„Auge der Vorsehung“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Чёрный каодаистский символ.svg|mini|Simple Darstellung des Auges der Vorsehung]]
Das '''Auge der Vorsehung''' (auch [[Allsehendes Auge]], [[Auge Gottes]] oder [[Gottesauge]]) ist ein [[Symbol]], welches gewöhnlich als das alle Geheimnisse durchdringende ''Allsehende Auge Gottes'' interpretiert wird und den Menschen an die ewige Wachsamkeit Gottes erinnern soll, so nur das geschieht, was vorgesehen ist.

Dargestellt wird es als ein von einem [[Heiligenschein|Strahlenkranz]] umgebenes Auge und ist meist von einem [[Dreieck]] umschlossen, das auf die [[Trinität]] verweist. Dieses Dreieck schließt auch die Aspekte mit ein, die der Zahl [[Drei]] nachgesagt werden, die von alters her als Annäherung an die [[Kreiszahl]] bekannt war<ref>{{B|1 Kön|7|23-26}}: In dieser Beschreibung findet sich indirekt die heilige Drei als Annäherung an die Kreiszahl.</ref> und daher als heilige, ''göttliche'' Zahl galt.

== Ursprung ==
=== Das Sonnenauge ===
[[Datei:Das linke und rechte Auge des Re.jpg|thumb|Beide Augen: Links das Auge des Re, rechts das [[Horusauge]]]]
In der frühen [[Ägyptische Mythologie|ägyptischen Mythologie]] wurde das [[Auge des Re|Sonnenauge des Re]] beispielsweise in oder über einer Abbildung einer nach Osten orientierten [[Scheintür]] angebracht. Diese Symbolik wird im [[Nutbuch]] oft verwendet. Der [[Sonnengott]] [[Re (Ägyptische Mythologie)|Re]] nimmt kurz vor [[Sonnenaufgang]] die Gestalt eines [[Falken]] an. Damit schlüpft Re in die Rolle von „[[Harmachis|Horus im Horizont]]“.

Dass Re tatsächlich als Horus verstanden wird, zeigt die spätere Nennung von [[Osiris]] als „seinen Vater“. Das Auftreten als „Horus im Horizont“ ist mit dem Vorgang der [[Reinkarnation|Wiedergeburt]] verbunden. Nach den Vorstellungen aufgrund der [[Altägyptische Religion|altägyptischen Religion]] durchschritt der Verstorbene die Scheintür, um ähnlich wie Re täglich wiedergeboren zu werden.

In der [[Indische Mythologie|indischen Mythologie]] taucht das Sonnenauge in Form der Gottheit [[Surya]] auf, im [[Zoroastrismus]] als Auge des [[Mithras|Mithra]].

=== Das Mondauge ===
Im [[Altes Reich (Ägypten)|Alten Reich]] rückte der [[Mondgott]] [[Thot]] an die zweite Stelle hinter Re und ist mit den Bezeichnungen „Wesir des Re“, „Schreiber des Re“ und „Kind von Re“ belegt.<ref>Vgl. Tycho Q. Mrsich: ''Fragen zum altägyptischen Recht der „Isolationsperiode“ vor dem Neuen Reich – Ein Forschungsbericht aus dem Arbeitskreis „Historiogenese von Rechtsnormen“'', Utz, München 2005, § 33.</ref> Thot erhielt als [[Mond]] selbst die Nebenbezeichnung „[[Aton|Silberne Sonne]]“ und war zugleich Herr des Mondauges.

Hintergrund für die Rolle als „Beschützer und Retter des Mondauges“ bildet der [[Osirismythos|Osiris-Mythos]]: Er fand das verschwundene verletzte Auge wieder und heilte es. Besonders deutlich werden seine Parallelen im Vergleich als kosmisches Wesen: „Thot als Licht- und Mondgott entsteht aus dem dunklen Chaos des [[Seth (Ägyptische Mythologie)|Seth]]“. Symbolisch steht das Mondauge damit für Regeneration, Erneuerung und Heilung.

== Zurvanismus ==
Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus setzte man im [[Zurvanismus]] über die beiden Götter des dualistischen [[Zoroastrismus]], einen dritten, allmächtigen Gott: ''Zurvan akarano'' war Gott von Zeit und Raum und der Vater von ''[[Ahura Mazda]]'', dem Gott der Weisheit und von ''[[Ahriman]]'', dem Gott des Bösen. ''Zurvan'' wurde durch das sogenannte „Auge der Vorhersehung“ in einem Dreieck symbolisiert, welches die dreigestaltige Zeit in Form von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bzw. des Wachstums, der Fruchtbarkeit und das Altern visualisiert.

