„Schamgefühl“ – Versionsunterschied

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Das '''Schamgefühl''' gehört zu den bei allen Menschen auftretenden [[Affekt]]en. Die Fähigkeit, Scham zu empfinden, gilt als angeboren. Im zwischenmenschlichen Kontakt kommt es (insbesondere durch [[Sozialkognitive Lerntheorie|Lernen am Modell]]) zu einer Ausdifferenzierung. Die Anlässe für ein Schamgefühl variieren zwischen sozialisations- und kulturbedingten, sowie entsprechend der individuellen Veranlagung und der aktuellen Befindlichkeit. Dasselbe gilt für die Intensität der Empfindung, die sich redensartlich vom „peinlichen Berührtsein“ bis zum „Im-Boden-Versinken“ erstrecken kann.
Das '''Schamgefühl''' ist eine als unangenehm (sprich negativ) empfundene Emotion die eine Person empfindet, wenn sie selbst gesellschaftlichen Werten nicht gerecht wird, dies als Hinweis auf überdauernde unerwünschte Eigenschaften gesehen werden kann und sie Person in der Folge eine soziale Ausgrenzung befürchtet. Scham gehört zu den bei allen Menschen auftretenden [[Affekt]]en. Man geht davon aus, dass Scham als selbstbezogene Emotion zwar relativ früh in der Kindheitsentwicklung entsteht, allerdings nicht angeboren ist, sondern erst mit der Entwicklung des Selbstkonzepts entsteht.<ref>{{Internetquelle |url=https://portal.hogrefe.com/dorsch/de/access-management/ |titel=Dorsch Lexikon der Psychologie - Verlag Hans Huber - Access Management |abruf=2019-11-18 |sprache=de}}</ref> Im zwischenmenschlichen Kontakt kommt es (insbesondere durch [[Sozialkognitive Lerntheorie|Lernen am Modell]]) zu einer Ausdifferenzierung. Die Anlässe für ein Schamgefühl variieren zwischen sozialisations- und kulturbedingten, sowie entsprechend der individuellen Veranlagung und der aktuellen Befindlichkeit. Dasselbe gilt für die Intensität der Empfindung, die sich redensartlich vom „peinlichen Berührtsein“ bis zum „Im-Boden-Versinken“ erstrecken kann.


Auslöser für Schamgefühle können innerseelische Vorgänge sein, wie zum Beispiel der Eindruck von [[Peinlichkeit]] oder [[Verlegenheit]], aber auch die Bloßstellung oder Beschämung durch andere Menschen in Form von [[Demütigung]]en oder [[Kränkung]]en. Gehen sie mit [[Vegetatives Nervensystem|vegetativen]] Begleiterscheinungen einher, wie beispielsweise dem [[Erröten]], sind Schamgefühle auch für Außenstehende wahrnehmbar.
Auslöser für Schamgefühle können innerseelische Vorgänge sein, wie zum Beispiel der Eindruck von [[Peinlichkeit]] oder [[Verlegenheit]], aber auch die Bloßstellung oder Beschämung durch andere Menschen in Form von [[Demütigung]]en oder [[Kränkung]]en. Gehen sie mit [[Vegetatives Nervensystem|vegetativen]] Begleiterscheinungen einher, wie beispielsweise dem [[Erröten]], sind Schamgefühle auch für Außenstehende wahrnehmbar.

Version vom 19. November 2019, 00:12 Uhr

Schamfamilie[1] Verlegenheit
Befangenheit
Schüchternheit
Peinlichkeit
Kränkung
Schmach
Minderwertigkeitsgefühl

Das Schamgefühl ist eine als unangenehm (sprich negativ) empfundene Emotion die eine Person empfindet, wenn sie selbst gesellschaftlichen Werten nicht gerecht wird, dies als Hinweis auf überdauernde unerwünschte Eigenschaften gesehen werden kann und sie Person in der Folge eine soziale Ausgrenzung befürchtet. Scham gehört zu den bei allen Menschen auftretenden Affekten. Man geht davon aus, dass Scham als selbstbezogene Emotion zwar relativ früh in der Kindheitsentwicklung entsteht, allerdings nicht angeboren ist, sondern erst mit der Entwicklung des Selbstkonzepts entsteht.[2] Im zwischenmenschlichen Kontakt kommt es (insbesondere durch Lernen am Modell) zu einer Ausdifferenzierung. Die Anlässe für ein Schamgefühl variieren zwischen sozialisations- und kulturbedingten, sowie entsprechend der individuellen Veranlagung und der aktuellen Befindlichkeit. Dasselbe gilt für die Intensität der Empfindung, die sich redensartlich vom „peinlichen Berührtsein“ bis zum „Im-Boden-Versinken“ erstrecken kann.

Auslöser für Schamgefühle können innerseelische Vorgänge sein, wie zum Beispiel der Eindruck von Peinlichkeit oder Verlegenheit, aber auch die Bloßstellung oder Beschämung durch andere Menschen in Form von Demütigungen oder Kränkungen. Gehen sie mit vegetativen Begleiterscheinungen einher, wie beispielsweise dem Erröten, sind Schamgefühle auch für Außenstehende wahrnehmbar.

Beschämungen und Schamgefühle sind nicht allein individuelle Phänomene, sondern werden auch in mehr oder minder großen sozialen Gruppierungen verursacht und erlitten. Die damit verbundenen Kränkungen des Selbstwertgefühls erzeugen ein breites Spektrum unterschiedlicher Reaktions- und Verarbeitungsweisen. Der Erforschung und Deutung, teils auch der Behandlung von Schamgefühlen, widmet sich eine Reihe sozial-, geistes- und naturwissenschaftlicher Disziplinen.

Begriff

Aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit des Schamgefühls werden Analysen häufig an binären Unterscheidungen festgemacht, um bestimmte Aspekte herauszuarbeiten. So wird zwischen moralischer und imagebezogener Scham,[3] zwischen internalisierter und externalisierter Scham,[4] zwischen gesunder und pathologischer Scham[5] oder zwischen destruktiver und konstruktiver Scham[6] unterschieden. Als Gegenpol zur Scham kann das Gefühl des Stolzes betrachtet werden, das mit Situationen einhergeht, die das Selbstwertgefühl aufwerten.[7]

Der Sozialpsychologe Jonas Rees definiert Scham als „aversive Emotion, die häufig mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit einhergeht“. Sie wird empfunden, wenn das Selbstbild einer Person nicht mit dem Bild übereinstimmt, das andere Personen von ihr haben, oder das die Person selbst aufgrund bestimmter Umstände von sich gewinnt.[8]

Etymologisch leitet sich das deutsche Wort Scham von althochdeutsch scama bzw. altsächsisch skama ab, geht auf auf germanisch skamo mit der Bedeutung „Schamgefühl, Beschämung, Schande“.[9][10] Die indogermanische Wurzel kam/kem kann mit „zudecken, verschleiern oder verbergen“ übersetzt werden und zeigt, „wie eng das Gefühl der Scham mit der Vorstellung des Sichverbergens verbunden ist“.[1] Die meisten europäischen Sprachen unterscheiden zwischen einem Gefühl für Scham und dem Beschämt-sein (z. B. ‚Scham’ und ‚Schande’ im Deutschen oder ‚honte’ und ‚pudeur’ im Französischen).[11]

Erscheinungsbild

Eva nach dem Sündenfall, Auguste Rodin

Nach Léon Wurmser ist Scham „in ihren typischen Grundzügen komplex und variabel, viel eher eine Palette von eng verwandten Affekten als ein simpler, klar abgegrenzter Affekt“.[12]

Körperliche Begleiterscheinungen

Eine typische Begleiterscheinung des Schamgefühls ist die Schamröte, eine Reaktion des vegetativen Nervensystems, die eine verstärkte Blutzufuhr im Gesicht verursacht und es erröten lässt. Als innerlich wahrnehmbare und nach außen sichtbare Reaktion kann das Bewusstsein, rot geworden zu sein, die Schamempfindung noch verstärken. Im Allgemeinen scheinen Kinder und Jugendliche schneller rot zu werden als Erwachsene, doch nicht alle Menschen erröten, wenn sie Scham empfinden. Auch ein besonders breites Grinsen oder verlegenes Lachen gelten als mögliche Anzeichen der Scham. Weitere Körperreaktionen akuter Schamgefühle können Stressreaktionen wie ein erhöhter Puls, Schweißausbrüche, Schwindel und Herzklopfen sein. Im Bereich der Körpersprache ist das Unterbrechen des Blickkontakts ein Signal für Schamgefühle. Es kann von Gesten begleitet werden, wie das Senken der Kopfes oder das Verbergen der Augen mit den Händen oder. Im Internetjargon ist diese Geste als Facepalm bekannt und wird in Memes und als Emoticon genutzt, um Fremdscham auszudrücken. Die Körperhaltung tendiert dazu, sich zusammenzurollen und den Körper kleiner erscheinen zu lassen. Gestik und Gang sind oft gehemmt und können durch drehende, ausweichende Bewegungen einem Davonschleichen und Hinauswinden gleichen. Die Intensität, mit der das Erleben von Scham beginnt, kann zu einem Verlust der Geistesgegenwart führen, sodass die Sprache stockt oder es zum Stottern kommt.[7]

Varianten

Die Philosophin Inga Claudia Römer bezeichnet die Scham als eine affektive Erfahrung eines Mangels, „in der eine dreigliedrige Grundstruktur zu erkennen ist: ‚Jemand (1) schämt sich für etwas (2) vor jemandem (3)‘“.[6] Auf Basis dieser allgemein definierten Grundstruktur der Scham lassen sich verschiedene Erscheinungsformen beschreiben, die sich in ihren Zusammenhängen, Auslösern, Beweggründen, Reaktionen und Bewertungen unterscheiden:

Körperscham

Eglon van der Neer: Die Frau des Kandaules entdeckt den versteckten Gyges.

Ein typisches Beispiel der Körperscham ist die empfundene Nacktheit bei der Unterschreitung einer Mindestgrenze an körperlicher Bedeckung. Die Varianz dieser Grenze kann von einer Hüftschnur zur Bedeckung der Geschlechtsorgane bis zur völligen Verhüllung des Körpers bei einer Ganzkörperverschleierung reichen. Für den Ethnologen Hans Peter Duerr scheint die Körperscham des Menschen nicht kulturspezifisch, sondern charakteristisch für die menschliche Lebensform überhaupt zu sein. So pflegen Naturvölker, die kaum oder gar keine Kleidung tragen, wie die Kwoma in Neuguinea, strenge Blick-Tabus: „Männer dürfen Frauen nicht auf den Genitalbereich oder die Brüste schauen. Begegnen sich Mann und Frau, etwa auf einem Pfad, unterhalten sie sich Rücken an Rücken.“[13] Dabei lösen die unterschiedlichen Körperteile in ungleichem Maße Scham aus. Für die am meisten schambehafteten Zonen des Körpers, die entblößten Genitalien, werden bezeichnenderweise Begriffe wie Schamgegend oder die weibliche Scham synonym verwendet. Auch die Beschaffenheit und das Aussehen des eigenen Körpers können Anlass zur Scham sein. Auffallende Makel, körperliche Entstellungen, Normabweichungen oder das Empfinden, nicht attraktiv zu sein, lösen bisweilen Schamgefühle aus.[14] Das Beschämen anderer Personen aufgrund körperlicher Merkmale fällt unter den Begriff des Bodyshaming.

Für die Abrahamitische Religionen (Judentum, Christentum, Islam) führt das Bewusstsein, gegen göttliche Weisung verstoßen zu haben, zu Scham. So empfanden Adam und Eva ihr Nacktsein plötzlich als unangemessen:

„Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. (Gen 3,7 EU)“

Gewissensscham

Auslöser für die Gewissensscham sind Verletzungen der eigenen Werte, somit ist die Gewissensscham eine moralische Scham. Sie fußt auf dem Grundbedürfnis nach Integrität, das sich in dem Bemühen zeigt, das eigene Handeln mit den persönlichen Werten in Übereinstimmung zu bringen. Ein konkretes Beispiel ist der in der Debatte um die Klimakrise aufgekommene Begriff Flugscham.

„Scham ist die Wächterin der inneren Realität“, so Wurmser.[15]

Fremdscham

Scham kann auch durch Verfehlungen oder empfundene Unzulänglichkeit (Peinlichkeit) anderer ausgelöst werden, die einem gemeinschaftlich verbunden sind. Hierfür ist der Neologismus „fremdschämen“ gebräuchlich, der 2009 in den Duden aufgenommen und 2010 in Österreich zum Wort des Jahres gekürt wurde. In der englischen Sprache werden in der Wissenschaftsliteratur seit den 1980er Jahren die Bezeichnungen vicarious embarrassment (stellvertretende Peinlichkeit) oder empathic embarrassment (empathische Peinlichkeit) verwandt.[16][17] Das Berücksichtigen des Schamgefühls anderer Personen sowie die Wahrung ihrer Würde wird als Taktgefühl bezeichnet und beschreibt eher eine grundsätzliche Geisteshaltung als ein situatives Verhalten.

Geschlechtsspezifische Scham

Ein Mann darf nicht weinen, eine Frau nicht fluchen. Es zeigt sich, dass die Ausprägungen und Anlässe des Schamgefühls nicht nur einem historischen Wandel unterliegen, sondern auch geschlechtsspezifisch sind. Brené Brown führt das Gefühl der Scham auf Rollenklischees zurück, denen man nicht zu genügen glaubt: „Scham fühlt sich für Männer und Frauen gleich an, aber sie ist nach Geschlecht organisiert.“[18] Während die Gefühlsscham zumeist dem Mann zurechnet wird, für den es sich lange Zeit nicht schickte, in der Öffentlichkeit zu weinen, zu erröten oder Furcht zu zeigen, wurde die Körperscham als typisch weibliche Eigenschaft verstanden. Diese Vorstellung einer naturgegebenen Schamhaftigkeit der Frau wird mit ihrer Keuschheit in Verbindung gebracht und reicht bis in die Antike zurück, wo sie vor allem in der bildenden Kunst ihren Ausdruck fand. Sie wurde mit dem Urchristentum beginnend von einer obsessiven Angst vor der weiblichen Sexualität begleitet.[19] Heute steht der Begriff Slutshaming – das diskriminierende Bezeichnen als Schlampe – für die Abwertung zumeist weiblicher Personen aufgrund ihres sexuellen Verhaltens mit dem Ziel Schamgefühle auszulösen.

