„Turksprachen“ – Versionsunterschied

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== Die Klassifikation der Turksprachen ==
== Die Klassifikation der Turksprachen ==


Wie schon oben erwähnt, erschwert die relativ große Ähnlichkeit und intensive gegenseitige Beeinflussung der Turksprachen die klare Festlegung von Sprachgrenzen und die innere genetische Klassifizierung, was zu sehr verschiedenen Klassifikationsversuchen geführt hat.
Wie schon oben erwähnt, erschwert die relativ große Ähnlichkeit und intensive gegenseitige Beeinflussung der Turksprachen die klare Festlegung von Sprachgrenzen und die innere genetische Klassifizierung, was zu sehr verschiedenen Klassifikationsversuchen geführt hat. Dennoch haben sich heute relativ stabile und gleichartige Klassifizierungen der Turksprachen ergeben, die alle letztlich auf den russischen Linguisten A. Samojlovich (1922) zurückgehen.


Danach bildet das ''Tschuwaschische'' (zusammen mit dem ausgestorbenen Bolgarischen) einen eigenen Zweig, der dem Rest der Familie (Turkisch i.e.S. oder Gemeinturkisch) mit relativ weitem Abstand gegenübersteht. (Vgl. auch Street 1962, Poppe 1965, Miller 1971, Voegelin & Voegelin 1977 u.a.) Einige Forscher hielten das Tschuwaschische gar nicht für eine "richtige" Turksprache, da es sehr stark von allen anderen Turksprachen abweicht. Ein Merkmal dieser Trennung ist die Opposition von finalem tschuw. /-r/ zu gemeinturk. /-z/, zum Beispiel die Finalkonsonanten in
Dennoch haben sich heute relativ stabile und gleichartige Klassifizierungen der Turksprachen ergeben, die fast alle auf den russischen Linguisten A. Samojlovich (1922) zurückgehen.Danach bildet das Tschwaschische (zusammen mit dem ausgestorbenen Bolgarischen) einen eigenen Zweig, der dem Rest der Familie (Turkisch i.e.S.) mit relativ weitem Abstand gegenübersteht. (Einige forscher hielten das Tschuwaschische gar nicht für eine "richtig" Turksprache.) Innrehalb das eigentlichen Turkischen spielt das Chaladsch eine Sonderrolle, wie Doerfer erkannt hat, es ist nicht enger mit dem Aserbaidschanischen verwandt (wie ETHNOLOGUE es noch heute darstellt, sondern bildet einen eigenen Zweig des Turkischen i.e.S. Die übrigen vier Gruppen des Turkischen sind vor allem geographisch gegliedert, wobei nicht die heutigen Siedlungsgebiete gelten, sondern die Frühphase der Turksprachen nach ihren ersten Wanderungen und Siedlungsprozessen. Somit unterscheidet man Kiptschak oder Nordwest-Zentral, Oghus oder Südwest (die größte Gruppe mit den Sprachen Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch, Kashkai), Uighur oder Südost und die sibirischen Turksprachen. Insgesamt ergibt sich folgendes Schema die wichtigsten Sprachen der Unterfamilien sind angegeben):

:tschuw. ''taχar'', aber nogaisch ''toγiz'' "neun"
:tschuw. ''ser'', aber türk. ''yüz'' "hundert"

Das Tschuwaschische wird vor allem im europäischen Teil Russlands östlich von Moskau in der AR Tschuwaschien im großen Wolgabogen von 1 Mio Sprechern gesprochen, weitere Tschwuwaschen gibt es in Tatarstan und Baschkirien (ingesamt 1.8 Mio Sprecher). Die Tschuwaschen sind orthodox, verwenden die kyrillische Schrift, besitzen eigene tschuwaschische Magazine, Zeitungen, Radio- und Fernsehprogramme, 80% sprechen Russisch als Zweitsprache. Sie betrachten sich kulturell und historisch als Nachfolger der Wolga-Bolgaren. (Ob sie tatsächliche deren direkte Nachfahren sind, ist eher fraglich.)

Von den restlichen 'gemeinturkischen' Sprachen weicht das ''Chaladsch'' am stärksten ab. Es ist - nach der heute weitgehend akzeptierten Auffassung G. Doerfers - der einzige noch existente Vertreter des Arghu-Zweiges der Turksprachen, der ebenfalls früh isoliert wurde und dann im Laufe des 13. Jhdt. in der zentraliranischen Provinz auftritt - umgeben von Sprechern des Persischen. (Es ist also nicht näher mit dem Aserbaidschanischen verwandt, wie es in ETHNOLOGUE 2005 klassifiziert wird.) Heute wird Chaladsch von etwa 40 Tsd Menschen in der iranischen Zentralprovinz zwischen Qom und Akar gesprochen und ist nach linguistischen Gesichtspunkten eine der interessantesten Turksprachen im Iran. Die frühe Isolation von anderen Turksprachen und die starke Beeinflussung durch das Persische haben einerseits archaische Merkmale erhalten (z.B. ein Vokalsystem mit drei Quantitäten kurz-mittellang-lang, Beibehaltung des anlautenden /h-/ und des altturkischen Dativsuffixes /-ka/ : chalad. ''häv.kä'' - türk. ''ev.e'' "für das Haus"), andererseits zu verbreiteten Iranismen in Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikon (sogar bei einigen Zahlwörtern) geführt. Die ausführliche Untersuchung des Chaladsch und seine Positionierung innerhalb der Turksprachen verdanken wir vor allem G. Doerfer.

