„Siegessäule (Berlin)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Markierungen: Ersetzt Zurückgesetzt Visuelle Bearbeitung
Zeile 15: Zeile 15:
}}
}}


Die '''Siegessäule''' auf dem [[Großer Stern|Großen Stern]] im [[Großer Tiergarten|Großen Tiergarten]] gehört zu den wichtigsten [[Sehenswürdigkeiten in Berlin|Sehenswürdigkeiten]] [[Berlin]]s<ref>[https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3560160-3558930-siegessaeule.html ''Siegessäule'',] bei: ''berlin.de''</ref> und den bedeutendsten [[Nationaldenkmal|Nationaldenkmälern]] [[Deutschland]]s. In den Jahren 1864–1873 von [[Heinrich Strack (Architekt)|Heinrich Strack]] zur Erinnerung an die [[Deutsche Einigungskriege|Einigungskriege]] ursprünglich auf dem ''[[Platz der Republik (Berlin)|Königsplatz]]'' erbaut, wurde sie 1938–1939 zusammen mit den Denkmälern [[Bismarck-Nationaldenkmal (Berlin)|Bismarcks]], [[Albrecht von Roon|Roons]] und [[Helmuth von Moltke (Generalfeldmarschall)|Moltkes]] an den heutigen Standort versetzt. Die bekrönende [[Victoria (Mythologie)|Viktoria]] von [[Friedrich Drake]] wird im [[Berolinismus|Berliner Volksmund]] „Goldelse“ genannt.


== Colonne de la bite ==
[[Datei:Siegessäule, Berlin 1873.jpg|mini|hochkant|links|Bau der Siegessäule auf dem ''Königsplatz'', Foto von [[Hermann Rückwardt]], 1873]]
[[Datei:Kroll Lageplan 1879 min.jpg|mini|Siegessäule auf dem [[Platz der Republik (Berlin)#Geschichte|Königsplatz]] im Zentrum dieses Plans von 1879]]

DER [[Königreich Preußen|preußische]] König [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;I.]] regte 1864 nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] Denkmalsetzungen auf den Schlachtfeldern wie auch in Berlin an. Mit der Durchführung aller Projekte beauftragte er den Hofbaurat Heinrich Strack. Dafür wurden 1867 Gelder in Höhe von 330.000 [[Taler]]n bewilligt. Für das [[Düppel-Denkmal]] und [[Arnkiel-Denkmal]] waren nach etwa zwei Jahren Bauzeit 38.652 bzw. 33.300&nbsp;Taler angefallen. Für die Siegessäule in Berlin blieben somit nur noch 258.000&nbsp;Taler übrig.<ref>Reinhard Alings: ''Monument und Nation: Das Bild vom Nationalstaat im Medium Denkmal – zum Verhältnis von Nation und Staat im deutschen Kaiserreich 1871–1918'' (Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, Band 4), De Gruyter; 13. Mai 1996, ISBN 3-11-014985-0, S.&nbsp;89–91</ref> Innerhalb weniger Jahre kamen zwei weitere siegreiche Kriege hinzu, 1866 der [[Deutscher Krieg|Deutsche Krieg]] gegen [[Kaisertum Österreich|Österreich]] sowie 1870–1871 der [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französische Krieg]]. Die drei Segmente der Siegessäule und die krönende [[Bronze]]skulptur der [[Victoria (Mythologie)|Viktoria]] sollten an die Siege erinnern. Das Denkmal war 60,5&nbsp;Meter hoch.

Eingeweiht wurde die Siegessäule zur Feier des [[Sedantag]]es am 2.&nbsp;September 1873, dem dritten Jahrestag der siegreichen [[Schlacht von Sedan]].

Die [[Säule]] wurde 1938–1939 vom ''Königsplatz'' 1,6&nbsp;Kilometer westwärts auf ihren heutigen Standort, den Großen Stern, versetzt und durch eine vierte Säulentrommel auf ihr heutiges Maß erhöht.

