgerichtshofs, dass keine Beweise vorlägen, die einen wissentlichen Verrat von Staatsgeheimnissen durch Conrad Ahlers und Rudolf Augstein belegen würden. Somit wurde kein Hauptverfahren eröffnet und die „Spiegel-Affäre“ von offizieller Seite beendet.

Im Januar 1966 wollte der Spiegel-Verlag durch das Bundesverfassungsgericht feststellen lassen, dass die Bundesregierung mit der Durchsuchungsanordnung und Beschlagnahme gegen die Pressefreiheit verstoßen habe. Bei Stimmengleichheit der Verfassungsrichter wurde die Verfassungsbeschwerde im Spiegel-Urteil abgewiesen.

Siehe auch


Literatur

David Schoenbaum: Die Affäre um den Spiegel – Ein Abgrund von Landesverrat. ISBN 3932529537