„Victoriasee“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 46.5.180.189 (Diskussion) auf die letzte Version von Felix König zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierungen: Manuelle Zurücksetzung Zurückgesetzt Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Infobox See
{{Infobox See
|NAME= Victoriasee
|NAME= Victoriasee muh
|BILD= Victoriasee.jpg
|BILD= Victoriasee.jpg
|BILDBESCHREIBUNG=
|BILDBESCHREIBUNG=

Version vom 19. Februar 2021, 12:17 Uhr

Victoriasee muh
Geographische Lage Tansania, Uganda und Kenia
Zuflüsse Kagera-Nil
Abfluss Victoria-Nil
Orte am Ufer Entebbe, Mwanza,
Jinja, Kisumu
Daten
Koordinaten 1° S, 33° OKoordinaten: 1° S, 33° O
Karte von Victoriasee muh
Höhe über Meeresspiegel f11135 m[1]
Fläche 68.870 km²
Länge 337 km
Breite 250 km
Volumen 2.760 km³dep1
Maximale Tiefe 85 m
Mittlere Tiefe 40 m

Besonderheiten

größter See in Afrika, Beckensee, umgewandelter Natursee

Der Victoriasee (auch Viktoriasee, Victoria Nyanza, Nam Lolwe, Nnalubaale, Ukerewe) liegt in Ostafrika und ist Teil der Staaten Tansania, Uganda und Kenia. Er ist der drittgrößte See (nach dem Kaspischen Meer und dem Oberen See) und der zweitgrößte Süßwassersee der Welt (nach dem Oberen See). Der Victoriasee ist der größte See Afrikas, er verfügt über ein Einzugsgebiet von 193.000 km². Er hat eine Oberfläche von 68.800 km², dies entspricht in etwa der Fläche Bayerns oder Irlands. An seinen Ufern lebten 2007 etwa 30 Millionen Menschen.

Geographie

Victoriasee und das Rift

Der See befindet sich in der ostafrikanischen Hochebene. Die Fläche des Sees teilen sich die Staaten Tansania (49 % der Seefläche), Uganda (45 %) und Kenia (6 %). Seine Küstenlinie hat eine Länge von 3450 km, davon entfallen 1750 km auf Tansania, 1150 km auf Uganda und 550 km auf Kenia.[2]

Während der Victoriasee im Westen vom Kagera-Nil gespeist wird, befindet sich sein Abfluss im Norden – dies ist der Victoria-Nil (daher wird der See als dessen Quelle betrachtet, nicht aber als die Nilquelle). Die größte Insel ist mit 560 km² Ukerewe vor dem Südufer. Weite Strecken seines Ufers werden von ausgedehnten Papyrussümpfen gesäumt.

Die Region um den Victoriasee ist relativ niederschlagsreich: Der durchschnittliche Niederschlag wird mit 1015 Millimeter pro Jahr angegeben. 85 % des Seewassers erhält der Victoriasee von Niederschlägen, 15 % von Zuflüssen (u. a. den Flüssen Kagera, Nzoia, Sio und Yala). Die Verdunstung ist hoch und entspricht 85 % des aus dem See abfließenden Wassers.

Der Victoriasee ist erdgeschichtlich ein sehr junger See, sein Alter wird auf weniger als eine Million Jahre geschätzt. Vor 14.700 Jahren ist er das letzte Mal komplett ausgetrocknet. Er weist einen erstaunlichen Artenreichtum auf. Zu den Zuflüssen gehören auch die Flüsse Pindibo und Adabo (aus Burundi).

Der Victoriasee wurde 1858 vom britischen Entdecker John Hanning Speke neu für die westliche Welt entdeckt und nach der damaligen Königin von Großbritannien, Victoria, benannt. 1875 bereiste Henry Morton Stanley den See mit einem Schiff, wobei er ihn einmal komplett umrundete.

Vom natürlichen See zum Stausee

Das Stausee-Volumen beträgt 204,8 km³ und sein Gesamt-Volumen 2760 km³. Seine ehemalige natürliche Größe wurde jedoch durch den Bau des Owen-Falls-Damms, der 1954 bei Jinja am Victoria-Nil fertiggestellt wurde, künstlich vergrößert, so dass der natürliche See vom Wasser des dadurch entstandenen Stausees – „Victoria Reservoir“ genannt – überflutet wurde. Seitdem sind auch die etwas nördlich seines ehemaligen Nordufers bis dahin freiliegenden Owen- und Ripon Falls überflutet. Der See, dessen Wasseroberfläche bei Vollstau in 1134 Meter Höhe liegt, ist verschiedenen Angaben zufolge maximal 81 Meter oder 85 Meter und durchschnittlich 45 Meter tief.

Nachdem im Jahr 2002 Uganda ein zweites Wasserkraftwerk in diesem Gebiet in Betrieb genommen hatte, erreichte im Jahr 2006 der Wasserspiegel des Sees einen Rekordtiefstand, wie er zum letzten Mal vor 80 Jahren gemessen wurde.[3]

Flora und Fauna

Neben dem Flusspferd gibt es im Victoriasee über 250 Fischarten.[4] Ein großer Teil des Artenreichtums stellt die Familie der Buntbarsche (Cichliden), die, gemessen an der relativ kurzen Zeit seit der letzten Austrocknung des Sees, einen außerordentlich hohen Artenreichtum aufwiesen. Dieser war deshalb auch ein beliebtes Forschungsobjekt der Evolutionsbiologie.

Ökologisches Desaster

Ausbreitung der Wasserhyazinthen im Kavirondo Golf
Hafen von Kisumu mit Wasserhyazinthen

In den 1960er Jahren wurde der Nilbarsch (Lates niloticus) als allochthone Art gezielt im Victoriasee angesiedelt, um einen kommerziell gut verwertbaren Speisefisch zu züchten. Auf seine rasante Vermehrung folgte zwar der erwartete Aufschwung der exportorientierten Fischindustrie, sie endete allerdings in einem unerwarteten Desaster, da der Nilbarsch für das Aussterben eines Großteils der Buntbarscharten mitverantwortlich war und die einheimische Trockenfischindustrie ruinierte. Heute ist der Nilbarsch als „Viktoriabarsch“ im internationalen Fischhandel erhältlich. Die Hintergründe dieser Entwicklung thematisiert der Film Darwin’s Nightmare. Durch konsequenten Konsum wurde allerdings auch der Nilbarsch stark dezimiert, was den anderen Fischarten wieder mehr Lebensraum zugesteht.

Ein weiteres Problem ist die ebenfalls nicht natürlich im Victoriasee vorkommende Wasserhyazinthe, die heute weite Flächen überwuchert. 1995 waren 90 % der ugandischen Küste mit dieser Pflanze bedeckt. Auch hier würde eine konsequente Nutzung zur ökologischen Entlastung beitragen.

Durch die dichte Besiedlung an seinen Ufern hat der See heute mit massiven Umweltproblemen wie z. B. Verschmutzung und Sauerstoffmangel zu kämpfen. Diese Krisenerscheinungen bewogen den Global Nature Fund, den Lake Victoria zum „bedrohten See des Jahres 2005“ zu erklären. Laut einem 2018 erschienenen IUCN-Bericht sind ein Fünftel der 651 untersuchten Arten im Viktoriaseebecken vom Aussterben bedroht.[5] Unter den 205 beschriebenen endemischen Arten sind drei Viertel stark gefährdet.[6]

Inseln im Victoriasee

Literatur und Film

  • Tijs Goldschmidt: Darwins Traumsee. Nachrichten von meiner Forschungsreise nach Afrika. C.H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42881-9
  • Film: Darwin’s Nightmare, Regie: Hubert Sauper, 2005 (auch als DVD erhältlich). Der vielfach preisgekrönte Film dokumentiert die ökologische und wirtschaftliche Katastrophe am ostafrikanischen Victoriasee durch das Aussetzen des Nilbarsches.

Siehe auch

Küste vor Munyonyo, Kampala
Commons: Victoriasee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

zur Ökologie

zur Fauna

Einzelnachweise

  1. Database for Hydrological Time Series of Inland Waters (DAHITI) - Victoria, Lake, abgerufen am 20. April 2017.
  2. Lars Wirkus, Volker Böge: Afrikas internationale Flüsse und Seen. Stand und Erfahrungen im grenzüberschreitenden Wassermanagement in Afrika an ausgewählten Beispielen. (PDF; 1,4 MB) Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Gutachten, 2005 S. 29
  3. „Uganda pulls plug on Lake Victoria“, New Scientist, 9. Februar 2006
  4. a b Fishbase: Species in Lake Victoria, auf fishbase.de
  5. IUCN: Freshwater biodiversity in the Lake Victoria Basin, 2018, doi:10.2305/IUCN.CH.2018.RA.2.en.
  6. Eawag: IUCN-Bericht gegen drohendes Artensterben im Viktoriasee In: eawag.ch, 9. Mai 2018, abgerufen am 1. August 2018.