„NachDenkSeiten“ – Versionsunterschied

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'''NachDenkSeiten''' mit dem Untertitel ''Die kritische Website'' ist ein deutsches [[Watchblog]], auf dem politische und gesellschaftliche Themen kommentiert werden. Die NachDenkSeiten wurden als wichtiger Bestandteil einer „[[Gegenöffentlichkeit]]“ gelobt. Herausgeber ist der ehemalige [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker [[Albrecht Müller (Publizist)|Albrecht Müller]], der auch zahlreiche Beiträge liefert.
'''NachDenkSeiten''' mit dem Untertitel ''Die kritische Website'' ist ein deutsches [[Watchblog]], auf dem politische und gesellschaftliche Themen kommentiert werden. Ursprünglich als wichtiger Bestandteil einer „[[Gegenöffentlichkeit]]“ gelobt, verbreitet die Seite in den letzten Jahren jedoch vermehrt [[Verschwörungstheorie]]n, etwa zur [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Ukraine-Krise]] seit 2014 oder zur [[Corona-Pandemie]]. Herausgeber ist der ehemalige [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker [[Albrecht Müller (Publizist)|Albrecht Müller]], der auch zahlreiche Beiträge liefert.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 10. Mai 2022, 20:57 Uhr

NachDenkSeiten
Die kritische Website
Politischer Watchblog
Sprachen Deutsch
Betreiber Albrecht Müller[1]
Redaktion Albrecht Müller, Herausgeber[1]
Registrierung Nein
Online seit 30. Nov. 2003
https://www.nachdenkseiten.de/

NachDenkSeiten mit dem Untertitel Die kritische Website ist ein deutsches Watchblog, auf dem politische und gesellschaftliche Themen kommentiert werden. Ursprünglich als wichtiger Bestandteil einer „Gegenöffentlichkeit“ gelobt, verbreitet die Seite in den letzten Jahren jedoch vermehrt Verschwörungstheorien, etwa zur Ukraine-Krise seit 2014 oder zur Corona-Pandemie. Herausgeber ist der ehemalige SPD-Politiker Albrecht Müller, der auch zahlreiche Beiträge liefert.

Geschichte

Unmittelbaren Anlass zur Gründung der NachDenkSeiten bot die Errichtung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft im Oktober 2000. Albrecht Müller versuchte nach eigener Darstellung zunächst, zwischen dem März 2001 und dem Jahr 2003 mit Hilfe der IG Metall, des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Otto-Brenner-Stiftung eine Website ins Leben zu rufen, die sich kritisch mit den Standpunkten auseinandersetzen sollte, die damals von den Metallarbeitgebern in die gesellschaftspolitische Diskussion eingebracht wurden. Die Gespräche scheiterten aber. Deshalb gründete er mit Wolfgang Lieb als Mitherausgeber die NachDenkSeiten ohne gewerkschaftliche Unterstützung.[2] Der erste Blogbeitrag in den NachDenkSeiten wurde von Albrecht Müller am 30. November 2003 veröffentlicht.[3] Im März 2011 wurde Jens Berger, der das inzwischen stillgelegte Blog Der Spiegelfechter betrieben hatte, neu in den Kreis der Autoren aufgenommen.[4]

Am 23. Oktober 2015 stellte Wolfgang Lieb seine Mitarbeit bei den NachDenkSeiten ein.[5] Er beschrieb, dass sich die NachDenkSeiten mit einem zunehmenden Anteil von Beiträgen seines Mitherausgebers Albrecht Müller nach und nach verändert und verengt hätten, sowohl thematisch als auch in der Methode der Kritik und der Art der Auseinandersetzung.[6] Müller rufe nur mehr zum „‚Kampf‘ gegen ‚die Herrschenden‘ und ‚die Medien‘“ auf anstatt zum Nachdenken.[7]

Form und Inhalte

In Form eines Watchblogs kommentieren die Autoren Politik und Gesellschaft und setzen sich dabei kritisch mit neoliberalen (im Sinne von wirtschaftsliberal) und konservativen Denkmustern auseinander.[8] Die Website bietet eine tägliche Medienschau zu politischen und gesellschaftlichen Themen (Hinweise des Tages); die Beiträge werden dabei häufig von Lesern vorgeschlagen.[9] Dabei werden auch die Medien selbst kritisch beobachtet.[10] Besondere Aufmerksamkeit schenkte das Blog darüber hinaus der Finanzkrise ab 2007, der Eurokrise und der Euro-Rettungs-Politik der deutschen Regierung.[11]

Das Blog versteht sich als Gegenöffentlichkeit, die aufklären und politische Diskussionen anregen möchte.[12][2] Die Beiträge der Website werden regelmäßig am Jahresende auch in Buchform veröffentlicht (Das kritische Jahrbuch – Nachdenken über Deutschland).[8][11]

Bekannte Gastautoren des Blogs sind unter vielen anderen:

Einige Artikel der NachDenkSeiten werden auch als Audio-Podcasts zum Download angeboten, etwa ein Interview Jens Bergers mit dem Sachbuchautor Clemens Arvay[13] im Februar 2021.

Im November 2021 während der COVID-19-Pandemie legte der österreichische Aktivist Christian Felber in einem Beitrag für die NachDenkSeiten „30 Gründe“ dar, weshalb er derzeit nicht bereit sei, sich gegen Corona impfen zu lassen.[14] Das Momentum Institut kritisierte Felbers Beitrag und kam zu dem Schluss, dass „fast alle seiner Punkte sich sehr schnell widerlegen lassen, da sie wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen“ würden.[15]

Printprodukte und Vertrieb

Die NachDenkSeiten kooperieren mit Telepolis und dem Westend Verlag bei der Vertriebsplattform Buchkomplizen.[16]

Ausgewählte Beiträge der Nachdenkseiten werden im „Kritischen Jahrbuch“ veröffentlicht. Die Jahrbücher liegen für die Jahre seit 2007 vor. 2016/17 war neben Albrecht Müller nicht mehr Wolfgang Lieb, sondern Jens Berger Mitherausgeber.[17]

Rezeption

Anfangsjahre

Nach Einschätzung von Spiegel Online aus dem Jahr 2008 gehörten die NachDenkSeiten zu den wenigen deutschen politischen Websites, die überhaupt wahrgenommen wurden. Die technische Plattform allerdings wirke „gegen [amerikanische] Polit-Seiten […] wie aus der Web-Steinzeit.“ Die behandelten Themen begrenzten sich auf eine Kritik am Neoliberalismus, so dass die Seite nicht mehr „als eine Internet-Gemeinde für enttäuschte Sozialdemokraten“ sei. Zudem bediene man sich einer auffallend scharfen und schneidigen Ausdrucksweise: „David hat keinen Stein in der Schleuder. Also schmeißt er mit Dreck.“[10]

FAZ.-Herausgeber Frank Schirrmacher ordnete die NachDenkSeiten in eine Reihe von Blogs ein, in denen „im besten Sinne alteuropäische Diskurse“ erfolgten, und er fragte sich 2009, ob diese „im Augenblick nur deshalb so wirkungsvoll“ seien, „weil die Politik die Einfluss- und Manipulationsmöglichkeiten digitaler Kommunikation noch nicht verstanden“ habe.[18] In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bezeichnete Schirrmacher im August 2011 die kritischen Beiträge von Albrecht Müller zur Finanzkrise und zu ihrer Bewältigung im Rückblick als „unverzichtbar“.[19]

Vor dem Hintergrund eines von ihm beobachteten dogmatischen Wirtschaftsdenkens in der Öffentlichkeit schreibt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger im Vorwort zum Jahrbuch der NachDenkSeiten 2011/2012: „Anstöße und Anregungen zu alternativen Denkansätzen bieten – anders als die etablierten Medien – die NachDenkSeiten.“[20]

2012 bezeichnete der Deutschlandfunk die NachDenkSeiten als „wohl meistgelesenen Polit-Blog Deutschlands“.[9]

Spätere Entwicklung

Jakob Augstein fragte 2012: „Albrecht Müllers Nachdenkseiten genießen einen guten Ruf. Warum eigentlich? Denn ihr Gründer folgt mehr seinen eigenen Vorurteilen als seriösem Erkenntnisinteresse.“[21] Gleichwohl bezeichnete Augstein in einem Gratulationsschreiben 2013 die Nachdenkseiten als „kluges, strenges und vor allem linkes Gewissen der deutschen Publizistik“.[22]