Die übrigen vier Gruppen des Turkischen sind vor allem geographisch gegliedert, wobei für die Einteilung nicht die heutigen Siedlungsgebiete gelten, sondern die Frühphase der Turksprachen nach ihren ersten Wanderungen und Siedlungsprozessen. Somit unterscheidet man Kiptschak oder Nordwest-Zentral, Oghus oder Südwest (die größte Gruppe mit den Sprachen Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch, Kashkai), Uighur oder Südost und die sibirischen Turksprachen.

Insgesamt ergibt sich nach der aktuellen Literatur (z.B. Johanson-Csató, The Turkic Languages 1998) folgendes Klassifikationsschema (mit Sprachen und Sprecherzahlen):


*'''TURKISCH'''
*'''TURKISCH'''
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*****'''TSCHULYM''' Tschulym (0.5 Tsd)
*****'''TSCHULYM''' Tschulym (0.5 Tsd)
***'''ARGHU''' Chaladsch (Khalaj) (42 Tsd)
***'''ARGHU''' Chaladsch (Khalaj) (42 Tsd)


Neben den geographischen gibt es einige traditionelle linguistische Kriterien für die obige Klassifikation:

* Die schon erwähnte tsuchwaschisch-gemeinturkische Opposition /-r/ gegen /-z/ trennt das Oghurische von allen anderen Turksprachen
* Der intervokalische Konsonant im Wort für 'Fuß' trennt die sibirisch-turkischen Sprachen von den anderen Gruppen: tuwa ''adaq'', jakutisch ''ataχ'' gegenüber ''ayaq'' in den anderen Gruppen, allerdings chaladsch ''hadaq''.
* Die oghusischen Sprachen sind von den anderen durch den Verlust des suffix-einleitenden G-Lautes getrennt: ''qalan'' gegenüber ''qalγan'' "zurückgelassen"
* Die Verstummung des suffix-finalen G-Lauts trennt südost- von nordwest-turkisch: uighurisch ''taγliq'' gegenüber tatarisch ''tawlι'' "gebirgig".


== Vergleichende Betrachtung der Turksprachen ==
== Vergleichende Betrachtung der Turksprachen ==

Version vom 21. März 2006, 03:16 Uhr

Die Altaisprachen in Olivgrün

Die Turksprachen bilden eine in Eurasien weit verbreitete Sprachfamilie von rund 40 relativ eng verwandten Sprachen mit etwa 150 Mio. muttersprachlichen Sprechern (bis zu 180 Mio mit Zweitsprechern). Sie bilden eine der Untergruppen der altaischen Sprachen. (Die beiden anderen Untergruppen sind die mongolischen und tungusischen Sprachen.)

Alle Themen, die sich auf die altaischen Sprachen als Gruppe beziehen, sind im Artikel Altaische Sprachen behandelt, insbesondere die Frage, ob die altaischen Sprachen eine genetische Einheit (Sprachfamilie) oder - wie heute eher angenommen - nur einen Sprachbund typologisch verwandter Sprachen bilden.

Hinweis zur Bezeichnung: "turk" und "türk"

In den turkischen Sprachen erfolgt - ähnlich wie auch in anderen Sprachen - keine Unterscheidung zwischen den Wortstämmen "Turk-" und "Türk-". Diese im Deutschen besondere Unterscheidungsmöglichkeit hat den Vorteil, klar zwischen "türkisch" (Adjektiv zu "Türkei" und "Türken") und "turkisch" (bezieht sich auf alle Turksprachen und Turkvölker) zu unterscheiden. (Das Englische verwendet "turkic" für "turkisch" und "turkish" für "türkisch", differenziert also durch die Endung.)

Die turkische Sprachfamilie

Datei:Verbreitungsgebiet der Turkvölker.PNG
Geographische Verbreitung heutiger Turkvölker

Mit insgesamt etwa 40 Sprachen, die von 150 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen werden (bis zu 180 Mio. mit Zweitsprechern), bildet die turkische Sprachfamilie die mit Abstand größte und bedeutendste der drei Untergruppen des Altaischen. Sie ist - nach der Zahl ihrer Sprecher - die siebtgrößte Sprachfamilie weltweit (nach Indogermanisch, Sinotibetisch, Niger-Kongo, Afroasiatisch, Austronesisch und Drawidisch) und besitzt in den nächsten Jahrzehnten noch ein erhebliches Wachstumspotential.

