„Sea-Watch 3“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Rechtsstreit um Hafenzugang: Das wurde aber so ausführlich rezeptiert und ist somit sehr enzyklopädisch (wertvoll)
Änderung 189909151 von Habitator terrae rückgängig gemacht; siehe vorherige begündung....
Markierung: Rückgängigmachung
Zeile 77: Zeile 77:
{{siehe auch|Sea-Watch#EGMR}}
{{siehe auch|Sea-Watch#EGMR}}


Mitte Mai 2019 barg die Besatzung der ''Sea-Watch 3'' erneut 65 Personen 60 Kilometer vor der [[Libyen|libyschen]] Küste. Der italienische Innenminister [[Matteo Salvini]] sprach ein Verbot zum Befahren italienischer Hoheitsgewässer aus.<ref>Angelo Scarano: [http://www.ilgiornale.it/news/cronache/sea-watch-65-migranti-bordo-salvini-non-avvicinatevi-1695205.html ''La Sea Watch con 65 migranti a bordo. Salvini: „Non avvicinatevi all'Italia“.''] In: ''ilgiornale.it'', 15. Mai 2019.</ref> Wenig später nahm man die Verletzten und die Familien doch auf, 18 Personen gingen so mit einem Boot der Küstenwache an Land. Das Schiff selbst verblieb außerhalb der italienischen Gewässer 15 Seemeilen vor [[Lampedusa]]. Unter den verbliebenen 47 Menschen erwogen anschließend einige nach Angaben der Aktivisten Suizid, sollte man sie nicht ebenfalls an Land bringen.<ref>Alessandra Ziniti: [https://www.repubblica.it/cronaca/2019/05/18/news/la_sea_watch_pronta_a_infrangere_il_divieto_di_salvini_entrando_in_acque_italiane-226578085/?ref=RHPPLF-BL-I0-C8-P1-S1.8-T1 ''La Sea Watch pronta a infrangere il divieto di Salvini entrando in acque italiane.''] In: ''repubblica.it'', 18. Mai 2019.</ref> Schließlich steuerten das Schiff am 18. Mai, trotz des Verbotes, in italienische Hoheitsgewässer und gaben humanitäre Gründe an.<ref>[https://www.dw.com/en/unhcr-urges-eu-to-stop-sending-migrants-to-libya/a-48792348 ''UNHCR urges EU to stop sending migrants to Libya.''] In: ''DW.com'', 19. Mai 2019.</ref> Der psychische Zustand der „Gäste“ zwinge dazu und man nehme sein Recht in Anspruch den nächsten sicheren Hafen anzulaufen.<ref>[https://www.derstandard.de/story/2000103423900/sea-watch-3-mit-dutzenden-migranten-vor-lampedusa ''Sea-Watch 3 mit dutzenden Migranten vor Lampedusa.''] In: ''Standard.at'', 19. Mai 2019.</ref> Die Personen wurden vor Lampedusa von der italienischen Küstenwache und Finanzpolizei an Land gebracht. Das Schiff wurde vorsorglich beschlagnahmt. Salvini verlangte seine Außerdienststellung und Versenkung<ref>Colleen Berry: [https://www.washingtonpost.com/world/europe/italys-salvini-angered-as-47-migrants-land-despite-his-ban/2019/05/20/3f103bc4-7ad2-11e9-b1f3-b233fe5811ef_story.html?noredirect=on&utm_term=.56d253302656 ''Italy’s Salvini furious as 47 migrants land despite his ban.''] In: ''Washington Post'', 20. Mai 2019, abgerufen 21. Mai 2019.</ref> und beschuldigte den Staatsanwalt, der die Anlandung angeordnete hatte, der „Beihilfe zur illegalen Einwanderung nach Italien“. Der Innenminister drohte gegen jeden, der solche leiste, vorzugehen.<ref>Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/salvini-seawatch-justiz-101.html ''Salvini auf Crashkurs mit der Justiz.''] In: ''tagesschau.de'', 21. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.</ref> Am 1. Juni 2019 wurde das Schiff von den Behörden wieder freigegeben.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-143.html ''„Sea-Watch 3“ in Italien wieder frei.''] In: ''tagesschau.de'', abgerufen am 1. Juni 2019.</ref> Im Folgenden besuchte der Ratsvorsitzende der [[Evangelische Kirche in Deutschland]], [[Heinrich Bedford-Strohm]], das noch nicht zugängliche Schiff, um seine Unterstützung für die Crew auszudrücken.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/bedford-strohm-sea-watch-101.html ''EKD-Ratschef unterstützt Seenotretter''.] In: ''[[tagesschau.de]]'', 3. Juni 2019, abgerufen am 17. Juni 2019.</ref>
