„Zodiac-Killer“ – Versionsunterschied

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== Interaktion mit den Medien ==
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Am Freitagmorgen, dem 1. August 1969 erhielten die Redaktionen des ''[[San Francisco Chronicle]]'', des ''Vallejo Times-Herald'' und des ''[[San Francisco Examiner]]'' jeweils einen Brief mit fast identischem Wortlaut, in dem der Absender die Täterschaft bei den Morden an der Lake Herman Road sowie in Blue Rock Springs für sich beantspruchte und Tatdetails mitteilte. Die Briefe waren mit blauem Filzstift geschrieben, begannen mit der Anrede „Sehr geehrter Chefredakteur“ und waren nur mit einem Kreuz in einem Kreis unterschrieben. Jedem der drei Briefe war ein Drittel eines [[Kryptogramm]]s beigefügt, das insgesamt aus 408 Symbolen bestand. Jedes Geheimtext-Drittel setzte sich aus acht Zeilen mit jeweils 17 Symbolen zusammen. Bei den verwendeten Symbolen handelte es sich um griechische Zeichen, Wettersymbole, Buchstaben des Alphabets, Navy- und Morsezeichen sowie astrologische Symbole. Der Absender des Briefes behauptete, dass in dem Geheimtext seine Identität verschlüsselt sei. Er verlangte, dass die Zeitungen ihren jeweiligen Teil des Kryptogramms bis Freitagnachmittag auf ihrer Titelseite drucken sollten, anderenfalls würde es am Wochenende weitere Morde geben.<ref name="Graysmith107ff">Robert Graysmith: ''Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers.'' 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 107 ff.</ref>
[[Datei:Zodiac cipher.png|miniatur|Die entschlüsselte erste Botschaft des Zodiac-Killers. Die Bedeutung der letzten 18 Buchstaben ist unklar.]]

Am Freitag, dem 1. August 1969 erhielten die Redaktionen des ''[[San Francisco Chronicle]]'', des ''Vallejo Times Herald'' und des ''[[San Francisco Examiner]]'' jeweils einen Brief mit fast identischem Wortlaut, in dem der Absender die Täterschaft bei den Morden an der Lake Herman Road und in Blue Rock Springs für sich beantspruchte und Tatdetails mitteilte. Die Briefe waren mit blauem Filzstift geschrieben, begannen mit der Anrede „Sehr geehrter Chefredakteur“ und waren nur mit einem Kreuz in einem Kreis unterschrieben. Jedem der drei Briefe war ein Drittel eines [[Kryptogramm]]s, das insgesamt aus 408 Symbolen bestand, beigefügt. Der Absender des Briefes behauptete, dass in dem Geheimtext seine Identität verschlüsselt sei. Er verlangte, dass die Zeitungen ihren jeweiligen Teil des Kryptogramms auf ihrer Titelseite drucken sollten, anderenfalls würde es am Wochenende weitere Morde geben.<ref>Robert Graysmith: ''Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers.'' 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 107 ff.</ref>
Der ''Times-Herald'' und der ''Chronicle'' brachten ihre Teile des Kryptogramms mit ihrer Samstagsausgabe heraus, wobei sich die Verantwortlichen des ''Chronicles'' dazu entschieden, den Text nicht auf der Titelseite, sondern auf Seite 4 abzudrucken. Der ''Examiner'' entschloss sich zunächst gegen eine Veröffentlichung seines Drittels, druckte aber in seiner Sonntagsausgabe schließlich alle drei Teile des Kryptogramms ab. Die Zeitungen publizierten außerdem Auszüge des Briefes, verzichteten aber aus ermittlungstaktischen Gründen auf eine vollständige Veröffentlichung. Die chiffrierte Botschaft wurde innerhalb weniger Tage von dem Lehrer Donald Gene Harden und seiner Ehefrau Bettye June Harden entschlüsselt. Die beiden waren davon ausgegangen, dass jedes Symbol für einen Buchstaben des Alphabets stand und hatten – ausgehend von den häufigsten Buchstabenkombinationen im Englischen – nach entsprechenden Symbol-Übereinstimmungen und Mustern im Geheimtext gesucht.<ref name="Graysmith107ff" /> Die entschlüsselte Botschaft lautete:

{{Zitat-en|I LIKE KILLIN PEOPLE BECAUSE IT IS SO MUCH FUN IT IS MORE FUN THAN KILLING WILD GAME IN THE FORREST BECAUSE MAN IS THE MOST DANGEROUE ANAMAL OF ALL TO KILL SOMETHING GIVES ME THE MOST THRILLING EXPERENCE IT IS EVEN BETTER THAN GETTING YOUR ROCKS OFF WITH A GIRL THE BEST PART OF IT IS THAE WHEN I DIE I WILL BE REBORN IN PARADICE AND THE I HAVE KILLED WILL BECOME MY SLAVES I WILL NOT GIVE YOU MY NAME BECAUSE YOU WILL TRY TO SLOI DOWN OR ATOP MY COLLECTIOG OF SLAVES FOR MY AFTERLIFE EBEORIETEMETHHPITI|Autor=Der Zodiac-Killer in seiner ersten Botschaft.|ref=<ref>Deutsche Übersetzung: Ich töte gerne Menschen, weil es so viel Spass macht. Viel mehr Spass als Tiere im Wald zu töten, weil Menschen zu jagen viel gefährlicheo ist als die Jagd auf irgendein Wildtir. Es ist das Aufregendste was ich je erlebt habe. Viel besser als ein Mädchen zu bumsen und das allerbeste is wenn ich sterbe werde ich im Paradis wiedergeboren und die ich getötet habe sind dann meine Sklaven. Ich werde euch nicht meinen Namen verraten, weil ihr dann versucht mich zu hindern noch mer Sklaven für das Leben nach dem Tod zu sammeln. EBEORIETEMETHHPITI. Zitiert nach Robert Graysmith: ''Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers.'' 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 118 f.</ref>}}
Die Rechtschreibung war fehlerhaft, wobei ungewiss ist, ob dies Absicht oder ein Versehen des Mörders war. Die Bedeutung der letzten 18 Buchstaben ist unklar.<ref name="Graysmith107ff" />
Lokalzeitungen und TV-Sender erhielten auch in der Folgezeit immer wieder Briefe des geltungssüchtigen Mörders, in denen er Details über die Morde mitteilte. Kurz nach dem Mord an Stine schickte der Zodiac-Killer einen blutigen Streifen von Stines T-Shirt an den ''[[San Francisco Chronicle]]''. Zudem forderte er die Veröffentlichung von zwei verschlüsselten Botschaften. Die erste wurde nach wenigen Tagen vom Ehepaar Donald und Bettye Harden entschlüsselt. Die zweite ist bis heute [[Entzifferung|unentziffert]]. Zodiac schrieb danach weitere Briefe. Der letzte authentifizierte Brief stammt aus dem Jahre 1974.

Lokalzeitungen und TV-Sender erhielten auch in der Folgezeit immer wieder Briefe des geltungssüchtigen Mörders, in denen er Details über die Morde mitteilte. Kurz nach dem Mord an Stine schickte der Zodiac-Killer einen blutigen Streifen von Stines T-Shirt an den ''San Francisco Chronicle''. Zudem forderte er die Veröffentlichung einer weiteren verschlüsselten Botschaften. Die zweite ist bis heute [[Entzifferung|unentziffert]]. Zodiac schrieb danach weitere Briefe. Der letzte authentifizierte Brief stammt aus dem Jahre 1974.


== Tatverdächtiger ==
== Tatverdächtiger ==

Version vom 10. Mai 2019, 13:17 Uhr

Das Tierkreissymbol, das der Zodiac-Killer benutzte.

Zodiac-Killer ist das Pseudonym eines Serienmörders in den USA, der im Raum San Francisco zwischen Dezember 1968 und Oktober 1969 fünf Menschen ermordete, zwei weitere überlebten verletzt. Seine Identität konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Über mehrere Jahre sandte der Täter bizarre Briefe an Lokalzeitungen, einige davon mit Symbolen und mittelalterlichen Zeichen verschlüsselt. Diese verschlüsselten Texte sind teilweise noch immer nicht entschlüsselt worden. Den Namen Zodiac gab er sich selbst und spielte damit auf das Zodiak-Symbol an.

Seine Opfer waren meist junge Paare, denen er an einsamen Plätzen in der San Francisco Bay Area auflauerte. In seinen Schreiben brüstete er sich seiner Taten und kündigte weitere an. Während die Ermittlungsbehörden offiziell von sieben Opfern sprechen, behauptete der Zodiac-Killer in einem seiner Briefe, 37 Morde begangen zu haben.

Opferzahl und Tatmuster

Die Mordserie des Zodiac-Killers ereignete sich in der San Francisco Bay Area im US-Bundesstaat Kalifornien.

Der Zodiac-Killer behauptete in einem seiner Briefe an die Presse, 37 Menschen getötet zu haben. Die Ermittler bestätigten jedoch nur sieben Opfer, von denen zwei überlebten. Die bestätigten Angriffe wiesen folgende Gemeinsamkeiten auf:[1]

  • Die Morde wurden am Wochenende oder an einem Feiertag verübt.
  • Bis auf eine Ausnahme handelte es sich bei den Opfern um Schüler oder Studenten, die zu zweit unterwegs waren.
  • Die Taten ereigneten sich in der Abenddämmerung oder nachts.
  • Die Morde wurden in Autos oder in der Nähe eines Wagens verübt.
  • Der Täter verwendete jedes Mal eine andere Waffe.
  • Bei den Tatorten handelte es sich in der Regel um abgelegene Plätze, die häufig von Liebespaaren besucht wurden.
  • Das Tatmotiv schien weder Habgier zu sein, noch wurden die Opfer sexuell missbraucht.
  • Der Täter prahlte in Briefen oder telefonisch mit den Morden.
  • Die Tatorte lagen in der San Francisco Bay Area.

Chronologie der Mordserie

20. Dezember 1968: Doppelmord an der Lake Herman Road

Am Freitag, dem 20. Dezember 1968 fuhr der 17-jährige David Arthur Faraday, der die Vallejo Highschool besuchte, gegen 19:30 Uhr mit dem Rambler-Kombi seiner Mutter zum Elternhaus der 16-jährigen Betty Lou Jensen, mit der er zu einem ersten Date verabredet war. Jensen, eine Schülerin der Hogan Highschool in Vallejo, hatte ihren Eltern erzählt, dass sie ein Weihnachtskonzert in ihrer Schule besuchen würden. Faraday und Jensen brachen um 20:20 Uhr auf, doch anstatt das Konzert zu besuchen, fuhren sie zunächst zu einer Mitschülerin von Jensen, bei der sie bis 21:00 Uhr blieben, und danach in ein Drive-in-Restaurant. Anschließend verließen sie Vallejo und folgten der Lake Herman Road in östliche Richtung. Gegen 22:00 Uhr erreichten Faraday und Jensen schließlich einen abgelegenen Parkplatz in der Nähe des Lake Herman, der als Treffpunkt für Liebespaare galt. (Lage des Tatorts: 38° 5′ 41,6″ N, 122° 8′ 38,2″ W.) Um 23:00 Uhr wurden sie dort von dem vorbeikommenden Ehepaar Peggie und Homer Your gesehen. Laut der Zeugenaussage von Peggie Your habe Faraday auf dem Fahrersitz des Kombi gesessen und Jensen habe sich an seine Schulter gelehnt.[2]

