„Eiter“ – Versionsunterschied

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'''Eiter''' ([[Latein|lat.]] ''pus'', [[Griechische Sprache|griech.]] πύον ''pyon'') ist ein typischerweise gelbliches [[Exsudat (Medizin)|Exsudat]], das im Rahmen einer zellulären [[Entzündung]]sreaktion im Körper von [[Wirbeltiere]]n entsteht. Von den Abwehrzellen spielen vor allem die [[Neutrophiler Granulozyt|neutrophilen]], polymorphkernigen [[Leukozyt]]en eine zentrale Rolle. Meist entsteht diese Form einer Entzündung als Reaktion auf eine [[bakterielle Infektion]]. Es gibt jedoch auch nicht-infektiös verursachten Eiter, wie beispielsweise bei der [[Psoriasis]] pustulosa.<ref name="patho">W. Böcker, H. Denk, P. U. Heitz, H. Moch (Hrsg.): ''Pathologie.'' 4. Auflage. Elsevier Urban & Fischer, 2008, ISBN 978-3-437-42382-6.</ref>
'''Eiter''' ([[Latein|lat.]] ''pus'', [[Griechische Sprache|griech.]] πύον ''pyon'') ist ein typischerweise gelbliches [[Exsudat (Medizin)|Exsudat]], das im Rahmen einer zellulären [[Entzündung]]sreaktion im Körper von [[Wirbeltiere]]n entsteht. Von den Abwehrzellen spielen vor allem die [[Neutrophiler Granulozyt|neutrophilen]], polymorphkernigen [[Leukozyt]]en eine zentrale Rolle. Meist entsteht diese Form einer Entzündung als Reaktion auf eine [[bakterielle Infektion]]. Es gibt jedoch auch nicht-infektiös verursachten Eiter, wie beispielsweise bei der [[Psoriasis]] pustulosa.<ref name="patho">W. Böcker, H. Denk, P. U. Heitz, H. Moch (Hrsg.): ''Pathologie.'' 4. Auflage. Elsevier Urban & Fischer, 2008, ISBN 978-3-437-42382-6.</ref>

== Beschaffenheit ==
Eiter hat eine unterschiedliche [[Viskosität]] (von dünnflüssig bis dick) und unterschiedliche Farben (von blassgelb bis grün und – im Falle von [[Pseudomonas]]-Infektionen – blaugrün). Auch der Geruch hängt von der beteiligten Bakterienart ab; bei Infektionen mit ''[[Escherichia coli|E. coli]]'' beispielsweise riecht der Eiter nach Fäkalien.

Eine abgekapselte Ansammlung von Eiter im Gewebe wird als [[Abszess]] bezeichnet, eine Eiteransammlung in Körperhöhlen als [[Empyem]]. Bei Auftreten in der Brusthöhle wird von einem [[Pleuraempyem]] oder Pyothorax, in Gelenken von einem [[Pyarthros]], beim Nierenbecken von einer [[Pyonephrose]] gesprochen. Die umgangssprachliche Bezeichnung „Eiterbeule“ kann sowohl für einen eingeschmolzenen [[Lymphknoten]] als auch für einen Abszess, einen [[Furunkel]] oder einen [[Karbunkel]] stehen, aber auch für eine [[Acne inversa]].


== Pathogenese ==
== Pathogenese ==

Version vom 12. März 2020, 21:56 Uhr

Eitrige Bindehautentzündung
Eine umkapselte Eiteransammlung (Abszess)

Eiter (lat. pus, griech. πύον pyon) ist ein typischerweise gelbliches Exsudat, das im Rahmen einer zellulären Entzündungsreaktion im Körper von Wirbeltieren entsteht. Von den Abwehrzellen spielen vor allem die neutrophilen, polymorphkernigen Leukozyten eine zentrale Rolle. Meist entsteht diese Form einer Entzündung als Reaktion auf eine bakterielle Infektion. Es gibt jedoch auch nicht-infektiös verursachten Eiter, wie beispielsweise bei der Psoriasis pustulosa.[1]

Pathogenese

Die Einschmelzung des Gewebes erfolgt dabei durch Einwirkung von proteolytischen Enzymen, die von den Leukozyten oder – im Fall einer infektiösen Ursache – von den pyogenen (eiterbildenden) Erregern gebildet werden.

