„Haustier“ – Versionsunterschied

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Die vom Menschen zur Nutzung gefangenen und gehaltenen [[Wildtier|Wildtiere]], wie [[Elefantenschule|Arbeitselefanten]], [[Zierfisch|Zierfische]] und [[Beizjagd#Beizvögel|Beizvögel]], zählen in diesem Sinne nicht zu den Haustieren, da sie nicht gezüchtet worden sind.
Die vom Menschen zur Nutzung gefangenen und gehaltenen [[Wildtier|Wildtiere]], wie [[Elefantenschule|Arbeitselefanten]], [[Zierfisch|Zierfische]] und [[Beizjagd#Beizvögel|Beizvögel]], zählen in diesem Sinne nicht zu den Haustieren, da sie nicht gezüchtet worden sind.


Die längste Geschichte als Haustier hat der [[Haushund|Hund]], dessen Domestikation mindestens auf die Zeit nach dem Pleistozän etwa 13.000&nbsp;v.&nbsp;Chr. zurückgeht; es gibt jedoch Hinweise, die dahingehend ausgelegt wurden, dass diese bereits vor 100.000 Jahren gelang. Diese Zeitspanne wird allerdings in neueren Studien in Frage gestellt, da sie auf reinen Hochrechnungen der [[Molekulare Uhr|molekularen Uhr]] beruht.<ref name="DOI10.1016/j.tig.2005.11.006">S. Ho, G. Larson: ''Molecular clocks: when timesare a-changin’.'' In: ''Trends in Genetics.'' 22, 2006, S.&nbsp;79–83, [[doi:10.1016/j.tig.2005.11.006]].</ref> ([[Haushund#Domestizierung|Näheres hierzu]]). Katzen sind heute mindestens seit 9.500 Jahren als domestiziert bekannt. Knochen von Katzen wurden zusammen mit menschlichen Knochen aus dieser Zeit in [[Mesopotamien]], Südost-[[Anatolien]] und [[Jordanien]] gefunden, Domestizierung lässt sich für diese Zeit in Zypern zeigen.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/katze-und-mensch-innig-seit-je-forscher-schon-vor-9500-jahren/506754.html ''Katze und Mensch – innig seit je – Forscher: Schon vor 9500 Jahren''], ''Der Tagesspiegel'', 11.&nbsp;April 2004, Abruf 10.&nbsp;September 2017</ref> Die Haustiernutzung von Schwein, Rind und Schaf hat etwa 8000 Jahre v.&nbsp;Chr. in Vorderasien begonnen. Ab dem 4.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. wurden die Taube in Vorderasien und der Maulbeer-Seidenspinner in [[China]] gezüchtet. Die Zucht des Pferdes begann etwa im 4.&nbsp;Jahrtausend in [[Eurasien]]. In China werden ab dem 9.&nbsp;Jahrhundert Goldfische zur Zierde gezüchtet. Seit dem 19.&nbsp;Jahrhundert wird der Wellensittich gezüchtet. Die Züchtung von Nagetieren und Fliegen zu Versuchszwecken begann im 20.&nbsp;Jahrhundert.
Die längste Geschichte als Haustier hat der [[Haushund|Hund]], dessen Domestikation mindestens auf die Zeit nach dem Pleistozän etwa 13.000&nbsp;v.&nbsp;Chr. zurückgeht; es gibt jedoch Hinweise, die dahingehend ausgelegt wurden, dass diese bereits vor 100.000 Jahren gelang. Diese Zeitspanne wird allerdings in neueren Studien in Frage gestellt, da sie auf reinen Hochrechnungen der [[Molekulare Uhr|molekularen Uhr]] beruht.<ref name="DOI10.1016/j.tig.2005.11.006">S. Ho, G. Larson: ''Molecular clocks: when timesare a-changin’.'' In: ''Trends in Genetics.'' 22, 2006, S.&nbsp;79–83, [[doi:10.1016/j.tig.2005.11.006]].</ref> ([[Haushund#Domestizierung|Näheres hierzu]]). Katzen sind heute mindestens seit 9.500 Jahren als domestiziert bekannt. Knochen von Katzen wurden zusammen mit menschlichen Knochen aus dieser Zeit in [[Mesopotamien]], Südost-[[Anatolien]] und [[Jordanien]] gefunden, Domestizierung lässt sich für diese Zeit in Zypern zeigen.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/katze-und-mensch-innig-seit-je-forscher-schon-vor-9500-jahren/506754.html ''Katze und Mensch – innig seit je – Forscher: Schon vor 9500 Jahren''], ''Der Tagesspiegel'', 11.&nbsp;April 2004, Abruf 10.&nbsp;September 2017</ref> Die Haustiernutzung von Schwein, Rind und Schaf hat etwa 8000 Jahre v.&nbsp;Chr. in Vorderasien begonnen. Ab dem 4.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. wurden die Taube in Vorderasien und der Maulbeer-Seidenspinner in [[China]] gezüchtet. Die Zucht des Pferdes begann etwa im 4.&nbsp;Jahrtausend in [[Eurasien]]. In China werden ab dem 9.&nbsp;Jahrhundert Goldfische zur Zierde gezüchtet. Seit dem 19.&nbsp;Jahrhundert wird der Wellensittich gezüchtet. Die Züchtung von Nagetieren und Fliegen zu Versuchszwecken begann im 20.&nbsp;Jahrhundert.Hallo
{{siehe auch|Liste domestizierter Tiere}}
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Version vom 17. November 2017, 12:50 Uhr

Alter Zwergschnauzer in einer Wohnung
Das Meerschweinchen ist ein beliebtes Haustier in Europa.

Haustiere sind Tiere, die wegen ihres Nutzens oder des Vergnügens halber vom Menschen gezüchtet werden. Die Haustiere sind durch Domestikation aus Wildtierarten hervorgegangen.

Domestikation

Tiere hielt man getrennt von ihren wild lebenden Vorfahren, um leichter und nachhaltiger tierische Rohstoffe und Nahrungsprodukte zu gewinnen, als das durch die Jagd möglich ist. Später wurden die Tiere auch wegen ihrer Zug- und Tragleistung domestiziert. Die Züchtung zum Vergnügen hat ihre Anfänge in der Zeit nach Christi Geburt. Im 20. Jahrhundert kam die Verwendung als Versuchstier als weiterer Grund der Züchtung hinzu (siehe Tierversuch).

Bei der Tierzucht werden die körperlichen Eigenschaften der Tiere stark verändert. Manche typische Fähigkeiten des Wildtieres sind weggezüchtet oder verloren gegangen, während andere Fähigkeiten durch die Züchtung verstärkt oder umgebildet wurden. Haustiere sind von den Stammarten häufig so verschieden, dass sie in eigene Arten oder Unterarten gestellt werden. Viele Haustiere haben die Fähigkeit zum Überleben in der Wildnis verloren. Andere, wie die Hauskatze, können sich leicht auf eine vom Menschen unabhängige Lebensweise umstellen.

Die vom Menschen zur Nutzung gefangenen und gehaltenen Wildtiere, wie Arbeitselefanten, Zierfische und Beizvögel, zählen in diesem Sinne nicht zu den Haustieren, da sie nicht gezüchtet worden sind.

Die längste Geschichte als Haustier hat der Hund, dessen Domestikation mindestens auf die Zeit nach dem Pleistozän etwa 13.000 v. Chr. zurückgeht; es gibt jedoch Hinweise, die dahingehend ausgelegt wurden, dass diese bereits vor 100.000 Jahren gelang. Diese Zeitspanne wird allerdings in neueren Studien in Frage gestellt, da sie auf reinen Hochrechnungen der molekularen Uhr beruht.[1] (Näheres hierzu). Katzen sind heute mindestens seit 9.500 Jahren als domestiziert bekannt. Knochen von Katzen wurden zusammen mit menschlichen Knochen aus dieser Zeit in Mesopotamien, Südost-Anatolien und Jordanien gefunden, Domestizierung lässt sich für diese Zeit in Zypern zeigen.[2] Die Haustiernutzung von Schwein, Rind und Schaf hat etwa 8000 Jahre v. Chr. in Vorderasien begonnen. Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurden die Taube in Vorderasien und der Maulbeer-Seidenspinner in China gezüchtet. Die Zucht des Pferdes begann etwa im 4. Jahrtausend in Eurasien. In China werden ab dem 9. Jahrhundert Goldfische zur Zierde gezüchtet. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Wellensittich gezüchtet. Die Züchtung von Nagetieren und Fliegen zu Versuchszwecken begann im 20. Jahrhundert.Hallo

Grenzfälle

Tiere müssen, um als Haustiere gehalten werden zu können, bestimmte körperliche und verhaltensbiologische Merkmale aufweisen. Es hat seit Beginn der Haustierhaltung immer wieder Versuche gegeben, weitere Arten zu domestizieren, ohne dass eine vollständige Haustierwerdung erfolgte.

Beispiele dafür sind verschiedene Hirscharten (Elch, Damhirsch, Rothirsch). Zumindest beim Damhirsch ist beim Gehegewild eine Übergangsform erreicht worden. Planmäßige Züchtung führte hier zu Haustiermerkmalen.

Bei vielen Tierarten, die in jüngster Zeit als Heimtiere gehalten werden (hier einige Beispiele), treten Domestikationserscheinungen (Farb- und Fellmutationen, Verhaltensänderungen) auf, ohne dass bereits von vollständiger Domestikation gesprochen werden kann.

