„Wisconsin“ – Versionsunterschied

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'''Wisconsin''' {{IPA|wɪˈskɑːnsɪn|Tondatei=En-us-Wisconsin.ogg}} ist ein [[Bundesstaat der Vereinigten Staaten|Bundesstaat]] der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]]. Der Name Wisconsin ist die englische Version der französischen Adaption eines Namens der [[Miami (Volk)|Miami]]-[[Illinois (Volk)|Illinois]] für den [[Wisconsin River]] mit der Bedeutung „der rot liegt“ (bezogen auf den [[Sandstein]] am Fluss).<ref>[http://poj.peeters-leuven.be/content.php?url=article&id=2002552&journal_code=ONO Onoma North American Onomastics 38 (2003), S. 39–56]</ref> Der Beiname von Wisconsin ist '''Badger State''' („Dachs-Staat“) bzw. '''America's Dairyland''' („Amerikas Molkereiland“).
'''Wisconsin''' {{IPA|wɪˈskɑːnsɪn|Tondatei=En-us-Wisconsin.ogg}} ist ein [[Bundesstaat der Vereinigten Staaten|Bundesstaat]] der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]]. Der Name Wisconsin ist die englische Version der französischen Adaption eines Namens der [[Miami (Volk)|Miami]]-[[Illinois (Volk)|Illinois]] für den [[Wisconsin River]] mit der Bedeutung „der rot liegt“ (bezogen auf den [[Sandstein]] am Fluss).<ref>[http://poj.peeters-leuven.be/content.php?url=article&id=2002552&journal_code=ONO Onoma North American Onomastics 38 (2003), S. 39–56]</ref> Der Beiname von Wisconsin ist '''Badger State''' („Dachs-Staat“) bzw. '''America's Dairyland''' („Amerikas Molkereiland“).