Der Mitbegründer der NachDenkSeiten Wolfgang Lieb bemängelte im Oktober 2015, dass Müller „die Welt moralisch in Freund und Feind“ teile und als „Ursache nahezu allen Übels auf der Welt ‚einflussreiche Kräfte‘ (oft in den USA) oder undurchsichtige ‚finanzkräftige Gruppen‘ oder pauschal ‚die Eliten‘“ sehe. Statt zum Nachdenken rufe Müller in den NachDenkSeiten nur noch zum „‚Kampf‘ gegen ‚die Herrschenden‘ und ‚die Medien‘“ auf.[23] Martin Reeh von der Tageszeitung schrieb anlässlich Liebs Abschied von der Webseite, dass sich die NachDenkSeiten und Müller seit der Ukraine-Krise 2014 zweifelhaften Personen und Verschwörungstheorien angenähert haben. Müller lasse sich zum Beispiel von Ken Jebsen interviewen. Den Anschlag auf Charlie Hebdo erkläre Müller durch Bezugnahme auf Andreas von Bülow, der an eine Verschwörung der Geheimdienste glaubt. Auf den NachDenkSeiten dürfe beispielsweise auch Daniele Ganser ohne kritische Nachfragen seine Ansichten verbreiten, dass es ein „NATO-Netzwerk in den Medien“ gebe und der Westen allein schuld sei an der Ukraine-Krise. Müller selbst glaube an eine von oben gesteuerte „Meinungsmache“ der Medien und sei vom Vorwurf „Lügenpresse“ nicht weit entfernt.[5] Steven Geyer von der Frankfurter Rundschau zählte die NachDenkSeiten im November 2015 zu den Machern einer neuen Gegenöffentlichkeit, die gegen eine vermeintliche Gleichschaltung der deutschen Medien anschreiben und hinter allen schlechten Entwicklungen die CIA und NATO vermuten und dabei keine Berührungsängste mit rechten Personen, Positionen und Verschwörungstheorien haben.[23] Rudolf Stumberger nahm Müller zwar vor Geyers Querfrontvorwurf in Schutz, räumte aber ein, dass dieser „in der Tat […] gerne koordinierte Aktionen der Medien am Werk [sieht], er kann sich einfach nicht vorstellen, dass Journalisten und Chefredakteure auch einfach nur blöde oder angepasst sein können.“[24]

Im Herbst 2015 kam es zu einem Konflikt zwischen den NachDenkSeiten und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Nach einem NDR-Beitrag zu einem medienkritischen Buch der NachDenkSeiten-Betreiber erwirkten diese im Oktober eine einstweilige Verfügung gegen den NDR, da der Sender nach Ansicht der Seitenbetreiber versucht hatte, die NachDenkSeiten als rechtsextrem ausgerichtetes Medium darzustellen.[25] In einem darauf folgenden Beitrag mit dem Titel „Lügenpresse“: Medienkritik besorgter Bürger im Fernsehmagazin Zapp zählte der NDR im November 2015 die NachDenkSeiten neben PI-News, Compact und Kopp Online zu den bekanntesten „alternativen Medien“. Die NachDenkSeiten kritisierten daraufhin, der NDR nutze „berechtigte Kritik an PEGIDA und der AfD“, um kritische Medien wie die NachDenkSeiten zu diffamieren.[26] Hierauf antwortete die Zapp-Redaktion mit einer Stellungnahme. Der NDR wollte an der entsprechenden Stelle im Film nicht den Eindruck erwecken, die NachDenkSeiten seien politisch mit den genannten Seiten gleichzusetzen. „Allerdings“, so die Redaktion, „mit wachsender Reichweite haben sich die NDS unter der Herausgeberschaft von Albrecht Müller von einem nachdenklichen Online-Portal tatsächlich zu einer Plattform entwickelt, die unserer Meinung nach mit ihrer Medienkritik oft über das Ziel hinausschießt.“[27]

