„Ultramarin“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Herstellung: "auch" und "ebenfalls" ohne klaren Bezug entfernt:
Kleine Überarbeitung: Sprachlich aufpoliert, inhaltliche Redundanzen entfernt, weitere Informationen und Quellen ergänzt.
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|erläutert Ultramarin als Pigmente und Farben. Der gleichnamige Yachthafen am Bodensee ist unter [[Ultramarin (Marina)]] zu finden. Für weitere Bedeutungen siehe [[Ultramarine]].}}
{{Dieser Artikel|erläutert Ultramarin als Farbe und Pigment. Der gleichnamige Yachthafen am Bodensee ist unter [[Ultramarin (Marina)]] zu finden. Für weitere Bedeutungen siehe [[Ultramarine]].}}


{{Farbmuster|Ultramarinblau<br />[[RGB-Farbraum|RGB]]:18,10,143|#120a8f}}
{{Farbmuster|Ultramarinblau<br />[[RGB-Farbraum|RGB]]:18,10,143|#120a8f}}


'''Ultramarin''' ({{laS|ultramarinus|de=überseeisch; über das Meer}}) ist ein blauer Farbton. Ultramarinblau steht aber auch für eine Sammelbezeichnung für [[anorganisch]]e [[Pigment]]e unterschiedlicher [[Farbe]] mit ähnlichem chemischen Aufbau. Die Pigmente sind sehr [[lichtecht]]. Die früher zur Pigmentherstellung verwendeten [[Mineral]]ien wurden „über das Meer“ nach Europa importiert, so ist der Begriff Ultramarin entstanden.
'''Ultramarin''' ({{laS|ultramarinus|de=überseeisch; über das Meer}}) ist ein blauer Farbton. Ultramarin steht auch für eine Sammelbezeichnung für sehr [[lichtecht]]e, [[anorganisch]]e [[Pigment]]e unterschiedlicher [[Farbe]] mit ähnlichem chemischen Aufbau. Die früher zur Pigmentherstellung verwendeten [[Mineral]]ien wurden „über das Meer“ nach Europa importiert, so entstand der Begriff ''Ultramarin''.


== Der Farbton Ultramarin ==
== Der Farbton Ultramarin ==
=== Begriffsklärungen und Geschichte ===
=== Begriffsklärungen und Geschichte ===
Mit dem Farbton Ultramarin kennzeichnet man heute den Farbton des Pigments „Ultramarinblau dunkel“, das international unter der Bezeichnung Pigment Blue 29 gehandelt wird. In der Werbung wird das Blau gerne eingesetzt, um eine positive Stimmung beim Käufer zu wecken. Abweichend davon sind zahlreiche weitere Ultramarinpigmente erhältlich, die grün oder rotstichig und heller oder dunkler sind. Alle Sorten werden industriell in Produkten des Alltags oder in Künstlerfarben verarbeitet. Ultramaringrün wird heute kaum noch verwendet. Im erweiterten Sinne deckt der Farbton Ultramarin also den gesamten Bereich von einem Grünblau über ein sattes Blau bis zu einem dunklen Rosa ab.
Mit dem Farbton Ultramarin kennzeichnet man heute den Farbton des Pigments „Ultramarinblau dunkel“, das international unter der Bezeichnung Pigment Blue 29 gehandelt wird. Abweichend davon sind zahlreiche weitere Ultramarinpigmente erhältlich, die grün- oder rotstichig bzw. heller oder dunkler sind. Im erweiterten Sinne deckt der Farbton Ultramarin also den gesamten Bereich von einem Grünblau über ein sattes Blau bis zu einem dunklen Rosa ab. Alle Sorten werden industriell in Produkten des Alltags oder in Künstlerfarben verarbeitet. In der Werbung wird das Blau gerne eingesetzt, um eine positive Stimmung beim Käufer zu wecken. Die Textilindustrie verwendet es als [[Wäscheblau|Waschblau]] schon seit längerer Zeit, da das Blau als [[Komplementärfarbe]] zu Gelb den Gelbstich verringert und Textilien rein weiß erscheinen lässt. Ultramaringrün wird heute kaum noch verwendet.


Der Begriff Ultramarin geht auf die Geschichte der Farbenbeschaffung und der Farbenherstellung zurück. Das blaue Gestein [[Lapislazuli]] und vor allem das daraus hergestellte Pigment „Fra Angelico Blau“ war wegen seiner Beständigkeit und des aufwändigen Herstellungsverfahrens schon im Mittelalter sehr kostbar. Lapislazuli wird auch in China, Persien und Tibet gefunden. Die besten Sorten kamen aber schon im Mittelalter aus Afghanistan über Venedig nach Europa. So entstand der Name ''azurro ultramarine'', was so viel bedeutet wie „Das Blau von jenseits des Meeres“.<ref name="pigmenthandbuch" /><ref>{{Webarchiv|url=http://kremer-pigmente.de/de/blog/ultramarine-one-pigment-many-qualities |wayback=20130508124944 |text=Ultramarin: ein Pigment – viele Qualitäten |archiv-bot=2019-05-20 05:16:40 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://chsopensource.org/2013/04/10/ultramarine/ ultramarine (in engl.)]</ref> Die Herstellung von Pigmenten aus Lapislazuli ist erst ab dem frühen Mittelalter dokumentiert. Damit gilt Fra Angelico Blau als relativ modernes Blaupigment.<ref>[http://www.seilnacht.com/Lexikon/Lapis.htm Fra Angelico Blau] in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.</ref> [[Ägyptisch Blau]] oder [[Maya-Blau]] haben eine andere chemische Zusammensetzung und sind wesentlich älter.
Der Begriff Ultramarin geht auf die Geschichte der Farbenbeschaffung und der Farbenherstellung zurück. Das blaue Gestein [[Lapislazuli]] und vor allem das daraus hergestellte Pigment ''Fra Angelico Blau'' war wegen seiner Beständigkeit und des aufwändigen Herstellungsverfahrens schon im Mittelalter sehr kostbar. Lapislazuli wird auch in China, Persien und Tibet gefunden. Die besten Sorten kamen aber schon im Mittelalter aus Afghanistan über Venedig nach Europa. So entstand der Name ''azurro ultramarine'', was so viel bedeutet wie „Das Blau von jenseits des Meeres“.<ref name="pigmenthandbuch" /><ref>{{Webarchiv|url=http://kremer-pigmente.de/de/blog/ultramarine-one-pigment-many-qualities |wayback=20130508124944 |text=Ultramarin: ein Pigment – viele Qualitäten |archiv-bot=2019-05-20 05:16:40 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://chsopensource.org/2013/04/10/ultramarine/ ultramarine (in engl.)]</ref> Die Herstellung von Pigmenten aus Lapislazuli ist erst ab dem frühen Mittelalter dokumentiert. Damit gilt Fra Angelico Blau als relativ modernes Blaupigment.<ref>[http://www.seilnacht.com/Lexikon/Lapis.htm Fra Angelico Blau] in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.</ref> [[Ägyptisch Blau]] oder [[Maya-Blau]] haben eine andere chemische Zusammensetzung und sind wesentlich älter.


=== Sorteneinteilung ===
=== Sorteneinteilung ===
Der [[Colour Index]] führt<ref>{{RömppOnline|Name=Ultramarin-Pigmente |Datum=12. Juni 2014 |ID=RD-21-00206 }}</ref> folgende Varietäten des Pigments auf
Der [[Colour Index]] (C. I.) führt folgende Varietäten des Pigments auf<ref>{{RömppOnline|Name=Ultramarin-Pigmente |Datum=12. Juni 2014 |ID=RD-21-00206 }}</ref>
* Ultramarinblau als ''Pigment Blue 29'' (77007),<ref>[http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Fotos/Pigmente/ultramarin_blau_mittel.jpg Ultramarin blau_mittel]</ref>
* Ultramarinblau als ''Pigment Blue 29'' (C. I. 77007)<ref>[http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Fotos/Pigmente/ultramarin_blau_mittel.jpg Ultramarin blau_mittel]</ref>
* Ultramaringrün als ''Pigment Green 24 (# 77013; kein kommerz. Produkt) und Pigment Green 55 (#77007; derzeit kein kommerz. Produkt)''
* Ultramaringrün als ''Pigment Green 24'' (C. I. 77013; kein kommerz. Produkt) und ''Pigment Green 55'' (C. I. 77007; derzeit kein kommerz. Produkt)
* Ultramarinrot als ''Pigment Red 259''<ref>[http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Fotos/Pigmente/ultramarin_rot.jpg Pigmente Ultramarin rot]</ref>
* Ultramarinrot als ''Pigment Red 259''<ref>[http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Fotos/Pigmente/ultramarin_rot.jpg Pigmente Ultramarin rot]</ref>
* Ultramarinviolett als ''Pigment Violet 15''<ref>[http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Fotos/Pigmente/ultramarin_violett.jpg Pigmente Ultramarin violett]</ref>
* Ultramarinviolett als ''Pigment Violet 15''<ref>[http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Fotos/Pigmente/ultramarin_violett.jpg Pigmente Ultramarin violett]</ref>
Zeile 31: Zeile 31:
== Natürliches Ultramarinblau, Fra Angelico Blau ==
== Natürliches Ultramarinblau, Fra Angelico Blau ==
[[Datei:Folio 34r - The Last Judgement.jpg|mini|''Das Jüngste Gericht'', aus dem [[Très Riches Heures|Stundenbuch des Herzogs von Berry]], 1412–1416]]
[[Datei:Folio 34r - The Last Judgement.jpg|mini|''Das Jüngste Gericht'', aus dem [[Très Riches Heures|Stundenbuch des Herzogs von Berry]], 1412–1416]]
Natürliches Ultramarinblau oder Fra Angelico Blau ist ein [[Pigment]], das aus [[Lapislazuli]] gewonnen wird. Das Mineral [[Lasurit]] im Gestein Lapislazuli ist ein komplexes [[schwefel]]haltiges [[Alumosilicate|Aluminiumsilikat]], dieses besitzt die blaue Farbe. Das Gestein ist nur an einer einzigen Fundstelle im Norden [[Afghanistan]]s in herausragender Qualität – also mit hohem Lasuritanteil – zu finden. Aus dem gemahlenen Lapislazuli wird in verschiedenen Reinigungsverfahren das besonders [[Lichtechtheit|lichtechte]] blaue Farb[[pigment]] gewonnen. Dazu wird der zu Pulver zermahlene Lapislazuli mit Wachsen, Harzen und Ölen vermischt. Dann kommt die Masse in Stoffsäckchen aus Baumwolle oder Leinen, anschließend wird sie unter Wasser ausgeknetet. So gelangen nur die feinsten Lasuritteilchen durch das Tuch in das Wasser. Pyrit, Kalk und andere Bestandteile des Lapislazuli bleiben in der Knetmasse zurück. Die Reste im Tuch werden als Ultramarinasche bezeichnet. Insgesamt sind für die Pigmentgewinnung bis zu 49 Arbeitsschritte notwendig, was noch heute den hohen Preis ausmacht. Schon Albrecht Dürer wog das Pigment mit Gold auf.<ref>[http://www.seilnacht.com/Lexikon/Lapis.htm Fra Angelico Blau] in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.</ref> Aufgrund seiner Kostbarkeit konnte es in der Malerei nur sparsam eingesetzt werden und kam vor allem bei bildlichen Darstellungen von [[Jesus Christus]] oder der [[Maria (Mutter Jesu)|Jungfrau Maria]] zu Einsatz. Außerdem wurde es in der [[Buchmalerei]] verwendet.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.theparisreview.org/blog/2015/06/08/true-blue/ |titel=True Blue: A brief history of ultramarine. |werk=the Paris Review |datum=2015-06-08 |autor=Ravi Mangla |zugriff=2015-06-13 |sprache=en}}</ref>
Natürliches Ultramarinblau oder ''Fra Angelico Blau'' wird aus [[Lapislazuli]] gewonnen. Seine blaue Farbe erhält das Gestein durch das darin enthaltenen Mineral [[Lasurit]], ein komplexes [[schwefel]]haltiges [[Alumosilicate|Aluminiumsilikat]]. Lapislazuli in herausragender Qualität also mit hohem Lasuritanteil – ist nur an einer einzigen Fundstelle im Norden [[Afghanistan]]s zu finden. Aus dem gemahlenen Lapislazuli wird in verschiedenen Reinigungsverfahren das blaue Pigment gewonnen. Dazu wird der zu Pulver zermahlene Lapislazuli mit Wachsen, Harzen und Ölen vermischt, die Masse in Stoffsäckchen aus Baumwolle oder Leinen gefüllt und unter Wasser ausgeknetet. So gelangen nur die feinsten Lasuritteilchen durch das Tuch in das Wasser. [[Pyrit]], [[Kalk]] und andere Bestandteile des Lapislazuli bleiben in der Knetmasse zurück. Die Reste im Tuch werden als Ultramarinasche bezeichnet. Insgesamt sind für die Pigmentgewinnung bis zu 49 Arbeitsschritte notwendig, was noch heute den hohen Preis ausmacht. Schon Albrecht Dürer wog das Pigment mit Gold auf.<ref>[http://www.seilnacht.com/Lexikon/Lapis.htm Fra Angelico Blau] in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.</ref> Aufgrund seiner Kostbarkeit konnte es in der Malerei nur sparsam eingesetzt werden und kam vor allem bei bildlichen Darstellungen von [[Jesus Christus]] oder der [[Maria (Mutter Jesu)|Jungfrau Maria]] zu Einsatz. Außerdem wurde es in der [[Buchmalerei]] verwendet.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.theparisreview.org/blog/2015/06/08/true-blue/ |titel=True Blue: A brief history of ultramarine. |werk=the Paris Review |datum=2015-06-08 |autor=Ravi Mangla |zugriff=2015-06-13 |sprache=en}}</ref>