Die meisten turkischen Sprachen sind sich in der Phonologie, Morphologie und Syntax sehr ähnlich, allerdings weichen Tschuwaschisch, Chaladsch und die nordsibirischen Turksprachen nicht unerheblich von den übrigen ab. Zwischen den Sprechern der meisten Turksprachen ist eine partielle wechselseitige Verständigung möglich, vor allem wenn sie zur gleichen Untergruppe gehören (zur Klassifikation vgl. den nächsten Abschnitt). Diese relativ große Ähnlichkeit der Sprachen erschwert die klare Festlegung von Sprachgrenzen, zumal zwischen Nachbarsprachen meist Übergangsdialekte existieren. (Häufig werden diese Grenzen künstlich durch politische Entscheidungen und Zugehörigkeiten gezogen.) Auch die innere genetische Gliederung der Turksprachen ist wegen ihrer Ähnlichkeit und intensiven wechselseitigen Beeinflussung problematisch, was zu sehr verschiedenen Klassifikationsversuchen geführt hat.

Die wichtigsten Turksprachen

Rund dreiviertel aller Turkisch-Sprechenden verwenden eine der drei größten Turksprachen:

  • Türkisch 60 Mio Sprecher, mit Zweitsprechern 70 Mio, vor allem in der Türkei; durch Migration der letzten Jahrzehnte in West- und Mitteleuopa
  • Aserbaidschanisch oder Aseri 30 Mio, mit Zweitsprechern 35 Mio, in Aserbaidschan und Nordwestiran
  • Usbekisch 18 Mio, in Usbekistan, Nordafghanistan, Tadschikistan und Westchina

Weitere Turksprachen mit mehr als einer Millionen Sprecher sind

  • Kasachisch 8 Mio Sprecher, Kasachstan
  • Uighurisch 8 Mio, hauptsächlich in der chinesischen Provinz Xinjiang
  • Turkmenisch 6.5 Mio, Turkmenistan, Nordiran
  • Kirgisisch 3 Mio, Kirgisien, Kasachstan, chines. Turkestan
  • Tschuwaschisch 1.8 Mio, im europäischen Teil Russlands
  • Baschkirisch 1.8 Mio, in der russischen autonomen Region Baschkirien
  • Tatarisch 1.6 Mio, von Zentralrussland bis Westsibirien
  • Kaschkai 1.5 Mio, in den iranischen Provinzen Fars und Chusistan

Gefährdete Turksprachen

Einige Turksprachen sind in ihrer Existenz stark gefährdet, da sie nur noch von wenigen meist älteren Menschen gesprochen werden. Direkt vom Aussterben in den nächsten Jahren bedroht sind das südsibirische Tofa oder Karagassische, das Karaimische in Litauen, das Jüdisch-Krim-Tatarische und das Ili-Turki in Nordwestchina (Ili-Tal). Nur noch einige Tausend Sprecher haben das Aynallu in Iran, das Yugur (Gansu-Provinz) und Ainu (bei Kashgar), beide China, das nordsibirische Dolgan und das südsibirische Tschulymisch, am Tschulym-Fluss nördlich des Altai. Alle andere Turksprachen sind relativ stabil, die großen Turksprachen nehmen in der Zahl ihrer Sprecher zur Zeit alle zu.

Geographische Verbreitung

Wie die gerade genannten Beispiele schon zeigen, sind die turkischen Sprachen über ein riesiges Gebiet in Ost- und Südosteuropa und West-, Zentral- und Nordasien verbreitet. Dieses Gebiet reicht vom Balkan bis nach China, von Zentralpersien bis zum Nordmeer. In rund dreißig Ländern Eurasiens werden eine oder mehrere Turksprachen in nennenswertem Umfang gesprochen, bemerkenswert ist der hohe Anteil Türkischsprechender in Deutschland und im sonstigen Westeuropa aufgrund der Migrationen der letzten Jahrzehnte.

Turkische Nationalsprachen und Offizialsprachen

Turkische Nationalsprachen sind Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch, Kasachisch, Kirgisisch und Usbekisch. Einen besonderen Status als offizielle Regionalsprachen autonomer Republiken oder Provinzen haben darüberhinaus in Russland Tschuwaschisch, Kumykisch, Karatschai-Balkarisch, Tatarisch, Balkirisch, Jakutisch, Chakassisch, Tuwa, Altaisch und in China Uighurisch.



Turksprachen nach Staaten

Turksprachen werden in etwa 30 Staaten Europas und Asiens gesprochen. Die Tabelle zeigt die Verbreitung der Turksprachen in den einzelnen Staaten. Die Sprachen sind nach den Unterfamilien der Turksprachen angeordnet (siehe Klassifikation).

