„Amoklauf an der Robb Elementary School“ – Versionsunterschied

Beim Amoklauf an der Robb Elementary School erschoss der 18-jährige Salvador Ramos am 24. Mai 2022 in der Kleinstadt Uvalde im US-Bundesstaat Texas 19 Schulkinder und zwei Lehrerinnen. Zuvor hatte er seine Großmutter angeschossen.^[1] Außerdem verwundete er etwa 15 weitere Kinder und einen Polizeibeamten, bevor er von der Polizei getötet wurde.

Das Ereignis war der 27. Fall im Jahr 2022, bei dem an einer Schule in den USA Personen durch Schusswaffen verletzt oder getötet wurden,^[2][3] und derjenige mit den zweitmeisten Todesopfern seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur bei dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School im Jahr 2012 im Bundesstaat Connecticut waren noch mehr Menschen (28) ums Leben gekommen.^[4][5]

Uvalde ist eine mehrheitlich hispanisch geprägte Stadt mit etwa 16.000 Einwohnern in der Region Südtexas; sie liegt etwa 100 km von der mexikanischen Grenze und 135 km von der Großstadt San Antonio entfernt.^[1]

Etwa 90 % der Schülerschaft der Robb Elementary School sind hispanischer Herkunft; etwa 81 % kommen aus wirtschaftlich benachteiligten Verhältnissen.^[6] In der Stadt ist nahezu die Hälfte der Bevölkerung nicht englischsprachig.^[7][8] Die Schule unterrichtet etwa 600 Schüler der zweiten bis vierten Klasse. Der zuständige Schulbezirk Uvalde Consolidated Independent School District (UCISD) verfügte zum Zeitpunkt des Amoklaufs über vier Polizisten und Sicherheitspersonal, das die Eingänge und Parkplätze der weiterführenden Schulen bewachte.^[9]

Kurz vor 11:30 Uhr Ortszeit (UTC−6) schoss Ramos auf seine Großmutter in ihrem Haus in Uvalde und verletzte sie schwer.^[10][11]

Nachdem er einen schwarzen Ford F-150 in einen Graben vor der Schule gerammt hatte, betrat der Täter gegen 11:30 Uhr die Schule durch den Südeingang. Er trug laut Polizei eine Schutzweste, einen Rucksack und komplett schwarze Kleidung und führte eine Handfeuerwaffe, ein Gewehr vom Typ AR-15 und Magazine mit sich.^{[1][12][10][13][14]} Die Schule wurde laut eigenen Angaben um 11:43 Uhr als Reaktion auf Schüsse in der Umgebung abgeriegelt.^[15]

Nach Behördenangaben stieß Ramos dann in den Unterrichtsraum einer vierten Klasse vor. Als die Polizei am Tatort eintraf, verbarrikadierte er sich in dem Raum und bereitete sich auf einen Schusswechsel vor. In demselben Raum erschoss er auch seine Opfer, die später sämtlich dort aufgefunden wurden. Der Täter hielt sich nach Polizeiangaben etwa eine Stunde in der Schule auf.^[16]

Während sich Polizisten einen Schusswechsel mit dem Täter lieferten, trafen Beamte der BORTAC, einer Antiterroreinheit der United States Border Patrol, auf ein Hilfeersuchen der Behörden hin an der Schule ein; auch sie lieferten sich einen Schusswechsel mit dem Täter, wobei dieser erschossen wurde.^[1] Ein Polizist erlitt bei dem Schusswechsel Kopfverletzungen.^[17]

Neunzehn Kinder und zwei Lehrerinnen kamen bei dem Amoklauf ums Leben.^[18][19] Die Kinder besuchten die Klassenstufen zwei, drei und vier.^[20] Zwei Opfer starben bei der Einlieferung in das Uvalde Memorial Hospital.^[21]

Wenige Tage nach dem Amoklauf starb der Witwer einer der getöteten Lehrerinnen an einem Herzinfarkt.^[22]

Salvador Rolando Ramos (* 16. Mai 2004; † 24. Mai 2022) wurde in North Dakota geboren,^[23] wohnte in Uvalde und war Schüler der Uvalde High School. Nach Angaben von Freunden und Familienangehörigen stritten er und seine Mutter, die häufig Drogen konsumierte, regelmäßig. Mitschülern und Freunden von Ramos zufolge stotterte er und lispelte stark, weswegen er oft schikaniert wurde. Er geriet häufig in Schlägereien mit Mitschülern und hatte nur wenige Freunde. Ramos lief Gefahr, die High School im Jahr 2022 nicht abzuschließen, da er häufig in der Schule fehlte. Er arbeitete ein Jahr lang in einem Wendy’s-Imbissgeschäft, kündigte die Stelle aber einen Monat vor dem Amoklauf. Laut dessen Nachtschichtleitung war Ramos ein Einzelgänger.^[11]

