„Alexander Nitzberg“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Tippfehler korrigiert
Akakijewitsch (Diskussion | Beiträge)
Absolut unangemessene und unproportionale Aufblähung des AbschnittS "Kontroverse" - siehe Diskussion.
Markierung: Zurückgesetzt
Zeile 21: Zeile 21:


== Kontroverse ==
== Kontroverse ==
Wenige Tage nach dem [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|Russischen Überfall auf die Ukraine 2022]] fand ein Interview Nitzbergs im österreichischen ''[[Der Standard|Standard]]'' ein Echo in anderen Medien. Darin sagte er: „Kriegszeiten sind Zeiten der Propaganda. Jeder Misserfolg wird dem Gegner in die Schuhe geschoben. Wenn Sie in einem Hochhaus sitzen und einen Granateneinschlag beobachten – woher wollen Sie wissen, von welcher Seite das Geschoss stammt?“ Nitzberg wiederholt kommentarlos die Aussage des russischen Außenministers [[Sergej Lawrow]], derzufolge „das russische Volk das ukrainische respektiere und als sein Brudervolk ansehe“. Zudem warf er Kollegen, die sich gegen den russischen Angriffskrieg positionierten, „Hysterie“ vor.<ref>[https://www.derstandard.at/story/2000133873183/uebersetzer-alexander-nitzberg-es-wird-vielfach-hysterisch-reagiert''Übersetzer Alexander Nitzberg: "Es wird vielfach hysterisch reagiert''], ''Der Standard'', 6. März 2022, abgerufen am 08. März</ref> Er erklärte weiter: „Es muss ein Faktor der Menschlichkeit das Handeln leiten, und zwar in beide Richtungen. Ich meine damit eine aktiv gelebte Neutralität. Wenn uns Bulgakows Roman ''Die weiße Garde'' etwas lehrt, dann Folgendes: Völker werden zu Spielbällen unterschiedlicher Kräfte, gerade auch solcher, die man nicht sieht. Kämpfe werden aber auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, und die Menschen fahren einander schließlich an die Kehle.“


In einem Interview mit dem österreichischen ''[[Der Standard|Standard]]'' anläßlich des [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022]] plädierte Nitzberg für "Deeskalation" und "Mäßigung" in der Debatte: „Es muss ein Faktor der Menschlichkeit das Handeln leiten, und zwar in beide Richtungen. Ich meine damit eine aktiv gelebte Neutralität. Wenn uns Bulgakows Roman ''Die weiße Garde'' etwas lehrt, dann Folgendes: Völker werden zu Spielbällen unterschiedlicher Kräfte, gerade auch solcher, die man nicht sieht.“
Die ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' nannte Nitzbergs Aussagen eine „Kaskade menschenverachtender Dummheiten“. Seine Argumente seien „Kreml-Propaganda“.<ref>[[Michael Martens]]: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/im-oesterreichischen-standard-wird-putins-propaganda-uebernommen-17858916.html#void''Menschenverachtung''], ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 7. März 2022, abgerufen am 8. März 2022</ref> [[Florian Klenk]], Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung ''[[Falter (Wochenzeitung)|Falter]]'', schrieb auf ''Twitter'': „Selten habe ich ein fieseres Interview gelesen. So ein unkritisch geführtes Interview.“<ref>[https://twitter.com/florianklenk/status/1500739592060026881 Florian Klenk, ''Twitter'', 07. März 2022]</ref> Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur, schrieb auf der Website des Vereins: „Selten hat ein Zeitungsinterview derartig hasserfüllte Postings ausgelöst. (...) Wohltuend jenseits von Kriegspropaganda sind Veröffentlichungen, die etwas gemäßigter und differenzierter ausfallen. So das erwähnte Interview, das STANDARD-Redakteur Ronald Pohl mit dem in Wien lebenden Autor und Übersetzer Alexander Nitzberg geführt hat.“<ref>[http://www.medienkultur.at/neu/tag/alexander-nitzberg/ ''Plädoyer für Deeskalation''] ''medienkultur.at'', 7. März 2022.</ref>

[[Michael Martens]] wertete in der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' Nitzbergs Aussagen als „Kaskade menschenverachtender Dummheiten" und „Kreml-Propaganda“.<ref>[[Michael Martens]]: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/im-oesterreichischen-standard-wird-putins-propaganda-uebernommen-17858916.html#void''Menschenverachtung'', ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 07. März 2022, abgerufen am 08. März 2022]</ref>


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==

Version vom 13. März 2022, 00:51 Uhr

Alexander Nitzberg, 2010

Alexander Nitzberg (* 29. September 1969 in Moskau) ist ein deutsch-österreichischer[1] Autor und Übersetzer.