Sprache Sprecherzahl hauptsächlich verbreitet in (mit Sprecherzahlen)
OGHUR    
Tschuwaschisch 1.800.000 Russland (Tschuwaschien ua) 1.8 Mio, Kasachstan 22 Tsd
KIPTSCHAK    
Karaimisch 20-40 Litauen 20, Ukraine <10, Polen <10
Kumykisch 280.000 Russland (Dagestan)
Karatschai-Balkarisch 250.000 Russland (Karatschai-Tscherkessien, Kabardino-Balkarien)
Krim-Tatarisch 500.000 Ukraine 200 Tsd, Usbekistan 190 Tsd, Kirgisien 40 Tsd
Urumisch 100.000 Georgien, Griechenland
Tatarisch 1.600.000 Russland 6 Mio, Usbekistan 470 Tsd, Kasachstan 330 Tsd, Kirgisien 70 Tsd,
Tadschikistan 80 Tsd, Turkmenistan 50 Tsd, Ukraine 90 Tsd, Aserbaidschan 30 Tsd
Baschkirisch 1.800.000 Russland 1.7 Mio, Usbekistan 35 Tsd, Kasachstan 20 Tsd
Nogaisch 70.000 Russland (Nordkaukasus)
Karakalpakisch 400.000 Usbekistan
Kasachisch 8.000.000 Kasachstan 5.5 Mio, China 1 Mio, Usbekistan 800 Tsd, Russl. 650 Tsd, Mongolei 100 Tsd
Kirgisisch 3.000.000 Kirgisien 2.7 Mio, Usbekistan 180 Tsd, China 150 Tsd
OGHUS    
Türkisch 60.000.000 Türkei 55 Mio (S2 65 Mio), Balkan 2.5 Mio, Zypern 180 Tsd, GUS 300 Tsd,
Deutschland 2 Mio, sonst West- und Mitteleuropa 700 Tsd
Gagausisch 330.000 Moldawien 170 Tsd, Balkan 130 Tsd, Ukraine 20 Tsd, Bulgarien 10 Tsd
Aserbaidschanisch 30.000.000 Iran 22 Mio, Aserbaid. 6 Mio, Türkei 500 Tsd, Irak 500 Tsd, Russland 340 Tsd,
Georgien 300 Tsd, Armenien 160 Tsd
Turkmenisch 6.500.000 Turkmenistan 3.5 Mio, Iran 2 Mio, Afghanistan 500 Tsd, Irak 230 Tsd, Usbekistan 230 Tsd
Khorasan-Türkisch 400.000 Iran (Khorasan)
Kaschkai 1.500.000 Iran (Fars, Chusistan)
Aynallu 5.000 Iran (Fars, Chusistan)
Afshar 300.000 Afghanistan (Kabul, Herat), Nordost-Iran
Salar 55.000 China (Qinghay, Gansu)
UIGHUR    
Usbekisch 20.000.000 Usbekistan 16 Mio, Afghanistan 1.5 Mio, Tadschikistan 1 Mio, Kirgisien 650 Tsd,
Kasachstan 350 Tsd, Turkmenistan 300 Tsd
Uighurisch 8.000.000 China (Turkestan) 7.2 Mio, Kirgisien 500 Tsd, Kasachstan 300 Tsd
Yugur 5.000 China (Gansu)
Ainu 3.000 China (Xingjiang)
SIBIRISCH    
Jakutisch 360.000 Russland (AR Jakutien)
Dolganisch 5.000 Russland (AB Dolganen & Nenzen)
Tuwa 200.000 Russland (AR Tuwa) 170 Tsd, Mongolei 30 Tsd
Tofa fast † Russland (AR Tuwa)
Chakassisch 65.000 Russland (AR Chakassien)
Altaisch 50.000 Russland (AR Altai, Region Altai)
Schorisch 10.000 Russland (AR Altai)
Tschulymisch 500 Russland (AR Altai, Nordaltaigebiet)
ARGHU    
Chaladsch 42.000 Iran (Zentralprovinz, zwischen Qom und Arak)

Die Klassifikation der Turksprachen

Wie schon oben erwähnt, erschwert die relativ große Ähnlichkeit und intensive gegenseitige Beeinflussung der Turksprachen die klare Festlegung von Sprachgrenzen und die innere genetische Klassifizierung, was zu sehr verschiedenen Klassifikationsversuchen geführt hat. Dennoch haben sich heute relativ stabile und gleichartige Klassifizierungen der Turksprachen ergeben, die alle letztlich auf den russischen Linguisten A. Samojlovich (1922) zurückgehen.

Danach bildet das Tschuwaschische (zusammen mit dem ausgestorbenen Bolgarischen) einen eigenen Zweig, der dem Rest der Familie (Turkisch i.e.S. oder Gemeinturkisch) mit relativ weitem Abstand gegenübersteht. (Vgl. auch Street 1962, Poppe 1965, Miller 1971, Voegelin & Voegelin 1977 u.a.) Einige Forscher hielten das Tschuwaschische gar nicht für eine "richtige" Turksprache, da es sehr stark von allen anderen Turksprachen abweicht. Ein Merkmal dieser Trennung ist die Opposition von finalem tschuw. /-r/ zu gemeinturk. /-z/, zum Beispiel die Finalkonsonanten in

tschuw. taχar, aber nogaisch toγiz "neun"
tschuw. ser, aber türk. yüz "hundert"

Das Tschuwaschische wird vor allem im europäischen Teil Russlands östlich von Moskau in der AR Tschuwaschien im großen Wolgabogen von 1 Mio Sprechern gesprochen, weitere Tschwuwaschen gibt es in Tatarstan und Baschkirien (ingesamt 1.8 Mio Sprecher). Die Tschuwaschen sind orthodox, verwenden die kyrillische Schrift, besitzen eigene tschuwaschische Magazine, Zeitungen, Radio- und Fernsehprogramme, 80% sprechen Russisch als Zweitsprache. Sie betrachten sich kulturell und historisch als Nachfolger der Wolga-Bolgaren. (Ob sie tatsächliche deren direkte Nachfahren sind, ist eher fraglich.)