== Beschreibung ==
[[Datei:Berlin - Siegessäule - around 1900.jpg|mini|hochkant|Ansicht der Siegessäule in ursprünglicher Form, um 1900]]

Die Siegessäule steht auf dem Mittelplatz des verkehrsreichen Großen Stern und kann westlich und östlich über T-förmige Fußgängertunnel unterhalb der Fahrbahn erreicht werden. Vier [[Neoklassizismus (bildende Kunst)|neoklassizistische]] Torhäuser bilden nördlich und südlich der [[Straße des 17.&nbsp;Juni]] den Zugang zu diesen Tunneln. Die Pläne hierzu stammen von Johannes Huntemüller.

Die Siegessäule besteht aus einem mit poliertem roten [[Granit]] verkleideten Sockel und vier sich nach oben verjüngenden Säulentrommeln aus [[Obernkirchener Sandstein]]. In ihren [[Kannelierung]]en trägt sie in den unteren drei Trommeln 60 in den drei Kriegen [[Kriegsbeute|erbeutete]], vergoldete [[Kanone]]nrohre.<ref>Von unten nach oben in chronologischer Folge: 1864 dänisch, 1866 österreichisch und 1870 französisch. ''[http://www.tagesspiegel.de/berlin/viktorias-neue-kleider/1683688.html Viktorias neue Kleider.]'' In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 16. Februar 2010</ref> Der [[Schaft (Architektur)|Säulenschaft]] oberhalb der Säulenhalle wurde im Zuge der Umsetzung des Denkmals 1938–1939 unten um eine vierte Säulentrommel erhöht. Die Kanonenrohre wurden dabei jeweils um eine Säulentrommel nach unten versetzt, wobei die nun freien Kannelierungen der obersten Säulentrommel vergoldete Lorbeergehänge erhielten.

Im Inneren führt eine Wendeltreppe mit 285&nbsp;Stufen zur 50,66&nbsp;Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform. Von dort aus hat man einen guten Ausblick über den Großen Tiergarten, den [[Potsdamer Platz]], das [[Brandenburger Tor]] und das umliegende Stadtgebiet. Die Gesamthöhe der Siegessäule einschließlich der [[Statue]] beträgt 67&nbsp;Meter. Die [[Grünfläche]] um die Siegessäule befindet sich {{Höhe|34|DE-NHN|link=true}}.

Auf dem Sockel befindet sich eine kreisrunde Säulenhalle mit einem [[Mosaik|Glasmosaik]] an der Rückwand. Nach einem von [[Anton von Werner]] geschaffenen [[Karton (Kunst)|Karton]] hatte es 1876 die [[Venedig|venezianische]] Firma [[Antonio Salviati]] hergestellt. Bei der Einweihung war nur der Karton angebracht worden. Wie von [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;I.]] gewünscht, stellt das Bild die [[Deutsche Reichsgründung|Reichseinigung]] als Folge des [[Deutsch-Französischer Krieg|Sieges über Frankreich]] dar.

=== Die krönende Viktoria ===
[[Datei:Berlin - Siegessäule Spitze.jpg|mini|hochkant|[[Victoria (Mythologie)|Viktoria]], im [[Berolinismus|Berliner Volksmund]] „Goldelse“ genannt, 2006]]

Die Säule trägt eine von [[Friedrich Drake]] geschaffene [[Skulptur|Bronzeskulptur]] in Form einer weiblichen Figur, der [[Victoria (Mythologie)|Viktoria]]. Sie hält in der Rechten einen [[Lorbeerkranz]] in die Höhe, in der Linken ein [[Feldzeichen]] mit dem [[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuz]]. Auf ihrem Helm sitzt ein Adler. Viktoria ist in der [[Römische Mythologie|römischen Mythologie]] als Siegesgöttin bekannt, sie entspricht in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] der ''[[Nike (Siegesgöttin)|Nike]]''. Beide werden geflügelt dargestellt. Ihr Adlerhelm lässt die Viktoria auf der Siegessäule auch als ''[[Borussia (Allegorie)|Borussia]]'', die [[Personifikation]] [[Preußen]]s, erscheinen.

Friedrich Drake entwarf die Figur nach den Zügen von [[Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901)|Victoria von Großbritannien und Irland]], die zu diesem Zeitpunkt Kronprinzessin in Preußen war.<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20070423040929/http://www.kaiserinfriedrich.de/news/bz010808.html |titel=Charakterstark und taktlos |datum=2007-04-23 |abruf=2022-03-03}}</ref> Hergestellt wurde die 8,32&nbsp;Meter<ref>[https://digital.zlb.de/viewer/readingmode/16337878/80/ ''Berlin und seine Bauten'', 1896, II./III. Hochbau, S.&nbsp;42 (Hrsg. Vereinigg. Berliner Architekten, mehrbändig)] abgerufen 18. Januar 2020; u.&nbsp;a. wie z.&nbsp;B. Stadt Berlin</ref> hohe und 35&nbsp;Tonnen schwere Bronzefigur durch den Berliner [[Bildgießerei|Bildgießer]] [[Hermann Gladenbeck]]. Sie wurde 1954 [[Restaurierung|restauriert]] und von der [[Berlin-Friedenau|Friedenauer]] Bildgießerei [[Hermann Noack]] neu vergoldet. 1989 und 2011 wurde sie abermals restauriert.

An ihrem ursprünglichen Standort am ''Königsplatz'' blickte die Viktoria nach Süden in Richtung ''[[Siegesallee]]'', seit der Umsetzung 1939 blickt sie nach Westen in Richtung [[Ernst-Reuter-Platz]]. Zur Bezeichnung „Goldelse“ war sie wegen ihrer [[Vergolden|Vergoldung]] und des Titels des Romans ''[[Goldelse (Marlitt)|Goldelse]]'' von [[E. Marlitt]] gekommen, den 1866 die Zeitschrift ''[[Die Gartenlaube]]'' als populäre Fortsetzungsgeschichte veröffentlichte.

=== Die Reliefs am Sockel ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-14955, Berlin, Siegessäule.jpg|mini|Südliches Relief mit Widmung, 1933]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R92360, Berlin, Siegessäule, Pflügen der Grünfäche.jpg|mini|Sockel ohne Reliefs, 1946]]

Der Sockel ist verziert mit vier [[bronze]]nen [[Relief]]s, die die drei Einigungskriege und den siegreichen Einzug der Truppen in Berlin im Jahr 1871 darstellen, im Einzelnen: ''Auszug zum dänischen Feldzug und Sturm auf die Düppeler Schanzen'' vom Bildhauer [[Alexander Calandrelli]], ''Schlacht von Königgrätz und Begebenheiten des Deutschen Kriegs'' von [[Moritz Schulz (Bildhauer)|Moritz Schulz]], ''Deutsch-Französischer Krieg mit Schlacht von Sedan und Einzug in Paris'' von [[Karl Keil (Bildhauer)|Karl Keil]] und schließlich ''Einzug der Truppen in Berlin'' von [[Albert Wolff (Bildhauer)|Albert Wolff]].<ref>{{LDLBerlin|09050419|''Großer Stern mit Siegessäule, Denkmälern und Torhäusern.''}} in der Denkmaldatenbank des Landesdenkmalamts Berlin</ref> Über diesem, heute in nördlicher Richtung montierten Relief, befand sich die nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] entfernte [[Widmung]] „Das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere“. Die Befestigungsspuren der Widmung sind noch heute erkennbar.