Ein Jahr vor dem Amoklauf begann Ramos, auf seinem Instagram-Account Bilder von automatischen Gewehren zu posten, die auf seiner „Wunschliste“ standen.^[24] Am 16. Mai 2022 – an diesem Tag, seinem 18. Geburtstag, war der Amokläufer volljährig geworden – kaufte er in einem örtlichen Waffengeschäft legal zwei halbautomatische Gewehre (darunter mindestens eines von dem Hersteller Daniel Defense);^[25]; drei Tage vor dem Amoklauf postete der Todesschütze ein Bild auf seinem Instagram-Account.^[12][26] Der US-Bundesstaat Texas hat das Schusswaffenrecht in vergangenen Jahren gelockert. Bewohner dürfen Pistolen und Revolver ohne Waffenschein tragen.^[19]

Ramos kündigte seine Tat in einem privaten Chat auf Facebook einem 15-jährigen Mädchen aus Deutschland an. Er hatte zunächst angekündigt, dass er seine Großmutter erschießen werde, und später geschrieben, dass er auf seine Großmutter geschossen habe. Etwa eine Viertelstunde vor der Ankunft an der Schule schrieb er, dass er in einer nicht namentlich genannten Grundschule um sich schießen werde.^[19]

Präsident Joe Biden wurde während der Rückkehr von einer Asienreise über den Amoklauf informiert.^[27] Er ordnete an, die Flaggen auf halbmast zu setzen,^[28] und sprach von Bord der Air Force One aus mit dem texanischen Gouverneur Greg Abbott.^[29] In seiner Rede nach der Rückkehr fragte er: „Wann in Gottes Namen werden wir der Waffenlobby die Stirn bieten?“^[30] Er legte keinen Plan für Maßnahmen vor, was die Waffenkontrollaktivisten enttäuschte.^[31]

Vizepräsidentin Kamala Harris verurteilte die Tat auf einer Veranstaltung am 25. Mai 2022 und rief zu politischen Veränderungen auf, um sicherzustellen, dass sich so etwas nie wieder ereigne.^[32]

Mehrere US-Senatoren bekundeten ihr Beileid. Senator Mitch McConnell twitterte, der Amoklauf habe ihn „entsetzt und untröstlich“ gemacht,^[33] und Senatorin Susan Collins bezeichnete die Tat als „unglaublich tragisch und schrecklich“.^[34] Senator Ted Cruz nannte die Tat „einen weiteren Akt des Bösen und des Massenmords“ und sprach den betroffenen Familien und Kindern sein Beileid aus. Cruz sagte voraus, dass einige Politiker den Amoklauf politisch instrumentalisieren würden, um strengere Waffenreformen zu fordern,^[35][36] und behauptete, das funktioniere nicht, sei nicht wirksam und verhindere keine Kriminalität.^[37] Nutzer in den sozialen Medien warfen ihm Heuchelei vor, weil er Geld der Waffenlobbyisten angenommen habe und weil er plane, auf einer bevorstehenden NRA-Jahrestagung mit Senator John Cornyn, Gouverneur Greg Abbott und Ex-Präsident Donald Trump^[38] zu sprechen.^[39]

Manuel Oliver, ein Aktivist für strengere Waffengesetze und Vater eines Opfers des Schulmassakers von Parkland, brachte in einer Erklärung seine Empörung zum Ausdruck und sagte, dass die Familien der Opfer nicht die Gedanken und Gebete von Politikern brauchten; „sie brauchen ihre Kinder“.^[40] Mehrere Familien von Opfern des Amoklaufs an der Sandy Hook Elementary School forderten strengere Waffenkontrollen.^[41] Der Aktivist Fred Guttenberg, dessen Tochter beim Schulmassaker von Parkland getötet worden war, forderte ebenfalls strengere Waffengesetze und drückte seine Unterstützung für die Familien der Opfer der Robb Elementary School aus.^[42]

Die ehemaligen Präsidenten Bill Clinton^[32] und Barack Obama^[43] sowie der kanadische Premierminister Justin Trudeau verurteilten die Tat.^[44]

Der republikanische Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses für den 4. Distrikt von Arizona, Paul Gosar, verbreitete auf Twitter eine Verschwörungstheorie über die Identität des Täters, indem er behauptete, es handele sich um einen „transsexuellen, linksgerichteten illegalen Ausländer“, und teilte einen gefälschten Beitrag, in dem er Fotos einer Transfrau kopierte, die nichts mit dem Anschlag zu tun hatte. Die Tweets wurden nach medialer Aufmerksamkeit gelöscht.^[45][46]

Der Basketballtrainer Steve Kerr gab kurz nach dem Amoklauf eine viel beachtete, emotionale Pressekonferenz. Er kritisierte jene Senatoren, die sich gegen die Verschärfung von Waffengesetzen stellen, konkret gegen den Gesetzesentwurf H.R.8, der Hintergrundprüfungen (Backgroundchecks) bei Waffenkäufen vorsieht. Diese 50 Senatoren würden die USA „in Geiselhaft halten“ („holding us hostage“), so Kerr.^[47][48]

Augenzeugen der Vorgänge außerhalb der Schule warfen der Polizei vor, nicht zügig genug das Schulgebäude betreten zu haben, um den Amokläufer zu stoppen.^[49]

• Liste von Amokläufen an Bildungseinrichtungen

Commons: Amoklauf an der Robb Elementary School – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

29.199444-99.788333Koordinaten: 29° 11′ 58″ N, 99° 47′ 18″ W