„Tilo Jung“ – Versionsunterschied

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Jung lebt in Berlin.
Jung lebt in Berlin.

== Kontroversen ==
2013 interviewte Tilo Jung [[Ken Jebsen]]. 2014 twitterte Jung: "Merke: Deutsche, hochrangige Politiker haben in Israel die Apartheid noch nicht einmal ansatzweise anzusprechen."<ref>{{Internetquelle |autor=Tilo Jung |url=https://twitter.com/TiloJung/status/433667014989996032?s=20 |titel=Twitter |abruf=2021-02-10}}</ref> Außerdem startete er eine Interview-Reihe über den [[Nahostkonflikt]] in [[Israel]] und [[Palästina]] und interviewte unter anderem einen Sprecher der Terrororganistation [[Hamas]] und den Journalisten [[Martin Lejeune (Aktivist)|Martin Lejeune]], dem zu der Zeit vorgeworfen wurde, die Positionen der Hamas zu übernehmen. 2018 interviewte Jung die antizionistische Aktivistin [[Ahed Tamimi]] und stellte sie auf Twitter als "peace activist" vor.<ref>{{Internetquelle |autor=Tilo Jung |url=https://twitter.com/TiloJung/status/1036911771246886914 |titel=Twitter}}</ref> Daraufhin wurde ihm wiederholt [[Antisemitismusforschung#Israelbezogener Antisemitismus|israelbezogener Antisemitismus]] vorgeworfen. Die Journalistin Jennifer Nathalie Pyka warf ihm in der [[Jüdische Allgemeine|Jüdischen Allgemeinen]] vor, keine unterschiedlichen Perspektiven einzufangen: "Denn er befindet sich ja schon im Besitz der Wahrheit und muss daher nur noch Stimmen einholen, die ihm seine Sicht bestätigen."<ref>{{Internetquelle |autor=Jennifer Nathalie Pyka |url=https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/tilo-jung-und-seine-juenger/ |titel=Tilo Jung und seine Jünger |datum=2018-09-17 |abruf=2021-02-17 |sprache=de}}</ref>


== Trivia ==
== Trivia ==

Version vom 17. Februar 2021, 20:49 Uhr

Tilo Jung als Referent bei den Jugendmedientagen 2015 in Bonn

Tilo Jung (* 21. Oktober 1985[1] in Malchin) ist ein deutscher Journalist und Podcaster. Er ist Gründer und Moderator des Interview-Formats Jung & Naiv.

Biografie

Erste Schritte und Ausbildung

Jung volontierte in seiner Jugend für einige Jahre bei seiner regionalen Heimatzeitung Nordkurier.[1][2] Nach dem Abitur leistete er Grundwehrdienst beim Panzerbataillon 403 in Schwerin.[3]

2006 begann Jung an der Berliner Humboldt-Universität Betriebswirtschaftslehre zu studieren, wechselte jedoch nach einigen Semestern das Studienfach. Schlussendlich entschloss er sich auch die Rechtswissenschaft vorzeitig zu beenden. Während des Studiums arbeitete Jung bei diversen Internet- un Start-up-Unternehmen, beispielsweise beim sozialen Netzwerk studiVZ, der Jobbörse für junge Akademiker Absolventa, oder auch bei Onlineshops wie Spreadshirt, Zalando und DailyDeal in den Bereichen Kundendienst, Produktmanagement, Produkteinpflege und Marketing.[2][4] Nebenher arbeitete er gelegentlich auch als Model.[5]

Tätigkeit als Journalist

2011 wurde Jung freier Mitarbeiter beim Medienmagazin von Radio Eins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg. Als Radioreporter war er für Interviews und Reportagen über Social Media und internationale Politik zuständig, z. B. rund um die US-Präsidentschaftswahl.[6] 2012 betrieb er zusammen mit dem Journalisten Daniel Bröckerhoff den YouTube-Kanal „Penisdialoge“, der mittlerweile deaktiviert ist.[7]

Für seinen naiven Moderatoren-Charakter ließ sich Jung als 27-Jähriger von der rechtspopulistischen Kunstfigur des Fernsehmoderators Stephen Colbert inspirieren.[2]