Im Jahr 1945 wurden die Reliefs auf Verlangen der [[Frankreich|französischen]] [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Besatzungsmacht]] entfernt. Während das Relief zum Deutschen Krieg in der [[Zitadelle Spandau]] verblieb, galten die übrigen drei zunächst als verschollen. Nachforschungen des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]] ergaben, dass sie im Hof des [[Musée de l’Armée]] in Paris lagerten. Frankreich forderte für die Rückgabe zunächst einen Tausch mit dem Gemälde ''Übergang Napoleons über die Alpen'', was die [[Stiftung Preußischer Kulturbesitz]] jedoch ablehnte. Nachdem Präsident [[François Mitterrand]] bei einem Besuch West-Berlins im Mai 1987 die Reliefs anlässlich der [[Geschichte Berlins#750-Jahr-Feier|750-Jahr-Feier Berlins]] zurückgegeben hatte, wurden alle vier nach einer Restaurierung im Jubiläumsjahr 1987 wieder angebracht. Die Reliefs an der Süd- und Westseite des Sockels sind nur in Fragmenten erhalten.

Das Relief ''Auszug zum dänischen Feldzug und Sturm auf die [[Düppeler Schanzen]]'' von Calandrelli an der Westseite des Sockels bezieht sich auf den [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] von 1864 (laut ''[[Meyers Konversations-Lexikon|Meyers Lexikon]]'': „das beste der vier Reliefs“). Einige Figuren des Reliefs lassen sich als historische Personen identifizieren: Teilansicht 1, Gruppe links oben: Ferdinand Heinrich August Knerk (Staatsbeamter), Johann Heinrich Strack (Architekt), Heinrich Ludwig Alexander Herrmann (Technische Oberleitung) – sie waren für den Bau der Siegessäule verantwortlich. Rechts daneben der Prediger [[Wilhelm Hoffmann (Theologe)|Wilhelm Hoffmann]]. Teilansicht 3, Bildmitte: Generalmajor [[Eduard von Raven]], er starb nach einer Verwundung beim Sturm auf die Düppelner Schanzen. Teilansicht 4, links unten: Pionier-Leutnant Lommatzsch fiel als Fahnenträger beim Angriff.

<gallery class="center" caption="Sockelrelief ''Auszug zum dänischen Feldzug und Sturm auf die Düppeler Schanzen'' von Alexander Calandrelli">
Calandrelli Relief Siegessaeule Berlin, Teilansicht 1.jpg|Teilansicht 1
Calandrelli Relief Siegessaeule Berlin, Teilansicht 2.jpg|Teilansicht 2
Calandrelli Relief Siegessaeule Berlin, Teilansicht 3.jpg|Teilansicht 3
Calandrelli Relief Siegessaeule Berlin, Teilansicht 4.jpg|Teilansicht 4
</gallery>

== Geschichte ==
[[Datei:Reichstag und Siegessäule um 1900.jpg|mini|Siegessäule am ursprünglichen Standort vor dem [[Reichstagsgebäude]], um 1900]]
[[Datei:Siegessäule-Berlin-Tiergarten.jpg|mini|Blick über die Gesamtanlage am Großen Stern, dahinter [[Schloss Bellevue]]]]
[[Datei:Aussicht von der Siegessaeule.jpg|mini|Blick von der Besucherplattform in Richtung Osten]]
[[Datei:Lesser Ury 1925 Tiergartenallee mit Siegessäule.JPG|mini|''Siegesallee mit Siegessäule'', Gemälde von [[Lesser Ury]], 1925]]

Die Säule wurde bis 1873 auf dem ''Königsplatz'' errichtet. Den Platz säumten im Norden das [[Generalstabsgebäude]], im Westen die ''[[Krolloper]]'' und im Osten das Galeriegebäude ''[[Atanazy Raczyński#Palais Raczyński|Palais Raczyński]]'', das in den 1880er-Jahren dem [[Reichstagsgebäude]] weichen musste. Unmittelbar vor der Einweihung der Säule wurde als Sichtachse südwärts durch den Tiergarten zum [[Kemperplatz]] eine 750&nbsp;Meter lange Allee angelegt. Der Kemperplatz erhielt 1877 den ''[[Wrangelbrunnen]]'', den 1902 der ''[[Rolandbrunnen (Berlin)|Rolandbrunnen]]'' ersetzte. Die Allee ließ [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;II.]] ab 1895 zur ''[[Siegesallee]]'' ausbauen.