Tobias Schulze, Leiter des Innenressorts der taz, zählte 2017 die „NachDenkSeiten“ zusammen mit dem russischen Staatssender „RT Deutsch“ zur Riege der „Putin-Freunde“.[28]

Stefan Niggemeier warf einem NachDenkSeiten-Artikel Müllers vor, „selbst ein Beispiel für eine Methode der Journalismuskritik“ zu sein, „die Recherche durch Raunen ersetzt“, und eine „demagogische Form der Diffamierung“ zu betreiben. Müller liefere „den Lesern seiner ‚kritischen Website‘ die Zutaten, mit denen sie sich eine Westentaschenverschwörungstheorie basteln können“. Er verlasse sich nicht auf die „Macht der Aufklärung“, sondern nutze die „Macht des Raunens“. Dadurch entwerte Müller seine Kritik an Journalisten und deren oft kampagnenhafter Berichterstattung, mit der er „in vielen Punkten Recht“ habe. Müller hatte in seinem Beitrag in scharfer Form die Auszeichnung der Investigativjournalistin Anja Reschke als Journalist des Jahres sowie die Berichterstattung Niggemeiers dazu kritisiert, die angeblich wichtige Informationen dazu verschwiegen habe.[29]

Thomas Gesterkamp befand 2019 im Neuen Deutschland, dass sich die NachDenkSeiten „mit ihren gegen den Strich gebürsteten, nicht stromlinienförmigen Beiträgen […] als eine wichtige Informationsquelle [profiliert]“ und „eine kritische Gegenöffentlichkeit“ gebildet hätten. Später hätten sie sich jedoch „leider zu einem Beispiel dafür entwickelt, wie Journalistenschelte von links nicht stattfinden sollte. Denn allzu sehr ähneln manche der verwendeten Argumentationsmuster ihren Pendants von rechts: Plumpe Angriffe auf die ‚Systemmedien‘ garniert mit verschwörungstheoretischen Konstrukten.“[30]

Im September 2019 erklärte die Süddeutsche Zeitung (SZ) im Streiflicht den Namen NachDenkSeiten damit, dass Müller „seit Beginn der Regierung Kohl […] darüber nach[denkt], warum niemand auf ihn hört, und er kann es sich und seinen Followern einfach nicht erklären“. Müller unterstellte daraufhin der SZ, sie wolle damit die Beratungen von Redaktionen zu seinem angekündigten medienkritischen Buch Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst. negativ beeinflussen.[31]

Der Amerikanist und Verschwörungstheorieforscher Michael Butter reiht die NachDenkSeiten ein in die „alternativen“ Medien wie KenFM, Telepolis, oder Rubikon, die alle eine Gegenöffentlichkeit zu den traditionellen Qualitätsmedien und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk bilden würden. Sie bedienten Verschwörungstheorien wie die von der „Lügenpresse“ und verkauften diese als seriöse Nachrichten.[32]

Der freie Journalist Thomas Dudek kritisierte im Cicero die Sichtweise der NachDenkSeiten zum Thema Belarus. So vermutete ein NachDenkSeiten-Kommentar hinter den Protesten in Belarus gegen den Präsidenten Lukaschenka aufgrund der international weithin als gefälscht betrachteten Präsidentschaftswahl 2020 einen von der NATO und der Europäischen Union initiierten „Regime Change“ zur angeblich weiteren Einengung Russlands. Dudek warf den Nachdenkseiten und anderen „Alternativmedien“ wie Russia Today, Telepolis und KenFM vor, mit solchen Texten „nicht nur ihre Abscheu gegen westliche Werte, sondern auch ihre Arroganz gegenüber den Menschen in Osteuropa“ zu offenbaren.[33]

Vor dem Hintergrund der Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland ordnete der Rechtsextremismusexperte Marius Hellwig die Nachdenkseiten gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland in die Reihe der „verschwörungsideologische[n] und/oder rechts-offene[n] Medien wie die das [...] Compact-Magazin, RT Deutsch, KenFM, die Epoch Times und PI News ein.“[34]