Von den restlichen 'gemeinturkischen' Sprachen weicht das Chaladsch am stärksten ab. Es ist - nach der heute weitgehend akzeptierten Auffassung G. Doerfers - der einzige noch existente Vertreter des Arghu-Zweiges der Turksprachen, der ebenfalls früh isoliert wurde und dann im Laufe des 13. Jhdt. in der zentraliranischen Provinz auftritt - umgeben von Sprechern des Persischen. (Es ist also nicht näher mit dem Aserbaidschanischen verwandt, wie es in ETHNOLOGUE 2005 klassifiziert wird.) Heute wird Chaladsch von etwa 40 Tsd Menschen in der iranischen Zentralprovinz zwischen Qom und Akar gesprochen und ist nach linguistischen Gesichtspunkten eine der interessantesten Turksprachen im Iran. Die frühe Isolation von anderen Turksprachen und die starke Beeinflussung durch das Persische haben einerseits archaische Merkmale erhalten (z.B. ein Vokalsystem mit drei Quantitäten kurz-mittellang-lang, Beibehaltung des anlautenden /h-/ und des altturkischen Dativsuffixes /-ka/ : chalad. häv.kä - türk. ev.e "für das Haus"), andererseits zu verbreiteten Iranismen in Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikon (sogar bei einigen Zahlwörtern) geführt. Die ausführliche Untersuchung des Chaladsch und seine Positionierung innerhalb der Turksprachen verdanken wir vor allem G. Doerfer.

Die übrigen vier Gruppen des Turkischen sind vor allem geographisch gegliedert, wobei für die Einteilung nicht die heutigen Siedlungsgebiete gelten, sondern die Frühphase der Turksprachen nach ihren ersten Wanderungen und Siedlungsprozessen. Somit unterscheidet man Kiptschak oder Nordwest-Zentral, Oghus oder Südwest (die größte Gruppe mit den Sprachen Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch, Kashkai), Uighur oder Südost und die sibirischen Turksprachen.

Insgesamt ergibt sich nach der aktuellen Literatur (z.B. Johanson-Csató, The Turkic Languages 1998) folgendes Klassifikationsschema (mit Sprachen und Sprecherzahlen):

  • TURKISCH
    • OGHUR (BOLGARISCH)
      • Bolgarisch †, Tschuwaschisch (1.8 Mio)
    • TURKISCH ieS
      • KIPTSCHAK (NW-ZENTRAL)
        • WEST Krim-Tatarisch (500 Tsd), Kumykisch (280 Tsd), Karatschai-Balkarisch (250 Tsd), Karaimisch (†)
        • NORD Tatarisch (1.6 Mio), Baschkirisch (1.8 Mio), Kumanisch †
        • SÜD Kasachisch 8 Mio), Kirgisisch (3 Mio), Karakalpakisch (400 Tsd), Nogaisch (70 Tsd)
      • OGHUS (SÜDWEST)
        • WEST Türkisch (60 Mio, S2 70 Mio), Aserbaidschanisch (30 Mio, S2 35 Mio), Gagausisch (330 Tsd)
        • OST Turkmenisch (6.5 Mio), Khorasan-Türkisch (400 Tsd ?)
        • SÜD Kaschkai (1.5 Mio), Afshar (300 Tsd), Aynallu (5 Tsd), Sonkor (?)
        • SALAR Salar (60 Tsd)
      • UIGHUR (SÜDOST)
        • TSCHAGATAI Tschagatai †
        • WEST Usbekisch (18 Mio)
        • OST
          • Alt-Turkisch † (mit Orchon-Kök, Jenissej-Kök, Alt-Uighurisch, Karachanidisch)
          • Uighurisch (8 Mio)
          • Yugur (5 Tsd), Aynu (Ainu) (3 Tsd), Ili Turki (0.1 Tsd)
      • SIBIRISCH (NORDOST)
        • NORD
          • Jakutisch (360 Tsd), Dolganisch (5 Tsd)
        • SÜD
          • Jenissei Chakassisch (65 Tsd), Schorisch (10 Tsd)
          • SAJAN Tuwa (200 Tsd), Tofa (Karagassisch) (†)
          • ALTAI Altaisch (50 Tsd) (mit Oirot; Tuba, Qumanda, Qu; Teleut, Telengit)
          • TSCHULYM Tschulym (0.5 Tsd)
      • ARGHU Chaladsch (Khalaj) (42 Tsd)


