„Unschooling“ – Versionsunterschied

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'''Unschooling''' ist eine Form des [[Informelles Lernen|frei sich bilden]]. Die Jungen Menschen gehen dabei nicht in eine Bildungseinrichtung, sondern suchen sich selbst ein Interessensgebiet aus und werden dabei von den Älteren Menschen unterstützt. Im deutschsprachigen Raum wird dazu auch der Begriff '''frei sich bilden''' verwendet.<ref name=":3" /><ref name=":4" /> Der Begriff wurde von dem US-amerikanischen Autoren und Lehrer [[John Caldwell Holt]] geprägt, der mehrere Bücher zu dem Thema verfasste.
'''Unschooling''' ist eine Form des [[Informelles Lernen|frei sich bildens]]. Die Jungen Menschen gehen dabei nicht in eine Bildungseinrichtung, sondern suchen sich selbst ein Interessensgebiet aus und werden dabei von den Älteren Menschen unterstützt. Im deutschsprachigen Raum wird dazu auch der Begriff '''frei sich bilden''' verwendet.<ref name=":3" /><ref name=":4" /> Der Begriff wurde von dem US-amerikanischen Autoren und Lehrer [[John Caldwell Holt]] geprägt, der mehrere Bücher zu dem Thema verfasste.


== Hintergrund ==
== Hintergrund ==

Version vom 26. Oktober 2021, 07:14 Uhr

Unschooling ist eine Form des frei sich bildens. Die Jungen Menschen gehen dabei nicht in eine Bildungseinrichtung, sondern suchen sich selbst ein Interessensgebiet aus und werden dabei von den Älteren Menschen unterstützt. Im deutschsprachigen Raum wird dazu auch der Begriff frei sich bilden verwendet.[1][2] Der Begriff wurde von dem US-amerikanischen Autoren und Lehrer John Caldwell Holt geprägt, der mehrere Bücher zu dem Thema verfasste.

Hintergrund

Unschooling bezeichnet ein vom Kind geleitetes Lernen im Wohn- und Lebensumfeld, jedoch im Unterschied zur klassischen Form des Hausunterrichts ohne den Versuch, die traditionelle Schule und ihre Lehrpläne zu Hause nachzuahmen.[3] Es gibt daher keinen geplanten Unterricht oder bestimmte Zeiten am Tag, für die schulähnliche Aktivitäten vorgeschrieben sind. Themen werden behandelt, wenn das Interesse des Kindes danach verlangt. Die Eltern – oder die Personen, mit denen das Kind zusammenlebt, – sind weniger Lehrer als Unterstützer und Begleiter der Lernprozesse. Es ist dabei nicht ausgeschlossen, dass für ein Projekt (z. B. um ein Instrument zu erlernen) ein geeigneter Lehrer hinzugezogen wird. Das Kind kann sich somit je nach Interesse gegebenenfalls wochenlang nur mit einem Thema beschäftigen.[1]

Rezeption

Vertreter und Befürworter des Unschooling argumentieren auf verschiedene Weise. Einige bemängeln die Ineffizienz des Lernens an einer Schule, insbesondere durch Unterricht.[4] Andere sehen im Unschooling die Möglichkeit, die Kinder selbstbestimmt lernen zu lassen und vertreten die Ansicht, dass es unzulässig sei, Kinder bzw. junge Menschen zu Dingen zu zwingen, die sie nicht wollen. Kinder hätten die gleichen Menschenrechte wie Erwachsene und sollten selbst entscheiden dürfen, was sie wie, wo, wann und mit wem lernen.[5] Es sei nach der Ansicht vieler Vertreter und Befürworter des Unschoolings ein Skandal, dass über die Kinder hinweg entschieden werde, was aus der Sicht anderer für sie das „Beste“ sei und man sie dadurch entmündige. Ebenso würde jedes Kind mit der intrinsischen Motivation geboren, etwas lernen zu wollen, die ein Schulbesuch jedoch häufig unterdrücke, indem man dort einem Kind genau vorgeschreibe, was es wie, wann, wo und mit wem zu lernen habe.[6][4][5] Außerdem wird kritisiert, dass soziale Interaktion, Kommunikation und Auseinandersetzung in der Schule streng reglementiert sei und Schüler den Großteil ihrer Schulzeit nahezu ausschließlich mit Gleichaltrigen verbrächten, wodurch soziale und emotionale Kompetenzen litten.[4] Auch wird argumentiert, dass Kinder, die dazu gezwungen werden, sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen, das Gelernte schnell aufgrund mangelnder Anwenderbasis und Interesse wieder vergessen (Bulimielernen).[7] Des Weiteren wird kritisiert, dass in Schulen bestimmte Temperamente gefördert, andere hingegen gehemmt würden.