Im Zuge der in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] begonnenen Umgestaltung Berlins zur „[[Welthauptstadt Germania]]“ wurde 1938–1939, im Auftrag des [[Generalbauinspektor]]s für die [[Reichshauptstadt]] [[Albert Speer]], die Säule durch das [[Bauunternehmen]] [[Philipp Holzmann]] auf den Großen Stern versetzt, dessen Durchmesser von 80 auf 200&nbsp;Meter vergrößert wurde. Um die städtebauliche Wirkung des Denkmals als Teil der ''[[Ost-West-Achse (Berlin)|Ost-West-Achse]]'' zu verstärken und ein angemessenes [[Proportion (Architektur)|Größenverhältnis]] zum Platzdurchmesser zu erreichen, wurde der Sockel um 6,5&nbsp;Meter verbreitert und die Säule durch eine vierte Trommel um 6,5&nbsp;Meter erhöht.<ref>{{Literatur |Autor=Albert Speer |Titel=Erinnerungen |Auflage=11 |Ort=Berlin |Datum=1970 |Seiten=154}}</ref> Eine weitere Erhöhung von rund einem Meter entstand durch das Anheben der Säulenhalle, was durch den Dachanschluss zum verbreiterten Sockel kaschiert wird. Durch diese Änderungen erreichte das Denkmal seine aktuelle Höhe von rund 67&nbsp;Metern. Des Weiteren wurde bei der Neuaufstellung der Sockeleingang von der Nord- auf die Südseite verlegt. Zusammen mit der Siegessäule versetzte man auch die Denkmäler für [[Otto von Bismarck|Bismarck]], [[Helmuth Karl Bernhard von Moltke|Moltke]] und [[Albrecht von Roon|Roon]] an den nördlichen Rand des Großen Stern, der als ''Forum des Zweiten Reiches'' verstanden werden sollte.

Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] hatte die Siegessäule die [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Luftangriffe]] und die [[Schlacht um Berlin]] weitgehend unbeschädigt überstanden. Am Tag der [[Schlacht um Berlin#Kapitulation 2. Mai 1945|Kapitulation Berlins]] hissten [[Polnische Streitkräfte in der Sowjetunion|polnische Soldaten]] am 2. Mai 1945 auf der Siegessäule die [[Flagge Polens|polnische Fahne]], bevor sie nach [[Nauen]] abmarschierten. Nach eigenen Angaben bedauerten sie später, das Monument in Unkenntnis seiner Bedeutung nicht gesprengt zu haben.<ref>Edward Kmiecik: ''Berliner Victoria''. Ruch, o.&nbsp;O. [Warschau] 1972, S.&nbsp;59, 66.</ref> Bei der Siegessäule handelte es sich um ein Bauwerk, das vor dem 1.&nbsp;August 1914 errichtet worden war. Dieses Datum, der Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]], war der Stichtag, der nach der [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|alliierten]] [[Kontrollratsdirektive Nr. 30]] vom Mai 1946 über Erhalt oder Beseitigung „militaristischer Denkmäler“ entschied. Trotzdem beschloss der von der [[SMAD|sowjetischen Besatzungsmacht]] eingesetzte, [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED-dominierte]] [[Magistrat Werner]] den Abriss der Siegessäule bis zum August 1946. Er konnte verzögert werden, bis der im [[Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin 1946|Oktober 1946 demokratisch gewählte Magistrat]] nicht mehr darauf zurückkam.<ref>Zum Abrissbeschluss 1946: ''Berlin. Kampf um Freiheit und Selbstverwaltung 1945–1946''. Herausgegeben im Auftrage des Senats von Berlin, Heinz Spitzing Verlag, Berlin, 1961, S.&nbsp;436, 442.</ref> Am 26. November 1946 beantragte die französische Besatzungsmacht im [[Alliierte Kommandantur|Alliierten Kommandatura]] den Abriss der Siegessäule. Diesen lehnten [[Vereinigtes Königreich|Briten]] und [[Vereinigte Staaten|Amerikaner]] ab, und die [[Sowjetunion|sowjetischen]] Vertreter enthielten sich.<ref>Reinhard Alings: ''Die Berliner Siegessäule''. Parthas, Berlin 1990, S.&nbsp;41</ref> Die leicht beschädigten Bronzetafeln, die an die Kriege gegen Frankreich und Dänemark erinnerten, sowie das Relief über den Triumphzug in Berlin wurden nach [[Paris]] verbracht. Erst zur [[Geschichte Berlins#750-Jahr-Feier|750-Jahr-Feier Berlins]] im Jahr 1987 kamen sie wieder zurück und wurden in bewusst [[Non-finito|fragmentarischem]] Zustand, zusammen mit dem 1945 in Berlin verbliebenen Relief über den Deutschen Krieg, das über Jahre vergessen in der [[Zitadelle Spandau]] gelagert hatte, wieder am Sockel angebracht. Im Jahr 1989 war die Renovierung der Siegessäule abgeschlossen.