== Geographie ==
== Geografie ==
=== Geographische Lage ===
=== Geografische Lage ===
[[Datei:Wisconsin geographic provinces.svg|mini|links|Die 5 geografischen Regionen von Wisconsin.]]
[[Datei:Wisconsin geographic provinces.svg|mini|links|Die 5 geografischen Regionen von Wisconsin.]]
Flächenmäßig nimmt Wisconsin mit 169.639&nbsp;km² Rang 23 innerhalb der 50 US-Staaten ein und ist etwa zweieinhalb mal so groß wie [[Bayern]]. 28.976&nbsp;km² (17 %) des Staatsgebietes sind Wasserflächen und 46 % sind von Wald bedeckt.
Flächenmäßig nimmt Wisconsin mit 169.639&nbsp;km² Rang 23 innerhalb der 50 US-Staaten ein und ist etwa zweieinhalb mal so groß wie [[Bayern]]. 28.976&nbsp;km² (17 %) des Staatsgebietes sind Wasserflächen und 46 % sind von Wald bedeckt.
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== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Wisconsin ref 2001.jpg|mini|Geographische Karte Wisconsins]]
[[Datei:Wisconsin ref 2001.jpg|mini|Geografische Karte Wisconsins]]
[[File:2006 10 PowWow WomenDresses 009 6A.jpg|mini|Indianerfrauen der Ho Chunk Nation in Wisconsin]]
[[File:2006 10 PowWow WomenDresses 009 6A.jpg|mini|Indianerfrauen der Ho Chunk Nation in Wisconsin]]
Die ersten Europäer, die den Boden Wisconsins betraten, waren [[Frankreich|Franzosen]], die über den [[Sankt-Lorenz-Strom]] und die [[Große Seen|Großen Seen]] in den Norden der heutigen USA vordrangen. Dort lebten die indianischen Stämme der [[Ho-Chunk|Winnebago]], [[Chippewa]], [[Menominee (Volk)|Menominee]], [[Sioux]] und [[Fox (Volk)|Fox]]. Im Jahre 1634 traf der französische Entdecker [[Jean Nicolet]] auf der Suche nach einem Weg nach Asien in der Bucht von [[Green Bay]] auf Winnebago-Indianer. Die Dominanz der Franzosen wurde 1763 mit dem [[Vertrag von Paris (1763)|Vertrag von Paris]] beendet. Die anschließende englische Kontrolle des Gebietes währte bis 1812 ([[Britisch-Amerikanischer Krieg]]).
Die ersten Europäer, die den Boden Wisconsins betraten, waren [[Frankreich|Franzosen]], die über den [[Sankt-Lorenz-Strom]] und die [[Große Seen|Großen Seen]] in den Norden der heutigen USA vordrangen. Dort lebten die indianischen Stämme der [[Ho-Chunk|Winnebago]], [[Chippewa]], [[Menominee (Volk)|Menominee]], [[Sioux]] und [[Fox (Volk)|Fox]]. Im Jahre 1634 traf der französische Entdecker [[Jean Nicolet]] auf der Suche nach einem Weg nach Asien in der Bucht von [[Green Bay]] auf Winnebago-Indianer. Die Dominanz der Franzosen wurde 1763 mit dem [[Vertrag von Paris (1763)|Vertrag von Paris]] beendet. Die anschließende englische Kontrolle des Gebietes währte bis 1812 ([[Britisch-Amerikanischer Krieg]]).
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[[Datei:MadisonCapitol.jpg|mini|Hauptstadt Madison mit Kapitol]]
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Wisconsin ist einer der Staaten, die in den USA momentan als [[Swing States]] bezeichnet werden können. Seine Gegensätze von ländlich-konservativen und großstädtisch-liberalen Regionen sorgen für ein ausgewogenes politisches Gleichgewicht zwischen den großen Parteien der USA. Daher fielen auch die Ergebnisse der [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2000|Präsidentschaftswahlen 2000]] und [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2004|2004]] in Wisconsin sehr knapp aus. 2004 gewann [[John Kerry]] mit nur 50,4&nbsp;Prozent die 10 Wahlmännerstimmen für sich. Ursprünglich gehört Wisconsin allerdings eher zu den Staaten, in denen die [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] gegenüber den Republikanern leichte Vorteile haben. Zwischen 1932 und 2004 gewannen die Demokraten elf-, die Republikaner nur achtmal. Von 1988 bis 2010 gab es nur demokratische Siege bei Präsidentschaftswahlen.<ref>[http://www.270towin.com/ www.270towin.com]</ref> 2016 gewann [[Donald Trump]] mit 47.2% der Stimmen ([[Hillary Clinton]] 46.5%).
Wisconsin ist einer der Staaten, die in den USA momentan als [[Swing States]] bezeichnet werden können. Seine Gegensätze von ländlich-konservativen und großstädtisch-liberalen Regionen sorgen für ein ausgewogenes politisches Gleichgewicht zwischen den großen Parteien der USA. Daher fielen auch die Ergebnisse der [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2000|Präsidentschaftswahlen 2000]] und [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2004|2004]] in Wisconsin sehr knapp aus. 2004 gewann [[John Kerry]] mit nur 50,4&nbsp;Prozent die 10 Wahlmännerstimmen für sich. Ursprünglich gehört Wisconsin allerdings eher zu den Staaten, in denen die [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] gegenüber den Republikanern leichte Vorteile haben. Zwischen 1932 und 2004 gewannen die Demokraten elf-, die Republikaner nur achtmal. Von 1988 bis 2010 gab es nur demokratische Siege bei Präsidentschaftswahlen.<ref>[http://www.270towin.com/ www.270towin.com]</ref> 2016 gewann [[Donald Trump]] mit 47.2% der Stimmen ([[Hillary Clinton]] 46.5%).
Immer wieder waren Politiker aus Wisconsin, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, Vorkämpfer für progressive Politik und soziale Reformen. Zu den bedeutendsten politischen Persönlichkeiten in der Geschichte des Staates zählen [[Robert M. La Follette senior]], 1901–1906 Gouverneur und 1905–1925 republikanischer [[Senat der Vereinigten Staaten|Senator]] von Wisconsin und später Begründer und Präsidentschaftskandidat der [[Progressive Party (1924)|Progressiven Partei]], [[Joseph McCarthy]], ein Republikaner, der in den 1950er Jahren Jagd auf tatsächliche oder vermeintliche [[Kommunismus|Kommunisten]] im sozialen Leben machte, und [[Russ Feingold]], ein bekannter ehemaliger Senator, der zum progressiv-liberalen Flügel der Demokraten zählte.
Immer wieder waren Politiker aus Wisconsin, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, Vorkämpfer für progressive Politik und soziale Reformen. Zu den bedeutendsten politischen Persönlichkeiten in der Geschichte des Staates zählen [[Robert M. La Follette senior]], 1901–1906 Gouverneur und 1905–1925 republikanischer [[Senat der Vereinigten Staaten|Senator]] von Wisconsin und später Begründer und Präsidentschaftskandidat der [[Progressive Party (1924)|Progressiven Partei]], [[Joseph McCarthy]], ein Republikaner, der in den 1950er Jahren Jagd auf tatsächliche oder vermeintliche [[Kommunismus|Kommunisten]] im sozialen Leben machte, und [[Russ Feingold]], ein bekannter ehemaliger Senator, der zum progressiv-liberalen Flügel der Demokraten zählte.


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* Linda S. Godfrey, Richard D. Hendricks: ''Weird Wisconsin. Your Travel Guide to Wisconsin’s Local Legends and Best Kept Secrets.'' Sterling 2005. ISBN 978-0-7607-5944-8
* Linda S. Godfrey, Richard D. Hendricks: ''Weird Wisconsin. Your Travel Guide to Wisconsin’s Local Legends and Best Kept Secrets.'' Sterling 2005. ISBN 978-0-7607-5944-8
* Thomas Huhti: ''Wisconsin''. Moon Handbooks. Avalon Travel Publishing 2011. ISBN 978-1-59880-745-5
* Thomas Huhti: ''Wisconsin''. Moon Handbooks. Avalon Travel Publishing 2011. ISBN 978-1-59880-745-5
* Erika Janik: '' A Short History of Wisconsin''. Wisconsin Historical Society Press 2010. ISBN 978-0-87020-440-1
* Erika Janik: ''A Short History of Wisconsin''. Wisconsin Historical Society Press 2010. ISBN 978-0-87020-440-1
* Bettina Ling: ''Wisconsin''. Children’s Press 2008. ISBN 978-0-531-18810-1
* Bettina Ling: ''Wisconsin''. Children’s Press 2008. ISBN 978-0-531-18810-1
* Kevin Revolinski: ''Backroads & Byways of Wisconsin. Drives, Day Trips and Weekend Excursions.'' Countryman Press 2009. ISBN 978-0-88150-816-1
* Kevin Revolinski: ''Backroads & Byways of Wisconsin. Drives, Day Trips and Weekend Excursions.'' Countryman Press 2009. ISBN 978-0-88150-816-1

Version vom 3. Mai 2018, 15:41 Uhr

Wisconsin
Flagge Siegel
Karte der USA, Wisconsin hervorgehobenAlaskaHawaiiRhode IslandWashington, D.C.MaineNew HampshireVermontMassachusettsConnecticutNew YorkPennsylvaniaDelawareNew JerseyMarylandVirginiaWest VirginiaOhioIndianaNorth CarolinaKentuckyTennesseeSouth CarolinaGeorgiaFloridaAlabamaMississippiMichiganWisconsinIllinoisLouisianaArkansasMissouriIowaMinnesotaNorth DakotaSouth DakotaNebraskaKansasOklahomaTexasNew MexicoColoradoWyomingMontanaIdahoUtahArizonaNevadaWashingtonOregonKalifornienKubaKanadaBahamasTurks- und CaicosinselnMexiko
Karte der USA, Wisconsin hervorgehoben
Liste der Bundesstaaten
Hauptstadt: Madison
Staatsmotto: Forward
Fläche: 169.639[1] km²
Einwohner: 5.778.708 (2016 geschätzt) (33,5 E. / km²)
Mitglied seit: 29. Mai 1848
Zeitzone: Central: UTC−6/−5
Höchster Punkt: 595 m (Timms Hill)
Durchschn. Höhe: 320 m
Tiefster Punkt: 176 m Lake Michigan
Gouverneur: Scott Walker (R)
Post / Amt / ISO WI / WI / US-WI
Karte von Wisconsin
Karte von Wisconsin
Karte von Wisconsin

Wisconsin [wɪˈskɑːnsɪnAudiodatei abspielen ist ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Name Wisconsin ist die englische Version der französischen Adaption eines Namens der Miami-Illinois für den Wisconsin River mit der Bedeutung „der rot liegt“ (bezogen auf den Sandstein am Fluss).[2] Der Beiname von Wisconsin ist Badger State („Dachs-Staat“) bzw. America's Dairyland („Amerikas Molkereiland“).

Geografie

Geografische Lage

Die 5 geografischen Regionen von Wisconsin.

