„Post-Finasterid-Syndrom“ – Versionsunterschied

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Das '''Post-Finasterid-Syndrom''' ({{enS|''Post-finasteride syndrome''}}, kurz ''PFS'') ist ein Begriff im Zusammenhang mit über das Therapieende hinaus bestehenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei der Behandlung mit dem Arzneistoff [[Finasterid]] aus der Klasse der [[Steroid-5α-Reduktase|Steroid-5''α''-Reduktase]]-[[Inhibitor]]en. Das Post-Finasterid-Syndrom umfasst Veränderungen der Sexualfunktion, der Psyche und der [[Kognition]]. Über die tatsächliche Existenz dieses Syndroms besteht Unklarheit. Es existieren keine hochwertigen wissenschaftlichen Studien, die eine Existenz nahelegen oder beweisen.<ref name="PMID28232919">Raymond Fertig, Jerry Shapiro, Wilma Bergfeld, Antonella Tostia: ''Investigation of the Plausibility of 5-Alpha-Reductase Inhibitor Syndrome.'' (Review Artikel) In: ''Skin Appendage Disorders.''Band 2, 23. September 2016, S. 120–129, {{DOI|10.1159/000450617}}, PMID 28232919, {{PMC|5264352}}.</ref>
Das '''Post-Finasterid-Syndrom''' ({{enS|''Post-finasteride syndrome''}}, kurz ''PFS'') ist ein Begriff im Zusammenhang mit über das Therapieende hinaus bestehenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei der Behandlung mit dem Arzneistoff [[Finasterid]] aus der Klasse der [[Steroid-5α-Reduktase|Steroid-5''α''-Reduktase]]-[[Inhibitor]]en. Das Post-Finasterid-Syndrom umfasst Veränderungen der Sexualfunktion, der Psyche und der [[Kognition]]. Über die tatsächliche Existenz dieses Syndroms besteht Unklarheit. Es existieren keine hochwertigen wissenschaftlichen Studien, die eine Existenz nahelegen oder beweisen.<ref name="PMID28232919">Raymond Fertig, Jerry Shapiro, Wilma Bergfeld, Antonella Tostia: ''Investigation of the Plausibility of 5-Alpha-Reductase Inhibitor Syndrome.'' (Review Artikel) In: ''Skin Appendage Disorders.''Band 2, 23. September 2016, S. 120–129, {{DOI|10.1159/000450617 }}, PMID 28232919, {{PMC|5264352}}.</ref>


== Verbreitung ==
== Verbreitung ==
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Die klinischen Erscheinungen des Post-Finasterid-Syndroms umfassen alle bekannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) im Zusammenhang mit Finasterid. Diese werden fortlaufend erforscht.
Die klinischen Erscheinungen des Post-Finasterid-Syndroms umfassen alle bekannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) im Zusammenhang mit Finasterid. Diese werden fortlaufend erforscht.


