„Hausfrau“ – Versionsunterschied

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Als '''Hausfrau''' wird eine Frau bezeichnet, die sich vorrangig der [[Haus- und Familienarbeit]] widmet und in der Regel keiner oder nur geringfügiger [[Lohnarbeit]] nachgeht.<ref>Christine von Oertzen: ''Teilzeitarbeit und die Lust am Zuverdienen: Geschlechterpolitik und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland 1948–1969.'' Vandenhoeck & Ruprecht, 1999, ISBN 3-525-35795-8. [http://books.google.de/books?id=PupdMJfyk0YC&pg=PA117&lpg=PA117&dq=%22hausfrau+und+mutter%22+zuverdienst&source=web&ots=ZnwZO6a8ql&sig=kYoGnLzuNh3NsdEZwW9KXZwMKX8&hl=de S.&nbsp;117.].</ref> Für einen Mann in ähnlicher Tätigkeit wird entsprechend der Begriff '''Hausmann''' verwendet.
Als '''Hausfrau''' schaut pornos vorrangig der [[Haus- und Familienarbeit]] widmet und in der Regel keiner oder nur geringfügiger [[Lohnarbeit]] nachgeht.<ref>Christine von Oertzen: ''Teilzeitarbeit und die Lust am Zuverdienen: Geschlechterpolitik und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland 1948–1969.'' Vandenhoeck & Ruprecht, 1999, ISBN 3-525-35795-8. [http://books.google.de/books?id=PupdMJfyk0YC&pg=PA117&lpg=PA117&dq=%22hausfrau+und+mutter%22+zuverdienst&source=web&ots=ZnwZO6a8ql&sig=kYoGnLzuNh3NsdEZwW9KXZwMKX8&hl=de S.&nbsp;117.].</ref> Für einen Mann in ähnlicher Tätigkeit wird entsprechend der Begriff '''Hausmann''' verwendet.


Es wurden auch die Begriffe ''Vollzeit-Hausfrau''<ref name="sieb203">Hartmut Häussermann, Walter Siebel, Jens Wurtzbacher: ''Stadtsoziologie: Eine Einführung.'' Campus-Verlag 2004, ISBN 3-593-37497-8. [http://books.google.de/books?id=oVjcnjP9oCIC&pg=PA203&lpg=PA203&dq=%22vollzeit-hausfrau%22&source=web&ots=W3jhAUVIQs&sig=3o3OcNvz32YugAcYujbSDyDLM5o&hl=de S.&nbsp;203.].</ref>
Es wurden auch die Begriffe ''Vollzeit-Hausfrau''<ref name="sieb203">Hartmut Häussermann, Walter Siebel, Jens Wurtzbacher: ''Stadtsoziologie: Eine Einführung.'' Campus-Verlag 2004, ISBN 3-593-37497-8. [http://books.google.de/books?id=oVjcnjP9oCIC&pg=PA203&lpg=PA203&dq=%22vollzeit-hausfrau%22&source=web&ots=W3jhAUVIQs&sig=3o3OcNvz32YugAcYujbSDyDLM5o&hl=de S.&nbsp;203.].</ref>
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Der Begriff Hausfrau beschreibt eine verheiratete Frau und wurde im Spätmittelalter synonym mit Ehefrau verwendet. Er kommt vielfach in Urkunden über Rechtsgeschäfte vor.<ref>Wolfgang Wüst: ''Die „Schwäbische Hausfrau“ und die alte „gute“ Policey. Überlegungen zu Sparsamkeit, Sorgfalt und Sauberkeit in der Frühen Neuzeit'', in: [[Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte]], 76, 2017, S. 271.</ref>
Der Begriff Hausfrau beschreibt eine verheiratete Frau und wurde im Spätmittelalter synonym mit Ehefrau verwendet. Er kommt vielfach in Urkunden über Rechtsgeschäfte vor.<ref>Wolfgang Wüst: ''Die „Schwäbische Hausfrau“ und die alte „gute“ Policey. Überlegungen zu Sparsamkeit, Sorgfalt und Sauberkeit in der Frühen Neuzeit'', in: [[Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte]], 76, 2017, S. 271.</ref>
Der Begriff Hausmann (vgl. auch [[Hausmannskost]]) stammt aus dem 16. Jahrhundert und kommt vom mittelhochdeutsch ''hūsman'', „Hausherr, Hausbewohner, Mietmann, Burgwart“. Im 16. bis 18. Jahrhundert hatte sich die [[Hausväterliteratur]], Vorläufer auch der modernen Kochbücher, nur an den [[pater familias]], den männlichen Vorstand größerer ländlicher Haushalte, gewandt. Im 19. Jahrhundert stieg die technische Ausstattung der Haushalte massiv an, ebenso die zugehörige Haushaltsliteratur<ref>Hans Jürgen Teuteberg: «Von der Hausmutter zur Hausfrau. Küchenarbeit im 18./19. Jahrhundert in der zeitgenössischen Hauswirtschaftsliteratur», in: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): ''Die Revolution am Esstisch: neue Studien zur Nahrungskultur im 19.–20. Jahrhundert.'' Franz Steiner Verlag, 2004, u.&nbsp;a., S. 116–119</ref>, ebenso wurden Hauswirtschaft zunehmend auch in Kursen, etwa den sogenannten [[Winterschule]]n und eigenen Ausbildungsgängen vermittelt.<ref>Johannes Kramer: ''Das ländlich-hauswirtschaftliche Bildungswesen in Deutschland.'' Dissertation an der Universität Erlangen, Fulda 1913</ref> Frauen – in der Rolle der erfahrenen ''Hausmutter'' und zunehmend auch die jüngere, noch unerfahrene ''Hausfrau'' – wurden damit eigenständiger wahrgenommen und auch in der rapide wachsenden Ratgeberliteratur adressiert.<ref>Hans Jürgen Teuteberg: «Von der Hausmutter zur Hausfrau. Küchenarbeit im 18./19. Jahrhundert in der zeitgenössischen Hauswirtschaftsliteratur», in: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): ''Die Revolution am Esstisch: neue Studien zur Nahrungskultur im 19.–20. Jahrhundert.'' Franz Steiner Verlag, 2004, u.&nbsp;a., S. 116–119</ref> Die damit verbundene neue Rolle der ''Hausfrau'' als Haushaltsvorstand auf größeren Landgütern oder (auch externe) leitende ''[[Beamtentum|Hausbeamtin]]'' war ein auch von der [[Frauenbewegung in Deutschland|bürgerlichen Frauenbewegung]] mit propagiertes Berufsbild. Der erhöhte Bedarf an externer Schulung und [[Expertise]] bildete sich in der Erweiterung der (höheren wie beruflichen) Frauenbildung ab. Unter anderem mit [[Ida von Kortzfleisch]]s [[Reifensteiner Schulen]] gelang es in Deutschland, ein bisher nicht vorhandenes höheres Bildungswesen für junge Frauen aufzubauen und breiter gesellschaftlich zu etablieren.