„Recycling“ – Versionsunterschied

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Beim '''Recycling''' (gelegentlich als ''RC'' abgekürzt) bzw. bei der '''Müllverwertung''' werden Abfallprodukte wiederverwertet bzw. deren Ausgangsmaterialien werden zu [[Sekundärrohstoff]]en. Die so produzierten Stoffe werden als '''Recyclat'''/'''Rezyklat''' oder '''Regenerat''' bezeichnet.
Beim '''Recycling''' (gelegentlich als ''RC'' abgekürzt) bzw. bei der regenerativen '''Abfallverwertung''' werden nicht mehr gebrauchte Produkte und Materialien wiederverwertet, indem sie vollständig oder teilweise zu [[Sekundärrohstoff]]en aufbereitet werden. Die so produzierten Stoffe werden als ''Rezyklate'' (seltener: ''Recyclate'') oder ''Regenerate'' bezeichnet.


Der Begriff „Recycling“ ist ein [[Lehnwort]] aus dem Englischen (''recycling'' – ausgesprochen [{{IPA|ɹɪˈsaɪklɪŋ}}] – für „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“); [[Etymologie|etymologisch]] leitet er sich vom [[Altgriechische Sprache|griechischen]] ''kýklos'' (Kreis) sowie dem [[latein]]ischen Präfix ''re-'' (zurück, wieder) ab.
Gesetzlich wird erst von „Recycling“ gesprochen, wenn der Rohstoff zuvor als „[[Abfall]]“ einzustufen war; andernfalls handelt es sich um „[[Wiederverwendung]]“. Der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs Recycling umfasst oft beide Bedeutungen.


Recycling trägt als wesentlicher Bestandteil der [[Kreislaufwirtschaft]] dazu bei, Materialkreisläufe zu schließen oder zu verlangsamen und so den Einsatz [[Natürliche Ressource|natürlicher Ressourcen]] und die Erzeugung von [[Emission (Umwelt)|Emissionen]] zu vermindern. Gesetzlich wird erst von Recycling gesprochen, wenn der Rohstoff zuvor als [[Abfall]] einzustufen war; andernfalls handelt es sich um ''[[Wiederverwendung]]''. Der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs „Recycling“ umfasst oft beide Bedeutungen.
Der Begriff „Recycling“ ist ein [[Lehnwort]] aus dem Englischen (''recycling'' – ausgesprochen [{{IPA|ɹɪˈsaɪklɪŋ}}] – für „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“); [[Etymologie|etymologisch]] leitet es sich vom [[Altgriechische Sprache|griechischen]] ''kýklos'' (Kreis) sowie dem [[latein]]ischen Präfix ''re-'' (zurück, wieder) ab.


[[Datei:Recycling point Gdansk University of Technology.jpg|mini|Recyclingstelle an der [[Technische Universität Danzig|Technischen Universität Danzig]]]]
[[Datei:Recycling point Gdansk University of Technology.jpg|mini|Recyclingstelle an der [[Technische Universität Danzig|Technischen Universität Danzig]]]]
[[Datei:Recycling - eine uralte Idee.webm|mini|Video: Recycling – eine uralte Idee]]
[[Datei:Recycling - eine uralte Idee.webm|mini|Video: Recycling – eine uralte Idee]]


== Einordnung und Abfallhierarchie ==
== Definition und Einordnung ==
Die Abfallrahmenrichtlinie der [[Europäische Union|EU]] ([[Richtlinie 2008/98/EG]]) und das [[Kreislaufwirtschaftsgesetz]] (KrWG) definieren Recycling folgendermaßen:
[[Datei:Tyre furniture.jpg|mini|Möbel aus alten Reifen (aufgenommen in [[Osttimor]])]]

{{Anker|Stoffliche Verwertung}}Gemäß [[Europäische Union|EU]]-Vorgaben besteht folgende Abfallhierarchie,<ref group="Anm.">Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien.</ref> die allen Rechtsvorschriften und politischen Maßnahmen im Bereich der Abfallvermeidung und -bewirtschaftung als Prioritätenfolge zugrunde liegt:
# Abfallvermeidung: Hierzu gehört unter anderem auch das Verbot von umweltgefährdenden Stoffen wie [[Polychlorierte Biphenyle|PCB]] und [[FCKW]].
# Vorbereitung zur [[Wiederverwendung]]: Das heißt eine erneute Nutzung des Guts wie bei [[Mehrwegpfand in Deutschland|Mehrweg-Pfandflaschen]] oder Second-Hand-Nutzung.
# Recycling durch stoffliche Verwertung: Definierte Abfallstoffströme oder Teile davon werden aufbereitet, um daraus wieder vermarktungsfähige [[Sekundärrohstoff]]e zu gewinnen.
# sonstige Verwertung, z.&nbsp;B. durch [[Müllverbrennung|energetische Verwertung]]: Die Stoffe werden verbrannt oder vergast, jedoch mit dem alleinigen Ziel der Energiegewinnung.
# Beseitigung, z.&nbsp;B. durch [[Deponie]]ren.

Entgegen dem häufig etwas unklaren allgemeinen Sprachgebrauch beinhaltet ''Recycling'' demnach nur den Punkt 3) dieser Liste. Recycling wird gemäß EU-Richtlinie definiert als jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfallmaterialien zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.
{{Zitat
{{Zitat
|Text=Recycling [...] ist jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.
|Text=Recycling [...] ist jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.
|Quelle=§ 3 Abs. 25 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
|Quelle={{§|3|KrWG|juris}} Abs. 25 KrWG
}}
|ref=<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/__3.html |titel=Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen |werk=Kreislaufwirtschaftsgesetz - KrWG |hrsg=Bundesamt für Justiz |abruf=2021-11-04}}</ref>}}Hat ein Abfallgegenstand das Ende der Abfallhierarchie erreicht und soll beseitigt werden, ist dies gemäß {{§|28|KrWG|juris}} [[Kreislaufwirtschaftsgesetz|KrWG]] nur in den dafür zugelassenen Anlagen (z.&nbsp;B. Deponien) vorzunehmen. Die Nichteinhaltung kann mit einem Bußgeld nach {{§|69|KrWG|juris}} Abs. 1 Nr. 2 KrWG, in schweren Fällen auch ein Strafverfahren aufgrund {{§|326|stgb|juris}}ff. [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch]] nach sich ziehen.
Das Recycling wird dabei in eine Abfall[[hierarchie]] eingeordnet, die als grundlegende Prioritätenfolge für alle [[Rechtsvorschrift]]en und politischen Maßnahmen im Bereich der Abfallvermeidung und -bewirtschaftung festgelegt ist:<ref>{{Internetquelle |url=https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A32008L0098 |titel=Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien |werk=Amtsblatt der Europäischen Union |hrsg=EUR-Lex |datum=2008-11-19 |abruf=2023-11-02}}</ref>

# ''Vermeidung'' – unter anderem durch das Verbot umweltgefährdender Stoffe wie [[Polychlorierte Biphenyle|PCB]] und [[FCKW]]
# ''Vorbereitung zur [[Wiederverwendung]]'' – zur erneuten Nutzung des Guts für denselben Zweck wie bei [[Mehrwegpfand in Deutschland|Mehrweg-Pfandflaschen]] oder Second-Hand-Nutzung oder für neue Produkte wie beim Upcycling gebrauchter [[Transportpalette|Paletten]] zu Möbelstücken
# ''Recycling'' – die Aufbereitung definierter Abfallstoffströme oder Teilen davon zu vermarktungsfähigen [[Sekundärrohstoff]]en durch stoffliche Verwertung
# ''sonstige Verwertung z.&nbsp;B. [[Müllverbrennung|energetische Verwertung]]'' – die Verbrennung oder Vergasung zur Energiegewinnung
# ''Beseitigung'' – z.&nbsp;B. durch [[Deponie]]ren.

Entgegen dem häufig etwas unklaren allgemeinen Sprachgebrauch beinhaltet ''Recycling'' demnach nur den Punkt 3 dieser Liste. Die Gesetzgebung legt damit eindeutig fest, dass Maßnahmen zur ''Vermeidung'' von Abfällen dem Recycling vorzuziehen sind.

Hat ein Abfallgegenstand das Ende der Abfallhierarchie erreicht und soll beseitigt werden, ist dies gemäß {{§|28|KrWG|juris}} [[Kreislaufwirtschaftsgesetz|KrWG]] nur in den dafür zugelassenen Anlagen (z.&nbsp;B. Deponien) zulässig. Die Nichteinhaltung kann ein Bußgeld nach {{§|69|KrWG|juris}} Abs. 1 Nr. 2 KrWG, in schweren Fällen auch ein Strafverfahren nach {{§|326|stgb|juris}}ff. [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch]] nach sich ziehen.


== Downcycling und Upcycling ==
== Downcycling und Upcycling ==
[[Datei:Tyre furniture.jpg|mini|Möbel aus alten [[Felge]]n (aufgenommen in [[Osttimor]])]]
{{Siehe auch|Upcycling}}
Das Ausgangsprodukt entscheidet darüber welche Recyclingrouten möglich sind, und damit ob die [[Qualität]] das gewonnene Recyclates höher (Upcycling) oder niedriger (Downcycling) ausfällt. Viele vermischte oder verschmutzte Stoffe können nicht ökonomisch aufbereitet werden ohne die [[Stoffeigenschaft]]en oder die Verarbeitbarkeit zu verschlechtern. Hier ist nur ein Downcycling in Produkte niedriger Qualität möglich. Andere Stoffe können mit wenig Aufwand sortenrein getrennt werden oder verbessern durch das Recycling bzw. Upcycling ihre Eigenschaften zu Produkten höherer Qualität.
Das Ausgangsprodukt, das Erfassungskonzept ([[Gelber Sack]], [[Recyclinghof]], gewerbliche Sammlung etc.) und die zur Aufbereitung nutzbare [[Infrastruktur]] entscheiden darüber, welche Recyclingrouten möglich sind und damit über die [[Qualität]] des gewonnenen Rezyklats. Viele vermischte oder verschmutzte Stoffe lassen sich nicht ökonomisch aufbereiten, ohne die [[Stoffeigenschaft]]en oder die Verarbeitbarkeit zu verschlechtern. Um die Qualitätsminderung, die mit vielen Recyclingprozessen einhergeht, zu verdeutlichen, wird der Begriff ''Downcycling'' verwendet.


Wird ein Produkt hingegen in ein neues, höherwertiges Produkt umgewandelt, wird dies als ''Upcycling'' bezeichnet. Dabei sind viele Formen des Upcyclings wie die Bearbeitung von Produktionsresten für Kunstprojekte oder die Sammlung von Fallobst eigentlich eine ''Vorbereitung zur Wiederverwendung'', also kein Recycling im Sinne des KrWG, sondern eine Maßnahme zur Abfall''vermeidung''.<ref>{{Internetquelle |autor=René John, Jana Rückert-John |url=https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/umweltpolitik_fuer_die_transformation_fit_machen.pdf |titel=Umweltpolitik für die Transformation fit machen: Neue Grundkonfigurationen für eine angewandte Umweltpolitik |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2016-06 |format=PDF |abruf=2023-11-02}}</ref> Beispiele für Upcycling als Formen des Recyclings im engeren Sinn sind die Verwertung von [[Kaffeesatz]] bei der Produktion von Kaffeetassen oder die Herstellung von Designermode aus Textilabfällen.
Die [[Verwertung von Kunststoffabfällen]] ist in der Regel ein Downcycling, da [[Polymer]]e bei der Wiederverarbeitung dazu neigen, zu degradieren.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://bmbf-plastik.de/de/publikation/kunststoff-der-umwelt-ein-kompendium |titel=Kunststoff in der Umwelt - ein Kompendium {{!}} Plastik in der Umwelt |sprache=de |abruf=2021-10-12 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20211008104016/https://bmbf-plastik.de/de/publikation/kunststoff-der-umwelt-ein-kompendium |archiv-datum=2021-10-08 |offline=ja |archiv-bot=2022-12-31 20:58:40 InternetArchiveBot }}</ref> Der Grad der Degradation hängt vom gewählten Aufbereitungsverfahren, dem Grundpolymer sowie dem Gehalt an [[Additiv]]en ab. Gerade die Additive oder Kontamination können den thermisch-oxidativen Abbau der Molekülketten bei der Verarbeitung stark herabsetzen.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Wolfgang Weißbach |Titel=Werkstoffkunde: Strukturen, Eigenschaften, Prüfung |Auflage=16., überarbeitete Auflage |Verlag=Friedr. Vieweg & Sohn Verlag GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2007 |ISBN=978-3-8348-0295-8 |Seiten=4}}</ref> In einigen Fällen erreicht der verwertete Kunststoff durchaus das Eigenschaftsniveau der Originalware, insbesondere bei hoher Qualität und Sortenreinheit der Ausgangsstoffe.<ref>J. Brandrup; M. Bittner; W. Michaeli; G. Menges (Hrsg.): ''Die Wiederverwertung von Kunststoffen.''/ J. Brandrup (Hrsg.), Hanser Verl., München 1995, ISBN 3-446-17412-5.</ref> In der Textilindustrie lassen sich [[Naturfaser]]n besser und häufiger recyceln als kürzere Synthetikfasern.


Die [[Verwertung von Kunststoffabfällen]] ist in der Regel ein Downcycling, da [[Polymer]]e bei der Wiederverarbeitung und unter Umwelteinflüssen dazu neigen zu degradieren.<ref>{{Literatur |Autor=Dietrich Braun |Titel=Chemische Reaktionen während der Verarbeitung thermoplastischer Kunststoffe |Reihe=Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen |BandReihe=1755 |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=1967 |ISBN=3-663-06236-8 |Seiten=12–79}}</ref> Der Grad der [[Degradation von Kunststoffen|Degradation]] hängt vom Grundpolymer, von der Beanspruchung während der Nutzung, vom gewählten Aufbereitungs- und dem anschließenden Verarbeitungsverfahren sowie vom Gehalt an [[Additiv]]en ab. Stabilisierende Additive können den oxidativen Abbau der Molekülketten bei der Verarbeitung und während der Gebrauchsphase stark herabsetzen.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Wolfgang Weißbach |Titel=Werkstoffkunde: Strukturen, Eigenschaften, Prüfung |Auflage=16., überarbeitete Auflage |Verlag=Friedr. Vieweg & Sohn Verlag GWV Fachverlage GmbH |Ort=Wiesbaden |Datum=2007 |ISBN=978-3-8348-0295-8 |Seiten=4}}</ref> In einigen Fällen erreicht der verwertete Kunststoff durchaus das Eigenschaftsniveau der Primärware, insbesondere bei hoher Qualität und Sortenreinheit der Ausgangsstoffe.<ref>J. Brandrup; M. Bittner; W. Michaeli; G. Menges (Hrsg.): ''Die Wiederverwertung von Kunststoffen.''/ J. Brandrup (Hrsg.), Hanser Verl., München 1995, ISBN 3-446-17412-5.</ref>
Reststoffe, die während des Recyclingvorganges bestimmter organischer Materialien anfallen, werden [[Spuckstoff]]e genannt.


Bei der [[Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen]] ist kein vollständiges Recycling möglich. Nach der Abtrennung und Entsorgung der [[Spaltprodukt]]e können die restlichen Bestandteile des [[Kernbrennstoff]]s jedoch wieder zur Produktion neuer [[Brennelement]]e genutzt werden.
Bei der [[Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen]] ist kein vollständiges Recycling möglich. Nach der Abtrennung und Entsorgung der [[Spaltprodukt]]e können die restlichen Bestandteile des [[Kernbrennstoff]]s jedoch wieder zur Produktion neuer [[Brennelement]]e genutzt werden.


{{Siehe auch|Upcycling}}
== Nach Sekundärrohstoff ==

== Geschichte ==
[[Datei:Warring States Bronze Dagger (10623821014).jpg|mini|Antiker [[Dolch]], gefertigt aus einem (wahrscheinlich gebrochenen) [[Schwert]]]]
[[Datei:New York, New York - Longshoremen. (Group of men supporting two bales being lifted by tractor crane.) - NARA - 518787.jpg|mini|Verladung von Altpapierballen in [[New York City|New York]], 1937]]
[[Datei:Please Mr - NARA - 533978.tif|mini|hochkant|US-Regierungsplakat aus dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], das zur Trennung von Essens- und Metallabfällen auffordert]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-2005-0721-527, Frankfurt-Main, Sortierung von Trümmersteinen.jpg|mini|Vorsortierung von Trümmersteinen an einem Leseband in [[Frankfurt am Main]], 1947]]
Recycling ist kein Phänomen der [[Neuzeit]], sondern wird seit etlichen [[Jahrtausend]]en systematisch praktiziert. Die frühesten Beweise sind zwischen 200.000 und 420.000 Jahre alt und stammen aus der [[Qesem-Höhle]] in der Nähe von [[Tel Aviv]]. [[Archäologie|Archäologen]] fanden dort kleine [[Feuersteinwerkzeug]]e, von denen sie annehmen, dass sie bei der Herstellung größerer Werkzeuge entstanden sind. Etwa 10 % der an der Fundstelle entdeckten Werkzeuge wurde auf irgendeine Weise wiederverwertet. Nach Angaben der Forscher war dies kein gelegentliches Verhalten, sondern Teil der damaligen Lebensweise.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.texasrecycling.com/articles/history-of-recycling-to-modern-recycling/ |titel=The History of Recycling: A Timeline Through the Ages to Modern Times |werk=texasrecycling.com |hrsg=Texas Recycling |sprache=en |abruf=2023-12-05}}</ref>

Mindestens seit dem [[Altertum]] werden pflanzliche und tierische Abfälle, insbesondere [[Ernte]]<nowiki />reste, [[Mist]] und [[Gülle]], aber auch menschliche [[Exkrement]]e als [[Düngemittel]] in der [[Landwirtschaft]] genutzt. Diese vollständige Wiederverwertung ist Basis der [[Subsistenzwirtschaft]]. Im [[Antikes Rom|antiken Rom]] wurden die Exkremente eingesammelt und den Bauern im Umland verkauft; zur Nutzung durch [[Gerben|Gerber]], [[Färberei in der Antike|Färber]] und [[Tuchwalker|Walker]] wurden öffentlich Urinbehälter aufgestellt.<ref name="Rudo">{{Literatur |Autor=Eleni Schindler Kaudelka<!-- lt. Quelle ohne Bindestrich!--> |Titel=Deponierung und Recycling. Erste Gedanken zur Abfall- und Müllwirtschaft auf dem Magdalensberg |Sammelwerk=Rudolfinum – Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten |Band=2005 |Datum=2007 |Seiten=119–129 |Online={{ZOBODAT/URL|pdf/Rudolfinum_2005_0119-0129.pdf}} |Format=PDF |KBytes=4500 |Abruf=2024-04-09}}</ref> Auch Baustoffe werden seit jeher nicht nur wiederverwendet, sondern wurden nach dem Einsturz von Gebäuden, z.&nbsp;B. nach [[Naturkatastrophe]]n, auch weiterverwertet. Amphorenscherben endeten als Beimischung von [[Terrazzo]]böden, als Bodenlage in [[Kuppelofen|Kuppelöfen]] oder wurden als Grundlage für [[Mörtel]] oder für die Herstellung neuer Keramik genutzt.<ref name="Rudo" /> Auch ausrangierte Metalle und Glas wurden gesammelt, eingeschmolzen und umgearbeitet. Bereits damals war bekannt, dass die Beimischung von Glasbruch zum Rohglas einerseits die [[Schmelztemperatur]] verringert und damit die Verarbeitung erleichtert, andererseits die Glasqualität vermindert.<ref>{{Literatur |Autor=Sylvia Fünfschilling |Titel=Glasrecycling bei den Römern |Sammelwerk=NIKE-Bulletin |Nummer=6 |Datum=2011 |Seiten=16–19 |Online=https://www.nike-kulturerbe.ch/fileadmin/user_upload/Bulletin/2011/06/PDF/Glas.pdf |Format=PDF |KBytes=1370 |Abruf=2023-11-07}}</ref>

Auch im [[Mittelalter]] wurde systematisch recycelt. Die [[Wegwerfgesellschaft#Wegwerfmentalität|Wegwerfmentalität]] der Industriezeit existierte aufgrund des allgemeinen Mangels an Gütern nicht. Es war selbstverständlich, leeren Flaschen, gebrauchte Holz- oder Metallgegenstände und Ähnliches weiter zu verwenden. [[Lumpensammler]] kümmerten sich um das Einsammeln, Sortieren und Weiterleiten von wiederverwertbarem Material. Altglas wurde in die [[Glashütte]]n zurückgebracht, Metallteile wurden eingeschmolzen oder umgeschmiedet und aus [[Hader (Textilie)|Lumpen]] wurde Papier hergestellt. Holz- und Papierabfälle verheizte man zumeist, die Asche konnte zum Waschen verwendet oder für die Glasherstellung aufbereitet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Filip Havlíček, Adéla Pokorná, Jakub Zálešák |Titel=Waste Management and Attitudes Towards Cleanliness in Medieval Central Europe |Sammelwerk=Journal of Landscape Ecology |Band=10 |Nummer=3 |Datum=2017 |Seiten=266–287 |Sprache=en |Online=https://intapi.sciendo.com/pdf/10.1515/jlecol-2017-0005 |Format=PDF |KBytes=740 |Abruf=2023-11-07 |DOI=10.1515/jlecol-2017-0005}}</ref> 1774 entwickelte der Jurist [[Justus Claproth]] zusammen mit dem [[Papiermacher]] Johann Engelhard Schmid das erste Recyclingverfahren für bedrucktes Papier, bei dem die [[Druckerschwärze]] während der Aufbereitung im [[Stampfwerk]] mit [[Terpentinöl]] und [[Wascherde]] ausgewaschen wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.daidalos.blog/erfindungen/erfindungen-fuer-den-alltag/artikel/das-recyclingpapier/ |titel=Das Recyclingpapier |werk=daidalos.blog |hrsg=Cohausz & Florack Patent- und Rechtsanwälte |abruf=2023-11-30}}</ref>

Mit der [[Industrialisierung]] veränderte sich nicht nur die Zusammensetzung, sondern vor allem die Menge des Abfalls, so dass 1874 in [[Nottingham]] die erste [[Müllverbrennung]]sanlage in Betrieb genommen wurde. Andere englische Städte folgten schnell; 1896 ging in [[Hamburg]] die [[Müllverbrennungsanlage Bullerdeich|erste MVA auf dem europäischen Festland]] in den Regelbetrieb.<ref>{{Internetquelle |autor=J. Vehlow |url=https://www.itad.de/wissen/die-entwicklung-der-abfallverbrennung |titel=Die Entwicklung der Abfallverbrennung |werk=itad.de |hrsg=ITAD – Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland e.&nbsp;V. |abruf=2023-11-06}}</ref> Etwa zur gleichen Zeit wurde in Deutschland mit der [[Hausmüllverwertung München|Gesellschaft für Hausmüllverwertung München]] eines der neben vergleichbaren Einrichtungen in [[Budapest]] und [[Chicago]] weltweit ersten Unternehmen zur industriellen Mülltrennung und Wiederverwertung gegründet. In der Verwertungsanlage in [[Puchheim]] wurde zunächst der Feinmüll über [[Trommelsieb|Siebtrommeln]] abgetrennt. Der verbleibende Grobmüll gelangte über ein [[Förderband]] in eine Arbeitshalle, in der Arbeiterinnen von Hand alle wiederverwertbaren Bestandteile aus dem Müll klaubten: Knochen für die Leimherstellung, Glas, Papier, Lumpen, Leder, Gummi, Kork, Metalle, Speisereste und Holz. Diese Materialien ließen sich gut vermarkten. Der vorher abgetrennte aschehaltige Feinmüll wurde auf [[Streuwiese|sauren Wiesen]] und unfruchtbarem [[Moor]]grund im Umland zur Humusbildung ausgebracht. Die angeschlossenen Einrichtungen wie [[Darre]], Düngerfabrik und Waschhaus für Textilabfall und Lumpen wurden wenige Jahre nach dem Bau um eine Leimsiederei und eine [[Superphosphat]]<nowiki />fabrik ergänzt. Später kam eine eigene Müllverbrennungsanlage zum Betrieb einer [[Dampfkesselanlage]] hinzu, um das Werk mit der benötigten Energie zu versorgen. So wurde eine Verwertungsquote von nahezu 100 % erzielt.<ref>{{Internetquelle |autor=Arnulf Grundler |url=https://silo.tips/download/120-jahre-abfallwirtschaft-in-mnchen-von-der-stdtischen-hausunratanstalt-zum-abf#modals |titel=120 Jahre Abfallwirtschaft in München. Von der Städtischen Hausunratanstalt zum Abfallwirtschaftsbetrieb München |werk=silo.tips |hrsg=Abfallwirtschaftsbetrieb München |datum=2011-04 |format=PDF; 2,6&nbsp;MB |abruf=2023-11-05}}</ref>

Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde im [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] mit breit angelegten [[Propaganda]]aktionen für die [[Rohstoff- und Altstoffsammlung während des Ersten Weltkrieges|Sammlung diverser Roh- und Altstoffe]] geworben, zunächst für Öle und Fette, später unter anderem für Abfälle von Nahrungsmitteln, Textilien und Haushaltswaren sowie für [[Altpapier]]. Ähnliche Sammelinitiativen gab es in [[Österreich-Ungarn]].<ref>{{Internetquelle |autor=Judith Fritz |url=https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/im-dienst-des-krieges |titel=Im Dienst des Krieges |werk=Online-Ausstellung „Erster Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie“ |hrsg=Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. |datum=2023 |abruf=2023-11-06}}</ref> Auch im [[2. Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden Eisen und [[Buntmetalle]] so knapp, dass zur [[Waffenindustrie|Waffenproduktion]] auf Metallgegenstände des zivilen Gebrauches zurückgegriffen wurde, unter anderem wurden Zehntausende [[Kirchenglocke]]n aus [[Bronze]] beschlagnahmt und eingeschmolzen (s.&nbsp;''[[Metallspende des deutschen Volkes]]''). Rohstoffsammlungen auf freiwilliger Basis starteten auch in anderen Ländern wie im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] und in den [[USA]].<ref>{{Literatur |Autor=Danielle Walls |Titel=Bones Wanted: Home Front Britain’s Use of Propaganda to Promote Civilian Engagement Through the Salvage Campaign During Word War II |Sammelwerk=Liberated Arts: A Journal for Undergraduate Research |Band=10 |Nummer=1 |Datum=2023 |Sprache=en |Online=https://ojs.lib.uwo.ca/index.php/lajur/issue/view/1481}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Megan E. Springate |url=https://www.nps.gov/articles/000/material-drives-on-the-world-war-ii-home-front.htm |titel=Material Drives on the World War II Home Front |werk=NPS.gov Homepage (U.S. National Park Service) |hrsg=U.S. Department of the Interior |datum=2023-08-04 |sprache=en |abruf=2023-11-06}}</ref> Der Mangel an frischem Holz führte wiederum vielerorts zu einem Wiederaufleben des Altpapierrecyclings.<ref>{{Literatur |Autor=Harald Ditges |Titel=Der Einsatz von Altpapier bei der Herstellung von Papier und Pappe |Sammelwerk=Holz als Roh-und Werkstoff |Band=3 |Datum=1940-12 |Seiten=407–409 |DOI=10.1007/BF02718097}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.bostonbar.org/app/uploads/2022/06/recycling0494.pdf |titel=Law Office Paper Recycling Programs – Opprtunities And Choices For The 21st Century |werk=bostonbar.org |hrsg=Boston Bar Association |datum=1994-04 |format=PDF; 2,4&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-12-04}}</ref>

Nach den Weltkriegen veränderte sich die Wirtschafts- und Lebensweise der Menschen in den höher entwickelten Ländern innerhalb weniger Jahre fundamental ([[1950er-Syndrom]]). Als mit dem [[Wohlstand]] auch der [[Konsum]] kurzlebiger Produkte sowie aufwendig verpackter Lebensmittel und [[Luxusgüter]] signifikant anstieg, standen die [[Industrieland|Industrieländer]] vor einem akuten Müllnotstand. Ein durchschnittlicher [[Privathaushalt|Haushalt]], der vor 150 Jahren mit etwa 150 Dingen auskam, verwendete nun mehr als 20.000 Gegenstände –&nbsp;vom Haarfestiger bis zur Heftzwecke&nbsp;– und produzierte beispielsweise in der Bundesrepublik in den 1970er Jahren im Durchschnitt wöchentlich 4,7&nbsp;kg [[Hausmüll]] pro Einwohner, also 244&nbsp;kg pro Einwohner und Jahr. Im November 1971 berichtete das Nachrichtenmagazin [[Der Spiegel]], aus dem bundesdeutschen Hausmüll ließe sich jährlich ein 3000 Meter hoher Abfallberg über dem Oval des [[Olympiastadion München|Münchner Olympiastadions]] auftürmen – und jedes Jahr komme ein neuer Dreitausender dazu.<ref>{{Literatur |Titel=Mehr Freiheit, mehr Konservendosen ... |Sammelwerk=[[Der Spiegel]] |Nummer=49 |Datum=1971-11-28 |Online=https://www.spiegel.de/politik/mehr-freiheit-mehr-konservendosen-a-0d951ccb-0002-0001-0000-000044914429 |Abruf=2023-12-05}}</ref> Der Abfall wurde großteils nicht mehr wiederverwertet, sondern – oft zusammen mit schadstoffhaltigen Industrieabfällen – auf zumeist [[Wilde Müllkippe|ungeordneten Deponien]] entsorgt.<ref>{{Literatur |Autor=Graf Lennart Bernadotte |Titel=Probleme der Abfallbehandlung |Reihe=Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege |BandReihe=13 |HrsgReihe=[[Deutscher Rat für Landespflege]] |Verlag=Buch- und Verlagsdruckerei Ludw. Leopold KG |Ort=Bonn |Datum=1970-07 |Seiten=5–8 |Online=https://www.yumpu.com/de/document/read/15634070/scan-20-mb-deutscher-rat-fur-landespflege |Abruf=2023-12-05}}</ref> Weiterverwendung und Wiederverwertung waren in den [[Industriestaat|Industrieländern]] nur in Notzeiten, besonders während und nach Kriegen, ein Thema.

Erst mit Aufkommen der [[Umweltbewegung]] in den 1970/1980er Jahren begann ein Umdenken. Der [[Club of Rome]] publizierte 1972 ''[[Die Grenzen des Wachstums]]'', eine Studie zur Zukunft der [[Weltwirtschaft]], die explizit auf begrenzte Rohstoffreserven und die Zerstörung von Lebensraum Bezug nahm.<ref>{{Internetquelle |autor=Megan Gambino |url=https://www.smithsonianmag.com/science-nature/is-it-too-late-for-sustainable-development-125411410/ |titel=Is it Too Late for Sustainable Development? Dennis Meadows thinks so. Forty years after his book The Limits to Growth, he explains why. |werk=Smithsonian Magazine |hrsg=Smithsonian Enterprises |datum=2012-03-15 |abruf=2023-11-05}}</ref> Einerseits verbreitete sich die Einsicht, dass die praktizierte Art der Müllentsorgung einen der Hauptfaktoren der [[Umweltverschmutzung]] darstellt. Andererseits wurde das [[Deponierung|Deponieren]] in urbanen Ballungsräumen zunehmend problematisch bzw. undurchführbar. Das Bewusstsein um die Endlichkeit [[Natürliche Ressource|natürlicher Ressourcen]] wurde durch die [[Ölpreiskrise]]n 1973 und 1979/1980 geschärft. Erste Anfänge zurück zu einer Wiederverwertung war die anfangs freiwillige [[Mülltrennung]], die zum Sinnbild einer ganzen Generation in der westlichen Welt wurde. Ausgehend vom [[Glasrecycling|Altglas-]] und [[Papierrecycling|Altpapierrecycling]] wurden vermehrt Technologien erarbeitet, die die Wiederaufbereitung vieler Altstoffe wirtschaftlich machen, wodurch Abfall zu einem bedeutenden Wirtschaftsgut wurde.

Zunehmende Bedeutung erlangt das Recycling in neuerer Zeit bei Elementen, deren Vorkommen begrenzt sind oder deren Gewinnung aufwendig ist. Das trifft besonders auf die in der Elektro- und Elektronikindustrie häufig verwendeten seltenen Rohstoffe wie [[Gold]] und [[Palladium]] zu, die früher mit den entsorgten Geräten auf Deponien endeten. Auch [[Seltene Erden]], die z.&nbsp;B. für [[Brennstoffzelle]]n, [[Nickel-Metallhydrid-Akkumulator|NiMH-Akkumulatoren]] in Elektro- und Hybridfahrzeugen, [[Katalysator]]en und [[Dauermagnet]]e (in [[Elektromotor]]en, [[Windkraftanlage]]n etc.) gebraucht werden, rücken wegen ihrer problematischen Gewinnung verstärkt in den Fokus.

== Gewinnung von Sekundärrohstoffen ==
=== Kunststoffe ===
=== Kunststoffe ===
[[Datei:Balas de subproductos.JPG|mini|Vorsortierte und zu Ballen gepresste [[Polyethylen]]<nowiki />-Flaschen]]
{{Hauptartikel|Verwertung von Kunststoffabfällen}}
{{Hauptartikel|Verwertung von Kunststoffabfällen}}
Beim Kunststoffrecycling ist zwischen werkstofflichem Recycling und chemischem (rohstofflichem) Recycling zu unterscheiden.<ref>{{Internetquelle |autor=J. Bertling, C. G. Bannick et al. |url=https://bmbf-plastik.de/sites/default/files/2021-03/Kompendium_Kunststoff-in-der-Umwelt_26Mar2021.pdf |titel=Kunststoff in der Umwelt – ein Kompendium |hrsg=Ecologic Institut gemeinnützige GmbH |datum=2021-03 |format=PDF |abruf=2023-11-02}}</ref> Bei Ersterem bleibt die [[Molekülstruktur]] der Polymere erhalten, aus alten Getränkeflaschen werden beispielsweise neue Flaschen oder Fasern für die Textilindustrie hergestellt. Beim chemischen Recycling werden hingegen die Moleküle in kleinteilige Bausteine ([[Monomer]]e) aufgespalten, die entweder zu neuen Kunststoffen [[Polymerisation|polymerisiert]] oder anderweitig, z.&nbsp;B. zur Herstellung von [[Kraftstoff|Treibstoffen]], verwendet werden können. Werden aus dem so gewonnenen Rohstoff wieder neue Polymere hergestellt, ist der [[Energieverbrauch|Energiebedarf]] für das chemische Recycling wesentlich höher als für das werkstoffliche, da die Moleküle erst zerlegt und anschließend wieder zusammengesetzt werden müssen und beide Prozesse Energie erfordern.
Die Verwertung von Kunststoffabfällen beginnt in der Regel mit dem Schreddern und Zerkleinern. Die sortenreinen Teile können wieder für die Primärverarbeitung gemischt oder granuliert werden. Vermischte Rohstoffe können chemisch oder thermisch z.&nbsp;B. durch [[Hydrierung]], [[Thermolyse]], [[Pyrolyse]] verarbeitet werden. Letztlich werden stark verschmutzte Abfälle nur noch energetisch genutzt, indem sie verbrannt oder in der Zementherstellung beigemischt werden.<ref name=":1" />


Die meisten Kunststoffabfälle werden daher werkstofflich recycelt. Von den 5,67&nbsp;Mio. Tonnen Kunststoffabfällen, die 2021 in Deutschland angefallen sind, wurden nur 0,03&nbsp;Mio. Tonnen (also weniger als 1 %) der rohstofflichen Verwertung zugeführt, 2,32&nbsp;Mio. Tonnen (also gute 40 %) hingegen dem werkstofflichen Recycling. 1,65&nbsp;Mio. Tonnen (knapp 30 %) wurden als [[Sekundärrohstoff|Rezyklate]] wieder eingesetzt und haben Neuware substituiert.<ref name="Con21">{{Internetquelle |autor=Christoph Lindner, Jan Schmitt, Elena Fischer, Julia Hein |url=https://www.bvse.de/dateien2020/2-PDF/01-Nachrichten/03-Kunststoff/2022/Kurzfassung_Stoffstrombild_2021_13102022_1_.pdf |titel=Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen (Kurzfassung der Conversio Studie) |hrsg=BKV GmbH u.&nbsp;A. |datum=2022-10 |format=PDF |abruf=2023-11-03}}</ref>
Der Gesamtenergieverbrauch bei der Wiederaufbereitung wird vielfach überschätzt. Mit nicht mehr als rund 10 bis 15&nbsp;MJ/kg Polymer ([[Thermoplast]]) ist bei Teilen, die eine Einzelmasse von mehr als 100&nbsp;g besitzen, die komplette Aufbereitung durchführbar.<ref>K. Grefermann, K. Halk, K.-D. Knörndel: ''Die Recycling-Industrie in Deutschland.'' (Ifo-Studien zur Industriewirtschaft; 58) Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München 1998, ISBN 3-88512-349-5.</ref><ref>VDI-Gesellschaft Entwicklung, Konstruktion, Vertrieb (Hrsg.): ''Recycling - eine Herausforderung für den Konstrukteur.'' Tagung Bad Soden, 14. und 15. November 1991 (VDI-Berichte; 906), VDI-Verlag, Düsseldorf 1991, ISBN 3-18-090906-4.</ref><ref>H. Kindler, A. Nikles: ''Energieaufwand zur Herstellung von Werkstoffen – Berechnungsgrundsätze und Energieäquivalenzwerte von Kunststoffen.'' In: ''Kunststoffe.'' Bd. 70, H. 12, 1980, S. 802–807.</ref>


Beim Recycling von Kunststoffen besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der Wiederaufbereitung von Produktionsabfällen ''(Post-Industrial-Recycling)'' und der Verwertung bereits gebrauchter Produkte ''(Post-Consumer-Recycling)''. Sortenreine Produktionsabfälle lassen sich recht einfach recyceln, indem sie [[Zerkleinerung|zerkleinert]], ggf. [[Entstaubung|entstaubt]] und bei der Produktion der Primärware beigemischt werden. Bei den meisten Produktionsbetrieben ist dies gängige Praxis zur Kosteneinsparung. Die Aufbereitung von Post-Consumer-Abfällen ist hingegen viel aufwendiger. Sie erfordert in den meisten Fällen eine vorgeschaltete [[Sortierung]], die den gemischten Abfallstrom (z.&nbsp;B. die Verpackungen aus dem Gelben Sack) in diverse Fraktionen, darunter die verschiedenen Kunststoffe, trennt. Die eigentliche Verwertung beginnt dann mit dem [[Schredder (Maschine)|Schreddern]], woraufhin weitere Aufbereitungsschritte zur Abtrennung von Nebenbestandteilen und [[Stoffreinheit #Verunreinigung (Kontamination)|Kontaminationen]] folgen. Übliche Verfahren sind hier [[Magnetscheidung]] zum Entfernen [[Ferromagnetismus|ferromagnetischer]] Metalle, Dichtetrennung (z.&nbsp;B. mittels [[Schwimm-/Sink-Verfahren]]), Waschen, Trocknen und [[Windsichten]]. Anschließend wird das aufbereitete [[Mahlgut]] entweder direkt zur Produktion neuer Artikel eingesetzt oder durch [[Extrusion (Verfahrenstechnik)|Extrusion]] zu [[Kunststoffgranulat|Granulat]] verarbeitet. Der Gesamtenergieverbrauch beim werkstofflichen Recycling wird vielfach überschätzt. Mit rund 10 bis 15&nbsp;MJ/kg Polymer ist bei Teilen aus [[Thermoplast|thermoplastischen Kunststoffen]] mit einer Einzelmasse von mehr als 100&nbsp;g die komplette Aufbereitung durchführbar.<ref>K. Grefermann, K. Halk, K.-D. Knörndel: ''Die Recycling-Industrie in Deutschland.'' (Ifo-Studien zur Industriewirtschaft; 58) Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München 1998, ISBN 3-88512-349-5.</ref><ref>VDI-Gesellschaft Entwicklung, Konstruktion, Vertrieb (Hrsg.): ''Recycling - eine Herausforderung für den Konstrukteur.'' Tagung Bad Soden, 14. und 15. November 1991 (VDI-Berichte; 906), VDI-Verlag, Düsseldorf 1991, ISBN 3-18-090906-4.</ref><ref>H. Kindler, A. Nikles: ''Energieaufwand zur Herstellung von Werkstoffen – Berechnungsgrundsätze und Energieäquivalenzwerte von Kunststoffen.'' In: ''Kunststoffe.'' Bd. 70, H. 12, 1980, S. 802–807.</ref>
Recycling lässt sich in unterschiedliche Arten unterteilen. Beim Kunststoffrecycling wird z.&nbsp;B. in werkstoffliches Recycling, bei welchem Altkunststoffe zu neuen Kunststoffprodukten verwertet werden, und in chemisches Recycling, bei welchem Kunststoffe in kleinteilige, wiederverwertbare Bausteine aufgespalten werden, unterschieden.<ref name=":0" /> [[Polystyrol]] wird beispielsweise zu 30 bis 50 % werkstofflich recycelt.