Leben

Nitzberg stammt aus einer russisch-jüdischen Künstlerfamilie. Seine Mutter Ella Opalnaja war in Moskau Museumskustodin und Theaterregisseurin,[2] der Vater Maler und Bildhauer.[3] 1980 kam Nitzberg mit seinen Eltern nach Wien, von dort siedelte die Familie nach Dortmund über, wo er das Goethe-Gymnasium absolvierte. 1990 begann er sein Studium der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.

Im Düsseldorfer Grupello Verlag arbeitete Nitzberg 1996 bis 2000 als Lektor und Herausgeber der Lyrikreihe Chamäleon.[4] Nachdem sich John Linthicum Ende der 1990er Jahre aus dem Düsseldorfer Literaturleben zurückgezogen und in die USA zurückgekehrt war, übernahm Nitzberg die Leitung des Salons im Literaturcafé Schnabelewopski im Heinrich-Heine-Geburtshaus.[5] Gemeinsam mit Wolfgang Reinke konzipierte er die an verschiedenen Leseorten durchgeführte Lyrikreihe Elfenbeinturm. Dichter lesen Dichter.[6]

2010 übersiedelte Nitzberg mit seiner Familie nach Wien, wo er seitdem als freier Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Librettist und Rezitator lebt. In Wien beteiligte er sich an der Konzeption der Reihe „Stunde der literarischen Erleuchtung“[7] im Literarischen Quartier „Alte Schmiede“ und trat regelmäßig mit Lesungen und Rezitationsabenden in Erscheinung. 2019 wurde er für seine Arbeiten mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung ausgezeichnet.[8]

Nitzberg war auch als Lyrik-, Übersetzungs- und Rezitationslehrer tätig und publizierte dazu.[9] Er unterrichtete unter anderem bei der vom Literaturbüro Unna alljährlich veranstalteten Sommerakademie für den literarischen Nachwuchs[10] und am Institut für Sprachkunst der Universität für Angewandte Kunst in Wien.[11]

Künstlerisches Schaffen

1997 machte Peter Rühmkorf in seinem Essay „Rühmen und am Lattenzaun der Marktorientierung rütteln“ auf Nitzberg aufmerksam, er würdigte ihn als einen „Traditionalisten der klassischen Moderne […] sogar mit dem nötigen Kampfgeist, den die anfechtbare Stellung herausfordert“ und verteidigte ihn gegen seine Kritiker.[12] 1999 nahmen Nitzberg und der Avantgardist Thomas Kling gemeinsam Gedichte der russischen Futuristen auf (CD Dampfbetriebene Liebesanstalt).[13] 2002 wurde Nitzberg mit dem Förderpreis zum Joachim-Ringelnatz-Preis der Stadt Cuxhaven ausgezeichnet.[14] Nitzberg verfasste nach einem unveröffentlichten Roman des österreichischen Dichters Francisco Tanzer das Libretto zu der Oper „Die Befreiung“ des Wiener Komponisten Herbert Lauermann, die 2001 in Ulm urausgeführt wurde.[15]

Seine pädagogischen und ästhetischen Prinzipien formulierte er in dem Lehrbuch „Lyrik Baukasten. Wie man ein Gedicht macht“ (Dumont, 2006).

Seit den 1990er Jahren übersetzte Nitzberg Werke fürs Theater (darunter sämtliche Dramen von Anton Tschechow[16] und Daniil Charms[17]). Ab 2012 trat er zunehmend auch als Übersetzer russischer Kunstprosa hervor, insbesondere der Werke von Michail Bulgakow, Boris Sawinkow und Fjodor Dostojewski.

