„Karpas“ – Versionsunterschied

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Der '''Karpas''' ({{ELSneu|Καρπασία}} '''Karpasía''', {{TrS|'''Karpaz''' oder '''Kırpaşa'''}}, auch '''Karpass'''; im Mittelalter auch ''Carpas'') ist eine knapp 900 km² umfassende und etwa 80 km lange [[Halbinsel]] im Nordosten der Mittelmeerinsel [[Zypern]]. Sie bildet den östlichsten Teil des [[Pentadaktylos|Kyrenia-Gebirge]]s. Seine östliche Spitze bildet das [[Kap Apostolos Andreas]], dem die unbewohnten Klides-Inseln vorgelagert sind.
Der '''Karpas''' ({{elS|Καρπασία}} '''Karpasía''', {{trS|'''Karpaz''' oder '''Kırpaşa'''}}, auch '''Karpass'''; im Mittelalter auch ''Carpas'') ist eine knapp 900 km² umfassende und etwa 80 km lange [[Halbinsel]] im Nordosten der Mittelmeerinsel [[Zypern]]. Sie bildet den östlichsten Teil des [[Pentadaktylos|Kyrenia-Gebirges]]. Seine östliche Spitze bildet das [[Kap Apostolos Andreas]], dem die unbewohnten Klides-Inseln vorgelagert sind.


Die Halbinsel hatte im Jahr 2016 knapp 24.000 Einwohner, die bedeutendste Stadt ist [[Rizokarpaso]] (Dipkarpaz), hinzu kommen mehr als 40 Dörfer. Viehzucht (Schafe und Ziegen) sowie der Anbau von [[Johannisbrot]], heute vor allem für die kosmetische Industrie, bildeten neben dem Anbau von Getreide, Oliven, Wein, Früchten und Nüssen den wichtigsten Wirtschaftszweig, zeitweise auch der Tabakanbau und die Seidenzucht sowie Baumwolle. Diese agrarischen Wirtschaftszweige wurden inzwischen vom Tourismus überflügelt.
Die Halbinsel hatte im Jahr 2016 knapp 24.000 Einwohner, die bedeutendste Stadt ist [[Rizokarpaso]] (Dipkarpaz), hinzu kommen mehr als 40 Dörfer. Viehzucht (Schafe und Ziegen) sowie der Anbau von [[Johannisbrot]], heute vor allem für die kosmetische Industrie, bildeten neben dem Anbau von Getreide, Oliven, Wein, Früchten und Nüssen den wichtigsten Wirtschaftszweig, zeitweise auch der Tabakanbau und die Seidenzucht sowie Baumwolle. Diese agrarischen Wirtschaftszweige wurden inzwischen vom Tourismus überflügelt.


Menschliche Besiedlung lässt sich auf der Halbinsel ab etwa 8400 v. Chr. nachweisen. In der [[Bronzezeit]] wurde Zypern durch den Handel mit seinem [[Kupfer]] zu einem bedeutenden politischen Zentrum, was auf dem Karpas zur Entstehung von [[Kaleburnu-Kraltepe/Galinoporni-Vasili]], einem bedeutenden Machtzentrum, und in der Folge zur Errichtung von Befestigungsanlagen führte. Zypern konnte jedoch seine Unabhängigkeit seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. nur mehr kurzzeitig wahren.
Menschliche Besiedlung lässt sich auf der Halbinsel ab etwa 8400 v. Chr. nachweisen. In der [[Bronzezeit]] wurde Zypern durch den Handel mit seinem [[Kupfer]] zu einem bedeutenden politischen Zentrum, was auf dem Karpas zur Entstehung von [[Kaleburnu-Kraltepe/Galinoporni-Vasili]], einem bedeutenden Machtzentrum, und in der Folge zur Errichtung von Befestigungsanlagen führte. Zypern konnte jedoch seine Unabhängigkeit seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. nur mehr kurzzeitig wahren.


Zugleich setzte die Besiedlung durch Griechen ein, die kulturell und sprachlich die vorherige Bevölkerung überlagerte und zu denen sich eine Reihe anderer ethnischer Gruppen gesellte. Nach der griechisch-römischen Epoche teilten sich das orthodoxe [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] und die arabisch-islamische Großmacht der [[Umayyaden]] und [[Abbasiden]] die Insel bis 965. 1185 machte sie sich für einige Jahre von Byzanz unabhängig, wobei mit Kantara auf dem Karpas eine der bedeutendsten Burgen entstand. Zypern ging dennoch 1191 an die katholischen Kreuzfahrer, die den Karpas massiv befestigten, dessen Bevölkerung jedoch weitgehend orthodox blieb, sieht man von den dorthin geflohenen [[Maroniten]] ab. Den französisch-sprachigen Kreuzfahrern, gegen die sich das Griechische zunehmend durchsetzte, folgte 1489 [[Republik Venedig|Venedig]] als Herrin der Insel. 1571 kam der Karpas mitsamt der Insel an das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]], was erstmals zur Zuwanderung von sunnitischen Türken führte, aber auch von Angehörigen anderer ethnischer Gruppen des Vielvölkerstaates. 1878 bzw. 1914 folgte [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]] als Kolonialmacht, das die Insel 1960 in die Unabhängigkeit entließ. Inzwischen waren aus den eher religiös begründeten Konflikten stärker ethnisch begründete geworden, wobei der Karpas eine griechisch-orthodoxe Hochburg blieb. Das [[Kloster Apostolos Andreas]] war seit langem der wichtigste [[Pilger]]ort der Insel. Auf die Halbinsel kamen insbesondere ab 1974 vor allem [[Anatolien|nord-anatolische]] Soldaten, Staatsbedienstete und Siedler, nachdem die [[Türkei]] als Reaktion auf einen Anschlussversuch an [[Griechenland]] den Nordteil Zyperns besetzt hatte, während Griechen und Maroniten die Halbinsel seither fast vollständig verlassen haben. Seit 1983 gehört sie zur international nicht anerkannten [[Türkische Republik Nordzypern|Türkischen Republik Nordzypern]]; das kulturelle Erbe ist bedroht, wenn sich auch die Bemühungen zu seiner Bewahrung in letzter Zeit verstärkt haben.
Zugleich setzte die Besiedlung durch Griechen ein, die kulturell und sprachlich die vorherige Bevölkerung überlagerte und zu denen sich eine Reihe anderer ethnischer Gruppen gesellte. Nach der griechisch-römischen Epoche teilten sich das orthodoxe [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] und die arabisch-islamische Großmacht der [[Umayyaden]] und [[Abbasiden]] die Insel bis 965. 1185 machte sie sich für einige Jahre von Byzanz unabhängig, wobei mit Kantara auf dem Karpas eine der bedeutendsten Burgen entstand. Zypern ging dennoch 1191 an die katholischen Kreuzfahrer, die den Karpas massiv befestigten, dessen Bevölkerung jedoch weitgehend orthodox blieb, sieht man von den dorthin geflohenen [[Maroniten]] ab. Den französisch-sprachigen Kreuzfahrern, gegen die sich das Griechische zunehmend durchsetzte, folgte 1489 [[Republik Venedig|Venedig]] als Herrin der Insel. 1571 kam der Karpas mitsamt der Insel an das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]], was erstmals zur Zuwanderung von sunnitischen Türken führte, aber auch von Angehörigen anderer ethnischer Gruppen des Vielvölkerstaates. 1878 bzw. 1914 folgte [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]] als Kolonialmacht, das die Insel 1960 in die Unabhängigkeit entließ. Inzwischen waren aus den eher religiös begründeten Konflikten stärker ethnisch begründete geworden, wobei der Karpas eine griechisch-orthodoxe Hochburg blieb. Das [[Kloster Apostolos Andreas]] war seit langem der wichtigste [[Pilger]]ort der Insel. Auf die Halbinsel kamen insbesondere ab 1974 vor allem [[Anatolien|nord-anatolische]] Soldaten, Staatsbedienstete und Siedler, nachdem die [[Türkei]] als Reaktion auf einen Anschlussversuch an [[Griechenland]] den Nordteil Zyperns besetzt hatte, während Griechen und Maroniten die Halbinsel seither fast vollständig verlassen haben. Seit 1983 gehört sie zur international nicht anerkannten [[Türkische Republik Nordzypern|Türkischen Republik Nordzypern]]; das kulturelle Erbe ist bedroht, wenn sich auch die Bemühungen zu seiner Bewahrung in letzter Zeit verstärkt haben.


Die Strände des Karpas sind wichtige Gelegestätten bedrohter [[Meeresschildkröte]]n (''[[Unechte Karettschildkröte|Caretta caretta]]'' und ''[[Suppenschildkröte|Chelonia mydas]]''). Auf der Halbinsel leben etwa zehn [[Fledermäuse|Fledermausarten]], insgesamt ließen sich mehr als zwanzig Säugetierarten nachweisen. Von ökologischer Bedeutung ist zudem der Karpas-Nationalpark mit seinen Wäldern. Intensiver beforscht werden inzwischen die Küstensäume, die Raum für extrem seltene Arten bieten.
Die Strände des Karpas sind wichtige Gelegestätten bedrohter [[Meeresschildkröte]]n (''[[Unechte Karettschildkröte|Caretta caretta]]'' und ''[[Suppenschildkröte|Chelonia mydas]]''). Auf der Halbinsel leben etwa zehn [[Fledermäuse|Fledermausarten]], insgesamt ließen sich mehr als zwanzig Säugetierarten nachweisen. Von ökologischer Bedeutung ist zudem der Karpas-Nationalpark mit seinen Wäldern. Intensiver beforscht werden inzwischen die Küstensäume, die Raum für extrem seltene Arten bieten.
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=== Ausdehnung und Grenzen ===
=== Ausdehnung und Grenzen ===
[[File:Location of Galateia.png|mini|Die fünf Verwaltungsbezirke der Türkischen Republik Nordzypern mit dem dunkler dargestellten [[Distrikt İskele]] auf der Karpas-Halbinsel]]
[[Datei:Location of Galateia.png|mini|Die fünf Verwaltungsbezirke der Türkischen Republik Nordzypern mit dem dunkler dargestellten [[Distrikt İskele]] auf der Karpas-Halbinsel]]
[[File:Cyprus districts named.png|mini|Die von der Republik Zypern weiterhin als maßgeblich beanspruchte Verwaltungsgliederung nebst Grenzverlauf]]
[[Datei:Cyprus districts named.png|mini|Die von der Republik Zypern weiterhin als maßgeblich beanspruchte Verwaltungsgliederung nebst Grenzverlauf]]
Die Halbinsel umfasst eine Fläche von 898 km²,<ref>Dies und das Folgende nach ''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, hier: S. 5.</ref> die in fünf Munizipalitäten des [[Distrikt İskele|Distrikts İskele]] zerfällt, nämlich [[İskele]]/Trikomo, [[Mehmetçik/Galatia]], [[Büyükkonuk]]/Komi Kepir, [[Yeni Erenköy]]/Gialousa und Dipkarpaz/[[Rizokarpaso]], sowie Tatlısu/Akanthou, das zum [[Distrikt Gazimağusa]] gehört. Letzterer wurde auf eigenen Antrag dem [[Distrikt İskele]] angeschlossen, dem darüber hinaus 35 Dörfer angehören, von denen wiederum fünf in der [[Mesaoria]]-Ebene liegen. Im Nordwesten liegt die Bezirksgrenze bei Esentepe/Agios Amvrosios ([[Distrikt Girne]]), im Westen und Südwesten Geçitkale/Lefkoniko und Yeniboğaziçi/Agios Sergios (Famagusta/Gazimağusa).<!-- Dies ist die genaue Benennung der jeweiligen Einheiten, daher bitte nicht ändern.--> Als traditioneller Eingang zur Halbinsel gilt Boğaz (häufig auch Bogazi), während sie im Süden an die Mesaoria-Ebene grenzt, wo İskele das Zentrum des Distrikts ist. Vor allem im Osten vorgelagert sind die unbewohnten Kleides-Inseln/Zafer adaları, zu denen Dalmonaris, Kila, Lefkonisos und Skaloudia zählen, dann die Inselgruppe um Kordylia sowie einige Felsen.<ref>Ioannis Nikolaou Vogiatzakis, Gloria Pungetti, Antoinette M. Mannion (Hrsg.): ''Mediterranean Island Landscapes. Natural and Cultural Approaches'', Springer Science & Business Media, 2008, Tab. 4.4, S. 69.</ref> Formal bildet der Karpas immer noch einen Teil des [[Bezirk Famagusta|Bezirks Famagusta]] der [[Republik Zypern]].
Die Halbinsel umfasst eine Fläche von 898 km²,<ref>Dies und das Folgende nach ''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, hier: S. 5.</ref> die in fünf Munizipalitäten des [[Distrikt İskele|Distrikts İskele]] zerfällt, nämlich [[İskele]]/Trikomo, [[Mehmetçik/Galatia]], [[Büyükkonuk]]/Komi Kepir, [[Yeni Erenköy]]/Gialousa und Dipkarpaz/[[Rizokarpaso]], sowie Tatlısu/Akanthou, das zum [[Distrikt Gazimağusa]] gehört. Letzterer wurde auf eigenen Antrag dem [[Distrikt İskele]] angeschlossen, dem darüber hinaus 35 Dörfer angehören, von denen wiederum fünf in der [[Mesaoria]]-Ebene liegen. Im Nordwesten liegt die Bezirksgrenze bei Esentepe/Agios Amvrosios ([[Distrikt Girne]]), im Westen und Südwesten Geçitkale/Lefkoniko und Yeniboğaziçi/Agios Sergios (Famagusta/Gazimağusa).<!-- Dies ist die genaue Benennung der jeweiligen Einheiten, daher bitte nicht ändern.--> Als traditioneller Eingang zur Halbinsel gilt Boğaz (häufig auch Bogazi), während sie im Süden an die Mesaoria-Ebene grenzt, wo İskele das Zentrum des Distrikts ist. Vor allem im Osten vorgelagert sind die unbewohnten Kleides-Inseln/Zafer adaları, zu denen Dalmonaris, Kila, Lefkonisos und Skaloudia zählen, dann die Inselgruppe um Kordylia sowie einige Felsen.<ref>Ioannis Nikolaou Vogiatzakis, Gloria Pungetti, Antoinette M. Mannion (Hrsg.): ''Mediterranean Island Landscapes. Natural and Cultural Approaches'', Springer Science & Business Media, 2008, Tab. 4.4, S. 69.</ref> Formal bildet der Karpas immer noch einen Teil des [[Bezirk Famagusta|Bezirks Famagusta]] der [[Republik Zypern]].


=== Geologie und Landschaft ===
=== Geologie und Landschaft ===
Die Karpas-Halbinsel stellt eines der vier Segmente des [[Pentadaktylos|Kyrenia-Gebirge]]s dar, das üblicherweise in die westliche, die zentrale, die östliche und die Karpas Range eingeteilt wird.<ref>A. H. F. Robertson, T. C. Kinnaird: ''Structural development of the central Kyrenia Range (north Cyprus) in its regional setting in the eastern Mediterranean region'', in: International Journal of Earth Sciences 105,1 (2016) 417-437.</ref> Das etwa 160 km lange Gebirge heißt westlich von Melounda/Mallıdağ auch [[Pentadaktylos]]<ref>So definiert in der [http://www.britannica.com/place/Kyrenia-Mountains Encyclopedia Britannica].</ref> und ging aus einer Serie von [[Sedimentation|Sedimentablagerungen]] zwischen [[Perm (Geologie)|Perm]] und mittlerem [[Miozän]] hervor, die wiederum durch die Kollision der [[Afrikanische Platte|afrikanischen]] mit der [[Eurasische Platte|eurasischen]] Platte entstanden ist. Obwohl kaum halb so hoch wie das [[Troodos-Gebirge]] ist der Karpas doch stark zerklüftet. Die ältesten Gesteine stammen aus dem Perm und werden als Kantara-Formation bezeichnet, benannt nach der gleichnamigen Burg im Westen der Karpas-Halbinsel. Sie kommen hauptsächlich auf der besagten Halbinsel vor und zwar in Form verschieden großer Olistolithen (Fremdgestein).<ref>Ioannis Panayides: ''Cyprus'', in: Rosemary G. Gillespie, D. A. Clague (Hrsg.): ''Encyclopedia of Islands'', University of California Press, 2009, S. 212.</ref> Große Teile des Gebirgszugs bestehen, wie die Gebirge Zyperns insgesamt, aus [[Ophiolith]]en, also ozeanischem Gestein, das starken Hebungen unterlag, vor allem aber [[Kalkstein]]. Hinzu kommen [[Ultramafitit|ultramafische]], [[Plutonisches Gestein|plutonische]] Gesteine, also solche magmatischen Ursprungs, die vielfach hohe Metallgehalte aufweisen, wie etwa [[Kupfer]], was aber vor allem um das Troodos-Gebirge abgebaut wurde. Auf Karpas entstand durch zahlreiche Nord-Süd-Faltungen und zusammen mit der leichten Erodierbarkeit des sandigen Kythrea-[[Flysch]]s eine raue, zerklüftete Landschaft von mitunter erheblicher Trockenheit. Die Kollision mit der afrikanischen Platte erzeugte vor 20 bis 10 Millionen Jahren steile Berge in der Kerynea-Zone, die aus komplexen Kalksteinblöcken, dicken Flyschlagen und begrenzten Mengen [[Metamorphes Gestein|metamorphen]] und [[Magmatisches Gestein|magmatischen Gesteins]] bestehen.<ref>Zomenia Zomeni, Adriana Bruggeman: ''Soil Resources of Cyprus'', in: Yusuf Yigini, Panos Panagos, Luca Montanarella (Hrsg.): ''Soil Resources of Mediterranean and Caucasus Countries Extension of the European Soil Database'', European Commission Joint Research Centre Institute for Environment and Sustainability, 2013, S. 40 ([http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.366.9455&rep=rep1&type=pdf#page=43 online], PDF).</ref> Eine vergleichsweise kurzzeitig bestehende Landverbindung in der Zeit vor 5,9 bis 5,4 Millionen Jahren kann nicht ausgeschlossen werden.<ref>Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: ''Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies'', in: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130, hier: S. 72.</ref> Seit mindestens fünf Millionen Jahren ist Zypern jedenfalls eine Insel.
Die Karpas-Halbinsel stellt eines der vier Segmente des [[Pentadaktylos|Kyrenia-Gebirges]] dar, das üblicherweise in die westliche, die zentrale, die östliche und die Karpas Range eingeteilt wird.<ref>A. H. F. Robertson, T. C. Kinnaird: ''Structural development of the central Kyrenia Range (north Cyprus) in its regional setting in the eastern Mediterranean region.'' In: International Journal of Earth Sciences 105,1 (2016) 417-437.</ref> Das etwa 160 km lange Gebirge heißt westlich von Melounda/Mallıdağ auch [[Pentadaktylos]]<ref>So definiert in der [http://www.britannica.com/place/Kyrenia-Mountains Encyclopedia Britannica].</ref> und ging aus einer Serie von [[Sedimentation|Sedimentablagerungen]] zwischen [[Perm (Geologie)|Perm]] und mittlerem [[Miozän]] hervor, die wiederum durch die Kollision der [[Afrikanische Platte|afrikanischen]] mit der [[Eurasische Platte|eurasischen]] Platte entstanden ist. Obwohl kaum halb so hoch wie das [[Troodos-Gebirge]] ist der Karpas doch stark zerklüftet. Die ältesten Gesteine stammen aus dem Perm und werden als Kantara-Formation bezeichnet, benannt nach der gleichnamigen Burg im Westen der Karpas-Halbinsel. Sie kommen hauptsächlich auf der besagten Halbinsel vor und zwar in Form verschieden großer Olistolithen (Fremdgestein).<ref>Ioannis Panayides: ''Cyprus.'' In: Rosemary G. Gillespie, D. A. Clague (Hrsg.): ''Encyclopedia of Islands'', University of California Press, 2009, S. 212.</ref> Große Teile des Gebirgszugs bestehen, wie die Gebirge Zyperns insgesamt, aus [[Ophiolith]]en, also ozeanischem Gestein, das starken Hebungen unterlag, vor allem aber [[Kalkstein]]. Hinzu kommen [[Ultramafitit|ultramafische]], [[Plutonisches Gestein|plutonische]] Gesteine, also solche magmatischen Ursprungs, die vielfach hohe Metallgehalte aufweisen, wie etwa [[Kupfer]], was aber vor allem um das Troodos-Gebirge abgebaut wurde. Auf Karpas entstand durch zahlreiche Nord-Süd-Faltungen und zusammen mit der leichten Erodierbarkeit des sandigen Kythrea-[[Flysch]]s eine raue, zerklüftete Landschaft von mitunter erheblicher Trockenheit. Die Kollision mit der afrikanischen Platte erzeugte vor 20 bis 10 Millionen Jahren steile Berge in der Kerynea-Zone, die aus komplexen Kalksteinblöcken, dicken Flyschlagen und begrenzten Mengen [[Metamorphes Gestein|metamorphen]] und [[Magmatisches Gestein|magmatischen Gesteins]] bestehen.<ref>Zomenia Zomeni, Adriana Bruggeman: ''Soil Resources of Cyprus.'' In: Yusuf Yigini, Panos Panagos, Luca Montanarella (Hrsg.): ''Soil Resources of Mediterranean and Caucasus Countries Extension of the European Soil Database'', European Commission Joint Research Centre Institute for Environment and Sustainability, 2013, S. 40 [http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.366.9455&rep=rep1&type=pdf#page=43 online] (PDF).</ref> Eine vergleichsweise kurzzeitig bestehende Landverbindung in der Zeit vor 5,9 bis 5,4 Millionen Jahren kann nicht ausgeschlossen werden.<ref>Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: ''Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies.'' In: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130, hier: S. 72.</ref> Seit mindestens fünf Millionen Jahren ist Zypern jedenfalls eine Insel.
[[File:Naturalis Biodiversity Center - ZMA.MOLL.46092 - Persististrombus latus (Gmelin, 1791) - Strombidae - Mollusc shell.jpeg|mini|''Persististrombus latus'' aus der Familie der [[Flügelschnecken]]]]
[[Datei:Naturalis Biodiversity Center - ZMA.MOLL.46092 - Persististrombus latus (Gmelin, 1791) - Strombidae - Mollusc shell.jpeg|mini|''Persististrombus latus'' aus der Familie der [[Flügelschnecken]]]]
Während der letzten 125.000 Jahre kam es zu erheblichen Schwankungen des Meeresspiegels. So wurden auch an den Küsten des Karpas marine Ablagerungen in Höhen zwischen 3 und 22 m über dem Meeresspiegel entdeckt. Einige der [[Mergel]] bieten Überreste mariner [[Schnecken|Gastropoden]], wie ''Persististrombus latus'' aus der Familie der [[Flügelschnecken]], ''Bursa granularis'' aus der Überfamilie der [[Cassoidea]] oder [[Hermelinschwanz|Conus ermineus]], die es im Mittelmeer nicht mehr gibt. Sie sind Indices für die [[Sauerstoff-Isotopenstufe]] 5e des Mittelmeers und belegen in den letzten 125.000 Jahren eine Hebung um 15,5 m. Dabei wurde die Insel seit dem frühen [[Holozän]] um maximal 1,2 bis 1,5 m gehoben, doch variierte der Meeresspiegel um 40 bis 50 m. Das Wasser oberhalb der undurchdringlichen [[Mergel]] des [[Pliozän]]s bietet noch heute Trinkwasser. Die Gründer der neolithischen Siedlung [[Akanthou-Arkosykos]] erkannten offenbar die Vorzüge einer solchen Quelle.<ref>E. Galili, M. Şevketoğlu, A. Salamon, D. Zviely, H. K. Mienis, B. Rosen, S. Moshkovitz: ''Late Quaternary beach deposits and archaeological relicts on the coasts of Cyprus, and the possible implications of sea-level changes and tectonics on the early populations'', in: Geological Society, London, Special Publications, 411 (2016) 179-218.</ref>
Während der letzten 125.000 Jahre kam es zu erheblichen Schwankungen des Meeresspiegels. So wurden auch an den Küsten des Karpas marine Ablagerungen in Höhen zwischen 3 und 22 m über dem Meeresspiegel entdeckt. Einige der [[Mergel]] bieten Überreste mariner [[Schnecken|Gastropoden]], wie ''Persististrombus latus'' aus der Familie der [[Flügelschnecken]], ''Bursa granularis'' aus der Überfamilie der [[Cassoidea]] oder [[Hermelinschwanz|Conus ermineus]], die es im Mittelmeer nicht mehr gibt. Sie sind Indices für die [[Sauerstoff-Isotopenstufe]] 5e des Mittelmeers und belegen in den letzten 125.000 Jahren eine Hebung um 15,5 m. Dabei wurde die Insel seit dem frühen [[Holozän]] um maximal 1,2 bis 1,5 m gehoben, doch variierte der Meeresspiegel um 40 bis 50 m. Das Wasser oberhalb der undurchdringlichen [[Mergel]] des [[Pliozän]]s bietet noch heute Trinkwasser. Die Gründer der neolithischen Siedlung [[Akanthou-Arkosykos]] erkannten offenbar die Vorzüge einer solchen Quelle.<ref>E. Galili, M. Şevketoğlu, A. Salamon, D. Zviely, H. K. Mienis, B. Rosen, S. Moshkovitz: ''Late Quaternary beach deposits and archaeological relicts on the coasts of Cyprus, and the possible implications of sea-level changes and tectonics on the early populations.'' In: Geological Society, London, Special Publications, 411 (2016) 179-218.</ref>


=== Klima ===
=== Klima ===
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=== Flora und Fauna ===
=== Flora und Fauna ===
Auf der Halbinsel wachsen vornehmlich [[Zypressen]], aber auch [[Wacholder]] und [[Kiefern]].<ref>Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007, S. 343.</ref>
Auf der Halbinsel wachsen vornehmlich [[Zypressen]], aber auch [[Wacholder]] und [[Kiefern]].<ref>Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007, S. 343.</ref>
[[File:Hippo-Cyprus.JPG|mini|Fossil der kleinen [[Flusspferd]]art ''Phanourios minor'']]
[[Datei:Hippo-Cyprus.JPG|mini|Fossil der kleinen [[Flusspferd]]art ''Phanourios minor'']]
Zypern, das seit mindestens 5 Millionen Jahren isoliert ist, war ein Gebiet, wo sich durch [[Inselverzwergung]] entstandene Arten nachweisen ließen, wie ''[[Phanourios minor]]'', eine kleine Flusspferdart, oder der [[Zwergelefant]] (Elephas cypriotes). Sie verschwanden, obwohl dies nicht die Ursache sein muss, als die ersten Menschen auf der Insel erschienen.<ref>Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: ''Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies'', in: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130, hier: S. 72.</ref>
Zypern, das seit mindestens 5 Millionen Jahren isoliert ist, war ein Gebiet, wo sich durch [[Inselverzwergung]] entstandene Arten nachweisen ließen, wie ''[[Phanourios minor]]'', eine kleine Flusspferdart, oder der [[Zwergelefant]] (Elephas cypriotes). Sie verschwanden, obwohl dies nicht die Ursache sein muss, als die ersten Menschen auf der Insel erschienen.<ref>Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: ''Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies.'' In: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130, hier: S. 72.</ref>


Zu den Säugetierarten erschienen bis 1990 nur zwei Untersuchungen, nämlich von Dorothea Bate (1903) und von Friederike Spitzenberger (1978/79). Bate wies 15 Säugetierarten nach, Spitzenberger 20, darunter sechs bzw. elf [[Fledermäuse|Fledermausarten]].
Zu den Säugetierarten erschienen bis 1990 nur zwei Untersuchungen, nämlich von Dorothea Bate (1903) und von Friederike Spitzenberger (1978/79). Bate wies 15 Säugetierarten nach, Spitzenberger 20, darunter sechs bzw. elf [[Fledermäuse|Fledermausarten]].
[[Datei:Distribution of Pipistrellus pygmaeus.png|mini|links|Verbreitungsgebiet von ''Pipistrellus pygmaeus'', der [[Mückenfledermaus]], mit ihrer Unterart auf Zypern]]
[[Datei:Distribution of Pipistrellus pygmaeus.png|mini|links|Verbreitungsgebiet von ''Pipistrellus pygmaeus'', der [[Mückenfledermaus]], mit ihrer Unterart auf Zypern]]
Peter Boye et al.<ref>Peter Boye, Bärbel Pott-Dorfer, Karsten Dörfer, Andreas Demetropoulos: ''New records of bats (Chiroptera) from Cyprus and notes on their biology'', in: Myotis 28 (1990) 93–100.</ref> konnten 1990 insgesamt 16 Arten nachweisen, heute sind 22 bekannt. Schon früh war der [[Nilflughund]] nachgewiesen worden, die Art, die bis heute am häufigsten ist und an zwei Stellen auf dem Karpas fassbar ist (S. 77), später die [[Weißrandfledermaus]], die zweithäufigste Art, die auch an sechs Stellen im Karpas nachgewiesen ist, etwa in der Kirche [[Panagia Chrysiotissa]] von Afendrika. Hinzu kommen die [[Kleine Hufeisennase|Kleine]] und die [[Große Hufeisennase]] (erstere nur im Westen des Karpas), dann die [[Blasius-Hufeisennase]]. Zwar auf Zypern aber nicht auf dem Karpas ließen sich die [[Langflügelfledermaus]] und das [[Großes Mausohr|Große Mausohr]] nachweisen, nebst [[Kleines Mausohr|Kleinem Mausohr]] (im West-Karpas), schließlich ein einziges Exemplar der [[Meheley-Hufeisennase]], dazu die eher zweifelhafte [[Langfußfledermaus]]. Die [[Alpenfledermaus]] kommt im Westen des Karpas vor, jedoch nur weiter westwärts die [[Breitflügelfledermaus]], wohingegen sich die verwandte Küstenfledermaus (''Eptesicus anatolicus'') auf dem Karpas findet. Der [[Kleiner Abendsegler|Kleine Abendsegler]] fand sich im Troodos, hinzu kommen [[Großer Abendsegler]] (unsicher) sowie [[Riesenabendsegler]] im Troodos. Boyce ergänzte 1990 die [[Mittelmeer-Hufeisennase]], ohne jedoch den Ort anzugeben, was damit fraglich bleibt, die [[Fransenfledermaus]] (im West-Karpas) und das [[Graues Langohr|Graue Langohr]]. 2001 kamen noch die [[Wimperfledermaus]] aus einer Mine im Troodos in über 1600 m Höhe und endlich die [[Mückenfledermaus]] hinzu, letztere ist der östlichste Fund, stellt aber möglicherweise eine Unterart dar (''Pipistrellus pygmaeus cyprius''). Das [[Balkan-Langohr]] ließ sich bisher nur im Westen und Nordwesten der Insel nachweisen, ebenso wie die [[Europäische Bulldoggfledermaus]]. Insgesamt sind heute 22 Fledermausarten auf der Insel bekannt, davon fand sich knapp die Hälfte auch auf dem Karpas. Genetische Untersuchungen erwiesen eine nähere Verwandtschaft zu europäischen Arten als zu denen aus der [[Levante]], so dass hier eine frühere und eine spätere [[Migration (Biologie)|Migration]] angenommen werden.
Peter Boye et al.<ref>Peter Boye, Bärbel Pott-Dorfer, Karsten Dörfer, Andreas Demetropoulos: ''New records of bats (Chiroptera) from Cyprus and notes on their biology.'' In: Myotis 28 (1990) 93–100.</ref> konnten 1990 insgesamt 16 Arten nachweisen, heute sind 22 bekannt. Schon früh war der [[Nilflughund]] nachgewiesen worden, die Art, die bis heute am häufigsten ist und an zwei Stellen auf dem Karpas fassbar ist (S. 77), später die [[Weißrandfledermaus]], die zweithäufigste Art, die auch an sechs Stellen im Karpas nachgewiesen ist, etwa in der Kirche [[Panagia Chrysiotissa]] von Afendrika. Hinzu kommen die [[Kleine Hufeisennase|Kleine]] und die [[Große Hufeisennase]] (erstere nur im Westen des Karpas), dann die [[Blasius-Hufeisennase]]. Zwar auf Zypern aber nicht auf dem Karpas ließen sich die [[Langflügelfledermaus]] und das [[Großes Mausohr|Große Mausohr]] nachweisen, nebst [[Kleines Mausohr|Kleinem Mausohr]] (im West-Karpas), schließlich ein einziges Exemplar der [[Meheley-Hufeisennase]], dazu die eher zweifelhafte [[Langfußfledermaus]]. Die [[Alpenfledermaus]] kommt im Westen des Karpas vor, jedoch nur weiter westwärts die [[Breitflügelfledermaus]], wohingegen sich die verwandte Küstenfledermaus (''Eptesicus anatolicus'') auf dem Karpas findet. Der [[Kleiner Abendsegler|Kleine Abendsegler]] fand sich im Troodos, hinzu kommen [[Großer Abendsegler]] (unsicher) sowie [[Riesenabendsegler]] im Troodos. Boyce ergänzte 1990 die [[Mittelmeer-Hufeisennase]], ohne jedoch den Ort anzugeben, was damit fraglich bleibt, die [[Fransenfledermaus]] (im West-Karpas) und das [[Graues Langohr|Graue Langohr]]. 2001 kamen noch die [[Wimperfledermaus]] aus einer Mine im Troodos in über 1600 m Höhe und endlich die [[Mückenfledermaus]] hinzu, letztere ist der östlichste Fund, stellt aber möglicherweise eine Unterart dar (''Pipistrellus pygmaeus cyprius''). Das [[Balkan-Langohr]] ließ sich bisher nur im Westen und Nordwesten der Insel nachweisen, ebenso wie die [[Europäische Bulldoggfledermaus]]. Insgesamt sind heute 22 Fledermausarten auf der Insel bekannt, davon fand sich knapp die Hälfte auch auf dem Karpas. Genetische Untersuchungen erwiesen eine nähere Verwandtschaft zu europäischen Arten als zu denen aus der [[Levante]], so dass hier eine frühere und eine spätere [[Migration (Biologie)|Migration]] angenommen werden.


Im Osten der Halbinsel leben mehrere Hundert während und nach dem Bürgerkrieg von 1974 freigelassene [[Afrikanischer Esel|Esel]], deren Zahl 1997 auf 300 bis 400 geschätzt wurde. Eine Studie von 2005 kam auf mehr als die doppelte Zahl.<ref>Richard G. Hamrick, Tahir Pirgalioglu, Serife Gunduz, John P. Carroll: [http://link.springer.com/article/10.1007/s10344-005-0085-0#page-1 ''Feral donkey Equus asinus populations on the Karpaz peninsula, Cyprus''], in: European Journal of Wildlife Research 51 (2005) 108-116.</ref> Das Gebiet, in dem sie lebten, wurde zunächst vergebens abgezäunt und ohne weitere Maßnahmen zu einem Schutzgebiet erklärt.
Im Osten der Halbinsel leben mehrere Hundert während und nach dem Bürgerkrieg von 1974 freigelassene [[Afrikanischer Esel|Esel]], deren Zahl 1997 auf 300 bis 400 geschätzt wurde. Eine Studie von 2005 kam auf mehr als die doppelte Zahl.<ref>Richard G. Hamrick, Tahir Pirgalioglu, Serife Gunduz, John P. Carroll: [http://link.springer.com/article/10.1007/s10344-005-0085-0#page-1 ''Feral donkey Equus asinus populations on the Karpaz peninsula, Cyprus''], in: European Journal of Wildlife Research 51 (2005) 108-116.</ref> Das Gebiet, in dem sie lebten, wurde zunächst vergebens abgezäunt und ohne weitere Maßnahmen zu einem Schutzgebiet erklärt.


Die als [[Suppenschildkröte]] oder Grüne Meeresschildkröte bekannte ''Chelonia mydas'' kommt vor allem an den Küsten des Karpas vor, aber auch die [[unechte Karettschildkröte]]. Diese sind die beiden Schildkrötenarten des Mittelmeers. Bei Girne werden die Weibchen im Frühsommer an den Alagadi-Stränden seit 1994 geschützt, indem nachts die Strände abgeriegelt und die Gelege geschützt werden. Die Bestände erholen sich dort zum Teil. Insgesamt wurden 2011 in Nordzypern 965 Nester der unechten Karettschildkröte registriert (der Süden spielt hierbei praktisch keine Rolle), deren Bestand von 2000 bis 3000 Weibchen sich stabilisiert hat. Zudem wurden 44 Chelonia-Gelege mehr gezählt als je zuvor; dabei geht man von 300 bis 400 Weibchen aus, die äußerst ortstreu sind (im Gegensatz zur unechten Karettschildkröte). Etwa ein Drittel der Population sucht seine Gelegeplätze am Karpas; auf Zypern werden insbesondere von Ende Mai bis Juli die Strände von Alagadi und die der Ronnas-Bucht am Karpas bevorzugt.<ref>Sonja Kastilan: ''Schildkröten in Nordzypern. Hinter dem Gartenzaun am Strand'', in: Frankfurter Allgemeine Wissen, 10. September 2012.</ref>
Die als [[Suppenschildkröte]] oder Grüne Meeresschildkröte bekannte ''Chelonia mydas'' kommt vor allem an den Küsten des Karpas vor, aber auch die [[unechte Karettschildkröte]]. Diese sind die beiden Schildkrötenarten des Mittelmeers. Bei Girne werden die Weibchen im Frühsommer an den Alagadi-Stränden seit 1994 geschützt, indem nachts die Strände abgeriegelt und die Gelege geschützt werden. Die Bestände erholen sich dort zum Teil. Insgesamt wurden 2011 in Nordzypern 965 Nester der unechten Karettschildkröte registriert (der Süden spielt hierbei praktisch keine Rolle), deren Bestand von 2000 bis 3000 Weibchen sich stabilisiert hat. Zudem wurden 44 Chelonia-Gelege mehr gezählt als je zuvor; dabei geht man von 300 bis 400 Weibchen aus, die äußerst ortstreu sind (im Gegensatz zur unechten Karettschildkröte). Etwa ein Drittel der Population sucht seine Gelegeplätze am Karpas; auf Zypern werden insbesondere von Ende Mai bis Juli die Strände von Alagadi und die der Ronnas-Bucht am Karpas bevorzugt.<ref>Sonja Kastilan: ''Schildkröten in Nordzypern. Hinter dem Gartenzaun am Strand.'' In: Frankfurter Allgemeine Wissen, 10. September 2012.</ref>


[[Datei:Nigella ciliaris 1.JPG|mini||hochkant|''Nigella ciliaris'']]
[[Datei:Nigella ciliaris 1.JPG|mini|hochkant|''Nigella ciliaris'']]
<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Small White. Artogeia rapae. or Southern Small White. Artogeia mannii.? Female (16158957326).jpg|mini|ohne|''Artogeia rapae'']]</div>
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Small White. Artogeia rapae. or Southern Small White. Artogeia mannii.? Female (16158957326).jpg|mini|ohne|''Artogeia rapae'']]</div>
Am Ronnas, einem Fluss nahe dem Ostende der Halbinsel, befindet sich ein natürliches [[Feuchtgebiet|Feuchtbiotop]] von größter Bedeutung, das teilweise zur ''Karpaz Special Environmentally Protected Area (SEPA)'' gehört.<ref>Dies und das Folgende nach Salih Gucel, Costas Kadis, Özge Özden, Iris Charalambidou, Conor Linstead, Wayne Fuller, Constantinos Kounniams, Minir Öztürk:: ''Assessment of biodiversity differences between natural and artificial wetlands in Cyprus'', in: Pak. J. Bot 44 (2012) 213-224, Special Issue, insbes. S. 217 (Tabelle) ([https://www.researchgate.net/profile/Wayne_Fuller/publication/229067463_Assessment_of_biodiversity_differences_between_natural_and_artificial_Wetlands_in_Cyprus/links/0fcfd4ffea5932c578000000.pdf online]), PDF.</ref> Dort finden sich seltene Arten wie ''[[Wasserminze]]'' und ''Nigella ciliaris'' aus der Gattung der [[Schwarzkümmel]]. An Schmetterlingsarten fanden sich: [[Großer Kohlweißling]], ''Artogeia rapae'', [[Kleopatra-Falter]], [[Distelfalter]], [[Aurorafalter]] und ''Gegenes pumilio'', eine seltene Art aus der Familie der [[Dickkopffalter]] sowie sechs weitere Arten. Darüber hinaus wurden 32 Vogelarten im Flusssystem registriert.
Am Ronnas, einem Fluss nahe dem Ostende der Halbinsel, befindet sich ein natürliches [[Feuchtgebiet|Feuchtbiotop]] von größter Bedeutung, das teilweise zur ''Karpaz Special Environmentally Protected Area (SEPA)'' gehört.<ref>Dies und das Folgende nach Salih Gucel, Costas Kadis, Özge Özden, Iris Charalambidou, Conor Linstead, Wayne Fuller, Constantinos Kounniams, Minir Öztürk:: ''Assessment of biodiversity differences between natural and artificial wetlands in Cyprus.'' In: Pak. J. Bot 44 (2012) S. 213–224, Special Issue, insbes. S. 217 (Tabelle) [https://www.researchgate.net/profile/Wayne_Fuller/publication/229067463_Assessment_of_biodiversity_differences_between_natural_and_artificial_Wetlands_in_Cyprus/links/0fcfd4ffea5932c578000000.pdf online] (PDF).</ref> Dort finden sich seltene Arten wie ''[[Wasserminze]]'' und ''Nigella ciliaris'' aus der Gattung der [[Schwarzkümmel]]. An Schmetterlingsarten fanden sich: [[Großer Kohlweißling]], ''Artogeia rapae'', [[Kleopatra-Falter]], [[Distelfalter]], [[Aurorafalter]] und ''Gegenes pumilio'', eine seltene Art aus der Familie der [[Dickkopffalter]] sowie sechs weitere Arten. Darüber hinaus wurden 32 Vogelarten im Flusssystem registriert.


Auch unmittelbar an der Küste leben extrem seltene Arten, wie sich 1997 und 1998 an vier Stationen am Karpas erwies, als sechs Arten und fünf Unterarten aus vier Familien der [[Spritzwürmer]] nachgewiesen werden konnten. Sie gehörten zu den Familien der Golfingiidae, Phascolionidae, Phascolosomatidae und der Aspidosiphonidae. Allein vier Arten wurden zum ersten Mal im östlichen Mittelmeer in Tiefen bis zu 600 m nachgewiesen, nämlich ''Nephasoma (Nephasoma) constrictum'' sowie drei Arten aus der Familie der Phascolosomatidae: ''Phascolosoma (Phascolosoma) scolops'', ''agassizii agassizii'' und ''stephensoni''.<ref>S. Açik, G. V. Murina, M. E. Çinar, Z. Ergen: [https://www.researchgate.net/profile/Sermin_Acik/publication/251572585_Sipunculans_from_the_coast_of_northern_Cyprus_%28eastern_Mediterranean_Sea%29/links/55b61d3608ae092e9655b80e.pdf ''Sipunculans from the coast of northern Cyprus (eastern Mediterranean Sea)''], in Zootaxa 1077 (2005) 1-23.</ref>
Auch unmittelbar an der Küste leben extrem seltene Arten, wie sich 1997 und 1998 an vier Stationen am Karpas erwies, als sechs Arten und fünf Unterarten aus vier Familien der [[Spritzwürmer]] nachgewiesen werden konnten. Sie gehörten zu den Familien der Golfingiidae, Phascolionidae, Phascolosomatidae und der Aspidosiphonidae. Allein vier Arten wurden zum ersten Mal im östlichen Mittelmeer in Tiefen bis zu 600 m nachgewiesen, nämlich ''Nephasoma (Nephasoma) constrictum'' sowie drei Arten aus der Familie der Phascolosomatidae: ''Phascolosoma (Phascolosoma) scolops'', ''agassizii agassizii'' und ''stephensoni''.<ref>S. Açik, G. V. Murina, M. E. Çinar, Z. Ergen: [https://www.researchgate.net/profile/Sermin_Acik/publication/251572585_Sipunculans_from_the_coast_of_northern_Cyprus_%28eastern_Mediterranean_Sea%29/links/55b61d3608ae092e9655b80e.pdf ''Sipunculans from the coast of northern Cyprus (eastern Mediterranean Sea)''] (PDF) in Zootaxa 1077 (2005) S. 1–23.</ref>


== Einwohnerzahl ==
== Einwohnerzahl ==
Auf der Karpas-Halbinsel lebten 2010 knapp 23.400 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 26 Einwohnern/km² entspricht, während dieser Durchschnitt in der Türkischen Republik Nordzypern bei 78 liegt, auf der Gesamtinsel sogar bei etwa 120.<ref>''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, hier: S. 5.</ref> Die Bevölkerung ist ungleichmäßig auf die sechs Munizipalitäten verteilt. Während İskele im Jahr 2010 7.613 Einwohner zählte, lag Yenierenköy bei 5.693, Mehmetçik bei 3.381, [[Büyükkonuk]] bei 2.885 und Dipkarpaz bei 2.398. Hinzu kommt als 6. Verwaltungseinheit Tatlısu mit 1.379 Einwohnern.<ref>''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, S. 6-8.</ref> Insgesamt bildet die Bevölkerung 9 % der Bevölkerung der Türkischen Republik Nordzypern und wenig mehr als ein Fünfzigstel der Einwohner Zyperns.
Auf der Karpas-Halbinsel lebten 2010 knapp 23.400 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 26 Einwohnern/km² entspricht, während dieser Durchschnitt in der Türkischen Republik Nordzypern bei 78 liegt, auf der Gesamtinsel sogar bei etwa 120.<ref>''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, hier: S. 5.</ref> Die Bevölkerung ist ungleichmäßig auf die sechs Munizipalitäten verteilt. Während İskele im Jahr 2010 7.613 Einwohner zählte, lag Yenierenköy bei 5.693, Mehmetçik bei 3.381, [[Büyükkonuk]] bei 2.885 und Dipkarpaz bei 2.398. Hinzu kommt als 6. Verwaltungseinheit Tatlısu mit 1.379 Einwohnern.<ref>''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, S. 6–8.</ref> Insgesamt bildet die Bevölkerung 9 % der Bevölkerung der Türkischen Republik Nordzypern und wenig mehr als ein Fünfzigstel der Einwohner Zyperns.


Der Anteil der männlichen Bevölkerung lag 2010 bei 51,6 %, der der weiblichen bei 48,4. Etwa 70 % der Einwohner sind 15 bis 64 Jahre alt, 22,5 % unter 15, 9,5 % sind älter als 64. Das Bevölkerungswachstum liegt pro Jahr bei 2,4 %, wobei das natürliche Wachstum nur bei 0,9 % liegt. Die Jüngeren wandern aus Mangel an ökonomischen Möglichkeiten häufig ab.<ref>''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, S. 9.</ref>
Der Anteil der männlichen Bevölkerung lag 2010 bei 51,6 %, der der weiblichen bei 48,4. Etwa 70 % der Einwohner sind 15 bis 64 Jahre alt, 22,5 % unter 15, 9,5 % sind älter als 64. Das Bevölkerungswachstum liegt pro Jahr bei 2,4 %, wobei das natürliche Wachstum nur bei 0,9 % liegt. Die Jüngeren wandern aus Mangel an ökonomischen Möglichkeiten häufig ab.<ref>''Karpaz area. Local Development Strategy'', Nicosia 2010, S. 9.</ref>
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=== Neolithikum ===
=== Neolithikum ===
Der älteste Fundplatz in Nordzypern, genauer am Westrand der Karpas-Halbinsel, ist [[Akanthou-Arkosykos]] (türk.: Tatlısu-Çiftlikdüzü), dessen [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] bis 8400 v. Chr. zurückreichen. Im Gegensatz zu den ältesten Funden im Süden der Insel gehören diese bereits einer neolithischen Kultur an, also keiner aneignenden sondern einer produzierenden Kultur. Es wurde eine 400 mal 70 Meter messende Siedlung aus mindestens sechs runden Häusern mit Terrazzo- oder Geröllfußböden ausgegraben. Zudem fanden sich Überreste eines Bootes und Angeln, dazu [[Obsidian]] in großen Mengen und Muscheln. Neben Fisch und Fleisch gehörten wilde [[Linsen]], [[Gerste]], [[Olivenbaum|Oliven]] und [[Mandeln]] zu den Grundnahrungsmitteln. Die bäuerlichen Siedler hielten Ziegen, Schafe, Schweine und Rinder, dazu Damwild, Hunde und Füchse.<ref>Müge Şevketoğlu: ''Early Settlements and Precurement of Raw Materials - New Evidence Based on Research at Akanthou-Arkosykos (Tatlısu-Çiftlikdüzü), Northern Cyprus'', in: Türkiye Bilimler Akademisi arkeoloji dergisi 11 (2008) 63–72.</ref>
Der älteste Fundplatz in Nordzypern, genauer am Westrand der Karpas-Halbinsel, ist [[Akanthou-Arkosykos]] (türk.: Tatlısu-Çiftlikdüzü), dessen [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] bis 8400 v. Chr. zurückreichen. Im Gegensatz zu den ältesten Funden im Süden der Insel gehören diese bereits einer neolithischen Kultur an, also keiner aneignenden sondern einer produzierenden Kultur. Es wurde eine 400 mal 70 Meter messende Siedlung aus mindestens sechs runden Häusern mit Terrazzo- oder Geröllfußböden ausgegraben. Zudem fanden sich Überreste eines Bootes und Angeln, dazu [[Obsidian]] in großen Mengen und Muscheln. Neben Fisch und Fleisch gehörten wilde [[Linsen]], [[Gerste]], [[Olivenbaum|Oliven]] und [[Mandeln]] zu den Grundnahrungsmitteln. Die bäuerlichen Siedler hielten Ziegen, Schafe, Schweine und Rinder, dazu Damwild, Hunde und Füchse.<ref>Müge Şevketoğlu: ''Early Settlements and Precurement of Raw Materials - New Evidence Based on Research at Akanthou-Arkosykos (Tatlısu-Çiftlikdüzü), Northern Cyprus.'' In: Türkiye Bilimler Akademisi arkeoloji dergisi 11 (2008) 63–72.</ref>


Eine weitere, um 5600 v. Chr. datierte Siedlung des [[Präkeramisches Neolithikum|präkeramischen Neolithikums]] wurde in Kastros am südlichen Abhang des [[Kap Apostolos Andreas]] an der Ostspitze des Karpas 1969 entdeckt und zwischen 1970 und 1973 ausgegraben. Nach der türkischen Invasion 1974 waren weitere Untersuchungen nicht mehr möglich, 2005 wurde die Siedlung zerstört. Die Siedlung wies die für die Zeitstellung typische Bebauung aus runden sowie gerundeten Häusern auf. Sie schmiegte sich in den wie ein natürliches Theaterrund geformten Hang, dem ein Plateau von 1700 m² Siedlungsfläche vorgelagert war. Lediglich 250 m² konnten während der Ausgrabungskampagnen untersucht werden. Die Häuser waren etwas kleiner als die etwa gleichzeitigen von [[Chirokitia]] im Süden Zyperns, maßen im Schnitt etwa 2,50 x 2,80 m und boten rund 5,00–6,80 m² Wohnfläche. Drei Bestattungen, darunter ein gut erhaltenes [[Hockergrab]] mit dem Kopf im Nordosten und nach Südwesten gewandtem Gesicht, konnte während der Ausgrabungen geborgen werden. Den Funden nach zu urteilen, ernährten sich die Bewohner dieser kleinen Siedlung vornehmlich von Meeresfrüchten und Fischen.<ref>Alain Le Brun: ''Cap Andreas – Kastros (Chypre). Quelques résultats de la campagne de 1973.'' In: '' Paléorient.'' Band 3, Heft 1. 1975, S. 305–310.</ref>
Eine weitere, um 5600 v. Chr. datierte Siedlung des [[Präkeramisches Neolithikum|präkeramischen Neolithikums]] wurde in Kastros am südlichen Abhang des [[Kap Apostolos Andreas]] an der Ostspitze des Karpas 1969 entdeckt und zwischen 1970 und 1973 ausgegraben. Nach der türkischen Invasion 1974 waren weitere Untersuchungen nicht mehr möglich, 2005 wurde die Siedlung zerstört. Die Siedlung wies die für die Zeitstellung typische Bebauung aus runden sowie gerundeten Häusern auf. Sie schmiegte sich in den wie ein natürliches Theaterrund geformten Hang, dem ein Plateau von 1700 m² Siedlungsfläche vorgelagert war. Lediglich 250 m² konnten während der Ausgrabungskampagnen untersucht werden. Die Häuser waren etwas kleiner als die etwa gleichzeitigen von [[Chirokitia]] im Süden Zyperns, maßen im Schnitt etwa 2,50 x 2,80 m und boten rund 5,00–6,80 m² Wohnfläche. Drei Bestattungen, darunter ein gut erhaltenes [[Hockergrab]] mit dem Kopf im Nordosten und nach Südwesten gewandtem Gesicht, konnte während der Ausgrabungen geborgen werden. Den Funden nach zu urteilen, ernährten sich die Bewohner dieser kleinen Siedlung vornehmlich von Meeresfrüchten und Fischen.<ref>Alain Le Brun: ''Cap Andreas – Kastros (Chypre). Quelques résultats de la campagne de 1973.'' In: '' Paléorient.'' Band 3, Heft 1. 1975, S. 305–310.</ref>
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=== Bronzezeit bis Archaische Periode ===
=== Bronzezeit bis Archaische Periode ===
Aus der [[Kupfersteinzeit]] (etwa 3900-2500 v. Chr.), sind auf der Karpas-Halbinsel keine Fundstätten bekannt, was wohl an mangelnden Untersuchungen liegt.<ref>Müge Şevketogl̆u: ''Archaeological field survey of the Neolithic and Chalcolithic settlement sites in Kyrenia District, North Cyprus. Systematic surface collection and the interpretation of artefact scatters'', J. and E. Hedges, Oxford 2000, S. 116.</ref>
Aus der [[Kupfersteinzeit]] (etwa 3900-2500 v. Chr.), sind auf der Karpas-Halbinsel keine Fundstätten bekannt, was wohl an mangelnden Untersuchungen liegt.<ref>Müge Şevketogl̆u: ''Archaeological field survey of the Neolithic and Chalcolithic settlement sites in Kyrenia District, North Cyprus. Systematic surface collection and the interpretation of artefact scatters'', J. and E. Hedges, Oxford 2000, S. 116.</ref>


In der Übergangsphase zur Spätbronzezeit entstanden auf der Insel, die bis zu den [[Ptolemäer]]n laut [[Strabo]] nie unter einer einheitlichen Oberherrschaft stand,<ref>Maria Iacovou: ''Historically Elusive and Internally Fragile Island Polities: The Intricacies of Cyprus's Political Geography in the Iron Age'', in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 370 (November 2013), S. 15-47, hier: S. 15.</ref> bedeutende Siedlungen wie [[Enkomi]] (um 1700 bis 1050 v. Chr.), [[Toumba tou Skourou]] bei [[Morfou]], [[Hala Sultan Tekke#Archäologischer Fundplatz|Hala Sultan Tekke]] im [[Bezirk Larnaka]] und [[Kourion]] westlich von Limassol. Ob es einem der Machtzentren gelang, die gesamte Insel zu beherrschen, ist unklar, jedoch existieren Hinweise auf Auseinandersetzungen zwischen den Zentren des Nordens und denen des Südostens in der späten Bronzezeit.
In der Übergangsphase zur Spätbronzezeit entstanden auf der Insel, die bis zu den [[Ptolemäer]]n laut [[Strabo]] nie unter einer einheitlichen Oberherrschaft stand,<ref>Maria Iacovou: ''Historically Elusive and Internally Fragile Island Polities: The Intricacies of Cyprus's Political Geography in the Iron Age.'' In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 370 (November 2013), S. 15-47, hier: S. 15.</ref> bedeutende Siedlungen wie [[Enkomi]] (um 1700 bis 1050 v. Chr.), [[Toumba tou Skourou]] bei [[Morfou]], [[Hala Sultan Tekke#Archäologischer Fundplatz|Hala Sultan Tekke]] im [[Bezirk Larnaka]] und [[Kourion]] westlich von Limassol. Ob es einem der Machtzentren gelang, die gesamte Insel zu beherrschen, ist unklar, jedoch existieren Hinweise auf Auseinandersetzungen zwischen den Zentren des Nordens und denen des Südostens in der späten Bronzezeit.
[[File:Zypern.jpg|mini|Bedeutende Fundstätten der späten Bronzezeit]]
[[Datei:Zypern.jpg|mini|Bedeutende Fundstätten der späten Bronzezeit]]
Für die Handelsrouten der Produktionszentren war die Kontrolle über die Karpashalbinsel von erheblicher Bedeutung. Dort entstand in diesem Zusammenhang die um 1500 v. Chr. errichtete Festung von [[Nitovikla]], bei der es sich auch um eine Fluchtburg für die Dörfer in ihrem Einzugsgebiet gehandelt haben könnte. Zudem ist dort die spätbronzezeitliche Siedlung von [[Ayios Iakovos]] (Altınova) im Westen der Halbinsel zu nennen.<ref>[[Paul Åström]]: ''Excavations at Kalopsidha and Ayios Iakovos in Cyprus.'' P. Åström, Lund 1966.</ref> Nordöstlich davon lag, einen Kilometer nördlich von Phlamoudi (Mersinlik), auf dem Vounari genannten Hügel ein von 1970 bis 1973 untersuchtes Heiligtum, möglicherweise mit einer zugehörigen Palastanlage, das während der mittleren und späten Bronzezeit von etwa 1650 v. Chr. bis 1350 v. Chr. genutzt wurde.<ref>Selma M. S. Al-Radi: ''Phlamoudhi Vounari. A Sanctuary Site in Cyprus'' (= ''Studies in Mediterranean Archaeology.'' Band 65). P. Åströms Förlag, Göteborg 1983; Mara T. Horowitz: ''Phlamoudi Vounari: A Multi-function site in Cyprus.'' In: Joanna S. Smith (Hrsg.): ''Views from Phlamoudhi, Cyprus'' (= ''Annual of the American School of Oriental Research.'' Band 63). Boston (MA) 2008, S. 69–85.</ref>
Für die Handelsrouten der Produktionszentren war die Kontrolle über die Karpashalbinsel von erheblicher Bedeutung. Dort entstand in diesem Zusammenhang die um 1500 v. Chr. errichtete Festung von [[Nitovikla]], bei der es sich auch um eine Fluchtburg für die Dörfer in ihrem Einzugsgebiet gehandelt haben könnte. Zudem ist dort die spätbronzezeitliche Siedlung von [[Ayios Iakovos]] (Altınova) im Westen der Halbinsel zu nennen.<ref>[[Paul Åström]]: ''Excavations at Kalopsidha and Ayios Iakovos in Cyprus.'' P. Åström, Lund 1966.</ref> Nordöstlich davon lag, einen Kilometer nördlich von Phlamoudi (Mersinlik), auf dem Vounari genannten Hügel ein von 1970 bis 1973 untersuchtes Heiligtum, möglicherweise mit einer zugehörigen Palastanlage, das während der mittleren und späten Bronzezeit von etwa 1650 v. Chr. bis 1350 v. Chr. genutzt wurde.<ref>Selma M. S. Al-Radi: ''Phlamoudhi Vounari. A Sanctuary Site in Cyprus'' (= ''Studies in Mediterranean Archaeology.'' Band 65). P. Åströms Förlag, Göteborg 1983; Mara T. Horowitz: ''Phlamoudi Vounari: A Multi-function site in Cyprus.'' In: Joanna S. Smith (Hrsg.): ''Views from Phlamoudhi, Cyprus'' (= ''Annual of the American School of Oriental Research.'' Band 63). Boston (MA) 2008, S. 69–85.</ref>


Auf der Halbinsel entwickelte sich in der späten Bronzezeit ein eigener Keramikstil, der geradezu eine Rot-auf-Weiß-Region ausbildete.<ref>Gordon Campbell: ''The Grove Encyclopedia of Classical Art and Architecture'', Oxford University Press, 2007, S. 348.</ref> Bedeutende Grabungsstätten auf der Halbinsel im Zusammenhang mit dieser Ware sind: [[Galinoporni]] (Höhle I), Paleoskoutella und Nitovikla, die nahe beieinander an der Südküste weit im Osten liegen,<!-- dann Phlamoudhi-Melissa an der Nordküste--> sowie Ayios Iacovos im Hinterland. Dort hatte sich schon mit einem Weiß-Stil in der Mittleren Bronzezeit zwischen 1750 und 1550 v. Chr. ein Regionalstil entwickelt, der im ganzen Osten der Insel verbreitet war.<ref>Claudia Glatz: ''Plain Pottery Traditions of the Eastern Mediterranean and Near East. Production, Use, and Social Significance'', Left Coast Press, 2015, S. 121, 123.</ref> [[Claudia Glatz]] nimmt an, dass Enkomi von Bewohnern der Mesaoria-Ebene und von der Karpas-Halbinsel gegründet wurde.<ref>Claudia Glatz: ''Plain Pottery Traditions of the Eastern Mediterranean and Near East. Production, Use, and Social Significance'', Left Coast Press, 2015, S. 129.</ref>
Auf der Halbinsel entwickelte sich in der späten Bronzezeit ein eigener Keramikstil, der geradezu eine Rot-auf-Weiß-Region ausbildete.<ref>Gordon Campbell: ''The Grove Encyclopedia of Classical Art and Architecture'', Oxford University Press, 2007, S. 348.</ref> Bedeutende Grabungsstätten auf der Halbinsel im Zusammenhang mit dieser Ware sind: [[Galinoporni]] (Höhle I), Paleoskoutella und Nitovikla, die nahe beieinander an der Südküste weit im Osten liegen,<!-- dann Phlamoudhi-Melissa an der Nordküste--> sowie Ayios Iacovos im Hinterland. Dort hatte sich schon mit einem Weiß-Stil in der Mittleren Bronzezeit zwischen 1750 und 1550 v. Chr. ein Regionalstil entwickelt, der im ganzen Osten der Insel verbreitet war.<ref>Claudia Glatz: ''Plain Pottery Traditions of the Eastern Mediterranean and Near East. Production, Use, and Social Significance'', Left Coast Press, 2015, S. 121, 123.</ref> [[Claudia Glatz]] nimmt an, dass Enkomi von Bewohnern der Mesaoria-Ebene und von der Karpas-Halbinsel gegründet wurde.<ref>Claudia Glatz: ''Plain Pottery Traditions of the Eastern Mediterranean and Near East. Production, Use, and Social Significance'', Left Coast Press, 2015, S. 129.</ref>


Viele der Siedlungen wurden zwischen 1300 und 1100 v. Chr. zerstört, wohingegen Enkomi, das gleichfalls zu Anfang des 12. Jahrhunderts zerstört worden war, erst nach einem Erdbeben, das die Stadt um 1075 v. Chr. traf, gegen 1050 endgültig zugunsten von [[Salamis (Zypern)|Salamis]] aufgegeben wurde.<ref>[[A. Bernard Knapp]]: ''The Archaeology of Cyprus. From Earliest Prehistory Through the Bronze Age'', Cambridge University Press, 2013, S. 474; Trudy Ring, Robert M. Salkin, Sharon La Boda (Hrsg.): ''International Dictionary of Historic Places'', Bd. 3: ''Southern Europe'', Taylor & Francis, 1995, S. 146.</ref> Wegen ihrer Größe wurde die Stadt von der Forschung mit dem in den Quellen genannten [[Alašija]] identifiziert, das Ägypten und dem [[Hethiter]]reich ebenbürtig war, weil es durch seine Kupferproduktion prosperierte. Im Norden und Osten entstand in dieser unsicheren Zeit eine Reihe von Forts, davon allein 21 auf der Karpas-Halbinsel. Sie dienten wohl der Sicherung der Handelsrouten, die die Königreiche auf der Insel kontrollierten.
Viele der Siedlungen wurden zwischen 1300 und 1100 v. Chr. zerstört, wohingegen Enkomi, das gleichfalls zu Anfang des 12. Jahrhunderts zerstört worden war, erst nach einem Erdbeben, das die Stadt um 1075 v. Chr. traf, gegen 1050 endgültig zugunsten von [[Salamis (Zypern)|Salamis]] aufgegeben wurde.<ref>[[A. Bernard Knapp]]: ''The Archaeology of Cyprus. From Earliest Prehistory Through the Bronze Age'', Cambridge University Press, 2013, S. 474; Trudy Ring, Robert M. Salkin, Sharon La Boda (Hrsg.): ''International Dictionary of Historic Places'', Bd. 3: ''Southern Europe'', Taylor & Francis, 1995, S. 146.</ref> Wegen ihrer Größe wurde die Stadt von der Forschung mit dem in den Quellen genannten [[Alašija]] identifiziert, das Ägypten und dem [[Hethiter]]reich ebenbürtig war, weil es durch seine Kupferproduktion prosperierte. Im Norden und Osten entstand in dieser unsicheren Zeit eine Reihe von Forts, davon allein 21 auf der Karpas-Halbinsel. Sie dienten wohl der Sicherung der Handelsrouten, die die Königreiche auf der Insel kontrollierten.
[[File:Chypriotische koninkrijken.PNG|mini|Versuch, die Einflussbereiche der eisenzeitlichen Königreiche zu kartieren]]
[[Datei:Chypriotische koninkrijken.PNG|mini|Versuch, die Einflussbereiche der eisenzeitlichen Königreiche zu kartieren]]
In der Zypro-Archaischen Periode (um 750-321 v. Chr.), als es mehrere Königreiche auf der Insel gab, waren anscheinend nur deren Hauptstädte befestigt. Daher waren auch die Orte auf der Halbinsel nicht mit Mauern ausgestattet,<ref>„les villes de la péninsule du Karpass ne semblent pas avoir été protégées par une enceinte“ (‚die Städte der Karpas-Halbinsel scheinen nicht von einer Mauer geschützt gewesen zu sein‘) nahm noch Claire Balandier an: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.)'', in: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S 183.</ref> sieht man von [[Chelones-Rani]] an der Südküste, rund 5 km südöstlich von Rizokarpaso ab,<ref>''Chelones, Cyprus'', in: Richard Stillwell, William L. MacDonald, Marian Holland McAllister, Stillwell, Richard, MacDonald, William L., McAlister, Marian Holland (Hrsg.): ''The Princeton Encyclopedia of Classical Sites'' ([http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.04.0006:entry=chelones online]); aufgegeben nach den ersten Plünderungsfahrten der Sarazenen von 647.</ref> dem im Norden Zyperns erst wieder Pyla-Vikla zwischen [[Idalion (Königreich)|Idalion]] und [[Kition (Königreich)|Kition]] zur Seite zu stellen ist.<ref>Claire Balandier: ''Fortifications and defense in Cyprus from the Archaic to the Hellenistic period'' ([http://kyprioscharacter.eie.gr/en/scientific-texts/details/archaeology/fortifications-and-defense-in-cyprus-from-archaic-to-hellenistic-period online]).</ref>
In der Zypro-Archaischen Periode (um 750-321 v. Chr.), als es mehrere Königreiche auf der Insel gab, waren anscheinend nur deren Hauptstädte befestigt. Daher waren auch die Orte auf der Halbinsel nicht mit Mauern ausgestattet,<ref>„les villes de la péninsule du Karpass ne semblent pas avoir été protégées par une enceinte“ (‚die Städte der Karpas-Halbinsel scheinen nicht von einer Mauer geschützt gewesen zu sein‘) nahm noch Claire Balandier an: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.).'' In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S 183.</ref> sieht man von [[Chelones-Rani]] an der Südküste, rund 5 km südöstlich von Rizokarpaso ab,<ref>''Chelones, Cyprus.'' In: Richard Stillwell, William L. MacDonald, Marian Holland McAllister, Stillwell, Richard, MacDonald, William L., McAlister, Marian Holland (Hrsg.): ''The Princeton Encyclopedia of Classical Sites'' ([http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.04.0006:entry=chelones online]); aufgegeben nach den ersten Plünderungsfahrten der Sarazenen von 647.</ref> dem im Norden Zyperns erst wieder Pyla-Vikla zwischen [[Idalion (Königreich)|Idalion]] und [[Kition (Königreich)|Kition]] zur Seite zu stellen ist.<ref>Claire Balandier: ''Fortifications and defense in Cyprus from the Archaic to the Hellenistic period'' ([http://kyprioscharacter.eie.gr/en/scientific-texts/details/archaeology/fortifications-and-defense-in-cyprus-from-archaic-to-hellenistic-period online]).</ref>


Diese Befestigungen, unterhalten von den sieben, später zehn Königreichen der Insel, hingen sicherlich mit der Errichtung einer temporären Oberherrschaft über die Insel durch die [[Assyrer]] (ab 709 v. Chr.), dann durch die Ägypter (etwa 560 bis 545 v. Chr.) und schließlich die persischen [[Achämenidenreich|Achämeniden]] zusammen. Dabei wird der Karpas üblicherweise dem Königreich von Salamis zugerechnet, wiewohl zwischen den Königreichen keinerlei befestigte Grenzen nachweisbar sind, ganz im Gegensatz zu den klaren Herrschaftsabgrenzungen in Griechenland.
Diese Befestigungen, unterhalten von den sieben, später zehn Königreichen der Insel, hingen sicherlich mit der Errichtung einer temporären Oberherrschaft über die Insel durch die [[Assyrer]] (ab 709 v. Chr.), dann durch die Ägypter (etwa 560 bis 545 v. Chr.) und schließlich die persischen [[Achämenidenreich|Achämeniden]] zusammen. Dabei wird der Karpas üblicherweise dem Königreich von Salamis zugerechnet, wiewohl zwischen den Königreichen keinerlei befestigte Grenzen nachweisbar sind, ganz im Gegensatz zu den klaren Herrschaftsabgrenzungen in Griechenland.
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=== Antike ===
=== Antike ===
[[Datei:Ptolemy. CIPRVS. 1482.jpg|mini|Zypern und der Karpas nach der ''[[Geographike Hyphegesis]]'' des [[Claudius Ptolemaeus]], herausgegeben von [[Donnus Nicolaus Germanus]], Lienhart Holle, Ulm 1482, f. 115-116]]
[[Datei:Ptolemy. CIPRVS. 1482.jpg|mini|Zypern und der Karpas nach der ''[[Geographike Hyphegesis]]'' des [[Claudius Ptolemaeus]], herausgegeben von [[Donnus Nicolaus Germanus]], Lienhart Holle, Ulm 1482, f. 115-116]]
[[File:Goddess Trikomo Louvre N3497.jpg|mini|Statue einer Göttin aus Trikomo (türk. İskele), 6. Jahrhundert v. Chr., Kalkstein mit Farbresten, Höhe: 97,5 cm, [[Louvre]], erworben 1870]]
[[Datei:Goddess Trikomo Louvre N3497.jpg|mini|Statue einer Göttin aus Trikomo (türk. İskele), 6. Jahrhundert v. Chr., Kalkstein mit Farbresten, Höhe: 97,5 cm, [[Louvre]], erworben 1870]]
Im [[Griechische Mythologie|griechischen Mythos]] landete [[Teukros (Salamis)]], der Sohn des [[Telamon]] von der Insel [[Salamis (Insel)|Salamis]], am ''Strand der [[Achaier]]'' an der Nordküste des Karpas, nachdem er von seinem Vater wegen des ungerächten Todes seines Halbbruders [[Ajax der Große|Ajax]] im [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] verbannt worden war. Von hier aus durchquerte er die Halbinsel und gründete – etwa 70 [[Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System|Stadien]] oder 13,5 Kilometer entfernt – in der großen, sich dem Karpas südlich anschließenden Bucht die nach seiner Heimat benannte Stadt [[Salamis (Zypern)|Salamis]].<ref>[[Velleius Paterculus]], ''Historia Romana'' 1,1,1; [[Strabon]] 14,6,3.</ref> Der ''Strand der Achaier'' wurde in der Antike zwischen [[Aphrodision]] und [[Karpasia]] lokalisiert.
Im [[Griechische Mythologie|griechischen Mythos]] landete [[Teukros (Salamis)]], der Sohn des [[Telamon]] von der Insel [[Salamis (Insel)|Salamis]], am ''Strand der [[Achaier]]'' an der Nordküste des Karpas, nachdem er von seinem Vater wegen des ungerächten Todes seines Halbbruders [[Ajax der Große|Ajax]] im [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] verbannt worden war. Von hier aus durchquerte er die Halbinsel und gründete – etwa 70 [[Alte Maße und Gewichte (Antike)#Griechisches System|Stadien]] oder 13,5 Kilometer entfernt – in der großen, sich dem Karpas südlich anschließenden Bucht die nach seiner Heimat benannte Stadt [[Salamis (Zypern)|Salamis]].<ref>[[Velleius Paterculus]], ''Historia Romana'' 1,1,1; [[Strabon]] 14,6,3.</ref> Der ''Strand der Achaier'' wurde in der Antike zwischen [[Aphrodision]] und [[Karpasia]] lokalisiert.


Wichtigster Ort in der Antike war dieses [[Karpasia]], nach dem die Halbinsel ihren Namen erhielt. Auch diese Stadt führte ihre Wurzeln in mythische Zeit zurück und wurde laut [[Hellanikos von Lesbos|Hellanikos]] von [[Pygmalion]], dem zyprischen König und großen Künstler, gegründet.<ref>Hellanikos bei [[Stephanos von Byzanz]] s. v. {{lang|grc|Καρπασία}}</ref>
Wichtigster Ort in der Antike war dieses [[Karpasia]], nach dem die Halbinsel ihren Namen erhielt. Auch diese Stadt führte ihre Wurzeln in mythische Zeit zurück und wurde laut [[Hellanikos von Lesbos|Hellanikos]] von [[Pygmalion]], dem zyprischen König und großen Künstler, gegründet.<ref>Hellanikos bei [[Stephanos von Byzanz]] s. v. {{lang|grc|Καρπασία}}</ref>


Mit den Kämpfen zwischen den Nachfolgern [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] († 323 v. Chr.), der die Insel nicht eroberte, wurden viele der älteren Städte aufgegeben und neue Festungen und Häfen errichtet. Zudem entstand ein Netz von sekundären Zentren, die, selbst bei geringer Größe, mit einer Mauer gesichert wurden. Auch entstanden ganze Ketten von Festungen, sowie isolierte Türme.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.)'', in: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 190 f.</ref> Im Winter 317/316 v. Chr. verbündete sich [[Antigonos I. Monophthalmos]], einer von Alexanders Heerführern, mit Kition, Lapthos, Marion und Keryneia, während sich sein ägyptischer Rivale [[Ptolemaios I.|Ptolemaios]] bereits 321 v. Chr. mit Salamis, Paphos und anderen Königreichen verbündet hatte. Zwischen 315 und 309 kämpften die beiden Großreiche um die Insel. Der Sieger Ptolemaios unterstellte die Insel dem loyal gebliebenen König von Salamis, betrachtete die Insel aber als seinen Vorposten im Kampf um Syrien.
Mit den Kämpfen zwischen den Nachfolgern [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] († 323 v. Chr.), der die Insel nicht eroberte, wurden viele der älteren Städte aufgegeben und neue Festungen und Häfen errichtet. Zudem entstand ein Netz von sekundären Zentren, die, selbst bei geringer Größe, mit einer Mauer gesichert wurden. Auch entstanden ganze Ketten von Festungen, sowie isolierte Türme.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.).'' In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 190 f.</ref> Im Winter 317/316 v. Chr. verbündete sich [[Antigonos I. Monophthalmos]], einer von Alexanders Heerführern, mit Kition, Lapthos, Marion und Keryneia, während sich sein ägyptischer Rivale [[Ptolemaios I.|Ptolemaios]] bereits 321 v. Chr. mit Salamis, Paphos und anderen Königreichen verbündet hatte. Zwischen 315 und 309 kämpften die beiden Großreiche um die Insel. Der Sieger Ptolemaios unterstellte die Insel dem loyal gebliebenen König von Salamis, betrachtete die Insel aber als seinen Vorposten im Kampf um Syrien.


[[Demetrios Poliorketes]], der Sohn des Antigonos, landete bei seinem Angriff auf die von Ptolemaios und vier zyprischen Königen beherrschte Insel 307 v. Chr. vor Karpasia und legte am Strand ein mit Palisaden befestigtes Lager an. Um gegen Salamis ziehen zu können, musste er laut [[Diodor]] zunächste Karpasia und das in der Nähe liegende, auch von [[Nonnos von Panopolis|Nonnos]] in den ''[[Dionysiaka]]'' erwähnte<ref>Nonnos, ''Dionysaika'' 13,452.</ref> [[Urania (Zypern)|Urania]] einnehmen, die wohl gemeinsam den Zugang zu Salamis abzuriegeln imstande waren oder Demetrios in den Rücken hätten fallen können.<ref>Diodor 20,47,2.</ref> Trotz seines Sieges über die Ptolemäer in der [[Schlacht von Salamis (306 v. Chr.)|Seeschlacht vor Salamis]] blieb die Insel letztlich ab 294 v. Chr. ein Teil des ptolemäischen Ägypten, dessen Flotte mit zyprischen Besatzungen ausgestattet und dessen Schiffe aus Holz von der Insel gebaut wurden. Nea Paphos wurde zur Hauptstadt der Insel, Karpasia, am anderen Ende, wurde mit einer [[Garnison]] ausgestattet.
[[Demetrios Poliorketes]], der Sohn des Antigonos, landete bei seinem Angriff auf die von Ptolemaios und vier zyprischen Königen beherrschte Insel 307 v. Chr. vor Karpasia und legte am Strand ein mit Palisaden befestigtes Lager an. Um gegen Salamis ziehen zu können, musste er laut [[Diodor]] zunächste Karpasia und das in der Nähe liegende, auch von [[Nonnos von Panopolis|Nonnos]] in den ''[[Dionysiaka]]'' erwähnte<ref>Nonnos, ''Dionysaika'' 13,452.</ref> [[Urania (Zypern)|Urania]] einnehmen, die wohl gemeinsam den Zugang zu Salamis abzuriegeln imstande waren oder Demetrios in den Rücken hätten fallen können.<ref>Diodor 20,47,2.</ref> Trotz seines Sieges über die Ptolemäer in der [[Schlacht von Salamis (306 v. Chr.)|Seeschlacht vor Salamis]] blieb die Insel letztlich ab 294 v. Chr. ein Teil des ptolemäischen Ägypten, dessen Flotte mit zyprischen Besatzungen ausgestattet und dessen Schiffe aus Holz von der Insel gebaut wurden. Nea Paphos wurde zur Hauptstadt der Insel, Karpasia, am anderen Ende, wurde mit einer [[Garnison]] ausgestattet.


Zwischen 221 und 116 v. Chr. wurde die Nordküste Ziel zunehmender Piraterie, die schon durch das Ausgreifen der Seleukiden nach [[Kilikien]], besonders aber nach deren Niederlage gegen [[Rom]] in der [[Schlacht bei Magnesia]] stark zugenommen hatte.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.)'', in: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S 195 f.</ref> Als [[Ptolemaios VIII.]] auf der Insel im Exil war, ließ er die Befestigungen erneut verstärken.
Zwischen 221 und 116 v. Chr. wurde die Nordküste Ziel zunehmender Piraterie, die schon durch das Ausgreifen der Seleukiden nach [[Kilikien]], besonders aber nach deren Niederlage gegen [[Rom]] in der [[Schlacht bei Magnesia]] stark zugenommen hatte.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.).'' In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S 195 f.</ref> Als [[Ptolemaios VIII.]] auf der Insel im Exil war, ließ er die Befestigungen erneut verstärken.


Eine Inschrift eines gewissen Phanokles, Sohn des Nikolaos, belegt den Status von Karpasia als ''[[polis]]''.<ref>[[Terence Bruce Mitford]], K. Nikolaou: ''An Inscription from Karpasia in Cyprus''. In: ''[[Journal of Hellenic Studies]]''. Band 77/2, 1957, S. 313–314. Die Inschrift wurde durch den Archäologiestudenten K. Nikolaou 200 m südwestlich der Kirche Agios Phílon entdeckt, die wiederum 3 km nördlich von Rizokarpaso lag, im ehemaligen Zentrum Karpasias.</ref> [[Terence Bruce Mitford]] identifizierte es mit [[Agios Phílon]]<ref>[http://www.schwarzaufweiss.de/Nordzypern/philon.htm ''Agios Philon'']</ref> (Ayfilon) an der Westküste.<ref>Terence Bruce Mitford: ''Further Contributions to the Epigraphy of Cyprus.'' In: ''[[American Journal of Archaeology]].'' Band 65/2, 1961, S. 93.</ref> Ayfilon wird aber auch mit Aphrodision gleichgesetzt, das Mitford im Gebiet von [[Yeni Erenköy|Yialousa]] (Yeni Erenköy) lokalisiert.
Eine Inschrift eines gewissen Phanokles, Sohn des Nikolaos, belegt den Status von Karpasia als ''[[polis]]''.<ref>[[Terence Bruce Mitford]], K. Nikolaou: ''An Inscription from Karpasia in Cyprus''. In: ''[[Journal of Hellenic Studies]]''. Band 77/2, 1957, S. 313–314. Die Inschrift wurde durch den Archäologiestudenten K. Nikolaou 200 m südwestlich der Kirche Agios Phílon entdeckt, die wiederum 3 km nördlich von Rizokarpaso lag, im ehemaligen Zentrum Karpasias.</ref> [[Terence Bruce Mitford]] identifizierte es mit [[Agios Phílon]]<ref>[http://www.schwarzaufweiss.de/Nordzypern/philon.htm ''Agios Philon'']</ref> (Ayfilon) an der Westküste.<ref>Terence Bruce Mitford: ''Further Contributions to the Epigraphy of Cyprus.'' In: ''[[American Journal of Archaeology]].'' Band 65/2, 1961, S. 93.</ref> Ayfilon wird aber auch mit Aphrodision gleichgesetzt, das Mitford im Gebiet von [[Yeni Erenköy|Yialousa]] (Yeni Erenköy) lokalisiert.


Nur 30 Stadien von Karpasia und den der Stadt vorgelagerten ''Karpasischen Inseln'' entfernt lag an der Südseite der Halbinsel die bei [[Strabon]] erwähnte Stadt [[Chelones]].<ref>Strabon 14,6,3.</ref> Möglicherweise diente der Ort als südlicher Hafen von Karpasia, indem man die Schiffe zwischen den Städten über Land bewegte, um die Fahrt um das gefährliche Kap Dinaretum (heute [[Kap Apostolos Andreas]]) mit seinen vorgelagerten, ''Kleides'' genannten Inseln zu vermeiden.<ref>{{PECS|chelones|Chelones Cyprus|K. Nicolaou}}</ref> Nach Strabon stand auf der äußersten Spitze des Karpas ein Tempel der [[Aphrodite Akraia]].<ref>Strabon, ''Geographika'' 15,682.</ref> Auf einer der Zeit der Kaiser [[Antoninus Pius]] oder [[Septimius Severus]] zugeschriebenen Inschrift aus Rizokarpaso schwört ein Emmidoros einen Teil seines Ernteertrags der Aphrodite Akraia darzubringen, solange aber den ''[[Nießbrauch|usus fructus]]'' sich und seinen männlichen Nachkommen vorzubehalten. Bei Erbenlosigkeit sollte das Land allerdings an die Göttin fallen.<ref>Terence Bruce Mitford: ''Further Contributions to the Epigraphy of Cyprus'', in: American Journal of Archaeology 65/2 (1961) 93-151, hier: S. 125.</ref>
Nur 30 Stadien von Karpasia und den der Stadt vorgelagerten ''Karpasischen Inseln'' entfernt lag an der Südseite der Halbinsel die bei [[Strabon]] erwähnte Stadt [[Chelones]].<ref>Strabon 14,6,3.</ref> Möglicherweise diente der Ort als südlicher Hafen von Karpasia, indem man die Schiffe zwischen den Städten über Land bewegte, um die Fahrt um das gefährliche Kap Dinaretum (heute [[Kap Apostolos Andreas]]) mit seinen vorgelagerten, ''Kleides'' genannten Inseln zu vermeiden.<ref>{{PECS|chelones|Chelones Cyprus|K. Nicolaou}}</ref> Nach Strabon stand auf der äußersten Spitze des Karpas ein Tempel der [[Aphrodite Akraia]].<ref>Strabon, ''Geographika'' 15,682.</ref> Auf einer der Zeit der Kaiser [[Antoninus Pius]] oder [[Septimius Severus]] zugeschriebenen Inschrift aus Rizokarpaso schwört ein Emmidoros einen Teil seines Ernteertrags der Aphrodite Akraia darzubringen, solange aber den ''[[Nießbrauch|usus fructus]]'' sich und seinen männlichen Nachkommen vorzubehalten. Bei Erbenlosigkeit sollte das Land allerdings an die Göttin fallen.<ref>Terence Bruce Mitford: ''Further Contributions to the Epigraphy of Cyprus.'' In: American Journal of Archaeology 65/2 (1961) 93-151, hier: S. 125.</ref>


Die ländlich geprägten Territorien des Karpas gehörten zumindest in [[Ptolemäer|ptolemäischer]] Zeit bisweilen, wenn nicht regelmäßig, der [[Chora (Zentralort)|Chora]] eines Hauptortes an. Hiervon zeugt eine bei Karpasia gefundene Inschrift,<ref>''[[Supplementum epigraphicum Graecum|SEG]]'' [http://epigraphy.packhum.org/text/303486?&bookid=172&location=1629 20,317]</ref> die von der Weihung einer Statue für einen Hegemon Sophanes berichtet, die durch den Kassenverwalter ({{lang|grc|ὁ ταμίας}}) und all den Bauern seines Hofes ({{lang|grc|οἱ πανοίκιοι γεωργοὶ}}) gestiftet wurde. Diese sonst aus Kleinasien bekannte Verwaltungsweise bezeugt erstmals ähnlich gelagerte Einrichtungen für Zypern und den Karpas.<ref>[[Roger S. Bagnall]]: ''The Administration of the Ptolemaic Possessions Outside Egypt.'' Brill, Leiden 1976, S. 74.</ref>
Die ländlich geprägten Territorien des Karpas gehörten zumindest in [[Ptolemäer|ptolemäischer]] Zeit bisweilen, wenn nicht regelmäßig, der [[Chora (Zentralort)|Chora]] eines Hauptortes an. Hiervon zeugt eine bei Karpasia gefundene Inschrift,<ref>''[[Supplementum epigraphicum Graecum|SEG]]'' [http://epigraphy.packhum.org/text/303486?&bookid=172&location=1629 20,317]</ref> die von der Weihung einer Statue für einen Hegemon Sophanes berichtet, die durch den Kassenverwalter ({{lang|grc|ὁ ταμίας}}) und all den Bauern seines Hofes ({{lang|grc|οἱ πανοίκιοι γεωργοὶ}}) gestiftet wurde. Diese sonst aus Kleinasien bekannte Verwaltungsweise bezeugt erstmals ähnlich gelagerte Einrichtungen für Zypern und den Karpas.<ref>[[Roger S. Bagnall]]: ''The Administration of the Ptolemaic Possessions Outside Egypt.'' Brill, Leiden 1976, S. 74.</ref>


Karpasia war schon in der Antike durch Straßen mit Kap Dinaretum, westwärts mit Keryneia (heute [[Girne]]) und Salamis, und nach Süden über die Halbinsel hinweg mit dem Kernraum der Insel verbunden. Auch am Westrand der Halbinsel verband eine Straße das Nordufer mit dem Süden. Meilensteine aus der Zeit der Kaiser [[Titus]] und [[Constantius II.]] belegen die Straße zwischen Salamis und Karpasia. Diese Stadt wiederum taucht im 4. Jahrhundert als Bischofssitz auf, als Erzbischof Epiphanios von Salamis einen Philon in das Amt rief. [[Leontios Machairas]] nennt als Bischöfe zudem Synesios und Sosikrates.<ref>{{RE|X,2|1996|1999|Karpasia|[[Eugen Oberhummer]]||}}</ref>
Karpasia war schon in der Antike durch Straßen mit Kap Dinaretum, westwärts mit Keryneia (heute [[Girne]]) und Salamis, und nach Süden über die Halbinsel hinweg mit dem Kernraum der Insel verbunden. Auch am Westrand der Halbinsel verband eine Straße das Nordufer mit dem Süden. Meilensteine aus der Zeit der Kaiser [[Titus]] und [[Constantius II.]] belegen die Straße zwischen Salamis und Karpasia. Diese Stadt wiederum taucht im 4. Jahrhundert als Bischofssitz auf, als Erzbischof Epiphanios von Salamis einen Philon in das Amt rief. [[Leontios Machairas]] nennt als Bischöfe zudem Synesios und Sosikrates.<ref>{{RE|X,2|1996|1999|Karpasia|[[Eugen Oberhummer]]||}}</ref>


In römischer Zeit wurden keinerlei Befestigungen errichtet, im Gegenteil verfielen die Mauern. Dies galt jedoch erst für die Zeit nach dem Ende der kilikischen Piraterie, die noch [[Augustus]] mittels [[Colonia (Rom)|Kolonien]] bekämpfte, und der Zypern dem Senat überantwortete. Nur unter [[Trajan]] wurden zeitweise eine Legion und eine Kohorte dorthin abkommandiert. Erst in der [[Spätantike]] wurde auf dem Karpas die Stadt Karpasia befestigt, ebenso wie das benachbarte [[Aphendrika]].<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.)'', in: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 200.</ref>
In römischer Zeit wurden keinerlei Befestigungen errichtet, im Gegenteil verfielen die Mauern. Dies galt jedoch erst für die Zeit nach dem Ende der kilikischen Piraterie, die noch [[Augustus]] mittels [[Colonia (Rom)|Kolonien]] bekämpfte, und der Zypern dem Senat überantwortete. Nur unter [[Trajan]] wurden zeitweise eine Legion und eine Kohorte dorthin abkommandiert. Erst in der [[Spätantike]] wurde auf dem Karpas die Stadt Karpasia befestigt, ebenso wie das benachbarte [[Aphendrika]].<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.).'' In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 200.</ref>


Ein Wechsel fand ab 333 statt, als der ''praeses'' Kalokairos, der zum Wiederaufbau des durch ein Erdbeben zerstörten Salamis entsandt worden war, versuchte, sich unabhängig zu machen. Weitere schwere Erdbeben folgten zwischen 365 und 378, so dass die Städte, soweit möglich, wieder aufgebaut werden mussten. Seit Konstantin erhielten sie zunehmend wieder Stadtmauern. Doch folgte eine weitere lange Periode relativen Friedens, und auch vom Festungsbauprogramm Kaiser [[Justinian I.|Justinians]] blieb Zypern ausgeschlossen. Allerdings ließ Kaiser [[Maurikios]] 3500 Armenier als Wachmannschaften auf die Insel nach [[Platanion]] an der Mesaoria-Ebene bringen.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.)'', in: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 203.</ref> Mitte des 7. Jahrhunderts wurde angesichts des rapiden Vormarsches der [[islam]]isierten Araber der Hafen von Karpasia stark befestigt.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.)'', in: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 203 f.</ref>
Ein Wechsel fand ab 333 statt, als der ''praeses'' Kalokairos, der zum Wiederaufbau des durch ein Erdbeben zerstörten Salamis entsandt worden war, versuchte, sich unabhängig zu machen. Weitere schwere Erdbeben folgten zwischen 365 und 378, so dass die Städte, soweit möglich, wieder aufgebaut werden mussten. Seit Konstantin erhielten sie zunehmend wieder Stadtmauern. Doch folgte eine weitere lange Periode relativen Friedens, und auch vom Festungsbauprogramm Kaiser [[Justinian I.|Justinians]] blieb Zypern ausgeschlossen. Allerdings ließ Kaiser [[Maurikios]] 3500 Armenier als Wachmannschaften auf die Insel nach [[Platanion]] an der Mesaoria-Ebene bringen.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.).'' In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 203.</ref> Mitte des 7. Jahrhunderts wurde angesichts des rapiden Vormarsches der [[islam]]isierten Araber der Hafen von Karpasia stark befestigt.<ref>Claire Balandier: ''La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.).'' In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 203 f.</ref>


=== Christianisierung, autokephale Kirche ===
=== Christianisierung, autokephale Kirche ===
Die Christianisierung soll bereits durch [[Paulus von Tarsus]] und seinen Schüler [[Barnabas (Apostel)|Barnabas]] erfolgt sein, allerdings erst ab 325 erscheint dieser Vorgang in den [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]]. Die Inselkirche unterstand dem Patriarchen von [[Antiochia]], doch 488 wurde sie durch Kaiser [[Zenon]] nach der Auffindung des Grabes des Barnabas aus dieser Abhängigkeit gelöst und [[Autokephalie (Kirche)|autokephal]]. Dies bewirkte eine verstärkte Bautätigkeit auch auf dem Karpas, zumal das nahegelegene Salamis unter dem Namen ''Konstantia'' inzwischen Paphos als Hauptstadt abgelöst hatte. Auch war die selbstständige Kirche in der Lage, sich aus dem [[Byzantinischer Bilderstreit|Bilderstreit]] herauszuhalten, so dass auf dem Karpas zahlreiche bildliche Darstellungen überlebten.
Die Christianisierung soll bereits durch [[Paulus von Tarsus]] und seinen Schüler [[Barnabas (Apostel)|Barnabas]] erfolgt sein, allerdings erst ab 325 erscheint dieser Vorgang in den [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]]. Die Inselkirche unterstand dem Patriarchen von [[Antiochia]], doch 488 wurde sie durch Kaiser [[Zenon]] nach der Auffindung des Grabes des Barnabas aus dieser Abhängigkeit gelöst und [[Autokephalie (Kirche)|autokephal]]. Dies bewirkte eine verstärkte Bautätigkeit auch auf dem Karpas, zumal das nahegelegene Salamis unter dem Namen ''Konstantia'' inzwischen Paphos als Hauptstadt abgelöst hatte. Auch war die selbstständige Kirche in der Lage, sich aus dem [[Byzantinischer Bilderstreit|Bilderstreit]] herauszuhalten, so dass auf dem Karpas zahlreiche bildliche Darstellungen überlebten.


=== Byzantinisch-umayyadisches Kondominium (649-965): Deportationen, Räumung des Küstensaums ===
=== Byzantinisch-umayyadisches Kondominium (649-965): Deportationen, Räumung des Küstensaums ===
[[File:Agia Trias 1.JPG|mini|Ruinen der frühchristlichen Basilika [[Agia Trias (Sipahi)|Agia Trias von Sipahi]]]]
[[Datei:Agia Trias 1.JPG|mini|Ruinen der frühchristlichen Basilika [[Agia Trias (Sipahi)|Agia Trias von Sipahi]]]]
[[File:Panagia Kanakaria 1.jpg|mini|Byzantinische Kirche Panagia Kanakaria in [[Lythrangomi]] (Boltaşlı). Sie stammt aus dem frühen 6. Jahrhundert, wurde Mitte des 7. Jahrhunderts zerstört und um 700 wiederaufgebaut. Bis auf die Apsis zerstörte 1160 ein Erdbeben das Gebäude.]]
[[Datei:Panagia Kanakaria 1.jpg|mini|Byzantinische Kirche Panagia Kanakaria in [[Lythrangomi]] (Boltaşlı). Sie stammt aus dem frühen 6. Jahrhundert, wurde Mitte des 7. Jahrhunderts zerstört und um 700 wiederaufgebaut. Bis auf die Apsis zerstörte 1160 ein Erdbeben das Gebäude.]]
[[File:Panagia Kanakaria 2.jpg|mini|Fragment]]
[[Datei:Panagia Kanakaria 2.jpg|mini|Fragment]]
Nach 500 wurde die Situation für Zypern wieder unsicherer, 536 wurde die Insel daher aus der ''Praefektur Oriens'' herausgelöst, in der sie eine Provinz dargestellt hatte, und einem eigenen ''quaestor exercitus'' unterstellt. Ein Flottenangriff der Perser im Jahr 619 ist allerdings nur aus hagiographischen Quellen bekannt.<ref>[[Lexikon des Mittelalters]] 9, Stuttgart 1999, S. 738.</ref> Vor dem 7. Jahrhundert wurde die Einwohnerzahl der Insel auf 60.000 bis 75.000 geschätzt.
Nach 500 wurde die Situation für Zypern wieder unsicherer, 536 wurde die Insel daher aus der ''Praefektur Oriens'' herausgelöst, in der sie eine Provinz dargestellt hatte, und einem eigenen ''quaestor exercitus'' unterstellt. Ein Flottenangriff der Perser im Jahr 619 ist allerdings nur aus hagiographischen Quellen bekannt.<ref>[[Lexikon des Mittelalters]] 9, Stuttgart 1999, S. 738.</ref> Vor dem 7. Jahrhundert wurde die Einwohnerzahl der Insel auf 60.000 bis 75.000 geschätzt.


649 schloss der ''Archon'' oder ''praeses provinciae'' einen Vertrag mit dem Flottenkommandeur und späteren [[Kalif]]en [[Muʿāwiya I.]] ab, der den Norden Zyperns angegriffen und angeblich über 100.000 Gefangene gemacht hatte.<ref>Dieser Angriff ist durch eine Inschrift des Jahres 655 in der wiederhergestellten Basilika von Soloi belegt, betraf also den Norden der Insel. Die Inschrift berichtet von 120.000 Gefangenen für das Jahr 649 und für 650 noch einmal von 50.000 (Anthony Bryer, G. S. Georghallides: ''The Sweet Land of Cyprus. Papers given at the twenty-fifth jubilee Spring Symposium of Byzantine Studies, Birmingham, March 1991'', Cyprus Research Centre, 1993, S. 10).</ref> Muʿāwiya etablierte nach Auseinandersetzungen um das daraus hervorgegangene [[Kondominium]]<ref>Zweifel am Charakter eines Kondominiums äußerte u. a. [[Michael Köhler (EU-Beamter)|Michael A. Köhler]]: ''Allianzen und Verträge zwischen fränkischen und islamischen Herrschern im Vorderen Orient. Eine Studie über das zwischenstaatliche Zusammenleben vom 12. bis ins 13. Jahrhundert'', de Gruyter, 1991, S. 423, dazu Anm. 190. Kondominien waren zwischen den Kreuzfahrer- und den muslimischen Staaten vom frühen 12. Jahrhundert bis 1285 gängige Praxis.</ref> eine Garnison auf der Insel, die bis 683 stationiert blieb. 659 schloss Byzanz mit dem Kalifen einen neuen Vertrag, 685 einen weiteren, der drei Jahre später erneuert wurde. Die Insel wurde entmilitarisiert, die Steuereinnahmen womöglich geteilt.
649 schloss der ''Archon'' oder ''praeses provinciae'' einen Vertrag mit dem Flottenkommandeur und späteren [[Kalif]]en [[Muʿāwiya I.]] ab, der den Norden Zyperns angegriffen und angeblich über 100.000 Gefangene gemacht hatte.<ref>Dieser Angriff ist durch eine Inschrift des Jahres 655 in der wiederhergestellten Basilika von Soloi belegt, betraf also den Norden der Insel. Die Inschrift berichtet von 120.000 Gefangenen für das Jahr 649 und für 650 noch einmal von 50.000 (Anthony Bryer, G. S. Georghallides: ''The Sweet Land of Cyprus. Papers given at the twenty-fifth jubilee Spring Symposium of Byzantine Studies, Birmingham, March 1991'', Cyprus Research Centre, 1993, S. 10).</ref> Muʿāwiya etablierte nach Auseinandersetzungen um das daraus hervorgegangene [[Kondominium]]<ref>Zweifel am Charakter eines Kondominiums äußerte u. a. [[Michael Köhler (EU-Beamter)|Michael A. Köhler]]: ''Allianzen und Verträge zwischen fränkischen und islamischen Herrschern im Vorderen Orient. Eine Studie über das zwischenstaatliche Zusammenleben vom 12. bis ins 13. Jahrhundert'', de Gruyter, 1991, S. 423, dazu Anm. 190. Kondominien waren zwischen den Kreuzfahrer- und den muslimischen Staaten vom frühen 12. Jahrhundert bis 1285 gängige Praxis.</ref> eine Garnison auf der Insel, die bis 683 stationiert blieb. 659 schloss Byzanz mit dem Kalifen einen neuen Vertrag, 685 einen weiteren, der drei Jahre später erneuert wurde. Die Insel wurde entmilitarisiert, die Steuereinnahmen womöglich geteilt.


Nach einem weiteren Krieg, den Kaiser [[Justinian II.]] 692 durch die Zwangsumsiedlung der Bewohner Zyperns nach [[Nea Justinianupolis]] am [[Marmarameer]] ausgelöst hatte, wobei die Zyprioten erst 698 wieder zurückkehren konnten, einigte man sich unter [[Theodosios III.]] wieder auf den Status quo. Auch Flüchtlinge aus Syrien konnten nun nach Zypern zurückkehren.
Nach einem weiteren Krieg, den Kaiser [[Justinian II.]] 692 durch die Zwangsumsiedlung der Bewohner Zyperns nach [[Nea Justinianupolis]] am [[Marmarameer]] ausgelöst hatte, wobei die Zyprioten erst 698 wieder zurückkehren konnten, einigte man sich unter [[Theodosios III.]] wieder auf den Status quo. Auch Flüchtlinge aus Syrien konnten nun nach Zypern zurückkehren.


Trotz gelegentlicher Kämpfe herrschte auf der Insel auf der Grundlage dieser Verträge eine lange Friedenszeit. Doch die Unsicherheit auf dem Meer trieb viele Zyprer in die Berge. Karpasia, das um 400 Bischofssitz war, wurde 806 von sarazenischen Piraten zerstört, obwohl es bereits seit Mitte des 7. Jahrhunderts eine Stadtmauer um den nördlichen Teil der Stadt hatte errichten lassen. Die Bewohner siedelten sich landeinwärts an, womit [[Rizokarpaso]] entstand.
Trotz gelegentlicher Kämpfe herrschte auf der Insel auf der Grundlage dieser Verträge eine lange Friedenszeit. Doch die Unsicherheit auf dem Meer trieb viele Zyprer in die Berge. Karpasia, das um 400 Bischofssitz war, wurde 806 von sarazenischen Piraten zerstört, obwohl es bereits seit Mitte des 7. Jahrhunderts eine Stadtmauer um den nördlichen Teil der Stadt hatte errichten lassen. Die Bewohner siedelten sich landeinwärts an, womit [[Rizokarpaso]] entstand.


743, 806 und 912 fanden arabische Überfälle in Verbindung mit Deportationen statt, weil der Vertrag gebrochen worden war. Bischof Demetrios von [[Kythrea]] konnte sie durch eine Reise nach [[Bagdad]] befreien. 910 wurde während eines byzantinischen Angriffs ein Massaker unter den Arabern angerichtet. Unter [[Basileios I.]] wurde die gesamte Insel für sieben Jahre besetzt und sogar ein eigenes [[Thema (byzantinische Verwaltung)|Thema]] eingerichtet. Doch die Befestigungen, die Byzanz hatte erbauen lassen, wurden danach wieder abgerissen, der vorherige Zustand wiederhergestellt.<ref>A. H. S. Megaw: ''Byzantine architecture and decoration in Cyprus. Metropolitan or provincial?'' In: Dumbarton Oaks Papers. Band 28, 1974, S. 79.</ref>
743, 806 und 912 fanden arabische Überfälle in Verbindung mit Deportationen statt, weil der Vertrag gebrochen worden war. Bischof Demetrios von [[Kythrea]] konnte sie durch eine Reise nach [[Bagdad]] befreien. 910 wurde während eines byzantinischen Angriffs ein Massaker unter den Arabern angerichtet. Unter [[Basileios I.]] wurde die gesamte Insel für sieben Jahre besetzt und sogar ein eigenes [[Thema (byzantinische Verwaltung)|Thema]] eingerichtet. Doch die Befestigungen, die Byzanz hatte erbauen lassen, wurden danach wieder abgerissen, der vorherige Zustand wiederhergestellt.<ref>A. H. S. Megaw: ''Byzantine architecture and decoration in Cyprus. Metropolitan or provincial?'' In: Dumbarton Oaks Papers. Band 28, 1974, S. 79.</ref>
[[File:Panagia Chrysiotissa, Aphendrika (25).JPG|mini|Ruinen der [[Panagia Kanakaria]] in [[Lythrangomi]] (Boltaşlı)]]
[[Datei:Panagia Chrysiotissa, Aphendrika (25).JPG|mini|Ruinen der [[Panagia Kanakaria]] in [[Lythrangomi]] (Boltaşlı)]]
Da der [[Byzantinischer Bilderstreit|Ikonoklasmus]] von der Insel ferngehalten wurde, haben sich, im Gegensatz zum übrigen Byzantinischen Reich, bedeutende bildliche Darstellungen in den Kirchen des Karpas erhalten. 771 wurden bilderfreundliche Mönche sogar auf die Insel verbannt. Zwei frühbyzantinische Kirchen bei Rizokarpaso wurden restauriert, ähnlich wie in der Ruinenstadt Aphendrika, wo sich drei Kirchen befinden, darunter die [[Panagia Chrysiotissa]]. Zu dieser Zeit konnten aber auch Kirchen wie die [[Panagia Kanakaria]] in [[Lythrangomi]] wiederhergestellt werden.
Da der [[Byzantinischer Bilderstreit|Ikonoklasmus]] von der Insel ferngehalten wurde, haben sich, im Gegensatz zum übrigen Byzantinischen Reich, bedeutende bildliche Darstellungen in den Kirchen des Karpas erhalten. 771 wurden bilderfreundliche Mönche sogar auf die Insel verbannt. Zwei frühbyzantinische Kirchen bei Rizokarpaso wurden restauriert, ähnlich wie in der Ruinenstadt Aphendrika, wo sich drei Kirchen befinden, darunter die [[Panagia Chrysiotissa]]. Zu dieser Zeit konnten aber auch Kirchen wie die [[Panagia Kanakaria]] in [[Lythrangomi]] wiederhergestellt werden.


Zugleich wanderten ab 686 zahlreiche [[Maroniten]] ein, erneut ab 938. Die Zahl ihrer Dörfer wuchs bis Ende des 12. Jahrhunderts auf 60 an.<ref>Farid Mirbagheri: ''Historical Dictionary of Cyprus'', Scarecrow, 2009, S. 108.</ref> Um 1090 entstand wenig westlich des Karpas das Johannes-Chrysostomos-Kloster in Koutsovendis.
Zugleich wanderten ab 686 zahlreiche [[Maroniten]] ein, erneut ab 938. Die Zahl ihrer Dörfer wuchs bis Ende des 12. Jahrhunderts auf 60 an.<ref>Farid Mirbagheri: ''Historical Dictionary of Cyprus'', Scarecrow, 2009, S. 108.</ref> Um 1090 entstand wenig westlich des Karpas das Johannes-Chrysostomos-Kloster in Koutsovendis.


=== Byzanz (965-1185): Ausweisung der Muslime, Befestigung, Aufstände ===
=== Byzanz (965-1185): Ausweisung der Muslime, Befestigung, Aufstände ===
Niketas Chalkutzes eroberte unter Kaiser [[Nikephoros II.]] 965 Zypern. Aus den eroberten Gebieten wurden alle Muslime ausgewiesen. Hauptstadt wurde das im Landesinneren liegende Leukosia ([[Nikosia]]), so dass der Karpas ins Abseits geriet und eher von militärischer Bedeutung war. Wahrscheinlich begann der Bau der Festung [[Kantara (Burg)|Kantara]], die bis heute in 550 bis 600 m Höhe auf der Karpas-Halbinsel steht, um 967.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara'', in: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 296.</ref>
Niketas Chalkutzes eroberte unter Kaiser [[Nikephoros II.]] 965 Zypern. Aus den eroberten Gebieten wurden alle Muslime ausgewiesen. Hauptstadt wurde das im Landesinneren liegende Leukosia ([[Nikosia]]), so dass der Karpas ins Abseits geriet und eher von militärischer Bedeutung war. Wahrscheinlich begann der Bau der Festung [[Kantara (Burg)|Kantara]], die bis heute in 550 bis 600 m Höhe auf der Karpas-Halbinsel steht, um 967.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara.'' In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 296.</ref>


Gegen die [[Seldschuken]] betrieb [[Alexios I. (Byzanz)|Alexios I.]] den Ausbau der Befestigungsanlagen vor allem im Norden der Insel. So wurde die Burg von Kyrenia ausgebaut, im Pentadaktylos wurden [[St. Hilarion (Burg)|St. Hilarion]], [[Buffavento (Burg)|Buffavento]] und vor allem [[Kantara (Burg)|Kantara]], dessen Name auf ein arabisches Wort (kandak, ‚Steinbrücke‘) maronitischen Ursprungs zurückgeht,<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara'', in: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 293 und 296 ([https://halshs.archives-ouvertes.fr/halshs-01165328/document online], PDF).</ref> errichtet bzw. verstärkt.
Gegen die [[Seldschuken]] betrieb [[Alexios I. (Byzanz)|Alexios I.]] den Ausbau der Befestigungsanlagen vor allem im Norden der Insel. So wurde die Burg von Kyrenia ausgebaut, im Pentadaktylos wurden [[St. Hilarion (Burg)|St. Hilarion]], [[Buffavento (Burg)|Buffavento]] und vor allem [[Kantara (Burg)|Kantara]], dessen Name auf ein arabisches Wort (kandak, ‚Steinbrücke‘) maronitischen Ursprungs zurückgeht,<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara.'' In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 293 und 296 ([https://halshs.archives-ouvertes.fr/halshs-01165328/document online], PDF).</ref> errichtet bzw. verstärkt.


1043 kam es zu einer Steuerrevolte, um 1063 musste sich Zypern an der Finanzierung der Mauern um ein christliches Quartier in Jerusalem beteiligen.<ref>[[Moshe Gil]]: ''A History of Palestine, 634-1099'', Cambridge University Press, 1997, S. 408.</ref> 1092/94 besetzen Aufständische Kreta und Zypern, wobei Rapsomates der Anführer des zypriotischen Aufstandes war.<ref>Dieter Reinsch (Hrsg.): ''Anna Komnene. Alexias'', Walter de Gruyter, 2001, S. 296-298.</ref> Johannes Dukas nahm Kerynia ohne größeren Widerstand ein und konnte den Aufstand unterdrücken, der sich gegen das harte Steuerregime Konstantinopels gerichtet hatte, aber auch im Kompetenzstreit zwischen Kirche und Staat im Gerichtswesen seine Ursache hatte, wie der Bericht des Bischofs Nikolaos Muzalon belegt.
1043 kam es zu einer Steuerrevolte, um 1063 musste sich Zypern an der Finanzierung der Mauern um ein christliches Quartier in Jerusalem beteiligen.<ref>[[Moshe Gil]]: ''A History of Palestine, 634-1099'', Cambridge University Press, 1997, S. 408.</ref> 1092/94 besetzen Aufständische Kreta und Zypern, wobei Rapsomates der Anführer des zypriotischen Aufstandes war.<ref>Dieter Reinsch (Hrsg.): ''Anna Komnene. Alexias'', Walter de Gruyter, 2001, S. 296-298.</ref> Johannes Dukas nahm Kerynia ohne größeren Widerstand ein und konnte den Aufstand unterdrücken, der sich gegen das harte Steuerregime Konstantinopels gerichtet hatte, aber auch im Kompetenzstreit zwischen Kirche und Staat im Gerichtswesen seine Ursache hatte, wie der Bericht des Bischofs Nikolaos Muzalon belegt.


=== Kreuzzüge (ab 1096/98): ökonomischer Aufschwung, Lähmung durch Piraterie, Unabhängigkeit (1184-91) ===
=== Kreuzzüge (ab 1096/98): ökonomischer Aufschwung, Lähmung durch Piraterie, Unabhängigkeit (1184-91) ===
[[File:Karpasia - Agios Filon1.JPG|mini|Die Kirche Agios Filon ([[Karpasia]]) war Philo von Carpasia geweiht, einem Heiligen und Bischof des 4. Jahrhunderts.]]
[[Datei:Karpasia - Agios Filon1.JPG|mini|Die Kirche Agios Filon ([[Karpasia]]) war Philo von Carpasia geweiht, einem Heiligen und Bischof des 4. Jahrhunderts.]]
1098 geriet Zypern erstmals in den Konflikt zwischen den [[Kreuzfahrer]]n, vor allem den [[Normannen]], die [[Normannische Eroberung Süditaliens|Süditalien erobert]] hatten, und [[Konstantinopel]]. Die Insel wurde von Truppen des Bischofs von [[Pisa]], die zur Unterstützung der Kreuzritter aufgebrochen waren, geplündert.
1098 geriet Zypern erstmals in den Konflikt zwischen den [[Kreuzfahrer]]n, vor allem den [[Normannen]], die [[Normannische Eroberung Süditaliens|Süditalien erobert]] hatten, und [[Konstantinopel]]. Die Insel wurde von Truppen des Bischofs von [[Pisa]], die zur Unterstützung der Kreuzritter aufgebrochen waren, geplündert.


Zypern nahm dennoch durch die Kreuzzüge einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, seine Bevölkerungszahl wird auf bis zu 100.000 geschätzt.<ref>Lexikon des Mittelalters 9, Stuttgart 1999, Sp. 740.</ref> Dabei spielte [[Zucker]] bereits seit dem 10. Jahrhundert eine erhebliche Rolle, und im 11. Jahrhundert waren Roggen, Weizen, [[Olivenöl]] und Fleisch wichtige Ausfuhrgüter. Auch Holz und Kupfer blieben bedeutend. 1126 erhielten die Venezianer vom Kaiser einen Handelsvertrag für Zypern, 1148 entstanden dort Niederlassungen. 1153 und 1161 sowie 1158 plünderten allerdings Kreuzfahrer und Ägypter erneut die Insel.
Zypern nahm dennoch durch die Kreuzzüge einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, seine Bevölkerungszahl wird auf bis zu 100.000 geschätzt.<ref>Lexikon des Mittelalters 9, Stuttgart 1999, Sp. 740.</ref> Dabei spielte [[Zucker]] bereits seit dem 10. Jahrhundert eine erhebliche Rolle, und im 11. Jahrhundert waren Roggen, Weizen, [[Olivenöl]] und Fleisch wichtige Ausfuhrgüter. Auch Holz und Kupfer blieben bedeutend. 1126 erhielten die Venezianer vom Kaiser einen Handelsvertrag für Zypern, 1148 entstanden dort Niederlassungen. 1153 und 1161 sowie 1158 plünderten allerdings Kreuzfahrer und Ägypter erneut die Insel.
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=== Herrschaft der Lusignan (1192–1489) ===
=== Herrschaft der Lusignan (1192–1489) ===
[[File:Ayios Synesios, Dipkarpaz (3).JPG|mini|Als 1222 der Bischof von Famagusta nach Rizokarpaso umsiedeln musste, entstand dort die Kathedrale St. Synesios, die byzantinische und abendländische Stilelemente verband.]]
[[Datei:Ayios Synesios, Dipkarpaz (3).JPG|mini|Als 1222 der Bischof von Famagusta nach Rizokarpaso umsiedeln musste, entstand dort die Kathedrale St. Synesios, die byzantinische und abendländische Stilelemente verband.]]
Das Haus Lusignan belehnte ausschließlich Katholiken, darunter 300 Ritter und 200 nichtadlige Reiterführer (Sergeanten), während der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung orthodox blieb und nicht Französisch sprach. Mitunter wurden auch griechische Adlige zum Ritter geschlagen, doch nur, wenn sie konvertiert waren. Alle religiösen Gruppen auf der Insel hatten ihre eigenen Gerichtshöfe und ihr eigenes Recht. Schließlich kamen verschiedene Orden hinzu, die, wie die [[Templerorden|Templer]], die ab 1291 ihren Hauptsitz auf der Insel hatten, umfangreichen Landbesitz erhielten. Eine ihrer Burgen war [[Gastria]] am Westrand des Karpas. Als deren Orden 1312 aufgelöst wurde, erbten die [[Souveräner Malteserorden|Johanniter]] deren Land.
Das Haus Lusignan belehnte ausschließlich Katholiken, darunter 300 Ritter und 200 nichtadlige Reiterführer (Sergeanten), während der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung orthodox blieb und nicht Französisch sprach. Mitunter wurden auch griechische Adlige zum Ritter geschlagen, doch nur, wenn sie konvertiert waren. Alle religiösen Gruppen auf der Insel hatten ihre eigenen Gerichtshöfe und ihr eigenes Recht. Schließlich kamen verschiedene Orden hinzu, die, wie die [[Templerorden|Templer]], die ab 1291 ihren Hauptsitz auf der Insel hatten, umfangreichen Landbesitz erhielten. Eine ihrer Burgen war [[Gastria]] am Westrand des Karpas. Als deren Orden 1312 aufgelöst wurde, erbten die [[Souveräner Malteserorden|Johanniter]] deren Land.


Die lateinische Herrschaft führte angesichts des spätestens seit dem [[Morgenländisches Schisma|Schisma von 1054]] gespannten Verhältnisses zwischen der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche auch auf der Insel zu Auseinandersetzungen. Um zu verhindern, dass sich zu viele junge Männer den Feudallasten entzogen, indem sie Priester oder Mönche wurden, fasste der lateinische Klerus am 20. Oktober 1220 Beschlüsse, um den Zustrom in die [[Klerus|Geistlichkeit]] zu unterbinden.<ref>Catia Galatariotou: ''The Making of a Saint. The Life, Times and Sanctification of Neophytos the Recluse'', Cambridge University Press, 2004, S. 235.</ref> Zudem wurden zwischen 1218 und 1222 zwei Bischöfe vertrieben, die sich der Unterstellung unter Rom widersetzten.<ref>Zum Verhältnis von Orthodoxen und Lateinern in der Lusignan-Zeit vgl. Miltiades B. Efthimiou: ''Greeks and Latins on Cyprus in the Thirteenth Century'', Hellenic College Press, 1987.</ref> Als ein [[Dominikaner]] namens Andreas das Kloster [[Panagia Kantariotissa]] auf der Karpas-Halbinsel besuchte, kam es zu einem Streit um die Frage des ungesäuerten Brotes. Der Erzbischof von Nikosia setzte Papst [[Gregor IX.]] davon in Kenntnis, der die Behandlung der 13 Mönche als [[Häresie|Häretiker]] verlangte. Andreas wurden - mitten im Chaos des Krieges zwischen den Ibelin und Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] - die Mönche zur Hinrichtung überantwortet. Sie wurden vor Nikosia verbrannt. Sie wurden hingegen von der orthodoxen Kirche als Märtyrer verehrt.<ref>William M. Johnston, Christopher Kleinhenz (Hrsg.): ''Encyclopedia of Monasticism'', Fitzroy Dearborn, 2000 und Routledge, 2015, S. 348.</ref>
Die lateinische Herrschaft führte angesichts des spätestens seit dem [[Morgenländisches Schisma|Schisma von 1054]] gespannten Verhältnisses zwischen der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche auch auf der Insel zu Auseinandersetzungen. Um zu verhindern, dass sich zu viele junge Männer den Feudallasten entzogen, indem sie Priester oder Mönche wurden, fasste der lateinische Klerus am 20. Oktober 1220 Beschlüsse, um den Zustrom in die [[Klerus|Geistlichkeit]] zu unterbinden.<ref>Catia Galatariotou: ''The Making of a Saint. The Life, Times and Sanctification of Neophytos the Recluse'', Cambridge University Press, 2004, S. 235.</ref> Zudem wurden zwischen 1218 und 1222 zwei Bischöfe vertrieben, die sich der Unterstellung unter Rom widersetzten.<ref>Zum Verhältnis von Orthodoxen und Lateinern in der Lusignan-Zeit vgl. Miltiades B. Efthimiou: ''Greeks and Latins on Cyprus in the Thirteenth Century'', Hellenic College Press, 1987.</ref> Als ein [[Dominikaner]] namens Andreas das Kloster [[Panagia Kantariotissa]] auf der Karpas-Halbinsel besuchte, kam es zu einem Streit um die Frage des ungesäuerten Brotes. Der Erzbischof von Nikosia setzte Papst [[Gregor IX.]] davon in Kenntnis, der die Behandlung der 13 Mönche als [[Häresie|Häretiker]] verlangte. Andreas wurden - mitten im Chaos des Krieges zwischen den Ibelin und Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] - die Mönche zur Hinrichtung überantwortet. Sie wurden vor Nikosia verbrannt. Sie wurden hingegen von der orthodoxen Kirche als Märtyrer verehrt.<ref>William M. Johnston, Christopher Kleinhenz (Hrsg.): ''Encyclopedia of Monasticism'', Fitzroy Dearborn, 2000 und Routledge, 2015, S. 348.</ref>


Nach dem Versuch Kaiser Friedrichs, die Insel zu erobern (1228-1232), zog sich seine am 14. Juli 1229 besiegte Armee Richtung Karpas zurück und setzte sich auf der Burg Kantara fest. Unter Gauvain de Cheneche, dann Philippe Chenard widerstand sie bis zum 15. Juni 1232 der langen Belagerung.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara'', in: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 296 und Peter W. Edbury: ''The Kingdom of Cyprus and the Crusades 1191-1374'', Cambridge University PressS. 61.</ref> Die Burg diente auch später noch als Zuflucht, häufig vor allem aber als [[Sommerresidenz]] der Lusignan. König [[Hugo IV. (Zypern)|Hugo IV.]] zog sich dorthin zurück, als 1348 die [[Schwarzer Tod|Pest]] wütete.<ref>Ian Robertson: ''Cyprus'', Benn, London 1981, S. 153.</ref>
Nach dem Versuch Kaiser Friedrichs, die Insel zu erobern (1228-1232), zog sich seine am 14. Juli 1229 besiegte Armee Richtung Karpas zurück und setzte sich auf der Burg Kantara fest. Unter Gauvain de Cheneche, dann Philippe Chenard widerstand sie bis zum 15. Juni 1232 der langen Belagerung.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara.'' In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 296 und Peter W. Edbury: ''The Kingdom of Cyprus and the Crusades 1191-1374'', Cambridge University PressS. 61.</ref> Die Burg diente auch später noch als Zuflucht, häufig vor allem aber als [[Sommerresidenz]] der Lusignan. König [[Hugo IV. (Zypern)|Hugo IV.]] zog sich dorthin zurück, als 1348 die [[Schwarzer Tod|Pest]] wütete.<ref>Ian Robertson: ''Cyprus'', Benn, London 1981, S. 153.</ref>


Mit der Eroberung der letzten [[Kreuzfahrerstaaten]] durch die [[Mamluken]], vor allem nach der [[Eroberung von Jerusalem (1267)]] und Tripolis (1291), aber auch schon seit 1224 flohen erneut zahlreiche Maroniten („Syrer“) auf die Insel, die als Ansiedlungsraum den Norden einschließlich der Karpas-Halbinsel bevorzugten. Die Angaben von bis zu 80.000 Maroniten auf der Insel dürften allerdings schwer zu belegen sein. Immerhin lebten sie zwischen 1224 und 1350 in etwa 60, um 1448 in 72 Dörfern und stellten die zweitgrößte ethnisch-religiöse Gruppe dar.<ref>Rosella Dorigo: ''Literary innovation in modern Arabic literature. Schools and journals : proceedings of the IV Emtar Congress (Venice 21-24 April 1999)'', Herder, 2000, S. 223.</ref> Ab 1316 hatten sie einen eigenen Erzbischof. Zudem wurde ihre Muttersprache, das [[arabische Sprache|Arabische]], zu einer der Kanzleisprachen der Insel.<ref>Archdale King: ''The Rites of Eastern Christendom'', Gorgias Press, 2007, S. 225.</ref> Wichtigste Siedlung auf der Halbinsel<ref>„The Maronites were not only concentrated in Famagusta, and in fact their primary settlements were in the Kyrenia Mountains and the Karpas Peninsula“, zitiert nach Andrekos Varnava: [http://news.maronitedaily.com/index.php/component/k2/item/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future ''The Maronite Community of Cyprus: Past, Present and Future''], in: Maronite daily, 24. September 2007. Das Folgende nach diesem Beitrag.</ref> war [[Gastria]], aber auch für Komi Kepir oder Gialousa wurde dies angenommen. In Attalia (oder Tala) residierte im Mittelalter ihr Bischof, das dazugehörige Kloster Agios Georgios ist allerdings nicht genauer zu lokalisieren. Daneben bestand das orthodoxe Bistum in Karpasia fort, das eines der vier orthodoxen Suffraganbistümer auf Zypern war, wie eine päpstliche Bulle aus dem Jahr 1260 belegt.<ref>{{RE|X,2|1996|1999|Karpasia|[[Eugen Oberhummer]]||}}</ref>
Mit der Eroberung der letzten [[Kreuzfahrerstaaten]] durch die [[Mamluken]], vor allem nach der [[Eroberung von Jerusalem (1267)]] und Tripolis (1291), aber auch schon seit 1224 flohen erneut zahlreiche Maroniten („Syrer“) auf die Insel, die als Ansiedlungsraum den Norden einschließlich der Karpas-Halbinsel bevorzugten. Die Angaben von bis zu 80.000 Maroniten auf der Insel dürften allerdings schwer zu belegen sein. Immerhin lebten sie zwischen 1224 und 1350 in etwa 60, um 1448 in 72 Dörfern und stellten die zweitgrößte ethnisch-religiöse Gruppe dar.<ref>Rosella Dorigo: ''Literary innovation in modern Arabic literature. Schools and journals : proceedings of the IV Emtar Congress (Venice 21-24 April 1999)'', Herder, 2000, S. 223.</ref> Ab 1316 hatten sie einen eigenen Erzbischof. Zudem wurde ihre Muttersprache, das [[Arabische Sprache|Arabische]], zu einer der Kanzleisprachen der Insel.<ref>Archdale King: ''The Rites of Eastern Christendom'', Gorgias Press, 2007, S. 225.</ref> Wichtigste Siedlung auf der Halbinsel<ref>„The Maronites were not only concentrated in Famagusta, and in fact their primary settlements were in the Kyrenia Mountains and the Karpas Peninsula“, zitiert nach Andrekos Varnava: [http://news.maronitedaily.com/index.php/component/k2/item/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future ''The Maronite Community of Cyprus: Past, Present and Future''], in: Maronite daily, 24. September 2007. Das Folgende nach diesem Beitrag.</ref> war [[Gastria]], aber auch für Komi Kepir oder Gialousa wurde dies angenommen. In Attalia (oder Tala) residierte im Mittelalter ihr Bischof, das dazugehörige Kloster Agios Georgios ist allerdings nicht genauer zu lokalisieren. Daneben bestand das orthodoxe Bistum in Karpasia fort, das eines der vier orthodoxen Suffraganbistümer auf Zypern war, wie eine päpstliche Bulle aus dem Jahr 1260 belegt.<ref>{{RE|X,2|1996|1999|Karpasia|[[Eugen Oberhummer]]||}}</ref>


Neben den Maroniten, [[Assyrische Kirche des Ostens|Nestorianern]] und [[Melkiten]], arabischsprachigen orthodoxen Christen, kamen ab 1322, nachdem das Königreich [[Kleinarmenien]] gleichfalls von den Mamluken erobert worden war, auch mehrere Zehntausend Armenier auf die Insel.<ref>K. Scott Parker: ''Peter I de Lusignan, the Crusade of 1365, and the Oriental Christians of Cyprus and the Mamluk Sultanate'', in: Sabine Rogge, Michael Grünbart (Hrsg.): ''Medieval Cyprus. A Place of Cultural Encounter'', Waxmann, 2015, S. 53-71, hier: S. 55.</ref> Armenier lebten auf der Insel bereits seit dem 6. Jahrhundert, doch im Gegensatz zu den Maroniten bevorzugten diese Gruppen das städtische Milieu von Famagusta.
Neben den Maroniten, [[Assyrische Kirche des Ostens|Nestorianern]] und [[Melkiten]], arabischsprachigen orthodoxen Christen, kamen ab 1322, nachdem das Königreich [[Kleinarmenien]] gleichfalls von den Mamluken erobert worden war, auch mehrere Zehntausend Armenier auf die Insel.<ref>K. Scott Parker: ''Peter I de Lusignan, the Crusade of 1365, and the Oriental Christians of Cyprus and the Mamluk Sultanate.'' In: Sabine Rogge, Michael Grünbart (Hrsg.): ''Medieval Cyprus. A Place of Cultural Encounter'', Waxmann, 2015, S. 53-71, hier: S. 55.</ref> Armenier lebten auf der Insel bereits seit dem 6. Jahrhundert, doch im Gegensatz zu den Maroniten bevorzugten diese Gruppen das städtische Milieu von Famagusta.
[[File:Kantara Grundriss.jpg|mini|Grundriss der Burg Kantara]]
[[Datei:Kantara Grundriss.jpg|mini|Grundriss der Burg Kantara]]
[[File:Kantara castle 8.JPG|mini|links|Die Ruinen der Burg Kantara]]
[[Datei:Kantara castle 8.JPG|mini|links|Die Ruinen der Burg Kantara]]
Erst im letzten Jahrhundert der Lusignan-Herrschaft scheint sich in der Oberschicht das Griechische mehr und mehr gegen das Französische durchgesetzt zu haben. In dieser Zeit siedelten sich vermehrt Venezianer auf der Insel an. Marco Cornaro zählte zu den größten Landbesitzern der Insel. Er galt geradezu als „Zuckerkönig“.<ref>[[Heinrich Kretschmayr]]: ''Geschichte von Venedig'', Bd. 2, Gotha 1920, S. 451.</ref>
Erst im letzten Jahrhundert der Lusignan-Herrschaft scheint sich in der Oberschicht das Griechische mehr und mehr gegen das Französische durchgesetzt zu haben. In dieser Zeit siedelten sich vermehrt Venezianer auf der Insel an. Marco Cornaro zählte zu den größten Landbesitzern der Insel. Er galt geradezu als „Zuckerkönig“.<ref>[[Heinrich Kretschmayr]]: ''Geschichte von Venedig'', Bd. 2, Gotha 1920, S. 451.</ref>


Doch 1373 eroberten ihre Gegner, die [[Republik Genua|Genuesen]] die Insel und König [[Peter II. (Zypern)|Peter&nbsp;II.]] floh nach Nordosten, wo er sich in Kantara festsetzte. Von dieser Region aus, und dem Gebiet um Kerynia, wo gleichfalls zwei massive Festungen bestanden, konnte der Lusignan die Insel zurückerobern. Den wirtschaftlichen Niedergang konnte dies nicht aufhalten, der erneut durch die Piraterie verstärkt wurde. Unter König [[Jakob I. (Zypern)|Jakob I.]] wurde Kantara gewaltig ausgebaut, um den Nordosten gegen eine erneute Invasion zu schützen. Eine dauerhafte Garnison wurde eingerichtet, die über eine enorme [[Zisterne]] mit Wasser versorgt wurde. Hinzu kam eine Reihe von Wachtürmen im Osten der Burg.
Doch 1373 eroberten ihre Gegner, die [[Republik Genua|Genuesen]] die Insel und König [[Peter II. (Zypern)|Peter&nbsp;II.]] floh nach Nordosten, wo er sich in Kantara festsetzte. Von dieser Region aus, und dem Gebiet um Kerynia, wo gleichfalls zwei massive Festungen bestanden, konnte der Lusignan die Insel zurückerobern. Den wirtschaftlichen Niedergang konnte dies nicht aufhalten, der erneut durch die Piraterie verstärkt wurde. Unter König [[Jakob I. (Zypern)|Jakob I.]] wurde Kantara gewaltig ausgebaut, um den Nordosten gegen eine erneute Invasion zu schützen. Eine dauerhafte Garnison wurde eingerichtet, die über eine enorme [[Zisterne]] mit Wasser versorgt wurde. Hinzu kam eine Reihe von Wachtürmen im Osten der Burg.


