„Riesenfaultier“ – Versionsunterschied

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== Ursachen des Aussterbens ==
== Ursachen des Aussterbens ==
[[Datei:Riesenfaultier Rom.JPG|mini|Lebendrekonstruktion eines Riesenfaultiers]]
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Die letzten Riesenfaultiere verschwanden am Ende des Pleistozäns etwa gleichzeitig mit einem Klimawandel und dem erstmaligen Erscheinen des Menschen in Nordamerika. Es ist bis heute umstritten, ob die [[Paläoindianer]], die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner, für das Verschwinden der Riesenfaultiere verantwortlich sind. Lange machte man den rasanten Klimawandel am Ende der [[letzte Kaltzeit|letzten Kaltzeit]] dafür verantwortlich. Die Erwärmung verschob die Niederschlagszonen, die Gletscher schmolzen und der Meeresspiegel stieg. Einige Wissenschaftler vertreten die Theorie, dass sich viele Tierarten, darunter auch die Riesenfaultiere, nicht schnell genug an die neuen Umweltbedingungen anpassen konnten.
Die letzten Riesenfaultiere verschwanden am Ende des Pleistozäns etwa gleichzeitig mit einem Klimawandel und dem erstmaligen Erscheinen des Menschen in Nordamerika. Es ist bis heute umstritten, ob die [[Paläoindianer]], die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner, für das Verschwinden der <references/>

Gegen diese These steht jedoch, dass Riesenfaultiere über zwei Millionen Jahre lang viele Klimawandel, Warm- und Kaltzeiten überstanden. Zudem gehörten sie zu den wenigen südamerikanischen Arten, die bei der Entstehung der [[Isthmus (Geographie)|Landbrücke]] zwischen Nord- und Südamerika auf dem nordamerikanischen Kontinent Fuß fassen und sich weit ausbreiten konnten, was ebenfalls für ein ausgeprägtes Anpassungsvermögen spricht. Neuere Studien zeigen, dass kleinere Arten auf den karibischen Inseln [[Hispaniola]] und [[Kuba]] um 1550 erst kurz nach Ankunft der Europäer ausstarben.
Der Mensch besiedelte Amerika vor 10.000 bis 30.000 Jahren. Die letzten Riesenfaultiere verschwanden auf dem Festland vor rund 10.000 Jahren. Dies legt den Schluss nahe, dass die Tiere stark bejagt wurden. Sie konnten dem Menschen wahrscheinlich nicht viel entgegensetzen, da sie sich wie ihre heutigen Verwandten nur sehr langsam bewegten. Vermutlich war für das Aussterben der Riesenfaultiere eher der Mensch verantwortlich, weniger die Folgen des Klimawandels.<ref name="sandom">C. Sandom, S. Faurby, B. Sandel, J.-C. Svenning: ''Global late Quaternary megafauna extinctions linked to humans, not climate change.'' In: ''Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences.'' 281, 2014, S.&nbsp;20133254, {{DOI|10.1098/rspb.2013.3254}}.</ref> Indianische Legenden berichten vom [[Mapinguari]], einem Fabelwesen, das dem Riesenfaultier sehr ähnlich ist.

== Taxonomie ==
Die Riesenfaultiere sind keine einheitliche taxonomische Gruppe. Drei Familien der Faultiere brachten große Vertreter hervor, die als Riesenfaultiere bezeichnet werden. Näheres siehe unter [[Faultiere#Systematik|Systematik der Faultiere]].

=== Megatheriidae ===
[[Datei:Megatherium americanum complete.JPG|mini|Skelett eines ''[[Megatherium|Megatherium americanum]]'']]
[[Datei:Thalassocnus.jpg|mini|Skelett des ausgestorbenen, [[aquatisch]] lebenden ''[[Thalassocnus]]'']]

Angehörige der Familie der [[Megatheriidae]] erreichten die Größe von Elefanten. Eine der größten Gattungen war ''[[Megatherium]]'' aus dem späten Pleistozän Südamerikas. Es erreichte eine Länge von sechs Metern. Etwa gleich groß war ''[[Eremotherium]]'', das ebenfalls bis ins späte Pleistozän überlebte. Seine Überreste wurden in Florida und Südamerika gefunden. Die anderen Gattungen der Megatheriiden waren kleiner. Verhältnismäßig primitive Gattungen der Megatheriidae waren beispielsweise ''[[Planops]]'' und ''[[Hapalops]]'', die im Miozän Südamerikas lebten und noch den Megalonichyden nahestanden. ''Hapalops'' war etwa 1,2 Meter lang.