Nitzbergs 2012 erschienenen Lyrikband „Farbenklavier“ pries Peter Rühmkorf „für die organische Schlüssigkeit ihrer Bildfindung und für ihre Metaphern, die sich so selbstverständlich aus der Wahrnehmung speisen“.[18]

Kontroverse

In einem Interview mit dem österreichischen Standard anläßlich des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 plädierte Nitzberg für "Deeskalation" und "Mäßigung" in der Debatte: „Es muss ein Faktor der Menschlichkeit das Handeln leiten, und zwar in beide Richtungen. Ich meine damit eine aktiv gelebte Neutralität. Wenn uns Bulgakows Roman Die weiße Garde etwas lehrt, dann Folgendes: Völker werden zu Spielbällen unterschiedlicher Kräfte, gerade auch solcher, die man nicht sieht.“

Michael Martens wertete in der FAZ Nitzbergs Aussagen als „Kaskade menschenverachtender Dummheiten" und „Kreml-Propaganda“.[19]

Auszeichnungen

Werke

Lyrik

  • Getrocknete Ohren. Gedichte. 1996.
  • Im Anfang war mein Wort. Neue Gedichte. 1998.
  • “Na also!” sprach Zarathustra. 2000.
  • Lyrik Baukasten. Wie man ein Gedicht macht. 2006.
  • Farbenklavier. Gedichte. 2012.

Libretti

Essays

Übersetzungen (Auswahl)

Commons: Alexander Nitzberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wiener Zeitung Online: 30 Staatsbürgerschaften außerordentlich verliehen. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  2. „Bei mir gibt es etwas...“/ “At me there is something...” redost.com, Report 1.2009, abgerufen am 10. März 2022.
  3. Biographie nitzberg.de, abgerufen am 10. März 2022.
  4. Gedenken an Bruno Kehrein im Heinrich-Heine-Institut duesseldorf.de, abgerufen am 10. März 2022.
  5. Frauen-Kultur-Archiv phil-fak.uni-duesseldorf.de, abgerufen am 10. März 2022.
  6. Willicher Kunstverein, Wolfgang Reinke. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  7. Alexander Nitzberg: Dichtung für alle: Mnemosyne und Mnemotechnik. Eine Wiener Poetik: Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik. Haymon Verlag, 2013, ISBN 978-3-7099-7688-3 (google.at [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  8. https://volksgruppen.orf.at/slovenci/meldungen/stories/3025469/
  9. Alexander Nitzberg: Dichtung für alle: Mnemosyne und Mnemotechnik. Eine Wiener Poetik: Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik. Haymon Verlag, 2013, ISBN 978-3-7099-7688-3 (google.at [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  10. Ich bin zu alt. In: Philipp Bobrowski. 26. Mai 2009 (wordpress.com [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  11. Lehrende und MitarbeiterInnen. In: dieangewandte.at. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  12. Die Zeit, 17. Oktober 1997, Tobias Eilers: Robert Gernhardt: Theorie und Lyrik. Erfolgreiche komische Literatur in ihrem gesellschaftlichen und medialen Kontext. Waxmann Verlag, 2011, ISBN 978-3-8309-7556-4 (google.at [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  13. Alexander Nitzberg, Thomas Kling: Dampfbetriebene Liebesanstalt: Gedichte des russischen Futurismus. 1999 (ugent.be [abgerufen am 29. Juli 2018]).
  14. Ringelnatz-Preis geht an Peter Rühmkorf cnv-medien.de, 21. September 2001.
  15. Landeshauptstadt Düsseldorf: Francisco Tanzer – Landeshauptstadt Düsseldorf. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  16. Übersetzer A-Z – Drei Masken Verlag. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  17. rowohlt-Theaterverlag :: Charms, Daniil. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  18. Veranstaltung: Januar 2013 haus-fuer-poesie.org, abgerufen am 10. März 2022.
  19. Michael Martens: Menschenverachtung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07. März 2022, abgerufen am 08. März 2022
  20. Alexander Nitzberg in: Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf
  21. Literaturpreis: Read Russia würdigt deutsche Übersetzung
  22. Alexander Nitzberg und Štefan Vevar erhalten den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung 2019. 10. Dezember 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019.