Gruppenbasierte Scham

Die Theorie der sozialen Identität besagt, dass ein Teil des menschlichen Selbstkonzepts eng mit den Gruppen, denen sich eine Person zugehörig fühlt, in Zusammenhang steht und mit dem Wert sowie der emotionalen Bedeutung verbunden ist, den sie aus dieser Mitgliedschaft ableitet. Dieser Teil wird als soziale Identität bezeichnet. Sie ist die Basis für kollektive Emotionen, die beispielsweise bei Sport- oder Musikveranstaltungen als Gemeinschaftsgefühl oder Gruppeneuphorie erlebt werden können. Dass sich auch Schuld- und Schamgefühle auf Gruppenebene zeigen können, wurde besonders im Zusammenhang mit dem emotionalen Verhältnis der Deutschen zu den Verbrechen der NS-Zeit, insbesondere dem Holocaust, thematisiert. So wurde der Begriff der Kollektivscham maßgeblich von Theodor Heuss geprägt, der 1952 im Konzentrationslager Bergen-Belsen deutliche Worte für eine Scham fand, die über die Kollektivschuld der Deutschen hinaus reichen musste: „Und dies ist unsere Scham, dass sich solches im Raume der Volksgeschichte vollzog, aus der Lessing und Kant, Goethe und Schiller in das Weltbewusstsein traten. Diese Scham nimmt uns niemand, niemand ab.“[20] Für den Theologen Karl-Josef Kuschel wurde er mit dieser Rede bis in die Gegenwart hinein richtungsweisend für das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Vergangenheit: „Heuss fordert einen schweren Weg der Selbstreinigung, den wir als Deutsche zu gehen hätten. Wenn man in ein Volk hineingeboren ist, [...] dann liebt man dieses Volk. So entstand das Bewusstsein, dass wir stolz waren, Deutsche zu sein. Und das war das Scheußlichste und Schrecklichste, was uns der Nationalsozialismus antat, das er uns zwang, uns schämen zu müssen, Deutsche zu sein.“[21]

Jonas Rees beschrieb zwei Erscheinungsformen kollektiver Scham: Die moralische Scham und die imagebezogene Scham. Er führte diese Unterscheidung darauf zurück, dass Menschen in der Regel den Anspruch an sich selbst stellen, zum einen moralisch handelnde und zum anderen geachtete Individuen zu sein. Würde einer dieser beiden Ansprüche verletzt, wäre dies ein Anlass für Schamgefühle der entsprechenden Ausprägung. In einer diese Unterscheidung zur Grundlage nehmenden Studie zu dem Verhältnis von gruppenbasierter Schuld, Scham und Fremdenfeindlichkeit[3] konnte er zeigen, dass das Empfinden von moralischer Scham oder imagebezogener Scham in Bezug auf den Holocaust mit der Einstellung gegenüber Türken in Deutschland korrelierte. Während moralische Scham mit einer positiven, unterstützenden Einstellungen einherging, zeigte imagebezogene Scham Überschneidungen mit negativen, feindseligen Einstellungen. Ob und in welcher Weise Menschen aufgrund ihrer sozialen Identität Scham empfinden, hängt also damit zusammen, welche Einstellung sie gegenüber Fremden haben.[22]

Individuelle Scham

Scham ist universell aber individuell verschieden. So hat jeder Mensch hat eine persönliche „Schambiografie“.[23] Abhängig von Alter, Geschlecht, Charakter und aktueller Lebenssituation werden Schamgefühle unterschiedlich erlebt und verarbeitet. Maria-Sibylla Lotter beschreibt die Scham als objektivierendes Selbstbewusstsein und weist darauf hin, dass in vielen traditionellen Gesellschaften unter dem moralischen Selbstbewusstsein die Schamfähigkeit verstanden wird: „Sanktionen können eine Person ebenso wenig erreichen wie ein vernünftiger Ratschlag, wenn sie nicht schon ein moralisches Selbstverständnis entwickelt hat, das sich als Scham äußert und der Person Gründe liefert, die Autorität von Eltern und die Kompetenz von Ratgebern anzuerkennen.“[24]

Einordnungen und Deutungsmuster

Als universelle menschliche Veranlagung sind Schamgefühle, die sich aus einer Vielzahl von individuell und kulturell bedingten Anlässen ergeben können und in unterschiedlich ausgeprägter Intensität erlebt und vermittelt werden, ein Reflexions- und Forschungsfeld sowohl diverser fachwissenschaftlicher Disziplinen geworden als auch fruchtbar für interdisziplinäre Forschungsansätze. Neben individual- und sozialpsychologischen Erscheinungsformen werden unter anderem kulturspezifische Aspekte des Schamempfindens betrachtet, kulturhistorische Besonderheiten zu Vergleichszwecken in den Blick genommen sowie Kunstwerke und philosophische Anschauungen herangezogen.

Psychologie

Da Sigmund Freud ein stark triebtheoretisch bestimmtes Verständnis der frühkindlichen Entwicklung zum Ausgangs- und Mittelpunkt der von ihm begründeten Psychoanalyse machte – wobei Affekte als Triebabkömmlinge und damit als nachrangig betrachtet wurden – gab er der Scham als Affekt in seinem theoretischen Denken wenig Platz.[25] In der neueren Forschung zur Entstehung von Schamgefühlen, in der das Kontaktbedürfnis des Säuglings zur Mutter bzw. zur Hauptkontaktperson eine zentrale Rolle spielt, werden der Augenkontakt und das Aufeinander-Bezogensein der Gesichter als entscheidend für die gelingende Bindung des Säuglings angesehen und für das mögliche Eintreten erster Schamgefühle: Wenn nicht das freudig erwartete, zugewandte Muttergesicht erscheine, sondern ein fremdes – oder das der Mutter ohne den gewohnt liebevollen Blick[26] –, werde die Zuwendung durch das Kind jäh unterbrochen, wobei die kindliche Reaktion alle Merkmale erwachsenen Beschämtseins aufweise.[27]

Psychoanalyse

Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Psychoanalyse verstärkt dem Thema zugewandt, um die Bedeutsamkeit von Schamkonflikten und traumatischen Schamerfahrungen für schwerste Pathologien (Dissoziale Persönlichkeit, Sucht, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie) nachzuweisen. Wegweisend sind hier insbesondere die Arbeiten von Léon Wurmser. Im Kontext existentieller Abhängigkeit kann das Erleben einer früh erlittenen Zurückweisung oder emotionaler Unerreichbarkeit der Eltern ein fundamentales und absolutes Gefühl des Liebesunwertes verursachen, für das der Psychoanalytiker Léon Wurmser den Begriff der Urscham eingeführt hat, die auch als präödipale oder elementare Scham bezeichnet wird:

„Die radikalste Scham ist es schließlich doch, sich selbst der Liebe anzubieten und als liebensunwert verstoßen zu empfinden – sich als nicht der Liebe und damit der wesentlichsten Achtung würdig zu wissen. Man wird dabei nicht gesehen, fühlt sich in dieser Individualität unsichtbar, des Respekts beraubt.“

Leon Wurmser[28]