== Synthetisches Ultramarinblau ==
== Synthetisches Ultramarinblau ==
Ein [[Frankreich|französischer]] Ausschuss setzte im Jahre 1824 einen hohen Preis für denjenigen aus, der ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Ultramarinblau entwickeln könnte. 1828 erhielt der Franzose [[Jean-Baptiste Guimet]] den Preis für die künstliche Herstellung von Ultramarin aus [[Quarz]], [[Kaolin]], [[Soda (Mineral)|Soda]] oder [[Natriumsulfat]], [[Schwefel]] und [[Holzkohle]], die ihm zwei Jahre zuvor 1826 gelungen war. Fast gleichzeitig mit Guimet entwickelte [[Christian Gottlob Gmelin]] in [[Tübingen]] 1828 ein entsprechendes Verfahren.<ref>{{Literatur |Autor=[[Fritz Seel]], Gisela Schäfer, Hans-Joachim Güttler, Georg Simon |Titel=Das Geheimnis des Lapis Lazuli |Sammelwerk=[[Chemie in unserer Zeit]] |Band=8 |Nummer=3 |Datum=1974 |Seiten=65–71 |DOI=10.1002/ciuz.19740080302}}</ref>
Ein [[Frankreich|französischer]] Ausschuss setzte im Jahre 1824 einen hohen Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zur künstlichen Herstellung von Ultramarinblau aus. 1828 erhielt der Franzose [[Jean-Baptiste Guimet]] den Preis für die Herstellung aus [[Quarz]], [[Kaolin]], [[Soda (Mineral)|Soda]] oder [[Natriumsulfat]], [[Schwefel]] und [[Holzkohle]], die ihm zwei Jahre zuvor gelungen war. Fast gleichzeitig mit Guimet entwickelte [[Christian Gottlob Gmelin]] in [[Tübingen]] 1828 ein entsprechendes Verfahren.<ref>{{Literatur |Autor=[[Fritz Seel]], Gisela Schäfer, Hans-Joachim Güttler, Georg Simon |Titel=Das Geheimnis des Lapis Lazuli |Sammelwerk=[[Chemie in unserer Zeit]] |Band=8 |Nummer=3 |Datum=1974 |Seiten=65–71 |DOI=10.1002/ciuz.19740080302}}</ref>


Im Jahr 1828 erfand [[Friedrich August Köttig]] das ''Meißner Lasursteinblau'', eine Variante des künstlichen Ultramarins. Dieses Herstellungsverfahren erlangte 1829 Fabrikationsreife.
Im Jahr 1828 erfand [[Friedrich August Köttig]] das ''Meißner Lasursteinblau'', eine Variante des künstlichen Ultramarins. Dieses Herstellungsverfahren erlangte 1829 Fabrikationsreife.
Zeile 41: Zeile 41:
[[Datei:Deutsche-Patentschrift-No-1.png|mini|Deckblatt des ersten Reichspatents]]
[[Datei:Deutsche-Patentschrift-No-1.png|mini|Deckblatt des ersten Reichspatents]]


1836 begann [[Johannes Zeltner]] aus unternehmerischem Interesse, das von [[Thomas Leykauf]] und [[Friedrich Wilhelm Heyne]] (1804–1885) entwickelte Verfahren zur Erzeugung von Ultramarin<ref>Friedrich Wilhelm Heyne: ''Abhandlung über die chemisch-technische Bereitung von Ultramarin-Farben nach der Erfindung von Leykauf und Heyne oder über die Wichtigkeit der Blau- und Grün-Ultramarinfabrikation für Wissenschaft, Kunst und Gewerbe''. Campe, Nürnberg 1840. ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:2-10142 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]])</ref> zu fördern. 1838 errichtete er an der heutigen Zeltnerstraße in [[Nürnberg]] die erste Ultramarinfabrik in [[Bayern]], die ''Nürnberger Ultramarinfabrik''. Zeltner meldete am 2. Juli 1877 sein ''Verfahren zur Herstellung einer rothen Ultramarinfarbe'' zum Patent an. Dies war überhaupt das erste Patent in Deutschland.<ref>Pressedienst des Deutschen Patent- und Markenamts: {{Webarchiv | url= http://www.dpma.de/infos/pressedienst/pm020711.html | wayback = 20050307045112 | text = ''125 Jahre Deutsches Patent- und Markenamt.''}}</ref> Die jährliche Weltproduktion beträgt heute über 20000 Tonnen.<ref>[http://www.seilnacht.com/Lexikon/Ultramar.htm Ultramarinblau] in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.</ref>
1836 begann [[Johannes Zeltner]] aus unternehmerischem Interesse, das von [[Thomas Leykauf]] und [[Friedrich Wilhelm Heyne]] entwickelte Verfahren zur Erzeugung von Ultramarin<ref>Friedrich Wilhelm Heyne: ''Abhandlung über die chemisch-technische Bereitung von Ultramarin-Farben nach der Erfindung von Leykauf und Heyne oder über die Wichtigkeit der Blau- und Grün-Ultramarinfabrikation für Wissenschaft, Kunst und Gewerbe''. Campe, Nürnberg 1840. ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:2-10142 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]])</ref> zu fördern. 1838 errichtete er an der heutigen Zeltnerstraße in [[Nürnberg]] die erste Ultramarinfabrik in [[Bayern]], die ''Nürnberger Ultramarinfabrik''. Zeltner meldete am 2. Juli 1877 sein ''Verfahren zur Herstellung einer rothen Ultramarinfarbe'' zum Patent an. Dies war das erste Patent in Deutschland überhaupt.<ref>Pressedienst des Deutschen Patent- und Markenamts: {{Webarchiv | url= http://www.dpma.de/infos/pressedienst/pm020711.html | wayback = 20050307045112 | text = ''125 Jahre Deutsches Patent- und Markenamt.''}}</ref>
Die jährliche Weltproduktion an Ultramarin beträgt heute über 20.000 Tonnen.<ref>[http://www.seilnacht.com/Lexikon/Ultramar.htm Ultramarinblau] in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.</ref>