Insgesamt sind Finasterid und andere Medikamente der Gruppe der Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren gut verträglich. Mehrere große Studien haben keinen Anstieg des Auftretens von [[Prostatakrebs]] festgestellt, wenn jedoch entdeckt, dann möglicherweise einen Anstieg an höhergradigen [[Tumor]]en. Es gibt dabei keine Veränderung in der Überlebensrate. Weiterhin konnte laut eines Artikels aus 2016 kein direkter Zusammenhang zwischen Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren und [[Depression]]en festgestellt werden. Erkenntnisse aus einigen kleineren Studien haben jedoch dazu geführt, dass Depressionen als unerwünschte Arzneimittelwirkung in den Packungsbeilagen erwähnt wird. Über Störungen der Sexualfunktion wie [[Libido]]verlust, [[erektile Dysfunktion]] und verringertes [[Ejakulat]]volumen im Zusammenhang mit Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren wurden bei 3,6 Prozent bis 15,8 Prozent der Männer berichtet. Diese Effekte waren laut eines Artikels aus 2016 in der Regel mild und große Studien legen nahe, dass solche [[Symptom]]e sich mit der Zeit verbessern.<ref name="PMID27672412">J. M. Hirshburg, P. A. Kelsey, C. A. Therrien, A. C. Gavino, J. S. Reichenberg: ''Adverse Effects and Safety of 5-alpha Reductase Inhibitors (Finasteride, Dutasteride): A Systematic Review.'' In: ''The Journal of clinical and aesthetic dermatology.'' Band 9, Nummer 7, Juli 2016, S.&nbsp;56–62, PMID 27672412, {{PMC|5023004}}.</ref> Eine große Studie der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago mit rund 12.000 männlichen Teilnehmern aus 2017 ergab indessen, dass 1,4 % der Teilnehmer noch lange nach dem Absetzen eines 5''α''-Reduktase-Medikaments (Finasterid oder Dutasterid) im Schnitt 1348 Tage, also mehr als dreieinhalb Jahre, an anhaltender erektiler Dysfunktion litten.<ref>{{Literatur |Autor=Tina Kiguradze, William H. Temps, Paul R. Yarnold, John Cashy, Robert E. Brannigan, Beatrice Nardone, Giuseppe Micali, Dennis Paul West, Steven M. Belknap |Titel=Persistent erectile dysfunction in men exposed to the 5α-reductase inhibitors, finasteride, or dutasteride |Sammelwerk=PeerJ |Band=5 |Datum=2017-03-09 |ISSN=2167-8359 |DOI=10.7717/peerj.3020 |Seiten=e3020 |Online=https://peerj.com/articles/3020 |Abruf=2023-06-16}}</ref>
Insgesamt sind Finasterid und andere Medikamente der Gruppe der Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren gut verträglich. Mehrere große Studien haben keinen Anstieg des Auftretens von [[Prostatakrebs]] festgestellt, wenn jedoch entdeckt, dann möglicherweise einen Anstieg an höhergradigen [[Tumor]]en. Es gibt dabei keine Veränderung in der Überlebensrate. Weiterhin konnte kein direkter Zusammenhang zwischen Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren und [[Depression]]en festgestellt werden. Erkenntnisse aus einigen kleineren Studien haben jedoch dazu geführt, dass Depressionen als unerwünschte Arzneimittelwirkung in den Packungsbeilagen erwähnt wird. Über Störungen der Sexualfunktion wie [[Libido]]verlust, [[erektile Dysfunktion]] und verringertes [[Ejakulat]]volumen im Zusammenhang mit Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren wurden bei 3,6 Prozent bis 15,8 Prozent der Männer berichtet. Diese Effekte waren in der Regel mild und große Studien legen nahe, dass solche [[Symptom]]e sich mit der Zeit verbessern.<ref name="PMID27672412">J. M. Hirshburg, P. A. Kelsey, C. A. Therrien, A. C. Gavino, J. S. Reichenberg: ''Adverse Effects and Safety of 5-alpha Reductase Inhibitors (Finasteride, Dutasteride): A Systematic Review.'' In: ''The Journal of clinical and aesthetic dermatology.'' Band 9, Nummer 7, Juli 2016, S.&nbsp;56–62, PMID 27672412, {{PMC|5023004}}.</ref>



Die Einnahme von Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren durch Frauen ist zunehmend. Es liegen jedoch kaum Studien zum Nutzen vor. Risiken umfassen Geburtsdefekte bei männlichen [[Fötus|Föten]] bei der Einnahme während der Schwangerschaft sowie Libidoverlust, Kopfschmerzen, [[gastrointestinal]]e Beschwerden und Einzelfälle von Veränderungen bei der [[Menstruation]], [[Akne]] und Schwindel.<ref name="PMID27672412" />
Die Einnahme von Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren durch Frauen ist zunehmend. Es liegen jedoch kaum Studien zum Nutzen vor. Risiken umfassen Geburtsdefekte bei männlichen [[Fötus|Föten]] bei der Einnahme während der Schwangerschaft sowie Libidoverlust, Kopfschmerzen, [[gastrointestinal]]e Beschwerden und Einzelfälle von Veränderungen bei der [[Menstruation]], [[Akne]] und Schwindel.<ref name="PMID27672412" />

== Studien zum Post-Finasterid-Syndrom ==
Es wurden bereits mehrere Studien unternommen, um Erklärungsversuche für die nach Absetzen der Steroid-5''α''-Reduktase-Inhibitoren anhaltenden Symptome zu erklären. Eine Studie, die eine PFS-Patientengruppe mit einer gesunden Kontrollgruppe vergleicht, hat nachgewiesen, dass es zu einer persistierenden Veränderung der neuroaktiven Steroidlevel trotz Absetzen des Medikaments Finasterid kommen kann.<ref>{{Literatur |Autor=Donatella Caruso, Federico Abbiati, Silvia Giatti, Simone Romano, Letizia Fusco, Guido Cavaletti, Roberto Cosimo Melcangi |Titel=Patients treated for male pattern hair with finasteride show, after discontinuation of the drug, altered levels of neuroactive steroids in cerebrospinal fluid and plasma |Sammelwerk=The Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology |Band=146 |Datum=2015-02 |ISSN=1879-1220 |DOI=10.1016/j.jsbmb.2014.03.012 |PMID=24717976 |Seiten=74–79 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24717976/ |Abruf=2023-06-16}}</ref>

In einer anderen Studie wurde die DNA-Methylierung des Gens SRD5A2, welches für die Bildung von 5-Alpha-Reduktase zuständig ist, im Liquor von PFS-Patienten untersucht und mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Bei mehr als der Hälfte der Patienten in der PFS-Gruppe war der SRD5A2-Gen-Promoter stummgeschaltet - ein Sachverhalt der bei der Vergleichsgruppe nicht auftrat. Diese Methylierung des Gens verhindert eine Neubildung von 5-Alpha-Reduktase, welche für die Bildung von relevanten neuroaktiver Stereoide sowie von Dihydrotestosteron entscheidend ist.<ref>{{Literatur |Autor=Roberto Cosimo Melcangi, Livio Casarini, Marco Marino, Daniele Santi, Samantha Sperduti, Silvia Giatti, Silvia Diviccaro, Maria Grimoldi, Donatella Caruso, Guido Cavaletti, Manuela Simoni |Titel=Altered methylation pattern of the SRD5A2 gene in the cerebrospinal fluid of post-finasteride patients: a pilot study |Sammelwerk=Endocrine Connections |Band=8 |Nummer=8 |Datum=2019-08-01 |ISSN=2049-3614 |DOI=10.1530/EC-19-0199 |PMC=6652249 |PMID=31272082 |Seiten=1118–1125 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31272082/ |Abruf=2023-06-16}}</ref>

Eine weitere Studie vergleicht die Genxpressionen einer Gruppe von PFS-Patienten mit denen einer Kontrollgruppe, deren Teilnehmer ein vergleichbares Demographie-Profil aufweisen, aber nicht unter PFS leiden. Die Autoren stellt fest, dass bei den Teilnehmern in der PFS-Patientengruppe 1446 Gene signifikant überexprimiert und 2318 Gene signifikant unterexprimiert waren.<ref>{{Literatur |Autor=Skyler Howell, Weitao Song, Alexander Pastuszak, Mohit Khera |Titel=Differential Gene Expression in Post-Finasteride Syndrome Patients |Sammelwerk=The Journal of Sexual Medicine |Band=18 |Nummer=9 |Datum=2021-09 |ISSN=1743-6109 |DOI=10.1016/j.jsxm.2021.05.009 |PMID=34247957 |Seiten=1479–1490 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34247957/ |Abruf=2023-06-16}}</ref> Zwei der wichtigsten durch diese Veränderung der Genexpression im Körper von Patienten

ausgelösten Folgen sind die Erhöhung der Expression von Androgenrezeptoren, welche laut den Autoren für die mit PFS verbundenen kognitiven und sexuellen

Symptome verantwortlich sein könnten.


