„Datenklo“ – Versionsunterschied

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Das Datenklo (ursprünglicher Name ''CCC-Modem'') wurde Mitte 1984 in Reaktion auf die recht restriktive Gesetzgebung im Bereich der [[Telekommunikation]] in [[Deutschland]] entwickelt und bot eine mit 300&nbsp;[[Deutsche Mark|DM]] (nach heutiger Kaufkraft {{Inflation|DE|300|1984}}&#8239;€) günstige Möglichkeit, [[Datenfernübertragung]] zu betreiben. Für [[Modem]]s bestand damals in Deutschland noch ein [[Endgerätemonopol]], private Geräte waren verboten. Es gab zunächst nur Mietgeräte der [[Deutsche Bundespost|Bundespost]]. Anfang 1987 betrug die Gebühr für ein [[Bildschirmtext|BTX]]-MultiTel&nbsp;1 monatlich 48&#8239;DM (nach heutiger Kaufkraft {{Inflation|DE|48|1987}}&#8239;€) und für ein ''MultiTel&nbsp;2'' 78&#8239;DM (nach heutiger Kaufkraft {{Inflation|DE|78|1987}}&#8239;€).<ref>{{Internetquelle|url=http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/11/000/1100028.pdf| titel=Antwort der Bundesregierungen auf die kleine Anfrage der Grünen: Wirtschaftlichkeit des Bildschirmtext-Dienstes der Deutschen Bundespost| zugriff=20. November 2009|hrsg= bundestag.de| datum= 3. März 1987| format=PDF; 369&nbsp;kB}}</ref> Das erste im Mai 1988 mit [[Fernmeldetechnisches Zentralamt|FTZ]]-Zulassung versehene Modem kostete als Tischmodell 1950&nbsp;DM (nach heutiger [[Kaufkraft (Währung)|Kaufkraft]] etwa {{Inflation|DE|1950|1988|r=-1}}&nbsp;€). Die Bundespost-Modems entsprachen den internationalen Normen der [[Comité Consultatif International Téléphonique et Télégraphique|CCITT]] (heute [[Internationale Fernmeldeunion#ITU-T|ITU-T]]), viele Hobby-Benutzer verlangten aber nach einfacheren Standards, zum Beispiel nach Modems der Firma [[Hayes Communications|Hayes]].<ref>{{Internetquelle|url=http://www-old.toppoint.de/der-verein/geschichte/modems.htm| titel=Die Post und die nicht zugelassenen Modems: Bundespost lässt erstes 300/1200/2400-bit/s-Modem zu| zugriff=26. Dezember 2016|hrsg= toppoint.de| datum= 22. Mai 1988}}</ref>
Das Datenklo (ursprünglicher Name ''CCC-Modem'') wurde Mitte 1984 in Reaktion auf die recht restriktive Gesetzgebung im Bereich der [[Telekommunikation]] in [[Deutschland]] entwickelt und bot eine mit 300&nbsp;[[Deutsche Mark|DM]] (nach heutiger Kaufkraft {{Inflation|DE|300|1984}}&#8239;€) günstige Möglichkeit, [[Datenfernübertragung]] zu betreiben. Für [[Modem]]s bestand damals in Deutschland noch ein [[Endgerätemonopol]], private Geräte waren verboten. Es gab zunächst nur Mietgeräte der [[Deutsche Bundespost|Bundespost]]. Anfang 1987 betrug die Gebühr für ein [[Bildschirmtext|BTX]]-MultiTel&nbsp;1 monatlich 48&#8239;DM (nach heutiger Kaufkraft {{Inflation|DE|48|1987}}&#8239;€) und für ein ''MultiTel&nbsp;2'' 78&#8239;DM (nach heutiger Kaufkraft (Stand 2022) 100 EUR).<ref>{{Internetquelle|url=http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/11/000/1100028.pdf| titel=Antwort der Bundesregierungen auf die kleine Anfrage der Grünen: Wirtschaftlichkeit des Bildschirmtext-Dienstes der Deutschen Bundespost| zugriff=20. November 2009|hrsg= bundestag.de| datum= 3. März 1987| format=PDF; 369&nbsp;kB}}</ref> Das erste im Mai 1988 mit [[Fernmeldetechnisches Zentralamt|FTZ]]-Zulassung versehene Modem kostete als Tischmodell 1950&nbsp;DM (nach heutiger [[Kaufkraft (Währung)|Kaufkraft]] (Stand 2022) 2522 EUR). Die Bundespost-Modems entsprachen den internationalen Normen der [[Comité Consultatif International Téléphonique et Télégraphique|CCITT]] (heute [[Internationale Fernmeldeunion#ITU-T|ITU-T]]), viele Hobby-Benutzer verlangten aber nach einfacheren Standards, zum Beispiel nach Modems der Firma [[Hayes Communications|Hayes]].<ref>{{Internetquelle|url=http://www-old.toppoint.de/der-verein/geschichte/modems.htm| titel=Die Post und die nicht zugelassenen Modems: Bundespost lässt erstes 300/1200/2400-bit/s-Modem zu| zugriff=26. Dezember 2016|hrsg= toppoint.de| datum= 22. Mai 1988}}</ref>


{{Lückenhaft|weitere Preisentwicklung ab 1988}}
{{Lückenhaft|weitere Preisentwicklung ab 1988}}

Version vom 10. Mai 2023, 10:13 Uhr

CCC-Modem: Die Schaumstoff-Muffen be­ste­hen aus Rohrdämm-Material aus dem Sanitärbereich.