Beispiele purulenter Erkrankungen

Prinzipien der Behandlung

Nahezu immer sollte angestrebt werden, eine Eiteransammlung zu entlasten, so dass das Sekret abfließen kann. „Ubi pus, ibi evacua“ – „Wo Eiter ist, dort entleere ihn“ – dieser dem Hippokrates von Kos zugeschriebene lateinische Leitsatz[2] hat vor allem im Kiefer- und Gesichtsbereich eine besondere Bedeutung: In diesem Bereich droht durch die Verbindung der dortigen Venen mit jenen des Gehirns die Gefahr einer Hirnvenenthrombose (Sinus-cavernosus-Thrombose); siehe Furunkel.

Neben den üblichen Verfahren der septischen Chirurgie – Spalten eines Abszesses, Einlegen einfacher Drainagen – verwendet man Spül-Saug-Drainagen, um eine Wundhöhle zu reinigen. Beim vereiterten Knochen (Osteomyelitis) wurden sogar Ketten aus nicht resorbierbaren Gentamicin-haltigen Kunststoffperlen in die Höhlung gebracht, die man zu einem späteren Zeitpunkt wieder ziehen musste.

Die Anwendung von Antibiotika beim fortgeschrittenen Furunkel oder bei einem Abszess im Muskel- oder Fettgewebe, der durch einen Granulationswall vom Körper abgeschottet ist, hat meistens keinen heilenden Effekt und wird als nutzlos angesehen. Das Medikament dringt gar nicht in die Eiterung ein.

Bei anderen Eiterungen hingegen, wie Phlegmonen, Empyemen und anderen ist die Situation anders – hier werden septische Begleiterscheinungen befürchtet. Bei multiplen kleinen Leberabszessen ist die alleinige Langzeitgabe von wirksamen Antibiotika einer Operation sogar vorzuziehen, weil so in vielen Fällen Heilung beobachtet wurde. Bei der Anwendung ist zwischen lokaler Applizierung, z. B. als Pulver oder Salbe (Zugsalbe), und systemischer Gabe der Antibiotika zu unterscheiden. Mit systemischer Gabe ist die Aufnahme in den Blutkreislauf über den Magen-Darm-Trakt oder die Infusion gemeint. Das Medikament wirkt danach überall im Körper, auch im Bereich der Wunde.

Pyogene Keime können wie alle Erreger eine Antibiotikum-Resistenz entwickeln und diese an andere Keime weitergeben. Durch Konzentration von Kranken (Keimbelastung) einerseits und die oft zu großzügige und ungezielte Antibiotikatherapie (Entwicklung von Resistenz ohne vorherige Keimtestung) im Krankenhaus fürchtet man hier die Selektion hauseigener multiresistenter Problemkeime, die resistent gegen fast alle verfügbaren Antibiotika sind. Man spricht dabei vom „infektiösen Hospitalismus“. Die allgemeine Strategie seiner Bekämpfung ist simpel, aber verständlicherweise nicht immer erfolgreich: Beispielhafte Hygiene und sparsame, sinnvolle (nur indizierte) und laufend bezüglich der Effektivität überprüfte Antibiotikaverordnung.

Geschichte

In der Medizin des 19. Jahrhunderts gab es den Begriff des pus bonum et laudabile, des sogenannten „löblichen“ Eiters. Gemeint war hier der sogenannte „reine“, rahmig-gelbe Staphylokokken-Eiter, ohne den eine Wundheilung damaliger Ansicht zufolge nicht stattfinden konnte.

Einzelnachweise

  1. W. Böcker, H. Denk, P. U. Heitz, H. Moch (Hrsg.): Pathologie. 4. Auflage. Elsevier Urban & Fischer, 2008, ISBN 978-3-437-42382-6.
  2. Repetitorium Palliativmedizin: Zur Vorbereitung auf die Prüfung Palliativmedizin, Kap. 8.3.5 in der Google-Buchsuche
Wiktionary: Eiter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Eiter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien