„Pio von Pietrelcina“ – Versionsunterschied

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* Urte Krass: ''Kontrollierter Gesichtsverlust. Padre Pio und die Fotografie''. In: Zeitschrift für Ideengeschichte, Heft IV/2 (2010), S. 71–96
* Urte Krass: ''Kontrollierter Gesichtsverlust. Padre Pio und die Fotografie''. In: Zeitschrift für Ideengeschichte, Heft IV/2 (2010), S. 71–96
* Urte Krass: ''Stigmata und Yellow Press. Die Wunder des Padre Pio''. In: Alexander C. T. Geppert, Till Kössler (Hrsg.) ''Wunder. Poetik und Politik des Staunens im 20. Jahrhundert'', Suhrkamp, Berlin 2011, S. 363–394, ISBN 978-3-518-29584-7
* Urte Krass: ''Stigmata und Yellow Press. Die Wunder des Padre Pio''. In: Alexander C. T. Geppert, Till Kössler (Hrsg.) ''Wunder. Poetik und Politik des Staunens im 20. Jahrhundert'', Suhrkamp, Berlin 2011, S. 363–394, ISBN 978-3-518-29584-7
* Sergio Luzzatto: ''Padre Pio: Miracoli e politica nell'Italia del Novecento'', Einaudi, 2007 (engl. Übersetzung von Frederika Randall: ''Padre Pio: Miracles and Politics in a Secular Age'', Verlag Henry Holt, 2010)
* Ingrid Malzahn: ''Pater Pio von Pietrelcina''. Grasmück, Altenstadt 2001, ISBN 3-931723-12-7
* Adi Wassermann: ''Pater Pio. Der stigmatisierte Kapuziner''. Salvator Mundi, Gaming 1991, ISBN 3-85353-010-9
* Adi Wassermann: ''Pater Pio. Der stigmatisierte Kapuziner''. Salvator Mundi, Gaming 1991, ISBN 3-85353-010-9
* Ingrid Malzahn: ''Pater Pio von Pietrelcina''. Grasmück, Altenstadt 2001, ISBN 3-931723-12-7


== Weblinks ==
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Version vom 30. Juli 2018, 17:07 Uhr

Pater Pio

Pater Pio (italienisch Padre Pio; bürgerlich Francesco Forgione; * 25. Mai 1887 in Pietrelcina, Provinz Benevento, Kampanien, Königreich Italien; † 23. September 1968 in San Giovanni Rotondo in der italienischen Provinz Foggia) war Ordenspriester und Kapuziner. Seit 1918 zeigten sich bei ihm Stigmata und er soll auch die Gabe des Heilens, der Prophetie, der Bilokation und der Seelenschau[1] gehabt haben. 1999 wurde Pater Pio von Johannes Paul II. selig-, 2002 heiliggesprochen. Er ist einer der beliebtesten Heiligen Italiens.

Leben

Pater Pio als junger Mann

Francesco Forgione war das achte Kind von Grazio Forgione, einem Bauern, und Maria Giuseppa di Nunzio. Am 6. Juli 1902 bewarb er sich als Aspirant bei den Kapuzinern in San Giovanni. Nach der Schulzeit trat er am 22. Januar 1903 als Postulant in den Kapuzinerorden ein und erhielt zu Beginn des Noviziats den Ordensnamen Pio („der Fromme“). Zu dieser Zeit war Bruder Pio bereits an Tuberkulose erkrankt.

Nach den zeitlichen Gelübden am 22. Januar 1904 begann Bruder Pio mit dem Studium, legte am 27. Januar 1907 die ewigen Gelübde ab und wurde am 10. August 1910 zum Priester geweiht. Anschließend war er Kaplan des Priesters von Pietrelcina und wurde im November 1915 als Sanitäter zum Militärdienst einberufen. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes musste er den Dienst oft durch Genesungsurlaube unterbrechen. Schließlich wurde er für dienstuntauglich erklärt. Nach Aufenthalten in verschiedenen Konventen wurde Bruder Pio 1916 in den Konvent von San Giovanni Rotondo entsandt, in dem er bis zu seinem Tod lebte.