<ref>Ortrud Wörner-Heil: ''Adelige Frauen als Pionierinnen der Berufsbildung: die ländliche Hauswirtschaft und der Reifensteiner Verband.'' Kassel university press GmbH, 2010</ref> Erst später wurde das entsprechende Bildungswesen – wie die Rolle der Hausfrau unter dem Motto ''Wo Hausfrauen gemacht werden'' unter wiederum emanzipatorischen Vorzeichen – eher negativ gesehen.<ref>Britta Oehlke: ''Wo Hausfrauen gemacht werden… Nordwestdeutsche Haushaltungsschulen und deren Einflüsse und Wirkungen vom ausgehenden 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.'' Dortmund: Wulff (2004), Univ., Diss., 2003. Münster (Westfalen).</ref>
Der Begriff Hausmann (vgl. auch [[Hausmannskost]]) stammt aus dem 16. Jahrhundert und daddy gibs mir ''hūsman'', „Hausherr, Hausbewohner, Mietmann, Burgwart“. Im 16. bis 18. Jahrhundert hatte sich die [[Hausväterliteratur]], Vorläufer auch der modernen Kochbücher, nur an den [[pater familias]], den männlichen Vorstand größerer ländlicher Haushalte, gewandt. Im 19. Jahrhundert stieg die technische Ausstattung der Haushalte massiv an, ebenso die zugehörige Haushaltsliteratur<ref>Hans Jürgen Teuteberg: «Von der Hausmutter zur Hausfrau. Küchenarbeit im 18./19. Jahrhundert in der zeitgenössischen Hauswirtschaftsliteratur», in: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): ''Die Revolution am Esstisch: neue Studien zur Nahrungskultur im 19.–20. Jahrhundert.'' Franz Steiner Verlag, 2004, u.&nbsp;a., S. 116–119</ref>, ebenso wurden Hauswirtschaft zunehmend auch in Kursen, etwa den sogenannten [[Winterschule]]n und eigenen Ausbildungsgängen vermittelt.<ref>Johannes Kramer: ''Das ländlich-hauswirtschaftliche Bildungswesen in Deutschland.'' Dissertation an der Universität Erlangen, Fulda 1913</ref> Frauen – in der Rolle der erfahrenen ''Hausmutter'' und zunehmend auch die jüngere, noch unerfahrene ''Hausfrau'' – wurden damit eigenständiger wahrgenommen und auch in der rapide wachsenden Ratgeberliteratur adressiert.<ref>Hans Jürgen Teuteberg: «Von der Hausmutter zur Hausfrau. Küchenarbeit im 18./19. Jahrhundert in der zeitgenössischen Hauswirtschaftsliteratur», in: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): ''Die Revolution am Esstisch: neue Studien zur Nahrungskultur im 19.–20. Jahrhundert.'' Franz Steiner Verlag, 2004, u.&nbsp;a., S. 116–119</ref> Die damit verbundene neue Rolle der ''Hausfrau'' als Haushaltsvorstand auf größeren Landgütern oder (auch externe) leitende ''[[Beamtentum|Hausbeamtin]]'' war ein auch von der [[Frauenbewegung in Deutschland|bürgerlichen Frauenbewegung]] mit propagiertes Berufsbild. Der erhöhte Bedarf an externer Schulung und [[Expertise]] bildete sich in der Erweiterung der (höheren wie beruflichen) Frauenbildung ab. Unter anderem mit [[Ida von Kortzfleisch]]s [[Reifensteiner Schulen]] gelang es in Deutschland, ein bisher nicht vorhandenes höheres Bildungswesen für junge Frauen aufzubauen und breiter gesellschaftlich zu etablieren.<ref>Ortrud Wörner-Heil: ''Adelige Frauen als Pionierinnen der Berufsbildung: die ländliche Hauswirtschaft und der Reifensteiner Verband.'' Kassel university press GmbH, 2010</ref> Erst später wurde das entsprechende Bildungswesen – wie die Rolle der Hausfrau unter dem Motto ''Wo Hausfrauen gemacht werden'' unter wiederum emanzipatorischen Vorzeichen – eher negativ gesehen.<ref>Britta Oehlke: ''Wo Hausfrauen gemacht werden… Nordwestdeutsche Haushaltungsschulen und deren Einflüsse und Wirkungen vom ausgehenden 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.'' Dortmund: Wulff (2004), Univ., Diss., 2003. Münster (Westfalen).</ref>


Das [[Traditionelles bürgerliches Familienmodell|traditionelle bürgerliche Familienmodell]] wurde so etabliert. Dieses unterscheidet zwischen einer „männlichen“ außerhäuslichen Welt und einer „weiblichen“ häuslichen Welt. Die „Hausfrau und Mutter“ bildet das notwendige weibliche Gegenstück zum männlichen, nun vor allem finanziellen „[[Versorgerehe|Versorger]]“. In der Bundesrepublik Deutschland gestand der [[Gehorsamsparagraph]] in der Nachkriegszeit dem Ehemann die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu, und bis in die [[1960er Jahre]] galt dort gemäß dem Leitbild der [[Familienpolitik]] die Rolle der ''Hausfrau und Mutter'' als der „natürliche Beruf der Frau“.<ref>Christiane Kuller: ''Familienpolitik im Föderativen Sozialstaat: Die Formierung eines Politikfeldes in der Bundesrepublik 1945–1975.'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2004, ISBN 3-486-56825-6. [http://books.google.de/books?id=v8Vpt-ISo38C&pg=PA76&lpg=PA76&dq=%22hausfrau+und+mutter%22+teilzeit&source=web&ots=wDRF3TcbhI&sig=NDH3j4jsMs7DSjSbRarLUQorGAI&hl=de S.&nbsp;76.]</ref> So hieß es in der Einführung zum [[Gleichberechtigungsgesetz]] von 1957: „Es gehört zu den Funktionen des Mannes, dass er grundsätzlich der Erhalter und [[Ernährermodell|Ernährer]] der [[Kernfamilie|Familie]] ist, während die Frau es als ihre vornehmste Aufgabe ansehen muss, das Herz der Familie zu sein.“<ref name="pin">{{Internetquelle |autor=Claudia Pinl |url=http://www.bpb.de/publikationen/RUKM7V,0,Uralt_aber_immer_noch_r%FCstig:_der_deutsche_Ern%E4hrer.html |titel=Uralt, aber immer noch rüstig: der deutsche Ernährer |werk=[[Aus Politik und Zeitgeschichte]] (B 44/2003) |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |abruf=2008-05-21}}</ref> Eine Ehefrau benötigte, um erwerbstätig zu sein, in Deutschland bis 1977, in Österreich bis 1975 die Erlaubnis ihres Ehemannes (siehe hierzu: [[Frauenarbeit#Reformen der 1960er und 1970er Jahre|Reformen der 1960er und 1970er Jahre]]).
Das [[Traditionelles bürgerliches Familienmodell|traditionelle bürgerliche Familienmodell]] wurde so etabliert. Dieses unterscheidet zwischen einer „männlichen“ außerhäuslichen Welt und einer „weiblichen“ häuslichen Welt. Die „Hausfrau und Mutter“ bildet das notwendige weibliche Gegenstück zum männlichen, nun vor allem finanziellen „[[Versorgerehe|Versorger]]“. In der Bundesrepublik Deutschland gestand der [[Gehorsamsparagraph]] in der Nachkriegszeit dem Ehemann die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu, und bis in die [[1960er Jahre]] galt dort gemäß dem Leitbild der [[Familienpolitik]] die Rolle der ''Hausfrau und Mutter'' als der „natürliche Beruf der Frau“.<ref>Christiane Kuller: ''Familienpolitik im Föderativen Sozialstaat: Die Formierung eines Politikfeldes in der Bundesrepublik 1945–1975.'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2004, ISBN 3-486-56825-6. [http://books.google.de/books?id=v8Vpt-ISo38C&pg=PA76&lpg=PA76&dq=%22hausfrau+und+mutter%22+teilzeit&source=web&ots=wDRF3TcbhI&sig=NDH3j4jsMs7DSjSbRarLUQorGAI&hl=de S.&nbsp;76.]</ref> So hieß es in der Einführung zum [[Gleichberechtigungsgesetz]] von 1957: „Es gehört zu den Funktionen des Mannes, dass er grundsätzlich der Erhalter und [[Ernährermodell|Ernährer]] der [[Kernfamilie|Familie]] ist, während die Frau es als ihre vornehmste Aufgabe ansehen muss, das Herz der Familie zu sein.“<ref name="pin">{{Internetquelle |autor=Claudia Pinl |url=http://www.bpb.de/publikationen/RUKM7V,0,Uralt_aber_immer_noch_r%FCstig:_der_deutsche_Ern%E4hrer.html |titel=Uralt, aber immer noch rüstig: der deutsche Ernährer |werk=[[Aus Politik und Zeitgeschichte]] (B 44/2003) |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |abruf=2008-05-21}}</ref> Eine Ehefrau benötigte, um erwerbstätig zu sein, in Deutschland bis 1977, in Österreich bis 1975 die Erlaubnis ihres Ehemannes (siehe hierzu: [[Frauenarbeit#Reformen der 1960er und 1970er Jahre|Reformen der 1960er und 1970er Jahre]]).