Am 15. Januar 1991 verübten die [[Revolutionäre Zellen (Deutschland)|Revolutionären Zellen]] einen Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule. Die Teil-Explosion eines mindestens zwei Kilogramm schweren Sprengsatzes an der Aussichtsplattform beschädigte lediglich eine Stütze der Viktoria. Menschen wurden nicht verletzt, da sich zum Zeitpunkt der Explosion niemand auf der Aussichtsplattform befand. Während der Reparaturarbeiten war die Aussichtsplattform für Besucher zehn Monate lang gesperrt.

In den Folgejahren war die Siegessäule Mittelpunkt von Großveranstaltungen wie der [[Loveparade]], dem [[Berliner Christopher Street Day|Christopher Street Day]], Demonstrationen sowie Auftrittsort von Politikern. Am 24. Juli 2008 hielt im Rahmen des [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2008#Hauptwahlkampf|Präsidentschaftswahlkampfs in den Vereinigten Staaten]] der damalige Kandidat [[Barack Obama]] vor mehr als 200.000 Zuhörern eine Rede vor der Siegessäule.<ref>[https://tsarchive.wordpress.com/2008/07/18/obama236/ Tagesschau-Reportage der Rede von Barack Obama vom 24. Juli 2008] (tagesschau.de-Archiv)</ref><ref>Video: [http://www.spiegel.de/video/video-33480.html Obamas Berliner Rede] bei ''[[Spiegel TV]]''</ref>

Zwischen März 2010 und Mai 2011 wurde die Siegessäule umfassend renoviert. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen wurden unter anderem die Viktoria sowie weitere Bauteile mit 1,2&nbsp;kg [[Blattgold]] neu vergoldet.<ref>''{{Webarchiv |url=http://www.open-report.de/artikel/Siegess%C3%A4ule+ab+M%C3%A4rz+f%C3%BCr+Sanierung+verh%C3%BCllt/40194.html | wayback=20100306195418 |text=Siegessäule ab März für Sanierung verhüllt}}''</ref> Außerdem wurden die zwei Fußgängertunnel und die umgebenden Torhäuser von 1939, die Bronzereliefs, das Glasmosaik, die vergoldeten Kanonenrohre, der Treppenaufgang sowie die Sandsteinsäule und die Viktoria selbst aufwendig saniert. Ein neues Lichtkonzept zeigt sie nachts mit beleuchteter Rundhalle und Reliefs. Nach der Wiedereröffnung ist sie seit dem 21. Mai 2011 wieder kostenpflichtig für Besucher begehbar, weiterhin nur über Stufen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/ba-mitte/aktuelles/pressemitteilungen/2011/pressemitteilung.238173.php |titel=Siegessäule wieder eröffnet |datum=2014-12-05 |sprache=de |abruf=2022-03-03}}</ref> Seit Oktober 2011 sind an den vier Torhäusern zweisprachige Infotafeln zur Geschichte des Denkmals aufgestellt. In den Fußgängertunneln sind die Granittafeln angebracht, die bis 1987 die Relieffelder verschlossen hatten, sowie eine interaktive Lichtinstallation.