Am 10. September 1910 trat eine Stigmatisation in Form von Hautrötungen auf, was von der Kirche auf sein intensives Nachempfinden des Leidens Christi zurückgeführt wird[2], von Kritikern auf die angebliche Verwendung ätzender Substanzen.[3] Ab 20. September 1918 wurden Wunden an Brust, Händen und Füßen sichtbar. Die Stigmata führten zu wiederholten, kirchlich angeordneten medizinischen Untersuchungen. Um die Wunden an den Händen zu verbergen, trug Pater Pio meist fingerlose Handschuhe.

Trotz großer – auch kirchlicher – Zweifel an der Echtheit der Stigmata reisten zunehmend Pilger nach San Giovanni Rotondo zu den Heiligen Messen die Pater Pio feierte und wählten ihn als Beichtvater. Zeitweise verboten ihm die Oberen, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Der italienische Historiker Sergio Luzzatto zitiert Papst Johannes XXIII., dem zufolge Pater Pio „intime und unanständige Beziehungen mit den Frauen, die seine Prätorianergarde bilden“, unterhalten haben sollte.[4] Luzzatto behauptet des Weiteren, Pater Pio habe um 1920 offen die im Aufwind begriffene faschistische Bewegung unterstützt. Damals habe sich „um Padre Pio herum ein klerikal-faschistisches Gemisch herausgebildet“.[5]

Nach Luzzatto seien die Wunden Pater Pios auf den gezielten Einsatz von Karbolsäure (Phenol) zurückzuführen und damit ohne übernatürliche Verursachung erklärbar.[6] Luzzatto fand Apothekenbestellungen Pater Pios, nach denen dieser in größeren Mengen das Nervengift Veratrin orderte, dessen Einnahme eine Unempfindlichkeit gegen Wundschmerzen zur Folge hat.[6] Nachdem entsprechende Veröffentlichungen in Italien Aufsehen erregt hatten, erklärte der Kapuzinerorden im September 2007, Pater Pio sei in seinem Konvent auch für medizinische Dienste zuständig gewesen und habe das Antiseptikum Phenol zur Desinfektion von Spritzen benutzt.[7]

Seit 1940 betätigte sich Pater Pio als Heiler[8] und soll auch die Gabe der Prophetie besessen haben. So wird ihm nachgesagt, dem jungen Priester Karol Wojtyła 1947 sowohl die Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche als auch das Attentat von 1981 vorausgesagt zu haben. Ebenfalls 1940 begann Pater Pio, Spenden für ein Krankenhaus zu sammeln. 1956 schließlich wurde die Casa Sollievo della Sofferenza in San Giovanni Rotondo eröffnet, die damals zu den größten und modernsten Kliniken Süditaliens zählte. Als Pater Pio 1968 mit 81 Jahren starb, kamen über 100.000 Menschen zu seiner Begräbnisfeier.[9]

Verehrung

Heiligenstatue in St. Joseph in Hamburg-Wandsbek

Nach langjähriger Skepsis und auch Sanktionen seitens der katholischen Kirche wurde das Wirken Pater Pios von Papst Paul VI. schließlich 1971 positiv gewürdigt.[10] 1997 erklärte ihn der Heilige Stuhl zum Ehrwürdigen Diener Gottes, am 2. Mai 1999 wurde Pater Pio seliggesprochen. Der Petersplatz war zu klein, um alle Gläubigen aufzunehmen, die der Feier beiwohnen wollten. Die Heiligsprechung folgte am 16. Juni 2002. Der Gedenktag Pios von Pietrelcina ist der 23. September.

Im Sommer 2004 wurde nach mehrjähriger Bauzeit die neue Kirche San Pio da Pietrelcina des Architekten Renzo Piano neben dem Grab des Paters in San Giovanni Rotondo geweiht, da die bisherige Kirche zu klein geworden war.

