„Zukunft Gas“ – Versionsunterschied

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Ziel von Zukunft Gas ist es, das Image des Energieträgers in der öffentlichen Debatte zu pflegen und so Vertriebsaktivitäten der Mitgliedsunternehmen zu befördern.<ref>[http://bizzenergytoday.com/marketinsight/zukunft_erdgas ''Zukunft ERDGAS – starke Stimme für einen modernen Energieträger''] Verlag bizz energy Mediengesellschaft 2013. Abgerufen am 27. März 2018.</ref> Im Verkehrsbereich wird Erdgas als gemäß den Aussagen des Vereins emissionsarme Alternative zum Diesel beworben.<ref>[https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.alternative-zum-diesel-gasautos-sauber-aber-kaum-gefragt.df402360-f997-45af-8309-68e7a7359ad3.html ''Gasautos – sauber, aber kaum gefragt''] Stuttgarter Zeitung vom 18. August 2017. Abgerufen am 27. März 2018.</ref>
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Die Organisation möchte die existierende Gasinfrastruktur und damit die Geschäftsmodelle ihrer Mitglieder erhalten und setzt sich dafür ein, das Netz ebenfalls für Gase wie Wasserstoff und Biogas zu nutzen.<ref name="handelblatt-2022" /> 2023 sprach sich Zukunft Gas gegen ein Gesetz aus, dass ab 2025 für neue Heizungen vorschreiben würde, diese zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energiequellen betreiben zu müssen. Als Grund nannte Zukunft Gas, dass so eine „bezahlbare und sozialverträgliche [[Wärmewende]]“ nicht gelingen würde.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Geinitz, Berlin |Titel=Klimafreundliche Heizung: FDP gegen Gesetzentwurf von Robert Habeck |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klimafreundliche-heizung-fdp-gegen-gesetzentwurf-von-robert-habeck-18711563.html |Abruf=2023-03-04}}</ref>
Die Organisation möchte die existierende Gasinfrastruktur und damit die Geschäftsmodelle ihrer Mitglieder erhalten und setzt sich dafür ein, das Netz ebenfalls für Gase wie Wasserstoff und Biogas zu nutzen.<ref name="handelblatt-2022" /> 2023 sprach sich Zukunft Gas gegen ein Gesetz aus, dass ab 2025 für neue Heizungen vorschreiben würde, diese zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energiequellen betreiben zu müssen. Als Grund nannte Zukunft Gas, dass so eine „bezahlbare und sozialverträgliche [[Wärmewende]]“ nicht gelingen würde.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Geinitz, Berlin |Titel=Klimafreundliche Heizung: FDP gegen Gesetzentwurf von Robert Habeck |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klimafreundliche-heizung-fdp-gegen-gesetzentwurf-von-robert-habeck-18711563.html |Abruf=2023-03-04}}</ref> Diese Sichtweise wird unter anderem von der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm geteilt, die in einem Interview mit dem Handelsblatt warnte, ein Heizungsverbot könne ein "leicht der entscheidende Baustein für das Scheitern von Klimaschutz werden."<ref>https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/interview-wirtschaftsweise-zum-heizungsverbot-kann-entscheidender-baustein-fuer-scheitern-von-klimaschutz-werden/29051090.html<nowiki/>Interview mit Veronika Grimm Handelsblatt, 22.3.2023, aufgerufen am 22.3.2023.</ref>


Der Verein versucht laut einer ehemaligen Leiterin des kommunalen Unternehmens [[enercity]] seine Mitglieder von Investitionen in alternative Engergieträger und Infrastruktur abzuhalten.<ref name="correctiv-2023" />
Der Verein versucht laut einer ehemaligen Leiterin des kommunalen Unternehmens [[enercity]] seine Mitglieder von Investitionen in alternative Engergieträger und Infrastruktur abzuhalten.<ref name="correctiv-2023" />

Version vom 22. März 2023, 19:22 Uhr

Zukunft Gas
Logo
Rechtsform GmbH[1]
Sitz Neustädtische Kirchstraße 8, 10117 Berlin
Vorläufer Zukunft ERDGAS
Zweck Branchenverband der deutschen Gaswirtschaft
Vorsitz Timm Kehler[2]
Mitglieder ca. 135
Website www.gas.info

Zukunft Gas GmbH (bis zum 31. Dezember 2020 Zukunft ERDGAS e.V.) ist eine Lobbyorganisation von Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft.