== Therapie ==
== Therapie ==
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=== In den Medien ===
=== In den Medien ===
Im Jahre 2015 veröffentlichte der amerikanische Sender [[WTVR-TV]] die Reportage „''How One Man Said Hair-Loss Drug Ruined His Life''“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wtvr.com/2015/04/30/hair-loss-drug/ |titel=How one man said hair loss drug ruined his life |werk=WTVR.com |datum=2015-05-01 |abruf=2017-01-16}}</ref> Im November 2016 veröffentlichte der [[Vice (Magazin)|Vice Media]] health channel „''Tonic''“ in den USA einen Bericht mit dem Titel „''The medical mystery behind America’s best-selling hair-loss Drug''“, in dem über das Schicksal mehrerer Betroffener berichtet wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://tonic.vice.com/en_us/article/the-medical-mystery-behind-americas-best-selling-hair-loss-drug |titel=The Medical Mystery Behind America’s Best-Selling Hair-loss Drug – Tonic |werk=Tonic |abruf=2017-01-16 |sprache=en-US}}</ref> In Deutschland berichtete im September 2018 ausführlich die [[Die Zeit|Zeit]]<ref>{{Internetquelle |autor=Anne Kunze |url=https://www.zeit.de/2018/09/finasterid-haarwuchsmittel-erektionsprobleme-klage-pharmaindustrie/seite-4 |titel=Finasterid: "Die Pille, die der Arzt mir gab, hat mein Leben zerstört" |werk=[[Die Zeit]] |datum=2018-02-23 |abruf=2023-06-16}}</ref> und im November 2022 auch der [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]] mit einer Kurzdokumentation über das Syndrom.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/fernsehen/Finasterid-wieso-gibt-es-das-mittel-gegen-haarausfall-noch,duerfendiedas222.html |titel=Dürfen Die Das? Finasterid: Wieso gibt es das Mittel gegen Haarausfall noch? |hrsg=Norddeutscher Rundfunk |datum=2022-11-12 |abruf=2022-11-05}}</ref> Ebenfalls veröffentlichte 2022 die israelische Zeitung [[Haaretz]] einen langen Bericht über das Post-Finasterid-Syndrom.<ref>{{Literatur |Titel=Israeli Victims of Propecia Speak Out: 'I Woke Up Into a Nightmare' |Sammelwerk=Haaretz |Online=https://www.haaretz.com/israel-news/2022-09-18/ty-article-magazine/.premium/israeli-victims-of-propecia-speak-out-i-woke-up-into-a-nightmare/00000182-f42d-d694-a98a-ff6d6ba00000 |Abruf=2023-06-16}}</ref>
Im Jahre 2015 veröffentlichte der amerikanische Sender [[WTVR-TV]] die Reportage „''How One Man Said Hair-Loss Drug Ruined His Life''“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wtvr.com/2015/04/30/hair-loss-drug/ |titel=How one man said hair loss drug ruined his life |werk=WTVR.com |datum=2015-05-01 |abruf=2017-01-16}}</ref> Im November 2016 veröffentlichte der [[Vice (Magazin)|Vice Media]] health channel „''Tonic''“ in den USA einen Bericht mit dem Titel „''The medical mystery behind America’s best-selling hair-loss Drug''“, in dem über das Schicksal mehrerer Betroffener berichtet wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://tonic.vice.com/en_us/article/the-medical-mystery-behind-americas-best-selling-hair-loss-drug |titel=The Medical Mystery Behind America’s Best-Selling Hair-loss Drug – Tonic |werk=Tonic |abruf=2017-01-16 |sprache=en-US}}</ref> Auch der [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]] berichtete im November 2022 mit einer Kurzdokumentation über das Syndrom.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/fernsehen/Finasterid-wieso-gibt-es-das-mittel-gegen-haarausfall-noch,duerfendiedas222.html |titel=Dürfen Die Das? Finasterid: Wieso gibt es das Mittel gegen Haarausfall noch? |hrsg=Norddeutscher Rundfunk |datum=2022-11-12 |abruf=2022-11-05}}</ref>