Zwei Männer, die in der Nähe auf Waschbärenjagd waren, beobachteten um 23:10 Uhr, wie ein Auto die Lake Herman Road verließ und ungefähr drei Meter entfernt vom Rambler parkte; die Person am Steuer konnten sie nicht erkennen. Die folgenden Ereignisse ließen sich mangels Zeugen nicht mit Gewissheit rekonstruieren. Robert Graysmith geht in seinem Tatsachenroman Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers von folgendem Szenario aus: Der Fahrer des zweiten Wagens ließ sein Autofenster hinunter und forderte Faraday und Jensen auf, aus ihrem Wagen zu steigen. Als sie seiner Aufforderung nicht nachkamen, stieg der Unbekannte aus, ging zum hinteren Teil des Ramblers und schoss mit einer Pistole durch die Heckscheibe sowie auf den linken Hinterradkasten. Das junge Paar versuchte daraufhin, durch die Vordertür auf der Beifahrerseite zu fliehen. Faraday wurde beim Verlassen des Wagens durch einen Kopfschuss schwer verletzt und fiel auf den Kiesboden vor der Beifahrertür. Jensen rannte in nördliche Richtung davon, wurde jedoch nach rund neun Metern von fünf Kugeln in den Rücken getroffen. Anschließend fuhr der Täter mit seinem Wagen davon.[3]

Als die in der Nähe wohnende Stella Borges gegen 23:15 Uhr am Tatort vorbeifuhr und die beiden Opfer auf dem Boden liegen sah, fuhr sie weiter in Richtung Benicia, um Hilfe zu holen. Unterwegs stoppte sie eine ihr entgegenkommende Polizeistreife und berichtete den beiden Beamten von ihrer Entdeckung. Als die Polizisten gegen 23:30 Uhr am Tatort eintrafen, war Jensen ihren Verletzungen bereits erlegen. Faraday starb kurz nach Mitternacht auf dem Weg ins Krankenhaus.[4]

4. Juli 1969: Mord in Blue Rock Springs, Vallejo

Am Freitag, dem 4. Juli 1969 wurden die 22-jährige Kellnerin Darlene Ferrin und ihr 19-jähriger Begleiter Mike Mageau, die am späten Abend in Ferrins Auto in Vallejo unterwegs waren, von einem Mann in einem hellen Wagen verfolgt. Laut der späteren Aussage von Mageau handelte es sich bei dem Wagen des Verfolgers vermutlich um einen hellbraunen Chevrolet oder einen Ford Falcon, Baujahr 1958 oder 1959, mit alten kalifornischen Nummernschildern. Als Ferrin auf den Parkplatz des Blue-Rock-Springs-Golfplatzes (38° 7′ 33,6″ N, 122° 11′ 27,9″ W) abbog, versagte der Motor ihres Autos. Der andere Wagen kam mit ausgeschalteten Scheinwerfern links neben Ferrin und Mageau in der Dunkelheit zum Stehen.[5] Mageau fragte Ferrin, ob sie den Mann kenne, woraufhin die 22-Jährige gesagt habe: „Ach, mach dir keine Sorgen. Es ist schon alles okay.“[6] Kurz darauf raste der Unbekannte mit seinem Wagen davon, kehrte jedoch fünf Minuten später wieder zurück und parkte dieses Mal hinter Ferrins Auto, sodass ihr und Mageau der Weg abgeschnitten war. Er ließ die Scheinwerfer seines Wagens an, stieg aus seinem Auto aus und ging auf Ferrin und Mageau zu, wobei er sie abwechselnd mit einer Handlampe anstrahlte. Mageau glaubte, dass es sich um einen Polizisten handeln müsse und forderte Ferrin auf, ihren Ausweis hervorzuholen.

Der Unbekannte leuchtete mit der Lampe durch das heruntergekurbelte Beifahrerfenster und feuerte dann mehrere Schüsse auf Ferrin und Mageau ab. Ferrin wurde von elf Kugeln getroffen, Mageau erlitt durch mehrere Schüsse schwere Verletzungen. Danach fuhr der unbekannte Täter davon. Circa eine Viertelstunde später wurden Ferrin und Mageau, die zu diesem Zeitpunkt beide noch lebten, von drei Teenagern gefunden, die um 0:12 Uhr die Polizei verständigten. Die Opfer wurden ins Krankenhaus gebracht, wo Ferrin um 0:38 Uhr ihren Verletzungen erlag.[7] Mageau überlebte den Angriff und beschrieb den Täter als bulligen, korpulenten Mann mit breitem Gesicht, wobei das geschätzte Gewicht in unterschiedlichen Vernehmungen zwischen 75 und 90 Kilogramm variierte. Der Unbekannte sei etwa 1,73 m groß und circa 26 bis 30 Jahre alt gewesen. Er habe eine Hose mit Bügelfalten, ein blaues Hemd oder einen Sweater und keine Brille getragen. Das Haar des Täters beschrieb Mageau als wellig und hellbraun, die Frisur mal als militärischen Bürstenhaarschnitt, mal als zurückgekämmte Tolle.[8]

27. September 1969: Mord am Lake Berryessa

Lake Berryessa, Tatort des dritten bekannten Angriffs des Zodiac-Killers.
1969 entstandenes Foto der vom Zodiac-Killer beschrifteten Tür von Bryan Hartnells Auto.

Am Samstag, dem 27. September 1969 verbrachten die 22-jährige Studentin Cecelia Ann Shepard und ihr 20-jähriger Freund Bryan Hartnell, ein Jura-Student, den Nachmittag an einem abgeschiedenen, menschenleeren Strandabschnitt des Westufers des Lake Berryessa (38° 33′ 48,3″ N, 122° 13′ 54,4″ W). Hartnells VW Karmann Ghia hatten sie etwa 500 m entfernt am Straßenrand geparkt. Nach einiger Zeit bemerkte Shepard in der Ferne einen dunkel gekleideten Mann, der sie zu beobachten schien und langsam näher kam. Als der Mann nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war, erblickte Shepard in seiner Hand eine halbautomatische Pistole. Der Unbekannte sagte: „Ich will euer Geld und den Autoschlüssel. Ich brauche den Wagen, weil ich nach Mexiko will.“[9] Außerdem behauptete der Mann, dass er aus dem Gefängnis in Deer Lodge, Montana, ausgebrochen und mit einem gestohlenen Auto unterwegs sei. Er habe einen Wärter getötet und nichts mehr zu verlieren.[10]

Nachdem Hartnell ihm das wenige Kleingeld, das er bei sich trug, und den Autoschlüssel ausgehändigt hatte, befahl der Mann den beiden Studenten, sich mit dem Gesicht nach unten auf ihre mitgebrachte Picknickdecke zu legen. Er verlangte von Shepard, dass sie Hartnells Hände auf dem Rücken mit einem Stück Kunststoffwäscheleine fesselte, danach fesselte der Unbekannte Shepard auf die gleiche Weise und zog Hartnells Fesseln noch fester. Hartnell bot dem Mann juristische Hilfe an, worauf dieser nicht reagierte. Als Hartnell ihn fragte, ob die Waffe überhaupt geladen sei, zog der Unbekannte das Magazin heraus und zeigte ihm die darin befindliche Patrone. Danach begann der Mann, mit einem langen Messer zuerst auf Hartnell und dann auf Shepard einzustechen. Anschließend verließ er den Tatort, das Geld und den Autoschlüssel ließ er zurück.[11]

Den beiden Schwerverletzten gelang es, sich gegenseitig von ihren Fesseln zu befreien. Ein Fischer, der die beiden verletzten Studenten vom See aus gesehen hatte, verständigte die Ranger. Beide Opfer wurden ins Krankenhaus gebracht, wo Shepard am 29. September 1969 ihren 24 Stichverletzungen erlag.[11] Hartnell überlebte sechs Stichwunden und konnte eine Beschreibung des Täters geben: Dieser hatte einen schwarzen Mantel mit großer Henkerskapuze und einem Zodiac-Symbol auf der Brust getragen. Auf die Tür von Hartnells Wagen schrieb der Unbekannte das Datum der ersten beiden Angriffe bei Vallejo sowie Datum, Uhrzeit und die Art der Tatbegehung beim Angriff am Lake Berryessa. Darüber zeichnete er das Zodiac-Symbol.