Organisation

Die Organisation mit Sitz in Berlin ist aus dem Zusammenschluss von erdgas mobil, der einstigen Initiative für Erdgas im Mobilitätssektor, und Zukunft ERDGAS hervorgegangen. Beide fusionierten 2015 zu Zukunft ERDGAS e.V., wobei alle Mitglieder in den neu gegründeten Verein eintraten.[3] Ziel des Zusammenschlusses war es, eine gemeinsame Lobbyorganisation für das Produkt Erdgas zu schaffen. 2021 benannte sich der Verband in Zukunft Gas um.[4]

Die Mitglieder bestehen aus Unternehmen der Gaswirtschaft wie Gashändler, Stadtwerke und Netzbetreiber. Zu den Mitgliedsunternehmen zählen Energieunternehmen wie Uniper, Wingas und Mainova, Erdgasproduzenten bzw. -importeure wie Wintershall Dea oder VNG AG sowie Fernleitungsnetzbetreiber wie Open Grid Europe.[5][6] Die Aktivitäten des Lobbyorganisation werden von Unternehmen der Heizgeräteindustrie unterstützt.[7] Nach einer Recherche von Correctiv Anfang 2023 sind oder waren bis zu 70 kommunale Stadtwerke Deutschlands Mitglied von Zukunft Gas, was einer Co-Finanzierung der Aktivitäten in Höhe mehrerer Millionen Euro entspricht.[8]

Vorstand ist seit Gründung der Organisation Timm Kehler (vormals bei der BMW Group tätig).[9] Von 2009 bis 2015 war Kehler Geschäftsführer der erdgas mobil GmbH.[10]

Ziele und Arbeitsweise

Ziel von Zukunft Gas ist es, das Image des Energieträgers in der öffentlichen Debatte zu pflegen und so Vertriebsaktivitäten der Mitgliedsunternehmen zu befördern.[11] Im Verkehrsbereich wird Erdgas als gemäß den Aussagen des Vereins emissionsarme Alternative zum Diesel beworben.[12]

Die Organisation möchte die existierende Gasinfrastruktur und damit die Geschäftsmodelle ihrer Mitglieder erhalten und setzt sich dafür ein, das Netz ebenfalls für Gase wie Wasserstoff und Biogas zu nutzen.[10] 2023 sprach sich Zukunft Gas gegen ein Gesetz aus, dass ab 2025 für neue Heizungen vorschreiben würde, diese zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energiequellen betreiben zu müssen. Als Grund nannte Zukunft Gas, dass so eine „bezahlbare und sozialverträgliche Wärmewende“ nicht gelingen würde.[13] Diese Sichtweise wird unter anderem von der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm geteilt, die in einem Interview mit dem Handelsblatt warnte, ein Heizungsverbot könne ein "leicht der entscheidende Baustein für das Scheitern von Klimaschutz werden."[14]

Der Verein versucht laut einer ehemaligen Leiterin des kommunalen Unternehmens enercity seine Mitglieder von Investitionen in alternative Engergieträger und Infrastruktur abzuhalten.[8]

Netzwerk in die Politik

Zukunft Gas vergibt jedes zweite Jahr einen „Innovationspreis“ unter der Schirmherrschaft von Ministern und Abgeordneten. Im Jahr 2020 war dies der Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Seine Rede gipfelte in der Aussage „Gas ist sexy!“.[8]

Die Organisation hat einen Beirat, der sich laut Auskunft von Zukunft Gas zweimal jährlich treffe. Zeitweise gehörte der ehemalige CDU-Politiker Friedbert Pflüger dem Beirat an. Inzwischen ist er Aufsichtsratsvorsitzender von Zukunft Gas. Bis zu seiner Wahl als Staatssekretär gehörte auch der CDU-Politiker Thomas Bareiß dem Beirat an. Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (DENA), gehört aktuell dem Beirat an (Stand 2023).[15] Klaus Bonhoff, ein Abteilungsleiter im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, sitzt laut Zukunft Gas seit 2019 im Beirat.[8]

CO2-Tag

Der CO2-Tag war ein von Zukunft Erdgas geschaffener Kunstbegriff für den Tag, an dem Deutschland das ihm laut Zukunft Erdgas zustehende CO2-Budget vollständig erschöpft haben sollte. Ziel der Kampagne war Erdgas ein Image als „innovativer, kostengünstiger und klimaschonender Energieträger“ zu geben.[16]

Kritiker wendeten 2018 ein, dass die bei der Erdgasförderung und -verteilung entstehenden Methanemissionen oft nicht genügend betrachtet würden. Methan ist ein deutlich stärkeres Treibhausgas als Kohlenstoffdioxid. Außerdem sei die Gefahr von Lock-in-Effekten gegeben. So könnte ein Setzen auf Erdgas dazu führen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien verzögert würde. Längerfristig betrachtet dürfen laut Umweltbundesamt überhaupt keine fossilen Energieträger mehr eingesetzt werden, da auch Erdgas zum Klimawandel beiträgt.[16] Ähnliche Aussagen kamen auch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.[17] Das Bundesumweltministerium kritisierte zudem die Berechnungsmethode der Initiative als „wackelig“.[18]

Kritik

Im Juli 2021 urteilte die Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol in einem auf ihrer Webseite veröffentlichten Artikel, dass Zukunft Gas neben seinen PR-Aktivitäten auch ein „weitverzweigtes politisches Netz“ knüpfe. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter Leitung von Peter Altmaier habe zusammen mit DENA im Fall von Gasbedarf und Flüssigerdgas (LNG) die Kampagnen der Gas-Lobby über die Studien und Forderungen des Umweltbundesamtes gestellt. Die Umbenennung des Verbandes Ende 2020 deutete Lobbycontrol als Greenwashing.[15]

