„Laterales Denken“ – Versionsunterschied

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Während heute die Fähigkeit zu lateralem Denken bei der Problemlösung meist positiv bewertet wird, hat die verbale [[Stigmatisierung]] einer Person als ''Querdenker'' in einem [[Kollektivismus|kollektivistischen]] Umfeld eine negative Konnotation.
Während heute die Fähigkeit zu lateralem Denken bei der Problemlösung meist positiv bewertet wird, hat die verbale [[Stigmatisierung]] einer Person als ''Querdenker'' in einem [[Kollektivismus|kollektivistischen]] Umfeld eine negative Konnotation.

In jüngerer Zeit haben die Wörter ''Querdenker'' und ''Querdenken'' aufgrund ihrer Verwendung als Bezeichnung für verschiedene [[Proteste gegen Schutzmaßnahmen wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland|Demonstranten gegen die COVID-19-Maßnahmen]], zu denen sich auf Demonstrationen häufig auch Reichsbürger und Rechtsextreme gesellen, eine eher pejorative Bedeutung erhalten.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 26. April 2021, 16:23 Uhr

Laterales Denken (von lateinisch latus „Seite“), auch Querdenken genannt,[1] ist eine Denkmethode, die im Rahmen der Anwendung von Kreativitätstechniken zur Lösung von Problemen oder Ideenfindung eingesetzt werden kann.

Begriff

Die Bezeichnung wurde 1967 von Edward de Bono eingeführt und seitdem in zahlreichen Veröffentlichungen verwendet. Gelegentlich wird in der Fachsprache auch der Ausdruck nichtlineares Denken gebraucht. Umgangssprachlich heißt es auch Querdenken oder um die Ecke denken. Das Antonym lautet vertikales oder lineares Denken.

Edward de Bono hat außerdem die Bezeichnung „paralleles Denken“ geprägt, um die Fähigkeit zu beschreiben, systematisch verschiedene Denk- und Wahrnehmungsperspektiven in Bezug auf ein beliebiges Thema einzunehmen. Das wichtigste Beispiel für das parallele Denken sind die Denkhüte von De Bono; sie werden inzwischen weltweit in großen Organisationen in den Bereichen Kreativität, aber auch Kommunikation und Teamentwicklung eingesetzt.

Das Konzept de Bonos unterscheidet sich nur in Nuancen von dem Joy Paul Guilfords. Dieser verwendete an Stelle von lateralem Denken die Fachbezeichnung divergentes Denken oder anstelle von vertikalem Denken den Terminus konvergentes Denken. Aufgrund ihrer starken Ähnlichkeit werden die Bezeichnungspaare weitestgehend in gleicher Bedeutung verwendet.[2]

Merkmale

Im Gegensatz zum vertikalen Denken, das Schritt für Schritt (kontinuierlich) verläuft und auf eingeübten Mustern beruht, ist das laterale Denken durch folgende Grundsätze charakterisiert:

  • Es wird zugelassen, dass vorliegende Informationen subjektiv bewertet und selektiv verwendet werden. Details werden nicht analytisch, sondern intuitiv erfasst.
  • Gedankliche Sprünge und Assoziationen werden zugelassen, nicht jedes Zwischenergebnis muss richtig sein.
  • Ja/Nein-Entscheidungen werden vermieden. Auch nicht durchführbare Lösungen können ein Schritt zum besseren Verständnis des Problems sein.
  • Konventionelle Denkmuster werden in Frage gestellt, indem z. B. bewusst nach der unwahrscheinlichsten Lösung eines Problems gesucht wird.
  • Ausgangssituation und Rahmenbedingungen werden nicht als unveränderlich hingenommen.

Die Technik des lateralen Denkens kann geübt und im Rahmen eines kreativen Prozesses gezielt eingesetzt werden. Sie führt je nach Problemstellung nicht zwangsläufig zu einer praktisch umsetzbaren Lösung, kann aber neue Sichtweisen eröffnen.