Mitte Mai 2019 barg die Besatzung der ''Sea-Watch 3'' erneut 65 Personen 60 Kilometer vor der [[Libyen|libyschen]] Küste. Der italienische Innenminister [[Matteo Salvini]] sprach ein Verbot zum Befahren italienischer Hoheitsgewässer aus.<ref>Angelo Scarano: [http://www.ilgiornale.it/news/cronache/sea-watch-65-migranti-bordo-salvini-non-avvicinatevi-1695205.html ''La Sea Watch con 65 migranti a bordo. Salvini: „Non avvicinatevi all'Italia“.''] In: ''ilgiornale.it'', 15. Mai 2019.</ref> Wenig später nahm man die Verletzten und die Familien doch auf, 18 Personen gingen so mit einem Boot der Küstenwache an Land. Das Schiff selbst verblieb außerhalb der italienischen Gewässer 15 Seemeilen vor [[Lampedusa]]. Unter den verbliebenen 47 Menschen erwogen anschließend einige nach Angaben der Aktivisten Suizid, sollte man sie nicht ebenfalls an Land bringen.<ref>Alessandra Ziniti: [https://www.repubblica.it/cronaca/2019/05/18/news/la_sea_watch_pronta_a_infrangere_il_divieto_di_salvini_entrando_in_acque_italiane-226578085/?ref=RHPPLF-BL-I0-C8-P1-S1.8-T1 ''La Sea Watch pronta a infrangere il divieto di Salvini entrando in acque italiane.''] In: ''repubblica.it'', 18. Mai 2019.</ref> Schließlich steuerte die Besatzung am 18. Mai trotz des Verbotes italienische Hoheitsgewässer an.<ref>[https://www.dw.com/en/unhcr-urges-eu-to-stop-sending-migrants-to-libya/a-48792348 ''UNHCR urges EU to stop sending migrants to Libya.''] In: ''DW.com'', 19. Mai 2019.</ref> Humanitäre Gründe sowie der psychische Zustand der „Gäste“ zwingen dazu und man nehme sein Recht in Anspruch, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen.<ref>[https://www.derstandard.de/story/2000103423900/sea-watch-3-mit-dutzenden-migranten-vor-lampedusa ''Sea-Watch 3 mit dutzenden Migranten vor Lampedusa.''] In: ''Standard.at'', 19. Mai 2019.</ref> Die Personen wurden vor Lampedusa von der italienischen Küstenwache und Finanzpolizei an Land gebracht. Das Schiff wurde vorsorglich beschlagnahmt. Salvini verlangte seine Außerdienststellung und Versenkung<ref>Colleen Berry: [https://www.washingtonpost.com/world/europe/italys-salvini-angered-as-47-migrants-land-despite-his-ban/2019/05/20/3f103bc4-7ad2-11e9-b1f3-b233fe5811ef_story.html?noredirect=on&utm_term=.56d253302656 ''Italy’s Salvini furious as 47 migrants land despite his ban.''] In: ''Washington Post'', 20. Mai 2019, abgerufen 21. Mai 2019.</ref> und beschuldigte den Staatsanwalt, der die Anlandung angeordnete hatte, der „Beihilfe zur illegalen Einwanderung nach Italien“. Der Innenminister drohte gegen jeden, der solche leiste, vorzugehen.<ref>Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/salvini-seawatch-justiz-101.html ''Salvini auf Crashkurs mit der Justiz.''] In: ''tagesschau.de'', 21. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.</ref> Am 1. Juni 2019 wurde das Schiff von den Behörden wieder freigegeben.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-143.html ''„Sea-Watch 3“ in Italien wieder frei.''] In: ''tagesschau.de'', abgerufen am 1. Juni 2019.</ref> Im Folgenden besuchte der Ratsvorsitzende der [[Evangelische Kirche in Deutschland]], [[Heinrich Bedford-Strohm]], das noch nicht zugängliche Schiff, um seine Unterstützung für die Crew auszudrücken.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/bedford-strohm-sea-watch-101.html ''EKD-Ratschef unterstützt Seenotretter''.] In: ''[[tagesschau.de]]'', 3. Juni 2019, abgerufen am 17. Juni 2019.</ref>