=== Venezianische Herrschaft (1489–1571) ===
=== Venezianische Herrschaft (1489–1571) ===
[[File:Otello 2529.JPG|mini|Der Markuslöwe über dem Eingang einer Burg]]
[[Datei:Otello 2529.JPG|mini|Der Markuslöwe über dem Eingang einer Burg]]
Mit der Besetzung Zyperns durch Venedig plünderten türkische Piraten die Karpas-Halbinsel im Jahr 1489.<ref>Eric Solsten: ''Cyprus, a country study'', Library of Congress, 1996, S. 17.</ref> Dabei verlor die Burg Kantara angesichts der Veränderungen in der [[Befestigung|Fortifikationstechnik]] für die Venezianer nach und nach ihren Wert. So wurde die Festung 1519 bereits für unzureichend gehalten und versank nach 1562 in die Bedeutungslosigkeit, ähnlich wie die weiter westlich gelegenen Burgen.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara'', in: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 300.</ref>
Mit der Besetzung Zyperns durch Venedig plünderten türkische Piraten die Karpas-Halbinsel im Jahr 1489.<ref>Eric Solsten: ''Cyprus, a country study'', Library of Congress, 1996, S. 17.</ref> Dabei verlor die Burg Kantara angesichts der Veränderungen in der [[Befestigung|Fortifikationstechnik]] für die Venezianer nach und nach ihren Wert. So wurde die Festung 1519 bereits für unzureichend gehalten und versank nach 1562 in die Bedeutungslosigkeit, ähnlich wie die weiter westlich gelegenen Burgen.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara.'' In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 300.</ref>


Der Venezianer Nicolo Giustinian (Zustignan) wurde im Jahr 1511 durch seine Ehe mit Charlotte Perez Fabrice (''dame de Carpas''; † 1526), der Tochter des Grafen von Jaffa und Carpas Jean Perez Fabrice, zum (dritten) ''Comte du Carpas''. Dabei gehörten in venezianischer Zeit auch Orte außerhalb der Halbinsel zu dieser Comté. Auf Zustignan folgte sein Sohn Mathieu, dem wiederum sein Bruder Angelo (Ange) nachfolgte. 1544 nahm der Titelinhaber damit den zweithöchsten Rang auf der Insel ein, nach dem ''Baron von [[Jaffa]]'' und vor dem ''Baron von [[Roucha|Rocca]]''.<ref>''Bibliotheque de l'école des chartes revue d'érudition consacrée spécialement a l'étude du moyen-age'', Bd. 41, Librairie Droz, Paris 1880, S. 388-390.</ref>
Der Venezianer Nicolo Giustinian (Zustignan) wurde im Jahr 1511 durch seine Ehe mit Charlotte Perez Fabrice (''dame de Carpas''; † 1526), der Tochter des Grafen von Jaffa und Carpas Jean Perez Fabrice, zum (dritten) ''Comte du Carpas''. Dabei gehörten in venezianischer Zeit auch Orte außerhalb der Halbinsel zu dieser Comté. Auf Zustignan folgte sein Sohn Mathieu, dem wiederum sein Bruder Angelo (Ange) nachfolgte. 1544 nahm der Titelinhaber damit den zweithöchsten Rang auf der Insel ein, nach dem ''Baron von [[Jaffa]]'' und vor dem ''Baron von [[Roucha|Rocca]]''.<ref>''Bibliotheque de l'école des chartes revue d'érudition consacrée spécialement a l'étude du moyen-age'', Bd. 41, Librairie Droz, Paris 1880, S. 388-390.</ref>


Zur ''Comté'' war der Karpas bereits am 4. März 1472 durch den Lusignan-König [[Jakob II. (Zypern)|Jakob II.]] gemacht worden, um den Spanier Juan Perez Fabrice für seine Dienste zu belohnen, der allerdings bereits am 24. Oktober 1474 starb und eine Witwe mit vier Kindern hinterließ. Ihm folgte auf Befehl der Königin [[Caterina Cornaro]] - Jakob II. war gleichfalls 1474 gestorben - nicht einer seiner Söhne, sondern sein Cousin Giorgio Contarini.<ref>[[Louis de Mas Latrie]]: ''Les comtes du Carpas'', in: Bibliothèque de l'école des chartes 41,1 (1880) 375-392, hier: S. 376 und 378 ([http://www.persee.fr/doc/bec_0373-6237_1880_num_41_1_446935 online]). Der Ausschluss seiner Kinder erfolgte „pro perfidia qua contra nos usus est Johannes Petrus“ (zitiert nach Ders., S. 389.)</ref> Luis Perez, Juans Sohn, starb 1511 in Venedig, ohne den Contarini jemals ihren Besitz streitig gemacht zu haben. Seine Schwester Charlotte, die Nicolas Giustiniani heiratete, gab ihm hingegen die Möglichkeit, um den Besitz des Karpas juristisch zu streiten. Dieser Vorgang war zentral für den Übergang der Insel aus den Händen der Königin in diejenigen der [[Republik Venedig]].
Zur ''Comté'' war der Karpas bereits am 4. März 1472 durch den Lusignan-König [[Jakob II. (Zypern)|Jakob II.]] gemacht worden, um den Spanier Juan Perez Fabrice für seine Dienste zu belohnen, der allerdings bereits am 24. Oktober 1474 starb und eine Witwe mit vier Kindern hinterließ. Ihm folgte auf Befehl der Königin [[Caterina Cornaro]] - Jakob II. war gleichfalls 1474 gestorben - nicht einer seiner Söhne, sondern sein Cousin Giorgio Contarini.<ref>[[Louis de Mas Latrie]]: ''Les comtes du Carpas.'' In: Bibliothèque de l'école des chartes 41,1 (1880) 375-392, hier: S. 376 und 378 ([http://www.persee.fr/doc/bec_0373-6237_1880_num_41_1_446935 online]). Der Ausschluss seiner Kinder erfolgte „pro perfidia qua contra nos usus est Johannes Petrus“ (zitiert nach Ders., S. 389.)</ref> Luis Perez, Juans Sohn, starb 1511 in Venedig, ohne den Contarini jemals ihren Besitz streitig gemacht zu haben. Seine Schwester Charlotte, die Nicolas Giustiniani heiratete, gab ihm hingegen die Möglichkeit, um den Besitz des Karpas juristisch zu streiten. Dieser Vorgang war zentral für den Übergang der Insel aus den Händen der Königin in diejenigen der [[Republik Venedig]].


=== Osmanen (1571–1878) ===
=== Osmanen (1571–1878) ===
1570 landete eine osmanische Flotte von 360 [[Galeere]]n und eroberte bis 1571 die Insel, die bis 1878 von der Hauptstadt [[Konstantinopel#Osmanische_Neuzeit|Konstantinopel]] (Ḳusṭanṭīniyye) aus regiert wurde.<ref>Dies und das Folgende nach George Hill: ''A History of Cyprus'', Band 4, Cambridge University Press 2010, S. 1ff.</ref>
1570 landete eine osmanische Flotte von 360 [[Galeere]]n und eroberte bis 1571 die Insel, die bis 1878 von der Hauptstadt [[Konstantinopel#Osmanische Neuzeit|Konstantinopel]] (Ḳusṭanṭīniyye) aus regiert wurde.<ref>Dies und das Folgende nach George Hill: ''A History of Cyprus'', Band 4, Cambridge University Press 2010, S. 1ff.</ref>


Nach der Eroberung und der Einteilung in 16 Unterprovinzen wurden Siedler auf die entvölkerte Insel geschickt, vor allem aus dem südlichen [[Anatolien]], darunter [[Yörüken]], Christen und Juden; die benachbarten anatolischen Gebiete gehörten sogar zur Provinz ''Kibris''. Bereits im September 1571 bestimmte ein [[Ferman|Firman]], dass bestimmte Handwerker auf die Insel geholt werden sollten.<ref>Euphrosyne Rizopoulou Egoumenidou: ''Traditional Craftsmen in Cyprus during the Period of Ottoman Rule through Lists of Property of Decreased Persons'', in: Michalis N. Michael, Matthias Kappler, Eftihios Gavrielhier (Hg.): ''Ottoman Cyprus. A Collection of Studies on History and Culture'', Otto Harrassowitz, 2009, S. 231-258, hier: S. 233 f.</ref> Gleichzeitig wurde die Dominanz der Lateinischen über die Orthodoxe Kirche 1575 aufgehoben, die im Gegenzug zu einer Art Kern der osmanischen Verwaltung wurde.<ref>Hikmet Özdemir: ''Ottoman Administration in Cyprus'', in: The Journal of Ottoman Studies 20 (2000) 119-142, hier: S. 122 f.</ref>
Nach der Eroberung und der Einteilung in 16 Unterprovinzen wurden Siedler auf die entvölkerte Insel geschickt, vor allem aus dem südlichen [[Anatolien]], darunter [[Yörüken]], Christen und Juden; die benachbarten anatolischen Gebiete gehörten sogar zur Provinz ''Kibris''. Bereits im September 1571 bestimmte ein [[Ferman|Firman]], dass bestimmte Handwerker auf die Insel geholt werden sollten.<ref>Euphrosyne Rizopoulou Egoumenidou: ''Traditional Craftsmen in Cyprus during the Period of Ottoman Rule through Lists of Property of Decreased Persons.'' In: Michalis N. Michael, Matthias Kappler, Eftihios Gavrielhier (Hg.): ''Ottoman Cyprus. A Collection of Studies on History and Culture'', Otto Harrassowitz, 2009, S. 231-258, hier: S. 233 f.</ref> Gleichzeitig wurde die Dominanz der Lateinischen über die Orthodoxe Kirche 1575 aufgehoben, die im Gegenzug zu einer Art Kern der osmanischen Verwaltung wurde.<ref>Hikmet Özdemir: ''Ottoman Administration in Cyprus.'' In: The Journal of Ottoman Studies 20 (2000) 119-142, hier: S. 122 f.</ref>


Regierungssitz wurde Lefkosia. Sinan Pascha ließ einen Zensus durchführen, bei dem man 150.000 Männer zählte, dazu 30.000 osmanische Soldaten.<ref>Hikmet Özdemir: ''Ottoman Administration in Cyprus'', in: The Journal of Ottoman Studies 20 (2000) 119-142, hier: S. 124.</ref> Der einzige Ort auf der Insel, der beanspruchen konnte, eine Stadt zu sein, war Famagusta mit seinen 6000 bis 6500 Einwohnern,<ref>Ronald Jennings: ''Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640'', NYU Press, 1993, S. 192 f.</ref>, [[Girne|Kyrenia]] hatte hingegen nur 600 bis 800 Einwohner.
Regierungssitz wurde Lefkosia. Sinan Pascha ließ einen Zensus durchführen, bei dem man 150.000 Männer zählte, dazu 30.000 osmanische Soldaten.<ref>Hikmet Özdemir: ''Ottoman Administration in Cyprus.'' In: The Journal of Ottoman Studies 20 (2000) 119-142, hier: S. 124.</ref> Der einzige Ort auf der Insel, der beanspruchen konnte, eine Stadt zu sein, war Famagusta mit seinen 6000 bis 6500 Einwohnern,<ref>Ronald Jennings: ''Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640'', NYU Press, 1993, S. 192 f.</ref>, [[Girne|Kyrenia]] hatte hingegen nur 600 bis 800 Einwohner.


Karpas (Rizokarpaso) war 1572 einer der reichsten und größten Orte auf Zypern. Seine Einwohnerzahl wird auf 1475 bis 1500 geschätzt, wie Steuerlisten belegen. Zu dieser Zeit zählte man 102 unverheiratete und 297 verheiratete Männer im Ort. Allerdings war Karpas keine Stadt, denn es verfügte über keinerlei städtische Funktionen, sondern war ein Bauerndorf mit starkem Akzent auf dem Getreideanbau. So stammten 37 % seines Steueraufkommens aus dem [[Weizen]]anbau, 19 % aus dem [[Gerste]]- und 11 % aus dem [[Linsen]]ertrag des Jahres. Dabei lagen die Gersten- und Weizenerträge gleichauf, doch lag der Preis für Weizen doppelt so hoch. Weitere 5 % der Steuereinnahmen wurden auf Schafe erhoben, 1 % auf Wein.<ref>Ronald Jennings: ''Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640'', NYU Press, 1993, S. 262.</ref> Diese Prosperität weckte Begehrlichkeiten, denn alle Dörfer der Insel wurden zum Unterhalt der Truppen, etwa der [[Janitscharen]], und der Verwaltung herangezogen. Für die [[Sandschak (Osmanisches Reich)|Sandschak]]s von Paphos und Famagusta wurde eine Abgabe in Höhe von 10.000 Piaster eingezogen, die noch 1839 als ''Nizami'' erschien, obwohl die beiden Sandschaks bereits 1640 aufgelöst worden waren. Die Abgabe wurde u.a. auf Baumwolle, Seide und Wein erhoben.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 11f., Anm. 6.</ref>
Karpas (Rizokarpaso) war 1572 einer der reichsten und größten Orte auf Zypern. Seine Einwohnerzahl wird auf 1475 bis 1500 geschätzt, wie Steuerlisten belegen. Zu dieser Zeit zählte man 102 unverheiratete und 297 verheiratete Männer im Ort. Allerdings war Karpas keine Stadt, denn es verfügte über keinerlei städtische Funktionen, sondern war ein Bauerndorf mit starkem Akzent auf dem Getreideanbau. So stammten 37 % seines Steueraufkommens aus dem [[Weizen]]anbau, 19 % aus dem [[Gerste]]- und 11 % aus dem [[Linsen]]ertrag des Jahres. Dabei lagen die Gersten- und Weizenerträge gleichauf, doch lag der Preis für Weizen doppelt so hoch. Weitere 5 % der Steuereinnahmen wurden auf Schafe erhoben, 1 % auf Wein.<ref>Ronald Jennings: ''Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640'', NYU Press, 1993, S. 262.</ref> Diese Prosperität weckte Begehrlichkeiten, denn alle Dörfer der Insel wurden zum Unterhalt der Truppen, etwa der [[Janitscharen]], und der Verwaltung herangezogen. Für die [[Sandschak (Osmanisches Reich)|Sandschaks]] von Paphos und Famagusta wurde eine Abgabe in Höhe von 10.000 Piaster eingezogen, die noch 1839 als ''Nizami'' erschien, obwohl die beiden Sandschaks bereits 1640 aufgelöst worden waren. Die Abgabe wurde u.a. auf Baumwolle, Seide und Wein erhoben.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 11f., Anm. 6.</ref>
[[File:Cantara Castle 1754.png|mini|Die Burg Kantara um 1750, Skizze von [[Alexander Drummond]]]]
[[Datei:Cantara Castle 1754.png|mini|Die Burg Kantara um 1750, Skizze von [[Alexander Drummond]]]]
Der erste osmanische Zensus ermittelte noch 800 oder 850 Dörfer auf der Insel, bei vielleicht 200.000 Einwohnern. Bis 1600 war diese Zahl auf 120.000 eingebrochen. Den Tiefpunkt erreichte die Einwohnerzahl um 1740, als sie bei 95.000 lag.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon 46,1 (1971) 5-56, hier: 17.</ref> 1777 gab es nur noch 564 Dörfer, 1862 immerhin wieder 605. Davon waren 118 muslimisch, 239 gemischt und 248 christlich. Die Zahl der Maroniten war dabei durch Massaker noch drastischer auf 7000 bis 8000 zurückgegangen. 1596 waren es sogar nur noch 4000 in 19 Dörfern, die vor allem im Nordwesten Zyperns lagen.
Der erste osmanische Zensus ermittelte noch 800 oder 850 Dörfer auf der Insel, bei vielleicht 200.000 Einwohnern. Bis 1600 war diese Zahl auf 120.000 eingebrochen. Den Tiefpunkt erreichte die Einwohnerzahl um 1740, als sie bei 95.000 lag.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon 46,1 (1971) 5-56, hier: 17.</ref> 1777 gab es nur noch 564 Dörfer, 1862 immerhin wieder 605. Davon waren 118 muslimisch, 239 gemischt und 248 christlich. Die Zahl der Maroniten war dabei durch Massaker noch drastischer auf 7000 bis 8000 zurückgegangen. 1596 waren es sogar nur noch 4000 in 19 Dörfern, die vor allem im Nordwesten Zyperns lagen.


[[Datei:Pieter van der Aa Cyprus.jpg|mini|Zypern zu Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts]]
[[Datei:Pieter van der Aa Cyprus.jpg|mini|Zypern zu Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts]]
Der ökonomische Niedergang hatte seine Ursache in der Art der Nutzung und damit der Verwaltung durch das Osmanenreich, denn 1703 wurde die gesamte Insel dem [[Großwesir]] übertragen, nachdem sie 1660 bis 1703 Teil der [[Eyalet]]s der ägäischen Inseln (Cezayir) gewesen war. Zwischen 1712 und 1741 wurde die Insel geradezu zum Verbannungsort unbotmäßiger Stämme.<ref>[[Klaus Kreiser]]: ''Der Osmanische Staat'', Oldenbourg, München 2008, S. 66.</ref> Die Ausplünderung der Insel nahm unter dem Großwesir İbrahim Pascha schließlich solche Formen an, dass der Sultan ihm die Insel 1745 wieder entzog. Sie wurde 1784 kurzzeitig wieder Cezayir zugeschlagen, dann bis 1785 wieder zu einer regulären Großprovinz, einem Eyâlet. Abu Bekr Pascha (1746-1748) förderte die lokale Wirtschaft durch die Anpflanzung von [[Maulbeeren|Maulbeerbäumen]] und Weinstöcken. Der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Situation wurde unter dem [[Muhassil]] Chil Osman Agha erreicht, der ab 1764 die Abgaben drastisch erhöhte, um das Vermögen wieder hereinzuholen, das ihn der Kauf des Postens gekostet hatte.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Band 4, Cambridge University Press, 2010, S. 80f.</ref> Ein Aufstand kostete ihn das Leben; zur Strafe sollte jeder Christ 14, jeder Muslim 7 [[Piaster]] Strafe zahlen. Dagegen wiederum erhoben sich 1765 die Türken unter dem Festungskommandanten von Kyrenia, Khalil Agha, der jedoch hingerichtet wurde.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Cambridge University Press, 2010, S. 86 f.</ref> Trotz dieser Erfahrungen wurde erst 1785 die Verpachtung der dem Großwesir zugesprochenen Insel abgestellt.
Der ökonomische Niedergang hatte seine Ursache in der Art der Nutzung und damit der Verwaltung durch das Osmanenreich, denn 1703 wurde die gesamte Insel dem [[Großwesir]] übertragen, nachdem sie 1660 bis 1703 Teil der [[Eyalet]]s der ägäischen Inseln (Cezayir) gewesen war. Zwischen 1712 und 1741 wurde die Insel geradezu zum Verbannungsort unbotmäßiger Stämme.<ref>[[Klaus Kreiser]]: ''Der Osmanische Staat'', Oldenbourg, München 2008, S. 66.</ref> Die Ausplünderung der Insel nahm unter dem Großwesir İbrahim Pascha schließlich solche Formen an, dass der Sultan ihm die Insel 1745 wieder entzog. Sie wurde 1784 kurzzeitig wieder Cezayir zugeschlagen, dann bis 1785 wieder zu einer regulären Großprovinz, einem Eyâlet. Abu Bekr Pascha (1746-1748) förderte die lokale Wirtschaft durch die Anpflanzung von [[Maulbeeren|Maulbeerbäumen]] und Weinstöcken. Der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Situation wurde unter dem [[Muhassil]] Chil Osman Agha erreicht, der ab 1764 die Abgaben drastisch erhöhte, um das Vermögen wieder hereinzuholen, das ihn der Kauf des Postens gekostet hatte.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Band 4, Cambridge University Press, 2010, S. 80f.</ref> Ein Aufstand kostete ihn das Leben; zur Strafe sollte jeder Christ 14, jeder Muslim 7 [[Piaster]] Strafe zahlen. Dagegen wiederum erhoben sich 1765 die Türken unter dem Festungskommandanten von Kyrenia, Khalil Agha, der jedoch hingerichtet wurde.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Cambridge University Press, 2010, S. 86 f.</ref> Trotz dieser Erfahrungen wurde erst 1785 die Verpachtung der dem Großwesir zugesprochenen Insel abgestellt.


Auf Zypern kam es zu Aufständen, die nun stärker zu Feindseligkeiten zwischen Türken und Griechen führten, was mit dem zunehmenden Einfluss der Bischöfe zusammenhing, und damit, dass viele Orthodoxe hoffnungsvoll nach [[Russland]] sahen, wie der französische Konsul konstatierte, das auf Kosten der Osmanen sein Reich ausdehnte. So erhob sich unter einem als Altiparmak (‚Sechs Finger‘) bekannt gewordenem Militär eine Truppe von Türken, denen er versprochen hatte, sie vom „Joch der Christen“ zu befreien und die vier Bischöfe zu töten. Mitte Mai 1806 brachte er 70 oder 80 Männer auf den Karpas, wo sich weitere Männer anschlossen. Sie ermordeten Christen und plünderten Klöster und Kirchen, bis 500 türkische Soldaten die Marodeure besiegten.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Cambridge University Press, 2010, S. 110.</ref> 1837 wurde berichtet, dass Muslime sogar Paten christlicher Kinder wurden.<ref>C. F. Beckingham: ''The Turks of Cyprus'', in: Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland 87,2 (1957) 173.</ref> Zudem berichtet er über die Piraterie, die vor allem die Karpas-Halbinsel immer noch traf.
Auf Zypern kam es zu Aufständen, die nun stärker zu Feindseligkeiten zwischen Türken und Griechen führten, was mit dem zunehmenden Einfluss der Bischöfe zusammenhing, und damit, dass viele Orthodoxe hoffnungsvoll nach [[Russland]] sahen, wie der französische Konsul konstatierte, das auf Kosten der Osmanen sein Reich ausdehnte. So erhob sich unter einem als Altiparmak (‚Sechs Finger‘) bekannt gewordenem Militär eine Truppe von Türken, denen er versprochen hatte, sie vom „Joch der Christen“ zu befreien und die vier Bischöfe zu töten. Mitte Mai 1806 brachte er 70 oder 80 Männer auf den Karpas, wo sich weitere Männer anschlossen. Sie ermordeten Christen und plünderten Klöster und Kirchen, bis 500 türkische Soldaten die Marodeure besiegten.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Cambridge University Press, 2010, S. 110.</ref> 1837 wurde berichtet, dass Muslime sogar Paten christlicher Kinder wurden.<ref>C. F. Beckingham: ''The Turks of Cyprus.'' In: Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland 87,2 (1957) 173.</ref> Zudem berichtet er über die Piraterie, die vor allem die Karpas-Halbinsel immer noch traf.


Da die Osmanen das [[Millet-System]] zur Anwendung brachten, bei dem die Nichtmuslime zwar Abgaben zu leisten hatten, aber dafür wirtschaftlich selbstständiger agieren konnten, als unter den Venezianern, war die orthodoxe Kirche in der Lage, ihre Kirchen zu renovieren und umzubauen. Dabei wurde in ländlichen Gebieten, wie auf dem Karpas, z. B. in Rizokarpaso, die Kirche mit hellenistischen, byzantinischen und gotischen Elementen ausgestattet, eine Entwicklung, die in den Städten bereits im 14. und 15. Jahrhundert stattgefunden hatte.<ref>Gözde Pırlanta: ''Hellenistic, Byzantine and Gothic Influences in Orthodox Churches Located in North Cyprus'', thesis, Eastern Mediterranean University, Institute of Graduate Studies and Research, Dept. of Architecture, Famagusta 2014.</ref>
Da die Osmanen das [[Millet-System]] zur Anwendung brachten, bei dem die Nichtmuslime zwar Abgaben zu leisten hatten, aber dafür wirtschaftlich selbstständiger agieren konnten, als unter den Venezianern, war die orthodoxe Kirche in der Lage, ihre Kirchen zu renovieren und umzubauen. Dabei wurde in ländlichen Gebieten, wie auf dem Karpas, z. B. in Rizokarpaso, die Kirche mit hellenistischen, byzantinischen und gotischen Elementen ausgestattet, eine Entwicklung, die in den Städten bereits im 14. und 15. Jahrhundert stattgefunden hatte.<ref>Gözde Pırlanta: ''Hellenistic, Byzantine and Gothic Influences in Orthodox Churches Located in North Cyprus'', thesis, Eastern Mediterranean University, Institute of Graduate Studies and Research, Dept. of Architecture, Famagusta 2014.</ref>
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Bedingt durch die Schwächung des Osmanenreichs und den ökonomischen Niedergang, brach die Verwaltung weitgehend zusammen. Gegen Ende der osmanischen Herrschaft bestand die unregelmäßig bezahlte Truppe aus kaum mehr als 400 Mann, die sich ohne Bezahlung auf Kosten der Bewohner durchschlagen mussten. Doch ab etwa 1850 zeigten sich Anzeichen der Erholung, die Bevölkerung stieg bis zur ersten Zählung des Jahres 1881 auf 186.173, darunter zählte man 45.458 Türken.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 17.</ref> 1874 lebten auf der Insel 44.000 Muslime und 100.000 Orthodoxe,<ref>Klaus Kreiser: ''Der Osmanische Staat'', Oldenbourg, München 2008, S. Tabelle 8, S. 234, hier: S. 235.</ref> auf der Karpas-Halbinsel fast nur Orthodoxe. Dort gingen Dorfbewohner dazu über, Antiquitäten auszugraben und diese zu verkaufen.<ref>Hans A. Pohlsander: ''Sources for the Memory of Cyprus. German texts: Turkish period (after 1800)'', Greece and Cyprus Research Center, 2006, S. 262.</ref>
Bedingt durch die Schwächung des Osmanenreichs und den ökonomischen Niedergang, brach die Verwaltung weitgehend zusammen. Gegen Ende der osmanischen Herrschaft bestand die unregelmäßig bezahlte Truppe aus kaum mehr als 400 Mann, die sich ohne Bezahlung auf Kosten der Bewohner durchschlagen mussten. Doch ab etwa 1850 zeigten sich Anzeichen der Erholung, die Bevölkerung stieg bis zur ersten Zählung des Jahres 1881 auf 186.173, darunter zählte man 45.458 Türken.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 17.</ref> 1874 lebten auf der Insel 44.000 Muslime und 100.000 Orthodoxe,<ref>Klaus Kreiser: ''Der Osmanische Staat'', Oldenbourg, München 2008, S. Tabelle 8, S. 234, hier: S. 235.</ref> auf der Karpas-Halbinsel fast nur Orthodoxe. Dort gingen Dorfbewohner dazu über, Antiquitäten auszugraben und diese zu verkaufen.<ref>Hans A. Pohlsander: ''Sources for the Memory of Cyprus. German texts: Turkish period (after 1800)'', Greece and Cyprus Research Center, 2006, S. 262.</ref>
[[File:Drummond Zypern Karpas.png|mini|Ausschnitt der Zypernkarte von 1754, [[Alexander Drummond]]: ''Travels through different Cities of Germany, Italy, Greece and several parts of Asia, as far as the banks of the Euphrates : In a series of letters. Containing an Account of what is most remarkable in their Present State, As well as in their Monuments of Antiquity'', W. Strahan, London 1754, nach S. 192]]
[[Datei:Drummond Zypern Karpas.png|mini|Ausschnitt der Zypernkarte von 1754, [[Alexander Drummond]]: ''Travels through different Cities of Germany, Italy, Greece and several parts of Asia, as far as the banks of the Euphrates : In a series of letters. Containing an Account of what is most remarkable in their Present State, As well as in their Monuments of Antiquity'', W. Strahan, London 1754, nach S. 192]]


Einige wenige Reiseberichte setzen uns über die Verhältnisse auf dem Karpas partiell in Kenntnis, doch immer unter spezifisch englischen Kulturerwartungen der Trennung von Kultur und Natur, sowie der ökonomisch ausgerichteten Nutzbarmachung. So reiste [[Alexander Drummond]], britischer Konsul in [[Aleppo]], 1745 und 1750 durch Zypern und besuchte dabei auch den Karpas.<ref>Dies und das Folgende nach: Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007, S. 349.</ref> Zunächst enttäuscht von der Insel, geriet er doch zunehmend in Begeisterung: Rosala war „surrounded with corn-fields, gardens, gentle swells, pretty tufts of trees, and a natural fence of little hills”. Auch berichtet er von Komatougalou [[[Koma tou Yialou]]], „which is prettily situated, and the fields are well laid out near the sea“.
Einige wenige Reiseberichte setzen uns über die Verhältnisse auf dem Karpas partiell in Kenntnis, doch immer unter spezifisch englischen Kulturerwartungen der Trennung von Kultur und Natur, sowie der ökonomisch ausgerichteten Nutzbarmachung. So reiste [[Alexander Drummond]], britischer Konsul in [[Aleppo]], 1745 und 1750 durch Zypern und besuchte dabei auch den Karpas.<ref>Dies und das Folgende nach: Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007, S. 349.</ref> Zunächst enttäuscht von der Insel, geriet er doch zunehmend in Begeisterung: Rosala war „surrounded with corn-fields, gardens, gentle swells, pretty tufts of trees, and a natural fence of little hills”. Auch berichtet er von Komatougalou [[Koma tou Yialou]]], „which is prettily situated, and the fields are well laid out near the sea“.


Der Orientalist [[Paul Schröder (Philologe)|Paul Schröder]], der für die deutsche Regierung in Konstantinopel und [[Beirut]] als [[Dragoman]] und Konsul arbeitete, besuchte 1870 und 1873 Zypern.<ref>Dies und das Folgende nach: Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007, S. 371-373.</ref> Er berichtet zum Jahr 1873, auf der Insel habe es seit sechs Jahren zu wenig geregnet, daher würden viele Zyprer auswandern. Bei Yialousa registrierte er dennoch wohlkultiviertes und fruchtbares Land, doch bei Selenia fand er vor allem Büsche vor, „die die Bewohner Wald nennen, und in denen wilde Ziegen leben“. Bei seiner Weiterreise nach Rizokarpaso stellte er fest, dass dieser Ort wiederum ein prosperierendes Dorf war, mit gefälligen, blonden Einwohnern, die von der Seidenzucht lebten, sowie von Baumwolle und Rinderzucht.
Der Orientalist [[Paul Schröder (Philologe)|Paul Schröder]], der für die deutsche Regierung in Konstantinopel und [[Beirut]] als [[Dragoman]] und Konsul arbeitete, besuchte 1870 und 1873 Zypern.<ref>Dies und das Folgende nach: Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007, S. 371-373.</ref> Er berichtet zum Jahr 1873, auf der Insel habe es seit sechs Jahren zu wenig geregnet, daher würden viele Zyprer auswandern. Bei Yialousa registrierte er dennoch wohlkultiviertes und fruchtbares Land, doch bei Selenia fand er vor allem Büsche vor, „die die Bewohner Wald nennen, und in denen wilde Ziegen leben“. Bei seiner Weiterreise nach Rizokarpaso stellte er fest, dass dieser Ort wiederum ein prosperierendes Dorf war, mit gefälligen, blonden Einwohnern, die von der Seidenzucht lebten, sowie von Baumwolle und Rinderzucht.
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=== Britische Kolonialherrschaft ===
=== Britische Kolonialherrschaft ===
[[London]], das die Herrschaft über die Insel in einem Vertrag mit Konstantinopel erlangte, errichtete ein Hochkommissariat unter [[Garnet Wolseley, 1. Viscount Wolseley|Sir Garnet Wolseley]], gegen das sich der Widerstand der Griechen unter Erzbischof Sophronios III. richtete, die den Anschluss an Griechenland anstrebten, die [[Enosis]]. Wolseley, der den Karpas nur einmal umsegelte,<ref>''Cyprus 1878. The journal of Sir Garnet Wolseley'', Cultural Centre of the Cyprus Popular Bank, 1992, S. 80.</ref> sah in den archäologischen Stätten und den Kulturgütern insgesamt eines der wichtigsten Mittel zur wirtschaftlichen Erholung der Insel. Daher befürwortete er entsprechende Grabungen.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 608.</ref> Zudem ließ er den angeblich amerikanischen Vizekonsul [[Alessandro Palma di Cesnola]] verhaften, der auf Zypern zwischen 1876 und 1879 [[Raubgrabung]]en durchgeführt hatte.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 607.</ref> Er hatte auch Keramik aus dem westlichen Karpas außer Landes gebracht,<ref>Elizabeth Goring: ''A mischievous pastime. Digging in Cyprus in the nineteenth century : with a catalogue of the exhibition 'Aphrodite's Island: Art and Archaeology of Ancient Cyprus' held in the Royal Museum of Scotland, Edinburgh from 14 April to 4 September 1988'', National Museums of Scotland in Verbindung mit der Bank of Cyprus Cultural Foundation, 1988, S. 57.</ref> ebenso wie aus dem antiken Karpas, wo er sich 1888 erneut aufhielt. Wie das ''American Journal of Archaeology and of the History of the Fine Arts'' 1889 feststellte, war der Karpas allerdings den Raubgräbern noch weitgehend entgangen.<ref>American Journal of Archaeology and of the History of the Fine Arts 4 (1889), S. 88.</ref>
[[London]], das die Herrschaft über die Insel in einem Vertrag mit Konstantinopel erlangte, errichtete ein Hochkommissariat unter [[Garnet Wolseley, 1. Viscount Wolseley|Sir Garnet Wolseley]], gegen das sich der Widerstand der Griechen unter Erzbischof Sophronios III. richtete, die den Anschluss an Griechenland anstrebten, die [[Enosis]]. Wolseley, der den Karpas nur einmal umsegelte,<ref>''Cyprus 1878. The journal of Sir Garnet Wolseley'', Cultural Centre of the Cyprus Popular Bank, 1992, S. 80.</ref> sah in den archäologischen Stätten und den Kulturgütern insgesamt eines der wichtigsten Mittel zur wirtschaftlichen Erholung der Insel. Daher befürwortete er entsprechende Grabungen.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 608.</ref> Zudem ließ er den angeblich amerikanischen Vizekonsul [[Alessandro Palma di Cesnola]] verhaften, der auf Zypern zwischen 1876 und 1879 [[Raubgrabung]]en durchgeführt hatte.<ref>George Hill: ''A History of Cyprus'', Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 607.</ref> Er hatte auch Keramik aus dem westlichen Karpas außer Landes gebracht,<ref>Elizabeth Goring: ''A mischievous pastime. Digging in Cyprus in the nineteenth century : with a catalogue of the exhibition 'Aphrodite's Island: Art and Archaeology of Ancient Cyprus' held in the Royal Museum of Scotland, Edinburgh from 14 April to 4 September 1988'', National Museums of Scotland in Verbindung mit der Bank of Cyprus Cultural Foundation, 1988, S. 57.</ref> ebenso wie aus dem antiken Karpas, wo er sich 1888 erneut aufhielt. Wie das ''American Journal of Archaeology and of the History of the Fine Arts'' 1889 feststellte, war der Karpas allerdings den Raubgräbern noch weitgehend entgangen.<ref>American Journal of Archaeology and of the History of the Fine Arts 4 (1889), S. 88.</ref>


London ließ zwischen 1881 und 1931 alle zehn Jahre einen Zensus durchführen, dann wieder 1946 und 1960. Dabei liegen ab 1891 Details für jedes Dorf vor. Die alte Einteilung in 6 Distrikte und 15 ''nahiyé'' bestand bis 1946 fort. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1881 und 1960 um 208 %, von 186.173 auf 573.566, womit sie unter den Mittelmeerinseln mit großem Abstand am schnellsten wuchs. Dabei sank der Anteil der Türken von 24,4 auf 18,3 %. Die Zahl der Maroniten wuchs von 830 im Jahr 1881 auf 1130 zehn Jahre später, 1946 lag sie bei 2083, 1960 bei 2752.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: Tab. 19, S. 21.</ref> Dabei kam es erst nach 1946 zu einer zunehmenden Verstädterung. Zugleich wuchs die Zahl der Briten auf fast 21.000 an.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 19.</ref>
London ließ zwischen 1881 und 1931 alle zehn Jahre einen Zensus durchführen, dann wieder 1946 und 1960. Dabei liegen ab 1891 Details für jedes Dorf vor. Die alte Einteilung in 6 Distrikte und 15 ''nahiyé'' bestand bis 1946 fort. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1881 und 1960 um 208 %, von 186.173 auf 573.566, womit sie unter den Mittelmeerinseln mit großem Abstand am schnellsten wuchs. Dabei sank der Anteil der Türken von 24,4 auf 18,3 %. Die Zahl der Maroniten wuchs von 830 im Jahr 1881 auf 1130 zehn Jahre später, 1946 lag sie bei 2083, 1960 bei 2752.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: Tab. 19, S. 21.</ref> Dabei kam es erst nach 1946 zu einer zunehmenden Verstädterung. Zugleich wuchs die Zahl der Briten auf fast 21.000 an.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 19.</ref>


Auf dem Karpas ging dabei die türkische Bevölkerung in den Dörfern zurück, wie etwa in Akanthou und Melanagra. Während in Akanthou 1901 noch 50 Türken lebten, waren es 1931 nur noch acht, 1960 keiner mehr. Hingegen lebten in Melanangra 1946 noch 58 Türken, die 1958 aus dem Ort evakuiert wurden, wie es in 14 anderen Dörfern dauerhaft und in 12 weiteren temporär geschah. Eine ähnliche Entwicklung ist auch westlich des Karpas zu erkennen.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 35.</ref>
Auf dem Karpas ging dabei die türkische Bevölkerung in den Dörfern zurück, wie etwa in Akanthou und Melanagra. Während in Akanthou 1901 noch 50 Türken lebten, waren es 1931 nur noch acht, 1960 keiner mehr. Hingegen lebten in Melanangra 1946 noch 58 Türken, die 1958 aus dem Ort evakuiert wurden, wie es in 14 anderen Dörfern dauerhaft und in 12 weiteren temporär geschah. Eine ähnliche Entwicklung ist auch westlich des Karpas zu erkennen.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 35.</ref>


Bei Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] okkupierte Großbritannien die Insel, eine Annexion, der [[Ankara]] im [[Friedensvertrag von Lausanne]] 1923 rückwirkend zustimmte. Bis dahin gehörte Zypern formal noch immer zum Osmanischen Reich, bzw. seinem Rechtsnachfolger.
Bei Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] okkupierte Großbritannien die Insel, eine Annexion, der [[Ankara]] im [[Friedensvertrag von Lausanne]] 1923 rückwirkend zustimmte. Bis dahin gehörte Zypern formal noch immer zum Osmanischen Reich, bzw. seinem Rechtsnachfolger.


Nach Aufständen durfte kein Metropolit mehr gewählt werden. Erst 1943 wurden Kommunalwahlen abgehalten und 1947 durfte wieder ein Erzbischof ([[Makarios II.]]) gewählt werden. 1950 stimmten fast alle Zyperngriechen für den Anschluss an Griechenland. Zugleich nahm die Abwanderung der Türken aus griechischen Dörfern und umgekehrt, die der Griechen aus türkischen Dörfern, zu, wobei innerhalb der Städte eine Ghettoisierung stattfand. In den sechs Städten und in 278 der 620 Dörfer lebten 1960 Türken, in 121 stellten sie mehr als 95 % der Bevölkerung; in diesen Dörfern lebten 64 % der Türken.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 36.</ref> Auf dem Karpas konzentrierte sich die türkische Bevölkerung 1960 zwar in einigen griechischen Dörfern, wie Agios Andronikos/Yeşilköy mit seinen 434 türkischen Bewohnern und 771 griechischen, oder in Komi/Büyükkonuk (289/654), [[Eptakomi]] (233/738), Lythragkomi/Boltaşlı (105/170) oder Monarga/Boğaztepe (57/18), jedoch lebten sie zunehmend in beinahe oder gänzlich von Türken bewohnten Orten wie [[Mehmetçik/Galatia]], wo 1270 Türken lebten, [[Galinoporni|Kaleburnu]] (836) oder Platanissos/Balalan (386).
Nach Aufständen durfte kein Metropolit mehr gewählt werden. Erst 1943 wurden Kommunalwahlen abgehalten und 1947 durfte wieder ein Erzbischof ([[Makarios II.]]) gewählt werden. 1950 stimmten fast alle Zyperngriechen für den Anschluss an Griechenland. Zugleich nahm die Abwanderung der Türken aus griechischen Dörfern und umgekehrt, die der Griechen aus türkischen Dörfern, zu, wobei innerhalb der Städte eine Ghettoisierung stattfand. In den sechs Städten und in 278 der 620 Dörfer lebten 1960 Türken, in 121 stellten sie mehr als 95 % der Bevölkerung; in diesen Dörfern lebten 64 % der Türken.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 36.</ref> Auf dem Karpas konzentrierte sich die türkische Bevölkerung 1960 zwar in einigen griechischen Dörfern, wie Agios Andronikos/Yeşilköy mit seinen 434 türkischen Bewohnern und 771 griechischen, oder in Komi/Büyükkonuk (289/654), [[Eptakomi]] (233/738), Lythragkomi/Boltaşlı (105/170) oder Monarga/Boğaztepe (57/18), jedoch lebten sie zunehmend in beinahe oder gänzlich von Türken bewohnten Orten wie [[Mehmetçik/Galatia]], wo 1270 Türken lebten, [[Galinoporni|Kaleburnu]] (836) oder Platanissos/Balalan (386).