Flächenmäßig nimmt Wisconsin mit 169.639 km² Rang 23 innerhalb der 50 US-Staaten ein und ist etwa zweieinhalb mal so groß wie Bayern. 28.976 km² (17 %) des Staatsgebietes sind Wasserflächen und 46 % sind von Wald bedeckt. Es gibt rund 15.000 Seen und große Waldgebiete in Wisconsin, so dass zahlreiche Touristen regelmäßig aus dem Großraum Chicago in den nördlich gelegenen Nachbarstaat reisen. Geografisch kann Wisconsin in 5 Regionen untergliedert werden: das nördliche Lake Superior Lowland umfasst ein Gebiet entlang des Oberen Sees. Südlich davon schließen sich die Northern Highlands an, die durch Misch- und Nadelwälder, darunter auch dem Chequamegon-Nicolet National Forest und Tausenden eiszeitlicher Seen geprägt sind. Hier findet sich mit Timms Hill auch der höchstgelegene Punkt des Staatsgebietes. Die Central Plains weisen neben ergiebigem Ackerland einige bemerkenswerte Sandsteinformationen auf. In den Eastern Ridges and Lowlands im Südosten liegen die größten Städte des Staates. Die Western Uplands zeigen einen Wechsel zwischen Wäldern und Ackerland.

Ausdehnung des Staatsgebiets

Typische Farm in Wisconsin
Typische Kleinstadt-Straßenszene, Fountain City

Wisconsin hat eine Länge von 500 km zwischen 42° 30' N und 47° 3' N und eine Breite von 420 km zwischen 86° 49' W und 92° 54' W.

Nachbarstaaten

Wisconsin grenzt im Norden an den Oberen See und Michigan, im Osten an den Michigansee, im Süden an Illinois und im Westen an Iowa und Minnesota.

Gliederung

Flagge

Die Flagge von Wisconsin ist eine blaue Flagge, auf der zentriert das Siegel von Wisconsin platziert ist. In der Mitte steht unter dem Schriftzug ‚Wisconsin‘ und über der Jahreszahl ‚1848‘ das Staatswappen von 1851, das als Schildhalter einen Seemann und einen Bergmann als Symbole der Arbeit zu Land und auf See zeigt.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Census Einwohner ± rel.
1850 305.391
1860 775.881 154,1 %
1870 1.054.670 35,9 %
1880 1.315.457 24,7 %
1890 1.693.330 28,7 %
1900 2.069.042 22,2 %
1910 2.333.860 12,8 %
1920 2.632.067 12,8 %
1930 2.939.006 11,7 %
1940 3.137.587 6,8 %
1950 3.434.575 9,5 %
1960 3.951.777 15,1 %
1970 4.417.731 11,8 %
1980 4.705.767 6,5 %
1990 4.891.769 4 %
2000 5.363.675 9,6 %
2010 5.686.986 6 %
2020 5.893.718 3,6 %
Vor 1900[3]

1900–1990[4] 2000[5]

Bevölkerungsdichte

Mit seinen 5.709.843 Einwohnern (2011) steht Wisconsin in der Reihe der amerikanischen Bundesstaaten an 20. Stelle, hat etwa 400.000 Einwohner weniger als Hessen und ist mit 33,7 Einwohnern pro Quadratkilometer nur halb so dicht besiedelt wie Mecklenburg-Vorpommern.

86,2 % der Bevölkerung sind Weiße, 6,3 % Afroamerikaner, 2,9 % Hispanics, rund 2,3 % Asiaten, ca. 1,0 % indianischer Herkunft und 2,3 % aus anderer Herkunft.[6]

Wisconsin wird regelmäßig als der Bundesstaat erfasst, in dem Afroamerikaner am schlechtesten leben.[7] Wisconsin hat die höchste Kindersterblichkeitsrate der USA unter Schwarzen; in Milwaukee ist sie unter schwarzen Säuglingen doppelt so hoch wie unter weißen.[8] Die schwarze Bevölkerung ist weit überdurchschnittlich oft unter der Armutsgrenze oder in Haft. 70 % der Schwarzen im Bundesstaat leben in Milwaukee, dort wurde fast die Hälfte aller afroamerikanischer Männer zwischen 20 und 40 bereits zu einer Haftstrafe verurteilt.[9] Während des US Census 2010 waren 12,8 % aller schwarzen Männer in Wisconsin in Haft,[10] der höchste Wert in den USA. Dazu kommen besonders strikte Strafgesetze, die überproportional Afroamerikaner treffen.[11]

