„Höhle“ – Versionsunterschied

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Wenn man mehrere Höhlen durch künstliche Verbindungsgänge vereinigt, entsteht ebenfalls ein Höhlensystem. In diesem Fall bleiben zumeist die Namen der Höhlen erhalten. Der Name für das Gesamtsystem lautet dann zum Beispiel „Bergerhöhlen-Platteneckeishöhlen-Bierloch-System“. Dieses System besteht aus drei ursprünglich getrennten Höhlen im [[Tennengebirge]] in Salzburg.
Wenn man mehrere Höhlen durch künstliche Verbindungsgänge vereinigt, entsteht ebenfalls ein Höhlensystem. In diesem Fall bleiben zumeist die Namen der Höhlen erhalten. Der Name für das Gesamtsystem lautet dann zum Beispiel „Bergerhöhlen-Platteneckeishöhlen-Bierloch-System“. Dieses System besteht aus drei ursprünglich getrennten Höhlen im [[Tennengebirge]] in Salzburg.

=== Schächte ===
[[Datei:Riesending-Schachthoehle.png|mini|Die [[Riesending-Schachthöhle]] besitzt vertikale und horizontale Abschnitte. Sie ist die längste und tiefste Höhle Deutschlands]]
[[Schacht (Höhlenkunde)|Schächte]] sind Höhlenstrecken mit vorwiegender Vertikalerstreckung. [[Schachthöhle|Schachthöhlen]] sind Höhlen, die an der Erdoberfläche mit senkrecht oder nahezu senkrecht verlaufenden Schächten ansetzen. Es kommt vor, dass durch Horizontal- oder auch Schrägstrecken in einem Höhlensystem zunächst der Schachtgrund erreicht wird, während die oberhalb eines Schachtes ansetzenden Strecken erst später durch Aufstieg durch die Schachtstrecke bekannt werden. In manchen Schachthöhlen befindet sich am Schachtgrunde ein im allgemeinen horizontal verlaufendes Höhlensystem.<ref name="Trimmel_b" />

=== Naturbrücken ===
{{Siehe auch|Felsentor}}
Naturbrücken weisen eine Breitenausdehnung auf, die der Längserstreckung zwischen den beidseitigen Portalen gleichwertig ist oder diese übertrifft. Naturbrücken sind vielgestaltig und verschiedene Übergangsformen zwischen Naturbrücken und [[Durchgangshöhle|Durchgangshöhlen]], bei denen die beiden Tagöffnungen weiter voneinander entfernt oder bei geringer Längenausdehnung ungleich groß sind, sind möglich. Die meisten Naturbrücken stellen Überreste einer Höhle oder eingestürzten Höhlenganges dar (Höhlenruine).<ref name="Trimmel_d" />


=== Bezeichnungen ===
=== Bezeichnungen ===
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==== Weitere Höhlenarten ====
==== Weitere Höhlenarten ====
'''Bezeichnung nach der Gestalt'''
* ''[[Durchgangshöhle]]'': Höhle mit mehreren Eingängen, die nicht nebeneinander liegen
* ''Horizontalhöhle'': überwiegend horizontales Gangsystem
* {{Anker|Schachthöhle}}''[[Schachthöhle]]'': überwiegend vertikales Gangsystem (vgl. [[Schacht (Höhlenkunde)|Schacht]])

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* ''[[Gipshöhle]]''
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'''Weitere Bezeichnungen'''
'''Weitere Bezeichnungen'''
* ''Fossile Höhle'': mit Sedimenten gefüllte Höhle
* ''Fossile Höhle'': mit Sedimenten gefüllte Höhle
* ''Höhlenruine'': der Rest einer Höhle (etwa [[Felsentor|Naturbrücken]])


== Klima ==
== Klima ==

Version vom 12. Oktober 2021, 06:18 Uhr

Höhle im Nationalpark Phong Nha-Kẻ Bàng, Vietnam

Eine Höhle ist eine durch natürliche Prozesse gebildete unterirdische Hohlform, die ganz oder teilweise von anstehendem Gestein umschlossen ist. Der Hohlraum ist entweder ganz oder teilweise von gasförmigen, flüssigen Medien (in der Regel Luft oder Wasser) erfüllt, er kann aber nachträglich mit Sedimenten verfüllt worden sein. Höhlen sind in der Erdkruste sehr häufige Erscheinungen und können nach Größe, Entstehung und Rauminhalt unterschieden werden. Höhlen sind von großer Bedeutung für die Archäologie und Paläontologie, da aufgrund der geschützten Lage und relativ konstanten Umweltbedingungen, gute Konservierungseigenschaften herrschen. So finden sich mit der Höhlenmalerei die ältesten Nachweise menschlichen Kunstschaffens. Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung von Höhlen beschäftigt, wird als Speläologie bezeichnet.

