„Hedemünden“ – Versionsunterschied

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Hedemünden Römer Wallschnitt.jpg|mini|Archäologische Ausgrabung als Schnitt durch den Wall des Römerlagers]]
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Bereits um die [[n. Chr.|Zeitenwende]] bestand nahe der heutigen Ortslage Hedemündens ein römisches Legionslager, das heute als [[Römerlager Hedemünden]] bezeichnet wird. Im Jahr 1017 erfolgt die urkundliche Erstnennung Hedemündens, als Kaiser [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] (der Heilige) seinen Hof ''Hademinni'' dem Benediktinerinnen-[[Kloster Kaufungen]] (gegründet durch seine Gemahlin [[Kunigunde von Luxemburg|Kunigunde]]) schenkte. Die Urkunde wurde in [[Altengottern]] (bei [[Bad Langensalza]]) ausgestellt und befindet sich heute im [[Hessisches Staatsarchiv Marburg|Hessischen Staatsarchiv Marburg]]. Ursprünglich hatte Hedemünden den Namen Hademinni, in abweichenden Schreibweisen auch Hademinne, Hedeminni, Haydeminne oder Hedeminnen. 1210 wurde an der Stelle einer frühmittelalterlichen Saalkirche (9.–12. Jahrhundert) ein [[spätromanisch]]er zweischiffiger Kirchenbau errichtet. Später erfolgten verschiedene An- und Umbauten. 1510 bauten Kirche und Gemeinde das erste Schulhaus an der Kirchhofsmauer.


1576 wurde eine [[Kaufmannsgilde]] erwähnt, 1579 hat [[Erich II. (Braunschweig-Calenberg-Göttingen)|Herzog Erich]] nach einem ''Memorial aller privilegien dero von Hedemünden, ... mit der gerechtigkeit schuster und Becker gilde jetzo privilegirt''. Ein [[Gesuch]] der Hedemündener Handwerksmeister aus dem Jahre 1828 um Ausstellung eines Gildebriefes wurde abschlägig beschieden. In diesem Gesuch erscheint kein Hinweis auf den Bestand von Gilden in früherer Zeit. [[Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Herzog Heinrich Julius]] gestattet dem [[Flecken (Ort)|Flecken]] Hedemünden im Jahr 1589 die Erhebung eines Kaufgeldes auf fremde Biere ([[Schankrecht]]) und die eigene Brauerei ([[Braurecht]]).
Zeugnisse einer frühen Besiedlung sind bzw. waren zwei große urgeschichtliche [[Grabhügel]], von denen der nördliche leider
1871 beim [[Eisenbahn]]bau zerstört wurde. Der südliche, der sogenannte Haaghügel, wurde zwar beim Straßenbau am Rand beschädigt, blieb aber zum größten Teil erhalten und ist der größte urgeschichtliche Grabhügel in [[Südniedersachsen]].


1645 wurde Hedemünden erstmals von [[Christian Ludwig (Braunschweig-Lüneburg)|Herzog Christian Ludwig]] mit der Bestätigung seiner Privilegien als [[Stadtrecht|Stadt]] bezeichnet. 1677 wurden [[Jagdrecht]]e mit der Bestätigung aller Privilegien gewährt. Ein neues Schulhaus mit Lehrerwohnungen entstand 1731 auf dem „Friedhof“ hinter der Michaeliskirche. 1860 erhielt die Stadt Hedemünden als sogenannte amtssässige Stadt eine [[Verfassung]]. Die Stadtrechte bestanden bis 1930 fort.
Vermutlich im Jahre 11 oder 9 v. Chr. wurde nahe der heutigen Ortslage von Hedemünden ein römisches Militärlager angelegt ([[Römerlager Hedemünden]]), das aber in Folge des Scheiterns der römischen Eroberung von Germanien nur kurze Zeit bestand.