{{Anker|IdN}}
{{Anker|IdN}}
Nach knapp zwei Wochen, am 12. Juni 2019, kam es zu ähnlichen Ereignissen: Innenminister Salvini drohte, gestützt auf ein neues Dekret, härtere Maßnahmen an und bezeichnete das Schiff als [[Piraterie|Piratenschiff]]. Die ''Sea Watch 3'' barg 53 Menschen vor Libyen. 11 Personen wurden aus medizinischen Gründen an Land gebracht, die übrigen 42 blieben an Bord, während das Schiff vor Lampedusa ohne Erlaubnis zum Einlaufen in Warteposition blieb.<ref name="Verbot">Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-149.html ''"Sea-Watch 3" ignoriert Verbot''.] In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.</ref><ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article195395449/Sea-Watch-3-Rettungsschiff-darf-erneut-nicht-in-Italien-anlegen.html ''„24 Stunden am Tag nur Wasser, und es bewegt sich nichts“.''] In: ''welt.de'', 17. Juni 2019.</ref><ref>[https://www.repubblica.it/cronaca/2019/06/15/news/migranti_sea_watch_noi_non_riporteremo_nessuno_in_libia_-228815750/ ''Migranti, Salvini: „Firmato divieto di ingresso per la Sea Watch“. Ong: „Non riporteremo nessuno in Libia“.''] In: ''repubblica.it'', 15. Juni 2019.</ref> Am 21. Juni wurde von der Kapitänin Carola Rackete und mehreren Staatsangehörigen verschiedener afrikanischer Staaten beim [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|EGMR]] eine einstweilige Anordnung beantragt, um Italien zum Einlaufenlassen des Schiffes zu zwingen.<ref>[http://www.ansa.it/english/news/general_news/2019/06/24/sea-watch-appeals-to-human-rights-court_09fa61a1-6e59-4ce6-99dd-9cba1c95a63f.html ''Sea Watch appeals to Human Rights court.''] In: ''ansa.it'', 24. Juni 2019.</ref> Den Eilantrag lehnte das Gericht jedoch vier Tage später ab, da [[Vorläufiger Rechtsschutz|vorläufige Maßnahmen]] nur dann vorgesehen seien, wenn es ein „unmittelbares Risiko für irreparablen Schaden“ gibt. Italien erhielt den Hinweis, dass das Gericht sich auf die notwendige Hilfe der Behörden gegenüber den „Personen, die sich in der Situation von [[Vulnerabilität]] befinden“, verlasse.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/sea-watch-3-fluechtlinge-scheitern-vor-europaeischem-gerichtshof-fuer-menschenrechte-a-1274294.html ''Flüchtlinge scheitern vor Gericht und müssen auf See bleiben.''] In: ''Spiegel Online'', 25. Juni 2019.</ref><ref>[http://hudoc.echr.coe.int/eng-press?i=003-6443348-8477489 ''Rackete et autres c. Italie – mesure provisoire refusée pour le Sea Watch 3.''] ([https://hudoc.echr.coe.int/app/conversion/pdf?library=ECHR&id=003-6443348-8477489&filename=Rackete%20et%20autres%20c.%20Italie%20-%20mesure%20provisoire%20refus%E9e%20pour%20le%20Sea%20Watch%203.pdf PDF]) In: ''[[Human Rights Documentation]]'', 25. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.</ref> Am 26. Juni 2019 fuhr das Schiff nach Angaben von Sea Watch trotz angedrohter hoher Strafen in italienische Hoheitsgewässer ein, da die Menschen es seit zwei Wochen auf dem Schiff nicht mehr aushielten und einige von ihnen damit gedroht hätten, über Bord zu springen. Salvini äußerte: „Es ist ein holländisches Schiff von einer deutschen Nicht-Regierungsorganisation, die Migranten vor Libyen aufgenommen hat.“ Niemand verstehe, warum Italien und seine Bürger dafür verantwortlich sein und dafür bezahlen sollten.<ref name="Verbot"/><ref>Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-153.html ''Salvini wütet gegen "Sea-Watch"''.] In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref>