== Christentum ==
Auch in der Bibel erscheint das Auge als Symbol der Wachsamkeit, Allwissenheit und behütenden [[Allgegenwart (Theologie)|Allgegenwart]] Gottes. So heißt es schon in Spr. 15,3 bezogen auf die Allgegenwart und Wachsamkeit Gottes: „Die Augen des Herrn schauen an allen Orten beide, die Bösen und die Frommen.“

Stilbildend für dieses Symbol waren die diversen Illustrationen zu den ersten Gesamtausgaben des Werkes des [[Mystik]]ers [[Jakob Böhme]] in Holland, Deutschland und England in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die nachweislich früheste Darstellung des Auges Gottes in einem Dreieck findet sich auf einer Medaille von [[Charles II. von England]] aus dem Jahre 1660. Auch hier vermuten Autoren wie [[Christoph Geissmar]], dass die Entstehung dieser Medaille mit der Übertragung der Schriften Jakob Böhmes ins Englische zusammenhängen könnte.

{{Zitat|1677 begegnet das Auge Gottes im Dreieck mit Wolkenring sodann in der Bekrönung des [[Hl. Kreuzaltars]] der nördlichen Kreuzkapelle des [[Kloster Springborn|Klosters Springborn]] (Bildhauer [[Joh. Schmitt]]) in [[Rößel]] (Polen); 1683 auf der deutschen (österreichischen) Medaille auf die erste Belagerung Wiens; 1690 wiederum auf einer englischen Medaille [[König Wilhelms III.|König Wilhelm III.]] (1689–1702). In der Folge ist das Auge Gottes mit und ohne Dreieck sozusagen allgegenwärtig|[[Georg Stuhlfauth]]|„Das Dreieck - …“, S. 26f.}}

Besonders in der von [[Josef Kentenich]] gegründeten katholischen [[Schönstatt-Bewegung]] ist das dort als „Vaterauge“ bezeichnete Auge der Vorsehung ein häufig gebrauchtes Symbol und ist in sämtlichen weltweit verteilten Schönstatt-Kapellchen montiert. Viele Schönstatt-Mitglieder tragen ein kleines „Vaterauge“ am Revers, im für Schönstatt typischen „Hausheiligtum“ (eine Art [[Herrgottswinkel]] oder „Familienaltar“) soll laut dem Schönstattgründer Kentenich das Vaterauge nicht fehlen.

Nach dem „Auge Gottes“ wurde auch die Kapelle „Auge Gottes“ im Siebengebirge benannt. In München (Giesing) befindet sich ein ehemaliges Kloster, das ein überdimensionales Auge über dem Portal zeigt.

== Freimaurerei ==
[[Datei:MasonicEyeOfProvidence.gif|thumb|Frühe Version des ''Allsehenden Auges'' der [[Freimaurerei|Freimaurer]] mit Wolken und halbem Strahlenkranz.]]

Das ''Auge der Vorsehung'' erscheint auch als Teil der Freimaurersymbolik und wurde aus kirchlichen Gebräuchen übernommen. In vielen [[Freimaurerloge|Logen]] leuchtet es im „Osten“ über dem [[Meister vom Stuhl|Stuhl des Meisters]] und spielt vielfach im Meistergrad, besonders in den Systemen, die den esoterischen Aspekt betonen, eine Rolle.<ref>Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. F.A. Herbig, 2000, S. 96.</ref> Häufig hat das freimaurerische ''Auge der Vorsehung'' einen halben Strahlenkranz unterhalb des Auges – oftmals sind die untersten Strahlen dabei nach unten verlängert.

Das offene Auge symbolisiert die sich stets enthüllende [[Wahrheit]], fordert zu [[Weisheit]] auf und appelliert an das [[Gewissen]]. Über die [[Kausalität]] als Ursache-Wirkung-Prinzip repräsentiert es das Gute, welches das Böse stellt, um es zu besiegen. Insbesondere christliche Freimaurerlogen, verwenden ein Bibelzitat {{Bibel|Joh|1|1}}, um auf den mehrdeutigen Begriff des [[Logos]] hinzuweisen, der mit dem [[Allmächtiger Baumeister aller Welten|Allmächtigen Baumeister aller Welten]] gleichgesetzt wird und in erster Linie das Vernunftprinzip des Weltalls repräsentiert. Ebenso wird das Auge daher auch durch ein „G“ ersetzt, dessen Deutung ebenso vielfältig ist.

