„Sozialerhebung“ – Versionsunterschied

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Die erste Studie erschien 1952.<ref>{{Literatur|Autor=Gerhard Kath|Titel=Das soziale Bild der Studentenschaft in Westdeutschland und Berlin|Herausgeber=Verband Deutscher Studentenwerke|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1952|Seiten=|ISBN=}}</ref> Seit Anfang der 1970er Jahre wird sie mit Mitteln des ''Bundesministeriums für Bildung und Forschung'' gefördert. Das Hochschul-Informations-System ist mit der Erhebung und Auswertung der Daten seit der 10. Sozialerhebung, seit [[1982]] betraut. Seit [[1991]] werden auch die [[Neue Länder|Neuen Länder]] miteinbezogen. Seit 1988 (12. Sozialerhebung) werden sozialgruppenspezifische Quoten für die Beteiligung an der Hochschulbildung dargestellt. Obwohl die eindeutigen Befunde eine ungleiche Chancenverteilung beim Zugang zu höherer Bildung verdeutlichten, sind sie – was in der Sozialerhebung bedauert wurde – in der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen worden. Erst im Zusammenhang mit der Präsentation der 16. Sozialerhebung im Frühsommer 2001 sind sie in den Mittelpunkt der Wahrnehmung der Sozialerhebung gelangt. Die 18. Sozialerhebung wurde im Jahr [[2007]] veröffentlicht und enthält Daten, die [[2006]] erhoben wurden. Die Untersuchung für die [[2010]] vorgestellte 19. Sozialerhebung erfolgte im Jahr [[2009]] und die für die [[2013]] publizierte 20. Sozialerhebung entsprechend [[2012]].
Die erste Studie erschien 1952.<ref>{{Literatur|Autor=Gerhard Kath|Titel=Das soziale Bild der Studentenschaft in Westdeutschland und Berlin|Herausgeber=Verband Deutscher Studentenwerke|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Frankfurt am Main|Jahr=1952|Seiten=|ISBN=}}</ref> Seit Anfang der 1970er Jahre wird sie mit Mitteln des ''Bundesministeriums für Bildung und Forschung'' gefördert. Das Hochschul-Informations-System ist mit der Erhebung und Auswertung der Daten seit der 10. Sozialerhebung, seit [[1982]] betraut. Seit [[1991]] werden auch die [[Neue Länder|Neuen Länder]] miteinbezogen. Seit 1988 (12. Sozialerhebung) werden sozialgruppenspezifische Quoten für die Beteiligung an der Hochschulbildung dargestellt. Obwohl die eindeutigen Befunde eine ungleiche Chancenverteilung beim Zugang zu höherer Bildung verdeutlichten, sind sie – was in der Sozialerhebung bedauert wurde – in der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen worden. Erst im Zusammenhang mit der Präsentation der 16. Sozialerhebung im Frühsommer 2001 sind sie in den Mittelpunkt der Wahrnehmung der Sozialerhebung gelangt. Die 18. Sozialerhebung wurde im Jahr [[2007]] veröffentlicht und enthält Daten, die [[2006]] erhoben wurden. Die Untersuchung für die [[2010]] vorgestellte 19. Sozialerhebung erfolgte im Jahr [[2009]] und die für die [[2013]] publizierte 20. Sozialerhebung entsprechend [[2012]].