=== Herstellung ===
=== Herstellung ===
Folgende Rohmaterialien werden für die Herstellung von synthetischem, reinblauem Ultramarin eingesetzt:
Folgende Rohmaterialien werden für die Herstellung von synthetischem, reinblauem Ultramarin eingesetzt:
# [[Eisen]]freies [[Kaolin]] (Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub> · 2SiO<sub>2</sub> · 2H<sub>2</sub>O) oder ein anderes reines [[Tonmineral]]; bei letzterem sollte aber für ein gutes Resultat das Verhältnis von [[Kieselsäure]] (SiO<sub>2</sub>) zu [[Aluminiumoxid]] (Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub>) dem von Kaolin möglichst gleichen;
# [[Eisen]]freies [[Kaolin]] (Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub> · 2SiO<sub>2</sub> · 2H<sub>2</sub>O) oder ein anderes reines [[Tonmineral]], bei dem das Verhältnis von [[Kieselsäure]] (SiO<sub>2</sub>) zu [[Aluminiumoxid]] (Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub>) dem von Kaolin möglichst gleichen sollte,
# kalziniertes (wasserfreies) [[Natriumsulfat]] (Na<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>);
# kalziniertes (wasserfreies) [[Natriumsulfat]] (Na<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>),
# kalziniertes Natriumkarbonat ([[Waschsoda]]) (Na<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>);
# kalziniertes Natriumkarbonat ([[Waschsoda]]) (Na<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>),
# [[Schwefel]] (pulverisiert) und
# [[Schwefel]] (pulverisiert) und
# [[Aktivkohle]]pulver oder [[Kohle]] mit einem sehr geringen [[Asche]]anteil, oder [[Kolophonium]].
# [[Aktivkohle]]pulver oder [[Kohle]] mit einem sehr geringen [[Asche]]anteil oder [[Kolophonium]].


Um die geringe Säurebeständigkeit zu beheben, wurden säurebeständigere Typen entwickelt, in denen die Pigmentpartikel mit Silikaten oder Kieselglas<!--säure (?)-- es war sicher Siliciumdioxid/Kieseglas (pyrogene Kieselsäure) gemeint--> beschichtet sind.<!--Quellen?--> Weitere Bearbeitungsprozesse, insbesondere das [[mahlwerk|Mahlen]], verringern allerdings die Schutzwirkung dieser Beschichtung. Für Kunststoffsysteme und Lacke, die unter sauren Bedingungen verarbeitet werden, ist Ultramarin wenig geeignet, da er sich in Gegenwart dieser schwachen Säuren mit der Zeit zersetzt.
Für Kunststoffsysteme und Lacke, die unter sauren Bedingungen verarbeitet werden, ist Ultramarin wenig geeignet, da es sich in Gegenwart schwacher Säuren mit der Zeit zersetzt. Um die geringe Säurebeständigkeit zu beheben, wurden säurebeständigere Typen entwickelt, in denen die Pigmentpartikel mit [[Silicate]]n oder [[Siliciumdioxid]] beschichtet sind.<ref>{{Literatur |Autor=Zhong Cao u. a. |Titel=Preparation of Acid-Resistant Ultramarine Pigment by Dense Silica Coating Process |Sammelwerk=Advanced Materials Research |Band=233–235 |Datum=2011 |Seiten=246–249 |DOI=10.4028/www.scientific.net/AMR.233-235.246}}</ref> Weitere Bearbeitungsprozesse, insbesondere das [[mahlwerk|Mahlen]], verringern allerdings die Schutzwirkung dieser Beschichtung.


=== Kieselsäurearmes Ultramarin ===
=== Kieselsäurearmes Ultramarin ===
Ein kieselsäurearmes Produkt erhält man durch die Vereinigung eines Gemisches aus weichem Ton, Glaubersalz ([[Natriumsulfat]]), Aktivkohle, Soda und Schwefel. Das Produkt ist zunächst [[weiß]], die Farbe schlägt aber rasch nach [[grün]] um (''Grünes Ultramarin''), wenn es nach Zugabe des Schwefels erhitzt wird. Das Gemisch entzündet sich und nach dem Ausbrennen erhält man das gewünschte blaue Pigment.
Das kieselsäurearme ''Ultramaringrün'' erhält man durch die Vereinigung eines Gemisches aus weichem Ton, Glaubersalz ([[Natriumsulfat]]), [[Aktivkohle]], [[Soda]] und [[Schwefel]]. Das Produkt ist zunächst [[weiß]], die Farbe schlägt aber rasch nach [[Grün]] um, wenn es nach Zugabe des Schwefels erhitzt wird. Das blaue Pigment lässt sich aus dieser Vorstufe durch Ausbrennen des Gemisches erzeugen.


=== Kieselsäurereiches Ultramarin ===
=== Kieselsäurereiches Ultramarin ===
Ein kieselsäurereiches Produkt erhält man im Allgemeinen durch das Erhitzen einer Mischung aus reinem Ton(mineral), sehr feinem weißem Sand, Schwefel und [[Aktivkohle]] in einem [[Muffelofen]]. Man erhält alsbald ein blaues Produkt, welches jedoch häufig auch einen rötlichen Farbton aufweist. Die verschiedenen Ultramarine – blau, grün, rot bis zu violett (''Ultramarinviolett'') – werden fein gemahlen und mit Wasser ausgewaschen.
Ein kieselsäurereiches Produkt erhält man im Allgemeinen durch Erhitzen einer Mischung aus reinem [[Kaolin]], sehr feinem weißem Sand, Schwefel und [[Aktivkohle]] in einem [[Muffelofen]]. Daraus entsteht alsbald ein blaues Produkt, das häufig auch einen rötlichen Farbton aufweist. Die verschiedenen Ultramarine – blau, grün, rot bzw. violett (''Ultramarinviolett'') – werden fein gemahlen und mit Wasser ausgewaschen.


=== Herstellung aus Zeolith ===
=== Herstellung aus Zeolith ===
Anstatt aus Kaolin kann Ultramarin auch bei niedrigeren Temperaturen ab 500&nbsp;°C aus synthetischem [[Zeolith A]], Soda und Schwefel hergestellt werden.<ref>{{Literatur |Autor=S. Kowalak u. a. |Titel=Application of zeolites as matrices for pigments |Sammelwerk=[[Microporous and Mesoporous Materials]] |Band=61 |Datum=2003 |Seiten=213–222 |DOI=10.1016/S1387-1811(03)00370-6}}</ref>
Anstatt aus Kaolin kann Ultramarin auch bei niedrigeren Temperaturen ab 500&nbsp;°C aus synthetischem [[Zeolith A]], Soda und Schwefel hergestellt werden.<ref>{{Literatur |Autor=S. Kowalak u. a. |Titel=Application of zeolites as matrices for pigments |Sammelwerk=[[Microporous and Mesoporous Materials]] |Band=61 |Datum=2003 |Seiten=213–222 |DOI=10.1016/S1387-1811(03)00370-6}}</ref> Der Farbton lässt sich durch Wahl des Ausgangszeoliths variieren.<ref>{{Literatur |Autor=Laurenz Bock |Titel=Zum heutigen Stande der Ultramarinforschung |Sammelwerk=[[Angewandte Chemie]] |Band=28 |Nummer=26 |Datum=1915 |Seiten=147–152 |DOI=10.1002/ange.19150282603}}</ref>