Geschichtlich gesehen gibt es enge Bezüge zwischen Deutschland und Wisconsin. Fast die Hälfte der Einwohner stammt von deutschen Einwanderern ab. Städtenamen wie Berlin, New Berlin, Kiel, New Holstein und Rhinelander deuten auf die Herkunft der Ortsgründer hin. Vor allem nach der gescheiterten Revolution von 1848 zog es viele enttäuschte und verfolgte deutsche Demokraten in diesen Teil der USA, der erst kurz zuvor zur Besiedlung freigegeben worden war. Auch der deutsche Revolutionär Carl Schurz war ein solcher Achtundvierziger und lebte einige Zeit in Wisconsin. Seine Frau Margarathe Meyer gründete 1856 in Watertown den ersten Kindergarten der Vereinigten Staaten. Um die Einwanderer religiös zu betreuen, schifften sich z. B. 1860 Franziskaner-Minoriten von Bremen nach Amerika ein. Darunter befand sich u. a. Constantin Maria von Droste zu Hülshoff (1841–1901), der über 30 Jahre in Wisconsin als Missionar wirkte.

Auch die größte Stadt des Bundesstaates, Milwaukee, wurde in ihrer Entwicklung stark von deutschen Einflüssen geprägt. Nach Angaben von Samuel Freemans The Emigrant Handbook gab es 1851 allein sechs deutschsprachige Zeitungen in der Stadt, die den Spitznamen „Deutsches Athen“ trug. Um 1880 waren 27 Prozent der Stadtbevölkerung gebürtige Deutsche. Ein Erbe der ersten Einwanderergeneration bestand in dem ausgeprägten Gemeinsinn der Bürger Milwaukees. Die Stadt galt in sozialen Belangen stets als sehr fortschrittlich. 1910 wurde Emil Seidel der erste sozialistische Bürgermeister einer größeren Stadt in den USA.

Auf kulinarischem Gebiet haben die deutschen Einwanderer ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die Großbrauereien Pabst, Blatz, Schlitz und Miller trugen Milwaukee den Ruf der amerikanischen Bierhauptstadt ein. Bratwürste und Sauerkraut sind noch heute sehr beliebt. Selbst die Fast-Food-Kette McDonald’s hatte für kurze Zeit in Wisconsin Bratwürste im Angebot, die meist nur brats genannt werden. Der Erste Weltkrieg führte jedoch dazu, die Betonung der deutschen Traditionen und den Bezug zur alten Heimat stark einzuschränken. Selbst das Sauerkraut wurde zeitweise in liberty cabbage umbenannt; zum Abschluss gelangte diese teils erzwungene, teils freiwillige Assimilation dann während des Zweiten Weltkrieges. Jährlich findet in Milwaukee das Germanfest statt.

Religionen

Willkommensschild Wisconsin in Superior

Die mitgliederstärksten Religionsgemeinschaften im Jahre 2000 waren die Katholische Kirche mit 1.695.660, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika mit 463.432 und die Lutherische Kirche - Missouri-Synode mit 241.306 Mitgliedern.[12]

Bildung

Campus der Marquette University in Milwaukee

Größte Städte

La Crosse (Wisconsin)West AllisJanesville (Wisconsin)Eau Claire (Wisconsin)Oshkosh (Wisconsin)WaukeshaAppleton (Wisconsin)Racine (Wisconsin)KenoshaGreen BayMadison (Wisconsin)Milwaukee

Siehe auch:

Geschichte

Geografische Karte Wisconsins
Indianerfrauen der Ho Chunk Nation in Wisconsin

Die ersten Europäer, die den Boden Wisconsins betraten, waren Franzosen, die über den Sankt-Lorenz-Strom und die Großen Seen in den Norden der heutigen USA vordrangen. Dort lebten die indianischen Stämme der Winnebago, Chippewa, Menominee, Sioux und Fox. Im Jahre 1634 traf der französische Entdecker Jean Nicolet auf der Suche nach einem Weg nach Asien in der Bucht von Green Bay auf Winnebago-Indianer. Die Dominanz der Franzosen wurde 1763 mit dem Vertrag von Paris beendet. Die anschließende englische Kontrolle des Gebietes währte bis 1812 (Britisch-Amerikanischer Krieg).

Während lange Zeit der Pelzhandel die wichtigste Einnahmequelle der Siedler war, führte die Ausbeutung von Bleiminen zu einer ersten Siedlungswelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Bergleute erhielten den Spitznamen „Badger“ (Dachse). Wisconsin gilt bis heute noch als der „Badger State“. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts beschleunigte der Bau von Eisenbahnen die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Landes. Vor allem die Holzwirtschaft und später die Papierindustrie prägte den Norden des Landes. Neben einer starken Einwanderungswelle aus Deutschland kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch viele Siedler aus Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland nach Wisconsin. Schweizer gründeten die Städte New Glarus und Monroe. Aber auch aus Mittel- und Osteuropa fanden viele Einwanderer den Weg nach Milwaukee. 10 % der Einwohner von Wisconsin stammen aus Polen oder von polnischen Einwanderern ab.

Seit dem 29. Mai 1848 ist Wisconsin der 30. Bundesstaat der USA. Wisconsin war von Anfang an ein freier Staat, also ein Staat, der keine Sklaverei zuließ. 1854 wurde Joshua Glover, ein aus Missouri entlaufener Sklave, in Wisconsin festgenommen und er sollte gemäß dem Fugitive Slave Law zurückgebracht werden. Ein Mob von Sklavereigegnern befreite ihn gewaltsam und ließ ihn nach Kanada fliehen. Der Wisconsin Supreme Court erklärte das Fugitive Slave Law für verfassungswidrig[13]. Während des Sezessionskrieges kämpften rund 91.000 Männer aus Wisconsin für die Union.[14]

Politik

Hauptstadt Madison mit Kapitol

Wisconsin ist einer der Staaten, die in den USA momentan als Swing States bezeichnet werden können. Seine Gegensätze von ländlich-konservativen und großstädtisch-liberalen Regionen sorgen für ein ausgewogenes politisches Gleichgewicht zwischen den großen Parteien der USA. Daher fielen auch die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen 2000 und 2004 in Wisconsin sehr knapp aus. 2004 gewann John Kerry mit nur 50,4 Prozent die 10 Wahlmännerstimmen für sich. Ursprünglich gehört Wisconsin allerdings eher zu den Staaten, in denen die Demokraten gegenüber den Republikanern leichte Vorteile haben. Zwischen 1932 und 2004 gewannen die Demokraten elf-, die Republikaner nur achtmal. Von 1988 bis 2010 gab es nur demokratische Siege bei Präsidentschaftswahlen.[15] 2016 gewann Donald Trump mit 47.2% der Stimmen (Hillary Clinton 46.5%). Immer wieder waren Politiker aus Wisconsin, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, Vorkämpfer für progressive Politik und soziale Reformen. Zu den bedeutendsten politischen Persönlichkeiten in der Geschichte des Staates zählen Robert M. La Follette senior, 1901–1906 Gouverneur und 1905–1925 republikanischer Senator von Wisconsin und später Begründer und Präsidentschaftskandidat der Progressiven Partei, Joseph McCarthy, ein Republikaner, der in den 1950er Jahren Jagd auf tatsächliche oder vermeintliche Kommunisten im sozialen Leben machte, und Russ Feingold, ein bekannter ehemaliger Senator, der zum progressiv-liberalen Flügel der Demokraten zählte.

Im Senat des 114. Kongresses wird Wisconsin vom Republikaner Ron Johnson und der Demokratin Tammy Baldwin vertreten. Die Delegation des Staates im Repräsentantenhaus besteht aus fünf Republikanern und drei Demokraten.

In Deutschland wurde man auf Wisconsin aufmerksam, weil der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch das dortige Sozialhilfemodell Welfare to Work (Arbeit statt Sozialhilfe) auch propagierte. Dieses Modell geht auf den früheren Gouverneur und Ex-US-Gesundheitsminister Tommy Thompson zurück, der 1997 das Programm „Wisconsin Works“ (W-2) einführte und damit die Zahl der Sozialhilfeempfänger stark reduzieren konnte. Ob und wie dieses Konzept auch in Deutschland umgesetzt werden kann, ist umstritten. Von seiner Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur her ist Wisconsin kaum mit deutschen Verhältnissen vergleichbar. Lediglich im Süden (Madison, Milwaukee) gibt es größere Städte, in denen soziale Probleme in nennenswertem Umfang greifbar sind.