2021 benannte sich die Organisation von Zukunft Erdgas in „Zukunft Gas“ um und gab als Grund dafür an, die Organisation wolle weg vom reinen Image des fossilen Energieträgers Erdgas und nun hin zu regenerativen Energien wie Biogas oder Wasserstoff. Jörg Staude von Klimareporter ordnete diesen Namenswechsel in den Kontext weiterer Umbenennung von fossilen Energieverbänden ein, die sich damit ein grünes Image geben wollten. So sei es „so gar nicht mehr en vogue“, in der Öffentlichkeit mit fossilem Erdgas zu werben; zudem verwies er darauf, dass sich unter den Mitgliedern von Zukunft Gas überhaupt keine Biogasverbände befänden und es auch grünen Wasserstoff „bisher nur in apothekenüblichen Mengen“ gebe.[19]

Laut Claudia Kemfert und einer Sprecherin des Wirtschaftsministeriums (Stand 2023) hatte das Präsentieren von Erdgas als Brückentechnologie zur Folge, dass jahrelang versäumt wurde, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren. Investitionen in Erdgas hätten sich als Fehlinvestitionen herausgestellt. Das Erdgasnetz müsse rückgebaut werden; die Stadtwerke bräuchten dringend Unterstützung bei dieser Aufgabe.[20]

Einzelnachweise

  1. https://gas.info/impressum
  2. Timm Kehler bleibt Vorstand von Zukunft Erdgas. In: Zeitung für kommunale Wirtschaft. 30. Juni 2020, abgerufen am 22. Juli 2021.
  3. Fusion der Brancheninitiativen Zukunft ERDGAS & erdgas_mobil Gas24 2015. Abgerufen am 27. März 2018.
  4. https://gas.info/presse/detailseite-news/detail/pressrelease-zukunft_gas_brancheninitiative_startet_mit_neuem_namen_und_markenauftritt-3063908?cHash=7f7d5b50d7d056208f9a329656509e40 Abgerufen am 21. Dezember 2022
  5. Mitglieder. Abgerufen am 16. Mai 2022 (deutsch).
  6. Willmes verlässt Vorstand von Zukunft Erdgas Energate-Messenger 2014. Abgerufen am 27. März 2018.
  7. Über uns Zukunft Erdgas e.V. 2018. Abgerufen am 27. März 2018.
  8. a b c d Katharina Huth, Annika Joeres: Erdgas: Wie Stadtwerke die Gas-Lobby finanzieren. In: correctiv.org. 22. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023 (deutsch).
  9. Susanne Ehlerding: Timm Kehler. In: Der Tagesspiegel. 24. Januar 2019, abgerufen am 28. September 2022.
  10. a b Videostatement von Dr. Timm Kehler, Vorstand, Zukunft Gas. In: Handelsblatt. 5. September 2022, abgerufen am 4. März 2023 (deutsch).
  11. Zukunft ERDGAS – starke Stimme für einen modernen Energieträger Verlag bizz energy Mediengesellschaft 2013. Abgerufen am 27. März 2018.
  12. Gasautos – sauber, aber kaum gefragt Stuttgarter Zeitung vom 18. August 2017. Abgerufen am 27. März 2018.
  13. Christian Geinitz, Berlin: Klimafreundliche Heizung: FDP gegen Gesetzentwurf von Robert Habeck. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. März 2023]).
  14. https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/interview-wirtschaftsweise-zum-heizungsverbot-kann-entscheidender-baustein-fuer-scheitern-von-klimaschutz-werden/29051090.htmlInterview mit Veronika Grimm Handelsblatt, 22.3.2023, aufgerufen am 22.3.2023.
  15. a b Nina Katzemich: „Zukunft Gas“: wie ein PR-Lobbyverband der Gasindustrie die deutsche Klimapolitik verwässert. In: LobbyControl. 21. Juli 2021, abgerufen am 22. Juli 2021.
  16. a b Pipelinegas so schädlich wie Kohle. In: Klimareporter, 3. Februar 2018. Abgerufen am 29. März 2018.
  17. Deutschlands CO2-Budget für 2017 ist schon aufgebraucht. In: Neue Ruhr Zeitung, 8. April 2017. Abgerufen am 29. März 2018.
  18. Deutschlands CO2-Budget für 2018 bereits aufgebraucht. In: Frankfurter Neue Presse, 28. März 2018. Abgerufen am 29. März 2018.
  19. Große grüne Umbenennung. In: Klimareporter, 30. November 2022. Abgerufen am 13. Mai 2022.
  20. Erdgas: Wie Stadtwerke die Gas-Lobby finanzieren. In: correctiv.org. 22. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023 (deutsch).