„Allesdichtmachen“ – Versionsunterschied

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== Teilnehmende ==
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* [[Tina Maria Aigner]]
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Version vom 25. April 2021, 20:15 Uhr

Unter den Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer kommentierten 52 deutschsprachige Schauspieler Ende April 2021 mit ironischen beziehungsweise satirischen[1] Videoclips die Corona-Politik der Regierung sowie die Medienberichterstattung zum Thema. Die Aktion sorgte für mediales Aufsehen und eine Debatte.[2][1][3][4]

Inhalt der Videos

Die verschiedenen Videos folgen alle demselben Muster. Die Darsteller befinden sich in der Regel in einer hellen wohnraumartigen Kulisse.

Sie stellen sich kurz mit Namen vor und nennen ihren Beruf. Mit erkennbar sarkastischem Unterton befassen sie sich mit der COVID-19-Pandemie, den Schutzmaßnahmen dagegen und mit der Corona-Politik der Bundesregierungen in Berlin und Wien. Die Darsteller täuschen im weiteren Verlauf Zustimmung zu Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 bzw. die Corona-Politik Deutschlands vor. Manche stellen auf ironische Weise Forderungen nach möglichst einschränkenden Maßnahmen. „Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz“, fordert etwa Ulrich Tukur die Bundesregierung auf.“[5]

Jan-Josef Liefers bedankt sich auf sarkastische Weise bei „allen Medien unseres Landes“. Diese sorgten dafür, „dass kein unnötiger kritischer Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen und immer angemessenen Maßnahmen unserer Regierung.“[6] In ähnlicher Weise werden auch vielfach Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 gelobt, wie etwa Maskentragen oder Vermeidung von sozialen Kontakten.

Das Ziel der Teilnehmenden ist nach eigenen Angaben, die Diskussion um die Angemessenheit der Corona-Schutzmaßnahmen „wieder zu öffnen, zu verbreitern und Stimmen Gehör zu verschaffen, die bisher nicht gehört wurden oder die keine Bühne gefunden haben.“ Liefers sieht in der Aktion einen „ironischen und auch Corona-konformen Protest von Leuten, die sich im Moment alle auf ihre Art und Weise nicht sehr gut wiederfinden konnten, unter anderem auch in den Medien, zu denen ich mich auf eine gewisse Zeit auch mitzähle“.

Die Videos haben eine Länge von 48 bis 172 Sekunden, wobei die Mehrzahl der Videos ungefähr eine Minute dauert.

Teilnehmende

53 Videos folgender 51 Schauspieler und eines Regisseurs (Brüggemann) befanden sich ursprünglich auf der Website allesdichtmachen.de:[7] Die mit Kreuzen gekennzeichneten Videos sind nicht mehr auf der Seite vorhanden.

Initiatoren

Im Impressum der Internetseite der Aktion steht Bernd K. Wunder (bürgerlich Bernd Katzmarczyk[8]) als „Vertretungsberechtigter Geschäftsführer“. Er trat in der Vergangenheit mit Thesen in Erscheinung, die das Virus COVID-19 alles in allem als ungefährlich bezeichnen,[9] nannte im Juli 2020 Befürworter eines Teil-Lockdowns „Mundschutzknappen“, verglich das COVID-19-Virus mit dem Grippevirus[10] und verwendete den Ausdruck „Coronazi“,[10] der bei Coronaleugnern und „Querdenkern“ diffamierend verwendet wird.[11]

Gegenüber dem Magazin Focus räumte Wunder ein, Corona anfangs fälschlicherweise als eine Art Grippe verharmlost zu haben. Inzwischen halte er Corona für eine gefährliche Krankheit. Er wies jede Nähe zu rechten Kreisen und Querdenkern zurück und distanzierte sich von der AfD: „ Wir sind bei all jenen, die zwischen die Fronten geraten sind. Den Verängstigten, den Verunsicherten und Eingeschüchterten und jenen die verstummt sind.“[10]

Die Schauspieler Volker Bruch und Jan Josef Liefers gehören auch zu den Initiatoren; die Idee zu der Aktion sei „in persönlichen Gesprächen einer Gruppe Filmschaffender“ bereits im Februar entstanden, man habe die vorgetragenen Texte „untereinander ausgetauscht und redigiert“.[12] Der Deutschlandfunk nennt den Filmregisseur Dietrich Brüggemann als weiteren Initiator.[13] Brüggemann kritisierte, die deutsche Gesellschaft unterwerfe sich – auch im Vergleich zu anderen Todesursachen als Corona oder im internationalen Vergleich – „absurden Regeln“. Ziel der Aktion sei es gewesen, den „Diskursraum“ hierzu wieder aufzumachen.[14]

Rezeption

Debatte

Die Aktion wurde vielfältig debattiert und insgesamt gemischt aufgenommen, es gab vielfältige scharfe Kritik, von mancher Seite aber auch starken Zuspruch. Andere Stimmen lehnten die Protestaktion bzw. deren ironisch-sarkastische Form ab, nahmen die beteiligten Schauspieler aber in Schutz.