Das Datenklo (oder CCC-Modem) ist ein Selbstbau-Akustikkoppler des Chaos Computer Clubs. Die Bauanleitung wurde 1985 in der Hackerbibel veröffentlicht[1] und fand damit bis Mitte 1988 eine Verbreitung von mehr als 25.000 Exemplaren.[2] Das per Bauanleitung selbst zu bauende Telefonmodem war eine kostengünstige, aber illegale Alternative zu den wenigen in dieser Zeit von der Deutschen Bundespost zugelassenen Modems.

Geschichte

CCC-Modem: unbestückte Leiterplatte

Das Datenklo (ursprünglicher Name CCC-Modem) wurde Mitte 1984 in Reaktion auf die recht restriktive Gesetzgebung im Bereich der Telekommunikation in Deutschland entwickelt und bot eine mit 300 DM (nach heutiger Kaufkraft 326 €) günstige Möglichkeit, Datenfernübertragung zu betreiben. Für Modems bestand damals in Deutschland noch ein Endgerätemonopol, private Geräte waren verboten. Es gab zunächst nur Mietgeräte der Bundespost. Anfang 1987 betrug die Gebühr für ein BTX-MultiTel 1 monatlich 48 DM (nach heutiger Kaufkraft 51 €) und für ein MultiTel 2 78 DM (nach heutiger Kaufkraft (Stand 2022) 100 EUR).[3] Das erste im Mai 1988 mit FTZ-Zulassung versehene Modem kostete als Tischmodell 1950 DM (nach heutiger Kaufkraft (Stand 2022) 2522 EUR). Die Bundespost-Modems entsprachen den internationalen Normen der CCITT (heute ITU-T), viele Hobby-Benutzer verlangten aber nach einfacheren Standards, zum Beispiel nach Modems der Firma Hayes.[4]

Zentraler Baustein des CCC-Modem ist der AM7910 (FSK-Modem-Chip, unterstützt Bell 103/113/108/202 und CCITT V.21/V.23) von AMD, der auf einem einzigen Chip ein asynchrones Frequenzumtastungs-Modem mit Übertragungsraten von 300 bis 1200 Baud realisiert und voll kompatibel mit den Bell- und CCITT-Standards V.21 und V.23 ist.[5]

Datenklo auf dem Camp 2007

Den Namen erhielt das Datenklo durch die für den Akustikkoppler vorgesehenen Gummimuffen, bei denen es sich um Gummidichtungen zwischen Spülwasserrohr und WC-Becken aus dem Sanitärfachbedarf handelte,[6][7] sowie in Anlehnung an das Kunstwort „Datenfön“, einer umgangssprachlichen Bezeichnung für Akustikkoppler, basierend auf der einst populären Dataphon-Baureihe S21 der Firma Woerltronic aus Cadolzburg. Die Größe ist dabei so gewählt, dass ein Lautsprecher mit 66 mm Durchmesser in die Gummidichtung passt und sich diese passgenau über eine Telefonhörermuschel stülpen lässt. Letzteres ist laut Bauanleitung wichtig für die Abschirmung von Umgebungsgeräuschen.

Später wurde der Name für die aus mobilen Toilettenhäuschen gebauten Netzwerkverteilzentralen auf dem Chaos Communication Camp wiederverwendet.

Bei DSL schränkten einige Internetanbieter ebenfalls die Verwendung eigener Modems ein. Diesmal war zwar die Hardware günstig und legal erhältlich, doch werden zum Herstellen der Internetverbindung Benutzername und Passwort benötigt, die einige Internetanbieter ihren Kunden auch auf Anfrage nicht mitteilten. Dieser so genannte Routerzwang wurde in Deutschland zum 1. August 2016 verboten.

Trivia

Im Spiel Saints Row: The Third findet man die moderne Version des Datenklos in Form mehrerer Toilettenhäuschen am nordwestlichen Rand der Karte.

Einzelnachweise

  1. Schwarz-Schilling: Toll, woll. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1985 (online).
  2. Gail Schares: Cover Story: A German Hacker’s Club that promotes creative chaos. (pdf; 1,1 MB) Businessweek, 1. August 1988, abgerufen am 20. November 2009.
  3. Antwort der Bundesregierungen auf die kleine Anfrage der Grünen: Wirtschaftlichkeit des Bildschirmtext-Dienstes der Deutschen Bundespost. (PDF; 369 kB) bundestag.de, 3. März 1987, abgerufen am 20. November 2009.
  4. Die Post und die nicht zugelassenen Modems: Bundespost lässt erstes 300/1200/2400-bit/s-Modem zu. toppoint.de, 22. Mai 1988, abgerufen am 26. Dezember 2016.
  5. AM7910 datasheet. AMD, 16. Mai 1989, abgerufen am 18. November 2009.
  6. Peter Glaser: Ungebremster Datendrang: Der Chaos Computer Club wird 25 – mit ihm ein Stück deutscher Computergeschichte. In: Berliner Zeitung, 12. September 2006
  7. Peter Glaser: „Datenklo“ mit Gummimuffen auf futurezone.orf.at