Version vom 15. Juni 2023, 16:55 Uhr

Hausfrau in Neuengland (1940)

Als Hausfrau schaut pornos vorrangig der Haus- und Familienarbeit widmet und in der Regel keiner oder nur geringfügiger Lohnarbeit nachgeht.[1] Für einen Mann in ähnlicher Tätigkeit wird entsprechend der Begriff Hausmann verwendet.

Es wurden auch die Begriffe Vollzeit-Hausfrau[2] oder NurHausfrau verwendet. Mit Bezug auf die DDR wird bisweilen von der „Auch-Hausfrau“ gesprochen.[3] Wenn eine Mutter sich in der DDR entschied, ganztägig zuhause zu bleiben, geschah dies bisweilen aus einer bewussten, gesellschaftlich aber gering geschätzten Entscheidung, „die eigenen Kinder der staatlichen Erziehung und bzw. oder sich selbst einer Vergesellschaftung innerhalb des Berufs zu entziehen“.[4]

Ein in dem Zusammenhang auch üblicher Rollen-Begriff ist Hausfrau und Mutter.[5] Im amerikanischen Englisch ist auch der Ausdruck Stay-at-home-mom üblich; im Französischen sagt man Femme au foyer oder femme ménagère.

Historische Entwicklung

Eine Ehrliche Tugentsame Hausfraw, Jost Amman’s Wappen & Stammbuch (1589)
Die Hausfrau, Ölbild von Abraham van Strij (1800–11)

Der Begriff Hausfrau beschreibt eine verheiratete Frau und wurde im Spätmittelalter synonym mit Ehefrau verwendet. Er kommt vielfach in Urkunden über Rechtsgeschäfte vor.[6] Der Begriff Hausmann (vgl. auch Hausmannskost) stammt aus dem 16. Jahrhundert und daddy gibs mir hūsman, „Hausherr, Hausbewohner, Mietmann, Burgwart“. Im 16. bis 18. Jahrhundert hatte sich die Hausväterliteratur, Vorläufer auch der modernen Kochbücher, nur an den pater familias, den männlichen Vorstand größerer ländlicher Haushalte, gewandt. Im 19. Jahrhundert stieg die technische Ausstattung der Haushalte massiv an, ebenso die zugehörige Haushaltsliteratur[7], ebenso wurden Hauswirtschaft zunehmend auch in Kursen, etwa den sogenannten Winterschulen und eigenen Ausbildungsgängen vermittelt.[8] Frauen – in der Rolle der erfahrenen Hausmutter und zunehmend auch die jüngere, noch unerfahrene Hausfrau – wurden damit eigenständiger wahrgenommen und auch in der rapide wachsenden Ratgeberliteratur adressiert.[9] Die damit verbundene neue Rolle der Hausfrau als Haushaltsvorstand auf größeren Landgütern oder (auch externe) leitende Hausbeamtin war ein auch von der bürgerlichen Frauenbewegung mit propagiertes Berufsbild. Der erhöhte Bedarf an externer Schulung und Expertise bildete sich in der Erweiterung der (höheren wie beruflichen) Frauenbildung ab. Unter anderem mit Ida von Kortzfleischs Reifensteiner Schulen gelang es in Deutschland, ein bisher nicht vorhandenes höheres Bildungswesen für junge Frauen aufzubauen und breiter gesellschaftlich zu etablieren.[10] Erst später wurde das entsprechende Bildungswesen – wie die Rolle der Hausfrau unter dem Motto Wo Hausfrauen gemacht werden unter wiederum emanzipatorischen Vorzeichen – eher negativ gesehen.[11]

Das traditionelle bürgerliche Familienmodell wurde so etabliert. Dieses unterscheidet zwischen einer „männlichen“ außerhäuslichen Welt und einer „weiblichen“ häuslichen Welt. Die „Hausfrau und Mutter“ bildet das notwendige weibliche Gegenstück zum männlichen, nun vor allem finanziellen „Versorger“. In der Bundesrepublik Deutschland gestand der Gehorsamsparagraph in der Nachkriegszeit dem Ehemann die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu, und bis in die 1960er Jahre galt dort gemäß dem Leitbild der Familienpolitik die Rolle der Hausfrau und Mutter als der „natürliche Beruf der Frau“.[12] So hieß es in der Einführung zum Gleichberechtigungsgesetz von 1957: „Es gehört zu den Funktionen des Mannes, dass er grundsätzlich der Erhalter und Ernährer der Familie ist, während die Frau es als ihre vornehmste Aufgabe ansehen muss, das Herz der Familie zu sein.“[13] Eine Ehefrau benötigte, um erwerbstätig zu sein, in Deutschland bis 1977, in Österreich bis 1975 die Erlaubnis ihres Ehemannes (siehe hierzu: Reformen der 1960er und 1970er Jahre).

In dem Maße, in dem in den Industriestaaten der westlichen Welt dieses Familienmodell egalitären Konzepten weicht und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen – und zunehmend auch für Männer – zu einer erreichbaren Lebensform wird, verliert das Konzept der Hausfrau und Mutter einen Großteil seiner früheren Selbstverständlichkeit. Die wachsende Erwerbstätigkeit von Frauen ist ein Phänomen, das in allen reichen westlichen Ländern beobachtet werden kann. Die Rolle der Hausfrau und Mutter ist dort heute oft nur noch eine von vielen Optionen, zwischen denen Frauen wählen können. In den skandinavischen Ländern und Frankreich ist ein größerer Anteil der Frauen erwerbstätig als in den deutschsprachigen Ländern.