=== Nothrotheriidae ===
Die [[Nothrotheriidae]] bilden eine eher formenarme Gruppe der Riesenfaultiere. Ihre bekanntesten Vertreter, ''[[Nothrotherium]]'' und ''[[Nothrotheriops]]'', waren einander sehr ähnlich und existierten ebenfalls bis ins späte Pleistozän in Amerika, wobei ''Nothrotherium'' auf den Südamerikanischen Kontinent beschränkt war und ''Nothrotheriops'' in Nordamerika lebte. Dieses war mit einem Gewicht von maximal 460 kg das kleinste der pleistozänen Riesenfaultiere Nordamerikas.<ref>Timothy J. Gaudrin: ''Phylogenetic relationships among sloths (Mammalia, Xenarthra, Tardigrada): the craniodental evidence.'' Zoological Journal of the Linnean Society 140, 2004, S. 255–305</ref><ref>H. Gregory McDonald und George T. Jefferson: ''Distribution of Pleistocene Nothrotheriops (Xrenarthra, Nothrotheriidae) in North America.'' Science Series 41, 2008, S. 313–331</ref> Häufig wird auch ''[[Thalassocnus]]'', der einzige semi-aquatische Angehörige der Faultiere, in diese Gruppe verwiesen.<ref name="Muizon et al. 1995">Christian de Muizon und H. Gregory McDonald: ''An aquatic sloth from the Pliocene of Peru.'' Nature 375, 1995, S. 224–227 [[doi:10.1038/375224a0]]</ref>

=== Megalonychidae ===
Zur Familie der [[Megalonychidae]] gehören auch die [[rezent]]en [[Zweifinger-Faultiere]]. Ausgestorbene Arten dieser Familie sind zum Beispiel ''[[Megalonyx]] jeffersonii'', dessen Überreste bereits 1796 in Kentucky gefunden wurden und die zu den am längsten bekannten Fossilienfunden überhaupt zählen, sowie einige ausgestorbene Arten der [[Große Antillen|Großen Antillen]].

=== Mylodontidae ===
Die [[Mylodontidae]] bilden eine weitere Gruppe von Riesenfaultieren. Die Gattung ''[[Mylodon]]'' erreichte eine Länge von drei Metern und die Größe eines Stiers. Die Tiere trugen ein Fell und besaßen eine mit unregelmäßig geformten [[Osteoderm]]en durchsetzte Haut; beides ist teils [[Mumie|mumifiziert]] erhalten. Überreste von ''Mylodon'' wurden von dem deutschen Abenteurer [[Hermann Eberhard]] 1895 in einer Höhle östlich des [[Nationalpark Torres del Paine|Nationalparks Torres del Paine]] in [[Chile]] gefunden. Sie lassen vermuten, dass diese Tiere vor rund 11.000 Jahren ausgestorben sind. Eine verwandte Art, ''[[Paramylodon]] harlani'', wurde unter anderem in der [[La Brea Tar Pits|La-Brea-Teergrube]] in [[Los Angeles]] gefunden. Der größte Vertreter der Mylodonten ist ''[[Lestodon]]'' aus der [[Pampa]]region Südamerikas. ''[[Scelidotherium]]'' unterschied sich im Schädelbau von anderen Mylodontiden und lebte vom oberen Pliozän bis ins späte Pleistozän in Südamerika.

== Literatur ==
* [[Paul S. Martin (Paläontologe)|Paul S. Martin]], Richard G. Klein (Hrsg.): ''Quaternary Extinctions. A Prehistoric Revolution.'' The University of Arizona Press, Tucson AZ 1984, ISBN 0-8165-1100-4.
* [[Arno Hermann Müller]]: ''Lehrbuch der Paläozoologie.'' Band 3: ''Vertebraten.'' Teil 3: ''Mammalia.'' 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Fischer, Jena 1989, ISBN 3-334-00223-3.
* Cäsar Claude: ''El mamifero misterioso. Das Riesenfaultier und seine Verwandten.'' Zoologisches Museum der Universität Zürich, Zürich 2000, ISBN 3-9521043-4-5.

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 9. April 2019, 14:07 Uhr

Megatherium

Als Riesenfaultiere werden eine Reihe ausgestorbener Faultierarten bezeichnet. Sie lebten auf dem amerikanischen Kontinent und erreichten zum Teil ein Gewicht von mehreren Tonnen, einige Arten sind erst am Ende des Pleistozäns ausgestorben. Riesenfaultiere lebten im Gegensatz zu heutigen Faultieren nicht in den Bäumen, sondern auf dem Boden.

Ursachen des Aussterbens

Datei:Riesenfaultier Rom.JPG
Lebendrekonstruktion eines Riesenfaultiers

Die letzten Riesenfaultiere verschwanden am Ende des Pleistozäns etwa gleichzeitig mit einem Klimawandel und dem erstmaligen Erscheinen des Menschen in Nordamerika. Es ist bis heute umstritten, ob die Paläoindianer, die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner, für das Verschwinden der