„Demo-Sanitäter“ – Versionsunterschied

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Bei den Protesten gegen das [[Welthandelsorganisation|Treffen der World Trade Organization (WTO)]] 1999 und im Umfeld des [[Weltsozialforum|Weltsozialforums]] in [[Seattle]], Washington halfen ''street medics'' den Protestierenden. Während dieser Proteste wurden Verletzungen durch Reizgas, Pfefferspray, Pferrgeschosse, Leuchtsturmgeschossen, Plastikgeschosse behandelt und Menschen waren durch den Einsatz von [[Taser]] und Polizeihunden in Mitleidenschaft gezogen worden<ref name=":1" />. Einige Organisationen in den USA bieten Kurse für jedermann zum zertifizierten ''street medic'' mit unterschiedlichen Schwerpunkten an.<ref>{{Literatur |Titel=Street Medic Certification Training |Sammelwerk=EXCO Twin Cities |Datum=2016-02-21 |Online=https://excotwincities.org/2016/02/21/street-medic-training/ |Abruf=2017-12-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.rosehipmedics.org/trainings/ |titel=Trainings {{!}} Rosehip Medic Collective |zugriff=2017-12-15 |sprache=en-US}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Homeless 'street medics' prepare for any emergency |Sammelwerk=Citizen Times |Datum= |Online=http://www.citizen-times.com/story/news/local/2017/04/12/homeless-street-medics-prepare-any-emergency/99975562/ |Abruf=2017-12-15}}</ref>
Bei den Protesten gegen das [[Welthandelsorganisation|Treffen der World Trade Organization (WTO)]] 1999 und im Umfeld des [[Weltsozialforum|Weltsozialforums]] in [[Seattle]], Washington halfen ''street medics'' den Protestierenden. Während dieser Proteste wurden Verletzungen durch Reizgas, Pfefferspray, Pferrgeschosse, Leuchtsturmgeschossen, Plastikgeschosse behandelt und Menschen waren durch den Einsatz von [[Taser]] und Polizeihunden in Mitleidenschaft gezogen worden<ref name=":1" />. Einige Organisationen in den USA bieten Kurse für jedermann zum zertifizierten ''street medic'' mit unterschiedlichen Schwerpunkten an.<ref>{{Literatur |Titel=Street Medic Certification Training |Sammelwerk=EXCO Twin Cities |Datum=2016-02-21 |Online=https://excotwincities.org/2016/02/21/street-medic-training/ |Abruf=2017-12-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.rosehipmedics.org/trainings/ |titel=Trainings {{!}} Rosehip Medic Collective |zugriff=2017-12-15 |sprache=en-US}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Homeless 'street medics' prepare for any emergency |Sammelwerk=Citizen Times |Datum= |Online=http://www.citizen-times.com/story/news/local/2017/04/12/homeless-street-medics-prepare-any-emergency/99975562/ |Abruf=2017-12-15}}</ref>