Im Frühjahr 2011 tobte in Wisconsin ein Machtkampf zwischen dem republikanischen Gouverneur Scott Walker und einem großen Teil der Angestellten des öffentlichen Diensts, weil Walker die Tarifhoheit der Gewerkschaften de facto abschaffen wollte, um drastische Ausgabenkürzungen durchzusetzen. Dies führte zu chaotischen Zuständen, wie der Besetzung des Parlamentsgebäudes in Madison durch Demonstranten. Auch verließen die demokratischen Senatoren den Staat, um eine Abstimmung über das Gesetz zu blockieren.[16] Die von der Opposition geplante Abwahl des Gouverneurs scheiterte, Walker erhielt 54 % der Stimmen.[17]

Gouverneure

Senat

Repräsentantenhaus

Partnerschaften

Das deutsche Bundesland Hessen ist seit dem 20. September 1976 Partnerland Wisconsins.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sport

In den US-Profiligen spielen:

Wirtschaft und Infrastruktur

Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (engl. per capita real GDP) lag im Jahre 2016 bei USD 53.565 (nationaler Durchschnitt der 50 US-Bundesstaaten: USD 57.118; nationaler Rangplatz: 20).[18] Die Arbeitslosenrate lag im November 2017 bei 3,2 % (Landesdurchschnitt: 4,1 %).[19]

Haupterwerbszweig ist immer noch die Landwirtschaft. Wegen seiner intensiv betriebenen Milchwirtschaft trägt der Staat den Namen „Amerikas Molkereiland“ (America’s Dairyland). Die Landesbewohner werden scherzhaft auch Cheeseheads (Käseköpfe) genannt, so dass die Fans des berühmten Footballteams Green Bay Packers mit Vorliebe Hüte in Form eines dreieckigen Emmentalers tragen. Wisconsin verfügt aber auch über eine starke industrielle Wirtschaftsbasis. Milwaukee wurde in den Zeiten des New Deal und Zweiten Weltkriegs zu „Amerikas Werkzeugkiste“. Die Sanitärfabrik Kohler hat ihren Sitz in Sheboygan, aus Milwaukee kommen neben den Motorrädern von Harley-Davidson auch die Rasenmäher von Briggs & Stratton und in Waterloo hat der Fahrradhersteller Trek seinen Hauptsitz. Das auch in Deutschland vertretene Versandhaus Lands’ End hat sein Hauptquartier in Dodgeville.

Literatur

Commons: Wisconsin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wisconsin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Density Using Land Area
  2. Onoma North American Onomastics 38 (2003), S. 39–56
  3. U.S. Census Bureau _ Census of Population and Housing. Abgerufen am 28. Februar 2011
  4. Auszug aus Census.gov. Abgerufen am 28. Februar 2011
  5. Auszug aus factfinder.census.gov Abgerufen am 28. Februar 2011
  6. Quickfacts: Wisconsin (englisch) (Memento des Originals vom 3. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quickfacts.census.gov
  7. Brentin Mock: Half of Wisconsin’s Black Neighborhoods Are Jails. Citylab, 9. August 2016
  8. Alice Speri: Black students in Milwaukee are demanding changes to racist discipline in public schools The Intercept, 11. April 2018.
  9. University of Wisconsin: Black Imprisonment, Studie von 2013
  10. National Public Radio: Wisconsin locks up more of its black man then any other state, 24. April 2013
  11. Citylab.com: How Wisconsin Became the Home of Black Incarceration, 17. August 2016
  12. The Association of Religion Data Archives | Maps & Reports
  13. Henry Legler: Leading Events of Wisconsin History. Sentinel, Milwaukee, WI 1898, Rescue of Joshua Glover, a Runaway Slave, S. 226–29 (hier [abgerufen am 13. März 2010]).
  14. Turning Points in Wisconsin History: The Iron Brigade, Old Abe and Military Affairs. Wisconsin Historical Society, abgerufen am 13. März 2010.
  15. www.270towin.com
  16. tagesschau.de Aufstand im Mittleren Westen der USA (Memento vom 4. März 2011 im Internet Archive), abgerufen am 3. März 2011
  17. Entscheidung in Wisconsin: Erzkonservativer US-Gouverneur triumphiert über Demokraten, abgerufen am 31. Juli 2013
  18. U.S. Bureau of Economic Analysis: Regional Economic Accounts
  19. Unemployment Rates for States. Abgerufen am 8. Januar 2018.

Koordinaten: 44° 44′ N, 89° 45′ W