„Wissenschaftsmanagement“ – Versionsunterschied

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'''Hochschul- und Wissenschaftsmanagement''' oder auch generell '''Wissenschaftsmanagement''' bezieht sich auf Beschäftigte an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (wie z. B. der [[Max-Planck-Gesellschaft|Max-Planck]] oder der [[Fraunhofer-Gesellschaft|Fraunhofer Gesellschaft]], Helmholtz-Zentren oder die [[Leibniz-Gemeinschaft]]), die im Zuge der Autonomisierung und Differenzierung des Aufgabenprofils insbesondere von Hochschulen (Hüther 2010; Krempkow 2017) Aufgaben übernehmen, die zwar meist in der Verwaltung angesiedelt, jedoch weder klassische Verwaltungsaufgaben sind noch dem Bereich [[Forschung und Lehre]] zugeordnet werden können. Beschäftigte im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement ergänzen somit die zwei klassischen Beschäftigungsgruppen an Hochschulen:
'''Wissenschaft- und Hochschulmanagement''' oder auch generell '''Wissenschaftsmanagement''' bezieht sich auf Beschäftigte an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (wie z. B. der [[Max-Planck-Gesellschaft|Max-Planck]] oder der [[Fraunhofer-Gesellschaft|Fraunhofer Gesellschaft]], Helmholtz-Zentren oder die [[Leibniz-Gemeinschaft]]), die im Zuge der Autonomisierung und Differenzierung des Aufgabenprofils insbesondere von Hochschulen (Hüther 2010; Krempkow 2017) Aufgaben übernehmen, die zwar meist in der Verwaltung angesiedelt, jedoch weder klassische Verwaltungsaufgaben sind noch dem Bereich [[Forschung und Lehre]] zugeordnet werden können. Beschäftigte im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement ergänzen somit die zwei klassischen Beschäftigungsgruppen an Hochschulen:


* Wissenschaftliches und künstlerisches Personal
* Wissenschaftliches und künstlerisches Personal
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* die durch Hochschulreformen und Weiterentwicklungen sowie Professionalisierung den Hochschulen zugetragen wurden wie z. B. die [[Akkreditierung (Hochschule)|Akkreditierung]], [[Lehrevaluation|Evaluation]] oder [[Hochschulmarketing]] und [[Fundraising|Fundraising;]]
* die durch Hochschulreformen und Weiterentwicklungen sowie Professionalisierung den Hochschulen zugetragen wurden wie z. B. die [[Akkreditierung (Hochschule)|Akkreditierung]], [[Lehrevaluation|Evaluation]] oder [[Hochschulmarketing]] und [[Fundraising|Fundraising;]]
* die in Folge der Hochschulexpansion und der Aufgabenzunahme des Lehrpersonals externalisiert wurden wie z. B. die Aufgaben eines [[Forschungsreferent]]/innen oder die Betreuung von Doktorand/innen in [[Graduate School|Graduate Schools]];
* die in Folge der Hochschulexpansion und der Aufgabenzunahme des Lehrpersonals externalisiert wurden wie z. B. die Aufgaben eines [[Forschungsreferent]]/innen oder die Betreuung von Doktorand/innen in [[Graduate School|Graduate Schools]];
* die als Teil der Verwaltungsaufgaben einer Hochschule zunehmend von [[Akademiker|Akademiker/innen]] übernommen werden und somit ein „upgrading“ erfahren (vgl. Klumpp und Teichler 2008: 152).
* die als Teil der Verwaltungsaufgaben einer Hochschule zunehmend von [[Akademiker|Akademiker/innen]] übernommen werden und somit ein „upgrading“ erfahren (vgl. Klumpp und Teichler 2008: 152; Harris-Huemmert 2017).