Die Kommerzialisierung der Gestalt des Heiligen in San Giovanni Rotondo wurde auch von Klerikern scharf kritisiert: der Bischof von Como, Alessandro Maggiolini, sprach sich am Tag vor der Kanonisierung Pater Pios gegen die florierenden Geschäfte aus, die sich in Verbindung mit diesem Geistlichen entwickelt hatten. „Jesus Christus vertrieb die Händler aus dem Tempel, aber ich muss jetzt feststellen, dass sie zurückgekehrt sind“, sagte er in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica.[11]

Ganzkörperreliquie Pater Pios

Anfang März 2008 wurde der Leichnam Pater Pios exhumiert.[12] Die sterblichen Überreste wurden nach einer Untersuchung in der Krypta der Klosterkirche Santa Maria delle Grazie für einige Monate zur Verehrung in einen gläsernen Reliquienschrein gelegt. Der örtliche Erzbischof Domenico D’Ambrosio sagte nach der Exhumierung, bei der Sargöffnung sei sogleich der Bart des Heiligen erkennbar gewesen. Der obere Teil des Schädels sei teilweise skelettiert, das Kinn war jedoch einwandfrei erhalten und der Rest des Körpers in gutem Zustand. „Wenn Pater Pio gestattet, würde ich sagen, seine Hände sahen aus wie frisch manikürt.“[13]

Seit dem 19. April 2010 befinden sich die Reliquien in der Unterkirche der neuen Wallfahrtsbasilika. Das Gesicht Pater Pios wird von einer Silikonmaske verdeckt, die auch die buschigen Augenbrauen und den Bart nachbildet.[14][15]

Filme

Der Schweizer Priester Hans Buschor drehte 1968 den Dokumentarfilm Pater Pio, Vater von Millionen, eine Filmbiografie über den hl. Pio mit zahlreichen Augenzeugenberichten und historischen Filmaufnahmen aus seinem Leben, seiner letzten Messe und seiner Beerdigung.[16] Aus dem Erlös des Films finanzierte Buschor den katholischen Fernsehsender K-TV.

Carlo Carlei verfilmte 2000 das Leben Pater Pios für das Fernsehen unter dem Titel Padre Pio mit Sergio Castellitto in der Hauptrolle.