Kritiker warfen der Kampagne vor, die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie zu verhöhnen. „Die Videos strotzen vor Zynismus und Hohn, während Vorschläge, wie man die Bevölkerung stattdessen vor dem Virus schützen könnte fehlen“, befand etwa Sebastian Leber vom Tagesspiegel. Lebers Meinung nach enthielten die Videos Botschaften, wie man sie von Querdenken-Demos kennt: „Die Pandemie sei Panikmache, die Medien seien gleichgeschaltet, die Bundesregierung regiere autoritär.“[3] Hugo Müller-Vogg attestierte den Schauspielern im Focus eine „egomane Innenwelt“. „Das Ausmaß an menschlichem Leid und an mitmenschlichem Engagement scheint einer halben Hundertschaft bekannter Bühnen- und Fernsehstars verborgen geblieben zu sein“, so Müller-Vogg.[4] Teilweise wurde auch eine Nähe zum Milieu der Coronaleugner und der „Querdenker“-Bewegung unterstellt.[15][16]

Auch andere, nicht an dem Projekt teilnehmende Schauspieler übten Kritik. Elyas M’Barek teilte via Instagram mit, dass „mit Zynismus keinem geholfen sei. Jeder wolle zur Normalität zurückkehren, und das werde auch passieren.“ Nora Tschirner warf den Kollegen neben Zynismus auch „Langeweile“ vor. Christian Ulmen erinnerten die Videos an die Erzählungen des Verschwörungstheoretikers Ken Jebsen.[16]

Georg Restle zeigte in einem Kommentar für die Tagesthemen Verständnis „für die vielen, die sich seit Monaten solidarisch an die Corona-Regeln halten und sich dadurch verhöhnt fühlen“. Einige Reaktionen würden aber „weit übers Ziel hinausschießen“. Nach Ansicht Restles müsse „dieses plumpe Schwarz-Weiß-Denken endlich aufhören, mit der wir uns reflexartig gegenseitig in irgendwelche Ecken treiben, aus denen dann keiner mehr rauskommt.“[17][18]

Politisch wurde die Diskussion um #allesdichtmachen schnell zum Thema, da das Projekt euphorisch von Vertretern des rechten bzw. rechtskonservativen Spektrums, welches in Deutschland eine möglichst lasche Maßnahmenpolitik fordert, aufgenommen wurde. So nannte etwa Hans-Georg Maaßen die Aktion „großartig“. Die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar von der Partei AfD befand einen „intelligenten Protest“.[16] Lobende Worte fand auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit, der die Aktion als „Meisterwerk, welches uns sehr nachdenklich machen sollte“, bezeichnete.[19]

In der Folge ließen mehrere der Teilnehmer ihre Videos wieder löschen und beendeten die Teilnahme an der Aktion. Heike Makatsch ging diesen Weg als Erste und „distanzierte sich eindeutig von rechtem Gedankengut“. Andere Schauspieler taten es ihr gleich und verwiesen darauf, dass die Aktion schiefgelaufen sei. „Die Videos, die entstanden sind, wurden falsch verstanden, sind vielleicht falsch zu verstehen“, begründete etwa Ulrike Folkerts ihre Distanzierung.[20] Das wiederum befand Mathias Brodkorb von der SPD für unverständlich: „Kein vernünftiger Mensch könne etwas dafür, wenn ihm Idioten applaudieren. Das liegt allein im Vermögen der Idioten selbst. Aber dieses Framing funktioniert in Deutschland noch immer tadellos“, kommentierte Brodkorb im Cicero.[21] In der Talkshow 3 nach 9 befand auch der CDU-Vorsitzende Armin Laschet, dass „es ganz schlimm sei, dass gegenüber Andersdenkenden zu leichtfertig der Vorwurf einer rechten Gesinnung erhoben werde. Von diesen 50 ist keiner AfD, ist keiner rechts“, sagte Laschet.[22]

Mitinitiator Dietrich Brüggemann wies darauf hin, dass einige derjenigen, die Videos zurückzogen, unter Druck gesetzt und bedroht worden seien, aber weiter hinter der Aktion stünden.[14] Laut ihrem Bruder Ben Becker hat Meret Becker Morddrohungen erhalten.[23] Das Mitglied des WDR-Rundfunkrates, Garrelt Duin (SPD), hatte „Konsequenzen“ für die beteiligten Schauspieler gefordert, da diese sich als „Vertreter der öffentlich-rechtlichen Sender“ „unmöglich“ gemacht hätten. Er forderte „schnellstens“ eine Beendigung der Zusammenarbeit der zuständigen Gremien „auch aus Solidarität mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden“. Nachdem Duin sich daraufhin einem Shitstorm ausgesetzt sah, zog er den Tweet wieder zurück. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte den Schauspielern hingegen ein Gesprächsangebot. Er sagte, er fände es schade, „wenn der Eindruck da wäre, dass es nicht auch kontroverse, abwägende Diskussionen gibt“, die im Bundestag ja stattgefunden hätten.[24]

Die Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer wurden am 22. April 2021 binnen kürzester Zeit die meistverwendeten bei Twitter in Deutschland. Drei Tage nach dem Start der Aktion lagen die „Dislikes“ zu den verbliebenen Videos bei YouTube im Schnitt etwa bei 2 %.