Stark vermischte oder verschmutzte Kunststoffabfälle lassen sich häufig nicht ökonomisch werkstofflich recyceln. Sie können chemisch (z.&nbsp;B. durch [[Depolymerisation]], [[Hydrierung]], [[Pyrolyse]] oder [[Vergasen]]) oder thermisch (z.&nbsp;B. als [[Ersatzbrennstoff]] in [[Zement]]fabriken) verwertet werden. 2021 wurden in Deutschland insgesamt über 50 % der Kunststoffabfälle energetisch genutzt, davon etwa ein Drittel als Ersatzbrennstoff, der Rest zur [[Stromerzeugung]] in [[Müllverbrennungsanlage]]n.<ref name="Con21" />


=== Metalle ===
=== Metalle ===
[[Datei:Scrap metal.jpg|mini|hochkant|Mischschrott]]
[[Metalle]] werden üblicherweise in hohem Maße recycelt, da die Gewinnung aus [[Erz]] sehr aufwändig und kostenintensiv ist. Ein Umschmelzen bedarf nur eines Bruchteils der Energie und Rohstoffkosten. In einem Schmelzofen, häufig [[Hochofen]] oder [[Lichtbogenofen]], werden [[Legierung]]en aufgetrennt und die [[Schmelzebehandlung|Schmelze]] in eine neue Form gegossen und der Metallwirtschaft zugeführt. Bestimmte Legierungselemente, die sich aufgrund ihrer [[Stoffeigenschaft]]en chemisch und physikalisch ähnlich verhalten, lassen sich hingegen nur bedingt oder mit großen Aufwand trennen.
[[Metalle]] werden üblicherweise in hohem Maße recycelt, da die Gewinnung aus [[Erz]]en sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Das Umschmelzen bedarf nur eines Bruchteils der Energie und der Rohstoffkosten. Allerdings kommt es beim Recycling von Metallen durch die Vermischung von Schrottsorten unterschiedlicher [[Legierung]]en in der Schmelze zu Qualitätsverlusten. Dies äußert sich in der Kontamination von Legierungen mit Störstoffen oder in Verlusten von hochwertigen [[Legierungselement]]en durch eine zu starke „Verdünnung“. Hochwertige Legierungen werden derzeit meist durch die Zugabe großer Mengen an ressourcen- und treibhausgasintensiverem Primärmaterial erzeugt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/themen/optimiertes-metallrecycling-durch |titel=Optimiertes Metallrecycling durch Sensorsortiertechnologien |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2022-08-05 |abruf=2023-11-04}}</ref>


Der Recyclingprozess ist in seinen Grundzügen für viele Metalle ähnlich. Wenn sie mit anderen Materialien vermischt sind, müssen zunächst Nebenbestandteile und äußere Verunreinigungen abgetrennt werden. Dies erfolgt in der Regel durch Zerkleinern und einen oder mehrere der folgenden Trennprozesse:
In [[Elektronikschrott|Elektroschrott]] sind häufig wertvolle Metalle und [[Metalle der Seltenen Erden|seltene Erden]] in kleinen Mengen enthalten, was das stoffliche Recycling lukrativ, aber auch aufwendig macht. Je nach Komplexität und [[Schadstoff]]gehalt muss das Gerät oder die Baugruppe manuell [[Zerlegen|demontiert]] werden, bevor eine maschinelle Verarbeitung (z.&nbsp;B. [[Schredder (Maschine)|Schredder]]) vorgenommen werden kann. In der [[Europäische Union|Europäischen Union]] werden nur etwa die Hälfte des Elektronikschrotts dem Recycling zugeführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/produktverantwortung-in-der-abfallwirtschaft/elektroaltgeraete#textpart-1 |titel=Elektroaltgeräte |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2017-12-05 |abruf=2019-01-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Volker Mrasek |url=https://www.deutschlandfunk.de/elektroschrott-das-schwierige-recycling-wertvoller-rohstoffe.676.de.html?dram:article_id=504277 |titel=Elektroschrott - Das schwierige Recycling wertvoller Rohstoffe |hrsg=Deutschlandfunk |datum=2021-10-14 |abruf=2021-10-15}}</ref>
* [[Magnetscheidung]] zur Trennung ferromagnetischer (Eisen-)Metalle von nichtmagnetischen Metallen oder Kunststoffen
* [[Wirbelstrom#Kraftwirkung|Wirbelstromscheidung]] zur Abtrennung von Nichteisenmetallen wie Kupfer oder Aluminium aus gemischten Stoffströmen
* Dichtetrennung durch [[Sichten]], [[Schwimm-/Sink-Verfahren]] oder mithilfe von [[Fliehkraftabscheider]]n
* nachgeschaltete mechanische und sensorgestützte [[Sortierverfahren]]
Die separierten Metalle werden in einem Schmelzofen, häufig einem [[Lichtbogenofen|Lichtbogen-]] oder [[Induktionsofen]], aufgeschmolzen und anschließend einer [[Schmelzebehandlung]] unterzogen. Dabei werden wasserstoffhaltige Komponenten ([[Hydroxide]] und organischen Verunreinigungen), [[Oxide]] und störende [[Chemisches Element|Elemente]] entfernt. Beim Recycling von [[Schrott]] ist es Stand der Technik, Anhaftungen wie [[Fette]], [[Öle]] und [[Lack]]e in einem vorgeschalteten Prozess abzubrennen, um zu verhindern, dass der darin enthaltene [[Wasserstoff]] die Schmelze verunreinigt. Legierungselemente können während der Schmelzebehandlung entweder hinzugefügt werden, um Oxidationsverluste auszugleichen oder besondere Eigenschaften einzustellen oder abgetrennt werden. Bestimmte Elemente, die sich aufgrund ihrer [[Stoffeigenschaft]]en chemisch und physikalisch ähnlich verhalten, lassen sich jedoch nur bedingt oder mit großem Aufwand trennen.
{{Siehe auch|Recyclingmetallurgie}}


==== Stahl ====
==== Stahl ====
[[Datei:Recycling-Code-40.svg|mini|hochkant|Recycling-Code für Eisenwerkstoffe und Stahl]]
[[Datei:Recycling-Code-40.svg|mini|hochkant|Recycling-Code für Eisenwerkstoffe und Stahl]]
[[Stahl]] ist mit 630 Mio. t/a (Stand 2019) der weltweit meistrecycelte Industriewerkstoff.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bir.org/images/BIR-pdf/Ferrous_report_2017-2021_lr.pdf |titel=World Steel Recycling in Figures 2017–2021, 13<sup>th</sup> Edition |werk=BIR Global Facts & Figures |hrsg=Bureau of International Recycling, Ferrous Division |datum=2022-05 |format=PDF |abruf=2023-11-04}}</ref> Er wird mehrfach recycelt, so dass aktuell rund 70 % des bisher erzeugten Stahls im Gebrauch sind. Die [[Recyclingquote]] einzelner Stahlanwendungen liegt z. T. bei deutlich über 90 %.<ref>{{Internetquelle |autor=Manfred Helmus, Anne Randel (Bergische Universität Wuppertal) |url=http://www.bauforumstahl.de/upload/news/Sachstandsbericht.pdf |titel=Sachstandsbericht zum Stahlrecycling im Bauwesen |hrsg=bauforumstahl e.&nbsp;V. |datum=2014 |format=PDF |abruf=2023-11-04}}</ref> 2017 wurden 35,5 % des weltweit erzeugten [[Rohstahl]]s aus Sekundärrohstoffen hergestellt.<ref name="bvse1">{{Internetquelle |url=https://www.bvse.de/dateien2020/2-PDF/06-Publikationen/04-Broschueren/0608-EuRIC_Metal_Recycling_Factsheet_GER_002.pdf |titel=Fakten Metallrecycling |werk=bvse.de |hrsg=European Recycling Industries’ Confederation (EuRIC) AISBL |datum=2020-02 |format=PDF |abruf=2024-09-24}}</ref> Laut dem Weltstahlverband [[Worldsteel]] wurden seit dem Jahr 1900 mehr als 22&nbsp;Mrd.&nbsp;t Stahl recycelt.<ref>{{Internetquelle |autor=Volkmar Held |url=https://www.voestalpine.com/blog/de/verantwortung/umwelt/argumente-fuer-recycling-weltmeister-stahl/ |titel=Argumente für Recycling-Weltmeister Stahl |werk=voestalpine.com/blog/de/ |hrsg=[[Voestalpine|voestalpine AG]] |datum=2018-07-18 |abruf=2023-11-04}}</ref>
{{Siehe auch|Stahl#Ökologie und Recycling}}

In der Praxis wird [[Stahlerzeugung|Stahl]] zuerst aus Erz hergestellt (Primärerzeugung) und dann oft mehrfach recycelt (Sekundärproduktion). Stahl ist mit 500 Mio. t pro Jahr der weltweit meistrecycelte Industriewerkstoff. Die Recyclingquote von Stahl liegt bei 70 %,<ref>[http://www.dierk-raabe.com/steels-facts-figures-environment/ ''Steels: Facts, Figures, Environment and Green Steels.''] Bei: ''dierk-raabe.com.''</ref> die von einzelnen Stahlanwendungen z.&nbsp;T. bei deutlich über 90 %.<ref>[http://www.bauforumstahl.de/upload/news/Sachstandsbericht.pdf ''Sachstandsbericht zum Stahlrecycling im Bauwesen.''] (PDF; 386&nbsp;kB) Bergische Universität Wuppertal (PDF).</ref>
Der Einsatz von [[Stahlschrott]] in der [[Stahlerzeugung|Stahlproduktion]] spart gegenüber der Produktion mit [[Rohstoff#Arten|Primärrohstoffen]] 60–75 % Energie<ref>{{Internetquelle |autor=Benedikt Müller-Arnold |url=https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kreislaufwirtschaft-recycling-earth-overshoot-day-1.5004792 |titel=Produzieren, verkaufen, entsorgen |werk=sueddeutsche.de |hrsg=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2020-08-22 |abruf=2023-11-04}}</ref> und verringert die [[Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre|CO<sub>2</sub>-Emission]] um deutlich über 50 %; die genaue [[CO2-Bilanz|CO<sub>2</sub>-Bilanz]] hängt von der Art der [[Stromerzeugung]] ab. Die Wiederverwertung einer Tonne Stahl spart laut dem Europäischen Dachverband für die Recyclingindustrie EuRIC 1,4&nbsp;t [[Eisenerz]], 0,8&nbsp;t [[Kohle]], 0,3&nbsp;t [[Kalkstein]] und Zusatzstoffe sowie 1,67&nbsp;t [[Kohlenstoffdioxid|CO<sub>2</sub>]]. 2018 wurden in der EU durch die Wiederverwertung von 94&nbsp;Mio.&nbsp;t Stahlschrott 157&nbsp;Mio.&nbsp;t CO<sub>2</sub> eingespart. Dies entspricht dem CO<sub>2</sub>-Ausstoß der Fahrzeugflotten Frankreichs, Großbritanniens und Belgiens.<ref name="bvse1" />

Für den [[Korrosionsschutz]] von Eisen und Stahl werden Stoffe eingesetzt, die das Recycling stören, verloren gehen oder als umweltrelevante Stoffe entweichen bzw. zurückgehalten werden müssen. Dazu gehören insbesondere die Legierungselemente [[Chrom]] und [[Nickel]] sowie als Beschichtungen Lacke, [[Zinn]] (bei [[Weißblech]]) und [[Zink]]. Auch [[Kupfer]] aus Elektrogeräten stellt ein Problem beim Stahlrecycling dar.

{{Siehe auch|Stahl#Ökologie und Recycling|titel1=Abschnitt „Ökologie und Recycling“ im Artikel Stahl}}


==== Kupfer ====
==== Kupfer ====
[[Datei:Copper Granules.png|mini|Granulat aus elektrolytisch gereinigtem Kupfer]]
{{Hauptartikel|Kupferrecycling}}
{{Hauptartikel|Kupferrecycling}}
[[Kupfer]] kann aus Altmaterialien ohne Qualitätseinbußen beliebig oft recycelt werden. Nahezu alle kupferhaltigen Materialien können als Rohstoffe zur Kupfergewinnung dienen. Nicht verunreinigte Produktionsabfälle aus der [[Metallverarbeitung]] (Neu- bzw. Produktionsschrotte) können direkt wieder eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden, ebenso sortenrein sortierte Kupfer- und Legierungsschrotte. Alle anderen kupferhaltigen Sekundärrohstoffe wie isolierte [[Kabel]] und [[Elektrische Leitung|Leitungen]] oder in Kraftfahrzeugen und Elektrogeräten verbaute Komponenten müssen zunächst von Nebenbestandteilen und äußeren Verunreinigungen getrennt werden. Je nach Güte der Trennprozesse lassen sich Reinheiten von bis zu 99,95 % erzielen, so dass das produzierte Kupfer[[Granulare Materie|granulat]] direkt in der Metall-, Automobil- und der chemischen Industrie eingesetzt werden kann. Wenn Verunreinigungen mit [[Begleitelement]]en oder sonstige mineralische oder organische Anhaftungen eine direkte Legierungsherstellung aus Qualitätsgründen verhindern, müssen [[Pyrometallurgie|pyrometallurgische]] Recyclingverfahren angewendet werden. In einem mehrstufigen Prozess, an dessen Ende die [[elektrolytische Raffination]] steht, können Verunreinigungen nahezu restlos entfernt werden, so dass eine Reinheit über 99,99 % erzielt wird.<ref name="Cu1">{{Internetquelle |url=https://www.kupferinstitut.de/wp-content/uploads/2019/10/Recycling-von-Kupferwerkstoffen-final.pdf |titel=Recycling von Kupferwerkstoffen |hrsg=Deutsches Kupferinstitut |datum=2011-01 |format=PDF; 830&nbsp;kB |abruf=2023-11-11}}</ref>
Kupfer erreicht in Deutschland eine Recyclingrate von gut 50 % (Stand 2020), weltweit sind es etwa ein Drittel. Kupferprodukte sind in der Regel sehr langlebig und im Bedarf stetig steigend. Unter Annahme einer durchschnittlichen Lebensdauer von ca. 33 Jahren und unter Beachtung der Produktionskapazitäten ergibt sich ein Anteil von wiederverwertetem Kupfer in Höhe von ca. 80 Prozent.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kupferinstitut.de/wp-content/uploads/2019/10/Recycling-von-Kupferwerkstoffen-final.pdf |titel=Recycling von Kupferwerkstoffen |hrsg=Deutsches Kupferinstitut |seiten=4 |datum=2011-06-28 |format=PDF |abruf=2021-05-08 |zitat=Insgesamt beträgt der Anteil des recycelten Kupfers etwas mehr als ein Drittel der gesamten Weltproduktion. In Deutschland stammen mehr als 50 Prozent des hierzulande hergestellten Kupfers aus Recylingmaterial.}}</ref>

2022 wurde weltweit knapp ein Drittel des jährlichen Kupferbedarfs von 32&nbsp;Mio.&nbsp;t aus Recyclingmaterial gedeckt,<ref name="Cu2">{{Internetquelle |url=https://icsg.org/copper-factbook |titel=The World Copper Factbook 2023 |werk=icsg.org |hrsg=ICSG – International Copper Study Group |datum=2023-09 |format=PDF; 3,1&nbsp;MB |abruf=2023-11-11}}</ref> in der EU sind es rund 45 %,<ref name="bvse1" /> in Deutschland über 50 %. Nimmt man eine durchschnittliche Lebensdauer aller Kupferprodukte von ca.&nbsp;33 Jahren an und bezieht die Altkupfermenge auf die Kupferproduktion im selben Zeitraum, ergibt sich ein Anteil an wiederverwertetem Kupfer von rund 80 %.<ref name="Cu1" /> 2019 wurden von den 2,63&nbsp;Mio.&nbsp;t in der EU durch gebrauchte Produkte generierten Kupferschrotten 1,60&nbsp;Mio.&nbsp;t, also 61 % gesammelt und in der EU wiederverwertet.<ref name="bvse1" />


==== Aluminium ====
==== Aluminium ====
[[Datei:Pressed-cans.jpg|mini|Transportfertiger Aluminiumschrott]]
{{Hauptartikel|Aluminiumrecycling}}
{{Hauptartikel|Aluminiumrecycling}}
Wenn [[Aluminiumlegierung]]en sortenrein gesammelt und recycelt werden, können die entsprechenden Legierungen aus dem resultierenden Umschmelzaluminium ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Da verschiedene Legierungselemente (z.&nbsp;B. Magnesium) beim Umschmelzen nicht entfernt werden können, kommt es bei nicht sortenreiner Erfassung zum Downcycling. In Europa stammen ca. 52 % des produzierten Aluminiums aus der Recyclingroute, weltweit sind es ca. 30 %.
Wenn [[Aluminiumlegierung]]en sortenrein gesammelt und aufbereitet werden, können sie aus dem resultierenden Umschmelzaluminium ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Da verschiedene Legierungselemente (z.&nbsp;B. Magnesium) beim Umschmelzen nicht entfernt werden können, kommt es bei nicht sortenreiner Erfassung häufig zum Downcycling. Mittlerweile lassen sich verschiedene Aluminiumlegierungen auch großtechnisch mithilfe [[Laserinduzierte Plasmaspektroskopie|laserinduzierter Plasmaspektroskopie]] (LIBS) voneinander trennen.<ref>{{Internetquelle |autor=Philipp Soest, Josef Tholen, Veronika Katzy, Edwin Büchter |url=https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-34709_01-Hauptbericht.pdf |titel=Hochdynamische In-Line Detektion zur legierungsselektiven LIBS basierten Sortierung von Wertstoffen (HILDE) |werk=dbu.de |hrsg=[[Deutsche Bundesstiftung Umwelt]] |datum=2021-01 |format=PDF; 6,8&nbsp;MB |abruf=2023-12-01}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.secopta.de/content/documents/content/1170412143019.pdf |titel=Einsatz von LIBS-Elementanalysatoren in der Recyclingindustrie |werk=secopta.de |hrsg=Secopta analytics GmbH |format=PDF; 0,4&nbsp;MB |abruf=2023-12-01}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.recyclingmagazin.de/2023/03/28/hoechste-aluminium-reinheit-fuer-die-kreislaufwirtschaft/ |titel=Höchste Aluminium-Reinheit für die Kreislaufwirtschaft |werk=recyclingmagazin.de |hrsg=Detail Business Information GmbH |datum=2023-03-28 |abruf=2023-12-01}}</ref>

Recyceltes Aluminium bietet gegenüber primär erzeugtem große ökonomische und ökologische Vorteile, da seine Herstellung nur etwa 5 % der Energie erfordert, die zur Gewinnung aus [[Bauxit]] benötigt wird, und 85–95 % der CO<sub>2</sub>-Emissionen eingespart werden können.<ref>{{Internetquelle |autor=Britta Bookhagen, Corinna Eicke et al. |url=https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/rohsit-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=4 |titel=Deutschland ‒ Rohstoffsituation 2021 |werk=bgr.bund.de |hrsg=BGR – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe |datum=2022-12 |format=PDF; 4,3&nbsp;MB |abruf=2023-11-13}}</ref><ref name="bvse1" /><ref name="alufacts">{{Internetquelle |url=https://international-aluminium.org/resource/aluminium-recycling-fact-sheet/ |titel=Aluminium Recycling Factsheet |werk=world-aluminium.org |hrsg=The International Aluminium Institute (IAI) |datum=2020-10 |format=PDF; 680&nbsp;kB |sprache=en |abruf=2023-11-13}}</ref> Das Wiedereinschmelzen einer Tonne Aluminiumschrott erfordert ca. 2800&nbsp;kWh an elektrischer Energie und erzeugt etwa 600&nbsp;kg CO<sub>2</sub>.<ref name="Alscrap">{{Literatur |Autor=Dierk Raabe, Dirk Ponge et al. |Titel=Making sustainable aluminum by recycling scrap: The science of “dirty” alloys |Sammelwerk=Progress in Materials Science |Band=128 |Datum=2022-07 |ArtikelNr=100947 |Sprache=en |Online=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0079642522000287#b0135 |Abruf=2023-11-13 |DOI=10.1016/j.pmatsci.2022.100947}}</ref> Die Absolutwerte für Energiebedarf und CO<sub>2</sub>-Emissionen sind damit immer noch hoch und liegen, trotz des deutlich niedrigeren Schmelzpunktes von Aluminium, in derselben Größenordnung wie die beim Stahlrecycling.

2019 stammten 33 % des weltweit produzierten Aluminiums aus der Recyclingroute, 19 % aus gebrauchten Produkten (''post-consumer'', PC) und 14 % aus Industrieabfällen (''post-industrial'', PI). In Europa waren es 59 % (37 % PC, 22 % PI), in China 24 % (11 % PC, 13 % PI) und in Japan 100 % (69 % PC, 31 % PI).<ref>{{Internetquelle |autor=Marlen Bertram |url=https://international-aluminium.org/resource/aluminium-recycling-fact-sheet-2/ |titel=Monday Stats Post – 2021 Annual Compiled Posts |werk=international-aluminium.org |hrsg=International Aluminium Institute |datum=2021-02-15 |format=PDF; 2,5&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-13}}</ref> 75 % der bisher insgesamt hergestellten 1,5&nbsp;Mrd.&nbsp;t Aluminium sind noch heute in Gebrauch.<ref name="alufacts" /> Von der Gesamtmenge des in der EU anfallenden Aluminiumschrotts aus gebrauchten Produkten (4,34&nbsp;Mio.&nbsp;t) wurden rund 3,0&nbsp;Mio.&nbsp;t gesammelt und aufbereitet, was einer Recyclingquote von 69 % entspricht.<ref name="bvse1" />


=== Glas ===
=== Glas ===
[[Datei:16. El calcín se funde a menor temperatura que si fuera materia prima original, ahorrando en el consumo energético y en la emisión de CO2.jpg|mini|Altglas im Schmelzofen]]
{{Hauptartikel|Glas-Recycling}}
{{Hauptartikel|Glasrecycling}}
[[Altglas]] wird im Allgemeinen in öffentlichen Glascontainern gesammelt und nach Farben getrennt. Die Farbtrennung ist wichtig für den Recyclingprozess, denn eine grüne Sektflasche beispielsweise führt zu ungewollten Farbstichen im Schmelzprozess für farbloses Glas.<ref name="Fabrikationsfehler 107">Hans Jebsen-Marwedel: ''Glastechnische Fabrikationsfehler.'' 4. Auflage, S.&nbsp;214, 232 f.</ref> In Deutschland werden jährlich rund 2 Mio.&nbsp;t Recyclingglas gesammelt.<ref>{{Internetquelle |url=http://was-passt-ins-altglas.de/ |titel=Warum Glas recyceln? |hrsg=Initiative der Glasrecycler im Aktionsforum Glasverpackung im Bundesverband Glasindustrie e.&nbsp;V. |abruf=2012-01-06}}</ref> Die Recyclingquote beträgt 87 %<ref>{{Internetquelle |url=http://www.glasaktuell.de/zahlen-fakten/recycling-zahlen/ |titel=Recycling-Zahlen&nbsp;:: Aktionsforum Glasverpackung |datum=2015-02-26 |abruf=2021-03-22 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150226061930/http://www.glasaktuell.de/zahlen-fakten/recycling-zahlen/ |archiv-datum=2015-02-26 |offline= |archiv-bot=2022-12-31 20:58:40 InternetArchiveBot }}</ref> und in der Schweiz 94 %. Die gesammelten [[Hohlglas|Glasverpackungen]] sind Rohstoff für die Produktion neuer Glasverpackungen. Ihr Anteil kann 60–90 % am Rohstoffgemenge im [[Gaswerk|Glaswerk]] sein (bei Grünglas etwa 90 %, bei Weißglas etwa 60 %).
[[Glas]] lässt sich beliebig oft einschmelzen und zu neuen Produkten verarbeiten, entscheidend für die Qualität ist der Reinheitsgrad der Scherben aus dem Altglasrecycling. Da sich [[Hohlglas]] und [[Flachglas]] auch in der chemischen Zusammensetzung unterscheiden, werden beide getrennt voneinander gesammelt und recycelt. Die Recyclingraten unterscheiden sich dabei erheblich: Während 2018 bei Behälterglas geschätzte 32 % der weltweit produzierten Glasmenge aus [[Altglas]] bestanden, wurde bei Flachglas eine Recyclingrate von nur 11 % erzielt. Die Gesamtrecyclingrate betrug 21 %.<ref name="glas1">{{Internetquelle |autor=Joachim Harder |url=https://www.recovery-worldwide.com/de/artikel/aktuelle-markttrends-im-glasrecycling-3248772.html |titel=Aktuelle Markttrends im Glasrecycling |werk=recovery-worldwide.com |hrsg=Bauverlag BV GmbH |datum=2018-05 |abruf=2023-11-10}}</ref>


In Europa werden Einweg-Glasverpackungen seit Jahrzehnten nahezu flächendeckend für das Recycling gesammelt, teils über die haushaltsnahe Straßensammlung, teils über öffentliche Altglascontainer. In Deutschland wird hierbei zwischen Weiß-, Grün- und Braunglas unterschieden, in anderen Ländern wie [[Österreich]] und [[Schweden]] werden lediglich ungefärbte Glasverpackungen (Weißglas) und gefärbte Glasverpackungen (Buntglas) getrennt erfasst. Die Farbtrennung ist wichtig für den Recyclingprozess, denn farbige Flaschen verursachen bei farblosem Glas ungewollte [[Farbstich]]e. Umgekehrt führt die Zugabe von Weißglas beim Aufbereiten von Buntglas zu [[Glasfehler]]n<ref name="Fabrikationsfehler 107">Hans Jebsen-Marwedel: ''Glastechnische Fabrikationsfehler.'' 4. Auflage, S.&nbsp;214, 232 f.</ref> und vermindert die für empfindliche Füllgüter (z.&nbsp;B. Milch, Medikamente, Bier) wichtige Lichtschutzfunktion. Da Grünglas am ehesten [[Glas-Recycling#Fehlfarben|Fehlfarben]] verträgt, sollten andersfarbige Glasbehälter in den Grünglascontainer entsorgt werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bvse.de/recycling-glas/nachrichten-glasrecycling/2365-blau-gehoert-in-gruen-eine-kleine-altglas-farbenkunde.html |titel=Blau gehört in Grün – Eine kleine Altglas-Farbenkunde |hrsg=bvse-Fachverband Glasrecycling |datum=2017-11-09 |abruf=2023-11-08}}</ref>
=== Boden ===
{{Hauptartikel|Bodenrecycling}}
Im Zuge von Erdbauarbeiten anfallende [[Boden (Bodenkunde)|Böden]], [[Mineralischer Baustoff|mineralische Baustoffe]] und [[Recyclingbaustoff|Ersatzbaustoffe]] können im Rahmen von [[Tiefbau]]arbeiten ausgehoben, aufbereitet und zu einem späteren Zeitpunkt wieder in den Boden eingebaut werden.


In der [[EU-27]] wurden 2021 fast 12&nbsp;Mio.&nbsp;t Glasverpackungen für das Recycling gesammelt. Die durchschnittliche Sammelrate bezogen auf die in Verkehr gebrachte Menge lag bei 80,1 %, wobei die länderspezifischen Raten sehr unterschiedlich ausfallen. In [[Norwegen]], [[Finnland]], [[Belgien]], [[Luxemburg]], [[Slowenien]] und der [[Schweiz]] wurden Werte von über 90 % erreicht, während die Sammelraten in [[Ungarn]] und [[Griechenland]] unter 50 % lagen.<ref>{{Internetquelle |url=https://feve.org/eu-glass-value-chain-80-collection-rate/ |titel=EU’s glass value chain confirms glass collection rate steady progress at 80.1% |werk=feve.org |hrsg=FFEVE – the European Container Glass Federation |datum=2023-06-29 |sprache=en |abruf=2023-11-10}}</ref> Da wegen der enthaltenen Verunreinigungen zwischen 3 % und 7 % der gesammelten Menge nicht wieder aufbereitet werden können, liegen die tatsächlichen Recyclingquoten niedriger. Laut einer Studie über die „Leistung des Verpackungsglasrecyclings in Europa“ wurden 2019 92 % der gesammelten Glasverpackungsabfälle recycelt und 91 % der recycelten Menge wieder zur Herstellung von Flaschen und Gläsern eingesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://closetheglassloop.eu/wp-content/uploads/2023/05/Packaging-Glass-Recycling-in-Europe-Performance-Report-2023.pdf |titel=The performance of packaging glass recycling in Europe – Insights from a Close the Glass Loop survey |werk=closetheglassloop.eu |hrsg=FEVE – the European Container Glass Federation |datum=2023-05-02 |format=PDF; 2,2&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-10}}</ref> Je nach Farbtrennung können [[Glashütte]]n unterschiedliche Altglasanteile zur Herstellung neuer Glasverpackungen einsetzen. Der Rezyklatanteil bei der Produktion von Grünglas liegt bei 90–95 %, bei der von Braunglas bei 70 %, Weißglas lässt in der Regel nur einen Anteil von 60 % zu.<ref name="glas1" />
== Batterien und Akkumulatoren ==

In Deutschland werden jährlich rund 2 Mio.&nbsp;t Altglas gesammelt, die Recyclingquote lag 2019 bei 84,1 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.was-passt-ins-altglas.de/richtig-glasrecyceln/ |titel=Richtig Glasrecyceln |werk=was-passt-ins-altglas.de |hrsg=Initiative der Glasrecycler im Aktionsforum Glasverpackung |abruf=2023-11-10}}</ref> In der Schweiz wurden 2022 rund 305.000&nbsp;t Altglas aus Flaschen und damit 97 % der auf den Markt gebrachten Getränkeflaschen verwertet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vetroswiss.ch/glasrecycling/zahlen-und-fakten/ |titel=Faktenblatt Verwertungsquote 2022 – Berechnung der Verwertungsquote von Getränkeverpackungen aus Glas |werk=vetroswiss.ch |hrsg=ATAG Wirtschaftsorganisationen AG |datum=2023-08-08 |format=PDF; 455&nbsp;kB |abruf=2023-11-10}}</ref>

=== Papier ===
[[Datei:Recycled Paper Pulp, Post-Consumer Waste Recycling Material (43544030305).jpg|mini|Geschreddertes Altpapier zur weiteren Aufbereitung]]
{{Hauptartikel|Papierrecycling}}
Papierrecycling umfasst die Aufbereitung von [[Altpapier]], [[Pappe]] und gebrauchtem [[Karton (Werkstoff)|Karton]] zu Sekundärfaserstoff ([[Altpapierstoff]]), der wieder zur Herstellung neuer Papiere eingesetzt wird. Papier kann mehrfach, aber nicht beliebig of recycelt werden; nach Schätzungen der Industrie sind drei bis acht Zyklen realisierbar.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bir.org/the-industry/paper |titel=Paper – Extract BIR Annual Report 2022 |werk=bir.org |hrsg=Bureau of International Recycling |datum=2022 |sprache=en |abruf=2023-11-16}}</ref> Da jeder Recyclingzyklus die Fasern verkürzt und schwächt, muss zur Herstellung höherwertiger Papiererzeugnisse neuer [[Zellstoff]] in die Produktion eingebracht werden.

Beim Recyclingprozess werden nach einer Sortierung in definierte Qualitäten<ref>{{Internetquelle |url=https://standards.globalspec.com/std/1660308/EN%20643 |titel=CEN - EN 643: Paper and board - European list of standard grades of paper and board for recycling |werk=globalspec.com |hrsg=European Committee for Standardization (CEN) |datum=2014-01-01 |sprache=en |abruf=2023-11-14}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.isrispecs.org/wp-content/uploads/2023/05/ISRI-Scrap-Specifications-Circular-updated-1.pdf |titel=ISRI Specs – Scrap Specifications Circular 2022 |werk=isrispecs.org |hrsg=Institute of Scrap Recycling Industries, Inc. |datum=2022-07-15 |format=PDF; 4,4&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-14}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.prpc.or.jp/wp-content/uploads/PAPER-RECYCLING-IN-JAPAN-English.pdf |titel=Paper Recycling in Japan |werk=prpc.or.jp |hrsg=Paper Recycling Promotion Center |datum=2023-05 |format=PDF; 1,2&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-14}}</ref> die Papierfasern in Wasser gelöst, voneinander getrennt und von Fremdstoffen, [[Druckfarbe]]n und zu kurzen Fasern gereinigt. Zur Herstellung von [[Recyclingpapier]] wird nur die Hälfte an Energie und zwischen einem Siebtel bis zu einem Drittel der Wassermenge benötigt, die zur Produktion von Papier aus Primärfasern eingesetzt wird. Die [[Treibhausgas]]<nowiki />emissionen sind bei Recyclingpapieren auf dem deutschen Markt durchschnittlich 15 % geringer als bei Frischfaserpapieren.<ref name="UBA_PPK">{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier#vom-papier-zum-altpapier |titel=Altpapier |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2023-08-17 |abruf=2023-11-14}}</ref>

2021 wurden weltweit 244&nbsp;Mio&nbsp;t Papier und Pappe aus Sekundärfaserstoff hergestellt<ref>{{Internetquelle |url=https://www.statista.com/statistics/1332651/production-of-recovered-paper-worldwide/ |titel=Production of recovered paper worldwide from 1961 to 2021 |werk=statista.com |hrsg=[[Statista|Statista GmbH]] |datum=2023-05-24 |sprache=en |abruf=2023-11-16}}</ref>, das entspricht 59 % der insgesamt produzierten Menge.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.statista.com/statistics/270317/production-volume-of-paper-by-type/ |titel=Production volume of paper and paperboard worldwide from 2010 to 2021, by type |werk=statista.com |hrsg=[[Statista|Statista GmbH]] |datum=2023-05-24 |sprache=en |abruf=2023-11-16}}</ref> Die Recyclingrate als Verhältnis von Altpapierrecycling zu Papierverbrauch betrug weltweit rund 60 %, in der EU (einschließlich Norwegen, Schweiz und [[Vereinigtes Königreich|UK]]) 73 %, in [[Asien]] 57 %, in [[Nordamerika]] 66 %, in [[Lateinamerika]] 46 % und in [[Afrika]] 38 %.<ref name="cepi">{{Internetquelle |url=https://www.cepi.org/wp-content/uploads/2023/09/EPRC-Monitoring-Report-2022_Final.pdf |titel=Monitoring Report 2022 – European Declaration on Paper Recycling 2021-2030 |werk=cepi.org |hrsg=European Paper Recycling Council (EPRC) |datum=2022-09-09 |format=PDF; 5,1&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-16}}</ref> Die angegebenen Raten beziehen Handelsmengen komplett mit ein, so dass sich durch [[Nettoimport]]e von Altpapier und/oder durch [[Nettoexport]]e von Sekundärfaserstoff oder Recyclingpapier Werte von über 100 % ergeben können. Die netto gehandelten Mengen ausgeschlossen, betrug 2022 der Anteil des in Europa zur Papierproduktion eingesetzten Altpapiers am europäischen Verbrauch 63 % (im Vergleich zu 71 % inklusive Nettohandel).<ref name="cepi" /> In Deutschland hat sich die Altpapiereinsatzquote, also der Altpapieranteil an der gesamten inländischen Papierproduktion, von knapp 61 % im Jahr 2000 auf rund 79 % im Jahr 2022 erhöht, die Altpapierverwertungsquote (Altpapierverbrauch/Papierverbrauch) hingegen von 58 % auf über 95 %. Die Altpapierrücklaufquote (Altpapieraufkommen/Papierverbrauch) ist im selben Zeitraum nur unwesentlich von 72 % auf 74 % gestiegen.<ref name="UBA_PPK" />

Ein negativer Aspekt bei der Altpapierverwertung ist, dass sich bei wiederholten Recyclingzyklen wasserlösliche [[Schadstoff]]e in den Kreisläufen anreichern. Dazu gehören [[Mineralöl]]bestandteile aus Druckfarben, [[Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen|per- und polyfluorierte Verbindungen]] (PFAS), [[Bisphenol S]] aus [[Thermopapier]] von [[Kassenbon]]s und Thermo[[etikett]]en und [[Phthalate]] aus [[Klebstoff]]en. Auch Stoffe, die in Deutschland seit Jahren nicht mehr eingesetzt werden, können über Altpapier aus anderen Ländern in das Recyclingpapier eingetragen werden. Diese Verunreinigungen gefährden den Einsatz von Altpapier für [[Lebensmittelverpackung]]en, denn sowohl die [[Bedarfsgegenständeverordnung]] als auch das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] geben Obergrenzen für den Gehalt an gesundheitsbedenklichen Stoffen in Lebensmittelkontaktmaterialien vor.<ref name="UBA_PPK" />

== Recycling gemischter Stoffströme ==
=== Kraftfahrzeuge ===
[[Datei:Auto scrapyard 1.jpg|mini|Gepresste Fahrzeugwracks bereit zum Schreddern]]
{{Hauptartikel|Fahrzeugrecycling}}
Beim Fahrzeugrecycling liegt das Hauptaugenmerk auf der Rückgewinnung der Metalle (primär [[Eisen]] und [[Stahl]]), die bei [[Kraftfahrzeug]]en in Summe ca.&nbsp;75 % der Gesamtmasse ausmachen.<ref name="BMUV_auto_2021">{{Internetquelle |url=https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Verkehr/jahresbericht_altfahrzeug_verwertungsquoten_2021_bf.pdf |titel=Jahresbericht über die Altfahrzeug-Verwertungsquoten in Deutschland im Jahr 2021 |werk=bmuv.de |hrsg=[[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz]] |datum=2023-10-24 |format=PDF; 2,4&nbsp;MB |abruf=2023-12-05}}</ref> Die Wiederverwendung noch funktionsfähiger Gebrauchtteile durch „Ausschlachten“ der [[Fahrzeug]]e wird in vielen Industrieländern aufgrund des schnellen Modellwechsels, der ständig weiterentwickelten Elektronik und der geringeren [[Haltbarkeit (Technik)|Haltbarkeit]] der Ersatzteile zunehmend unattraktiv. [[Altfahrzeug]]e werden in der Regel von einem lokalen Demontagebetrieb angenommen, der zunächst Batterien, [[Flüssiggas]]<nowiki />tanks und [[Airbag]]s demontiert (bzw. gezielt auslöst) und schadstoffbelastete Komponenten wie Ölfilter sowie sämtliche Betriebsflüssigkeiten entnimmt.<ref name="EU2000_53">{{EU-Richtlinie|2000|53|titel=des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. September 2000 über Altfahrzeuge|konsolidiert=2023-03-30|tab=TXT|abruf=2023-12-01}}</ref> Nach der Demontage verkaufsfähiger [[Ersatzteil]]e und separat zu verwertender Komponenten wie [[Katalysator]]en, [[Reifen]], Teile der [[Automobilelektronik|Fahrzeugelektronik]] und teilweise auch der [[Autoglas|Scheiben]] werden die Fahrzeuge zumeist mithilfe einer [[Schrottpresse]] verdichtet, um sie kostengünstiger transportieren zu können. Ein Verwertungsbetrieb übernimmt dann das [[Schredder (Maschine)|Schreddern]] und die Trennung der Materialien (s. Abschnitt [[#Metalle|Metalle]]) in Stahlschrott, verschiedene [[Nichteisenmetall]]e (Aluminium, Magnesium, Kupfer, Zink, Blei) und eine Kunststoff- bzw. [[Schredderleichtfraktion]]. Letztere wird nur ungefähr zur Hälfte werkstofflich verwertet, der Rest wird zwecks [[Energierückgewinnung]] verbrannt oder deponiert.<ref name="autostat1">{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_waselv__custom_8838396/default/table?lang=en |titel=End-of-life vehicles by waste management operations – detailed data |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2023-11-23 |sprache=en |abruf=2023-12-01}}</ref>

Im Jahr 2021 fielen in der EU insgesamt rund 5,7&nbsp;Mio. Altfahrzeuge zur Verwertung an (6,5&nbsp;Mio&nbsp;t), die meisten davon in Frankreich (1,5&nbsp;Mio&nbsp;t), gefolgt von Italien (1,4&nbsp;Mio&nbsp;t) und Spanien (0,86&nbsp;Mio&nbsp;t). Auch in Polen (0,52&nbsp;Mio&nbsp;t) wurden mehr Altfahrzeuge verwertet als in Deutschland, das mit rund 0,44&nbsp;Mio&nbsp;t auf Platz 5 lag.<ref name="autostat2">{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_waselv__custom_8796826/default/table?lang=en |titel=End-of-life vehicles by waste management operations – detailed data |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2023-11-23 |sprache=en |abruf=2023-12-01}}</ref> Die [[Richtlinie 2000/53/EG über Altfahrzeuge]] fordert seit 1. Januar 2015 eine Verwertungsquote (Wiederverwendung + Recycling + Energierückgewinnung) von mindestens 95 % der anfallenden Masse sowie eine Recyclingquote (Wiederverwendung + Recycling) von mindestens 85 %.<ref name="EU2000_53" /> In Deutschland wird die geforderte Recyclingquote seit 2015 kontinuierlich erfüllt, 2021 lag sie bei 90 %. Die Verwertungsquote verfehlte hingegen 2019 mit 93,6 % und 2020 mit 94,0 % zweimal in Folge das Ziel. 2021 wurden die EU-Vorgaben mit 97,5 % wieder eingehalten.<ref name="autostat3">{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_waselvt__custom_8818496/default/table?lang=en |titel=End-of-life vehicles – reuse, recycling and recovery, totals |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2023-11-16 |sprache=en |abruf=2023-12-05}}</ref>

Nur etwa die Hälfte der rund 12&nbsp;Mio. Automobile, die pro Jahr in der EU aus dem Verkehr genommen werden, wird in zugelassenen Recyclinganlagen behandelt. Jährlich enden rund 4&nbsp;Mio. Kraftfahrzeuge mit „unbekanntem Verbleib“, d.&nbsp;h. sie werden abgemeldet, ohne dass Nachweise über eine ordnungsgemäße Entsorgung oder den legalen Export vorliegen. Der Großteil der verschwundenen Fahrzeuge wird in Europa, häufig unter Missachtung von Sicherheits- und Umweltvorschriften, illegal demontiert. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, da jedes Jahr bis zu 55&nbsp;Mio. Liter [[Gefahrstoff|gefährlicher Flüssigkeiten]] verloren gehen.<ref>{{Internetquelle |autor=Lisa Tostado |url=https://eu.boell.org/en/end-of-life-vehicles-final-destination |titel=End-Of-Life Vehicles: Final Destination |werk=eu.boell.org |hrsg=[[Heinrich-Böll-Stiftung]] European Union |datum=2021-02-02 |sprache=en |abruf=2023-11-30}}</ref> Ein Teil der Altfahrzeuge wird in Drittländer exportiert, obwohl sie als [[gefährliche Abfälle]] gelten, deren Ausfuhr aus der EU in Nicht-[[OECD]]-Länder verboten ist. In der Praxis ist es jedoch schwierig, zwischen einem legal exportierten [[Gebrauchtwagen]] und einem Altauto zu unterscheiden. Im Juli 2023 schlug die [[Europäische Kommission]] eine neue [[Verordnung (EU)|Verordnung]] über Altfahrzeuge vor, die unter anderem deren „Verschwinden“ Einhalt gebieten soll.<ref>{{Internetquelle |url=https://environment.ec.europa.eu/topics/waste-and-recycling/end-life-vehicles_en |titel=End-of-Life Vehicles |werk=environment.ec.europa.eu |hrsg=[[Europäische Kommission]] |datum=2023-07-13 |sprache=en |abruf=2023-12-01}}</ref>

=== Elektro- und Elektronikgeräte ===
[[Datei:Elektroschrott.jpg|mini|Verarbeitung von Elektronikschrott in einem Recyclingbetrieb]]
Elektro- und [[Elektronikschrott]] ist heute der am schnellsten wachsende Abfallstrom der Welt<ref>{{Internetquelle |url=https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/electronic-waste-(e-waste) |titel=Electronic waste (e-waste) |werk=who.int |hrsg=[[Weltgesundheitsorganisation]] |datum=2023-10-18 |sprache=en |abruf=2023-12-06}}</ref><ref name="WEF_2019">{{Internetquelle |autor=The Platform for Accelerating the Circular Economy (PACE) |url=https://www3.weforum.org/docs/WEF_A_New_Circular_Vision_for_Electronics.pdf |titel=A New Circular Vision for Electronics – Time for a Global Reboot |werk=weforum.org |hrsg=World Economic Forum |datum=2019-01 |format=PDF; 9,2&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-12-06}}</ref> – angetrieben durch höhere Verbrauchsraten (insbesondere im Bereich der [[Informationstechnik|IT]] und der [[Unterhaltungselektronik]]), [[Obsoleszenz|kurze Lebenszyklen]] und mangelnde Reparaturmöglichkeiten.<ref name="lienig">{{Cite book|author=J. Lienig, H. Brümmer|title=Elektronische Gerätetechnik - Grundlagen für das Entwickeln elektronischer Baugruppen und Geräte|url=https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-68708-6_7|page=195-199|publisher=Springer Vieweg|date=2024|isbn=978-3-662-68707-9}}</ref> 2019 fielen weltweit 53,6&nbsp;Mio.&nbsp;t Elektroschrott (ohne [[Solarmodul]]e) an, das sind durchschnittlich 7,3&nbsp;kg pro Kopf. Dieser Schrott hat einen Rohstoffwert von etwa 57&nbsp;Mrd.&nbsp;[[US-Dollar|USD]], wozu [[Eisen]], [[Kupfer]] und [[Gold]] am meisten beitragen. Die Erzeugung von Elektroschrott ist seit 2014 um 9,2&nbsp;Mio.&nbsp;t gestiegen und wird den Prognosen zufolge bis 2030 auf 74,7&nbsp;Mio.&nbsp;t anwachsen – fast eine Verdoppelung in nur 16 Jahren.<ref name="GEM_2020">{{Internetquelle |autor=Vanessa Forti, Cornelis Peter Baldé, Ruediger Kuehr, Garam Bel |url=https://ewastemonitor.info/wp-content/uploads/2020/11/GEM_2020_def_july1_low.pdf |titel=The Global E-waste Monitor 2020: Quantities, flows and the circular economy potential |werk=ewastemonitor.info |hrsg=United Nations University (UNU)/United Nations Institute for Training and Research (UNITAR) |datum=2020 |format=PDF; 7,9&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-12-06}}</ref>

Elektroschrott ist ein sehr heterogener Stoffstrom, der neben Metallen aller Art, verschiedenen Kunststoffen und Glas häufig gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthält, darunter Blei, Arsen, Cadmium, [[Chrom(VI)-Verbindungen]], Quecksilber und diverse Halogenverbindungen. Zumeist sind wertvolle Metalle und [[Metalle der Seltenen Erden|seltene Erden]] in kleinen Mengen enthalten, was das stoffliche Recycling lukrativ, aber auch aufwendig macht. In komplexen Elektronikgeräten wie [[Smartphone]]s finden sich bis zu 60 verschiedene Elemente aus dem [[Periodensystem]], wobei viele davon technisch rückgewinnbar sind.<ref name="WEF_2019" /> Je nach Komplexität und [[Schadstoff]]gehalt muss das Gerät oder die Baugruppe manuell [[Zerlegen|demontiert]] und von Schadstoffen befreit werden, bevor sie z.&nbsp;B. durch [[Schredder (Maschine)|Schreddern]] maschinell verarbeitet werden kann. Aus Elektroaltgeräten werden neben Edel- und Sondermetallen hauptsächlich [[Gusseisen]], [[Stahl]], Kupfer, [[Aluminium]] und [[Messing]] gewonnen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/produktverantwortung-in-der-abfallwirtschaft/elektroaltgeraete#elektronikaltgerate-in-deutschland |titel=Elektroaltgeräte |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2022-01-01 |abruf=2023-12-06}}</ref>

Die Kunststofffraktion besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Polymere und kann nur zu etwa 20 % wiederverwertet werden.<ref name="BMU_WEEE_2020">{{Internetquelle |autor=Alexandra Polcher, Alexander Potrykus et al. |url=https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Forschungsdatenbank/fkz_um19_34_5080_schadstoffe_kunststoffe_bf.pdf |titel=Sachstand über die Schadstoffe in Kunststoffen und ihre Auswirkungen auf die Entsorgung |werk=bmuv.de |hrsg=[[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz|Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit]] |datum=2020-04 |format=PDF; 2,1&nbsp;MB |abruf=2023-12-07}}</ref> Zum einen bestehen [[Leiterplatte]]n aus [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärkten Duromeren]], die nicht recycelbar sind; zum anderen sind viele Kunststoffkomponenten hochgradig schadstoffbelastet, da sie aus [[Brandschutz]]gründen flammhemmend ausgerüstet sein müssen und dafür häufig bromierte [[Flammschutzmittel]], teilweise in Kombination mit [[Antimontrioxid]], eingesetzt werden.<ref>{{Internetquelle |autor=André Leisewitz, Winfried Schwarz |url=https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/1966.pdf |titel=Erarbeitung von Bewertungsgrundlagen zur Substitution umweltrelevanter Flammschutzmittel |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2000-12 |format=PDF; 2,6&nbsp;MB |abruf=2023-12-07}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=B.&nbsp;Müller |Hrsg=Jürgen Troitzsch |Titel=Electrical Engineering |Sammelwerk=Plastics Flammability Handbook: Principles, Regulations, Testing, and Approval |Auflage=3. |Verlag=[[Carl Hanser Verlag]] |Datum=2004 |ISBN=3-446-21308-2 |Seiten=487–579}}</ref> Bei deren Verbrennung entstehen hochtoxische Substanzen ([[polybromierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane]]), die in Müllverbrennungsanlagen aus dem Rauchgas gefiltert werden müssen.<ref name="BMU_WEEE_2020" />

{| class="wikitable sortable float-right"
|+Weltweites Elektroschrottaufkommen und Sammelquoten 2019<ref name="GEM_2020" />
! Region !! Gesamt-<br />aufkommen !! Pro-Kopf-<br />Menge !! Sammel-<br />quote
|-
| Asien || style="text-align:right"|24,9 Mio. t || style="text-align:right"|5,6 kg || style="text-align:right"|11,7 %
|-
| Europa || style="text-align:right"|12,0 Mio. t || style="text-align:right"|16,2 kg || style="text-align:right"|42,5 %
|-
| Amerika || style="text-align:right"|13,1 Mio. t || style="text-align:right"|13,3 kg || style="text-align:right"|9,4 %
|-
| Ozeanien || style="text-align:right"|2,9 Mio. t || style="text-align:right"|16,1 kg || style="text-align:right"|8,8 %
|-
| Afrika || style="text-align:right"|0,7 Mio. t || style="text-align:right"|2,5 kg || style="text-align:right"|0,9 %
|}
2019 wurden weltweit nur 17,4 % des angefallenen Elektroschrotts geordnet gesammelt und dem Recycling zugeführt. Damit ist der Verbleib von 44,3&nbsp;Mio.&nbsp;t Elektroschrott ungewiss, und seine Handhabung in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen führt zu hohen Umweltbelastungen und schweren gesundheitlichen Schäden bei Arbeitern und Anwohnern in der Umgebung von Entsorgungsanlagen (vgl.&nbsp;Artikel ''„[[Elektronikschrottverarbeitung in Guiyu]]“, „[[Elektronikschrottverarbeitung in Agbogbloshie]]“''). Zwar wuchs die formal dokumentierte Sammelrate zwischen 2014 und 2019 um 1,8&nbsp;Mio.&nbsp;t, doch kann die Zunahme der Recyclingaktivitäten von rund 0,4&nbsp;Mio.&nbsp;t/a bei weitem nicht mit dem Anstieg des Elektroschrottaufkommens von fast 2&nbsp;Mio.&nbsp;t/a Schritt halten.<ref name="GEM_2020" />

Die [[Richtlinie 2012/19/EU über Elektro- und Elektronik-Altgeräte|WEEE-Richtlinie]] verpflichtet die Vertreiber von Elektro- und Elektronikgeräten in der EU zur kostenlosen Rücknahme der Altgeräte und die Nutzer zur getrennten Sammlung und ordnungsgemäßen Rückgabe. Die [[Hersteller]] müssen Systeme für die Verwertung einrichten, die Mengenströme verschiedener Stoffe dokumentieren und die Sammlung, Behandlung, Verwertung und umweltgerechte Beseitigung der Geräte finanzieren. Ab 2016 galt eine jährliche Mindestsammlequote von 45 % des Durchschnittsgewichts der Elektro- und Elektronikgeräte, die in den drei Vorjahren im betreffenden Mitgliedstaat in Verkehr gebracht wurden; seit 2019 liegt die Vorgabe bei 65 %.<ref name="EU_WEEE">{{EU-Richtlinie|2012|19|vertrag=EU|titel=des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (Neufassung) |konsolidiert=2018-07-04 |abruf=2023-12-06}}</ref>

In Deutschland wurden die von 2016 bis 2018 geltende Mindestquote jeweils knapp verfehlt oder knapp erreicht (2016: 44,9 %, 2017: 45,1 %, 2018: 43,1 %). Im Jahr 2021 ist die Sammelmenge gegenüber dem Vorjahr von 1,04&nbsp;Mio&nbsp;t auf 1,01&nbsp;Mio&nbsp;t Tonnen gesunken. Aufgrund der kontinuierlich steigenden Mengen an in Verkehr gebrachten Geräten blieb die erreichte Sammelquote von 38,6 % deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (2020: 44,1 %) und wiederholt weit unterhalb der neuen EU-Vorgabe von 65 %.<ref name="UBA_WEEE_2021">{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/elektro-elektronikaltgeraete#wo-steht-deutschland |titel=Elektro- und Elektronikaltgeräte |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2023-09-19 |abruf=2023-12-06}}</ref> Die einzigen EU-Länder, die 2021 das vorgegebene Sammelziel erreichten, waren [[Bulgarien]] und die [[Slowakei]]; [[Irland]] (63,8 %) und [[Lettland]] (60,2 %) kamen diesem Ziel zumindest nahe.<ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Waste_statistics_-_electrical_and_electronic_equipment#Electrical_and_electronic_equipment_.28EEE.29_put_on_the_market_and_WEEE_collected_by_country |titel=Waste statistics – electrical and electronic equipment |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2023-10 |sprache=en |abruf=2023-12-07}}</ref>

Für die Verwertung und das Recycling gelten je nach Gerätekategorie seit dem 15.&nbsp;August 2018 folgende Mindestvorgaben, jeweils bezogen auf die gesammelte Menge:<ref name="EU_WEEE" />
* ''Wärmeüberträger und Großgeräte (eine der äußeren Abmessungen >&nbsp;50&nbsp;cm):'' 85 % Verwertung, 80 % Wiederverwendung + Recycling
* ''Bildschirme, Monitore und Geräte, die Bildschirme mit einer Oberfläche von >&nbsp;100&nbsp;cm<sup>2</sup> enthalten:'' 80 % Verwertung, 70 % Wiederverwendung + Recycling
* ''Kleingeräte und kleine IT- und Telekommunikationsgeräte (keine äußere Abmessung >&nbsp;50&nbsp;cm):'' 75 % Verwertung, 55 % Wiederverwendung + Recycling
* ''Lampen:'' 80 % Recycling

Diese Vorgaben haben Deutschland und Österreich in den Jahren 2019 bis 2021 in allen Gerätekategorien eingehalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_waseleeos__custom_8894424/default/table?lang=en |titel=Waste electrical and electronic equipment (WEEE) by waste management operations – open scope, 6 product categories (from 2018 onwards) |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2023-10 |sprache=en |abruf=2023-12-07}}</ref>

{{Siehe auch|Elektronikschrott|Altlampen-Recycling}}

=== Batterien und Akkumulatoren ===
{{Hauptartikel|Batterierecycling}}
{{Hauptartikel|Batterierecycling}}
Für gebrauchte Batterien besteht in Deutschland eine gesetzliche Rückgabepflicht für Verbraucher und eine Rücknahmepflicht für Handel, öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, Hersteller und Importeure. Die [[Zweitnutzung von Batterien]] kann kostengünstige ortsfeste Zwischenspeicherung für elektrische Energie zwischen dem öffentlichen Netz und privaten Verbrauchern/Erzeugern oder Haushalten ermöglichen.


==== Sammlung ====
Durch Kombination von Elektrolytrückgewinnung,<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Larry Weaver |url=https://www.electrive.com/2019/01/20/doing-away-with-hazardous-waste-battery-recycling-works/ |titel=Myth busting: Battery recycling does work |datum=2019-01-20 |sprache=en-US |abruf=2019-06-14}}</ref> mechanischen, hydrometallurgischen und pyrometallurgischen Verfahren können theoretisch bis zu 90 % der Materialien einer Batteriezelle stofflich recycelt werden.<ref name=":12">{{Internetquelle |url=https://uacj-automobile.com/ebook/atz_worldwide2018/index.html#p=11 |titel=ATZ WORLDWIDE |sprache=en |abruf=2019-06-14}}</ref> Besonders relevant sind dabei die Gewinnung von Blei, Kupfer, Aluminium, Graphit, Mangan, Kobalt, Nickel, Lithium und organische Karbonate des Elektrolyts. Recyclingverfahren für [[Lithium-Ionen-Akkumulator#Recycling|Lithium-Ionen-Akkumulatoren]] sind komplex, aber technisch machbar.<ref name="DLF_20190123">{{Internetquelle |autor=Hellmuth Nordwig |url=https://www.deutschlandfunk.de/elektromobilitaet-das-muehsame-recycling-von-lithium-ionen.676.de.html?dram:article_id=439121 |titel=Das mühsame Recycling von Lithium-Ionen-Akkus |werk=Forschung aktuell (Rundfunksendung auf [[Deutschlandfunk|DLF]]) |datum=2019-01-23 |abruf=2019-10-10}}</ref>
[[Datei:Electric batteries.jpg|mini|Altbatterien]]
Für gebrauchte Batterien besteht in Deutschland und in der Schweiz eine gesetzliche Rückgabepflicht für Verbraucher und eine Rücknahmepflicht für [[Händler|Handel]], öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, Hersteller und [[Importeur]]e.<ref>{{§|5,11|BattG|buzer|text=§§&nbsp;5, 11}} BattG</ref><ref>{{Art.|3|814.81|ch}} ChemRRV</ref> In Österreich muss jeder [[Inverkehrbringer]] Batterien unentgeltlich zurücknehmen und Hersteller müssen deren Behandlung entsprechend dem Stand der Technik sicherstellen; eine gesetzliche Rück''gabe''pflicht besteht nicht. Allerdings verpflichtet {{§|7|Batterienverordnung|RIS-B|text=§&nbsp;7 der Batterienverordnung}} die Hersteller dazu, Verbraucher über Sinn und Zweck der getrennten Sammlung von Altbatterien, Nachteile der Beseitigung gemeinsam mit unsortierten [[Hausmüll|Siedlungsabfällen]] und die Sinnhaftigkeit der stofflichen Verwertung aufzuklären. Ein wichtiges Ziel der getrennten Sammlung von Altbatterien und des Recyclings ist neben der Gewinnung von Sekundärrohstoffen die Entlastung der Umwelt von Giftstoffen, konkret [[Blei]], [[Nickel]], [[Cadmium]], [[Quecksilber]] und [[Schwefelsäure]]. Bei [[Lithium-Ionen-Akkumulator|Lithium-Ionen-Akkus]] spielt zudem die [[Sicherheit]] eine wichtige Rolle; durch unsachgemäße Entsorgung kommt es immer wieder zu [[Brand|Bränden]] in [[Entsorgungsbetrieb]]en und [[Müllfahrzeug]]en.<ref>{{Internetquelle |autor=Anton Rauch |url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/brandgefaehrlich-lithium-batterien-und-akkus-im-muell,TsAk5n3 |titel=Brandgefährlich: Lithium-Batterien und -Akkus im Müll |werk=BR.de |hrsg=[[Bayerischer Rundfunk]] |datum=2023-10-13 |abruf=2023-11-17}}</ref>


==== Gerätebatterien und -akkumulatoren ====
Ebenso wichtig ist es, durch getrenntes Sammeln von Altbatterien Müll von Giftstoffen, konkret Blei, Nickel, Cadmium, Quecksilber und der [[Gefahrstoff|ätzenden]] [[Schwefelsäure]] zu entlasten.
Je nach [[Batterie (Elektrotechnik)#Typen|Batterietyp]] kommen unterschiedliche Recyclingverfahren zum Einsatz. In der Regel werden Batterien zunächst händisch vorsortiert und anschließend automatisch nach Größe und, z.&nbsp;B. mittels [[Röntgen]]<nowiki />verfahren, nach elektrochemischem System getrennt. Eine klare Kennzeichnung des Materialtyps am Gehäuse ist bisher (Stand 2024) nicht gesetzlich vorgeschrieben. Aus zinkhaltigen Gerätebatterien wird in Schmelzöfen in erster Linie [[Zink]] wiedergewonnen, beim Aufschmelzen von [[Alkali-Mangan-Batterie|Alkali-Mangan]]-Batterien in Lichtbogenöfen entsteht zusätzlich [[Ferromangan]], das als Vorlegierung in Stahlwerken eingesetzt wird. Aus [[Nickel-Cadmium-Akkumulator|NiCd-]] und [[Nickel-Metallhydrid-Akku|NiMH-Akkus]] wird mittels [[Vakuumdestillation]] ein Nickel-Eisen-Gemisch erzeugt, das entweder bei der Stahlherstellung verwendet oder in seine Bestandteile getrennt werden kann. Dieses Verfahren erlaubt zudem die Rückgewinnung von Cadmium in hoher Reinheit (>&nbsp;99,9 %). Auch Lithium-Manganoxid-Primärzellen können mittels Vakuumdestillation teilweise wiederverwertet werden, [[Lithium]] und [[Graphit]] aus den [[Elektrode]]n sowie die [[Elektrolyt]]lösungen gehen dabei jedoch verloren.


==== Blei-Säure-Akkumulatoren ====
Auch kleine Batterien werden oft händisch sortiert, eine klare Markierung des Materialtyps am Gehäuse fehlt bis heute (2022).
[[Datei:Recycling lead in a lead-acid battery recovery facility.jpg|mini|Stoffliche Wiedergewinnung von Blei aus [[Bleiakkumulator]]en]]
Bei [[Bleiakkumulator]]en muss, unabhängig vom folgenden Recyclingverfahren, zunächst die Schwefelsäure abgetrennt und neutralisiert werden. Sie wird mittels [[Filterpresse]]n gereinigt und entweder für den erneuten Einsatz regeneriert oder zu [[Natriumsulfat]] oder [[Ammoniumsulfat]] zur industriellen Verwendung umgesetzt. Die entleerten Akkus werden anschließend in einem [[Brecher (Zerkleinerungsmaschine)|Brecher]] zerkleinert. Die anfallende Bleipaste und die Gitterelektroden werden in Kurztrommelöfen entschwefelt und zu Rohblei verarbeitet,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.elektro-ade.at/elektrogeraete-verwerten/batterierecycling/ |titel=Batterierecycling |werk=elektro-ade.at |hrsg=Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH |datum=2023 |abruf=2023-11-18}}</ref> das durch [[Seigerung]] oder [[Elektrolyse]] weiter raffiniert und neu legiert wird. Das Kunststoffgehäuse kann größtenteils zu [[Polypropylen]]-Rezyklat aufbereitet werden, die verbleibende Restfraktion ([[Hartgummi]], [[PVC]], Zellulose) wird verbrannt. Mit effizienten Verfahren lassen sich 92 % der Batteriekomponenten und 98 % des Bleis zurückgewinnen.<ref>{{Internetquelle |url=https://recylex.eu/de/blei/ |titel=Sammlung und Recycling von gebrauchten Blei-Säure-Batterien |werk=recylex.eu |hrsg=Recylex S.A. |datum=2023 |abruf=2023-11-18}}</ref> Weniger aufwendig als die Trennung in die Einzelbestandteile ist, die säureentleerten Altakkus komplett in [[Schachtofen|Schachtöfen]] zu [[Metallurgie#Recyclingmetallurgie|verhütten]]. Dabei werden die organischen Stoffe [[Pyrolyse|pyrolisiert]] und die Bleiverbindungen zu metallischem Blei reduziert. [[Schlacke (Metallurgie)|Schlacke]], Filterstaub und Raffinationsabfälle müssen aufbereitet und können teilweise ebenfalls weiterverwendet werden.


Blei-Säure-Akkumulatoren sind wegen ihres hohen Bleianteils ein weltweit begehrter Rohstoff. Problematisch ist deren Recycling in vielen afrikanischen Ländern,<ref>{{Internetquelle |autor=Ralph H. Ahrens |url=https://www.vdi-nachrichten.com/technik/umwelt/missstaende-beim-batterierecycling-in-afrika/ |titel=Missstände beim Batterierecycling in Afrika |werk=vdi-nachrichten.com |hrsg=[[VDI Verlag]] |datum=2015-05-20 |abruf=2023-11-19}}</ref> besonders in [[Nigeria]] als wichtigem Bleiexporteur,<ref name="DLF1">{{Internetquelle |autor=Petra Sorge |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/blei-recycling-in-nigeria-toedliches-geschaeft-mit-alten-100.html |titel=Blei-Recycling in Nigeria – Tödliches Geschäft mit alten Batterien |werk=deutschlandfunkkultur.de |hrsg=[[Deutschlandradio]] |datum=2019-02-14 |abruf=2023-11-19}}</ref> in Indien<ref>{{Internetquelle |autor=Hem H. Dholakia, Abhishek Jain |url=https://www.ceew.in/sites/default/files/CEEW-%27Lead-Acid-Battery-Recycling-in-India-Apr15_0.pdf |titel=Lead Acid Battery Recycling in India |werk=ceew.in |hrsg=Council on Energy, Environment and Water |datum=2015-04 |format=PDF; 1,7&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-19}}</ref> und China.<ref>{{Internetquelle |autor=Fred Pearce |url=https://e360.yale.edu/features/getting-the-lead-out-why-battery-recycling-is-a-global-health-hazard |titel=Getting the Lead Out: Why Battery Recycling Is a Global Health Hazard |werk=e360.yale.edu |hrsg=Yale School of the Environment |datum=2020-11-02 |sprache=en |abruf=2023-11-19}}</ref> Dort werden [[Starterbatterie|Fahrzeugbatterien]] häufig ohne besondere Schutzvorkehrungen von Hand aufgebrochen, wobei Säure und Blei ungefiltert in die Umgebung gelangen und zu massiven Schäden bei Menschen und Umwelt führen. Ein beträchtlicher Teil der auf diese Weise recycelten [[Starterbatterie]]n stammt aus Deutschland, über Umwege importieren europäische Batteriehersteller wiederum das daraus gewonnene Blei.<ref name="DLF1" /><ref>{{Internetquelle |autor=Jana Sepehr, Linnéa Kviske |url=https://www.zeit.de/video/2016-09/5123117432001/ghana-das-leben-fuer-ein-bisschen-blei-riskieren |titel=Das Leben für ein bisschen Blei riskieren |werk=www.zeit.de |hrsg=[[Die Zeit#Zeit Online|Zeit Online]] |datum=2016-09-15 |abruf=2023-11-19}}</ref>
== Geschichte ==
[[Datei:Please Mr - NARA - 533978.tif|mini|hochkant|US-Regierungsplakat aus der Zeit des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]], das zur Trennung von Essens- und Metallabfällen auffordert]]


==== Lithium-Ionen-Akkumulatoren ====
Vor der Industrialisierung bestand der Abfall hauptsächlich aus den Exkrementen von Menschen und Tieren, aus [[Lebensmittelabfall|Lebensmittelabfällen]], Ton- oder Glasscherben und wahrscheinlich auch Asche von den Feuerstellen. Die wohl älteste Form des Recyclings ist die traditionelle [[Düngemittel]]nutzung von pflanzlichen und tierischen Abfällen, insbesondere [[Ernte]]<nowiki />resten, [[Mist]] und [[Gülle]], in der [[Landwirtschaft]], die wohl so alt ist wie diese selbst. Diese vollständige Wiederverwertung ist Basis der [[Subsistenzwirtschaft]]. Im antiken Rom wurden die Exkremente eingesammelt und den Bauern im Umland verkauft. Im Mittelalter verfiel diese Organisation größtenteils – Exkremente und Abfälle wurden teilweise einfach nur auf die Straße gekippt und allenfalls von Haustieren „verwertet“. Später waren es [[Schrottsammler|Schrott-]] und [[Hader (Textilie)|Lumpensammler]], die sich um das Einsammeln, Sortieren und Weiterleiten von wiederverwertbarem Material kümmerten. Die „Wegwerf-Mentalität“ der Industriezeit existierte aufgrund des Mangels an Gütern wie leeren Flaschen, gebrauchten Holz- oder Metallgegenständen und Ähnlichem nicht. Es war selbstverständlich, diese Gegenstände weiter zu verwerten. Aus Lebensmittelabfall wurde Haustierfutter, aus Knochen und Haaren wurden nützliche Dinge und aus Lumpen wurde Papier hergestellt. Holz- und Papierabfälle verheizte man und Metallteile wurden sowieso eingeschmolzen oder umgeschmiedet.
Eine bisher nicht umfassend gelöste Herausforderung ist das Recycling von [[Lithium-Ionen-Akkumulator]]en. Sie sind einerseits weitaus komplexer aufgebaut als andere Akkus und unterscheiden sich je nach Anwendung stark in ihrer Zusammensetzung. Andererseits ist die Rücklaufquote bei Fahrzeugbatterien noch so gering, dass sich komplexe Recyclingprozesse mit hohen Rückgewinnungsquoten, auch wenn sie technisch machbar sind,<ref name="DLF_20190123">{{Internetquelle |autor=Hellmuth Nordwig |url=https://www.deutschlandfunk.de/elektromobilitaet-das-muehsame-recycling-von-lithium-ionen.676.de.html?dram:article_id=439121 |titel=Das mühsame Recycling von Lithium-Ionen-Akkus |werk=Forschung aktuell (Rundfunksendung auf [[Deutschlandfunk|DLF]]) |datum=2019-01-23 |abruf=2019-10-10}}</ref> meist nicht wirtschaftlich betreiben lassen. Vor der Behandlung müssen Li-Ionen-Akkus entladen und durch Erhitzen deaktiviert werden. Durch die Kombination von Elektrolytrückgewinnung,<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Larry Weaver |url=https://www.electrive.com/2019/01/20/doing-away-with-hazardous-waste-battery-recycling-works/ |titel=Myth busting: Battery recycling does work |datum=2019-01-20 |sprache=en-US |abruf=2019-06-14}}</ref> mechanischen, [[Hydrometallurgie|hydrometallurgischen]] und [[Pyrometallurgie|pyrometallurgischen]] Verfahren können theoretisch über 90 % der Materialien stofflich recycelt werden.<ref name=":12">{{Internetquelle |url=https://uacj-automobile.com/ebook/atz_worldwide2018/index.html#p=11 |titel=ATZ WORLDWIDE |sprache=en |abruf=2023-11-19}}</ref> Relevant ist dabei die Gewinnung von Kupfer, Aluminium, [[Mangan]], [[Kobalt]], Nickel, Lithium, Graphit und organischen [[Carbonate]]n des Elektrolyts. Doch weder hydro- noch pyrometallurgische Verfahren führen zu reinen Materialströmen, die sich einfach in ein Kreislaufsystem für Batterien einspeisen lassen. Zudem werden deren ökologische Vorteile wegen des hohen Energiebedarf angezweifelt (Stand 2020).<ref name="Spektrum-2020">{{Internetquelle |autor=Christopher Schrader |url=https://www.spektrum.de/news/die-altlast-der-elektromobilitaet/1738176 |titel=Die Altlast der Elektromobilität |werk=spektrum.de |hrsg=[[Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft]] |datum=2020-07-09 |abruf=2023-11-19}}</ref>


{{Siehe auch|Lithium-Ionen-Akkumulator#Recycling|titel1=Abschnitt „Recycling“ im Artikel Lithium-Ionen-Akkumulator}}
Mit der [[Industrialisierung]] veränderte sich auch Menge und Zusammenstellung des Mülls, so dass in London erste [[Müllverbrennung|Kehrichtöfen]] entstanden, später auch die ersten [[Mülldeponie|Deponien]]. Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde mit großem Propagandaerfolg für die [[Rohstoff- und Altstoffsammlung während des Ersten Weltkrieges|Sammlung]] auch von wieder verwertbaren Abfällen geworben.


==== Sammelquoten und Recyclingeffizienzen ====
Auch im [[2. Weltkrieg]] wurde Eisen und Buntmetall für Waffen und Munition so knapp, dass wiederum Haushalte zur Abgabe von Metallgegenständen aufgerufen wurden und ein hoher Anteil an Kirchenglocken aus Bronze eingeschmolzen wurde.
{| class="wikitable sortable float-right"
|+2020 dem Recycling zugeführte Mengen an Altbatterien und Recyclingeffizienzen (RE) bezogen auf die jeweilige Inputmenge<ref name="EUstat" />
! rowspan="2"| Land !! colspan="2" | Pb-Akkus !! colspan="2" | NiCd-Akkus !! colspan="2" | sonst. Batterien
|-
! Input !! RE !! Input !! RE !! Input !! RE
|-
| {{BEL}} || style="text-align:right"|27.400 t || 81 % || style="text-align:right"|359 t || 85 % || style="text-align:right"|2.007 t || 66 %
|-
| {{DEU}} || style="text-align:right"|150.943 t || 82 % || style="text-align:right"|969 t || 80 % || style="text-align:right"|29.620 t || 76 %
|-
| {{FRA}} || style="text-align:right"|258.163 t || 86 % || style="text-align:right"|- || 84 % || style="text-align:right"|12.852 t || 60 %
|-
| {{ITA}} || style="text-align:right"|159.724 t || 92 % || style="text-align:right"|474 t || - || style="text-align:right"|4.384 t || -
|-
| {{NLD}} || style="text-align:right"|22.152 t || 76 % || style="text-align:right"|438 t || 77 % || style="text-align:right"|3.901 t || 72 %
|-
| {{POL}} || style="text-align:right"|100.468 t || 78 % || style="text-align:right"|317 t || 93 % || style="text-align:right"|19.512 t || 73 %
|-
| {{SWE}} || style="text-align:right"|53.005 t || 68 % || style="text-align:right"|362 t || 76 % || style="text-align:right"|529 t || 72 %
|-
| {{ESP}} || style="text-align:right"|193.302 t || 73 % || style="text-align:right"|272 t || 86 % || style="text-align:right"|8.952 t || 91 %
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In der ''Richtlinie&nbsp;2006/66/EG''<ref>{{EU-Richtlinie |2006 |66 |vertrag=EG |titel=des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. September 2006 über Batterien und Akkumulatoren sowie Altbatterien und Altakkumulatoren und zur Aufhebung der Richtlinie 91/157/EWG |konsolidiert=2018-07-04 |tab=TXT |sprache=de |abruf=2023-11-20}}</ref> schreibt die EU ihren [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union|Mitgliedstaaten]] Mindestsammelquoten und Mindesteffizienzen für das Recycling von Altbatterien vor. Demnach war bis zum 26.&nbsp;September 2012 eine Sammelquote von mindestens 25 % zu erreichen, bis zum 26.&nbsp;September 2016 ein Quote von 45 %. Für die Recyclingeffizienz gelten je nach Batterietyp folgende Mindestvorgaben, jeweils bezogen auf das durchschnittliche Gewicht:
Als die Menschen nach den Weltkriegen zu immer mehr Wohlstand gelangten und sich auch Luxusgüter leisten konnten, zu denen auch eine aufwändigere Verpackung gehörte (Flaschen, Alufolie, Frischhaltebeutel, Blechdosen, Kunststoffflaschen), standen die Industrieländer vor einem akuten Müllnotstand. Ein normaler Haushalt, der vor 150 Jahren mit etwa 150 Dingen auskam, verwendete nun mehr als 20.000 Gegenstände, vom Zahnstocher bis zum Haarfestiger, vom Kleiderschrank bis zur Heftzwecke, und produzierte beispielsweise in der Bundesrepublik in den 1970er Jahren im Durchschnitt eine Hausmüllmenge von 4,7&nbsp;kg pro Einwohner und Woche, das sind 244&nbsp;kg pro Einwohner und Jahr. Dieser wurde großteils nicht mehr wiederverwendet, sondern weitgehend vollständig deponiert. Wiederverwendung war nur in Notzeiten, besonders während und nach Kriegen, ein Thema.
* Blei-Säure-Batterien und -Akkumulatoren: 65 %
* Nickel-Cadmium-Batterien und -Akkumulatoren: 75 %
* sonstige Altbatterien und -akkumulatoren: 50 %
Sammel- und Recyclingziele für Lithium-Ionen-Akkus gibt die aktuelle EU-Richtlinie nicht vor (Stand Dezember 2023).


Im Jahr 2012 wurden in der EU 64.000&nbsp;t Gerätebatterien und -akkumulatoren für das Recycling gesammelt, 2020 waren es 99.000&nbsp;t. Die Sammelquote, die sich jeweils auf die mittleren Verkaufszahlen der letzten drei Jahre bezieht, ist in diesem Zeitraum von 37 % auf 47 % gestiegen. Europaweit die höchsten Sammelquoten erzielten 2020 Island (77 %), Luxemburg (69 %) und Kroatien (68 %). Hingegen lagen Portugal (16 %), Malta (27 %) und Griechenland (34 %) weit unter den geforderten 45 %.<ref name="EUstat">{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Waste_statistics_-_recycling_of_batteries_and_accumulators |titel=Waste statistics – recycling of batteries and accumulators |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2023-01 |sprache=en |abruf=2023-11-20}}</ref> In Österreich lag die Sammelquote 2020 mit 48 % etwas höher als in Deutschland mit knapp 46 %, in der Schweiz mit 55 % deutlich darüber.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.epbaeurope.net/assets/Report-on-the-portable-battery-collection-rates---Short-Update-2022.pdf |titel=The collection of waste portable batteries in Europe in view of the achievability of the collection targets set by Batteries Directive 2006/66/EC |werk=epbaeurope.net |hrsg=European Portable Battery Association (EPBA) |datum=2022-02 |format=PDF; 1,9&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2023-11-20}}</ref>
Der [[Club of Rome]] publizierte um 1970 [[Grenzen des Wachstums]], eine Abschätzung.
Erst mit Aufkommen der grünen Bewegung in den 1970/80er-Jahren begann ein Umdenken und die Einsicht verbreitete sich, dass Müllentsorgung einen der Hauptfaktoren der [[Umweltverschmutzung]] darstellt. Gleichzeitig entstand einerseits ein Bewusstsein um die Begrenztheit natürlicher Ressourcen insgesamt (etwa nach dem [[Ölschock]] der frühen 80er-Jahre), andererseits wurde das Deponieren etwa in urbanen Ballungsräumen wie [[Megastadt|Megastädten]] zunehmend undurchführbar. Erste Anfänge zurück zu einer neuen Wiederverwertung war die anfangs freiwillige [[Mülltrennung]], die zum Sinnbild einer ganzen Generation in der westlichen Welt wurde. Ausgehend von [[Altpapier]]-Wiederverwendung wurden zunehmend Technologien erarbeitet, die die Wiederaufbereitung aller Arten von Altstoffen wirtschaftlich machen, wodurch Abfall zu einem bedeutenden Wirtschaftsgut wurde: Geprägt wurde dafür der Ausdruck [[Sekundärrohstoff]].


Nebenstehende Tabelle listet die Länder, in denen 2020 EU-weit die höchsten Mengen an Altbatterien angefallen sind. Die angegebenen Recyclingeffizienzen beziehen sich nicht auf die produzierten, sondern auf die dem Recycling zugeführten Mengen und schließen jede Art des stofflichen Recyclings ein. Dazu zählen beispielsweise auch bei der pyrometallurgischen Aufbereitung anfallende Schlackerückstände, die im Straßenbau eingesetzt werden.
Zunehmende Bedeutung erlangt das Recycling auch bei Elementen, deren Vorkommen begrenzt sind oder deren Gewinnung aufwändig ist. Das trifft besonders auf die in der Elektro- und Elektronikindustrie häufig verwendeten [[Seltene Erden|Seltenen Erden]] zu, die früher mit den weggeworfenen Geräten auf dem Müll landeten.


== Wirtschaftstheorie ==
== Wirtschaftstheorie ==
Die [[Neoklassische Theorie|neoklassische Wirtschaftstheorie]] bietet keinen theoretischen Rahmen für das Recycling, weil sie vom Individuum ausgeht, das seinen Nutzen maximieren will. Die Neoklassik modelliert den Wirtschaftsprozess mit einer [[Produktionsfunktion]], wobei das Produkt wesentlich verschieden ist von den eingesetzten Produktionsfaktoren. Um Recycling zu modellieren, braucht es ein zyklisches Wirtschaftsmodell, wie es [[Piero Sraffa]] vorgeschlagen hat. In seiner Theorie der [[Kuppelproduktion]] können unerwünschte und schädliche Nebenprodukte und Abfälle der Produktion als Kuppelprodukte mit negativen Preisen aufgefasst werden.<ref> {{ Literatur | Titel=Production of Commodities by Means of Commodities. (deutsch: Warenproduktion mittels Waren, mit Nachworten von [[Bertram Schefold]], Frankfurt a.&nbsp;M. 1976) | Autor=Sraffa, Piero | Ort=Cambridge | Verlag=Cambridge University Press | Datum=1960 }} </ref> Erst wenn die Abfälle als Rohstoffe in den zyklischen Produktionsprozess zurückgeführt werden können, werden ihre Preise positiv.<ref> {{ Literatur | Titel=Die Wachstumsgesellschaft. Aufstieg, Niedergang und Veränderung | Autor=[[Helmut Knolle]] | Ort=Köln | Verlag=Papyrossa | Datum=2016 | Seiten =79–81}} </ref>
Die [[Neoklassische Theorie|neoklassische Wirtschaftstheorie]] bietet keinen theoretischen Rahmen für das Recycling, weil sie vom Individuum ausgeht, das seinen Nutzen maximieren will ([[Homo oeconomicus]]). Die Neoklassik modelliert den [[Wirtschaftsprozess]] mit einer [[Produktionsfunktion]], wobei das Produkt wesentlich verschieden ist von den eingesetzten [[Produktionsfaktor]]en. Um Recycling zu modellieren, braucht es ein zyklisches Wirtschaftsmodell, wie es [[Piero Sraffa]] vorgeschlagen hat. In seiner Theorie der [[Kuppelproduktion]] können unerwünschte und schädliche Nebenprodukte und Abfälle der Produktion als Kuppelprodukte mit negativen Preisen aufgefasst werden.<ref>{{Literatur |Autor=Sraffa, Piero |Titel=Production of Commodities by Means of Commodities. (deutsch: Warenproduktion mittels Waren, mit Nachworten von [[Bertram Schefold]], Frankfurt a.&nbsp;M. 1976) |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=1960}}</ref> Erst wenn die Abfälle als Rohstoffe in den zyklischen Produktionsprozess zurückgeführt werden können, werden ihre Preise positiv.<ref>{{Literatur |Autor=[[Helmut Knolle]] |Titel=Die Wachstumsgesellschaft. Aufstieg, Niedergang und Veränderung |Verlag=Papyrossa |Ort=Köln |Datum=2016 |Seiten=79–81}}</ref>


== Nationales ==
== Nationales ==
{| class="wikitable sortable float-right width=10%"
{| class="wikitable sortable float-right style=" width:10%"
|+ [[Recyclingquote]] für Siedlungsabfälle in Europa<ref>[https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/daviz/municipal-waste-recycled-and-composted-6/#tab-chart_8 European Environment Agency: ''Municipal waste recycling rates in Europe by country'']. Abgerufen am 12. Mai 2023</ref>
|+ [[Recyclingquote]] [%] für Siedlungsabfälle in Europa<ref>{{Internetquelle |url=https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/daviz/municipal-waste-recycled-and-composted-7/#tab-chart_8 |titel=Municipal waste recycling rates in Europe by country |werk=eea.europa.eu |hrsg=[[Europäische Umweltagentur]] |datum=2023-12-19 |sprache=en |abruf=2024-05-14}}</ref>
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=== Deutschland ===
=== Deutschland ===
==== Initiativen vor 1990 ====
[[Schrott]] wird schon seit Urzeiten teils wiederverwertet, Eisenteile etwa durch Um[[schmieden]]. Besonders in Zeiten der [[Kriegswirtschaft]] wird auf Metallgegenstände des zivilen Gebrauches zurückgegriffen zwecks Sekundär-Rohstoffgewinnung zur [[Waffenindustrie|Waffenproduktion]], wie etwa 1940 unter dem Motto ''[[Metallspende des deutschen Volkes]]''.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-29718-0001, Neustrelitz, Erfassung von Altstoffen 1955.jpg|mini|hochkant|Wöchentliche Altstoff-Sammelaktion des [[Volkseigener Betrieb|VEB]] Altstoffhandel, [[Neustrelitz]], 1955]]
Bereits Mitte der [[1950er]] Jahre begann die [[DDR]], ein Verwertungssystem aufzubauen, um aus Abfällen Rohstoffe zu gewinnen. Bei [[Altstoffsammlung]]en wurden unter anderem Textilien, Papier, Glas, Metalle und [[Plaste]] zu festgelegten Rücknahmepreisen gesammelt. Um den Altstoffhandel als einheitlichen [[Wirtschaftszweig]] zusammenzufassen und die Erfassung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Altstoffen zu verbessern, wurde 1971 die [[Vereinigung Volkseigener Betriebe|VVB]] Altrohstoffe gegründet. Erklärte Ziele waren neben „[[Sozialismus|sozialistischer]] Sparsamkeit“, also [[Devisen]]<nowiki />einsparung, die Verringerung der „[[Verschwendung|Vergeudung]] von Material“ und der [[Umweltschutz]].<ref name="SERO">{{Internetquelle |autor=Stefanie Ziegert |url=https://www.archivportal-d.de/item/ROXVDA2X46OJSM5XWWZRIOHTZ7NPKSOU |titel=C Rep. 759 VE Kombinat Sekundärrohstofferfassung (SERO) |werk=archivportal-d.de |hrsg=[[Landesarchiv Berlin]] |datum=2016 |abruf=2023-12-08}}</ref> Schrittweise wurden industrielle Methoden der Aufbereitung und Wiederverwendung entwickelt, gestützt durch systematische Forschung zur Verbesserung der Erfassungsmöglichkeiten und Aufbereitungstechnologien sowie zur Erschließung neuer Einsatzgebiete für Sekundärrohstoffe. Aus der VVB Altrohstoffe, der über 20 [[Volkseigener Betrieb|volkseigene Betriebe]] (VEB) zur Erfassung und Aufbereitung sowie ein Spezialsortierbetrieb unterstellt waren, ging 1981 das VE [[Kombinat]] Sekundärrohstofferfassung ([[SERO]]) unter dem [[Ministerium für Materialwirtschaft]] hervor.<ref name="SERO" /> Ende der 1980er Jahre wurde fast die Hälfte des Hausmülls in 17.000 Annahmestellen erfasst; durch die systematische Wiederverwertung wurden bis zu 14 % der Rohstoffe, die sonst hätten importiert werden müssen, gespart.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/umwelt/sero-recycling-altstoffe-sammeln-kinder-made-in-ddr-100.html |titel=SERO: Mülltrennung in der DDR |werk=mdr.de |hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk]] |datum=2021-03-18 |abruf=2023-12-08}}</ref>


Auch die [[Bundesrepublik Deutschland|Bundesrepublik]] erklärte in den 1970er Jahren [[Umweltschutz]] und [[Abfallvermeidung]] zum offiziellen Aufgabengebiet: 1972 wurde das erste [[Abfallbeseitigungsgesetz]] der BRD beschlossen, das das Einsammeln, Befördern, Behandeln, Lagern und Ablagern von Abfällen regelte. Erstmalig wurden explizit [[Verpackung]]en erwähnt und die Möglichkeit geschaffen, bestimmte Verpackungenen zu verbieten:
Die Verwertung von [[Naturfaser|Fasern]] aus [[Hader (Textilie)|verwertbaren Altkleidern]] beherrschten bereits [[Papiermühle]]n der [[Renaissance]]. [[Altpapier]]-Wiederverwertungsverfahren gab es schon seit 1774, sodann beschrieben von [[Justus Claproth]]. Erst später kam es zur Anwendung in größerem Maßstab, verstärkt in Zeiten der Kriegswirtschaft.<ref group="Anm.">[http://link.springer.com/article/10.1007/BF02718097 Fazit aus einem Report über Altpapier-Recycling 1939/40 (Zweiter Weltkrieg)] von Harald Ditges.</ref> Mit zunehmendem Umwelt- und Kostenbewusstsein ab den 1980er Jahren wuchs die Nachfrage nach Recyclingpapier erheblich, so dass der Altpapiermarkt unter Recyclingunternehmen bereits umkämpft ist.<ref>Alexandra Sillgitt: [https://www.spiegel.de/wirtschaft/kostbarer-muell-brutaler-kampf-ums-altpapier-a-543315.html ''Kostbarer Müll: Brutaler Kampf ums Altpapier.''] In: Der Spiegel, Rubrik "Wirtschaft", 31. März 2008.</ref>
{{Zitat
|Text=Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung [...] zu bestimmen, daß solche Verpackungen und Behältnisse [...] nicht in Verkehr gebracht werden dürfen, deren Beseitigung als Abfall wegen ihrer Art, Zusammensetzung, ihres Volumens oder ihrer Menge im Verhältnis zur Beseitigung anderer entsprechend verwendbarer Verpackungen oder Behältnisse einen zu hohen Aufwand erfordert.
|Quelle=§ 14 AbfG
|ref=<ref>{{Literatur |Titel=Gesetz über die Beseitigung von Abfällen (Abfallbeseitigungsgesetz – AbfG) |Reihe=Bundesgesetzblatt, Jahrgang&nbsp;1972, Teil&nbsp;I |HrsgReihe=Der Bundesminister für Justiz |NummerReihe=49 |Verlag=[[Bundesanzeiger Verlag]] |Ort=Bonn |Datum=1972-06-10 |Seiten=873–880 |Online=https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl172s0873.pdf%27%5D__1702055775769 |Format=PDF |KBytes=993 |Abruf=2023-12-12}}</ref>}}


Die Wiederverwertung beschränkte sich in der BRD der 1970er Jahre im Wesentlichen auf Reststoffe, die „konzentriert und in weitgehend homogener Form“ vorlagen, also auf Produktionsreste und -abfälle. Im Gegensatz zur gängigen Praxis in der DDR wurden Wertstoffe aus Hausmüll kaum zurückgewonnen, weil mangelnde oder schwankende [[Nachfrage]] und der Aufwand für Sammlung und Aufbereitung die wirtschaftliche Verwertung meist verhinderten. Wie im ''Abfallwirtschaftsprogramm '75 der Bundesregierung'' festgestellt, fehlten in der Bundesrepublik „noch ausreichende praktische Erfahrungen in technischer, oganisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht“.<ref name="AWP75">{{Internetquelle |url=https://dserver.bundestag.de/btd/07/048/0704826.pdf |titel=Unterrichtung durch die Bundesregierung: Abfallwirtschaftsprogramm ’75 der Bundesregierung |werk=dserver.bundestag.de |hrsg=[[Deutscher Bundestag]] |datum=1976-03-04 |format=PDF; 1,1&nbsp;MB |abruf=2023-12-12}}</ref> Um den Rohstoffkreislauf im Wirtschaftsprozess zu fördern, wurde erstmalig eine Rangfolge für die [[Abfallwirtschaft]] formuliert, die das Recycling implizit an zweiter Stelle nannte:
In den 1960er Jahren begann die [[DDR]] vermittels [[Altstoffsammlung]]s<nowiki />aktionen und dem [[SERO]]-System der [[Volkseigener Betrieb|VEB]] Kombinat Sekundär-Rohstofferfassung Rohstoffe, unter anderem zwecks [[Devisen]]<nowiki />einsparung, systematisch mehrfach zu nutzen. Dabei gab es festgelegte Rücknahmepreise für verschiedene Altmaterialien.
# Reduzierung der Abfälle auf Produktions- und Verbraucherebene
# Steigerung der Nutzbarmachung von Abfällen
# schadlose Beseitigung von Abfällen
11 Jahre später wurden dann Grundsätze und Pflichten zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen in der Neufassung des Abfallgesetzes von 1986 verankert.<ref>{{Literatur |Titel=Gesetz über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (Abfallgesetz – AbfG) |Reihe=Bundesgesetzblatt, Jahrgang&nbsp;1986, Teil&nbsp;I |HrsgReihe=Der Bundesminister für Justiz |NummerReihe=44 |Verlag=[[Bundesanzeiger Verlag]] |Ort=Bonn |Datum=1986-08-27 |Seiten=1410–1420 |Online=https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl186s1410.pdf%27%5D__1702416210890 |Format=PDF |KBytes=1436 |Abruf=2023-12-12}}</ref>


==== Verpackungsverordnung und Umsetzung von EU-Richtlinien ====
In den 1970er Jahren wurden [[Umweltschutz]] und [[Abfallvermeidung]] zum offiziellen Aufgabengebiet der [[Bundesrepublik Deutschland|Bundesrepublik]] erklärt: 1972 wurde das erste [[Abfallbeseitigungsgesetz]] der BRD beschlossen, 1975 das Abfallwirtschaftsprogramm '75 der Bundesregierung und 1986 die [[Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft|TA Luft]] für die Vermeidung von Emissionen durch Abfälle und ihre Behandlung. Hinzu kamen später die [[Altölverordnung]], die [[Verpackungsverordnung (Deutschland)|Verpackungsverordnung]] und 1996 das [[Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz]] (KrW-/AbfG).<ref group="Anm.">[http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallpolitik/kreislaufwirtschaft/ Kreislaufwirtschaftsgesetz – KrWG].</ref> Dieses Gesetz und die zugehörigen Verordnungen verzeichnen detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfällen. Prinzipiell ging es nicht mehr vorrangig um Kapazitätsfragen von Deponien, sondern in erster Linie darum, Müll zu vermeiden, wenn nicht möglich, ihn zu verwerten, und erst wenn dies nicht möglich ist, ihn zu deponieren (vgl. §&nbsp;4 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz). Es folgte der [[Europäischer Abfallkatalog|Europäische Abfallkatalog]] und das [[Duales System Deutschland|Duale System Deutschland]] ([[Grüner Punkt]]).
Einen entscheidenden Impuls gab die Bundesregierung dem Recycling 1991 mit der [[Verpackungsverordnung (Deutschland)|Verpackungsverordnung]] (VerpackV), in der sie einerseits die Verantwortung für die Entsorgung von Verpackungen von den [[Gemeinde (Deutschland)|Kommunen]] auf die Hersteller und Vertreiber übertrug und andererseits Erfassungs-, Sortierungs- und Verwertungsquoten für Verpackungsabfälle festschrieb.<ref>{{Literatur |Titel=Verordnung über die Vermeidung von Verpackungsabfällen (Verpackungsverordnung – VerpackV) |Reihe=Bundesgesetzblatt, Jahrgang&nbsp;1991, Teil&nbsp;I |HrsgReihe=Der Bundesminister für Justiz |NummerReihe=36 |Verlag=[[Bundesanzeiger Verlag]] |Ort=Bonn |Datum=1991-06-20 |Seiten=1234–1238 |Online=https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/text.xav?SID=&tf=xaver.component.Text_0&tocf=&qmf=&hlf=xaver.component.Hitlist_0&bk=bgbl&start=%2F%2F*%5B%40node_id%3D%27963236%27%5D&skin=pdf&tlevel=-2&nohist=1&sinst=BF7FAE1A |Format=PDF |KBytes=550 |Abruf=2023-12-18}}</ref> Auf dieser Grundlage wurde in Deutschland eine flächendeckende Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen in der Verantwortung der [[Duales System (Abfallwirtschaft)|dualen Systeme]] etabliert. Die Sammlung erfolgt in deren Auftrag durch Entsorgungsbetriebe in [[Gelber Sack|Gelben Tonnen bzw. Säcken]], Altglascontainern und – gemeinsam mit der gemeindlichen Altpapiersammlung – in Altpapiercontainern. Im Laufe der Zeit wurde die Verpackungsverordnung mehrere Male novelliert, bis sie 2019 vom [[Verpackungsgesetz]] (VerpackG) abgelöst wurde, das die EU-[[Richtlinie 94/62/EG]] über Verpackungen und Verpackungsabfälle in nationales Recht umsetzt.


1994 wurde das [[Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz]] beschlossen, das detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfällen verzeichnete, die weit über die damals noch dürftigen Vorgaben der Europäischen Union hinausgingen. Prinzipiell ging es nicht mehr vorrangig um Kapazitätsfragen von Deponien, sondern in erster Linie darum, Müll zu vermeiden, wenn nicht möglich, ihn zu verwerten, und erst wenn dies nicht möglich ist, ihn zu deponieren (vgl. {{§|4|KrW-/AbfG|buzer}} KrW-/AbfG). Die Neufassung des Abfallgesetzes bewirkte, dass bereits im Zeitraum zwischen seiner Verabschiedung und dem Inkrafttreten 1996 der Abfallverwertungsgrad im öffentlichen Mülleinzugsbereich in sechs Bundesländern um über 20 % und in den übrigen um 9 bis 19 % anstieg.<ref>{{Literatur |Autor=Walter Komar |Titel=Neues Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz – Abnehmender Deponierungsbedarf durch verstärkte Abfallvermeidung und -verwertung |Sammelwerk=Wirtschaft im Wandel |Nummer=11/1998 |Datum=1998-11 |Online=https://www.iwh-halle.de/fileadmin/user_upload/publications/wirtschaft_im_wandel/11-98-4.pdf |Format=PDF |KBytes=58 |Abruf=2024-01-28}}</ref>
1994 wurde die Direktive des Umweltschutzes im [[Grundgesetz]] der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen, wo es in [[Artikel 20a des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland|Artikel 20a]] heißt:
{{Zitat
|Text=Der Staat schützt auch in Verantwortung für die zukünftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsgemäßen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.
|Quelle=Artikel 20a des Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 1994}}


1997 führte die Europäische Union mit dem [[Recycling-Code]] eine Systematik zur Kennzeichnung von Verpackungsmaterialien ein,<ref>{{Internetquelle |url=https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX%3A31997D0129 |titel=Entscheidung der Kommission vom 28. Januar 1997 zur Festlegung eines Kennzeichnungssystems für Verpackungsmaterialien gemäß der Richtlinie 94/62/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über Verpackungen und Verpackungsabfälle |werk=Amtsblatt der Europäischen Union |hrsg=EUR-Lex |datum=1997-02-20 |abruf=2024-01-29}}</ref> die 1998 in die Neufassung der Verpackungsverordnung übernommen wurde.<ref>{{Literatur |Titel=Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen (Verpackungsverordnung – VerpackV) |Reihe=Bundesgesetzblatt, Jahrgang&nbsp;1998, Teil&nbsp;I |HrsgReihe=Bundesministerium für Justiz |NummerReihe=56 |Verlag=[[Bundesanzeiger Verlag]] |Ort=Bonn |Datum=1998-12-27 |Seiten=2379–2389 |Online=https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl198s2379.pdf#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl198s2379.pdf%27%5D__1706530017096 |Format=PDF |KBytes=63 |Abruf=2024-01-29}}</ref> Die Kennzeichnung ist freiwillig; der Code findet sich häufig auf Kunststoffverpackungen, für andere Materialien wird er seltener verwendet.
Seit 2005 gilt das [[Elektro- und Elektronikgerätegesetz]] (ElektroG). Diese Richtlinie nahm die EU-Mitgliedstaaten in die Pflicht, bis zum 13. August 2005 ein funktionierendes [[Elektronikschrott|E-Schrott]]-Recycling-System in Betrieb einzurichten und ab Dezember 2006 mindestens vier Kilogramm pro Person und Jahr zu recyclen. Neben gängigem Elektronikschrott fallen auch LED- und Energiesparlampen ([[Kompaktleuchtstofflampen]]) unter diese Richtlinie, denn sie enthalten neben Quecksilber und weiteren problematischen Stoffen auch elektronische Bauteile. Die Sammlung wird in Deutschland von dem Retourlogistikunternehmen [[Lightcycle]] organisiert und erfolgt unter anderem in mehr als 2100 kommunalen Sammelstellen ([[Wertstoffhof|Wertstoffhöfen]], Schadstoffmobile usw.) und 4000 Sammelstellen im Handel und Handwerk (Drogeriemärkte, Baumärkte, Elektrohandwerker usw.). Für gewerbliche Mengen stehen mehr als 400 Großmengensammelstellen zur Verfügung. Mengen ab einer Tonne (etwa 5000 Altlampen) werden von dem Logistikunternehmen abgeholt.


1998 trat die Altautoverordnung (AltautoV) in Kraft. Sie hatte zum Ziel, möglichst viele der in Kraftfahrzeugen verbauten Komponenten wiederzuverwenden und einen Großteil der sonstigen Werkstoffe zu verwerten. 2002 wurde sie durch die [[Altfahrzeug-Verordnung]] (AltfahrzeugV) abgelöst, die Mindestquoten für Verwertung und Recycling gemäß [[Richtlinie 2000/53/EG über Altfahrzeuge]] festlegt. Die [[Gemeinsame Stelle Altfahrzeuge der Bundesländer]] (GESA) unterstützt die Umsetzung, indem sie u.&nbsp;a. Daten zu anerkannten Rücknahmestellen, Demontagebetrieben und Schredderanlagen zentral für die Bundesrepublik Deutschland sammelt und den Behörden sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.
Eine Systematik wurde durch den [[Recycling-Code]] eingeführt, den man im Wesentlichen auf Produkten aus [[Kunststoff]], aber auch auf anderen Gegenständen finden kann.


Mit der [[Batterieverordnung]] (BattV) wurden 1998 die Richtlinie 91/157/EWG<ref>{{EU-Richtlinie|1991|157|titel=des Rates vom 18. März 1991 über gefährliche Stoffe enthaltende Batterien und Akkumulatoren |abruf=2024-01-29}}</ref> und die Anpassungsrichtlinie 93/86/EWG<ref>{{EU-Richtlinie|1993|86|titel=der Kommission vom 4. Oktober 1993 zur Anpassung der Richtlinie 91/157/EWG des Rates über gefährliche Stoffe enthaltende Batterien und Akkumulatoren an den technischen Fortschritt|abruf=2024-01-29}}</ref> in deutsches Recht umgesetzt. Sie untersagte das Inverkehrbringen bestimmter schadstoffhaltiger Batterien, formulierte konkrete Regelungen zu Rücknahme, Verwertung und Beseitigung und setzte erstmals eine Pfandpflicht für Starterbatterien fest. Zum 1.&nbsp;Dezember 2009 wurden die EU-Batterierichtlinie (Richtlinie 2006/66/EG)<ref>{{EU-Richtlinie|2006|66|titel=des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. September 2006 über Batterien und Akkumulatoren sowie Altbatterien und Altakkumulatoren und zur Aufhebung der Richtlinie 91/157/EWG |abruf=2024-01-29}}</ref> und damit verbindliche Sammelziele für Altbatterien auf nationaler Ebene implementiert, und das [[Batteriegesetz]] (BattG) löste die Batterieverordnung ab. Seit dem 1.&nbsp;Januar 2021 müssen sich Hersteller von der [[Stiftung Elektro-Altgeräte Register|Stiftung Elektro-Altgeräte Register (EAR)]] registrieren lassen, bevor sie Batterien in Verkehr bringen. Nachdem das gemeinsame Rücknahmesystem für Gerätealtbatterien der [[Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien|Stiftung GRS Batterien]] als alleiniges System aus Wettbewerbsgründen eingestellt wurde, erfolgt die unentgeltliche Batterierücknahme und -entsorgung in Deutschland inzwischen durch fünf herstellereigene Systeme.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.recyclingnews.de/recycling/ruecknahme-von-altbatterien-die-karten-werden-neu-gemischt/ |titel=Rücknahme von Altbatterien: Die Karten werden neu gemischt |werk=recyclingnews – Das Magazin der Recycling-Branche |hrsg=Interzero GmbH & Co. KG |datum=2020-01-07 |abruf=2024-01-29}}</ref> Altbatterien können an rund 200.000&nbsp;Sammelstellen im Handel, in vielen Universitäten, Schulen und öffentlichen Einrichtungen sowie an kommunalen Wertstoffhöfen und [[Schadstoffmobil]]en entsorgt werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/produktverantwortung-in-der-abfallwirtschaft/batterien-altbatterien#berichtspflichten-gemass-ss14-und-ss-15-batteriegesetz-battg |titel=Batterien und Altbatterien |werk=umweltbundesamt.de |hrsg=[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] |datum=2022-02-16 |abruf=2024-01-29}}</ref>
Als Wiederverwertung sollte in erster Linie eine Wieder-/Weiterverwendung (''Second Hand'') verstanden werden, auch wenn sich dies in der einschlägigen Gesetzgebung nicht in dieser Form wiederfindet. Direkte Wiederverwendung von gebrauchten Gegenständen und Stoffen ist die am wenigsten energie- und damit am wenigsten CO<sub>2</sub>-aufwändige Weiternutzung von Ressourcen.


Seit 2005 gilt das [[Elektro- und Elektronikgerätegesetz]] (ElektroG). Die Richtlinie 2002/96/EG nahm die EU-Mitgliedstaaten in die Pflicht, bis zum 13. August 2005 ein funktionierendes Recyclingsystem für Elektro- und Elektronik-Altgeräte einzurichten und ab Dezember 2006 mindestens vier Kilogramm [[Elektronikschrott|E-Schrott]] aus privaten Haushalten pro Person und Jahr getrennt zu sammeln.<ref>{{EU-Richtlinie|2002|96|titel=des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Januar 2003 über Elektro- und Elektronik-Altgeräte |abruf=2024-03-06}}</ref> Bis zum 24. November 2005 mussten Hersteller bei der Stiftung EAR registriert sein, seit dem 1. Juli 2006 sind Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe in Neugeräten einzuhalten. Mit der Neufassung vom 13. August 2012 wurde das ElektroG an die [[Richtlinie 2012/19/EU über Elektro- und Elektronik-Altgeräte|WEEE-Richtlinie]] angepasst; am 1. Januar 2022 trat eine weitere Novelle (ElektroG3) in Kraft, die im Unterschied zu den Vorgängerversionen nicht auf eine Aktualisierung der WEEE-Richtlinie zurückgeht, sondern aus einer rein nationalen Gesetzesinitiative resultiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.elektrogesetz.de/themen/das-neue-elektrogesetz-elektrog3-2022/ |titel=Das neue Elektrogesetz 3 (ElektroG3) |werk=elektrogesetz.de |hrsg=hesselmann service GmbH |datum=2022-02-04 |abruf=2024-03-06}}</ref> Neben gängigem Elektronikschrott fallen [[LED-Leuchtmittel|LED-]] und [[Kompaktleuchtstofflampen|Energiesparlampen]] unter diese Richtlinie, denn sie enthalten neben Quecksilber und weiteren problematischen Stoffen auch elektronische Bauteile. Die Sammlung wird vom Retourlogistikunternehmen [[Lightcycle]] organisiert und erfolgt unter anderem in mehr als 9000 Sammel- und Rücknahmestellen in den Kommunen, im Handel und im Elektrohandwerk. Für gewerbliche Mengen stehen mehr als 400 Großmengensammelstellen zur Verfügung. Mengen ab einer Tonne (etwa 5000 Altlampen) holt das Logistikunternehmen nach vorheriger Registrierung kostenlos ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lightcycle.de/ruecknehmer/das-ruecknahmesystem |titel=Das Rücknahmesystem |werk=lightcycle.de |hrsg=Lightcycle Retourlogistik und Service GmbH |datum=2020 |abruf=2024-03-07}}</ref>
1991 wurde von der Bundesregierung die [[Verpackungsverordnung (Deutschland)|Verpackungsverordnung]] erlassen, der zufolge zwecks [[Müllvermeidung]] ab einem bestimmten Marktanteil von Einwegverpackungen für [[Getränk]]e ein [[Flaschenpfand|Einwegpfand]] erhoben werden sollte. Dieses Pfand wird seit 2003 auf die meisten Einweg-[[PET-Flasche]]n und [[Getränkedose]]n erhoben. Die halbautomatische Pfandflaschen-Rücknahme in [[Supermarkt|Supermärkten]] wurde inzwischen vielerorts entsprechend angepasst durch Rücknahme-Automaten, die Dosen und PET-Einwegflaschen zusammenpressen und separieren von Pfandflaschen, oder ergänzt um entsprechende separate Einwegverpackungs-Rücknahmeautomaten. Für die Getränkedosen wurde dadurch eine [[Recyclingquote]] erreicht, die fast dem Ideal der [[Kreislaufwirtschaft]] entspricht, während PET-Flaschen teils auch verbrannt oder zu Polyesterfasern verarbeitet werden.


2017 wurde in Deutschland mit der Novelle der [[Klärschlammverordnung]] (AbfKlärV) eine Recyclingpflicht für [[Phosphor]] eingeführt, wonach die meisten Kläranlagen und Klärschlammverbrennungsanlagen bis 2029 bzw. 2032 mit einer [[Phosphorrückgewinnung]] ausgestattet sein müssen.<ref>{{Internetquelle |autor=Kerstin Hoppenhaus |url=https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphor-recycling-klaerschlamm |titel=Unterwegs in die Kreislaufwirtschaft: Phosphor-Recycling aus Klärschlamm |werk=riffreporter.de |hrsg=[[RiffReporter]] |datum=2021-03-09 |abruf=2024-03-07}}</ref> Phosphor wird vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch als [[Futtermittel]] und in diversen industriellen Anwendungen.<ref>{{Internetquelle |autor=Sibylle Grunze |url=https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphor-verbrauch-deutschland-europa |titel=Phosphor in Zahlen: Ohne Phosphor keine Landwirtschaft |werk=riffreporter.de |hrsg=[[RiffReporter]] |datum=2021-02-12 |abruf=2024-03-07}}</ref> Die nutzbaren Reserven sind jedoch begrenzt, Deutschland und Europa sind nahezu vollständig von Importen abhängig.<ref>{{Internetquelle |autor=Sibylle Grunze, Kerstin Hoppenhaus |url=https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphat-reserven-preis |titel=Phosphor in Zahlen: Konzentrierte Macht auf dem Weltmarkt |werk=riffreporter.de |hrsg=[[RiffReporter]] |datum=2021-02-12 |abruf=2024-03-07}}</ref> Phosphor wird daher von der EU als [[Liste der kritischen Rohstoffe|kritischer Rohstoff]] eingestuft. Durch das Phosphor-Recycling aus Klärschlamm könnten rein rechnerisch etwa 40 % des heute eingesetzten mineralischen Phosphordüngers in Deutschland ersetzt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Elke Örtl |Titel=Klärschlammentsorgung in der Bundesrepublik Deutschland |Verlag=Umweltbundesamt |Datum=2018-05-03 |Online=https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klaerschlammentsorgung-in-der-bundesrepublik |Format=PDF |KBytes=10257 |Abruf=2024-03-07}}</ref> Auch Mist und Gülle enthalten große Mengen an Phosphor, die noch nicht optimal genutzt werden.
[[Recyclinghof|Wertstoffhöfe]] werden in der Regel in einer Gemeinde in Ergänzung zu den aufgestellten Mülltonnen und der Sperrmüll-Straßensammlung angeboten. Der Einzugsbereich je Einrichtung liegt in Deutschland in der Regel bei 50.000 Haushalten und einem Anlieferungsradius von 15 km. Diese Sammelstellen für die Entsorgung von Abfällen gibt es deutschlandweit. Allein in Berlin sind über 20 Wertstoffhöfe zu finden, wobei die [[Berliner Stadtreinigungsbetriebe|Berliner Stadtreinigung (BSR)]] in Deutschland als größter kommunaler Entsorger gilt.


==== Pfandsystem ====
Trotz einer [[Verwertung von Kunststoffabfällen|Kunststoffrecycling]]<nowiki />quote von mehr als 50 Prozent im Jahr 2019 werden der Kosten wegen lediglich etwa sieben Prozent des Verpackungsmülls in Deutschland tatsächlich wiederverwendet, weil der Anschaffungspreis von Neuplastik günstiger ist als der von recyceltem Kunststoff. Zwar verpflichtet § 21 des [[Verpackungsgesetz]]es von 2017 die Systeme, Anreize zu schaffen, um die Verwendung von Recyclaten sowie von nachwachsenden Rohstoffen zu fördern. Eine Verwendung von recyceltem Kunststoff, die sich jedoch über die bestehende Freiwilligkeit hinaus verbindlich auf die Herstellung neuer Kunststoffprodukte erstrecken würde, ist hingegen vom Gesetzgeber ''nicht'' vorgeschrieben. Die für die Einhaltung des Verpackungsgesetzes zuständige [[Zentrale Stelle Verpackungsregister]] warnte im Jahr 2020 vor einer Ineffizienz des Gesetzes.<ref>{{Der Spiegel |ID=172636952 |Autor=Nils Klawitter |Titel=Die neue Müllflut durch Corona |Jahr=2020 |Nr=35 |Seiten=}}</ref>
[[Datei:DPG-Einwegpfand-Rohstoff-Sorten.jpg|mini|hochkant|Bepfandete Einweg-Getränkeverpackungen mit [[DPG Deutsche Pfandsystem GmbH|DPG]]-Kennung]]
Mit der [[Verpackungsverordnung (Deutschland)|Verpackungsverordnung]] schuf die Bundesregierung 1991 die gesetzliche Grundlage für die Einführung einer Pfanderhebungspflicht. Demnach sollte, wenn der Mehrweganteil von Getränkeverpackungen unter den damaligen bundesdeutschen Mittelwert von 72 % sinkt, ein [[Flaschenpfand|Pflichtpfand]] auf [[Einwegverpackung]]en für [[Getränk]]e erhoben werden. Nachdem die Mindestmehrwegquote mehrere Jahre lang unterschritten wurde, sind seit 2003 die meisten [[Flasche#Einwegflaschen|Einwegflaschen]] und [[Getränkedose]]n mit 0,25&nbsp;€ bepfandet. Seit ihrer Einführung wurde die Pfandpflicht mehrere Male ausgeweitet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/geld-ausgeben/mehrweg-oder-einweg-aenderungen-im-verpackungsgesetz-14949273.html |titel=Mehr Flaschenpfand für Deutschland |werk=faz.net |hrsg=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2017-03-30 |abruf=2024-05-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Rainer Neuerbourg, Wilfried Baumann |url=https://www.ihk-siegen.de/innovation-umwelt-und-energie/umwelt/abfallrecht-recycling-und-entsorgung/pfandpflicht-auf-einweg-getraenkeverpackungen/ |titel=Pfandpflicht auf Einweg-Getränkeverpackungen |werk=ihk-siegen.de |hrsg=[[Industrie- und Handelskammer Siegen|IHK Siegen]] |abruf=2024-05-13}}</ref> Seit Anfang 2022 sind alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff und alle Getränkedosen mit einem Füllvolomen von 0,1 bis 3&nbsp;Liter pfandpflichtig,<ref>{{Literatur |Hrsg=Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister |Titel=Erweiterte Pfandpflicht für Einweggetränkeverpackungen ab dem 1. Januar 2022 |Ort=Osnabrück |Datum=2021-10 |Seiten=1 |Online=https://www.verpackungsregister.org/fileadmin/files/Themenpapiere/Fachinformation_Erweiterte_Pfandpflicht_ab_Januar_2022.pdf |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2024-05-13}}</ref> seit 1.&nbsp;Januar 2024 gilt dies auch für Einwegflaschen für Milch und Milch(misch)getränke.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmuv.de/pressemitteilung/ab-2024-gilt-pfandpflicht-auch-fuer-milch-und-milcherzeugnisse-in-flaschen-aus-einwegplastik |titel=Ab 2024 gilt Pfandpflicht auch für Milch und Milcherzeugnisse in Flaschen aus Einwegplastik |werk=bmuv.de |hrsg=[[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz]] |datum=2023-12-27 |abruf=2024-09-25}}</ref> Ausgenommen sind weiterhin sogenannte „ökologisch vorteilhafte“ Einwegverpackungen wie [[Getränkekarton]]s, [[Polyethylen|PE]]-Schlauchbeutel und Folien-Standbodenbeutel.