Demo-Sanitäter sind bei vielen Demonstrationen in Deutschland im Einsatz. Die bundesweit älteste professionell organisierte Gruppe ist die Sanitätsgruppe Südwest.<ref>{{Internetquelle |autor=Minh Schredle |url=https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/363/hilfe-im-gepaeck-4968.html |titel=Hilfe im Gepäck |werk=kontextwochenzeitung.de |hrsg=KONTEXT:Wochenzeitung |datum=2018-03-14 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20180316141819/https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/363/hilfe-im-gepaeck-4968.html |archiv-datum=2018-03-16 |zugriff=2018-03-16}}</ref> Bei größeren Protestveranstaltungen wie den Demonstrationen gegen [[Atommülltransporte in Deutschland|Castor-Transporte]], bei den Aktionen von [[Ende Gelände 2017|Ende Gelände]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ende-gelaende.org/de/mitmachen/gesucht-demo-sanis/ |titel=Gesucht: Demo-Sanis – Ende Gelände |zugriff=2017-12-15}}</ref> oder gegen G8- und G20-Treffen<ref>{{Internetquelle |url=https://g20sanis.blackblogs.org/ |titel=G20 Sani Koordination |zugriff=2017-12-15}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=»Man kann froh sein, dass es keine Toten gab« (neues deutschland) |Datum= |Online=https://www.neues-deutschland.de/artikel/1058374.man-kann-froh-sein-dass-es-keine-toten-gab.html |Abruf=2017-12-15}}</ref> leisteten zahlreiche Sanitäter-Teams Erste Hilfe.
Demo-Sanitäter sind bei vielen Demonstrationen in Deutschland im Einsatz. Die bundesweit älteste professionell organisierte Gruppe ist die Sanitätsgruppe Südwest.<ref>Minh Schredle: [https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/363/hilfe-im-gepaeck-4968.html Hilfe im Gepäck], [[Kontext (Wochenzeitung)|Kontext]], 14. März 2018</ref> Bei größeren Protestveranstaltungen wie den Demonstrationen gegen [[Atommülltransporte in Deutschland|Castor-Transporte]], bei den Aktionen von [[Ende Gelände 2017|Ende Gelände]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ende-gelaende.org/de/mitmachen/gesucht-demo-sanis/ |titel=Gesucht: Demo-Sanis – Ende Gelände |zugriff=2017-12-15}}</ref> oder gegen G8- und G20-Treffen<ref>{{Internetquelle |url=https://g20sanis.blackblogs.org/ |titel=G20 Sani Koordination |zugriff=2017-12-15}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=»Man kann froh sein, dass es keine Toten gab« (neues deutschland) |Datum= |Online=https://www.neues-deutschland.de/artikel/1058374.man-kann-froh-sein-dass-es-keine-toten-gab.html |Abruf=2017-12-15}}</ref> leisteten zahlreiche Sanitäter-Teams Erste Hilfe.


Das [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz]] ging 2006 gerichtlich gegen Demosanitäter-Gruppen und die Plattform [[Nadir (Internetportal)|Nadir]] wegen der verwendeten Logos vor. Diese seien zu nahe am völkerrechtlichen [[Schutzzeichen]] Rotes Kreuz, welches in den [[Genfer Konventionen]] festgeschrieben ist. Das Zeichen zeigt ein rotes Kreuz, welches oben in eine rote Faust übergeht. Diese Faust wurde weiter als "Zeichen der Gewalt" interpretiert, das dem Sinn des völkerrechtlichen Schutzes des Roten Kreuzes zuwiderlaufe.<ref name=":2" /> 2015 erhielten auch die Demosanitäter der Sanitätsgruppe Süd-West nach einer außergerichtlichen Einigung mit dem [[Bundesverband eigenständiger Rettungsdienste und Katastrophenschutz|Bundesverband eigenständiger Rettungsdienste und Katastrophenschutz e.V. (BKS)]] ein neues Logo.<ref>{{Literatur |Titel=Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V. • Geschichte der Sanitätsgruppe Süd-West |Sammelwerk=Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V. |Online=https://demosanitaeter.com/sanitaetsgruppe/geschichte/ |Abruf=2018-02-24}}</ref>
Das [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz]] ging 2006 gerichtlich gegen Demosanitäter-Gruppen und die Plattform [[Nadir (Internetportal)|Nadir]] wegen der verwendeten Logos vor. Diese seien zu nahe am völkerrechtlichen [[Schutzzeichen]] Rotes Kreuz, welches in den [[Genfer Konventionen]] festgeschrieben ist. Das Zeichen zeigt ein rotes Kreuz, welches oben in eine rote Faust übergeht. Diese Faust wurde weiter als "Zeichen der Gewalt" interpretiert, das dem Sinn des völkerrechtlichen Schutzes des Roten Kreuzes zuwiderlaufe.<ref name=":2" /> 2015 erhielten auch die Demosanitäter der Sanitätsgruppe Süd-West nach einer außergerichtlichen Einigung mit dem [[Bundesverband eigenständiger Rettungsdienste und Katastrophenschutz|Bundesverband eigenständiger Rettungsdienste und Katastrophenschutz e.V. (BKS)]] ein neues Logo.<ref>{{Literatur |Titel=Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V. • Geschichte der Sanitätsgruppe Süd-West |Sammelwerk=Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V. |Online=https://demosanitaeter.com/sanitaetsgruppe/geschichte/ |Abruf=2018-02-24}}</ref>