11. Oktober 1969: Mord in Presidio Heights, San Francisco

Am Samstag, dem 11. Oktober 1969 ließ der Taxifahrer Paul Lee Stine vor dem Pinecrest Diner in der Geary Street in San Francisco einen Fahrgast in sein Taxi steigen, der ihm als Fahrtziel „Washington Street und Maple“ in Presidio Heights nannte. Circa eine Viertelstunde später erreichten sie das Fahrtziel. Der Fahrgast forderte Stine auf, noch einen Block weiterzufahren. Als das Taxi vor dem Haus mit der Nummer 3898 in der Washington Street zum Stehen kam, hielt der Unbekannte Stine von hinten eine Pistole an die rechte Wange und drückte ab.[12]

Als die Gäste einer Party im Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite gegen 21:55 Uhr aus einem Fenster im ersten Stock auf das Taxi hinunterblickten, glaubten sie, einen Kampf oder Raub zu beobachten und riefen die Polizei. Aus ungeklärten Gründen wurde bei der Aufnahme der Täterbeschreibung fälschlicherweise notiert, dass der Verdächtige afroamerikanischer Abstammung wäre. Der Täter, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen Weißen handelte, verließ indessen den Tatort in Richtung Presidio Park. An der Ecke Jackson und Cherry Street wurde er um 22:00 Uhr von einer Polizeistreife angehalten, die auf dem Weg zum Tatort war. Da der Angehaltene nicht dem Profil des Gesuchten entsprach, ließen die Beamten den Täter laufen, ohne es zu ahnen.[12]

Als der herbeigerufene Krankenwagen um 22:10 Uhr am Tatort eintraf, war Stine bereits tot. Der Täter hatte seine Brieftasche mitgenommen, aber seine Uhr, seinen Ring und sein Scheckbuch zurückgelassen. Im Taxi wurde eine 9-Millimeter-Patronenhülse sichergestellt. Die Fahndung nach dem Täter wurde um 2:00 Uhr nachts erfolglos beendet.[12]

Interaktion mit den Medien

Am Freitagmorgen, dem 1. August 1969 erhielten die Redaktionen des San Francisco Chronicle, des Vallejo Times-Herald und des San Francisco Examiner jeweils einen Brief mit fast identischem Wortlaut, in dem der Absender die Täterschaft bei den Morden an der Lake Herman Road sowie in Blue Rock Springs für sich beantspruchte und Tatdetails mitteilte. Die Briefe waren mit blauem Filzstift geschrieben, begannen mit der Anrede „Sehr geehrter Chefredakteur“ und waren nur mit einem Kreuz in einem Kreis unterschrieben. Jedem der drei Briefe war ein Drittel eines Kryptogramms beigefügt, das insgesamt aus 408 Symbolen bestand. Jedes Geheimtext-Drittel setzte sich aus acht Zeilen mit jeweils 17 Symbolen zusammen. Bei den verwendeten Symbolen handelte es sich um griechische Zeichen, Wettersymbole, Buchstaben des Alphabets, Navy- und Morsezeichen sowie astrologische Symbole. Der Absender des Briefes behauptete, dass in dem Geheimtext seine Identität verschlüsselt sei. Er verlangte, dass die Zeitungen ihren jeweiligen Teil des Kryptogramms bis Freitagnachmittag auf ihrer Titelseite drucken sollten, anderenfalls würde es am Wochenende weitere Morde geben.[13]