Definition

Eine exakte Definition, die völlig eindeutig ist, ist noch nicht gegeben. Nach Hubert Trimmel ist folgende Definition günstig. Eine Höhle ist eine durch natürliche Prozesse gebildete unterirdische Hohlform, die ganz oder teilweise von anstehendem Gestein umschlossen wird. Eine Höhle ist ein Hohlraum innerhalb des Gesteins. Sowohl mit Luft gefüllte Hohlräume wie auch wassergefüllte werden gleichermaßen als Höhle bezeichnet, es können auch solche berücksichtigt sein, die nachträglich teilweise oder ganz mit festen Sedimenten angefüllt worden sind. Um Höhlen gegen Nischen, Überhänge und dergleichen abzugrenzen, muss die horizontale bzw. vertikale Tiefenerstreckung und die maximale Weite der Tagöffnung mindestens im Verhältnis 1:1 stehen. Diese Definition des Begriffs in der Speläologie unterscheidet sich vom umgangssprachlichen Gebrauch.[1] In Österreich und einigen anderen Ländern wird als Untergrenze für die Aufnahme einer Höhle ins Höhlenverzeichnis (bis auf wenige Ausnahmen) eine Ganglänge von 5 m vorausgesetzt.[2]

Demnach sind durch Eingriffe des Menschen entstandene Hohlräume wie z. B. Bergwerke, Erdställe, Felsengräber, Hypogäen, Katakomben, Luftschutzstollen, Souterrains oder artifizielle Wohnhöhlen keine Höhlen. In letzter Zeit wird dafür auch der Begriff Subterranea benutzt (abgeleitet von dem lateinischen Wort für „unterirdisch“), bisher aber vorwiegend im Englischen.

Halbhöhle

Das Hauptmerkmal von Halbhöhlen ist, dass ihre Tiefe geringer ist als die Breite des Portals und sie keinen lichtlosen Höhlenteil aufweisen. Von großer Entfernung sehen solche Halbhöhlen oft aus wie Portale normaler Höhlen. Eine Halbhöhle, deren Portalbreite der Tiefe des Eindringens in den Gesteinskörper annähernd gleich ist oder diese sogar übertrifft, wird besonders dann, wenn auch die Höhe des Portals die Breite erreicht oder übertrifft, als Nischenhöhle oder Felsdach (Abri) bezeichnet. Derartige Felsdächer bieten Schutz gegen Witterungseinflüsse und sind häufig bedeutende archäologische Fundstätten.[3]

Höhlensystem

Gesamtlänge ganz oder
nahezu
 unverzweigt 
netzförmig oder
labyrinthartig
verzweigt
unter 50 m Kleinhöhle Kleinhöhlensystem
50 m bis 500 m Mittelhöhle Mittelhöhlensystem
500 m bis 5000 m  Großhöhle Großhöhlensystem
über 5000 m Riesenhöhle Riesenhöhlensystem 

Unter einem Höhlensystem versteht man ein zusammenhängendes, durch eine oder mehrere Tagöffnungen zugängliches, verzweigtes Netz von Höhlenräumen. Einzelne Verbindungsstrecken innerhalb eines Höhlensystems können durch festen oder flüssigen Rauminhalt unpassierbar geworden sein. In einem größeren Höhlensystem werden je nach den Dimensionen der einzelnen Höhlenstrecken Hauptgänge (Haupthöhlenzüge) und Nebenstrecken (Nebenhöhlenzüge) oder Seitenlabyrinthe unterschieden. Für Einzelräume innerhalb eines Höhlensystems (Hallen, Dome, Kammern) wird die Bezeichnung Höhle nicht verwendet.[4]

Wenn es gelingt, eine Verbindung zwischen zwei benachbarten Systemen nachzuweisen, wird in der Regel der Name des vorher größeren Systems für das Gesamtsystem übernommen. Ein Beispiel ist das Unterwasserhöhlensystem Sac Actun in Yucatán. Zum Zeitpunkt der Vereinigung 2007 war Sac Actun 14,3 km länger als das benachbarte System Nohoch Nah Chich. Der offizielle Name ist daher Sistema Sac Actun (mit 371 km das längste Unterwassersystem[5]).

Wenn man mehrere Höhlen durch künstliche Verbindungsgänge vereinigt, entsteht ebenfalls ein Höhlensystem. In diesem Fall bleiben zumeist die Namen der Höhlen erhalten. Der Name für das Gesamtsystem lautet dann zum Beispiel „Bergerhöhlen-Platteneckeishöhlen-Bierloch-System“. Dieses System besteht aus drei ursprünglich getrennten Höhlen im Tennengebirge in Salzburg.