Satirische Adaptionen

Der Kampagne entgegengesetzt stand der Hashtag #allenichtganzdicht, der u. a. von Jan Böhmermann initiiert wurde.[1] Nora Tschirner startete den Hashtag #allesschlichtmachen.[25] Lutz van der Horst stellte am 23. April ein Video ins Netz, in dem er die Schauspieler mit sehr ähnlichen Stilmitteln angriff: Zu diesem Zeitpunkt an COVID-19 erkrankt, stellte er sich im Bademantel dar, bedankte sich bei seinen Kollegen für seine Erkrankung und mögliche kommende Komplikationen, lud sie auf ein Glas Wein in seine Wohnung ein und beendete sein Video mit einem heftigen Hustenanfall.[26]

Einzelnachweise

  1. a b c Schauspieler sorgen mit der Aktion "Alles dicht machen" für Aufsehen. In: zeit.de. 23. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  2. „Alles dicht machen“: Youtube-Aktion stößt auf Lob und Kritik. In: ndr.de. NDR, 24. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  3. a b „Alles dicht machen“ ist so schäbig, dass es weh tut. In: tagesspiegel.de. 23. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  4. a b Hugo Müller-Vogg: Kommentar zu #allesdichtmachenSchauspieler aus dem Elfenbeinturm: Was für ein schäbiges, menschenverachtendes Theater. In: focus.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  5. Schauspieler sorgen für Aufsehen – und kassieren Lob und Shitstorm. In: faz.net. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  6. Alexander Krei: Liefers über Protest-Aktion: "Ansonsten verbindet uns nur wenig". In: dwdl.de. 24. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  7. Internetseite allesdichtmachen.de. 22. April 2021, abgerufen am 23. April 2021 (Memento des Internet Archive vom 22. April 2021 um 18:26:56 Uhr.).
  8. Moritz Dickentmann: "Wir leugnen Corona nicht!": Jetzt spricht der Mann hinter dem bizarren Protestvideo. In: stern.de. 24. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  9. Nadeschda Scharfenberg: Schauspieler gegen Corona-Maßnahmen: Alle nicht ganz dicht? In: sueddeutsche.de. 23. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  10. a b c Göran Schattauer: "Wir leugnen Corona nicht!": Jetzt spricht der Mann hinter dem bizarren Protestvideo. In: Focus.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  11. https://www.rtl.de/cms/er-steckt-hinter-schauspieler-aktion-allesdichtmachen-bernd-k-wunder-verharmlose-corona-schon-frueh-4747117.html Der Kopf hinter #allesdichtmachen: Spielten die Schauspieler einem Corona-Verharmloser in die Karten?] In: RTL, 24. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  12. Nils Altland & Jochen Becker: #allesdichtmachen: Trotz und Zerknirschung bei den Machern der Kampagne. In: ndr.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  13. Regisseur Brüggemann zu #allesdichtmachen: "Kritik muss wehtun". In: deutschlandradio.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  14. a b "Wir unterwerfen uns absurden Regeln". In: n-tv.de. 24. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  15. Martin Schmidt: Kommentar zu #allesdichtmachen: Geschmacklos zynisch. In: tagesschau.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  16. a b c Schauspieler gegen Corona-Politik: Gelungene Protestaktion oder Dammbruch? In: tagesschau.de. 23. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
    Liefers im WDR: #allesdichtmachen „satirisch gemeinte Protest-Aktion“. In: wdr.de. 23. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  17. Die Meinung von Georg Restle, WDR, über die Schauspieler-Kapagne #allesdichtmachen. Kommentar Georg Restle. In: Tagesthemen. ardmediathek.de, 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  18. Debatte über #allesdichtmachen"Geht’s noch?" Tagesthemen-Kommentator fordert Ende von "plumpem Schwarz-Weiß-Denken". In: focus.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  19. Corona-Aktion von Schauspielern "peinlich" werk=zdf.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  20. Mehrere Schauspieler distanzieren sich von eigener Aktion. In: Die Zeit. 24. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  21. Mathias Brodkorb: Neurotisches Deutschland. In: cicero.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  22. Liefers legt nach, Laschet hat Verständnis, Folkerts bittet um Entschuldigung. In: faz.net. 24. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  23. „98 Prozent sagen ‚Danke‘“, welt.de, 25. April 2021, abgerufen 25. April 2021
  24. #allesdichtmachen: ARD-Rundfunkrat fordert Konsequenzen für Tatort-Stars, berliner-zeitung.de, 23. April 2021, abgerufen 25. April 2021
  25. Kurt Sagatz: „Heute bisschen für Kollegen schämen“. In: tagesspiegel.de. 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  26. Coronainfizierter Comedian Lutz van der Horst reagiert mit Satirevideo auf #allesdichtmachen. In: rnd.de. 23. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.