„Proteste in Deutschland während der COVID-19-Pandemie“ – Versionsunterschied

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== Proteste gegen staatliche Coronaschutzmaßnahmen ==
== Proteste gegen staatliche Coronaschutzmaßnahmen ==
{{Hauptartikel|Proteste gegen Coronaschutzmaßnahmen 2020}}
{{Hauptartikel|Proteste gegen Coronaschutzmaßnahmen 2020}}
{{Anker|Hygienedemo}}
[[Datei:Marktplatz Memmingen 2. Mai 2020.png|mini|Demonstration gegen die Einschränkung von Grundrechten in [[Memmingen]]]]
Ab April 2020 fanden in weiteren Städten Kundgebungen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie statt. Einige davon überschritten die angemeldete Personenzahl oder waren unangemeldet, so dass sie polizeilich aufgelöst wurden. Ebenso gab es auch Gegenkundgebungen, die sich „gegen [[Verschwörungsideologie|Verschwörungsideologen]], [[Rechte Esoterik|rechte Esoteriker]] und [[Rechtsextremismus|Rechtsextremisten]]“ richteten.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/corona-demos-und-gegenprotest-in-frankfurt-geplant-16781959.html ''Corona-Demos und Gegenprotest'']; FAZ.net vom 22. Mai 2020; abgerufen am 31. Mai 2020</ref> Bundesweit wurde Ende Mai 2020 von einem erheblich geringeren Zulauf berichtet.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-frankfurt-muenchen-proteste-gegen-corona-einschraenkungen-finden-weniger-zulauf-a-f2ca0472-a789-4fb6-9b8b-300cb10b7bc3 ''Proteste gegen Corona-Einschränkungen finden weniger Zulauf'']; Spiegel.de vom 30. Mai 2020; abgerufen am 30. Mai 2020</ref><ref>[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-05/coronavirus-demonstrationen-gegen-beschraenkungen ''Interesse an Corona-Demonstrationen flaut ab'']; Zeit.de vom 30. Mai 2020; abgerufen am 30. Mai 2020</ref>


Ab dem April 2020 gab es erste Proteste gegen die Coronaschutzmaßnahmen in Deutschland. Insbesondere die im März von dem Dramaturg [[Anselm Lenz]], dem Autor Hendrik Sodenkamp und der Aktivistin Batseba N’Diaye in Berlin die „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ spiele bei den im April bei den unter dem Namen Hygienedemo bekannt gewordenen Protesten auf dem [[Rosa-Luxemburg-Platz]] und dem [[Alexanderplatz]] in Berlin eine Rolle. Die ursprünglich in Stuttgart groß gewordene Bewegung Querdenken übernahm später zunehmende eine große Rolle in den Protesten. Den Gruppen ist gemein, dass sie die Pandemie als eine Erfindung bezeichnen, um sie in ihrer Freiheit zu unterdrücken. Dazu kommen verschieden weitere Verschwörungen rund um das Impfen, [[Bill Gates]] und [[QAnon]]. Dazu schlossen sich verschiedene andere esoterische, monarchistische und rechtsextreme Gruppen und Parteien den Protesten an.
=== Berlin ===
[[Datei:Rosa-Luxemburg-Platz Berlin during protest 2020-05-16 27.jpg|mini|Reaktion der [[Volksbühne Berlin]] auf die Proteste auf dem [[Rosa-Luxemburg-Platz]], 16. Mai 2020]]
Im März 2020 gründeten der Dramaturg [[Anselm Lenz]], der Autor Hendrik Sodenkamp und die Aktivistin Batseba N’Diaye in [[Berlin]] die ''Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand'' (KDW). Die Gründer gehörten zuvor zum „[[Haus Bartleby]]“, einem 2014 gegründeten Künstlerprojekt für [[Kapitalismus]]-Kritik. Seit dem 28. März 2020 organisiert KDW unter dem Motto „Nicht ohne uns!“ wöchentliche „Hygienedemos“ gegen [[Grundrechtseingriff]]e bei der Pandemiebekämpfung.<ref name="TS240420">{{Internetquelle|url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/coronavirus-und-verschwoerungstheorien-linker-gegenprotest-gegen-hygiene-demonstration-in-berlin/25772782.html|titel=Linker Gegenprotest gegen „Hygiene-Demonstration“ in Berlin|titelerg=Coronavirus und Verschwörungstheorien|autor=Julius Betschka|hrsg=Der Tagesspiegel|datum=2020-04-24|abruf=2020-04-30}}</ref> Sie finden jeden Samstag vor der [[Volksbühne Berlin]] auf dem [[Rosa-Luxemburg-Platz]] in Berlin-Mitte statt. Die dort verteilte KDW-Zeitung nannte die Adresse der Volksbühne als Redaktions- und Vereinssitz. Die Volksbühne bestritt jede Verbindung zu KDW und prüfte Rechtsschritte gegen die Verwendung der Adresse.<ref name="TS180420"/> Sie distanzierte sich auch von den Demonstrationen vor ihrem Haus. Auch das „Haus Bartleby“ distanzierte sich von seinen früheren Mitgliedern.<ref name="TS240420"/>


Am 1. August 2020 protestierten sie mit 30.000 Menschen in Berlin, wobei sie gegen die Infektionsschutzauflagen zum Tragen einer Maske und dem Halten von Mindestabstand verstießen. Ähnliches wiederholte sich am 29. August 2020. An diesem Tag stürmten im Rahmen der Proteste mehrere Hundert Menschen die gesperrten Treppen des Reichstagsgebäudes, was eine breite politische Debatte auslöste.
Die KDW-Gründer bestreiten die Gefährlichkeit des Virus [[SARS-CoV-2]], deuten die [[SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung (Berlin)|Coronamaßnahmen]] als „[[Notstand]]sregime“, das „Widerständler“ beenden müssten, und berufen sich dazu auf das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]]. Lenz’ Aufruf zur ersten Hygienedemo erklärte die Maßnahmen aus „[[Panik]]attacken überalterter [[Elite]]n“, als Deckmantel für einen „Kapitalismuscrash“ oder als „Aktion zum Klimaschutz“. Die ehemals freie Presse sei [[Gleichschaltung|„gleichgeschaltet“]], die öffentliche Diskussion „abgeschafft“. Daher solle mit Atemschutzmasken und Mindestabstand für die Grundrechte demonstriert werden.<ref name="taz310320">Erik Peter: [https://taz.de/Corona-und-Verschwoerungstheoretiker/!5675712/ ''Corona und Verschwörungstheoretiker: Mit Grundgesetz gegen den Verstand.''] taz, 31. März 2020</ref> Die KDW-Webseite beschrieb den [[Massenquarantäne#Lockdown|Lockdown]]-Beschluss des Bundestags als „[[Ermächtigungsgesetz]]“ einer „de-facto-[[Diktatur]]“, deren System „am Ende“ sei.<ref name="TS180420">{{Internetquelle|url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/kritik-an-corona-massnahmen-das-steckt-hinter-der-querfrontdemonstration-in-berlin/25752958.html|titel=Das steckt hinter der Querfrontdemonstration in Berlin|titelerg=Kritik an Corona-Maßnahmen|autor=Julius Betschka und Christoph Kluge|hrsg=[[Der Tagesspiegel]]|datum=2020-04-18|abruf=2020-04-19}}</ref> In der seit April verteilten kostenlosen KDW-Zeitung behauptete Lenz trotz bis dahin weltweit rund 200.000 Todesopfern, das Virus sei „auch für Infizierte praktisch nicht tödlich“, und fordert eine neue „Wirtschaftsverfassung“. Im vereinseigenen [[YouTube]]-Kanal „Hauptstadtstudio“ verlangte er, für den Istzustand verantwortliche Politiker, Wirtschaftseliten und Vertreter der „gleichgeschalteten Presse“ vor Gericht zu stellen.<ref name="taz070520">Erik Peter: [https://taz.de/Koepfe-der-Corona-Relativierer/!5681132/ ''Köpfe der Corona-Relativierer: Alu mit Bürgerrechtsfassade.''] taz, 7. Mai 2020</ref>


Zum 3. Oktober 2020 rief Querdenken zu einer Menschenkette um den Bodensee auf, die Angepeilten Menschenmengen wurden jedoch nicht erreicht.
Zur Hygienedemo riefen das rechtsextreme „Netzwerk Demokratie e. V.“, der frühere Radiomoderator [[Ken Jebsen]] über seinen Kanal [[KenFM]] und der Gründer der Website [[Rubikon (Website)|Rubikon]], Jens Wernicke, auf. Dann berichteten ''Rubikon'', die rechtspopulistische [[Epoch Times]], [[Oliver Janich]] auf [[Telegram]] und [[Martin Lejeune (Aktivist)|Martin Lejeune]] auf dem [[Geschichtsrevisionismus|geschichtsrevisionistischen]] Blog [[Die Rote Fahne#Organe von KPD-Neugründungen|„Die Rote Fahne“]] darüber.<ref name="taz310320"/>


Am 7. November 2020 mobilisierten sämtliche Gruppen aus dem Umfeld der Gegner der Coronaschutzmaßnahmen nach Leipzig. 45.000 protestierten in der Innenstadt, wobei sie Polizeikräfte und Presse angriffen.
Alle Hygienedemos waren bisher unangemeldet oder auf maximal 20 Teilnehmer begrenzt. Die Teilnehmerzahl wuchs von 40 (28. März)<ref name="berlin-913103">{{Internetquelle|url=https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.913103.php |titel=Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz – Tägliche Bilanz der polizeilichen Kontrollmaßnahmen |werk=berlin.de |datum=2020-03-14 |abruf=2020-03-31}}</ref> über 350 (11. April)<ref name="rbb110420">[https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/04/demonstration-aufgeloest-nicht-genehmigt-berlin.html ''Protest gegen das Versammlungsverbot – Polizei löst in Berlin-Mitte unangemeldete Demo auf''], rbb24 vom 11. April 2020</ref> und 500 (18. April)<ref name="TS180420"/> auf mehr als 1000 (25. April)<ref>{{Internetquelle|url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article207509655/Berlin-100-Festnahmen-bei-Hygiene-Demo-gegen-Corona-Massnahmen.html|titel=Über 100 Festnahmen bei Berliner Demonstration gegen Corona-Maßnahmen|hrsg=Welt.de|datum=2020-04-26|abruf=2020-04-27}}</ref> und ging am 1. und 2. Mai auf jeweils rund 300 zurück.<ref name="rbb0105" /><ref>{{Internetquelle|url=https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/05/volksbuehne-hygiene-demo-kontaktbeschraenkungen.html|titel=Erneut Hunderte Teilnehmende bei „Hygiene-Demo“|titelerg=Protest vor der Volksbühne|hrsg=rbb24.de|datum=2020-05-02|abruf=2020-05-03}}</ref> Bei jeder bisherigen Kundgebung nahm die Polizei Personalien auf, erteilte [[Platzverweis]]e und leitete Strafermittlungsverfahren ein, etwa wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte<ref name="berlin-913103"/><ref>{{Internetquelle|url=https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/04/unerlaubte-demonstration-berlin-rosa-luxemburg-latz.html|titel=Polizei löst unerlaubte Demonstration in Mitte auf|titelerg=Rund 260 Einsatzkräfte vor Ort|hrsg=rbb24.de|datum=2020-04-19|abruf=2020-04-20}}</ref> und einem tätlichen Angriff.<ref name="rbb110420"/> Viele Demonstranten riefen die Parole „[[Wir sind das Volk]]“.<ref name="taz-5677960">{{Internetquelle | url=https://taz.de/!5677960/ | titel=Corona-Verschwörer*innen demonstrieren: Braune Infektionskette | autor=Erik Peter | werk=[[Die Tageszeitung|taz.de]] | datum=2020-04-12 | abruf=2020-04-13}}</ref> Sie hielten die Aufrufe, Abstand zu halten und Mundschutz zu tragen, kaum ein.<ref name="TS180420"/>


Zum 18. November 2020 kündigten die Gruppen die Blockade des Bundestags an, um die Abstimmung zu einer Änderung des [[Infektionsschutzgesetz|Infektionsschutzgestzes]] zu verhindern. Aufgrund der Ankündigung verboten Bundesinnenministerium und Bundestagspräsident die Versammlungen in der Bannmeile. Die Protestierenden sammelten sich vor dem Brandenburger Tor und versuchte vereinzelt in Richtung des abgeriegelten Spreebogens zu kommen. Da sich die Menge von über 9.000 Menschen nicht an die Infektionsschutzauflagen hielt wurde die Versammlung aufgelöst. Da sich die Menge gewaltsam wehrte wurden unter anderem Wasserwerfer eingesetzt.
Anselm Lenz wurde am 1. Mai 2020 festgenommen, nachdem er Polizisten mit Zeitungen beworfen hatte.<ref name="taz070520" /> Die Versammlungsbehörde hatte ihn zuvor gewarnt, er müsse sich wegen seiner Aufrufe die Überschreitung der zulässigen Höchstzahl von 20 Teilnehmern zurechnen lassen. Weil er die Aufrufe nicht zurückzog und ein Aufenthaltsverbot für den Rosa-Luxemburg-Platz brach, nahm die Polizei ihn fest. Dabei rief er die Beamten zur Befehlsverweigerung auf, nannte seine Festnahme ein Verbrechen und einen „Verfassungsbruch“, für den man die Verantwortlichen vor Gericht stellen werde. In seiner Zeitung schrieb er von einem „de-facto-diktatorischen Hygiene-Regime“, das die Bevölkerung in Todesangst versetze und zuhause einsperre, die großen Medienhäuser gleichschalte und die staatlichen Institutionen gegen die Menschen instrumentalisiere: „Ein dystopisches Digital- und Pharmakonzern-Kartell drängt zur Macht.“ Man dürfe den rechtsextremen Teilnehmern den Protest nicht überlassen. Wegen fehlender Opposition in den Parlamenten müsse außerparlamentarisch um die Freiheitsrechte gekämpft werden.<ref name="Sundermeyer"/>


Von Anfang an gab es auch Gegenproteste von Antifaschistischen Gruppen gegen den egoistische Verhalten im Bezug auf COVID-19 Risikogruppen und die Zusammenarbeit mit Neonazis.
Laut Ruth Herzberg ([[Der Freitag]]) waren Männer und Frauen jeden Alters, „[[Punk]]s“, „[[Hippie]]s und [[Spießer]], [[schwarzer Block]] und tätowierte Lichtenberg-[[Hooligan|Hools]]“ sowie „Verwirrte, Ängstliche, die ein Ventil“ bräuchten, unter den Teilnehmern. Es seien „nicht alles Rechte oder Linke“.<ref name="freitag-200427">{{Internetquelle|url=https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bitte-bleiben-sie-krank|titel=Bitte bleiben Sie krank!|autor=Ruth Herzberg|hrsg=[[Der Freitag]]|datum=2020-04-27|abruf=2020-04-28}}</ref> Die Proteste wurden jedoch zunehmend von [[Alternative für Deutschland|AfD]], [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]], [[Identitäre Bewegung|Identitären]] und [[QAnon]]-Anhängern unterstützt<ref name="taz-5677960" /><ref name="TS180420" /> oder laut Robert Kiesel (Tagesspiegel) „von Rechtspopulisten bis hin zu Rechtsextremen gekapert“.<ref name="tagesspiegel-25774770">{{Internetquelle|url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/hygienedemo-vor-der-volksbuehne-wird-berlin-zum-zentrum-rechter-corona-proteste/25774770.html|titel=Wird Berlin zum Zentrum rechter Corona-Proteste?|titelerg=„Hygienedemo“ vor der Volksbühne|autor=Robert Kiesel|hrsg=Der Tagesspiegel|datum=2020-04-26|abruf=2020-04-28}}</ref>

Die Anmelder distanzierten sich in einem Flugblatt von [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemiten]] und nationalistischen [[Holocaustleugnung|Holocaustleugnern]]. Der Holocaustleugner Gerd Walther machte als Teilnehmer der Berliner Hygienedemos gleichwohl „die [[Juden]]“ und ihre angebliche „Übernahme“ der Parlamente für die weltweite Pandemiebekämpfung verantwortlich und begrüßte die bewaffneten Aufmärsche vor Landesparlamenten in den USA.<ref>Andrej Reisin, Martin Schneider: [https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Hygiene-Demo-in-Berlin-Juden-angeblich-Schuld-an-Corona,antisemitismus228.html ''„Hygiene-Demo“ in Berlin: Juden angeblich Schuld an Corona.''] NDR, 6. Mai 2020</ref> Seit Mai 2020 beteiligen sich nach Beobachtungen des Szenekenners [[Olaf Sundermeyer]] immer mehr Holocaustleugner, NPD-Aktivisten und Anhänger des rechtsextremen [[Der Flügel|„Flügels“]] der AfD an den Hygienedemos, darunter der Landtagsabgeordnete [[Wilko Möller]] und zahlreiche weitere AfD-Mandatsträger aus Brandenburg und Berlin.<ref name="Sundermeyer">[https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/05/afd-corona-protest-hygiene-demo-berlin-.html ''Corona-Proteste vor der Volksbühne: AfD-„Flügel“ mischt bei „Hygiene-Demos“ mit.''] rbb, 5. Mai 2020</ref>

Zum Kern der Demonstranten der Hygienedemos zählen laut Erik Peter der für [[Sputnik News]] tätige Dokumentarfilmer Uli Gellermann, der über den Blog [[Journalistenwatch]] tätige Videofilmer Thomas Grabinger, Ken Jebsen, der als Vernetzer zur [[Neonazismus|Neonazi]]- und Holocaustleugnerszene geltende „Volkslehrer“ [[Nikolai Nerling]] sowie die Influencerin und AfD-Angehörige Carolin Matthie. Außer von Nerling grenzten sich die Organisatoren von keiner der genannten Personen ab. Unterstützer seien der Sänger [[Xavier Naidoo]], der Koch [[Attila Hildmann]], der Rechtsextremist [[Jürgen Elsässer]] und sein Magazin [[Compact (Magazin)|Compact]]. Die Berliner Innenverwaltung sieht in den Aufrufen zur Hygienedemo „ideologische Anknüpfungspunkte für Rechtsextremisten, insbesondere für rechtsextremistische [[Reichsbürgerbewegung|Reichsbürger]]“. Die Veranstaltungen hätten eine „sehr heterogene Teilnehmerschaft“, darunter „vereinzelte Rechtsextremisten, NPD-Mitglieder, Verschwörungstheoretiker, [[Impfgegnerschaft|Impfgegner]] und [[Esoterik]]er“.<ref name="taz070520"/>

Am Rande der Berliner Hygienedemo vom 1. Mai 2020 griffen 15 Personen ein Kamerateam der ZDF-[[heute-show]] an und verletzten fünf Teammitglieder, vier davon schwer.<ref name="merkur-747311">{{Internetquelle|url=https://www.merkur.de/welt/heute-show-zdf-kamerateam-angegriffen-mehrere-verletzte-zr-13747311.html |titel=„Heute Show“-Kamerateam angegriffen – Mehrere Verletzte – Welt |autor=Welt |werk=merkur.de |datum=2020-05-01 |abruf=2020-05-01}}</ref> Der [[Staatsschutz]] übernahm am 2. Mai 2020 die Ermittlungen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/angriff-auf-kamerateam-der-zdf-heute-show-staatsschutz-ermittelt-16750997.html|titel=Staatsschutz ermittelt nach Angriff auf ZDF-Kamerateam in Berlin|titelerg=Dreharbeiten für „heute-show“|hrsg=[[faz.net]]|datum=2020-05-02|abruf=2020-05-02}}</ref> Ein Zusammenhang der Täter zu den Demonstrationen ist nicht bekannt.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.merkur.de/welt/berlin-heute-show-zdf-welke-coronavirus-polizei-1-mai-demonstration-angriff-verletzte-kreuzberg-zr-13747231.html|titel=Berlin: Brutale Attacke auf Welkes Team – doch schon sind alle Verdächtigen wieder frei|titelerg=„Mit Totschlägern auf das Team los“|autor=Maximilian Kettenbach, Richard Strobl|hrsg=[[merkur.de]]|datum=2020-05-04|abruf=2020-05-04}}</ref>

Zum 9. Mai 2020 rief Attila Hildmann zu einer „Freiheitsdemo für das deutsche Volk“ vor dem [[Reichstagsgebäude]] auf. Zuvor hatte er in Netzvideos wochenlang vor einer angeblich drohenden Diktatur und einem „Ermächtigungsgesetz“ gewarnt, das Gesundheitsminister [[Jens Spahn]] im Auftrag des US-amerikanischen Milliardärs [[Bill Gates]] zum 15. Mai einführen wolle und das „[[Eugenik]] und [[Völkermord]]“ bewirken werde. Dabei hatte er mit Schusswaffen posiert. Am 8. Mai drohte er, „[[Satanismus|Satanisten]] und Kinderficker“ wie Bill Gates „sollten ihn fürchten“, und zeigte sich mit einer [[Pumpgun]] auf einem Schießstand, wo er mehrere Schüsse abgab. An anderer Stelle kündigte er an, er werde „nur mit Waffe in der Hand und erhobenen Hauptes“ im „Kampf für unsere Freiheit“ sterben. Der Staat wolle ihn umbringen, weil er die „Wahrheit“ verbreite. Zugleich erklärte er an die Adresse von Polizisten, er trage keine Waffe bei sich, sondern übe am Schießstand für eine [[Waffenbesitzkarte]].<ref name="RND090520">Felix Huesmann: [https://www.rnd.de/politik/gefahrliche-verschworungstheorien-vom-ende-der-demokratie-T6PRXNEVV5HL3B6D64HKCHH2NM.html ''Gefährliche Verschwörungstheorien vom Ende der Demokratie.''] RND, 9. Mai 2020</ref> Seinem Aufruf folgten etwa 150 Personen. Etwa 30 davon nahm die Polizei zur Personalienfeststellung fest. Am Nachmittag demonstrierten rund 1200 Menschen unangemeldet auf dem [[Alexanderplatz]] in Berlin gegen die Infektionsschutzmaßnahmen. Die Stimmung war aggressiv, Flaschen wurden auf Polizisten geworfen, diese setzten Pfefferspray gegen einige Demonstranten ein.<ref name="tages09">{{Internetquelle|url=https://www.tagesschau.de/inland/corona-demos-103.html|titel=Tausende bei Demos gegen Corona-Regeln|hrsg=[[tagesschau.de]]|datum=2020-05-09|abruf=2020-05-09}}</ref> Weitere Demonstrationen gab es auf dem Rosa-Luxemburg-Platz an der Volksbühne.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/05/polizei-nimmt-teilnehmer-von-demo-vor-reichstag-fest-corona-coronavirus-attila-hildmann.html|titel=Etwa 1.200 Menschen demonstrieren auf Alexanderplatz – Mehrere Festnahmen bei Demo vor Reichstag|hrsg=[[Rbb24]]|datum=2020-05-09|abruf=2020-05-09}}</ref>
Zum Pfingstwochenende Ende Mai flauten die Proteste mit Corona-Bezug spürbar ab.<ref name="pfingsten">[https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/05/berlin-demonstrationen-pfingswochenende-proteste-coronamassnahmen.html ''Zahlreiche Demos in Berlin – die größte vor der US-Botschaft'']; rbb vom 30. Mai 2020; abgerufen am 1. Juni 2020</ref>