=== Stichprobenziehung – wer wird befragt? ===
=== Untersuchungsmethode ===
Zur [[Grundgesamtheit]] der Sozialerhebung gehören alle im Befragungssemester immatrikulierten Studierenden an den staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland (ausgenommen der Hochschulen des [[Fernstudium|Fernstudiums]], der [[Universität der Bundeswehr München|Bundeswehr]] und der [[Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer|Verwaltung]]). Von ihnen ziehen die an der Sozialerhebung teilnehmenden Hochschulen nach den Vorgaben des DZHW eine [[Zufallsstichprobe]] aus ihrem jeweiligen Studierendenverzeichnis und verschicken per E-Mail Einladungen zur Befragung an ihre Studierenden. Auf diese Weise wird im Rahmen der 21. Sozialerhebung jede(r) sechste Studierende in einem [[Bachelor|Bachelor-]], [[Master|Master-]] oder einem traditionellen Studiengang ([[Diplom]], [[Magister]], [[Staatsexamen]]) um Teilnahme gebeten, wobei [[Bildungsinländer|Bildungsinländerinnen und Bildungsinländer]] sowie Studierende, die zum Befragungszeitpunkt einen studiumsbezogenen Auslandsaufenthalt absolvieren, einen auf sie zugeschnitten [[Fragebogen|Fragenkatalog]] erhalten.
Die Sozialerhebung wird per Fragebogen unter einer Stichprobenauswahl der Studierenden ermittelt.
Die Fragen konzentrieren sich dabei auf die Themen: Studium, Vorbildung, Wohnsituation, [[Bundesausbildungsförderungsgesetz|BAföG]], Finanzsituation, Nebenverdienste, [[Mensa (Universität)|Mensa]] und Essen, sowie das persönliche Umfeld. Für die 20. Sozialerhebung wurden Fragebögen an ca. 80.000 Studierende verschickt, der verwertbare Rücklauf umfasste 15.128 Bögen.


=== Erhebungsmodus – wie wird befragt? ===
==== Datenschutz ====
Bis zur 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) war die Untersuchungsreihe als postalisch-schriftliche [[Befragung]] konzipiert: Den Studierenden wurde ein gedruckter Fragebogen zugesandt, den sie nach dem Ausfüllen in einem Freiumschlag zurückgeschickt haben. Mit der 21. Sozialerhebung erfolgt nun ein Methodenswitch hin zu einer [[Online-Umfrage|Online-Befragung]]: Anstatt eines Papier-Fragebogens erhalten die Studierenden nun von ihrer Hochschule eine E-Mail, mit der sie zur Befragungsteilnahme eingeladen werden. Diese E-Mail enthält einen Link zum Online-Survey. Der Befragungszeitraum erstreckt sich dabei über etwa zehn Wochen des Sommersemesters 2016.
Bei der Umfrage bleiben die Studenten [[Datenschutz|anonym]]. Das beauftragte Institut HIS erhält keine Daten über Name und Adresse der einzelnen Teilnehmer, da diese bei den jeweiligen [[Hochschulen]] verbleiben. Dazu werden die Hochschulen gebeten, eine Zufallsauswahl zu treffen und die Fragebögen zu verschicken.

=== Datenschutz ===
Die [[Anonymität]] der an der Sozialerhebung teilnehmenden Studierenden wird u. a. dadurch gewährleistet, dass die [[Stichprobe|Stichprobenziehung]] und die Einladung zur Befragung ausschließlich durch die Hochschulen erfolgen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung erfahren zu keinem Zeitpunkt, wer an der Befragung teilnimmt. Die Hochschulen ihrerseits erhalten keine Informationen darüber, was einzelne Studierende geantwortet haben. So erfolgen Erhebung, Aufbereitung, Auswertung und Veröffentlichung der Daten unter Beachtung der aktuellen [[Datenschutz|rechtlichen Datenschutzbestimmungen]] und – darüber hinaus – in Einklang mit den Standards der Qualitätssicherung für Online-Befragungen des [[Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute|Arbeitskreises Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V. (ADM)]], der [[Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute|Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e. V. (ASI)]], des [[Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher|Berufsverbands Deutscher Markt- und Sozialforscher e. V. (BVM)]] und der [[Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung|Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung e. V. (D.G.O.F.)]]. Ein Rückschluss auf Einzelpersonen ist damit ausgeschlossen.


=== Bedeutung und Inhalt ===
=== Bedeutung und Inhalt ===
Die Sozialerhebung wird in einem Gesamthauptbericht und in Sonderberichten zu aktuellen Themen veröffentlicht. Sie ist besonders bei der Beurteilung der sozialen Lage und der finanziellen Situation der Studenten von großer Bedeutung und zeigt die wirtschaftliche Entwicklung der Studenten seit den [[1950er|50er Jahren]]. Sie wird von verschiedenen bildungspolitischen Akteuren genutzt, um ihre Ziele in sozial- wie hochschulpolitischer Art darzustellen. Bekannte Phänomene wie der Bildungstrichter oder auch die "Erblichkeit von Bildungschancen" wurden durch diese Erhebungen nachgewiesen.
Die Sozialerhebung ist besonders bei der Beurteilung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden in Deutschland von großer Bedeutung und zeichnet deren Entwicklung seit den 1950er Jahren nach. Zentralen Themen der Studie sind
* Bildung und Erfahrungen vor dem Studium,

* Hochschulzugang und Studienverlauf,
Die Sozialerhebung gibt Auskunft über folgende Fragen bzw. Bereiche:
* soziale Zusammensetzung der Studierenden,

* Finanzierung des Studiums und Lebenshaltungskosten,
* '''Hochschulzugang und Studienverlauf''': Wie ist die Entwicklung der Studierendenzahlen? Wie ist die [[Demografie|demografische]] Zusammensetzung der Studierenden? Welche Fächer werden von wem studiert?
* Zeitaufwand für verschiedene Studientätigkeiten,
* '''Bildungsbeteiligung''': Untersuchung der [[Chancengleichheit]] und damit der Schwellen im Bildungssystem auf ihre soziale Durchlässigkeit.
* studentische Erwerbstätigkeit sowie die
* '''Soziale Zusammensetzung''': Im Gegensatz zur demografischen wird hier die soziale Zusammensetzung untersucht, zum Beispiel anhand von Fragen, welchen sozialen Status die Eltern der Studierenden haben.
* Wohn- und Lebenssituation Studierender.
* '''Studienfinanzierung''': Es werden die Einnahmequellen der Studenten untersucht. Über wie viel Geld verfügen sie insgesamt? Wie viel bezahlen die Eltern? Wie viele Studierende wollen oder müssen nebenher arbeiten, um das Studium zu finanzieren?
* '''Lebenshaltungskosten und Ausgaben''': Untersuchung ausgewählter Ausgabepositionen
* '''BAföG''': Im Rahmen der Studienfinanzierung wird die Finanzierung nach dem BAföG noch einmal genauer analysiert. Wie ist die Gefördertenquote? Unterscheidet sich die finanzielle Situation der geförderten positiv oder negativ von denen, die keine Förderung erhalten?
* '''Erwerbstätigkeit''': Das so genannte Jobben neben dem Studium wird ebenfalls eingehender analysiert: Welche Tätigkeiten werden ausgeübt? Sind sie eng mit dem Studium verbunden oder sind es eher studienfremde Aushilfstätigkeiten (z.B. Kellnern)? Welche Motive gibt es zu jobben? Welche sozialen Faktoren spielen eine Rolle?
* '''Zeitbudget''': Wie viel Zeit verwenden Studenten für das Studium, für Jobs oder für andere Tätigkeiten?
* '''Studierende mit Kindern''': Welche besonderen Merkmale und Fragen zeichnet diese Gruppe aus?
* '''Wohnsituation''': Wie viele Studenten wohnen bei ihren Eltern, wie viele in Wohnheimen der [[Studentenwerk]]e, wie viele privat? Wohnen sie alleine oder in [[Wohngemeinschaft]]en?
* '''Ernährung''': Wie ernähren sich Studenten? Sind sie "Selbstversorger" oder nutzen sie regelmäßig die Mensen und Cafeterien der Studentenwerke?
* '''Beratungsbedarf''': Welchen Beratungsbedarf haben Studenten, wie und wo werden ihre Fragen beantwortet?
* '''Bildungsinländer''': Untersucht die Situation derjenigen ausländischen Studenten, die ihr Abitur in Deutschland erworben haben und somit als so genannte Bildungsinländer gelten.

Zusätzlich gab es bei der 17. Sozialerhebung auch eine Sonderauswertung, die die Situation der ausländischen Studenten insgesamt (also nicht nur der Bildungsinländer) betrachtete.

==== Bildungsinländer ====
Erfasst werden deutsche Studenten und mit einem gesonderten Fragebogen ''[[Bildungsinländer]]''. Unter ''Bildungsinländer'' sind ausländische Studenten zu verstehen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Hierbei wird noch einmal differenziert zwischen Bildungsinländern aus [[Anwerbestaat]]en und aus anderen Staaten. Zu den Anwerbestaaten gehören diejenigen, aus denen vor allem in den 1960er und 70er Jahren Arbeitnehmer für die Bundesrepublik Deutschland geworben wurden. Zu ihnen zählen: [[Bosnien-Herzegowina]], [[Griechenland]], [[Italien]], [[Kroatien]], [[Mazedonien]], [[Portugal]], [[Serbien und Montenegro|Serbien/Montenegro]], [[Slowenien]], [[Spanien]] und die [[Türkei]]. Zur sozialen und wirtschaftlichen Situation der Bildungsausländer in der Bundesrepublik Deutschland ist 2004 eine Sonderveröffentlichung erschienen.

==== Begriffliche Vereinbarungen ====
===== Bildungsschwellen und Bildungstrichter =====
[[Bild:Bildungstrichter.png|thumb|300 px|Die zweite und die vierte Schwelle im Bildungssystem nach der 17. Sozialerhebung]]

Wie bereits erwähnt, untersucht die Sozialerhebung u.a. die Beteiligung unterschiedlicher sozialer Schichten am Bildungssystem. Hierzu werden vier so genannte Schwellen im Bildungssystem betrachtet:

# Schwelle: Schulform nach der Grundschule
#:Wer besucht nach der Grundschule das Gymnasium, wer die Realschule und wer die Hauptschule?
# Schwelle: Übergang in die Sekundarstufe II
#:Wer erreicht es in die gymnasiale Oberstufe
# Schwelle: Studienberechtigung
#:Wer erhält die Fach- bzw. allgemeine Hochschulreife?
# Schwelle: Bildungsbeteiligung an Hochschulen
#:Wer tritt ein Hochschulstudium an?

Anhand dieser vier Schwellen wird der sogenannte ''Bildungstrichter'' in der Sozialerhebung dargestellt.
Eine 5. Schwelle wäre das erfolgreiche Erreichen eines Hochschulabschlusses.
Die Selektion findet dabei nicht erst an der Hochschule, sondern an jeder Schwelle im Bildungssystem statt.

===== Soziale Herkunftsgruppen =====
Das Hochschul-Informations-System arbeitet seit [[1982]] mit dem Konstrukt der ''sozialen Herkunftsgruppen''. Sie haben damit einen Grobindikator für Sozialerhebungen geschaffen, welcher Zusammenhänge zwischen ökonomischer Situation und Bildungstradition im Elternhaus und studentischen Verhaltens sichtbar macht. Die Sozialerhebung arbeitet ebenfalls mit diesen vier Herkunftsgruppen (niedrige, mittlere, gehobene, höchste), die sich aus dem Prestige, der Entscheidungsautonomie und der Einkommenshöhe des Berufs der Eltern sowie dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern ergibt. Wer aus der sozialen Herkunftsgruppe „hoch“ kommt, dessen Vater oder Mutter ist beispielsweise Beamter des höheren Dienstes und hat einen Hochschulabschluss. Umgekehrt gehört jemand zu Herkunftsgruppe „Niedrig“, wenn die Eltern beispielsweise keinen Hochschulabschluss hat und un- oder angelernter [[Arbeiter]] sind.

==== Prägnante Ergebnisse aus der 17. Erhebung ====
Schon lange vor den [[PISA-Studien|PISA]]-Ergebnissen machte die DSW-Sozialerhebung auf die soziale Benachteiligung von Menschen mit niedriger sozialer Herkunft aufmerksam. In den letzten Jahren ist der Anteil der hohen und der gehobenen Herkunftsgruppe kontinuierlich gestiegen, der der beiden unteren Gruppen weiter gesunken an den Hochschulen. Zwar stieg der Anteil von Studierenden in der niedrigen Herkunftsgruppe in den Jahren 1996 bis 2000 von 8 % auf 11 %, dafür sank in der mittleren Gruppe im gleichen Zeitraum dramatisch von die Zahl der Studierenden von 49 % auf 29 %. In den beiden höchsten Herkunftsgruppen vermehrten sich die Anteile an Studierenden um jeweils rund 10 %.

{| border=1 align=left background-color: silver
!bgcolor="#CECECE" colspan="5" align="center" | Anteil der 19- bis 24-Jährigen nach sozialer Herkunft
|-
!bgcolor="#CECECE" width="140" | Anteil in der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung
!bgcolor="#CECECE" width="140" | innerhalb der Herkunftsgruppe
!bgcolor="#CECECE" width="140" | studieren an Hochschulen gesamt
!bgcolor="#CECECE" width="140" | an Fachhochschulen
!bgcolor="#CECECE" width="140" | an Universitäten
|-
|bgcolor="#CAFF70" align="right"| 49 % ||bgcolor="#CECECE"|niedrig ||bgcolor="#B3B7FF" align="right"| 11 % ||bgcolor="#FFEBAD" align="right"| 4 % ||bgcolor="#FFCBCB" align="right"|7 %
|-
|bgcolor="#CAFF70" align="right"| 20 % ||bgcolor="#CECECE"|mittel ||bgcolor="#B3B7FF" align="right"| 29 % ||bgcolor="#FFEBAD" align="right"| 12 % ||bgcolor="#FFCBCB" align="right"| 17 %
|-
|bgcolor="#CAFF70" align="right"| 18 % ||bgcolor="#CECECE"|gehoben ||bgcolor="#B3B7FF" align="right"| 67 % ||bgcolor="#FFEBAD" align="right"| 23 % ||bgcolor="#FFCBCB" align="right"| 44 %
|-
|bgcolor="#CAFF70" align="right"| 13 % ||bgcolor="#CECECE"|hoch ||bgcolor="#B3B7FF" align="right"| 81 % ||bgcolor="#FFEBAD" align="right"| 22 % ||bgcolor="#FFCBCB" align="right"| 59 %
|-
|}
<br style="clear:both;" />


Gemeinsam bilden sie den inhaltlichen Kern der Sozialerhebung, die damit in regelmäßigen Abstand eine Fülle an Daten, Befunden und Informationen zur Bewertung aktueller und künftig erforderlicher Entwicklungen im Hochschulwesen liefert. Entsprechend hat die Sozialerhebung einen großen und vielfältigen Kreis an Interessent(inn)en und Nutzer(innen), z. B:
Weitere Ergebnisse erhärten die These, dass auch im Studium eine Benachteiligung derjenigen stattfindet, die zu einer niedrigen Herkunftsgruppe gehören:
* politische Akteure und Entscheidungsträger auf Bundes-, Länder-, regionaler sowie hochschulbezogener Ebene,
* Parteien, Verbände und Initiativen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft,
* Vereine und Stiftungen,
* die Hochschulforschung und Sozialberichterstattung,
* Lehrkräfte und Lehrbeauftragte an den Hochschulen,
* Studierendenberatungen und -beauftragte aber auch
* Studierende, Studienberechtigte und ihre politischen Interessenvertretungen.


=== Die 21. Sozialerhebung ===
* Beratungsbedarf: Studenten mit niedriger sozialer Herkunft haben in allen Bereichen den höchsten Beratungsbedarf, außer in Fragen der Finanzierung des studienbezogenen Auslandsaufenthaltes (S. 389).
Gegenwärtig wird die Befragungsphase der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) vorbereitet. In den Monaten seit Projektbeginn im Oktober 2014 ist der Fragekatalog im Rahmen der Prüfung auf Aktualität und Zielgruppenpassung einer partiellen Neukonzeption unterzogen worden. Viele Standardfragen wurden modifiziert, um die [[Diversität (Soziologie)|Vielfalt]] der Studien- und Lebenssituation der Studierenden noch besser abbilden und dem steigenden Bedarf nach stärker differenzierten empirischen Daten stärker entsprechen zu können. Schließlich tragen die Befunde der Sozialerhebung zu aktuellen gesellschafts- wie bildungspolitischen Diskursen bei, z. B. über
* Studiendauer: Studenten mit niedriger sozialer Herkunft brauchen im Schnitt sehr viel länger als andere Studenten. Beträgt das Verhältnis der Studenten hoher sozialer Herkunft zu Studenten niedriger Herkunft 4:1 bis zum 13. Semester, so beträgt es ab dem 13. Semester nur noch 2:1. Hieraus folgt, dass Studenten niedriger sozialer Herkunft von den oftmals zu diesem Zeitpunkt fälligen [[Studiengebühren in Deutschland|Langzeitstudiengebühren]] überproportional betroffen sind (S. 143f.).
* [[Chancengerechtigkeit]], [[Partizipation|Teilhabe]],
* Ressourcen: Studenten mit niedriger sozialer Herkunft steht trotz [[Bundesausbildungsförderungsgesetz|BAFöG]] weniger Geld zum Lebensunterhalt zur Verfügung als anderen Studenten (S. 178).
* die Ausschöpfung von [[Begabungsreserve|Begabungsreserven]],
* Jobs: Studenten mit hoher sozialer Herkunft jobben seltener neben dem Studium (S. 293f.); als Motivation zum Jobben geben Studenten mit niedriger sozialer Herkunft häufiger als andere den Grund ''Lebensunterhalt'' an (S. 304).
* Wege zur Erhöhung von Studienerfolgsquoten,
* Fächer- und hochschulspezifische Verteilung der Studenten: Studenten mit niedriger sozialer Herkunft studieren eher Fächer und an Hochschulen, die mit einem geringeren Prestige und weniger hoch dotierten Berufen verbunden sind (S. 141f.).
* die Individualisierung des Studiums sowie
* Karriere: Studenten mit niedriger sozialer Herkunft [[Promotion (Doktor)|promovieren]] seltener als andere Studenten (S. 140).
* über die Pluralisierung bzw. Öffnung von beruflichen und (hoch-)schulischen Bildungswegen.


== Europäische Untersuchung ==
== Europäische Untersuchung ==

Version vom 10. Mai 2016, 11:59 Uhr

Eine Sozialerhebung ist eine empirische Untersuchung zur sozialen Lage eines bestimmten Personenkreises. In Deutschland besonders bekannt ist die seit 1951 regelmäßig im Auftrag der Studentenwerke durchgeführte Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wird erarbeitet vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Auch in Österreich existiert mit der Studierenden-Sozialerhebung eine vergleichbare Untersuchung. Die erste wurde 1973 durchgeführt, weitere Erhebungen folgten in unregelmäßigen Abständen und von unterschiedlichen Instituten. Die letzte österreichische Sozialerhebung wurde im Jahr 2011 vom Institut für Höhere Studien im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung veröffentlicht. In der Schweiz wird eine solche Erhebung ebenfalls unregelmäßig durchgeführt. Nach einer zehnjährigen Pause wurde vom Schweizer Bundesamt für Statistik im Jahre 2005 wieder die Soziale Lage der Studierenden in der Schweiz untersucht.

Auf europäischer Ebene stellt der Euro Student die Ergebnisse der Sozialerhebungen einzelner Länder zusammen und ermöglicht so einen Vergleich einiger Ergebnisse.

Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks

Geschichtliche Entwicklung der Sozialerhebung

Die erste Studie erschien 1952.[1] Seit Anfang der 1970er Jahre wird sie mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Das Hochschul-Informations-System ist mit der Erhebung und Auswertung der Daten seit der 10. Sozialerhebung, seit 1982 betraut. Seit 1991 werden auch die Neuen Länder miteinbezogen. Seit 1988 (12. Sozialerhebung) werden sozialgruppenspezifische Quoten für die Beteiligung an der Hochschulbildung dargestellt. Obwohl die eindeutigen Befunde eine ungleiche Chancenverteilung beim Zugang zu höherer Bildung verdeutlichten, sind sie – was in der Sozialerhebung bedauert wurde – in der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen worden. Erst im Zusammenhang mit der Präsentation der 16. Sozialerhebung im Frühsommer 2001 sind sie in den Mittelpunkt der Wahrnehmung der Sozialerhebung gelangt. Die 18. Sozialerhebung wurde im Jahr 2007 veröffentlicht und enthält Daten, die 2006 erhoben wurden. Die Untersuchung für die 2010 vorgestellte 19. Sozialerhebung erfolgte im Jahr 2009 und die für die 2013 publizierte 20. Sozialerhebung entsprechend 2012.

Stichprobenziehung – wer wird befragt?

Zur Grundgesamtheit der Sozialerhebung gehören alle im Befragungssemester immatrikulierten Studierenden an den staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland (ausgenommen der Hochschulen des Fernstudiums, der Bundeswehr und der Verwaltung). Von ihnen ziehen die an der Sozialerhebung teilnehmenden Hochschulen nach den Vorgaben des DZHW eine Zufallsstichprobe aus ihrem jeweiligen Studierendenverzeichnis und verschicken per E-Mail Einladungen zur Befragung an ihre Studierenden. Auf diese Weise wird im Rahmen der 21. Sozialerhebung jede(r) sechste Studierende in einem Bachelor-, Master- oder einem traditionellen Studiengang (Diplom, Magister, Staatsexamen) um Teilnahme gebeten, wobei Bildungsinländerinnen und Bildungsinländer sowie Studierende, die zum Befragungszeitpunkt einen studiumsbezogenen Auslandsaufenthalt absolvieren, einen auf sie zugeschnitten Fragenkatalog erhalten.

Erhebungsmodus – wie wird befragt?

Bis zur 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) war die Untersuchungsreihe als postalisch-schriftliche Befragung konzipiert: Den Studierenden wurde ein gedruckter Fragebogen zugesandt, den sie nach dem Ausfüllen in einem Freiumschlag zurückgeschickt haben. Mit der 21. Sozialerhebung erfolgt nun ein Methodenswitch hin zu einer Online-Befragung: Anstatt eines Papier-Fragebogens erhalten die Studierenden nun von ihrer Hochschule eine E-Mail, mit der sie zur Befragungsteilnahme eingeladen werden. Diese E-Mail enthält einen Link zum Online-Survey. Der Befragungszeitraum erstreckt sich dabei über etwa zehn Wochen des Sommersemesters 2016.

Datenschutz

Die Anonymität der an der Sozialerhebung teilnehmenden Studierenden wird u. a. dadurch gewährleistet, dass die Stichprobenziehung und die Einladung zur Befragung ausschließlich durch die Hochschulen erfolgen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung erfahren zu keinem Zeitpunkt, wer an der Befragung teilnimmt. Die Hochschulen ihrerseits erhalten keine Informationen darüber, was einzelne Studierende geantwortet haben. So erfolgen Erhebung, Aufbereitung, Auswertung und Veröffentlichung der Daten unter Beachtung der aktuellen rechtlichen Datenschutzbestimmungen und – darüber hinaus – in Einklang mit den Standards der Qualitätssicherung für Online-Befragungen des Arbeitskreises Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V. (ADM), der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e. V. (ASI), des Berufsverbands Deutscher Markt- und Sozialforscher e. V. (BVM) und der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung e. V. (D.G.O.F.). Ein Rückschluss auf Einzelpersonen ist damit ausgeschlossen.