Im Jahr 2021 rechnete die Amadeu Antonio Stiftung die NachDenkSeiten zu den „‚Wahrheits‘-Blogs“, die „linke Verschwörungsideologie“ verbreiten würden, indem sie Informationen weglassen und Gerüchte verbreiten würden. Die dort tätigen Journalisten würden gezielt gegen ein Feindbild agitieren, „das sie durch ihre manichäische Einteilung der Welt in Gut und Böse selbst geschaffen haben“, wobei sie eben dies ihren Gegnern vorwerfen würden.[35]

In einer Fallstudie auf der vom Zentrum Liberale Moderne betriebenen Website gegneranalyse.de charakterisierte der Politikwissenschaftler Markus Linden im April 2022 die NachDenkSeiten als „ein stark ideologisiertes, undifferenziert argumentierendes Medium, das radikale Widerständigkeit postuliert und als Scharnier für verschwörungstheoretisches Denken fungiert.“[36] Während die Nachdenkseiten etwa in der Wirtschaftspolitik und in der Abgrenzung zur Fremdenfeindlichkeit als klassisch links zu verorten seien, reihten sie sich bei anderen Themen wie der fundamentalen Medien- und Politikkritik, Erzählungen gegen den vermeintlich US- und Nato-gesteuerten Mainstream, der einseitigen Kritik der Corona-Maßnahmen und Vertretung der Position des Putin-Regimes bewusst in eine fundamentaloppositionelle Querfront ein. Diese Ideologie verbreiteten die NachDenkseiten in der Regel nicht mit direkten Fake News, sondern mittels einer auf Halbwahrheiten und instrumenteller Pauschalkritik fußenden Methodik sowie über die Auswahl von Weblinks und InterviewpartnerInnen.

Nachdem der russische Staatspropagandakanal Russia Today vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 EU-weit verboten wurde, verbreiteten die NachDenkSeiten laut WAZ Anleitungen, wie man Inhalte von Russia Today dennoch empfangen könne.[37] Laut der Osteuropaexpertin Susanne Spahn besteht ein enges Netzwerk zwischen deutschen Alternativmedien wie den NachDenkSeiten oder dem KenFM-Nachfolger apolut und den russischen Auslandsmedien. Das zeige sich darin, dass sie dieselben Interviewpartner einladen würden, dass sie sich gegenseitig zitierten und sich auch gegenseitig interviewten. Außerdem seien ein Großteil der Autoren identisch.[38] Laut dem deutsch-polnischen Historiker und Journalisten Thomas Dudek sind die NachDenkSeiten zu einer „verschwörungsideologischen Publikation verkommen“, die sich bezüglich der nichtrussischen Staaten Osteuropas „rassistisch-antislawischer“ Bilder bediene.[39]

Auszeichnung

Im Jahr 2009 meinte Sven Mainka in seiner Laudatio zum Alternativen Medienpreis für die NachDenkSeiten: „Politische Bildung tut not. Verlinkungen zu anderen kritischen Seiten stellen Zusammenhänge her und helfen, Lobbyismus und Meinungsmanipulation besser zu erkennen.“[40]

Zugriffszahlen und Verbreitung

Laut Spiegel Online hatte die Seite 2008 bis zu 25.000 Besucher am Tag.[10] Dem Deutschlandfunk zufolge zählte das Blog im Jahre 2012 etwa 60.000 Leser täglich.[9] Nach eigener Angabe riefen im Jahre 2020 etwa 150.000 Leser täglich die NachDenkSeiten auf.[41][42]

Öffentliche Veranstaltungen

Gemeinsam mit dem Förderverein werden die Pleisweiler Gespräche organisiert, in denen Politiker und Journalisten öffentlich zu Themen diskutieren, die im Blog aufgegriffen worden sind. Die Veranstaltungen werden als Video aufgezeichnet und in einem Kanal auf YouTube dokumentiert. Gäste waren dabei bisher unter anderen Hans-Ulrich Jörges, Heiner Flassbeck, Sahra Wagenknecht, Werner Rügemer, Rainer Mausfeld und Willy Wimmer sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Einzelnachweise