Schächte

Die Riesending-Schachthöhle besitzt vertikale und horizontale Abschnitte. Sie ist die längste und tiefste Höhle Deutschlands

Schächte sind Höhlenstrecken mit vorwiegender Vertikalerstreckung. Schachthöhlen sind Höhlen, die an der Erdoberfläche mit senkrecht oder nahezu senkrecht verlaufenden Schächten ansetzen. Es kommt vor, dass durch Horizontal- oder auch Schrägstrecken in einem Höhlensystem zunächst der Schachtgrund erreicht wird, während die oberhalb eines Schachtes ansetzenden Strecken erst später durch Aufstieg durch die Schachtstrecke bekannt werden. In manchen Schachthöhlen befindet sich am Schachtgrunde ein im allgemeinen horizontal verlaufendes Höhlensystem.[4]

Naturbrücken

Naturbrücken weisen eine Breitenausdehnung auf, die der Längserstreckung zwischen den beidseitigen Portalen gleichwertig ist oder diese übertrifft. Naturbrücken sind vielgestaltig und verschiedene Übergangsformen zwischen Naturbrücken und Durchgangshöhlen, bei denen die beiden Tagöffnungen weiter voneinander entfernt oder bei geringer Längenausdehnung ungleich groß sind, sind möglich. Die meisten Naturbrücken stellen Überreste einer Höhle oder eingestürzten Höhlenganges dar (Höhlenruine).[6]

Bezeichnungen

Schauhöhlenbereich der Dachstein-Rieseneishöhle in Österreich

Höhlen werden häufig nach einem kennzeichnenden oder besonders auffälligen Merkmal bezeichnet. Höhlen, in denen Tropfsteinbildungen in größeren Maße auftreten, werden etwa als Tropfsteinhöhlen bezeichnet. Eishöhlen sind Höhlen, in denen Eisbildungen, Wasserhöhlen solche, in denen unterirdische Gewässer angetroffen werden. Für Höhlen, in denen Knochenlager als Überreste rezenter oder ausgestorbener Tiere angetroffen werden, ist die Bezeichnung Knochenhöhlen üblich. Für die vom Menschen genutzten Höhlen richtet sich die Benennung nach dem jeweiligen Verwendungszweck. Solche Bezeichnungen sind jedoch nicht eindeutig, da sich der Raumcharakter, insbesondere bei größeren Höhlen, im Verlauf ändern kann. In der Dachstein-Rieseneishöhle findet sich neben Höhleneis etwa auch ein eisfreier Teil mit Tropfsteinbildung, als auch Abschnitte in den Überreste von Höhlenbären gefunden wurden.[6]

Speläogenese

Der Entwicklungsgang einer Höhle (Speläogenese) ist durch das Zusammenwirken vieler Faktoren beeinflusst. Das Zusammenspiel der formenden Einflüsse und Kräfte ist zu jeder Zeit und an jedem Orte ein anderes. Das aktuelle Erscheinungsbild einer Höhle ist somit das Ergebnis eines erdgeschichtlich mehr oder weniger langen Werdeganges, aber nur eine vorüber gehende, eben erreichte Phase im gesamten Entwicklungsgang. Innerhalb eines Höhlensystems gehören häufig nicht alle Höhlenräume der gleichen Phase der Entwicklung an. In diesem Fall bezieht sich die Entwicklung nicht auf das gesamte System, sondern immer nur auf einen einzelnen Höhlenraum bzw. -abschnitt.[7]

Entstehung

Primäre Höhlen

Primäre Höhle mit Wurzelfäden in Lavagestein auf Hawaii

Primäre Höhlen sind Höhlen, die gleichzeitig mit dem sie umgebenden Gestein entstanden sind.

Zahlreiche kleine Primärhöhlen entstanden, wenn bei der Bildung von Karbonat-Sedimenten (z. B. bei der Kalktuffbildung) die Hohlräume während der Sedimentation ausgespart blieben, oder sie entstanden, bevor Prozesse der Zementation oder Diagenese einsetzten.

Ebenfalls häufig sind Lavahöhlen. Oft sind es kleinere Hohlräume, die durch Gasblasen in erstarrender Lava entstanden sind. Meistens werden diese Hohlräume nur durch Zufall geöffnet. Es gibt aber auch viele Kilometer lange Lavahöhlen. Bei diesen sogenannten Lavaröhren handelt es sich um Lavakanäle, deren Oberfläche abgekühlt und erstarrt ist, während darunter die flüssige Lava weiterströmte, bis die Eruption zum Stillstand kam. Solche Höhlen findet man etwa auf Hawaii, in Island und den Kanarischen Inseln.