Nach knapp zwei Wochen, am 12. Juni 2019, kam es zu ähnlichen Ereignissen: Innenminister Salvini drohte, gestützt auf ein neues Dekret, härtere Maßnahmen an und bezeichnete das Schiff als [[Piraterie|Piratenschiff]]. Die ''Sea Watch 3'' barg 53 Menschen vor Libyen. 11 Personen wurden aus medizinischen Gründen an Land gebracht, die übrigen 42 blieben an Bord, während das Schiff vor Lampedusa ohne Erlaubnis zum Einlaufen in Warteposition blieb.<ref name="Verbot">Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-149.html ''"Sea-Watch 3" ignoriert Verbot''.] In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.</ref><ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article195395449/Sea-Watch-3-Rettungsschiff-darf-erneut-nicht-in-Italien-anlegen.html ''„24 Stunden am Tag nur Wasser, und es bewegt sich nichts“.''] In: ''welt.de'', 17. Juni 2019.</ref><ref>[https://www.repubblica.it/cronaca/2019/06/15/news/migranti_sea_watch_noi_non_riporteremo_nessuno_in_libia_-228815750/ ''Migranti, Salvini: „Firmato divieto di ingresso per la Sea Watch“. Ong: „Non riporteremo nessuno in Libia“.''] In: ''repubblica.it'', 15. Juni 2019.</ref> Am 21. Juni wurde von der Kapitänin Carola Rackete und mehreren Staatsangehörigen verschiedener afrikanischer Staaten beim [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|EGMR]] eine einstweilige Anordnung beantragt, um Italien zum Einlaufenlassen des Schiffes zu zwingen.<ref>[http://www.ansa.it/english/news/general_news/2019/06/24/sea-watch-appeals-to-human-rights-court_09fa61a1-6e59-4ce6-99dd-9cba1c95a63f.html ''Sea Watch appeals to Human Rights court.''] In: ''ansa.it'', 24. Juni 2019.</ref> Den Eilantrag lehnte das Gericht jedoch vier Tage später ab, da [[Vorläufiger Rechtsschutz|vorläufige Maßnahmen]] nur dann vorgesehen seien, wenn es ein „unmittelbares Risiko für irreparablen Schaden“ gibt. Italien erhielt den Hinweis, dass das Gericht sich auf die notwendige Hilfe der Behörden gegenüber den „Personen, die sich in der Situation von [[Vulnerabilität]] befinden“, verlasse.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/sea-watch-3-fluechtlinge-scheitern-vor-europaeischem-gerichtshof-fuer-menschenrechte-a-1274294.html ''Flüchtlinge scheitern vor Gericht und müssen auf See bleiben.''] In: ''Spiegel Online'', 25. Juni 2019.</ref><ref>[http://hudoc.echr.coe.int/eng-press?i=003-6443348-8477489 ''Rackete et autres c. Italie – mesure provisoire refusée pour le Sea Watch 3.''] ([https://hudoc.echr.coe.int/app/conversion/pdf?library=ECHR&id=003-6443348-8477489&filename=Rackete%20et%20autres%20c.%20Italie%20-%20mesure%20provisoire%20refus%E9e%20pour%20le%20Sea%20Watch%203.pdf PDF]) In: ''[[Human Rights Documentation]]'', 25. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.</ref> Am 26. Juni 2019 fuhr das Schiff nach Angaben von Sea Watch trotz angedrohter hoher Strafen in italienische Hoheitsgewässer ein, da die Menschen es seit zwei Wochen auf dem Schiff nicht mehr aushielten und einige von ihnen damit gedroht hätten, über Bord zu springen. Salvini äußerte daraufhin, dass es ihm „auf den Sack“ gehe, wenn Italien wie ein zweitklassiges Land behandelt werde.<ref name="Verbot"/><ref>Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-153.html ''Salvini wütet gegen "Sea-Watch"''.] In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==