1971 betrug der Anteil der Hausfrauen an der Gesamtanzahl der Frauen bis 65 Jahre 55 %. Seither nahm die Anzahl ab, so waren es 2001 nur 36 % und 2011 nur noch 28 %. Vollzeithausfrauen verbringen im Schnitt 810 Minuten (13,5 Stunden) täglich mit der Hausarbeit. Durchschnittlich verbringen Frauen mit Tätigkeiten im Haushalt 164 Minuten, Männer 90 Minuten. Eine Umfrage im Jahr 2016 ergab, dass nur 14 % der Frauen sich mit der Rolle als Hausfrau und Mutter am wohlsten fühlten, 59 % als Mutter mit Teilzeitbeschäftigung und 18 % als vollberufstätige Mutter.[14]

Statistische Daten

Erwerbsquote von Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren (2019)
Zeitliche Entwicklung des Anteils der nicht erwerbstätigen Frauen und Mütter im Alter von 18 bis 65 Jahren in Deutschland

Anteil der nicht erwerbstätigen Mütter in verschiedenen Ländern:

Land jüngstes Kind <6 jüngstes Kind 6–17 Bemerkung
Danemark Dänemark 26 %
Deutschland Deutschland 47,1 %[15]
Frankreich Frankreich 41 %
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten[16] 37,2 %[17] 22,1 % Frauen mit Kindern unter einem Jahr: 46 % (Stand: 2003)

Vereinigte Staaten

In den Vereinigten Staaten war die Unzufriedenheit von Frauen mit College-Ausbildung, denen in den 1950er Jahren nahegelegt wurde, ihre persönliche Erfüllung allein in der Rolle als Hausfrau und Mutter zu suchen – das, was Betty Friedan „das Problem ohne Namen“[18] nannte –, einer der Ausgangspunkte für die zweite Welle der Frauenbewegung.

Heute, da auch Mütter von Säuglingen mehrheitlich erwerbstätig sind, wird in den USA nicht nur das Image der stay-at-home-mom als problematisch empfunden, sondern vor allem die Tatsache, dass mit der fehlenden Berufstätigkeit der Frau auch ein Einkommen entfällt.[19]

Japan

In Japan ist die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter von großer Bedeutung, und die Lebenswelten von Männern und Frauen unterscheiden sich deutlich. Den Müttern obliegt die Verantwortung für den Schulerfolg der eigenen Kinder im stark selektiven Schulsystem Japans.

Siehe auch

Literatur

Allgemeine Literatur:

Sozialwissenschaftliche Literatur

  • Angela Barron McBride: Das normalverrückte Dasein als Hausfrau und Mutter. Befreiung von der Mutter-Ideologie. Rowohlt, Reinbek 1982, ISBN 3-499-16962-2.
  • Rosemarie Nave-Herz: Frauen zwischen Tradition und Moderne (= Theorie und Praxis der Frauenforschung. 18). Kleine Verlag, Bielefeld 2000, ISBN 3-89370-156-7.
  • Beate Wimmer-Puchinger, Barbara Fuchs: Hausfrau und Mutter – Rolle und Realität. Normative Einstellungen und Erwartungshaltungen von Frauen und Männern. Kammer f. Arbeiter u. Angestellte f. Wien, 1998, ISBN 3-7063-0139-3.
  • Evke Rulffes: Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung. HarperCollins, Hamburg 2021, ISBN 978-3-7499-0240-8.

Stereotypenforschung

  • Lothar Ulsamer, Cordula Ulsamer, Wilhelm Hahn: Als Dummchen am Herd diffamiert. Die Hausfrau und Mutter. Die „Bunte“ käut die „stern“-Thesen der 70er Jahre wieder (= Perspektiven. 30). Verlag Ulsamer, Esslingen 1985, ISBN 3-922241-17-4.