Sekundäre Höhlen

Lechuguilla Cave, New Mexico, USA

Sekundäre Höhlen sind Höhlen, die später als das sie umgebende Gestein entstanden sind.

Unter diese Kategorie fallen Höhlen, die durch Korrosion (chemische Verwitterung), Erosion (mechanische Verwitterung), Tektonik (Bewegungen der Erdkruste bzw. von Gesteinsschichten) oder eine Kombination dieser Einflüsse entstanden sind.

Sekundäre Höhlen finden sich in Gesteinen, die im weitesten Sinne wasserlöslich sind, also vor allem in den verschiedenen Arten von Kalksteinen. Regenwasser enthält Kohlenstoffdioxid, das es abhängig von seiner Temperatur lösen kann. Kälteres Wasser kann mehr Kohlenstoffdioxid lösen. Abhängig von der Kohlenstoffdioxidkonzentration des Wassers kommt es zur Kohlensäureverwitterung des Kalks. Durch Kapillarwirkung dringt das Wasser in feine Ritzen des Gesteines ein und löst Kalk. Das alleine erklärt noch keine wesentliche Höhlenbildung. Da jedoch die Fähigkeit des Wassers, Kalk zu lösen, nicht linear mit der Kohlenstoffdioxidkonzentration verläuft, kommt es zur so genannten Mischungskorrosion: Treffen sich im Berg zwei verschiedene mit Kalk gesättigte Lösungen und vermischen sich diese, so entsteht eine neue Konzentration von Kohlenstoffdioxid, die zusätzlich Kalk lösen kann. So kann an dieser Stelle ein größerer Hohlraum entstehen. Dies ist sozusagen der Schlüssel zur Höhlenbildung.

Auf viele Höhlen treffen je nach Betrachtungsweise mehrere Bezeichnungen zu.[8][9]

Bezeichnung nach der Entstehung

  • Auswitterungshöhle: auch Ausbruchshöhle genannt, durch mechanische Prozesse wie Frostsprengung oder Regenwasserauswaschungen entstanden
  • Brandungshöhle: durch Brandung entstanden
  • Erosionshöhle: durch Erosion entstandene Sekundärhöhle
  • Inkasionshöhle: durch Verbruch entstanden
  • Korrosionshöhle: durch Korrosion entstanden
  • Laughöhle: durch Lösung des Gesteins ohne chemische Umsetzung entstanden (etwa Salzhöhle)
  • Tektonische Höhle: durch tektonische Kräfte entstanden
  • Versturzhöhle: durch Versturz entstanden
  • Windhöhle oder äolische Höhle: durch Winderosion entstanden

Die Kluftfugenhöhle wird auch Klufthöhle oder Spaltenhöhle genannt. Es ist eine entlang von Klüften tektonisch angelegte Höhle, die durch die Korrosion in verkarstungsfähigen Gesteinen (z. B. Dolomit) entlang einer Kluft entstanden ist. Eine Bruchfugenhöhle ist eine an Bruchfugen gelegene Höhle. Eine Schichtfugenhöhle ist an Schichtfugen entstanden.

Entwicklung

Phreatische und vadose Höhlengänge

Sowohl in den vorrangig durch Lösungsprozesse gebildeten Sekundärhöhlen, aber auch in den Primärhöhlen treten die erosiven (mechanischen) Kräfte des Wassers weiterhin formend in Erscheinung, man spricht dann von aktiven Wasserhöhlen. Ist der Hohlraum ausreichend, so dass große Wassermengen durchfließen können, ist es möglich, dass das Wasser von der Decke gebrochene Felsstücke forttransportiert und so den Höhlenraum wesentlich verändert. Im Laufe der Zeit dringt Wasser in immer tiefere Gebiete des Berges vor und die früher durchflossenen werden mehr oder weniger wasserfrei.

Während dieses Bildungsprozesses kann man unterscheiden:

  • Phreatische Höhlen: Diese sind gänzlich von Wasser ausgefüllt, z. B. Quellhöhlen.
  • Aktiv vadose Höhlen: Diese sind noch regelmäßig von Wasser durchflossen, die Höhlenbildung in diesen Teilen ist noch nicht abgeschlossen.
  • Inaktiv vadose Höhlen: Diese sind trocken, hier ist die Höhlenbildung abgeschlossen.