  1. a b Impressum. In: NachDenkSeiten. 29. Juni 2011, abgerufen am 12. November 2017.
  2. a b Albrecht Müller: Unterste Schublade – eine sogenannte Studie der Otto Brenner Stiftung über das angebliche Netzwerk „Querfront“. In: NachDenkSeiten. 31. August 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015.
  3. Albrecht Müller: INSM verbreitert die Öffentlichkeitsarbeit. In: NachDenkSeiten. 30. November 2003, abgerufen am 13. Juli 2011.
  4. Wolfgang Lieb: Jens Berger macht bei den NachDenkSeiten mit. In: NachDenkSeiten. 4. März 2011, abgerufen am 13. Juli 2011.
  5. a b Martin Reeh: Onlinemagazin „Nachdenkseiten“. Nachgedacht und ausgestiegen. Wolfgang Lieb hört bei den „Nachdenkseiten“ auf. Sein Mitherausgeber Albrecht Müller glaubt zu gern an Verschwörungstheorien. In: Die Tageszeitung. 28. Oktober 2015 (taz.de [abgerufen am 2. April 2017]).
  6. Wolfgang Lieb in eigener Sache: Ich habe mich schweren Herzens entschlossen, nicht mehr für die NachDenkSeiten zu arbeiten auf den Nachdenkseiten vom 23. Oktober 2015
  7. Steven Geyer: Die fragwürdige Anti-Lügenpresse-Front, Berliner Zeitung, 3. November 2015
  8. a b Stephan Hebel: Gar nicht alternativlos, Berliner Zeitung, 9. Dezember 2011
  9. a b c Melanie Longerich: Eine Frage der Ehre, DLF-Magazin vom 19. April 2012, abgerufen am 28. September 2012.
  10. a b c Markus Brauck, Frank Hornig und Isabell Hülsen: Die Beta-Blogger (2). Spiegel Online, 21. Juli 2008
  11. a b Stephan Hebel: Das Europrojekt als spannender Episodenfilm, Berliner Zeitung, 21. Dezember 2012
  12. Nils Minkmar: Im Gespräch: Polit-Blogger Albrecht Müller. Eine perfekte Meinungsmaschine, FAZ, 16. August 2009
  13. „Ich lasse mir von der Wikipedia nicht meine Identität stehlen“.
  14. "30 Gründe, warum ich mich derzeit nicht impfen lasse", Nachdenkseiten, 11. November 2021
  15. Corona-Impfung: Wir haben Christian Felbers Artikel gelesen, damit du es nicht musst. Abgerufen am 16. November 2021.
  16. Der alternative Imperialismus. In: Börsenblatt. 22. Mai 2020, abgerufen am 24. Juli 2021 (Dieser Artikel ist zuerst in der Börsenblatt-Ausgabe 26/2019 erschienen).
  17. Im Einzelnen:
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2007 – Nachdenken über Deutschland. Verlag Helmut Schmidt Medien, Kirchsahr 2008, ISBN 978-3-00-023733-1.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2008/2009 – Nachdenken über Deutschland. Verlag Helmut Schmidt Medien, Kirchsahr 2008, ISBN 978-3-00-026393-4.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2009/2010 – Nachdenken über Deutschland. Verlag Helmut Schmidt Medien, Kirchsahr 2009, ISBN 978-3-00-029424-2.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2010/2011 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-938060-56-8.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2011/2012 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-938060-62-9.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2012/2013 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86489-030-7.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2013/2014 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-86489-046-8.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2014/2015 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86489-075-8.
    • Wolfgang Lieb, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2015/2016 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-86489-105-2.
    • Jens Berger, Albrecht Müller: Das kritische Jahrbuch 2016/2017 – Nachdenken über Deutschland. Westend, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-86489-154-0.
  18. Frank Schirrmacher: Payback. Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen. Karl Blessing Verlag, München 2009, ISBN 978-3-89667-336-7, S. 200.