=== Post-Finasteride Syndrome Foundation ===
=== Post-Finasteride Syndrome Foundation ===

Version vom 16. Juni 2023, 20:41 Uhr

Das Post-Finasterid-Syndrom (englisch Post-finasteride syndrome, kurz PFS) ist ein Begriff im Zusammenhang mit über das Therapieende hinaus bestehenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei der Behandlung mit dem Arzneistoff Finasterid aus der Klasse der Steroid-5α-Reduktase-Inhibitoren. Das Post-Finasterid-Syndrom umfasst Veränderungen der Sexualfunktion, der Psyche und der Kognition. Über die tatsächliche Existenz dieses Syndroms besteht Unklarheit. Es existieren keine hochwertigen wissenschaftlichen Studien, die eine Existenz nahelegen oder beweisen.[1]

Verbreitung

Zur Prävalenz und Inzidenz von anhaltenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei der Behandlung mit Finasterid gibt es keine wissenschaftlichen Daten.[2]

Klinische Erscheinungen

Die klinischen Erscheinungen des Post-Finasterid-Syndroms umfassen alle bekannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) im Zusammenhang mit Finasterid. Diese werden fortlaufend erforscht.

Insgesamt sind Finasterid und andere Medikamente der Gruppe der Steroid-5α-Reduktase-Inhibitoren gut verträglich. Mehrere große Studien haben keinen Anstieg des Auftretens von Prostatakrebs festgestellt, wenn jedoch entdeckt, dann möglicherweise einen Anstieg an höhergradigen Tumoren. Es gibt dabei keine Veränderung in der Überlebensrate. Weiterhin konnte kein direkter Zusammenhang zwischen Steroid-5α-Reduktase-Inhibitoren und Depressionen festgestellt werden. Erkenntnisse aus einigen kleineren Studien haben jedoch dazu geführt, dass Depressionen als unerwünschte Arzneimittelwirkung in den Packungsbeilagen erwähnt wird. Über Störungen der Sexualfunktion wie Libidoverlust, erektile Dysfunktion und verringertes Ejakulatvolumen im Zusammenhang mit Steroid-5α-Reduktase-Inhibitoren wurden bei 3,6 Prozent bis 15,8 Prozent der Männer berichtet. Diese Effekte waren in der Regel mild und große Studien legen nahe, dass solche Symptome sich mit der Zeit verbessern.[3]

Die Einnahme von Steroid-5α-Reduktase-Inhibitoren durch Frauen ist zunehmend. Es liegen jedoch kaum Studien zum Nutzen vor. Risiken umfassen Geburtsdefekte bei männlichen Föten bei der Einnahme während der Schwangerschaft sowie Libidoverlust, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden und Einzelfälle von Veränderungen bei der Menstruation, Akne und Schwindel.[3]

Therapie

Es gibt aktuell so gut wie keine Informationen in der medizinischen Fachliteratur über Behandlungsmöglichkeiten bei Symptomen, die möglicherweise im Zusammenhang mit der Einnahme von Steroid-5α-Reduktase-Inhibitoren stehen. Es gibt kaum Daten, die dabei helfen vorherzusehen, wie sich bestehende Symptome in der Zukunft entwickeln.[4]

Geschichte

Anfang 2015 wurde das Post-Finasterid-Syndrom in die Liste des Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD) der amerikanischen National Institutes of Health aufgenommen. Gleichzeitig wird betont, dass dies keine Anerkennung der tatsächlichen Existenz einer Krankheit namens „Post-Finasterid-Syndrom“ ist.[5] Im März 2016 veröffentlichte die New Zealand Medicines and Medical Devices Safety Authority, in Bezugnahme auf das Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD), ein Datenblatt zum Post-Finasterid-Syndrom.[6]