In großen Höhlensystemen, solchen mit beträchtlichen Höhenunterschieden, kann man alle drei Erscheinungsbilder antreffen. Die tiefsten Teile stehen oft komplett unter Wasser, die mittleren Etagen sind von Wasser durchflossen und die höchsten sind trocken. Hier setzt auch der langsame Verfall der Höhle ein: Teile der Decke können einstürzen. Geschieht dies knapp unter der Erdoberfläche, so kann man dies anhand von Dolinen (Einsturztrichtern) erkennen (siehe auch: Cenote).

Weitere Höhlenarten

Bezeichnung nach dem Gestein

Höhlen in besonderen Umgebungen

  • Gletscherhöhle: Höhle in einem Gletscher, entstanden durch Spaltenbildung und Schmelzwasser
  • Überdeckungshöhle: Höhle unter oder zwischen Felsblöcken
  • Uferhöhle: sekundäre Höhle an einem Oberflächengewässer, durch Erosion entstanden

Weitere Bezeichnungen

  • Fossile Höhle: mit Sedimenten gefüllte Höhle

Klima

Obwohl Höhlenräume durch ihre Eingänge mit der Außenwelt in Verbindung stehen, bildet sich ein eigenes Mikroklima. Dieses ist im Wesentlichen durch folgende Merkmale gekennzeichnet: stark verminderte Temperaturschwankungen und eine deutliche Verzögerung im Jahresrhythmus; eine Luftschichtung, die jener in geschlossenen Räumen entspricht und eine hohe Luftfeuchtigkeit.[10]

Temperatur

In der Cueva de los Cristales („Höhle der Kristalle“) wurden Temperaturen von 60 °C gemessen

Infolge fehlender Sonneneinstrahlung wird die Temperatur in Höhlen vor allem von jener des sie umschließenden Gesteins bestimmt und damit weitgehend konstant gehalten. Abgesehen von tief im Berge liegenden Teilen, wo bereits ein Einfluss der Erdwärme festgestellt werden kann, entspricht die Gesteinstemperatur der jeweiligen Jahresmitteltemperatur an der Erdoberfläche. Daraus folgt, dass sich Veränderungen des Großklimas auch in Höhlen bemerkbar machen.[10] Zu den heißen Höhlen zählen Khaf Hamam im Dschabal Hafit mit 37 °C und Rhar es-Skhoun in Algerien mit 30 bis 33 °C. In der, inzwischen wieder verschlossenen und mit Flüssigkeit erfüllten, Höhle Cueva de los Cristales in Naica wurden Lufttemperaturen von 60 °C gemessen. Kalte Höhlen sind häufiger und vor allem in der Arktis und in Gebirgen vertreten. Im Jochloch, das sich in 3470 m Höhe zum Jungfraujoch öffnet, beträgt das Jahresmittel −5 °C.[11]

Meteorologische Verhältnisse

Die Art und Intensität der Wetterführung oder Bewetterung, in Anlehnung an die Ausdrucksweise im Bergbau, werden wesentlich von dem Umstand beeinflusst, ob nur ein Höhleneingang besteht oder ob mehrere wetterwegsame Öffnungen vorhanden sind, wobei deren unterschiedliche Höhenlage oder Richtung die Luftzirkulation zusätzlich fördern. Es können zwei Grundtypen unterschieden werden.[10]

Statische Wetterführung

Die Schellenberger Eishöhle ist vom Typ Eiskeller mit statischer Wetterführung

Statische Wetterführung findet bei Höhlen mit nur einem Eingang statt. Der Luftaustausch zwischen Höhle und der Atmosphäre ist relativ schwach, da Ein- und Austritt der Luft gleichzeitig bei einem Eingang erfolgen muss. Ein nennenswerter Luftstrom kommt überhaupt nur dann zustande, wenn die in der Höhle lagernde Luft verdrängt werden kann. Dadurch können auch relativ kleine Höhlen bei vorwiegend vertikaler Erstreckung eine Temperatur aufweisen, die deutlich von der Jahresmitteltemperatur ihrer Umgebung abweicht, wobei je nach der Lage des Einganges zwei Gruppen unterschieden werden können.