Nachdem zunächst verschiedenen [[Pfandsystem]]e parallel existierten, gründeten der [[Hauptverband des Deutschen Einzelhandels]] (HDE) und die [[Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie]] (BVE) im Juni 2005 die [[DPG Deutsche Pfandsystem GmbH]], um ein bundesweit einheitliches Rücknahmesystem für bepfandete Einweggetränkeverpackungen zu organisieren. Die anfangs halbautomatische Pfandflaschen-Rücknahme im [[Einzelhandel]] wurde größtenteils durch [[Leergutautomat|Rücknahmeautomaten]] ersetzt, die Einweggebinde von Mehrwegflaschen separieren oder um separate Einwegverpackungs-Leergutautomaten ergänzt. Bepfandete Einwegflaschen und Dosen werden automatisch erkannt, indem das DPG-Logo (dessen spezielle [[Druckfarbe]] nur von zertifizierten Etikettenherstellern verwendet werden darf) und die in einem Strichcode geschlüsselte [[GTIN]] ausgelesen werden. Die durch das DPG-System erzielte Rücklaufquote liegt zwischen 95 und 99 %.<ref name="GVM_Dose">{{Internetquelle |url=https://gvmonline.de/files/recycling/2021_04_27_Recyclingquoten_Getraenkedosen_Endbericht.pdf |titel=Recycling von Getränkedosen, Endbericht |werk=gvmonline.de |hrsg=Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung |datum=2021-04 |format=PDF; 734&nbsp;kB |abruf=2024-05-13}}</ref>
Seit 2017 gibt es in Deutschland mit der neuen [[Klärschlammverordnung]] für die meisten Kläranlagen eine Recyclingpflicht für [[Phosphor]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphor-recycling-klaerschlamm |titel=Der letzte Dreck? Phosphor-Recycling aus Klärschlamm |datum=2021-03-09 |sprache=de |abruf=2021-11-04}}</ref> Phosphor ist ein [[Liste der kritischen Rohstoffe|kritischer Rohstoff]]. Er wird vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch als Futtermittel und in diversen industriellen Anwendungen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphor-verbrauch-deutschland-europa |titel=Phosphorverbrauch in Deutschland und Europa |datum=2021-02-12 |sprache=de |abruf=2021-11-04}}</ref>. Die nutzbaren Reserven sind jedoch begrenzt. Deutschland und Europa sind nahezu vollständig von Importen abhängig.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphat-reserven-preis |titel=Phosphor in Zahlen: Marktmacht und Preise |datum=2021-02-12 |sprache=de |abruf=2021-11-04}}</ref> Durch das Phosphor-Recycling aus Klärschlamm könnten rein rechnerisch etwa 40 % des heute eingesetzten mineralischen Phosphordüngers in Deutschland ersetzt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Elke Örtl |Titel=Klärschlammentsorgung in der Bundesrepublik Deutschland |Verlag=Umweltbundesamt |Datum=2018-05-03 |Online=https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klaerschlammentsorgung-in-der-bundesrepublik |Abruf=2021-11-04}}</ref> Auch Mist und Gülle enthalten große Mengen an Phosphor, die noch nicht optimal genutzt werden.

Über die Pfandsysteme (Einweg und Mehrweg) wurden 2021 in Deutschland 96,3 % der bepfandeten [[Polyethylenterephthalat|PET]]-Getränkeflaschen erfasst, weitere 2,4 % gelangten über die [[Duales System (Abfallwirtschaft)|dualen Systeme]] zurück in den Wertstoffkreislauf, so dass sich für PET-Pfandflaschen eine Gesamtrücklaufquote von 98,7 % ergibt. 94,8 % aller PET-Getränkeflaschen (bepfandet und unbepfandet) und damit 423.000&nbsp;t PET wurden dem Recycling zugeführt. Da die Verwertungskapazitäten im Inland die zur Verfügung stehenden PET-Mengen übersteigen, werden zusätzlich Flaschen importiert, wobei der Importüberschuss auf 15.000&nbsp;t beziffert wurde. Der Recycling-Output belief sich 2021 auf 426.100&nbsp;t, also auf 97,2 % der zugeführten PET-Menge. Davon wurden 44,7 % wieder zur Herstellung neuer Flaschen eingesetzt ''(Bottle-to-Bottle-Recycling)'', 26,8 % für [[Folie]]n, 11,3 % für [[Faser#Chemiefasern|Fasern]] und 17,2 % für sonstige Anwendungen (Nicht-Lebensmittel-Flaschen, Kunststoffbänder, [[Spritzguss]]<nowiki>anwendungen</nowiki>).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.forum-pet.de/wp-content/uploads/2023/01/2022_09_18_Kurzfassung_Verwertung-PET-Getraenkeflaschen-2021.pdf |titel=Aufkommen und Verwertung von PET-Getränkeflaschen in Deutschland 2021 (Kurzfassung) |werk=forum-pet.de |hrsg=Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung |datum=2022-09 |format=PDF; 362&nbsp;kB |abruf=2024-05-13}}</ref>

Von den knapp 4,5 Mrd. im Jahr 2019 auf den deutschen Markt gebrachten Getränkedosen (52.100&nbsp;t Aluminium, 24.200&nbsp;t Weißblech) wurden rund 94 % über das DPG-System erfasst, weitere 4 % über die dualen Systeme und sonstige separate Sammlungen. So wurden dem Recycling insgesamt 51.100&nbsp;t Aluminium und 23.900&nbsp;t Weißblech zugeführt, woraus sich eine Recyclingzuführungsquote von 98 % für Getränkedosen aus Aluminium und von rund 99 % für solche aus Weißblech ergibt.<ref name="GVM_Dose" /> Doch lassen sich aus alten Dosen nicht durch einfaches Umschmelzen neue herstellen. Da Weißblechdosen in Deutschland für gewöhnlich nicht entzinnt werden, geht beim Recycling zum einen das als Beschichtung eingesetzte Zinn als separater Rohstoff verloren und müssen zum anderen eingeschmolzene Dosen mit Stahlschrott auf einen Zinngehalt unter 0,03 % verdünnt werden, bevor sie für Sekundärstahl nutzbar sind.<ref>{{Internetquelle |url=https://swissrecycle.ch/fileadmin/user_upload/pdfs/Faktenblaetter/Weiss-_und_Stahlblech/factsheet_lca_stahlblechverwertung.pdf |titel=Ökobilanzierung der Weissblechverwertung mit und ohne Entzinnung |werk=swissrecycle.ch |hrsg=Swiss Recycle |datum=2015-12 |format=PDF; 80&nbsp;kB |abruf=2024-05-13}}</ref> Bei der Herstellung neuer Weißblechdosen muss der Stahl entsprechend neu [[Verzinnen#Galvanische Verzinnung|verzinnt]] werden.

{{Siehe auch|Einwegpfand in Deutschland}}

==== Weitere Konzepte ====
[[Datei:Charlottenburg Ilsenburger Straße BSR-Recyclinghof-001.jpg|mini|Recyclinghof in [[Berlin-Charlottenburg]]]]
Die Straßensammlung (Holsystem) wird in Deutschland durch ein flächendeckendes Netz von [[Recyclinghof|Recyclinghöfen]] (Bringsystem) mit über 3000 Einrichtungen (Stand 2019)<ref>{{Internetquelle |autor=Natalie Custodis |url=https://www.selbst.de/recyclinghof-63497.html |titel=Recyclinghof |werk=selbst.de |hrsg=Bauer Xcel Media Deutschland KG |datum=2022-03-12 |abruf=2024-06-07}}</ref> in [[öffentlich-rechtlich]]er oder privater Trägerschaft ergänzt. Sie sammeln Abfälle und Wertstoffe aus privaten Haushalten und dem Kleingewerbe in nach Abfallfraktionen getrennten [[Container]]n, bereiten sie teilweise zur Weiterverarbeitung auf und leiten sie zu Verwertungs- oder Entsorgungsanlagen weiter. Je nach Menge und Art des Abfalls ist dessen Abgabe kostenfrei oder es werden Gebühren für die Entsorgung erhoben. Der Einzugsbereich je Einrichtung liegt in Deutschland in der Regel bei 50.000 Haushalten und einem Anlieferungsradius von 15 km. Allein in [[Berlin]] sind über 20 Wertstoffhöfe zu finden, wobei die [[Berliner Stadtreinigungsbetriebe|Berliner Stadtreinigung (BSR)]] in Deutschland als größter [[Kommunales Unternehmen|kommunaler]] Entsorger gilt.

[[Sperrmüll]] kann in Deutschland entweder über die Straßensammlung oder bei [[Recyclinghof|Recyclinghöfen]] entsorgt werden. Im Februar 2018 entschied das [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]], dass Sperrmüll aus Privathaushalten nicht dem öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger überlassen werden muss, sondern auch von gewerblichen Unternehmen gesammelt werden kann. Die [[Deutsche Umwelthilfe]] erhofft sich von der Öffnung des Marktes erhöhte Wiederverwendungs- und Recyclingraten und fordert eine Sperrmüllverordnung mit entsprechenden Quotenvorgaben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/urteil-bverwg-sperrmuell-ist-kein-restmuell/ |titel=Mehr Wiederverwendung und Recycling bei Sperrmüll: Deutsche Umwelthilfe begrüßt Grundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts |werk=duh.de |hrsg=[[Deutsche Umwelthilfe]] |datum=2018-03-08 |abruf=2024-06-07}}</ref>

Um den Bürgern die sachgerechte Entsorgung schadstoffhaltiger und problematischer Abfälle zu erleichtern, betreiben die meisten kommunalen Entsorger [[Schadstoffmobil]]e. Dort können neben [[Haushaltsübliche Menge|haushaltsüblichen Mengen]] an gefährlichen [[Chemikalie]]n zur Entsorgung meist auch Elektrokleingeräte, elektronische Bauteile und Altbatterien, Gasbehälter und [[Feuerlöscher|Handfeuerlöscher]] sowie Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren kostenlos zum Recycling abgegeben werden.


=== Österreich ===
=== Österreich ===
In Österreich ist Recycling heute als zentrale Zielsetzung im §&nbsp;1 des [[Abfallwirtschaftsgesetz]]es&nbsp;(AWG&nbsp;2002) verankert.<ref group="Anm.">{{§|1|AWG 2002|RIS-B|Gesetzesnummer=20002086|text="§ 1 ''Ziele und Grundsätze'' Abs. 2 Z. 3. und Abs. 2a Z. 4. ''Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft'' (''Abfallwirtschaftsgesetz'' 2002 – AWG 2002)}} StF BGBl. I Nr. 102/2002 ([[ris.bka]]).</ref> Sammel- und Verwertungssysteme sind genehmigungspflichtig, haben die Maßgaben und Zielsetzungen der Umweltgesetze zu erfüllen und unterliegen der Aufsicht des Umweltministers.<ref group="Anm.">§ 29 ff AWG 2002; siehe auch [https://www.usp.gv.at/Portal.Node/usp/public/content/umwelt_und_verkehr/abfallsammlung_abfallbehandlung/70702.html ''Genehmigung von Sammel- und Verwertungssystemen''.] usp.gv.at.</ref> Sie müssen „für zumindest eine Sammel- und Behandlungskategorie errichtet und betrieben werden“,<ref group="Anm.">§ 29 (4) ''Weiters …'' AWG 2002.</ref> ob der Betreiber selbst recycelt oder einer Spezialfirma zuführt, bleibt der Geschäftsgebarung überlassen. In der Praxis beruht Recycling auf Organisationen wie der [[Altstoff Recycling Austria]] (ARA-System im Verpackungsrecycling) oder dem [[Baustoff-Recycling Verband]]&nbsp;(BRV), die eine Schnittstelle zwischen den Verursachern, den [[Abfallsammler]]n (Gemeinden, gewerbliche Sammler, [[Altstoffsammelzentrum]]) und den spezialisierten Recyclingunternehmen darstellt. Dieses System entwickelte sich auf freiwilligen Kooperationen ab den 1960ern.
In Österreich ist Recycling als zentrale Zielsetzung im {{§|1|AWG|RIS-B}} des [[Abfallwirtschaftsgesetz]]es&nbsp;(AWG&nbsp;2002) verankert. Sammel- und Verwertungssysteme sind genehmigungspflichtig und unterliegen der Aufsicht des Umweltministers ({{§|29|AWG2002|RIS-B|Gesetzesnummer=20002086|DokNr=NOR40239796}} AWG). Sie müssen „für zumindest eine Sammel- und Behandlungskategorie errichtet und betrieben werden“ ob der Betreiber selbst recycelt oder einer Spezialfirma zuführt, bleibt dem Geschäftsgebaren überlassen. In der Praxis beruht Recycling auf Organisationen wie der [[Altstoff Recycling Austria]] (ARA-System) im Verpackungsrecycling oder dem [[Baustoff-Recycling Verband]]&nbsp;(BRV), die eine Schnittstelle zwischen den Verursachern, den Abfallsammlern (Gemeinden, gewerbliche Sammler, [[Altstoffsammelzentrum|Altstoffsammelzentren]]) und den spezialisierten Recyclingunternehmen darstellen. Dieses System entwickelte sich auf Basis freiwilliger [[Kooperation]]en ab den 1960er Jahren.


[[Datei:CompactedSteelScraps.jpg|mini|Gepresster [[Schrott]] in Österreich]]
Recycling ist in Österreich, das über wenig eigene Massenbodenschätze verfügt und sich schon lange auf Veredelung spezialisiert hat, eine gut entwickelte Branche. Dazu gehört beispielsweise die Spezialstahlindustrie, auch Buntmetall wird vollständig in heimischen Betrieben wiederverwertet, oder die Verarbeitung von Holzabfall zu Werkstoffen (Spanplatten) oder Brennstoffen (Pellets, Pressbriketts) und von Papier und Kartonagen, die zu 100 % recycelt werden, ist gut entwickelt.<ref group="Anm.">{{Webarchiv |url=http://www.bmlfuw.gv.at/dam/jcr:f0b04935-4401-487d-b07c-6b673f62c29d/31_Abfall_Statusbericht_2013.pdf |text=''Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich – Statusbericht 2013''. |format=PDF |wayback=20160109220240}} Umweltbundesamt, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – Abteilung VI/3, diverse Abschnitte aus 1.2 ''Zusammenfassung der Bestandsaufnahme zur Abfallwirtschaft in Österreich'', S. 2 ff und Spezialkapitel.</ref> Insgesamt liegt Österreich beim werkstofflichen Recycling mit einer Quote von 30 % (2011) im guten europäischen Mittelfeld.
Recycling ist in Österreich, das über wenig eigene Massenbodenschätze verfügt und sich schon lange auf [[Raffination|Veredelung]] spezialisiert hat, eine gut entwickelte Branche. Dazu gehören beispielsweise die Spezialstahl- und die [[Buntmetall]]<nowiki>industrie</nowiki>. Im Jahr 2022 fielen im Inland ca. 3,2&nbsp;Mio.&nbsp;t Metallabfälle an, weitere 1,4&nbsp;Mio.&nbsp;t wurden importiert, davon ca. 1&nbsp;Mio.&nbsp;t Eisen- und Stahlabfälle, 172.000&nbsp;t Aluminium und 97.000&nbsp;t Kupfer. Rund 3&nbsp;Mio.&nbsp;t Metallabfälle wurden in österreichischen Anlagen und [[Gießen (Metall)|Gießereien]] stofflich verwertet, 1,36&nbsp;Mio.&nbsp;t wurden exportiert. An 102 Standorten befinden sich Aufbereitungsanlagen für gemischte metallhaltige Abfälle wie Elektro- und Elektronikaltgeräte, Altfahrzeuge und Altbatterien.<ref name="StatÖ_2024">{{Internetquelle |autor=Antonia Bernhardt, Christian Brandstätter, Carina Broneder et al. |url=https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:7119f610-1180-4337-8837-f5c45e73b4b5/BAWP_Statusbericht_2024.pdf |titel=Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich (Statusbericht 2024 für das Referenzjahr 2022) |werk=bmk.gv.at |hrsg=[[Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie]] |datum=2024-05-15 |format=PDF; 15&nbsp;MB |abruf=2024-06-14}}</ref>


Auch die Verarbeitung von [[Altholz|Holzabfall]] spielt in Österreich eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Holzabfälle werden meist bereits am Anfallsort, also auf [[Baustelle]]n oder in den Sammelzentren, als Altholz „zur stofflichen Verwertung“, „zur thermischen Verwertung“ bzw. als Altholz „gefährlich“ in getrennten Behältnissen gesammelt (Quellensortierung), so dass ein Großteil als hochwertiges Recyclingholz in der Holzwerkstoffindustrie eingesetzt werden kann. Sägemehl, [[Holzspan|Späne]] und [[Schwarte (Holz)|Schwarten]] werden hauptsächlich in der Spanplattenindustrie recycelt. Ein großer Teil der anfallenden [[Rinde]]n wird innerbetrieblich zur Wärmeerzeugung genutzt; der Rest wird in Biomasse- und Fernwärmeversorgungsanlagen thermisch verwertet. Imprägniertes bzw. gefährliches Altholz wird unter Nutzung des Energiegehalts in dafür genehmigten Anlagen verbrannt. 2022 wurden insgesamt rd. 1,14&nbsp;Mio.&nbsp;t Holzabfälle in Österreich generiert und zusätzlich rd. 707.000&nbsp;t aus dem Ausland importiert. Von der Gesamtmasse wurden etwa 989.000&nbsp;t einer stofflichen Verwertung zugeführt, etwa 310.000&nbsp;t thermisch verwertet und rund 155.000&nbsp;t exportiert.<ref name="StatÖ_2024" /> Mit der Recyclingholzverordnung wurden 2012 erstmals Qualitätsstandards für das Recycling von Altholz geschaffen. Mit der Novelle 2018 soll durch eine verbesserte Quellensortierung und durch die Einführung eines Recyclinggebots die Qualität der für das Recycling vorgesehenen Altholzfraktionen erhöht werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/abfall/recht/vo/recyclingholz.html |titel=Recyclingholzverordnung |werk=bmk.gv.at |hrsg=[[Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie]] |abruf=2024-06-12}}</ref>
In der Gesamtrecyclingquote findet sich Österreich aber seit vielen Jahren an der Spitze aller europäischen Länder. Dies ist insbesondere dem organischen Recycling, also der Wiederaufbereitung biologisch abbaubarer Materialien, zu verdanken. Aus den etwa 4&nbsp;Millionen Tonnen [[Bioabfall|Bioabfällen]] (biogene Abfälle ohne Holz und Papier, etwa 8 % des Gesamtabfalls von 52 Millionen Tonnen), davon 700.000 Tonnen Pflanzen- und Speisereste aus Haushalten,<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 2.6 ''Getrennt gesammelte biogene Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen'', S. 40 f.</ref> etwa dieselbe Menge aus Kleingärten und in der Landwirtschaft und 750.000 Tonnen aus öffentlicher Grünflächenpflege,<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 2.8 ''Abfälle aus dem Grünflächenbereich'', S. 43 f.</ref> werden geschätzt 1,5 Millionen Tonnen privat zu [[Kompost]] verarbeitet<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 2.7 ''Einzel- und Gemeinschaftskompostierung in Hausgärten'', S. 42.</ref> und mindestens 1,3 Millionen Tonnen gewerblich (es gibt etwa 465&nbsp;[[Kompostierung#Technische Kompostierungsverfahren|technische Kompostierungsanlagen]] in Österreich),<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 3.9. ''Aerobe biotechnische Behandlungsanlagen (Kompostierungsanlagen)'', S. 135 f.</ref> weitere 300.000 Tonnen werden in [[Biogasanlage]]n verarbeitet (169&nbsp;Anlagen, Kapazität bis 1 Million Tonnen).<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 3.10. ''Anaerobe biotechnische Behandlungsanlagen (Biogasanlagen)'', S. 137 f.</ref> Zusammen mit der traditionellen [[Düngemittel]]<nowiki />nutzung in der Landwirtschaft (Mist, Gülle und Ernteabfälle) ist die Recyclingquote bei Bioabfällen sehr hoch, und erreicht mit 33 % im Bereich der Siedlungsabfälle einen europäischen Spitzenwert mit Ausnahmecharakter (Niederlande als Nummer 2: 24 %, EU-27-Durchschnitt 14 %).<ref group="Anm.">[http://www.eea.europa.eu/publications/managing-municipal-solid-waste/austria-country-paper-on-municipal ''Municipal waste management in Austria''.] (PDF; 1,2&nbsp;MB) European Environment Agency, eea.europa.eu, Februar 2013, S. 3, sowie Figure 2.1 ''Recycling of MSW in Austria'', S. 7. Vgl. auch ''Managing municipal solid waste — a review of achievements in 32 European countries''. In: ''EEA Report'', No 2/2013, {{ISSN|1725-9177}}, Figure 2.5 ''Municipal waste recycling rates in 32 European countries, 2001 and 2010'', S. 13; [http://www.eea.europa.eu/publications/managing-municipal-solid-waste/download eea.europa.eu] (PDF; 5,3&nbsp;MB).</ref>


==== Recyclingquoten im europäischen Vergleich ====
Bei den getrennt erfassten Altstoffen aus Haushalten (und ähnlichen Einrichtungen, etwa 1,4 Millionen Tonnen) liegt die Recyclingquote mit 85 % weit über der Gesamtquote,<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 2.5 ''Getrennt gesammelte Altstoffe aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen'', S. 39.</ref> während der gemischte Siedlungsabfall (etwa dieselbe Menge) nur zu 2,1 % stofflich und zu 19,6 % biotechnisch verwertet wird, der Rest wird der thermischen Verwertung zugeführt.<ref group="Anm.">''Statusbericht 2012'', 2.2 ''Gemischter Siedlungsabfall aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen'', S. 30.</ref> Das zeigt, dass die Entwicklungsfelder zum einen eine noch bessere Mülltrennung im Haushalt sind und zum anderen hauptsächlich die Mülltrennung in Gewerbe und Industrie.
[[Datei:Aire des lutins entretiens JP.jpg|mini|Fast eine Million Tonnen Bioabfall werden in Österreich jährlich privat kompostiert.]]
Bei der Gesamtrecyclingquote findet sich Österreich seit vielen Jahren im europäischen Spitzenfeld. Dies ist insbesondere dem organischen Recycling, also der Aufbereitung biologisch abbaubarer Materialien, zu verdanken. 2022 fielen etwa 4 % des Gesamtabfalls von rund 74&nbsp;Mio.&nbsp;t als [[Bioabfall]] (biogene Abfälle ohne Holz und Papier) an. Von diesen 3,1&nbsp;Mio.&nbsp;t wurden 2,4&nbsp;Mio.&nbsp;t getrennt erfasst (darunter [[Hausmüll|Haushaltsabfälle]], Garten- und Parkabfälle, organische Schlämme, Speiseöle und -fette), 680.000&nbsp;t fanden sich im gemischten Siedlungsabfall, der zu rund einem Drittel aus biogenen Materialien besteht. Rund 960.000&nbsp;t der Bioabfälle wurden in [[Kompostierung#Technische Kompostierungsverfahren|Kompostierungsanlagen]] verwertet, rund 510.000&nbsp;t in [[Biogasanlage]]n; etwa 290.000&nbsp;t wurden in sonstigen Recyclinganlagen zu [[Biodiesel]] verarbeitet bzw. – im Fall von Schlamm aus der mechanischen [[Abwasserbehandlung]] – zur Ziegelherstellung eingesetzt. Die stoffliche Verwertungsquote für Bioabfälle ist mit 57 % deutlich höher als im EU-Durchschnitt (2021: 40 %). Zusätzlich wurden 2022 geschätzte 840.000&nbsp;t biogener Materialien, die nicht im Gesamtabfallaufkommen berücksichtigt sind, privat [[Kompostierung|kompostiert]].<ref name="StatÖ_2024" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.compostnetwork.info/policy/biowaste-in-europe/ |titel=Bio-Waste in Europe |werk=compostnetwork.info |hrsg=European Compost Network |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-06-22}}</ref>


Auch beim [[Baustoffrecycling]] erzielt Österreich im europäischen Vergleich eine hohe Quote. 2022 belief sich das Aufkommen an nicht gefährlichen mineralischen Bau- und Abbruchabfällen – darunter fallen etwa [[Bauschutt]], Beton- und Straßenaufbruch und [[Gleisschotter]] – auf 11,5&nbsp;Mio.&nbsp;t (16 % des Gesamtabfallaufkommens). Etwa 8,9&nbsp;Mio.&nbsp;t der Bauabfälle wurden in Behandlungsanlagen zu Recycling-Baustoffen gemäß Recycling-Baustoffverordnung aufbereitet, weitere 496.000&nbsp;t wurden in [[Zementwerk]]en bzw. in [[Betonmischanlage|Beton-]] und in [[Asphaltmischanlage]]n stofflich verwertet. Insgesamt entspricht das einem Anteil von über 80 % des Aufkommens.<ref name="StatÖ_2024" /> Im Jahr 2020 betrug die Quote noch 70 %. Von diesem Wert ausgehend waren sowohl der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) als auch das Bundesumweltministerium davon überzeugt, dass sich die Baustoffrecyclingquote innerhalb von fünf Jahren auf 90 % steigern ließe. Dazu beschloss das Ministerium 2023 gezielte Förderungen für [[Klimaneutralität|klimaneutrales]] Bauen, u.&nbsp;a. durch die Nutzung von Sekundärrohstoffen und [[recyclinggerechte Konstruktion]]en.<ref>{{Internetquelle |autor=Christoph Schmidt |url=https://www.euwid-recycling.de/news/international/voeb-oesterreichische-baustoffrecyclingquote-in-fuenf-jahren-von-70-auf-90-prozent-steigern-150623/ |titel=VOEB: Österreichische Baustoffrecyclingquote in fünf Jahren von 70 auf 90 Prozent steigern |werk=euwid-recycling.de |hrsg=EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst |datum=2023-06-15 |abruf=2024-06-23}}</ref>
900.000 Tonnen Plastikmüll fallen jährlich in Österreich an. Rund 50.000 Tonnen davon entfallen auf Getränkeverpackungen. Das Abfallwirtschaftsgesetz sieht ab 2025 ein [[Pfandsystem]] für Flaschen und Dosen vor, mit dem die Recyclingquote verbessert werden soll.<ref>{{Internetquelle |url=https://oesterreich.orf.at/stories/3125584/ |titel=Pfand auf Plastikflaschen und Dosen kommt |werk=orf.at |hrsg=[[ORF]] |sprache=de-AT |archiv-url=https://web.archive.org/web/20211013131956/https://oesterreich.orf.at/stories/3125584/ |archiv-datum=2021-10-13 |zugriff=2022-08-30}}</ref> Die Sammelquoten von ca. 1,6 Milliarden Kunststoffverpackungen und 0,8 Milliarden Dosen sollen so von 70 % und 37 % im Jahr 2021 auf 90 % gesteigert werden.<ref name=":02">{{Internetquelle |autor=Eva Schrittwieser |url=https://www.diepresse.com/6187028/25-cent-pfand-pro-flasche-und-dose-ab-2025-in-oesterreich |titel=25 Cent Pfand pro Flasche und Dose ab 2025 in Österreich |werk=Die Presse |datum=08.09.2022 |abruf=04.10.2022}}</ref>

Beim werkstofflichen Recycling lag Österreich lange im europäischen Mittelfeld. Während 2011 nur knapp 24 % der Siedlungsabfälle werkstofflich verwertet wurden (EU-Durchschnitt: 26 %), konnte die Quote in den folgenden zehn Jahren auf über 40 % gesteigert werden (EU-Durchschnitt 2021: 30 %).<ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_wasmun__custom_11896479/default/table?lang=de&page=time:2021 |titel=Siedlungsabfälle nach Abfallbewirtschaftungsmaßnahmen |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2024-02-08 |abruf=2024-06-22}}</ref> Bei den getrennt erfassten Altstoffen (Gesamtaufkommen ca. 3,4&nbsp;Mio.&nbsp;t, davon 1,5&nbsp;Mio.&nbsp;t aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen) liegt die Recyclingquote mit 89 % weit über der Gesamtquote, während der gemischte Siedlungsabfall (Gesamtaufkommen ca. 1,8&nbsp;Mio.&nbsp;t, davon 1,5&nbsp;Mio.&nbsp;t aus Haushalten u.&nbsp;Ä.) zwar fast zur Hälfte in Sortieranlagen vorbehandelt, aber nur zu 2 % stofflich verwertet wird.<ref name="StatÖ_2024" /> Das zeigt als wesentliches Entwicklungsfeld eine verbesserte [[Mülltrennung]], sowohl im Haushalt als auch in Gewerbe und Industrie.

Rund 1&nbsp;Mio.&nbsp;t Plastikabfälle fallen jährlich in Österreich an, davon stammt ein knappes Drittel aus dem Verpackungsbereich.<ref name="StatÖ_2024" /> 2021 lag das Land mit einer Recyclingquote von 26 % für Kunststoffverpackungen deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 41 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_waspac__custom_12056240/default/table?lang=de&page=time:2021 |titel=Verpackungsabfälle nach Abfallbewirtschaftungsmaßnahmen |werk=ec.europa.eu |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2024-05-07 |abruf=2024-07-04}}</ref> Zwar wird die national vorgegebene Recyclingquote von 22,5 % erfüllt, doch erfordert es eine Reihe von Maßnahmen, um die Zielvorgaben gemäß EU-Richtlinie (50 % bis 31. Dezember 2025, 55 % bis 31. Dezember 2030) zu erreichen.<ref>{{Internetquelle |autor=Ina Weber |url=https://www.wienerzeitung.at/a/oesterreich-recycelt-zu-wenig-plastik |titel=Österreich recycelt zu wenig Plastik |werk=[[Wiener Zeitung]] |datum=2023-07-17 |abruf=2024-07-04}}</ref> Anfang 2023 wurde in Österreich die Sammlung von Verpackungen für Haushalte vereinheitlicht; seitdem werden bundesweit alle Arten von Kunststoffverpackungen gemeinsam über die Gelbe Tonne oder den [[Gelber Sack|Gelben Sack]] gesammelt. Ab 2025 sollen österreichweit Kunststoff- und Metallverpackungen gemeinsam gesammelt werden, wie es bereits jetzt in einigen Bundesländern und Bezirken praktiziert wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.oesterreich.gv.at/nachrichten/bauen_wohnen_und_umwelt/Alle-Plastikverpackungen-in-die-Gelbe-Tonne.html |titel=Alle Plastikverpackungen in die Gelbe Tonne |werk=oesterreich.gv.at |hrsg=[[Bundeskanzleramt (Österreich)|Bundeskanzleramt Österreich]] |datum=2023-02-06 |abruf=2024-07-04}}</ref> Zudem sieht das Abfallwirtschaftsgesetz ab 2025 ein [[Pfandsystem]] für Einwegflaschen und Dosen vor, um die Recyclingquoten zu erhöhen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wko.at/oe/industrie/die-neue-einwegpfandverordnung |titel=Die neue Einwegpfandverordnung |werk=wko.at |hrsg=[[Wirtschaftskammer Österreich]] |datum=2023-11-13 |abruf=2024-07-04}}</ref> Die Sammelquoten für die jährlich anfallenden 1,6&nbsp;Mrd. Kunststoffflaschen und 0,8&nbsp;Mrd. Dosen sollen so von 70 % und 37 % im Jahr 2021 auf 90 % gesteigert werden.<ref>{{Internetquelle |autor=Eva Schrittwieser |url=https://www.diepresse.com/6187028/25-cent-pfand-pro-flasche-und-dose-ab-2025-in-oesterreich |titel=25 Cent Pfand pro Flasche und Dose ab 2025 in Österreich |werk=[[Die Presse]] |datum=2022-09-08 |abruf=2024-07-04}}</ref>


=== Schweiz ===
=== Schweiz ===
==== Rechtsgrundlagen ====
Die Schweiz erreicht heute sowohl im Investitions- wie im Konsumgüterbereich beachtliche Recycling-Quoten. So gilt das Land beim Rücklauf von Alu-Dosen mit einer Quote deutlich über 90 % als „Weltmeister“, beim Papier blieb die Sammelmenge trotz rückläufigem Verbrauch von 2007 bis 2011 konstant hoch.<ref group="Anm.">[http://www.altpapier.ch/NeoDownload?docId=379536 Zahlen Papier-Recycling für die Schweiz 2011]</ref> Möglich macht dies eine optimierte logistische Organisation und die verursachergerechte Volumengebühr durch eine steuerliche Belastung der Abfallsäcke, die sogenannte [[Sackgebühr (Schweiz)|Sackgebühr]].
Das schweizerische [[Umweltschutzgesetz]] (USG) stützt sich auf {{Art.|74|BV|ch|text=Artikel 74 Absatz 1 der Bundesverfassung}}, wonach der Bund Vorschriften erlässt, um Mensch und Umwelt vor schädlichen Einwirkungen zu schützen. Nach dem [[Verursacherprinzip]] hat der Verursacher von Maßnahmen nach dem USG die Kosten dafür zu tragen ({{Art.|2|USG|ch}}). Der [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrat]] kann für verwertbare Abfälle die getrennte Übergabe zur Entsorgung vorschreiben und deren Inverkehrbringer verpflichten, die Produkte nach Gebrauch zurückzunehmen und ein Mindestpfand zu erheben ({{Art.|30b|USG|ch}}). Zudem kann er einerseits die Verwertung bestimmter Abfälle vorschreiben, wenn dies wirtschaftlich tragbar und ökologisch sinnvoll ist, und andererseits die Verwendung von Materialien und Produkten für bestimmte Zwecke einschränken, um den Rezyklateinsatz zu fördern ({{Art.|30d|USG|ch}}).


Seit 2016 gilt die Abfallverordnung (VVEA), die 2020 angepasst wurde und unter anderem „eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Rohstoffe durch die umweltverträgliche Verwertung von Abfällen fördern“ soll ({{Art.|1c|VVEA|ch}}). Sie schreibt vor, Abfälle stofflich oder energetisch „nach dem Stand der Technik“ zu verwerten ({{Art.|12|VVEA|ch}}). Konkrete Maßnahmen zur Vermeidung, Verwertung und Entsorgung von Abfällen legen die [[Kanton (Schweiz)|Kanton]]e in ihrer Abfallplanung fest. Sie sind verpflichtet, jährlich öffentlich zugängliche Verzeichnisse mit Angaben zu Abfallarten, -mengen und -anlagen zu erstellen diese dem [[Bundesamt für Umwelt]] (BAFU) zu übermitteln. Das BAFU wiederum gibt in seiner Vollzugshilfe Rahmenbedingungen für spezifische Themen vor.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/publikationen-studien/publikationen/vollzugshilfe-vvea.html |titel=Vollzugshilfe VVEA |hrsg=[[Bundesamt für Umwelt]] |datum=2018-12-31 |format=PDF; 282&nbsp;kB |sprache=de-CH |abruf=2024-09-21}}</ref>
Auch in der Schweiz wurde die Verwertung der industriellen Abfallprodukte in der [[Bundesverfassung (Schweiz)|Verfassung]] verankert:
{{Zitat
|Text=Bund und Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen andererseits an. Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen.
|Quelle=Schweizer Verfassung}}


Nach {{Art.|13|VVEA|ch|text=Art.&nbsp;13 VVEA}} haben die Kantone dafür zu sorgen, dass verwertbare Anteile von Siedlungsabfällen und Unternehmensabfällen vergleichbarer Zusammensetzung so weit wie möglich getrennt gesammelt und stofflich verwertet werden und die nötige [[Infrastruktur]] dafür bereitgestellt wird. Beispielhaft aufgeführt sind Glas, Papier, Karton, Metalle, Grünabfälle und Textilien; Kunststoffe werden hier nicht explizit genannt. Weitere Vorschriften zur (roh-)stofflichen Verwertung gelten für biogene Abfälle ({{Art.|14|VVEA|ch}}), Bau- und Abbruchabfälle ({{Art.|17|VVEA|ch|text=Art.&nbsp;17 ff.}}) und die Rückgewinnung von Metallen ({{Art.|21|VVEA|ch}}, {{Art.|32g|VVEA|ch}}). Für Phosphor aus der [[Wasseraufbereitung|Abwasseraufbereitung]] und aus [[Tiermehl|Tier-]] und [[Knochenmehl]] tritt 2026 eine Recyclingpflicht in Kraft ({{Art.|15|VVEA|ch}}).
Der Verein [[PET-Recycling Schweiz]] ist für die flächendeckende getrennte Sammlung von PET-Einweggetränkeflaschen verantwortlich. [[Vetropack#Vetrorecycling|Vetrorecycling]] ist der Geschäftsbereich der Vetropack, der das gesamte Glas-Recycling übernimmt. Für die Sammlung von Aluminium ist die [[Igora-Genossenschaft für Aluminiumrecycling Schweiz|Igora-Genossenschaft]] zuständig. Die [[Getränkekarton#Schweiz|Getränkekartonsammlung (Schweiz)]] ist nicht weit verbreitet und wird im Detailhandel erst von [[Aldi Suisse]] mit entsprechenden Sammelstellen unterstützt.<ref>Isabel Strassheim: [http://www.20min.ch/finance/news/story/Kommt-die-Milchkarton-Rueckgabe---samt-Gebuehr--29903713 ''Kommt die Milchkarton-Rückgabe – samt Gebühr?''] In: [[20 Minuten]] (Zürich), 25. Oktober 2017.</ref>


==== Organisation ====
[[Recyclist EFZ]] ist ein schweizerischer Lehrberuf im Recyclingwesen. Recyclisten verarbeiten Altstoffe zu Wertstoffen und sortieren und lagern diese fachgerecht. Nach der Aufbereitung mit Maschinen und Werkzeugen verladen sie die Wertstoffe sicher und stellen sie für die Wiederverwertung bereit. Nebenprodukte entsorgen sie umweltgerecht. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen.
Die Separatsammlung von Abfällen erfolgt über Gemeindesammelstellen und Ladengeschäfte. Die [[Gemeinde (Schweiz)|Gemeinden]] sind verpflichtet, Sammelsysteme für Verpackungen aus Aluminium, Glas und Stahlblech sowie für Textilien, Papiererzeugnisse, Grüngut, Metall und Altöl einzurichten; der Handel muss PET-Getränkeflaschen, Elektro- und Elektronikgeräte, Batterien und Leuchtmittel zurücknehmen. Vierlerorts bieten sowohl Gemeinden als auch Händler zusätzliche Sammelstellen auf freiwilliger Basis an. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die einzelnen Werkstoffgruppen und die jeweiligen mit der Sammlung und Verwertung beauftragten [[Organisation#Betriebswirtschaftslehre|Organisationen]].


{| class="wikitable zebra"
=== Italien ===
|+Separatsammlung von Wertstoffen in der Schweiz
2000 wurden in Italien 14,2 % des städtischen Festmülls gesammelt, behandelt und wiederverwertet. 2012 wurden 34,9 % des Mülls wiederverwertet,<ref group="Anm.">[http://dati.istat.it/Index.aspx?DataSetCode=DCCV_INDRACDIFF dati.istat.it]</ref> 2014 45,2 %,<ref>Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca (Hrsg.): [https://www.isprambiente.gov.it/files/pubblicazioni/rapporti/rifiuti-urbani-2015/RapportoRifiutiUrbani_Ed.2015%20n.230_SchedeSintesi.pdf ''Rapporto Rifiuti Urbani: Edizione 2015.''] (PDF; 13&nbsp;MB) isprambiente.gov.it-Internetportal (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca, Roma), 2015, Kapitel 2.2.</ref> 2016 52,5 %<ref>Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca (Hrsg.): [https://www.isprambiente.gov.it/files2017/pubblicazioni/rapporto/RapportoRifiutiUrbani_Ed.2017_n.272_Vers.Integrale_rev08_02_2018.pdf ''Rapporto Rifiuti Urbani: Edizione 2017.'' (ISPRA, Rapporti; 272/2017)] (PDF; 18&nbsp;MB) isprambiente.gov.it-Internetportal (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca, Roma), Oktober 2017, ISBN 978-88-448-0852-5, S. 38.</ref> und 2017 55,5 %.<ref>Giorgio Zampetti: [http://www.ricicloni.it/assets/files/94/bb/comuni-ricicloni-2019.pdf ''Premessa.''] (PDF; 14&nbsp;MB) In: ''Rifiuti Oggi: La newsletter di ecosportello.'' 29. Jg., H. 1, (2019), S. 5.</ref>
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! Wertstoff !! Betreiberorganisation !! Anmerkung
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|Aluminiumverpackungen inkl. Getränkedosen || [[Igora-Genossenschaft für Aluminiumrecycling Schweiz|Igora-Genossenschaft]] || Sammlung meist zusammen mit Verpackungen aus Stahlblech; getrennte Sammlung oder auch separate Dosensammlung möglich
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|Gertränkeverpackungen aus PET || [[PET-Recycling Schweiz]] ||
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|Glasverpackungen || [[VetroSwiss]] ||
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|Elektrische und elektronische Geräte aus Informatik, Unterhaltung, Büro und Kommunikation || [[Swico]] Recycling || inkl. [[Messgerät|Mess-]], [[Medizintechnik#Medizinische_Geräte|Medizinalgeräte]] und Musikinstrumente
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|Elektrische und elektronische Haushaltsgeräte || [[Stiftung SENS]] || inkl. Kühlgeräte, Bau-, [[Gartengerät|Garten-]] und Hobbygeräte, Spielwaren, [[Elektrowerkzeug]]e, Photovoltaik-Module, [[Schweißgerät|Schweissgeräte]]
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|Batterien und Akkumulatoren || Inobat Batterierecycling Schweiz || Gebrauchte Batterien sind Sonderabfall/Gefahrengut.
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|Verpackungen aus Stahlblech || Ferro Recycling ||Sammlung meist zusammen mit Aluminiumverpackungen <br /><small>Weißblech wird z.&nbsp;T. entzinnt, so dass beim Recycling (im Gegensatz zur Praxis in Deutschland) neben Stahl auch Zinn zurückgewonnen wird.</small>
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|Leuchten und Leuchtmittel || [[Stiftung SENS]] ||
|-
|Textilien und Schuhe || [[Texaid|Texaid Textilverwertungs-AG]]; Tell-Tex GmbH ||
|-
|Papier, Pappe und Karton || Altpapier Service Schweiz AG; Verein Recycling Papier + Karton (RPK); Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling (VSMR) ||
|-
|Grüngut || Verein Biomasse Suisse; Kompostforum ||
|-
|Kunststoffflaschen || Diverse Detailhändler || Sammlung für Gemischtkunststoffe im Aufbau
|-
|Getränkekartons || [[Aldi Suisse]], Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz || Sammlung zusammen mit Kunststoffflaschen (in Filialen) oder in speziellen Gemischt-Sammelsäcken
|-
|Kapseln aus Aluminium || [[Nestlé]] Nespresso SA || Markenspezifische Sammlung
|-
|Metall || Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling (VSMR) ||
|-
|Altöl || Kantonale Fachstellen || Altöle aus öffentlichen Sammlungen gelten als Sonderabfall.
|-
|Sonderabfälle || [[Bundesamt für Umwelt|BAFU]], Kantonale Fachstellen, Fachhandel ||
|}

[[Datei:Garbage bag Basel Bebbisagg.JPG|mini|hochkant|Die [[Sackgebühr (Schweiz)|Sackgebühr]] ist im Kaufpreis für den offiziellen [[Müllsack|Kehrichtsack]] enthalten.]]
Für Getränkeflaschen aus Glas und Batterien ist vom Bund die Erhebung einer (staatlich geregelten) vorgezogenen Entsorgungsgebühr (vEG) vorgeschrieben; für Aluminium- und Stahlblechverpackungen, PET-Getränkeflaschen, Elektro- und Elektronikgeräte sowie Leuchtmittel wird ein (privat geregelter) vorgezogener Recyclingbeitrag (vRB) fällig. Die Gebühren werden mit dem Kaufpreis entrichtet und vom Handel an die Gemeinden und die jeweiligen Entsorger weitergeleitet, um die Kosten für die Sammlung und Aufbereitung zu decken. Die Kosten für die Separatsammlungen ohne vorgezogene Finanzierung werden durch eine Grundgebühr abgedeckt, die den [[Liegenschaft]]en<nowiki>besitzern</nowiki> auferlegt und via [[Nebenkosten]] an die Mieter weitergegeben wird. Ergänzend wird in den meisten Gemeinden zur verursachergerechten Finanzierung der Entsorgung des Abfalls eine volumen- oder gewichtsabhängige Gebühr, die sogenannte [[Sackgebühr (Schweiz)|Sackgebühr]] erhoben.

Die [[Getränkekarton#Schweiz|Getränkekartonsammlung]] ist nicht weit verbreitet und wurde im Detailhandel erst von [[Aldi Suisse]] mit entsprechenden Sammelstellen unterstützt.<ref>{{Internetquelle |autor=Isabel Strassheim |url=http://www.20min.ch/finance/news/story/Kommt-die-Milchkarton-Rueckgabe---samt-Gebuehr--29903713 |titel=Kommt die Milchkarton-Rückgabe – samt Gebühr? |werk=[[20 Minuten]] |datum=2017-10-25 |sprache=de-CH |abruf=2024-09-23}}</ref> Die Sammelquote ist mit 10 % vergleichsweise niedrig. Nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Einzelhandelsgeschäfte separate Sammlungen von Kunststofflaschen mit Deckel (z.&nbsp;B. Milch- und Shampooflaschen) eingeführt haben, gibt es inzwischen verschiedene privatwirtschaftliche Anbieter für gemischte Kunststoffsammlungen aus Privathaushalten und Kleingewerbe. Die [[Wettbewerbskommission]] hat 2024 eine Branchenlösung der Organisation RecyPac freigegeben, die eine schweizweite, flächendeckende Sammlung und Verwertung für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons etablieren will und den Gemeinden ab Oktober ihre Dienstleistungen anbieten wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://info.getraenkekarton.ch/post/recypac-kurz-vor-start-ab-oktober-k%C3%B6nnen-gemeinden-loslegen |titel=RecyPac kurz vor Start: Ab Oktober können Gemeinden loslegen |hrsg=Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz |datum=2024-09-17 |sprache=de-CH |abruf=2024-09-23}}</ref>

Seit dem Jahr 2000 ist [[Recyclist EFZ]] ein schweizerischer [[Lehrberuf]] im Recyclingwesen. Recyclisten sorgen für einen kontinuierlichen Betrieb von Recyclinganlagen, indem sie Altstoffe transportieren, sortieren, von Fremd- und Schadstoffen trennen und maschinell aufbereiten. Neben der fachgerechten Lagerung und dem sicheren Um- und [[Verladung|Verladen]] der Materialien gehören auch die [[Wartung]] und Reparatur von Maschinen sowie [[Wareneingang|Warenannahme]], Mengenerfassung und [[Qualitätskontrolle]] zu den Tätigkeiten.

==== Recyclingquoten ====
Die Schweiz erreicht sowohl im [[Investitionsgut|Investitions-]] wie im [[Konsumgut|Konsumgüterbereich]] hohe Recyclingquoten. So hat sich der Rücklauf von Aluminium-Getränkedosen seit der Jahrtausendwende bei über 90 % eingependelt.<ref>{{Internetquelle |url=https://igora.ch/files/quoten_dosen_2022.pdf/ |titel=Die Rücklaufquote für Aluminium Getränkedosen |hrsg=[[Igora-Genossenschaft für Aluminiumrecycling Schweiz|Igora-Genossenschaft]] |datum=2024 |format=PDF; 49&nbsp;kB| abruf=2024-09-22}}</ref> Beim Papier ist die Sammelmenge trotz rückläufigem Verbrauch konstant hoch, 2023 lag sie bei über 85 %; die Altpapier-Einsatzrate betrug knapp 95 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.altpapier.ch/_files/ugd/d75519_9a217162fc6e41afae0c3ff4199aa4b1.pdf |titel=statistischer Jahresbericht 2024, Kennzahlen zur Papierindustrie |hrsg=Verein Recycling Papier + Karton |datum=2024 |format=PDF; 388&nbsp;kB |sprache=de-CH |abruf=2024-09-22}}</ref> Altglas wurde 2022 zu 97 % stofflich verwertet, PET-Getränkeflaschen zu über 83 %.<ref name="bafu_stat">{{Internetquelle |url=https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/abfall/statistik/abfallmengen-und-recycling-2022-im-ueberblick.pdf.download.pdf/Abfallmengen%20und%20Recycling%202022%20im%20U%CC%88berblick%20d.pdf |titel=Abfallmengen und Recycling 2022 im Überblick |hrsg=[[Bundesamt für Umwelt]] |datum=2023-10 |sprache=de-CH |abruf=2024-09-22}}</ref> Die in der Verordnung über Getränkeverpackungen (VGV) gesetzlich vorgegebene Verwertungsquote von mindestens 75 % für Getränkeverpackungen aus Glas, Aluminium und PET ist damit deutlich übererfüllt.

Dennoch lag 2022 die Gesamtrecyclingrate beim Siedlungsabfall laut Bundesamt für Umwelt bei nur 52 %;<ref name="bafu_stat" /> laut Welt-Abfall-Index, der auf Zahlen der [[OECD]] beruht und statt der in die Verwertung gegebenen Menge (Input) die tasächlich stofflich aufbereitete Menge (Output) veranschlagt, bei nur rund 30 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://sensoneo.com/de/welt-abfall-index/ |titel=Welt-Abfall-Index 2022: Das sind die größten Müllproduzenten der Welt |werk=sensoneo.com |abruf=2024-09-22}}</ref> Zwar werden PET-Flaschen größtenteils recycelt, doch ein Großteil der anderen Kunststoffartikel landet im Restmüll. So werden von den 780.000&nbsp;t Kunststoffabfällen, die jährlich in der Schweiz anfallen, 90 % verbrannt.<ref>{{Internetquelle |autor=Edgar Schuler |url=https://www.tagesanzeiger.ch/abfall-ist-die-schweiz-wirklich-weltmeisterin-im-recycling-596958739519 |titel=Abfall: Ist die Schweiz wirklich Weltmeisterin im Recycling? |werk=tagesanzeiger.ch |datum=2024-01-08 |sprache=de-CH |abruf=2024-09-22}}</ref> Von den in Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft (häufig sortenrein) anfallenden PE-Folien wird erst knapp ein Viertel recycelt. Das BAFU vermerkt dazu auf seiner [[Website]]: „Beim Recycling von Kunststoffen besteht [...] noch Potenzial zur besseren Schliessung <!-- sic! --> von Stoffkreisläufen“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/abfallwegweiser-a-z/kunststoffe.html |titel=Kunststoffe |hrsg=[[Bundesamt für Umwelt]] |datum=2024-07-11 |sprache=de-CH |abruf=2024-09-23}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Betonrecycling]] • [[Bodenrecycling]] • [[Getränkekarton#Umweltschutz|Getränkekartonrecycling]] • [[Kabelrecycling]] • [[Korkrecycling]] • [[Recycling von digitalen Datenträgern]] • [[Textilrecycling]]
* [[Kreislaufwirtschaft]]
* [[Sharing Economy]]
* [[Cradle to Cradle]] • [[Ressourceneffizienz]] • [[Sharing Economy]] • [[Urban Mining]]
* [[Green IT]] • [[Recycling-Designpreis]] • [[Recyclinggerechte Konstruktion]] • [[Recyclingkreislauf]]
* [[Baustoffrecycling]]
* [[Abfallbank]] • [[Abfallbörse]] • [[Refabrikation]]
; Konzepte: [[Recyclingkreislauf]], [[Recyclinggerechte Konstruktion]], [[Grüne IT]], [[Recycling-Code]], [[Recycling-Designpreis]]
; Rohstoffrückgewinnung
: [[Altlampen-Recycling]], [[Betonrecycling]], [[Recycling von digitalen Datenträgern]], [[Getränkekarton#Umweltschutz|Getränkekartonrecycling]], [[Papierrecycling]], [[Urban Mining]], [[Wasseraufbereitung]]
; Downcycling
: [[Fahrzeugrecycling]], [[Elektronikschrott]] (Elektro-/Elektronikrecycling), [[Kunststoffrecycling]], [[Kernschrott]]
; Abfallentsorgung
: [[Bioabfall]]
; Weiterverwendung von Gegenständen
: [[Abfallbank]]en, [[Abfallbörse]]n, [[Flohmarkt|Flohmärkte]], [[Secondhandladen]], [[Brockenhaus]], [[Bring- und Holtag]], [[Refurbishing]], [[Remarketing]], [[Umsonstladen]], [[Freecycle]], [[Containern]], [[Repair-Café]]s, [[Sozialkaufhaus|Sozialkaufhäuser]]


== Literatur ==
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* Hans Martens, Daniel Goldmann: ''Recyclingtechnik: Fachbuch für Lehre und Praxis.'' 2. Aufl., Springer Vieweg, Berlin 2016, ISBN 978-3-658-02785-8.
* Hans Martens, Daniel Goldmann: ''Recyclingtechnik: Fachbuch für Lehre und Praxis.'' 2. Aufl., Springer Vieweg, Berlin 2016, ISBN 978-3-658-02785-8.
* Heike Weber: ''Müll und Recycling. Der Glaube an das technische Schließen von „Stoffkreisläufen“''. In: ''[[WerkstattGeschichte]]'' 85 (2022), S. 13–34.
* Heike Weber: ''Müll und Recycling. Der Glaube an das technische Schließen von „Stoffkreisläufen“''. In: ''[[WerkstattGeschichte]]'' 85 (2022), S. 13–34.
* Jens Lienig, Hans Brümmer: ''[https://link.springer.com/10.1007/978-3-662-68708-6_7 Recyclinggerechtes Entwickeln und Konstruieren]'' in: ''[https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-68708-6 Elektronische Gerätetechnik]'', Springer 2024, ISBN 978-3-662-68707-9.


== Weblinks ==
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|wikt=Recycling
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}}
}}
* [http://www.ask-eu.de/ ask-eu.de] – Wissensplattform ASK: Aktuelle Nachrichten und digitale Bibliothek mit Fachbeiträgen von Universitäten, Verbänden und Fachverlagen
* {{EUR-Lex-Rechtsakt |reihe=L |jahr=2008 |amtsblattnummer=312 |anfangsseite=3 |endseite=30 |format=PDF |titel=Amtsblatt der Europäischen Union vom 22. November 2008}}
* [https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Main_Page ''Eurostat Statistics explained''] – Enzyklopädie europäischer Statistiken mit Erläuterungen (englisch), herausgegeben vom Europäischen Amt für Statistik ([[Eurostat]]). Die Suche nach Stichwort ''„recycling“'' liefert detaillierte Tabellen und Diagramme (herunterladbar) mit Hintergrundinformationen zu ausgewählten Themen.
* [http://www.ask-eu.de/ ask-eu.de] –– „Wissensplattform ASK; ständig aktualisierte News und Fachbeiträge von Universitäten, Veranstalter, Verbänden und Fachverlagen“
* [https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/der-schatz-in-der-muelltonne-das-recycling-versprechen-100.html Leschs Kosmos: ''Der Schatz in der Mülltonne – Das Recycling-Versprechen'', ZDF-Mediathek, 6. September 2022]
* [https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/der-schatz-in-der-muelltonne-das-recycling-versprechen-100.html Leschs Kosmos: ''Der Schatz in der Mülltonne – Das Recycling-Versprechen''.] [[ZDFmediathek]], 6. September 2022
* {{Webarchiv |url=https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-alles-fuer-die-tonne-100.html |text=''Alles für die Tonne''. |wayback=20210116030440}} [[ZDFzoom]], ''Film von Kersten Schüßler'', 16. Oktober 2018.
* [https://www.fernsehserien.de/zdfzoom/folgen/253-alles-fuer-die-tonne-1190140 ''Alles für die Tonne'', Folge 253.] Film von Kersten Schüßler, [[ZDFzoom]], 16. Oktober 2018
* [https://www.deutschlandfunk.de/technik-professor-quicker-zu-leben-ohne-abfall-zero-waste.2852.de.html?dram:article_id=430508 ''Die Recyclingquote in Deutschland „ist ein einziger Beschiss“''.] [[DLF24]], ''Wissen'', 14. Oktober 2018.
* [https://www.deutschlandfunk.de/technik-professor-quicker-zu-leben-ohne-abfall-zero-waste.2852.de.html?dram:article_id=430508 ''Die Recyclingquote in Deutschland „ist ein einziger Beschiss“''.] [[DLF24]], ''Wissen'', 14. Oktober 2018
* Christiane Hirsch: [https://www.deutschlandfunk.de/mach-neu-aus-alt.704.de.html?dram:article_id=216837 ''Mach Neu aus Alt!''.] [[deutschlandfunk.de]], ''Lange Nacht'' 15. September 2012
* [https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-05/interview-braungart ''„Die Welt ist unerträglich, wie sie ist“''.] [[Die Zeit|Zeit Online]], 16. Mai 2013; Interview mit dem [[Cradle to Cradle|Cradle-to-cradle]]-Miterfinder [[Michael Braungart]].
* Christiane Hirsch: [https://www.deutschlandfunk.de/mach-neu-aus-alt.704.de.html?dram:article_id=216837 ''Mach Neu aus Alt!''] [[deutschlandfunk.de]], ''Lange Nacht'' 15. September 2012.
* [https://folio.nzz.ch/2009/juli/der-grosse-recycling-report ''Der grosse<!--sic!--> Recycling-Report''.] [[NZZ Folio]], Juli 2009.

== Anmerkungen ==
<references group="Anm." />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 30. September 2024, 17:49 Uhr

Universelles Recycling-Symbol angelehnt an das Möbiusband

Beim Recycling (gelegentlich als RC abgekürzt) bzw. bei der regenerativen Abfallverwertung werden nicht mehr gebrauchte Produkte und Materialien wiederverwertet, indem sie vollständig oder teilweise zu Sekundärrohstoffen aufbereitet werden. Die so produzierten Stoffe werden als Rezyklate (seltener: Recyclate) oder Regenerate bezeichnet.

Der Begriff „Recycling“ ist ein Lehnwort aus dem Englischen (recycling – ausgesprochen [ɹɪˈsaɪklɪŋ] – für „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“); etymologisch leitet er sich vom griechischen kýklos (Kreis) sowie dem lateinischen Präfix re- (zurück, wieder) ab.

Recycling trägt als wesentlicher Bestandteil der Kreislaufwirtschaft dazu bei, Materialkreisläufe zu schließen oder zu verlangsamen und so den Einsatz natürlicher Ressourcen und die Erzeugung von Emissionen zu vermindern. Gesetzlich wird erst von Recycling gesprochen, wenn der Rohstoff zuvor als Abfall einzustufen war; andernfalls handelt es sich um Wiederverwendung. Der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs „Recycling“ umfasst oft beide Bedeutungen.

Recyclingstelle an der Technischen Universität Danzig
Video: Recycling – eine uralte Idee

Definition und Einordnung

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Die Abfallrahmenrichtlinie der EU (Richtlinie 2008/98/EG) und das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) definieren Recycling folgendermaßen:

„Recycling [...] ist jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden; es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, nicht aber die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.“

§ 3 Abs. 25 KrWG

Das Recycling wird dabei in eine Abfallhierarchie eingeordnet, die als grundlegende Prioritätenfolge für alle Rechtsvorschriften und politischen Maßnahmen im Bereich der Abfallvermeidung und -bewirtschaftung festgelegt ist:[1]

  1. Vermeidung – unter anderem durch das Verbot umweltgefährdender Stoffe wie PCB und FCKW
  2. Vorbereitung zur Wiederverwendung – zur erneuten Nutzung des Guts für denselben Zweck wie bei Mehrweg-Pfandflaschen oder Second-Hand-Nutzung oder für neue Produkte wie beim Upcycling gebrauchter Paletten zu Möbelstücken
  3. Recycling – die Aufbereitung definierter Abfallstoffströme oder Teilen davon zu vermarktungsfähigen Sekundärrohstoffen durch stoffliche Verwertung
  4. sonstige Verwertung z. B. energetische Verwertung – die Verbrennung oder Vergasung zur Energiegewinnung
  5. Beseitigung – z. B. durch Deponieren.

Entgegen dem häufig etwas unklaren allgemeinen Sprachgebrauch beinhaltet Recycling demnach nur den Punkt 3 dieser Liste. Die Gesetzgebung legt damit eindeutig fest, dass Maßnahmen zur Vermeidung von Abfällen dem Recycling vorzuziehen sind.

Hat ein Abfallgegenstand das Ende der Abfallhierarchie erreicht und soll beseitigt werden, ist dies gemäß § 28 KrWG nur in den dafür zugelassenen Anlagen (z. B. Deponien) zulässig. Die Nichteinhaltung kann ein Bußgeld nach § 69 Abs. 1 Nr. 2 KrWG, in schweren Fällen auch ein Strafverfahren nach § 326ff. Strafgesetzbuch nach sich ziehen.

Downcycling und Upcycling

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Möbel aus alten Felgen (aufgenommen in Osttimor)

Das Ausgangsprodukt, das Erfassungskonzept (Gelber Sack, Recyclinghof, gewerbliche Sammlung etc.) und die zur Aufbereitung nutzbare Infrastruktur entscheiden darüber, welche Recyclingrouten möglich sind und damit über die Qualität des gewonnenen Rezyklats. Viele vermischte oder verschmutzte Stoffe lassen sich nicht ökonomisch aufbereiten, ohne die Stoffeigenschaften oder die Verarbeitbarkeit zu verschlechtern. Um die Qualitätsminderung, die mit vielen Recyclingprozessen einhergeht, zu verdeutlichen, wird der Begriff Downcycling verwendet.

Wird ein Produkt hingegen in ein neues, höherwertiges Produkt umgewandelt, wird dies als Upcycling bezeichnet. Dabei sind viele Formen des Upcyclings wie die Bearbeitung von Produktionsresten für Kunstprojekte oder die Sammlung von Fallobst eigentlich eine Vorbereitung zur Wiederverwendung, also kein Recycling im Sinne des KrWG, sondern eine Maßnahme zur Abfallvermeidung.[2] Beispiele für Upcycling als Formen des Recyclings im engeren Sinn sind die Verwertung von Kaffeesatz bei der Produktion von Kaffeetassen oder die Herstellung von Designermode aus Textilabfällen.

Die Verwertung von Kunststoffabfällen ist in der Regel ein Downcycling, da Polymere bei der Wiederverarbeitung und unter Umwelteinflüssen dazu neigen zu degradieren.[3] Der Grad der Degradation hängt vom Grundpolymer, von der Beanspruchung während der Nutzung, vom gewählten Aufbereitungs- und dem anschließenden Verarbeitungsverfahren sowie vom Gehalt an Additiven ab. Stabilisierende Additive können den oxidativen Abbau der Molekülketten bei der Verarbeitung und während der Gebrauchsphase stark herabsetzen.[4] In einigen Fällen erreicht der verwertete Kunststoff durchaus das Eigenschaftsniveau der Primärware, insbesondere bei hoher Qualität und Sortenreinheit der Ausgangsstoffe.[5]

Bei der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen ist kein vollständiges Recycling möglich. Nach der Abtrennung und Entsorgung der Spaltprodukte können die restlichen Bestandteile des Kernbrennstoffs jedoch wieder zur Produktion neuer Brennelemente genutzt werden.

Antiker Dolch, gefertigt aus einem (wahrscheinlich gebrochenen) Schwert
Verladung von Altpapierballen in New York, 1937
US-Regierungsplakat aus dem Zweiten Weltkrieg, das zur Trennung von Essens- und Metallabfällen auffordert
Vorsortierung von Trümmersteinen an einem Leseband in Frankfurt am Main, 1947

Recycling ist kein Phänomen der Neuzeit, sondern wird seit etlichen Jahrtausenden systematisch praktiziert. Die frühesten Beweise sind zwischen 200.000 und 420.000 Jahre alt und stammen aus der Qesem-Höhle in der Nähe von Tel Aviv. Archäologen fanden dort kleine Feuersteinwerkzeuge, von denen sie annehmen, dass sie bei der Herstellung größerer Werkzeuge entstanden sind. Etwa 10 % der an der Fundstelle entdeckten Werkzeuge wurde auf irgendeine Weise wiederverwertet. Nach Angaben der Forscher war dies kein gelegentliches Verhalten, sondern Teil der damaligen Lebensweise.[6]

Mindestens seit dem Altertum werden pflanzliche und tierische Abfälle, insbesondere Erntereste, Mist und Gülle, aber auch menschliche Exkremente als Düngemittel in der Landwirtschaft genutzt. Diese vollständige Wiederverwertung ist Basis der Subsistenzwirtschaft. Im antiken Rom wurden die Exkremente eingesammelt und den Bauern im Umland verkauft; zur Nutzung durch Gerber, Färber und Walker wurden öffentlich Urinbehälter aufgestellt.[7] Auch Baustoffe werden seit jeher nicht nur wiederverwendet, sondern wurden nach dem Einsturz von Gebäuden, z. B. nach Naturkatastrophen, auch weiterverwertet. Amphorenscherben endeten als Beimischung von Terrazzoböden, als Bodenlage in Kuppelöfen oder wurden als Grundlage für Mörtel oder für die Herstellung neuer Keramik genutzt.[7] Auch ausrangierte Metalle und Glas wurden gesammelt, eingeschmolzen und umgearbeitet. Bereits damals war bekannt, dass die Beimischung von Glasbruch zum Rohglas einerseits die Schmelztemperatur verringert und damit die Verarbeitung erleichtert, andererseits die Glasqualität vermindert.[8]

Auch im Mittelalter wurde systematisch recycelt. Die Wegwerfmentalität der Industriezeit existierte aufgrund des allgemeinen Mangels an Gütern nicht. Es war selbstverständlich, leeren Flaschen, gebrauchte Holz- oder Metallgegenstände und Ähnliches weiter zu verwenden. Lumpensammler kümmerten sich um das Einsammeln, Sortieren und Weiterleiten von wiederverwertbarem Material. Altglas wurde in die Glashütten zurückgebracht, Metallteile wurden eingeschmolzen oder umgeschmiedet und aus Lumpen wurde Papier hergestellt. Holz- und Papierabfälle verheizte man zumeist, die Asche konnte zum Waschen verwendet oder für die Glasherstellung aufbereitet werden.[9] 1774 entwickelte der Jurist Justus Claproth zusammen mit dem Papiermacher Johann Engelhard Schmid das erste Recyclingverfahren für bedrucktes Papier, bei dem die Druckerschwärze während der Aufbereitung im Stampfwerk mit Terpentinöl und Wascherde ausgewaschen wurde.[10]

Mit der Industrialisierung veränderte sich nicht nur die Zusammensetzung, sondern vor allem die Menge des Abfalls, so dass 1874 in Nottingham die erste Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen wurde. Andere englische Städte folgten schnell; 1896 ging in Hamburg die erste MVA auf dem europäischen Festland in den Regelbetrieb.[11] Etwa zur gleichen Zeit wurde in Deutschland mit der Gesellschaft für Hausmüllverwertung München eines der neben vergleichbaren Einrichtungen in Budapest und Chicago weltweit ersten Unternehmen zur industriellen Mülltrennung und Wiederverwertung gegründet. In der Verwertungsanlage in Puchheim wurde zunächst der Feinmüll über Siebtrommeln abgetrennt. Der verbleibende Grobmüll gelangte über ein Förderband in eine Arbeitshalle, in der Arbeiterinnen von Hand alle wiederverwertbaren Bestandteile aus dem Müll klaubten: Knochen für die Leimherstellung, Glas, Papier, Lumpen, Leder, Gummi, Kork, Metalle, Speisereste und Holz. Diese Materialien ließen sich gut vermarkten. Der vorher abgetrennte aschehaltige Feinmüll wurde auf sauren Wiesen und unfruchtbarem Moorgrund im Umland zur Humusbildung ausgebracht. Die angeschlossenen Einrichtungen wie Darre, Düngerfabrik und Waschhaus für Textilabfall und Lumpen wurden wenige Jahre nach dem Bau um eine Leimsiederei und eine Superphosphatfabrik ergänzt. Später kam eine eigene Müllverbrennungsanlage zum Betrieb einer Dampfkesselanlage hinzu, um das Werk mit der benötigten Energie zu versorgen. So wurde eine Verwertungsquote von nahezu 100 % erzielt.[12]

Im Ersten Weltkrieg wurde im Deutschen Kaiserreich mit breit angelegten Propagandaaktionen für die Sammlung diverser Roh- und Altstoffe geworben, zunächst für Öle und Fette, später unter anderem für Abfälle von Nahrungsmitteln, Textilien und Haushaltswaren sowie für Altpapier. Ähnliche Sammelinitiativen gab es in Österreich-Ungarn.[13] Auch im Zweiten Weltkrieg wurden Eisen und Buntmetalle so knapp, dass zur Waffenproduktion auf Metallgegenstände des zivilen Gebrauches zurückgegriffen wurde, unter anderem wurden Zehntausende Kirchenglocken aus Bronze beschlagnahmt und eingeschmolzen (s. Metallspende des deutschen Volkes). Rohstoffsammlungen auf freiwilliger Basis starteten auch in anderen Ländern wie im Vereinigten Königreich und in den USA.[14][15] Der Mangel an frischem Holz führte wiederum vielerorts zu einem Wiederaufleben des Altpapierrecyclings.[16][17]

Nach den Weltkriegen veränderte sich die Wirtschafts- und Lebensweise der Menschen in den höher entwickelten Ländern innerhalb weniger Jahre fundamental (1950er-Syndrom). Als mit dem Wohlstand auch der Konsum kurzlebiger Produkte sowie aufwendig verpackter Lebensmittel und Luxusgüter signifikant anstieg, standen die Industrieländer vor einem akuten Müllnotstand. Ein durchschnittlicher Haushalt, der vor 150 Jahren mit etwa 150 Dingen auskam, verwendete nun mehr als 20.000 Gegenstände – vom Haarfestiger bis zur Heftzwecke – und produzierte beispielsweise in der Bundesrepublik in den 1970er Jahren im Durchschnitt wöchentlich 4,7 kg Hausmüll pro Einwohner, also 244 kg pro Einwohner und Jahr. Im November 1971 berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, aus dem bundesdeutschen Hausmüll ließe sich jährlich ein 3000 Meter hoher Abfallberg über dem Oval des Münchner Olympiastadions auftürmen – und jedes Jahr komme ein neuer Dreitausender dazu.[18] Der Abfall wurde großteils nicht mehr wiederverwertet, sondern – oft zusammen mit schadstoffhaltigen Industrieabfällen – auf zumeist ungeordneten Deponien entsorgt.[19] Weiterverwendung und Wiederverwertung waren in den Industrieländern nur in Notzeiten, besonders während und nach Kriegen, ein Thema.

Erst mit Aufkommen der Umweltbewegung in den 1970/1980er Jahren begann ein Umdenken. Der Club of Rome publizierte 1972 Die Grenzen des Wachstums, eine Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft, die explizit auf begrenzte Rohstoffreserven und die Zerstörung von Lebensraum Bezug nahm.[20] Einerseits verbreitete sich die Einsicht, dass die praktizierte Art der Müllentsorgung einen der Hauptfaktoren der Umweltverschmutzung darstellt. Andererseits wurde das Deponieren in urbanen Ballungsräumen zunehmend problematisch bzw. undurchführbar. Das Bewusstsein um die Endlichkeit natürlicher Ressourcen wurde durch die Ölpreiskrisen 1973 und 1979/1980 geschärft. Erste Anfänge zurück zu einer Wiederverwertung war die anfangs freiwillige Mülltrennung, die zum Sinnbild einer ganzen Generation in der westlichen Welt wurde. Ausgehend vom Altglas- und Altpapierrecycling wurden vermehrt Technologien erarbeitet, die die Wiederaufbereitung vieler Altstoffe wirtschaftlich machen, wodurch Abfall zu einem bedeutenden Wirtschaftsgut wurde.

Zunehmende Bedeutung erlangt das Recycling in neuerer Zeit bei Elementen, deren Vorkommen begrenzt sind oder deren Gewinnung aufwendig ist. Das trifft besonders auf die in der Elektro- und Elektronikindustrie häufig verwendeten seltenen Rohstoffe wie Gold und Palladium zu, die früher mit den entsorgten Geräten auf Deponien endeten. Auch Seltene Erden, die z. B. für Brennstoffzellen, NiMH-Akkumulatoren in Elektro- und Hybridfahrzeugen, Katalysatoren und Dauermagnete (in Elektromotoren, Windkraftanlagen etc.) gebraucht werden, rücken wegen ihrer problematischen Gewinnung verstärkt in den Fokus.

Gewinnung von Sekundärrohstoffen

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Vorsortierte und zu Ballen gepresste Polyethylen-Flaschen

Beim Kunststoffrecycling ist zwischen werkstofflichem Recycling und chemischem (rohstofflichem) Recycling zu unterscheiden.[21] Bei Ersterem bleibt die Molekülstruktur der Polymere erhalten, aus alten Getränkeflaschen werden beispielsweise neue Flaschen oder Fasern für die Textilindustrie hergestellt. Beim chemischen Recycling werden hingegen die Moleküle in kleinteilige Bausteine (Monomere) aufgespalten, die entweder zu neuen Kunststoffen polymerisiert oder anderweitig, z. B. zur Herstellung von Treibstoffen, verwendet werden können. Werden aus dem so gewonnenen Rohstoff wieder neue Polymere hergestellt, ist der Energiebedarf für das chemische Recycling wesentlich höher als für das werkstoffliche, da die Moleküle erst zerlegt und anschließend wieder zusammengesetzt werden müssen und beide Prozesse Energie erfordern.

Die meisten Kunststoffabfälle werden daher werkstofflich recycelt. Von den 5,67 Mio. Tonnen Kunststoffabfällen, die 2021 in Deutschland angefallen sind, wurden nur 0,03 Mio. Tonnen (also weniger als 1 %) der rohstofflichen Verwertung zugeführt, 2,32 Mio. Tonnen (also gute 40 %) hingegen dem werkstofflichen Recycling. 1,65 Mio. Tonnen (knapp 30 %) wurden als Rezyklate wieder eingesetzt und haben Neuware substituiert.[22]

Beim Recycling von Kunststoffen besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der Wiederaufbereitung von Produktionsabfällen (Post-Industrial-Recycling) und der Verwertung bereits gebrauchter Produkte (Post-Consumer-Recycling). Sortenreine Produktionsabfälle lassen sich recht einfach recyceln, indem sie zerkleinert, ggf. entstaubt und bei der Produktion der Primärware beigemischt werden. Bei den meisten Produktionsbetrieben ist dies gängige Praxis zur Kosteneinsparung. Die Aufbereitung von Post-Consumer-Abfällen ist hingegen viel aufwendiger. Sie erfordert in den meisten Fällen eine vorgeschaltete Sortierung, die den gemischten Abfallstrom (z. B. die Verpackungen aus dem Gelben Sack) in diverse Fraktionen, darunter die verschiedenen Kunststoffe, trennt. Die eigentliche Verwertung beginnt dann mit dem Schreddern, woraufhin weitere Aufbereitungsschritte zur Abtrennung von Nebenbestandteilen und Kontaminationen folgen. Übliche Verfahren sind hier Magnetscheidung zum Entfernen ferromagnetischer Metalle, Dichtetrennung (z. B. mittels Schwimm-/Sink-Verfahren), Waschen, Trocknen und Windsichten. Anschließend wird das aufbereitete Mahlgut entweder direkt zur Produktion neuer Artikel eingesetzt oder durch Extrusion zu Granulat verarbeitet. Der Gesamtenergieverbrauch beim werkstofflichen Recycling wird vielfach überschätzt. Mit rund 10 bis 15 MJ/kg Polymer ist bei Teilen aus thermoplastischen Kunststoffen mit einer Einzelmasse von mehr als 100 g die komplette Aufbereitung durchführbar.[23][24][25]

Stark vermischte oder verschmutzte Kunststoffabfälle lassen sich häufig nicht ökonomisch werkstofflich recyceln. Sie können chemisch (z. B. durch Depolymerisation, Hydrierung, Pyrolyse oder Vergasen) oder thermisch (z. B. als Ersatzbrennstoff in Zementfabriken) verwertet werden. 2021 wurden in Deutschland insgesamt über 50 % der Kunststoffabfälle energetisch genutzt, davon etwa ein Drittel als Ersatzbrennstoff, der Rest zur Stromerzeugung in Müllverbrennungsanlagen.[22]

Mischschrott

Metalle werden üblicherweise in hohem Maße recycelt, da die Gewinnung aus Erzen sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Das Umschmelzen bedarf nur eines Bruchteils der Energie und der Rohstoffkosten. Allerdings kommt es beim Recycling von Metallen durch die Vermischung von Schrottsorten unterschiedlicher Legierungen in der Schmelze zu Qualitätsverlusten. Dies äußert sich in der Kontamination von Legierungen mit Störstoffen oder in Verlusten von hochwertigen Legierungselementen durch eine zu starke „Verdünnung“. Hochwertige Legierungen werden derzeit meist durch die Zugabe großer Mengen an ressourcen- und treibhausgasintensiverem Primärmaterial erzeugt.[26]

Der Recyclingprozess ist in seinen Grundzügen für viele Metalle ähnlich. Wenn sie mit anderen Materialien vermischt sind, müssen zunächst Nebenbestandteile und äußere Verunreinigungen abgetrennt werden. Dies erfolgt in der Regel durch Zerkleinern und einen oder mehrere der folgenden Trennprozesse:

Die separierten Metalle werden in einem Schmelzofen, häufig einem Lichtbogen- oder Induktionsofen, aufgeschmolzen und anschließend einer Schmelzebehandlung unterzogen. Dabei werden wasserstoffhaltige Komponenten (Hydroxide und organischen Verunreinigungen), Oxide und störende Elemente entfernt. Beim Recycling von Schrott ist es Stand der Technik, Anhaftungen wie Fette, Öle und Lacke in einem vorgeschalteten Prozess abzubrennen, um zu verhindern, dass der darin enthaltene Wasserstoff die Schmelze verunreinigt. Legierungselemente können während der Schmelzebehandlung entweder hinzugefügt werden, um Oxidationsverluste auszugleichen oder besondere Eigenschaften einzustellen oder abgetrennt werden. Bestimmte Elemente, die sich aufgrund ihrer Stoffeigenschaften chemisch und physikalisch ähnlich verhalten, lassen sich jedoch nur bedingt oder mit großem Aufwand trennen.