Neben den geographischen gibt es einige traditionelle linguistische Kriterien für die obige Klassifikation:

  • Die schon erwähnte tsuchwaschisch-gemeinturkische Opposition /-r/ gegen /-z/ trennt das Oghurische von allen anderen Turksprachen
  • Der intervokalische Konsonant im Wort für 'Fuß' trennt die sibirisch-turkischen Sprachen von den anderen Gruppen: tuwa adaq, jakutisch ataχ gegenüber ayaq in den anderen Gruppen, allerdings chaladsch hadaq.
  • Die oghusischen Sprachen sind von den anderen durch den Verlust des suffix-einleitenden G-Lautes getrennt: qalan gegenüber qalγan "zurückgelassen"
  • Die Verstummung des suffix-finalen G-Lauts trennt südost- von nordwest-turkisch: uighurisch taγliq gegenüber tatarisch tawlι "gebirgig".

Vergleichende Betrachtung der Turksprachen

Gegenüberstellung der wichtigster Turksprachen mit dem Alttürkischen
Deutsch Alttürkisch Türkisch Türkmenisch Tatarisch Kasachisch Usbekisch Uigurisch
Mutter ana anne ene ana ana ona ana
Nase burun burun burun boryn murιn burun burun
Arm qol kol qol kul qol qo'l kol
Straße jol yol jo:l jul zhol yo'l yol
fett semiz semiz semiz simyz semiz semiz semiz
Erde topraq toprak topraq tufrak topιraq tuproq tupraq
Blut qan kan ga:n kan qan qon qan
Asche kül kül kül köl kül kul kül
Wasser suv su suv syw suw suv su
weiß aq ak a:q ak aq oq aq
schwarz qara kara gara kara qara qora qara
rot qyzyl kιzιl qyzyl kyzyl qιzιl qizil qizil
blau kök gök gö:k kük kök ko'k kök


Gegenüberstellung der wichtigsten Turksprachen
Deutsch Türkisch Aserbaidschanisch Turkmenisch Tatarisch Kasachisch Kirgisisch Usbekisch Uigurisch
"Welche Wörter gibt es für die Schritte eines Pferdes?" Atın yürüyüşleri için hangi sözcükler var? Atın yerişi üçün hansı sözler var? Atın yörişleri barada ne hili sözler bar? Atnıng yürişleri turında nindi süzler bar? Atıng cürisin sıypattaytın kanday sözder bar? Attım cürüşü cönündö kanday atayın terimder bar? Atnıng yurişleri üçün kanday sözler bar? Atnıng mengiş ve yürügişliri toğısında kandak atamlarılar bar?

Aufgrund der langen Trennung von den anderen Turksprachen haben sie einen „Sonderweg“ eingeschlagen. Diese Sprachen sind Saqa-Jakutisch und Tschuwaschisch.

Gegenüberstellung Saqa-Jakutisch und Türkisch
Deutsch Jakutisch Türkisch Deutsch Jakutisch Türkisch
Mund ayak ağız Bein but bacak*
Nase burun burun Zunge dıl dil
Freund cöge dost Hand eli el
Auge karak göz Fuß atak ayak
Kopf bas baş Zeitschrift nada dergi
Lippe uval dudak Mann toyon erkek

* Für den oberen Teil des Beins wird auch in der türkischen Sprache das Wort but benutzt. Auch gibt es das Wort ayak für „Bein/Fuß“ im Türkischen.

Das Jakutische weicht vom Grundwortschatz her bereits stark vom eigentlichen Türkischen ab. Unterschiedlich sind ferner Wortstellung und Satzbau. In dieser Hinsicht haben sich die Jakuten mehr den Tungusen und Mongolen angeglichen. Außerdem fehlen alle Fremdwörter persisch-arabischen Ursprungs, die vor allem das Türkei-Türkische auszeichnen.

Die andere Sprache, das Tschuwaschische, hat sich fast gänzlich von der türkischen Wurzel entfernt. Ein türkischer Muttersprachler wird in dieser Sprache kaum noch eine Verwandtschaft feststellen – für einen Laien ist dies gänzlich unmöglich:

Chulcha’ sarsa tike’slnne’ jyvachsem parhatarla’ syvla’mpa cha’va’nna’ hychcha’n cha’ma’pa’n va’shlatsa ireken chilpe sha’la’nsa tasalna’ ta ja’lta’kka eshe’l kyra’nachche’.

Übersetzung: „Die belaubten Bäume badeten im reinen Morgentau und trockneten im sanften Wind; es war eine wunderschöne Szene.“

Eines der kleineren turkotatarischen Völker sind die Tuwiner. Genau genommen gibt es sogar zwei „tuwinische Völker“, die aus dem alten uyghur-türkischen Volk der Uriangqai hervorgegangen sind: Die Tuwa in der Mongolei sind zwar turkstämmiger Herkunft, als Volk aber schon vor 1204 im Mongolentum aufgegangen. Die Tuwiner sind Turkotataren im russischen Altai und sehen in den Tuwa ihre engeren Verwandten. Beide Völker gehörten bis 1921 einem gemeinsamen Staat an: dem Qaraqorum Arad Ulus – dem „Mongolischen Khanat“. (Der Mongole Dschingis Khan soll teilweise türkischer Herkunft gewesen sein, seine Stammahnin Alan Ghoa war laut der „Geheimen Geschichte der Mongolen“ eine Uriangqai.)

Gegenüberstellung Tuwinisch und Türkisch
Deutsch Tuwinisch Türkisch Deutsch Tuwinisch Türkisch
Mund agaz ağız Bein but bacak
Handgelenk gol* bilek Kopf baş baş
Jacke cek ceket Kehle bostaa boğaz
Kinn segel çene viel yok çok
Schuh mayık ayakkabı Schnurrbart erinsalı bıyık
Nase tumcuk burun Schaftstiefel idik çizme

* Als Gol (neutürk. Kol) wird im Türkischen der Arm bezeichnet.

In der Altairegion lebt noch ein kleines Volk, das auf die alten Kirgisenstämme zurückgeführt werden kann, die Chakassen oder Abakan-Tataren.

Gegenüberstellung Chakassisch und Türkisch
Deutsch Chakassisch Türkisch Deutsch Chakassisch Türkisch
eins bir bir zwei iki iki
drei üs üç vier dört dört
fünf bis beş sechs alti altı
sieben yedi yedi acht segiz sekiz
neun dokuz dokuz zehn on on
einundzwanzig yihibitgı yirmi bir dreißig otuz otuz
vierzig hırıh kırk fünfzig illi elli
sechzig altan altmış siebzig hitton yetmiş
achtzig sigiz on seksen neunzig doguz on doksan
(ein)hundert hüz yüz (ein)tausend hüz yuz bin
zehntausend tüben on bin

Tuwinisch und Chakassisch zeichnen sich dadurch aus, dass vor allem die vielen persisch-arabischen Fremdwörter fehlen, die die südlichen Turksprachen stark beeinflusst haben. Vielmehr haben vor allem im Tuwinischen die Einflüsse der Mongolen eine große Rolle gespielt, während im Chakassischen das Uigurische des Mittelalters überdauert zu haben scheint.

Die großen Turksprachen haben, wenn ihre Sprachträger als Eroberer kamen, immer Anteile der Ursprachen oder, wenn sie selbst erobert wurden, Sprachanteile der Sieger in sich aufgenommen. Am meisten wirken sich diese Vorsprachen in den oghusischen Sprachen aus, wo neben einem großen Anteil persisch-arabischen Sprachgutes viele Wörter alter nichttürkischer Stammesstaaten überdauert haben.

Lautliche und grammatische Merkmale

Turksprachen sind durch eine starre Satzkonstruktion gekennzeichnet, an deren Ende in der Regel ein Verb (Tätigkeitswort) steht. Nachsilben (Suffixe), wie im finno-ugrischen Sprachzweig, spielen eine zentrale Rolle bei der Bildung grammatischer Formen. Dies wird Agglutination genannt. In Turksprachen gibt es anders als im Deutschen kein grammatisches Geschlecht. Ein lautliches Merkmal vieler Turksprachen ist die Vokalharmonie. In zahlreichen Turksprachen kommen in einem einzelnen Wort entweder nur die Vokale (Selbstlaute) a, o, u und ı (phonetisch [ɯ]) oder ä, ö, ü und i vor. Auch die von diesen Vokalen eingebundenen Konsonanten (Mitlaute) unterscheiden sich voneinander.

Die meisten Turksprachen sind, wie schon erwähnt, einander so ähnlich, dass sich ihre Sprecher untereinander ohne weiteres verständigen können. Mit Sprechern einer kleineren oder entlegenen Turksprache ist eine mündliche Verständigung zwar mit großen Schwierigkeiten verbunden, aber ebenfalls möglich.

Hierzu trägt natürlich – neben den ererbten Gemeinsamkeiten – auch die lange arabisch-persische Prägung von Wortschatz und Idiomatik bei, die alle Turksprachen außer den nördlichen Turksprachen durch den Islam erfahren haben. Für die turkotatarischen Sprachen der GUS-Staaten kommen die übernommenen Teile der russischen Lexik hinzu.

Trennend wirkt sich seit den 1930er Jahren die Tendenz aus, Neuwörter ohne Rücksicht auf die übrigen Turksprachen zu bilden.

Schriftdenkmäler und Alphabete

Die ältesten alttürkischen Schriftzeugnisse dürften wohl die türkischen Runeninschriften des Orchon-Jenisseigebietes sowie die türkischen Turaninschriften bilden. Diese stammen überwiegend aus dem 8. Jahrhundert und weisen diverse Ähnlichkeiten mit den germanischen Runen auf, so dass auch sie als Runen bezeichnet werden. Diese Sprachdenkmäler dürften wohl dem Sprachgebiet der östlichen Turksprachen zuzurechnen sein.