Mit der britischen Kolonialherrschaft etablierte sich auf der Insel wie auf der Karpas-Halbinsel langsam ein neuer Wirtschaftszweig, der [[Tourismus]]. 1895 hatte Camille Enlart die Burg Kantara untersucht, 1914 begann die Restaurierung der Anlage, die für Besucher geöffnet werden sollte.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara'', in: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 300.</ref> 1934 stellte ein Gesetz die Küsten des Karpas unter Schutz, vor allem, um die Bebauung zu verhindern. Im nächsten Jahr folgte ein Gesetz zum Schutz historischer Gebäude und 1938 eines zur Wiederbelebung der ländlichen Gebiete. 1946 wurde die noch heute bestehende Regelung geschaffen, nach der Staatsland, das von Individuen erworben worden war, in deren Hand blieb, ungenutztes Land hingegen ging in staatliche Hand über.<ref>Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013, S. 118.</ref>
Mit der britischen Kolonialherrschaft etablierte sich auf der Insel wie auf der Karpas-Halbinsel langsam ein neuer Wirtschaftszweig, der [[Tourismus]]. 1895 hatte Camille Enlart die Burg Kantara untersucht, 1914 begann die Restaurierung der Anlage, die für Besucher geöffnet werden sollte.<ref>Nicolas Morelle: '' The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara.'' In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 300.</ref> 1934 stellte ein Gesetz die Küsten des Karpas unter Schutz, vor allem, um die Bebauung zu verhindern. Im nächsten Jahr folgte ein Gesetz zum Schutz historischer Gebäude und 1938 eines zur Wiederbelebung der ländlichen Gebiete. 1946 wurde die noch heute bestehende Regelung geschaffen, nach der Staatsland, das von Individuen erworben worden war, in deren Hand blieb, ungenutztes Land hingegen ging in staatliche Hand über.<ref>Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013, S. 118.</ref>


Die bereits unter den Osmanen hochentwickelte Seidenproduktion war besonders um Kythraea von höchster Qualität, Baumwolle wurde dort genauso angebaut, wie in den umgebenden Dörfern „Dali, Nisson, Solea, Karavas and Lapithos“, wie das ''Cyprus Agricultural Journal'' von 1906 berichtet.<ref>Cyprus Agricultural Journal. A Quarterly Review of the Agriculture and Industry of Cyprus, Bde 1-6 (1906), S. 78. Allerdings fehlte es an Facharbeitern, um die Weiterverarbeitung auf konkurrenzfähigem Niveau zu gewährleisten (S. 561).</ref>
Die bereits unter den Osmanen hochentwickelte Seidenproduktion war besonders um Kythraea von höchster Qualität, Baumwolle wurde dort genauso angebaut, wie in den umgebenden Dörfern „Dali, Nisson, Solea, Karavas and Lapithos“, wie das ''Cyprus Agricultural Journal'' von 1906 berichtet.<ref>Cyprus Agricultural Journal. A Quarterly Review of the Agriculture and Industry of Cyprus, Bde 1-6 (1906), S. 78. Allerdings fehlte es an Facharbeitern, um die Weiterverarbeitung auf konkurrenzfähigem Niveau zu gewährleisten (S. 561).</ref>


Zugleich ging der [[Analphabetismus]], der bei den griechischen und türkischen Zyprern verschieden hoch lag, von 1946 bis 1960 erheblich zurück. Lag er bei den beiden Volksgruppen 1946 noch bei 42 und 55 %, so sank er binnen 14 Jahren auf 30 bzw. 38 %.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 51f.</ref>
Zugleich ging der [[Analphabetismus]], der bei den griechischen und türkischen Zyprern verschieden hoch lag, von 1946 bis 1960 erheblich zurück. Lag er bei den beiden Volksgruppen 1946 noch bei 42 und 55 %, so sank er binnen 14 Jahren auf 30 bzw. 38 %.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 51f.</ref>


=== Unabhängigkeit Zyperns, Bürgerkrieg ===
=== Unabhängigkeit Zyperns, Bürgerkrieg ===
Die britische Kolonie Zypern wurde am 16. August 1960 auf Grund des [[Zürcher und Londoner Abkommen|Abkommens von Zürich]] zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig. Die griechisch- und türkischsprachigen Volksgruppen waren gleichberechtigt. Zum ersten Staatspräsidenten wurde Erzbischof [[Makarios III. (Zypern)|Makarios III.]] gewählt. Eine Verfassungsänderung, die die Gleichberechtigung der Volksgruppen gefährdete, führte zu heftigen Spannungen. Dabei flohen knapp 100.000 türkische Zyprer vorrangig nach Großbritannien - heute leben dort mehr türkische Zyprer als auf Zypern -, auf griechischer Seite waren es 165.000.<ref>''Zypern - Die Parameter des Problems und der Lösung. Griechische Botschaft Berlin und Ankara hofft auf neue Zypern-Verhandlungen'', in: Spiegel Online, 12. Dezember 2006.</ref>
Die britische Kolonie Zypern wurde am 16. August 1960 auf Grund des [[Zürcher und Londoner Abkommen|Abkommens von Zürich]] zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig. Die griechisch- und türkischsprachigen Volksgruppen waren gleichberechtigt. Zum ersten Staatspräsidenten wurde Erzbischof [[Makarios III. (Zypern)|Makarios III.]] gewählt. Eine Verfassungsänderung, die die Gleichberechtigung der Volksgruppen gefährdete, führte zu heftigen Spannungen. Dabei flohen knapp 100.000 türkische Zyprer vorrangig nach Großbritannien - heute leben dort mehr türkische Zyprer als auf Zypern -, auf griechischer Seite waren es 165.000.<ref>''Zypern - Die Parameter des Problems und der Lösung. Griechische Botschaft Berlin und Ankara hofft auf neue Zypern-Verhandlungen.'' In: Spiegel Online, 12. Dezember 2006.</ref>
[[Datei:Cyprus. UNFICYP- 1969 (8385496677).jpg|mini|UN-Lager zwischen Limassol und Larnaka, 1969]]
[[Datei:Cyprus. UNFICYP- 1969 (8385496677).jpg|mini|UN-Lager zwischen Limassol und Larnaka, 1969]]
Der Bürgerkrieg wurde durch die Entsendung von UN-Truppen - im Juni 1964 waren es 6.238 Soldaten - beendet und am 10. August 1964 ein Waffenstillstand geschlossen. Fast hundert türkische Dörfer waren zeitweilig evakuiert worden, man zählte 25.000 Flüchtlinge, die Griechen verließen [[Lefka]] und [[Ambelikou]]. Bereits im März 1964 waren die Armenier aus der Altstadt von Nikosia vertrieben worden.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 39.</ref> Insgesamt wurden 270 Moscheen, Schreine und andere Gotteshäuser geschändet.<ref>[http://www.publications.parliament.uk/pa/cm200405/cmselect/cmfaff/113/113we45.htm Michael Stephen: ''Why is Cyprus devided?''], Bericht an das britische Parlament bzw. das ''Select Committee on Foreign Affairs'' vom 30. September 2004.</ref>
Der Bürgerkrieg wurde durch die Entsendung von UN-Truppen - im Juni 1964 waren es 6.238 Soldaten - beendet und am 10. August 1964 ein Waffenstillstand geschlossen. Fast hundert türkische Dörfer waren zeitweilig evakuiert worden, man zählte 25.000 Flüchtlinge, die Griechen verließen [[Lefka]] und [[Ambelikou]]. Bereits im März 1964 waren die Armenier aus der Altstadt von Nikosia vertrieben worden.<ref>Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 39.</ref> Insgesamt wurden 270 Moscheen, Schreine und andere Gotteshäuser geschändet.<ref>[http://www.publications.parliament.uk/pa/cm200405/cmselect/cmfaff/113/113we45.htm Michael Stephen: ''Why is Cyprus devided?''], Bericht an das britische Parlament bzw. das ''Select Committee on Foreign Affairs'' vom 30. September 2004.</ref>
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Der Karpas hingegen, der am Ostrand dieser Enklavenkette lag, war schon 1960 überwiegend von Griechen bewohnt. Nach dem Zensus des Jahres 1960 verteilten sich die 22.911 Griechen und 5.779 Türken auf die 42 Dörfer des Karpas wie folgt:<ref>[http://www.prio-cyprus-displacement.net/default.asp?id=253 ''Routes of Displacement and Resettlement / Famagusta''].</ref>
Der Karpas hingegen, der am Ostrand dieser Enklavenkette lag, war schon 1960 überwiegend von Griechen bewohnt. Nach dem Zensus des Jahres 1960 verteilten sich die 22.911 Griechen und 5.779 Türken auf die 42 Dörfer des Karpas wie folgt:<ref>[http://www.prio-cyprus-displacement.net/default.asp?id=253 ''Routes of Displacement and Resettlement / Famagusta''].</ref>
[[File:Ethnographic distribution in Cyprus 1960 East.png|mini|Verteilung von Griechen und Türken im Osten Zyperns, 1960]]
[[Datei:Ethnographic distribution in Cyprus 1960 East.png|mini|Verteilung von Griechen und Türken im Osten Zyperns, 1960]]
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! griechischer<br /> Name !! türkischer<br /> Name !! Griechen !! Türken
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|-
|-
| Agia Trias
| Agia Trias
| Sipahi
| Sipahi
|style="text-align:right"| 1121
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|style="text-align:right"| -
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|-
|-
| Agialousa (Gialousa)
| Agialousa (Gialousa)
| [[Yeni Erenköy]]
| [[Yeni Erenköy]]
|style="text-align:right"| 2537
|style="text-align:right;"| 2537
|style="text-align:right"| 1
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|-
|-
| Agios Andronikos
| Agios Andronikos
| Yeşilköy
| Yeşilköy
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|-
|-
| Ayios Evstathios
| Ayios Evstathios
| Ayistat (Zeybekköy)
| Ayistat (Zeybekköy)
|style="text-align:right"| -
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|style="text-align:right"| 90
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|-
| Agios Iakovos
| Agios Iakovos
| Altınova
| Altınova
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|style="text-align:right;"| 365
|-
|-
| Agios Ilias
| Agios Ilias
| Yarköy
| Yarköy
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Agios Symeon
| Agios Symeon
| Avtepe
| Avtepe
|style="text-align:right"| -
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|style="text-align:right"| 333
|style="text-align:right;"| 333
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|-
| Agios Theodoros
| Agios Theodoros
| Çayırova
| Çayırova
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|style="text-align:right;"| 805
|style="text-align:right"| 23
|style="text-align:right;"| 23
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|-
| Akanthou
| Akanthou
| Tatlısu
| Tatlısu
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|-
| Bogazi
| Bogazi
| Boğaz
| Boğaz
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|-
| Davlos
| Davlos
| Kaplıca
| Kaplıca
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|-
| [[Eptakomi]]
| [[Eptakomi]]
| Yedikonuk
| Yedikonuk
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|style="text-align:right;"| 738
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|-
|-
| Flamoudi
| Flamoudi
| Mersinlik
| Mersinlik
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|-
|-
| [[Mehmetçik/Galatia|Galatia]]
| [[Mehmetçik/Galatia|Galatia]]
| [[Mehmetçik/Galatia|Mehmetçik]]
| [[Mehmetçik/Galatia|Mehmetçik]]
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|style="text-align:right"| 1270
|style="text-align:right;"| 1270
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|-
| [[Galinoporni]]
| [[Galinoporni]]
| Kaleburnu
| Kaleburnu
|style="text-align:right"| -
|style="text-align:right;"|
|style="text-align:right"| 836
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|-
|-
| Gastria
| Gastria
| Kalecik
| Kalecik
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|style="text-align:right;"| 261
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|-
| Gerani
| Gerani
| Turnalar
| Turnalar
|style="text-align:right"| 211
|style="text-align:right;"| 211
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|-
|-
| Koilanemos
| Koilanemos
| Esenköy
| Esenköy
|style="text-align:right"| 85
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|style="text-align:right"| 12
|style="text-align:right;"| 12
|-
|-
| Koma tou Gialou
| Koma tou Gialou
| Kumyalı
| Kumyalı
|style="text-align:right"| 854
|style="text-align:right;"| 854
|style="text-align:right"| -
|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Komi (Komi Kebir)
| Komi (Komi Kebir)
| [[Büyükkonuk]]
| [[Büyükkonuk]]
|style="text-align:right"| 654
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|-
|-
| Koroveia
| Koroveia
| Kuruova
| Kuruova
|style="text-align:right"| -
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|style="text-align:right"| 280
|style="text-align:right;"| 280
|-
|-
| Krideia
| Krideia
| Kilitkaya
| Kilitkaya
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|style="text-align:right"| 353
|style="text-align:right;"| 353
|-
|-
| Leonarisso
| Leonarisso
| Ziyamet
| Ziyamet
|style="text-align:right"| 707
|style="text-align:right;"| 707
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|-
| Livadia
| Livadia
| Sazlıköy
| Sazlıköy
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|style="text-align:right"| 191
|style="text-align:right;"| 191
|-
|-
| [[Lythrangomi]] (Lythrankomi)
| [[Lythrangomi]] (Lythrankomi)
| Boltaşlı
| Boltaşlı
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|style="text-align:right;"| 105
|-
|-
| Mandres
| Mandres
| Ağıllar
| Ağıllar
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Melanarga
| Melanarga
| Adaçay
| Adaçay
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|-
| Monarga
| Monarga
| Boğaztepe
| Boğaztepe
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|-
|-
| Neta
| Neta
| Boğaztepe
| Boğaztepe
|style="text-align:right"| 224
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Ovgoros
| Ovgoros
| Ergazi
| Ergazi
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|style="text-align:right;"|
|style="text-align:right"| 362
|style="text-align:right;"| 362
|-
|-
| Patriki
| Patriki
| Tuzluca
| Tuzluca
|style="text-align:right"| 581
|style="text-align:right;"| 581
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Neta
| Neta
| Taşlıca
| Taşlıca
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Platanissos
| Platanissos
| Balalan
| Balalan
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|style="text-align:right;"|
|style="text-align:right"| 386
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|-
|-
| Pervolia tou Trikomou
| Pervolia tou Trikomou
| Bahçeler
| Bahçeler
|style="text-align:right"| -
|style="text-align:right;"|
|style="text-align:right"| 44
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|-
|-
| [[Rizokarpaso]]
| [[Rizokarpaso]]
| Dipkarpaz
| Dipkarpaz
|style="text-align:right"| 3151
|style="text-align:right;"| 3151
|style="text-align:right"| 2
|style="text-align:right;"| 2
|-
|-
| Sygkrasi
| Sygkrasi
| Sınırüstü
| Sınırüstü
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|-
|-
| Tavrou
| Tavrou
| Pamuklu
| Pamuklu
|style="text-align:right"| 311
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|style="text-align:right"| 1
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|-
|-
| Trikomo
| Trikomo
| Yeni İskele
| Yeni İskele
|style="text-align:right"| 2188
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|-
|-
| Vasili
| Vasili
| Gelincik
| Gelincik
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Vokolida
| Vokolida
| Bafra
| Bafra
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|style="text-align:right;"|
|-
|-
| Vothylakas
| Vothylakas
| Derince
| Derince
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|-
| Yialousa
| Yialousa
| Maltepe
| Maltepe
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|style="text-align:right"| 1
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|}
|}


=== Flucht der Griechen und Maroniten, Massaker, Zuwanderung aus Anatolien ===
=== Flucht der Griechen und Maroniten, Massaker, Zuwanderung aus Anatolien ===
[[File:Ayios Philon, Dipkarpaz (1).JPG|mini|Agios Philon in [[Rizokarpaso]]]]
[[Datei:Ayios Philon, Dipkarpaz (1).JPG|mini|Agios Philon in [[Rizokarpaso]]]]
[[File:Tatlisu-Nord-Cypern-Moschee - ehemalige griechisch-orthodoxe Kirche (2003).jpg|mini|Die in eine Moschee umfunktionierte orthodoxe Kirche von Tatlısu, dem früheren Akanthou]]
[[Datei:Tatlisu-Nord-Cypern-Moschee - ehemalige griechisch-orthodoxe Kirche (2003).jpg|mini|Die in eine Moschee umfunktionierte orthodoxe Kirche von Tatlısu, dem früheren Akanthou]]
1974 stürzte die griechische [[Militärdiktatur|Militärjunta]] den Präsidenten und versuchte Zypern an Griechenland anzuschließen. Daraufhin besetzte die Türkei den Norden der Insel einschließlich der Karpas-Halbinsel, die weitgehend abgeriegelt wurde, so dass die griechische Fluchtbewegung sich verlangsamte. Dort lebte 1979 der ganz überwiegende Teil der etwa 1500 Griechen des äußersten Nordens.<ref>''Countries of the World and Their Leaders Yearbook'', Gale Research Company, 1981, S. 415.</ref> Rizokarpaso blieb aufgrund dessen die größte griechische Gemeinde des Nordteils der Insel, deren Einwohnerzahl 1975 bei 1.996 lag. Bis Oktober 1976 fiel die dortige Zahl der griechischen Zyprer auf 1.664, im Mai 1980 zählte man nur noch 1.002. 2015 schätzte man ihre Zahl noch auf 250. Insgesamt flohen während der ersten Phase der türkischen Okkupation bis zum 3. August 1974 26.000 Menschen nach Süden, in der zweiten Phase bis zum 22. August waren es weitere 170.000. Aus dem Süden flohen wiederum 40.000 Türken nach Norden.<ref>[http://www.cyprus-dispute.org/materials/echr/page9.html ''Chapter 1 - Displacement of persons''], European Commission of Human Rights - Cyprus v. Turkey - Commission Report, 10 July 1976.</ref> Während der zweiten Phase wurde der Karpas vom übrigen Zypern abgeschnitten.
1974 stürzte die griechische [[Militärdiktatur|Militärjunta]] den Präsidenten und versuchte Zypern an Griechenland anzuschließen. Daraufhin besetzte die Türkei den Norden der Insel einschließlich der Karpas-Halbinsel, die weitgehend abgeriegelt wurde, so dass die griechische Fluchtbewegung sich verlangsamte. Dort lebte 1979 der ganz überwiegende Teil der etwa 1500 Griechen des äußersten Nordens.<ref>''Countries of the World and Their Leaders Yearbook'', Gale Research Company, 1981, S. 415.</ref> Rizokarpaso blieb aufgrund dessen die größte griechische Gemeinde des Nordteils der Insel, deren Einwohnerzahl 1975 bei 1.996 lag. Bis Oktober 1976 fiel die dortige Zahl der griechischen Zyprer auf 1.664, im Mai 1980 zählte man nur noch 1.002. 2015 schätzte man ihre Zahl noch auf 250. Insgesamt flohen während der ersten Phase der türkischen Okkupation bis zum 3. August 1974 26.000 Menschen nach Süden, in der zweiten Phase bis zum 22. August waren es weitere 170.000. Aus dem Süden flohen wiederum 40.000 Türken nach Norden.<ref>[http://www.cyprus-dispute.org/materials/echr/page9.html ''Chapter 1 - Displacement of persons''], European Commission of Human Rights - Cyprus v. Turkey - Commission Report, 10 July 1976.</ref> Während der zweiten Phase wurde der Karpas vom übrigen Zypern abgeschnitten.


Als die türkische Armee auf den Karpas zumarschierte, wurden dort am 2. September 1974 Massengräber in drei Orten entdeckt. Das [[Massaker von Maratha|Massaker von Maratha, Santalaris und Aloda]] an insgesamt 126 Türken<ref>Elizabeth Anne Davis: ''Archive, Evidence, Memory, Dream: Documentary Films on Cyprus'', in: Costas Constandinides, Yiannis Papadakis (Hrsg.): ''Cypriot Cinemas. Memory, Conflict, and Identity in the Margins of Europe'', Bloomsbury Publishing, 2014, S. 31-59, hier: S. 46.</ref> war am 14. August 1974 durch Angehörige der radikalen Abspaltung EOKA-B von der [[EOKA]] verübt worden, der ‚nationalen Organisation zypriotischer Kämpfer‘.<ref>Paul Sant Cassia: ''Bodies of Evidence: Burial, Memory, and the Recovery of Missing Persons in Cyprus'', Berghahn Books, 2005, S. 237.</ref> Das Massaker am Westrand des Karpas, das größte Massaker des Bürgerkriegs an türkischen Zyprern, ist bis heute Anlass für einen jährlichen Gedenktag.
Als die türkische Armee auf den Karpas zumarschierte, wurden dort am 2. September 1974 Massengräber in drei Orten entdeckt. Das [[Massaker von Maratha|Massaker von Maratha, Santalaris und Aloda]] an insgesamt 126 Türken<ref>Elizabeth Anne Davis: ''Archive, Evidence, Memory, Dream: Documentary Films on Cyprus.'' In: Costas Constandinides, Yiannis Papadakis (Hrsg.): ''Cypriot Cinemas. Memory, Conflict, and Identity in the Margins of Europe'', Bloomsbury Publishing, 2014, S. 31-59, hier: S. 46.</ref> war am 14. August 1974 durch Angehörige der radikalen Abspaltung EOKA-B von der [[EOKA]] verübt worden, der ‚nationalen Organisation zypriotischer Kämpfer‘.<ref>Paul Sant Cassia: ''Bodies of Evidence: Burial, Memory, and the Recovery of Missing Persons in Cyprus'', Berghahn Books, 2005, S. 237.</ref> Das Massaker am Westrand des Karpas, das größte Massaker des Bürgerkriegs an türkischen Zyprern, ist bis heute Anlass für einen jährlichen Gedenktag.


Ab 1977 kamen Siedler aus Anatolien in die Region. Sie stammten aus [[Ağrı]], [[Muş]] und [[Bulanık]] im Osten, dann aus den Distrikten [[Akkuş]], [[Çarşamba]], [[Akçaabat]], [[Sürmene]], [[Araklı]] sowie [[Trabzon]] und anderen Gebieten am [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] sowie aus der [[Adana (Provinz)|Provinz Adana]]. Nach der Volkszählung von 2006 hatte Rizokarpaso wieder 1.935 Einwohner.<ref>[http://www.prio-cyprus-displacement.net/default.asp?id=617 ''Rizokarpaso''], Internal Displacement in Cyprus, Website des PRIO Cyprus Centre.</ref> Noch 1999 beklagten sich Griechen und Maroniten bei der [[Vereinte Nationen|UNO]], dass die isolierten Angehörigen ihrer Gemeinden auf der Karpas-Halbinsel trotz Intervention der Weltorganisation unter Restriktionen der Bewegungsfreiheit und Verletzungen der Menschenrechte litten.<ref>[https://www.gpo.gov/fdsys/pkg/BILLS-106sconres9is/html/BILLS-106sconres9is.htm Resolution vom 11. Februar 1999].</ref>
Ab 1977 kamen Siedler aus Anatolien in die Region. Sie stammten aus [[Ağrı]], [[Muş]] und [[Bulanık]] im Osten, dann aus den Distrikten [[Akkuş]], [[Çarşamba]], [[Akçaabat]], [[Sürmene]], [[Araklı]] sowie [[Trabzon]] und anderen Gebieten am [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] sowie aus der [[Adana (Provinz)|Provinz Adana]]. Nach der Volkszählung von 2006 hatte Rizokarpaso wieder 1.935 Einwohner.<ref>[http://www.prio-cyprus-displacement.net/default.asp?id=617 ''Rizokarpaso''], Internal Displacement in Cyprus, Website des PRIO Cyprus Centre.</ref> Noch 1999 beklagten sich Griechen und Maroniten bei der [[Vereinte Nationen|UNO]], dass die isolierten Angehörigen ihrer Gemeinden auf der Karpas-Halbinsel trotz Intervention der Weltorganisation unter Restriktionen der Bewegungsfreiheit und Verletzungen der Menschenrechte litten.<ref>[https://www.gpo.gov/fdsys/pkg/BILLS-106sconres9is/html/BILLS-106sconres9is.htm Resolution vom 11. Februar 1999].</ref>
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=== Türkische Republik Nordzypern (seit 1983) ===
=== Türkische Republik Nordzypern (seit 1983) ===
[[File:Komi Kebir.jpg|mini|Minarett in Komi Kebir, 2008]]
[[Datei:Komi Kebir.jpg|mini|Minarett in Komi Kebir, 2008]]
Der Nordteil der Insel bildet seit 1983 die international nur von der Türkei anerkannte [[Türkische Republik Nordzypern]]. 162.000 griechische Zyprioten<ref>[http://www.mfa.gov.cy/mfa/embassies/berlinembassy.nsf/DMLcyquest_de/DMLcyquest_de?Opendocument ''Botschaft der Republik Zypern in Berlin''].</ref> wurden aus dem nun besetzten Teil Zyperns vertrieben oder flohen, eine kleine Minderheit verblieb auf der Halbinsel Karpas, vor allem in Rizokarpaso, ebenso wie einige [[Maroniten]]. Daraufhin mussten türkische Inselbewohner ihre Heimat im Süden verlassen.
Der Nordteil der Insel bildet seit 1983 die international nur von der Türkei anerkannte [[Türkische Republik Nordzypern]]. 162.000 griechische Zyprioten<ref>[http://www.mfa.gov.cy/mfa/embassies/berlinembassy.nsf/DMLcyquest_de/DMLcyquest_de?Opendocument ''Botschaft der Republik Zypern in Berlin''].</ref> wurden aus dem nun besetzten Teil Zyperns vertrieben oder flohen, eine kleine Minderheit verblieb auf der Halbinsel Karpas, vor allem in Rizokarpaso, ebenso wie einige [[Maroniten]]. Daraufhin mussten türkische Inselbewohner ihre Heimat im Süden verlassen.


2004 wurden von der Regierung Beschlüsse zum Schutz der Halbinsel verabschiedet. Schon 1989 hatte sie ein Umweltschutzgesetz beschlossen, dem 2004 ein Kabinettsbeschluss speziell für die Karpas-Halbinsel folgte, deren kulturelle und natürliche Ressourcen geschützt werden sollen; das galt ab Juni 2006 auch für Bafra. Als besonders schützenswert galt dementsprechend der Küstensaum, die Wald- und Agrargebiete einschließlich Flora und Fauna, das Andreas-Kloster, archäologische Fundstätten.<ref>Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013 S. 123 f.</ref> Dabei kam es zu erheblichen Konflikten, als etwa die Landstraße zwischen Dipkarpaz und dem Andreas-Kloster verbreitert werden sollte, um die Zufahrt zu einem am Goldenen Strand geplanten Techno-Festival im Osten der Halbinsel zu erleichtern. Umut Akcil, der Leiter des Nationalparks, sah darin eine unmittelbare Bedrohung des Naturerbes des Karpas.<ref>Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013 S. 146.</ref>
2004 wurden von der Regierung Beschlüsse zum Schutz der Halbinsel verabschiedet. Schon 1989 hatte sie ein Umweltschutzgesetz beschlossen, dem 2004 ein Kabinettsbeschluss speziell für die Karpas-Halbinsel folgte, deren kulturelle und natürliche Ressourcen geschützt werden sollen; das galt ab Juni 2006 auch für Bafra. Als besonders schützenswert galt dementsprechend der Küstensaum, die Wald- und Agrargebiete einschließlich Flora und Fauna, das Andreas-Kloster, archäologische Fundstätten.<ref>Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013 S. 123 f.</ref> Dabei kam es zu erheblichen Konflikten, als etwa die Landstraße zwischen Dipkarpaz und dem Andreas-Kloster verbreitert werden sollte, um die Zufahrt zu einem am Goldenen Strand geplanten Techno-Festival im Osten der Halbinsel zu erleichtern. Umut Akcil, der Leiter des Nationalparks, sah darin eine unmittelbare Bedrohung des Naturerbes des Karpas.<ref>Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013 S. 146.</ref>


In Rizokarpaso, der größten Ortschaft der Halbinsel, behindern seit 1974 ungeklärte Eigentumsfragen Investitionen ebenso, wie das Nebeneinanderherleben der Griechen und Türken. Die etwa 10 % der Bevölkerung ausmachenden Griechen werden von den Vereinten Nationen aufgrund von Vereinbarungen über den Schutz der Minderheiten partiell alimentiert, was im lokalen griechischen Kaffeehaus geschieht. Die Streusiedlung weist kaum urbanen Charakter auf und wird nur durch die Monumente gegliedert, vor allem die Kirchen Ayios Theodoros und Ayios Sinesious sowie die Erzengel-Michael-Kirche und die Dip-Karpaz-Moschee. Hinzu kommen wenige öffentliche Gebäude und eine Markthalle.<ref>[http://www.seenetwork.org/files/2011/03/02/5/Report%20Archis%20Interventions%20Cyprus%202010.pdf ''Archis Interventions Cyprus''], PDF.</ref>
In Rizokarpaso, der größten Ortschaft der Halbinsel, behindern seit 1974 ungeklärte Eigentumsfragen Investitionen ebenso, wie das Nebeneinanderherleben der Griechen und Türken. Die etwa 10 % der Bevölkerung ausmachenden Griechen werden von den Vereinten Nationen aufgrund von Vereinbarungen über den Schutz der Minderheiten partiell alimentiert, was im lokalen griechischen Kaffeehaus geschieht. Die Streusiedlung weist kaum urbanen Charakter auf und wird nur durch die Monumente gegliedert, vor allem die Kirchen Ayios Theodoros und Ayios Sinesious sowie die Erzengel-Michael-Kirche und die Dip-Karpaz-Moschee. Hinzu kommen wenige öffentliche Gebäude und eine Markthalle.<ref>[http://www.seenetwork.org/files/2011/03/02/5/Report%20Archis%20Interventions%20Cyprus%202010.pdf ''Archis Interventions Cyprus''] (PDF).</ref>


== Wirtschaft ==
== Wirtschaft ==
Das Agrarland der Insel schrumpft seit geraumer Zeit rapide. Waren 1995 noch 200.500 ha zu verzeichnen, so waren es 2010 nur noch 133.400 ha.<ref>Zomenia Zomeni, Adriana Bruggeman: ''Soil Resources of Cyprus'', in: Yusuf Yigini, Panos Panagos, Luca Montanarella (Hrsg.): ''Soil Resources of Mediterranean and Caucasus Countries Extension of the European Soil Database'', European Commission Joint Research Centre Institute for Environment and Sustainability, 2013, S. 42.</ref> Dabei fehlt dem Norden die Möglichkeit, über andere Länder als die Türkei Exporte zu tätigen.
Das Agrarland der Insel schrumpft seit geraumer Zeit rapide. Waren 1995 noch 200.500 ha zu verzeichnen, so waren es 2010 nur noch 133.400 ha.<ref>Zomenia Zomeni, Adriana Bruggeman: ''Soil Resources of Cyprus.'' In: Yusuf Yigini, Panos Panagos, Luca Montanarella (Hrsg.): ''Soil Resources of Mediterranean and Caucasus Countries Extension of the European Soil Database'', European Commission Joint Research Centre Institute for Environment and Sustainability, 2013, S. 42.</ref> Dabei fehlt dem Norden die Möglichkeit, über andere Länder als die Türkei Exporte zu tätigen.


Während in den Ebenen Zyperns vielfach Getreide angebaut wird, gedeihen auf der Karpas-Halbinsel eher Oliven, Wein, Früchte und Nüsse. Allerdings wird im Südwesten des Karpas und dort vor allem in den Ebenen gleichfalls Getreide geerntet. Dabei ist auf der Gesamtinsel 18 % des Landes bewässert (Stand: 2012). Olivenbäume findet man auf der Karpas-Halbinsel vor allem im Südwesten und nahe dem Sankt-Andreas-Kap, wo Wiederaufforstungen mit den ursprünglichen Arten vorgenommen wurden.
Während in den Ebenen Zyperns vielfach Getreide angebaut wird, gedeihen auf der Karpas-Halbinsel eher Oliven, Wein, Früchte und Nüsse. Allerdings wird im Südwesten des Karpas und dort vor allem in den Ebenen gleichfalls Getreide geerntet. Dabei ist auf der Gesamtinsel 18 % des Landes bewässert (Stand: 2012). Olivenbäume findet man auf der Karpas-Halbinsel vor allem im Südwesten und nahe dem Sankt-Andreas-Kap, wo Wiederaufforstungen mit den ursprünglichen Arten vorgenommen wurden.


Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist inzwischen der Tourismus, dessen Stützpunkte die Gemeinden selbst sein sollen. Dies hängt damit zusammen, dass die Natur noch als relativ unverbraucht gilt und die ländlichen Strukturen als intakt bis traditionell. Jedoch erwies eine Untersuchung aus dem Jahr 2012, dass es zwischen Siedlern und Alteingesessenen erhebliche Differenzen wegen dieses Wirtschaftszweiges gibt, die auf unterschiedliche Interessen zurückgehen.<ref>Für Details vgl. Esra Gunsoy, Kevin Hannam: ''Conflicting Perspectives of Residents in the Karpaz Region of Northern Cyprus towards Tourism Development'', in: Tourism Planning & Development 9,3 (2012) 309-320.</ref> Dabei neigen Einheimische eher zu Formen des Ökotourismus', wie eine Studie zu [[Büyükkonuk]], einem Dorf mit 800 Einwohnern zeigte. Büyükkonuk ist das erste Dorf, das das zuständige Ministerium als Öko-Tourismus-Dorf bezeichnete. In einer ehemaligen Ölmühle arbeiten inzwischen 45 Frauen an traditionellen Stoffen, drei Hostels bestehen, dazu werden Solaranlagen betrieben.<ref>Zuhal Kaynakçı Elinç, Ayşegül Cengiz, Hakan Elinç, İbrahim Şahin: ''Ecotourism in Büyükkonuk, North Cyprus'', in: Inönü University Journal of Art and Design 1 (2011) 277-286.</ref> Hingegen ist die Dominanz der nichtzyprischen Investoren vor allem beim Bafra-Projekt im äußersten Westen der Halbinsel unverkennbar, wo ein Dutzend Fünf-Sterne-Hotels entstehen soll.<ref>Murray Stewart, Diana Darke: ''North Cyprus'', Guilford, Connecticut 2015, S. 173.</ref>
Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist inzwischen der Tourismus, dessen Stützpunkte die Gemeinden selbst sein sollen. Dies hängt damit zusammen, dass die Natur noch als relativ unverbraucht gilt und die ländlichen Strukturen als intakt bis traditionell. Jedoch erwies eine Untersuchung aus dem Jahr 2012, dass es zwischen Siedlern und Alteingesessenen erhebliche Differenzen wegen dieses Wirtschaftszweiges gibt, die auf unterschiedliche Interessen zurückgehen.<ref>Für Details vgl. Esra Gunsoy, Kevin Hannam: ''Conflicting Perspectives of Residents in the Karpaz Region of Northern Cyprus towards Tourism Development.'' In: Tourism Planning & Development 9,3 (2012) 309-320.</ref> Dabei neigen Einheimische eher zu Formen des Ökotourismus', wie eine Studie zu [[Büyükkonuk]], einem Dorf mit 800 Einwohnern zeigte. Büyükkonuk ist das erste Dorf, das das zuständige Ministerium als Öko-Tourismus-Dorf bezeichnete. In einer ehemaligen Ölmühle arbeiten inzwischen 45 Frauen an traditionellen Stoffen, drei Hostels bestehen, dazu werden Solaranlagen betrieben.<ref>Zuhal Kaynakçı Elinç, Ayşegül Cengiz, Hakan Elinç, İbrahim Şahin: ''Ecotourism in Büyükkonuk, North Cyprus.'' In: Inönü University Journal of Art and Design 1 (2011) 277-286.</ref> Hingegen ist die Dominanz der nichtzyprischen Investoren vor allem beim Bafra-Projekt im äußersten Westen der Halbinsel unverkennbar, wo ein Dutzend Fünf-Sterne-Hotels entstehen soll.<ref>Murray Stewart, Diana Darke: ''North Cyprus'', Guilford, Connecticut 2015, S. 173.</ref>


== Umwelt ==
== Umwelt ==
Der Küstensaum der Karpas-Halbinsel unterliegt einem erheblichen Nutzungsdruck durch Ansiedlungen, Verschmutzung, Ölsuche, illegales Bauen, Tourismus und fehlenden Einfluss der Umweltbehörde, der es zudem an Expertise mangelt. Darüber hinaus ist sie dem Tourismusministerium untergeordnet. Ein [[integriertes Managementsystem]] des Küstensaums besteht, sieht man von wenigen Ansätzen aus der Zeit vor 1960 ab, nicht, so dass die Küste als vernachlässigt gilt.<ref>Sarvenaz Safavi: ''Sustainable Governance of Coastal Zone – Apathy or Commitment: Evidence from North Cyprus (TRNC)'', Master of Science in Tourism Management. Thesis, Eastern Mediterranean University, Gazimağusa 2012 ([http://i-rep.emu.edu.tr:8080/xmlui/bitstream/handle/11129/336/Safavi.pdf?sequence=1 online], PDF).</ref> Allerdings konnte Sarah Elizabeth Harris in ihrer Dissertation nachweisen, dass die britischen Kolonialherren fälschlicherweise glaubten, die Wälder seien unregulierter Gemeinbesitz und seien daher starker Degradation unterworfen. Zudem schlussfolgerten sie unter Unverständnis für die mediterrane Ökologie, dass Hirten und Bauern räumlich voneinander getrennt werden müssten. Intensivierung der Landwirtschaft und von ihrer nördlichen Heimatinsel mitgebrachte Vorstellungen von Waldmanagement, dazu die Idee, die Wälder in imaginierte ursprüngliche Zustände zurückführen zu wollen, führten zu erheblichen Schäden und Unmut. So war Land, das von den Staatswäldern ausgegliedert worden war, grundsätzlich nicht mehr gegen [[Waldfrevel]] geschützt, was dazu führte, dass die Survey-Teams alles, was auch nur entfernt nach Wald aussah, als schutzwürdig markierten, selbst dann, wenn dort kein Baum stand (S. 139). So kam es allein 1910 bis 1911 zu 960 Beschwerden wegen dieser Grenzziehungen im Karpas (S. 215). Der [[Mudir]] des Karpas musste seinen privaten Besitz zurückverlangen.<ref>Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007.</ref>
Der Küstensaum der Karpas-Halbinsel unterliegt einem erheblichen Nutzungsdruck durch Ansiedlungen, Verschmutzung, Ölsuche, illegales Bauen, Tourismus und fehlenden Einfluss der Umweltbehörde, der es zudem an Expertise mangelt. Darüber hinaus ist sie dem Tourismusministerium untergeordnet. Ein [[integriertes Managementsystem]] des Küstensaums besteht, sieht man von wenigen Ansätzen aus der Zeit vor 1960 ab, nicht, so dass die Küste als vernachlässigt gilt.<ref>Sarvenaz Safavi: ''Sustainable Governance of Coastal Zone – Apathy or Commitment: Evidence from North Cyprus (TRNC)'', Master of Science in Tourism Management. Thesis, Eastern Mediterranean University, Gazimağusa 2012 [http://i-rep.emu.edu.tr:8080/xmlui/bitstream/handle/11129/336/Safavi.pdf?sequence=1 online] (PDF).</ref> Allerdings konnte Sarah Elizabeth Harris in ihrer Dissertation nachweisen, dass die britischen Kolonialherren fälschlicherweise glaubten, die Wälder seien unregulierter Gemeinbesitz und seien daher starker Degradation unterworfen. Zudem schlussfolgerten sie unter Unverständnis für die mediterrane Ökologie, dass Hirten und Bauern räumlich voneinander getrennt werden müssten. Intensivierung der Landwirtschaft und von ihrer nördlichen Heimatinsel mitgebrachte Vorstellungen von Waldmanagement, dazu die Idee, die Wälder in imaginierte ursprüngliche Zustände zurückführen zu wollen, führten zu erheblichen Schäden und Unmut. So war Land, das von den Staatswäldern ausgegliedert worden war, grundsätzlich nicht mehr gegen [[Waldfrevel]] geschützt, was dazu führte, dass die Survey-Teams alles, was auch nur entfernt nach Wald aussah, als schutzwürdig markierten, selbst dann, wenn dort kein Baum stand (S. 139). So kam es allein 1910 bis 1911 zu 960 Beschwerden wegen dieser Grenzziehungen im Karpas (S. 215). Der [[Mudir]] des Karpas musste seinen privaten Besitz zurückverlangen.<ref>Sarah Elizabeth Harris: ''Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960'', University of Texas at Austin, 2007.</ref>


Dabei leidet die Region, ähnlich wie Zypern und der gesamte Mittelmeerraum unter zunehmender Trockenheit. Mit mehr als 100 Stauseen<ref>[http://www.agrino.org/fishing/htmldocs/damsofcyprus.html Liste der Staudämme auf Zypern] (engl. und griech.).</ref> weist Zypern die größte Zahl an Dämmen pro Flächeneinheit auf.<ref>Dies und das Folgende nach Salih Gucel, Costas Kadis, Özge Özden, Iris Charalambidou, Conor Linstead, Wayne Fuller, Constantinos Kounniams, Minir Öztürk:: ''Assessment of biodiversity differences between natural and artificial wetlands in Cyprus'', in: Pak. J. Bot 44 (2012) 213-224, Special Issue ([https://www.researchgate.net/profile/Wayne_Fuller/publication/229067463_Assessment_of_biodiversity_differences_between_natural_and_artificial_Wetlands_in_Cyprus/links/0fcfd4ffea5932c578000000.pdf online]), PDF.</ref>
Dabei leidet die Region, ähnlich wie Zypern und der gesamte Mittelmeerraum unter zunehmender Trockenheit. Mit mehr als 100 Stauseen<ref>[http://www.agrino.org/fishing/htmldocs/damsofcyprus.html Liste der Staudämme auf Zypern] (engl. und griech.).</ref> weist Zypern die größte Zahl an Dämmen pro Flächeneinheit auf.<ref>Dies und das Folgende nach Salih Gucel, Costas Kadis, Özge Özden, Iris Charalambidou, Conor Linstead, Wayne Fuller, Constantinos Kounniams, Minir Öztürk:: ''Assessment of biodiversity differences between natural and artificial wetlands in Cyprus.'' In: Pak. J. Bot 44 (2012) S. 213–224, Special Issue [https://www.researchgate.net/profile/Wayne_Fuller/publication/229067463_Assessment_of_biodiversity_differences_between_natural_and_artificial_Wetlands_in_Cyprus/links/0fcfd4ffea5932c578000000.pdf online] (PDF).</ref>


== Verkehr ==
== Verkehr ==
[[File:İskele Trikomo main square July 2015.jpg|mini|Hauptplatz in İskele]]
[[Datei:İskele Trikomo main square July 2015.jpg|mini|Hauptplatz in İskele]]
2010 existierten elf Verkehrsunternehmen auf der Halbinsel. Öffentliche Verkehrsmittel existieren in Gazimağusa, alle anderen Orte werden von privaten Unternehmen mittels Bus und [[Dolmuş]] versorgt. Die Hauptstrecken für den Überlandverkehr sind Gazimağusa-Yeni Erenköy-Dipkarpaz, Lefkoşa-İskele-Yeni Erenköy, Tatlısu-Girne/Lefkoşa und vom [[Flughafen Ercan]] zur Bafra-Tourismusregion, wo auch Busse des Flughafens und des Artemis Hotels verkehren.
2010 existierten elf Verkehrsunternehmen auf der Halbinsel. Öffentliche Verkehrsmittel existieren in Gazimağusa, alle anderen Orte werden von privaten Unternehmen mittels Bus und [[Dolmuş]] versorgt. Die Hauptstrecken für den Überlandverkehr sind Gazimağusa-Yeni Erenköy-Dipkarpaz, Lefkoşa-İskele-Yeni Erenköy, Tatlısu-Girne/Lefkoşa und vom [[Flughafen Ercan]] zur Bafra-Tourismusregion, wo auch Busse des Flughafens und des Artemis Hotels verkehren.


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== Kultur ==
== Kultur ==
=== Umgang mit dem kulturellen Erbe ===
=== Umgang mit dem kulturellen Erbe ===
Während der Süden erhebliche Einnahmen durch den Tourismus generieren konnte, der sich vor allem auf das kulturelle Erbe stützt, wird dieses im Norden stark vernachlässigt. Gleichzeitig sahen die Regierungen lange tatenlos zu, wie das kulturelle Erbe der jeweils anderen Volksgruppe zerstört wurde. So wurden im Norden 133 griechische Kirchen zerstört, 77 in Moscheen umgewandelt, weitere 33 anderen Zwecken zugeführt. Im Süden wiederum sahen die Behörden tatenlos zu, wie Moscheen geplündert wurden. Zwar wurden im Norden Schutzgesetze in den Jahren 1975 und 1994 erlassen, doch die Behörden sind immer noch zu schwach ausgestattet, um vor allem dem Kunstraub Einhalt gebieten zu können. Aus Mitteln der Europäischen Union und der ''Evkaf'', einer gemeinnützigen muslimischen Organisation, wurden erste Restaurierungsprojekte durchgeführt, zunächst in Famagusta. Bereits 1980 kooperierten Restauratoren des Nordens und des Südens. Zwischen 1998 und 2005 investierte die [[United States Agency for International Development]] 67 Millionen Dollar in bikommunale Projekte, darunter die [[Hala Sultan Tekke]] und das [[Kloster Apostolos Andreas]] von Rizokarpaso,<ref>John H. Stubbs, Emily G. Makaš: ''Architectural Conservation in Europe and the Americas'', John Wiley & Sons, 2011, Abschnitt ''Cyprus'' auf S. 349-354.</ref> ein Projekt, das vom [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] und vom [[United Nations Office for Project Services]] unterstützt wurde. 2013 stellte die Türkische Republik Nordzypern 5 Millionen [[Euro]] für die Restaurierung des Klosters bereit. Doch auch hier behindern die ungeklärten Eigentumsverhältnisse den Fortgang. Dementsprechend erklärte Erzbischof [[Chrysostomos II.]], er sei nicht „Geber“, wie es in einem UN-Dokument hieß, sondern Eigentümer des Klosters.<ref>[http://www.lgcnews.com/we-are-not-donors-we-are-owners-says-archbishop/ ''“We are not donors – we are owners”: says Archbishop''], in: LGC News. Online News for North Cyprus, 11. Januar 2013.</ref>
Während der Süden erhebliche Einnahmen durch den Tourismus generieren konnte, der sich vor allem auf das kulturelle Erbe stützt, wird dieses im Norden stark vernachlässigt. Gleichzeitig sahen die Regierungen lange tatenlos zu, wie das kulturelle Erbe der jeweils anderen Volksgruppe zerstört wurde. So wurden im Norden 133 griechische Kirchen zerstört, 77 in Moscheen umgewandelt, weitere 33 anderen Zwecken zugeführt. Im Süden wiederum sahen die Behörden tatenlos zu, wie Moscheen geplündert wurden. Zwar wurden im Norden Schutzgesetze in den Jahren 1975 und 1994 erlassen, doch die Behörden sind immer noch zu schwach ausgestattet, um vor allem dem Kunstraub Einhalt gebieten zu können. Aus Mitteln der Europäischen Union und der ''Evkaf'', einer gemeinnützigen muslimischen Organisation, wurden erste Restaurierungsprojekte durchgeführt, zunächst in Famagusta. Bereits 1980 kooperierten Restauratoren des Nordens und des Südens. Zwischen 1998 und 2005 investierte die [[United States Agency for International Development]] 67 Millionen Dollar in bikommunale Projekte, darunter die [[Hala Sultan Tekke]] und das [[Kloster Apostolos Andreas]] von Rizokarpaso,<ref>John H. Stubbs, Emily G. Makaš: ''Architectural Conservation in Europe and the Americas'', John Wiley & Sons, 2011, Abschnitt ''Cyprus'' auf S. 349–354.</ref> ein Projekt, das vom [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] und vom [[United Nations Office for Project Services]] unterstützt wurde. 2013 stellte die Türkische Republik Nordzypern 5 Millionen [[Euro]] für die Restaurierung des Klosters bereit. Doch auch hier behindern die ungeklärten Eigentumsverhältnisse den Fortgang. Dementsprechend erklärte Erzbischof [[Chrysostomos II.]], er sei nicht „Geber“, wie es in einem UN-Dokument hieß, sondern Eigentümer des Klosters.<ref>[http://www.lgcnews.com/we-are-not-donors-we-are-owners-says-archbishop/ ''“We are not donors – we are owners”: says Archbishop''], in: LGC News. Online News for North Cyprus, 11. Januar 2013.</ref>


=== Bildung ===
=== Bildung ===
Der einzige [[Kindergarten]] befindet sich in İskele.
Der einzige [[Kindergarten]] befindet sich in İskele.


Auf der Halbinsel besteht, wie auf ganz Zypern, [[Schulpflicht]]. Etwa 60 % der Schüler besuchen eine weiterführende Schule, 37 % der über 18-jährigen besuchen eine höhere Schule im Sinne von berufsbezogenen Einrichtungen.
Auf der Halbinsel besteht, wie auf ganz Zypern, [[Schulpflicht]]. Etwa 60 % der Schüler besuchen eine weiterführende Schule, 37 % der über 18-jährigen besuchen eine höhere Schule im Sinne von berufsbezogenen Einrichtungen.


In Kumyalı existiert eine Berufsschule, wo 2010 161 Schüler auf die Bereiche Tourismus, Elektronik, Maschinentechnik, Kraftfahrzeuge, Möbelbau und Dekoration, [[Informationstechnik]] und ‚Kindesentwicklung‘ vorbereitet werden. In der [[Handelsschule]] von İskele waren 30 Schüler untergebracht. Eine Hochschulausbildung kann als nächstliegender Ausbildungsstätte an der [[Ostmediterrane Universität|Ostmediterranen Universität]] von Famagusta absolviert werden.
In Kumyalı existiert eine Berufsschule, wo 2010 161 Schüler auf die Bereiche Tourismus, Elektronik, Maschinentechnik, Kraftfahrzeuge, Möbelbau und Dekoration, [[Informationstechnik]] und ‚Kindesentwicklung‘ vorbereitet werden. In der [[Handelsschule]] von İskele waren 30 Schüler untergebracht. Eine Hochschulausbildung kann als nächstliegender Ausbildungsstätte an der [[Ostmediterrane Universität|Ostmediterranen Universität]] von Famagusta absolviert werden.
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=== Museen, Bibliotheken, Brauchtumspflege ===
=== Museen, Bibliotheken, Brauchtumspflege ===
[[Datei:Entrance to deserted former orthodox chapel in North Cyprus (2003).jpg|mini|Ehemalige orthodoxe Kapelle in Büyükkonuk]]
[[Datei:Entrance to deserted former orthodox chapel in North Cyprus (2003).jpg|mini|Ehemalige orthodoxe Kapelle in Büyükkonuk]]
In İskele besteht ein Ikonenmuseum in der Kirche [[Panagia Theotokos]] (12. Jahrhundert). Die größeren Gemeinden verfügen über eine Bibliothek, wobei der Internetzugang im Jahr 2010 in Dipkarpaz der schlechteste war. Die Dörfer waren nicht ans Internet angeschlossen. In İskele und Yeni Erenköy befinden sich Kulturzentren, in denen vor allem Theateraufführungen stattfinden. In Büyükkonuk entstand zu dieser Zeit das einzige Theater auf der Halbinsel.
In İskele besteht ein Ikonenmuseum in der Kirche [[Panagia Theotokos]] (12. Jahrhundert). Die größeren Gemeinden verfügen über eine Bibliothek, wobei der Internetzugang im Jahr 2010 in Dipkarpaz der schlechteste war. Die Dörfer waren nicht ans Internet angeschlossen. In İskele und Yeni Erenköy befinden sich Kulturzentren, in denen vor allem Theateraufführungen stattfinden. In Büyükkonuk entstand zu dieser Zeit das einzige Theater auf der Halbinsel.


Auch findet dort ein internationales Folk- und Tanzfestival statt. Dipkarpaz profitiert vor allem von türkischen und griechischen Traditionen, die sich in der Altstadt niederschlagen. Dazu sind alte Dorfhäuser ab 2000 restauriert worden, bei denen Stil und Baumaterialien auf lokalen Traditionen aufbauen. Hinzu kommt der Karpas-Nationalpark. Außerdem finden in Büyükkonuk und Yeni Erenköy Dorfbasare statt.
Auch findet dort ein internationales Folk- und Tanzfestival statt. Dipkarpaz profitiert vor allem von türkischen und griechischen Traditionen, die sich in der Altstadt niederschlagen. Dazu sind alte Dorfhäuser ab 2000 restauriert worden, bei denen Stil und Baumaterialien auf lokalen Traditionen aufbauen. Hinzu kommt der Karpas-Nationalpark. Außerdem finden in Büyükkonuk und Yeni Erenköy Dorfbasare statt.
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== Literatur ==
== Literatur ==
=== Archäologie ===
=== Archäologie ===
* Jeremy Green: ''Cape Andreas Expedition 1969'', Report-Department of Maritime Archaeology, Western Australian Museum, No. 270. ([http://museum.wa.gov.au/maritime-archaeology-db/sites/default/files/no._270_cape_andreas_expedition_1969_0.pdf online], PDF)
* Jeremy Green: ''Cape Andreas Expedition 1969'', Report-Department of Maritime Archaeology, Western Australian Museum, No. 270. [http://museum.wa.gov.au/maritime-archaeology-db/sites/default/files/no._270_cape_andreas_expedition_1969_0.pdf online] (PDF).
* Matthew Harpster: ''The 2008 Maritime Heritage Assessment Survey along the Karpaz Peninsula, Cyprus'', in: International Journal of Nautical Archaeology 39 (2010) 295–309 (die erste Untersuchung seit Jeremy Green).
* Matthew Harpster: ''The 2008 Maritime Heritage Assessment Survey along the Karpaz Peninsula, Cyprus.'' In: International Journal of Nautical Archaeology 39 (2010) S. 295–309 (die erste Untersuchung seit Jeremy Green).


=== Geschichte und Politik, Ethnien ===
=== Geschichte und Politik, Ethnien ===
* {{RE|X,2|1996|1999|Karpasia|[[Eugen Oberhummer]]||[http://ia600501.us.archive.org/2/items/PWRE20/Pauly-Wissowa_X2_1995.png Digitalisat]}}
* {{RE|X,2|1996|1999|Karpasia|[[Eugen Oberhummer]]||[http://ia600501.us.archive.org/2/items/PWRE20/Pauly-Wissowa_X2_1995.png Digitalisat]}}
* Tønnes Bekker-Nielsen: ''The roads of the Karpas Peninsula'', in: Tønnes Bekker-Nielsen: ''The Roads of Ancient Cyprus'', Museum Tusculanum Press, 2004, S. 159-171.
* Tønnes Bekker-Nielsen: ''The roads of the Karpas Peninsula.'' In: Tønnes Bekker-Nielsen: ''The Roads of Ancient Cyprus'', Museum Tusculanum Press, 2004, S. 159–171.
* [[Louis de Mas Latrie]]: ''Les comtes de Carpas.'' In: ''Bibliotheque de I'Ecole des chartes.'' Band 41, 1880, S. 388–389.
* [[Louis de Mas Latrie]]: ''Les comtes de Carpas.'' In: ''Bibliotheque de I'Ecole des chartes.'' Band 41, 1880, S. 388–389.
* Alexander-Michael Hadjilyra: [http://www.maronitesofcyprus.com/upload/20100129/1264764189-29417.pdf ''The Maronites of Cyprus''], o.O., o.J. (PDF)
* Alexander-Michael Hadjilyra: [http://www.maronitesofcyprus.com/upload/20100129/1264764189-29417.pdf ''The Maronites of Cyprus''] (PDF) o.O., o.J.
* Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre'', in: Revue de géographie de Lyon 46,1 (1971) 5-56. ([http://www.persee.fr/doc/geoca_0035-113x_1971_num_46_1_1578 online])
* Emile Y. Kolodny: ''Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre.'' In: ''Revue de géographie de Lyon'' 46,1 (1971) S. 5–56. ([http://www.persee.fr/doc/geoca_0035-113x_1971_num_46_1_1578 online])
* ''Karpaz area. Local Development Strategy'', EU Aid Programme for the Turkish Cypriot Communitiy, Nicosia, 14. Dezember 2010.
* ''Karpaz area. Local Development Strategy'', EU Aid Programme for the Turkish Cypriot Communitiy, Nicosia, 14. Dezember 2010.
* Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013. ([http://i-rep.emu.edu.tr:8080/xmlui/handle/11129/1514 online], PDF)
* Pınar Uluçay: ''A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective'', Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013. [http://i-rep.emu.edu.tr:8080/xmlui/handle/11129/1514 online] (PDF).


=== Monumente, Architektur ===
=== Monumente, Architektur ===
* Jutta Dresken-Weiland: ''Die Kirche "Agia Solomoni" bei Komi tou Gialou: Wandmalerei auf Zypern aus der Zeit des Bildersturms'', in: Sabine Rogge, Marie-Elisabeth Mitsou, Johannes G. Deckers (Hrsg.): ''Beiträge zur Kulturgeschichte Zyperns von der Spätantike bis zur Neuzeit. Symposium, München, 12.-13. Juli 2002'', Waxmann, 2005, S. 41-63.
* Jutta Dresken-Weiland: ''Die Kirche "Agia Solomoni" bei Komi tou Gialou: Wandmalerei auf Zypern aus der Zeit des Bildersturms.'' In: Sabine Rogge, Marie-Elisabeth Mitsou, Johannes G. Deckers (Hrsg.): ''Beiträge zur Kulturgeschichte Zyperns von der Spätantike bis zur Neuzeit. Symposium, München, 12.-13. Juli 2002'', Waxmann, 2005, S. 41–63.
* Marko Kiessel, Asu Tozan: ''Orthodox Church Architecture in the northern disctricts of Cyprus from the mid-19th century to 1974'', in: Prostor 22,2 (2014) 161-173. ([http://hrcak.srce.hr/file/194050 online], PDF)
* Marko Kiessel, Asu Tozan: ''Orthodox Church Architecture in the northern disctricts of Cyprus from the mid-19th century to 1974.'' In: Prostor 22,2 (2014) S. 161–173. [http://hrcak.srce.hr/file/194050 online] (PDF).
* Şebnem Önal Hoşkara, Naciye Doratlı: ''A Critical Evaluation of the Issue of Conservation of Cultural Heritage in North Cyprus'', in: Cyprus Review 24,1 (2012) 849-872. ([http://www.ayk.gov.tr/wp-content/uploads/2015/01/HO%C5%9EKARA-%C5%9Eebnem-%C3%96nal-DORATLI-Naciye-A-CRITICAL-EVALUATION-OF-THE-ISSUE-OF-%E2%80%9CCONSERVATION-OF-THE-CULTURAL-HERITAGE%E2%80%9D-IN-NORTH-CYPRUS.pdf online], PDF)
* Şebnem Önal Hoşkara, Naciye Doratlı: ''A Critical Evaluation of the Issue of Conservation of Cultural Heritage in North Cyprus.'' In: Cyprus Review 24,1 (2012) S. 849–872. [http://www.ayk.gov.tr/wp-content/uploads/2015/01/HO%C5%9EKARA-%C5%9Eebnem-%C3%96nal-DORATLI-Naciye-A-CRITICAL-EVALUATION-OF-THE-ISSUE-OF-%E2%80%9CCONSERVATION-OF-THE-CULTURAL-HERITAGE%E2%80%9D-IN-NORTH-CYPRUS.pdf online] (PDF)


=== Flora und Fauna ===
=== Flora und Fauna ===
* Şaban Güvenç, Şule Öztürk: ''Lichens in the North-East regions of Cyprus'', in: Journal of Botanical Taxonomy and Geobotany 110,5-6 (1999) 455–463.
* Şaban Güvenç, Şule Öztürk: ''Lichens in the North-East regions of Cyprus.'' In: Journal of Botanical Taxonomy and Geobotany 110,5-6 (1999) 455–463.
* Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: ''Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies'', in: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130.
* Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: ''Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies.'' In: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.churchofcyprus.org.cy/documents/Christian_Monuments_Map.pdf ''Christian Monuments of Cyprus''], Karte Nordzyperns mit allen christlichen Monumenten
* [http://www.churchofcyprus.org.cy/documents/Christian_Monuments_Map.pdf ''Christian Monuments of Cyprus''] (PDF) Karte Nordzyperns mit allen christlichen Monumenten
* Andrekos Varnava: [http://news.maronitedaily.com/index.php/component/k2/item/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future ''The Maronite Community of Cyprus: Past, Present and Future''], in: maronitedaily, 24. September 2007
* Andrekos Varnava: [http://news.maronitedaily.com/index.php/component/k2/item/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future/384-the-maronite-community-of-cyprus-past-present-and-future ''The Maronite Community of Cyprus: Past, Present and Future''], in: maronitedaily, 24. September 2007
* [http://www.schwarzaufweiss.de/Nordzypern/karpaz1.htm ''Die Karpaz-Halbinsel''], Reiseführer
* [http://www.schwarzaufweiss.de/Nordzypern/karpaz1.htm ''Die Karpaz-Halbinsel''], Reiseführer


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references/>
<references />





Version vom 6. März 2016, 15:43 Uhr

Karpas

Die Halbinsel Karpas im Nordosten Zyperns, NASA-Satellitenbild
Geographische Lage
Karpas (Zypern)
Karpas (Zypern)
Koordinaten 35° 32′ N, 34° 17′ OKoordinaten: 35° 32′ N, 34° 17′ O
Gewässer 1 Mittelmeer
Länge 80 km
Breite 10 km

Blick vom Kap Apostolos Andreas nach Nordosten

Der Karpas (griechisch Καρπασία Karpasía, türkisch Karpaz oder Kırpaşa, auch Karpass; im Mittelalter auch Carpas) ist eine knapp 900 km² umfassende und etwa 80 km lange Halbinsel im Nordosten der Mittelmeerinsel Zypern. Sie bildet den östlichsten Teil des Kyrenia-Gebirges. Seine östliche Spitze bildet das Kap Apostolos Andreas, dem die unbewohnten Klides-Inseln vorgelagert sind.

Die Halbinsel hatte im Jahr 2016 knapp 24.000 Einwohner, die bedeutendste Stadt ist Rizokarpaso (Dipkarpaz), hinzu kommen mehr als 40 Dörfer. Viehzucht (Schafe und Ziegen) sowie der Anbau von Johannisbrot, heute vor allem für die kosmetische Industrie, bildeten neben dem Anbau von Getreide, Oliven, Wein, Früchten und Nüssen den wichtigsten Wirtschaftszweig, zeitweise auch der Tabakanbau und die Seidenzucht sowie Baumwolle. Diese agrarischen Wirtschaftszweige wurden inzwischen vom Tourismus überflügelt.

Menschliche Besiedlung lässt sich auf der Halbinsel ab etwa 8400 v. Chr. nachweisen. In der Bronzezeit wurde Zypern durch den Handel mit seinem Kupfer zu einem bedeutenden politischen Zentrum, was auf dem Karpas zur Entstehung von Kaleburnu-Kraltepe/Galinoporni-Vasili, einem bedeutenden Machtzentrum, und in der Folge zur Errichtung von Befestigungsanlagen führte. Zypern konnte jedoch seine Unabhängigkeit seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. nur mehr kurzzeitig wahren.

Zugleich setzte die Besiedlung durch Griechen ein, die kulturell und sprachlich die vorherige Bevölkerung überlagerte und zu denen sich eine Reihe anderer ethnischer Gruppen gesellte. Nach der griechisch-römischen Epoche teilten sich das orthodoxe Byzanz und die arabisch-islamische Großmacht der Umayyaden und Abbasiden die Insel bis 965. 1185 machte sie sich für einige Jahre von Byzanz unabhängig, wobei mit Kantara auf dem Karpas eine der bedeutendsten Burgen entstand. Zypern ging dennoch 1191 an die katholischen Kreuzfahrer, die den Karpas massiv befestigten, dessen Bevölkerung jedoch weitgehend orthodox blieb, sieht man von den dorthin geflohenen Maroniten ab. Den französisch-sprachigen Kreuzfahrern, gegen die sich das Griechische zunehmend durchsetzte, folgte 1489 Venedig als Herrin der Insel. 1571 kam der Karpas mitsamt der Insel an das Osmanische Reich, was erstmals zur Zuwanderung von sunnitischen Türken führte, aber auch von Angehörigen anderer ethnischer Gruppen des Vielvölkerstaates. 1878 bzw. 1914 folgte Großbritannien als Kolonialmacht, das die Insel 1960 in die Unabhängigkeit entließ. Inzwischen waren aus den eher religiös begründeten Konflikten stärker ethnisch begründete geworden, wobei der Karpas eine griechisch-orthodoxe Hochburg blieb. Das Kloster Apostolos Andreas war seit langem der wichtigste Pilgerort der Insel. Auf die Halbinsel kamen insbesondere ab 1974 vor allem nord-anatolische Soldaten, Staatsbedienstete und Siedler, nachdem die Türkei als Reaktion auf einen Anschlussversuch an Griechenland den Nordteil Zyperns besetzt hatte, während Griechen und Maroniten die Halbinsel seither fast vollständig verlassen haben. Seit 1983 gehört sie zur international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern; das kulturelle Erbe ist bedroht, wenn sich auch die Bemühungen zu seiner Bewahrung in letzter Zeit verstärkt haben.

Die Strände des Karpas sind wichtige Gelegestätten bedrohter Meeresschildkröten (Caretta caretta und Chelonia mydas). Auf der Halbinsel leben etwa zehn Fledermausarten, insgesamt ließen sich mehr als zwanzig Säugetierarten nachweisen. Von ökologischer Bedeutung ist zudem der Karpas-Nationalpark mit seinen Wäldern. Intensiver beforscht werden inzwischen die Küstensäume, die Raum für extrem seltene Arten bieten.

Name

Die Halbinsel taucht in der Literatur unter geringen Abweichungen als Karpas oder Karpass, Karpaz oder Kırpaşa, in den Quellen des Mittelalters auch als Carpas oder Καρπασ auf. Dieser Name geht auf die antike Stadt Karpasia (Καρπασία) zurück, deren Name auf die Halbinsel ausgedehnt wurde. Möglicherweise wurde die Stadt wiederum nach der lokal gängigen Bezeichnung für einen Nordwind benannt.[1]

Geografie

Ausdehnung und Grenzen

Die fünf Verwaltungsbezirke der Türkischen Republik Nordzypern mit dem dunkler dargestellten Distrikt İskele auf der Karpas-Halbinsel
Die von der Republik Zypern weiterhin als maßgeblich beanspruchte Verwaltungsgliederung nebst Grenzverlauf

Die Halbinsel umfasst eine Fläche von 898 km²,[2] die in fünf Munizipalitäten des Distrikts İskele zerfällt, nämlich İskele/Trikomo, Mehmetçik/Galatia, Büyükkonuk/Komi Kepir, Yeni Erenköy/Gialousa und Dipkarpaz/Rizokarpaso, sowie Tatlısu/Akanthou, das zum Distrikt Gazimağusa gehört. Letzterer wurde auf eigenen Antrag dem Distrikt İskele angeschlossen, dem darüber hinaus 35 Dörfer angehören, von denen wiederum fünf in der Mesaoria-Ebene liegen. Im Nordwesten liegt die Bezirksgrenze bei Esentepe/Agios Amvrosios (Distrikt Girne), im Westen und Südwesten Geçitkale/Lefkoniko und Yeniboğaziçi/Agios Sergios (Famagusta/Gazimağusa). Als traditioneller Eingang zur Halbinsel gilt Boğaz (häufig auch Bogazi), während sie im Süden an die Mesaoria-Ebene grenzt, wo İskele das Zentrum des Distrikts ist. Vor allem im Osten vorgelagert sind die unbewohnten Kleides-Inseln/Zafer adaları, zu denen Dalmonaris, Kila, Lefkonisos und Skaloudia zählen, dann die Inselgruppe um Kordylia sowie einige Felsen.[3] Formal bildet der Karpas immer noch einen Teil des Bezirks Famagusta der Republik Zypern.

Geologie und Landschaft

Die Karpas-Halbinsel stellt eines der vier Segmente des Kyrenia-Gebirges dar, das üblicherweise in die westliche, die zentrale, die östliche und die Karpas Range eingeteilt wird.[4] Das etwa 160 km lange Gebirge heißt westlich von Melounda/Mallıdağ auch Pentadaktylos[5] und ging aus einer Serie von Sedimentablagerungen zwischen Perm und mittlerem Miozän hervor, die wiederum durch die Kollision der afrikanischen mit der eurasischen Platte entstanden ist. Obwohl kaum halb so hoch wie das Troodos-Gebirge ist der Karpas doch stark zerklüftet. Die ältesten Gesteine stammen aus dem Perm und werden als Kantara-Formation bezeichnet, benannt nach der gleichnamigen Burg im Westen der Karpas-Halbinsel. Sie kommen hauptsächlich auf der besagten Halbinsel vor und zwar in Form verschieden großer Olistolithen (Fremdgestein).[6] Große Teile des Gebirgszugs bestehen, wie die Gebirge Zyperns insgesamt, aus Ophiolithen, also ozeanischem Gestein, das starken Hebungen unterlag, vor allem aber Kalkstein. Hinzu kommen ultramafische, plutonische Gesteine, also solche magmatischen Ursprungs, die vielfach hohe Metallgehalte aufweisen, wie etwa Kupfer, was aber vor allem um das Troodos-Gebirge abgebaut wurde. Auf Karpas entstand durch zahlreiche Nord-Süd-Faltungen und zusammen mit der leichten Erodierbarkeit des sandigen Kythrea-Flyschs eine raue, zerklüftete Landschaft von mitunter erheblicher Trockenheit. Die Kollision mit der afrikanischen Platte erzeugte vor 20 bis 10 Millionen Jahren steile Berge in der Kerynea-Zone, die aus komplexen Kalksteinblöcken, dicken Flyschlagen und begrenzten Mengen metamorphen und magmatischen Gesteins bestehen.[7] Eine vergleichsweise kurzzeitig bestehende Landverbindung in der Zeit vor 5,9 bis 5,4 Millionen Jahren kann nicht ausgeschlossen werden.[8] Seit mindestens fünf Millionen Jahren ist Zypern jedenfalls eine Insel.

Persististrombus latus aus der Familie der Flügelschnecken

Während der letzten 125.000 Jahre kam es zu erheblichen Schwankungen des Meeresspiegels. So wurden auch an den Küsten des Karpas marine Ablagerungen in Höhen zwischen 3 und 22 m über dem Meeresspiegel entdeckt. Einige der Mergel bieten Überreste mariner Gastropoden, wie Persististrombus latus aus der Familie der Flügelschnecken, Bursa granularis aus der Überfamilie der Cassoidea oder Conus ermineus, die es im Mittelmeer nicht mehr gibt. Sie sind Indices für die Sauerstoff-Isotopenstufe 5e des Mittelmeers und belegen in den letzten 125.000 Jahren eine Hebung um 15,5 m. Dabei wurde die Insel seit dem frühen Holozän um maximal 1,2 bis 1,5 m gehoben, doch variierte der Meeresspiegel um 40 bis 50 m. Das Wasser oberhalb der undurchdringlichen Mergel des Pliozäns bietet noch heute Trinkwasser. Die Gründer der neolithischen Siedlung Akanthou-Arkosykos erkannten offenbar die Vorzüge einer solchen Quelle.[9]

Klima

Das Wetter ist im Winter mäßig kühl und regnerisch, hingegen heiß und trocken im Sommer. Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt zwischen 455 und 506 mm an der meteorologischen Station Yenierenköy. Der meiste Regen fällt im Dezember und im Januar, der trockenste Monat ist der August. Im Winter herrschen Nord- und Nordwestwinde vor, im Sommer hingegen solche aus Süd und Südost.[10]

Flora und Fauna

Auf der Halbinsel wachsen vornehmlich Zypressen, aber auch Wacholder und Kiefern.[11]

Fossil der kleinen Flusspferdart Phanourios minor

Zypern, das seit mindestens 5 Millionen Jahren isoliert ist, war ein Gebiet, wo sich durch Inselverzwergung entstandene Arten nachweisen ließen, wie Phanourios minor, eine kleine Flusspferdart, oder der Zwergelefant (Elephas cypriotes). Sie verschwanden, obwohl dies nicht die Ursache sein muss, als die ersten Menschen auf der Insel erschienen.[12]

Zu den Säugetierarten erschienen bis 1990 nur zwei Untersuchungen, nämlich von Dorothea Bate (1903) und von Friederike Spitzenberger (1978/79). Bate wies 15 Säugetierarten nach, Spitzenberger 20, darunter sechs bzw. elf Fledermausarten.

Verbreitungsgebiet von Pipistrellus pygmaeus, der Mückenfledermaus, mit ihrer Unterart auf Zypern

Peter Boye et al.[13] konnten 1990 insgesamt 16 Arten nachweisen, heute sind 22 bekannt. Schon früh war der Nilflughund nachgewiesen worden, die Art, die bis heute am häufigsten ist und an zwei Stellen auf dem Karpas fassbar ist (S. 77), später die Weißrandfledermaus, die zweithäufigste Art, die auch an sechs Stellen im Karpas nachgewiesen ist, etwa in der Kirche Panagia Chrysiotissa von Afendrika. Hinzu kommen die Kleine und die Große Hufeisennase (erstere nur im Westen des Karpas), dann die Blasius-Hufeisennase. Zwar auf Zypern aber nicht auf dem Karpas ließen sich die Langflügelfledermaus und das Große Mausohr nachweisen, nebst Kleinem Mausohr (im West-Karpas), schließlich ein einziges Exemplar der Meheley-Hufeisennase, dazu die eher zweifelhafte Langfußfledermaus. Die Alpenfledermaus kommt im Westen des Karpas vor, jedoch nur weiter westwärts die Breitflügelfledermaus, wohingegen sich die verwandte Küstenfledermaus (Eptesicus anatolicus) auf dem Karpas findet. Der Kleine Abendsegler fand sich im Troodos, hinzu kommen Großer Abendsegler (unsicher) sowie Riesenabendsegler im Troodos. Boyce ergänzte 1990 die Mittelmeer-Hufeisennase, ohne jedoch den Ort anzugeben, was damit fraglich bleibt, die Fransenfledermaus (im West-Karpas) und das Graue Langohr. 2001 kamen noch die Wimperfledermaus aus einer Mine im Troodos in über 1600 m Höhe und endlich die Mückenfledermaus hinzu, letztere ist der östlichste Fund, stellt aber möglicherweise eine Unterart dar (Pipistrellus pygmaeus cyprius). Das Balkan-Langohr ließ sich bisher nur im Westen und Nordwesten der Insel nachweisen, ebenso wie die Europäische Bulldoggfledermaus. Insgesamt sind heute 22 Fledermausarten auf der Insel bekannt, davon fand sich knapp die Hälfte auch auf dem Karpas. Genetische Untersuchungen erwiesen eine nähere Verwandtschaft zu europäischen Arten als zu denen aus der Levante, so dass hier eine frühere und eine spätere Migration angenommen werden.

Im Osten der Halbinsel leben mehrere Hundert während und nach dem Bürgerkrieg von 1974 freigelassene Esel, deren Zahl 1997 auf 300 bis 400 geschätzt wurde. Eine Studie von 2005 kam auf mehr als die doppelte Zahl.[14] Das Gebiet, in dem sie lebten, wurde zunächst vergebens abgezäunt und ohne weitere Maßnahmen zu einem Schutzgebiet erklärt.

Die als Suppenschildkröte oder Grüne Meeresschildkröte bekannte Chelonia mydas kommt vor allem an den Küsten des Karpas vor, aber auch die unechte Karettschildkröte. Diese sind die beiden Schildkrötenarten des Mittelmeers. Bei Girne werden die Weibchen im Frühsommer an den Alagadi-Stränden seit 1994 geschützt, indem nachts die Strände abgeriegelt und die Gelege geschützt werden. Die Bestände erholen sich dort zum Teil. Insgesamt wurden 2011 in Nordzypern 965 Nester der unechten Karettschildkröte registriert (der Süden spielt hierbei praktisch keine Rolle), deren Bestand von 2000 bis 3000 Weibchen sich stabilisiert hat. Zudem wurden 44 Chelonia-Gelege mehr gezählt als je zuvor; dabei geht man von 300 bis 400 Weibchen aus, die äußerst ortstreu sind (im Gegensatz zur unechten Karettschildkröte). Etwa ein Drittel der Population sucht seine Gelegeplätze am Karpas; auf Zypern werden insbesondere von Ende Mai bis Juli die Strände von Alagadi und die der Ronnas-Bucht am Karpas bevorzugt.[15]

Nigella ciliaris
Artogeia rapae

Am Ronnas, einem Fluss nahe dem Ostende der Halbinsel, befindet sich ein natürliches Feuchtbiotop von größter Bedeutung, das teilweise zur Karpaz Special Environmentally Protected Area (SEPA) gehört.[16] Dort finden sich seltene Arten wie Wasserminze und Nigella ciliaris aus der Gattung der Schwarzkümmel. An Schmetterlingsarten fanden sich: Großer Kohlweißling, Artogeia rapae, Kleopatra-Falter, Distelfalter, Aurorafalter und Gegenes pumilio, eine seltene Art aus der Familie der Dickkopffalter sowie sechs weitere Arten. Darüber hinaus wurden 32 Vogelarten im Flusssystem registriert.

Auch unmittelbar an der Küste leben extrem seltene Arten, wie sich 1997 und 1998 an vier Stationen am Karpas erwies, als sechs Arten und fünf Unterarten aus vier Familien der Spritzwürmer nachgewiesen werden konnten. Sie gehörten zu den Familien der Golfingiidae, Phascolionidae, Phascolosomatidae und der Aspidosiphonidae. Allein vier Arten wurden zum ersten Mal im östlichen Mittelmeer in Tiefen bis zu 600 m nachgewiesen, nämlich Nephasoma (Nephasoma) constrictum sowie drei Arten aus der Familie der Phascolosomatidae: Phascolosoma (Phascolosoma) scolops, agassizii agassizii und stephensoni.[17]

Einwohnerzahl

Auf der Karpas-Halbinsel lebten 2010 knapp 23.400 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 26 Einwohnern/km² entspricht, während dieser Durchschnitt in der Türkischen Republik Nordzypern bei 78 liegt, auf der Gesamtinsel sogar bei etwa 120.[18] Die Bevölkerung ist ungleichmäßig auf die sechs Munizipalitäten verteilt. Während İskele im Jahr 2010 7.613 Einwohner zählte, lag Yenierenköy bei 5.693, Mehmetçik bei 3.381, Büyükkonuk bei 2.885 und Dipkarpaz bei 2.398. Hinzu kommt als 6. Verwaltungseinheit Tatlısu mit 1.379 Einwohnern.[19] Insgesamt bildet die Bevölkerung 9 % der Bevölkerung der Türkischen Republik Nordzypern und wenig mehr als ein Fünfzigstel der Einwohner Zyperns.

Der Anteil der männlichen Bevölkerung lag 2010 bei 51,6 %, der der weiblichen bei 48,4. Etwa 70 % der Einwohner sind 15 bis 64 Jahre alt, 22,5 % unter 15, 9,5 % sind älter als 64. Das Bevölkerungswachstum liegt pro Jahr bei 2,4 %, wobei das natürliche Wachstum nur bei 0,9 % liegt. Die Jüngeren wandern aus Mangel an ökonomischen Möglichkeiten häufig ab.[20]

Geschichte

Mesolithikum

Die ersten menschlichen Bewohner, die sich nachweisen lassen, lebten um 9600 v. Chr. im Süden Zyperns auf der Akrotiri-Halbinsel. Diese Jäger und Sammler brachten Wildschweine aus Anatolien mit, die sie dort hüteten. Die etwa 70 km Entfernung zwischen der festländischen Küste und dem nächsten Punkt auf der Karpas-Halbinsel stellten dabei ein enormes Hindernis dar, denn auch wenn der Meeresspiegel während des letzten eiszeitlichen Maximums 130 m niedriger lag als heute, so reduzierte sich in dieser Zeit die Entfernung nur von 70 auf 63 km. Allerdings tauchte bei diesem niedrigen Wasserstand eine heute unter dem Meeresspiegel liegende Insel auf, so dass zunächst eine Entfernung von 45 und dann von 18 km überwunden werden musste.[21]

Neolithikum

Der älteste Fundplatz in Nordzypern, genauer am Westrand der Karpas-Halbinsel, ist Akanthou-Arkosykos (türk.: Tatlısu-Çiftlikdüzü), dessen Artefakte bis 8400 v. Chr. zurückreichen. Im Gegensatz zu den ältesten Funden im Süden der Insel gehören diese bereits einer neolithischen Kultur an, also keiner aneignenden sondern einer produzierenden Kultur. Es wurde eine 400 mal 70 Meter messende Siedlung aus mindestens sechs runden Häusern mit Terrazzo- oder Geröllfußböden ausgegraben. Zudem fanden sich Überreste eines Bootes und Angeln, dazu Obsidian in großen Mengen und Muscheln. Neben Fisch und Fleisch gehörten wilde Linsen, Gerste, Oliven und Mandeln zu den Grundnahrungsmitteln. Die bäuerlichen Siedler hielten Ziegen, Schafe, Schweine und Rinder, dazu Damwild, Hunde und Füchse.[22]

Eine weitere, um 5600 v. Chr. datierte Siedlung des präkeramischen Neolithikums wurde in Kastros am südlichen Abhang des Kap Apostolos Andreas an der Ostspitze des Karpas 1969 entdeckt und zwischen 1970 und 1973 ausgegraben. Nach der türkischen Invasion 1974 waren weitere Untersuchungen nicht mehr möglich, 2005 wurde die Siedlung zerstört. Die Siedlung wies die für die Zeitstellung typische Bebauung aus runden sowie gerundeten Häusern auf. Sie schmiegte sich in den wie ein natürliches Theaterrund geformten Hang, dem ein Plateau von 1700 m² Siedlungsfläche vorgelagert war. Lediglich 250 m² konnten während der Ausgrabungskampagnen untersucht werden. Die Häuser waren etwas kleiner als die etwa gleichzeitigen von Chirokitia im Süden Zyperns, maßen im Schnitt etwa 2,50 x 2,80 m und boten rund 5,00–6,80 m² Wohnfläche. Drei Bestattungen, darunter ein gut erhaltenes Hockergrab mit dem Kopf im Nordosten und nach Südwesten gewandtem Gesicht, konnte während der Ausgrabungen geborgen werden. Den Funden nach zu urteilen, ernährten sich die Bewohner dieser kleinen Siedlung vornehmlich von Meeresfrüchten und Fischen.[23]

Die Siedlungen der neu zugewanderten Keramiker, die ab 4500 v. Chr. den Westen Zyperns und die Karpas-Halbinsel besiedelten, fanden sich an der Küste und auf befestigten Hügeln. Wichtige Fundstätten sind das der Sotira-Kultur den Namen verleihende Sotira-Teppes sowie Ayios Epiktitos-Vrysi, das von 1969 bis 1973 ausgegraben wurde. Sotira mit seinen 47 Bauwerken wurde Anfang des 4. Jahrtausends aufgegeben. In Ayios Epiktitos-Vrysi fanden sich bis zu sechs Meter tiefe Grubenhäuser, ebenso wie in Philia-Drakos, Troulli und Khirokitia. Im Gegensatz zu den Rundhäusern der Akeramiker, die früher die Insel bewohnten, waren die Häuser der keramischen Phase rechteckig, wenn auch mit abgerundeten Ecken.[24]

Bronzezeit bis Archaische Periode

Aus der Kupfersteinzeit (etwa 3900-2500 v. Chr.), sind auf der Karpas-Halbinsel keine Fundstätten bekannt, was wohl an mangelnden Untersuchungen liegt.[25]

In der Übergangsphase zur Spätbronzezeit entstanden auf der Insel, die bis zu den Ptolemäern laut Strabo nie unter einer einheitlichen Oberherrschaft stand,[26] bedeutende Siedlungen wie Enkomi (um 1700 bis 1050 v. Chr.), Toumba tou Skourou bei Morfou, Hala Sultan Tekke im Bezirk Larnaka und Kourion westlich von Limassol. Ob es einem der Machtzentren gelang, die gesamte Insel zu beherrschen, ist unklar, jedoch existieren Hinweise auf Auseinandersetzungen zwischen den Zentren des Nordens und denen des Südostens in der späten Bronzezeit.

Bedeutende Fundstätten der späten Bronzezeit

Für die Handelsrouten der Produktionszentren war die Kontrolle über die Karpashalbinsel von erheblicher Bedeutung. Dort entstand in diesem Zusammenhang die um 1500 v. Chr. errichtete Festung von Nitovikla, bei der es sich auch um eine Fluchtburg für die Dörfer in ihrem Einzugsgebiet gehandelt haben könnte. Zudem ist dort die spätbronzezeitliche Siedlung von Ayios Iakovos (Altınova) im Westen der Halbinsel zu nennen.[27] Nordöstlich davon lag, einen Kilometer nördlich von Phlamoudi (Mersinlik), auf dem Vounari genannten Hügel ein von 1970 bis 1973 untersuchtes Heiligtum, möglicherweise mit einer zugehörigen Palastanlage, das während der mittleren und späten Bronzezeit von etwa 1650 v. Chr. bis 1350 v. Chr. genutzt wurde.[28]

Auf der Halbinsel entwickelte sich in der späten Bronzezeit ein eigener Keramikstil, der geradezu eine Rot-auf-Weiß-Region ausbildete.[29] Bedeutende Grabungsstätten auf der Halbinsel im Zusammenhang mit dieser Ware sind: Galinoporni (Höhle I), Paleoskoutella und Nitovikla, die nahe beieinander an der Südküste weit im Osten liegen, sowie Ayios Iacovos im Hinterland. Dort hatte sich schon mit einem Weiß-Stil in der Mittleren Bronzezeit zwischen 1750 und 1550 v. Chr. ein Regionalstil entwickelt, der im ganzen Osten der Insel verbreitet war.[30] Claudia Glatz nimmt an, dass Enkomi von Bewohnern der Mesaoria-Ebene und von der Karpas-Halbinsel gegründet wurde.[31]

Viele der Siedlungen wurden zwischen 1300 und 1100 v. Chr. zerstört, wohingegen Enkomi, das gleichfalls zu Anfang des 12. Jahrhunderts zerstört worden war, erst nach einem Erdbeben, das die Stadt um 1075 v. Chr. traf, gegen 1050 endgültig zugunsten von Salamis aufgegeben wurde.[32] Wegen ihrer Größe wurde die Stadt von der Forschung mit dem in den Quellen genannten Alašija identifiziert, das Ägypten und dem Hethiterreich ebenbürtig war, weil es durch seine Kupferproduktion prosperierte. Im Norden und Osten entstand in dieser unsicheren Zeit eine Reihe von Forts, davon allein 21 auf der Karpas-Halbinsel. Sie dienten wohl der Sicherung der Handelsrouten, die die Königreiche auf der Insel kontrollierten.

Versuch, die Einflussbereiche der eisenzeitlichen Königreiche zu kartieren

In der Zypro-Archaischen Periode (um 750-321 v. Chr.), als es mehrere Königreiche auf der Insel gab, waren anscheinend nur deren Hauptstädte befestigt. Daher waren auch die Orte auf der Halbinsel nicht mit Mauern ausgestattet,[33] sieht man von Chelones-Rani an der Südküste, rund 5 km südöstlich von Rizokarpaso ab,[34] dem im Norden Zyperns erst wieder Pyla-Vikla zwischen Idalion und Kition zur Seite zu stellen ist.[35]

Diese Befestigungen, unterhalten von den sieben, später zehn Königreichen der Insel, hingen sicherlich mit der Errichtung einer temporären Oberherrschaft über die Insel durch die Assyrer (ab 709 v. Chr.), dann durch die Ägypter (etwa 560 bis 545 v. Chr.) und schließlich die persischen Achämeniden zusammen. Dabei wird der Karpas üblicherweise dem Königreich von Salamis zugerechnet, wiewohl zwischen den Königreichen keinerlei befestigte Grenzen nachweisbar sind, ganz im Gegensatz zu den klaren Herrschaftsabgrenzungen in Griechenland.

Antike

Zypern und der Karpas nach der Geographike Hyphegesis des Claudius Ptolemaeus, herausgegeben von Donnus Nicolaus Germanus, Lienhart Holle, Ulm 1482, f. 115-116
Statue einer Göttin aus Trikomo (türk. İskele), 6. Jahrhundert v. Chr., Kalkstein mit Farbresten, Höhe: 97,5 cm, Louvre, erworben 1870

Im griechischen Mythos landete Teukros (Salamis), der Sohn des Telamon von der Insel Salamis, am Strand der Achaier an der Nordküste des Karpas, nachdem er von seinem Vater wegen des ungerächten Todes seines Halbbruders Ajax im Trojanischen Krieg verbannt worden war. Von hier aus durchquerte er die Halbinsel und gründete – etwa 70 Stadien oder 13,5 Kilometer entfernt – in der großen, sich dem Karpas südlich anschließenden Bucht die nach seiner Heimat benannte Stadt Salamis.[36] Der Strand der Achaier wurde in der Antike zwischen Aphrodision und Karpasia lokalisiert.

Wichtigster Ort in der Antike war dieses Karpasia, nach dem die Halbinsel ihren Namen erhielt. Auch diese Stadt führte ihre Wurzeln in mythische Zeit zurück und wurde laut Hellanikos von Pygmalion, dem zyprischen König und großen Künstler, gegründet.[37]

Mit den Kämpfen zwischen den Nachfolgern Alexanders des Großen († 323 v. Chr.), der die Insel nicht eroberte, wurden viele der älteren Städte aufgegeben und neue Festungen und Häfen errichtet. Zudem entstand ein Netz von sekundären Zentren, die, selbst bei geringer Größe, mit einer Mauer gesichert wurden. Auch entstanden ganze Ketten von Festungen, sowie isolierte Türme.[38] Im Winter 317/316 v. Chr. verbündete sich Antigonos I. Monophthalmos, einer von Alexanders Heerführern, mit Kition, Lapthos, Marion und Keryneia, während sich sein ägyptischer Rivale Ptolemaios bereits 321 v. Chr. mit Salamis, Paphos und anderen Königreichen verbündet hatte. Zwischen 315 und 309 kämpften die beiden Großreiche um die Insel. Der Sieger Ptolemaios unterstellte die Insel dem loyal gebliebenen König von Salamis, betrachtete die Insel aber als seinen Vorposten im Kampf um Syrien.

Demetrios Poliorketes, der Sohn des Antigonos, landete bei seinem Angriff auf die von Ptolemaios und vier zyprischen Königen beherrschte Insel 307 v. Chr. vor Karpasia und legte am Strand ein mit Palisaden befestigtes Lager an. Um gegen Salamis ziehen zu können, musste er laut Diodor zunächste Karpasia und das in der Nähe liegende, auch von Nonnos in den Dionysiaka erwähnte[39] Urania einnehmen, die wohl gemeinsam den Zugang zu Salamis abzuriegeln imstande waren oder Demetrios in den Rücken hätten fallen können.[40] Trotz seines Sieges über die Ptolemäer in der Seeschlacht vor Salamis blieb die Insel letztlich ab 294 v. Chr. ein Teil des ptolemäischen Ägypten, dessen Flotte mit zyprischen Besatzungen ausgestattet und dessen Schiffe aus Holz von der Insel gebaut wurden. Nea Paphos wurde zur Hauptstadt der Insel, Karpasia, am anderen Ende, wurde mit einer Garnison ausgestattet.

Zwischen 221 und 116 v. Chr. wurde die Nordküste Ziel zunehmender Piraterie, die schon durch das Ausgreifen der Seleukiden nach Kilikien, besonders aber nach deren Niederlage gegen Rom in der Schlacht bei Magnesia stark zugenommen hatte.[41] Als Ptolemaios VIII. auf der Insel im Exil war, ließ er die Befestigungen erneut verstärken.

Eine Inschrift eines gewissen Phanokles, Sohn des Nikolaos, belegt den Status von Karpasia als polis.[42] Terence Bruce Mitford identifizierte es mit Agios Phílon[43] (Ayfilon) an der Westküste.[44] Ayfilon wird aber auch mit Aphrodision gleichgesetzt, das Mitford im Gebiet von Yialousa (Yeni Erenköy) lokalisiert.

Nur 30 Stadien von Karpasia und den der Stadt vorgelagerten Karpasischen Inseln entfernt lag an der Südseite der Halbinsel die bei Strabon erwähnte Stadt Chelones.[45] Möglicherweise diente der Ort als südlicher Hafen von Karpasia, indem man die Schiffe zwischen den Städten über Land bewegte, um die Fahrt um das gefährliche Kap Dinaretum (heute Kap Apostolos Andreas) mit seinen vorgelagerten, Kleides genannten Inseln zu vermeiden.[46] Nach Strabon stand auf der äußersten Spitze des Karpas ein Tempel der Aphrodite Akraia.[47] Auf einer der Zeit der Kaiser Antoninus Pius oder Septimius Severus zugeschriebenen Inschrift aus Rizokarpaso schwört ein Emmidoros einen Teil seines Ernteertrags der Aphrodite Akraia darzubringen, solange aber den usus fructus sich und seinen männlichen Nachkommen vorzubehalten. Bei Erbenlosigkeit sollte das Land allerdings an die Göttin fallen.[48]

Die ländlich geprägten Territorien des Karpas gehörten zumindest in ptolemäischer Zeit bisweilen, wenn nicht regelmäßig, der Chora eines Hauptortes an. Hiervon zeugt eine bei Karpasia gefundene Inschrift,[49] die von der Weihung einer Statue für einen Hegemon Sophanes berichtet, die durch den Kassenverwalter (ὁ ταμίας) und all den Bauern seines Hofes (οἱ πανοίκιοι γεωργοὶ) gestiftet wurde. Diese sonst aus Kleinasien bekannte Verwaltungsweise bezeugt erstmals ähnlich gelagerte Einrichtungen für Zypern und den Karpas.[50]

Karpasia war schon in der Antike durch Straßen mit Kap Dinaretum, westwärts mit Keryneia (heute Girne) und Salamis, und nach Süden über die Halbinsel hinweg mit dem Kernraum der Insel verbunden. Auch am Westrand der Halbinsel verband eine Straße das Nordufer mit dem Süden. Meilensteine aus der Zeit der Kaiser Titus und Constantius II. belegen die Straße zwischen Salamis und Karpasia. Diese Stadt wiederum taucht im 4. Jahrhundert als Bischofssitz auf, als Erzbischof Epiphanios von Salamis einen Philon in das Amt rief. Leontios Machairas nennt als Bischöfe zudem Synesios und Sosikrates.[51]

In römischer Zeit wurden keinerlei Befestigungen errichtet, im Gegenteil verfielen die Mauern. Dies galt jedoch erst für die Zeit nach dem Ende der kilikischen Piraterie, die noch Augustus mittels Kolonien bekämpfte, und der Zypern dem Senat überantwortete. Nur unter Trajan wurden zeitweise eine Legion und eine Kohorte dorthin abkommandiert. Erst in der Spätantike wurde auf dem Karpas die Stadt Karpasia befestigt, ebenso wie das benachbarte Aphendrika.[52]

Ein Wechsel fand ab 333 statt, als der praeses Kalokairos, der zum Wiederaufbau des durch ein Erdbeben zerstörten Salamis entsandt worden war, versuchte, sich unabhängig zu machen. Weitere schwere Erdbeben folgten zwischen 365 und 378, so dass die Städte, soweit möglich, wieder aufgebaut werden mussten. Seit Konstantin erhielten sie zunehmend wieder Stadtmauern. Doch folgte eine weitere lange Periode relativen Friedens, und auch vom Festungsbauprogramm Kaiser Justinians blieb Zypern ausgeschlossen. Allerdings ließ Kaiser Maurikios 3500 Armenier als Wachmannschaften auf die Insel nach Platanion an der Mesaoria-Ebene bringen.[53] Mitte des 7. Jahrhunderts wurde angesichts des rapiden Vormarsches der islamisierten Araber der Hafen von Karpasia stark befestigt.[54]

Christianisierung, autokephale Kirche

Die Christianisierung soll bereits durch Paulus von Tarsus und seinen Schüler Barnabas erfolgt sein, allerdings erst ab 325 erscheint dieser Vorgang in den Quellen. Die Inselkirche unterstand dem Patriarchen von Antiochia, doch 488 wurde sie durch Kaiser Zenon nach der Auffindung des Grabes des Barnabas aus dieser Abhängigkeit gelöst und autokephal. Dies bewirkte eine verstärkte Bautätigkeit auch auf dem Karpas, zumal das nahegelegene Salamis unter dem Namen Konstantia inzwischen Paphos als Hauptstadt abgelöst hatte. Auch war die selbstständige Kirche in der Lage, sich aus dem Bilderstreit herauszuhalten, so dass auf dem Karpas zahlreiche bildliche Darstellungen überlebten.

Byzantinisch-umayyadisches Kondominium (649-965): Deportationen, Räumung des Küstensaums

Ruinen der frühchristlichen Basilika Agia Trias von Sipahi
Byzantinische Kirche Panagia Kanakaria in Lythrangomi (Boltaşlı). Sie stammt aus dem frühen 6. Jahrhundert, wurde Mitte des 7. Jahrhunderts zerstört und um 700 wiederaufgebaut. Bis auf die Apsis zerstörte 1160 ein Erdbeben das Gebäude.
Fragment

Nach 500 wurde die Situation für Zypern wieder unsicherer, 536 wurde die Insel daher aus der Praefektur Oriens herausgelöst, in der sie eine Provinz dargestellt hatte, und einem eigenen quaestor exercitus unterstellt. Ein Flottenangriff der Perser im Jahr 619 ist allerdings nur aus hagiographischen Quellen bekannt.[55] Vor dem 7. Jahrhundert wurde die Einwohnerzahl der Insel auf 60.000 bis 75.000 geschätzt.

649 schloss der Archon oder praeses provinciae einen Vertrag mit dem Flottenkommandeur und späteren Kalifen Muʿāwiya I. ab, der den Norden Zyperns angegriffen und angeblich über 100.000 Gefangene gemacht hatte.[56] Muʿāwiya etablierte nach Auseinandersetzungen um das daraus hervorgegangene Kondominium[57] eine Garnison auf der Insel, die bis 683 stationiert blieb. 659 schloss Byzanz mit dem Kalifen einen neuen Vertrag, 685 einen weiteren, der drei Jahre später erneuert wurde. Die Insel wurde entmilitarisiert, die Steuereinnahmen womöglich geteilt.

Nach einem weiteren Krieg, den Kaiser Justinian II. 692 durch die Zwangsumsiedlung der Bewohner Zyperns nach Nea Justinianupolis am Marmarameer ausgelöst hatte, wobei die Zyprioten erst 698 wieder zurückkehren konnten, einigte man sich unter Theodosios III. wieder auf den Status quo. Auch Flüchtlinge aus Syrien konnten nun nach Zypern zurückkehren.

Trotz gelegentlicher Kämpfe herrschte auf der Insel auf der Grundlage dieser Verträge eine lange Friedenszeit. Doch die Unsicherheit auf dem Meer trieb viele Zyprer in die Berge. Karpasia, das um 400 Bischofssitz war, wurde 806 von sarazenischen Piraten zerstört, obwohl es bereits seit Mitte des 7. Jahrhunderts eine Stadtmauer um den nördlichen Teil der Stadt hatte errichten lassen. Die Bewohner siedelten sich landeinwärts an, womit Rizokarpaso entstand.

743, 806 und 912 fanden arabische Überfälle in Verbindung mit Deportationen statt, weil der Vertrag gebrochen worden war. Bischof Demetrios von Kythrea konnte sie durch eine Reise nach Bagdad befreien. 910 wurde während eines byzantinischen Angriffs ein Massaker unter den Arabern angerichtet. Unter Basileios I. wurde die gesamte Insel für sieben Jahre besetzt und sogar ein eigenes Thema eingerichtet. Doch die Befestigungen, die Byzanz hatte erbauen lassen, wurden danach wieder abgerissen, der vorherige Zustand wiederhergestellt.[58]

Ruinen der Panagia Kanakaria in Lythrangomi (Boltaşlı)

Da der Ikonoklasmus von der Insel ferngehalten wurde, haben sich, im Gegensatz zum übrigen Byzantinischen Reich, bedeutende bildliche Darstellungen in den Kirchen des Karpas erhalten. 771 wurden bilderfreundliche Mönche sogar auf die Insel verbannt. Zwei frühbyzantinische Kirchen bei Rizokarpaso wurden restauriert, ähnlich wie in der Ruinenstadt Aphendrika, wo sich drei Kirchen befinden, darunter die Panagia Chrysiotissa. Zu dieser Zeit konnten aber auch Kirchen wie die Panagia Kanakaria in Lythrangomi wiederhergestellt werden.

Zugleich wanderten ab 686 zahlreiche Maroniten ein, erneut ab 938. Die Zahl ihrer Dörfer wuchs bis Ende des 12. Jahrhunderts auf 60 an.[59] Um 1090 entstand wenig westlich des Karpas das Johannes-Chrysostomos-Kloster in Koutsovendis.

Byzanz (965-1185): Ausweisung der Muslime, Befestigung, Aufstände

Niketas Chalkutzes eroberte unter Kaiser Nikephoros II. 965 Zypern. Aus den eroberten Gebieten wurden alle Muslime ausgewiesen. Hauptstadt wurde das im Landesinneren liegende Leukosia (Nikosia), so dass der Karpas ins Abseits geriet und eher von militärischer Bedeutung war. Wahrscheinlich begann der Bau der Festung Kantara, die bis heute in 550 bis 600 m Höhe auf der Karpas-Halbinsel steht, um 967.[60]

Gegen die Seldschuken betrieb Alexios I. den Ausbau der Befestigungsanlagen vor allem im Norden der Insel. So wurde die Burg von Kyrenia ausgebaut, im Pentadaktylos wurden St. Hilarion, Buffavento und vor allem Kantara, dessen Name auf ein arabisches Wort (kandak, ‚Steinbrücke‘) maronitischen Ursprungs zurückgeht,[61] errichtet bzw. verstärkt.

1043 kam es zu einer Steuerrevolte, um 1063 musste sich Zypern an der Finanzierung der Mauern um ein christliches Quartier in Jerusalem beteiligen.[62] 1092/94 besetzen Aufständische Kreta und Zypern, wobei Rapsomates der Anführer des zypriotischen Aufstandes war.[63] Johannes Dukas nahm Kerynia ohne größeren Widerstand ein und konnte den Aufstand unterdrücken, der sich gegen das harte Steuerregime Konstantinopels gerichtet hatte, aber auch im Kompetenzstreit zwischen Kirche und Staat im Gerichtswesen seine Ursache hatte, wie der Bericht des Bischofs Nikolaos Muzalon belegt.

Kreuzzüge (ab 1096/98): ökonomischer Aufschwung, Lähmung durch Piraterie, Unabhängigkeit (1184-91)

Die Kirche Agios Filon (Karpasia) war Philo von Carpasia geweiht, einem Heiligen und Bischof des 4. Jahrhunderts.

1098 geriet Zypern erstmals in den Konflikt zwischen den Kreuzfahrern, vor allem den Normannen, die Süditalien erobert hatten, und Konstantinopel. Die Insel wurde von Truppen des Bischofs von Pisa, die zur Unterstützung der Kreuzritter aufgebrochen waren, geplündert.

Zypern nahm dennoch durch die Kreuzzüge einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, seine Bevölkerungszahl wird auf bis zu 100.000 geschätzt.[64] Dabei spielte Zucker bereits seit dem 10. Jahrhundert eine erhebliche Rolle, und im 11. Jahrhundert waren Roggen, Weizen, Olivenöl und Fleisch wichtige Ausfuhrgüter. Auch Holz und Kupfer blieben bedeutend. 1126 erhielten die Venezianer vom Kaiser einen Handelsvertrag für Zypern, 1148 entstanden dort Niederlassungen. 1153 und 1161 sowie 1158 plünderten allerdings Kreuzfahrer und Ägypter erneut die Insel.

Konstantin Manasses stellte allerdings 1161 fest, dass die Insel durch die Piraterie ihre Außenkontakte partiell eingebüßt hatte.[65] 1170 und 1181 zerstörte ein Erdbeben viele Städte, 1176 wütete eine Epidemie.

Eine kurze Phase der Unabhängigkeit erlebte die Insel ab 1184. Isaak Komnenos ließ sich 1185, nach dem Sturz der Komnenendynastie in Konstantinopel, zum Basileus krönen. 1191 eroberte jedoch der englische König Richard Löwenherz die Insel; nach der Belagerung der Burg Kantara auf dem Karpas ergab sich der Kaiser in der Nähe des Kap St. Andreas. Bereits im Mai 1192 verkaufte Richard Zypern an Guido von Lusignan, den auf der Flucht befindlichen König von Jerusalem. Ende des 12. Jahrhunderts bestanden auf der Insel etwa 760 bis 850 Dörfer.[66]

Herrschaft der Lusignan (1192–1489)

Als 1222 der Bischof von Famagusta nach Rizokarpaso umsiedeln musste, entstand dort die Kathedrale St. Synesios, die byzantinische und abendländische Stilelemente verband.

Das Haus Lusignan belehnte ausschließlich Katholiken, darunter 300 Ritter und 200 nichtadlige Reiterführer (Sergeanten), während der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung orthodox blieb und nicht Französisch sprach. Mitunter wurden auch griechische Adlige zum Ritter geschlagen, doch nur, wenn sie konvertiert waren. Alle religiösen Gruppen auf der Insel hatten ihre eigenen Gerichtshöfe und ihr eigenes Recht. Schließlich kamen verschiedene Orden hinzu, die, wie die Templer, die ab 1291 ihren Hauptsitz auf der Insel hatten, umfangreichen Landbesitz erhielten. Eine ihrer Burgen war Gastria am Westrand des Karpas. Als deren Orden 1312 aufgelöst wurde, erbten die Johanniter deren Land.

Die lateinische Herrschaft führte angesichts des spätestens seit dem Schisma von 1054 gespannten Verhältnisses zwischen der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche auch auf der Insel zu Auseinandersetzungen. Um zu verhindern, dass sich zu viele junge Männer den Feudallasten entzogen, indem sie Priester oder Mönche wurden, fasste der lateinische Klerus am 20. Oktober 1220 Beschlüsse, um den Zustrom in die Geistlichkeit zu unterbinden.[67] Zudem wurden zwischen 1218 und 1222 zwei Bischöfe vertrieben, die sich der Unterstellung unter Rom widersetzten.[68] Als ein Dominikaner namens Andreas das Kloster Panagia Kantariotissa auf der Karpas-Halbinsel besuchte, kam es zu einem Streit um die Frage des ungesäuerten Brotes. Der Erzbischof von Nikosia setzte Papst Gregor IX. davon in Kenntnis, der die Behandlung der 13 Mönche als Häretiker verlangte. Andreas wurden - mitten im Chaos des Krieges zwischen den Ibelin und Kaiser Friedrich II. - die Mönche zur Hinrichtung überantwortet. Sie wurden vor Nikosia verbrannt. Sie wurden hingegen von der orthodoxen Kirche als Märtyrer verehrt.[69]

Nach dem Versuch Kaiser Friedrichs, die Insel zu erobern (1228-1232), zog sich seine am 14. Juli 1229 besiegte Armee Richtung Karpas zurück und setzte sich auf der Burg Kantara fest. Unter Gauvain de Cheneche, dann Philippe Chenard widerstand sie bis zum 15. Juni 1232 der langen Belagerung.[70] Die Burg diente auch später noch als Zuflucht, häufig vor allem aber als Sommerresidenz der Lusignan. König Hugo IV. zog sich dorthin zurück, als 1348 die Pest wütete.[71]

Mit der Eroberung der letzten Kreuzfahrerstaaten durch die Mamluken, vor allem nach der Eroberung von Jerusalem (1267) und Tripolis (1291), aber auch schon seit 1224 flohen erneut zahlreiche Maroniten („Syrer“) auf die Insel, die als Ansiedlungsraum den Norden einschließlich der Karpas-Halbinsel bevorzugten. Die Angaben von bis zu 80.000 Maroniten auf der Insel dürften allerdings schwer zu belegen sein. Immerhin lebten sie zwischen 1224 und 1350 in etwa 60, um 1448 in 72 Dörfern und stellten die zweitgrößte ethnisch-religiöse Gruppe dar.[72] Ab 1316 hatten sie einen eigenen Erzbischof. Zudem wurde ihre Muttersprache, das Arabische, zu einer der Kanzleisprachen der Insel.[73] Wichtigste Siedlung auf der Halbinsel[74] war Gastria, aber auch für Komi Kepir oder Gialousa wurde dies angenommen. In Attalia (oder Tala) residierte im Mittelalter ihr Bischof, das dazugehörige Kloster Agios Georgios ist allerdings nicht genauer zu lokalisieren. Daneben bestand das orthodoxe Bistum in Karpasia fort, das eines der vier orthodoxen Suffraganbistümer auf Zypern war, wie eine päpstliche Bulle aus dem Jahr 1260 belegt.[75]

Neben den Maroniten, Nestorianern und Melkiten, arabischsprachigen orthodoxen Christen, kamen ab 1322, nachdem das Königreich Kleinarmenien gleichfalls von den Mamluken erobert worden war, auch mehrere Zehntausend Armenier auf die Insel.[76] Armenier lebten auf der Insel bereits seit dem 6. Jahrhundert, doch im Gegensatz zu den Maroniten bevorzugten diese Gruppen das städtische Milieu von Famagusta.

Grundriss der Burg Kantara
Die Ruinen der Burg Kantara

Erst im letzten Jahrhundert der Lusignan-Herrschaft scheint sich in der Oberschicht das Griechische mehr und mehr gegen das Französische durchgesetzt zu haben. In dieser Zeit siedelten sich vermehrt Venezianer auf der Insel an. Marco Cornaro zählte zu den größten Landbesitzern der Insel. Er galt geradezu als „Zuckerkönig“.[77]

Doch 1373 eroberten ihre Gegner, die Genuesen die Insel und König Peter II. floh nach Nordosten, wo er sich in Kantara festsetzte. Von dieser Region aus, und dem Gebiet um Kerynia, wo gleichfalls zwei massive Festungen bestanden, konnte der Lusignan die Insel zurückerobern. Den wirtschaftlichen Niedergang konnte dies nicht aufhalten, der erneut durch die Piraterie verstärkt wurde. Unter König Jakob I. wurde Kantara gewaltig ausgebaut, um den Nordosten gegen eine erneute Invasion zu schützen. Eine dauerhafte Garnison wurde eingerichtet, die über eine enorme Zisterne mit Wasser versorgt wurde. Hinzu kam eine Reihe von Wachtürmen im Osten der Burg.

Venezianische Herrschaft (1489–1571)

Der Markuslöwe über dem Eingang einer Burg

Mit der Besetzung Zyperns durch Venedig plünderten türkische Piraten die Karpas-Halbinsel im Jahr 1489.[78] Dabei verlor die Burg Kantara angesichts der Veränderungen in der Fortifikationstechnik für die Venezianer nach und nach ihren Wert. So wurde die Festung 1519 bereits für unzureichend gehalten und versank nach 1562 in die Bedeutungslosigkeit, ähnlich wie die weiter westlich gelegenen Burgen.[79]

Der Venezianer Nicolo Giustinian (Zustignan) wurde im Jahr 1511 durch seine Ehe mit Charlotte Perez Fabrice (dame de Carpas; † 1526), der Tochter des Grafen von Jaffa und Carpas Jean Perez Fabrice, zum (dritten) Comte du Carpas. Dabei gehörten in venezianischer Zeit auch Orte außerhalb der Halbinsel zu dieser Comté. Auf Zustignan folgte sein Sohn Mathieu, dem wiederum sein Bruder Angelo (Ange) nachfolgte. 1544 nahm der Titelinhaber damit den zweithöchsten Rang auf der Insel ein, nach dem Baron von Jaffa und vor dem Baron von Rocca.[80]

Zur Comté war der Karpas bereits am 4. März 1472 durch den Lusignan-König Jakob II. gemacht worden, um den Spanier Juan Perez Fabrice für seine Dienste zu belohnen, der allerdings bereits am 24. Oktober 1474 starb und eine Witwe mit vier Kindern hinterließ. Ihm folgte auf Befehl der Königin Caterina Cornaro - Jakob II. war gleichfalls 1474 gestorben - nicht einer seiner Söhne, sondern sein Cousin Giorgio Contarini.[81] Luis Perez, Juans Sohn, starb 1511 in Venedig, ohne den Contarini jemals ihren Besitz streitig gemacht zu haben. Seine Schwester Charlotte, die Nicolas Giustiniani heiratete, gab ihm hingegen die Möglichkeit, um den Besitz des Karpas juristisch zu streiten. Dieser Vorgang war zentral für den Übergang der Insel aus den Händen der Königin in diejenigen der Republik Venedig.

Osmanen (1571–1878)

1570 landete eine osmanische Flotte von 360 Galeeren und eroberte bis 1571 die Insel, die bis 1878 von der Hauptstadt Konstantinopel (Ḳusṭanṭīniyye) aus regiert wurde.[82]

Nach der Eroberung und der Einteilung in 16 Unterprovinzen wurden Siedler auf die entvölkerte Insel geschickt, vor allem aus dem südlichen Anatolien, darunter Yörüken, Christen und Juden; die benachbarten anatolischen Gebiete gehörten sogar zur Provinz Kibris. Bereits im September 1571 bestimmte ein Firman, dass bestimmte Handwerker auf die Insel geholt werden sollten.[83] Gleichzeitig wurde die Dominanz der Lateinischen über die Orthodoxe Kirche 1575 aufgehoben, die im Gegenzug zu einer Art Kern der osmanischen Verwaltung wurde.[84]

Regierungssitz wurde Lefkosia. Sinan Pascha ließ einen Zensus durchführen, bei dem man 150.000 Männer zählte, dazu 30.000 osmanische Soldaten.[85] Der einzige Ort auf der Insel, der beanspruchen konnte, eine Stadt zu sein, war Famagusta mit seinen 6000 bis 6500 Einwohnern,[86], Kyrenia hatte hingegen nur 600 bis 800 Einwohner.

Karpas (Rizokarpaso) war 1572 einer der reichsten und größten Orte auf Zypern. Seine Einwohnerzahl wird auf 1475 bis 1500 geschätzt, wie Steuerlisten belegen. Zu dieser Zeit zählte man 102 unverheiratete und 297 verheiratete Männer im Ort. Allerdings war Karpas keine Stadt, denn es verfügte über keinerlei städtische Funktionen, sondern war ein Bauerndorf mit starkem Akzent auf dem Getreideanbau. So stammten 37 % seines Steueraufkommens aus dem Weizenanbau, 19 % aus dem Gerste- und 11 % aus dem Linsenertrag des Jahres. Dabei lagen die Gersten- und Weizenerträge gleichauf, doch lag der Preis für Weizen doppelt so hoch. Weitere 5 % der Steuereinnahmen wurden auf Schafe erhoben, 1 % auf Wein.[87] Diese Prosperität weckte Begehrlichkeiten, denn alle Dörfer der Insel wurden zum Unterhalt der Truppen, etwa der Janitscharen, und der Verwaltung herangezogen. Für die Sandschaks von Paphos und Famagusta wurde eine Abgabe in Höhe von 10.000 Piaster eingezogen, die noch 1839 als Nizami erschien, obwohl die beiden Sandschaks bereits 1640 aufgelöst worden waren. Die Abgabe wurde u.a. auf Baumwolle, Seide und Wein erhoben.[88]

Die Burg Kantara um 1750, Skizze von Alexander Drummond

Der erste osmanische Zensus ermittelte noch 800 oder 850 Dörfer auf der Insel, bei vielleicht 200.000 Einwohnern. Bis 1600 war diese Zahl auf 120.000 eingebrochen. Den Tiefpunkt erreichte die Einwohnerzahl um 1740, als sie bei 95.000 lag.[89] 1777 gab es nur noch 564 Dörfer, 1862 immerhin wieder 605. Davon waren 118 muslimisch, 239 gemischt und 248 christlich. Die Zahl der Maroniten war dabei durch Massaker noch drastischer auf 7000 bis 8000 zurückgegangen. 1596 waren es sogar nur noch 4000 in 19 Dörfern, die vor allem im Nordwesten Zyperns lagen.

Zypern zu Anfang des 18. Jahrhunderts

Der ökonomische Niedergang hatte seine Ursache in der Art der Nutzung und damit der Verwaltung durch das Osmanenreich, denn 1703 wurde die gesamte Insel dem Großwesir übertragen, nachdem sie 1660 bis 1703 Teil der Eyalets der ägäischen Inseln (Cezayir) gewesen war. Zwischen 1712 und 1741 wurde die Insel geradezu zum Verbannungsort unbotmäßiger Stämme.[90] Die Ausplünderung der Insel nahm unter dem Großwesir İbrahim Pascha schließlich solche Formen an, dass der Sultan ihm die Insel 1745 wieder entzog. Sie wurde 1784 kurzzeitig wieder Cezayir zugeschlagen, dann bis 1785 wieder zu einer regulären Großprovinz, einem Eyâlet. Abu Bekr Pascha (1746-1748) förderte die lokale Wirtschaft durch die Anpflanzung von Maulbeerbäumen und Weinstöcken. Der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Situation wurde unter dem Muhassil Chil Osman Agha erreicht, der ab 1764 die Abgaben drastisch erhöhte, um das Vermögen wieder hereinzuholen, das ihn der Kauf des Postens gekostet hatte.[91] Ein Aufstand kostete ihn das Leben; zur Strafe sollte jeder Christ 14, jeder Muslim 7 Piaster Strafe zahlen. Dagegen wiederum erhoben sich 1765 die Türken unter dem Festungskommandanten von Kyrenia, Khalil Agha, der jedoch hingerichtet wurde.[92] Trotz dieser Erfahrungen wurde erst 1785 die Verpachtung der dem Großwesir zugesprochenen Insel abgestellt.

Auf Zypern kam es zu Aufständen, die nun stärker zu Feindseligkeiten zwischen Türken und Griechen führten, was mit dem zunehmenden Einfluss der Bischöfe zusammenhing, und damit, dass viele Orthodoxe hoffnungsvoll nach Russland sahen, wie der französische Konsul konstatierte, das auf Kosten der Osmanen sein Reich ausdehnte. So erhob sich unter einem als Altiparmak (‚Sechs Finger‘) bekannt gewordenem Militär eine Truppe von Türken, denen er versprochen hatte, sie vom „Joch der Christen“ zu befreien und die vier Bischöfe zu töten. Mitte Mai 1806 brachte er 70 oder 80 Männer auf den Karpas, wo sich weitere Männer anschlossen. Sie ermordeten Christen und plünderten Klöster und Kirchen, bis 500 türkische Soldaten die Marodeure besiegten.[93] 1837 wurde berichtet, dass Muslime sogar Paten christlicher Kinder wurden.[94] Zudem berichtet er über die Piraterie, die vor allem die Karpas-Halbinsel immer noch traf.

Da die Osmanen das Millet-System zur Anwendung brachten, bei dem die Nichtmuslime zwar Abgaben zu leisten hatten, aber dafür wirtschaftlich selbstständiger agieren konnten, als unter den Venezianern, war die orthodoxe Kirche in der Lage, ihre Kirchen zu renovieren und umzubauen. Dabei wurde in ländlichen Gebieten, wie auf dem Karpas, z. B. in Rizokarpaso, die Kirche mit hellenistischen, byzantinischen und gotischen Elementen ausgestattet, eine Entwicklung, die in den Städten bereits im 14. und 15. Jahrhundert stattgefunden hatte.[95]

Als 1821 Griechenland unabhängig wurde, ließ die Hohe Pforte die christlichen Gruppen auf der Insel entwaffnen. Dies war umso brisanter, als Ägypten sich unter Muhammad Ali weitgehend unabhängig gemacht hatte und Zypern vom 18. April 1822 bis 1829 besetzen ließ. Bis 1826 gelang Muhammad Ali die weitgehende Unterwerfung Griechenlands, doch unterlag die osmanisch-ägyptische Flotte in der Schlacht von Navarino 1827. Muhammad Ali besetzte dennoch 1833 bis 1840 erneut Zypern. Dort kam es zu Aufständen, darunter im Juli 1833 auf dem Karpas zum „Aufstand des Mönches“.[96] Sein Führer war ein Joannikios[97], der auch am griechischen Aufstand teilgenommen hatte und 1828 nach Zypern zurückgekehrt war. Als er in Streit mit einer Nachbarin geriet und verhaftet werden sollte, floh er in den Schutz des französischen Dragomanen Jean Francois Alexiano Guillois. Als es 1833 zu zwei Aufständen auf der Insel kam, nutzte er die Gelegenheit und sprach sich mit dem gleichfalls aufständischen „Imam“ ab, der drei Monate lang Paphos beherrschte, um einen Angriff auf die Hauptstadt zu wagen. Am 14. Juli 1833 segelte er mit vielleicht 40 Albanern nach Bogaz. Dann schlug er sein Hauptquartier in Trikomo auf und versprach den Griechen des Karpas die Unterstützung Frankreichs. Doch bald musste er mit 16 Albanern nach Larnaka fliehen, in der Hoffnung in einem Konsulat Unterschlupf zu finden. Trikomo und Bogaz waren nach dem Aufstand menschenleer.[98] Kurz danach brach auch der Aufstand des „Imams“ zusammen, nachdem sich Muhammad Ali und die Hohe Pforte geeinigt hatten.

Bedingt durch die Schwächung des Osmanenreichs und den ökonomischen Niedergang, brach die Verwaltung weitgehend zusammen. Gegen Ende der osmanischen Herrschaft bestand die unregelmäßig bezahlte Truppe aus kaum mehr als 400 Mann, die sich ohne Bezahlung auf Kosten der Bewohner durchschlagen mussten. Doch ab etwa 1850 zeigten sich Anzeichen der Erholung, die Bevölkerung stieg bis zur ersten Zählung des Jahres 1881 auf 186.173, darunter zählte man 45.458 Türken.[99] 1874 lebten auf der Insel 44.000 Muslime und 100.000 Orthodoxe,[100] auf der Karpas-Halbinsel fast nur Orthodoxe. Dort gingen Dorfbewohner dazu über, Antiquitäten auszugraben und diese zu verkaufen.[101]

Ausschnitt der Zypernkarte von 1754, Alexander Drummond: Travels through different Cities of Germany, Italy, Greece and several parts of Asia, as far as the banks of the Euphrates : In a series of letters. Containing an Account of what is most remarkable in their Present State, As well as in their Monuments of Antiquity, W. Strahan, London 1754, nach S. 192

Einige wenige Reiseberichte setzen uns über die Verhältnisse auf dem Karpas partiell in Kenntnis, doch immer unter spezifisch englischen Kulturerwartungen der Trennung von Kultur und Natur, sowie der ökonomisch ausgerichteten Nutzbarmachung. So reiste Alexander Drummond, britischer Konsul in Aleppo, 1745 und 1750 durch Zypern und besuchte dabei auch den Karpas.[102] Zunächst enttäuscht von der Insel, geriet er doch zunehmend in Begeisterung: Rosala war „surrounded with corn-fields, gardens, gentle swells, pretty tufts of trees, and a natural fence of little hills”. Auch berichtet er von Komatougalou Koma tou Yialou], „which is prettily situated, and the fields are well laid out near the sea“.

Der Orientalist Paul Schröder, der für die deutsche Regierung in Konstantinopel und Beirut als Dragoman und Konsul arbeitete, besuchte 1870 und 1873 Zypern.[103] Er berichtet zum Jahr 1873, auf der Insel habe es seit sechs Jahren zu wenig geregnet, daher würden viele Zyprer auswandern. Bei Yialousa registrierte er dennoch wohlkultiviertes und fruchtbares Land, doch bei Selenia fand er vor allem Büsche vor, „die die Bewohner Wald nennen, und in denen wilde Ziegen leben“. Bei seiner Weiterreise nach Rizokarpaso stellte er fest, dass dieser Ort wiederum ein prosperierendes Dorf war, mit gefälligen, blonden Einwohnern, die von der Seidenzucht lebten, sowie von Baumwolle und Rinderzucht.

Zu einem ähnlichen Ergebnis mit Blick auf die Besserung der Verhältnisse kam auch der Antiquitätensammler Hamilton Lang im Jahr 1870, der konstatierte, die Verhältnisse hätten sich in den beiden letzten Jahrzehnten deutlich gebessert.[104] Doch die schwere Niederlage der Osmanen gegen Russland hatte 1878 zur Folge, dass Tausende von geflohenen Tscherkessen angesiedelt werden mussten. Im März 1878 sollten 600 von ihnen nach Zypern gebracht werden, jedoch landeten 3000 von ihnen am Karpas. Sie hatten gemeutert und der Kapitän hatte das Schiff auf einen Felsen fahren lassen. Aufgrund der Proteste der Einwohner wurden die Männer wieder aus der Region entfernt.[105]

Britische Kolonialherrschaft

London, das die Herrschaft über die Insel in einem Vertrag mit Konstantinopel erlangte, errichtete ein Hochkommissariat unter Sir Garnet Wolseley, gegen das sich der Widerstand der Griechen unter Erzbischof Sophronios III. richtete, die den Anschluss an Griechenland anstrebten, die Enosis. Wolseley, der den Karpas nur einmal umsegelte,[106] sah in den archäologischen Stätten und den Kulturgütern insgesamt eines der wichtigsten Mittel zur wirtschaftlichen Erholung der Insel. Daher befürwortete er entsprechende Grabungen.[107] Zudem ließ er den angeblich amerikanischen Vizekonsul Alessandro Palma di Cesnola verhaften, der auf Zypern zwischen 1876 und 1879 Raubgrabungen durchgeführt hatte.[108] Er hatte auch Keramik aus dem westlichen Karpas außer Landes gebracht,[109] ebenso wie aus dem antiken Karpas, wo er sich 1888 erneut aufhielt. Wie das American Journal of Archaeology and of the History of the Fine Arts 1889 feststellte, war der Karpas allerdings den Raubgräbern noch weitgehend entgangen.[110]

London ließ zwischen 1881 und 1931 alle zehn Jahre einen Zensus durchführen, dann wieder 1946 und 1960. Dabei liegen ab 1891 Details für jedes Dorf vor. Die alte Einteilung in 6 Distrikte und 15 nahiyé bestand bis 1946 fort. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1881 und 1960 um 208 %, von 186.173 auf 573.566, womit sie unter den Mittelmeerinseln mit großem Abstand am schnellsten wuchs. Dabei sank der Anteil der Türken von 24,4 auf 18,3 %. Die Zahl der Maroniten wuchs von 830 im Jahr 1881 auf 1130 zehn Jahre später, 1946 lag sie bei 2083, 1960 bei 2752.[111] Dabei kam es erst nach 1946 zu einer zunehmenden Verstädterung. Zugleich wuchs die Zahl der Briten auf fast 21.000 an.[112]

Auf dem Karpas ging dabei die türkische Bevölkerung in den Dörfern zurück, wie etwa in Akanthou und Melanagra. Während in Akanthou 1901 noch 50 Türken lebten, waren es 1931 nur noch acht, 1960 keiner mehr. Hingegen lebten in Melanangra 1946 noch 58 Türken, die 1958 aus dem Ort evakuiert wurden, wie es in 14 anderen Dörfern dauerhaft und in 12 weiteren temporär geschah. Eine ähnliche Entwicklung ist auch westlich des Karpas zu erkennen.[113]

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs okkupierte Großbritannien die Insel, eine Annexion, der Ankara im Friedensvertrag von Lausanne 1923 rückwirkend zustimmte. Bis dahin gehörte Zypern formal noch immer zum Osmanischen Reich, bzw. seinem Rechtsnachfolger.

Nach Aufständen durfte kein Metropolit mehr gewählt werden. Erst 1943 wurden Kommunalwahlen abgehalten und 1947 durfte wieder ein Erzbischof (Makarios II.) gewählt werden. 1950 stimmten fast alle Zyperngriechen für den Anschluss an Griechenland. Zugleich nahm die Abwanderung der Türken aus griechischen Dörfern und umgekehrt, die der Griechen aus türkischen Dörfern, zu, wobei innerhalb der Städte eine Ghettoisierung stattfand. In den sechs Städten und in 278 der 620 Dörfer lebten 1960 Türken, in 121 stellten sie mehr als 95 % der Bevölkerung; in diesen Dörfern lebten 64 % der Türken.[114] Auf dem Karpas konzentrierte sich die türkische Bevölkerung 1960 zwar in einigen griechischen Dörfern, wie Agios Andronikos/Yeşilköy mit seinen 434 türkischen Bewohnern und 771 griechischen, oder in Komi/Büyükkonuk (289/654), Eptakomi (233/738), Lythragkomi/Boltaşlı (105/170) oder Monarga/Boğaztepe (57/18), jedoch lebten sie zunehmend in beinahe oder gänzlich von Türken bewohnten Orten wie Mehmetçik/Galatia, wo 1270 Türken lebten, Kaleburnu (836) oder Platanissos/Balalan (386).

Mit der britischen Kolonialherrschaft etablierte sich auf der Insel wie auf der Karpas-Halbinsel langsam ein neuer Wirtschaftszweig, der Tourismus. 1895 hatte Camille Enlart die Burg Kantara untersucht, 1914 begann die Restaurierung der Anlage, die für Besucher geöffnet werden sollte.[115] 1934 stellte ein Gesetz die Küsten des Karpas unter Schutz, vor allem, um die Bebauung zu verhindern. Im nächsten Jahr folgte ein Gesetz zum Schutz historischer Gebäude und 1938 eines zur Wiederbelebung der ländlichen Gebiete. 1946 wurde die noch heute bestehende Regelung geschaffen, nach der Staatsland, das von Individuen erworben worden war, in deren Hand blieb, ungenutztes Land hingegen ging in staatliche Hand über.[116]

Die bereits unter den Osmanen hochentwickelte Seidenproduktion war besonders um Kythraea von höchster Qualität, Baumwolle wurde dort genauso angebaut, wie in den umgebenden Dörfern „Dali, Nisson, Solea, Karavas and Lapithos“, wie das Cyprus Agricultural Journal von 1906 berichtet.[117]

Zugleich ging der Analphabetismus, der bei den griechischen und türkischen Zyprern verschieden hoch lag, von 1946 bis 1960 erheblich zurück. Lag er bei den beiden Volksgruppen 1946 noch bei 42 und 55 %, so sank er binnen 14 Jahren auf 30 bzw. 38 %.[118]

Unabhängigkeit Zyperns, Bürgerkrieg

Die britische Kolonie Zypern wurde am 16. August 1960 auf Grund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig. Die griechisch- und türkischsprachigen Volksgruppen waren gleichberechtigt. Zum ersten Staatspräsidenten wurde Erzbischof Makarios III. gewählt. Eine Verfassungsänderung, die die Gleichberechtigung der Volksgruppen gefährdete, führte zu heftigen Spannungen. Dabei flohen knapp 100.000 türkische Zyprer vorrangig nach Großbritannien - heute leben dort mehr türkische Zyprer als auf Zypern -, auf griechischer Seite waren es 165.000.[119]

UN-Lager zwischen Limassol und Larnaka, 1969

Der Bürgerkrieg wurde durch die Entsendung von UN-Truppen - im Juni 1964 waren es 6.238 Soldaten - beendet und am 10. August 1964 ein Waffenstillstand geschlossen. Fast hundert türkische Dörfer waren zeitweilig evakuiert worden, man zählte 25.000 Flüchtlinge, die Griechen verließen Lefka und Ambelikou. Bereits im März 1964 waren die Armenier aus der Altstadt von Nikosia vertrieben worden.[120] Insgesamt wurden 270 Moscheen, Schreine und andere Gotteshäuser geschändet.[121]

1968 zählte man auf der Insel 114.518 Türken, was 18,4 % der Bevölkerung entsprach. 1887 hatte man auf der Insel noch erheblich weniger, nämlich 47.926 Türken gezählt.[122] Doch noch lange war das Griechische bei den Türken verbreitet, viele Griechen sprachen auch Türkisch. Dies begann sich ab etwa 1963 zu ändern, als die Sprachgruppen sich hierin deutlicher separierten.[123] Auslöser war die „Blutige Weihnacht von 1963“, in deren Verlauf rund 1000 türkische und mindestens 200 griechische Zyprioten starben.[124]

Die Zugehörigkeit zu den beiden inzwischen als ‚Völker‘ definierten Gruppen hing also lange von Sprache und Religion ab, nicht von einer genetisch-ethnischen Zugehörigkeit. So hatte Kambyli 1847 noch sieben maronitische Familien gezählt, 1901 hatte man 151 Einwohner gezählt, davon waren 141 „Türken“ gewesen, wohl überwiegend zum Islam konvertierte Maroniten. 1881 hatte man 2.454 Muslime griechischer Sprache ermittelt, also 5 % der türkischen Gruppe, 1946 nur noch 1.080 „Türken“, die für gewöhnlich Griechisch sprachen.[125] Noch 1960 erklärten 29 % der Türken, Griechisch als Zweitsprache zu beherrschen.[126] 1970 lebten Türken nicht mehr in 278 der 620 Dörfer Zyperns, sondern nur noch in 140.[127] Dabei stabilisierte sich eine Kette von Enklaven zwischen der Mesaoria-Ebene und dem Karpas bis Galinoporni/Kaleburnu.