Einen anderen Ansatzpunkt greift der [[Wissenschaftsrat (Deutschland)|Wissenschaftsrat]] (2018) in seinen Empfehlungen zur Hochschulgovernance auf. Basierend auf dem Charakteristikum der akademischen Vorbildung und häufig vorhandenen Forschungserfahrung des Wissenschaftsmanagements wählt der [[Wissenschaftsrat (Deutschland)|Wissenschaftsrat]] (WR) eine [[Definition|Gruppendefinition]], die auf dem akademischen Bildungshintergrund basiert. Danach gehören dem Wissenschaftsmanagement diejenigen Personen an, die „''den [[Wissenschaftler|Wissenschaftlerinnen]] und Wissenschaftlern unterstützende [[Dienstleistung|Dienstleistungen]] zur Verfügung stellen, dabei aber über eine wissenschaftliche Ausbildung und teilweise auch selbst über einschlägige Erfahrungen in [[Forschung und Lehre]] verfügen''.“ (WR 2018: 85). Ebenso beziehen Schneijderberg et al. (2013) sich auf die wissenschaftliche Qualifikation des Hochschul- und Wissenschaftsmanagement: Hochschulprofessionelle sind “''Berufstätige im Hochschul- und Wissenschaftssystem […] von denen eine Tätigkeit zwischen [[Wissenschaft]] und [[Management]], inklusive Verwaltung, erwartet wird [und] für die eine hohe Qualifikation konstitutiv ist''.
Einen anderen Ansatzpunkt greift der [[Wissenschaftsrat (Deutschland)|Wissenschaftsrat]] (2018) in seinen Empfehlungen zur Hochschulgovernance auf. Basierend auf dem Charakteristikum der akademischen Vorbildung und häufig vorhandenen Forschungserfahrung des Wissenschaftsmanagements wählt der [[Wissenschaftsrat (Deutschland)|Wissenschaftsrat]] (WR) eine [[Definition|Gruppendefinition]], die auf dem akademischen Bildungshintergrund basiert. Danach gehören dem Wissenschaftsmanagement diejenigen Personen an, die „''den [[Wissenschaftler|Wissenschaftlerinnen]] und Wissenschaftlern unterstützende [[Dienstleistung|Dienstleistungen]] zur Verfügung stellen, dabei aber über eine wissenschaftliche Ausbildung und teilweise auch selbst über einschlägige Erfahrungen in [[Forschung und Lehre]] verfügen''.“ (WR 2018: 85). Ebenso beziehen Schneijderberg et al. (2013) sich auf die wissenschaftliche Qualifikation des Hochschul- und Wissenschaftsmanagement: Hochschulprofessionelle sind “''Berufstätige im Hochschul- und Wissenschaftssystem […] von denen eine Tätigkeit zwischen [[Wissenschaft]] und [[Management]], inklusive Verwaltung, erwartet wird [und] für die eine hohe Qualifikation konstitutiv ist''.
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* Initialisierung von Veränderungsprozessen ([[Change Management]]) (vgl. Krempkow u. a. 2019; Zimmer 2015 und Teichler 2005).
* Initialisierung von Veränderungsprozessen ([[Change Management]]) (vgl. Krempkow u. a. 2019; Zimmer 2015 und Teichler 2005).


In dem vom BMBF geförderten [https://www.kawum-online.de Projekt Karrierewege und Qualifikationsanforderungen im Hochschul- und Wissensmanagement (KaWuM 2020)] wird versucht, diese verschiedenen Definitionsansätze aufzugreifen und das Hochschul- und Wissenschaftsmanagement wie folgt zu definieren: Hochschul- und Wissenschaftsmanagement…
In dem vom BMBF geförderten [https://www.kawum-online.de Projekt ''Karrierewege und Qualifikationsanforderungen im Wissenschafts- und Hochschulmanagement'' (KaWuM 2020)] wird versucht, diese verschiedenen Definitionsansätze aufzugreifen. Wissenschafts- und Hochschulmanagement
* ist nicht nur das klassische Management, sondern umfasst auch die teilweise neu entstandenen oder in ihren Tätigkeiten stark veränderten Stellen,
* ist nicht nur das klassische Management, sondern umfasst auch die teilweise neu entstandenen oder in ihren Tätigkeiten stark veränderten Stellen,
* ist formal häufig in der Verwaltung angesiedelt, während die Tätigkeiten zwischen Verwaltung und Wissenschaft liegen,
* ist formal häufig in der Verwaltung angesiedelt, während die Tätigkeiten zwischen Verwaltung und Wissenschaft liegen,
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Eisoldt, Frank und Bauer, Nils-Joachim (2010): “Third Space – First Place”: Qualitätsvorsprung für das Management von Lehre und Forschung. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg. 5 Nr. 4, S. 40-45.
Eisoldt, Frank und Bauer, Nils-Joachim (2010): “Third Space – First Place”: Qualitätsvorsprung für das Management von Lehre und Forschung. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg. 5 Nr. 4, S. 40-45.

Harris-Huemmert, S. (2017) Lost in Space? Was uns die Astronomie über den Third Space lehrt. In: P. Pohlenz, S. Harris-Huemmert & L. Mitterauer (2017) Third Space revisited. Jeder für alle oder alle für ein Ziel. Bielefeld: UniversitätsVerlag Webler. S. 11.


Hüther, O. (2010): Von der Kollegialität zur Hierarchie? Eine Analyse des New Managerialism in den Landeshochschulgesetzen. München: Springer VS.
Hüther, O. (2010): Von der Kollegialität zur Hierarchie? Eine Analyse des New Managerialism in den Landeshochschulgesetzen. München: Springer VS.

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Wissenschaft- und Hochschulmanagement oder auch generell Wissenschaftsmanagement bezieht sich auf Beschäftigte an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (wie z. B. der Max-Planck oder der Fraunhofer Gesellschaft, Helmholtz-Zentren oder die Leibniz-Gemeinschaft), die im Zuge der Autonomisierung und Differenzierung des Aufgabenprofils insbesondere von Hochschulen (Hüther 2010; Krempkow 2017) Aufgaben übernehmen, die zwar meist in der Verwaltung angesiedelt, jedoch weder klassische Verwaltungsaufgaben sind noch dem Bereich Forschung und Lehre zugeordnet werden können. Beschäftigte im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement ergänzen somit die zwei klassischen Beschäftigungsgruppen an Hochschulen:

  • Wissenschaftliches und künstlerisches Personal
  • Verwaltungs-, technisches und sonstiges Personal

Als hierzu dritte Gruppe, die Aufgaben sowohl aus dem Bereich Wissenschaft als auch Verwaltung übernimmt, wurde für sie in der englischsprachigen Literatur der Begriff „third space“ geprägt (Whitchurch 2010:10).

Begriffsabgrenzung

In der Literatur finden sich mehrere Begriffsbeschreibungen, die sich im Kern gleichen, aber unterschiedliche Schwerpunkte setzen (vgl. Nickel 2013:37; Banscherus et al. 2017). Als grundlegend kann die Formulierung der Autoren Klumpp und Teichler (2008) für die von Ihnen als „Hochschulprofessionen“ bezeichnete Gruppe des Wissenschaftsmanagement angesehen werden. Zur Begriffsbeschreibung nutzen Sie die Charakteristika typischer Tätigkeitsfelder der Beschäftigten. Danach übernehmen Personen im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement Aufgaben in den folgenden drei Tätigkeitsbereichen.

Tätigkeiten,

  • die durch Hochschulreformen und Weiterentwicklungen sowie Professionalisierung den Hochschulen zugetragen wurden wie z. B. die Akkreditierung, Evaluation oder Hochschulmarketing und Fundraising;
  • die in Folge der Hochschulexpansion und der Aufgabenzunahme des Lehrpersonals externalisiert wurden wie z. B. die Aufgaben eines Forschungsreferent/innen oder die Betreuung von Doktorand/innen in Graduate Schools;
  • die als Teil der Verwaltungsaufgaben einer Hochschule zunehmend von Akademiker/innen übernommen werden und somit ein „upgrading“ erfahren (vgl. Klumpp und Teichler 2008: 152; Harris-Huemmert 2017).

Einen anderen Ansatzpunkt greift der Wissenschaftsrat (2018) in seinen Empfehlungen zur Hochschulgovernance auf. Basierend auf dem Charakteristikum der akademischen Vorbildung und häufig vorhandenen Forschungserfahrung des Wissenschaftsmanagements wählt der Wissenschaftsrat (WR) eine Gruppendefinition, die auf dem akademischen Bildungshintergrund basiert. Danach gehören dem Wissenschaftsmanagement diejenigen Personen an, die „den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterstützende Dienstleistungen zur Verfügung stellen, dabei aber über eine wissenschaftliche Ausbildung und teilweise auch selbst über einschlägige Erfahrungen in Forschung und Lehre verfügen.“ (WR 2018: 85). Ebenso beziehen Schneijderberg et al. (2013) sich auf die wissenschaftliche Qualifikation des Hochschul- und Wissenschaftsmanagement: Hochschulprofessionelle sind “Berufstätige im Hochschul- und Wissenschaftssystem […] von denen eine Tätigkeit zwischen Wissenschaft und Management, inklusive Verwaltung, erwartet wird [und] für die eine hohe Qualifikation konstitutiv ist.

Eine dritte Begriffsbeschreibung bezieht sich auf das Tätigkeitsprofil der Beschäftigten. Basierend auf einer qualitativen Befragung von Beschäftigten im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement sind für ihre Berufsgruppe spezifische Tätigkeiten jenseits rein administrativer und koordinierender Funktionen kennzeichnend (Banscherus u. a. 2017: 127f; Randhahn und Niethammer 2017:2). Auch das Netzwerk Wissenschaftsmanagement wählt in seinem Positionspapier zur „Bedeutung des Wissenschaftsmanagements für strategisches Planen, Handeln und Führen“ eine tätigkeitsbezogene Definition (NWM 2020). Neben Dienstleistungsaufgaben wie z. B. im Bereich der Bibliothek und Berufsberatung ist das Hochschul- und Wissenschaftsmanagement durch folgende Tätigkeiten charakterisiert:

  • Konzeptionelles Arbeiten
  • Entscheidungsvorbereitungen
  • Strategieentwicklung
  • Initialisierung von Veränderungsprozessen (Change Management) (vgl. Krempkow u. a. 2019; Zimmer 2015 und Teichler 2005).

In dem vom BMBF geförderten Projekt Karrierewege und Qualifikationsanforderungen im Wissenschafts- und Hochschulmanagement (KaWuM 2020) wird versucht, diese verschiedenen Definitionsansätze aufzugreifen. Wissenschafts- und Hochschulmanagement …

  • ist nicht nur das klassische Management, sondern umfasst auch die teilweise neu entstandenen oder in ihren Tätigkeiten stark veränderten Stellen,
  • ist formal häufig in der Verwaltung angesiedelt, während die Tätigkeiten zwischen Verwaltung und Wissenschaft liegen,
  • stellt eine Brücken- oder Vermittlerfunktion zwischen beiden Bereichen dar,
  • nimmt wissenschaftsunterstützenden (Dienstleistungs-)Charakter an (vgl. www.kawum-online.de).

Das Netzwerk Wissenschaftsmanagement hat für das Selbstverständnis der Berufsgruppe sowie zur Erhöhung des Bewusstseins für ihr Berufsfeld in der Öffentlichkeit einen Kodex Wissenschaftsmanagement (NWM 2013) verabschiedet, der als kontinuierliche Grundlage zur Diskussion und Selbstreflektion dienen soll.

Beispiele für Funktionen/Funktionsbezeichnungen im Bereich Wissenschaftsmanagement

Studiengangskoordinator/in, Fakultätsgeschäftsführer/in, Forschungsreferent/in, Hochschuldidaktiker/in, Qualitätsmanager/in, ECTS-Beauftragte/r, Bologna-Beauftragte/r, Referent/in für Studium und Lehre, Referent/In für Akkreditierung, Mitarbeiter/in Pressestelle, Referent/in für Hochschulentwicklung, Referent/in des Rektors/Präsident/in, EU-Beauftragte/r, Transfer-Beauftragte/r, Dekanatsreferent/in, Mitarbeiter/in der Zentralen/Dezentralen Studienberatung, Referent/In für wissenschaftliche Weiterbildung, Mitarbeiter/in Career Center, Fundraiser/in

Entwicklung

Mit der Entwicklung von der gremiengesteuerten Gruppenuniversität hin zur autonomeren Hochschule mit organisationalen Strukturen und Zielen haben sich auch die Anforderungen an die Hochschulangehörigen gewandelt und die Berufsgruppe des Wissenschafts- und Hochschulmanagement ist entstanden (vgl. z. B. Krücken et al. 2010: 235).

Bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts waren in der staatlich gesteuerten Hochschule die Professor/innen die Expert/innen für Lehre und Forschung sowie ihre eigenen Manager im Rahmen der zugesicherten professoralen Mehrheit in Gremien der akademischen Selbstverwaltung. Der Staat hatte die administrative Verantwortung über Entscheidungen in Haushalt, Personal und Organisation. Die Verwaltungsbeamt/inn/en übernahmen die Ausführung und Kontrolle der staatlich zugewiesenen Aufgaben. Die Rektorin bzw. der Rektor hatte primär eine symbolisch-repräsentative Funktion (vgl. Zechlin 2019).  

Mit der „Entfesselung“ der Hochschule (Müller-Böling 2000) und der Einführung des New Public Management wurden vormals staatliche Aufgaben in die Selbstverwaltung der Hochschule übergeben. Die Hochschulen hatten nun weitestgehend Budget-, Personal- und teilweise das Berufungsrecht und konnten weitgehend eigenständig über ihr Studienangebot entscheiden (Krempkow 2017). Die staatliche Steuerung zog sich zurück und steuerte durch Kennzahlen und Globalbudgets (Banscherus et. al. 2017; Kehm/Lanzendorf 2006). Durch die Einführung von Akkreditierungen und einen verschärften Wettbewerb um Drittmittel und Studierende (Rankings) erhöhten sich gleichzeitig die Berichtspflichten. Ebenso führte die Einführung von Bachelor- und Masterprogrammen im Rahmen der Bologna Reform zu einer Komplexitätssteigerung in der Studiengangskoordination und –planung sowie zur Einführung aufwendiger Akkreditierungs- und Evaluationsverfahren (Eisoldt & Bauer 2010). Diese Entwicklungen führten zu einer Fülle neuer Aufgaben und Verantwortungen und der Herausforderung an die Institution Hochschule als „handlungs- und entscheidungsfähiger Akteur“ in einer komplexer werdenden Umwelt zu handeln (Krücken et al. 2010). Neben der Stärkung der Leitungsfunktionen hin zu einem hauptamtlichen Präsidium, führt diese Entwicklung zu einer „Stärkung und Differenzierung der Hochschulverwaltung“ (Krücken et al. 2010: 235). Die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen konnten in der bisher zweigliedrigen Personalstruktur von Lehr- und Verwaltungspersonal nicht gedeckt werden. Es entstand das Hochschul- und Wissenschaftsmanagement, dass sowohl wissenschaftlich sozialisiert das System Hochschule und ihre Werte kennt und gleichzeitig offen für die Steuerungsfähigkeit von Hochschule Managementaufgaben übernimmt.

Da die Hochschulstatistik die Gruppe der Beschäftigten im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement nicht als eigene  Gruppe ausweist, sondern je nach vertraglicher Eingliederung an der jeweiligen Hochschule in den zwei Gruppen „Wissenschaftliches Personal“ bzw. dem „Verwaltungspersonal“ subsumiert, liegen keine genauen Angeben über die Grundgesamtheit vor. Stattdessen basieren die vorliegenden Zahlen über die Anzahl der Beschäftigten im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement auf der Grundlage von Befragungen und Schätzungen (vgl. Destatis, Personal an Hochschulen, Fachserie 11, Reihe 4.4. (Jahrgänge bis einschließlich 2018)). Nach Angaben von Banscherus et al. (2017: 22, 76) ist von ca. 22.000 bis zu 25.000 (Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017: 34) Beschäftigten im Bereich Hochschul- und Wissenschaftsmanagement auszugehen.

Die Zunahme von Personen im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement lässt sich auch in den USA und anderen europäischen Ländern beobachten (vgl. Kehm et. al. (2010) ).

Wissenschaftsmanagement in anderen Bereichen

Dieser Artikel bezieht sich auf das Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland. Ähnliche Tätigkeitsfelder finden sich aber auch in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen oder Unternehmensberatungen sowie im Umfeld technologie- und wissensintensiver Wirtschaftsbranchen (vgl. NWM 2020) wie z. B. Personal für Hochschulthemen in privaten Beratungsfirmen aber auch Hochschulreferent/innen in Gewerkschaften, Berufsverbänden oder sonstigen Fachverbänden. Aber auch im Kontext einer verstärkten Transferorientierung von öffentlichen Verwaltungen wie z. B. Wissenschaftsbeauftragte der Städte.

Berufliche Netzwerke

Im Bereich Hochschul- und Wissenschaftsmanagement haben sich u. a. die folgenden beruflichen Netzwerke gegründet und etabliert:


Forschungsaktive Beschäftigte aus dem Bereich Hochschul- und Wissenschaftsmanagement sind auch Mitglied in einer der folgenden Fachgesellschaften:


Internationale Netzwerke:

Studiengänge im Bereich Hochschul- und Wissenschaftsmanagement

Quellen

Banscherus, Ulf et al. (2017): Wandel der Arbeit in Wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen. Hochschulreformen und Verwaltungsmodernisierung aus Sicht der Beschäftigten. Stuttgart: Hans Böckler Stiftung.

BuWiN (2017): Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland. Bielefeld.

Eisoldt, Frank und Bauer, Nils-Joachim (2010): “Third Space – First Place”: Qualitätsvorsprung für das Management von Lehre und Forschung. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg. 5 Nr. 4, S. 40-45.

Harris-Huemmert, S. (2017) Lost in Space? Was uns die Astronomie über den Third Space lehrt. In: P. Pohlenz, S. Harris-Huemmert & L. Mitterauer (2017) Third Space revisited. Jeder für alle oder alle für ein Ziel. Bielefeld: UniversitätsVerlag Webler. S. 11.

Hüther, O. (2010): Von der Kollegialität zur Hierarchie? Eine Analyse des New Managerialism in den Landeshochschulgesetzen. München: Springer VS.

KaWuM – Karrierewege und Qualifikationsanforderungen im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement. Projekthomepage und Vorstellung: https://www.kawum-online.de (abgerufen am 13.2.2020)

Kehm, B. M. und Lanzendorf, U. (Hrsg.) (2006): Reforming university governance. Changing conditions for research in four European countries. Bonn: Lemmens.

Kehm, Barbara et. al (2010): Hochschulprofessionelle?! Die unbekannten Wesen. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg. 5 Nr. 4, S. 23-39.

Kloke, Katharina (2014). Qualitätsentwicklung an deutschen Hochschulen. Professionstheoretische Untersuchung eines neuen Tätigkeitsfeldes. München: Springer VS.

Klumpp, Mathias und Teichler, Ulrich (2008): Experten für das Hochschulsystem: Hochschulprofessionen zwischen Wissenschaft und Administration. In: Kehm, Barbara/ Mayer, Evelies/ Teichler, Ulrich (Hrsg.): Hochschulen in neuer Verantwortung. Strategisch, überlastet, divers? Bonn: Lemmens.

Krempkow, René u.a. (2019): Was ist die Rolle des Hochschul- und Wissenschaftsmanagements bei der Entwicklung von Hochschulen als Organisation? In: Personal- und Organisationsentwicklung - P-OE 1/2019, S. 6-15.  

Krempkow, R. (2017): Hochschulautonomie, Forschungs- und Innovationsperformanz im deutschen Hochschulsystem. In: Hochschulmanagement 2+3/2017, 51-58.

Krücken, Georg; Blümel, Albrecht und Kloke, Katharina (2010): Hochschulmanagement - Auf dem Weg zu einer neuen Profession?. In: WSI Mitteilungen, Nr. 5, S. 234–241.

Müller-Böling, Detlef (2000): Die entfesselte Hochschule. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh.


Netzwerk Wissenschaftsmanagement (2013): Kodex Wissenschaftsmanagement. Online verfügbar in URL: https://netzwerk-wissenschaftsmanagement.de/index.php?article_id=23 (letzter Zugriff: 13.02.2020).

Randhahn, Solveig und Niethammer, Carolin (2017): Zur Rolle von Hochschulprofessionellen im Bereich Studium und Lehre. Universität Duisburg-Essen. Onlinepublikation: https://duepublico.uni-duisburg-essen.de:443/servlets/DocumentServlet?id=44293 (download am: 15.1.2020).

Whitchurch, Celia (2010): Optimising the Potential of Third Space Professionals in Higher Education. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg. 5 Nr. 4, S. 9-22.

Wissenschaftsrat (2018): Empfehlungen zur Hochschulgovernance. Drs. 7328-18. Hannover.

Zechlin, Lothar (2019): Die Erfassung der Universität als „institutionalisierte Organisation“. In: Mitterauer, Lukas et al. (Hrsg.): Systeme im Wandel. Hochschulen auf neuen Wegen. Waxmann Verlag, Münster, S. 13-31.

Zimmer, Marco (2015): Strategisches Management in Bildungseinrichtungen. Oldenburg: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - Center für lebenslanges Lernen C3L (Hrsg.).