Die eigentliche Schrifttradition der östlichen Turksprachen beginnt im späten 10. und frühen 11. Jahrhundert unter den Karachaniden mit dem Kalukischen. Sie setzt sich im Choresm-Türkisch des 14. Jahrhunderts fort und weist bereits viele Merkmale der westlichen Turksprachen auf.

Im 15. Jahrhundert führt das Tschagataische das Choresmische wieder den Dialekten östlicher Turksprachen zu und endet in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in den modernen Sprachen Usbekisch und Uigurisch.

Schriftzeugnisse der Sprachgruppe der südlichen Turksprachen stammen ebenfalls aus dem 10./11. Jahrhundert, als die seldschukische Sprache und deren Tochtersprachen Alt-Osmanisch und Alt-Aserbaidschanisch entstanden.

Die frühesten Zeugnisse der westlichen Turksprachen stammen aus dem 14. Jahrhundert, als in der kumanischen Sprache der Codex Cumanicus verfasst wurde.

Ferner stammen aus dem 13./16. Jahrhundert viele Glossare, Grammatiken und literarische Werke aus Ägypten und in armenisch-kyptschakischen Denkmälern der Ukraine (16./17. Jahrhundert).

Späte Inschriften des Wolgabulgarischen sind aus dem 13./14. Jahrhundert überliefert, wobei eine genaue Abgrenzung zwischen ihr und den verwandten Sprachen, Kyptschakisch und Kyptschak-Tatarisch, kaum zu treffen ist.

Die Verschriftung der klassischen Literatursprachen Osmanisch, Aserbaidschanisch, Tschagataiisch, Kyptschak-Tatarisch und schließlich Krimtatarisch erfolgte ausschließlich in arabischen Buchstaben.

In der Zeit 1920/30 wurden weitere turksprachige Schriftsprachen geschaffen, die zuerst auf einem lateinisch basierten Alphabet fußten, dem einheitlichen türkischen Alphabet.

Ab 1936/40 begann im russischen Machtbereich der Übergang zur einer angepassten kyrillischen Schriftform. Waren die arabische und die lateinisch-basierte Schriftformen noch auf gegenseitige Verstehbarkeit ausgelegt, so galt bei den kyrillischen genau das Gegenteil – dort wurde aus verschiedenen Dialekten künstlich Sprachen entwickelt und diese so weit wie möglich voneinander entfernt.

1990 wurde von den Turkstaaten Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan und Usbekistan beschlossen, bis 2005 für ihr Staatsgebiet erneut die lateinische Schrift mit einem Alphabet einzuführen, das eng an das neue türkische Alphabet der Türkei angelehnt sein sollte. Ziel dieses Schrittes ist die Bewahrung des gemeinsamen Kulturerbes der Turkvölker. Beabsichtigt ist ferner, dass die turksprachigen Minderheiten in den übrigen Ländern dieses Alphabet bis 2010 übernehmen, um so die Gemeinschaft der Turkvölker zu erneuern.

Turksprachige Juden benutzten seit alters her die hebräische Schrift.

Zitate

„Vom Nordosten Afrikas bis zur Europäischen Türkei, vom südöstlichen Teil Rußlands über Kleinasien nach Turan und von dort nach Sibirien, bis zur Wüste Gobi hin leben Stämme, die die türkische Sprache sprechen. Auf der ganzen Welt ist keine Sprachfamilie über ein so weites Gebiet hinweg verbreitet wie das Türkische.“ (sic!)

Der Inhalt dieses alten Zitats ist natürlich falsch, da die Verbreitung der austronesischen Sprachfamilie von Taiwan bis Neuseeland und von Madagaskar bis zur Osterinsel die der Turksprachen um ein Vielfaches übertrifft. Auch die geographische Ausbreitung der Niger-Kongo-Sprachen in Afrika dürfte die der Turksprachen weit übertreffen.

Namen

Ein wichtiger Bestandteil einer Sprache sind die Namen. Es gibt Personennamen (Vornamen, Familiennamen), Eigennamen, Tiernamen usw. In Wörterbüchern der einzelnen Sprachen sind diese zu finden. Wie kann die Herkunft eines Namens aus einer bestimmten Turksprache ermittelt werden? Beispiel: Tramzak (Familienname). Dieser Personenname stammt höchstwahrscheinlich aus dem Kasak-Tatarischen, die als Händler zu den sesshaften Turkmenenstämmen kamen. Diese nannten die „Besucher“ aus dem Norden vielfach Tramsaq – „Trödler“; als Tramzak ging dieser Name z. B. ins Turkmenische ein.

Siehe auch

Literatur

  • Lars Johanson, Eva Agnes Csato: The Turkic Languages. Routledge, London 1998. ISBN 0415082005
  • Öztopçu, Kurtulu¸s: Dictionary of the Turkic languages. Routledge, London 1996, 1999. ISBN 0-415-14198-2

Turksprachige Wikipedias