==== Demonstration am 1. August 2020 ====
[[Datei:Conspiracy theorist protest Berlin 2020-08-01 57.jpg|mini|Demonstrierende trugen am 1. August demonstrativ keine Masken.]]
Am 1. August fand in Berlin eine Demonstration unter dem Motto „Das Ende der Pandemie – Tag der Freiheit“ statt. Aufgerufen hatten Gruppen, für die „Corona keine Seuche, sondern vor allem eine weltweite [[Verschwörung]]“ ist, vor allem die Stuttgarter Bewegung ''Querdenken 711''<ref>Rüdiger Soldt:[https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/berlin-die-organisationsstruktur-hinter-den-corona-demos-16888674.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE ''Protest in Berlin: Die Organisationsstruktur hinter den „Hygiene-Demos“'']. [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] 4. August 2020, abgerufen am 4. August 2020</ref> und Impfgegner, aber auch rechtsextreme Gruppen.<ref name="rbb1">[https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/07/berlin-demos-querdenker-verschwoerungsmythen-corona.html ''Wanderzirkus der Corona-Leugner kommt in die Stadt'']. ''rbb.de'' vom 31- Juli 2020, abgerufen am 26. August 2020</ref><ref name="taz0108">[https://taz.de/Corona-Proteste-in-Berlin/!5705179/ ''Corona-Proteste in Berlin:Dichtgedrängt gegen „Virokraten“'']. ''taz'' vom 2. August 2020, abgerufen am 2. August 2020</ref> Während der Demonstration wurden die Auflagen zum Infektionsschutz gezielt missachtet, was zur formalen Auflösung der Demonstration und später auch der anschließenden Kundgebung führte, geräumt wurde diese jedoch nicht. Zudem wurde Strafanzeige gegen den Leiter der Versammlung gestellt. Die Polizei sprach zunächst von 20.000 Teilnehmern, später korrigierte sie diese Zahl auf etwa 30.000.<ref name="tagesspiegel-26136252">{{Internetquelle | url=http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-korrigiert-zahlen-nach-oben-auf-der-ersten-corona-demo-in-berlin-waren-doch-30-000-menschen/26136252.html | titel=Polizei korrigiert Zahlen nach oben: Auf der ersten Corona-Demo in Berlin waren doch 30.000 Menschen | autor=Julius Betschka | werk=[[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]] | datum=2020-08-28 |abruf=2020-09-02}}</ref> Die Veranstalter behaupteten, bis zu 1,3 Millionen Menschen hätten teilgenommen. Die Angaben der Veranstalter sind laut Medien und Politikern deutlich zu hoch.<ref name=sundermeyer /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-wie-viele-leute-waren-auf-corona-demo-in-berlin,S6bfRBo |titel=#Faktenfuchs: Wie viele Leute waren auf Corona-Demo in Berlin? |datum=2020-08-03 |abruf=2020-08-13}}</ref><ref name=bovermann>{{Internetquelle |autor=Philipp Bovermann |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/berlin-corona-demo-teilnehmer-zahlen-1.4987759 |titel=Corona-Demo in Berlin: 17 000 – oder 1,3 Millionen? |abruf=2020-08-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-demo-berlin-109.html |titel=Corona-Demo in Berlin: Fake News über Zahl der Teilnehmer |abruf=2020-08-13}}</ref> Laut [[Tagesschau.de#Onlineportal faktenfinder|ARD-Faktenfinder]] würden beispielsweise gar nicht so viele Menschen auf die Kundgebungsfläche passen. Unter anderem wurden auch Bilder von Menschenmassen der [[Loveparade]] 2001, die in Berlin stattfand, in sozialen Netzwerken geteilt, um diese Zahl zu belegen. [[Olaf Sundermeyer]], Rechtsextremismus-Experte des [[Rundfunk Berlin-Brandenburg|rbb]], vermutete Absicht hinter der Verbreitung solcher Zahlen, da damit das Bild einer Massenbewegung vermittelt werden solle.<ref name=sundermeyer>[https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/08/corona-leugner-demonstration-berlin-falschinformationen-teilnehm.html ''Falschinformationen über Größe der Berliner Corona-Demo'']; rbb vom 3. August 2020; abgerufen am 3. August 2020</ref><ref>Christian Jakob und Jonas Wahmkow: ''Reichsparteitag für das Virus.'' In: ''taz'' vom 3. August 2020, S. 4 f.</ref> Demonstrierende bedrohten und beleidigten die Presse.<ref name="verdi-160100">{{Internetquelle|autor= |url=https://dju.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++43131b88-d57b-11ea-9c84-001a4a160100? |titel=Anti-Corona-Demo: ver.di zieht eine negative Bilanz |werk=dju.verdi.de |datum=2020-08-03 |abruf=2020-08-03}}</ref><ref>[https://www.morgenpost.de/berlin/article229937806/Demo-gegen-Corona-Regeln-Dunja-Hayali-bricht-Dreh-ab.html ''Demo gegen Corona-Regeln: Dunja Hayali bricht Dreh ab'']. [[Berliner Morgenpost]] vom 2. August 2020, abgerufen am 3. August 2020</ref> Der [[CDU]]-Fraktionsvize [[Arnold Vaatz]], ein früherer Bürgerrechtler zu Zeiten der [[DDR]], warf hingegen der Berliner Polizei „DDR-Methoden“ vor, eine „dreiste Kleinrechnung der Teilnehmerzahlen“ wie bei den Demonstrationen im Herbst 1989. Der langjährige Bundestagsabgeordnete [[Axel Fischer (Politiker)|Axel Fischer]] (ebenfalls CDU) verteidigte Vaatz und forderte die „gesammelten linken Parteien“ auf, sich „sachlich mit Vaatz‘ Argumenten auseinanderzusetzen, statt jetzt pauschal und unkonkret herumzumäkeln.“<ref>[https://www.welt.de/politik/deutschland/article213143192/Corona-Demo-in-Berlin-CDU-Politiker-verteidigt-Vaatz-Polizei-Kritik.html ''CDU-Politiker verteidigt Vaatz' Polizei-Kritik''], Welt.de, 8. August 2020</ref> [[Focus Online]] bezeichnete sie als „krude Verschwörungstheorien“.<ref>Focus Online: [https://www.focus.de/politik/deutschland/arnold-vaatz-spitzenpolitiker-der-union-schockiert-mit-kruden-verschwoerungstheorien_id_12290545.html Spitzenmann der Unionsfraktion schockiert mit kruden Verschwörungstheorien], vom 7. August 2020</ref> Auch die [[Gewerkschaft der Polizei]] (GdP) widersprach Vaatz und bezeichnete seine Kommentare als „zutiefst unqualifiziert“. So würden „Verschwörungsfanatiker (...) unnötigen Aufwind“ erhalten.<ref>Die Welt: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article213110982/Arnold-Vaatz-zur-Corona-Demo-Polizeigewerkschaft-kritisiert-DDR-Vergleich.html Polizeigewerkschaft kritisiert Unionsfraktionsvize für DDR-Vergleich], vom 7. August 2020</ref> Die [[Deutsche Polizeigewerkschaft]] bezeichnete seinen Vergleich als „bösartig und niederträchtig“.<ref>''[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-08/corona-demo-arnold-vaatz-axel-fischer CDU-Politiker verteidigt Arnold Vaatz]'', Zeit Online, 8. August 2020</ref> Der ''[[Tagesspiegel]]'' bewertete Aussagen von Vaatz als falsch.<ref>Tagesspiegel: [https://www.tagesspiegel.de/politik/cdu-politiker-auf-abwegen-der-flirt-des-arnold-vaatz-mit-den-corona-leugnern/26072174.html Der Flirt des Arnold Vaatz mit den Corona-Leugnern], vom 6. August 2020</ref> Bezüglich bei dieser Demonstration verletzter Polizisten gab es widersprüchliche Angaben. In einem von verschiedenen Medien aufgegriffenen Tweet der Polizei Berlin war von 18 verletzten Polizisten die Rede.<ref>[https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-08/corona-demonstration-berlin-verletzte-polizisten-missachtung-mundschutz-abstandsregeln ''18 Polizisten bei Protesten in Berlin verletzt''] ''zeit.de'' vom 2. August 2020, abgerufen am 22. August 2020</ref> Später veröffentlichte die Polizei eine Meldung, nach der bei den an diesem Tag in Berlin durchgeführten, unterschiedlichsten Demonstrationen insgesamt 45 Beamte verletzt worden seien, ohne dass eine genaue Zuordnung zu den einzelnen Demonstrationen möglich sei.<ref>[https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/6250666-958092-45-polizisten-bei-demonstrationen-in-ber.html ''45 Polizisten bei Demonstrationen in Berlin verletzt''] ''berlin.de'' vom 2. August 2020, abgerufen am 25. August 2020</ref> Es gab Gegendemonstrationen am Rande der Strecke, unter anderem von [[antifa]]schistischen Gruppen.<ref name="taz0108" />

==== Demonstrationen am 29. August 2020 ====
[[Datei:29.08.2020 Berlin-Friedrichstrasse.JPG|mini|Gestoppter Demonstrationszug „Versammlung für die Freiheit!“<ref name="polizeibericht-b2908">[https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.982681.php ''Mehrere Kundgebungen und Demonstrationen in Mitte''] ''berlin.de'' vom 30. August 2020, abgerufen am 16. September 2020</ref> von Querdenken 711 am 29.&nbsp;August 2020]]
{{Anker|IdN}}Ende August 2020 verbot die Berliner Polizei mehrere für den 29.&nbsp;August angemeldete Demonstrationen. Den Ausschlag für diese Entscheidung habe die Demonstration Anfang August gegeben, denn die Anmelder dieser Versammlungen hätten, so Berlins Innensenator [[Andreas Geisel]] (SPD), „ganz bewusst die Regeln gebrochen, die sie vorher in Gesprächen mit der Polizei akzeptiert hatten“, insbesondere das [[COVID-19#Übertragungsweg|Einhalten des 1,5-Meter-Abstands]] und das [[COVID-19#Schutzmaske als Mittel zur Prävention|Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes]]. Den Demonstrierenden gehe es nicht um die Ablehnung der [[SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung (Berlin)|Coronamaßnahmen]], sondern deren Anliegen richte sich gegen „unsere [[Freiheitlich Demokratische Grundordnung|Freiheitliche Demokratische Grundordnung]]“ und ziele darauf ab, „unter dem Deckmantel der [[Versammlungsfreiheit|Versammlungs]]- und [[Meinungsfreiheit]] unser System verächtlich zu machen“. Es habe zudem erhebliche Drohungen gegen seine Behörde und die Polizei gegeben. Die Organisatoren, die Stuttgarter Initiative Querdenken 711, kündigten einen Einspruch beim [[Verwaltungsgericht Berlin]], notfalls auch beim [[Bundesverfassungsgericht]], an. Geplant sei, die [[Straße des 17. Juni]] zwei Wochen lang zu besetzen.<ref name="ts260820">Felix Hackenbruch, Julius Betschka, Julius Geiler: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/erwartete-verstoesse-gegen-infektionsschutzveordnung-berlin-verbietet-corona-demos-drohungen-gegen-polizei/26128346.html ''Berlin verbietet Corona-Demos – Drohungen gegen Polizei''] www.tagesspiegel.de, 26. August 2020</ref><ref name="ts250820">Julius Betschka: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/querdenker-demonstration-in-berlin-so-will-die-extreme-rechte-den-corona-protest-unterwandern/26123250.html ''So will die extreme Rechte den Corona-Protest unterwandern''] www.tagesspiegel.de, 25. August 2020</ref> Das Verbot wurde am 28. August 2020 vom Berliner Verwaltungsgericht aufgehoben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.982439.php |titel=Versammlung gegen Corona-Politik unter Auflagen gestattet (Nr. 42/2020) |abruf=2020-08-28 |werk=Pressemitteilung |hrsg=Verwaltungsgericht Berlin |datum=2020-08-28}}</ref> Das Gericht erteilte unter anderem die Auflage, dass die Einhaltung des Mindestabstands durch Ordner und regelmäßige Lautsprecherdurchsagen sichergestellt werden müsse. Eine Maskenpflicht gehöre nicht zu den Auflagen.<ref>[https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/08/gericht-eilantrag-demo-berlin-corona-massnahmen-querdenker.html ''Gericht kippt Verbot von Demonstration gegen Corona-Politik'']. rbb24.de vom 28. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.</ref> Die Aufhebung des Verbots wurde in zweiter Instanz vom [[Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg]] bestätigt.<ref>[https://www.tagesschau.de/inland/corona-demo-polizei-beschwerde-103.html ''Kundgebungen in Berlin dürfen stattfinden'']. tagesschau.de vom 29. August 2020, abgerufen am 29. August 2020</ref> Das rechtsradikale [[Compact (Magazin)|Compact]]-Magazin von [[Jürgen Elsässer]] bewarb die Proteste; der [[Neue Rechte|neurechte]] Verleger [[Götz Kubitschek]], der Kopf der rechtsextremen [[Identitäre Bewegung|Identitären Bewegung]] [[Martin Sellner]], die AfD-Politiker [[Björn Höcke]], [[Tino Chrupalla]], [[Alice Weidel]], [[Stephan Brandner]], der Ex-AfD-Mann [[André Poggenburg]] sowie [[Neonazismus|neonazistische]] Organisationen wie die [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]] und die Kleinstpartei [[Der III. Weg]] riefen zur Teilnahme an den Veranstaltungen auf, ebenso der Sänger [[Xavier Naidoo]] und der TV-Koch [[Attila Hildmann]].<ref name="ts260820" /><ref name="ts250820" /><ref>Sabine am Orde: [https://taz.de/AfD-mobilisiert-fuer-Anti-Corona-Demo/!5704236/ ''Aufrufen ja, demonstrieren nein''] taz.de, 24. August 2020</ref><ref>Diana Pieper, Annelie Naumann: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article214495580/Grossdemo-von-Corona-Skeptikern-Ausweichdemos-angemeldet-zur-Not-mit-Waffengewalt ''Ausweichdemos angemeldet – zur Not mit Waffengewalt''] www.welt.de, 27. August 2020</ref> Das „Berliner Bündnis gegen Rechts“ meldete Gegenkundgebungen am [[Bebelplatz]] an. Die Polizei in Berlin löste die von ''Querdenken 711'' veranstaltete Demonstration vorzeitig auf, weil das [[Räumliche Distanzierung|Abstandsgebot]] nicht eingehalten wurde und auch keine [[Alltagsmaske]]n getragen wurden. Bis zu dem Zeitpunkt hatten sich nach Schätzungen der Polizei 18.000 Menschen in Berlin-Mitte versammelt, darunter Familien mit Kindern, Rechtsextreme und Verschwörungsideologen.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-polizei-loest-corona-demo-auf-a-57a25a77-f7fb-4ed0-8979-90ff35f8794c ''Polizei löst Corona-Demo in Berlin auf''], Spiegel Online, 29. August 2020.</ref> Während die Demonstrationen auf der [[Friedrichstraße]] und an der östlichen Seite des [[Brandenburger Tor]]s gegen Mittag beendet wurden, versammelten sich Menschen an der [[Siegessäule (Berlin)|Siegessäule]] am Nachmittag zu einer Kundgebung.<ref>{{Internetquelle |autor=DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/zehntausende-menschen-bei-kundgebung-an-siegessaeule-a-4238778c-9e90-4914-8680-2084c6773a4d |titel=Proteste gegen Corona-Politik: Zehntausende Menschen bei Kundgebung an Siegessäule – spiegel.de |abruf=2020-08-29}}</ref><ref>[[Thomas Fischer (Jurist)|Thomas Fischer]], ehemals Richter am Bundesgerichtshof: [https://www.spiegel.de/panorama/justiz/corrona-protest-aushalten-a-77fc803d-2e15-4877-a4e0-3123f951b184 Kommentar] (spiegel.de)</ref><ref name="polizeibericht-b2908" /> Laut Polizeiangaben beteiligten sich etwa 38.000 Menschen an dieser Kundgebung. Laut dem Fernsehsender ''[[n-tv]]'' waren die Demonstrationen „deutlich größer als erwartet“.<ref>[https://www.n-tv.de/politik/Anti-Corona-Demo-deutlich-groesser-als-erwartet-article22003555.html ''Anti-Corona-Demo deutlich größer als erwartet''], n-tv.de, 29. August 2020</ref> Der Initiator Michael Ballweg rief zur Eröffnung der Kundgebung: „Wir fordern die sofortige Aufhebung der Coronamaßnahmen und die Abdankung der Bundesregierung“. Laut [[Die Tageszeitung|Taz]] bildeten die Demonstranten „eine bunte Masse“, nämlich „Familien, Rentner, [[Esoterik]]er, [[Impfgegnerschaft|Impfgegner]] […] aber auch [[Reichsbürger]] und Rechtsextreme“. Anwesend waren auch der rechtsextreme „Volkslehrer“ [[Nikolai Nerling]] und Neonazis der Parteien „[[Die Rechte]]“ und des „[[III. Weg]]s“.<ref name="TAZ290820">Konrad Litschko: [https://taz.de/Protest-gegen-Coronamassnahmen-in-Berlin/!5710608/ ''Protest gegen Coronamaßnahmen in Berlin: Absurdes Nebeneinander''] taz.de, 29. August 2020</ref> Auftritte auf der Bühne hatten unter anderem die Leichtathletin [[Alexandra Wester]], der Basketballer [[Joshiko Saibou]], der ehemalige Fußballer [[Thomas Berthold]], der Rechtsanwalt [[Robert Francis Kennedy junior]] sowie Heiko Schrang, der auf dem YouTube-Channel ''SchrangTV'' antisemitisch chiffrierte Verschwörungstheorien verbreitet.<ref>{{Internetquelle |autor=Maximilian Rieger |url=https://www.deutschlandfunk.de/sportler-bei-protesten-gegen-corona-massnahmen-prominente.1346.de.html?dram:article_id=483305 |titel=Sportler bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen - Prominente Werbeträger für Verschwörungsmythen |werk=deutschandfunk.de |hrsg= |datum=2020-08-30 |abruf=2020-09-17}}</ref><ref>Sophia Garbe, Muriel Kalisch: [https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-09/querdenken-bewegung-michael-ballweg-corona-demos-berlin-initiator ''Querdenken-Bewegung: Radikale geduldet''] www.zeit.de, 8. September 2020</ref><ref name="TAZ290820" /> 200 Mitglieder von „Christen im Widerstand“, einem Netzwerk [[Evangelikalismus|evangelikaler]] Gegner der Corona-Politik, nahmen an den Kundgebungen teil; der Organisator dieses Netzwerks, der [[Freikirche|freikirchliche]] Pastor Christian Stockmann, sang auf der Hauptbühne das selbst komponierte Lied „Wach auf Deutschland“ als Protest gegen eine angebliche Corona-Knechtschaft.<ref>Felix Bohr: ''Die Bibel und die Maske'', Der Spiegel Nr. 43, 17. Oktober 2020, S. 44 f.</ref> Auf den Veranstaltungen wurden Schilder mit Plakaten getragen, die den bayerischen Ministerpräsidenten [[Markus Söder]], den Virologen [[Christian Drosten]] sowie andere Politiker und Journalisten in Sträflingskleidung mit dem Schriftzug „schuldig“ zeigten. Mehr als zwei Dutzend AfD-Bundestagsabgeordnete und viele aus den Landtagen nahmen an den Demonstrationen teil. „Stark vertreten“ war laut ''[[Die Welt|Welt]]'' „das Rechtsaußen-Lager der Partei“, unter den Teilnehmern waren aber auch einige derjenigen AfD-Bundestagsabgeordneten, die „in innerparteilichen Auseinandersetzungen auf [[Jörg Meuthen|Meuthens]] Seite stehen und vorgeben, sich von Rechtsextremisten abzugrenzen“ – trotz Jörg Meuthens Hinweis im Vorfeld, dass man durch eine Teilnahme Reichsbürger und Rechtsextreme unterstützen würde.<ref>Matthias Kamann, Annelie Naumann: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article214734880/Berlin-Corona-Demo-mit-Rechtsextremen-Die-AfD-bedauert-nur-eines.html ''Demonstrieren mit Rechtsextremen? Die AfD bedauert nur eines''] www.welt.de, 31. August 2020</ref>

Am Nachmittag des 29. August 2020 versammelten sich laut Polizeiangaben rund 3.000 Menschen vor der Botschaft der Russischen Föderation. Sie forderten einen „Friedensvertrag“ für Deutschland in Anspielung an eine Verschwörungserzählung der [[Reichsbürgerbewegung]], „dass Deutschland noch immer von den Alliierten besetzt und kein souveräner Staat sei – und außerdem nicht einmal einen Friedensvertrag habe“.<ref>[https://www.rnd.de/politik/sorgen-wurden-wahr-corona-demo-mit-sturm-auf-den-reichstag-QF6VWMMHHJA7ZPXRNG4KORCKWA.html ''Sorgen wurden wahr: Corona-Demo mit “Sturm auf den Reichstag”'']. [[RedaktionsNetzwerk Deutschland|rnd.de]] vom 29. August 2020, abgerufen am 30. August 2020.</ref> Laut Innensenator Geisel kam es zu „heftigen, gewalttätigen Auseinandersetzungen im Bereich der russischen Botschaft“, wobei „es zu Steinen und Flaschenwürfen auf die Polizei gekommen“ sei. Es wurden sieben Polizisten verletzt und rund 200 Menschen festgenommen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/08/berlin-protest-russische-botschaft-corona-demonstranten-attila-hildmann-fersehkoch.html|titel=Hildmann bei Reichsbürger-Demo in Berlin festgenommen|titelerg=Eskalation vor russischer Botschaft|hrsg=rbb24.de|datum=2020-08-29|zugriff=2020-08-30}}</ref> Unter den Festgenommenen war auch Attila Hildmann. Er wurde am Abend des 29. August wieder freigelassen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.stern.de/politik/deutschland/attila-hildmann-nach-festnahme-wieder-auf-freiem-fuss-9395978.html|titel=Attila Hildmann nach Festnahme wieder auf freiem Fuß|hrsg=[[Stern.de]]|datum=2020-08-30|zugriff=2020-08-30}}</ref> Auf die tumultartigen Szenen ging der Initiator der ''Querdenken''-Demo Ballweg in seiner Rede nicht ein und sagte, dass „Rechtsextremismus und Linksextremismus […] in unserer Bewegung keinen Platz“ hätten, sprach dann aber von „bezahlten Aggressoren“, die in den Protest eingeschleust würden. Das Grundgesetz sei ausgehöhlt, so Ballweg, daher müsse nicht der Bundestag, sondern der [[Souverän]] wieder die Macht übernehmen – laut Taz „also sie selbst“ – und man wolle „an einer neuen Verfassung arbeiten“.<ref name="TAZ290820" />

Am 30. August berichteten Medien, dass auch drei bayerische Polizisten auf der Bühne aufgetreten seien, ein aktiver Beamter, ein pensionierter und ein derzeit strafversetzter. Alle drei seien bereits zuvor als Corona-Aktivisten aufgefallen, einer soll zuvor bei Protesten reichsbürgeraffine Thesen verbreitet haben. In Berlin wurden nach Einschätzung der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]] anscheinend inhaltlich keine Grenzen zum Extremismus überschritten. Der bayerische SPD-Landtagsabgeordnete [[Florian Ritter]] sagte hingegen, die Äußerungen von zwei der Polizisten gingen „deutlich über das Mäßigungsgebot hinaus“. Die ''[[Die Welt|Welt]]'' berichtete, es sei von einer „angeblichen Pandemie“ die Rede gewesen; zugleich sei dazu aufgerufen worden, sich auch aus sogenannten alternativen Medien zu informieren. Ein Polizist habe gesagt, das Tragen von Masken „versklave“ und er erwarte von seinen Kollegen, „das Grundgesetz zu respektieren und gegebenenfalls zu [[Remonstration|remonstrieren]], wenn ihnen von der Politik Dinge befohlen werden, die unseren Grundwerten, unseren Grundrechten widersprechen“. Wie der bayerische Innenminister [[Joachim Herrmann (Politiker, 1956)|Joachim Herrmann]] mitteilte, seien es private Auftritte gewesen, die aber dienstaufsichtlich „sehr genau geprüft“ würden, wobei er auf die Treuepflicht auch für Beamte im Ruhestand sowie die „notwendige Mäßigung“ hinwies. Auch ein wegen Äußerungen auf einer anderen Corona-Demo vorerst suspendierter Polizist aus Hannover trat auf der „Querdenken 711“-Bühne auf und erklärte zu seiner Suspendierung, das sei „es wert“ gewesen und er würde „das immer wieder tun“.<ref>Johann Osel: [https://www.sueddeutsche.de/bayern/corona-demo-berlin-bayerische-polizisten-1.5015173 ''Behörden prüfen Auftritte von Polizisten bei Berliner Demo''] www.sueddeutsche.de, 30. August 2020</ref><ref>Frederik Schindler: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article214728656/Corona-Demo-Berlin-Wenn-Polizisten-von-Versklavung-durch-Masken-sprechen.html ''Wenn Polizisten von „Versklavung“ durch Masken sprechen''] www.welt.de, 1. September 2020</ref>

Zugleich wurden am 29. August gezielt Falschmeldungen verbreitet. Es wurde das Gerücht gestreut, Polizisten hätten sich auf die Seite der Demonstranten geschlagen und würden gewalttätige Aufstandsversuche unterstützen; man solle den Beamten im Zweifel das Codewort „711“ zurufen. Das extrem rechte [[Compact (Magazin)|Compact]]-Magazin verkündete über seinen [[Telegram]]-Kanal die frei erfundene Nachricht, das Karlsruher [[Bundesverfassungsgericht]] habe die Auflösung der „Querdenken“-Demonstration in einem [[Vorläufiger Rechtsschutz|Eilverfahren]] für rechtswidrig erklärt, daher könne die Veranstaltung fortgesetzt werden. Zudem wurde im Netz das Gerücht in Umlauf gesetzt, eine Demonstrantin sei von der Polizei getötet oder zumindest vergewaltigt worden. Viele „Querdenken“-Anhänger riefen daraufhin bei der Pressestelle der Polizei an und beschuldigten Beamte, Demonstranten getötet zu haben.<ref>Sebastian Leber, Julius Geiler: [https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/querdenker-beklagen-besatzungsrecht-als-naechstes-moechten-sie-das-grundgesetz-abschaffen/26145162.html ''Querdenker beklagen „Besatzungsrecht“: Als nächstes möchten sie das Grundgesetz abschaffen''] www.tagesspiegel.de, 1. September 2020</ref>

===== Besetzung der Treppen des Reichstags =====

Am Abend des 29. August 2020 überwanden 450 bis 500 Menschen, insbesondere Anhänger der [[Reichsbürgerbewegung]] und Holocaustleugner, unter anderem aus Berlin, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen, darunter etwa der Rechtsextremist [[Nikolai Nerling]], die Absperrungen vor dem [[Reichstagsgebäude]], besetzten die Treppe und liefen zum Eingangsportal, wo sie von zunächst nur drei Polizisten aufgehalten wurden. Viele der Demonstranten schwenkten dabei [[Schwarz-Weiß-Rot|Reichsflaggen]].<ref>{{Internetquelle|url=https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/08/demonstrationen-samstag-corona-querdenken-gegendemos.html|titel=Fast 40.000 Menschen bei Corona-Demos - Sperren am Reichstag durchbrochen|hrsg=rbb24.de|datum=2020-08-29|zugriff=2020-08-30}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= Felix Hackenbruch|hrsg= |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/rechter-videoblogger-in-berlin-wedding-strandbad-ploetzensee-bekommt-shitstorm-nach-rauswurf-des-volkslehrers/26158924.html |titel= Strandbad Plötzensee bekommt Shitstorm nach Rauswurf des „Volkslehrers“|werk=Der Tagesspiegel |datum=2020-09-04 |zugriff=2020-09-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Süddeutsche Zeitung |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-berlin-verfassungsschutz-besetzung-von-reichstag-kam-ueberraschend-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200909-99-490880 |titel=Verfassungsschutz: Besetzung von Reichstag kam überraschend |abruf=2020-09-09}}</ref>

Die [[Heilpraktiker]]in Tamara K. aus der Eifel hatte an der von der Reichsbürgergruppe „Staatenlos“ angemeldeten Kundgebung vor dem Reichstagsgebäude<ref>[https://www.rnd.de/politik/corona-demo-am-reichstag-berliner-polizei-nahm-offenbar-mann-mit-revolver-fest-CXBXCK2C3XR34WYCFAQZEZ22PA.html ''Eskalation am Reichstag: Polizei nahm offenbar Mann mit Revolver fest.''] In: RND.de, 31. August 2020.</ref><ref>Nicholas Potter: [https://www.belltower.news/framing-des-reichstag-sturms-zwischen-verherrlichung-und-verharmlosung-103659/ ''Framing des „Reichstag-Sturms“ Zwischen Verherrlichung und Verharmlosung.''] In: [[Belltower]], 3. September 2020.</ref> kurz vor dem Vordringen rechter Demonstranten zum Reichstag zu dieser Aktion aufgerufen. Sie hatte in sozialen Netzwerken bereits zuvor Reichsbürgerideologie vertreten und sich rechtspopulistisch bis rechtsextrem geäußert. Von der Bühne rief sie, dass die Polizei ihre Helme abgesetzt habe, US-Präsident [[Donald Trump]] – der den Anhängern der [[QAnon]]-Verschwörungstheorie als „Befreier“ gilt – in Berlin gelandet sei und die Demonstranten jetzt ein Zeichen setzen müssten, indem man sich „unser Hausrecht“ hole. Die Demonstranten sollten mit ihr „da hoch“ gehen und sich „friedlich auf die Treppe“ setzen.<ref>Julius Geiler: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/heilpraktikerin-aus-der-eifel-das-ist-die-frau-die-zum-sturm-auf-den-reichstag-rief/26142914.html ''Das ist die Frau, die zum Sturm auf den Reichstag rief''] www.tagesspiegel.de, 1. September 2020</ref> Die Polizei bilanzierte, dass im Zusammenhang mit dem Vorfall insgesamt 21 Straftaten festgestellt wurden und gegen Tamara K. wegen „aufwieglerischen [[Landfriedensbruch]]s“ ermittelt werde.

Alle im Bundestag vertretenen Parteien außer der AfD zeigten sich anschließend schockiert über den Vorfall. [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Frank-Walter Steinmeier]] sprach davon, dass „Reichsflaggen und rechtsextreme Pöbeleien vor dem Deutschen Bundestag […] ein unerträglicher Angriff auf das Herz unserer Demokratie“ seien.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/corona-demo-berlin-133.html |titel="Angriff auf das Herz unserer Demokratie" |titelerg=Eskalation am Reichstag |hrsg=tagesschau.de |datum=2020-08-30 |zugriff=2020-08-30}}</ref> Zwei Tage später würdigte er die beteiligten Polizisten im [[Schloss Bellevue]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fpolitik%2Fdeutschland%2F2020-08%2Freichstagsgebaeude-einsatz-treppe-polizei-bundestag-corona-demo |titel=Bundespräsident würdigt "vorbildliches Verhalten" der Polizisten|werk=Die Zeit|datum=2020-08-31|abruf=2020-09-06}}</ref> Außerdem fand am 3. September eine außerordentliche Sitzung des [[Ältestenrat]]es des Bundestages statt. Dieses vereinbarte, dass sich nun auch der [[Ausschuss für Inneres und Heimat (Deutscher Bundestag)|Innenausschuss des Bundestags]] und das [[Parlamentarisches Kontrollgremium|Parlamentarische Kontrollgremium]] mit dem Vorfall befassen sollen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/aufruf-zum-sturm-auf-den-reichstag-polizei-ermittelt-gegen-tamara-k-wegen-aufwieglerischen-landfriedensbruchs/26158590.html |titel=Polizei ermittelt gegen Tamara K. wegen „aufwieglerischen Landfriedensbruchs“ |abruf=2020-09-06}}</ref> Am 11. September wurden die Ereignisse darüber hinaus auch in einer aktuellen Stunde des Bundestages diskutiert.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/inland/aktuelle-stunde-rechtsextremismus-101.html |titel=Aktuelle Stunde: Bundestag diskutiert über Extremismus |abruf=2020-09-10}}</ref>

==== Demonstrationen am 25. Oktober 2020 ====
Am 25. Oktober 2020 zogen rund 2000 Menschen aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen durch Berlin-Mitte. Die „Querdenken“-Bewegung hatte zu der Demonstration aufgerufen. Die meisten Teilnehmer hielten dabei weder die Maskenpflicht noch die Abstandsgebote ein. Als der Zug am Alexanderplatz vorerst nicht starten durfte, da keine Masken getrugen wurden, zog ein Teil der Demonstrierenden ohne polizeiliche Begleitung in Richtung [[Karl-Marx-Allee]] zum ''[[Kosmos (Berlin)|Kosmos]]'', einem ehemaligen Kino, um gegen den [[World Health Summit|Weltgesundheitsgipfel]] zu protestieren, der dort ursprünglich hätte stattfinden sollen, jedoch aufgrund steigender Infektionszahlen stattdessen online abgehalten wurde. Die Demonstration wurde mit 2500 Teilnehmern angemeldet, wurde jedoch laut [[Tagesspiegel]] von der Polizei unterschätzt, die nach Einschätzung der Zeitung anfangs nur mit einer zweistelligen Zahl von Ordnungskräften im Einsatz war. In Twitter-Beiträgen war zu sehen, wie Demonstranten einem Krankenwagen und einem Feuerwehrauto den Weg versperrten, ohne dass die Polizei eingriff. Nachdem der Veranstalter die Demo für beendet erklärt hatte, um einer Auflösung durch die Polizei zuvorzukommen, kam es zu Ausschreitungen, wobei eine Gruppe von Teilnehmern kurzzeitig einige Polizisten einkesselte. Einem Reporter wurde gedroht, nach dem „Umsturz“ werde er „wie alle anderen Systemjournalisten an einem Baum hängen“. An einer Gegendemonstration beteiligten sich etwa 150 Menschen.<ref>Jette Wieser, Julius Geiler, Jana Weiss: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/keine-masken-kein-abstand-so-chaotisch-verlief-die-demo-gegen-corona-massnahmen-in-berlin/26306090.html ''Keine Masken, kein Abstand: So chaotisch verlief die Demo gegen Corona-Maßnahmen in Berlin''] www.tagesspiegel.de, 26. Oktober 2020</ref>

==== Versammlungen am 18. November 2020 ====
[[Deutscher Bundestag|Bundestag]] und [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]] stimmten am 18. November 2020 über Neuregelungen des [[Infektionsschutzgesetz|Infektionsschutzgesetzes]] ab. Durch die Änderungen will die Bundesregierung die Pandemie-Schutzmaßnahmen auf eine sichere rechtliche Grundlage stellen. Für die Maßnahmen wird eine Befristung und eine Begründungspflicht vorgeschrieben. In sozialen Netzwerken, über den Messengerdienst Telegram und auf Veranstaltungen der „Querdenken“-Initiativen wurde bundesweit dazu aufgerufen, an diesem Tag den Bundestag zu blockieren. Auch wurde von Beobachtern ein erneuter „Sturm auf den [[Reichstagsgebäude|Reichstag]]“ befürchtet.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Fröhlich |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-polizei-will-zweites-leipzig-verhindern-querdenker-planen-bundestags-blockade-und-drohen-mit-gewalt/26626538.html |titel=„Querdenker“ planen Bundestags-Blockade – und drohen mit Gewalt |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2020-11-16 |abruf=2020-11-17}}</ref> Das [[Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat|Bundesinnenministerium]] lehnte daraufhin mehrere Anträge für geplante Versammlungen von Gegnern der Corona-Maßnahmen im Berliner Regierungsviertel an diesem Tag ab. Außerhalb des [[Befriedeter Bezirk (Verwaltungsrecht)|befriedeten Bezirks]] wurden mehrere Protestkundgebungen und Gegendemonstrationen erwartet.<ref>{{Internetquelle |werk=[[tagesschau.de]] |url=https://www.tagesschau.de/inland/bundestag-demonstrationen-101.html |titel=Corona-Demos vor Bundestag verboten |datum=2020-11-17 |abruf=2020-11-17}}</ref>

Eine Demonstration wurde um 12.06 Uhr von der Polizei für aufgelöst erklärt. Etliche der Teilnehmer hatten sich nicht an die Abstandsregeln und die Vorschrift zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gehalten. [[Der Tagesspiegel]] hatte im Laufe des Vormittags eine Teilnehmerzahl von 5.000 Personen gemeldet, im Lauf des Tages war von 14.000 Menschen die Rede, nachdem erste Polizeischätzungen 7.000 Menschen gemeldet hatten. Die Polizei kündigte nach der Auflösung im Falle der Weigerung, den Veranstaltungsort zu verlassen, den Einsatz von Wasserwerfern an, was dann am [[Brandenburger Tor]] sowie nach Polizeiangaben auf Höhe des [[Platz des 18. März|Platzes des 18. März]] auch geschah. Allerdings wurden die Demonstranten lediglich besprüht, da auch Kinder in der Menge waren, wie die Polizei mitteilte. Beobachter vor Ort sprachen von einer „extrem aggressiven Stimmung“ auf Seiten der Demonstrationsteilnehmer. Nach Polizeiangaben wurde auch [[Pfefferspray]] eingesetzt, nachdem Polizisten mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen und selbst von Demonstranten mit Pfefferspray attackiert worden seien. 365 Menschen seien festgenommen und neun Polizisten im Einsatz verletzt worden. Der AfD-Vorsitzende [[Tino Chrupalla]] warf am Rande der Bundestagsdebatte der Polizei „eine aggressive Grundeinstellung“ vor und gab an, er habe „eine Polizei gesehen, die die Konfrontation wahrscheinlich wollte“. Im Internet waren zahlreiche Aufrufe kursiert, Demonstrationen vorher nicht anzumelden, sondern spontan nach Berlin zu fahren und zu protestieren.<ref>[https://www.welt.de/politik/deutschland/article220407010/Corona-100-Festnahmen-Berliner-Demo-gegen-Infektionsschutzgesetz-aufgeloest.html ''365 Festnahmen, zehn verletzte Polizisten – Berliner Corona-Demo erst nach Stunden beendet''] www.welt.de, 18. November 2020</ref>

=== Hannover ===
In [[Hannover]] veranstaltet die elfköpfige Gruppe „Wir wachen auf“ seit 25. April 2020 wöchentliche Proteste am [[Maschsee]] gegen die Coronamaßnahmen, die sich inhaltlich und terminlich an den bundesweiten Aufruf „Nicht ohne uns“ anlehnen. In einem Einladungsvideo wird behauptet, eine „herrschende Klasse“ benutze ein Virus, „um ganze Bevölkerungsschichten in Angst und Panik zu versetzen“, behauptet werden eine „Hightech-Diktatur mit totaler Überwachung und Kontrolle“ und „Mikrochips, die unter die Haut gepflanzt werden“. Deutschland sei über Nacht zu einem „Überwachungsstaat“ geworden. Die Hauptrednerin Carola Javid-Kisteln, eine Ärztin und [[Homöopathie|Homöopathin]] aus [[Duderstadt]], fragte, ob man künftig „wie zuletzt zwischen 1933 und 1945“ „mundtot sein und nichts mehr zu sagen haben“ werde. Sie erkenne hinter dem Handeln der Bundesregierung einen „dämonischen, teuflischen Plan“. Auch weitere Redner verglichen die Maßnahmen mit der NS-Diktatur und riefen zum Aufstand dagegen auf. Viele behaupteten, es drohe eine „Zwangsimpfung“, und sammelten Unterschriften dagegen. Die Maskenpflicht sei „Unterdrückung, das macht uns zu Sklaven.“ Dazu verwiesen sie etwa auf Zurechtweisungen beim Einkauf ohne Schutzmaske. Viele der rund 350 Teilnehmer hielten das Grundgesetz hoch oder Schilder, die eine Widerstandspflicht beanspruchen, oder Plakate mit dem Satz „Gib Gates keine Chance“. Ein Redner behauptete, Bill Gates habe der Zeitschrift [[Der Spiegel]] Millionensummen gespendet und ihr so ihre kritische Rolle abgekauft. Ein Redner verwies gegenüber Polizeidurchsagen, Masken zu tragen und den Mindestabstand zum Nachbarn einzuhalten, auf die neugegründete Initiative „Widerstand2020“.<ref>[https://www.rundblick-niedersachsen.de/wie-die-kritiker-der-corona-politik-sich-in-rage-reden/ ''Wie die Kritiker der Corona-Politik sich in Rage reden.''] Rundblick, 3. Mai 2020</ref> An der „Demo für die Grundrechte“ vom 2. Mai nahmen bis zu 500 Personen teil.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Maschsee-Gegner-der-Coronabeschraenkungen-demonstrieren-in-Hannover|titel=Gegner der Corona-Beschränkungen demonstrieren am Maschsee|hrsg=[[Hannoversche Allgemeine Zeitung]]|datum=2020-05-03|abruf=2020-05-03}}</ref>

Am 12. September 2020 gingen nach Polizeiangaben in Hannover mehr als 1000 Demonstranten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen auf die Straße. Der Zug in der Innenstadt musste einen Stopp einlegen, weil die Veranstalter die Teilnehmer dazu aufforderten, den Mindestabstand untereinander einzuhalten und eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Auf T-Shirts und Plakaten standen Sprüche wie „Stoppt die Pandemie der Lügen!“, „Corona ist ein Raubzug“ oder „Gegen [[Impfpflicht]], Maulkorb, Staatsgewalt, [[Lügenpresse]], Volksverräter“. Gegendemonstrationen gab es etwa von der [[Linke Jugend|Linken Jugend]] oder dem [[Deutscher Gewerkschaftsbund|Deutschen Gewerkschaftsbund]] (DGB).<ref>[https://www.dw.com/de/zehntausend-bei-corona-protest-in-m%C3%BCchen/a-54907453 ''Zehntausend bei Corona-Protest in München''] www.dw.com, 12. September 2020</ref>

=== München ===
Am 9. Mai 2020 demonstrierten rund 3000 Menschen auf dem [[Marienplatz (München)|Marienplatz]] gegen die Infektionsschutzbestimmungen. Angemeldet waren lediglich 80 Teilnehmer. Die Teilnehmer standen dicht gedrängt ohne Einhaltung von Mindestabständen, großteils ohne eine Mund-Nasen-Bedeckung. Die Polizei forderte erfolglos zur Einhaltung von Mindestabständen auf, ließ die Demonstration aus Gründen der Verhältnismäßigkeit aber weiterlaufen<ref name="tages09"/> und räumte lediglich eine von 25 Rechtsextremisten frequentierte Randveranstaltung auf.<ref>{{internetquelle|url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/tausende-leute-kein-abstand-corona-demos-laufen-aus-dem-ruder,RyVD2Mh|titel=Tausende Leute, kein Abstand: Corona-Demos laufen aus dem Ruder|hrsg=BR.de|datum=2020-05-10|abruf=2020-05-01}}</ref>

Bei einer Demonstration am 16. Mai 2020 verfolgte die [[Polizeipräsidium München|Münchner Polizei]] als Reaktion auf die vorhergehende Demonstration am Marienplatz eine neue Strategie. Nachdem die Grenze von 1000 genehmigten Demonstranten auf der [[Theresienwiese]] erreicht war, sperrte die Polizei diese ab. Außerhalb des Geländes fanden sich nach Schätzungen der Münchner Polizei bis zu 2500 weitere Menschen. Anders als bei den Teilnehmern im abgesperrten Bereich wurden dort häufig nicht die Mindestabstände eingehalten. Die ca. 1000 im Einsatz befindlichen Polizisten forderten zum Verlassen des Bereichs außerhalb der Theresienwiese auf und fingen schon frühzeitig weitere Menschen ab. Es wurden 600 Platzverweise ausgesprochen, dabei wurden bei 200-mal die Personalien aufgenommen und 20 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz erteilt. Mehrere Menschen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Laut Polizeisprecher [[Marcus da Gloria Martins]] sei so ein Aufhetzen der überwiegend dem bürgerlichen Lager zugeordneten Demonstranten verhindert und das Einhalten der Abstandsregeln ermöglicht worden.<ref>{{internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-demonstration-theresienwiese-1.4910313|titel=Tausende Leute, kein Abstand: Corona-Demos laufen aus dem Ruder|autor=D. Hutter, C. Koopmann und T. Soyer|hrsg=[[Süddeutsche Zeitung]]|datum=2020-05-17|abruf=2020-05-18}}</ref>

Am 12. September 2020 kamen zu der Hauptkundgebung nach Polizeischätzungen 10.000 Teilnehmer, mehr als doppelt so viele wie vom Veranstalter, der Initiative ''Querdenken 089'', angekündigt. Zuvor hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof eine von der Stadt München ausgesprochene Teilnehmerbeschränkung auf 1000 Protestierende gekippt. Weil an dem vorangegangenen Demonstrationszug mehr Menschen teilgenommen hatten, als zugelassen waren (3000 statt der erlaubten 500), und viele Teilnehmer keine Maske trugen, wurde der Zug von der Polizei gestoppt und vom Veranstalter abgebrochen. Auch die Hauptkundgebung auf der [[Theresienwiese]] musste nach einer Stunde wegen Nichteinhaltung der Abstandsregeln und des Maskengebots unterbrochen werden. Auf der Kundgebung forderten Redner die Aufhebung der [[Politische Immunität|Immunität]] von Bundesgesundheitsminister [[Jens Spahn]] und die Beobachtung des bayerischen Ministerpräsidenten [[Markus Söder]] durch den Verfassungsschutz. Auch der Ex-Fernsehpfarrer [[Jürgen Fliege]] trat als Redner auf. Wegen Verstoßes gegen die Maskenregeln bzw. Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Körperverletzung nahm die Polizei 120 Anzeigen auf. Rund 900 Menschen protestierten auf dem Goetheplatz unter dem Motto „Solidarität statt rechter Verschwörungswahn“ gegen die Veranstaltung; es wurden Reden gegen rechtes Gedankengut, [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]] und [[Rassismus]] gehalten.<ref name="welt1209">[https://www.welt.de/politik/article215583740/Muenchen-Rund-10-000-Menschen-bei-Corona-Demonstration-Polizei-schreitet-ein.html ''Rund 10.000 Menschen bei Corona-Demonstration – Polizei schreitet ein''] www.welt.de, 12. September 2020</ref><ref>[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-corona-demo-theresienwiese-juergen-fliege-1.5028800 ''Mehrere Festnahmen bei Demo gegen Corona-Maßnahmen''] www.sueddeutsche.de, 13. September 2020</ref>

=== {{Anker|Widerstand 2020}} Nürnberg ===
Am 9. Mai 2020 fand in [[Nürnberg]] vormittags eine friedliche Demonstration „Lesen für Demokratie“ zur Wahrung des Grundgesetzes statt, die planmäßig nach 45 Minuten zu Ende ging. Um 14 Uhr folgte eine weitere Demonstration, die viel mehr als die 50 angemeldeten Personen besuchten. Sie richtete sich gegen eine „Mundschutz-Pflicht“ und angebliche „Zwangsimpfung“. Einige Teilnehmer behaupteten, Bill Gates wolle über ihren Körper bestimmen, und warben für die Gruppe ''Widerstand 2020''. Mehrere bekannte Rechtsextreme aus der [[Hooligan]]- und [[Gelbwesten]]-Szene nahmen teil. Einzelne Gruppen skandierten „Widerstand“ und „Freiheit“. Viele Teilnehmer drängten sich und lehnten Masken und Mindestabstand ab.<ref>{{internetquelle|url=https://www.nordbayern.de/region/2000-impfgegner-demonstrieren-in-nurnberg-ohne-mindestabstand-und-umarmen-sich-demonstrativ-1.10091907|titel=
2000 Impfgegner demonstrieren in Nürnberg ohne Mindestabstand - und umarmen sich demonstrativ|hrsg=Nordbayern|datum=2020-05-09|abruf=2020-05-11}}</ref> Wegen des Auflaufs von rund 2000 Teilnehmern wurde die Kundgebung nicht aufgelöst. Oberbürgermeister [[Marcus König]] (CSU) bezeichnete sie wie einen ähnlichen Massenauflauf in München am selben Tag als „Infektionsherd“ und kündigte an, weitere Demonstrationen nur noch außerhalb der Innenstadt zu erlauben.<ref>{{internetquelle|url=https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/corona-demo-lauft-aus-dem-ruder-jetzt-spricht-nurnbergs-ob-1.10093353|titel=Corona-Demo läuft aus dem Ruder: Jetzt spricht Nürnbergs OB|hrsg=Nordbayern|datum=2020-05-11|abruf=2020-05-11}}</ref> Laut Bayerns Innenminister [[Joachim Herrmann (Politiker, 1956)|Joachim Herrmann]] (CSU) forderten Teilnehmer in Nürnberg Passanten auf, sie sollten den Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Er kündigte an, solche Belästigung und Gefährdung anderer, absichtliche Verstöße gegen die Abstandsregeln und Einflussnahme von Rechtsextremisten künftig zu verhindern und die Auflagen von der Polizei strikt durchsetzen zu lassen.<ref>[https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-demos-gegen-corona-regeln-bayern-will-haerter-vorgehen,RyfHQg6 ''Nach Demos gegen Corona-Regeln: Bayern will härter vorgehen.''] BR, 11. Mai 2020</ref> In der Folge gab es wöchentlich jeden Samstag Demonstrationen an der [[Wöhrder Wiese]], bei denen etwa 500 Personen teilnahmen. Diese werden von der „Interessengemeinschaft Wöhrder Wiese“ (Interessengemeinschaft WöWi) organisiert, die seit Juli 2020 als Ableger [[Vorwahl 09 (Deutschland)#091 – Nürnberg und Umgebung|911]] Teil des Netzwerks Querdenken sind.