== Chemische Struktur und Eigenschaften ==
== Chemische Struktur und Eigenschaften ==
Synthetische und natürliche Ultramarine – unabhängig von deren Farbe – basieren auf der sehr ähnlichen chemischen Struktur des farblosen [[Sodalith]]-Minerals. Dieses Mineral gehört zu den [[Clathrat]]en, die über ein System von sehr kleinen Hohlräumen (Käfigen) verfügen. Bei Sodalith sind die Hohlräume so klein, dass nur wenige Atome in diese Käfige passen. Die Gitterstruktur wird von Aluminium-, Silizium- und Sauerstoffatomen gebildet und enthält Natriumionen, die die Kanäle „verstopfen“ und Elektroneutralität herstellen.
Synthetische und natürliche Ultramarine basieren – unabhängig von deren Farbe – auf der chemischen Struktur des farblosen [[Sodalith]]. Dieses Mineral gehört zu den [[Clathrat]]en, die über ein System von sehr kleinen Hohlräumen (Käfigen) verfügen. Bei Sodalith sind die Hohlräume so klein, dass nur wenige Atome in diese Käfige passen. Die Gitterstruktur wird von Aluminium-, Silizium- und Sauerstoffatomen gebildet und enthält Natriumionen, die die Kanäle „verstopfen“ und Elektroneutralität herstellen.


Bei den Ultramarinen enthalten die Hohlräume einfach negativ geladene [[Polysulfide|Polysulfid]]-Radikalanionen. Diese „eingesperrten“ Ionen verhalten sich anders als elementarer Schwefel. Sie [[Absorption (Physik)#Sichtbares Licht|absorbieren]] das [[Licht]] bestimmter Energie, dies entspricht einer bestimmten [[Wellenlänge]]. Sie bilden ein [[Farbzentrum]]. Fällt weißes Licht, wie etwa [[Sonnenlicht]] auf das Pigment, so fehlt nach der [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] durch das Pigment der absorbierte Anteil des Lichts. Der Mensch empfindet nun eine [[Körperfarbe|Farbe]]. Der Farbton des Pigments hängt von der jeweiligen Struktur und Anzahl der „eingesperrten“ Polysulfidionen ab, im Einzelnen sind es Polysulfid-Radikalionen, das gelbgrüne <math>\mathrm{S_2^-}</math>, das blaue <math>\mathrm{S_3^-}</math> und das rote <math>\mathrm{S_4^-}</math>.<ref>http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/silicate_8_8.html Sodalith und Ultramarine auf der Website der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]]</ref>
Bei den Ultramarinen enthalten die Hohlräume einfach negativ geladene [[Polysulfide|Polysulfid]]-Radikalanionen. Diese „eingesperrten“ Ionen verhalten sich anders als elementarer Schwefel. Sie [[Absorption (Physik)#Sichtbares Licht|absorbieren]] das [[Licht]] bestimmter [[Wellenlänge]]n und bilden so ein [[Farbzentrum]]. Fällt weißes Licht, wie etwa [[Sonnenlicht]], auf das Pigment, so fehlt in der [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] der durch das Pigment absorbierte Anteil des Lichts. Das menschliche [[Auge]] registriert allein das reflektierte Licht, das als [[Körperfarbe]] wahrgenommen wird. Der Farbton des Pigments hängt von der jeweiligen Struktur und Anzahl der „eingesperrten“ Polysulfidionen ab, im Einzelnen sind es Polysulfid-Radikalionen, das gelbgrüne <math>\mathrm{S_2^-}</math>, das blaue <math>\mathrm{S_3^-}</math> und das rote <math>\mathrm{S_4^-}</math>.<ref>http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/silicate_8_8.html Sodalith und Ultramarine auf der Website der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]]</ref>


Eine Besonderheit dieser Ultramarinpigmente ist ihre hohe Farbstabilität. Die freien Polysulfid-Radikalanionen sind an sich nicht stabil gegen Luft. In den „Sodalith-Käfigen“ jedoch sind sie vor chemischen Angriffen (insbesondere durch Sauerstoff) geschützt. Die „Farbzentren“ bleiben dadurch erhalten. Der physikalische Vorgang der Absorption beruht auf Elektronenvorgängen, die hier ohne Einfluss auf die anorganische [[Analysenprobe#Matrix|Matrix]] sind.
Eine Besonderheit der Ultramarinpigmente ist ihre hohe [[Lichtechtheit|Farbstabilität]]. Die freien Polysulfid-Radikalanionen sind an sich nicht stabil gegen Luft. In den „Sodalith-Käfigen“ sind sie jedoch vor chemischen Angriffen (insbesondere durch Sauerstoff) geschützt. Die [[Farbzentrum|Farbzentren]] bleiben dadurch erhalten. Der physikalische Vorgang der Absorption beruht hier auf Elektronenvorgängen, die die anorganische [[Analysenprobe#Matrix|Matrix]] nicht beeinflussen.


Der Brechungsindex von Ultramarinblau beträgt 1,5.<ref>{{Literatur|Autor=Ingo Klöckl|Titel=Chemie der Farbmittel: In der Malerei|Verlag=Walter de Gruyter GmbH & Co KG|Datum=2015-02-24|ISBN=9783110374537|Online=https://books.google.de/books?id=JQNfCAAAQBAJ&pg=PA198&lpg=PA198&dq=brechungsindex+ultramarinblau&source=bl&ots=9vws8kW2Au&sig=b_z5Ul9wECrTS2bOBpLPaXQBFGw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjO2cTGr6_PAhVJORQKHSLyDvgQ6AEIODAE#v=onepage&q=brechungsindex%2520ultramarinblau&f=false|Abruf=2016-09-28}}</ref>
Der Brechungsindex von Ultramarinblau beträgt 1,5.<ref>{{Literatur|Autor=Ingo Klöckl|Titel=Chemie der Farbmittel: In der Malerei|Verlag=Walter de Gruyter GmbH & Co KG|Datum=2015-02-24|ISBN=9783110374537|Online=https://books.google.de/books?id=JQNfCAAAQBAJ&pg=PA198&lpg=PA198&dq=brechungsindex+ultramarinblau&source=bl&ots=9vws8kW2Au&sig=b_z5Ul9wECrTS2bOBpLPaXQBFGw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjO2cTGr6_PAhVJORQKHSLyDvgQ6AEIODAE#v=onepage&q=brechungsindex%2520ultramarinblau&f=false|Abruf=2016-09-28}}</ref>
Zeile 81: Zeile 83:


== Weitere Fakten ==
== Weitere Fakten ==
* [[Wilhelm Büchner (Apotheker)|Wilhelm Büchner]] gelang um 1841 eine Vereinfachung in der Produktion von künstlichem Ultramarin. Das soll er seiner Mutter gegenüber mit ''Da haben wir die Million!'' kommentiert haben.
* [[Wilhelm Büchner (Apotheker)|Wilhelm Büchner]] gelang um 1841 eine Vereinfachung in der Produktion von künstlichem Ultramarin. Das soll er seiner Mutter gegenüber mit ''„Da haben wir die Million!'' kommentiert haben.
* Ultramarin findet seine Verwendung in der [[Zeugdruckerei]].
* Ultramarin wird als [[Farbmittel]] in der [[Zeugdruckerei]] verwendet.
* Bei der Verwendung von Ultramarin in [[Ölfarbe]]n ist wie bei [[Erdfarbe]]n oder [[Zinkweiß]] die Anwendung von [[Sikkativ]]en nötig, um die Trocknung zu beschleunigen.
* Die Verwendung von Ultramarin in [[Ölfarbe]]n erfordert wie bei [[Erdfarbe]]n oder [[Zinkweiß]] die Anwendung von [[Sikkativ]]en, um die Trocknung zu beschleunigen.
* Da Ultramarin – wie [[Cinnabarit|Zinnober]] und [[Auripigment]] – ein [[Sulfid|sulfidhaltiges]] Pigment ist, entsteht beim gleichzeitigen Einsatz mit [[Bleiweiß]] eine Alterung der Farbtöne. In [[Aquarell]]en und verschiedenen anderen Bindemitteln zeigt sich nach geraumer Zeit auf Grund der Bildung von tiefschwarzem [[Bleisulfid]] eine Verschwärzung.
* Da Ultramarin – wie [[Cinnabarit|Zinnober]] und [[Auripigment]] – ein [[Sulfid|sulfidhaltiges]] Pigment ist, [[Alterung_(Chemie)|altert]] es beim gleichzeitigen Einsatz mit [[Bleiweiß]], so dass sich die Farbtöne verändern. In [[Aquarell]]en und verschiedenen anderen Bindemitteln führt die Bildung von tiefschwarzem [[Bleisulfid]] nach geraumer Zeit zu einer Verschwärzung.
* ''Ultramarin'' (1933) ist der Titel einer [[Erzählung]] von [[Malcolm Lowry]].
* ''Ultramarin'' (1933) ist der Titel einer [[Erzählung]] von [[Malcolm Lowry]].
* Die [[Flagge von Barbados]] hat die Tricolore in den Farbtönen ultramarinblau, goldgelb und ultramarinblau.
* Die [[Flagge von Barbados]] ist eine [[Trikolore]] in den Farben Ultramarinblau, Goldgelb und Ultramarinblau.
* Der Maler und Performance-Künstler [[Yves Klein]] hat 1957 sein ''International Klein Blue'' (IKB), sein besonderes „Ultramarin-Blau“, patentieren lassen. Er hat mit Hilfe eines „besonderen“ Bindemittels die Leuchtkraft des reinen Pigments auf die Leinwand gebracht.<ref>Ingrid Pfeiffer, Carla Orthen: ''Biografie.'' In: Oliver Berggruen, Max Hollein, Ingrid Pfeiffer (Hrsg.): ''Yves Klein.'' Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main, S. 222 f.</ref>
* Der Maler und Performance-Künstler [[Yves Klein]] ließ 1957 sein ''International Klein Blue'' (IKB), ein besonderes Ultramarinblau, patentieren. Mit Hilfe des Bindemittels [[Polyvinylacetat|Rhodopas]] gelang es ihm, die Leuchtkraft des reinen Pigments auf die Leinwand zu bringen.<ref>Ingrid Pfeiffer, Carla Orthen: ''Biografie.'' In: Oliver Berggruen, Max Hollein, Ingrid Pfeiffer (Hrsg.): ''Yves Klein.'' Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main, S. 222 f.</ref>
* Die Fahrzeuge und Uniformen des [[Technisches Hilfswerk|Technischen Hilfswerks]] sind ultramarinblau gefärbt.
* Ein großer Teil der Ausrüstung des [[Technisches Hilfswerk|Technischen Hilfswerks]] ist in Ultramarinblau ([[RAL-Farbsystem#Blau|RAL-Nummer 5002]]) gehalten.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 12. Dezember 2020, 21:38 Uhr

Ultramarinblau
RGB:18,10,143

Farbcode: #120a8f

Ultramarin (lateinisch ultramarinus ‚überseeisch; über das Meer‘) ist ein blauer Farbton. Ultramarin steht auch für eine Sammelbezeichnung für sehr lichtechte, anorganische Pigmente unterschiedlicher Farbe mit ähnlichem chemischen Aufbau. Die früher zur Pigmentherstellung verwendeten Mineralien wurden „über das Meer“ nach Europa importiert, so entstand der Begriff Ultramarin.

Der Farbton Ultramarin

Begriffsklärungen und Geschichte

Mit dem Farbton Ultramarin kennzeichnet man heute den Farbton des Pigments „Ultramarinblau dunkel“, das international unter der Bezeichnung Pigment Blue 29 gehandelt wird. Abweichend davon sind zahlreiche weitere Ultramarinpigmente erhältlich, die grün- oder rotstichig bzw. heller oder dunkler sind. Im erweiterten Sinne deckt der Farbton Ultramarin also den gesamten Bereich von einem Grünblau über ein sattes Blau bis zu einem dunklen Rosa ab. Alle Sorten werden industriell in Produkten des Alltags oder in Künstlerfarben verarbeitet. In der Werbung wird das Blau gerne eingesetzt, um eine positive Stimmung beim Käufer zu wecken. Die Textilindustrie verwendet es als Waschblau schon seit längerer Zeit, da das Blau als Komplementärfarbe zu Gelb den Gelbstich verringert und Textilien rein weiß erscheinen lässt. Ultramaringrün wird heute kaum noch verwendet.

Der Begriff Ultramarin geht auf die Geschichte der Farbenbeschaffung und der Farbenherstellung zurück. Das blaue Gestein Lapislazuli und vor allem das daraus hergestellte Pigment Fra Angelico Blau war wegen seiner Beständigkeit und des aufwändigen Herstellungsverfahrens schon im Mittelalter sehr kostbar. Lapislazuli wird auch in China, Persien und Tibet gefunden. Die besten Sorten kamen aber schon im Mittelalter aus Afghanistan über Venedig nach Europa. So entstand der Name azurro ultramarine, was so viel bedeutet wie „Das Blau von jenseits des Meeres“.[1][2][3] Die Herstellung von Pigmenten aus Lapislazuli ist erst ab dem frühen Mittelalter dokumentiert. Damit gilt Fra Angelico Blau als relativ modernes Blaupigment.[4] Ägyptisch Blau oder Maya-Blau haben eine andere chemische Zusammensetzung und sind wesentlich älter.

Sorteneinteilung

Der Colour Index (C. I.) führt folgende Varietäten des Pigments auf[5]

  • Ultramarinblau als Pigment Blue 29 (C. I. 77007)[6]
  • Ultramaringrün als Pigment Green 24 (C. I. 77013; kein kommerz. Produkt) und Pigment Green 55 (C. I. 77007; derzeit kein kommerz. Produkt)
  • Ultramarinrot als Pigment Red 259[7]
  • Ultramarinviolett als Pigment Violet 15[8]

RAL-Farbsystem

Im RAL-Farbsystem ist Ultramarinblau als Farbe RAL 5002 definiert. Heute ist es die Farbe des Technischen Hilfswerks und ganz allgemein die Signalfarbe für Hinweise und Schutzpflicht nach DIN 4844-1:2012-06

Natürliches Ultramarinblau, Fra Angelico Blau

Das Jüngste Gericht, aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry, 1412–1416

Natürliches Ultramarinblau oder Fra Angelico Blau wird aus Lapislazuli gewonnen. Seine blaue Farbe erhält das Gestein durch das darin enthaltenen Mineral Lasurit, ein komplexes schwefelhaltiges Aluminiumsilikat. Lapislazuli in herausragender Qualität – also mit hohem Lasuritanteil – ist nur an einer einzigen Fundstelle im Norden Afghanistans zu finden. Aus dem gemahlenen Lapislazuli wird in verschiedenen Reinigungsverfahren das blaue Pigment gewonnen. Dazu wird der zu Pulver zermahlene Lapislazuli mit Wachsen, Harzen und Ölen vermischt, die Masse in Stoffsäckchen aus Baumwolle oder Leinen gefüllt und unter Wasser ausgeknetet. So gelangen nur die feinsten Lasuritteilchen durch das Tuch in das Wasser. Pyrit, Kalk und andere Bestandteile des Lapislazuli bleiben in der Knetmasse zurück. Die Reste im Tuch werden als Ultramarinasche bezeichnet. Insgesamt sind für die Pigmentgewinnung bis zu 49 Arbeitsschritte notwendig, was noch heute den hohen Preis ausmacht. Schon Albrecht Dürer wog das Pigment mit Gold auf.[9] Aufgrund seiner Kostbarkeit konnte es in der Malerei nur sparsam eingesetzt werden und kam vor allem bei bildlichen Darstellungen von Jesus Christus oder der Jungfrau Maria zu Einsatz. Außerdem wurde es in der Buchmalerei verwendet.[10]

Synthetisches Ultramarinblau

Ein französischer Ausschuss setzte im Jahre 1824 einen hohen Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zur künstlichen Herstellung von Ultramarinblau aus. 1828 erhielt der Franzose Jean-Baptiste Guimet den Preis für die Herstellung aus Quarz, Kaolin, Soda oder Natriumsulfat, Schwefel und Holzkohle, die ihm zwei Jahre zuvor gelungen war. Fast gleichzeitig mit Guimet entwickelte Christian Gottlob Gmelin in Tübingen 1828 ein entsprechendes Verfahren.[11]

Im Jahr 1828 erfand Friedrich August Köttig das Meißner Lasursteinblau, eine Variante des künstlichen Ultramarins. Dieses Herstellungsverfahren erlangte 1829 Fabrikationsreife.

1834 gründete Carl Leverkus die erste deutsche Fabrik zur Herstellung künstlichen Ultramarins. 1845 gelang Wilhelm Büchner die Entwicklung einer erheblich vereinfachten Produktionsweise, die zur Gründung seiner Ultramarinfabrik in Pfungstadt führte.

Deckblatt des ersten Reichspatents

1836 begann Johannes Zeltner aus unternehmerischem Interesse, das von Thomas Leykauf und Friedrich Wilhelm Heyne entwickelte Verfahren zur Erzeugung von Ultramarin[12] zu fördern. 1838 errichtete er an der heutigen Zeltnerstraße in Nürnberg die erste Ultramarinfabrik in Bayern, die Nürnberger Ultramarinfabrik. Zeltner meldete am 2. Juli 1877 sein Verfahren zur Herstellung einer rothen Ultramarinfarbe zum Patent an. Dies war das erste Patent in Deutschland überhaupt.[13]

Die jährliche Weltproduktion an Ultramarin beträgt heute über 20.000 Tonnen.[14]

Herstellung

Folgende Rohmaterialien werden für die Herstellung von synthetischem, reinblauem Ultramarin eingesetzt:

  1. Eisenfreies Kaolin (Al2O3 · 2SiO2 · 2H2O) oder ein anderes reines Tonmineral, bei dem das Verhältnis von Kieselsäure (SiO2) zu Aluminiumoxid (Al2O3) dem von Kaolin möglichst gleichen sollte,
  2. kalziniertes (wasserfreies) Natriumsulfat (Na2SO4),
  3. kalziniertes Natriumkarbonat (Waschsoda) (Na2CO3),
  4. Schwefel (pulverisiert) und
  5. Aktivkohlepulver oder Kohle mit einem sehr geringen Ascheanteil oder Kolophonium.

Für Kunststoffsysteme und Lacke, die unter sauren Bedingungen verarbeitet werden, ist Ultramarin wenig geeignet, da es sich in Gegenwart schwacher Säuren mit der Zeit zersetzt. Um die geringe Säurebeständigkeit zu beheben, wurden säurebeständigere Typen entwickelt, in denen die Pigmentpartikel mit Silicaten oder Siliciumdioxid beschichtet sind.[15] Weitere Bearbeitungsprozesse, insbesondere das Mahlen, verringern allerdings die Schutzwirkung dieser Beschichtung.

Kieselsäurearmes Ultramarin

Das kieselsäurearme Ultramaringrün erhält man durch die Vereinigung eines Gemisches aus weichem Ton, Glaubersalz (Natriumsulfat), Aktivkohle, Soda und Schwefel. Das Produkt ist zunächst weiß, die Farbe schlägt aber rasch nach Grün um, wenn es nach Zugabe des Schwefels erhitzt wird. Das blaue Pigment lässt sich aus dieser Vorstufe durch Ausbrennen des Gemisches erzeugen.

Kieselsäurereiches Ultramarin

Ein kieselsäurereiches Produkt erhält man im Allgemeinen durch Erhitzen einer Mischung aus reinem Kaolin, sehr feinem weißem Sand, Schwefel und Aktivkohle in einem Muffelofen. Daraus entsteht alsbald ein blaues Produkt, das häufig auch einen rötlichen Farbton aufweist. Die verschiedenen Ultramarine – blau, grün, rot bzw. violett (Ultramarinviolett) – werden fein gemahlen und mit Wasser ausgewaschen.

Herstellung aus Zeolith

Anstatt aus Kaolin kann Ultramarin auch bei niedrigeren Temperaturen ab 500 °C aus synthetischem Zeolith A, Soda und Schwefel hergestellt werden.[16] Der Farbton lässt sich durch Wahl des Ausgangszeoliths variieren.[17]

Chemische Struktur und Eigenschaften

Synthetische und natürliche Ultramarine basieren – unabhängig von deren Farbe – auf der chemischen Struktur des farblosen Sodalith. Dieses Mineral gehört zu den Clathraten, die über ein System von sehr kleinen Hohlräumen (Käfigen) verfügen. Bei Sodalith sind die Hohlräume so klein, dass nur wenige Atome in diese Käfige passen. Die Gitterstruktur wird von Aluminium-, Silizium- und Sauerstoffatomen gebildet und enthält Natriumionen, die die Kanäle „verstopfen“ und Elektroneutralität herstellen.

Bei den Ultramarinen enthalten die Hohlräume einfach negativ geladene Polysulfid-Radikalanionen. Diese „eingesperrten“ Ionen verhalten sich anders als elementarer Schwefel. Sie absorbieren das Licht bestimmter Wellenlängen und bilden so ein Farbzentrum. Fällt weißes Licht, wie etwa Sonnenlicht, auf das Pigment, so fehlt in der Reflexion der durch das Pigment absorbierte Anteil des Lichts. Das menschliche Auge registriert allein das reflektierte Licht, das als Körperfarbe wahrgenommen wird. Der Farbton des Pigments hängt von der jeweiligen Struktur und Anzahl der „eingesperrten“ Polysulfidionen ab, im Einzelnen sind es Polysulfid-Radikalionen, das gelbgrüne , das blaue und das rote .[18]

Eine Besonderheit der Ultramarinpigmente ist ihre hohe Farbstabilität. Die freien Polysulfid-Radikalanionen sind an sich nicht stabil gegen Luft. In den „Sodalith-Käfigen“ sind sie jedoch vor chemischen Angriffen (insbesondere durch Sauerstoff) geschützt. Die Farbzentren bleiben dadurch erhalten. Der physikalische Vorgang der Absorption beruht hier auf Elektronenvorgängen, die die anorganische Matrix nicht beeinflussen.

Der Brechungsindex von Ultramarinblau beträgt 1,5.[19]

Chemische Formeln[1]

  • C.I. Pigment Blue 29 (77007) mit einer molaren Masse von 916 bis 1026 g/mol
    • Ultramarinblau hell: Na6Al6Si6O24S2
    • Ultramarinblau mittel: Na7Al6Si6O24S3
    • Ultramarinblau dunkel: Na8Al6Si6O24S4
  • C.I. Pigment Violet 15 (77007) mit einer molaren Masse von 874 bis 918 g/mol
    • Ultramarinrosa: H2Na4Al6Si6O24S2
    • Ultramarinrosa: H2Na6Al6Si6O24S2

Weitere Fakten

Literatur

  • A. Kurella, I. Strauss: Lapislazuli und natürliches Ultramarin. In: Maltechnik-Restauro. 1983, S. 34–54.
  • S. Muntwyler: Ultramarin. Das Pigment von jenseits der Meere. In: C. Cattaneo, S. Muntwyler, M. Rigert, H. P. Schneider (Hrsg.): Farbpigmente, Farbstoffe, Farbgeschichten. 2. Auflage. Alata Verlag, Winterthur 2011, ISBN 978-3-033-02968-2.
  • T. Seilnacht: DVD-ROM Chemie, Lexikon der Farbstoffe und Pigmente, Seilnacht Verlag & Atelier, Bern 2017.

Einzelnachweise

  1. a b Temple C. Patton: Pigment Handbook. John Wiley Sons, New York/ London/ Sydney/ Toronto 1973, S. 409 ff.
  2. Ultramarin: ein Pigment – viele Qualitäten (Memento des Originals vom 8. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kremer-pigmente.de
  3. ultramarine (in engl.)
  4. Fra Angelico Blau in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.
  5. Eintrag zu Ultramarin-Pigmente. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  6. Ultramarin blau_mittel
  7. Pigmente Ultramarin rot
  8. Pigmente Ultramarin violett
  9. Fra Angelico Blau in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.
  10. Ravi Mangla: True Blue: A brief history of ultramarine. In: the Paris Review. 8. Juni 2015, abgerufen am 13. Juni 2015 (englisch).
  11. Fritz Seel, Gisela Schäfer, Hans-Joachim Güttler, Georg Simon: Das Geheimnis des Lapis Lazuli. In: Chemie in unserer Zeit. Band 8, Nr. 3, 1974, S. 65–71, doi:10.1002/ciuz.19740080302.
  12. Friedrich Wilhelm Heyne: Abhandlung über die chemisch-technische Bereitung von Ultramarin-Farben nach der Erfindung von Leykauf und Heyne oder über die Wichtigkeit der Blau- und Grün-Ultramarinfabrikation für Wissenschaft, Kunst und Gewerbe. Campe, Nürnberg 1840. (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
  13. Pressedienst des Deutschen Patent- und Markenamts: 125 Jahre Deutsches Patent- und Markenamt. (Memento vom 7. März 2005 im Internet Archive)
  14. Ultramarinblau in Seilnachts Lexikon der Farbstoffe und Pigmente.
  15. Zhong Cao u. a.: Preparation of Acid-Resistant Ultramarine Pigment by Dense Silica Coating Process. In: Advanced Materials Research. Band 233–235, 2011, S. 246–249, doi:10.4028/www.scientific.net/AMR.233-235.246.
  16. S. Kowalak u. a.: Application of zeolites as matrices for pigments. In: Microporous and Mesoporous Materials. Band 61, 2003, S. 213–222, doi:10.1016/S1387-1811(03)00370-6.
  17. Laurenz Bock: Zum heutigen Stande der Ultramarinforschung. In: Angewandte Chemie. Band 28, Nr. 26, 1915, S. 147–152, doi:10.1002/ange.19150282603.
  18. http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/silicate_8_8.html Sodalith und Ultramarine auf der Website der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  19. Ingo Klöckl: Chemie der Farbmittel: In der Malerei. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-11-037453-7 (google.de [abgerufen am 28. September 2016]).
  20. Ingrid Pfeiffer, Carla Orthen: Biografie. In: Oliver Berggruen, Max Hollein, Ingrid Pfeiffer (Hrsg.): Yves Klein. Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main, S. 222 f.