Der Freud-Schüler Erik H. Erikson situiert in seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung Scham und Zweifel als Effekte einer misslingenden Lernerfahrung von „Autonomie“ des zwei- bis dreijährigen Kindes in der „analen Phase“ (Stufe II seines Modells).[29] Scham tritt hier in Gegensatz zum Stolz über gemeisterte Entwicklungsschritte. Erikson deutet Scham als sekundär gegen das Ich gerichteten Zorn: „Der Schamerfüllte möchte […] die Welt zwingen, ihn nicht anzusehen […]. Er würde am liebsten die Augen aller anderen zerstören. Stattdessen muss er seine eigene Unsichtbarkeit wünschen.“[30]

Auf einer reiferen Entwicklungsstufe können abbrechende Kompetenzerfahrungen und Misserfolge Kompetenzscham auslösen – eine Erfahrung die für Erwachsene ebenso peinlich sein kann. Demütigungen und Verletzungen der Selbst- und Intimitätsgrenzen durch Übergriffe jeglicher Form bieten ebenfalls Anlass für Schamgefühle.[31]

Die Psychiatrie kennt exzessive Scham u. a. als Symptom bestimmter Formen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Kognitive Verhaltenstherapie

Autoren wie Gilbert (1997, 1998) unterscheiden zwischen internalisierten und externalisierten Schamgefühlen. Während der externalisierten Scham die Annahme zugrunde liegt, andere Personen könnten die eigene Person als minderwertig, schwach oder unzulänglich bewerten, geht die internalisierte Scham mit der eigenen Abwertung von sich selbst einher.[4] Für die Therapie ist die Unterscheidung zwischen gerechtfertigten und ungerechtfertigten Schamgefühlen von Bedeutung. Von gerechtfertigten Schamgefühlen spricht man, wenn eine Offenlegung des entsprechenden Sachverhalts tatsächlich zu negativen sozialen Konsequenzen führen würde. Wäre nicht mit negativen Konsequenzen zu rechnen, würde man von unberechtigten Schamgefühlen sprechen. Da verschiedene Kulturen über unterschiedliche Normen verfügen können, ist bei der Therapie wichtig zu berücksichtigen, aus welcher Kultur der Patient stammt. Insbesondere bei Migranten könnte es durchaus sein, dass Schamgefühle gegenüber einigen Angehörigen des Patienten berechtigt sind, während sie gegenüber anderen Personengruppen unberechtigt sind.[32] Dementsprechend wird in der Dialektisch Behavioralen Therapie vorgeschlagen, sich bei unberechtigter Scham zu zeigen und – entgegen dem eigenen Impuls – zu handeln. Bei berechtigter Scham wird hingegen durchaus gewürdigt, dass die Scham hier eine soziale Schutzfunktion hat, um die betroffene Person davor zu schützen, ihr Ansehen in der Gruppe zu verlieren.[33] Während die internalisierte Scham durch einen sokratischen Dialog bearbeitet werden könne, sei es bei externalisierter Scham sinnvoll, sich im Verhaltensexperiment zu vergewissern, dass die Umwelt einem nach der Selbstoffenbarung weiterhin wertschätzend begegnet – vorausgesetzt, es handelt sich um unberechtigte Scham, bezogen auf den Personenkreis, demgegenüber man sich öffnet. Eine besondere Form der schamreduzierenden Mutproben sind sogenannte „shame-attacking exercises“ im Ramen der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie, bei denen sich der Patient aktiv Situationen aussetzt, die bisher schambesetzt waren.[34]

Sozialpsychologie

Die Psychologie der Scham wurde vom Sozialwissenschaftler Stephan Marks auf den Nationalsozialismus angewandt.[35] Marks unterscheidet vier Quellen der Scham: Scham infolge von Missachtung, Scham infolge von Grenzverletzung („Intimitäts-Scham“), Scham infolge von Ausgrenzung und Scham infolge von Verletzung der eigenen Werte („Gewissens-Scham“). Darüber hinaus beschreibt er Scham-Abwehrmechanismen, die dazu dienen, die eigenen Schamgefühle von sich zu weisen: Die Projektion auf andere, das Beschämen anderer, Zynismus und Arroganz, aggressives Verhalten, Mobbing, Perfektionismus, Suchtverhalten und emotionale Erstarrung. Er vergleicht die Scham mit einem Seismographen, „der sensibel reagiert, wenn das menschliche Grundbedürfnis nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit oder Integrität verletzt wurde.“[36]

Scham wird oft als negativ empfunden, da sie den Menschen emotional hemmt und Individualität und Kreativität unterbindet. Sie kann das Bekenntnis zu einem Partner, für den wahre Liebe empfunden wird, ebenso verhindern wie den Widerstand gegen Ungerechtigkeit oder die Wahl eines (von anderen als unstandesgemäß empfundenen) passenden Berufs. Dennoch kann Scham einen „Nutzen“ bringen. So zeigen Sznycer et al. in einer vergleichenden evolutionsbiologischen Studie, dass Scham eine wichtige evolutionäre Anpassung darstellt, indem Schamgefühl dem Einzelnen dabei hilft, Handlungen zu vermeiden, die ihn innerhalb einer Gemeinschaft abwerten oder gar ächten.[37] Im sozialen Kontext bewirkt das Schamgefühl, dass Distanz zu anderen Personen eingehalten und Intimität geschützt wird. Damit führt sie zu einer Haltung des Respekts sich selbst und anderen gegenüber: „Einerseits ist sie Ausdruck eines Anpassungsmodus an soziale Werte – und somit Regulationsfaktor in der Sozialisation. Andererseits ist sie als Bewahrer der Grenzen und des Selbstwertgefühls zu verstehen.“[11]

Kulturanthropologie

Über das individuelle Erleben hinaus lassen sich Scham und Schuld auch als kulturelle Differenz der sozialen Konfliktverarbeitung verstehen. Ruth Benedict verglich Gesellschaften in Anlehnung an die Kulturanthropologie von Margaret Mead anhand der in ihnen vorherrschenden Ausprägung von Scham- und Schuldkultur miteinander.[38][39] Während das Konzept der Schuld auf eine innere Instanz – das Gewissen – verweise, sei der Maßstab der schamorientierten Kultur die Gesellschaft, in der Ehre eine wichtige Rolle spiele. Innerhalb der sozialen Kontrollmechanismen könne also zwischen internen und externen Sanktionen unterschieden werden. „Regelverletzungen führen zu einer Beschämung des Individuums und der Gemeinschaft – und wenn der Zustand andauert, zur Schande.“[40] Soziologisch betrachtet kennen alle Gesellschaften – zum Teil höchst unterschiedliche[41] – Gegenstände der Scham, tragen somit Merkmale einer Schamkultur, während nur einige als ausgeprägte „Schuldgesellschaften“ verstanden werden können. Augenscheinliche Übereinstimmungen im allgemeinen Umgang mit Schuld und Scham zeigen sich in dem universell verbreiteten Tabu-Verhalten der menschlichen Gesellschaften. In der heutigen Ethnologie gilt die Klassifizierung in Scham- und Schuldkulturen aufgrund ihrer einseitigen theoretischen Perspektive und problematischen ethisch-politischen Implikationen als nicht mehr haltbar.[6]

Um Scham von Schuld abzugrenzen, nutzt Sighard Neckel den Begriff der Gewissensangst oder der moralischen Angst für Schuld und den Begriff der sozialen Angst für Scham. Schuld bezieht sich auf ein inneres Gebot, welches übertreten wird oder auf das, was wir als „das Böse“ in uns anerkennen. Schuld bedarf keiner Entdeckung, sie stellt lediglich auf unser moralisches Empfinden ab. Voraussetzung ist eine Handlung oder auch Nicht-Handlung, die übernommene Verantwortung für diese und die Schädigung Dritter.[42] In allen Gemeinschaften sind Formen der Demütigung, die ein gezieltes Auslösen von Schamgefühlen anderer Personen in erzieherischer oder feindseliger Absicht darstellen, eine scharfe soziale Sanktion. Umgekehrt gilt das Schützen der Mitmenschen vor Scham und Verlegenheit als Form der Höflichkeit und ist ein Ausdruck von Respekt.