Version vom 27. Juni 2019, 12:09 Uhr

Sea-Watch 3 p1
Schiffsdaten
Flagge Niederlande Niederlande
andere Schiffsnamen

Alegrete (1973–1990)
Seaboard Swift (1990–1995)
Hornbeck Swift (1995–1997)
Swift (1997–1999)
Swift 1 (1999–2004)
VOS Southwind (2004–2010)
Furore G (2010–2015)
Dignity I (2015–2017)

Rufzeichen PE7098
Heimathafen Amsterdam
Eigner Sea-Watch e. V.
Bauwerft Shimoda Dockyard, Shimoda
Baunummer 211
Kiellegung 1972
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 50,35 m (Lüa)
45,50 m (Lpp)
Breite 11,58 m
Seitenhöhe 4,58 m
Tiefgang (max.) 3,62 m
Vermessung 648 BRZ / 195 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 2 × Caterpillar-Dieselmotor (Typ: D399TA)
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 1.630 kW (2.216 PS)
Höchst­geschwindigkeit 10 kn (19 km/h)
Propeller 2 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 498 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen DNV GL
Registrier­nummern IMO 7302225

Die Sea-Watch 3 ist ein Schiff der Organisation Sea-Watch mit Sitz in Berlin.[1] Das Schiff ist rund 50 m lang und als Jacht in den Niederlanden registriert und wurde zuletzt für die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer eingesetzt.

Geschichte

Das Schiff wurde unter der Baunummer 211 von Shimoda Dockyard in Japan als Offshoreversorger gebaut. Die Kiellegung erfolgte 1972. Das Schiff wurde Anfang Juli 1973 an Petroleiro Brasileiro S.A. Petrobras Frota Nacional de Petroleiros in Rio de Janeiro abgeliefert und als Alegrete in Dienst gestellt. 1982 wurde es an Companhia Brasileiro de Offshore in Salvador verkauft.[2]

1990 wurde das Schiff an Sunset Shipping in Douglas auf der Isle of Man verkauft und zu einem Offshore-Sicherheitsschiff umgebaut. Neuer Name des Schiffes wurde Seaboard Swift.[2]

In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre wurde es mehrfach verkauft und umbenannt: 1995 kam es zu Hornbeck Shipping in Douglas und wurde in Hornbeck Swift umbenannt, 1997 als Swift zu Tidewater Marine (Northsea) in Den Helder und 1999 zur Rederij West Friesland in Den Helder, die es in Swift 1 umbenannte. Die Rederij West Friesland ließ es auf der Werft Frisian Shipyard in Harlingen zu einem Unterstützungsschiff für seismische Forschungen umbauen.[2]

2004 kam das Schiff zu Telco Marine in Den Helder, wenige Monate später dann aber schon zu Vroon Offshore Service. Neuer Name des Schiffes wurde VOS Southwind. 2010 wurde das Schiff an die Rederij Groen verkauft und Ende des Jahres in Furore G umbenannt. Die Rederij Groen nutzte das Schiff als Offshore-Unterstützungsschiff.[2]

2015 wurde das Schiff an Ärzte ohne Grenzen Spanien (Medicos Sin Fronteras España) in Barcelona verkauft.[2] Die Nichtregierungsorganisation nutzte es als Dignity I für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. 2017 übernahm der Verein Sea-Watch das Schiff und ersetzte damit die kleinere Sea-Watch 2.