In der 15. Ausgabe des Fachjournals „Gynäkologische Endokrinologie“ erschien 2017 über das Post-Finasterid-Syndrom ein eigener 11-seitiger Artikel.[7]

In den Medien

Im Jahre 2015 veröffentlichte der amerikanische Sender WTVR-TV die Reportage „How One Man Said Hair-Loss Drug Ruined His Life“.[8] Im November 2016 veröffentlichte der Vice Media health channel „Tonic“ in den USA einen Bericht mit dem Titel „The medical mystery behind America’s best-selling hair-loss Drug“, in dem über das Schicksal mehrerer Betroffener berichtet wird.[9] Auch der NDR berichtete im November 2022 mit einer Kurzdokumentation über das Syndrom.[10]

Post-Finasteride Syndrome Foundation

Im August 2012 gründete sich die Post-Finasteride Syndrome Foundation (PFS Foundation) mit dem Sitz in den USA. Ihre Ziele sind: Aufklärung unter Wissenschaftlern, Medizinern, Gesundheitsorganisationen und in den Medien über die Existenz und die Notwendigkeit für die Erforschung des PFS, Grundlagenforschung und die Suche nach einer potenziell wirksamen Therapie.[11][12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Raymond Fertig, Jerry Shapiro, Wilma Bergfeld, Antonella Tostia: Investigation of the Plausibility of 5-Alpha-Reductase Inhibitor Syndrome. (Review Artikel) In: Skin Appendage Disorders.Band 2, 23. September 2016, S. 120–129, doi:10.1159/000450617, PMID 28232919, PMC 5264352 (freier Volltext).
  2. A. F. Pereira, T. O. Coelho: Post-finasteride syndrome. In: Anais brasileiros de dermatologia. Band 95, Nummer 3, 2020 Mai-Juni, S. 271–277, doi:10.1016/j.abd.2020.02.001, PMID 32317131, PMC 7253896 (freier Volltext).
  3. a b J. M. Hirshburg, P. A. Kelsey, C. A. Therrien, A. C. Gavino, J. S. Reichenberg: Adverse Effects and Safety of 5-alpha Reductase Inhibitors (Finasteride, Dutasteride): A Systematic Review. In: The Journal of clinical and aesthetic dermatology. Band 9, Nummer 7, Juli 2016, S. 56–62, PMID 27672412, PMC 5023004 (freier Volltext).
  4. Adverse events of 5-alpha-reductase inhibitors. In: rarediseases.info.nih.gov. Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD), 3. März 2015, abgerufen am 15. November 2020 (englisch).
  5. Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD). U.S. National Institutes of Health.
  6. Post-Finasteride Syndrome. In: medsafe.govt.nz. Abgerufen am 19. August 2016.
  7. Herbert Kuhl, Inka Wiegratz: Das Post-Finasterid-Syndrom. In: Gynäkologische Endokrinologie. Band 15, Nr. 2, 1. Mai 2017, S. 153–163, doi:10.1007/s10304-017-0126-2.
  8. How one man said hair loss drug ruined his life. In: WTVR.com. 1. Mai 2015, abgerufen am 16. Januar 2017.
  9. The Medical Mystery Behind America’s Best-Selling Hair-loss Drug – Tonic. In: Tonic. Abgerufen am 16. Januar 2017 (amerikanisches Englisch).
  10. Dürfen Die Das? Finasterid: Wieso gibt es das Mittel gegen Haarausfall noch? Norddeutscher Rundfunk, 12. November 2022, abgerufen am 5. November 2022.
  11. John Peige: New Post-Finasteride Syndrome Foundation offers hope for Propecia victims. Auf: examiner.com vom 28. August 2012. (Memento vom 10. Juli 2016 im Internet Archive)
  12. PFS Foundation: Foundation Launches Website to Fund Research into the Post-Finasteride Syndrome. Auf: pfsfoundation.org vom 26. August 2012.