Dass Schamgefühle je nach Kulturkreis unterschiedlich weit verbreitet sind und in ihrer gesellschaftlichen Relevanz variieren, zeigte auch Daniel Fessler, indem er zwei Probanden-Gruppen aus Indonesien und Kalifornien eine Liste mit 52 Gefühlen vorlegte, die diese nach Bedeutsamkeit sortieren sollten. Bei den Asiaten lag die Scham auf Platz zwei, bei den Amerikanern auf Platz 32. Während man in asiatischen Ländern also sehr bemüht ist, niemals das Gesicht zu verlieren, haben Amerikaner ein eher entspanntes Verhältnis zum Schamgefühl und finden andere Emotionen bedeutsamer.[18]

Norbert Elias hat 1939 in Über den Prozeß der Zivilisation das „Vorrücken der Schamschwelle“ als wesentliches Element der „Zivilisation“ seit dem Mittelalter zu einem soziologischen Schlüsselbegriff gemacht, indem er in der Scham ein wesentliches Kriterium für die Umwandlung von Fremd- in Selbstzwänge sah.[43]

Hans Peter Duerr hat in dem sich gegen Elias wendenden Werk Der Mythos vom Zivilisationsprozess vor allem im ersten Band Nacktheit und Scham nachzuweisen versucht, dass eine niedrige Schamschwelle gerade eine sehr hohe Zivilisierung voraussetze und nur in einem streng konventionalisierten Rahmen möglich werde. Er sah einen Bedeutungsverlust der Scham.[44]

Jean-Claude Bologne weist in Nacktheit und Prüderie: Eine Geschichte des Schamgefühls auf eine hierarchische Komponente des historischen Schamgefühls hin: Während man sich genierte, in Anwesenheit angesehener Personen, denen man Achtung schuldete, nackt zu sein, zog man sich im Beisein von Bediensteten ohne Scham aus. Aus diesem Blickwinkel zeigt sich die Schamhaftigkeit als Zeichen der Unterlegenheit in einem Machtgefälle.[19]

Kulturgeschichte

Jean-Claude Bologne konstatiert, dass es das Schamgefühl schon immer gegeben habe, es sich jedoch im Lauf der Jahrhunderte in durchaus unterschiedlichen Bereichen manifestierte. So habe jede Epoche einen bestimmten Aspekt des Schamgefühls in den Vordergrund gerückt. Außerdem sei zwischen exzessiver Freizügigkeit und exzessiver Prüderie stets ein gewisses Gleichgewicht auszumachen. So stand in der Renaissance eine größere Freizügigkeit gegenüber der Nacktheit in der Kunst eine übertriebene Schamhaftigkeit im Alltagsleben gegenüber. Umgekehrt wurde die Blöße in der Malerei des Mittelalters verhüllt, während man in anderen Bereichen "nackte Tatsachen durchaus zu schätzen wusste".[19]

Im 18. Jahrhundert wurde das Schamgefühl bisweilen als Konvention verstanden, zu der vor allem die Frauen erzogen wurden:

„Es ist klar, daß drei Viertel des Schamgefühls anerzogen sind. [...] Die Schamhaftigkeit ist das Wunderwerk der Kultur. Bei den wilden und halbbarbarischen Völkern gibt es nur Liebe aus Sinnlichkeit, und zwar gröbster Art. Erst die Schamhaftigkeit gesellt zu der Liebe die Phantasie und erweckt sie dadurch zum wahren Leben.“

Stendhal: Über die Liebe[45]

So vertraten Honoré de Balzac und Stendhal die Ansicht, dass ein durch die Scham verborgenes Begehren umso mächtiger würde und die Hürde der Scham die Begierde erst recht entflammen würde.[19]

Ende des 18. Jahrhunderts sinnierte Friedrich Schleiermacher in seiner Schrift Versuch über die Schamhaftigkeit[46] darüber, „daß es bei der Schamhaftigkeit darauf ankomme, gewisse Vorstellungen, diejenigen nämlich, welche sich auf die Mysterien der Liebe beziehen, entweder gar nicht zu haben oder wenigstens nicht mitzutheilen, und dadurch in Andern zu erregen“. Demgegenüber sei es aber naturgemäß und auf eine gewisse Art doch erlaubt, Vorstellungen zu haben, welche die Schamhaftigkeit ächtet. Es komme darauf an, „die Grenzlinie zwischen diesem und dem Verbotenen zu finden“. Schleiermacher sieht diese Grenzlinie in der Liebe verwirklicht, welche den Gegensatz zur „rohen Begierde“ bildet. Wenn Liebe im Spiel sei, gelte: „Der Zustand des Genusses und der herrschenden Sinnlichkeit hat auch sein Heiliges und fordert gleich Achtung, und es muß ebenfalls schamlos seyn, ihn gewaltsam zu unterbrechen.“ Somit seien die Gesetze der Scham in der Liebe auf eine gewisse Art außer Kraft gesetzt.

Philosophie

Nach Aristoteles ist die Scham keine Tugend im eigentlichen Sinn, sondern eher ein Affekt, da man sie nicht absichtlich herbeiführt. Sie wird als eine Furcht vor Schande bestimmt: „wer sich schämt, errötet; wer den Tod fürchtet, erblaßt. So scheinen denn beide in gewissem Sinne etwas Körperliches zu sein, was wohl mehr einen Affekt als einen Habitus verrät.“[47]

Für Friedrich Nietzsche ist die Befreiung von Scham vor sich selbst das Siegel der erreichten Freiheit.[48] Damit richtet er sich gegen moralische Instanzen, die durch Konventionen Mechanismen der Beschämung in Gang setzen.[49]

In der existentialistischen Philosophie des frühen Sartre (L'être et le néant, 1943, dt. Das Sein und das Nichts) offenbart sich in der Scham das „Für-andere-Sein“ als Selbstentfremdung bzw. Verdinglichung, die das „Für-sich“ in der konflikthaften Begegnung mit dem anderen erleidet; Scham ist insbesondere Anerkennung der Tatsache, dass ich so bin, wie der andere mich sieht.

Darstellung in den Künsten

Lucretia, den Dolch in der Rechten,
Kupferstich von Marcantonio Raimondi um 1511
Jean-Léon Gérôme – Kandaules

Das Schamgefühl wird in Literatur und bildender Kunst vielfach behandelt. Klassisches und häufig aufgenommenes Motiv vor allem in der Malerei ist der Suizid der Lucretia aus Scham.