Vom Eingang aus absinkende Höhlen weisen eine Temperatur auf, die deutlich unter dem Jahresmittel liegt. Dies entsteht dadurch, dass in sie nur die spezifisch schwerere Kaltluft eindringen kann, wo sowohl die Höhlenluft, als auch das umschließende Gestein abgekühlt werden. Eine Luftbewegung findet daher hauptsächlich im Winter statt und sie ist umso stärker, je kälter es im Freien ist. Bei höheren Außentemperaturen, vor allem im Sommer, stagniert der Luftaustausch. Der Kaltluftsee in der Höhle bleibt ungestört und wird nur langsam durch das umgebende Gestein erwärmt. Bei Auftreten von Eis wird der Temperaturanstieg durch den zu dessen Schmelzen notwendigen Wärmeverbrauch zusätzlich verlangsamt. Diese Art von Höhle wird auch als Eiskeller bezeichnet. In ihnen kann sich, auch bei geringerer Höhenlage, Eis das ganze Jahr über erhalten.[12]

Aufsteigende Höhlenräume speichern die Wärme. Bei hoher Außentemperatur tritt die relativ kühle Höhlenluft an der Sohle des Einganges aus. An der Decke strömt Warmluft ein und das Höhleninnere erwärmt sich. Bei diesen Höhlen findet daher der Luftaustausch vor allem im Sommer statt. Hingegen kann die kalte, schwere Winterluft in solche als Backofentypus bezeichnete Höhlen nicht eindringen. Die Durchschnittstemperatur in ihnen kann um mehr als 5 °C über der ihrer Umgebung liegen, im Winter ist der auf einem kleinen Bereich auftretende Temperaturunterschied besonders bemerkbar. Sie stellen gute Überwinterungsplätze für Tiere, insbesondere für Insekten, dar.[12]

Dynamische Wetterführung

Dynamische Bewetterung in der Eisriesenwelt. Links Winterphase, Rechts Sommerphase

Dynamische Wetterführung tritt bei Höhlen mit mindestens zwei Eingängen bzw. wetterwegsamen Öffnungen in verschiedener Geländelage auf. Da die meisten und vor allem größere oder verzweigte Höhlen mehrere Verbindungen mit der Außenwelt aufweisen, ist die dynamische Wetterführung der häufigere Typus. Trotz starker Luftströmungen bleiben bei Betrachtung der gesamten Höhle in ihr stets die Gesetze der Luftschichtung in geschlossenen Räumen erhalten. Die kältesten Luftmassen befinden sich in den tiefsten, die wärmste, spezifisch leichteste Luft in den höchsten Höhlenteilen. Allerdings ist der Luftaustausch bei dynamisch bewetterten Höhlen wesentlich intensiver als bei statischer Bewetterung. Charakteristisch ist dabei, dass der Luftstrom jeweils nur einheitliche Richtung aufweist. Infolge der stärkeren Luftzirkulation ist der Einfluss der Außentemperatur auf die tagnahen Höhlenteile groß und nimmt erst allmählich gegen das Höhleninnere ab. Es werden zwei Phasen der dynamischen Bewetterung unterschieden, bei denen es zu einem Richtungswechsel der Luftströmung kommt.[12]

Die Winterphase ist dadurch gekennzeichnet, dass die Höhlenluft an den unteren Höhleneingängen bergwärts strömt. Sie tritt dann ein, wenn die Außentemperatur niedriger ist als jene in den Höhlenräumen. Die relativ wärmere Höhlenluft tritt bei den höchstliegenden wetterwegsamen Höhlenöffnungen aus. Der Umstand, dass der Temperaturabfall in der Luftschichtung von Höhle und Atmosphäre entgegengesetzt ist, verstärkt durch den Kamineffekt die Intensität der Luftströmung. Die Sommerphase tritt ein, wenn die Außentemperatur an den Höhleneingängen höher ist als jene der Höhlenluft. Der Luftzug in der Höhle ist in dieser Phase abwärts gerichtet, weil die relativ kalte und damit schwerere Höhlenluft durch die tiefliegenden Höhlenöffnungen abfließt. Die Umgebung solcher Kaltluftaustritte kann durch ein Mikroklima gekennzeichnet werden, das zu Krüppelwuchs bei den Pflanzen führt, im Extremfall können Frostböden entstehen.[12]

Fauna

Grottenolme (Proteus anguinus) sind die einzigen troglobionten Wirbeltiere in Europa

Höhlen stellen durch das völlige Fehlen von Licht (aphotisch) einen speziellen Lebensraum dar. Arten die während ihres gesamten Lebenszyklus keinen Kontakt zur Außenwelt haben, werden als Troglobionten bezeichnet. Die auffälligsten Merkmale sind oft das Fehlen von Augen (Anopthalmie) und der Hautfärbung (Depigmentierung). Die in der Nähe der Höhleneingänge lebende Arten werden als troglophil, während Höhlengäste als trogloxen bezeichnet werden.

Rekorde

Die folgenden Daten sind möglicherweise nicht aktuell. Das liegt unter anderem daran, dass es oft länger dauert, bis Forschungsergebnisse publiziert werden. Da Höhlenforschung fast ausschließlich von Menschen in ihrer Freizeit als Hobby betrieben wird, dauert auch die Auswertung und Dokumentation der gewonnenen Daten oft länger. Es ist üblich, Daten erst dann zu publizieren, wenn eine gewissenhafte Vermessung der entdeckten Höhlen bzw. Höhlenteile erfolgt ist. Nicht immer werden die befahrenen Räume sofort vermessen.