Auf der Bertelsmann-Gala 2012 war Jung als „Social Media VIP Reporter“ eingesetzt, wo er unter dem Motto Ask Deutschlands VIPs anything prominenten Gästen wie Günther Jauch Fragen stellte, die zuvor auf Facebook gesammelt worden waren.[8][9] Diese Idee setzte er später unter dem Namen All you can ask mit der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und CDU-Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach fort.[10] Bei einer Rede vor dem AGH-Medienausschuss forderte er eine staatliche Förderung für Journalisten wie etwa eine Recherchestiftung für investigativen Journalismus anstelle der derzeitigen Finanzierung von medialen Institutionen.[11] In Bezug auf die Debatte über die zunehmende Politikverdrossenheit vertrat er die Meinung: „Die Medien sind politikverdrossen, weil sie kein Interesse mehr haben, Sachverhalte erklärend darzustellen.“[12]

Anfang Februar 2013 spielte Jung zum ersten Mal die Rolle des naiven, unbedarften Reporters und stellte die Videoclips unter dem Namen Jung & Naiv – Politik für Desinteressierte in seinem YouTube-Kanal ins Netz. Um das Projekt technisch zu verbessern, sammelte er das Geld für neues Equipment durch Crowdfunding über die Online-Plattform Krautreporter.[2] Ab August 2013 nahm der neu gegründete Privatsender Joiz Jungs Format ins Programm auf, die ungekürzten Interviews stellte er weiterhin nach Ausstrahlung bei YouTube online.[13]

Im Frühjahr 2014 wurde Jung offizielles Mitglied der Bundespressekonferenz.[14] Als Online-Journalist veröffentlichte er des Öfteren seine dort gestellten Fragen und die erhaltenen Antworten als Transkript in seinen Social-Media-Seiten, später auch als Videos auf seinem YouTube-Kanal.

Jung behandelt nicht nur innenpolitische Themen, sondern auch die Außenpolitik. Als aufgrund der Krimkrise die Euromaidan-Bewegung in den Hintergrund gerückt war, reiste das Team von Jung & Naiv Anfang März 2014 auf eigene Kosten in die Ukraine. Anlässlich der Europawahl 2014 entschloss sich Jung, Vertreter politischer Organisationen in Griechenland, Spanien und Italien zu interviewen. Diese Reisen wurden auch durch Crowdfunding finanziert. Im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt 2014 reiste er im Juli 2014 zudem nach Israel und Palästina.[15] Mit dem Untertitel The search for an end of a never-ending story entstanden 25 Filmbeiträge, in denen Aktivisten, Journalisten und politische Berater beider Seiten zu Wort kamen.[15][16]

Als Mitglied des Journalistenteams des Online-Magazins Krautreporter publizierte Jung ab Ende Oktober 2014 die neuen Interviews nicht nur als Videos, sondern auch in Textform. 2014 hatte er von allen Autoren in diesem Magazin die meisten Artikel.[17]

Jung im Saal der Bundespressekonferenz, 2018

Anfang 2015 verlagerte Jung seinen Schwerpunkt auf die Berichterstattung in der Bundespressekonferenz (BPK) und veröffentlichte die dort aufgenommenen Folgen auf seinem YouTube-Kanal unter der Rubrik BPK für Desinteressierte. Im Gegensatz zu den anderen Hauptstadtjournalisten war sein „Ansatz … [zu] informieren, wie die Bundesregierung informiert“.[18] Ab Mitte April begann er, kurze Clips aus den sehr langen Folgen anzubieten, bald darauf auch themensortierte Zusammenschnitte verschiedener Folgen, sogenannte „Super-Cuts“.