Der Karpas hingegen, der am Ostrand dieser Enklavenkette lag, war schon 1960 überwiegend von Griechen bewohnt. Nach dem Zensus des Jahres 1960 verteilten sich die 22.911 Griechen und 5.779 Türken auf die 42 Dörfer des Karpas wie folgt:[128]

Verteilung von Griechen und Türken im Osten Zyperns, 1960
griechischer
Name
türkischer
Name
Griechen Türken
Agia Trias Sipahi 1121
Agialousa (Gialousa) Yeni Erenköy 2537 1
Agios Andronikos Yeşilköy 771 434
Ayios Evstathios Ayistat (Zeybekköy) 90
Agios Iakovos Altınova 365
Agios Ilias Yarköy 422
Agios Symeon Avtepe 333
Agios Theodoros Çayırova 805 23
Akanthou Tatlısu 1507
Bogazi Boğaz 88 2
Davlos Kaplıca 462
Eptakomi Yedikonuk 738 233
Flamoudi Mersinlik 299
Galatia Mehmetçik 1270
Galinoporni Kaleburnu 836
Gastria Kalecik 261
Gerani Turnalar 211
Koilanemos Esenköy 85 12
Koma tou Gialou Kumyalı 854
Komi (Komi Kebir) Büyükkonuk 654 289
Koroveia Kuruova 280
Krideia Kilitkaya 353
Leonarisso Ziyamet 707
Livadia Sazlıköy 191
Lythrangomi (Lythrankomi) Boltaşlı 170 105
Mandres Ağıllar 398
Melanarga Adaçay 175
Monarga Boğaztepe 18 57
Neta Boğaztepe 224
Ovgoros Ergazi 362
Patriki Tuzluca 581
Neta Taşlıca 224
Platanissos Balalan 386
Pervolia tou Trikomou Bahçeler 44
Rizokarpaso Dipkarpaz 3151 2
Sygkrasi Sınırüstü 175 102
Tavrou Pamuklu 311 1
Trikomo Yeni İskele 2188 7
Vasili Gelincik 391
Vokolida Bafra 337
Vothylakas Derince 509
Yialousa Maltepe 2537 1

Flucht der Griechen und Maroniten, Massaker, Zuwanderung aus Anatolien

Agios Philon in Rizokarpaso
Die in eine Moschee umfunktionierte orthodoxe Kirche von Tatlısu, dem früheren Akanthou

1974 stürzte die griechische Militärjunta den Präsidenten und versuchte Zypern an Griechenland anzuschließen. Daraufhin besetzte die Türkei den Norden der Insel einschließlich der Karpas-Halbinsel, die weitgehend abgeriegelt wurde, so dass die griechische Fluchtbewegung sich verlangsamte. Dort lebte 1979 der ganz überwiegende Teil der etwa 1500 Griechen des äußersten Nordens.[129] Rizokarpaso blieb aufgrund dessen die größte griechische Gemeinde des Nordteils der Insel, deren Einwohnerzahl 1975 bei 1.996 lag. Bis Oktober 1976 fiel die dortige Zahl der griechischen Zyprer auf 1.664, im Mai 1980 zählte man nur noch 1.002. 2015 schätzte man ihre Zahl noch auf 250. Insgesamt flohen während der ersten Phase der türkischen Okkupation bis zum 3. August 1974 26.000 Menschen nach Süden, in der zweiten Phase bis zum 22. August waren es weitere 170.000. Aus dem Süden flohen wiederum 40.000 Türken nach Norden.[130] Während der zweiten Phase wurde der Karpas vom übrigen Zypern abgeschnitten.

Als die türkische Armee auf den Karpas zumarschierte, wurden dort am 2. September 1974 Massengräber in drei Orten entdeckt. Das Massaker von Maratha, Santalaris und Aloda an insgesamt 126 Türken[131] war am 14. August 1974 durch Angehörige der radikalen Abspaltung EOKA-B von der EOKA verübt worden, der ‚nationalen Organisation zypriotischer Kämpfer‘.[132] Das Massaker am Westrand des Karpas, das größte Massaker des Bürgerkriegs an türkischen Zyprern, ist bis heute Anlass für einen jährlichen Gedenktag.

Ab 1977 kamen Siedler aus Anatolien in die Region. Sie stammten aus Ağrı, Muş und Bulanık im Osten, dann aus den Distrikten Akkuş, Çarşamba, Akçaabat, Sürmene, Araklı sowie Trabzon und anderen Gebieten am Schwarzen Meer sowie aus der Provinz Adana. Nach der Volkszählung von 2006 hatte Rizokarpaso wieder 1.935 Einwohner.[133] Noch 1999 beklagten sich Griechen und Maroniten bei der UNO, dass die isolierten Angehörigen ihrer Gemeinden auf der Karpas-Halbinsel trotz Intervention der Weltorganisation unter Restriktionen der Bewegungsfreiheit und Verletzungen der Menschenrechte litten.[134]

Über 40 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Zyperns waren bei Kriegsende in türkischer Hand. Dies war vor allem die Mesaoria-Ebene, die Kornkammer Zyperns, dann das Tabak-Anbaugebiet auf dem Karpas sowie das Becken zwischen Morfou und Kyrenia mit seinen Zitrusplantagen.[135]

Türkische Republik Nordzypern (seit 1983)

Minarett in Komi Kebir, 2008

Der Nordteil der Insel bildet seit 1983 die international nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. 162.000 griechische Zyprioten[136] wurden aus dem nun besetzten Teil Zyperns vertrieben oder flohen, eine kleine Minderheit verblieb auf der Halbinsel Karpas, vor allem in Rizokarpaso, ebenso wie einige Maroniten. Daraufhin mussten türkische Inselbewohner ihre Heimat im Süden verlassen.

2004 wurden von der Regierung Beschlüsse zum Schutz der Halbinsel verabschiedet. Schon 1989 hatte sie ein Umweltschutzgesetz beschlossen, dem 2004 ein Kabinettsbeschluss speziell für die Karpas-Halbinsel folgte, deren kulturelle und natürliche Ressourcen geschützt werden sollen; das galt ab Juni 2006 auch für Bafra. Als besonders schützenswert galt dementsprechend der Küstensaum, die Wald- und Agrargebiete einschließlich Flora und Fauna, das Andreas-Kloster, archäologische Fundstätten.[137] Dabei kam es zu erheblichen Konflikten, als etwa die Landstraße zwischen Dipkarpaz und dem Andreas-Kloster verbreitert werden sollte, um die Zufahrt zu einem am Goldenen Strand geplanten Techno-Festival im Osten der Halbinsel zu erleichtern. Umut Akcil, der Leiter des Nationalparks, sah darin eine unmittelbare Bedrohung des Naturerbes des Karpas.[138]

In Rizokarpaso, der größten Ortschaft der Halbinsel, behindern seit 1974 ungeklärte Eigentumsfragen Investitionen ebenso, wie das Nebeneinanderherleben der Griechen und Türken. Die etwa 10 % der Bevölkerung ausmachenden Griechen werden von den Vereinten Nationen aufgrund von Vereinbarungen über den Schutz der Minderheiten partiell alimentiert, was im lokalen griechischen Kaffeehaus geschieht. Die Streusiedlung weist kaum urbanen Charakter auf und wird nur durch die Monumente gegliedert, vor allem die Kirchen Ayios Theodoros und Ayios Sinesious sowie die Erzengel-Michael-Kirche und die Dip-Karpaz-Moschee. Hinzu kommen wenige öffentliche Gebäude und eine Markthalle.[139]

Wirtschaft

Das Agrarland der Insel schrumpft seit geraumer Zeit rapide. Waren 1995 noch 200.500 ha zu verzeichnen, so waren es 2010 nur noch 133.400 ha.[140] Dabei fehlt dem Norden die Möglichkeit, über andere Länder als die Türkei Exporte zu tätigen.

Während in den Ebenen Zyperns vielfach Getreide angebaut wird, gedeihen auf der Karpas-Halbinsel eher Oliven, Wein, Früchte und Nüsse. Allerdings wird im Südwesten des Karpas und dort vor allem in den Ebenen gleichfalls Getreide geerntet. Dabei ist auf der Gesamtinsel 18 % des Landes bewässert (Stand: 2012). Olivenbäume findet man auf der Karpas-Halbinsel vor allem im Südwesten und nahe dem Sankt-Andreas-Kap, wo Wiederaufforstungen mit den ursprünglichen Arten vorgenommen wurden.

Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist inzwischen der Tourismus, dessen Stützpunkte die Gemeinden selbst sein sollen. Dies hängt damit zusammen, dass die Natur noch als relativ unverbraucht gilt und die ländlichen Strukturen als intakt bis traditionell. Jedoch erwies eine Untersuchung aus dem Jahr 2012, dass es zwischen Siedlern und Alteingesessenen erhebliche Differenzen wegen dieses Wirtschaftszweiges gibt, die auf unterschiedliche Interessen zurückgehen.[141] Dabei neigen Einheimische eher zu Formen des Ökotourismus', wie eine Studie zu Büyükkonuk, einem Dorf mit 800 Einwohnern zeigte. Büyükkonuk ist das erste Dorf, das das zuständige Ministerium als Öko-Tourismus-Dorf bezeichnete. In einer ehemaligen Ölmühle arbeiten inzwischen 45 Frauen an traditionellen Stoffen, drei Hostels bestehen, dazu werden Solaranlagen betrieben.[142] Hingegen ist die Dominanz der nichtzyprischen Investoren vor allem beim Bafra-Projekt im äußersten Westen der Halbinsel unverkennbar, wo ein Dutzend Fünf-Sterne-Hotels entstehen soll.[143]

Umwelt

Der Küstensaum der Karpas-Halbinsel unterliegt einem erheblichen Nutzungsdruck durch Ansiedlungen, Verschmutzung, Ölsuche, illegales Bauen, Tourismus und fehlenden Einfluss der Umweltbehörde, der es zudem an Expertise mangelt. Darüber hinaus ist sie dem Tourismusministerium untergeordnet. Ein integriertes Managementsystem des Küstensaums besteht, sieht man von wenigen Ansätzen aus der Zeit vor 1960 ab, nicht, so dass die Küste als vernachlässigt gilt.[144] Allerdings konnte Sarah Elizabeth Harris in ihrer Dissertation nachweisen, dass die britischen Kolonialherren fälschlicherweise glaubten, die Wälder seien unregulierter Gemeinbesitz und seien daher starker Degradation unterworfen. Zudem schlussfolgerten sie unter Unverständnis für die mediterrane Ökologie, dass Hirten und Bauern räumlich voneinander getrennt werden müssten. Intensivierung der Landwirtschaft und von ihrer nördlichen Heimatinsel mitgebrachte Vorstellungen von Waldmanagement, dazu die Idee, die Wälder in imaginierte ursprüngliche Zustände zurückführen zu wollen, führten zu erheblichen Schäden und Unmut. So war Land, das von den Staatswäldern ausgegliedert worden war, grundsätzlich nicht mehr gegen Waldfrevel geschützt, was dazu führte, dass die Survey-Teams alles, was auch nur entfernt nach Wald aussah, als schutzwürdig markierten, selbst dann, wenn dort kein Baum stand (S. 139). So kam es allein 1910 bis 1911 zu 960 Beschwerden wegen dieser Grenzziehungen im Karpas (S. 215). Der Mudir des Karpas musste seinen privaten Besitz zurückverlangen.[145]

Dabei leidet die Region, ähnlich wie Zypern und der gesamte Mittelmeerraum unter zunehmender Trockenheit. Mit mehr als 100 Stauseen[146] weist Zypern die größte Zahl an Dämmen pro Flächeneinheit auf.[147]

Verkehr

Hauptplatz in İskele

2010 existierten elf Verkehrsunternehmen auf der Halbinsel. Öffentliche Verkehrsmittel existieren in Gazimağusa, alle anderen Orte werden von privaten Unternehmen mittels Bus und Dolmuş versorgt. Die Hauptstrecken für den Überlandverkehr sind Gazimağusa-Yeni Erenköy-Dipkarpaz, Lefkoşa-İskele-Yeni Erenköy, Tatlısu-Girne/Lefkoşa und vom Flughafen Ercan zur Bafra-Tourismusregion, wo auch Busse des Flughafens und des Artemis Hotels verkehren.

Bis ins späte 20. Jahrhundert war die Karpas-Halbinsel nur über wenige Landstraßen mit dem übrigen Zypern verbunden. Dazu zählt eine inzwischen verbesserte West-Ost-Verbindung vom Lefkoşa/Ercan-Flugplatz nach İskele, die über Serdarlı und Geçitkale und weiter nach Yeni Erenköy bis nach Dipkarpaz führt. Girne ist mit dieser Hauptachse über die Tatlısu-Büyükkonuk-Straße verbunden. Gazimağusa ist nordwärts mit İskele über eine gut ausgebaute Küstenstraße verbunden, ein Ausbau, der allerdings zu Diskussionen über die Umweltverträglichkeit führte.

Kultur

Umgang mit dem kulturellen Erbe

Während der Süden erhebliche Einnahmen durch den Tourismus generieren konnte, der sich vor allem auf das kulturelle Erbe stützt, wird dieses im Norden stark vernachlässigt. Gleichzeitig sahen die Regierungen lange tatenlos zu, wie das kulturelle Erbe der jeweils anderen Volksgruppe zerstört wurde. So wurden im Norden 133 griechische Kirchen zerstört, 77 in Moscheen umgewandelt, weitere 33 anderen Zwecken zugeführt. Im Süden wiederum sahen die Behörden tatenlos zu, wie Moscheen geplündert wurden. Zwar wurden im Norden Schutzgesetze in den Jahren 1975 und 1994 erlassen, doch die Behörden sind immer noch zu schwach ausgestattet, um vor allem dem Kunstraub Einhalt gebieten zu können. Aus Mitteln der Europäischen Union und der Evkaf, einer gemeinnützigen muslimischen Organisation, wurden erste Restaurierungsprojekte durchgeführt, zunächst in Famagusta. Bereits 1980 kooperierten Restauratoren des Nordens und des Südens. Zwischen 1998 und 2005 investierte die United States Agency for International Development 67 Millionen Dollar in bikommunale Projekte, darunter die Hala Sultan Tekke und das Kloster Apostolos Andreas von Rizokarpaso,[148] ein Projekt, das vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und vom United Nations Office for Project Services unterstützt wurde. 2013 stellte die Türkische Republik Nordzypern 5 Millionen Euro für die Restaurierung des Klosters bereit. Doch auch hier behindern die ungeklärten Eigentumsverhältnisse den Fortgang. Dementsprechend erklärte Erzbischof Chrysostomos II., er sei nicht „Geber“, wie es in einem UN-Dokument hieß, sondern Eigentümer des Klosters.[149]

Bildung

Der einzige Kindergarten befindet sich in İskele.

Auf der Halbinsel besteht, wie auf ganz Zypern, Schulpflicht. Etwa 60 % der Schüler besuchen eine weiterführende Schule, 37 % der über 18-jährigen besuchen eine höhere Schule im Sinne von berufsbezogenen Einrichtungen.

In Kumyalı existiert eine Berufsschule, wo 2010 161 Schüler auf die Bereiche Tourismus, Elektronik, Maschinentechnik, Kraftfahrzeuge, Möbelbau und Dekoration, Informationstechnik und ‚Kindesentwicklung‘ vorbereitet werden. In der Handelsschule von İskele waren 30 Schüler untergebracht. Eine Hochschulausbildung kann als nächstliegender Ausbildungsstätte an der Ostmediterranen Universität von Famagusta absolviert werden.

Museen, Bibliotheken, Brauchtumspflege

Ehemalige orthodoxe Kapelle in Büyükkonuk

In İskele besteht ein Ikonenmuseum in der Kirche Panagia Theotokos (12. Jahrhundert). Die größeren Gemeinden verfügen über eine Bibliothek, wobei der Internetzugang im Jahr 2010 in Dipkarpaz der schlechteste war. Die Dörfer waren nicht ans Internet angeschlossen. In İskele und Yeni Erenköy befinden sich Kulturzentren, in denen vor allem Theateraufführungen stattfinden. In Büyükkonuk entstand zu dieser Zeit das einzige Theater auf der Halbinsel.

Auch findet dort ein internationales Folk- und Tanzfestival statt. Dipkarpaz profitiert vor allem von türkischen und griechischen Traditionen, die sich in der Altstadt niederschlagen. Dazu sind alte Dorfhäuser ab 2000 restauriert worden, bei denen Stil und Baumaterialien auf lokalen Traditionen aufbauen. Hinzu kommt der Karpas-Nationalpark. Außerdem finden in Büyükkonuk und Yeni Erenköy Dorfbasare statt.

Ein eigenes Museum, das die Kulturschätze der seit mehr als zehn Jahrtausenden bewohnten Region darbietet, existiert nicht.

Sport

Alle Kommunen verfügen über Fußball-, einige auch über Basketballplätze. İskele und Yeni Erenköy bieten überdachte Sporthallen und im Distriktzentrum befindet sich ein Tennisplatz. In den stärker von Touristen frequentierten Orten, wie etwa Boğaz oder Bafra, befinden sich weitere Sporteinrichtungen.

Literatur

Archäologie

  • Jeremy Green: Cape Andreas Expedition 1969, Report-Department of Maritime Archaeology, Western Australian Museum, No. 270. online (PDF).
  • Matthew Harpster: The 2008 Maritime Heritage Assessment Survey along the Karpaz Peninsula, Cyprus. In: International Journal of Nautical Archaeology 39 (2010) S. 295–309 (die erste Untersuchung seit Jeremy Green).

Geschichte und Politik, Ethnien

  • Eugen Oberhummer: Karpasia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,2, Stuttgart 1919, Sp. 1996–1999 (Digitalisat).
  • Tønnes Bekker-Nielsen: The roads of the Karpas Peninsula. In: Tønnes Bekker-Nielsen: The Roads of Ancient Cyprus, Museum Tusculanum Press, 2004, S. 159–171.
  • Louis de Mas Latrie: Les comtes de Carpas. In: Bibliotheque de I'Ecole des chartes. Band 41, 1880, S. 388–389.
  • Alexander-Michael Hadjilyra: The Maronites of Cyprus (PDF) o.O., o.J.
  • Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre. In: Revue de géographie de Lyon 46,1 (1971) S. 5–56. (online)
  • Karpaz area. Local Development Strategy, EU Aid Programme for the Turkish Cypriot Communitiy, Nicosia, 14. Dezember 2010.
  • Pınar Uluçay: A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective, Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013. online (PDF).

Monumente, Architektur

  • Jutta Dresken-Weiland: Die Kirche "Agia Solomoni" bei Komi tou Gialou: Wandmalerei auf Zypern aus der Zeit des Bildersturms. In: Sabine Rogge, Marie-Elisabeth Mitsou, Johannes G. Deckers (Hrsg.): Beiträge zur Kulturgeschichte Zyperns von der Spätantike bis zur Neuzeit. Symposium, München, 12.-13. Juli 2002, Waxmann, 2005, S. 41–63.
  • Marko Kiessel, Asu Tozan: Orthodox Church Architecture in the northern disctricts of Cyprus from the mid-19th century to 1974. In: Prostor 22,2 (2014) S. 161–173. online (PDF).
  • Şebnem Önal Hoşkara, Naciye Doratlı: A Critical Evaluation of the Issue of Conservation of Cultural Heritage in North Cyprus. In: Cyprus Review 24,1 (2012) S. 849–872. online (PDF)

Flora und Fauna

  • Şaban Güvenç, Şule Öztürk: Lichens in the North-East regions of Cyprus. In: Journal of Botanical Taxonomy and Geobotany 110,5-6 (1999) 455–463.
  • Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies. In: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130.

Anmerkungen

  1. Eugen Oberhummer: Karpasia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,2, Stuttgart 1919, Sp. 1996–1999.
  2. Dies und das Folgende nach Karpaz area. Local Development Strategy, Nicosia 2010, hier: S. 5.
  3. Ioannis Nikolaou Vogiatzakis, Gloria Pungetti, Antoinette M. Mannion (Hrsg.): Mediterranean Island Landscapes. Natural and Cultural Approaches, Springer Science & Business Media, 2008, Tab. 4.4, S. 69.
  4. A. H. F. Robertson, T. C. Kinnaird: Structural development of the central Kyrenia Range (north Cyprus) in its regional setting in the eastern Mediterranean region. In: International Journal of Earth Sciences 105,1 (2016) 417-437.
  5. So definiert in der Encyclopedia Britannica.
  6. Ioannis Panayides: Cyprus. In: Rosemary G. Gillespie, D. A. Clague (Hrsg.): Encyclopedia of Islands, University of California Press, 2009, S. 212.
  7. Zomenia Zomeni, Adriana Bruggeman: Soil Resources of Cyprus. In: Yusuf Yigini, Panos Panagos, Luca Montanarella (Hrsg.): Soil Resources of Mediterranean and Caucasus Countries Extension of the European Soil Database, European Commission Joint Research Centre Institute for Environment and Sustainability, 2013, S. 40 online (PDF).
  8. Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies. In: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130, hier: S. 72.
  9. E. Galili, M. Şevketoğlu, A. Salamon, D. Zviely, H. K. Mienis, B. Rosen, S. Moshkovitz: Late Quaternary beach deposits and archaeological relicts on the coasts of Cyprus, and the possible implications of sea-level changes and tectonics on the early populations. In: Geological Society, London, Special Publications, 411 (2016) 179-218.
  10. Karpaz area. Local Development Strategy, Nicosia 2010, S. 5.
  11. Sarah Elizabeth Harris: Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960, University of Texas at Austin, 2007, S. 343.
  12. Petr Benda, Vladimír Hanák, Ivan Horáček, Pavel Hulva, Radek Lučak, Manuel Ruedi: Bats (Mammalia: Chiroptera) of the Eastern Mediterranean. Part 5. Bat fauna of Cyprus: review of records with confirmationofsixspeciesnew for the island and description of a new subspecies. In: Acta Soc. Zool. Bohem. 71 (2007) 71–130, hier: S. 72.
  13. Peter Boye, Bärbel Pott-Dorfer, Karsten Dörfer, Andreas Demetropoulos: New records of bats (Chiroptera) from Cyprus and notes on their biology. In: Myotis 28 (1990) 93–100.
  14. Richard G. Hamrick, Tahir Pirgalioglu, Serife Gunduz, John P. Carroll: Feral donkey Equus asinus populations on the Karpaz peninsula, Cyprus, in: European Journal of Wildlife Research 51 (2005) 108-116.
  15. Sonja Kastilan: Schildkröten in Nordzypern. Hinter dem Gartenzaun am Strand. In: Frankfurter Allgemeine Wissen, 10. September 2012.
  16. Dies und das Folgende nach Salih Gucel, Costas Kadis, Özge Özden, Iris Charalambidou, Conor Linstead, Wayne Fuller, Constantinos Kounniams, Minir Öztürk:: Assessment of biodiversity differences between natural and artificial wetlands in Cyprus. In: Pak. J. Bot 44 (2012) S. 213–224, Special Issue, insbes. S. 217 (Tabelle) online (PDF).
  17. S. Açik, G. V. Murina, M. E. Çinar, Z. Ergen: Sipunculans from the coast of northern Cyprus (eastern Mediterranean Sea) (PDF) in Zootaxa 1077 (2005) S. 1–23.
  18. Karpaz area. Local Development Strategy, Nicosia 2010, hier: S. 5.
  19. Karpaz area. Local Development Strategy, Nicosia 2010, S. 6–8.
  20. Karpaz area. Local Development Strategy, Nicosia 2010, S. 9.
  21. S. O. Held: Colonization cycles on Cyprus 1: The biogeographic and paleontological foundations of early prehistoric settlement. Reports of the Department of Antiquities, Cyprus (Nicosia) (1989) 7–28.
  22. Müge Şevketoğlu: Early Settlements and Precurement of Raw Materials - New Evidence Based on Research at Akanthou-Arkosykos (Tatlısu-Çiftlikdüzü), Northern Cyprus. In: Türkiye Bilimler Akademisi arkeoloji dergisi 11 (2008) 63–72.
  23. Alain Le Brun: Cap Andreas – Kastros (Chypre). Quelques résultats de la campagne de 1973. In: Paléorient. Band 3, Heft 1. 1975, S. 305–310.
  24. Ceramic Neolithic (Sotira culture) - 4,500 - 4,000 BC .
  25. Müge Şevketogl̆u: Archaeological field survey of the Neolithic and Chalcolithic settlement sites in Kyrenia District, North Cyprus. Systematic surface collection and the interpretation of artefact scatters, J. and E. Hedges, Oxford 2000, S. 116.
  26. Maria Iacovou: Historically Elusive and Internally Fragile Island Polities: The Intricacies of Cyprus's Political Geography in the Iron Age. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 370 (November 2013), S. 15-47, hier: S. 15.
  27. Paul Åström: Excavations at Kalopsidha and Ayios Iakovos in Cyprus. P. Åström, Lund 1966.
  28. Selma M. S. Al-Radi: Phlamoudhi Vounari. A Sanctuary Site in Cyprus (= Studies in Mediterranean Archaeology. Band 65). P. Åströms Förlag, Göteborg 1983; Mara T. Horowitz: Phlamoudi Vounari: A Multi-function site in Cyprus. In: Joanna S. Smith (Hrsg.): Views from Phlamoudhi, Cyprus (= Annual of the American School of Oriental Research. Band 63). Boston (MA) 2008, S. 69–85.
  29. Gordon Campbell: The Grove Encyclopedia of Classical Art and Architecture, Oxford University Press, 2007, S. 348.
  30. Claudia Glatz: Plain Pottery Traditions of the Eastern Mediterranean and Near East. Production, Use, and Social Significance, Left Coast Press, 2015, S. 121, 123.
  31. Claudia Glatz: Plain Pottery Traditions of the Eastern Mediterranean and Near East. Production, Use, and Social Significance, Left Coast Press, 2015, S. 129.
  32. A. Bernard Knapp: The Archaeology of Cyprus. From Earliest Prehistory Through the Bronze Age, Cambridge University Press, 2013, S. 474; Trudy Ring, Robert M. Salkin, Sharon La Boda (Hrsg.): International Dictionary of Historic Places, Bd. 3: Southern Europe, Taylor & Francis, 1995, S. 146.
  33. „les villes de la péninsule du Karpass ne semblent pas avoir été protégées par une enceinte“ (‚die Städte der Karpas-Halbinsel scheinen nicht von einer Mauer geschützt gewesen zu sein‘) nahm noch Claire Balandier an: La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.). In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S 183.
  34. Chelones, Cyprus. In: Richard Stillwell, William L. MacDonald, Marian Holland McAllister, Stillwell, Richard, MacDonald, William L., McAlister, Marian Holland (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites (online); aufgegeben nach den ersten Plünderungsfahrten der Sarazenen von 647.
  35. Claire Balandier: Fortifications and defense in Cyprus from the Archaic to the Hellenistic period (online).
  36. Velleius Paterculus, Historia Romana 1,1,1; Strabon 14,6,3.
  37. Hellanikos bei Stephanos von Byzanz s. v. Καρπασία
  38. Claire Balandier: La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.). In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 190 f.
  39. Nonnos, Dionysaika 13,452.
  40. Diodor 20,47,2.
  41. Claire Balandier: La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.). In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S 195 f.
  42. Terence Bruce Mitford, K. Nikolaou: An Inscription from Karpasia in Cyprus. In: Journal of Hellenic Studies. Band 77/2, 1957, S. 313–314. Die Inschrift wurde durch den Archäologiestudenten K. Nikolaou 200 m südwestlich der Kirche Agios Phílon entdeckt, die wiederum 3 km nördlich von Rizokarpaso lag, im ehemaligen Zentrum Karpasias.
  43. Agios Philon
  44. Terence Bruce Mitford: Further Contributions to the Epigraphy of Cyprus. In: American Journal of Archaeology. Band 65/2, 1961, S. 93.
  45. Strabon 14,6,3.
  46. Kyriakos Nicolaou: Chelones Cyprus. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  47. Strabon, Geographika 15,682.
  48. Terence Bruce Mitford: Further Contributions to the Epigraphy of Cyprus. In: American Journal of Archaeology 65/2 (1961) 93-151, hier: S. 125.
  49. SEG 20,317
  50. Roger S. Bagnall: The Administration of the Ptolemaic Possessions Outside Egypt. Brill, Leiden 1976, S. 74.
  51. Eugen Oberhummer: Karpasia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,2, Stuttgart 1919, Sp. 1996–1999.
  52. Claire Balandier: La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.). In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 200.
  53. Claire Balandier: La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.). In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 203.
  54. Claire Balandier: La défense des territoires à Chypre de l'époque archaïque aux invasions arabes (VIIIe s. av. n.è. - VIIe s. de n.è.). In: Dialogues d'Histoire Ancienne 28,1 (2002) 175-206, hier: S. 203 f.
  55. Lexikon des Mittelalters 9, Stuttgart 1999, S. 738.
  56. Dieser Angriff ist durch eine Inschrift des Jahres 655 in der wiederhergestellten Basilika von Soloi belegt, betraf also den Norden der Insel. Die Inschrift berichtet von 120.000 Gefangenen für das Jahr 649 und für 650 noch einmal von 50.000 (Anthony Bryer, G. S. Georghallides: The Sweet Land of Cyprus. Papers given at the twenty-fifth jubilee Spring Symposium of Byzantine Studies, Birmingham, March 1991, Cyprus Research Centre, 1993, S. 10).
  57. Zweifel am Charakter eines Kondominiums äußerte u. a. Michael A. Köhler: Allianzen und Verträge zwischen fränkischen und islamischen Herrschern im Vorderen Orient. Eine Studie über das zwischenstaatliche Zusammenleben vom 12. bis ins 13. Jahrhundert, de Gruyter, 1991, S. 423, dazu Anm. 190. Kondominien waren zwischen den Kreuzfahrer- und den muslimischen Staaten vom frühen 12. Jahrhundert bis 1285 gängige Praxis.
  58. A. H. S. Megaw: Byzantine architecture and decoration in Cyprus. Metropolitan or provincial? In: Dumbarton Oaks Papers. Band 28, 1974, S. 79.
  59. Farid Mirbagheri: Historical Dictionary of Cyprus, Scarecrow, 2009, S. 108.
  60. Nicolas Morelle: The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara. In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 296.
  61. Nicolas Morelle: The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara. In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 293 und 296 (online, PDF).
  62. Moshe Gil: A History of Palestine, 634-1099, Cambridge University Press, 1997, S. 408.
  63. Dieter Reinsch (Hrsg.): Anna Komnene. Alexias, Walter de Gruyter, 2001, S. 296-298.
  64. Lexikon des Mittelalters 9, Stuttgart 1999, Sp. 740.
  65. Peter Schreiner: Manasses, Konstantinos. In: Lexikon des Mittelalters VI, Sp. 184.
  66. Chares Demetriou: Big Structures, Social Boundaries, and Identity in Cyprus, 1400–1700. In: American Behavioral Scientist, Band 51, 2008, S. 1481.
  67. Catia Galatariotou: The Making of a Saint. The Life, Times and Sanctification of Neophytos the Recluse, Cambridge University Press, 2004, S. 235.
  68. Zum Verhältnis von Orthodoxen und Lateinern in der Lusignan-Zeit vgl. Miltiades B. Efthimiou: Greeks and Latins on Cyprus in the Thirteenth Century, Hellenic College Press, 1987.
  69. William M. Johnston, Christopher Kleinhenz (Hrsg.): Encyclopedia of Monasticism, Fitzroy Dearborn, 2000 und Routledge, 2015, S. 348.
  70. Nicolas Morelle: The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara. In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 296 und Peter W. Edbury: The Kingdom of Cyprus and the Crusades 1191-1374, Cambridge University PressS. 61.
  71. Ian Robertson: Cyprus, Benn, London 1981, S. 153.
  72. Rosella Dorigo: Literary innovation in modern Arabic literature. Schools and journals : proceedings of the IV Emtar Congress (Venice 21-24 April 1999), Herder, 2000, S. 223.
  73. Archdale King: The Rites of Eastern Christendom, Gorgias Press, 2007, S. 225.
  74. „The Maronites were not only concentrated in Famagusta, and in fact their primary settlements were in the Kyrenia Mountains and the Karpas Peninsula“, zitiert nach Andrekos Varnava: The Maronite Community of Cyprus: Past, Present and Future, in: Maronite daily, 24. September 2007. Das Folgende nach diesem Beitrag.
  75. Eugen Oberhummer: Karpasia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,2, Stuttgart 1919, Sp. 1996–1999.
  76. K. Scott Parker: Peter I de Lusignan, the Crusade of 1365, and the Oriental Christians of Cyprus and the Mamluk Sultanate. In: Sabine Rogge, Michael Grünbart (Hrsg.): Medieval Cyprus. A Place of Cultural Encounter, Waxmann, 2015, S. 53-71, hier: S. 55.
  77. Heinrich Kretschmayr: Geschichte von Venedig, Bd. 2, Gotha 1920, S. 451.
  78. Eric Solsten: Cyprus, a country study, Library of Congress, 1996, S. 17.
  79. Nicolas Morelle: The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara. In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 300.
  80. Bibliotheque de l'école des chartes revue d'érudition consacrée spécialement a l'étude du moyen-age, Bd. 41, Librairie Droz, Paris 1880, S. 388-390.
  81. Louis de Mas Latrie: Les comtes du Carpas. In: Bibliothèque de l'école des chartes 41,1 (1880) 375-392, hier: S. 376 und 378 (online). Der Ausschluss seiner Kinder erfolgte „pro perfidia qua contra nos usus est Johannes Petrus“ (zitiert nach Ders., S. 389.)
  82. Dies und das Folgende nach George Hill: A History of Cyprus, Band 4, Cambridge University Press 2010, S. 1ff.
  83. Euphrosyne Rizopoulou Egoumenidou: Traditional Craftsmen in Cyprus during the Period of Ottoman Rule through Lists of Property of Decreased Persons. In: Michalis N. Michael, Matthias Kappler, Eftihios Gavrielhier (Hg.): Ottoman Cyprus. A Collection of Studies on History and Culture, Otto Harrassowitz, 2009, S. 231-258, hier: S. 233 f.
  84. Hikmet Özdemir: Ottoman Administration in Cyprus. In: The Journal of Ottoman Studies 20 (2000) 119-142, hier: S. 122 f.
  85. Hikmet Özdemir: Ottoman Administration in Cyprus. In: The Journal of Ottoman Studies 20 (2000) 119-142, hier: S. 124.
  86. Ronald Jennings: Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640, NYU Press, 1993, S. 192 f.
  87. Ronald Jennings: Christians and Muslims in Ottoman Cyprus and the Mediterranean World, 1571-1640, NYU Press, 1993, S. 262.
  88. George Hill: A History of Cyprus, Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 11f., Anm. 6.
  89. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon 46,1 (1971) 5-56, hier: 17.
  90. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat, Oldenbourg, München 2008, S. 66.
  91. George Hill: A History of Cyprus, Band 4, Cambridge University Press, 2010, S. 80f.
  92. George Hill: A History of Cyprus, Cambridge University Press, 2010, S. 86 f.
  93. George Hill: A History of Cyprus, Cambridge University Press, 2010, S. 110.
  94. C. F. Beckingham: The Turks of Cyprus. In: Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland 87,2 (1957) 173.
  95. Gözde Pırlanta: Hellenistic, Byzantine and Gothic Influences in Orthodox Churches Located in North Cyprus, thesis, Eastern Mediterranean University, Institute of Graduate Studies and Research, Dept. of Architecture, Famagusta 2014.
  96. George Hill: A History of Cyprus, Cambridge University Press, 2010, S. 162.
  97. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Erzbischof der Jahre 1840 bis 1849.
  98. George Hill: A History of Cyprus, Cambridge University Press, 2010, S. 164-166.
  99. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 17.
  100. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat, Oldenbourg, München 2008, S. Tabelle 8, S. 234, hier: S. 235.
  101. Hans A. Pohlsander: Sources for the Memory of Cyprus. German texts: Turkish period (after 1800), Greece and Cyprus Research Center, 2006, S. 262.
  102. Dies und das Folgende nach: Sarah Elizabeth Harris: Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960, University of Texas at Austin, 2007, S. 349.
  103. Dies und das Folgende nach: Sarah Elizabeth Harris: Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960, University of Texas at Austin, 2007, S. 371-373.
  104. George Hill: A History of Cyprus, Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 263f. Vgl. Lang: 'Reminiscences - archaeological research in Cyprus', in: Blackwood's Edinburgh Magazine 177 (1905) 622-639.
  105. George Hill: A History of Cyprus, Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 262.
  106. Cyprus 1878. The journal of Sir Garnet Wolseley, Cultural Centre of the Cyprus Popular Bank, 1992, S. 80.
  107. George Hill: A History of Cyprus, Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 608.
  108. George Hill: A History of Cyprus, Bd. 4, Cambridge University Press, 2010, S. 607.
  109. Elizabeth Goring: A mischievous pastime. Digging in Cyprus in the nineteenth century : with a catalogue of the exhibition 'Aphrodite's Island: Art and Archaeology of Ancient Cyprus' held in the Royal Museum of Scotland, Edinburgh from 14 April to 4 September 1988, National Museums of Scotland in Verbindung mit der Bank of Cyprus Cultural Foundation, 1988, S. 57.
  110. American Journal of Archaeology and of the History of the Fine Arts 4 (1889), S. 88.
  111. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: Tab. 19, S. 21.
  112. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 19.
  113. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 35.
  114. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 36.
  115. Nicolas Morelle: The Castle of Kantara - a key to the evolution of active defence in the 13th century between the Eastern and the Western Worlds Nicolas Morelle The Castle of Kantara. In: The Castle Studies Group journal, Castle Studies Group, 2014, S. 292-318, hier: S. 300.
  116. Pınar Uluçay: A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective, Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013, S. 118.
  117. Cyprus Agricultural Journal. A Quarterly Review of the Agriculture and Industry of Cyprus, Bde 1-6 (1906), S. 78. Allerdings fehlte es an Facharbeitern, um die Weiterverarbeitung auf konkurrenzfähigem Niveau zu gewährleisten (S. 561).
  118. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 51f.
  119. Zypern - Die Parameter des Problems und der Lösung. Griechische Botschaft Berlin und Ankara hofft auf neue Zypern-Verhandlungen. In: Spiegel Online, 12. Dezember 2006.
  120. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 39.
  121. Michael Stephen: Why is Cyprus devided?, Bericht an das britische Parlament bzw. das Select Committee on Foreign Affairs vom 30. September 2004.
  122. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 7 und 11.
  123. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 11.
  124. Ewiger Krisenherd, in: Die Zeit, Dossier, 2002.
  125. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 15.
  126. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 16.
  127. Emile Y. Kolodny: Une comunauté insulaire en Méditerranée orinentale: les Turcs de Chypre, in: Revue de géographie de Lyon Année 46,1 (1971) 5-56, hier: S. 49.
  128. Routes of Displacement and Resettlement / Famagusta.
  129. Countries of the World and Their Leaders Yearbook, Gale Research Company, 1981, S. 415.
  130. Chapter 1 - Displacement of persons, European Commission of Human Rights - Cyprus v. Turkey - Commission Report, 10 July 1976.
  131. Elizabeth Anne Davis: Archive, Evidence, Memory, Dream: Documentary Films on Cyprus. In: Costas Constandinides, Yiannis Papadakis (Hrsg.): Cypriot Cinemas. Memory, Conflict, and Identity in the Margins of Europe, Bloomsbury Publishing, 2014, S. 31-59, hier: S. 46.
  132. Paul Sant Cassia: Bodies of Evidence: Burial, Memory, and the Recovery of Missing Persons in Cyprus, Berghahn Books, 2005, S. 237.
  133. Rizokarpaso, Internal Displacement in Cyprus, Website des PRIO Cyprus Centre.
  134. Resolution vom 11. Februar 1999.
  135. Jeanette Choisi: Wurzeln und Strukturen des Zypernkonfliktes, 1878 bis 1990. Ideologischer Nationalismus und Machtbehauptung im Kalkül konkurrierender Eliten, Steiner, 1993, S. 346.
  136. Botschaft der Republik Zypern in Berlin.
  137. Pınar Uluçay: A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective, Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013 S. 123 f.
  138. Pınar Uluçay: A critical evaluation of the town planning law of Northern Cyprus in line with the European spatial development perspective, Thesis (Ph.D.) an der Eastern Mediterranean University, Faculty of Architecture, 2013 S. 146.
  139. Archis Interventions Cyprus (PDF).
  140. Zomenia Zomeni, Adriana Bruggeman: Soil Resources of Cyprus. In: Yusuf Yigini, Panos Panagos, Luca Montanarella (Hrsg.): Soil Resources of Mediterranean and Caucasus Countries Extension of the European Soil Database, European Commission Joint Research Centre Institute for Environment and Sustainability, 2013, S. 42.
  141. Für Details vgl. Esra Gunsoy, Kevin Hannam: Conflicting Perspectives of Residents in the Karpaz Region of Northern Cyprus towards Tourism Development. In: Tourism Planning & Development 9,3 (2012) 309-320.
  142. Zuhal Kaynakçı Elinç, Ayşegül Cengiz, Hakan Elinç, İbrahim Şahin: Ecotourism in Büyükkonuk, North Cyprus. In: Inönü University Journal of Art and Design 1 (2011) 277-286.
  143. Murray Stewart, Diana Darke: North Cyprus, Guilford, Connecticut 2015, S. 173.
  144. Sarvenaz Safavi: Sustainable Governance of Coastal Zone – Apathy or Commitment: Evidence from North Cyprus (TRNC), Master of Science in Tourism Management. Thesis, Eastern Mediterranean University, Gazimağusa 2012 online (PDF).
  145. Sarah Elizabeth Harris: Colonial Forestry and Environmental History. British Policies in Cyprus, 1878-1960, University of Texas at Austin, 2007.
  146. Liste der Staudämme auf Zypern (engl. und griech.).
  147. Dies und das Folgende nach Salih Gucel, Costas Kadis, Özge Özden, Iris Charalambidou, Conor Linstead, Wayne Fuller, Constantinos Kounniams, Minir Öztürk:: Assessment of biodiversity differences between natural and artificial wetlands in Cyprus. In: Pak. J. Bot 44 (2012) S. 213–224, Special Issue online (PDF).
  148. John H. Stubbs, Emily G. Makaš: Architectural Conservation in Europe and the Americas, John Wiley & Sons, 2011, Abschnitt Cyprus auf S. 349–354.
  149. “We are not donors – we are owners”: says Archbishop, in: LGC News. Online News for North Cyprus, 11. Januar 2013.