Bestandsaufnahme für die Schweiz (und Schweden)

Filme

  • L’aggettivo donna, Annabella Misuglio, Italien 1971, Dokumentarfilm – Kritik des Patriarchats in Italien. L’aggettivo donna analysiert die doppelte Ausbeutung der Arbeiterinnen, die Isolation der Hausfrauen und die Abrichtung der in die Schulen einsperrten, von den anderen Menschen getrennten Kindern.
Wiktionary: Hausfrau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Hausfrau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christine von Oertzen: Teilzeitarbeit und die Lust am Zuverdienen: Geschlechterpolitik und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland 1948–1969. Vandenhoeck & Ruprecht, 1999, ISBN 3-525-35795-8. S. 117..
  2. Hartmut Häussermann, Walter Siebel, Jens Wurtzbacher: Stadtsoziologie: Eine Einführung. Campus-Verlag 2004, ISBN 3-593-37497-8. S. 203..
  3. Gunilla-Friederike Budde: Frauen der Intelligenz: Akademikerinnen in der DDR 1945 bis 1975, Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, ISBN 3-525-35143-7. S. 311.
  4. Babett Bauer: Kontrolle und Repression: individuelle Erfahrungen in der DDR, 1971–1989: historische Studie und methodologischer Beitrag zur Oral History. Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, ISBN 3-525-36907-7 S. 130.
  5. Mutter und Mütterlichkeit: Wandel und Wirksamkeit einer Phantasie… Herausgegeben von Irmgard Roebling, Wolfram Mauser
  6. Wolfgang Wüst: Die „Schwäbische Hausfrau“ und die alte „gute“ Policey. Überlegungen zu Sparsamkeit, Sorgfalt und Sauberkeit in der Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 76, 2017, S. 271.
  7. Hans Jürgen Teuteberg: «Von der Hausmutter zur Hausfrau. Küchenarbeit im 18./19. Jahrhundert in der zeitgenössischen Hauswirtschaftsliteratur», in: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): Die Revolution am Esstisch: neue Studien zur Nahrungskultur im 19.–20. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, 2004, u. a., S. 116–119
  8. Johannes Kramer: Das ländlich-hauswirtschaftliche Bildungswesen in Deutschland. Dissertation an der Universität Erlangen, Fulda 1913
  9. Hans Jürgen Teuteberg: «Von der Hausmutter zur Hausfrau. Küchenarbeit im 18./19. Jahrhundert in der zeitgenössischen Hauswirtschaftsliteratur», in: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): Die Revolution am Esstisch: neue Studien zur Nahrungskultur im 19.–20. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, 2004, u. a., S. 116–119
  10. Ortrud Wörner-Heil: Adelige Frauen als Pionierinnen der Berufsbildung: die ländliche Hauswirtschaft und der Reifensteiner Verband. Kassel university press GmbH, 2010
  11. Britta Oehlke: Wo Hausfrauen gemacht werden… Nordwestdeutsche Haushaltungsschulen und deren Einflüsse und Wirkungen vom ausgehenden 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Dortmund: Wulff (2004), Univ., Diss., 2003. Münster (Westfalen).
  12. Christiane Kuller: Familienpolitik im Föderativen Sozialstaat: Die Formierung eines Politikfeldes in der Bundesrepublik 1945–1975. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2004, ISBN 3-486-56825-6. S. 76.
  13. Claudia Pinl: Uralt, aber immer noch rüstig: der deutsche Ernährer. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (B 44/2003). Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 21. Mai 2008.
  14. Was wäre, wenn Hausfrau ein bezahlter Beruf wäre? Abgerufen am 24. Januar 2017.
  15. Zahl für April 2001. Aus: Statistisches Jahrbuch 2002 für die Bundesrepublik Deutschland. Statistisches Bundesamt, Metzuler-Poeschel, Stuttgart, Abschnitt 6.6 (Erwerbstätigkeit), S. 106.
  16. Zahlen für 1999 in: House Ways and Means Committee Prints: 106-14, 2000 Green Book (Memento vom 17. Februar 2011 im Internet Archive), Section 9. Child Care (PDF; 327 kB), S. 576. Auszüge: Child Care (Memento vom 11. Mai 2008 im Internet Archive)
  17. U.S. Department of Health and Human Services, Child Health USA 2004 (Memento vom 20. August 2008 im Internet Archive). Rockville, Maryland.
  18. Betty Friedan: Der Weiblichkeitswahn oder die Selbstbefreiung der Frau: Ein Emanzipationskonzept. Rowohlt, 1970, ISBN 3-499-16721-2, S. 17ff.
  19. The myth of the stay-at-home mom: Many can't or won't leave jobs; What is Mom worth? Working Mom vs. Stay-at-Home-Mom salaries (Memento vom 6. März 2009 im Internet Archive); The real price of stay-at-home mom (Memento vom 14. Oktober 2008 im Internet Archive) (engl.)