Im Juni 2018 wurde das Schiff von den maltesischen Behörden im Hafen von Valletta festgesetzt, weil es angeblich nicht ordnungsgemäß unter niederländischer Flagge registriert wäre. Obwohl die ordnungsgemäße niederländische Registrierung schon im Juli geklärt war, wurde der Sea-Watch 3 aus politischen Gründen die Ausfahrt aus Valetta bis Oktober verweigert.[3][4][5] Im Dezember 2018 reichte Sea-Watch Klage gegen das maltesische Verkehrsministerium ein, weil es eigenmächtig die freie Verfügung über die Sea-Watch 3 verhindert habe.[6]

Rechtsstreit um Hafenzugang

Italien hatte sich geweigert, die Sea-Watch 3 in einen seiner Häfen einfahren zu lassen, da vom Rettungsort aus der nächste sichere Hafen in Tunesien gewesen sei. Auf Klage des Kapitäns der Sea Watch und mehrerer geretteten Menschen an Bord entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte zehn Tage nach Rettung der 47 Menschen, dass Italien das Schiff zumindest mit Essen und Medizin versorgen müsse.[7]

Mitte Mai 2019 barg die Besatzung der Sea-Watch 3 erneut 65 Personen 60 Kilometer vor der libyschen Küste. Der italienische Innenminister Matteo Salvini sprach ein Verbot zum Befahren italienischer Hoheitsgewässer aus.[8] Wenig später nahm man die Verletzten und die Familien doch auf, 18 Personen gingen so mit einem Boot der Küstenwache an Land. Das Schiff selbst verblieb außerhalb der italienischen Gewässer 15 Seemeilen vor Lampedusa. Unter den verbliebenen 47 Menschen erwogen anschließend einige nach Angaben der Aktivisten Suizid, sollte man sie nicht ebenfalls an Land bringen.[9] Schließlich steuerte die Besatzung am 18. Mai trotz des Verbotes italienische Hoheitsgewässer an.[10] Humanitäre Gründe sowie der psychische Zustand der „Gäste“ zwingen dazu und man nehme sein Recht in Anspruch, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen.[11] Die Personen wurden vor Lampedusa von der italienischen Küstenwache und Finanzpolizei an Land gebracht. Das Schiff wurde vorsorglich beschlagnahmt. Salvini verlangte seine Außerdienststellung und Versenkung[12] und beschuldigte den Staatsanwalt, der die Anlandung angeordnete hatte, der „Beihilfe zur illegalen Einwanderung nach Italien“. Der Innenminister drohte gegen jeden, der solche leiste, vorzugehen.[13] Am 1. Juni 2019 wurde das Schiff von den Behörden wieder freigegeben.[14] Im Folgenden besuchte der Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, das noch nicht zugängliche Schiff, um seine Unterstützung für die Crew auszudrücken.[15]

Nach knapp zwei Wochen, am 12. Juni 2019, kam es zu ähnlichen Ereignissen: Innenminister Salvini drohte, gestützt auf ein neues Dekret, härtere Maßnahmen an und bezeichnete das Schiff als Piratenschiff. Die Sea Watch 3 barg 53 Menschen vor Libyen. 11 Personen wurden aus medizinischen Gründen an Land gebracht, die übrigen 42 blieben an Bord, während das Schiff vor Lampedusa ohne Erlaubnis zum Einlaufen in Warteposition blieb.[16][17][18] Am 21. Juni wurde von der Kapitänin Carola Rackete und mehreren Staatsangehörigen verschiedener afrikanischer Staaten beim EGMR eine einstweilige Anordnung beantragt, um Italien zum Einlaufenlassen des Schiffes zu zwingen.[19] Den Eilantrag lehnte das Gericht jedoch vier Tage später ab, da vorläufige Maßnahmen nur dann vorgesehen seien, wenn es ein „unmittelbares Risiko für irreparablen Schaden“ gibt. Italien erhielt den Hinweis, dass das Gericht sich auf die notwendige Hilfe der Behörden gegenüber den „Personen, die sich in der Situation von Vulnerabilität befinden“, verlasse.[20][21] Am 26. Juni 2019 fuhr das Schiff nach Angaben von Sea Watch trotz angedrohter hoher Strafen in italienische Hoheitsgewässer ein, da die Menschen es seit zwei Wochen auf dem Schiff nicht mehr aushielten und einige von ihnen damit gedroht hätten, über Bord zu springen. Salvini äußerte daraufhin, dass es ihm „auf den Sack“ gehe, wenn Italien wie ein zweitklassiges Land behandelt werde.[16][22]

Beschreibung

Das Schiff wird von zwei Viertakt-Sechzehnzylinder-Dieselmotoren von Caterpillar (Typ: D399TA) mit zusammen 1630 kW Leistung angetrieben, die über Untersetzungsgetriebe auf zwei Festpropeller wirken.[23] Es erreicht damit rund 10 kn.[24] Das Schiff ist mit einem Bugstrahlruder ausgestattet.