Im Übrigen sind die Motive des Unschoolings ähnlich wie die Motive des Hausunterrichts.

Kritiker halten dem entgegen, dass beim Unschooling kein Bildungsniveau sichergestellt werden könne. Solche Kinder hätten zu wenig Sozialkontakte und seien auf das spätere Berufsleben nicht hinreichend vorbereitet.[8] Es gibt außerdem ähnliche Kritik wie für andere nicht-schulische Formen des Lernens, etwa den Schutz vor Kindesmissbrauch, religiösem Fanatismus oder dass Kinder keine Schulbildung erhielten.[9] Auch Befürworter des Unschooling sind der Ansicht, dass es sowohl Vor- als auch Nachteile gebe und diese Form der Bildung nicht für jeden geeignet sei.[5]

Eine nicht repräsentative Umfrage[2] von Peter Gray soll zeigen, dass auch mit Unschooling der Abschluss an einer normalen Schule erreicht werden kann.[10] Deren Ergebnissen zeigen, dass die Befragten vermehrt kreative bzw. selbständige Berufe erlangten.

Ländervergleich

rot = verboten
blau = erlaubt
violett = mit Einschränkungen erlaubt
grau = unbekannt

In allen englischsprachigen und vielen weiteren Ländern der westlichen Hemisphäre wie der Schweiz und Österreich ist zumindest Hausunterricht zulässig. In den meisten europäischen Ländern besteht Bildungspflicht, das heißt der Erwerb von Wissen ist für das Kind nicht an den Besuch einer Schule gebunden.

Der Bildungswissenschaftler Tim Böder von der Universität Duisburg-Essen schätzt, dass es trotz der Tatsache, dass Unschooling in Deutschland aufgrund der Schulpflicht verboten ist, mehrere Hunderte Schüler in Deutschland gibt, die Unschooling betreiben.[6]

Für Unschooling gelten die gleichen Voraussetzungen wie für Hausunterricht.

Siehe auch

Literatur

  • Olivier Keller: Denn mein Leben ist Lernen. Arbor, Freiburg 1999, ISBN 3-924195-44-7.
  • Stefanie Mohsennia: Schulfrei: Vom Lernen ohne Grenzen, 2. aktualisierte Aufl., Anahita-Verlag, Königslutter 2010, ISBN 978-3-937797-12-0.
  • Dagmar Neubronner: Die Freilerner, Genius, 2008, ISBN 978-3-934719-34-7.
  • André Stern: …und ich war nie in der Schule: Geschichte eines glücklichen Kindes. ZS Verlag, 2009, ISBN 978-3-89883-228-1.
  • Alan Thomas: Bildung zu Hause: Eine sinnvolle Alternative. tologo, 2007, ISBN 978-3-940596-00-0.
  • Bruno und Doris Gantenbein: Das Wahren der Einzigartigkeit: Entfaltung durch natürliches und selbstbestimmtes Lernen. Ataraxis.ch, 2015, ISBN 978-3-9524155-1-1.

Einzelnachweise

  1. a b Parvin Sadigh: Schule: Für immer Ferien. In: Die Zeit. 21. November 2014, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 24. August 2019]).
  2. a b Ergebnisse der Studie von Peter Gray und Gina Riley: Wenn Freilerner erwachsen werden … In: die freilerner. 5. März 2016, abgerufen am 24. August 2019 (deutsch).
  3. What Is Unschooling? A Parents Guide to Child-Led Home Education. Abgerufen am 29. November 2020 (englisch).
  4. a b c Ein Vater erzählt - "Mein Kind geht nicht zur Schule". In: deutschlandfunkkultur. 12. August 2014, abgerufen am 11. März 2020 (deutsch).
  5. a b c biul: 10 TIPPS für erfolgreiches Unschooling. In: freilerner.at. 31. Januar 2019, abgerufen am 24. Februar 2020 (deutsch).
  6. a b WELT: Unschooling: Lernen ohne Schule, ohne Noten, ohne Lehrer. In: DIE WELT. 13. November 2016 (welt.de [abgerufen am 24. Februar 2020]).
  7. Maria Sprenger: "Schule ist Sklaverei". In: www.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 23. Mai 2021.
  8. Abschottung durch Unschooling. 16. November 2015, abgerufen am 24. August 2019 (deutsch).
  9. Parvin Sadigh: Schule: Für immer Ferien. In: Die Zeit. 21. November 2014, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 24. August 2019]).
  10. A Survey of Grown Unschoolers I: Overview of Findings. Abgerufen am 24. August 2019 (englisch).