== Straße der Monumente ==
Seit 2008 gehört die Siegessäule zur ''[[Straße der Monumente]]'', ein auf Initiative des [[Stadtgeschichtliches Museum Leipzig|Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig]] gegründetes Netzwerk deutscher Denkmale und Erinnerungsorte. Ziel des Netzwerkes ist es, {{"|die Erinnerungsorte als einstige Brennpunkte der Vergangenheit enger zu vernetzen und über gemeinsame Marketingmaßnahmen als Gesamtheit stärker erfahrbar zu machen.}}

== Ähnliche Denkmäler ==
* Das Denkmal ''[[El Ángel de la Independencia]]'' in [[Mexiko-Stadt]] ähnelt sehr stark der Berliner Siegessäule.
* Der [[Friedensdenkmal (München)|Friedensengel]] in [[München]] ehrt die Generäle des Deutsch-Französischen Kriegs und stellt den Dank an das [[Bayerische Armee|bayerische Heer]] dar.
* Die [[Julisäule]] in [[Paris]] ist ein Denkmal auf der [[Place de la Bastille]].

== Siehe auch ==
* [[Nationales Symbol#Nationale Symbole für Deutschland|Nationale Symbole für Deutschland]]
* [[Siegessäule (Zeitschrift)]], 1984 benannt nach dem Denkmal

== Literatur ==
* Reinhard Alings: ''Die Berliner Siegessäule''. Parthas Verlag, 2000, ISBN 3-932529-71-5.
* Matthias Braun: ''Die Siegessäule''. Berlin Edition, Berlin 2000, ISBN 3-8148-0026-5.
* Alexander Markschies: ''Die Siegessäule.'' Berlin 2001, ISBN 3-7861-2381-0.
* [[Dieter Vorsteher]], Silke Bittkow: ''Siegessäule Berlin. Denkmäler erzählen Geschichte.'' Monument Tales, Berlin 2007.

== Weblinks ==
{{Commons|Berliner Siegessäule}}
* {{DDB-Suche|Berlin Siegessäule|NAME=Berliner Siegessäule}}
* {{Spk-digital|Berlin Siegessäule|NAME=Berliner Siegessäule}}
* {{LDLBerlin|09050419}} (als Teil der Gesamtanlage Großer Stern)
* {{Structurae|structures|s0011047}}
* [http://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3560160-3558930-siegessaeule.html Touristische Informationen zur Siegessäule auf der Seite der Stadt]
* [http://www.panorama-welt.de/deutschland/Berlin/siegessaeule/siegessaeule.htm Interaktives Panorama: Siegessäule]
* [http://www.bundestag.de/blob/191844/b0d62c4456146d29451e7fc051ca60ba/siegessaeule-data.pdf Die Berliner Siegessäule] (PDF; 60&nbsp;kB) in der Reihe ''Aktueller Begriff'' der Wissenschaftlichen Dienste vom 17. Mai 2011, Herausgeber: Deutscher Bundestag, Verfasserin: MR'in Barbara Kaernbach
* [https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/siegessaeule/ Werkdaten der Siegessäule]
* [https://www.hollerung.com/fileadmin/dokumente/download/dokumentation-restaurierung-berlin.pdf Fotodokumentation über die Werksteinarbeiten im Zuge der Denkmalrenovierung 2010/2011] (PDF; 5,5&nbsp;MB)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Straße der Monumente}}


{{SORTIERUNG:Berliner Siegessaule}}
{{SORTIERUNG:Berliner Siegessaule}}

Version vom 21. März 2022, 15:07 Uhr

Siegessäule
Ansicht der Siegessäule

Ansicht der Siegessäule

Daten
Ort Berlin
Baumeister Heinrich Strack
Baujahr 1864–1873
Höhe 67[1] m
Koordinaten 52° 30′ 52″ N, 13° 21′ 0″ OKoordinaten: 52° 30′ 52″ N, 13° 21′ 0″ O
  1. structurae.de: Siegessäule