Recycling-Code für Eisenwerkstoffe und Stahl

Stahl ist mit 630 Mio. t/a (Stand 2019) der weltweit meistrecycelte Industriewerkstoff.[27] Er wird mehrfach recycelt, so dass aktuell rund 70 % des bisher erzeugten Stahls im Gebrauch sind. Die Recyclingquote einzelner Stahlanwendungen liegt z. T. bei deutlich über 90 %.[28] 2017 wurden 35,5 % des weltweit erzeugten Rohstahls aus Sekundärrohstoffen hergestellt.[29] Laut dem Weltstahlverband Worldsteel wurden seit dem Jahr 1900 mehr als 22 Mrd. t Stahl recycelt.[30]

Der Einsatz von Stahlschrott in der Stahlproduktion spart gegenüber der Produktion mit Primärrohstoffen 60–75 % Energie[31] und verringert die CO2-Emission um deutlich über 50 %; die genaue CO2-Bilanz hängt von der Art der Stromerzeugung ab. Die Wiederverwertung einer Tonne Stahl spart laut dem Europäischen Dachverband für die Recyclingindustrie EuRIC 1,4 t Eisenerz, 0,8 t Kohle, 0,3 t Kalkstein und Zusatzstoffe sowie 1,67 t CO2. 2018 wurden in der EU durch die Wiederverwertung von 94 Mio. t Stahlschrott 157 Mio. t CO2 eingespart. Dies entspricht dem CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotten Frankreichs, Großbritanniens und Belgiens.[29]

Für den Korrosionsschutz von Eisen und Stahl werden Stoffe eingesetzt, die das Recycling stören, verloren gehen oder als umweltrelevante Stoffe entweichen bzw. zurückgehalten werden müssen. Dazu gehören insbesondere die Legierungselemente Chrom und Nickel sowie als Beschichtungen Lacke, Zinn (bei Weißblech) und Zink. Auch Kupfer aus Elektrogeräten stellt ein Problem beim Stahlrecycling dar.

Granulat aus elektrolytisch gereinigtem Kupfer

Kupfer kann aus Altmaterialien ohne Qualitätseinbußen beliebig oft recycelt werden. Nahezu alle kupferhaltigen Materialien können als Rohstoffe zur Kupfergewinnung dienen. Nicht verunreinigte Produktionsabfälle aus der Metallverarbeitung (Neu- bzw. Produktionsschrotte) können direkt wieder eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden, ebenso sortenrein sortierte Kupfer- und Legierungsschrotte. Alle anderen kupferhaltigen Sekundärrohstoffe wie isolierte Kabel und Leitungen oder in Kraftfahrzeugen und Elektrogeräten verbaute Komponenten müssen zunächst von Nebenbestandteilen und äußeren Verunreinigungen getrennt werden. Je nach Güte der Trennprozesse lassen sich Reinheiten von bis zu 99,95 % erzielen, so dass das produzierte Kupfergranulat direkt in der Metall-, Automobil- und der chemischen Industrie eingesetzt werden kann. Wenn Verunreinigungen mit Begleitelementen oder sonstige mineralische oder organische Anhaftungen eine direkte Legierungsherstellung aus Qualitätsgründen verhindern, müssen pyrometallurgische Recyclingverfahren angewendet werden. In einem mehrstufigen Prozess, an dessen Ende die elektrolytische Raffination steht, können Verunreinigungen nahezu restlos entfernt werden, so dass eine Reinheit über 99,99 % erzielt wird.[32]

2022 wurde weltweit knapp ein Drittel des jährlichen Kupferbedarfs von 32 Mio. t aus Recyclingmaterial gedeckt,[33] in der EU sind es rund 45 %,[29] in Deutschland über 50 %. Nimmt man eine durchschnittliche Lebensdauer aller Kupferprodukte von ca. 33 Jahren an und bezieht die Altkupfermenge auf die Kupferproduktion im selben Zeitraum, ergibt sich ein Anteil an wiederverwertetem Kupfer von rund 80 %.[32] 2019 wurden von den 2,63 Mio. t in der EU durch gebrauchte Produkte generierten Kupferschrotten 1,60 Mio. t, also 61 % gesammelt und in der EU wiederverwertet.[29]

Transportfertiger Aluminiumschrott

Wenn Aluminiumlegierungen sortenrein gesammelt und aufbereitet werden, können sie aus dem resultierenden Umschmelzaluminium ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Da verschiedene Legierungselemente (z. B. Magnesium) beim Umschmelzen nicht entfernt werden können, kommt es bei nicht sortenreiner Erfassung häufig zum Downcycling. Mittlerweile lassen sich verschiedene Aluminiumlegierungen auch großtechnisch mithilfe laserinduzierter Plasmaspektroskopie (LIBS) voneinander trennen.[34][35][36]

Recyceltes Aluminium bietet gegenüber primär erzeugtem große ökonomische und ökologische Vorteile, da seine Herstellung nur etwa 5 % der Energie erfordert, die zur Gewinnung aus Bauxit benötigt wird, und 85–95 % der CO2-Emissionen eingespart werden können.[37][29][38] Das Wiedereinschmelzen einer Tonne Aluminiumschrott erfordert ca. 2800 kWh an elektrischer Energie und erzeugt etwa 600 kg CO2.[39] Die Absolutwerte für Energiebedarf und CO2-Emissionen sind damit immer noch hoch und liegen, trotz des deutlich niedrigeren Schmelzpunktes von Aluminium, in derselben Größenordnung wie die beim Stahlrecycling.

2019 stammten 33 % des weltweit produzierten Aluminiums aus der Recyclingroute, 19 % aus gebrauchten Produkten (post-consumer, PC) und 14 % aus Industrieabfällen (post-industrial, PI). In Europa waren es 59 % (37 % PC, 22 % PI), in China 24 % (11 % PC, 13 % PI) und in Japan 100 % (69 % PC, 31 % PI).[40] 75 % der bisher insgesamt hergestellten 1,5 Mrd. t Aluminium sind noch heute in Gebrauch.[38] Von der Gesamtmenge des in der EU anfallenden Aluminiumschrotts aus gebrauchten Produkten (4,34 Mio. t) wurden rund 3,0 Mio. t gesammelt und aufbereitet, was einer Recyclingquote von 69 % entspricht.[29]

Altglas im Schmelzofen

Glas lässt sich beliebig oft einschmelzen und zu neuen Produkten verarbeiten, entscheidend für die Qualität ist der Reinheitsgrad der Scherben aus dem Altglasrecycling. Da sich Hohlglas und Flachglas auch in der chemischen Zusammensetzung unterscheiden, werden beide getrennt voneinander gesammelt und recycelt. Die Recyclingraten unterscheiden sich dabei erheblich: Während 2018 bei Behälterglas geschätzte 32 % der weltweit produzierten Glasmenge aus Altglas bestanden, wurde bei Flachglas eine Recyclingrate von nur 11 % erzielt. Die Gesamtrecyclingrate betrug 21 %.[41]

In Europa werden Einweg-Glasverpackungen seit Jahrzehnten nahezu flächendeckend für das Recycling gesammelt, teils über die haushaltsnahe Straßensammlung, teils über öffentliche Altglascontainer. In Deutschland wird hierbei zwischen Weiß-, Grün- und Braunglas unterschieden, in anderen Ländern wie Österreich und Schweden werden lediglich ungefärbte Glasverpackungen (Weißglas) und gefärbte Glasverpackungen (Buntglas) getrennt erfasst. Die Farbtrennung ist wichtig für den Recyclingprozess, denn farbige Flaschen verursachen bei farblosem Glas ungewollte Farbstiche. Umgekehrt führt die Zugabe von Weißglas beim Aufbereiten von Buntglas zu Glasfehlern[42] und vermindert die für empfindliche Füllgüter (z. B. Milch, Medikamente, Bier) wichtige Lichtschutzfunktion. Da Grünglas am ehesten Fehlfarben verträgt, sollten andersfarbige Glasbehälter in den Grünglascontainer entsorgt werden.[43]

In der EU-27 wurden 2021 fast 12 Mio. t Glasverpackungen für das Recycling gesammelt. Die durchschnittliche Sammelrate bezogen auf die in Verkehr gebrachte Menge lag bei 80,1 %, wobei die länderspezifischen Raten sehr unterschiedlich ausfallen. In Norwegen, Finnland, Belgien, Luxemburg, Slowenien und der Schweiz wurden Werte von über 90 % erreicht, während die Sammelraten in Ungarn und Griechenland unter 50 % lagen.[44] Da wegen der enthaltenen Verunreinigungen zwischen 3 % und 7 % der gesammelten Menge nicht wieder aufbereitet werden können, liegen die tatsächlichen Recyclingquoten niedriger. Laut einer Studie über die „Leistung des Verpackungsglasrecyclings in Europa“ wurden 2019 92 % der gesammelten Glasverpackungsabfälle recycelt und 91 % der recycelten Menge wieder zur Herstellung von Flaschen und Gläsern eingesetzt.[45] Je nach Farbtrennung können Glashütten unterschiedliche Altglasanteile zur Herstellung neuer Glasverpackungen einsetzen. Der Rezyklatanteil bei der Produktion von Grünglas liegt bei 90–95 %, bei der von Braunglas bei 70 %, Weißglas lässt in der Regel nur einen Anteil von 60 % zu.[41]

In Deutschland werden jährlich rund 2 Mio. t Altglas gesammelt, die Recyclingquote lag 2019 bei 84,1 %.[46] In der Schweiz wurden 2022 rund 305.000 t Altglas aus Flaschen und damit 97 % der auf den Markt gebrachten Getränkeflaschen verwertet.[47]

Geschreddertes Altpapier zur weiteren Aufbereitung

Papierrecycling umfasst die Aufbereitung von Altpapier, Pappe und gebrauchtem Karton zu Sekundärfaserstoff (Altpapierstoff), der wieder zur Herstellung neuer Papiere eingesetzt wird. Papier kann mehrfach, aber nicht beliebig of recycelt werden; nach Schätzungen der Industrie sind drei bis acht Zyklen realisierbar.[48] Da jeder Recyclingzyklus die Fasern verkürzt und schwächt, muss zur Herstellung höherwertiger Papiererzeugnisse neuer Zellstoff in die Produktion eingebracht werden.

Beim Recyclingprozess werden nach einer Sortierung in definierte Qualitäten[49][50][51] die Papierfasern in Wasser gelöst, voneinander getrennt und von Fremdstoffen, Druckfarben und zu kurzen Fasern gereinigt. Zur Herstellung von Recyclingpapier wird nur die Hälfte an Energie und zwischen einem Siebtel bis zu einem Drittel der Wassermenge benötigt, die zur Produktion von Papier aus Primärfasern eingesetzt wird. Die Treibhausgasemissionen sind bei Recyclingpapieren auf dem deutschen Markt durchschnittlich 15 % geringer als bei Frischfaserpapieren.[52]

2021 wurden weltweit 244 Mio t Papier und Pappe aus Sekundärfaserstoff hergestellt[53], das entspricht 59 % der insgesamt produzierten Menge.[54] Die Recyclingrate als Verhältnis von Altpapierrecycling zu Papierverbrauch betrug weltweit rund 60 %, in der EU (einschließlich Norwegen, Schweiz und UK) 73 %, in Asien 57 %, in Nordamerika 66 %, in Lateinamerika 46 % und in Afrika 38 %.[55] Die angegebenen Raten beziehen Handelsmengen komplett mit ein, so dass sich durch Nettoimporte von Altpapier und/oder durch Nettoexporte von Sekundärfaserstoff oder Recyclingpapier Werte von über 100 % ergeben können. Die netto gehandelten Mengen ausgeschlossen, betrug 2022 der Anteil des in Europa zur Papierproduktion eingesetzten Altpapiers am europäischen Verbrauch 63 % (im Vergleich zu 71 % inklusive Nettohandel).[55] In Deutschland hat sich die Altpapiereinsatzquote, also der Altpapieranteil an der gesamten inländischen Papierproduktion, von knapp 61 % im Jahr 2000 auf rund 79 % im Jahr 2022 erhöht, die Altpapierverwertungsquote (Altpapierverbrauch/Papierverbrauch) hingegen von 58 % auf über 95 %. Die Altpapierrücklaufquote (Altpapieraufkommen/Papierverbrauch) ist im selben Zeitraum nur unwesentlich von 72 % auf 74 % gestiegen.[52]

Ein negativer Aspekt bei der Altpapierverwertung ist, dass sich bei wiederholten Recyclingzyklen wasserlösliche Schadstoffe in den Kreisläufen anreichern. Dazu gehören Mineralölbestandteile aus Druckfarben, per- und polyfluorierte Verbindungen (PFAS), Bisphenol S aus Thermopapier von Kassenbons und Thermoetiketten und Phthalate aus Klebstoffen. Auch Stoffe, die in Deutschland seit Jahren nicht mehr eingesetzt werden, können über Altpapier aus anderen Ländern in das Recyclingpapier eingetragen werden. Diese Verunreinigungen gefährden den Einsatz von Altpapier für Lebensmittelverpackungen, denn sowohl die Bedarfsgegenständeverordnung als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung geben Obergrenzen für den Gehalt an gesundheitsbedenklichen Stoffen in Lebensmittelkontaktmaterialien vor.[52]

Recycling gemischter Stoffströme

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Gepresste Fahrzeugwracks bereit zum Schreddern

Beim Fahrzeugrecycling liegt das Hauptaugenmerk auf der Rückgewinnung der Metalle (primär Eisen und Stahl), die bei Kraftfahrzeugen in Summe ca. 75 % der Gesamtmasse ausmachen.[56] Die Wiederverwendung noch funktionsfähiger Gebrauchtteile durch „Ausschlachten“ der Fahrzeuge wird in vielen Industrieländern aufgrund des schnellen Modellwechsels, der ständig weiterentwickelten Elektronik und der geringeren Haltbarkeit der Ersatzteile zunehmend unattraktiv. Altfahrzeuge werden in der Regel von einem lokalen Demontagebetrieb angenommen, der zunächst Batterien, Flüssiggastanks und Airbags demontiert (bzw. gezielt auslöst) und schadstoffbelastete Komponenten wie Ölfilter sowie sämtliche Betriebsflüssigkeiten entnimmt.[57] Nach der Demontage verkaufsfähiger Ersatzteile und separat zu verwertender Komponenten wie Katalysatoren, Reifen, Teile der Fahrzeugelektronik und teilweise auch der Scheiben werden die Fahrzeuge zumeist mithilfe einer Schrottpresse verdichtet, um sie kostengünstiger transportieren zu können. Ein Verwertungsbetrieb übernimmt dann das Schreddern und die Trennung der Materialien (s. Abschnitt Metalle) in Stahlschrott, verschiedene Nichteisenmetalle (Aluminium, Magnesium, Kupfer, Zink, Blei) und eine Kunststoff- bzw. Schredderleichtfraktion. Letztere wird nur ungefähr zur Hälfte werkstofflich verwertet, der Rest wird zwecks Energierückgewinnung verbrannt oder deponiert.[58]

Im Jahr 2021 fielen in der EU insgesamt rund 5,7 Mio. Altfahrzeuge zur Verwertung an (6,5 Mio t), die meisten davon in Frankreich (1,5 Mio t), gefolgt von Italien (1,4 Mio t) und Spanien (0,86 Mio t). Auch in Polen (0,52 Mio t) wurden mehr Altfahrzeuge verwertet als in Deutschland, das mit rund 0,44 Mio t auf Platz 5 lag.[59] Die Richtlinie 2000/53/EG über Altfahrzeuge fordert seit 1. Januar 2015 eine Verwertungsquote (Wiederverwendung + Recycling + Energierückgewinnung) von mindestens 95 % der anfallenden Masse sowie eine Recyclingquote (Wiederverwendung + Recycling) von mindestens 85 %.[57] In Deutschland wird die geforderte Recyclingquote seit 2015 kontinuierlich erfüllt, 2021 lag sie bei 90 %. Die Verwertungsquote verfehlte hingegen 2019 mit 93,6 % und 2020 mit 94,0 % zweimal in Folge das Ziel. 2021 wurden die EU-Vorgaben mit 97,5 % wieder eingehalten.[60]

Nur etwa die Hälfte der rund 12 Mio. Automobile, die pro Jahr in der EU aus dem Verkehr genommen werden, wird in zugelassenen Recyclinganlagen behandelt. Jährlich enden rund 4 Mio. Kraftfahrzeuge mit „unbekanntem Verbleib“, d. h. sie werden abgemeldet, ohne dass Nachweise über eine ordnungsgemäße Entsorgung oder den legalen Export vorliegen. Der Großteil der verschwundenen Fahrzeuge wird in Europa, häufig unter Missachtung von Sicherheits- und Umweltvorschriften, illegal demontiert. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, da jedes Jahr bis zu 55 Mio. Liter gefährlicher Flüssigkeiten verloren gehen.[61] Ein Teil der Altfahrzeuge wird in Drittländer exportiert, obwohl sie als gefährliche Abfälle gelten, deren Ausfuhr aus der EU in Nicht-OECD-Länder verboten ist. In der Praxis ist es jedoch schwierig, zwischen einem legal exportierten Gebrauchtwagen und einem Altauto zu unterscheiden. Im Juli 2023 schlug die Europäische Kommission eine neue Verordnung über Altfahrzeuge vor, die unter anderem deren „Verschwinden“ Einhalt gebieten soll.[62]

Elektro- und Elektronikgeräte

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Verarbeitung von Elektronikschrott in einem Recyclingbetrieb

Elektro- und Elektronikschrott ist heute der am schnellsten wachsende Abfallstrom der Welt[63][64] – angetrieben durch höhere Verbrauchsraten (insbesondere im Bereich der IT und der Unterhaltungselektronik), kurze Lebenszyklen und mangelnde Reparaturmöglichkeiten.[65] 2019 fielen weltweit 53,6 Mio. t Elektroschrott (ohne Solarmodule) an, das sind durchschnittlich 7,3 kg pro Kopf. Dieser Schrott hat einen Rohstoffwert von etwa 57 Mrd. USD, wozu Eisen, Kupfer und Gold am meisten beitragen. Die Erzeugung von Elektroschrott ist seit 2014 um 9,2 Mio. t gestiegen und wird den Prognosen zufolge bis 2030 auf 74,7 Mio. t anwachsen – fast eine Verdoppelung in nur 16 Jahren.[66]

Elektroschrott ist ein sehr heterogener Stoffstrom, der neben Metallen aller Art, verschiedenen Kunststoffen und Glas häufig gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthält, darunter Blei, Arsen, Cadmium, Chrom(VI)-Verbindungen, Quecksilber und diverse Halogenverbindungen. Zumeist sind wertvolle Metalle und seltene Erden in kleinen Mengen enthalten, was das stoffliche Recycling lukrativ, aber auch aufwendig macht. In komplexen Elektronikgeräten wie Smartphones finden sich bis zu 60 verschiedene Elemente aus dem Periodensystem, wobei viele davon technisch rückgewinnbar sind.[64] Je nach Komplexität und Schadstoffgehalt muss das Gerät oder die Baugruppe manuell demontiert und von Schadstoffen befreit werden, bevor sie z. B. durch Schreddern maschinell verarbeitet werden kann. Aus Elektroaltgeräten werden neben Edel- und Sondermetallen hauptsächlich Gusseisen, Stahl, Kupfer, Aluminium und Messing gewonnen.[67]

Die Kunststofffraktion besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Polymere und kann nur zu etwa 20 % wiederverwertet werden.[68] Zum einen bestehen Leiterplatten aus glasfaserverstärkten Duromeren, die nicht recycelbar sind; zum anderen sind viele Kunststoffkomponenten hochgradig schadstoffbelastet, da sie aus Brandschutzgründen flammhemmend ausgerüstet sein müssen und dafür häufig bromierte Flammschutzmittel, teilweise in Kombination mit Antimontrioxid, eingesetzt werden.[69][70] Bei deren Verbrennung entstehen hochtoxische Substanzen (polybromierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane), die in Müllverbrennungsanlagen aus dem Rauchgas gefiltert werden müssen.[68]

Weltweites Elektroschrottaufkommen und Sammelquoten 2019[66]
Region Gesamt-
aufkommen
Pro-Kopf-
Menge
Sammel-
quote
Asien 24,9 Mio. t 5,6 kg 11,7 %
Europa 12,0 Mio. t 16,2 kg 42,5 %
Amerika 13,1 Mio. t 13,3 kg 9,4 %
Ozeanien 2,9 Mio. t 16,1 kg 8,8 %
Afrika 0,7 Mio. t 2,5 kg 0,9 %

2019 wurden weltweit nur 17,4 % des angefallenen Elektroschrotts geordnet gesammelt und dem Recycling zugeführt. Damit ist der Verbleib von 44,3 Mio. t Elektroschrott ungewiss, und seine Handhabung in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen führt zu hohen Umweltbelastungen und schweren gesundheitlichen Schäden bei Arbeitern und Anwohnern in der Umgebung von Entsorgungsanlagen (vgl. Artikel Elektronikschrottverarbeitung in Guiyu“, „Elektronikschrottverarbeitung in Agbogbloshie). Zwar wuchs die formal dokumentierte Sammelrate zwischen 2014 und 2019 um 1,8 Mio. t, doch kann die Zunahme der Recyclingaktivitäten von rund 0,4 Mio. t/a bei weitem nicht mit dem Anstieg des Elektroschrottaufkommens von fast 2 Mio. t/a Schritt halten.[66]

Die WEEE-Richtlinie verpflichtet die Vertreiber von Elektro- und Elektronikgeräten in der EU zur kostenlosen Rücknahme der Altgeräte und die Nutzer zur getrennten Sammlung und ordnungsgemäßen Rückgabe. Die Hersteller müssen Systeme für die Verwertung einrichten, die Mengenströme verschiedener Stoffe dokumentieren und die Sammlung, Behandlung, Verwertung und umweltgerechte Beseitigung der Geräte finanzieren. Ab 2016 galt eine jährliche Mindestsammlequote von 45 % des Durchschnittsgewichts der Elektro- und Elektronikgeräte, die in den drei Vorjahren im betreffenden Mitgliedstaat in Verkehr gebracht wurden; seit 2019 liegt die Vorgabe bei 65 %.[71]

In Deutschland wurden die von 2016 bis 2018 geltende Mindestquote jeweils knapp verfehlt oder knapp erreicht (2016: 44,9 %, 2017: 45,1 %, 2018: 43,1 %). Im Jahr 2021 ist die Sammelmenge gegenüber dem Vorjahr von 1,04 Mio t auf 1,01 Mio t Tonnen gesunken. Aufgrund der kontinuierlich steigenden Mengen an in Verkehr gebrachten Geräten blieb die erreichte Sammelquote von 38,6 % deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (2020: 44,1 %) und wiederholt weit unterhalb der neuen EU-Vorgabe von 65 %.[72] Die einzigen EU-Länder, die 2021 das vorgegebene Sammelziel erreichten, waren Bulgarien und die Slowakei; Irland (63,8 %) und Lettland (60,2 %) kamen diesem Ziel zumindest nahe.[73]

Für die Verwertung und das Recycling gelten je nach Gerätekategorie seit dem 15. August 2018 folgende Mindestvorgaben, jeweils bezogen auf die gesammelte Menge:[71]

  • Wärmeüberträger und Großgeräte (eine der äußeren Abmessungen > 50 cm): 85 % Verwertung, 80 % Wiederverwendung + Recycling
  • Bildschirme, Monitore und Geräte, die Bildschirme mit einer Oberfläche von > 100 cm2 enthalten: 80 % Verwertung, 70 % Wiederverwendung + Recycling
  • Kleingeräte und kleine IT- und Telekommunikationsgeräte (keine äußere Abmessung > 50 cm): 75 % Verwertung, 55 % Wiederverwendung + Recycling
  • Lampen: 80 % Recycling

Diese Vorgaben haben Deutschland und Österreich in den Jahren 2019 bis 2021 in allen Gerätekategorien eingehalten.[74]

Batterien und Akkumulatoren

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Altbatterien

Für gebrauchte Batterien besteht in Deutschland und in der Schweiz eine gesetzliche Rückgabepflicht für Verbraucher und eine Rücknahmepflicht für Handel, öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, Hersteller und Importeure.[75][76] In Österreich muss jeder Inverkehrbringer Batterien unentgeltlich zurücknehmen und Hersteller müssen deren Behandlung entsprechend dem Stand der Technik sicherstellen; eine gesetzliche Rückgabepflicht besteht nicht. Allerdings verpflichtet § 7 der Batterienverordnung die Hersteller dazu, Verbraucher über Sinn und Zweck der getrennten Sammlung von Altbatterien, Nachteile der Beseitigung gemeinsam mit unsortierten Siedlungsabfällen und die Sinnhaftigkeit der stofflichen Verwertung aufzuklären. Ein wichtiges Ziel der getrennten Sammlung von Altbatterien und des Recyclings ist neben der Gewinnung von Sekundärrohstoffen die Entlastung der Umwelt von Giftstoffen, konkret Blei, Nickel, Cadmium, Quecksilber und Schwefelsäure. Bei Lithium-Ionen-Akkus spielt zudem die Sicherheit eine wichtige Rolle; durch unsachgemäße Entsorgung kommt es immer wieder zu Bränden in Entsorgungsbetrieben und Müllfahrzeugen.[77]

Gerätebatterien und -akkumulatoren

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Je nach Batterietyp kommen unterschiedliche Recyclingverfahren zum Einsatz. In der Regel werden Batterien zunächst händisch vorsortiert und anschließend automatisch nach Größe und, z. B. mittels Röntgenverfahren, nach elektrochemischem System getrennt. Eine klare Kennzeichnung des Materialtyps am Gehäuse ist bisher (Stand 2024) nicht gesetzlich vorgeschrieben. Aus zinkhaltigen Gerätebatterien wird in Schmelzöfen in erster Linie Zink wiedergewonnen, beim Aufschmelzen von Alkali-Mangan-Batterien in Lichtbogenöfen entsteht zusätzlich Ferromangan, das als Vorlegierung in Stahlwerken eingesetzt wird. Aus NiCd- und NiMH-Akkus wird mittels Vakuumdestillation ein Nickel-Eisen-Gemisch erzeugt, das entweder bei der Stahlherstellung verwendet oder in seine Bestandteile getrennt werden kann. Dieses Verfahren erlaubt zudem die Rückgewinnung von Cadmium in hoher Reinheit (> 99,9 %). Auch Lithium-Manganoxid-Primärzellen können mittels Vakuumdestillation teilweise wiederverwertet werden, Lithium und Graphit aus den Elektroden sowie die Elektrolytlösungen gehen dabei jedoch verloren.

Blei-Säure-Akkumulatoren

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Stoffliche Wiedergewinnung von Blei aus Bleiakkumulatoren

Bei Bleiakkumulatoren muss, unabhängig vom folgenden Recyclingverfahren, zunächst die Schwefelsäure abgetrennt und neutralisiert werden. Sie wird mittels Filterpressen gereinigt und entweder für den erneuten Einsatz regeneriert oder zu Natriumsulfat oder Ammoniumsulfat zur industriellen Verwendung umgesetzt. Die entleerten Akkus werden anschließend in einem Brecher zerkleinert. Die anfallende Bleipaste und die Gitterelektroden werden in Kurztrommelöfen entschwefelt und zu Rohblei verarbeitet,[78] das durch Seigerung oder Elektrolyse weiter raffiniert und neu legiert wird. Das Kunststoffgehäuse kann größtenteils zu Polypropylen-Rezyklat aufbereitet werden, die verbleibende Restfraktion (Hartgummi, PVC, Zellulose) wird verbrannt. Mit effizienten Verfahren lassen sich 92 % der Batteriekomponenten und 98 % des Bleis zurückgewinnen.[79] Weniger aufwendig als die Trennung in die Einzelbestandteile ist, die säureentleerten Altakkus komplett in Schachtöfen zu verhütten. Dabei werden die organischen Stoffe pyrolisiert und die Bleiverbindungen zu metallischem Blei reduziert. Schlacke, Filterstaub und Raffinationsabfälle müssen aufbereitet und können teilweise ebenfalls weiterverwendet werden.

Blei-Säure-Akkumulatoren sind wegen ihres hohen Bleianteils ein weltweit begehrter Rohstoff. Problematisch ist deren Recycling in vielen afrikanischen Ländern,[80] besonders in Nigeria als wichtigem Bleiexporteur,[81] in Indien[82] und China.[83] Dort werden Fahrzeugbatterien häufig ohne besondere Schutzvorkehrungen von Hand aufgebrochen, wobei Säure und Blei ungefiltert in die Umgebung gelangen und zu massiven Schäden bei Menschen und Umwelt führen. Ein beträchtlicher Teil der auf diese Weise recycelten Starterbatterien stammt aus Deutschland, über Umwege importieren europäische Batteriehersteller wiederum das daraus gewonnene Blei.[81][84]

Lithium-Ionen-Akkumulatoren

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Eine bisher nicht umfassend gelöste Herausforderung ist das Recycling von Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Sie sind einerseits weitaus komplexer aufgebaut als andere Akkus und unterscheiden sich je nach Anwendung stark in ihrer Zusammensetzung. Andererseits ist die Rücklaufquote bei Fahrzeugbatterien noch so gering, dass sich komplexe Recyclingprozesse mit hohen Rückgewinnungsquoten, auch wenn sie technisch machbar sind,[85] meist nicht wirtschaftlich betreiben lassen. Vor der Behandlung müssen Li-Ionen-Akkus entladen und durch Erhitzen deaktiviert werden. Durch die Kombination von Elektrolytrückgewinnung,[86] mechanischen, hydrometallurgischen und pyrometallurgischen Verfahren können theoretisch über 90 % der Materialien stofflich recycelt werden.[87] Relevant ist dabei die Gewinnung von Kupfer, Aluminium, Mangan, Kobalt, Nickel, Lithium, Graphit und organischen Carbonaten des Elektrolyts. Doch weder hydro- noch pyrometallurgische Verfahren führen zu reinen Materialströmen, die sich einfach in ein Kreislaufsystem für Batterien einspeisen lassen. Zudem werden deren ökologische Vorteile wegen des hohen Energiebedarf angezweifelt (Stand 2020).[88]

Sammelquoten und Recyclingeffizienzen

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2020 dem Recycling zugeführte Mengen an Altbatterien und Recyclingeffizienzen (RE) bezogen auf die jeweilige Inputmenge[89]
Land Pb-Akkus NiCd-Akkus sonst. Batterien
Input RE Input RE Input RE
Belgien Belgien 27.400 t 81 % 359 t 85 % 2.007 t 66 %
Deutschland Deutschland 150.943 t 82 % 969 t 80 % 29.620 t 76 %
Frankreich Frankreich 258.163 t 86 % - 84 % 12.852 t 60 %
Italien Italien 159.724 t 92 % 474 t - 4.384 t -
Niederlande Niederlande 22.152 t 76 % 438 t 77 % 3.901 t 72 %
Polen Polen 100.468 t 78 % 317 t 93 % 19.512 t 73 %
Schweden Schweden 53.005 t 68 % 362 t 76 % 529 t 72 %
Spanien Spanien 193.302 t 73 % 272 t 86 % 8.952 t 91 %

In der Richtlinie 2006/66/EG[90] schreibt die EU ihren Mitgliedstaaten Mindestsammelquoten und Mindesteffizienzen für das Recycling von Altbatterien vor. Demnach war bis zum 26. September 2012 eine Sammelquote von mindestens 25 % zu erreichen, bis zum 26. September 2016 ein Quote von 45 %. Für die Recyclingeffizienz gelten je nach Batterietyp folgende Mindestvorgaben, jeweils bezogen auf das durchschnittliche Gewicht:

  • Blei-Säure-Batterien und -Akkumulatoren: 65 %
  • Nickel-Cadmium-Batterien und -Akkumulatoren: 75 %
  • sonstige Altbatterien und -akkumulatoren: 50 %

Sammel- und Recyclingziele für Lithium-Ionen-Akkus gibt die aktuelle EU-Richtlinie nicht vor (Stand Dezember 2023).

Im Jahr 2012 wurden in der EU 64.000 t Gerätebatterien und -akkumulatoren für das Recycling gesammelt, 2020 waren es 99.000 t. Die Sammelquote, die sich jeweils auf die mittleren Verkaufszahlen der letzten drei Jahre bezieht, ist in diesem Zeitraum von 37 % auf 47 % gestiegen. Europaweit die höchsten Sammelquoten erzielten 2020 Island (77 %), Luxemburg (69 %) und Kroatien (68 %). Hingegen lagen Portugal (16 %), Malta (27 %) und Griechenland (34 %) weit unter den geforderten 45 %.[89] In Österreich lag die Sammelquote 2020 mit 48 % etwas höher als in Deutschland mit knapp 46 %, in der Schweiz mit 55 % deutlich darüber.[91]

Nebenstehende Tabelle listet die Länder, in denen 2020 EU-weit die höchsten Mengen an Altbatterien angefallen sind. Die angegebenen Recyclingeffizienzen beziehen sich nicht auf die produzierten, sondern auf die dem Recycling zugeführten Mengen und schließen jede Art des stofflichen Recyclings ein. Dazu zählen beispielsweise auch bei der pyrometallurgischen Aufbereitung anfallende Schlackerückstände, die im Straßenbau eingesetzt werden.

Wirtschaftstheorie

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Die neoklassische Wirtschaftstheorie bietet keinen theoretischen Rahmen für das Recycling, weil sie vom Individuum ausgeht, das seinen Nutzen maximieren will (Homo oeconomicus). Die Neoklassik modelliert den Wirtschaftsprozess mit einer Produktionsfunktion, wobei das Produkt wesentlich verschieden ist von den eingesetzten Produktionsfaktoren. Um Recycling zu modellieren, braucht es ein zyklisches Wirtschaftsmodell, wie es Piero Sraffa vorgeschlagen hat. In seiner Theorie der Kuppelproduktion können unerwünschte und schädliche Nebenprodukte und Abfälle der Produktion als Kuppelprodukte mit negativen Preisen aufgefasst werden.[92] Erst wenn die Abfälle als Rohstoffe in den zyklischen Produktionsprozess zurückgeführt werden können, werden ihre Preise positiv.[93]

Recyclingquote [%] für Siedlungsabfälle in Europa[94]
Land 2004 2021
Deutschland Deutschland 56,4 67,8
Osterreich Österreich 57,4 62,5
Slowenien Slowenien 20,4 60,8
Niederlande Niederlande 46,9 57,8
Danemark Dänemark 41,0 57,6
Belgien Belgien 53,5 55,5
Luxemburg Luxemburg 41,5 55,3
Italien Italien 17,6 51,9
Slowakei Slowakei 6,1 48,9
Europa Europa-27 31,8 48,7
Litauen Litauen 1,9 44,3
Lettland Lettland 4,4 44,1
Frankreich Frankreich 29,0 43,8
Tschechien Tschechien 5,5 43,3
Irland Irland 29,5 40,8
Polen Polen 4,9 40,3
Schweden Schweden 43,9 39,5
Finnland Finnland 33,6 39,0
Spanien Spanien 30,9 36,7
Ungarn Ungarn 11,8 34,9
Kroatien Kroatien 3,2 31,4
Portugal Portugal 13,5 30,4
Estland Estland 24,8 30,3
Bulgarien Bulgarien 17,2 28,2
Griechenland Griechenland 10,1 21,0
Zypern Republik Zypern 3,2 15,3
Malta Malta 6,3 13,6
Rumänien Rumänien 1,1 11,3
Schweiz Schweiz 48,7 53,3
Norwegen Norwegen 36,5 38,2
Island Island 16,4 26,4
Turkei Türkei k. A. 12,3

Initiativen vor 1990

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Wöchentliche Altstoff-Sammelaktion des VEB Altstoffhandel, Neustrelitz, 1955

Bereits Mitte der 1950er Jahre begann die DDR, ein Verwertungssystem aufzubauen, um aus Abfällen Rohstoffe zu gewinnen. Bei Altstoffsammlungen wurden unter anderem Textilien, Papier, Glas, Metalle und Plaste zu festgelegten Rücknahmepreisen gesammelt. Um den Altstoffhandel als einheitlichen Wirtschaftszweig zusammenzufassen und die Erfassung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Altstoffen zu verbessern, wurde 1971 die VVB Altrohstoffe gegründet. Erklärte Ziele waren neben „sozialistischer Sparsamkeit“, also Deviseneinsparung, die Verringerung der „Vergeudung von Material“ und der Umweltschutz.[95] Schrittweise wurden industrielle Methoden der Aufbereitung und Wiederverwendung entwickelt, gestützt durch systematische Forschung zur Verbesserung der Erfassungsmöglichkeiten und Aufbereitungstechnologien sowie zur Erschließung neuer Einsatzgebiete für Sekundärrohstoffe. Aus der VVB Altrohstoffe, der über 20 volkseigene Betriebe (VEB) zur Erfassung und Aufbereitung sowie ein Spezialsortierbetrieb unterstellt waren, ging 1981 das VE Kombinat Sekundärrohstofferfassung (SERO) unter dem Ministerium für Materialwirtschaft hervor.[95] Ende der 1980er Jahre wurde fast die Hälfte des Hausmülls in 17.000 Annahmestellen erfasst; durch die systematische Wiederverwertung wurden bis zu 14 % der Rohstoffe, die sonst hätten importiert werden müssen, gespart.[96]

Auch die Bundesrepublik erklärte in den 1970er Jahren Umweltschutz und Abfallvermeidung zum offiziellen Aufgabengebiet: 1972 wurde das erste Abfallbeseitigungsgesetz der BRD beschlossen, das das Einsammeln, Befördern, Behandeln, Lagern und Ablagern von Abfällen regelte. Erstmalig wurden explizit Verpackungen erwähnt und die Möglichkeit geschaffen, bestimmte Verpackungenen zu verbieten:

„Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung [...] zu bestimmen, daß solche Verpackungen und Behältnisse [...] nicht in Verkehr gebracht werden dürfen, deren Beseitigung als Abfall wegen ihrer Art, Zusammensetzung, ihres Volumens oder ihrer Menge im Verhältnis zur Beseitigung anderer entsprechend verwendbarer Verpackungen oder Behältnisse einen zu hohen Aufwand erfordert.“

§ 14 AbfG[97]

Die Wiederverwertung beschränkte sich in der BRD der 1970er Jahre im Wesentlichen auf Reststoffe, die „konzentriert und in weitgehend homogener Form“ vorlagen, also auf Produktionsreste und -abfälle. Im Gegensatz zur gängigen Praxis in der DDR wurden Wertstoffe aus Hausmüll kaum zurückgewonnen, weil mangelnde oder schwankende Nachfrage und der Aufwand für Sammlung und Aufbereitung die wirtschaftliche Verwertung meist verhinderten. Wie im Abfallwirtschaftsprogramm '75 der Bundesregierung festgestellt, fehlten in der Bundesrepublik „noch ausreichende praktische Erfahrungen in technischer, oganisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht“.[98] Um den Rohstoffkreislauf im Wirtschaftsprozess zu fördern, wurde erstmalig eine Rangfolge für die Abfallwirtschaft formuliert, die das Recycling implizit an zweiter Stelle nannte:

  1. Reduzierung der Abfälle auf Produktions- und Verbraucherebene
  2. Steigerung der Nutzbarmachung von Abfällen
  3. schadlose Beseitigung von Abfällen

11 Jahre später wurden dann Grundsätze und Pflichten zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen in der Neufassung des Abfallgesetzes von 1986 verankert.[99]

Verpackungsverordnung und Umsetzung von EU-Richtlinien

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Einen entscheidenden Impuls gab die Bundesregierung dem Recycling 1991 mit der Verpackungsverordnung (VerpackV), in der sie einerseits die Verantwortung für die Entsorgung von Verpackungen von den Kommunen auf die Hersteller und Vertreiber übertrug und andererseits Erfassungs-, Sortierungs- und Verwertungsquoten für Verpackungsabfälle festschrieb.[100] Auf dieser Grundlage wurde in Deutschland eine flächendeckende Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen in der Verantwortung der dualen Systeme etabliert. Die Sammlung erfolgt in deren Auftrag durch Entsorgungsbetriebe in Gelben Tonnen bzw. Säcken, Altglascontainern und – gemeinsam mit der gemeindlichen Altpapiersammlung – in Altpapiercontainern. Im Laufe der Zeit wurde die Verpackungsverordnung mehrere Male novelliert, bis sie 2019 vom Verpackungsgesetz (VerpackG) abgelöst wurde, das die EU-Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle in nationales Recht umsetzt.