=== Stuttgart ===
[[Datei:Michael Ballweg bei Querdenken 731 (Ulm) 13. Juni 2020 (9).JPG|mini|Michael Ballweg, Organisator von Querdenken, bei Querdenken 731 (Ulm), 2020]]
In [[Stuttgart]] wurde im Frühjahr 2020 unter der Bezeichnung „Querdenken 711“ (Telefonvorwahlnummer für Stuttgart) wöchentlich gegen die Coronaregeln und für Grundrechte demonstriert.<ref name="zeits0205">{{Internetquelle|url=https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-05/demonstration-stuttgart-tausende-teilnehmer-corona-einschraenkungen|titel=Tausende demonstrieren in Stuttgart gegen Einschränkungen|titelerg=Corona-Demonstrationen|hrsg=Zeit.de|datum=2020-05-02|abruf=2020-05-03}}</ref> Zur ersten Demonstration am 18. April 2020 kamen rund 50 Personen, nachdem das Bundesverfassungsgericht das städtische Verbot aufgehoben hatte.<ref>{{Internetquelle |autor=SWR Aktuell |url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/bundesverfassungsgericht-demo-verbot-100.html |titel=Demonstration trotz Corona in Stuttgart - Gericht kippt Verbot |werk=SWR Aktuell |abruf=2020-05-02}}</ref> Infolge des Zulaufs bei den folgenden Treffen konnten die Teilnehmer die Mindestabstände von 1,50 Meter zueinander auf dem [[Schloßplatz (Stuttgart)|Stuttgarter Schloßplatz]] nicht mehr einhalten. Daher meldete der IT-Unternehmer Michael Ballweg weitere Demonstrationen auf dem [[Cannstatter Wasen]] an.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=SWR Aktuell |url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/demo-stuttgart-gegen-corona-einschraenkungen-100.html |titel=Demo gegen Corona-Einschränkungen in Stuttgart |werk=SWR Aktuell |datum=2020-05-02 |abruf=2020-05-02}}</ref>

Ballweg forderte Bundestagsneuwahlen im Oktober 2020. Er erklärte, er dulde kein radikales Gedankengut von links oder rechts und trete für die freie Meinungsäußerung ein. Wegen einer angeblich verzerrten Berichterstattung einiger Medien sollten gesprächswillige Journalisten seiner Initiative vorher schriftlich zusichern, „wahrheitsgemäß, unparteiisch und vollständig zu berichten“ und vor allem keine „[[Informationskontrolle|Zensur]]“ auszuüben. Auf [[Twitter]] bejahte Ballweg anfangs die deutschen Coronaregeln mit Blick auf die [[COVID-19-Pandemie in Italien]], übernahm und verbreitete dann aber empirisch unbelegte Thesen von [[Sucharit Bhakdi]] und zahlreiche Beiträge von [[KenFM]] zur Pandemie. Am 6. April postete er ein Comicbild des in der [[Alt-Right]]-Initiative beliebten Zeichners [[Ben Garrison]], das Bill Gates als [[Adolf Hitler]] mit [[Spritze (Medizin)|Spritzen]] in [[Swastika|Hakenkreuz-Form]] darstellt, und kommentierte: „Sehr erschreckend, was @BillGates für Vorstellungen hat.“<ref>Kira Ayyadi: [https://www.belltower.news/querfront-in-stuttgart-initiator-von-querdenken-demo-verbreitet-verschwoerungstheorien-und-ns-relativierung-99191/ ''Querfront in Stuttgart: Initiator von „Querdenken“-Demo verbreitet Verschwörungstheorien und NS-Relativierung.''] [[Belltower.News]], 7. Mai 2020</ref>
[[Datei:Bodo Schiffmann bei Querdenken 731 (Ulm) 4. Juli 2020 (24).JPG|mini|Bodo Schiffmann bei Querdenken 731 (Ulm), 2020]]
Am 2. Mai 2020 demonstrierten laut Veranstalter bis zu 5.000 Teilnehmer auf dem Cannstatter Wasen, 2.500 mehr als angemeldet waren.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.focus.de/politik/deutschland/druck-vor-corona-gipfel-waechst-tausende-auf-den-strassen-brandbrief-an-merkel-in-deutschland-rumort-es_id_11948924.html|titel=Tausende auf den Straßen, Brandbrief an Merkel: In Deutschland rumort es|titelerg=Druck vor Corona-Gipfel wächst|hrsg=[[Focus Online]]|datum=2020-05-03|abruf=2020-05-03}}</ref><ref name="zeits0205" /> Die Demonstration verlief friedlich und ohne Polizei-Eingriffe.<ref>{{Internetquelle |autor=Sylvia Lundschien |url=https://amp.tagesspiegel.de/politik/grossdemo-in-stuttgart-tausende-protestierten-gegen-corona-einschraenkungen/25796304.html?66=&__twitter_impression=true |titel=Großdemo in Stuttgart: Tausende protestierten gegen Corona-Einschränkungen |datum=2020-05-02 |abruf=2020-05-02 }}</ref> Redner waren Ballweg und der Anwalt Ralf Ludwig, Mitbegründer von ''Widerstand2020''.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.demo-gegen-corona-regeln-in-stuttgart-teilnehmer-fordern-raschere-lockerung.de703224-66cd-44a9-aa46-eb3c2a1fc6cf.html|titel=Teilnehmer fordern raschere Lockerung|titelerg=Demo gegen Corona-Regeln in Stuttgart|autor=Torsten Schöll|hrsg=[[Stuttgarter Zeitung]]|datum=2020-05-02|abruf=2020-05-03}}</ref> Er befürchtete eine „absolute Gesundheitskontrolle“, bei der jeder geimpft werden solle.<ref>{{Internetquelle|url=https://taz.de/Neue-Partei-von-Coronaleugnern/!5682965/|titel=Der Großverschwörung auf der Spur|titelerg=Neue Partei von Coronaleugnern|autor=Konrad Litschko|hrsg=[[taz.de]]|datum=2020-05-05|abruf=2020-05-05}}</ref> Zur nächsten, ebenfalls friedlichen Demonstration auf den Cannstatter Wasen am 9. Mai kamen 5000 Teilnehmer<ref>{{Internetquelle |autor=Simon Haas |url=https://www.zdf.de/uri/e4a292f6-f4cc-40d6-a624-60ec091ab6e5 |titel=Corona-Protest: Wie gefährlich sind die Anti-Lockdown-Demos? |werk=www.zdf.de |hrsg= |datum=2020-05-22 |abruf=2020-06-28}}</ref>, nach anderen Angaben bis zu 10.000 Teilnehmer.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.demonstration-fuer-grundrechte-in-stuttgart-tausende-stroemen-zur-demo-gegen-corona-regeln-auf-den-wasen.6a9bf8b9-6da0-45ff-9460-b84cee24c491.html|titel=Tausende strömen zur Demo gegen Corona-Regeln auf den Wasen|hrsg=[[Stuttgarter Zeitung]]|datum=2020-05-09|abruf=2020-05-09}}</ref> Der angekündigte Hauptredner war Ken Jebsen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.rnd.de/politik/erneut-tausende-bei-demo-gegen-corona-auflagen-in-stuttgart-erwartet-XEQR4YTIVZ4SZXL7GZQDTZ3A6E.html|titel=Erneut Tausende bei Demo gegen Corona-Auflagen in Stuttgart erwartet|hrsg=[[RedaktionsNetzwerk Deutschland]]|datum=2020-05-09|abruf=2020-05-10}}</ref> Im [[Kursaal Bad Cannstatt]] demonstrierten gleichzeitig rund 200 Personen bei der von Gewerkschaften und linken Gruppen veranstalteten Gegenkundgebung „Solidarität. Freiheitsrechte. Klare Kante gegen Rechts“.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gegenveranstaltung-in-stuttgart-buendnis-setzt-auf-solidaritaet-in-krisenzeit.49715b7d-b9ed-49ec-93e0-e09e14e94900.html|titel=Bündnis setzt auf Solidarität in Krisenzeit|titelerg=Gegenveranstaltung in Stuttgart|autor=Tilman Baur|hrsg=https://www.stuttgarter-zeitung.de/|datum=2020-05-09|abruf=2020-05-09}}</ref>

Am 16. Mai 2020 wurden drei Männer, die an der Demonstration von „Querdenken 711“ teilnehmen wollten, von bis zu 40 schwarz gekleideten und vermummten Tätern auf dem Cannstatter Wasen verletzt. Zwei Geschädigte wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen eines Verdachts auf ein versuchtes Tötungsdelikt. Die Demonstration am 16. Mai wurde von mehr als 5.000 Menschen besucht.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/stuttgart-54-jaehriger-schwebt-nach-pruegelattacke-in-lebensgefahr-a-f9669f51-9219-4ccd-bf39-de275ebfb206|titel=54-Jähriger schwebt in Lebensgefahr|titelerg=Nach Angriff in Stuttgart|autor=Felix Bohr|hrsg=[[Spiegel Online]]|datum=2020-05-20|abruf=2020-05-22}}</ref> An der Demonstration am 30. Mai nahmen noch ca. 200 Teilnehmer teil.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.corona-krise-in-stuttgart-nur-wenige-teilnehmer-bei-corona-demos-auf-dem-wasen.b5dbd038-2577-4b56-8e60-f68d69e0059e.html |titel=Corona-Krise in Stuttgart: Nur wenige Teilnehmer bei Corona-Demos auf dem Wasen |werk=[[Stuttgarter Nachrichten]] |datum=2000-05-30 |abruf=2020-06-28}}</ref>

Der private baden-württembergische Fernsehsender [[L-TV]] übertrug eine Demonstration von Querdenken 711 gegen Bezahlung und erhielt dafür von der Gruppe einen unbekannten Geldbetrag. Öffentlich hatte Ballweg auf einer Demonstration am 1. August 2020 in Stuttgart erklärt, die Gruppe habe schon „eine ganz gute Reichweite“ über [[YouTube]] und L-TV erreicht und er habe weitere freie Sendekapazitäten des Senders für den August 2020 gekauft. Die [[Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg]] (LFK) prüfte den Fall und sah den Vorwurf der unerlaubten politischen Werbung bestätigt. Sie setzte im Oktober 2020 ein Bußgeld in Höhe von insgesamt 65.000 Euro gegen L-TV fest.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Schwarz |url=https://www.stimme.de/suedwesten/nachrichten/pl/kritik-an-regionalsender-l-tv-wegen-unerlaubter-politischer-werbung-fuer-querdenker;art19070,4405677 |titel=Kritik an Regionalsender L-TV wegen unerlaubter politischer Werbung für „Querdenker“ |werk=[[STIMME.de]] |datum=2020-10-14 |abruf=2020-11-06}}</ref>

=== Heidelberg ===
Anfang April trat in [[Heidelberg]] die Rechtsanwältin [[Beate Bahner]] als Wortführerin von Protesten auf. Sie bezeichnete die Coronaschutzmaßnahmen als illegale „Tyrannei“ und „größten Rechtsskandal, den die Bundesrepublik Deutschland je erlebt hat“. Sie behauptete, das Infektionsschutzgesetz erlaube nur Maßnahmen gegen Kranke, nicht gegen „83 Millionen Gesunde“. Ihren Eilantrag zur Aufhebung der Schutzmaßnahmen lehnte das Bundesverfassungsgericht aus formalen Gründen ab. Danach verkündete sie eine „Corona-Auferstehungs-Verordnung“, alle Geschäfte wieder zu öffnen. Am 12. April ([[Ostersonntag]]) rief sie die Polizei, weil sie sich von Passanten auf der Straße bedroht fühlte. Die Beamten nahmen sie wegen Fremd- und Eigengefährdung in Gewahrsam und brachten sie in eine Heidelberger [[Psychiatrie]]-Klinik, wo ein Arzt entschied, sie vorläufig dazubehalten. In einem als Video veröffentlichten Telefonat stellte Bahner ihre Behandlung als willkürliches Ausschalten einer politischen Gegnerin dar und behauptete, Polizisten hätten sie noch in der Klinik brutal misshandelt, und Klinikpersonal habe ihr nicht geholfen. Sie erstattete jedoch keine Strafanzeige. Am 14. April entließ die Klinik sie wieder. Zum 15. April lud die Staatsanwaltschaft Heidelberg sie wegen ihrer Aufrufe zu unangemeldeten Protesten zur Vernehmung vor. Ihre Anhänger, darunter der [[Impfgegnerschaft|Impfgegner]] Hans Tolzin und der AfD-Landtagsabgeordnete [[Stefan Räpple]], demonstrierten am 15. April unangemeldet vor dem Polizeigebäude für sie und gegen die Schutzmaßnahmen. Die Polizei duldete die Kundgebung trotz auf Dauer nicht mehr eingehaltener Mindestabstände. Bahner, äußerlich unverletzt, erklärte dort [[Sarkasmus|sarkastisch]], man solle der „rechten Lügenpresse“ die Berichte über ihre Misshandlung nicht glauben; tatsächlich sei sie betrunken vom Fahrrad gefallen. Der Auftritt spaltete ihre Anhänger; ein Teil sahen darin eine „Inszenierung“ und wollten Bahner nicht weiter unterstützen.<ref name="taz160420">Christian Rath: [https://taz.de/!5679099/ ''Corona-Anwältin wieder frei.''] taz, 16. April 2020</ref> Die Polizei Heidelberg ermittelt gegen Bahners Unterstützer wegen der Verstöße gegen die Auflagen.<ref name="taz160420"/><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/14915/4584287 |titel=POL-MA: Heidelberg: Ermittlungsgruppe "Römerstraße" legt erste Ergebnisse vor |werk=https://www.presseportal.de |hrsg=Polizei Mannheim |datum=2020-04-29 |abruf=2020-06-05}}</ref>

Am Samstag, den 18. April, gab es am Heidelberger Uniplatz eine reguläre, angemeldete Demonstration.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-demos-gegen-corona-regeln-in-heidelberg-wieder-demo-auf-dem-heidelberger-uniplatz-update-_arid,510266.html |titel=Demo auf Heidelberger Uni-Platz|hrsg=rnz.de|datum=2020-04-29|abruf=2020-06-02}}</ref>

=== Bodensee ===
[[Datei:Friedenskette Bodensee Samstag 3. Oktober 2020 (Meersburg) (30).JPG|mini|Menschenkette am 3. Oktober 2020 in [[Meersburg]]]]
Die Initiative ''Querdenken'' rief zu einer „Friedenskette zum 30. Jahrestag der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Einheit]]“ am 3. Oktober 2020 um den [[Bodensee]] auf.<ref name="swr031020">{{Internetquelle|url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/anti-corona-demos-und-gegendemos-in-konstanz-100.html|titel="Querdenken"-Demonstration: Mehr als 10.000 Teilnehmer bei Menschenkette am Bodensee|titelerg=|autor=Corona-Kritiker und Gegendemonstrationen|hrsg=swr.de|datum=2020-10-03|zugriff=2020-10-05}}</ref> Den nach Polizeiangaben rund 11.000 Teilnehmern auf deutscher Seite gelang es nicht, eine geschlossene Menschenkette zu bilden.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110973/4724098|titel=POL-KN: Polizeipräsidium Konstanz zieht zum ersten Tag des Demo-Wochenendes 3./4. Oktober ein vorläufiges Resümee|autor=Polizeipräsidium Konstanz|hrsg=presseportal.de|datum=2020-10-03|zugriff=2020-10-05}}</ref> Die Veranstalter sprachen zuerst von 60.000 bis 70.000 Teilnehmern,<ref name="welt051020">{{Internetquelle|url=https://www.welt.de/vermischtes/article217143632/Konstanz-Polizei-trennt-Querdenker-und-Gegendemonstranten-mit-Traenengas.html|titel=Polizei trennt „Querdenker“ und Gegendemonstranten mit Tränengas|hrsg=welt.de|datum=2020-10-05|zugriff=2020-10-05}}</ref> später reduzierten sie diese Anzahl selbst auf 30.000 bis 35.000 Teilnehmer.<ref name="fk">{{Internetquelle|url=https://www.friedenskette-bodensee.de/|titel=Teilnehmerzahlen an der Friedenskette Bodensee
Die Teilnehmerzahlen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beziffern wir auf ca. 30.000 bis 35.000 Menschen. |hrsg=friedenskette-bodensee.de|datum=2020-10-06|zugriff=2020-10-07}}</ref> Zu den Auflagen der Stadt [[Konstanz]] gehörte ein Verbot von „Reichskriegsflaggen, Kaiserreichsflaggen und Zeichen, die einen deutlichen Bezug zu den Verbrechen des Nationalsozialismus haben und eine Verbindung zu der aktuellen Corona-Pandemie herstellen“. Derartige Symbole waren laut SWR nicht zu sehen. Eine Maskenpflicht galt bei Einhaltung des Mindestabstands nicht.<ref name="swr031020" /> Am Folgetag versammelten sich laut Polizeiangaben „maximal 2.000 Menschen bei den Kundgebungen der Initiative ''Querdenken''“. Die Teilnehmerzahl lag an beiden Tagen unter den Erwartungen der Veranstalter. Die Demonstrationen wurden als überwiegend friedlich eingeschätzt. Die Veranstaltungen von ''Querdenken'' wurden von Gegenprotest begleitet.<ref name="swr031020" /><ref name="welt051020" /><ref>{{Internetquelle|url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/zweiter-tag-der-anti-corona-demos-in-konstanz-100-100.html|titel=Trotz Rauchbombe: Zwei überwiegend friedliche Demotage in Konstanz|titelerg=Trotz Rauchbombe: Zwei überwiegend friedliche Demotage in Konstanz|hrsg=swr.de| datum=2020-10-04| zugriff=2020-10-05}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110973/4724555|titel=POL-KN: (Konstanz) Versammlungen in Konstanz verlaufen friedlich|autor=Polizeipräsidium Konstanz|hrsg=presseportal.de|datum=2020-10-04|zugriff=2020-10-05}}</ref>

=== Leipzig ===
[[Datei:Querdenken-Demo Leipzig 20201107 13.jpg|mini|Versammlung der Initiative ''Querdenken'' am 7. November 2020]]
Für den 7. November 2020 wurden in Leipzig 27 Demonstrationen, Versammlungen und Kundgebungen angemeldet.<ref name="freie_presse_2020-11-07">{{Internetquelle |url=https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/tausende-widersetzen-sich-aufloesung-von-querdenken-demo-in-leipzig-artikel11190484 |titel=Tausende widersetzen sich Auflösung von „Querdenken“-Demo in Leipzig |werk=[[Freie Presse]] |datum=2020-11-07 |abruf=2020-11-09}}</ref><ref name="rp20-11-07">{{Internetquelle |url=https://rp-online.de/panorama/coronavirus/querdenken-demo-leipzig-ausschreitungen-bei-aufloesung-der-demo_aid-54491857 |titel=Ausschreitungen bei Auflösung der „Querdenken“-Demo |werk=[[RP Online]] |datum=2020-11-07 |abruf=2020-11-09}}</ref> Die größte davon war die von der Initiative ''Querdenken'' angemeldete Demonstration, die von der Stadt Leipzig zunächst auf Parkplätze der Neuen Messe außerhalb des Stadtzentrums verlegt wurde, was das Verwaltungsgericht am Freitagabend im Eilverfahren zunächst auch bestätigte.<ref name="freie_presse_2020-11-07" /> Das Oberverwaltungsgericht Bautzen hob diese Entscheidung allerdings später auf und entschied, dass die Demonstration unter Auflagen mit 16.000 Menschen auf dem Augustusplatz stattfinden durfte,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.polizei.sachsen.de/de/76528.htm |titel=Versammlungsgeschehen am 6. und 7. November 2020 in Leipzig |hrsg=Polizei Sachsen |datum=2020-11-07 |abruf=2020-11-09}}</ref> der Marsch durch die Stadt wurde hingegen mit Verweis auf die sächsische Corona-Schutzverordnung untersagt.<ref name="freie_presse_2020-11-07" />

An der Veranstaltung nahmen zwischen 20.000 (Angabe der Polizei)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.polizei.sachsen.de/de/MI_2020_76557.htm |titel=Update zum Einsatz der Leipziger Polizei anlässlich des Versammlungsgeschehens |hrsg=Polizei Sachsen |datum=2020-11-07 |abruf=2020-11-10}}</ref><ref name="freie_presse_2020-11-07" /><ref name="FAZ_2020-11-08">{{Internetquelle |autor=Stefan Locke |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/corona-demo-in-leipzig-keine-masken-kein-abstand-17042506.html |titel=Keine Masken, kein Abstand |werk=[[FAZ.NET]] |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-08}}</ref> und 45.000 Personen (Angabe der Forschungsgruppe ''Durchgezählt'' des Fachbereichs Soziologie der [[Universität Leipzig]]) teil.<ref name="SZ_2020-11-08">{{Internetquelle |autor=Cornelius Pollmer, Antonie Rietzschel |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/querdenken-leipzig-ausschreitungen-1.5108011 |titel=Tag des Gedränges, Nacht der Gewalt |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-08}}</ref><ref name="Tagesspiegel_07-11-08">{{Internetquelle |autor=Julius Geiler, Sven Lemkemeyer, Maria Kotsev |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/querdenken-demo-in-leipzig-lambrecht-verurteilt-gewalt-forderungen-nach-aufklaerung/26600184.html |titel=Lambrecht verurteilt Gewalt – Forderungen nach Aufklärung |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-08}}</ref> Auf der Bühne trat als Redner unter anderem der Pfarrer und ehemalige Bürgerrechtler [[Christoph Wonneberger]] auf sowie ein 12-jähriger Junge, der Parallelen zwischen dem [[Friedliche Revolution (Leipzig)|Leipzig des Jahres 1989]] und diesem 7. November 2020 zog.<ref name="SZ_2020-11-08" /><ref name="rbb">Olaf Sundermeyer: [https://www.tagesschau.de/inland/leipzig-querdenken-demonstration-101.html ''Warten auf den Kontrollverlust''] www.tagesschau.de, 8. November 2020</ref>