Für die Stromerzeugung stehen zwei Generatorsätze mit 156 bzw. 184 kVA Scheinleistung zur Verfügung, die von einem Detroit-Diesel- und einem Caterpillar-Dieselmotor angetrieben werden.[23][24]

Während des Einsatzes als Furore G wurde das Schiff von acht Besatzungsmitgliedern betrieben, die in Einzelkabinen untergebracht waren. Außerdem fanden sieben weitere Personen in drei Doppel- und einer Einzelkabine Platz.[24]

Einzelnachweise

  1. Wir brauchen nicht mehr Regeln, wir brauchen mehr Rettungsschiffe, Sea-Watch, 26. Juli 2017, abgerufen am 4. Juli 2018.
  2. a b c d e Na verkoop herdoopt, Koopvaardij, abgerufen am 5. Juli 2018.
  3. Matthew Vella: Malta still preventing Sea-Watch vessel from departing, despite positive inspection. Maltatoday, 11. September 2018, abgerufen 23. November 2018.
  4. Christian Jakob: Rückkehr der Seenotretter. TAZ, 6. November 2018, abgerufen 23. November 2018.
  5. Raphael Thelen und Andreas Evelt: "Sea-Watch 3" hat alle Zulassungen - darf aber nicht auslaufen. Spiegel, 1. August 2018, abgerufen 23. November 2018.
  6. Denise Grech: Transport Ministry taken to court over ‘abuse of power’. Malta Times, 11. Dezember 2018, abgerufen 11. Dezember 2018.
  7. Italien muss Migranten auf „Sea-Watch 3“ helfen. In: welt.de. 30. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2019.
  8. Angelo Scarano: La Sea Watch con 65 migranti a bordo. Salvini: „Non avvicinatevi all'Italia“. In: ilgiornale.it, 15. Mai 2019.
  9. Alessandra Ziniti: La Sea Watch pronta a infrangere il divieto di Salvini entrando in acque italiane. In: repubblica.it, 18. Mai 2019.
  10. UNHCR urges EU to stop sending migrants to Libya. In: DW.com, 19. Mai 2019.
  11. Sea-Watch 3 mit dutzenden Migranten vor Lampedusa. In: Standard.at, 19. Mai 2019.
  12. Colleen Berry: Italy’s Salvini furious as 47 migrants land despite his ban. In: Washington Post, 20. Mai 2019, abgerufen 21. Mai 2019.
  13. Jörg Seisselberg: Salvini auf Crashkurs mit der Justiz. In: tagesschau.de, 21. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.
  14. „Sea-Watch 3“ in Italien wieder frei. In: tagesschau.de, abgerufen am 1. Juni 2019.
  15. EKD-Ratschef unterstützt Seenotretter. In: tagesschau.de, 3. Juni 2019, abgerufen am 17. Juni 2019.
  16. a b Jörg Seisselberg: "Sea-Watch 3" ignoriert Verbot. In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
  17. „24 Stunden am Tag nur Wasser, und es bewegt sich nichts“. In: welt.de, 17. Juni 2019.
  18. Migranti, Salvini: „Firmato divieto di ingresso per la Sea Watch“. Ong: „Non riporteremo nessuno in Libia“. In: repubblica.it, 15. Juni 2019.
  19. Sea Watch appeals to Human Rights court. In: ansa.it, 24. Juni 2019.
  20. Flüchtlinge scheitern vor Gericht und müssen auf See bleiben. In: Spiegel Online, 25. Juni 2019.
  21. Rackete et autres c. Italie – mesure provisoire refusée pour le Sea Watch 3. (PDF) In: Human Rights Documentation, 25. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.
  22. Jörg Seisselberg: Salvini wütet gegen "Sea-Watch". In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.
  23. a b Furore G, Zeeschepen of het Haringvliet, abgerufen am 5. Juli 2018.
  24. a b c Specifications (Memento vom 5. Mai 2015 im Internet Archive), Rederij Groen.