Der Times-Herald und der Chronicle brachten ihre Teile des Kryptogramms mit ihrer Samstagsausgabe heraus, wobei sich die Verantwortlichen des Chronicles dazu entschieden, den Text nicht auf der Titelseite, sondern auf Seite 4 abzudrucken. Der Examiner entschloss sich zunächst gegen eine Veröffentlichung seines Drittels, druckte aber in seiner Sonntagsausgabe schließlich alle drei Teile des Kryptogramms ab. Die Zeitungen publizierten außerdem Auszüge des Briefes, verzichteten aber aus ermittlungstaktischen Gründen auf eine vollständige Veröffentlichung. Die chiffrierte Botschaft wurde innerhalb weniger Tage von dem Lehrer Donald Gene Harden und seiner Ehefrau Bettye June Harden entschlüsselt. Die beiden waren davon ausgegangen, dass jedes Symbol für einen Buchstaben des Alphabets stand und hatten – ausgehend von den häufigsten Buchstabenkombinationen im Englischen – nach entsprechenden Symbol-Übereinstimmungen und Mustern im Geheimtext gesucht.[13] Die entschlüsselte Botschaft lautete:

“I LIKE KILLIN PEOPLE BECAUSE IT IS SO MUCH FUN IT IS MORE FUN THAN KILLING WILD GAME IN THE FORREST BECAUSE MAN IS THE MOST DANGEROUE ANAMAL OF ALL TO KILL SOMETHING GIVES ME THE MOST THRILLING EXPERENCE IT IS EVEN BETTER THAN GETTING YOUR ROCKS OFF WITH A GIRL THE BEST PART OF IT IS THAE WHEN I DIE I WILL BE REBORN IN PARADICE AND THE I HAVE KILLED WILL BECOME MY SLAVES I WILL NOT GIVE YOU MY NAME BECAUSE YOU WILL TRY TO SLOI DOWN OR ATOP MY COLLECTIOG OF SLAVES FOR MY AFTERLIFE EBEORIETEMETHHPITI”

Der Zodiac-Killer in seiner ersten Botschaft.[14]

Die Rechtschreibung war fehlerhaft, wobei ungewiss ist, ob dies Absicht oder ein Versehen des Mörders war. Die Bedeutung der letzten 18 Buchstaben ist unklar.[13]

Lokalzeitungen und TV-Sender erhielten auch in der Folgezeit immer wieder Briefe des geltungssüchtigen Mörders, in denen er Details über die Morde mitteilte. Kurz nach dem Mord an Stine schickte der Zodiac-Killer einen blutigen Streifen von Stines T-Shirt an den San Francisco Chronicle. Zudem forderte er die Veröffentlichung einer weiteren verschlüsselten Botschaften. Die zweite ist bis heute unentziffert. Zodiac schrieb danach weitere Briefe. Der letzte authentifizierte Brief stammt aus dem Jahre 1974.

Tatverdächtiger

Als Hauptverdächtiger galt Arthur Leigh Allen, der 1971 von der Polizei verhört wurde. Zwar gab es einige Indizien, die für einen Zusammenhang mit den Morden sprachen, allerdings gab es auch nach drei Durchsuchungsbeschlüssen (1972, 1991 und 1992, kurz nach Allens Tod) keinen Beweis. Allens DNS stimmte nicht bei einem im Jahr 2002 durchgeführten DNS-Vergleich mit dem Speichel unter einer Briefmarke eines von „Zodiac“ versendeten Briefs überein. Allen starb 1992 im Alter von 58 Jahren.[15]

Nachahmungstäter

1990 begann ein Nachahmungstäter mit ähnlicher Vorgehensweise wie Zodiac in New York City eine Mordserie. Der Serienmörder wurde als Heriberto Seda identifiziert und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Am 21. Juni 2008 wurde Megan Lynn Touma, Angehörige der US-Armee, in ihrem Motelzimmer in der Stadt Fayetteville (North Carolina) tot aufgefunden. Am Badezimmerspiegel war mit Lippenstift das Tierkreissymbol gezeichnet worden. Die Lokalzeitung Fayetteville Observer bekam in der letzten Juniwoche ein Schreiben zugesandt, in dem der mutmaßliche Täter den Mord an Megan Lynn Touma gesteht. Er erklärte auch, dass er schon Morde in anderen Staaten begangen habe, und kündigte weitere an. Beim Mord an Touma habe er zum ersten Mal die Unterschrift seines Vorbildes, das Tierkreissymbol, benutzt. Als Täter geständig ist Edgar Patino Lopez.

Populärkultur

Der Zodiac-Killer ist zum Gegenstand der Populärkultur geworden und inspirierte unter anderem mehrere Bücher, Fernsehserien sowie Filme.

Filme

  • Die Handlung des 1971 erschienenen Kriminalfilms Dirty Harry basiert teilweise auf der Mordserie des Zodiac-Killers.[16]
  • The Limbic Region (1996) präsentiert mit einem Psychoduell zwischen einem Detective und seinem Verdächtigen eine fiktive Handlung und eine neue Hypothese den Mörder betreffend. Der Film basiert auf dem ungelösten Zodiac-Fall sowie späteren Verbrechen, die möglicherweise durch den Zodiac begangen wurden.
  • Alexander Bulkley verfilmte 2005 seine Interpretation des Stoffes unter dem Titel The Zodiac, der in Deutschland als Der Zodiac-Killer wenig erfolgreich vermarktet wurde.
  • Ein weiterer Film mit dem Titel Zodiac Killer entstand 2005 durch Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Ulli Lommel. Ein Weiterer unter dem Titel Curse of the Zodiac erschien kurz danach.
  • Regisseur David Fincher drehte den Film Zodiac – Die Spur des Killers (Originaltitel: Zodiac), der am 31. Mai 2007 in den deutschen Kinos startete. Er basiert auf den Tatsachenromanen Zodiac und Zodiac Unmasked von Robert Graysmith.

Fernsehserien

  • In einer Folge der Fernsehserie Nash Bridges setzt ein Nachahmungstäter die Mordserie des Zodiac-Killers fort.
  • In der Mysteryserie Millennium erschien in der zweiten Staffel ein Serienkiller namens Avatar, der dem Zodiac-Killer nachempfunden war.
  • In der Kriminalserie Criminal Minds wird in mehreren Episoden Bezug auf den Zodiac-Killer genommen.
  • In der Serie MacGyver (2016) tritt in Folge 15 der ersten Staffel ein Zodiac-Nachahmungstäter auf.
  • In American Horror Story, Staffel 5 „Hotel“ in der Folge 4 „Devil’s Night“ tritt der Zodiac-Killer auf; in Staffel 7 „Cult“ gibt sich eine Gruppe von Frauen als der „wahre“ Zodiac-Killer aus.

Videospiel

  • In dem im November 2016 erschienenen Videospiel Watch Dogs 2 gibt es spezielle Nebenmissionen, in denen man den Spuren von Zodiac folgt.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 163 f.
  2. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 27–34.
  3. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 34–37.
  4. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 38–40.
  5. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 69–71, 94.
  6. Zitiert nach Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 71.
  7. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 71–82.
  8. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 73, 94.
  9. Zitiert nach Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 140.
  10. Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 141.
  11. a b Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 142 ff.
  12. a b c Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 165 ff.
  13. a b c Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 107 ff.
  14. Deutsche Übersetzung: Ich töte gerne Menschen, weil es so viel Spass macht. Viel mehr Spass als Tiere im Wald zu töten, weil Menschen zu jagen viel gefährlicheo ist als die Jagd auf irgendein Wildtir. Es ist das Aufregendste was ich je erlebt habe. Viel besser als ein Mädchen zu bumsen und das allerbeste is wenn ich sterbe werde ich im Paradis wiedergeboren und die ich getötet habe sind dann meine Sklaven. Ich werde euch nicht meinen Namen verraten, weil ihr dann versucht mich zu hindern noch mer Sklaven für das Leben nach dem Tod zu sammeln. EBEORIETEMETHHPITI. Zitiert nach Robert Graysmith: Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers. 2007, ISBN 978-3-641-02892-3, S. 118 f.
  15. Daily Mail (online)
  16. Nicolas Freund: Dem Geheimnis auf der Spur: Der Zodiac-Killer. In: Süddeutsche Zeitung. 15. April 2016, abgerufen am 5. Mai 2019.