Im Laufe des Tages wurde diese Kundgebung aufgelöst, da sich die Teilnehmer nicht an die Corona-Schutzmaßnahmen (die nötigen Sicherheitsabstände und Mundnasenschutzvorgaben) hielten und die Demonstration lediglich für bis zu 16.000 Menschen genehmigt worden war.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/corona-protest-in-leipzig-mehr-als-20-000-menschen-stadt-loest-demo-auf-a-3cac4f65-d4f8-4106-9775-b128737e648b |titel=Mehr als 20.000 Menschen auf der Straße – Demo wegen Corona-Verstößen aufgelöst |werk=[[Der Spiegel (online)|Der Spiegel]] |datum=2020-11-07 |abruf=2020-11-07}}</ref> Dennoch marschierten Tausende Teilnehmer nach Auflösung über den [[Innenstadtring (Leipzig)|Leipziger Innenstadtring]], ohne dass die Polizei dies verhinderte.<ref name="Spiegel-Leipzig-Aufarbeitung">{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/leipzig-querdenken-grossdemo-politiker-fordern-aufarbeitung-a-30e54066-f2c1-4715-ab78-27594be605c4 |titel=Politiker fordern Aufarbeitung von „Querdenken“-Großdemo |werk=[[Der Spiegel (online)|Der Spiegel]] |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-08}}</ref> An der Kundgebung nahmen auch Hunderte Rechtsextremisten, darunter zahlreiche Hooligans, teil.<ref name="rbb" />

Während die Veranstaltungen im Laufe des Tages im Wesentlichen friedlich verliefen,<ref name="SZ_2020-11-08" /> eskalierte die Lage im Laufe des Nachmittags und Abends.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/sachsen/leipzig/corona-demonstration-querdenken-polizei-102.html |titel=Viel Kritik und Rücktrittsforderungen nach Einsatztag in Leipzig |werk=[[Mitteldeutscher Rundfunk]] |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-08}}</ref> Während und nach der Demonstration kam es vonseiten der Teilnehmer zu Übergriffen auf Polizeibeamte und Zivilisten. Die Journalistengewerkschaft [[Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union|DJU]] meldete nach Medienberichten mindestens 32 Attacken auf Journalisten, die im Wesentlichen von Teilnehmern an der großen „Querdenken“-Demonstration ausgegangen seien.<ref name="Tagesspiegel_07-11-08" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-leipzig-gewerkschaft-uebergriffe-auf-journalisten-bei-demo-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-201107-99-251010 |titel=Gewerkschaft: Übergriffe auf Journalisten bei Demo |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2020-11-07 |abruf=2020-11-09}}</ref><ref name="rp20-11-07" /> Die DJU selbst berichtet davon, dass mindestens 38 Medienvertreterinnen und -vertreter an der Arbeit gehindert wurden, neun davon durch die Polizei,<ref name="dju_2020-11-07" /> und weiterhin, dass mehrere Journalisten zum Teil massiv körperlich attackiert worden seien.<ref name="dju_2020-11-07">{{Internetquelle |url=https://dju.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++79521560-21a6-11eb-bdd1-001a4a16012a |titel=dju in ver.di verurteilt Angriffe auf Medienschaffende bei „Querdenken“-Demo in Leipzig |hrsg=[[Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union]] |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-09}}</ref>

Laut Polizei wurden insgesamt 102 mögliche Straftaten erfasst, darunter ein schwerer Landfriedensbruch, zehn [[Landfriedensbruch|Landfriedensbrüche]], 14 tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, neun Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte, 13 Körperverletzungen und elf Sachbeschädigungen. Es wurden 13 vorläufige Festnahmen und 18 Gewahrsamnahmen vollzogen und rund 140 Corona-Ordungswidrigkeiten aufgenommen.<ref name="FAZ_2020-11-08" /><ref>{{Internetquelle |autor=Olaf Hoppe |url=https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/242717 |titel=Medieninformation der Polizeidirektion Leipzig Nr. 534<nowiki>|</nowiki>20 |werk=sachsen.de |datum=2020-11-08 |abruf=2020-11-09}}</ref> Der von der Polizei als schwerer Landfriedensbruch bezeichnete Vorfall ereignete sich im Stadtteil [[Connewitz]], als zwei Busse mit abreisenden Demonstranten angegriffen und beschädigt wurden.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Anschlag-auf-Reisebus-mit-Corona-Demonstranten-in-Connewitz-Soko-LinX-ermittelt |titel=Anschlag auf Reisebus mit Corona-Demonstranten in Connewitz: Soko LinX ermittelt |werk=Leipziger Volkszeitung |datum=2020-11-09 |abruf=2020-11-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Lars Wienand |url=https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88907350/--querdenker--bus-geriet-in-connewitz-in-hinterhalt---mehrere-verletzte--.html |titel=„Querdenker“-Bus geriet in Connewitz in Hinterhalt |werk=t-online |datum=2020-11-09 |abruf=2020-11-10}}</ref>

Parallel hatten sich in Leipzig auch mehrere hundert Gegendemonstranten versammelt.<ref name="freie_presse_2020-11-07" />

=== Weitere Proteste ===
[[Datei:Kundgebung (2) Protest against corona measures Frankfurt 2020-05-16.jpg|mini|Protest gegen Corona-Beschränkungen in [[Frankfurt am Main]], 16. Mai 2020]]
Ab April 2020 fanden in vielen weiteren Städten Kundgebungen gegen die staatlichen Pandemiemaßnahmen statt. Einige davon überschritten die angemeldete oder erlaubte Personenzahl oder waren unangemeldet, so dass sie polizeilich aufgelöst wurden. Kundgebungen mit hundert und mehr Personen gab es bisher unter anderen in folgenden Orten:
{| class="wikitable"
! Datum !! Ort !! Teilnehmer;<br> ggf. Verbot
|-
| 25. April || [[Kempten (Allgäu)|Kempten]] || ~320<ref name="RxBZwEy">[https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/zahlreiche-proteste-gegen-corona-einschraenkungen,RxBZwEy ''Zahlreiche Proteste gegen Corona-Einschränkungen.''] BR, 25. April 2020</ref>
|-
| 1. Mai || [[Aue (Sachsen)|Aue]] || 210<ref name="MDR020520">[https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/annaberg-aue-schwarzenberg/corona-npd-demonstration-aue-100.html ''91 Ordnungswidrigkeitsanzeigen bei rechter Versammlung in Aue-Bad Schlema.''] MDR, 2. Mai 2020</ref>
|-
| 1. Mai || [[Zwickau]] || >100<ref name="MDR020520"/>
|-
| 2. Mai || [[Erfurt]] || 200<ref name="SZ030520">[https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-erfurt-hunderte-menschen-bei-demos-gegen-anti-corona-massnahmen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200503-99-920057 ''Hunderte Menschen bei Demos gegen Anti-Corona-Maßnahmen.''] SZ, 3. Mai 2020</ref>
|-
| 2. Mai || [[Gera]] || 300<ref name="SZ030520"/>
|-
| 2. Mai || [[Krumbach (Schwaben)|Krumbach]] || 500<ref name="BR030520">Roswitha Polaschek: [https://www.br.de/nachrichten/bayern/mehrere-demos-im-allgaeu-gegen-corona-einschraenkungen,Rxv3kYq ''Mehrere Demos im Allgäu gegen Corona-Einschränkungen.''] BR, 3. Mai 2020</ref>
|-
| 2. Mai || [[Memmingen]] || 150 (trotz Absage)<ref name="BR030520"/>
|-
| 9. Mai || Gera || 750<ref name="TS100520">Matthias Meisner, Paul Starzmann: [https://www.tagesspiegel.de/politik/unterstuetzt-von-stadtbekannten-rechtsradikalen-thueringens-fdp-chef-kemmerich-teilt-sich-buehne-mit-corona-leugnern-in-gera/25816246.html ''Thüringens FDP-Chef Kemmerich teilt sich Bühne mit Corona-Leugnern in Gera.''] Tagesspiegel, 10. Mai 2020</ref>
|-
| 16. Mai || [[Frankfurt am Main]] || 1500, davon Gegendemonstranten in der Überzahl<ref>{{Internetquelle|url=https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-corona-virus-proteste-hygiene-demos-zr-13767927.html|titel=Frankfurt: Schon wieder Corona-Proteste - das planen die Gegendemonstranten|autor=Hanning Voigts|hrsg=[[fr.de]]|datum=2020-05-19|abruf=2020-05-23}}</ref>
|-
| 16. Mai || Schwerin || 650<ref name="Merkur190520">[https://www.merkur.de/politik/coronavirus-demonstration-berlin-stuttgart-muenchen-verschwoerungstheorien-impfgegner-zr-13764594.html ''Corona-Demo: Verschwörungstheoretiker schwadroniert, Polizist führt ihn vor.''] Merkur, 19. Mai 2020</ref>
|-
| 16. Mai || [[Passau]] || 275<ref>{{Internetquelle|url=https://www.msn.com/de-de/video/topvideos/corona-demo-in-passau/vi-BB14eHP6|titel=Corona-Demo in Passau
|autor=|hrsg=[[msn.com]]|datum=2020-05-18|abruf=2020-06-27}}</ref>
|}

An einer Demonstration von Gegnern der Corona-Maßnahmen am 16. Mai 2020 auf dem [[Roßmarkt (Frankfurt am Main)|Roßmarkt]] in [[Frankfurt am Main]] beteiligten sich hunderte Menschen.<ref name="faz-16772920">{{Internetquelle|url=https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/demonstrationen-gegen-corona-beschraenkungen-in-frankfurt-16772920.html|titel=„Die Nazi-Keule zieht nicht mehr“|titelerg=Demonstrationen in Frankfurt|autor=Miriam Schröder und Katharina Iskandar|hrsg=faz.net|datum=2020-05-16|abruf=2020-05-31}}</ref> Ein Teilnehmer der Kundgebung zeigte den [[Hitlergruß]].<ref>{{Internetquelle|url=https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt-staatsschutz-ermittelt-nach-corona-protesten-16774476.html|titel=Staatsschutz ermittelt nach Corona-Protesten|titelerg=Hitlergruß gezeigt|autor=Katharina Iskandar|hrsg=faz.net|datum=2020-05-18|abruf=2020-05-31}}</ref> Die Demonstration wurde von Gegenprotest begleitet, an dem mehr als 1000 Menschen teilnahmen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-corona-virus-proteste-hygiene-demos-zr-13767927.html|titel=Frankfurt: Schon wieder Corona-Proteste - das planen die Gegendemonstranten|autor=Hanning Voigts|hrsg=[[fr.de]]|datum=2020-05-19|abruf=2020-05-23}}</ref> Antifaschistische Gruppen störten die Demonstration auf dem Roßmarkt. Ein Mann versuchte einen Redner vom [[Gutenberg-Denkmal (Frankfurt am Main)|Gutenberg-Denkmal]] zu stoßen. Einer ehemaligen Pegida-Aktivistin, welche ebenfalls eine Rede halten wollte, wurde das Megafon entrissen.<ref name="faz-16772920" />

=== Rechtsgerichtete Veranstalter ===
Für den 20. April 2020 meldete die rechtsextreme Gruppe [[Pro Chemnitz]] eine Demonstration für 500 Personen in [[Chemnitz]] an. Die Stadtverwaltung untersagte sie, doch nach einem Eilantrag der Veranstalter erlaubte das [[Verwaltungsgericht Chemnitz]] sie mit strengen Auflagen für 15 Personen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/politik/extremismus-chemnitz-verwaltungsgericht-chemnitz-genehmigt-demo-von-pro-chemnitz-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200420-99-767492|titel=Verwaltungsgericht Chemnitz genehmigt Demo von Pro Chemnitz|hrsg=Süddeutsche Zeitung|datum=2020-04-20|abruf=2020-04-20}}</ref> Am [[Karl-Marx-Monument]] versammelten sich nach Polizeiangaben bis zu 300 Anhänger, die sich teilweise trotz Polizei-Aufforderung nicht entfernten. Die Polizei zeigte 40 Verstöße gegen die sächsische Coronaschutzverordnung sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchte gefährliche Körperverletzung und das [[Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen]] an.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/corona-pro-chemnitz-demonstration-100.html|titel=Massiver Polizeieinsatz bei "Pro Chemnitz"-Kundgebung|hrsg=[[Mitteldeutscher Rundfunk]]|datum=2020-04-20|abruf=2020-04-20}}</ref>
Das [[Sächsisches Oberverwaltungsgericht|Sächsische Oberverwaltungsgericht]] verbot in letzter Instanz eine für den 24. April 2020 angemeldete Demonstration von Pro Chemnitz. Die Versammlung wurde aufgelöst.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-chemnitz-demo-verbot-fuer-pro-chemnitz-polizei-loest-proteste-auf-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200424-99-828123|titel=Demo-Verbot für Pro Chemnitz: Polizei löst Proteste auf|hrsg=Süddeutsche Zeitung|datum=2020-04-24|abruf=2020-04-24}}</ref>

Auch [[Pegida]] in [[Dresden]] wollte am 20. April demonstrieren. Das städtische Ordnungsamt erlaubte eine Kundgebung für 80 Personen, nach öffentlicher Kritik begrenzte die Stadtverwaltung die Teilnehmerzahl jedoch gemäß dem Urteil des Verwaltungsgerichts Chemnitz auf 15 Personen. In größerem Abstand fanden sich 30 Gegendemonstranten ein.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kundgebung-an-hitlers-geburtstag-kritik-an-pegida-sondergenehmigung-16734313.html|titel=„Roter Teppich für Pegida pünktlich zum Führergeburtstag“|titelerg=Demo unter Auflagen|hrsg=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]|datum=2020-04-20|abruf=2020-04-20}}</ref> Eine für 50 Teilnehmer erlaubte Kundgebung am 27. April sagte Pegidagründer [[Lutz Bachmann]] ab, forderte per [[Livestream]] [[Ziviler Ungehorsam|zivilen Ungehorsam]] und [[Hetze|hetzte]] gegen die Coronabeschränkungen.<ref>{{Literatur|Titel=Wut und Wahnsinn|Autor=Maik Baumgärtner, Ann-Katrin Müller et al.|Sammelwerk=[[Der Spiegel]]|Nummer=20|Datum=9. Mai 2020|Seiten=29}}</ref>

Zum 22. April 2020 lud AfD-Kreisrat Steffen Janich über [[Facebook]] zu einem „Spaziergang für unsere Grundrechte“ in [[Pirna]] ein, meldete diesen aber nicht an und bestritt, dass es eine Versammlung sein sollte. Auch die rechtsextreme „Wellenlänge“-Bewegung soll im Netz dafür mobilisiert haben. Am Rathaus versammelten sich laut Polizeiangaben rund 180 Personen, darunter laut Domokos Szabó ([[Sächsische Zeitung]]) bekannte Unternehmer, Handwerker, Köpfe aus der rechten Szene und Verschwörungstheoretiker. Sie hielten Schilder hoch, auf denen von einem „Corona-Wahn“ und „Impfsklaven“ die Rede war, beschimpften die anwesenden Polizisten als „[[Angela Merkel|Merkel]]-Schergen“ oder „Wichser“ und verglichen sie mit der „[[Deutsche Volkspolizei|Polizei in der DDR]] und in der [[Schutzpolizei (Weimarer Republik)|Weimarer Republik]]“.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.saechsische.de/plus/die-corona-demo-die-nicht-so-heissen-will-pirna-afd-mundschutz-5197098.html|titel=Die Corona-Demo, die nicht so heißen will|autor=Domokos Szabó|hrsg=[[Sächsische Zeitung]]|datum=2020-04-22|abruf=2020-04-23}}</ref> Viele trugen nach Zeugenaussagen keine Masken und hielten keinen Abstand ein. Die Polizei forderte Janich auf, die Auflagen durchzusetzen, und drohte an, die Versammlung sonst aufzulösen. Viele Teilnehmer weigerten sich, einen Mundschutz anzulegen. Kurz darauf beendete Janich das Treffen. Er ist Polizeibeamter in Dresden und Gründer des ersten AfD-Kreisverbands in Sachsen. Seine Polizeidirektion leitete Ermittlungen gegen ihn ein.<ref name="ts-25766976">{{Internetquelle|url=https://www.tagesspiegel.de/politik/ermittlungen-gegen-saechsischen-polizisten-rechte-demonstrieren-in-pirna-gegen-corona-regeln/25766976.html|titel=Rechte demonstrieren in Pirna gegen Corona-Regeln|titelerg=Ermittlungen gegen sächsischen Polizisten|autor=[[Matthias Meisner]]|hrsg=Der Tagesspiegel|datum=2020-04-23|abruf=2020-04-23}}</ref> Zum 29. April 2020 riefen Stadträte verschiedener Parteien und Gastronomen in Pirna zu einem erneuten „Spaziergang“ gegen die Coronamaßnahmen auf. 350 Teilnehmer kamen. Die Polizei räumte den Marktplatz nach 15 Minuten und nahm Ermittlungen wegen Verstößen gegen die sächsische Coronaschutzverordnung auf.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-pirna-ermittlungen-nach-versammlung-mit-350-menschen-in-pirna-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200429-99-885841|titel=Ermittlungen nach Versammlung mit 350 Menschen in Pirna|hrsg=Süddeutsche Zeitung|datum=2020-04-30|abruf=2020-05-01}}</ref> Am 13. Mai trafen sich nach „Spaziergang“-Aufrufen im Netz rund 200 Personen auf dem Markt in Pirna. Als die Polizei die Versammlung auflösen wollte, griffen nach Polizeiangaben 30 „Gewaltbereite“ die Beamten an und verletzten einen davon. Acht Strafverfahren unter anderem wegen [[Landfriedensbruch]]s wurden eingeleitet.<ref>Johannes Korge: [https://www.spiegel.de/panorama/justiz/pirna-in-sachsen-30-menschen-attackieren-polizisten-bei-anti-corona-demo-a-ad827d27-4757-44b3-bb83-bd05c5d96868 ''Pirna in Sachsen: 30 Menschen attackieren Polizisten bei Anti-Corona-Demo.''] dpa / Spiegel online, 14. Mai 2020</ref>

Nachdem sich der „[[Der Flügel|Flügel]]“ der AfD am 30. April 2020 formell aufgelöst hatte, veranstalteten dessen führende Vertreter [[Andreas Kalbitz]] und [[Hans-Christoph Berndt]] in Cottbus am 1. Mai 2020 eine Kundgebung „Demokratie statt Corona-Wahn“, am 6. Mai mit ihrer Initiative [[Zukunft Heimat]] einen „Weckruf für Bürgerrechte“. Viele weitere rechtsextreme AfD-Mitglieder und Akteure der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]] setzen ebenfalls auf die Coronakrise und versuchen die Proteste gegen Staatsmaßnahmen dazu auch in anderen Städten zu dominieren.<ref name="Sundermeyer"/> Zum 1. Mai in Aue organisierte NPD-Stadtrat Stefan Hartung eine Kundgebung. Sie war für 30 Personen genehmigt, wurde aber von 180 weiteren Personen angestrebt. Sie versuchten die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, riefen „Widerstand“, „Masken ab“ und „Wir sind das Volk“ und hielten vielfach trotz Polizeiaufforderung die Mindestabstände nicht ein. Einzelne griffen Beamte an. Die Polizei stellte von 91 Personen die Identität fest und zeigte sie wegen Verstoßes gegen die sächsische Coronaschutzverordnung an. Am 1. Mai in Plauen demonstrierten Anhänger der rechtsextremen Kleinstpartei [[Der III. Weg]], in Zwickau die rechte „Wählerinitiative Zukunft Zwickau“. Statt der 25 genehmigten Teilnehmer kamen mehr als 100, darunter auch Gegner.<ref name="MDR020520">[https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/annaberg-aue-schwarzenberg/corona-npd-demonstration-aue-100.html ''91 Ordnungswidrigkeitsanzeigen bei rechter Versammlung in Aue-Bad Schlema.''] MDR, 2. Mai 2020</ref> Weitere Kundgebungen in Sachsen organisierte die AfD. Laut Experten versuchten Rechtsextreme auch in Erfurt und Gera, die Coronaproteste zu instrumentalisieren.<ref>Patrick Gensing: [https://www.tagesschau.de/investigativ/corona-proteste-rechtsextremismus-101.html ''Corona-Proteste: Warnung vor rechter Vereinnahmung.''] Tagesschau, 4. Mai 2020</ref>

In [[Freiburg im Breisgau]] demonstrierten am 2. Mai 2020 etwa 600 bis 800 Teilnehmer gegen eine vom Freiburger Kreisverband der AfD organisierte Versammlung mit dem Motto „Seid wachsam! Demo für das Leben“, an der etwa 60 Menschen teilnahmen. Die geltenden Abstandsregeln konnten auf der Gegendemonstration nicht eingehalten werden. Der Bundestagsabgeordnete [[Tobias Pflüger]] (Die Linke) kritisierte, die Polizei habe „viel zu wenig Platz für die Demonstranten zur Verfügung gestellt“.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/polizei-haelt-demonstranten-auseinander-100.html|titel=Mehrere hundert Menschen demonstrieren in Freiburg gegen AfD-Kundgebung|titelerg=Polizei kontrolliert Mund- und Nasenschutz|hrsg=swr.de|datum=2020-05-02|abruf=2020-05-03}}</ref>

Die Demonstration in Gera am 9. Mai meldete der Unternehmer Peter Schmidt, Mitglied im [[Wirtschaftsrat der CDU]], analog zu Pegida als „Spaziergang“ an. Bei der Mobilisierung ließ er sich von befreundeten Rechtsradikalen aus Gera helfen. Eine Mitorganisatorin zeigte auf der Demonstration ein den [[Holocaust]] relativierendes Plakat mit einem [[Davidstern]]. Hauptredner war neben Schmidt Thüringens FDP-Vorsitzender [[Thomas Kemmerich]], der sich im Februar 2020 mit AfD-Stimmen für einen Monat zum Ministerpräsidenten hatte wählen lassen. Er demonstrierte mit Rechtspopulisten, Coronaleugnern und Verschwörungsideologen zusammen, ohne Maske und Mindestabstand, obwohl es im Landkreis Greiz besonders viele COVID-19-Fälle gibt. Auf starke Kritik auch aus der FDP verteidigte er seinen Auftritt zunächst und entschuldigte sich dann dafür: Das Publikum sei ihm beim Demonstrieren nicht aufgefallen. Die meisten Teilnehmer missachteten Abstandsregeln und trugen keinen Mundschutz.<ref name="TS100520">Matthias Meisner, Paul Starzmann: [https://www.tagesspiegel.de/politik/unterstuetzt-von-stadtbekannten-rechtsradikalen-thueringens-fdp-chef-kemmerich-teilt-sich-buehne-mit-corona-leugnern-in-gera/25816246.html ''Thüringens FDP-Chef Kemmerich teilt sich Bühne mit Corona-Leugnern in Gera.''] Tagesspiegel, 10. Mai 2020</ref><ref>[https://www.rnd.de/politik/kemmerich-demo-hat-dynamik-entwickelt-die-ich-so-nicht-gesehen-habe-2QVOS3WZKFBA5DVZ4RFNUBOKHA.html ''Kemmerich: Corona-Demo hat Dynamik entwickelt, „die ich so nicht gesehen habe“''] RND, 12. Mai 2020</ref>

Zahlreiche, zum Teil wöchentliche Kundgebungen in [[Halle (Saale)]] meldete der vom Verfassungsschutz beobachtete Rechtsextremist Sven Liebich an.<ref>[https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/corona-rechtsextreme-uebernehmen-corona-demos ''Rechtsextreme übernehmen Corona-Demos''] www.volksstimme.de, 7. September 2020</ref>

=== Einordnungen ===
[[Datei:Conspiracy theorist protest Berlin 2020-08-01 21.jpg|mini|Protestwagen warnt vor der Einführung einer [[Impfpflicht]], Berlin am 1. August 2020]]
Erik Peter ([[Die Tageszeitung|taz]]) beschrieb die Teilnehmer als „Szene der Verschwörungstheoretiker“ mit „kruden Theorien über die Ursachen der Corona-Pandemie.“<ref name="taz310320"/> Sie verbinde das Gefühl, von Regierung und Medien belogen zu werden. Sie leugneten die Gefährlichkeit des Virus, machten dafür zum Teil [[Bill Gates]] verantwortlich, schürten Furcht vor Zwangsimpfungen, sähen sich als Aufklärer, Querdenker oder „das Volk“ und nähmen Kritik an Verschwörungsmythen als Beleg für den „undemokratischen Mainstream“. Viele hätten auch an den [[Mahnwachen für den Frieden]] 2014 teilgenommen, andere seien erst seit der Coronakrise dazugestoßen.<ref name="taz070520"/> Julius Betschka und Christoph Kluge ([[Der Tagesspiegel]]) bezeichnen die Hygienedemos als „Querfrontdemonstration“ „von weit links bis rechtsextremistisch“.<ref name="TS180420" /> Laut Alex Rühle ([[Süddeutsche Zeitung]]) offenbaren die Thesen der Teilnehmer, „in welcher Krise demokratische Gesellschaften stecken“.<ref>Alex Rühle: [https://www.sueddeutsche.de/kultur/hygiene-demos-coronavirus-verschwoerungstheorien-1.4896453 ''Verschwörungstheorien: Die Allianz des Unsinns.''] SZ, 4. Mai 2020</ref>

Die Kundgebungen wurden nicht wegen der Teilnehmerzahlen, sondern der offenen Ablehnung und Missachtung der Coronaregeln trotz Lockerungsbeschlüssen als „offensichtliches Infektionsrisiko“ eingestuft. Auch das Zusammengehen „scheinbar ganz normaler Bürger“ mit Extremisten, Verschwörungstheoretikern, Reichsbürgern, Esoterikern und Impfgegnern wird als Gefahr erachtet. Trotz der Abgrenzung der Organisatoren von „rechten Spinnern“ verharmlosten Teilnehmer immer wieder durch Holocaustvergleiche die NS-Verbrechen oder vermuteten hinter der Coronakrise eine jüdische Weltverschwörung. Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretiker dominierten die Proteste zunehmend, verteufelten die Medien, stellten Politiker als Marionetten dar, lehnten die Wissenschaft ab und beeinflussten über ihre Kanäle zahllose Anhänger. Vor dieser Entwicklung warnten auch viele bundesdeutsche Innenpolitiker. Entgegen dem Anspruch der Coronaproteste, das Volk zu vertreten, bejaht eine große Bevölkerungsmehrheit (81 % am 10. Mai) nach aktuellen Umfragen das Krisenmanagement der Bundesregierung.<ref>Maria Fiedler, Paul Starzmann: [https://www.tagesspiegel.de/politik/seit-an-seit-mit-extremisten-wen-ziehen-die-corona-proteste-an/25817450.html ''Seit an Seit mit Extremisten: Wen ziehen die Corona-Proteste an?''] Tagesspiegel, 10. Mai 2020</ref>

Experten wie Sandro Witt (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen; MOBIT) und [[Matthias Quent]] (Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft; IDZ in [[Jena]]) führen die Proteste auf die massiven psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zurück. Antidemokratische und rechtsextreme Akteure versuchten, die Proteste für ihre Zwecke zu vereinnahmen, Menschen gegeneinander, gegen die Wissenschaft und gegen politische Verantwortungsträger aufzubringen, etwa indem sie [[Migration]] und [[Islamfeindlichkeit|Muslimfeindlichkeit]] mit der Pandemie verknüpften oder die Krise als Komplott darstellten. Damit verstärkten sie die Verunsicherung vieler Menschen. Viele Aktivisten, die weder rechts noch links zu sein behaupten, missbrauchten „Unzufriedenheit und Naivität von Mitläufern und schaden letztlich legitimen, demokratischen Anliegen wie dem Schutz von Grundrechten“, leisteten Rechtsextremismus und absurdem Verschwörungsdenken Vorschub, gefährdeten Risikogruppen, beschädigten die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.<ref>Patrick Gensing: [https://www.tagesschau.de/investigativ/corona-proteste-rechtsextremismus-101.html ''Corona-Proteste: Warnung vor rechter Vereinnahmung.''] Tagesschau.de, 4. Mai 2020</ref>

Tilman Steffen ([[Die Zeit]]) zufolge fordern die Protestierenden, „Widerstand2020“ und auch Gastronomen gemeinsam ein „Recht auf Infektion“. Das beanspruchte Widerstandsrecht sei eine Form der [[Selbstjustiz]]. Oft richte sich der Protest nicht gegen konkrete Einschränkungen, sondern gegen die Art, wie Regierung und Parlament Entscheidungen träfen und durchsetzten. Dahinter stehe bei ostdeutschen Initiatoren ein seit der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Zeit entwickeltes Misstrauen gegen politisch Verantwortliche und Medien, das sie direkt auf ein „Meinungskartell der etablierten Parteien“ in der Bundesrepublik übertrügen. Sie übernähmen die neurechte Behauptung von einem „Meinungsterror“ und täuschten wie der gängige [[Populismus]] einfache Lösungen für komplexe Problemlagen vor. Beliebt sei etwa das Narrativ, das [[Robert Koch-Institut]] habe zuerst von Schutzmasken abgeraten und die Bundesregierung habe die Gefahr einer Viruspandemie seit 2012 gekannt, aber nicht vorgesorgt. Jede Grundrechtseinschränkung werde abgelehnt, obwohl das Abwägen von Grundrechten gegeneinander, etwa von Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, normale politische und juristische Praxis sei. So fordere Ralf Ludwig (Widerstand2020) das Recht aller, sich selbstbestimmt infizieren zu dürfen, lasse aber unerwähnt, dass jeder Infizierte Andere anstecken könne, also gefährde. Prävention zum Schutz des Lebens werde folglich als „Diktatur“ verhöhnt. Auf Angela Merkels Erklärungen werde wie bei „Merkel-muss-weg“-Demonstrationen von Pegida und AfD reagiert. Damit nähmen die Protestierenden in Kauf, dass ihr Außenbild dem von Rechtspopulisten gleiche und die gleichen Ausländerfeinde anziehe. Daher habe die Gruppe „Widerstand2020“ das Interesse der AfD geweckt, die ihrerseits aktuell gegen den Lockdown mobilisiere.<ref>Tilman Steffen: [https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-05/coronavirus-proteste-demonstrationen-infektionsschutz-einschraenkungen/komplettansicht ''Corona-Proteste: Sie wollen sich anstecken dürfen.''] Zeit online, 9. Mai 2020</ref>

Die Psychologin [[Pia Lamberty]] warnte im Blick auf Aufrufe wie die von Attila Hildmann, dass besonders Erzählungen von einer Diktatur, die an einem „Tag X“ errichtet werden solle, Menschen zu Gewalt mobilisieren können. Verschwörungsglaube gehe nach Studien mit einer „stärkeren Affinität zu Gewalt und einer stärkeren Legitimation von Gewalt“ und weniger Nutzung demokratischer Einflussmöglichkeiten einher.
Die aktuellen Proteste könnten möglicherweise zu Anschlägen führen.<ref name="RND090520"/>

Der Politikwissenschaftler [[Tom Mannewitz]] sah Parallelen zur Pegida-Bewegung. Auch hier seien anfangs „besorgte Bürger“ zusammengekommen, um zu demonstrieren. Im Laufe der Zeit sei der Kreis der Demonstranten dann kleiner, homogener und politisch radikaler geworden.<ref name="dlf030820">[https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-pandemie-corona-demonstrationen-positionen-und.2897.de.html?dram:article_id=476457 ''Corona-Demonstrationen: Positionen und Protagonisten''] www.deutschlandfunk.de, 20. Mai 2020</ref>

[[Datei:Conspiracy theorist protest Berlin 2020-08-01 94.jpg|mini|Demonstrationsteilnehmer mit Flaggen in den Farben [[Schwarz-Weiß-Rot]], Berlin am 1. August 2020]]
Brandenburgs Verfassungsschutzchef [[Jörg Müller (Verwaltungswirt)|Jörg Müller]] warnte, die Proteste seien „eine gefährliche Mischung“ aus Verschwörungstheoretikern, Extremisten, Reichsbürgern, [[Prepper]]n, AfD-Anhängern und normalen Bürgern. Die NPD und der III. Weg hätten das Thema zuerst für sich entdeckt und mit Verschwörungstheorien verknüpft. Den Infektionsschutz „Ermächtigungsgesetz“ zu nennen sei „geschichtsvergessen, dumm und eine Grenzüberschreitung“, weil das historische Ermächtigungsgesetz zum [[Zweiter Weltkrieg|Weltkrieg]] und Holocaust geführt habe. Kundgebungsnamen wie „Covid-1984“ behaupteten, man befinde sich in einem [[George Orwell|Orwell’schen]] Überwachungssystem. Nach dem Abflauen von Pegida wittere dieselbe Szene in ostdeutschen Städten wie Cottbus durch die Coronakrise eine neue Chance. Dort habe sich längst ein „toxisches“ Netz aus Pegida, Identitären, AfD, dem neurechten [[Institut für Staatspolitik]] und den rechtsextremen Vereinen „Zukunft Heimat“ und [[Ein Prozent für unser Land]] gebildet. Die AfD werbe mancherorts für die Kundgebungen und organisiere sie. Bundesweit habe sie keine klare Position dazu, doch der rechtsextreme „Flügel“ habe sich nur zum Schein aufgelöst und dominiere die AfD weiter.<ref>Sabine am Orde, Konrad Litschko: [https://taz.de/Verfassungsschuetzer-ueber-Corona-Leugner/!5684095/ ''Verfassungsschützer über Corona-Leugner: „Geschichtsvergessen und dumm“.''] taz, 11. Mai 2020</ref> Auch der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes [[Stephan J. Kramer]] sagte, es seien „deutlich konkretere Ansätze für eine [[Völkische Bewegung|völkisch]]-nationale Revolution erkennbar“. Rechtsextremistische Parteien wie die NPD, „[[Der III. Weg|Der Dritte Weg]]“ und „[[Die Rechte]]“ versuchten sich unter dem Vorwand der Proteste breiteren Anschluss an die Gesellschaft zu verschaffen. Kramer sprach von einer [[Graswurzelbewegung]]; eine „Art Anti-Corona-Maßnahmen-Sammelbewegung“ werde „von Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremisten gezielt gespeist“.<ref name="dlf030820" />

Die FAZ wies darauf hin, dass mit Stand 16. Mai 2020 rechtsextreme Parteien wie die [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]], Der III. Weg und [[Die Rechte]] zur Teilnahme an den Protesten aufriefen. Auch das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] erklärte, es gebe Hinweise darauf, dass Rechtsradikale die Proteste ausnutzen wollten und die „aktuelle Situation für ihre Propagandazwecke zu instrumentalisieren“ versuchten.<ref>Morten Freidel: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/politiker-warnen-vor-rechtsextremen-auf-corona-demos-16773094.html ''BKA: Rechtsextreme instrumentalisieren Corona-Demos'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 16. Mai 2020. Abgerufen am 16. Mai 2020.</ref>

Der Medienwissenschaftler [[Bernhard Pörksen]] warnte Journalisten davor, die Coronaproteste pauschal abzuwerten und die Teilnehmer als „Spinner“ und „Hysteriker“ abzutun. Die Mehrheitsverhältnisse seien anders, das Kommunikationsklima dürfe nicht von den Lauten und Wütenden bestimmt werden. Angesichts der „Polarisierungswelle“ sei eine „respektvolle Konfrontation“ und das „Ringen um das bessere Argument“ notwendig. Trotzdem müsse man Verschwörungstheoretiker und Antisemiten auch so nennen und gerade bei antisemitischer Hetze scharf dagegenhalten.<ref>{{internetquelle|url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/medienwissenschaftler-poerksen-corona-proteste-nicht-pauschal-abwerten-100.html|titel=Medienwissenschaftler: Corona-Proteste nicht pauschal abwerten|hrsg=[[SWR]]|datum=2020-05-12|abruf=2020-05-13}}</ref> Ähnlich argumentierte Rechtswissenschaftler [[Oliver Lepsius]]. Er sah eine Grundrechtsgefährdung als gegeben an, sagte aber auch, dass die Meinungsfreiheit jederzeit gegeben war. Rechtsverstöße einzelner Teilnehmer dürfen nicht zum Anlass genommen werden, die Versammlungsfreiheit wieder einzuschränken.<ref>{{internetquelle|url=https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-05/corona-demonstrationen-grundrechtseinschraenkungen-verschwoerungstheorien-schutzmassnahmen|titel=„Wer über eine Corona-Diktatur redet, zeigt wenig Ahnung“|autor=Lisa Caspari|hrsg=[[Die Zeit]]|datum=2020-05-13|abruf=2020-05-13}}</ref>

Auch der Präsident des [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Bundesamts für Verfassungsschutz]] [[Thomas Haldenwang]] sagte, dass die Gefahr bestehe, dass „Rechtsextremisten sich mit ihren Feindbildern und staatszersetzenden Zielen an die Spitze der Corona-Demonstrationen stellen, die aktuell mehrheitlich von verfassungstreuen Bürgern angeführt“ würden. Extremisten würden jedoch „die aktuelle Lage genauso nutzen wie in der sogenannten Flüchtlingskrise“. Was im Internet mit Propaganda, Verschwörungstheorien und Falschinformationen begonnen habe, werde nun in die reale Welt getragen.<ref>[https://www.tagesschau.de/inland/haldenwang-corona-demos-101.html ''Verfassungsschutz zu corona-Demos: „Rechtsextreme instrumentalisieren Proteste.“''] Tagesschau.de, 17. Mai 2020</ref>

Eine vom ARD-Magazin ''[[Kontraste]]'' bei [[Infratest dimap]] in Auftrag gegebene Umfrage ergab, dass unter 500 Befragten 17 Prozent die Corona-Krise für einen Vorwand der Politik hielten, um die Freiheitsrechte dauerhaft einzuschränken. 38 Prozent sagten, dass unter ihren Verwandten, Freunden oder Bekannten mindestens einige seien, die glaubten, dass die Politik das Coronavirus als Vorwand zur Einschränkung von Freiheitsrechten nutze. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie in Verschwörungsmythen eine wachsende Gefahr für die Demokratie sähen.<ref>Silvio Duwe: [https://www.tagesschau.de/investigativ/rbb/hygienedemos-103.html ''„Hygienedemos“: Mit Verschwörungsmythen angeheizt''] www.tagesschau.de, 8. Juni 2020</ref>

[[Josef Schuster (Zentralratspräsident)|Josef Schuster]], der Präsident des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden in Deutschland]], äußerte seine Sorge über die Demonstrationen, denn Corona diene „eindeutig als Katalysator für Verschwörungsmythen und auch für [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]]“. Jeder Teilnehmer einer solchen Demonstration müsse sich anschauen, „mit wem er sich gemein macht“, und müsse „letztlich dann auch dafür geradestehen“, denn durch die Teilnahme unterstütze man indirekt die Argumente von Antisemiten. Als „unsäglich“ bezeichnete er Vergleiche von Demonstranten, die aktuelle Lage gleiche der der Juden während der [[Nationalsozialismus|NS]]-Zeit. Kein Bürger, so Schuster, erfahre seit Beginn der Corona-Krise auch nur in Ansätzen die Verfolgung, die Juden ab 1933 bis hin zu ihrer [[Holocaust|Vernichtung]] erlebt hätten. Mit Bezug auf die versuchte Stürmung des Reichstags im Zuge der Demonstrationen am 29. August 2020 sagte Schuster: „Wenn im Jahr 2020 die [[Schwarz-Weiß-Rot|Reichsflagge]] direkt vor dem Eingang des Deutschen Bundestages weht, dann läuft etwas falsch.“<ref>[https://www.rnd.de/politik/anti-corona-demos-zentralrat-der-juden-kritisiert-demonstrationen-katalysator-fur-verschworungsmythen-und-antisemitismus-AKNYNGGFDLM3V3MTDPJUCW33FA.html ''Zentralrat der Juden kritisiert Corona-Demos: „Dieses Verhalten ist unsäglich“''] www.rnd.de, 16. August 2020</ref><ref>[https://taz.de/Antisemitismus-und-Verschwoerungstheorien/!5710885/ ''Schuster warnt vor Coronademos''] taz.de, 1. September 2020</ref>

Nach der Berliner Demo am 29. August 2020 sagte der Journalist und Publizist [[Heribert Prantl]], dass man „Abstrusitäten“ wie die Forderung nach einem sofortigen Rücktritt der Regierung zwar „aushalten“ müsse, die Grenzen des Tolerablen verliefen jedoch dort, wo Gewalt und [[Volksverhetzung]] begännen. Das Kalkül der rechtsextremen Gruppen, sich mit den Sympathisanten der „Querdenker“ zu vermischen, müsse durchkreuzt werden. Wer bei seiner Kritik seriös bleiben wolle, dürfe deren Präsenz nicht gleichgültig und billigend in Kauf nehmen. Es gelte, so Prantl, ein doppeltes Abstandsgebot: der Abstandswahrung untereinander, aber vor allem der zu Rechtsextremen.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/proteste-gegen-corona-massnahmen-die-friedlichen-muessen.694.de.html?dram:article_id=483281 ''„Die Friedlichen müssen sich von den Rechtsextremen abgrenzen“''] www.deutschlandfunk.de, 30. August 2020</ref>

Nach Meinung des Juristen und Journalisten [[Ronen Steinke]] eint alle Demonstranten vor dem Reichstag das Feindbild „Fremde, [...], denen sie Macht zuschreiben. Und zu diesen gehören immer, Überraschung, die Juden.“ Diese „Verschwörungsgläubigen aller Couleur“ seien [[Antisemitismus|Antisemiten]] und [[Rassisten]] und gemeinsamer Kern ihrer Ideologie sei eine antisemitische Verschwörungstheorie.<ref>Ronen Steinke: [https://www.sueddeutsche.de/politik/bundestag-demonstranten-corona-1.5015614 ''Die Demonstranten eint ein Feindbild.''] vom 31. August 2020, abgerufen am 5. September 2020</ref>

Nach Einschätzung des Sozialwissenschaftlers und seit August 2020 Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin [[Samuel Salzborn]] sind die Demonstrationsteilnehmer „durch ein Verschwörungsweltbild, das einen antidemokratischen und antisemitischen Kern hat“, verbunden. Es wende sich „im [[Affekt]] gegen demokratische Entscheidungen“ und sei „unterlegt mit antisemitischen Motiven“. Mit zunehmender Dauer der Proteste müsse man davon ausgehen, „dass die Zahl der Menschen, die gar nicht wissen, mit wem sie sich dort auf die Straße stellen, extrem gering ist“.<ref>Julius Betschka: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/zwischen-corona-demos-und-juedischem-alltag-natuerlich-hat-berlin-ein-antisemitismusproblem/26177178.html ''„Natürlich hat Berlin ein Antisemitismus-Problem“''] www.tagesspiegel.de, 11. September 2020</ref>

Nach Erkenntnissen des Bundesamts für Verfassungsschutz von Anfang September 2020 waren Rechtsextreme die Wortführer auf bundesweit mehr als 90 Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen.<ref>[https://www.tagesschau.de/inland/corona-demos-rechtsextreme-101.html ''Über 90 Corona-Demos von Rechten dominiert''] www.tagesschau.de, 6. September 2020</ref>

[[Isolde Charim]] (taz) sieht in den Forderungen der Hygienedemonstranten die „Rückkehr der [[Neoliberalismus|neoliberalen]] Botschaft“. Die Überbetonung der persönlichen Freiheit und Ablehnung staatlicher Eingriffe in den Markt deckten sich mit der neoliberalen Interpretation des Freiheitsbegriffs. Die Demonstranten hätten diese durch den Neoliberalismus umdefinierte Freiheitsvorstellung verinnerlicht.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Isolde Charim]] |url=https://taz.de/Die-Forderungen-der-Coronaleugner/!5711547/ |titel=Die Forderungen der Coronaleugner: Freiheit für die Unterwerfung |werk=[[taz.de]] |hrsg= |datum=2020-09-21 |abruf=2020-10-15 |sprache=}}</ref>

Laut dem Politikwissenschaftler [[Josef Holnburger]] werden „Kinder regelmäßig von der Szene inszeniert“. Dadurch lasse sich „eine Bewegung stark emotionalisieren“. Nachdem sich die Organisatoren der Querdenken-Bewegung um Ballweg nach der Demo Ende August und dem „selbst ernannten Sturm auf den Reichstag“ zunächst von den Radikalen und Rechtsextremen distanziert hätten, höre man davon jetzt nichts mehr. Holnburger spekuliert, die Organisatoren hätten erkannt, „dass sie diese Mobilisierungskräfte brauchen.“<ref>Christian Vooren: [https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-10/corona-proteste-radikalisierung-josef-holnburger ''„Die Radikalen gehen jetzt erst recht auf die Straße“'']. Interview mit Josef Holnburger. In: ''[[Zeit Online]],'' 28. Oktober 2020, abgerufen am 18. November 2020</ref> Christian Vooren ''([[Zeit Online]])'' schrieb, dass, anders als bisherige Protestbewegungen, die „Querdenker“ – von denen einige den [[QAnon]]-Verschwörungsmythos von gefangengehaltenen und für Experimente missbrauchten Kindern verbreiteten – Kinder nicht nur für ihre Inhalte benutzten, sondern „sogar aktiv das [[Kindeswohl]] [gefährden], für das sie vorgeben, einzutreten“, da sie sich nicht an Auflagen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot hielten und „zudem bewusst das Risiko ein[gehen]“, dass die Polizei gegen sie vorgehen werde. Somit missbrauchten sie Kinder als „[[Menschlicher Schutzschild|Schutzschilde]]“, weil sie darauf bauten, dass „die Polizei sich dann schon zurückhalten“ werde.<ref>Christian Vooren: [https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-11/querdenken-kinder-instrumentalisierung-polizei-leipzig-problem ''Kinder sind keine Schutzschilde''] In: ''[[Zeit Online]],'' 10. Oktober 2020, abgerufen am 18. November 2020</ref>

[[Olaf Sundermeyer]] ([[Rundfunk Berlin-Brandenburg|rbb]]) schrieb nach der Leipziger Kundgebung vom 7. November 2020, dass die „Ohnmacht der Polizei“, die sich zurückhalte, um die Behauptung über eine vermeintliche „Corona-Diktatur“ in Deutschland nicht noch zu bestätigen, die Corona-Leugner mit einem „Gefühl der Selbstermächtigung“ erfülle. „Hooligans und Rechtsextremisten als ‚[[Pegida#Legida in Leipzig|Legida]]‘“ hätten auf dem Höhepunkt der [[Flüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016|Flüchtlingskrise]] bereits vergeblich versucht, diesen „Leipzig-Moment“ zu schaffen; die Protestierenden gegen die COVID-Maßnahmen versuchten jetzt dasselbe, nämlich das „[[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wendegefühl des Jahres 1989]] auf[zu]greifen“. Die Wirkungsmacht dieser lauten und gut organisierten Minderheit, die sich zunehmend radikalisiere, sei gewachsen. Viele hofften, „inmitten der staatlichen und gesellschaftlichen Krise […] [den] Hebel an die Grundfesten des Staates an[zu]setzen“.<ref name="rbb" />

Mitte November 2020 sprach Niedersachsens Verfassungsschutzpräsident [[Bernhard Witthaut]] von der Propagierung von „Umsturzfantasien gegen die deutsche Regierung“ und einem „Radikalisierungspotenzial“. Anschläge aus der Bewegung der Corona-Leugner und Maßnahmen-Gegner seien nicht auszuschließen, wobei Witthaut auf einen Brandanschlag auf das [[Robert Koch-Institut]] verwies. In Niedersachsen werde die Organisation „Querdenken“ bislang nicht explizit vom Verfassungsschutz beobachtet, was sich, so Witthaut, aber ändern könne. Die Entwicklung der Bewegung müsse genau im Blick behalten werden, „bevor Schlimmeres passiert“.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Verfassungsschutz-warnt-vor-Anschlaegen-durch-Corona-Leugner,coronaleugner102.html ''Verfassungsschutz warnt vor Anschlägen durch Corona-Leugner''] www.ndr.de, 14. November 2020</ref>


== Bundesweite Proteste von Unternehmern ==
== Bundesweite Proteste von Unternehmern ==

Version vom 19. November 2020, 22:10 Uhr

Protest von Demonstranten gegen die Coronaschutzmaßnahmen (re.) und Gegenprotest am Rand der Strecke (li.) am 1. August 2020 in Berlin, nach dem Ende der Demonstrationseinschränkungen.

Proteste in Deutschland während der COVID-19-Pandemie finden seit Anfang April 2020 in deutschen Städten statt. Einige richten sich gegen die auf der Basis des Infektionsschutzgesetzes erlassenen staatlichen Maßnahmen, darunter Ausgangsbeschränkungen und Einschränkungen des Versammlungsrechtes. Insbesondere wegen mangelnder Distanzierung oder Verbreitung von Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie, Verschwörungstheorien und rechtsextremen sowie verfassungsfeindlichen Aussagen stehen viele dieser Demonstrationen in der öffentlichen Kritik.

Andere Demonstrationen richten sich gegen Mietpreise oder Atommülltransporte oder fordern Solidarität mit Geflüchteten. Auch Ostermärsche und Kundgebungen zum Ersten Mai erfolgten während der Pandemie. Außerdem fanden im Rahmen der weltweiten Black-Lives-Matter-Bewegung auch in Deutschland seit Ende Mai Proteste statt.

In manchen Bundesländern verboten Verwaltungsgerichte, polizeiliche oder kommunale Verordnungen einige Proteste oder schränkten sie ein. Am 15. April 2020 schloss das Bundesverfassungsgericht ein pauschales Versammlungsverbot für mehr als zwei Personen als unzulässig aus. Dennoch gelten bei allen öffentlichen Protesten die Vorgaben des Infektionsschutzes.

Rechtslage

Polizeihinweise zu Mindestabstand und Maskenpflicht bei einem Protest gegen staatliche Coronaschutzmaßnahmen in Berlin, 1. August 2020

Angesichts steigender Infektionszahlen erließen Bund und Länder gemeinsame Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie, darunter am 22. März 2020 eine befristete „Beschränkung sozialer Kontakte“: Öffentliche Versammlungen von mehr als zwei Personen wurden verboten, ein Mindestabstand von 1,50 Meter im öffentlichen Raum wurde geboten, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe wurden weitgehend geschlossen. Einige Bundesländer verhängten zudem Ausgangssperren außer bei triftigem Grund. Bis Ende April erließen alle Bundesländer eine Tragepflicht für Mund-Nasen-Schutz (Maskenpflicht) für ÖPNV und Geschäfte. Die Durchsetzung der Maßnahmen obliegt den Landesbehörden und Kommunalverwaltungen. Diese gingen bundesweit uneinheitlich mit dem Demonstrationsrecht um. Daraus ergaben sich Rechtsstreitigkeiten über einzelne Versammlungsverbote.

Das Verwaltungsgericht Köln beispielsweise bestätigte ein städtisches Versammlungsverbot und die Ablehnung von Eilanträgen hierzu. Die Polizei löste eine unangemeldete Demonstration am 12. April 2020 auf und zeigte 15 Teilnehmer wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und die Coronaschutzverordnung an.[1] Das Verwaltungsgericht Hamburg erlaubte eine zum 16. April 2020 angemeldete Demonstration für „Abstand statt Notstand“ auf dem Rathausmarkt mit Auflagen (Masken und Sicherheitsabstände). Nach Einspruch des Hamburger Senats untersagte das Oberverwaltungsgericht Hamburg die bereits laufende Demonstration, weil sie innerhalb der Bannmeile um das Rathaus stattfinde. Früher waren Proteste dort genehmigt worden, wenn die Hamburgische Bürgerschaft nicht im Rathaus tagte. Die Polizei räumte den Rathausmarkt und erteilte Platzverweise.[2] Am 17. April 2020 verbot Münchens Stadtverwaltung eine Sitzdemonstration für die Grundrechte wegen der Ausgangsbeschränkungen. Nach Klage der Veranstalter hob der Bayerische Verwaltungsgerichtshof das Verbot auf, weil dabei die „im konkreten Einzelfall maßgeblichen Umstände“ zu berücksichtigen seien. Die Stadt beschränkte die Teilnehmerzahl auf zwölf Personen. Die Polizei hatte den Anmelder zuvor einmal in Gewahrsam genommen, nachdem er einem Platzverweis nicht gefolgt war. Nach seinen Angaben hatte er allein auf einer Parkbank gesessen, ohne Menschen in der Nähe, die er hätte anstecken können. Das Innenministerium Bayerns betonte nach dem Münchner Urteil, Demonstrationen blieben in Bayern wegen der Coronakrise grundsätzlich verboten, örtliche Behörden könnten jedoch Ausnahmen erlauben und dürften diese nur bei trotz Auflagen eindeutiger Infektionsgefahr ablehnen.[3]

Die Stadt Gießen verbot zwei zum 16. und 17. April angemeldete, auf 30 Personen begrenzte Demonstrationen für Grundrechte. Einsprüche der Veranstalter wies der Hessische Verwaltungsgerichtshof zurück. Das Bundesverfassungsgericht hob dessen Urteil am 15. April jedoch auf und stellte klar, dass pauschale Demonstrationsverbote nach Art. 8 GG verfassungswidrig seien und im vorliegenden Fall auch nicht von der hessischen Coronaschutzverordnung gedeckt waren.[4] Die Behörden dürften Versammlungen von mehr als zwei Personen nicht allgemein verbieten, sondern müssten alle Umstände des Einzelfalls einschließlich der zugesicherten Schutzmaßnahmen hinreichend prüfen. Das sei in diesem Fall nicht geschehen. Die Stadtverwaltung ließ die Versammlungen daraufhin sofort zu, begrenzte sie aber auf eine Stunde Dauer und maximal 15 Teilnehmer mit Mundschutz und Mindestabstand.[5]

Stuttgarts Stadtverwaltung verbot eine zum 18. April 2020 für 50 Personen angemeldete Demonstration zur „Beendigung des Notstands-Regimes“ und begründete dies nach Angaben des Veranstalters direkt mit der Coronaverordnung für Baden-Württemberg. Nach seinem Eilantrag lehnte das Bundesverfassungsgericht am 17. April 2020 ein grundsätzliches Demonstrationsverbot in Stuttgart ab und verpflichtete die Stadt, über die Anmeldung neu zu entscheiden.[6] Andernfalls dürfe der Kläger die Demonstration wie angemeldet abhalten. Die Stadt müsse trotz stark gestiegener Infektionszahlen „möglichst in kooperativer Abstimmung mit dem Antragsteller alle in Betracht kommenden Schutzmaßnahmen in Betracht […] ziehen“ und immer die Umstände des Einzelfalls berücksichtigen. Gegen ein generelles Verbot wäre eine Verfassungsbeschwerde „nach gegenwärtigem Stand offensichtlich begründet“.[7] Daraufhin erlaubte die Stadt die Kundgebung für 50 Teilnehmer mit Mindestabständen.[8]

Das Bundesverfassungsgericht lehnte einen Antrag im Eilverfahren am 16. Mai 2020 ab. Der Antrag hatte sich im Wesentlichen gegen die Grenze von höchstens 50 Personen für Versammlungen in Brandenburg gewendet. Der Beschwerdeführer habe schon nicht vor den Verwaltungsgerichten dargelegt, wie bei bis zu 1000 Personen die Hygiene gewährleistet werden könne, insbesondere da in Brandenburg für Versammlungen keine Mund-Nasen-Bedeckungen vorgeschrieben seien.[9]

Proteste gegen staatliche Coronaschutzmaßnahmen

Ab dem April 2020 gab es erste Proteste gegen die Coronaschutzmaßnahmen in Deutschland. Insbesondere die im März von dem Dramaturg Anselm Lenz, dem Autor Hendrik Sodenkamp und der Aktivistin Batseba N’Diaye in Berlin die „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ spiele bei den im April bei den unter dem Namen Hygienedemo bekannt gewordenen Protesten auf dem Rosa-Luxemburg-Platz und dem Alexanderplatz in Berlin eine Rolle. Die ursprünglich in Stuttgart groß gewordene Bewegung Querdenken übernahm später zunehmende eine große Rolle in den Protesten. Den Gruppen ist gemein, dass sie die Pandemie als eine Erfindung bezeichnen, um sie in ihrer Freiheit zu unterdrücken. Dazu kommen verschieden weitere Verschwörungen rund um das Impfen, Bill Gates und QAnon. Dazu schlossen sich verschiedene andere esoterische, monarchistische und rechtsextreme Gruppen und Parteien den Protesten an.

Am 1. August 2020 protestierten sie mit 30.000 Menschen in Berlin, wobei sie gegen die Infektionsschutzauflagen zum Tragen einer Maske und dem Halten von Mindestabstand verstießen. Ähnliches wiederholte sich am 29. August 2020. An diesem Tag stürmten im Rahmen der Proteste mehrere Hundert Menschen die gesperrten Treppen des Reichstagsgebäudes, was eine breite politische Debatte auslöste.

Zum 3. Oktober 2020 rief Querdenken zu einer Menschenkette um den Bodensee auf, die Angepeilten Menschenmengen wurden jedoch nicht erreicht.

Am 7. November 2020 mobilisierten sämtliche Gruppen aus dem Umfeld der Gegner der Coronaschutzmaßnahmen nach Leipzig. 45.000 protestierten in der Innenstadt, wobei sie Polizeikräfte und Presse angriffen.

Zum 18. November 2020 kündigten die Gruppen die Blockade des Bundestags an, um die Abstimmung zu einer Änderung des Infektionsschutzgestzes zu verhindern. Aufgrund der Ankündigung verboten Bundesinnenministerium und Bundestagspräsident die Versammlungen in der Bannmeile. Die Protestierenden sammelten sich vor dem Brandenburger Tor und versuchte vereinzelt in Richtung des abgeriegelten Spreebogens zu kommen. Da sich die Menge von über 9.000 Menschen nicht an die Infektionsschutzauflagen hielt wurde die Versammlung aufgelöst. Da sich die Menge gewaltsam wehrte wurden unter anderem Wasserwerfer eingesetzt.

Von Anfang an gab es auch Gegenproteste von Antifaschistischen Gruppen gegen den egoistische Verhalten im Bezug auf COVID-19 Risikogruppen und die Zusammenarbeit mit Neonazis.

Bundesweite Proteste von Unternehmern

Gastronomen

Protest „Leere Stühle“ in Detmold

Mit der Aktion „Leere Stühle“ machten am 24. April 2020 Gastronomen, welche ihre Lokale aufgrund der beschlossenen Infektionsschutzmaßnahmen bundesweit schließen mussten, auf ihre Notlage während der Corona-Krise aufmerksam. Die Initiative forderte laut Süddeutscher Zeitung „eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent von Beginn an, eine dauerhafte Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf sieben Prozent, mehr Zuschüsse und eine klare Exit-Strategie“. Es beteiligten sich bundesweit Gastronomen aus knapp 80 Städten an dem Protest.[10] Am 8. Mai 2020 rief die Aktion „Leere Stühle“ unter dem Motto „Wir geben den Löffel ab!“ zu bundesweiten Protesten auf. In Leipzig wurden 2.500 Stühle auf dem Augustusplatz aufgestellt und silberne Löffel in Fässer und Container geworfen. Nach der Mitinitiatorin Kathleen Parma wollen die Gastronomen die „Suppe nicht allein auslöffeln“. Aufgrund der Bestimmungen können sie auch nach der Wiedereröffnung der Gaststätten „weniger Kunden bedienen“. „Uns fehlen weiterhin die Touristen. Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen auf sieben Prozent ist völlig schizophren, weil noch bis 1. Juli besteuert wird wie bisher“, so Parma.[11][12]

Touristikbranche

Inhaber von Reisebüros, Reiseveranstalter, freiberufliche Reiseleiter und Busunternehmen versammelten sich am 29. April 2020 bundesweit in über 40 Städten. Es wurden eine schrittweise Aufhebung der Reisebeschränkungen und finanzielle Nothilfen gefordert.[13] Bei einem nachweisbaren Umsatzeinbruch von mehr als 50 Prozent solle ein Grundeinkommen von 1000 Euro ausgezahlt werden, so eine der Forderungen der Reisebranche.[14] Die Demonstranten drückten ihren Protest mit dem Aufstellen von Koffern, Liegestühlen und Sonnenschirme aus.[15] Die Teilnehmerzahl der angemeldeten Demonstrationen war auf 15 bis 50 begrenzt.[13]

Veranstaltungsbranche

Rot beleuchtetes Neues Rathaus in Hannover bei der Night of Light

Die Veranstaltungsbranche führte am 22. Juni 2020 in zahlreichen Städten in Deutschland die Aktion „Night of Light“ durch, bei der zur Nachtzeit unter dem Motto „Alarmstufe Rot“ wichtige Bauwerke über drei Stunden mit rotem Licht angestrahlt wurden. Damit sollte auf die finanzielle Notlage der Veranstaltungsbranche durch die Wirtschaftskrise 2020 infolge der COVID-19-Pandemie hingewiesen werden.[16] Laut Angaben der Veranstalter hätten sich 8000 Firmen, wie Locations, Veranstalter, Event-Agenturen, Messegesellschaften, Messebauer, Caterer, Non-Food-Caterer, Technikdienstleister, Dekorationsfirmen und Einzelunternehmer, beteiligt. Es seien 9000 Gebäude beleuchtet worden. Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT) teilte mit, dass seit dem 10. März 2020 die Aufträge für Beleuchter, Tontechniker und Bühnenbauer nahezu komplett weggebrochen seien. Der Verband bezifferte den jährlichen Umsatz der Veranstaltungsbranche in Deutschland auf 130 Milliarden Euro. Beispielsweise gehöre die Branche in Niedersachsen zu den zehn wichtigsten Arbeitgebern des Landes.[17]

Eine weitere Demonstration unter dem Motto „Alarmstufe Rot“ mit rund 6.500 Teilnehmern fand am 9. September in Berlin statt. Kerninhalt war die Forderung an die Bundesregierung, mit der Veranstaltungsbranche Gespräche über finanzielle Hilfe zur Überbrückung der Einnahmeausfälle aufgrund der Pandemiemaßnahmen zu führen. Diese Einnahmeausfälle lagen nach Veranstalterangaben bei Unternehmen der Branche bei 80 bis 100 Prozent.[18] Am 28. Oktober 2020 nahmen laut Berliner Morgenpost rund 8.000 Menschen an der Abschlusskundgebung der Demonstration des Aktionsbündnisses #AlarmstufeRot der Veranstaltungswirtschaft teil.[19] Die Berliner Polizei vermeldete mehr als 4.000 Teilnehmer am Demonstrationszug vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Zeitgleich fuhr laut Tagesspiegel ein Autokorso mit 284 Fahrzeugen von Charlottenburg zum Brandenburger Tor.[20] Neben der Veranstaltungsbranche beteiligten sich auch Verbände von Tourismusbranche, sowie Gaststätten- und Hotelgewerbe an der Versammlung. Die Hilfsprogramme müssen sich „gezielter an den Bedürfnissen der Unternehmen orientieren als die bisher von der Regierung aufgelegten Förderprogramme“, so das Bündnis. Redner waren unter anderem die Sänger Campino, Roland Kaiser, René Kollo und Frank Zander, der Komiker Dieter Hallervorden und die Politiker Robert Habeck, Christian Lindner und Wolfgang Kubicki. Campino warnte, dass ohne Unterstützung „all das, auf das sich die Leute freuen, wenn die Pandemie vorbei ist, dann weg“ sein könne. Hallervorden erwähnte die milliardenschweren Hilfsprogramme für TUI und Lufthansa, während die Veranstaltungsbranche „mit Almosen abgespeist“ werde. Die FDP-Politiker Lindner und Kubicki kritisierten die am 28. Oktober 2020 verkündeten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.[21]

Weitere Proteste

Flüchtlinge

Protestaktion der Initiative #LeaveNoOneBehind mit Schuhen in Berlin
Fahrradprotest der Initiative #LeaveNoOneBehind in Berlin

In mehreren Städten fanden während der COVID-19-Pandemie Demonstrationen gegen die Verhältnisse in Flüchtlingslagern und -unterkünften sowie für die Aufnahme von Flüchtlingen statt.

Lärm-Demonstration mit Rufen „Die Häuser denen, die sie brauchen“ in Berlin, 28. März 2020
Räumung einer Kreuzung bei den „Revolutionärer 1. Mai“-Protesten in Berlin-Kreuzberg

Am 28. März in Berlin protestierten 200 Personen unter anderem gegen die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern, gegen Mieterhöhungen und mit den Worten „Klatschen macht nicht satt“ gegen die „schlechte Bezahlung von medizinischem und Pflegepersonal“. Die Polizei löste die Kundgebung auf und nahm mehrere Menschen fest.[22]

Eine Demonstration in Frankfurt am Main am 5. April mit 400 Teilnehmern anlässlich eines Aufrufs der Seebrücke wurde trotz Einhalten des Sicherheitsabstand von 2,50 Metern zwischen den Teilnehmern aufgelöst.[23] Im Rahmen der Aktion „Wir hinterlassen Spuren – #LeaveNoOneBehind“ wurden in Berlin am gleichen Tag in einer im Vorfeld polizeilich untersagten Aktion Schuhe vor dem Brandenburger Tor abgestellt. Sie sollten sowohl Protestteilnehmer symbolisieren, welche sich nicht zu gemeinsamen Aktionen treffen durften, als auch Flüchtlinge, welche in den Flüchtlingslagern auf Rettung warteten. Der Protest wurde unter polizeilicher Überprüfung einiger Demonstranten aufgelöst.[24]

In Hamburg demonstrierten am 7. April 2020 zwischen 150 und 200 Menschen mit dem Fahrrad ohne Genehmigung, um laut Welt „auf die Situation Geflüchteter in den griechischen Lagern aufmerksam“ zu machen. Der Protest, der von der Initiative #LeaveNoOneBehind ausging, trug den Titel „Rumfahren für Versammlungsfreiheit“. Die Polizei Hamburg verhängte 21 Bußgelder in Höhe von je 150 €. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Hamburg eine von #LeaveNoOneBehind beantragte Ausnahmegenehmigung für eine Versammlung von 30 bis 50 Teilnehmern abgelehnt.[25][26] Am 18. April 2020 fand ein genehmigter Protest der Initiative #LeaveNoOneBehind statt. Etwa 60 Menschen versammelten sich an den Eckpunkten der Binnenalster und setzten sich für Seenotrettung und die Aufnahme von Flüchtlingen in Hamburg ein. Eine ursprünglich geplante Menschenkette mit 450 Menschen wurde von der Polizei nicht genehmigt.[27][28] Genehmigt wurde ein Wochenende später am 26. April – organisiert von Seebrücke – eine vier Kilometer lange Mahnwachen-Kette von der Fischauktionshalle in Altona bis zur Elbphilharmonie mit rund 500 Teilnehmer.[29] Bereits am 25. April wurde auf dem Gänsemarkt eine Demonstration mit etwa 50 Menschen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik der EU abgehalten.[30]

Am Osterwochenende demonstrierten in Hannover 30 bis 40 Menschen unter anderem gegen die europäische Flüchtlingspolitik. Einige Teilnehmer leisteten Widerstand, als die Polizei die Versammlung aufgrund des Versammlungsverbotes auflösen wollte. Es wurden Anzeigen von der Polizei gestellt.[31][32] In Potsdam protestierten 200 Menschen unter dem Motto „#WirHabenPlatz“ für die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Menschen stellten sich mit Schildern in die Warteschlange vor einer Bäckerei.[33] Die Polizei Brandenburg nahm Personalien auf und leitete Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten ein. Sie wertete die Aktion als Versammlung, die nach der Brandenburger Eindämmungsverordnung nicht erlaubt sei. Es gebe einen „örtlichen“ und „thematischen Zusammenhang“, erklärte der Sprecher der Polizei Brandenburg, wodurch die Anwesenden zu „Versammlungsteilnehmern“ würden, „die ihre Meinung mit Plakaten auch zu einem gemeinsamen Thema kundgegeben haben“. Die Einhaltung der Abstandsregeln sei hierbei nicht relevant.[34]

In der Jenaer Innenstadt löste die Polizei am 21. April 2020 eine unter Einhaltung des Sicherheitsabstands und mit Mundschutz abgehaltene Demonstration für die Aufnahme von Flüchtlingen mit 30 Teilnehmern auf. Die Versammlung wurde zuvor mit Verweis auf die zu diesem Zeitpunkt geltenden landesweiten Anti-Corona-Maßnahmen von der Stadt Jena verboten. Erst ab dem 23. April 2020 waren Versammlungen mit bis zu 50 Personen unter freien Himmel in Thüringen wieder erlaubt.[35]

Ebenfalls unter dem Motto #LeaveNoOneBehind fanden am 26. April 2020 ohne Anmeldung in Berlin mehrere Critical-Mass-Fahrradtouren statt. Die Gruppen von je 20 Menschen wurden zum Großteil von der Polizei gestoppt. Die Personalien von 222 Personen wurden aufgenommen.[36]

Eine Demonstration 50 Geflüchteter vor ihrer eigenen Sammelunterkunft in Bremen wurde am 28. März 2020 wegen zu geringen Sicherheitsabstands aufgelöst,[37] obwohl Bremen im Gegensatz zu anderen Bundesländern in der Corona-Rechtsverordnung ausdrücklich Versammlungen nach Artikel 8 GG zulässt.[38] Nachdem am 16. April 2020 in der Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Vegesack 33 Neuansteckungen mit dem SARS-CoV-2-Virus bekannt wurden, protestierten am Folgetag vier Blöcke mit je 50 Menschen mit Genehmigung für die Schließung der Unterkunft und eine Verlegung der Flüchtlinge. An Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) wurde zudem eine Petition mit 4000 Unterschriften übergeben.[39]

Nach dem Brand am 8. September 2020, der das Flüchtlingslager Moria zerstörte, gab es gab es in vielen Städten in Deutschland Proteste, die die sofortige Evakuierung und Aufnahme der Menschen forderten. Größere Demonstrationen mit mehr als 1000 Teilnehmern fanden unter anderem in Berlin und Hamburg statt[40][41]

Erster Mai 2020

Erster Mai in Kreuzberg 2020

Am Ersten Mai wurden bundesweit zahlreiche genehmigte und nicht genehmigte Demonstrationen abgehalten.

In Berlin wurden 27 Demonstrationen mit maximal 20 Personen genehmigt, die ohne Zwischenfälle abliefen.[42] In Kreuzberg versammelten sich nach Angaben des Berliner Innensenators Andreas Geisel (SPD) „mehrere tausend Menschen“ ohne Genehmigung. Sie folgten einem Aufruf der Initiative Revolutionärer 1. Mai.[43] Mit Straßensperren wurden von der Polizei, die mit 5000 Beamten im Einsatz war, Demonstrationszüge verhindert.[44] Es kam zu Rangeleien zwischen Polizei und den Demonstranten. Pyrotechnische Gegenstände wurden gezündet und Flaschen und Steine als Wurfgeschosse verwendet. Beamte wurden verletzt. Laut der Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik kam es zu 50 Festnahmen und 100 Freiheitsbeschränkungen. Sechs Menschen seien dem Haftrichter vorgeführt worden.[43] Die Versammelten, die nicht alle eine Maske trugen und den geforderten Mindestabstand nicht eingehalten haben, „haben ein klares Statement gegen den Infektionsschutz, gegen den Schutz anderer gesetzt“ und „unverantwortlich gehandelt“, so Slowik. Innensenator Geisel sprach von einer „geballte[n] Unvernunft“.[42]

In Hamburg wurden von 47 angemeldeten Demonstrationen 37 mit maximal 25 Teilnehmenden erlaubt. Eine der genehmigten Demonstrationen wurde von den Veranstaltern nach Ansprache der Polizei aufgelöst, da sich bis zu 90 Teilnehmer versammelt hatten. Auf der Reeperbahn wurde eine nicht genehmigte Demonstration mit 350 Teilnehmern aus dem linken Spektrum aufgelöst. Im Schanzenviertel löste die Polizei eine nicht erlaubte Versammlung unter Einsatzes eines Wasserwerfers auf. Die Beamten waren laut Polizeiangaben zuvor mit Gegenständen beworfen worden. Mülltonnen wurden auf die Straße gezogen und pyrotechnische Gegenstände eingesetzt.[45]

Das Ordnungsamt in Leipzig stimmte einer Versammlung mit mehr als 200 Personen im Stadtteil Connewitz zu. Die mit Mundschutz vermummten Demonstranten folgten einem Aufruf Initiative „#NichtaufunseremRücken“.[46] Die sächsische Landtagsabgeordnete und Demoveranstalterin Juliane Nagel (Die Linke) begrüßte die Spontandemo in Leipzig. Sie finde es „klasse, dass sich die Menschen auch in diesen Zeiten das Recht auf Versammlungsfreiheit nicht nehmen lassen“.[47] An einer weiteren Versammlung in der Leipziger Südvorstadt nahmen ebenfalls circa 200 Menschen teil.[46]

Die Durchführung eines Demonstrationszugs linker Gewerkschafter in München wurde nach erfolgreicher Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zugelassen. An der für 50 Personen genehmigten Versammlung nahmen jedoch 350 Menschen teil. Die Polizei griff nicht ein. Viele der Demonstranten trugen Gesichtsschutz und hielten sich meist an die Abstandsregelungen. Auch in Nürnberg zogen bis zu 300 Menschen in kleineren Gruppen durch die Straßen.[48]

Auch in Stuttgart fanden zahlreiche Demonstrationen gewerkschaftlicher und linker Gruppen statt. Ein Bündnis von 16 Organisationen und Gruppen rief zu einer Versammlung auf, an der 200 bis 300 Menschen teilnahmen. Sie traten „für die Rechte von Arbeitern und Angestellten insbesondere während der Coronakrise“ ein. Zur Einhaltung von Mindestabständen wurden für die Kundgebung auf dem Marktplatz Markierungen angebracht. Während des anschließenden Marsches wurden einige bengalische Feuer gezündet.[49]

Anstatt der traditionellen 1. Mai-Demos und -Kundgebungen durch den Deutschen Gewerkschaftsbund wurde unter dem Motto und Hashtag #SolidarischNichtAlleine ein dreistündiger Livestream gesendet, der von Katrin Bauerfeind und Timm Steinborn moderiert wurde. Livemusik gab es von MIA., Konstantin Wecker, Jocelyn B. Smith, Sarah Lesch, Heinz Rudolf Kunze, Thorsten Stelzner, Dota, Ute Lemper und Felix Räuber. Darüber hinaus gab es ein Interview mit Friederike Kempter sowie Rede- und Videobeiträge der verschiedenen Orts- und Landesverbände des DGBs.[50][51] Vor dem Brandenburger Tor fand ergänzend dazu eine symbolische Versammlung statt, bei der DGB-Vertreter ein großes Banner mit dem Slogan hielten. Daneben waren Zweierteams in Berlin unterwegs, die mit Sprühkreide den Slogan und andere Motive sprühten.[52] Auch in Hamburg hielten 25 Gewerkschaftsvertreter und Gewerkschaftsvertreterinnen auf dem Fischmarkt ein Banner. Ergänzend dazu gab es einen Livestream auf der Website des DGB Hamburg mit einem Interview mit der DGB-Hamburg-Vorsitzenden Katja Karger, einem Bericht der Kampagne „Mensch vor Marge“ der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten sowie einer Rede der DGB-Jugend. Thematisch forderten die Gewerkschaften eine weitere Aufstockung des Kurzarbeitergeldes (vgl. Wirtschaftskrise 2020, Abschnitt Arbeitsmarkt zu den Zahlen der von Kurzarbeit Betroffenen) und mehr Unterstützung für Eltern und Alleinerziehende im Homeoffice. Außerdem wurde ein besserer Gesundheits- und Arbeitsschutz für Beschäftigte in systemrelevanten Berufen gefordert.[53]

Es war das erste Mal in der über 70-jährigen Geschichte des DGBs, dass es keine große 1. Mai-Kundgebung auf den Straßen gab.[54]

Ostermärsche und Friedensproteste

Die Ostermärsche in der bisherigen Form wurden 2020 weitestgehend abgesagt. Der Protest fand jedoch „im Wohnzimmer“ und im Internet statt, indem Menschen Botschaften aus Fenstern und von Balkonen hielten und diese in sozialen Netzwerken teilten. Einige Veranstalter veröffentlichten Rede- und Musikbeiträge im Internet.[55] Nach Angaben des Netzwerkes Friedenskooperative, welches laut taz als „Hauptkoordinierungsstelle für Ostermärsche in Deutschland fungiert“, hatten über 2000 Menschen Fotos hochgeladen, um ein virtuelles Peacezeichen auszufüllen.[56][57] In Baden-Württemberg zog ein Propellerflugzeug ein mit den Worten „Abrüstung jetzt! Ostermarsch 2020“ beschriftetes Banner und flog damit über das Bundesland.[58] In Schwerin fand am Ostermontag eine Demonstration mit 40 Teilnehmern unter dem Motto „71 Jahre Grundgesetz, 60 Jahre Ostermärsche, 2 Monate Corona“ statt. Das Verwaltungsgericht Schwerin hob unter Auflagen ein Verbot des Schweriner Oberbürgermeisters auf. So war die Teilnehmeranzahl begrenzt, ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zueinander und von zehn Metern zu Passierenden musste eingehalten werden und die Namen und Anschriften der Teilnehmer mussten vom Versammlungsleiter erfasst werden.[59][60] In Gronau (Nordrhein-Westfalen, 50 Teilnehmende) und in Jagel (Schleswig-Holstein, 20 Teilnehmende) fanden unter strengen Auflagen Friedensdemonstrationen statt, bei denen den Teilnehmern das gemeinsame Marschieren untersagt wurde.[56]

Fridays for Future

Protestaktion von Fridays for Future vor dem Reichstagsgebäude in Berlin

Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future veranstaltete am 24. April 2020 eine mehrstündige „Online-Demonstration“, welche auf mehreren sozialen Netzwerken zu sehen war und zu Spitzenzeiten 20.000 gleichzeitige Zuschauer und Zuschauerinnen erreichte. Sie demonstrierte unter anderem gegen eine Vernachlässigung der Klimakrise und gegen eine Wiedereinführung der Verschrottungsprämie in Deutschland. Im Livestream wurden Beiträge der Sänger und Sängerinnen Bosse, Clueso oder Lena Meyer-Landrut gezeigt. Vor das Reichstagsgebäude in Berlin wurden tausende Banner und Schilder von 70 Ortsgruppen der Bewegung ausgelegt. In weiteren Städten wurden kleine öffentliche Aktionen abgehalten.[61]

Am 25. September 2020 demonstrierte Fridays for Future erstmals nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie „in großem Stil“ auf den Straßen. In Berlin, Hamburg, Dresden, Frankfurt, Köln, Bremen, Bonn und Göttingen beteiligten sich jeweils Tausende Menschen am Protest.[62]

Housing Action Day

Am 28. März 2020 zeigten Protestierende in Berlin Präsenz, ohne auf die Straße zu gehen. Anlässlich des Housing Action Day protestierten sie mit Plakaten an Häuserfassaden und mit minutenlangen Lärm „gegen anhaltende Verdrängung und für die Enteignung großer Immobilienkonzerne“. Die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ stellte den eigentlich geplanten Demonstrationszug mit Schuhen symbolisch und verbreitete Bilder davon in sozialen Netzwerken. Um die Obdachlosen – deren wachsende Zahl als Symptom der als verfehlt wahrgenommenen Wohnungspolitik gesehen wird – vor dem Virus zu schützen, forderte Frieder Krauß von der Berliner Obdachlosenhilfe die Beschlagnahmung von Hotels während der Corona-Pandemie.[63]

Gegen Atommülltransporte

In Nordrhein-Westfalen wurden hingegen zwei Demonstrationen gegen Atommülltransporte aus der Urananreicherungsanlage Gronau in Münster und Gronau für Montag, den 6. April 2020, angemeldet, u. a. vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, und durften unter Auflagen – Tragen eines Mundschutzes und 1,50 Meter Abstand der Teilnehmer zueinander –[64] durchgeführt werden.[65] Die Genehmigung für eine zweite Demonstration mit höchstens 35 Teilnehmenden am 27. April wurde nach einem Verbot durch die Stadt Münster vor dem Verwaltungsgericht erstritten.[66]

Tag der Pflege

Am 12. Mai, dem Internationalen Tag der Pflege, kam es bundesweit zu Protestaktionen durch Arbeitnehmer in Pflegeberufen. Die Proteste fanden vor Einrichtungen der Pflege und politischen Einrichtungen statt. Auch vor dem deutschen Gesundheitsministerium demonstrierten rund 35 Personen. Die Aktionen waren überwiegend angemeldet und fanden im Einklang mit den Hygienevorschriften statt. Die Protestierenden forderten bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Bezahlung. Unterstützung erfuhren die Proteste durch die Gewerkschaft Ver.di, die Evangelische Kirche in Deutschland, die Diakonie und der Sozialverband VdK.[67][68][69][70]

Proteste nach dem Tod von George Floyd

Black-Lives-Matter-Kundgebung auf dem Alexanderplatz, 6. Juni 2020

Am ersten Juniwochenende 2020 versammelten sich, aufgrund des gewaltsamen Todes des Afroamerikaners George Floyd zehntausende Menschen auf den Straßen. Die größten Demonstrationen dieser Art fanden in München, Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Leipzig statt.[71][72][73][74] Die Demonstrationsteilnehmer standen dicht gedrängt beieinander, einige trugen keinen Mund-Nasen-Schutz.[75] Karl Lauterbach (SPD) kritisierte die lauten Sprechchöre, wodurch „große Mengen an Aerosolen auf engem Raum verteilt worden“ seien. „Für den Kampf gegen das Virus wäre es besser, nur mit Plakaten und Bannern zu demonstrieren“, so Lauterbach.[76] Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich besorgt über die „dicht gedrängte[n] Menschenmengen mitten in der Pandemie“.[77]

Sonstige

Geplante und aus hygienischer Sicht nicht zu beanstandende Demonstrationen in der ersten Aprilwoche in Hamburg für Obdachlose und in Hannover gegen das totale Versammlungsverbot wurden von den jeweils zuständigen Verwaltungsgerichten im Eilverfahren untersagt.[78]

In Potsdam protestierten im Park Babelsberg am 21. April 2020 auf einer nicht angemeldeten Demonstration rund 60 Menschen gegen die Verkleinerung des Strandbads Babelsberg. Nach Angaben von Erik Wenk (Potsdamer Neueste Nachrichten) hatte sich ein „Großteil der Protestierenden […] friedlich und weitestgehend unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes am Eingang des Strandbades versammelt“. Die Polizei nahm 32 Personalien von Anwesenden auf und „notierte mehrere Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz“. Eine parallel abgehaltene Demonstration im Park Babelsberg mit 20 Personen wurde unter Auflagen genehmigt.[79]

Siehe auch

Commons: Proteste während der COVID-19-Pandemie in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[80]

  1. Anzeigen nach nicht angemeldeter Demonstration. Polizei Köln, 12. April 2020; Polizei löst unangemeldete Demonstration am Aachener Weiher auf. Kölner Stadt-Anzeiger, 12. April 2020
  2. Sarah Zaheer: Pingeliges Demo-Verbot: Corona und die Meinungsfreiheit. taz, 17. April 2020
  3. Lorenz Storch: Verwaltungsgerichtshof erlaubt Demonstration für Grundrechte. Bayerischer Rundfunk, 17. April 2020
  4. Bundesverfassungsgericht: Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 15. April 2020, Az. 1 BvR 828/20. Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Anordnung gegen Versammlungsverbot teilweise erfolgreich. Abgerufen am 25. Mai 2020.
  5. Klaus Hempel: Bundesverfassungsgericht: Kein generelles Demonstrationsverbot. Tagesschau.de, 16. April 2020
  6. Bundesverfassungsgericht: Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 17. April 2020, Az. 1 BvQ 37/20. Erfolgreicher Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gegen Versammlungsverbot. Abgerufen am 25. Mai 2020.
  7. Gegen Corona-Einschränkungen: Bundesverfassungsgericht kippt Demo-Verbot in Stuttgart. dpa / Stuttgarter Zeitung, 18. April 2020
  8. Verfassungsgericht genehmigt Demonstration gegen Corona-Beschränkungen. Die Zeit, 18. April 2020
  9. BVerfG, Beschluss vom 16. Mai 2020, Az. 1 BvQ 55/20
  10. Leere Stühle machen auf Not der Gastronomen aufmerksam. Süddeutsche Zeitung, 24. April 2020, abgerufen am 24. April 2020.
  11. Gastronomen und Hoteliers geben symbolisch den Löffel ab. mdr.de, 8. Mai 2020, abgerufen am 9. Mai 2020.
  12. Proteste der Gastronomie gehen weiter. br.de, 8. Mai 2020, abgerufen am 9. Mai 2020.
  13. a b Juliane Kipper: Für Reisebüros drängt die Zeit. Balkonien statt Balearen? n-tv.de, 29. April 2020, abgerufen am 29. April 2020.
  14. Koffer und Sonnenliegen: Reisebranche demonstriert. Welt.de, 29. April 2020, abgerufen am 29. April 2020.
  15. Sonnenschirm im Regen: Reisebüros rufen nach Hilfen. Welt.de, 29. April 2020, abgerufen am 29. April 2020.
  16. Alarmstufe Rot bei tagesschau.de vom 23. Juni 2020
  17. Jörg Ihßen: „Night of Light“: Alarmstufe rot für Eventbranche bei ndr.de vom 23. Juni 2020
  18. „Alarmstufe Rot“: Demo in Berlin mit viel Promi-Unterstützung bei rtl.de vom 9. September 2020, abgerufen am 10. September 2020
  19. Andreas Gandzior, Annika Schönstädt, Julian Würzer: Veranstaltungsbranche demonstriert für Corona-Hilfen. In: Berliner Morgenpost. 28. Oktober 2020, abgerufen am 29. Oktober 2020.
  20. Maria Kotsev, Bernd Matthies, Cristina Marina: Der zweite Lockdown macht Gastronomen und Veranstaltern Angst. In: Der Tagesspiegel. 28. Oktober 2020, abgerufen am 29. Oktober 2020.
  21. Til Biermann: Tausende Künstler und Gastronomen protestieren gegen ihr Corona-Koma. In: B.Z. 28. Oktober 2020, abgerufen am 29. Oktober 2020.
  22. Die meisten Parkbesucher halten sich an die Vorschriften. Polizeikontrollen in Berlin. rbb24.de, 28. März 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  23. hessenschau.de, Frankfurt, Germany: Protest und Pandemie: Streit um Vorgehen der Polizei gegen Seebrücke-Demo. In: hessenschau.de. 7. April 2020, abgerufen am 11. April 2020.
  24. Erik Peter: Schuhe dürfen nicht demonstrieren. Proteste für Geflüchtete. taz, 5. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  25. Fahrrad-Demonstration für Flüchtlinge wird für Teilnehmer teuer. Welt.de, 9. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  26. Mehr als 150 Menschen bei Demo trotz Corona. NDR, 8. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  27. Hamburg: Demonstration für die Aufnahme von Flüchtlingen. NDR, 18. April 2020, abgerufen am 20. April 2020.
  28. Mahnwachen und Demonstration in Stuttgart und Hamburg. Kundgebungen in Corona-Zeiten. Deutschlandfunk, 19. April 2020, abgerufen am 20. April 2020.
  29. 500 Menschen demonstrieren an Elbe für Geflüchtete. NDR, 26. April 2020, abgerufen am 29. April 2020.
  30. Protest gegen Flüchtlingspolitik in Hamburg. NDR, 25. April 2020, abgerufen am 29. April 2020.
  31. Trotz Corona-Kontaktverbot: Demo in Hannover. NDR, 12. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  32. Polizei löst illegale Demo in Hannover auf. Süddeutsche Zeitung, 12. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  33. Andreas Fritsche: Politische Schlange beim Bäcker (neues deutschland). Abgerufen am 14. April 2020.
  34. Demonstranten versammeln sich in "Warteschlange". Protest in Potsdam für Geflüchtete. rbb24, 12. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  35. Anti-Corona-Bestimmungen: Polizei löst Demonstration auf. Süddeutsche Zeitung, 22. April 2020, abgerufen am 23. April 2020.
  36. Uta Schleiermacher: Cornern mit der Polizei. Seebrücke-Protest in Berlin. TAZ, 27. April 2020, abgerufen am 4. Mai 2020.
  37. Jan Zier: Bremens Polizei geht gegen Demo vor: Konsequent – gegen Geflüchtete. In: taz.de. 30. März 2020, abgerufen am 1. April 2020.
  38. Erik Peter: Corona und Demonstrationsrecht: Ruhe im Karton. In: taz.de. 6. April 2020, abgerufen am 7. April 2020.
  39. Serena Bilanceri: Demonstration wegen Corona-Ausbruch in Bremer Flüchtlingsunterkunft. butenunbinnen.de, 17. April 2020, abgerufen am 21. April 2020.
  40. RBB: Nach Brand in Moria: Tausende demonstrieren in Berlin für Aufnahme von Flüchtlingen
  41. Tausende Demonstranten fordern Aufnahme der Moria-Flüchtlinge. faz.net, 9. September 2020, abgerufen am 10. September 2020.
  42. a b Jörn Hasselmann et al.: Hunderte bei Demonstrationen am 1. Mai in Berlin. Trotz Coronavirus-Regeln. tagesspiegel.de, 2. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  43. a b Tausende Menschen ziehen dicht an dicht durch Kreuzberg. 1. Mai in Berlin. rbb24.de, 2. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  44. Mehr als 1000 Menschen bei unerlaubten Protesten. Demos am 1. Mai in Berlin. faz.net, 2. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  45. 1. Mai: Polizei löst verbotene Versammlungen auf. ndr.de, 2. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  46. a b Hunderte Menschen demonstrieren in Leipzig. Erster Mai. Zeit.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  47. Spontandemo und verkürzte Kundgebung in Leipzig. MDR.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  48. Katharina Pfadenhauer: 1. Mai in Bayern: Mehrere Hundert Teilnehmer bei Demos. br.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 5. Mai 2020.
  49. Torsten Schöll: Mai-Demos im Zeichen der Corona-Pandemie. Tag der Arbeit in Stuttgart. stuttgarter-zeitung.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 5. Mai 2020.
  50. Livestream vom 1. Mai: #SolidarischNichtAlleine. DGB, 1. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  51. DGB fordert "Sonderfonds Kurzarbeitergeld Plus". Süddeutsche Zeitung, 27. April 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  52. DGB demonstriert wegen Corona nur symbolisch. Rbb24, 2. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  53. DGB: Kleine Versammlung und Online-Kundebung. NDR, 2. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  54. "Wertschätzung hat auch einen Preis". Tagesschau.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  55. Ostermarsch im Wohnzimmer - trotz Corona gut gelaufen. WDR, 13. April 2020, abgerufen am 13. April 2020.
  56. a b Katharina Schipkowski: Ostermärsche digital. Friedensbewegung in Pandemiezeiten. taz, 13. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  57. Virtueller Ostermarsch 2020. Netzwerk Friedenskooperative, abgerufen am 18. April 2020.
  58. Statt Ostermärschen: Flugzeug zieht Friedensbotschaft. Welt.de, 11. April 2020, abgerufen am 13. April 2020.
  59. Trotz Corona: 40 Teilnehmer bei Demo in Schwerin. NDR, 13. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  60. Verwaltungsgericht Schwerin: Demonstrationen unter Auflagen. Süddeutsche Zeitung, 12. April 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  61. Einsame Schilder und Online-Klimademo. "Fridays for Future". Tagesschau.de, 24. April 2020, abgerufen am 24. April 2020.
  62. "Fridays for Future" ist zurück. Demonstrationen für Klimaschutz. tagesschau.de, 25. September 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  63. Jonas Wagner: Scheppern gegen die Wohnungskrise. Neues Deutschland, 29. März 2020, abgerufen am 14. April 2020.
  64. Nordrhein-Westfalen - Demos gegen Atomtransporte trotz Coronapandemie genehmigt. In: deutschlandfunk.de. 15. April 2019, abgerufen am 6. April 2020.
  65. Westdeutsche Zeitung: NRW: Anti-Atomkraft-Demo in Corona-Zeiten: Abstand und Mundschutz. In: wz.de. 6. April 2020, abgerufen am 6. April 2020.
  66. dpa, Joel Hunold: Trotz Corona: Gericht erlaubt Demo gegen Urantransport. In: muensterschezeitung.de. 25. April 2020, abgerufen am 1. Mai 2020.
  67. Bessere Bedingungen für Pflegeberuf. MDR, 12. Mai 2020, abgerufen am 13. Mai 2020.
  68. Tarifverträge für alle. Taz.de, 12. Mai 2020, abgerufen am 13. Mai 2020.
  69. Plakataktion und Kundgebung vor Sozialministerium: Tag der Pflege in Sachsen. MDR, 12. Mai 2020, abgerufen am 13. Mai 2020.
  70. Dutzende demonstrieren für bessere Pflege. NDR, 12. Mai 2020, abgerufen am 13. Mai 2020.
  71. Bundesweit Großdemos gegen Rassismus. Nach Tod von George Floyd. tagesschau.de, 6. Juni 2020, abgerufen am 4. August 2020.
  72. NDR: Tausende bei Demos gegen Rassismus in Hamburg. Abgerufen am 15. August 2020.
  73. Weltweite Anti-Rassismus-Proteste: Demonstranten werfen in Bristol Statue in Hafenbecken, General-Anzeiger vom 8. Juni 2020; abgerufen am 15. August 2020
  74. kirk./dpa/AFP: „Rassismus ist ein Virus“. In: FAZ.net. 7. Juni 2020, abgerufen am 8. Juni 2020.
  75. Kritik an mangelhaftem Infektionsschutz bei Demos in Berlin. Maßnahmen gegen Corona. rbb24.de, 7. Juni 2020, abgerufen am 15. August 2020.
  76. Georg Ismar: „Es war das ideale Super-Spreading-Event“. Anti-Rassismus-Demo in Berlin. Tagesspiegel.de, 8. Juni 2020, abgerufen am 15. August 2020.
  77. Spahn erinnert an Abstandsregeln. Nach Demos gegen Rassismus. tagesschau.de, 7. Juni 2020, abgerufen am 15. August 2020.
  78. Gernot Knödler: Demos wegen Corona-Pandemie verboten: Virus killt Versammlungsfreiheit. In: taz.de. 2. April 2020, abgerufen am 3. April 2020.
  79. Erik Wenk: Vorerst kein Strandbad-Abriss. Demonstration im Park Babelsberg. Potsdamer Neueste Nachrichten, 21. April 2020, abgerufen am 23. April 2020.
  80. Olaf Sundermeyer: Warten auf den Kontrollverlust www.tagesschau.de, 8. November 2020