Beispiel

Die Frage „Wie viele Spiele müssen stattfinden, um bei einem nach K.-o.-System ausgetragenen Turnier mit 111 Teilnehmern den Sieger zu ermitteln?“ wird von den meisten Menschen durch vertikales Denken gelöst: 1. Runde 55 Spiele (1 Freilos), 2. Runde 28 Spiele, 3. Runde 14 Spiele, 4. Runde 7 Spiele, 5. Runde 3 Spiele (1 Freilos), 6. Runde 2 Spiele, 7. Runde 1 Spiel. Diese Zahlen werden schrittweise ermittelt und dann addiert (110). Das laterale Denken bedient sich eines Perspektivwechsels, um das Ergebnis ohne Rechenaufwand zu ermitteln: Wenn es einen Sieger gibt, muss es 110 Verlierer geben. Jeder von ihnen verliert nur einmal, also werden entsprechend viele Spiele gespielt.

Beide Methoden kommen in diesem Fall zum selben Ergebnis, aber auf verschiedenen Wegen.

Anwendungen

Laterales Denken ist als Technik der Ideenfindung in vielen Problemfeldern anwendbar (vergleiche Kreativitätstechniken).

Im Managementprozess ist laterales Denken eine von mehreren etablierten Kreativitätstechniken, wenn es darum geht, unkonventionelle oder innovative Lösungswege für betriebliche Probleme zu finden.

Eine Rätselart, die laterales Denken erfordert, ist das Lateral.

Querdenker als Bezeichnung

Nachdem Querdenken im 19. Jahrhundert eher Hilflosigkeit bedeutete[3], findet sich die derzeit erste Erwähnung eines positiv belegten Begriffes Querdenker 1915 im Zusammenhang mit der „Riesenphantasie“ Münchhausens.[4]

Während heute die Fähigkeit zu lateralem Denken bei der Problemlösung meist positiv bewertet wird, hat die verbale Stigmatisierung einer Person als Querdenker in einem kollektivistischen Umfeld eine negative Konnotation.

Siehe auch

Literatur

  • Edward de Bono: Laterales Denken: ein Kursus zur Erschließung ihrer Kreativitätsreserven. Rowohlt, Reinbek 1971, ISBN 3-498-00431-X.
  • Edward de Bono: Laterales Denken für Führungskräfte. Rowohlt, Reinbek 1972, ISBN 3-498-00439-5.
  • Joachim Bröcher: Anders unterrichten, anders Schule machen: Beiträge zur Schul- und Unterrichtsentwicklung im Förderschwerpunkt Lernen. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2007 (Anwendung lateralen Denkens auf die Schul- und Unterrichtsentwicklung).

Quellen

  1. Querdenken? 6. Juni 2019, abgerufen am 29. Dezember 2020 (deutsch).
  2. Matthias Nöllke: Kreativitätstechniken. Haufe, 2006, S. 14–15.
  3. Paul Neff: Literatur-Blatt. Herausgegeben von Wolfgang Menzel. Nr. 42, 22. April 1836, S. 2 (Vorschau der Seite 166 in der Google-Buchsuche); Zitat: „Übrigens ist es noch sehr die Frage, ob das Denken nicht erst hinter dem Seyn hinterdrein folgt, ob nicht alles Denken bloss ein Nachdenken ist, wenigstens müssen wir bei der Schöpfung der Welt wohl von unserem armseligen Kreuz- und Querdenken und Spekulieren abstrahiren und von Gott nicht glauben, er habe erst lange bei sich selber nachgedacht, wie er die Welt wohl machen würde.“
  4. Robert Müller: Macht: Psychopolitische Grundlagen des gegenwärtigen atlantischen Krieges, H. Schmidt (1915), S. 21: „[…] nein, ich nehme Münchhausen neben Faust als deutschen Urmenschen in Anspruch, diese Riesenphantasie, diesen Kreuz- und Querdenker, der sich selbst und eigenhändig […]“.