1994 wurde das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz beschlossen, das detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfällen verzeichnete, die weit über die damals noch dürftigen Vorgaben der Europäischen Union hinausgingen. Prinzipiell ging es nicht mehr vorrangig um Kapazitätsfragen von Deponien, sondern in erster Linie darum, Müll zu vermeiden, wenn nicht möglich, ihn zu verwerten, und erst wenn dies nicht möglich ist, ihn zu deponieren (vgl. § 4 KrW-/AbfG). Die Neufassung des Abfallgesetzes bewirkte, dass bereits im Zeitraum zwischen seiner Verabschiedung und dem Inkrafttreten 1996 der Abfallverwertungsgrad im öffentlichen Mülleinzugsbereich in sechs Bundesländern um über 20 % und in den übrigen um 9 bis 19 % anstieg.[101]

1997 führte die Europäische Union mit dem Recycling-Code eine Systematik zur Kennzeichnung von Verpackungsmaterialien ein,[102] die 1998 in die Neufassung der Verpackungsverordnung übernommen wurde.[103] Die Kennzeichnung ist freiwillig; der Code findet sich häufig auf Kunststoffverpackungen, für andere Materialien wird er seltener verwendet.

1998 trat die Altautoverordnung (AltautoV) in Kraft. Sie hatte zum Ziel, möglichst viele der in Kraftfahrzeugen verbauten Komponenten wiederzuverwenden und einen Großteil der sonstigen Werkstoffe zu verwerten. 2002 wurde sie durch die Altfahrzeug-Verordnung (AltfahrzeugV) abgelöst, die Mindestquoten für Verwertung und Recycling gemäß Richtlinie 2000/53/EG über Altfahrzeuge festlegt. Die Gemeinsame Stelle Altfahrzeuge der Bundesländer (GESA) unterstützt die Umsetzung, indem sie u. a. Daten zu anerkannten Rücknahmestellen, Demontagebetrieben und Schredderanlagen zentral für die Bundesrepublik Deutschland sammelt und den Behörden sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

Mit der Batterieverordnung (BattV) wurden 1998 die Richtlinie 91/157/EWG[104] und die Anpassungsrichtlinie 93/86/EWG[105] in deutsches Recht umgesetzt. Sie untersagte das Inverkehrbringen bestimmter schadstoffhaltiger Batterien, formulierte konkrete Regelungen zu Rücknahme, Verwertung und Beseitigung und setzte erstmals eine Pfandpflicht für Starterbatterien fest. Zum 1. Dezember 2009 wurden die EU-Batterierichtlinie (Richtlinie 2006/66/EG)[106] und damit verbindliche Sammelziele für Altbatterien auf nationaler Ebene implementiert, und das Batteriegesetz (BattG) löste die Batterieverordnung ab. Seit dem 1. Januar 2021 müssen sich Hersteller von der Stiftung Elektro-Altgeräte Register (EAR) registrieren lassen, bevor sie Batterien in Verkehr bringen. Nachdem das gemeinsame Rücknahmesystem für Gerätealtbatterien der Stiftung GRS Batterien als alleiniges System aus Wettbewerbsgründen eingestellt wurde, erfolgt die unentgeltliche Batterierücknahme und -entsorgung in Deutschland inzwischen durch fünf herstellereigene Systeme.[107] Altbatterien können an rund 200.000 Sammelstellen im Handel, in vielen Universitäten, Schulen und öffentlichen Einrichtungen sowie an kommunalen Wertstoffhöfen und Schadstoffmobilen entsorgt werden.[108]

Seit 2005 gilt das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG). Die Richtlinie 2002/96/EG nahm die EU-Mitgliedstaaten in die Pflicht, bis zum 13. August 2005 ein funktionierendes Recyclingsystem für Elektro- und Elektronik-Altgeräte einzurichten und ab Dezember 2006 mindestens vier Kilogramm E-Schrott aus privaten Haushalten pro Person und Jahr getrennt zu sammeln.[109] Bis zum 24. November 2005 mussten Hersteller bei der Stiftung EAR registriert sein, seit dem 1. Juli 2006 sind Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe in Neugeräten einzuhalten. Mit der Neufassung vom 13. August 2012 wurde das ElektroG an die WEEE-Richtlinie angepasst; am 1. Januar 2022 trat eine weitere Novelle (ElektroG3) in Kraft, die im Unterschied zu den Vorgängerversionen nicht auf eine Aktualisierung der WEEE-Richtlinie zurückgeht, sondern aus einer rein nationalen Gesetzesinitiative resultiert.[110] Neben gängigem Elektronikschrott fallen LED- und Energiesparlampen unter diese Richtlinie, denn sie enthalten neben Quecksilber und weiteren problematischen Stoffen auch elektronische Bauteile. Die Sammlung wird vom Retourlogistikunternehmen Lightcycle organisiert und erfolgt unter anderem in mehr als 9000 Sammel- und Rücknahmestellen in den Kommunen, im Handel und im Elektrohandwerk. Für gewerbliche Mengen stehen mehr als 400 Großmengensammelstellen zur Verfügung. Mengen ab einer Tonne (etwa 5000 Altlampen) holt das Logistikunternehmen nach vorheriger Registrierung kostenlos ab.[111]

2017 wurde in Deutschland mit der Novelle der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) eine Recyclingpflicht für Phosphor eingeführt, wonach die meisten Kläranlagen und Klärschlammverbrennungsanlagen bis 2029 bzw. 2032 mit einer Phosphorrückgewinnung ausgestattet sein müssen.[112] Phosphor wird vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch als Futtermittel und in diversen industriellen Anwendungen.[113] Die nutzbaren Reserven sind jedoch begrenzt, Deutschland und Europa sind nahezu vollständig von Importen abhängig.[114] Phosphor wird daher von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft. Durch das Phosphor-Recycling aus Klärschlamm könnten rein rechnerisch etwa 40 % des heute eingesetzten mineralischen Phosphordüngers in Deutschland ersetzt werden.[115] Auch Mist und Gülle enthalten große Mengen an Phosphor, die noch nicht optimal genutzt werden.

Bepfandete Einweg-Getränkeverpackungen mit DPG-Kennung

Mit der Verpackungsverordnung schuf die Bundesregierung 1991 die gesetzliche Grundlage für die Einführung einer Pfanderhebungspflicht. Demnach sollte, wenn der Mehrweganteil von Getränkeverpackungen unter den damaligen bundesdeutschen Mittelwert von 72 % sinkt, ein Pflichtpfand auf Einwegverpackungen für Getränke erhoben werden. Nachdem die Mindestmehrwegquote mehrere Jahre lang unterschritten wurde, sind seit 2003 die meisten Einwegflaschen und Getränkedosen mit 0,25 € bepfandet. Seit ihrer Einführung wurde die Pfandpflicht mehrere Male ausgeweitet.[116][117] Seit Anfang 2022 sind alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff und alle Getränkedosen mit einem Füllvolomen von 0,1 bis 3 Liter pfandpflichtig,[118] seit 1. Januar 2024 gilt dies auch für Einwegflaschen für Milch und Milch(misch)getränke.[119] Ausgenommen sind weiterhin sogenannte „ökologisch vorteilhafte“ Einwegverpackungen wie Getränkekartons, PE-Schlauchbeutel und Folien-Standbodenbeutel.

Nachdem zunächst verschiedenen Pfandsysteme parallel existierten, gründeten der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) im Juni 2005 die DPG Deutsche Pfandsystem GmbH, um ein bundesweit einheitliches Rücknahmesystem für bepfandete Einweggetränkeverpackungen zu organisieren. Die anfangs halbautomatische Pfandflaschen-Rücknahme im Einzelhandel wurde größtenteils durch Rücknahmeautomaten ersetzt, die Einweggebinde von Mehrwegflaschen separieren oder um separate Einwegverpackungs-Leergutautomaten ergänzt. Bepfandete Einwegflaschen und Dosen werden automatisch erkannt, indem das DPG-Logo (dessen spezielle Druckfarbe nur von zertifizierten Etikettenherstellern verwendet werden darf) und die in einem Strichcode geschlüsselte GTIN ausgelesen werden. Die durch das DPG-System erzielte Rücklaufquote liegt zwischen 95 und 99 %.[120]

Über die Pfandsysteme (Einweg und Mehrweg) wurden 2021 in Deutschland 96,3 % der bepfandeten PET-Getränkeflaschen erfasst, weitere 2,4 % gelangten über die dualen Systeme zurück in den Wertstoffkreislauf, so dass sich für PET-Pfandflaschen eine Gesamtrücklaufquote von 98,7 % ergibt. 94,8 % aller PET-Getränkeflaschen (bepfandet und unbepfandet) und damit 423.000 t PET wurden dem Recycling zugeführt. Da die Verwertungskapazitäten im Inland die zur Verfügung stehenden PET-Mengen übersteigen, werden zusätzlich Flaschen importiert, wobei der Importüberschuss auf 15.000 t beziffert wurde. Der Recycling-Output belief sich 2021 auf 426.100 t, also auf 97,2 % der zugeführten PET-Menge. Davon wurden 44,7 % wieder zur Herstellung neuer Flaschen eingesetzt (Bottle-to-Bottle-Recycling), 26,8 % für Folien, 11,3 % für Fasern und 17,2 % für sonstige Anwendungen (Nicht-Lebensmittel-Flaschen, Kunststoffbänder, Spritzgussanwendungen).[121]

Von den knapp 4,5 Mrd. im Jahr 2019 auf den deutschen Markt gebrachten Getränkedosen (52.100 t Aluminium, 24.200 t Weißblech) wurden rund 94 % über das DPG-System erfasst, weitere 4 % über die dualen Systeme und sonstige separate Sammlungen. So wurden dem Recycling insgesamt 51.100 t Aluminium und 23.900 t Weißblech zugeführt, woraus sich eine Recyclingzuführungsquote von 98 % für Getränkedosen aus Aluminium und von rund 99 % für solche aus Weißblech ergibt.[120] Doch lassen sich aus alten Dosen nicht durch einfaches Umschmelzen neue herstellen. Da Weißblechdosen in Deutschland für gewöhnlich nicht entzinnt werden, geht beim Recycling zum einen das als Beschichtung eingesetzte Zinn als separater Rohstoff verloren und müssen zum anderen eingeschmolzene Dosen mit Stahlschrott auf einen Zinngehalt unter 0,03 % verdünnt werden, bevor sie für Sekundärstahl nutzbar sind.[122] Bei der Herstellung neuer Weißblechdosen muss der Stahl entsprechend neu verzinnt werden.

Weitere Konzepte

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Recyclinghof in Berlin-Charlottenburg

Die Straßensammlung (Holsystem) wird in Deutschland durch ein flächendeckendes Netz von Recyclinghöfen (Bringsystem) mit über 3000 Einrichtungen (Stand 2019)[123] in öffentlich-rechtlicher oder privater Trägerschaft ergänzt. Sie sammeln Abfälle und Wertstoffe aus privaten Haushalten und dem Kleingewerbe in nach Abfallfraktionen getrennten Containern, bereiten sie teilweise zur Weiterverarbeitung auf und leiten sie zu Verwertungs- oder Entsorgungsanlagen weiter. Je nach Menge und Art des Abfalls ist dessen Abgabe kostenfrei oder es werden Gebühren für die Entsorgung erhoben. Der Einzugsbereich je Einrichtung liegt in Deutschland in der Regel bei 50.000 Haushalten und einem Anlieferungsradius von 15 km. Allein in Berlin sind über 20 Wertstoffhöfe zu finden, wobei die Berliner Stadtreinigung (BSR) in Deutschland als größter kommunaler Entsorger gilt.

Sperrmüll kann in Deutschland entweder über die Straßensammlung oder bei Recyclinghöfen entsorgt werden. Im Februar 2018 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass Sperrmüll aus Privathaushalten nicht dem öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger überlassen werden muss, sondern auch von gewerblichen Unternehmen gesammelt werden kann. Die Deutsche Umwelthilfe erhofft sich von der Öffnung des Marktes erhöhte Wiederverwendungs- und Recyclingraten und fordert eine Sperrmüllverordnung mit entsprechenden Quotenvorgaben.[124]

Um den Bürgern die sachgerechte Entsorgung schadstoffhaltiger und problematischer Abfälle zu erleichtern, betreiben die meisten kommunalen Entsorger Schadstoffmobile. Dort können neben haushaltsüblichen Mengen an gefährlichen Chemikalien zur Entsorgung meist auch Elektrokleingeräte, elektronische Bauteile und Altbatterien, Gasbehälter und Handfeuerlöscher sowie Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren kostenlos zum Recycling abgegeben werden.

In Österreich ist Recycling als zentrale Zielsetzung im § 1 des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG 2002) verankert. Sammel- und Verwertungssysteme sind genehmigungspflichtig und unterliegen der Aufsicht des Umweltministers (§ 29 AWG). Sie müssen „für zumindest eine Sammel- und Behandlungskategorie errichtet und betrieben werden“ – ob der Betreiber selbst recycelt oder einer Spezialfirma zuführt, bleibt dem Geschäftsgebaren überlassen. In der Praxis beruht Recycling auf Organisationen wie der Altstoff Recycling Austria (ARA-System) im Verpackungsrecycling oder dem Baustoff-Recycling Verband (BRV), die eine Schnittstelle zwischen den Verursachern, den Abfallsammlern (Gemeinden, gewerbliche Sammler, Altstoffsammelzentren) und den spezialisierten Recyclingunternehmen darstellen. Dieses System entwickelte sich auf Basis freiwilliger Kooperationen ab den 1960er Jahren.

Gepresster Schrott in Österreich

Recycling ist in Österreich, das über wenig eigene Massenbodenschätze verfügt und sich schon lange auf Veredelung spezialisiert hat, eine gut entwickelte Branche. Dazu gehören beispielsweise die Spezialstahl- und die Buntmetallindustrie. Im Jahr 2022 fielen im Inland ca. 3,2 Mio. t Metallabfälle an, weitere 1,4 Mio. t wurden importiert, davon ca. 1 Mio. t Eisen- und Stahlabfälle, 172.000 t Aluminium und 97.000 t Kupfer. Rund 3 Mio. t Metallabfälle wurden in österreichischen Anlagen und Gießereien stofflich verwertet, 1,36 Mio. t wurden exportiert. An 102 Standorten befinden sich Aufbereitungsanlagen für gemischte metallhaltige Abfälle wie Elektro- und Elektronikaltgeräte, Altfahrzeuge und Altbatterien.[125]

Auch die Verarbeitung von Holzabfall spielt in Österreich eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Holzabfälle werden meist bereits am Anfallsort, also auf Baustellen oder in den Sammelzentren, als Altholz „zur stofflichen Verwertung“, „zur thermischen Verwertung“ bzw. als Altholz „gefährlich“ in getrennten Behältnissen gesammelt (Quellensortierung), so dass ein Großteil als hochwertiges Recyclingholz in der Holzwerkstoffindustrie eingesetzt werden kann. Sägemehl, Späne und Schwarten werden hauptsächlich in der Spanplattenindustrie recycelt. Ein großer Teil der anfallenden Rinden wird innerbetrieblich zur Wärmeerzeugung genutzt; der Rest wird in Biomasse- und Fernwärmeversorgungsanlagen thermisch verwertet. Imprägniertes bzw. gefährliches Altholz wird unter Nutzung des Energiegehalts in dafür genehmigten Anlagen verbrannt. 2022 wurden insgesamt rd. 1,14 Mio. t Holzabfälle in Österreich generiert und zusätzlich rd. 707.000 t aus dem Ausland importiert. Von der Gesamtmasse wurden etwa 989.000 t einer stofflichen Verwertung zugeführt, etwa 310.000 t thermisch verwertet und rund 155.000 t exportiert.[125] Mit der Recyclingholzverordnung wurden 2012 erstmals Qualitätsstandards für das Recycling von Altholz geschaffen. Mit der Novelle 2018 soll durch eine verbesserte Quellensortierung und durch die Einführung eines Recyclinggebots die Qualität der für das Recycling vorgesehenen Altholzfraktionen erhöht werden.[126]

Recyclingquoten im europäischen Vergleich

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Fast eine Million Tonnen Bioabfall werden in Österreich jährlich privat kompostiert.

Bei der Gesamtrecyclingquote findet sich Österreich seit vielen Jahren im europäischen Spitzenfeld. Dies ist insbesondere dem organischen Recycling, also der Aufbereitung biologisch abbaubarer Materialien, zu verdanken. 2022 fielen etwa 4 % des Gesamtabfalls von rund 74 Mio. t als Bioabfall (biogene Abfälle ohne Holz und Papier) an. Von diesen 3,1 Mio. t wurden 2,4 Mio. t getrennt erfasst (darunter Haushaltsabfälle, Garten- und Parkabfälle, organische Schlämme, Speiseöle und -fette), 680.000 t fanden sich im gemischten Siedlungsabfall, der zu rund einem Drittel aus biogenen Materialien besteht. Rund 960.000 t der Bioabfälle wurden in Kompostierungsanlagen verwertet, rund 510.000 t in Biogasanlagen; etwa 290.000 t wurden in sonstigen Recyclinganlagen zu Biodiesel verarbeitet bzw. – im Fall von Schlamm aus der mechanischen Abwasserbehandlung – zur Ziegelherstellung eingesetzt. Die stoffliche Verwertungsquote für Bioabfälle ist mit 57 % deutlich höher als im EU-Durchschnitt (2021: 40 %). Zusätzlich wurden 2022 geschätzte 840.000 t biogener Materialien, die nicht im Gesamtabfallaufkommen berücksichtigt sind, privat kompostiert.[125][127]

Auch beim Baustoffrecycling erzielt Österreich im europäischen Vergleich eine hohe Quote. 2022 belief sich das Aufkommen an nicht gefährlichen mineralischen Bau- und Abbruchabfällen – darunter fallen etwa Bauschutt, Beton- und Straßenaufbruch und Gleisschotter – auf 11,5 Mio. t (16 % des Gesamtabfallaufkommens). Etwa 8,9 Mio. t der Bauabfälle wurden in Behandlungsanlagen zu Recycling-Baustoffen gemäß Recycling-Baustoffverordnung aufbereitet, weitere 496.000 t wurden in Zementwerken bzw. in Beton- und in Asphaltmischanlagen stofflich verwertet. Insgesamt entspricht das einem Anteil von über 80 % des Aufkommens.[125] Im Jahr 2020 betrug die Quote noch 70 %. Von diesem Wert ausgehend waren sowohl der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) als auch das Bundesumweltministerium davon überzeugt, dass sich die Baustoffrecyclingquote innerhalb von fünf Jahren auf 90 % steigern ließe. Dazu beschloss das Ministerium 2023 gezielte Förderungen für klimaneutrales Bauen, u. a. durch die Nutzung von Sekundärrohstoffen und recyclinggerechte Konstruktionen.[128]

Beim werkstofflichen Recycling lag Österreich lange im europäischen Mittelfeld. Während 2011 nur knapp 24 % der Siedlungsabfälle werkstofflich verwertet wurden (EU-Durchschnitt: 26 %), konnte die Quote in den folgenden zehn Jahren auf über 40 % gesteigert werden (EU-Durchschnitt 2021: 30 %).[129] Bei den getrennt erfassten Altstoffen (Gesamtaufkommen ca. 3,4 Mio. t, davon 1,5 Mio. t aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen) liegt die Recyclingquote mit 89 % weit über der Gesamtquote, während der gemischte Siedlungsabfall (Gesamtaufkommen ca. 1,8 Mio. t, davon 1,5 Mio. t aus Haushalten u. Ä.) zwar fast zur Hälfte in Sortieranlagen vorbehandelt, aber nur zu 2 % stofflich verwertet wird.[125] Das zeigt als wesentliches Entwicklungsfeld eine verbesserte Mülltrennung, sowohl im Haushalt als auch in Gewerbe und Industrie.

Rund 1 Mio. t Plastikabfälle fallen jährlich in Österreich an, davon stammt ein knappes Drittel aus dem Verpackungsbereich.[125] 2021 lag das Land mit einer Recyclingquote von 26 % für Kunststoffverpackungen deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 41 %.[130] Zwar wird die national vorgegebene Recyclingquote von 22,5 % erfüllt, doch erfordert es eine Reihe von Maßnahmen, um die Zielvorgaben gemäß EU-Richtlinie (50 % bis 31. Dezember 2025, 55 % bis 31. Dezember 2030) zu erreichen.[131] Anfang 2023 wurde in Österreich die Sammlung von Verpackungen für Haushalte vereinheitlicht; seitdem werden bundesweit alle Arten von Kunststoffverpackungen gemeinsam über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gesammelt. Ab 2025 sollen österreichweit Kunststoff- und Metallverpackungen gemeinsam gesammelt werden, wie es bereits jetzt in einigen Bundesländern und Bezirken praktiziert wird.[132] Zudem sieht das Abfallwirtschaftsgesetz ab 2025 ein Pfandsystem für Einwegflaschen und Dosen vor, um die Recyclingquoten zu erhöhen.[133] Die Sammelquoten für die jährlich anfallenden 1,6 Mrd. Kunststoffflaschen und 0,8 Mrd. Dosen sollen so von 70 % und 37 % im Jahr 2021 auf 90 % gesteigert werden.[134]

Rechtsgrundlagen

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Das schweizerische Umweltschutzgesetz (USG) stützt sich auf Artikel 74 Absatz 1 der Bundesverfassung, wonach der Bund Vorschriften erlässt, um Mensch und Umwelt vor schädlichen Einwirkungen zu schützen. Nach dem Verursacherprinzip hat der Verursacher von Maßnahmen nach dem USG die Kosten dafür zu tragen (Art. 2). Der Bundesrat kann für verwertbare Abfälle die getrennte Übergabe zur Entsorgung vorschreiben und deren Inverkehrbringer verpflichten, die Produkte nach Gebrauch zurückzunehmen und ein Mindestpfand zu erheben (Art. 30b). Zudem kann er einerseits die Verwertung bestimmter Abfälle vorschreiben, wenn dies wirtschaftlich tragbar und ökologisch sinnvoll ist, und andererseits die Verwendung von Materialien und Produkten für bestimmte Zwecke einschränken, um den Rezyklateinsatz zu fördern (Art. 30d).

Seit 2016 gilt die Abfallverordnung (VVEA), die 2020 angepasst wurde und unter anderem „eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Rohstoffe durch die umweltverträgliche Verwertung von Abfällen fördern“ soll (Art. 1c). Sie schreibt vor, Abfälle stofflich oder energetisch „nach dem Stand der Technik“ zu verwerten (Art. 12). Konkrete Maßnahmen zur Vermeidung, Verwertung und Entsorgung von Abfällen legen die Kantone in ihrer Abfallplanung fest. Sie sind verpflichtet, jährlich öffentlich zugängliche Verzeichnisse mit Angaben zu Abfallarten, -mengen und -anlagen zu erstellen diese dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) zu übermitteln. Das BAFU wiederum gibt in seiner Vollzugshilfe Rahmenbedingungen für spezifische Themen vor.[135]

Nach Art. 13 VVEA haben die Kantone dafür zu sorgen, dass verwertbare Anteile von Siedlungsabfällen und Unternehmensabfällen vergleichbarer Zusammensetzung so weit wie möglich getrennt gesammelt und stofflich verwertet werden und die nötige Infrastruktur dafür bereitgestellt wird. Beispielhaft aufgeführt sind Glas, Papier, Karton, Metalle, Grünabfälle und Textilien; Kunststoffe werden hier nicht explizit genannt. Weitere Vorschriften zur (roh-)stofflichen Verwertung gelten für biogene Abfälle (Art. 14), Bau- und Abbruchabfälle (Art. 17 ff.) und die Rückgewinnung von Metallen (Art. 21, Art. 32g). Für Phosphor aus der Abwasseraufbereitung und aus Tier- und Knochenmehl tritt 2026 eine Recyclingpflicht in Kraft (Art. 15).

Die Separatsammlung von Abfällen erfolgt über Gemeindesammelstellen und Ladengeschäfte. Die Gemeinden sind verpflichtet, Sammelsysteme für Verpackungen aus Aluminium, Glas und Stahlblech sowie für Textilien, Papiererzeugnisse, Grüngut, Metall und Altöl einzurichten; der Handel muss PET-Getränkeflaschen, Elektro- und Elektronikgeräte, Batterien und Leuchtmittel zurücknehmen. Vierlerorts bieten sowohl Gemeinden als auch Händler zusätzliche Sammelstellen auf freiwilliger Basis an. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die einzelnen Werkstoffgruppen und die jeweiligen mit der Sammlung und Verwertung beauftragten Organisationen.

Separatsammlung von Wertstoffen in der Schweiz
Wertstoff Betreiberorganisation Anmerkung
Aluminiumverpackungen inkl. Getränkedosen Igora-Genossenschaft Sammlung meist zusammen mit Verpackungen aus Stahlblech; getrennte Sammlung oder auch separate Dosensammlung möglich
Gertränkeverpackungen aus PET PET-Recycling Schweiz
Glasverpackungen VetroSwiss
Elektrische und elektronische Geräte aus Informatik, Unterhaltung, Büro und Kommunikation Swico Recycling inkl. Mess-, Medizinalgeräte und Musikinstrumente
Elektrische und elektronische Haushaltsgeräte Stiftung SENS inkl. Kühlgeräte, Bau-, Garten- und Hobbygeräte, Spielwaren, Elektrowerkzeuge, Photovoltaik-Module, Schweissgeräte
Batterien und Akkumulatoren Inobat Batterierecycling Schweiz Gebrauchte Batterien sind Sonderabfall/Gefahrengut.
Verpackungen aus Stahlblech Ferro Recycling Sammlung meist zusammen mit Aluminiumverpackungen
Weißblech wird z. T. entzinnt, so dass beim Recycling (im Gegensatz zur Praxis in Deutschland) neben Stahl auch Zinn zurückgewonnen wird.
Leuchten und Leuchtmittel Stiftung SENS
Textilien und Schuhe Texaid Textilverwertungs-AG; Tell-Tex GmbH
Papier, Pappe und Karton Altpapier Service Schweiz AG; Verein Recycling Papier + Karton (RPK); Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling (VSMR)
Grüngut Verein Biomasse Suisse; Kompostforum
Kunststoffflaschen Diverse Detailhändler Sammlung für Gemischtkunststoffe im Aufbau
Getränkekartons Aldi Suisse, Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz Sammlung zusammen mit Kunststoffflaschen (in Filialen) oder in speziellen Gemischt-Sammelsäcken
Kapseln aus Aluminium Nestlé Nespresso SA Markenspezifische Sammlung
Metall Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling (VSMR)
Altöl Kantonale Fachstellen Altöle aus öffentlichen Sammlungen gelten als Sonderabfall.
Sonderabfälle BAFU, Kantonale Fachstellen, Fachhandel
Die Sackgebühr ist im Kaufpreis für den offiziellen Kehrichtsack enthalten.

Für Getränkeflaschen aus Glas und Batterien ist vom Bund die Erhebung einer (staatlich geregelten) vorgezogenen Entsorgungsgebühr (vEG) vorgeschrieben; für Aluminium- und Stahlblechverpackungen, PET-Getränkeflaschen, Elektro- und Elektronikgeräte sowie Leuchtmittel wird ein (privat geregelter) vorgezogener Recyclingbeitrag (vRB) fällig. Die Gebühren werden mit dem Kaufpreis entrichtet und vom Handel an die Gemeinden und die jeweiligen Entsorger weitergeleitet, um die Kosten für die Sammlung und Aufbereitung zu decken. Die Kosten für die Separatsammlungen ohne vorgezogene Finanzierung werden durch eine Grundgebühr abgedeckt, die den Liegenschaftenbesitzern auferlegt und via Nebenkosten an die Mieter weitergegeben wird. Ergänzend wird in den meisten Gemeinden zur verursachergerechten Finanzierung der Entsorgung des Abfalls eine volumen- oder gewichtsabhängige Gebühr, die sogenannte Sackgebühr erhoben.

Die Getränkekartonsammlung ist nicht weit verbreitet und wurde im Detailhandel erst von Aldi Suisse mit entsprechenden Sammelstellen unterstützt.[136] Die Sammelquote ist mit 10 % vergleichsweise niedrig. Nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Einzelhandelsgeschäfte separate Sammlungen von Kunststofflaschen mit Deckel (z. B. Milch- und Shampooflaschen) eingeführt haben, gibt es inzwischen verschiedene privatwirtschaftliche Anbieter für gemischte Kunststoffsammlungen aus Privathaushalten und Kleingewerbe. Die Wettbewerbskommission hat 2024 eine Branchenlösung der Organisation RecyPac freigegeben, die eine schweizweite, flächendeckende Sammlung und Verwertung für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons etablieren will und den Gemeinden ab Oktober ihre Dienstleistungen anbieten wird.[137]

Seit dem Jahr 2000 ist Recyclist EFZ ein schweizerischer Lehrberuf im Recyclingwesen. Recyclisten sorgen für einen kontinuierlichen Betrieb von Recyclinganlagen, indem sie Altstoffe transportieren, sortieren, von Fremd- und Schadstoffen trennen und maschinell aufbereiten. Neben der fachgerechten Lagerung und dem sicheren Um- und Verladen der Materialien gehören auch die Wartung und Reparatur von Maschinen sowie Warenannahme, Mengenerfassung und Qualitätskontrolle zu den Tätigkeiten.

Recyclingquoten

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Die Schweiz erreicht sowohl im Investitions- wie im Konsumgüterbereich hohe Recyclingquoten. So hat sich der Rücklauf von Aluminium-Getränkedosen seit der Jahrtausendwende bei über 90 % eingependelt.[138] Beim Papier ist die Sammelmenge trotz rückläufigem Verbrauch konstant hoch, 2023 lag sie bei über 85 %; die Altpapier-Einsatzrate betrug knapp 95 %.[139] Altglas wurde 2022 zu 97 % stofflich verwertet, PET-Getränkeflaschen zu über 83 %.[140] Die in der Verordnung über Getränkeverpackungen (VGV) gesetzlich vorgegebene Verwertungsquote von mindestens 75 % für Getränkeverpackungen aus Glas, Aluminium und PET ist damit deutlich übererfüllt.

Dennoch lag 2022 die Gesamtrecyclingrate beim Siedlungsabfall laut Bundesamt für Umwelt bei nur 52 %;[140] laut Welt-Abfall-Index, der auf Zahlen der OECD beruht und statt der in die Verwertung gegebenen Menge (Input) die tasächlich stofflich aufbereitete Menge (Output) veranschlagt, bei nur rund 30 %.[141] Zwar werden PET-Flaschen größtenteils recycelt, doch ein Großteil der anderen Kunststoffartikel landet im Restmüll. So werden von den 780.000 t Kunststoffabfällen, die jährlich in der Schweiz anfallen, 90 % verbrannt.[142] Von den in Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft (häufig sortenrein) anfallenden PE-Folien wird erst knapp ein Viertel recycelt. Das BAFU vermerkt dazu auf seiner Website: „Beim Recycling von Kunststoffen besteht [...] noch Potenzial zur besseren Schliessung von Stoffkreisläufen“.[143]

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Einzelnachweise

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  2. René John, Jana Rückert-John: Umweltpolitik für die Transformation fit machen: Neue Grundkonfigurationen für eine angewandte Umweltpolitik. (PDF) Umweltbundesamt, Juni 2016, abgerufen am 2. November 2023.
  3. Dietrich Braun: Chemische Reaktionen während der Verarbeitung thermoplastischer Kunststoffe (= Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen. Band 1755). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1967, ISBN 3-663-06236-8, S. 12–79.
  4. Wolfgang Weißbach: Werkstoffkunde: Strukturen, Eigenschaften, Prüfung. 16., überarbeitete Auflage. Friedr. Vieweg & Sohn Verlag GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-8348-0295-8, S. 4.
  5. J. Brandrup; M. Bittner; W. Michaeli; G. Menges (Hrsg.): Die Wiederverwertung von Kunststoffen./ J. Brandrup (Hrsg.), Hanser Verl., München 1995, ISBN 3-446-17412-5.
  6. The History of Recycling: A Timeline Through the Ages to Modern Times. In: texasrecycling.com. Texas Recycling, abgerufen am 5. Dezember 2023 (englisch).
  7. a b Eleni Schindler Kaudelka: Deponierung und Recycling. Erste Gedanken zur Abfall- und Müllwirtschaft auf dem Magdalensberg. In: Rudolfinum – Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten. Band 2005, 2007, S. 119–129 (zobodat.at [PDF; 4,5 MB; abgerufen am 9. April 2024]).
  8. Sylvia Fünfschilling: Glasrecycling bei den Römern. In: NIKE-Bulletin. Nr. 6, 2011, S. 16–19 (nike-kulturerbe.ch [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 7. November 2023]).
  9. Filip Havlíček, Adéla Pokorná, Jakub Zálešák: Waste Management and Attitudes Towards Cleanliness in Medieval Central Europe. In: Journal of Landscape Ecology. Band 10, Nr. 3, 2017, S. 266–287, doi:10.1515/jlecol-2017-0005 (englisch, sciendo.com [PDF; 740 kB; abgerufen am 7. November 2023]).
  10. Das Recyclingpapier. In: daidalos.blog. Cohausz & Florack Patent- und Rechtsanwälte, abgerufen am 30. November 2023.
  11. J. Vehlow: Die Entwicklung der Abfallverbrennung. In: itad.de. ITAD – Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland e. V., abgerufen am 6. November 2023.
  12. Arnulf Grundler: 120 Jahre Abfallwirtschaft in München. Von der Städtischen Hausunratanstalt zum Abfallwirtschaftsbetrieb München. (PDF; 2,6 MB) In: silo.tips. Abfallwirtschaftsbetrieb München, April 2011, abgerufen am 5. November 2023.
  13. Judith Fritz: Im Dienst des Krieges. In: Online-Ausstellung „Erster Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie“. Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 2023, abgerufen am 6. November 2023.
  14. Danielle Walls: Bones Wanted: Home Front Britain’s Use of Propaganda to Promote Civilian Engagement Through the Salvage Campaign During Word War II. In: Liberated Arts: A Journal for Undergraduate Research. Band 10, Nr. 1, 2023 (englisch, uwo.ca).
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  16. Harald Ditges: Der Einsatz von Altpapier bei der Herstellung von Papier und Pappe. In: Holz als Roh-und Werkstoff. Band 3, Dezember 1940, S. 407–409, doi:10.1007/BF02718097.
  17. Law Office Paper Recycling Programs – Opprtunities And Choices For The 21st Century. (PDF; 2,4 MB) In: bostonbar.org. Boston Bar Association, April 1994, abgerufen am 4. Dezember 2023 (englisch).
  18. Mehr Freiheit, mehr Konservendosen ... In: Der Spiegel. Nr. 49, 28. November 1971 (spiegel.de [abgerufen am 5. Dezember 2023]).
  19. Graf Lennart Bernadotte: Probleme der Abfallbehandlung (= Deutscher Rat für Landespflege [Hrsg.]: Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege. Band 13). Buch- und Verlagsdruckerei Ludw. Leopold KG, Bonn Juli 1970, S. 5–8 (yumpu.com [abgerufen am 5. Dezember 2023]).
  20. Megan Gambino: Is it Too Late for Sustainable Development? Dennis Meadows thinks so. Forty years after his book The Limits to Growth, he explains why. In: Smithsonian Magazine. Smithsonian Enterprises, 15. März 2012, abgerufen am 5. November 2023.
  21. J. Bertling, C. G. Bannick et al.: Kunststoff in der Umwelt – ein Kompendium. (PDF) Ecologic Institut gemeinnützige GmbH, März 2021, abgerufen am 2. November 2023.
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  67. Elektroaltgeräte. In: umweltbundesamt.de. Umweltbundesamt, 1. Januar 2022, abgerufen am 6. Dezember 2023.
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  69. André Leisewitz, Winfried Schwarz: Erarbeitung von Bewertungsgrundlagen zur Substitution umweltrelevanter Flammschutzmittel. (PDF; 2,6 MB) In: umweltbundesamt.de. Umweltbundesamt, Dezember 2000, abgerufen am 7. Dezember 2023.
  70. B. Müller: Electrical Engineering. In: Jürgen Troitzsch (Hrsg.): Plastics Flammability Handbook: Principles, Regulations, Testing, and Approval. 3. Auflage. Carl Hanser Verlag, 2004, ISBN 3-446-21308-2, S. 487–579.
  71. a b Richtlinie 2012/19/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (Neufassung) in der konsolidierten Fassung vom 4. Juli 2018, abgerufen am 6. Dezember 2023
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  74. Waste electrical and electronic equipment (WEEE) by waste management operations – open scope, 6 product categories (from 2018 onwards). In: ec.europa.eu. Eurostat, Oktober 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  75. §§ 5, 11 BattG
  76. Art. 3 ChemRRV
  77. Anton Rauch: Brandgefährlich: Lithium-Batterien und -Akkus im Müll. In: BR.de. Bayerischer Rundfunk, 13. Oktober 2023, abgerufen am 17. November 2023.
  78. Batterierecycling. In: elektro-ade.at. Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH, 2023, abgerufen am 18. November 2023.
  79. Sammlung und Recycling von gebrauchten Blei-Säure-Batterien. In: recylex.eu. Recylex S.A., 2023, abgerufen am 18. November 2023.
  80. Ralph H. Ahrens: Missstände beim Batterierecycling in Afrika. In: vdi-nachrichten.com. VDI Verlag, 20. Mai 2015, abgerufen am 19. November 2023.
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  85. Hellmuth Nordwig: Das mühsame Recycling von Lithium-Ionen-Akkus. In: Forschung aktuell (Rundfunksendung auf DLF). 23. Januar 2019, abgerufen am 10. Oktober 2019.
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  88. Christopher Schrader: Die Altlast der Elektromobilität. In: spektrum.de. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, 9. Juli 2020, abgerufen am 19. November 2023.
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  93. Helmut Knolle: Die Wachstumsgesellschaft. Aufstieg, Niedergang und Veränderung. Papyrossa, Köln 2016, S. 79–81.
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  97. Gesetz über die Beseitigung von Abfällen (Abfallbeseitigungsgesetz – AbfG) (= Der Bundesminister für Justiz [Hrsg.]: Bundesgesetzblatt, Jahrgang 1972, Teil I. Nr. 49). Bundesanzeiger Verlag, Bonn 10. Juni 1972, S. 873–880 (bgbl.de [PDF; 993 kB; abgerufen am 12. Dezember 2023]).
  98. Unterrichtung durch die Bundesregierung: Abfallwirtschaftsprogramm ’75 der Bundesregierung. (PDF; 1,1 MB) In: dserver.bundestag.de. Deutscher Bundestag, 4. März 1976, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  99. Gesetz über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (Abfallgesetz – AbfG) (= Der Bundesminister für Justiz [Hrsg.]: Bundesgesetzblatt, Jahrgang 1986, Teil I. Nr. 44). Bundesanzeiger Verlag, Bonn 27. August 1986, S. 1410–1420 (bgbl.de [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 12. Dezember 2023]).
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