Bedeutung und Inhalt

Die Sozialerhebung ist besonders bei der Beurteilung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden in Deutschland von großer Bedeutung und zeichnet deren Entwicklung seit den 1950er Jahren nach. Zentralen Themen der Studie sind

  • Bildung und Erfahrungen vor dem Studium,
  • Hochschulzugang und Studienverlauf,
  • soziale Zusammensetzung der Studierenden,
  • Finanzierung des Studiums und Lebenshaltungskosten,
  • Zeitaufwand für verschiedene Studientätigkeiten,
  • studentische Erwerbstätigkeit sowie die
  • Wohn- und Lebenssituation Studierender.

Gemeinsam bilden sie den inhaltlichen Kern der Sozialerhebung, die damit in regelmäßigen Abstand eine Fülle an Daten, Befunden und Informationen zur Bewertung aktueller und künftig erforderlicher Entwicklungen im Hochschulwesen liefert. Entsprechend hat die Sozialerhebung einen großen und vielfältigen Kreis an Interessent(inn)en und Nutzer(innen), z. B:

  • politische Akteure und Entscheidungsträger auf Bundes-, Länder-, regionaler sowie hochschulbezogener Ebene,
  • Parteien, Verbände und Initiativen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft,
  • Vereine und Stiftungen,
  • die Hochschulforschung und Sozialberichterstattung,
  • Lehrkräfte und Lehrbeauftragte an den Hochschulen,
  • Studierendenberatungen und -beauftragte aber auch
  • Studierende, Studienberechtigte und ihre politischen Interessenvertretungen.

Die 21. Sozialerhebung

Gegenwärtig wird die Befragungsphase der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) vorbereitet. In den Monaten seit Projektbeginn im Oktober 2014 ist der Fragekatalog im Rahmen der Prüfung auf Aktualität und Zielgruppenpassung einer partiellen Neukonzeption unterzogen worden. Viele Standardfragen wurden modifiziert, um die Vielfalt der Studien- und Lebenssituation der Studierenden noch besser abbilden und dem steigenden Bedarf nach stärker differenzierten empirischen Daten stärker entsprechen zu können. Schließlich tragen die Befunde der Sozialerhebung zu aktuellen gesellschafts- wie bildungspolitischen Diskursen bei, z. B. über

  • Chancengerechtigkeit, Teilhabe,
  • die Ausschöpfung von Begabungsreserven,
  • Wege zur Erhöhung von Studienerfolgsquoten,
  • die Individualisierung des Studiums sowie
  • über die Pluralisierung bzw. Öffnung von beruflichen und (hoch-)schulischen Bildungswegen.

Europäische Untersuchung

Auf europäischer Ebene gibt es den Euro Student Report, der ebenfalls von HIS erstellt wird. Die letzte Untersuchung Eurostudent III wurde im September 2008 veröffentlicht. Dabei werden keine eigenen Fragebogen versendet, sondern es werden vorhandene Daten aus den teilnehmenden Ländern zusammengestellt und ausgewertet. Die Fragestellungen sind mit denen der deutschen Sozialerhebung weitestgehend vergleichbar. Derzeit läuft der Eurostudent IV (Berichtlegung im Juli 2011).

Am Eurostudent II haben Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien teilgenommen. Am Eurostudent III haben bereits 23 Länder teilgenommen, Bulgarien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei. Derzeit arbeiten ForscherInnenteams aus knapp 30 Ländern am Eurostudent IV.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Isserstedt, Elke Middendorff, Steffen Weber, Klaus Schnitzer, Andrä Wolter: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland 2003. 17. Sozialerhebung des deutschen Studentenwerkes durchgeführt durch HIS Hochschul-Informations-System. Bonn, Berlin 2004

Einzelnachweise

  1. Gerhard Kath: Das soziale Bild der Studentenschaft in Westdeutschland und Berlin. Hrsg.: Verband Deutscher Studentenwerke. Frankfurt am Main 1952.