„Christophorus“ – Versionsunterschied

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'''Christophorus''' ([[Griechische Sprache|griech.]] Χριστόφορος „Christusträger“, von ''pherein'', „tragen“) ist ein [[Alte Kirche|frühchristlicher]] [[Märtyrer]], der vermutlich im 3. oder beginnenden 4. Jahrhundert gelebt hat und in der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]], den [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirchen]] und Teilen der [[Anglikanische Gemeinschaft|anglikanischen Gemeinschaft]] als [[Heiliger]] verehrt wird. Auch im [[Evangelischer Namenkalender|Evangelischen Namenkalender]] wird Christophorus genannt. Aus den Quellen geht nicht eindeutig hervor, ob er zur Regierungszeit des römischen Kaisers [[Decius (Kaiser)|Decius]] (249–251) oder der des Kaisers [[Maximinus Daia]] (308–313) lebte. Christophorus wird in der [[Ikonographie]] häufig als [[Hüne]] mit Stab dargestellt, der das [[Jesuskind]] auf den Schultern über einen Fluss trägt. Er zählt zu den [[vierzehn Nothelfer]]n und ist heute besonders bekannt als Schutzheiliger der Reisenden.


== Überlieferung ==
== Überlieferung ==

Version vom 3. April 2019, 12:56 Uhr

Der heilige Christophorus. Rechter Teil des Flügelaltars Die Perle von Brabant Meister der Perle von Brabant, (1467–1468)

Christophorus (griech. Χριστόφορος „Christusträger“, von pherein, „tragen“) ist ein frühchristlicher Märtyrer, der vermutlich im 3. oder beginnenden 4. Jahrhundert gelebt hat und in der katholischen Kirche, den orthodoxen Kirchen und Teilen der anglikanischen Gemeinschaft als Heiliger verehrt wird. Auch im Evangelischen Namenkalender wird Christophorus genannt. Aus den Quellen geht nicht eindeutig hervor, ob er zur Regierungszeit des römischen Kaisers Decius (249–251) oder der des Kaisers Maximinus Daia (308–313) lebte. Christophorus wird in der Ikonographie häufig als Hüne mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss trägt. Er zählt zu den vierzehn Nothelfern und ist heute besonders bekannt als Schutzheiliger der Reisenden.

Überlieferung

Christophorus-Statue am Münchener Scheidplatz von Alexander Fischer

Im Martyrologium romanum wird der 25. Juli einem Märtyrer namens Christophorus zugeordnet, jedoch ohne biographische Angaben. Viele Legenden ranken sich um den Heiligen.

Vor seiner Taufe hieß Christophorus der Überlieferung gemäß Reprobus – auch Offerus, Offro oder Adokimus. Nach einer ab dem 5. Jahrhundert nachweisbaren ostkirchlichen Überlieferung war er ein Kynokephale, ein Angehöriger eines wilden, hundsköpfigen Fabelvolks. Er wurde zunächst Soldat, zog dann als Missionar durch Lykien, bis er das Martyrium durch Enthaupten erlitt.

Verschiedene Ikonen der Ostkirche zeigen den hl. Christophorus mit dem Kopf eines Hundeartigen. Laut Karl-Heinz Göttert besteht die Möglichkeit, dass das „genere canaaneo“ (aus kanaanäischem Geschlecht) in einer lateinischen Handschrift, in der erzählt wird, wie Christophorus in Lykien 48.000 Menschen bekehrt hat, als „canineo“ (hundsartig) gelesen wurde.[1]

Nach westlichen Quellen war er ein Riese namens Offerus, dessen Erscheinung alle erschreckte, die ihm begegneten. Offerus wollte nur dem mächtigsten Herrscher dienen. Diesen begann er zu suchen. Er fand aber keinen, dessen Macht nicht irgendwie begrenzt war. Nach langer vergeblicher Suche riet ihm ein frommer Einsiedler, unbegrenzt sei nur Gottes Macht, und Offerus solle nur Gott dienen. „Aber wie sagt mir Gott, was ich tun soll?“ Als Gottes Wille solle Offerus seine überragende Gestalt erkennen. Offerus solle an Stelle eines Fährmanns Reisende über einen Fluss tragen und diesen Dienst als den Willen Gottes ansehen. An einer tiefen Furt verrichtete Offerus fortan diesen Dienst. Eines Tages nahm er ein Kind auf die Schulter, um es über den Fluss zu tragen. Zunächst war das Kind sehr leicht, aber je tiefer Offerus in die Furt stieg, desto schwerer schien es zu werden. In der Mitte des Stromes keuchte Offerus schließlich: „Kind, du bist so schwer, als hätte ich die Last der ganzen Welt zu tragen!“ Das Kind antwortete: „Wie du sagst, so ist es, denn ich bin Jesus, der Heiland. Und wie du weißt, trägt der Heiland die Last der ganzen Welt.“ Am anderen Ufer angelangt, setzte Offerus das Kind ab, worauf das Kind zu ihm sagte: „Du hast den Christ getragen, von jetzt an darfst du Christofferus heißen.“ Die westliche Fassung der Legende wurde populär und ist überliefert besonders durch ihre schriftliche Fassung und Verbreitung in der Legenda Aurea.[2]

Bildergalerie

Verehrung

Gedenktag

Patrozinien

Schon 452 wurde Christophorus in Chalkedon eine Kirche geweiht. Zu weiteren Patrozinien siehe den Artikel Christophoruskirche.