Literatur

  • Renzo Allegri: Padre Pio, Lehrer des Glaubens. Parvis, Hauteville 2002, ISBN 3-907525-61-2
  • Gabriele Amorth: Pater Pio. Lebensgeschichte eines Heiligen. Christiana, Stein am Rhein 2003, ISBN 3-7171-1108-6
  • Winfried Brandau: Finsternisse in Licht verwandeln. Bernardus-Verlag, Mariawald 4. Auflage 1998, ISBN 3-910082-62-9
  • Winfried Brandau: Heiliger Pater Pio. Helfer in großer Not. Bernardus-Verlag, Mariawald 1999, ISBN 3-937634-06-1
  • Winfried Brandau: Die heilende Kraft der Versöhnung. Bernardus-Verlag, Mariawald 2004, ISBN 3-910082-88-2
  • Winfried Brandau: Was enthüllt uns der Heilige Pater Pio im Blick auf das Jenseits?. Bernardus-Verlag, Mariawald 2004, ohne ISBN
  • Arni Decorte: Pater Pio aus Pietrelcina. Erinnerungen an einen bevorzugten Zeugen Christi. Parvis, Hauteville 2001, ISBN 3-907523-44-X
  • Josef Hanauer: Der stigmatisierte Pater Pio von Pietrelcina, Bock und Herchen, Bad Honnef 1979, ISBN 3-88347-041-4
  • Bernd Harder: Pater Pio und die Wunder des Glaubens, Pattloch, München 2003, ISBN 3-629-01658-8
  • Michael Hesemann: Stigmata. Sie tragen die Wundmale Christi, Silberschnur, Güllesheim 2006, ISBN 3-89845-125-9
  • Urte Krass: Kontrollierter Gesichtsverlust. Padre Pio und die Fotografie. In: Zeitschrift für Ideengeschichte, Heft IV/2 (2010), S. 71–96
  • Urte Krass: Stigmata und Yellow Press. Die Wunder des Padre Pio. In: Alexander C. T. Geppert, Till Kössler (Hrsg.) Wunder. Poetik und Politik des Staunens im 20. Jahrhundert, Suhrkamp, Berlin 2011, S. 363–394, ISBN 978-3-518-29584-7
  • Sergio Luzzatto: Padre Pio: Miracoli e politica nell'Italia del Novecento, Einaudi, 2007 (engl. Übersetzung von Frederika Randall: Padre Pio: Miracles and Politics in a Secular Age, Verlag Henry Holt, 2010)
  • Adi Wassermann: Pater Pio. Der stigmatisierte Kapuziner. Salvator Mundi, Gaming 1991, ISBN 3-85353-010-9
  • Ingrid Malzahn: Pater Pio von Pietrelcina. Grasmück, Altenstadt 2001, ISBN 3-931723-12-7
Commons: Pater Pio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. dazu: http://www.pater-pio.de/content/index.php?id=432
  2. http://www.vatican.va/news_services/liturgy/saints/ns_lit_doc_20020616_padre-pio_ge.html
  3. http://www.focus.de/panorama/welt/tid-9125/pater-pio_aid_263914.html
  4. Sergio Luzzatto, Padre Pio. Miracoli e politica nell'Italia del Novecento, Einaudi, Okt. 2007 (engl. von Frederika Randall, Padre Pio: Miracles and Politics in a Secular Age, Verlag Henry Holt, 2010)
  5. Julius Müller-Meiningen: Padre Pio – Heiliger Scharlatan „Doch während Italien über Padre Pio und die Säure streitet, sind Luzzattos wirklich wichtige Thesen ganz andere: Etwa die, dass der fromme Pater um 1920 offen die im Aufwind begriffene faschistische Bewegung unterstützte und sich damals ‚um Padre Pio herum ein klerikal-faschistisches Gemisch herausgebildet‘ habe.“ Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2010.
  6. a b Dirk Schümer: Der Säurenheilige. Das katholische Italien bangt: Waren die blutenden Wunden des Wundermannes Padre Pio chemische Tricks? in Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 249 vom 26. Oktober 2007
  7. Radio Vatikan: Italien: Ende der Polemik um Padre Pio, 31. Oktober 2007, online unter Radio Vatikan
  8. vgl. dazu: http://www.pater-pio.de/content/index.php?id=429
  9. Süddeutsche Zeitung: Padre Pio exhumiert, 3. März 2008
  10. Heiliger Stuhl: Biographie zur Seligsprechung von Pater Pio von Pietrelcina, Zitat Paul VI. vom 20. Februar 1971; auch wiedergegeben am Grab des Heiligen
  11. Jessie Grimond: Million to see canonisation of Padre Pio, the miracle monk who makes fortunes, The Independent, 16. Juni 2002, S. 17. Abgerufen im 4. Mai 2007 
  12. Spiegel Online: Überreste von Pater Pio kaum verwest, 3. März 2008
  13. Übersetzung aus Italy exhumes revered monk's body. BBC News, 3. März 2008, abgerufen am 25. Juni 2011.
  14. Body of saint Padre Pio exhumed, on display in Italy. Los Angeles Times, 25. April 2008, abgerufen am 25. Juni 2011.
  15. Thousands queue to see corpse of Padre Pio. The Independent, 25. April 2008, abgerufen am 25. Juni 2011.
  16. Pater Pio – ein Heiliger der hl. Eucharistie (Memento vom 3. Januar 2009 im Internet Archive) adorare.de