Etwa zeitgleich startete er in Zusammenarbeit mit dem Soziologen und ehemaligen F.A.Z.-Journalisten Stefan Schulz ein mittlerweile eingestelltes Podcast-Format mit dem Titel Aufwachen!. Darin besprachen und bewerteten sie regelmäßig die Fernsehnachrichten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.[19] Der erste Podcast wurde am 13. April 2015 veröffentlicht, die letzte Folge erschien am 21. Juli 2020.[20]

Im Sommer 2017 drehten Tilo Jung und sein Freund und Kollege Alexander „Tyler“ Theiler in Kooperation mit dem deutsch-französischen Fernsehsender Arte die Dokumentation Follow Me: Arabische Videostars. Der Regisseur Farid Eslam wählte das Team des politischen YouTube-Kanals Jung & Naiv als Protagonisten, um YouTube-Stars aus der arabischen Welt zu interviewen. In der begleitenden Webserie I Follow standen die Follower der Vlogger im Mittelpunkt und deren Themenschwerpunkte wie Atheismus, Rolle der Frau, aber auch Zensur und Überwachung. Drehorte waren in der Türkei, an der syrischen Grenze, Ägypten und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.[21] Die erstmalige Fernsehausstrahlung fand allerdings erst am 27. März 2018 statt.[22]

Sonstiges

Am 14. Dezember 2016 wählte die Fraktion der Piratenpartei des Landtages Nordrhein-Westfalen Tilo Jung zu einem Mitglied der 16. Bundesversammlung.[23]

Am 9. Januar 2018[24] produzierte Tilo Jung zusammen mit dem Unternehmen Seapoint die politische Late-Night-ShowRichtig & Wichtig“. Sie fand im Pilotformat auf ZDFneo statt und wurde um 4:55 Uhr morgens beim Sender ausgestrahlt – eine Veröffentlichung in der ZDFmediathek fand nicht statt. Das Pilotformat wurde nach kürzester Zeit wieder eingestellt und blieb bei einer einzigen Episode, der Pilot wurde auf YouTube von Tilo Jung selbst hochgeladen und veröffentlicht.[25]

Jung lebt in Berlin.

Kontroversen

2013 interviewte Tilo Jung Ken Jebsen. 2014 twitterte Jung: "Merke: Deutsche, hochrangige Politiker haben in Israel die Apartheid noch nicht einmal ansatzweise anzusprechen."[26] Außerdem startete er eine Interview-Reihe über den Nahostkonflikt in Israel und Palästina und interviewte unter anderem einen Sprecher der Terrororganistation Hamas und den Journalisten Martin Lejeune, dem zu der Zeit vorgeworfen wurde, die Positionen der Hamas zu übernehmen. 2018 interviewte Jung die antizionistische Aktivistin Ahed Tamimi und stellte sie auf Twitter als "peace activist" vor.[27] Daraufhin wurde ihm wiederholt israelbezogener Antisemitismus vorgeworfen. Die Journalistin Jennifer Nathalie Pyka warf ihm in der Jüdischen Allgemeinen vor, keine unterschiedlichen Perspektiven einzufangen: "Denn er befindet sich ja schon im Besitz der Wahrheit und muss daher nur noch Stimmen einholen, die ihm seine Sicht bestätigen."[28]

Trivia

Im TTIP-Thriller Tödliche Geheimnisse, der 2016 in der ARD ausgestrahlt wurde, hatte er einen Cameo-Auftritt.[29]

Nominierungen und Auszeichnungen

Auszeichnungen

Nominierungen

Commons: Tilo Jung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Die Top 30 bis 30 – Nachwuchstalente 2013. In: Medium Magazin. 12. September 2013, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  2. a b c d Julia Nikschick: Tilo Jung revolutioniert den Journalismus auf YouTube. In: Der Tagesspiegel. 3. Juni 2013, abgerufen am 20. Oktober 2014.
  3. Simon Voigt: Wie Tilo Jung auf einem zwölf Jahre alten Symbolfoto auftauchte. In: Nordkurier. 20. Juli 2018, abgerufen am 14. September 2020.
  4. Stefan Schulz: Wer was zu sagen hat, kann ewig reden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. März 2014, abgerufen am 4. Juni 2015.
  5. Daniel Bouhs: Journalist Tilo Jung Frecher Frager. In: Berliner Zeitung. 8. Juli 2013, abgerufen am 28. Oktober 2017.
  6. Castingshow for president. In: World Wide Wagner. 22. Januar 2012, abgerufen am 2. Januar 2015.
  7. Die Causa Tilo Jung und der Kontext: der Shitstorm, den ich rief. In: meedia.de. 10. März 2015, abgerufen am 14. September 2020.
  8. Social Media VIP Reporter. In: vipreporter.tumblr.com. Abgerufen am 3. Januar 2015.
  9. Jung & Naiv: Günther Jauch beantwortet die Fragen der Facebook-User. In: videogold.de. Abgerufen am 2. Januar 2015.
  10. Erika Steinbach – Bund der Vertriebenen. In: Youtube.com. 14. November 2012, abgerufen am 4. Januar 2015.
  11. Entwicklung des Journalismus: Sitzung des Medienausschusses des Berliner AGH. In: storify.com. 21. November 2012, archiviert vom Original am 5. Januar 2015; abgerufen am 3. Januar 2015.
  12. Julia Friese: Politik für Naivlinge. In: Berliner Morgenpost. 17. März 2013, abgerufen am 4. Januar 2015.
  13. Ingrid Brodnig: Die Nähe muss sein. In: falter.at. 8. Juli 2014, abgerufen am 2. Januar 2015.
  14. Julian Heck: Tilo Jung – naiver Neuling in der Bundespressekonferenz. In: ausgeheckt.com. 15. Februar 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  15. a b YouTube-Channel "Jung & Naiv": Einfache Fragen, interessante Antworten. In: Deutschlandfunk. 16. August 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  16. Jung & Naiv in Israel & Palestine. In: YouTube.com. Abgerufen am 1. Dezember 2014.
  17. Kraut von Rüben sortiert – Krautreporter durchgezählt. In: verwickeltes.wordpress.com. 4. Januar 2015, abgerufen am 4. Januar 2015.
  18. Stefan Schulz, Tilo Jung: Viele betrübliche Nachrichten. In: aufwachen-podcast.de. 22. April 2015, S. 52:02 min – 52:18 min, abgerufen am 9. Mai 2015.
  19. Stefan Schulz, Tilo Jung: Wer wir sind. In: aufwachen-podcast.de. Abgerufen am 15. Juni 2015.
  20. https://aufwachen-podcast.de/
  21. Simon Voigt: Follow Me: Arabische Videostars (2018). In: Nordkurier.de. 26. März 2018, abgerufen am 12. September 2018.
  22. Follow Me: Arabische Videostars (2018). In: IMDb. Abgerufen am 12. September 2018.
  23. Piratenpartei nominiert YouTuber für die Bundesversammlung. In: piratenpartei.de. Abgerufen am 11. Februar 2017.
  24. Richtig & Wichtig (S01E01): Überwachungsstaat. ZDFneo, 14. April 2019, abgerufen am 12. März 2020.
  25. Richtig & Wichtig (S01E01): Überwachungsstaat. ZDFneo, 14. April 2019, abgerufen am 14. April 2019.
  26. Tilo Jung: Twitter. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  27. Tilo Jung: Twitter.
  28. Jennifer Nathalie Pyka: Tilo Jung und seine Jünger. 17. September 2018, abgerufen am 17. Februar 2021.
  29. Arno Frank: TTIP-Thriller "Tödliche Geheimnisse" in der ARD: "Das passiert wirklich!" In: Spiegel Online. 5. November 2016, abgerufen am 9. Juni 2018.
  30. Liste und Jury-Beurteilung aller prämierten Produkte – SIN - Studio im Netz e.V. In: studioimnetz.de. 29. März 2019, abgerufen am 29. März 2019.
  31. Axel Springer Preis für Journalisten – 2. Preis „Internet“ (Memento vom 7. Dezember 2014 im Internet Archive), abgerufen am 21. Oktober 2014
  32. Preisträger 2014. In: Grimme-Institut. Archiviert vom Original am 2. Juli 2014; abgerufen am 20. Oktober 2014.
  33. Thomas Knüwer: Die Goldenen Blogger 2012 – die Nominierungen. In: Indiskretion Ehrensache. 11. Dezember 2012, abgerufen am 3. Januar 2015.
  34. Die Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis 2014. In: DWDL.de. Abgerufen am 18. September 2014.