Beim Bau der [[Eisenbahn]] von [[Halle (Saale)|Halle]] nach [[Kassel]] über Hedemünden im Jahr 1871 wurde der nördliche der beiden großen urgeschichtlichen [[Grabhügel]] abgetragen, während der zweite, der sogenannte Haaghügel zwar beim Straßenbau am Rand beschädigt zum größten Teil noch erhalten ist. Er ist der größte urgeschichtliche Grabhügel in [[Südniedersachsen]].
Aus dem Jahre 1017 stammt die erste urkundliche Erwähnung Hedemündens, als Kaiser [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] (der Heilige) seinen Hof ''Hademinni'' dem Benediktinerinnen-[[Kloster Kaufungen]] (gegründet durch seine Gemahlin [[Kunigunde von Luxemburg|Kunigunde]]) schenkte. Die Urkunde wurde in [[Altengottern]] (bei [[Bad Langensalza]]) ausgestellt und befindet sich heute im [[Hessisches Staatsarchiv Marburg|Hessischen Staatsarchiv Marburg]]. Ursprünglich hatte Hedemünden also den Namen ''Hademinni'', in abweichenden Schreibweisen auch ''Hademinne'', ''Hedeminni'', ''Haydeminne'' oder ''Hedeminnen''.


Mit dem von 1821 bis 1895 belegten [[Jüdischer Friedhof (Hedemünden)|Jüdischen Friedhof]] befindet sich ein früherer jüdischer Friedhof im Ort.
1210 wurde an der Stelle einer frühmittelalterlichen Saalkirche (9.–12. Jahrhundert) ein [[spätromanisch]]er zweischiffiger Kirchenbau errichtet. Später erfolgten verschiedene An- und Umbauten.


Im Jahr 1913 zog die Schule in das neu gebaute Schulhaus am Pfuhlweg, in dem sich heute noch ein Teil der Hedemündener Grundschule befindet. Mit dem Verzicht auf die Stadtrechte wurde Hedemünden 1930 wieder Landgemeinde. 1937 erfolgte am Ortsrand von Hedemünden der Bau der [[HaFraBa]] von Frankfurt zunächst bis Göttingen. Die Weiterführung der [[Autobahn]] nach Norden erfolgte erst nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].
1510 bauten Kirche und Gemeinde das erste Schulhaus an der Kirchhofsmauer.


Nach der Errichtung von Erweiterungsbauten am Schulhaus und dem ergänzenden Bau einer Turnhalle wurde 1963 die Mittelpunktschule für die Oberstufenjahrgänge (5.–9. Schuljahr) der Ortschaften Hedemünden, Oberode, Laubach, Lippoldshausen und [[Wiershausen (Hann. Münden)|Wiershausen]] gebildet. Infolge der [[Gebietsreform in Niedersachsen]] wurde Hedemünden 1973 in die Stadt Münden eingemeindet, während der [[Landkreis Münden|Altkreis Münden]] im [[Landkreis Göttingen|Großkreis Göttingen]] aufging. Damit hängt die Überführung der 5. bis 9. Jahrgänge der Mittelpunktschule Hedemünden in die Hauptschule Hann. Münden zusammen. Gleichzeitig wurden, nachdem die Laubacher Schule schon vorher integriert worden war, die Grundschulen Oberode und Lippoldshausen ebenfalls in die nun entstandene Hedemündener Mittelpunkt-Grundschule eingegliedert.
1576 wurde eine [[Kaufmannsgilde]] erwähnt, und 1579 hat [[Erich II. (Braunschweig-Calenberg-Göttingen)|Herzog Erich]] nach einem ''Memorial aller privilegien dero von Hedemünden, ... mit der gerechtigkeit schuster und Becker gilde jetzo privilegirt'' (in einem - abschlägig beschiedenen - [[Gesuch]] der Hedemündener Handwerksmeister aus dem Jahre 1828 um Ausstellung eines Gildebriefes erscheint allerdings kein Hinweis auf den Bestand von Gilden in früherer Zeit). 1589 gestattete [[Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Herzog Heinrich Julius]] dem [[Flecken (Ort)|Flecken]] Hedemünden die Erhebung eines Kaufgeldes auf fremde Biere ([[Schankrecht]]) und die eigene Brauerei ([[Braurecht]]).


Am 1. Januar 1973 wurde Hedemünden in die Stadt Münden eingegliedert.<ref>{{Literatur |Hrsg=Statistisches Bundesamt |Titel=Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982 |Verlag=W. Kohlhammer GmbH |Ort=Stuttgart und Mainz |Datum=1983 |ISBN=3-17-003263-1 |Seiten=213}}</ref>
1645 wurde Hedemünden erstmals von [[Christian Ludwig (Braunschweig-Lüneburg)|Herzog Christian Ludwig]] mit der Bestätigung seiner Privilegien als [[Stadtrecht|Stadt]] bezeichnet, und 1677 wurden ihr bei einer erneuten Bestätigung aller Privilegien auch [[Jagdrecht]]e gewährt.


Nachdem im Jahr 1995 die [[Ortsumfahrung]] ([[Bundesstraße 80]]) fertiggestellt worden war, begannen der Rückbau der ehemaligen Bundesstraße im Ortskern und die Durchführung von [[Dorferneuerung]]smaßnahmen.
1731 wurde in neues Schulhaus mit Lehrerwohnungen auf dem alten Friedhof westlich der Michaeliskirche erbaut.

1785 und 1790 ließen sich erstmals Juden (zwei Brüder aus [[Moringen]]) in Hedemünden nieder. Erhaltene Zeugnisse der Hedemündener Juden, die der Synagogengemeinde Mollenfelde zugeordnet waren, sind die [[Mikwe]] und der [[Jüdischer Friedhof (Hedemünden)|Friedhof]] an der Straße nach Ellerode, auf dem Grabsteine aus den Jahren 1821 bis 1895 erhalten sind. Um diese Zeit verließen die letzten Juden Hedemünden.

1860 wurde der Stadt Hedemünden als sogenannter amtssässiger Stadt eine [[Verfassung]] gegeben.

1871 erhielt Hedemünden einen Bahnhof an der neu gebauten [[Eisenbahn]]strecke von [[Halle (Saale)|Halle]] nach [[Kassel]].

1913 wurde ein neues Schulhaus am Pfuhlweg erbaut, in dem sich heute noch ein Teil der Hedemündener Grundschule befindet.

1930 verzichtete Hedemünden auf die Stadtrechte und wurde damit wieder eine Landgemeinde.

1935 bis 1937 wurde, beginnend mit dem Bau der großen Werratalbrücke bei Laubach, der letzte Abschnitt der [[Autobahn]] ("[[HaFraBa]]") von Frankfurt nach Göttingen gebaut. Sie berührte den nördlichen Ortsrand von Hedemünden. Die Weiterführung nach Hannover und Hamburg erfolgte erst nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].

1963 wurde nach Erweiterungsbauten am Schulhaus und dem ergänzenden Bau einer Turnhalle die Mittelpunktschule für die Oberstufenjahrgänge (5.–9. Schuljahr) der Ortschaften Hedemünden, Oberode, Laubach, Lippoldshausen und [[Wiershausen (Hann. Münden)|Wiershausen]] gebildet. In Folge der Eingemeindung in die Stadt Münden (s. u.) wurden die Klassen 5 bis 9 der Mittelpunktschule Hedemünden in die Hauptschule Hann. Münden überführt. Gleichzeitig wurden, nachdem die Laubacher Schule schon vorher integriert worden war, die Grundschulen Oberode und Lippoldshausen ebenfalls in die nun entstandene Hedemündener Mittelpunkt-Grundschule eingegliedert.

Am 1. Januar 1973 wurde Hedemünden im Rahmen der [[Gebietsreform in Niedersachsen]] in die Stadt Münden eingemeindet. Zugleich wurde der [[Landkreis Münden]] aufgelöst und in den [[Landkreis Göttingen]] eingegliedert.<ref>{{Literatur |Hrsg=Statistisches Bundesamt |Titel=Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982 |Verlag=W. Kohlhammer GmbH |Ort=Stuttgart und Mainz |Datum=1983 |ISBN=3-17-003263-1 |Seiten=213}}</ref>

1995 wurde die [[Ortsumfahrung]] ([[Bundesstraße 80]]) fertiggestellt. Daraufhin begannen der Rückbau der ehemaligen Bundesstraße im Ortskern und die Durchführung von [[Dorferneuerung]]smaßnahmen.


== Kirche St. Michaelis ==
== Kirche St. Michaelis ==

Version vom 18. Juli 2024, 22:54 Uhr

Hedemünden
Wappen von Hedemünden
Koordinaten: 51° 23′ N, 9° 46′ OKoordinaten: 51° 23′ 19″ N, 9° 45′ 58″ O
Höhe: 133 m
Fläche: 13,27 km²
Einwohner: 1279 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 34346
Vorwahl: 05545
Blick auf Hedemünden
Blick auf Hedemünden
Karte
Lage Hedemündens zwischen Göttingen und Kassel
Historischer Ortskern Hedemündens

Hedemünden ist ein Ortsteil der Stadt Hann. Münden im Landkreis Göttingen in Südniedersachsen. Der Ort, der bis 1930 eine selbständige Kleinstadt war, hat knapp 1300 Einwohner.[1]

Hedemünden liegt unmittelbar südlich der Benrather Linie und somit am Übergang von den hochdeutschen – genauer: den westmitteldeutschen – Dialekten zur niederdeutschen Sprache.

Lage

Hedemünden liegt am Unterlauf der Werra. Dieser in Thüringen entspringende Fluss verläuft weiter durch das thüringisch-hessische Grenzland und erreicht nach der hessisch-niedersächsischen Landesgrenze Hedemünden als ersten Ort Südniedersachsens. Nachdem die Werra niedersächsisches Gebiet erreicht hat, erweitert sich ihr Flusstal zu einem Kessel mit einem Durchmesser von etwa drei Kilometern. Dieser Talkessel wird im Süden vom Kaufunger Wald umschlossen. Gegenüber erhebt sich im Norden die Höhe des Hedemündener Waldes. Die mittlere Höhe Hedemündens befindet sich 130 m ü. NN, höchste Erhebung ist die Hohe Schleife mit 442 m über NN.

Ortsname

Traditionell wurde der Bestandteil „Hede-“ des Namens auf das germanische „hathu-“ beziehungsweise das althochdeutsche „hadu-“ („Kampf, Streit, Schlacht“) zurückgeführt. Der Bestandteil „-münden“, der in den ältesten Belegen für den Ortsnamen noch „-minni“ oder „-minne“ heißt (1017 als „Hademinni“ und 1152 als „Hatheminne“), wurde mit einem germanischen Begriff für „Wasser, Fluss, Fließgewässer“ verbunden. „Hedemünden“ würde demnach „Streitwasser“ oder Ähnliches bedeuten. Der Namensforscher Jürgen Udolph schlug demgegenüber eine abweichende Erklärung vor. Ihm zufolge ist der erste Namensbestandteil auf eine germanische Vokabel für „Berg, Abhang, Schräge“ zurückzuführen, der zweite auf einen ebenfalls germanischen Begriff für „Berg, Erhebung“ (vergleiche lateinisch mons). Der heutige Ortsname wäre demnach eine tautologische Bezeichnung mit der ungefähren Bedeutung „Siedlung auf dem Abhangsberg/schroffen Berg“.[2]

Politik

Ortsrat

Hedemünden wird auf kommunaler Ebene von einem Ortsrat mit elf Mitgliedern vertreten.[3] Seit der Kommunalwahl 2021 setzt sich der Ortsrat wie folgt zusammen:[4]

Sitzverteilung im Ortsrat 2021
   
Insgesamt 11 Sitze
Ortsratswahl 2021
Wahlbeteiligung: 60,24 %
 %
50
40
30
20
10
0
49,15 %
40,05 %
10,80 %

Ortsbürgermeister

Ehrenamtlicher Ortsbürgermeister von Hedemünden ist Kurt Koppetsch (SPD). Seine Stellvertreter sind Hannelore Bethke (SPD) und Dennis Selmigkeit (CDU).[1]

Verkehr

Bahnhof Hedemünden (2014)

Straßenverkehrsmäßig ist Hedemünden über eine Anschlussstelle an die Bundesautobahn 7 (HamburgHannoverGöttingenKasselFuldaWürzburg) sowie die Bundesstraße 80 angebunden.

Darüber hinaus hat Hedemünden einen Bahnhof an der Bahnstrecke Halle–Hann. Münden, dieser wird derzeit stündlich von der Cantus Verkehrsgesellschaft angefahren. Die Züge verbinden den Ort mit den umliegenden Mittelzentren Hann. Münden und Witzenhausen sowie den Oberzentren Kassel und Göttingen. In Kassel-Wilhelmshöhe und Göttingen besteht Anschluss an Züge der DB Fernverkehr AG.

Linie Verlauf Takt
RB83 Göttingen – Friedland (Han) – Eichenberg – Witzenhausen Nord – Gertenbach – Hedemünden – Hann Münden – Speele – Fuldatal-Ihringshausen – Vellmar-Niedervellmar – Kassel Hbf
(fährt im Abschnitt Göttingen – Eichenberg mit RB87 vereinigt)
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min

Außerdem liegt Hedemünden an verschiedenen touristischen Routen: der Deutschen Märchenstraße, der Deutschen Fachwerkstraße, der Deutschen Ferienroute Alpen – Ostsee sowie dem Werratal-Radweg.

Die Werratalbrücken Hedemünden, auf denen die Autobahn und die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg den Fluss queren, liegen nicht im Ortsbereich, sondern etwa vier Kilometer westlich von Hedemünden bei Laubach.

Geschichte

Archäologische Ausgrabung als Schnitt durch den Wall des Römerlagers

Bereits um die Zeitenwende bestand nahe der heutigen Ortslage Hedemündens ein römisches Legionslager, das heute als Römerlager Hedemünden bezeichnet wird. Im Jahr 1017 erfolgt die urkundliche Erstnennung Hedemündens, als Kaiser Heinrich II. (der Heilige) seinen Hof Hademinni dem Benediktinerinnen-Kloster Kaufungen (gegründet durch seine Gemahlin Kunigunde) schenkte. Die Urkunde wurde in Altengottern (bei Bad Langensalza) ausgestellt und befindet sich heute im Hessischen Staatsarchiv Marburg. Ursprünglich hatte Hedemünden den Namen Hademinni, in abweichenden Schreibweisen auch Hademinne, Hedeminni, Haydeminne oder Hedeminnen. 1210 wurde an der Stelle einer frühmittelalterlichen Saalkirche (9.–12. Jahrhundert) ein spätromanischer zweischiffiger Kirchenbau errichtet. Später erfolgten verschiedene An- und Umbauten. 1510 bauten Kirche und Gemeinde das erste Schulhaus an der Kirchhofsmauer.

1576 wurde eine Kaufmannsgilde erwähnt, 1579 hat Herzog Erich nach einem Memorial aller privilegien dero von Hedemünden, ... mit der gerechtigkeit schuster und Becker gilde jetzo privilegirt. Ein Gesuch der Hedemündener Handwerksmeister aus dem Jahre 1828 um Ausstellung eines Gildebriefes wurde abschlägig beschieden. In diesem Gesuch erscheint kein Hinweis auf den Bestand von Gilden in früherer Zeit. Herzog Heinrich Julius gestattet dem Flecken Hedemünden im Jahr 1589 die Erhebung eines Kaufgeldes auf fremde Biere (Schankrecht) und die eigene Brauerei (Braurecht).

1645 wurde Hedemünden erstmals von Herzog Christian Ludwig mit der Bestätigung seiner Privilegien als Stadt bezeichnet. 1677 wurden Jagdrechte mit der Bestätigung aller Privilegien gewährt. Ein neues Schulhaus mit Lehrerwohnungen entstand 1731 auf dem „Friedhof“ hinter der Michaeliskirche. 1860 erhielt die Stadt Hedemünden als sogenannte amtssässige Stadt eine Verfassung. Die Stadtrechte bestanden bis 1930 fort.

Beim Bau der Eisenbahn von Halle nach Kassel über Hedemünden im Jahr 1871 wurde der nördliche der beiden großen urgeschichtlichen Grabhügel abgetragen, während der zweite, der sogenannte Haaghügel – zwar beim Straßenbau am Rand beschädigt – zum größten Teil noch erhalten ist. Er ist der größte urgeschichtliche Grabhügel in Südniedersachsen.

Mit dem von 1821 bis 1895 belegten Jüdischen Friedhof befindet sich ein früherer jüdischer Friedhof im Ort.

Im Jahr 1913 zog die Schule in das neu gebaute Schulhaus am Pfuhlweg, in dem sich heute noch ein Teil der Hedemündener Grundschule befindet. Mit dem Verzicht auf die Stadtrechte wurde Hedemünden 1930 wieder Landgemeinde. 1937 erfolgte am Ortsrand von Hedemünden der Bau der HaFraBa von Frankfurt zunächst bis Göttingen. Die Weiterführung der Autobahn nach Norden erfolgte erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Nach der Errichtung von Erweiterungsbauten am Schulhaus und dem ergänzenden Bau einer Turnhalle wurde 1963 die Mittelpunktschule für die Oberstufenjahrgänge (5.–9. Schuljahr) der Ortschaften Hedemünden, Oberode, Laubach, Lippoldshausen und Wiershausen gebildet. Infolge der Gebietsreform in Niedersachsen wurde Hedemünden 1973 in die Stadt Münden eingemeindet, während der Altkreis Münden im Großkreis Göttingen aufging. Damit hängt die Überführung der 5. bis 9. Jahrgänge der Mittelpunktschule Hedemünden in die Hauptschule Hann. Münden zusammen. Gleichzeitig wurden, nachdem die Laubacher Schule schon vorher integriert worden war, die Grundschulen Oberode und Lippoldshausen ebenfalls in die nun entstandene Hedemündener Mittelpunkt-Grundschule eingegliedert.

Am 1. Januar 1973 wurde Hedemünden in die Stadt Münden eingegliedert.[5]

Nachdem im Jahr 1995 die Ortsumfahrung (Bundesstraße 80) fertiggestellt worden war, begannen der Rückbau der ehemaligen Bundesstraße im Ortskern und die Durchführung von Dorferneuerungsmaßnahmen.

Kirche St. Michaelis

St. Michaeliskirche Hedemünden

Die Kirche wird durch ein Mansarddach geprägt. Im Chor hat man in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts Reste mittelalterlicher Wandmalereien aufgedeckt. Die heutige Kirche befindet sich an der Stelle einer frühmittelalterlichen Saalkirche aus dem 9. bis 12. Jahrhundert. Dieser Bau war eine Saalkirche, mit einer, um die Mauerstärke der Kirche eingezogener, halbrunden Apsis und einem abgetrennten Westbereich. Die Länge der Kirche betrug 17 m, ihre Breite 8,7 m. Im Jahr 1210 wurde an gleicher Stelle ein spätromanischer zweischiffiger Kirchenbau errichtet, vermutlich stellte sie sich als Basilika oder Hallenkirche dar. Das Hauptschiff und das kürzere nördliche Seitenschiff besaßen halbrunde Apsiden und waren beide eingewölbt. Das Hauptschiff war 24 m, das Seitenschiff 21 m lang, die Breite betrug 14 m. Im Inneren der Kirche sind aus dem Mittelalter noch Teile der Wandmalereien, ein frühgotisches Kruzifix sowie im Turm eine bienenkorbförmige Glocke aus dem 14. Jahrhundert erhalten.[6] Die Kirche wurde im Spätmittelalter um 1400 zu einer Wehrkirche mit Wehr-Kirchturm erweitert und stellte den Mittelpunkt einer Ortbefestigungsanlage dar. Als Teile der Befestigungsanlagen sind heute noch Wehrmauer und vorgelagerter Graben erkennbar. Später erfolgten verschiedene An- und Umbauten. 1725 wurde das Dach neu gemacht und erhielt dabei die heutige Form. Auch die Inneneinrichtung erhielt weitgehend die heutige Form, die Renaissance-Kanzel wurde dabei in die Altarwand integriert.

Gewerbestandort

Der Ort Hedemünden entwickelte sich aufgrund der direkt angrenzenden Autobahn 7 und der Lage zwischen Kassel und Göttingen zu einem Gewerbestandort. Zwischen der Autobahnabfahrt und dem Bahnhof befinden sich mehrere Betriebe, unter anderem eine Logistikhalle eines Discounters und ein Sägewerk.

Mit dem 2008 erschlossenen Gewerbegebiet Hedemünden 2 steht eine Fläche von über 27 Hektar für die Ansiedlung von Unternehmen zur Verfügung. Dies ist die größte Freifläche für Gewerbeansiedlungen in Hann. Münden.[7]

Literatur

  • Martin Zeiller: Hedemünden. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 110 (Volltext [Wikisource]).
  • Heinrich Hampe: Hedemünden – Aus der Geschichte einer kleinen Ackerbürgerstadt bis zu ihrem Verzicht auf die Stadtrechte 1930. Hampe, Hedemünden 1992.
Commons: Hedemünden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hedemünden. Stadt Hann. Münden, abgerufen am 30. Juli 2022.
  2. Klaus Grote: Römerlager Hedemünden: Der augusteische Stützpunkt, seine Außenanlagen, seine Funde und Befunde. Sandstein Verlag, Dresden 2012, ISBN 978-3-95498-003-1, S. 25; Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen. Band 44). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003, S. 184–189 (PDF).
  3. § 7 Hauptsatzung der Stadt Hann. Münden
  4. Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 213.
  6. Klaus Grote: Hedemünden im Werratal. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland - Stadt und Landkreis Göttingen. Band 17, 1988, S. 195.
  7. Informationen der Stadt Hann-Münden zu Hedemünden 2 (Memento des Originals vom 7. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hedemuenden2.de