  19. Frank Schirrmacher: Bürgerliche Werte: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“. In: FAZ. 15. August 2011, abgerufen am 6. Juli 2015.
  20. Peter Bofinger: Vorwort zu Nachdenken über Deutschland. Das kritische Jahrbuch 2011/2012.
  21. Jakob Augstein: Offener Brief an Albrecht Müller. In: der Freitag. 26. Juni 2012
  22. Geburtstagsgrüße auf den Nachdenkseiten, 30. November 2013
  23. a b Steven Geyer: Nachdenkseiten: Die Anti-Lügenpresse-Front. In: Frankfurter Rundschau, 2. November 2015.
  24. Rudolf Stumberger: Die Quer- und Queerfront. In: Telepolis, 16. Februar 2016.
  25. Albrecht Müller: Einstweilige Verfügung gegen den NDR. In: NachDenkSeiten. 22. Oktober 2015, abgerufen am 27. Oktober 2019.
  26. Albrecht Müller: Die Diffamierung der NachDenkSeiten geht weiter. Da hilft wohl nur Aufklärung mit Ihrer Unterstützung. Darum bitten wir. In: NachDenkSeiten. 12. November 2015, abgerufen am 27. Oktober 2019.
  27. Statement der Redaktion. In: Zapp. Norddeutscher Rundfunk, 13. November 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Oktober 2016; abgerufen am 24. September 2016.
  28. Tobias Schulze: Transatlantischer Ruhestand: Grüne Ex-Politiker gründen Think-Tank. In: taz. 16. November 2017, abgerufen am 27. Dezember 2021.
  29. Stefan Niggemeier: Die Macht des Raunens. In: ÜberMedien. 25. Februar 2016, abgerufen am 9. Mai 2019.
  30. Thomas Gesterkamp: Medienkritik für Besserwisser. In: Neues Deutschland. 26. Oktober 2019, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  31. Albrecht Müller: Die Süddeutsche polemisiert gegen die NachDenkSeiten und ihren Herausgeber. In: NachDenkSeiten. 16. September 2019, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  32. Michael Butter: Verschwörungs(theorie)panik. „Filter Clash“ zweier Öffentlichkeiten. In: Heiner Hastedt (Hrsg.): Deutungsmacht von Zeitdiagnosen. Interdisziplinäre Perspektiven. transcript Verlag, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4592-7, S. 197–211, hier S. 205 (abgerufen über De Gruyter Online).
  33. Thomas Dudek: Der alternative Imperialismus. In: Cicero (Zeitschrift). 24. August 2020, abgerufen am 2. September 2020.
  34. Matthias Schwarzer: Tanzende Hippies auf Corona-Demos: Was will die Esoterikszene? In: RedaktionsNetzwerk Deutschland. 19. August 2020, abgerufen am 30. Juli 2021.
  35. Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.): Down the rabbit hole. Verschwörungsideologien: Basiswissen und Handlungsstrategien, Berlin 2021, S. 53
  36. Markus Linden: Vom Aufklärungs- zum Querfront-Medium? Die Nachdenkseiten als Träger von Ideologie, Scharnier für Verschwörungstheorien und Agenda-Setzer der radikalen Systemopposition. In: gegneranalyse.de. 7. April 2022, abgerufen am 16. April 2022.
  37. Matthias Korfmann: Desinformation/Propaganda: Wie Putins Propagandisten die Behörden in NRW beschäftigen. In: WAZ. 11. April 2022, abgerufen am 30. April 2022.
  38. Sabine Cygan: Wie russische Propaganda in der deutschen Gesellschaft verfängt. In: MDR. 25. April 2022, abgerufen am 30. April 2022.
  39. Thomas Dudek: Der Antislawismus lebt - Der deutsche Blick nach Osten ist kolonial geprägt. In: MDR. 16. April 2022, abgerufen am 30. April 2022.
  40. Sven Mainka: Alternativer Medienpreis 2009 – Laudatio Internet auf www.nachdenkseiten.de (PDF; 42 kB). 2009. Abgerufen am 23. Juni 2011.
  41. Eine große Bitte an unsere Leserinnen und Leser: Die NachDenkSeiten weiterverbreiten. Aktion +5. In: NachDenkSeiten - Die kritische Website. Abgerufen am 17. Februar 2022 (deutsch).
  42. In eigener Sache: 1. Zugriffe 2. Zum Zusammenhang von NachDenkSeiten und den Büchern der NachDenkSeiten-Macher. In: NachDenkSeiten - Die kritische Website. Abgerufen am 17. Februar 2022 (deutsch).