Die Literatur stellt für Ulrich Greiner ein „hervorragendes Archiv“ dar, „das die Wandlungen der Gefühlskultur sammelt und aufbewahrt.“ Schuld, Scham und Peinlichkeit zählten zu den stärksten Antriebsfedern von Literatur: „als Ausdruck eines unlösbaren Konflikts, als rückwirkende Schambewältigung, als Erklärungsversuch des Unverstandenen, vielleicht gar Unerklärbaren.“[50] Dabei sei die Scham, die ein Ich im gegebenen Augenblick empfinde, eine andere als die literarisch gestaltete. Der Unterschied liege aber nicht im Wahrheitsgehalt, sondern bestehe nur darin, „dass wir uns über das zur Sprache gewordene Schamgefühl verständigen, vielleicht daraus lernen können“, während die jeweils unmittelbar empfundene Scham für sich bleibe.[51]

An vorderer Stelle im Ersten Buch seiner Historien schildert Herodot einen Fall folgenreich verletzter Scham durch insgeheim beobachtete Nacktheit: König Kandaules renommiert vor seinem Vertrauten Gyges mit der Schönheit seiner Frau und möchte sie sich von diesem bestätigen lassen. Er beredet den Widerstrebenden, seine Frau heimlich nackt zu betrachten. Als diese in entblößtem Zustand Gyges als Beobachter doch bemerkt, bringt ihr Schamgefühl sie dazu, den Gyges zum Mord an ihrem für diese Beschämung verantwortlichen Gatten anzutreiben.[52] Friedrich Hebbel variiert diesen Stoff in seinem Drama Gyges und sein Ring (1854) unter anderem den Ausgang der Geschichte: Nachdem sich beide Männer auf einen fairen Kampf Mann gegen Mann verständigt haben, in dem Kandaules unterliegt, führt Gyges die bei Hebbel Rhodope geheißene Frau zum Traualtar, wo sie ihm die Hand zum Gelöbnis reicht – und sich umbringt.[53]

Ein aus der Antike als typisch männlich überliefertes Schammotiv erscheint in Homers Ilias, da Hektor sich dem Wunsch seiner Frau Andromache widersetzt, die ihn speziell des gemeinsamen Sohnes wegen unter Tränen anfleht, sich nicht in die Schlacht zur Verteidigung Trojas gegen die Griechen zu werfen.[54] Hektors väterlicherseits eingepflanztes Selbstverständnis verlangt, immer der Erste und anderen in Troja Vorbild zu sein, um Schande vom Familiengeschlecht fernzuhalten.[55] „Mich auch härmt das alles, o Trauteste, aber ich scheue / Trojas Männer zu sehr und die saumnachschleppenden Weiber, / Wenn ich hier wie ein Feiger entfernt das Treffen vermeide. / Auch verwehrt es mein Herz, denn ich lernete, tapferen Mutes / Immer zu sein und voran mit Trojas Helden zu kämpfen, / Schirmend zugleich des Vaters erhabenen Ruhm und den meinen!“[56] Im 22. Gesang der Ilias bekräftigt Hektor vor dem Kampf auf Leben und Tod mit Achilleus, dem er sich durch Flucht hinter die Mauern Trojas hätte entziehen können, dieses Motiv: „Wehe mir, wollt ich jetzt durch Tor und Mauer hineingehn, / Würde Polydamas gleich mit kränkendem Hohn mich belasten / […] doch mir weit heilsamer wär’ es, / Mutig entweder mit Sieg von Achilleus’ Morde zu kehren, / Oder durch ihn zu fallen im rühmlichen Kampf vor der Mauer.“[57] Mit dem eigenen Ehrverlust droht für Hektor zugleich der des Familiengeschlechts. Letztlich gilt es, gegen die Auslöschung der Stadt und gegen Versklavung von Frauen und Kindern durch die Feinde, unter Einsatz des eigenen Lebens alle Kräfte aufzubieten.[58] In welchem Maße die Scham die Kampfbereitschaft der Kontrahenten im homerischen Epos bestimmt, zeigt sich für Martin F. Meyer im fünften Gesang der Ilias, wo es heißt: „Freunde! Seid Männer und faßt Euch ein wehrhaftes Herz! / Und habt Scham voreinander in den starken Schlachten! / Da wo Männer sich schämen, werden mehr gerettet werden als getötet; / Den Fliehenden aber entsteht weder Ruhm noch Rettung!“[59]

In dem Kunstmärchen Des Kaisers neue Kleider aus dem 19. Jahrhundert erzählt Hans Christian Andersen von der Macht der Scham im Verbund mit der Eitelkeit. Schamkonflikte sind auch ein regelmäßiges Motiv etwa des Erzählwerks Arthur Schnitzlers; in Leutnant Gustl oder Fräulein Else wird ein Scham- bzw. Ehrkonflikt der Hauptperson in inneren Monologen ausgestaltet.

1891 thematisierte Frank Wedekind in seinem Drama Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie Gefühle und Folgen der Scham in unterschiedlichen Facetten. Das Erwachen jugendlicher Sexualität, Masturbation und homosexuelle Neigungen werden von Schamkonflikten begleiten. Durch Schulversagen hervorgerufene Schamgefühle führen in den Freitod. Sprachtabus verhindern sexuelle Aufklärung und haben eine ungewollte Schwangerschaft zur Folge, die nicht als solche erkannt wird. Die Schwangere stirbt bei einer heimlichen Abtreibung, die von ihrer Mutter veranlasst wird, um die Schande eines unehelichen Enkelkindes abzuwenden.

Dass individuelles Schamempfinden und daran orientiertes Verhalten nicht nur kulturabhängig und zeitgebunden, sondern auch milieubedingt wandelbar sind, zeigt Thomas Mann exemplarisch an der Figur des Hans Castorp in Der Zauberberg. Der Roman, so Ulrich Greiner, entwerfe „in kühnem Vorausblick“ das Modell einer Peinlichkeitskultur, die sich von „existenziell bedrohlichen Schamgefühlen“ freigemacht habe: Zur Ausheilung einer Lungenkrankheit wechselt Castorp für sieben Jahre aus dem von distinguierter Zurückhaltung geprägten gutbürgerlich-hanseatischen Hamburger Milieu in das ganz eigene Fluidum des Davoser Lungensanatoriums, „dessen dünne Hochgebirgsluft die Contenance gewissermaßen zersetzt.“ Castorps Besucher aus Hamburg sind davon konsterniert, wie ungeniert dieser „äußerst undelikate medizinische Details über Mitpatienten ausbreitet“ und höchst unpassend in prustendes Lachen ausbricht.[60] Mit gewisser Irritation registriert Castorp, dass er seiner Manieren allmählich verlustig geht, was auch mit seiner Hinwendung zu der durch merkwürdiges Benehmen auffallenden Clawdia Cauchat zusammenhängt. „Der ganze Kern seines Schamempfindens wird derart aufgeweicht, dass er sich für sich selbst kaum mehr schämen kann, sondern allenfalls für andere noch.“[61]

2017 präsentierte eine Kunst-Ausstellung mit dem Titel Die innere Haut – Kunst und Scham[62] im Museum Marta Herford 100 Werke von 50 internationalen Künstlern und Künstlerinnen. Es waren zeitgenössische Installationen, Malerei, Video, Performance und Skulpturen zu sehen, die ein „Panoptikum der Scham in der Kunst“ lieferten.[63]

Literatur

  • Michaela Bauks, Martin F. Meyer (Hrsg.): Zur Kulturgeschichte der Scham. Meiner, Hamburg 2011, ISBN 978-3-7873-1979-4.
  • Ruth Benedict: Chrysantheme und Schwert. Formen der japanischen Kultur. Suhrkamp, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-518-12014-9.
  • Claudia Benthien: Tribunal der Blicke: Kulturtheorien von Scham und Schuld und die Tragödie um 1800. Böhlau, Köln 2011, ISBN 978-3-412-20684-0.
  • Caroline Bohn: Die soziale Dimension der Einsamkeit. Unter besonderer Berücksichtigung der Scham. Kovac, Hamburg 2008, ISBN=978-3-8300-3475-9.
  • Jean-Claude Bologne: Nacktheit und Prüderie. Eine Geschichte des Schamgefühls. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2001, ISBN 978-3-7400-1138-3.
  • Julia Döring: Peinlichkeit – Formen und Funktionen eines kommunikativ konstruierten Phänomens. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3145-6.
  • Hans Peter Duerr: Nacktheit und Scham. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-02292-X.
  • Eva-Maria Engelen: Eine kurze Geschichte von „Zorn“ und „Scham“. In: Archiv für Begriffsgeschichte. 50 (2008).
  • Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus: Drei Aufsätze. Frankfurt am Main 2008 (Neuauflage).
  • Sigmund Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. 9. Auflage. Frankfurt am Main 2000.
  • Ulrich Greiner: Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2014, ISBN 978-3-498-02524-3.
  • Wolfgang Hantel-Quitmann: Schamlos! Was wir verlieren, wenn alles erlaubt ist. Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-30262-6. fernladbare Buchbesprechung mit dem Autor unter dem Datum vom 14. März 2010
  • Anja Hesse, Hans-Joachim Behr u. a. (Hrsg.): TABU: Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham. Berlin 2009 (= Braunschweiger kulturwissenschaftliche Studien. Veröffentlichungen des Fachbereichs Kultur der Stadt Braunschweig. Band 1).
  • Friedrich Kirchner: Scham. In: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe. 5. Auflage. Dürr, Leipzig 1907-
  • Joachim Küchenhoff u. a. (Hrsg.): Scham. Freiburger literaturpsychologische Gespräche, Band 32. Koenigshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-5105-0.
  • Rolf Kühn u. a. (Hrsg.): Scham – ein menschliches Gefühl. Kulturelle, psychologische und philosophische Perspektiven. Westdeutscher Verlag, Opladen 1997.
  • Michael Lewis: Scham. Annäherung an ein Tabu. Aus dem Amerikanischen übersetzt von R. Höner. Knaur, München 1995.
  • Stephan Marks: Scham, die tabuisierte Emotion. Patmos, Ostfildern 2007.
  • Jeffrie G. Murphy: Shame. In: Encyclopedia of Philosophy. Bd. 9, S. 4–5.
  • Sighard Neckel: Status und Scham. Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit. Frankfurt am Main/ New York 1991.
  • Publik-Forum (Hrsg.): Intimität und Scham. Vom Verlangen nach geschützten Räumen. Oberursel 2012, ISBN 978-3-88095-224-9.
  • Guido Rappe: Die Scham im Kulturvergleich. Antike Konzepte des moralischen Schamgefühls in Griechenland und China. Projektverlag, Bochum / Freiburg i.Br. 2009, ISBN 978-3-89733-201-0.
  • Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1993
  • Max Scheler: Über Scham und Schamgefühl. (1913). In: Ders., Gesammelte Werke. Bd. 10, Francke, Bern 1957, S. 67–154.
  • Friedrich Schleiermacher: Versuch über die Schamhaftigkeit. In: Schleiermachers vertraute Briefe über die Lucinde. Hamburg 1835, S. 46–68.
  • Ariane Schorn: Scham und Öffentlichkeit. Genese und Dynamik von Scham- und Identitätskonflikten in der Kulturarbeit. Roderer, Regensburg 1996, ISBN 3-89073-951-2.
  • Jens León Tiedemann: Scham. Psychosozial Verlag, Gießen 2013, ISBN 978-3-8379-2229-5.
  • Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. 7. Auflage, Westarp Verlagsservicegesellschaft, Hohenwarsleben 2017, ISBN 978-3-86617-142-8. Originaltitel: The mask of shame übersetzt von Ursula Dallmeyer.
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Wiktionary: Scham – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Schamgefühl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 10–13 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  2. Dorsch Lexikon der Psychologie - Verlag Hans Huber - Access Management. Abgerufen am 18. November 2019.
  3. a b Jonas Rees, Jesse A. Allpress, Rupert J. Brown: Nie Wieder: Group‐Based Emotions for In‐Group Wrongdoing Affect Attitudes toward Unrelated Minorities. In: Political Psychology. 2013, S. 387–407, doi:10.1111/pops.12003.
  4. a b Anne Boos: Kognitive Verhaltenstherapie nach chronischer Traumatisierung: Ein Therapiemanual. Hogrefe, 2006, ISBN 978-3-8409-2316-6, S. 143 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]).
  5. Stephan Marks: Menschenwürde und Scham. Abgerufen am 15. September 2019.
  6. a b c Inga Claudia Römer: Scham. Phänomenologische Überlegungen zu einem sozialtheoretischen Begriff. 2017, doi:10.1515/gth-2017-0022 (degruyter.com [PDF; abgerufen am 14. September 2019]).
  7. a b Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 13–16 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  8. Jonas Rees: Glossar: Scham. In: In-Mind Magazin. Stichting In-Mind Foundation, abgerufen am 14. September 2019.
  9. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache. Hrsg.: Elmar Seebold. 24. Auflage. De Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3-11-017473-1.
  10. Günther Drosdowski: Duden: Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache (Die Geschichte der deutschen Wörter und der Fremdwörter von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart). Band 7. Duden Verlag, Mannheim 1997, ISBN 978-3-411-20907-1.
  11. a b Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 49 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  12. Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1997, ISBN 978-3-642-80458-8, S. 25 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]).
  13. Katharina Kramer: Schamgefühle. So erklären Forscher unsere Angst vor der Blöße. In: GEO kompakt, Nr. 20 - 09/09. Abgerufen am 14. September 2019.
  14. Anja Lietzmann: Theorie der Scham. Eine anthropologische Perspektive auf ein menschliches Charakteristikum. Dissertation. Hrsg.: Universität Tübingen. Tübingen 2003 (uni-tuebingen.de [PDF; abgerufen am 15. September 2019]).
  15. Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1997, ISBN 978-3-642-80458-8, S. 122 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]).
  16. Jana Zeh: Wenn ein anderer peinlich ist. Fremdschämen kann wehtun. Interview mit Frieder Paulus und Dr. Sören Krach. 14. April 2001, abgerufen am 15. September 2019.
  17. Sören Krach, Jan Christopher Cohrs, Nicole Cruz de Echeverría Loebell, Tilo Kircher, Jens Sommer, Andreas Jansen, Frieder Michel Paulus, Jan Lauwereyns: Your Flaws Are My Pain: Linking Empathy To Vicarious Embarrassment. 2011, doi:10.1371/journal.pone.0018675 (plos.org [abgerufen am 14. September 2019]).
  18. a b Ulrike Meyer-Timpe: Gebrauchsanweisung für ein Gefühl: Scham. In: ZEIT Wissen, Nr. 6. 16. November 2016, abgerufen am 9. November 2019.
  19. a b c d Jean-Claude Bologne: Nacktheit und Prüderie. Eine Geschichte des Schamgefühls. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2001, ISBN 978-3-7400-1138-3 (springer.com [abgerufen am 15. September 2019]).
  20. Theodor Heuss: Schuld oder Scham? Gedenkrede in Bergen-Belsen 1952. In: Praxis Geschichte. Politische Reden – Deutschland im 20. Jahrhundert. Nr. 6, 2007, S. 34–37.
  21. Thomas Klatt: Theodor Heuss und Israel. Aktive Wiedergutmachung. In: Deutschlandfunk. 14. August 2014, abgerufen am 14. September 2019.
  22. Jonas Rees: Deutsche Emotionen: Soziale Identität, gruppenbasierte Scham und Erinnerungskultur in Deutschland. In: In-Mind Magazin. Stichting In-Mind Foundation, 2013, abgerufen am 14. September 2019.
  23. Ursula Immenschuh, Stephan Marks: Scham und Würde in der Pflege. Abgerufen am 14. September 2019.
  24. Maria-Sibylla Lotter: Scham, Schuld, Verantwortung: Über die kulturellen Grundlagen der Moral. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-29616-5, S. 69 f.
  25. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 385 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  26. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 408 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  27. Mario Jacoby: Scham-Angst und Selbstwertgefühl. In: Rolf Kühn, Michael Raub, Michael Titze (Hrsg.): Scham – ein menschliches Gefühl. Opladen 1997.
  28. Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Springer, Berlin 1990, ISBN 978-3-642-80458-8, S. 158.
  29. Erik H. Erikson: Wachstum und Krisen der gesunden Persönlichkeit. In: Identität und Lebenszyklus. Drei Aufsätze. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-27616-7.
  30. Erik H. Erikson: Kindheit und Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-608-94212-5, S. 243 ff.
  31. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 84–96 (fu-berlin.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  32. Julia König, Patricia A. Resick, Regina Karl, Rita Rosner: Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Manual zur Cognitive Processing Therapy. Hogrefe, 2012, ISBN 978-3-8409-2419-4, S. 53 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]).
  33. Martin Bohus, Martina Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten. Schattauer, 2012, ISBN 978-3-7945-2827-1, S. 216–218 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]).
  34. Albert Ellis, Burkhard Hoellen: Die rational-emotive Verhaltenstherapie: Reflexionen und Neubestimmungen. Pfeiffer, 2004, ISBN 978-3-608-89652-7, S. 64 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]).
  35. Stephan Marks: Warum folgten sie Hitler? Die Psychologie des Nationalsozialismus. In: Scham – die tabuisierte Emotion. Patmos, Düsseldorf 2007.
  36. Stephan Marks: Vom Umgang mit Scham, Schuld und Ehre in der interkulturellen Begegnung. In: Menschenwürde und Scham. Missionsakademie an der Universität Hamburg, 2014, S. 16, abgerufen am 11. September 2019.
  37. Daniel Sznycer, John Tooby u. a.: Shame closely tracks the threat of devaluation by others, even across cultures. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2016, S. 2625, doi:10.1073/pnas.1514699113.
  38. Ruth Benedict: Chrysantheme und Schwert. Formen der japanischen Kultur. Deutsche Erstausgabe. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-518-12014-9.
  39. Mladen Gladić: Macht sich schuldig, wer „Schuldkultur“ sagt? In: der Freitag. 14. Februar 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  40. Thomas Müller: Transkulturelle Psychiatrie. Von der Scham- zur Schuldkultur. In: DNP. Der Neurologe & Psychiater. Springer Medizin, 18. Januar 2016, abgerufen am 11. September 2019.
  41. Thomas Gross: Der Mythos von der japanischen Schamkultur. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. April 2011, abgerufen am 11. September 2019: „Japaner mögen sich aus anderen Anlässen schämen als Araber, Deutsche oder als Engländer, denen ebenfalls nachgesagt wird, vielerlei Anlässe zu Peinlichkeitsgefühlen zu kennen. Gute, oft diskret verborgene Gründe zur Scham haben indes alle.“
  42. Sighard Neckel: Achtungsverlust und Scham. In: Die Macht der Unterscheidung, Essays zur Kultursoziologie der modernen Gesellschaft. Campus, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-593-36623-4.
  43. Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Band 2. Surkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 978-3-518-27759-1.
  44. Hans Peter Duerr: Der Mythos vom Zivilisationsprozeß. Nacktheit und Scham. Band 1. Surkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 978-3-518-02292-4.
  45. Stendhal: Über die Liebe. 25. Über das Schamgefühl. In: Spiegel online (Hrsg.): Projekt Gutenberg. Kap. 27 (spiegel.de [abgerufen am 11. September 2019]).
  46. Friedrich Schleiermacher: Versuch über die Schamhaftigkeit. In: Schleiermachers vertraute Briefe über die Lucinde. Hamburg 1835, S. 46–68.
  47. Aristoteles: Nikomachische Ethik. Felix Meiner Verlag, Leipzig 1911, S. III-XII (spiegel.de [abgerufen am 9. November 2019]).
  48. Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft. In: Werke in drei Bänden. Band 2. München 1954, ISBN 978-3-446-10817-2, S. 160 (zeno.org [abgerufen am 9. November 2019]): „Was ist das Siegel der erreichten Freiheit? – Sich nicht mehr vor sich selber schämen.“
  49. Maja Beckers, Greta Lührs: Gift, Galle, Gram. In: HOHE LUFT Magazin: Die Weisheit der Gefühle / Teil 2 / Neid und Scham. 26. März 2019 (hoheluft-magazin.de [abgerufen am 9. November 2019]).
  50. Greiner 2014, S. 21 f.
  51. Greiner 2014, S. 129 f.
  52. Herodot 1, 8–12
  53. Greiner 2014, S. 140–145; weitere Bearbeitungen des von Herodot gesetzten Themas finden sich bei Théophile Gautier (Le Roi Candaule, 1944), in André Gides Drama Le roi Candaule (1901 uraufgeführt) und in Alexander Zemlinskys Oper Der König Kandaules (Uraufführung 1996).
  54. Ilias 6, 405–432.
  55. Ilias 6, 206–210.
  56. Ilias 6, 441–446 ( Voß-Übersetzung).
  57. Ilias 22, 99–110 (Voß-Übersetzung).
  58. Martin F. Meyer: Scham im klassischen griechischen Denken. In: Bauks/Meyer (Hrsg.) 2011, S. 38 f.
  59. Zitiert nach Martin F. Meyer: Scham im klassischen griechischen Denken. In: Bauks/Meyer (Hrsg.) 2011, S. 39.
  60. Greiner 2014, S. 247.
  61. Greiner 2014, S. 247 und 252 f.
  62. Marta Herford, Museum für Kunst, Architektur, Design: Die innere Haut. Kunst und Scham. Abgerufen am 15. September 2019.
  63. Andi Hörmann: Ausstellung „Die innere Haut“. Scham mit Charme. In: Deutschlandfunk. 30. März 2017 (deutschlandfunk.de [abgerufen am 15. September 2019]).