Auch sollten die genannten Rekorde nicht im sportlichen Sinn verstanden werden. Die Erforschung einer sehr langen Höhle kann sich, sofern sie eine größere Anzahl von Eingängen aufweist, wesentlich einfacher gestalten als die einer Höhle, die wesentlich kürzer ist, aber nur eine einzige Zugangsmöglichkeit hat. Auch hat sich das Erforschen tiefer Schächte seit Einführung der Einseiltechnik vereinfacht, jedenfalls von oben her. Andererseits stellt das Aufsteigen in einer Höhle von unten her immer noch extrem große Anforderungen an die Leistung der Forscher und die Menge des benötigten Materials.

Weltrekorde

Europa

  • Längste Höhle: Optymistytschna Petschera in der Ukraine, 262 km
  • Größter natürlicher Höhlensee: Lac Souterrain de Saint-Léonard im Kanton Wallis, Schweiz

Deutschland

  • Längste Höhle: Riesending-Schachthöhle im Untersberg in den Berchtesgadener Alpen in Bayern, 22,4 km[20]
  • Tiefste Höhle: Riesending-Schachthöhle, 1149 m[20]

Österreich

  • Längste Höhle: Schönberg-Höhlensystem im Toten Gebirge in Oberösterreich und der Steiermark, 151 km[21]
  • Tiefste Höhle: Lamprechtsofen in den Leoganger Steinbergen in Salzburg, 1735 m, Gesamtlänge 60 km.[22] Der Lamprechtsofen galt viele Jahre, bis zur Entdeckung seines oberen Eingangs, als „höchste Höhle der Welt“. Sein unterer Eingang ist fast der tiefste Punkt der Höhle.

Schweiz

Nutzung und Erforschung

Höhlen dienten manchmal auch dem dauerhaften Aufenthalt von Menschen, z. B. als Wohnstätte (Wohnhöhle). Entsprechende Spuren fand man etwa in der Stefánshellir in Island. In Südeuropa und anderen wärmeren Ländern gab und gibt es Menschen, die in künstlichen Wohnhöhlen leben, etwa in Griechenland (z. B. Meteora-Kloster).

Natürliche Höhlen wurden zudem von vorzeitlichen Menschen aufgesucht, die sie als Kultstätte nutzten und ggf. auch als solche gestalteten (Höhlenmalerei, Petroglyphen). Höhlen sind die häufige Fundstellen für gut erhaltene Höhlenfunde aus der Steinzeit und damit von großer Bedeutung für die archäologische Forschung. Ganze Höhlengruppen wurde in diesem Sinne zusammengefasst, etwa die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb. Ein aktuelles Beispiel für eine archäologisch aktiv erforschte Höhle ist die Blätterhöhle in Hagen. Höhlenfunde dienen auch der Erforschung von Fauna und Flora sowie als Klimaarchiv, in dem neben Tropfsteinen auch Gangformen und Sedimentablagerungen Aufschluss über die Klimaentwicklung geben können.

Heute ist auch die touristische Nutzung in Form von Schauhöhlen von Bedeutung. Schon das strecken- und zeitweise Ausleuchten mit künstlichem Licht lässt beginnend an den Stellen hoher Beleuchtungsstärke, sichtbar am Ergrünen, Vegetation mit Chlorophyll, etwa die sich durch feine Sporen verbreitende Moose aufkeimen.

Weniger erwünscht ist die Nutzung als Steinbruch, insbesondere für den Zweck des Abbaus von Tropfsteinen zum Verkauf an Steinsammler oder die Schmuckherstellung. So sind in weiten Gegenden der Dritten Welt heute Höhlen, die der Wissenschaft oft noch unbekannt sind, komplett leergeräumt. Ein anderes Abbauprodukt aus Höhlen ist Fledermausguano.

Umstritten ist die Nutzung von Höhlen beim Höhlenwandern.

Die Erforschung von Höhlen bezeichnet man als Höhlenforschung oder Speläologie. Sie wird in aller Regel von ehrenamtlich tätigen Höhlenforschern vorgenommen, die ihre Ergebnisse in Höhlenkatastern sammeln.

Bei allen Nutzungsformen bestehen erhebliche Konflikte zwischen der wirtschaftlichen Nutzung und den Interessen des Höhlenschutzes.