Version vom 16. März 2018, 16:48 Uhr

Demo-Sanitäter vor dem Deutsche-Bank-Hochhaus, Frankfurt bei Blockupy 2013

Demo-Sanitäter (englisch street medics oder action medics), auch Demonstrations-Sanitäter, sind Freiwillige mit einer medizinischen Ausbildung, die Sanitätsdienste bei Demonstrationen leisten. Die Teams sind in Gruppen zusammengeschlossen und arbeiten mit den regulären Rettungsorganisationen zusammen, sind jedoch kein Teil von ihnen.

Arbeit

Die Sanitäter tragen bei ihren Einsätzen teilweise Schutzkleidung wie Helme und Atemmasken, um sich vor Wurfgeschossen oder Pfefferspray zu schützen. Meist sind die Sanitäter durch die orangefarbenen Westen für potenzielle Patienten und die Polizei erkennbar. In Deutschland operieren die Demo-Sanitäter meist in Teams von sechs Personen.[1] Nach der Erstversorgung werden die Verletzten in der Regel in reguläre medizinische Behandlung überführt.

Die taz schrieb 2017 zur Arbeit der Deutschen Demo-Sanitäter: "Wie andere Rettungskräfte auch leisten Demo-Sanis medizinische Hilfe – von der Erstversorgung bis zur Reanimierung. Oft behandeln sie die Auswirkungen von Pfefferspray, Verletzungen, die von Schlägen verursacht wurden, oder betreuen Traumatisierte. Wenn die Situation ihre Kompetenzen übersteige, sorgten sie für den schnellstmöglichen Zugang zu regulären Rettungskräften oder Notärzt*innen."[2]

Ein Berliner Amtsgericht verurteilte 2017 einen Demo-Sanitäter, der bei Protesten gegen eine rechte „Merkel muss weg“-Demonstration im November 2016 im Einsatz war. Der Mann trug eine orangefarbene Warnweste, einen Helm und eine Atemschutzmaske. Das Gericht sah darin einen Verstoß gegen das Vermummungs- (Atemmaske) und das Schutzwaffenverbot (Helm). Eine Sonderstellung als Sanitäter billigte ihm das Berliner Gericht nicht zu.[3]

Einige Gruppen finanzieren sich über Spenden und Solidaritäts-Veranstaltungen.[4][5]

Geschichte

In den USA wurden Gruppen, die sich street medics nannten, erstmals in der Zeit der großen Demonstrationen des Civil rights movement und der großen Antikriegsdemonstrationen in den 1960er Jahren aktiv. Sie halfen bei Protesten des American Indian Movement (AIM), Vietnam Veterans Against the War (VVAW), der Young Lords Party, der [[Black Panther Party] und anderer Bewegungen in den 1960er und 1970er Jahren.[6]

Bei den Protesten gegen das Treffen der World Trade Organization (WTO) 1999 und im Umfeld des Weltsozialforums in Seattle, Washington halfen street medics den Protestierenden. Während dieser Proteste wurden Verletzungen durch Reizgas, Pfefferspray, Pferrgeschosse, Leuchtsturmgeschossen, Plastikgeschosse behandelt und Menschen waren durch den Einsatz von Taser und Polizeihunden in Mitleidenschaft gezogen worden[6]. Einige Organisationen in den USA bieten Kurse für jedermann zum zertifizierten street medic mit unterschiedlichen Schwerpunkten an.[7][8][9]

Demo-Sanitäter sind bei vielen Demonstrationen in Deutschland im Einsatz. Die bundesweit älteste professionell organisierte Gruppe ist die Sanitätsgruppe Südwest.[10] Bei größeren Protestveranstaltungen wie den Demonstrationen gegen Castor-Transporte, bei den Aktionen von Ende Gelände[11] oder gegen G8- und G20-Treffen[12][13] leisteten zahlreiche Sanitäter-Teams Erste Hilfe.

Das Deutsche Rote Kreuz ging 2006 gerichtlich gegen Demosanitäter-Gruppen und die Plattform Nadir wegen der verwendeten Logos vor. Diese seien zu nahe am völkerrechtlichen Schutzzeichen Rotes Kreuz, welches in den Genfer Konventionen festgeschrieben ist. Das Zeichen zeigt ein rotes Kreuz, welches oben in eine rote Faust übergeht. Diese Faust wurde weiter als "Zeichen der Gewalt" interpretiert, das dem Sinn des völkerrechtlichen Schutzes des Roten Kreuzes zuwiderlaufe.[5] 2015 erhielten auch die Demosanitäter der Sanitätsgruppe Süd-West nach einer außergerichtlichen Einigung mit dem Bundesverband eigenständiger Rettungsdienste und Katastrophenschutz e.V. (BKS) ein neues Logo.[14]

Gruppen

Australien

  • Melbourne Street Medic Collective (MelbSMC)[15]

Deutschland

  • Riot Medics Berlin
  • Autonome Sanität Hamburg
  • Actionmedics Hamburg[16]
  • Autonome Sanitätsinitiative Dresden
  • Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V.[17]
  • streetmedic - Sanitätsdienst Berlin-Brandenburg e.V.[18]

Frankreich

  • Street Medic Nantes[19]

Literatur

  • M. Weinstein: Sciences for the red zones of neoliberalism. Cultural Studies of Science Education, Volume 10, Issue 1 2015, S. 41–51 (doi:10.1007/s11422-013-9490-y).
  • Matt Anderson, Laurie Wen: Support Guide for Health Care Personnel Interested in Working with the Occupy Wall Street Movement. Social Medicine, Vol 6, Nr. 3, 2012.

Einzelnachweise

  1. Demo-Sanitäter: Schutz durch Selbstschutz. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  2. Volkan Ağar: Gemischtes Doppel : Sanitäter auf den Demos:Lukas Kratzsch. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Juli 2017, ISSN 0931-9085, S. 16 (taz.de [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  3. Labournet: Schutz durch Selbstschutz. Demonstrationssanitäter wurde wegen Vermummung und Passivbewaffnung verurteilt » LabourNet Germany. In: LabourNet Germany. 18. Dezember 2017 (labournet.de [abgerufen am 15. Januar 2018]).
  4. Linkes Zentrum Stuttgart. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  5. a b ROBERT MATTHIES: Die Faust soll in der Tasche bleiben. In: Die Tageszeitung: taz. 7. Oktober 2006, ISSN 0931-9085, S. 31 (taz.de [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  6. a b Street Medic History. In: Atlanta Resistance Medics. 24. April 2012 (wordpress.com [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  7. Street Medic Certification Training. In: EXCO Twin Cities. 21. Februar 2016 (excotwincities.org [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  8. Trainings | Rosehip Medic Collective. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (amerikanisches Englisch).
  9. Homeless 'street medics' prepare for any emergency. In: Citizen Times. (citizen-times.com [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  10. Minh Schredle: Hilfe im Gepäck, Kontext, 14. März 2018
  11. Gesucht: Demo-Sanis – Ende Gelände. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  12. G20 Sani Koordination. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  13. »Man kann froh sein, dass es keine Toten gab« (neues deutschland). (neues-deutschland.de [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  14. Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V. • Geschichte der Sanitätsgruppe Süd-West. In: Demosanitäter - Sanitätsgruppe Süd-West e.V. (demosanitaeter.com [abgerufen am 24. Februar 2018]).
  15. Melbourne Street Medic Collective. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (englisch).
  16. Actionmedics Hamburg. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  17. https://demosanitaeter.com/
  18. https://streetmedic.noblogs.org/
  19. Indymedia Nantes | Articles | Show. [Street Medic Nantes] Compte rendu de la manifestation du 21 sept. Abgerufen am 15. Dezember 2017.