Anrufung, Schutz, Ikonographie, künstlerische Rezeption und Kultus

Christophorus im Wappen der Stadt Vilnius

Christophorus ist einer der vierzehn Nothelfer und in dieser Funktion der Helfer gegen einen unvorbereiteten Tod. Er ist Schutzpatron der Seeleute, Reisenden, Lastträger, Kraftfahrer, Luftschiffer und Straßenwärter.[6][7] Er ist außerdem der Schutzpatron der Insel Rab (in Kroatien), der Städte Braunschweig, Hildesheim, Stuttgart, Werne und Würzburg (in Deutschland) und von Vilnius (Litauen).

Das Motiv des Christusträgers wurde häufig in der Kunst dargestellt. Christophorus ist auf Darstellungen der Westkirche immer ein Riese, Heiligenattribut ist das Christuskind, meist auf der Schulter. Da der Anblick seines Bildes vor einem plötzlichen Tod bewahren soll, wurden an zahlreichen Kirchen und anderen Gebäuden riesige Christophorus-Bildnisse angebracht, die Besonderheit sind die romanischen Christophori an der Außenwand, von weitem sichtbar an Wegkirchen.

Josef Gabriel Rheinberger komponierte ein 1882 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführtes Oratorium mit dem Titel Christoforus (op. 120).

Gläubige führen bis heute Bilder des Schutzpatrons der Reisenden im Fahrzeug mit (Christophorus-Plaketten).[8] In St. Christophen im Wienerwald (Niederösterreich) wurde im Juli 1928 erstmals in Österreich ein Fahrzeug gesegnet. Seither gilt der Ort als „Wallfahrtsort der Kraftfahrer Österreichs“. Alljährlich im Juli findet hier die Wallfahrt der Verkehrsteilnehmer (auch Autofahrer-Wallfahrt genannt) statt.

Bei Prozessionen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gingen in manchen Regionen Europas Darsteller des hl. Christophorus auf Stelzen mit. Im französischsprachigen Belgien nimmt bei Prozessionen in Flobecq sowie beim Stadtfest Ducasse d’Ath seit 1976 wieder eine solche Riesenfigur teil. 1920 wurde die Überlieferung als Christofer – Ein groß und schön Legendenspiel des Dichters Dietzenschmidt in Königsberg auf die Bühne gebracht.

Einzelnen Quellen zufolge deute die ostkirchliche Darstellung des Christophorus mit dem Kopf eines Hundeartigen auf einen Einfluss des altägyptischen Anubiskultes hin.[9][10] Andere Autoren verweisen darauf, dass die Beschreibung der Kynokephalen als Hundeköpfige, Kannibalen und Schlimmeres viel mehr dem entsprochen habe, wie der Angehörige des römischen Reiches, der die Geschichte des Martyriums des hl. Christophorus niederschrieb, die nordafrikanische Region Marmarica empfand, in der der Stamm der Marmaritae lebte, dem Christophorus angehört haben soll.[11]

Literatur

Commons: Christophorus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Göttert, Karl-Heinz: Alle unsere Feste – Ihre Herkunft und Bedeutung. Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-010645-7.
  2. Ökumenisches Heiligenlexikon: Christophorus
  3. Martyrologium Romanum, Libreria Editrice Vaticana, 2001
  4. https://www.erzabtei-beuron.de/schott/register/proprium.kal/schott_anz/index.html?file=proprium%2FJuli24.htm
  5. www.christustraeger-schwestern.de
  6. Fachzeitschrift für die Straßen- und Verkehrsbeschäftigten in Deutschland: Christophorus – Schutzpatron der Straßenwärter, veröffentlicht von: VDStra. – Fachgewerkschaft für das Personal des Straßen- und Verkehrswesens der öffentlichen Verwaltung und der privaten Wirtschaft, Ausgabe 12 – Dezember 2011 – 106. Jahrgang, S. 4
  7. Heiliger Christophorus – Schutzpatron der Straßenwärter auf www.strassenwaerter.de
  8. Generalvikar Meiering segnet neue Christophorus-Plakette: Schutzpatron fährt mit. www.domradio.de, 3. November 2016, abgerufen am 23. Januar 2018.
  9. P. Saintyves: Saint Christophe: Successeur d'Anubis, d'Hermès et d'Héracle. Les Édition Émile Nourry, Paris 1936. Online auf gallica.bnf.fr, abgerufen am 6. August 2013 (frz.)
  10. Marion Michaela Steinicke: Apokalyptische Heerscharen und Gottesknechte. Dissertation, Berlin 2010. Darin: III. Die Unterwerfung der Wundervölker I. Die Christophorus-Legende: eine beispielhafte Bekehrung, S. 53, 55. Online auf diss.fu-berlin.de, abgerufen am 6. August 2013.
  11. Woods, David The Origin of the Cult of St. Christopher, Cork University, 1999 (engl.)