Höhle als Motiv

Häufig tauchen Höhlen als Motiv in Mythen, Träumen oder Märchen auf. Nach der analytischen Psychologie in der Tradition Carl Gustav Jungs handelt es sich hierbei um eine besondere Ausprägung des Mutterarchetyps.

Höhle als Ort für Musik

Konzerthalle in der Cueva de los Verdes

Höhlen werden zunehmend für musikalische Zwecke genutzt, weil sich dort eine oft sonderbare und mystische Akustik einstellt, die von Musikern geschätzt wird.Diese wird durch komplexe Diffusion erzeugt, wobei Wellen in unterschiedlichen Richtungen in einer Weise gestreut werden, die aus rechteckigen Räumen unbekannt ist.[24][25]

Siehe auch

Filme

Periodika

Literatur

  • Hubert Trimmel: Höhlenkunde. 2. Auflage. Vieweg, Braunschweig 1982, ISBN 3-528-07126-5.
  • Hubert Trimmel: Speläologisches Fachwörterbuch. Hrsg.: Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich. Wien 1965 ([1] [PDF; abgerufen am 7. Oktober 2021]).
  • Heinrich Mrkos: Das Höhlenklima. In: Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum Neue Folge. Band 017. Wien 1979, S. 40–46 (zobodat.at [PDF] [abgerufen am 21. September 2021]).
  • Rémy Wenger (Hrsg.): Höhlen. Welt ohne Licht. BLV, München 2007, ISBN 978-3-8354-0298-0.
Wiktionary: Höhle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Höhle – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Höhle – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Hubert Trimmel: Speläologisches Fachwörterbuch S. 34.
  2. Lukas Plan: Speläologie – Höhlenkunde. (PDF) Verband Österreichischer Höhlenforscher, Oktober 2007, S. C1, abgerufen am 17. Oktober 2016.
  3. Hubert Trimmel: Höhlenkunde S. 6.
  4. a b Hubert Trimmel: Höhlenkunde S. 8–9.
  5. a b Lange Unterwasserhöhlen in Quintana Roo Mexiko. NSS, Quintana Roo Speleological Survey (QRSS), 1. Juni 2014, abgerufen am 19. Juni 2014.
  6. a b Hubert Trimmel: Höhlenkunde S. 7.
  7. Hubert Trimmel: Höhlenkunde S. 10.
  8. Jochen Duckeck: Speläologie. 27. Dezember 2011, abgerufen am 18. Februar 2012.
  9. Walter Gallmann: Höhlen & Höhlenentstehung. (PDF; 536 kB) Swiss Cave Diving Instructors, 12. Oktober 2006, abgerufen am 18. Februar 2012.
  10. a b c Heinrich Mrkos: Das Höhlenklima S. 40.
  11. Rémy Wenger: Höhlen. Welt ohne Licht S. 86.
  12. a b c d Heinrich Mrkos: Das Höhlenklima S. 42–43.
  13. Bob Gulden: Worlds longest caves. In: GEO2 Committee on long and deep caves. National Speleological Society (NSS), 16. Juni 2014, abgerufen am 19. Juni 2014 (englisch).
  14. Новини Печера Оптимістична. 2017, abgerufen am 25. September 2018 (russisch).
  15. Kazumura Cave Tours. Abgerufen am 25. September 2018 (englisch).
  16. Forscher finden längste Salzhöhle der Welt. 28. März 2019, abgerufen am 29. März 2019.
  17. Верёвкина. 4. Mai 2018, abgerufen am 25. September 2018 (russisch).
  18. Bob Gulden: The Worlds Great Vertical Pits. In: GEO2 Committee on long and deep caves. NSS, 17. März 2012, abgerufen am 11. Juli 2012 (englisch).
  19. Bob Gulden: The Largest Underground Chambers by Surface Area. In: GEO2 Committee on long and deep caves. NSS, 4. Juni 2010, abgerufen am 18. Februar 2012 (englisch).
  20. a b Riesending-Schachthöhle Untersberg. Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung Bad Cannstatt e.V., Oktober 2018, abgerufen am 10. Februar 2019.
  21. Schönberg Höhlensystem. Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich, Juni 2018, abgerufen am 25. September 2018.
  22. a b Bob Gulden: Worlds deepest caves. In: GEO2 Committee on long and deep caves. NSS, 16. Juni 2014, abgerufen am 19. Juni 2014 (englisch).
  23. Longest and deepest caves of Switzerland. Swiss caves with a length of more than 1000 meters. Swiss Speleological Society, 21. September 2012, abgerufen am 28. November 2016 (englisch).
  24. Höhlenkonzerte. 2018, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  25. Konzerte früher auch in der Lavahöhle Cueva de los Verdes auf Lanzarote