Haustiere in der zoologischen Systematik

Namen von biologischen Arten können sowohl auf wild lebende wie auf domestizierte Individuen und Populationen zurückgehen. Das heißt, wissenschaftliche Artnamen, die auf Basis eines Haustiers aufgestellt worden sind, sind genauso gültige Namen für die entsprechende Art.[3] Je nachdem, ob eine Art zuerst auf Basis eines Haustiers oder eines Wildtiers aufgestellt worden ist, ist demnach für sie derjenige Name korrekt, der zuerst publiziert wurde (Prioritätsregel). Sofern sie zur selben Art gerechnet werden, ist dieser Name dann auf alle Angehörigen dieser Art anzuwenden – jede Art darf nur einen wissenschaftlichen Namen tragen.

Diese Regel hat in zahlreichen Fällen für Verwirrung gesorgt, besonders dann, wenn wild lebende und domestizierte Formen oder Populationen miteinander verglichen oder einander gegenübergestellt werden sollten. Es ist in diesen Fällen notwendig, die wild lebende und die domestizierte Form irgendwie voneinander zu unterscheiden, d. h. auch unterschiedlich zu benennen. Der Code der zoologischen Nomenklatur bietet hier keine Lösung. Während regionale Populationen von Wildtieren, die sich in verschiedenen Merkmalen unterscheiden, als Unterarten gekennzeichnet werden, stellt der Lebensraum von Haustieren kein geografisch einheitliches Gebiet dar. Die Kriterien für die Gliederungen von Unterarten können hier also nicht angewendet werden. Haustiere sind als eine Untereinheit eines Wildtyps aufzufassen, für die der Rang einer Unterart (im Regelfall) nicht angewendet werden sollte. Andere Ränge unterhalb der Art werden aber vom Code nicht erfasst und geregelt.

Für einige Haustierarten, darunter die wichtigsten, wurde durch eine Entscheidung im Jahr 2003 der Name der Wildform als wissenschaftlicher Name nun ausnahmsweise entgegen der Prioritätsregel festgeschrieben.[4] Danach soll für diese Arten ein anderer wissenschaftlicher Name gültig sein, wenn man sich auf wildlebende Populationen bezieht. Dieser ist auch auf die Haustierform dieser Arten anzuwenden „wenn diese nicht unterscheidbar sind“.

Das Problem der unterschiedlichen Namen für Haustiere und ihre wildlebenden Verwandten bzw. Vorfahren ist damit allerdings nicht endgültig gelöst. Es ist nach dieser Entscheidung zulässig, für Wildformen und Haustierformen derselben Art unterschiedliche Namen zu verwenden.[5] Beispielsweise ist es zulässig, das Hausrind Bos taurus zu nennen (obwohl es vom Auerochsen Bos primigenius abstammt). Zahlreiche Autoren ziehen es allerdings vor, für beide Formen denselben wissenschaftlichen Namen zu verwenden. Zur Benennung der Haustierform sind hier verschiedene Verfahren in Gebrauch. Zahlreiche Autoren benennen die Haustierform als Unterart (mit Trinomen), z. B. wird dann der Haushund als Canis lupus familiaris bezeichnet (d. h. der eigentlich verfügbare Artname Canis familiaris wird vermieden). In anderen Fällen werden Haustiere als „forma“ der Wildarten bezeichnet. Beispielsweise erhält die Haustaube dann den Namen Columba livia forma domestica; dieser wird dann auch auf verwilderte Populationen (Stadttauben) angewandt.

Bei Haustieren wird zur Unterscheidung verschiedener Formen innerhalb der Art zusätzlich der Begriff Rasse verwendet.

Siehe auch

Wiktionary: Haustier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Haustiere – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Quellen

  1. S. Ho, G. Larson: Molecular clocks: when timesare a-changin’. In: Trends in Genetics. 22, 2006, S. 79–83, doi:10.1016/j.tig.2005.11.006.
  2. Katze und Mensch – innig seit je – Forscher: Schon vor 9500 Jahren, Der Tagesspiegel, 11. April 2004, Abruf 10. September 2017
  3. ICZN International Code of Zoological Nomenclature: Article 1 online.
  4. ICZN Opinion 2027 (Case 3010). Usage of 17 specific names based on wild species which are pre-dated by or contemporary with those based on domestic animals (Lepidoptera, Osteichthyes, Mammalia): conserved. Bulletin of Zoological Nomenclature 60(1): 81-84 Volltextquelle.
  5. Anthea Gentry (2006): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic reference. 2005. Don E. Wilson & DeeAnn M. Reeder (Eds.). Ed. 3, 2 vols., 2142 pp. Johns Hopkins University Press, Baltimore. ISBN 0-8018-8221-4. A nomenclatural review. Bulletin of Zoological Nomenclature Volume 63: 215-219. Volltextquelle.