Das Auge ist häufig von einem [[Dreieck]] umschlossen. Es ist das Zeichen des Feuers und der aufklärenden Wissenschaft und dient der [[Triangulation (Geodäsie)|Messung der größten Distanzen]], aber auch der [[Trinität]] im Christentum. Dabei wird das Dreieck hier als Bezug zur freimaurerischen Zahl [[drei]] in der [[Numerologie]] verstanden.

Die erste offizielle freimaurerische Erwähnung des Symbols ''Auge der Vorsehung'' erfolgte 1772 in der Schrift ''Illustrations of Masonry'' von William Preston (1742–1818).<ref>[http://www.lodge-prudentia.com/Books/Preston-Illustrations.pdf ''Illustrations of Masonry.''] (PDF; ''Illustrations of Masonry'', by William Preston (1742-1818))</ref>

== Illuminatenorden ==
Heutige [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] bringen das Symbol mit [[Geheimgesellschaft]]en in Verbindung, speziell mit dem 1776 vom Ingolstädter Professor [[Adam Weishaupt]] gegründeten bayerischen [[Illuminatenorden]].

Ein Zusammenhang zwischen dem [[Siegel der Vereinigten Staaten]] und den Illuminaten lässt sich nicht nachweisen. Bis zu ihrem Verbot 1784 durch den bayerischen Kurfürst [[Karl Theodor (Pfalz und Bayern)|Karl Theodor]] umfasste der Illuminatenorden maximal 2500 Mitglieder und rekrutierte diese meistens aus deutschen Freimaurerlogen. Viele wurden verhaftet, alles unter dem Vorwand, sie wären „notorische [[Freidenker]]“. Unter dem Freimaurer [[Johann Joachim Christoph Bode]] fand 1785 die Ordenstätigkeit in der Weimarer Minervalkirche ihr Ende.

== USA ==
== USA ==
[[Datei:Great Seal of United States.jpg|miniatur|hochkant|Ein-Dollar-Note]]
[[Datei:Great Seal of United States.jpg|miniatur|hochkant|Ein-Dollar-Note]]ich auch [[Datei:SealOfTheUS Prototype.png|miniatur|hochkant|Simitières Skizze von 1776]]
[[Datei:SealOfTheUS Prototype.png|miniatur|hochkant|Simitières Skizze von 1776]]

1782 wurde das ''Auge der Vorsehung'' Teil der [[Symbolik]] auf der Rückseite des [[Siegel der USA|Siegels der USA]] und wurde vom ursprünglichen Designkomitee von 1776 vorgestellt. Die Idee der Verwendung des ''Allsehenden Auges'' (noch ohne Dreieck, nur mit Strahlen) geht auf einen Vorschlag des künstlerischen Beraters [[Pierre Eugène du Simitière]] zurück. Die Pyramide (ohne das Allsehende Auge) stammt von [[Francis Hopkinson]], der diese 1778 ursprünglich für einen 50-Dollar-Schein entwarf, der zu jener Zeit offiziell im Umlauf war. [[William Barton]] fügte schließlich 1782 diese beiden Symbole zum ''Auge der Vorsehung'' über der Pyramide zusammen.

Das Wappen wird auf offiziellen Dokumenten der [[USA]] verwendet. Ebenfalls befindet sich das ''Auge der Vorsehung'' auf der Rückseite der 1-[[US-Dollar|Dollar-Note]].

== Galerie ==
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Datei:ChristianEyeOfProvidence.svg|Christliches ''Auge der Vorsehung'', durch das die [[Trinität]] repräsentierende Dreieck hervorgehoben.
Datei:ChristianEyeOfProvidence.svg|Christliches ''Auge der Vorsehung'', durch das die [[Trinität]] repräsentierende Dreieck hervorgehoben.

Version vom 7. Juni 2016, 12:02 Uhr

USA

Ein-Dollar-Note

ich auch

Simitières Skizze von 1776

Literatur

  • Christoph Geissmar: Das Auge Gottes – Bilder zu Jakob Böhme. Wiesbaden 1993
  • Georg Stuhlfauth: Das Dreieck – Die Geschichte eines religiösen Symbols. Stuttgart 1937
  • Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u. a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5
  • Aloys Henning: Zur Symbolsprache des Auges in Mythologie und Geschichte. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 24, 2005, S. 329–340
Commons: Auge der Vorsehung – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise