„Benutzer:Polentarion/Umgang mit dem Paranormalen in der DDR“ – Versionsunterschied

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{{Löschantragstext|tag=18|monat=Oktober|jahr=2015|titel=Okkulte DDR|text=Das ist kein Artikel. Zunächst einmal ist unklar, was eigentlich Gegenstand des Artikels sein soll. Der Einleitung zufolge ein "Forschungsprojekt". Laut den [[WP:RK]] sind Forschungsprojekte dann relevant, wenn sie ''eine überregionale Bedeutung, besondere mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen oder historisch oder wissenschaftlich herausragende Ergebnisse hervorgebracht'' haben. Nichts davon sehe ich bei ''Okkulte DDR'' gegeben. Ein Interview mit der Projektleiterin bei Zeit-online, in dem es nicht um das Projekt geht, reicht da nicht. Die Hauptquelle ist ein Aufsatz aus der ''Zeitschrift für Anomalistik'' der [[Gesellschaft für Anomalistik]], der im Kontext des Projekts entstanden ist. Das ist weder ein herausragender Publikationsort, noch hat der Aufsatz besondere mediale Rezeption erfahren. Der Hauptteil des Artikels beschäftigt sich indes gar nicht mit dem Forschungsprojekt, sondern ist eine plan- und zusammenhanglose Zusammenschau von Heimatschutz, Jugendbewegung, Lebensreform, Gothic Szene, Science Fiction, Däniken-Rezeption, Parapsychologie, Sekten, Anthroposophie, Esoterik und FKK, Stilblüten inklusive.(Ich mag was übersehen haben.) Da kann man dann auch kein anderes Lemma draus machen. --[[Benutzer:Assayer|Assayer]] ([[Benutzer Diskussion:Assayer|Diskussion]]) 17:13, 18. Okt. 2015 (CEST)}}
{{Löschantragstext|tag=18|monat=Oktober|jahr=2015|titel=Okkulte DDR|text=Das ist kein Artikel. Zunächst einmal ist unklar, was eigentlich Gegenstand des Artikels sein soll. Der Einleitung zufolge ein "Forschungsprojekt". Laut den [[WP:RK]] sind Forschungsprojekte dann relevant, wenn sie ''eine überregionale Bedeutung, besondere mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen oder historisch oder wissenschaftlich herausragende Ergebnisse hervorgebracht'' haben. Nichts davon sehe ich bei ''Okkulte DDR'' gegeben. Ein Interview mit der Projektleiterin bei Zeit-online, in dem es nicht um das Projekt geht, reicht da nicht. Die Hauptquelle ist ein Aufsatz aus der ''Zeitschrift für Anomalistik'' der [[Gesellschaft für Anomalistik]], der im Kontext des Projekts entstanden ist. Das ist weder ein herausragender Publikationsort, noch hat der Aufsatz besondere mediale Rezeption erfahren. Der Hauptteil des Artikels beschäftigt sich indes gar nicht mit dem Forschungsprojekt, sondern ist eine plan- und zusammenhanglose Zusammenschau von Heimatschutz, Jugendbewegung, Lebensreform, Gothic Szene, Science Fiction, Däniken-Rezeption, Parapsychologie, Sekten, Anthroposophie, Esoterik und FKK, Stilblüten inklusive.(Ich mag was übersehen haben.) Da kann man dann auch kein anderes Lemma draus machen. --[[Benutzer:Assayer|Assayer]] ([[Benutzer Diskussion:Assayer|Diskussion]]) 17:13, 18. Okt. 2015 (CEST)}}
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[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 29.jpg|thumb|Wohnhaus auf der [[Marienhöhe (Bad Saarow)|Marienhöhe (Bad Saarow]] in Brandenburg), dem ältesten Demeterhof in Deutschland]]
Der '''Umgang mit Parapsychologie und Okkultismus in der DDR''' und zugehörigen heterodoxen Wissensbeständen und Praktiken war trotz des laizistischen und religionsfeindlichen Selbstverständnis im ostdeutschen Staat und bei dessen Bürgern von Belang.


Auch im Alltags- und Geistesleben wie bei Medien und Kulturszene der DDR wurde der Umgang mit Themen wie [[Gedankenübertragung]], Ahnungen, [[Spuk]]-, Geister- und [[Jenseits|Jenseit]]<nowiki/>serscheinungen, [[Parapsychologie]], [[Esoterik]], [[Alternativmedizin]], [[Wünschelrutengänger|Wünschelrutengängern]], [[Astrologie]] und [[Wahrsagen|Wahrsagepraktiken]], [[Neue religiöse Bewegung|neuen religiösen Bewegungen]], [[Wunderheilung (Christentum)|Wunderheilungen]] oder [[Ufoglaube|UFOs]] thematisiert. Die Handhabung der Parapsychologie wie deren Gegenstände in der DDR unterschied sich signifikant von der Forschungspolitik der [[Sowjetunion]]. [[Neue Religiöse Bewegung|Alternativreligiöse]] Tendenzen, [[Esoterik|esoterische]] Modeerscheinungen und passende Buch- und Filmerfolge im Westen hatten Auswirkungen in der DDR und bildeten sich dort unter anderem in Sub- bzw. Parallelkulturen ab.
Der '''Umgang mit Parapsychologie und Okkultismus in der DDR''' und zugehörigen heterodoxen Wissensbeständen und Praktiken war trotz des laizistischen und religionsfeindlichen Selbstverständnis im ostdeutschen Staat und bei dessen Bürgern von Belang.


Vor dem Hintergrund des spezifisch ostdeutschen Säkularisierungsprozess' nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] sind alternativreligiöse Praktiken, deren Besonderheiten oder Fehlen bei ehemaligen Bürgern der DDR und insbesondere Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Umfeld in einer Reihe von Studien behandelt worden. Das Thema wird ebenso im Rahmen eines 2013-2016 laufenden Forschungsprojekts (Kurzname '''Okkulte DDR''') in Freiburg erforscht. Dabei werden [[paranormal]]e Erfahrungen, Wissensbestände, Erfahrungen und Praktiken in der ehemaligen [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] und deren Behandlung in staatlichen Abwehr- und Kontrollmaßnahmen und die private, öffentliche und wissenschaftliche Diskussion von [[Parapsychologie|parapsychologischen]] Themen unter szientistischen Vorgaben in der DDR behandelt.
Auch im Alltags- und Geistesleben wie bei Medien und Kulturszene der DDR wurde der Umgang mit Themen wie [[Gedankenübertragung]], Ahnungen, [[Spuk]]-, Geister- und [[Jenseits|Jenseit]]<nowiki />serscheinungen, [[Parapsychologie]], [[Esoterik]], [[Alternativmedizin]], [[Wünschelrutengänger|Wünschelrutengängern]], [[Astrologie]] und [[Wahrsagen|Wahrsagepraktiken]], [[Neue religiöse Bewegung|neuen religiösen Bewegungen]], [[Wunderheilung (Christentum)|Wunderheilungen]] oder [[Ufoglaube|UFOs]] thematisiert. Die Handhabung der Parapsychologie wie deren Gegenstände in der DDR unterschied sich signifikant von der Forschungspolitik der [[Sowjetunion]]. [[Neue Religiöse Bewegung|Alternativreligiöse]] Tendenzen, [[Esoterik|esoterische]] Modeerscheinungen und passende Buch- und Filmerfolge im Westen hatten Auswirkungen in der DDR und bildeten sich dort unter anderem in Sub- bzw. Parallelkulturen ab.


== Forschungsprojekte und Ergebnisse ==
Vor dem Hintergrund des spezifisch ostdeutschen Säkularisierungsprozess' nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] sind alternativreligiöse Praktiken, deren Besonderheiten oder Fehlen bei ehemaligen Bürgern der DDR und insbesondere Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Umfeld in einer Reihe von Studien behandelt worden. Das Thema wird ebenso im Rahmen eines 2013-2016 laufenden Forschungsprojekts (Kurzname '''Okkulte DDR''') in Freiburg erforscht. Dabei werden [[paranormal]]e Erfahrungen, Wissensbestände, Erfahrungen und Praktiken in der ehemaligen [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] und deren Behandlung in staatlichen Abwehr- und Kontrollmaßnahmen und die private, öffentliche und wissenschaftliche Diskussion von [[Parapsychologie|parapsychologischen]] Themen unter szientistischen Vorgaben in der DDR behandelt.
[[Datei:Prokop1991.jpg|thumb|[[Otto Prokop]] 1991&nbsp;]]

== Forschungsprojekte und Ergebnisse ==
[[Datei:Prokop1991.jpg|mini|[[Otto Prokop]] 1991&nbsp;]]


=== Forschungsansätze ===
=== Forschungsansätze ===
Der Umgang mit paranormalen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der ehemaligen DDR wird im Rahmen des Forschungsprojekts ''„Im Schatten des [[Szientismus]]. Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR“'' (Kurztitel '''''Okkulte DDR''''') am [[Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene]]&nbsp;(IGPP)&nbsp;in Freiburg erforscht. Die Projektleitung des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten (2013-2016) Projekts haben Ina Schmied-Knittel&nbsp;und Michael Schetsche, Mitarbeiter ist Andreas Anton.
Der Umgang mit paranormalen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der ehemaligen DDR wird im Rahmen des Forschungsprojekts ''„Im Schatten des [[Szientismus]]. Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR“'' (Kurztitel '''''Okkulte DDR''''') am [[Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene]]&nbsp;(IGPP)&nbsp;in Freiburg erforscht. Die Projektleitung des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten (2013-2016) Projekts haben Ina Schmied-Knittel&nbsp;und Michael Schetsche, Mitarbeiter ist Andreas Anton.


Das Projekt untersucht mit wissenssoziologischem Fokus das Verhältnis zwischen orthodoxen und heterodoxen Wissensbeständen und Praxisformen in der ehemaligen DDR. Als die drei zentralen Forschungsaufgaben gelten
Das Projekt untersucht mit wissenssoziologischem Fokus das Verhältnis zwischen orthodoxen und heterodoxen Wissensbeständen und Praxisformen in der ehemaligen DDR. Als die drei zentralen Forschungsaufgaben gelten
# die Rekonstruktion des abweichenden Wissens- und Handlungsfeldes in der DDR,
# die Rekonstruktion des abweichenden Wissens- und Handlungsfeldes in der DDR,
# die Analyse der staatlichen Strategien der Absicherung der offiziellen Wirklichkeitsordnung
# die Analyse der staatlichen Strategien der Absicherung der offiziellen Wirklichkeitsordnung
# die Erforschung des konkreten Umgangs mit &#130;Wirklichkeitshäretikern&#146;.<ref name=":12">{{Internetquelle|titel = IGPP Forschung|url = http://www.igpp.de/german/SKF/Forschungsprojekte/okkulte-ddr.htm|zugriff = 2015-10-19|werk = www.igpp.de}}</ref>
# die Erforschung des konkreten Umgangs mit ‚Wirklichkeitshäretikern’.<ref name=":12">{{Internetquelle|titel = IGPP Forschung|url = http://www.igpp.de/german/SKF/Forschungsprojekte/okkulte-ddr.htm|zugriff = 2015-10-19|werk = www.igpp.de}}</ref>
Von besonderem Forschungsinteresse war dabei die offizielle, szientistisch und atheistisch geprägte Ideologie im Ostblock allgemein und der dennoch sehr unterschiedliche Umgang mit solchen Themen und dem Fach Parapsychologie in den jeweiligen Ländern, insbesondere in der Sowjetunion, wo offener mit solchen Phänomenen umgegangen wurde. Die meisten sowjetischen Studien zu solchen Themen waren eher im Westen als in der DDR erhältlich, zum anderen wirkte laut Schneider und Anton<ref>{{Internetquelle|titel = In der DDR wirkte ein okkulter Untergrund|url = http://www.schwaebische.de/region_artikel,-In-der-DDR-wirkte-ein-okkulter-Untergrund-_arid,10154673_toid,690.html|zugriff = 2015-10-19|werk = www.schwaebische.de|datum = Januar 2015}}</ref> vom IGPP der bedeutende Mediziner und entschiedene Skeptiker&nbsp;[[Otto Prokop]]&nbsp;als [[Gatekeeper (Soziologie)|Gatekeeper]].<ref name=":0" />
Von besonderem Forschungsinteresse war dabei die offizielle, szientistisch und atheistisch geprägte Ideologie im Ostblock allgemein und der dennoch sehr unterschiedliche Umgang mit solchen Themen und dem Fach Parapsychologie in den jeweiligen Ländern, insbesondere in der Sowjetunion, wo offener mit solchen Phänomenen umgegangen wurde. Die meisten sowjetischen Studien zu solchen Themen waren eher im Westen als in der DDR erhältlich, zum anderen wirkte laut Schneider und Anton<ref>{{Internetquelle|titel = In der DDR wirkte ein okkulter Untergrund|url = http://www.schwaebische.de/region_artikel,-In-der-DDR-wirkte-ein-okkulter-Untergrund-_arid,10154673_toid,690.html|zugriff = 2015-10-19|werk = www.schwaebische.de|datum = Januar 2015}}</ref> vom IGPP der bedeutende Mediziner und entschiedene Skeptiker&nbsp;[[Otto Prokop]]&nbsp;als [[Gatekeeper (Soziologie)|Gatekeeper]].<ref name=":0" />


Für das Freiburger Forschungsprojekt wurde anhand von teilnarrative Zeitzeugeninterviews, sowohl ''mit Akteuren des &#130;okkulten Feldes&#146;'' als auch mit damaligen Vertretern der sozialen Kontrolle durchgeführt. Ebenso sind Deutungsmusteranalysen von Massenmedien und Behördenunterlagen erfolgt und ein Thesaurus von DDR-Publikationen nach entsprechenden Stichworten und Themen durchsucht.<ref name=":12" /> Mit Aktienstudien nach 1989 und die Auswertung von zuvor an das IGPP gesendeten Anfragen, Gerichtsprozesse und Unterlagen versucht, die im Vergleich zum Westen mangelnde empirische Datenbasis auszugleichen.<ref name=":2" />
Für das Freiburger Forschungsprojekt wurde anhand von teilnarrative Zeitzeugeninterviews, sowohl ''mit Akteuren des ‚okkulten Feldes’'' als auch mit damaligen Vertretern der sozialen Kontrolle durchgeführt. Ebenso sind Deutungsmusteranalysen von Massenmedien und Behördenunterlagen erfolgt und ein Thesaurus von DDR-Publikationen nach entsprechenden Stichworten und Themen durchsucht.<ref name=":12" /> Mit Aktienstudien nach 1989 und die Auswertung von zuvor an das IGPP gesendeten Anfragen, Gerichtsprozesse und Unterlagen versucht, die im Vergleich zum Westen mangelnde empirische Datenbasis auszugleichen.<ref name=":2" />


Ebenso herangezogen sind kulturwissenschaftliche Untersuchungen u. a. von dem Leipziger Soziologen Thomas Schmidt-Lux, die die Rolle von Wissenschaft als Religion(sersatz) und [[Szientismus]] im ostdeutschen Säkularisierungsprozess u. a. anhand von Vorstellungen zu okkulten Praktiken bei verschiedenen Altersgruppen untersuchte.<ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref>
Ebenso herangezogen sind kulturwissenschaftliche Untersuchungen u. a. von dem Leipziger Soziologen Thomas Schmidt-Lux, die die Rolle von Wissenschaft als Religion(sersatz) und [[Szientismus]] im ostdeutschen Säkularisierungsprozess u. a. anhand von Vorstellungen zu okkulten Praktiken bei verschiedenen Altersgruppen untersuchte.<ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref>


=== Ergebnisse ===
=== Ergebnisse ===
Die&nbsp;Existenz heterodoxer Wissensbestände und Praktiken in der DDR ist nachgewiesen.<ref name=":0" /> Es zeigte sich in den ersten Untersuchungen, dass etwa [[Nahtoderfahrung|Nahtoderlebnisse]]&nbsp;gleich häufig in West- als auch in Ostdeutschland auftraten.<ref>{{Internetquelle|titel = Okkulte DDR - Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken|url = http://www.remid.de/blog/2014/05/okkulte-ddr-umgang-mit-heterodoxen-wissensbestaenden-erfahrungen-und-praktiken/|zugriff = 2015-10-18|werk = REMID Blog}}</ref> Der bekannte Satz [[Hans Bender (Psychologe)|Hans Benders]] von der [[Gleichförmigkeit des Okkulten]] wäre demnach auch auf DDR und Bundesrepublik zutreffend. Der Anteil der Paragläubigkeit und der Vertrautheit mit alternativen Religionen mit selbst ist auch nach früheren Untersuchungen, etwa einer Studie der EKD von 1993 zufolge in Ost und West erstaunlich ähnlich.<ref>{{Literatur|Autor = Detlef Pollack, Gert Pickel|Titel = Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989–1999|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2013-03-09|ISBN = 978-3-322-95198-4|Online = https://books.google.com/books?id=EpgmBgAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-19|Seiten = 38}}</ref> Trotz der staatlichen Bekämpfung des ''Aberglaubens'' kam es zur Ausbildung oder Beibehaltung einer entsprechenden Sub- bzw. Parallelkultur, auch jenseits der staatlich forcierten szientistischen Denkweise gab es Raum für kulturelle Resistenzbereiche.<ref name=":0" /><ref>{{Internetquelle|titel = Skeptiker 1/2015 erschienen|url = http://hpd.de/artikel/11448|zugriff = 2015-10-19|werk = hpd.de}}</ref> Die Blockparteien, Kirchen wie der [[Kulturbund der DDR]] dienten dabei als Auffangbecken wie etwas Schutz und Freiraum gewährender Rahmen.<ref name=":9" /> Das Wiederaufleben von bürgerlich und alternativ religiös oder esoterisch motivierten Kreisen und Vereinigungen aus der Vorkriegszeit war in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit Unterstützung der [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|sowjetischen Besatzungsmacht erfolgt]].<ref name=":9">{{Literatur|Autor = Beat Binder|Titel = Ethnographische Momentaufnahmen|Verlag = LIT Verlag Münster|Jahr = 2001-01-01|Online = https://books.google.com/books?id=KDBEAO_0T4AC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref>
Die&nbsp;Existenz heterodoxer Wissensbestände und Praktiken in der DDR ist nachgewiesen.<ref name=":0" /> Es zeigte sich in den ersten Untersuchungen, dass etwa [[Nahtoderfahrung|Nahtoderlebnisse]]&nbsp;gleich häufig in West- als auch in Ostdeutschland auftraten.<ref>{{Internetquelle|titel = Okkulte DDR - Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken|url = http://www.remid.de/blog/2014/05/okkulte-ddr-umgang-mit-heterodoxen-wissensbestaenden-erfahrungen-und-praktiken/|zugriff = 2015-10-18|werk = REMID Blog}}</ref> Der bekannte Satz [[Hans Bender (Psychologe)|Hans Benders]] von der [[Gleichförmigkeit des Okkulten]] wäre demnach auch auf DDR und Bundesrepublik zutreffend. Der Anteil der Paragläubigkeit und der Vertrautheit mit alternativen Religionen mit selbst ist auch nach früheren Untersuchungen, etwa einer Studie der EKD von 1993 zufolge in Ost und West erstaunlich ähnlich.<ref>{{Literatur|Autor = Detlef Pollack, Gert Pickel|Titel = Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989–1999|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2013-03-09|ISBN = 9783322951984|Online = https://books.google.com/books?id=EpgmBgAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-19|Seiten = 38}}</ref> Trotz der staatlichen Bekämpfung des ''Aberglaubens'' kam es zur Ausbildung oder Beibehaltung einer entsprechenden Sub- bzw. Parallelkultur, auch jenseits der staatlich forcierten szientistischen Denkweise gab es Raum für kulturelle Resistenzbereiche.<ref name=":0" /><ref>{{Internetquelle|titel = Skeptiker 1/2015 erschienen|url = http://hpd.de/artikel/11448|zugriff = 2015-10-19|werk = hpd.de}}</ref> Die Blockparteien, Kirchen wie der [[Kulturbund der DDR]] dienten dabei als Auffangbecken wie etwas Schutz und Freiraum gewährender Rahmen.<ref name=":9" /> Das Wiederaufleben von bürgerlich und alternativ religiös oder esoterisch motivierten Kreisen und Vereinigungen aus der Vorkriegszeit war in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit Unterstützung der [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|sowjetischen Besatzungsmacht erfolgt]].<ref name=":9">{{Literatur|Autor = Beat Binder|Titel = Ethnographische Momentaufnahmen|Verlag = LIT Verlag Münster|Jahr = 2001-01-01|Online = https://books.google.com/books?id=KDBEAO_0T4AC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref>


In der DDR-[[Günter Gaus|Nischengesellschaft]] sind paranormale Erfahrungen und magisch-esoterische Praktiken vorhanden gewesen und praktiziert worden, diese hatten auch eine heterodoxe Funktion.<ref name=":0" /> <ref>{{Internetquelle|titel = Okkultismus im Gehäuse. Institutionalisierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Paranormalen im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich|url = http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5728|zugriff = 2015-10-17|werk = www.hsozkult.de}}</ref> Insbesondere in Teilen der [[DDR-Jugendkultur]] drückte man der Zugehörigkeit zu entsprechenden Subkulturen eine Abweichung von den Zwängen des offiziösen Jugendbildes und den zugehörigen Massenorganisationen aus. Bei Jugendstudien im Umfeld der ehemaligen DDR erweisen sich Jugendliche insgesamt auch als weniger an okkulten Themen interessiert als im Westen, entsprechende Praktiken sind bei Kirchgängern in beiden Regionen weiter verbreitet als bei kirchenfernen Schichten.<ref name=":1">{{Literatur|Autor = Jugendwerk der Deutschen Shell|Titel = Jugend ’92: Lebenslagen, Orientierungen und Entwicklungsperspektiven im vereinigten Deutschland. Band 2: Im Spiegel der Wissenschaften|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2013-03-09|ISBN = 978-3-322-95886-0|Online = https://books.google.com/books?id=r87LBgAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-17}}</ref> Damit wird auch die teilweise vertretenen These vom Okkultismus als einer auf zeitweise Schwächen der Großkirchen aufsetzenden Ideologie kontrastiert.<ref name=":1" /> Eine nach der Wende erwartete Offensive von neuen religiösen Bewegungen wie [[Scientology]] in der ehemaligen DDR blieb aus beziehungsweise hatte nicht den befürchteten Erfolg.<ref>{{Literatur|Autor = Jamie Cresswell, Bryan Wilson|Titel = New Religious Movements: Challenge and Response|Verlag = Routledge|Jahr = 2012-12-06|ISBN = 978-1-134-63696-9|Online = https://books.google.com/books?id=bvem38QO9y0C|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Dem ungeachtet waren - wie bei der Gothikkultur angeführt - einzelne unangepasste Jugendkulturen der DDR auch später von trendsetzender und gemeinschaftsstiftender<ref>{{Literatur|Autor = Heiner Barz|Titel = Postsozialistische Religion: Am Beispiel der jungen Generation in den Neuen Bundesländern|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2013-03-09|ISBN = 978-3-322-95884-6|Online = https://books.google.com/books?id=EUXQBgAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-19}}</ref> Bedeutung.
In der DDR-[[Günter Gaus|Nischengesellschaft]] sind paranormale Erfahrungen und magisch-esoterische Praktiken vorhanden gewesen und praktiziert worden, diese hatten auch eine heterodoxe Funktion.<ref name=":0" /> <ref>{{Internetquelle|titel = Okkultismus im Gehäuse. Institutionalisierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Paranormalen im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich|url = http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5728|zugriff = 2015-10-17|werk = www.hsozkult.de}}</ref> Insbesondere in Teilen der [[DDR-Jugendkultur]] drückte man der Zugehörigkeit zu entsprechenden Subkulturen eine Abweichung von den Zwängen des offiziösen Jugendbildes und den zugehörigen Massenorganisationen aus. Bei Jugendstudien im Umfeld der ehemaligen DDR erweisen sich Jugendliche insgesamt auch als weniger an okkulten Themen interessiert als im Westen, entsprechende Praktiken sind bei Kirchgängern in beiden Regionen weiter verbreitet als bei kirchenfernen Schichten.<ref name=":1">{{Literatur|Autor = Jugendwerk der Deutschen Shell|Titel = Jugend ’92: Lebenslagen, Orientierungen und Entwicklungsperspektiven im vereinigten Deutschland. Band 2: Im Spiegel der Wissenschaften|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2013-03-09|ISBN = 9783322958860|Online = https://books.google.com/books?id=r87LBgAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-17}}</ref> Damit wird auch die teilweise vertretenen These vom Okkultismus als einer auf zeitweise Schwächen der Großkirchen aufsetzenden Ideologie kontrastiert.<ref name=":1" /> Eine nach der Wende erwartete Offensive von neuen religiösen Bewegungen wie [[Scientology]] in der ehemaligen DDR blieb aus beziehungsweise hatte nicht den befürchteten Erfolg.<ref>{{Literatur|Autor = Jamie Cresswell, Bryan Wilson|Titel = New Religious Movements: Challenge and Response|Verlag = Routledge|Jahr = 2012-12-06|ISBN = 9781134636969|Online = https://books.google.com/books?id=bvem38QO9y0C|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Dem ungeachtet waren - wie bei der Gothikkultur angeführt - einzelne unangepasste Jugendkulturen der DDR auch später von trendsetzender und gemeinschaftsstiftender<ref>{{Literatur|Autor = Heiner Barz|Titel = Postsozialistische Religion: Am Beispiel der jungen Generation in den Neuen Bundesländern|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2013-03-09|ISBN = 9783322958846|Online = https://books.google.com/books?id=EUXQBgAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-19}}</ref> Bedeutung.


Ein weiteres Ergebnis der Forschung zu dem Themenbereich ist die nachhaltige Rolle von regional spezifischen Mustern und Verhaltensweisen, die teilweise schon Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen und sich auch über die Dauer des sozialistischen Experiments auf deutschem Boden hinaus abbilden. Die DDR entstand auf Gebieten, die zu den Kernländern der deutschen Industrialisierung (und Arbeiterbewegung) gehörten und ebenso schon im Kaiserreich und der Weimarer Republik breiten Raum für alternative, neureligiöse Bewegungen, und deren Siedlungen und Zentren gegeben hatten. Genauso waren im Vergleich zum Westen und Süden Deutschlands Säkularisierungsprozesse im regionalen Umfeld bereits zuvor weiter fortgeschritten. Fast alle vor den Weltkriegen begründete atheistische Organisationen in Deutschland sind in Städten der nachmaligen DDR entstanden.<ref>{{Literatur|Autor = Ricca Edmondson, Hans-Joachim von Kondratowitz|Titel = Valuing Older People: A Humanist Approach to Ageing|Verlag = Policy Press|Jahr = 2009|ISBN = 978-1-84742-291-0|Online = https://books.google.com/books?id=dXXNK5x9IwYC|Zugriff = 2015-10-19|Seiten = 87}}</ref> Ebenso war der Rückgang an Kirchenbesuchern – als Säkularisierungsindikator – kein DDR-spezifisches Phänomen sondern in den früh industrialisierten Gegenden in Norddeutschland und Sachsen bereits vor dem Ersten Weltkrieg besonders auffällig. Der erste [[Urania (Berlin)|Urania-Verein]], deren regionale Ableger in der DDR im Rahmen der [[Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse]] große Präsenz in der Volksbildung hatten und erhielten, waren bereits 1888 in Berlin gegründet worden.<ref name=":0" /> <ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref>&nbsp;Das Leben in einem dezidiert szientistisch ausgerichteten Staat führte keinesfalls zur mechanischen Übernahme der zugehörigen Denkmuster, wenngleich bereits bestehende Säkularisierungstendenzen konsolidiert wurden.<ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref> Die entsprechenden Bildungsangebote erschienen vielen DDR-Bürgern plausibel, die Säkularisierungswirkung ist nicht allein durch Repression zu erklären.<ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref> In jüngster Zeit steigt das religiöse Interesse wie das Glauben an ein [[Jenseits]] bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem EX-DDR-Umfeld wieder an.<ref>{{Literatur|Autor = Monika Wohlrab-Sahr, Uta Karstein, Thomas Schmidt-Lux|Titel = Forcierte Säkularität: Religiöser Wandel und Generationendynamik im Osten Deutschlands|Verlag = Campus Verlag|Jahr = 2009-10-05|ISBN = 978-3-593-39054-3|Online = https://books.google.com/books?id=RGEvEXyHXA8C|Zugriff = 2015-10-19}}</ref>
Ein weiteres Ergebnis der Forschung zu dem Themenbereich ist die nachhaltige Rolle von regional spezifischen Mustern und Verhaltensweisen, die teilweise schon Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen und sich auch über die Dauer des sozialistischen Experiments auf deutschem Boden hinaus abbilden. Die DDR entstand auf Gebieten, die zu den Kernländern der deutschen Industrialisierung (und Arbeiterbewegung) gehörten und ebenso schon im Kaiserreich und der Weimarer Republik breiten Raum für alternative, neureligiöse Bewegungen, und deren Siedlungen und Zentren gegeben hatten. Genauso waren im Vergleich zum Westen und Süden Deutschlands Säkularisierungsprozesse im regionalen Umfeld bereits zuvor weiter fortgeschritten. Fast alle vor den Weltkriegen begründete atheistische Organisationen in Deutschland sind in Städten der nachmaligen DDR entstanden.<ref>{{Literatur|Autor = Ricca Edmondson, Hans-Joachim von Kondratowitz|Titel = Valuing Older People: A Humanist Approach to Ageing|Verlag = Policy Press|Jahr = 2009|ISBN = 9781847422910|Online = https://books.google.com/books?id=dXXNK5x9IwYC|Zugriff = 2015-10-19|Seiten = 87}}</ref> Ebenso war der Rückgang an Kirchenbesuchern – als Säkularisierungsindikator – kein DDR-spezifisches Phänomen sondern in den früh industrialisierten Gegenden in Norddeutschland und Sachsen bereits vor dem Ersten Weltkrieg besonders auffällig. Der erste [[Urania (Berlin)|Urania-Verein]], deren regionale Ableger in der DDR im Rahmen der [[Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse]] große Präsenz in der Volksbildung hatten und erhielten, waren bereits 1888 in Berlin gegründet worden.<ref name=":0" /> <ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref>&nbsp;Das Leben in einem dezidiert szientistisch ausgerichteten Staat führte keinesfalls zur mechanischen Übernahme der zugehörigen Denkmuster, wenngleich bereits bestehende Säkularisierungstendenzen konsolidiert wurden.<ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref> Die entsprechenden Bildungsangebote erschienen vielen DDR-Bürgern plausibel, die Säkularisierungswirkung ist nicht allein durch Repression zu erklären.<ref name=":10">[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-11973 Thomas Schmidt-Lux]: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008</ref> In jüngster Zeit steigt das religiöse Interesse wie das Glauben an ein [[Jenseits]] bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem EX-DDR-Umfeld wieder an.<ref>{{Literatur|Autor = Monika Wohlrab-Sahr, Uta Karstein, Thomas Schmidt-Lux|Titel = Forcierte Säkularität: Religiöser Wandel und Generationendynamik im Osten Deutschlands|Verlag = Campus Verlag|Jahr = 2009-10-05|ISBN = 9783593390543|Online = https://books.google.com/books?id=RGEvEXyHXA8C|Zugriff = 2015-10-19}}</ref>


Neben den Kirchen wirkte auch der bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit der Unterstützung der [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|sowjetischen Besatzungsmacht]] gegründete [[Kulturbund der DDR]] als Auffangbecken für Menschen, die Kreise und Vereinigungen aus der Vorkriegszeit im Umfeld von [[Heimatbewegung|Heimatschutz]], [[Jugendbewegung]] und [[Lebensreform]] wieder aufleben lassen wollten.<ref name=":9" /> Herausragende Vertreter waren unter anderem [[Karl Kneschke]] und [[Heinz Arno Knorr]].<ref name=":9" />
Neben den Kirchen wirkte auch der bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit der Unterstützung der [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|sowjetischen Besatzungsmacht]] gegründete [[Kulturbund der DDR]] als Auffangbecken für Menschen, die Kreise und Vereinigungen aus der Vorkriegszeit im Umfeld von [[Heimatbewegung|Heimatschutz]], [[Jugendbewegung]] und [[Lebensreform]] wieder aufleben lassen wollten.<ref name=":9" /> Herausragende Vertreter waren unter anderem [[Karl Kneschke]] und [[Heinz Arno Knorr]].<ref name=":9" />


== Offizielle DDR-Doktrin ==
== Offizielle DDR-Doktrin ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-J0628-0006-001, Interessengemeinschaft Mandan-Indianer.jpg|mini|Interessengemeinschaft&nbsp;Mandan-Indianer in Leipzig 1970]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-J0628-0006-001, Interessengemeinschaft Mandan-Indianer.jpg|thumb|Interessengemeinschaft&nbsp;Mandan-Indianer in Leipzig 1970]]
Der in der DDR vertretene Doktrin des [[Dialektischer Materialismus|dialektischen Materialismus]] und [[Szientismus]] schloss paranormale Phänomene als bedenklichen „Irrationalismus“ aus dem offiziellen Diskurs über Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit aus. Die vermeintlich wissenschaftlich basierte Weltanschauung war nicht nur religionsfeindlich sondern auch in Gegnerschaft zu allen Formen des&nbsp;[[Aberglaube|Aberglaubens]]. Eine Institutionalisierung der Parapsychologie, der unterstellt wurde, solche Formen des Aberglaubens zu legitimieren, wäre in der DDR daher unmöglich gewesen.<ref name=":0" />
Der in der DDR vertretene Doktrin des [[Dialektischer Materialismus|dialektischen Materialismus]] und [[Szientismus]] schloss paranormale Phänomene als bedenklichen „Irrationalismus“ aus dem offiziellen Diskurs über Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit aus. Die vermeintlich wissenschaftlich basierte Weltanschauung war nicht nur religionsfeindlich sondern auch in Gegnerschaft zu allen Formen des&nbsp;[[Aberglaube|Aberglaubens]]. Eine Institutionalisierung der Parapsychologie, der unterstellt wurde, solche Formen des Aberglaubens zu legitimieren, wäre in der DDR daher unmöglich gewesen.<ref name=":0"/>


Offizielle Stellungnahmen bewegten sich zumeist in der üblichen Rethorik der [[Skeptikerbewegung]] und nahmen die klasssisch marxistische antireligiöse Argumentation des [[Opium des Volkes]] auf. Artikel wie&nbsp;''Psi in der bürgerlichen Ideologie''&nbsp;im SED-Zentralorgan&nbsp;''[[Einheit (SED-Zeitschrift)|Einheit]]'' behaupteten, letztlich seien ''Parapsychologie, Spiritismus und Okkultismus, neben Pornografie, Jesus-Kult und Hollywood, ein Instrument imperialistischer Manipulation, die die wahren Verhältnisse verschleiere und den Interessen der Kapitalisten diene''.<ref name=":2" /> Ähnlich argumentierte auch [[Karl-Eduard von Schnitzler|Karl Eduard von Schnitzler]] in seinem [[Der schwarze Kanal|Schwarzen Kana]]<nowiki />l.<ref name=":0" />
Offizielle Stellungnahmen bewegten sich zumeist in der üblichen Rethorik der [[Skeptikerbewegung]] und nahmen die klasssisch marxistische antireligiöse Argumentation des [[Opium des Volkes]] auf. Artikel wie&nbsp;''Psi in der bürgerlichen Ideologie''&nbsp;im SED-Zentralorgan&nbsp;''[[Einheit (SED-Zeitschrift)|Einheit]]'' behaupteten, letztlich seien ''Parapsychologie, Spiritismus und Okkultismus, neben Pornografie, Jesus-Kult und Hollywood, ein Instrument imperialistischer Manipulation, die die wahren Verhältnisse verschleiere und den Interessen der Kapitalisten diene''.<ref name=":2" /> Ähnlich argumentierte auch [[Karl-Eduard von Schnitzler|Karl Eduard von Schnitzler]] in seinem [[Der schwarze Kanal|Schwarzen Kana]]<nowiki/>l.<ref name=":0" />


Ebenso wurde ab 1971 mehrfach versucht, die Disziplin Parapsychologie mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen und so zu diskreditieren.<ref name=":0" /> Otto Prokops Eintrag ''Parapsychologie'' im DDR ''Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften'' kontrastiert den Niedergang der [[Bürgerliche Gesellschaft|bürgerlichen]] mit der wohlgeordneten sozialistischen Gesellschaft in der die wissenschaftliche Weltanschauung „dem okkulte[n] Ideengut [die Grundlage] entzogen“ habe.<ref name=":0" /> Der Bezug zum Nationalsozialismus im Sinne eines [[Rechte Esoterik]] Arguments ante festum war ein mächtiges und oft angeführtes Argument gegen die Parapsychologie, auch in direktem Bezug zu Hans Benders Biographie wie dessen prominenter Nachkriegsrolle im Westen.<ref name=":0" /> Schneider und Anton führen weitere Bespiele für diese Argumentation in DDR-Frauenzeitschriften und Illustrierten wie bei Trivialliteratur und populären Sachbüchern auf.<ref name=":0" /> Unter anderem hat der DDR-Krimiautor [[Christian Heermann]] das Argument 1981 <ref group="???????">[[Christian Heermann]]: ''Geheimwaffe Fliegende Untertassen,'' Verlag Das Neue Berlin 1981</ref> anhand des Mythos der [[Reichsflugscheibe|Reichsflugscheiben]] aufgegriffen.<ref name=":0" />
Ebenso wurde ab 1971 mehrfach versucht, die Disziplin Parapsychologie mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen und so zu diskreditieren.<ref name=":0" /> Otto Prokops Eintrag ''Parapsychologie'' im DDR ''Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften'' kontrastiert den Niedergang der [[Bürgerliche Gesellschaft|bürgerlichen]] mit der wohlgeordneten sozialistischen Gesellschaft in der die wissenschaftliche Weltanschauung „dem okkulte[n] Ideengut [die Grundlage] entzogen“ habe.<ref name=":0" /> Der Bezug zum Nationalsozialismus im Sinne eines [[Rechte Esoterik]] Arguments ante festum war ein mächtiges und oft angeführtes Argument gegen die Parapsychologie, auch in direktem Bezug zu Hans Benders Biographie wie dessen prominenter Nachkriegsrolle im Westen.<ref name=":0" /> Schneider und Anton führen weitere Bespiele für diese Argumentation in DDR-Frauenzeitschriften und Illustrierten wie bei Trivialliteratur und populären Sachbüchern auf.<ref name=":0" /> Unter anderem hat der DDR-Krimiautor [[Christian Heermann]] das Argument 1981 <ref group=" ">[[Christian Heermann]]: ''Geheimwaffe Fliegende Untertassen,'' Verlag Das Neue Berlin 1981</ref> anhand des Mythos der [[Reichsflugscheibe|Reichsflugscheiben]] aufgegriffen.<ref name=":0" />


== Unterschiede DDR und Sowjetunion ==
== Unterschiede DDR und Sowjetunion ==
Anfang der 1960er Jahre lösten westliche Presseberichte über die angebliche Nutzung von [[Telepathie]] während der Aufsehen erregenden Nordpoleisunterquerung des amerikanischen Atom-Unterseeboots [[USS Nautilus (SSN-571)]] verschiedene hektische Aktivitäten und etliche PSI-Forschungsprojekte aus, die umgekehrt auch im Westen Interesse und nach Bekanntwerden<ref>Ostrander, Sheila, and Lynn Schroeder. Psychic Discoveries Behind the Iron Curtain. (New Jersey: Prentice-Hall, 1970). 340.</ref> einzelner russischer Forschungsarbeiten<ref>{{Literatur|Autor = Gleb Anfilov|Titel = Is Telepathy Possible?|Sammelwerk = Soviet Review|Band = 2|Nummer = 6|Jahr = 1961-06-01|Seiten = 3–21|DOI = 10.2753/RSS1061-142802063|ISSN = 0038-5794|Online = http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.2753/RSS1061-142802063|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> auch Anfang der 1970er Jahre entsprechende amerikanische Forschungsprojekte (etwa durch Harold E. Puthoff) zur Folge hatten.<ref>{{Literatur|Autor = Paul Meehan|Titel = Cinema of the Psychic Realm: A Critical Survey|Verlag = McFarland|Jahr = 2009-07-15|ISBN = 978-0-7864-5474-7|Online = https://books.google.com/books?id=sPAqEWLVa5QC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Der daraus resultierende regelrechte Parapsychologie-Boom&nbsp;in der [[Sowjetunion]] ließ die DDR in institutioneller Hinsicht fast unberührt. Hier wirkte zum einen eine Art doppelter [[Eiserner Vorhang]], die meisten sowjetischen Studien zu solchen Themen waren in der DDR nie erhältlich. Zum anderen wirkte [[Otto Prokop|Prokop]]&nbsp;wie angeführt als [[Gatekeeper (Soziologie)|Gatekeeper]].<ref name=":0">Schneider, Martin; Anton, Andreas (2014): Politische Ideologie vs. parapsychologische Forschung. Zum Spannungsverhältnis von Marxismus-Leninismus und Parapsychologie am Beispiel von DDR und UdSSR. In: Zeitschrift für Anomalistik (14), S. 159-188.</ref>
Anfang der 1960er Jahre lösten westliche Presseberichte über die angebliche Nutzung von [[Telepathie]] während der Aufsehen erregenden Nordpoleisunterquerung des amerikanischen Atom-Unterseeboots [[USS Nautilus (SSN-571)]] verschiedene hektische Aktivitäten und etliche PSI-Forschungsprojekte aus, die umgekehrt auch im Westen Interesse und nach Bekanntwerden<ref>Ostrander, Sheila, and Lynn Schroeder. Psychic Discoveries Behind the Iron Curtain. (New Jersey: Prentice-Hall, 1970). 340.</ref> einzelner russischer Forschungsarbeiten<ref>{{Literatur|Autor = Gleb Anfilov|Titel = Is Telepathy Possible?|Sammelwerk = Soviet Review|Band = 2|Nummer = 6|Jahr = 1961-06-01|Seiten = 3-21|DOI = 10.2753/RSS1061-142802063|ISSN = 0038-5794|Online = http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.2753/RSS1061-142802063|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> auch Anfang der 1970er Jahre entsprechende amerikanische Forschungsprojekte (etwa durch Harold E. Puthoff) zur Folge hatten.<ref>{{Literatur|Autor = Paul Meehan|Titel = Cinema of the Psychic Realm: A Critical Survey|Verlag = McFarland|Jahr = 2009-07-15|ISBN = 9780786454747|Online = https://books.google.com/books?id=sPAqEWLVa5QC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Der daraus resultierende regelrechte Parapsychologie-Boom&nbsp;in der [[Sowjetunion]] ließ die DDR in institutioneller Hinsicht fast unberührt. Hier wirkte zum einen eine Art doppelter [[Eiserner Vorhang]], die meisten sowjetischen Studien zu solchen Themen waren in der DDR nie erhältlich. Zum anderen wirkte [[Otto Prokop|Prokop]]&nbsp;wie angeführt als [[Gatekeeper (Soziologie)|Gatekeeper]].<ref name=":0">Schneider, Martin; Anton, Andreas (2014): Politische Ideologie vs. parapsychologische Forschung. Zum Spannungsverhältnis von Marxismus-Leninismus und Parapsychologie am Beispiel von DDR und UdSSR. In: Zeitschrift für Anomalistik (14), S. 159-188.
</ref>


Werke des bekannten Leningrader Physiologen Leonid L. Wassiljew wie dessen ''Experimentelle Untersuchungen zur mentalen Suggestion''<ref>Leonid Leonidovich Vasilʹev: Experiments in mental suggestion, Institute for the Study of Mental Images, 1963</ref>&nbsp;und andere<ref name=":11">Martin Ebon: "PSI in der UdSSR. Religion ohne Kreuz." Sammlung parapsycholog. Berichte aus Rußland. Aus dem
Werke des bekannten Leningrader Physiologen Leonid L. Wassiljew wie dessen ''Experimentelle Untersuchungen zur mentalen Suggestion''<ref>Leonid Leonidovich Vasilʹev: Experiments in mental suggestion, Institute for the Study of Mental Images, 1963
</ref>&nbsp;und andere<ref name=":11">Martin Ebon: "PSI in der UdSSR. Religion ohne Kreuz." Sammlung parapsycholog. Berichte aus Rußland. Aus dem
Amerikanischen von Philipp Wolff-Windegg. Langen-Müller Verlag, München-Wien 1977, 215 S, vgl. auch Rezension von Richard Kaufmann in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.1977, S. 21
Amerikanischen von Philipp Wolff-Windegg. Langen-Müller Verlag, München-Wien 1977, 215 S, vgl. auch Rezension von Richard Kaufmann in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.1977, S. 21
Ebon, Martin: PSI in der UdSSR
Ebon, Martin: PSI in der UdSSR</ref> wurden zwar ins Englische und Deutsche übersetzt, aber nur in der BRD publiziert. <ref name=":2">{{Internetquelle|autor = Interview: Claudia Füßler|titel = "DDR-Bürger machten Nahtoderfahrungen, hatten Geistererscheinungen"|url = http://www.zeit.de/wissen/2014-11/ddr-okkultismus-paranormales|zugriff = 2015-10-17|werk = ZEIT ONLINE}}</ref> Die Sowjetunion lies einen gewissen Pluralismus in der Diskussion zu, die entsprechende Debatte wurde insbesondere in der Zeitschrift ''Nauka i religia'' Mitte der 1960erJahre anhand der Telepathie ausgetragen.<ref name=":0" /> Beteiligt war auch der [[New Age|New-Age]]-Autor und Gründer des [[Esalen-Institut]]<nowiki />s [[Michael Murphy (Autor)|Michael Murphy]], der unter anderem ein Sowjetisch-Amerikanisches Austauschprogramm zu dem Thema initiierte.<ref>{{Literatur|Autor = Jeffrey J. Kripal|Titel = Esalen: America and the Religion of No Religion|Verlag = University of Chicago Press|Jahr = 2007-04-15|ISBN = 978-0-226-45369-9|Online = https://books.google.com/books?id=fzSP6BRFBzIC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref>
</ref> wurden zwar ins Englische und Deutsche übersetzt, aber nur in der BRD publiziert. <ref name=":2">{{Internetquelle|autor = Interview: Claudia Füßler|titel = "DDR-Bürger machten Nahtoderfahrungen, hatten Geistererscheinungen"|url = http://www.zeit.de/wissen/2014-11/ddr-okkultismus-paranormales|zugriff = 2015-10-17|werk = ZEIT ONLINE}}</ref> Die Sowjetunion lies einen gewissen Pluralismus in der Diskussion zu, die entsprechende Debatte wurde insbesondere in der Zeitschrift ''Nauka i religia'' Mitte der 1960erJahre anhand der Telepathie ausgetragen.<ref name=":0" /> Beteiligt war auch der [[New Age|New-Age]]-Autor und Gründer des [[Esalen-Institut]]<nowiki/>s [[Michael Murphy (Autor)|Michael Murphy]], der unter anderem ein Sowjetisch-Amerikanisches Austauschprogramm zu dem Thema initiierte.<ref>{{Literatur|Autor = Jeffrey J. Kripal|Titel = Esalen: America and the Religion of No Religion|Verlag = University of Chicago Press|Jahr = 2007-04-15|ISBN = 9780226453699|Online = https://books.google.com/books?id=fzSP6BRFBzIC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref>


Der regelrechte Parapsychologie-Boom&nbsp;in der [[Sowjetunion]] ließ die DDR in institutioneller Hinsicht fast unberührt. Die teilweise eklatanten Unterschiede im Umgang mit dem Themengebiet im ehemaligen [[Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe|RGW]] werden forschungsseitig mit Traditionen und Entwicklungen vor Gründung der DDR erklärt: [[Mitteldeutschland]] war vorwiegend protestantisch geprägt und hatte bereits zuvor intensive Säkularisierungsprozesse erlebt, während Russland ein Land mit einer langen okkulten Tradition ist und war.<ref name=":0" /> Die entsprechenden Tendenzen setzen sich auch nach der Wende fort.
Der regelrechte Parapsychologie-Boom&nbsp;in der [[Sowjetunion]] ließ die DDR in institutioneller Hinsicht fast unberührt. Die teilweise eklatanten Unterschiede im Umgang mit dem Themengebiet im ehemaligen [[Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe|RGW]] werden forschungsseitig mit Traditionen und Entwicklungen vor Gründung der DDR erklärt: [[Mitteldeutschland]] war vorwiegend protestantisch geprägt und hatte bereits zuvor intensive Säkularisierungsprozesse erlebt, während Russland ein Land mit einer langen okkulten Tradition ist und war.<ref name=":0" /> Die entsprechenden Tendenzen setzen sich auch nach der Wende fort.


Die These einer eher begrenzten Wirkung der sozialistischen Ideologie wird auch beim Vergleich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit herangezogen, die wirtschaftlichen Unterschiede in den Staaten Mittel- und Osteuropas waren einem Bonmot von [[John Kenneth Galbraith]] zufolge eher von deren Rolle in [[Österreich-Ungarn|Österreich Ungarn]] oder im [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] bestimmt als von der Zugehörigkeit zum [[Sozialismus]].<ref>Galbraith, J.K., The nature of mass poverty Cambridge, Mass. (USA) Harvard Univ. Press 1979 ISBN 0-674-60533-0</ref>
Die These einer eher begrenzten Wirkung der sozialistischen Ideologie wird auch beim Vergleich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit herangezogen, die wirtschaftlichen Unterschiede in den Staaten Mittel- und Osteuropas waren einem Bonmot von [[John Kenneth Galbraith]] zufolge eher von deren Rolle in [[Österreich-Ungarn|Österreich Ungarn]] oder im [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] bestimmt als von der Zugehörigkeit zum [[Sozialismus]].<ref>Galbraith, J.K., The nature of mass poverty Cambridge, Mass. (USA) Harvard Univ. Press 1979 ISBN 0-674-60533-0</ref>


In der Sowjetunion wurde hingegen unter anderem mit dem 1982 auf Englisch erschienenen Buch ''Parapsychology&nbsp;and&nbsp;contemporary science''&nbsp;<ref>Dubrov, Aleksandr Petrovich, and Veniamin Noevich Pushkin.&nbsp;''Parapsychology and contemporary science''. Consultants Bureau, 1982.</ref> versucht, die Parapsychologe in das marxistische Gedankengebäude einzubinden. Der entscheidende Unterschied zwischen den Autoren und den ostdeutschen Skeptikern besteht nun darin, dass die ersteren die (westliche) Parapsychologie als Konzept ablehnen, die Existenz parapsychologischer Phänomene jedoch nicht leugneten.<ref name=":0" /> Die Diskussion in der Sowjetunion wurde kontrovers geführt, etwa von [[Alexander Kitaigorodski]], der der bestehenden Naturwissenschaft den Status des Unantastbaren und Sakralen zuwies und jedwede parapsychologische Phänomene mit den geltenden Naturgesetzen für nicht&nbsp;vereinbar hielt.<ref name=":0" /> Das [[Tauwetter-Periode|Tauwetter]] und die Liberalisierung des&nbsp;kulturellen Lebens unter [[Nikita Sergejewitsch Chruschtschow|Nikita Chruschtschow]] führte zu einem starken Anwachsen okkulter Gruppen und Sekten in den Metropolen der Sowjetunion, die teilweise, als ''Religion ohne Kreuz''<ref name=":11">Martin Ebon: "PSI in der UdSSR. Religion ohne Kreuz." Sammlung parapsycholog. Berichte aus Rußland. Aus dem
In der Sowjetunion wurde hingegen unter anderem mit dem 1982 auf Englisch erschienenen Buch ''Parapsychology&nbsp;and&nbsp;contemporary science''&nbsp;<ref>Dubrov, Aleksandr Petrovich, and Veniamin Noevich Pushkin.&nbsp;''Parapsychology and contemporary science''. Consultants Bureau, 1982.</ref> versucht, die Parapsychologe in das marxistische Gedankengebäude einzubinden. Der entscheidende Unterschied zwischen den Autoren und den ostdeutschen Skeptikern besteht nun darin, dass die ersteren die (westliche) Parapsychologie als Konzept ablehnen, die Existenz parapsychologischer Phänomene jedoch nicht leugneten.<ref name=":0" /> Die Diskussion in der Sowjetunion wurde kontrovers geführt, etwa von [[Alexander Kitaigorodski]], der der bestehenden Naturwissenschaft den Status des Unantastbaren und Sakralen zuwies und jedwede parapsychologische Phänomene mit den geltenden Naturgesetzen für nicht&nbsp;vereinbar hielt.<ref name=":0" /> Das [[Tauwetter-Periode|Tauwetter]] und die Liberalisierung des&nbsp;kulturellen Lebens unter [[Nikita Sergejewitsch Chruschtschow|Nikita Chruschtschow]] führte zu einem starken Anwachsen okkulter Gruppen und Sekten in den Metropolen der Sowjetunion, die teilweise, als ''Religion ohne Kreuz''<ref name=":11">Martin Ebon: "PSI in der UdSSR. Religion ohne Kreuz." Sammlung parapsycholog. Berichte aus Rußland. Aus dem
Amerikanischen von Philipp Wolff-Windegg. Langen-Müller Verlag, München-Wien 1977, 215 S, vgl. auch Rezension von Richard Kaufmann in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.1977, S. 21
Amerikanischen von Philipp Wolff-Windegg. Langen-Müller Verlag, München-Wien 1977, 215 S, vgl. auch Rezension von Richard Kaufmann in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.1977, S. 21
Ebon, Martin: PSI in der UdSSR</ref> auch auf Kritik in den Bruderländern oder im kommunistischen China trafen.<ref name=":0" />
Ebon, Martin: PSI in der UdSSR
</ref> auch auf Kritik in den Bruderländern oder im kommunistischen China trafen.<ref name=":0" />
== DDR-<nowiki /><nowiki />Fallbeispiele ==
== DDR-<nowiki/><nowiki/>Fallbeispiele ==


=== Wünschelruten ===
=== Wünschelruten ===
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Baldur Haase
Baldur Haase
Beim Kartenlegen "Reklame für die Einheit"
Beim Kartenlegen "Reklame für die Einheit"
Charlotte M., die Kartenlegerin aus Suhl|url = http://www.horch-und-guck.info/hug/archiv/1996-1999/heft-25/02510-haase/|zugriff = 2015-10-18|werk = www.horch-und-guck.info}}</ref> <ref>''<nowiki>»Die Kartenlegerin von Suhl: 'Ich bin bei der Stasi gefangen ...' 1955/56«, dokumentarisch erzählt von Baldur Haase, Erfurt 1998, 107 Seiten, ISBN 3-932303-16-4</nowiki>''</ref>
Charlotte M., die Kartenlegerin aus Suhl|url = http://www.horch-und-guck.info/hug/archiv/1996-1999/heft-25/02510-haase/|zugriff = 2015-10-18|werk = www.horch-und-guck.info}}</ref> <ref>''<nowiki>»Die Kartenlegerin von Suhl: 'Ich bin bei der Stasi gefangen ...' 1955/56«, dokumentarisch erzählt von Baldur Haase, Erfurt 1998, 107 Seiten, ISBN 3-932303-16-4</nowiki>''</ref>


In der DDR wurden Wahrsagekarten (nach dem [[Lenormandkarten|Lenormandsystem]]) Anfang der 1980er Jahre beim [[Verlag für die Frau|Leipziger Verlag für die Frau]] verlegt, Grundlage war eine Schenkung des Buchhändlers und Spielkartenspezialisten Erwin Kohlmann (1920 – 2001).<ref>{{Internetquelle|titel = Verlag für die Frau DDR Lenormand{{!}} antike Lenormandkarten {{!}} Kartenlegen mit Lenormand|url = http://www.lenormand-museum.de/verlag-fuer-die-frau-ddr-lenormand.html|zugriff = 2015-10-18|werk = www.lenormand-museum.de}}</ref> Das Thema Kartenlegen/Wahrsagen und dessen Missbrauch war 1986 Thema der von [[Helmut Krätzig]] verfassten 102. Folge der DDR-Kriminalfilmreihe ''[[Polizeiruf 110: Mit List und Tücke|Polizeiruf 110 (Mit List und Tücke)]]''.
In der DDR wurden Wahrsagekarten (nach dem [[Lenormandkarten|Lenormandsystem]]) Anfang der 1980er Jahre beim [[Verlag für die Frau|Leipziger Verlag für die Frau]] verlegt, Grundlage war eine Schenkung des Buchhändlers und Spielkartenspezialisten Erwin Kohlmann (1920 – 2001).<ref>{{Internetquelle|titel = Verlag für die Frau DDR Lenormand{{!}} antike Lenormandkarten {{!}} Kartenlegen mit Lenormand|url = http://www.lenormand-museum.de/verlag-fuer-die-frau-ddr-lenormand.html|zugriff = 2015-10-18|werk = www.lenormand-museum.de}}</ref> Das Thema Kartenlegen/Wahrsagen und dessen Missbrauch war 1986 Thema der von [[Helmut Krätzig]] verfassten 102. Folge der DDR-Kriminalfilmreihe ''[[Polizeiruf 110: Mit List und Tücke|Polizeiruf 110 (Mit List und Tücke)]]''.


=== Däniken und Uri Geller ===
=== Däniken und Uri Geller ===
Die DDR nahm über die gesamtdeutsch zugänglichen Medien an esoterischen Modererscheinungen in Westdeutschland wie der [[Erich von Däniken|Dänikenwelle]] oder den Vorführungen [[Uri Geller]]<nowiki />s Anfang der 1970er Jahre teil.<ref name=":0" /> Dänikens ''[[Erinnerungen an die Zukunft]]''&nbsp; kam 1973 in der DDR in die Kinos und wurde ausnehmend gut besucht.<ref name=":2" /> Ebenso war der Bereich der Science-Fiction, insbesondere [[Stanislaw Lem]] und dessen utopische Literatur ein geeigneter Rahmen, sich am Rande auch mit womöglichen [[Ufoglaube|Ufosichtungen]] und [[Außerirdisches Leben|Außerirdischer Intelligenz]] zu beschäftigen. Entsprechende Vorträge hatten durchweg hohe Teilnehmerzahlen.<ref name=":2" /> Eine ähnliche Rolle spielte die Science Fiction in der Sowjetunion.<ref name=":0" />
Die DDR nahm über die gesamtdeutsch zugänglichen Medien an esoterischen Modererscheinungen in Westdeutschland wie der [[Erich von Däniken|Dänikenwelle]] oder den Vorführungen [[Uri Geller]]<nowiki/>s Anfang der 1970er Jahre teil.<ref name=":0" /> Dänikens ''[[Erinnerungen an die Zukunft]]''&nbsp; kam 1973 in der DDR in die Kinos und wurde ausnehmend gut besucht.<ref name=":2" /> Ebenso war der Bereich der Science-Fiction, insbesondere [[Stanislaw Lem]] und dessen utopische Literatur ein geeigneter Rahmen, sich am Rande auch mit womöglichen [[Ufoglaube|Ufosichtungen]] und [[Außerirdisches Leben|Außerirdischer Intelligenz]] zu beschäftigen. Entsprechende Vorträge hatten durchweg hohe Teilnehmerzahlen.<ref name=":2" /> Eine ähnliche Rolle spielte die Science Fiction in der Sowjetunion.<ref name=":0" />


=== Neue religiöse Bewegungen und Spiritualität ===
=== Neue religiöse Bewegungen und Spiritualität ===
Die IPPG-Projektmitarbeiterin Ina Schmied-Knittel nannte in einem Zeit-Interview zu ihrem Teilprojekt Zeitzeugenberichte, die die Existenz von einzelnen okkult-magischen Orden bestätigen, die sich aber nur unter sehr konspirativen Umständen und großer Angst vor Entdeckung trafen.<ref name=":2" /> Als Beispiel für entsprechende Praktiken in der Jugendkultur führt sie unter anderem den Bericht einer jungen Frau, die sich in den 1980ern eher in staatsfernen Milieus und in der Punkszene bewegte und sich regelmäßig zum [[Gläserrücken]] trafen und nach Ansprache durch einen möglichen Stasispitzel diese damit verunsicherten.<ref name=":2" />
Die IPPG-Projektmitarbeiterin Ina Schmied-Knittel nannte in einem Zeit-Interview zu ihrem Teilprojekt Zeitzeugenberichte, die die Existenz von einzelnen okkult-magischen Orden bestätigen, die sich aber nur unter sehr konspirativen Umständen und großer Angst vor Entdeckung trafen.<ref name=":2" /> Als Beispiel für entsprechende Praktiken in der Jugendkultur führt sie unter anderem den Bericht einer jungen Frau, die sich in den 1980ern eher in staatsfernen Milieus und in der Punkszene bewegte und sich regelmäßig zum [[Gläserrücken]] trafen und nach Ansprache durch einen möglichen Stasispitzel diese damit verunsicherten.<ref name=":2" />


<nowiki />Die [[Anthroposophie|anthroposophische Bewegung]] war in der DDR vielerlei Schikanen ausgesetzt, nach 1945 revitalisierte [[Waldorfschule|Waldorfschulen]] wurden ab 1949 wieder in das [[Bildungssystem in der DDR|DDR-Schulsystem]] reintegriert<ref>{{Internetquelle|titel = Waldorf.net - Die deutsche Waldorfschulbewegung in der Zeit des Nationalsozialismus|url = http://www.waldorf.net/html/texte/ns.htm|zugriff = 2015-10-17|werk = www.waldorf.net}}</ref>, die [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]] konnte aber mit Hilfe der [[Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR|Evangelischen Kirche]] weiterbestehen.<ref name=":3">{{Internetquelle|titel = Weleda im Land der Plaste und Elaste
<nowiki/>Die [[Anthroposophie|anthroposophische Bewegung]] war in der DDR vielerlei Schikanen ausgesetzt, nach 1945 revitalisierte [[Waldorfschule|Waldorfschulen]] wurden ab 1949 wieder in das [[Bildungssystem in der DDR|DDR-Schulsystem]] reintegriert<ref>{{Internetquelle|titel = Waldorf.net - Die deutsche Waldorfschulbewegung in der Zeit des Nationalsozialismus|url = http://www.waldorf.net/html/texte/ns.htm|zugriff = 2015-10-17|werk = www.waldorf.net}}</ref>, die [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]] konnte aber mit Hilfe der [[Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR|Evangelischen Kirche]] weiterbestehen.<ref name=":3">{{Internetquelle|titel = Weleda im Land der Plaste und Elaste
Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische|url = https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sp&dig=2009%252F04%252F04%252Fa0004&cHash=3a1b84d904ae244b347846002296401f|zugriff = 2015-10-17|werk = www.taz.de|datum = 2009}}</ref> Die anthroposophischen Erziehungsansätze wurden im religiösen Unterricht und auf Ferienfreizeiten und in kirchlichen Gesprächskreisen weiter vermittelt.<ref name=":3">{{Internetquelle|titel = Weleda im Land der Plaste und Elaste
Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische|url = https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sp&dig=2009%252F04%252F04%252Fa0004&cHash=3a1b84d904ae244b347846002296401f|zugriff = 2015-10-17|werk = www.taz.de|datum = 2009}}</ref> Die anthroposophischen Erziehungsansätze wurden im religiösen Unterricht und auf Ferienfreizeiten und in kirchlichen Gesprächskreisen weiter vermittelt.<ref name=":3">{{Internetquelle|titel = Weleda im Land der Plaste und Elaste
Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische|url = https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sp&dig=2009%252F04%252F04%252Fa0004&cHash=3a1b84d904ae244b347846002296401f|zugriff = 2015-10-17|werk = www.taz.de|datum = 2009}}</ref> Nach der Wende kam es umgehend zu Neugründungen von Waldorfschulen und entsprechenden Zentren. Die [[Marienhöhe (Bad Saarow)]] gilt heute als der älteste [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamisch]] arbeitende Hof in Deutschland und überstand die DDR-Zeit als privat geführter Biobauernhof.<ref name=":3">{{Internetquelle|titel = Weleda im Land der Plaste und Elaste
Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische|url = https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sp&dig=2009%252F04%252F04%252Fa0004&cHash=3a1b84d904ae244b347846002296401f|zugriff = 2015-10-17|werk = www.taz.de|datum = 2009}}</ref> Nach der Wende kam es umgehend zu Neugründungen von Waldorfschulen und entsprechenden Zentren. Die [[Marienhöhe (Bad Saarow)]] gilt heute als der älteste [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamisch]] arbeitende Hof in Deutschland und überstand die DDR-Zeit als privat geführter Biobauernhof.<ref name=":3">{{Internetquelle|titel = Weleda im Land der Plaste und Elaste
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Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische|url = https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sp&dig=2009%252F04%252F04%252Fa0004&cHash=3a1b84d904ae244b347846002296401f|zugriff = 2015-10-17|werk = www.taz.de|datum = 2009}}</ref> zudem produzierte der Hof mit Schnittblumen eine ausgesprochene Mangelware.
Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische|url = https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sp&dig=2009%252F04%252F04%252Fa0004&cHash=3a1b84d904ae244b347846002296401f|zugriff = 2015-10-17|werk = www.taz.de|datum = 2009}}</ref> zudem produzierte der Hof mit Schnittblumen eine ausgesprochene Mangelware.


Eine besondere [[Christen und Kirchen in der DDR|kirchenpolitische Rolle im SED-Staat]] hatte die [[Johannische Kirche]], eine 1926 in Berlin und Brandenburg von dem Religions- und Sozialreformer&nbsp;[[Joseph Weißenberg]] gegründete Religionsgemeinschaft, die 1934 vor ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten noch über 100.000 Anhänger zählte, und eine eigene Siedlung&nbsp;[[Friedensstadt Weißenberg|Friedensstadt&nbsp;bei&nbsp;Trebbin]] eingerichtet hatte.<ref>{{Literatur|Titel = Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte|Verlag = Landesgeschichtliche Vereinigung fèur die Mark Brandenburg|Jahr = 2004-01-01|Online = https://books.google.com/books?id=SNBVAAAAYAAJ|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> In der DDR war diese esoterische Gruppe, die 1946 von der [[Rote Armee|Roten Armee]] nach dem NS-Verbot wieder zugelassen und gefördert worden war, hoch angesehen und in der Kirchenpolitik, insbesondere von der [[Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)|DDR-CDU i]]<nowiki />politisch eingebunden.<ref name=":5">{{Internetquelle|titel = Johannische Kirche - Frieda Müller|url = http://www.johannische-kirche.org/de/09_aktuelles/04_meldungen/frieda_mueller.php|zugriff = 2015-10-17|werk = www.johannische-kirche.org}}</ref> Das 1954 gegründete ''Johannische Aufbauwerk&nbsp;e.&nbsp;V.'' wurde als karitative Organisation anerkannt und fortgeführt.<ref name=":5">{{Internetquelle|titel = Johannische Kirche - Frieda Müller|url = http://www.johannische-kirche.org/de/09_aktuelles/04_meldungen/frieda_mueller.php|zugriff = 2015-10-17|werk = www.johannische-kirche.org}}</ref>
Eine besondere [[Christen und Kirchen in der DDR|kirchenpolitische Rolle im SED-Staat]] hatte die [[Johannische Kirche]], eine 1926 in Berlin und Brandenburg von dem Religions- und Sozialreformer&nbsp;[[Joseph Weißenberg]] gegründete Religionsgemeinschaft, die 1934 vor ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten noch über 100.000 Anhänger zählte, und eine eigene Siedlung&nbsp;[[Friedensstadt Weißenberg|Friedensstadt&nbsp;bei&nbsp;Trebbin]] eingerichtet hatte.<ref>{{Literatur|Titel = Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte|Verlag = Landesgeschichtliche Vereinigung fèur die Mark Brandenburg|Jahr = 2004-01-01|Online = https://books.google.com/books?id=SNBVAAAAYAAJ|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> In der DDR war diese esoterische Gruppe, die 1946 von der [[Rote Armee|Roten Armee]] nach dem NS-Verbot wieder zugelassen und gefördert worden war, hoch angesehen und in der Kirchenpolitik, insbesondere von der [[Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)|DDR-CDU i]]<nowiki/>politisch eingebunden.<ref name=":5">{{Internetquelle|titel = Johannische Kirche - Frieda Müller|url = http://www.johannische-kirche.org/de/09_aktuelles/04_meldungen/frieda_mueller.php|zugriff = 2015-10-17|werk = www.johannische-kirche.org}}</ref> Das 1954 gegründete ''Johannische Aufbauwerk&nbsp;e.&nbsp;V.'' wurde als karitative Organisation anerkannt und fortgeführt.<ref name=":5">{{Internetquelle|titel = Johannische Kirche - Frieda Müller|url = http://www.johannische-kirche.org/de/09_aktuelles/04_meldungen/frieda_mueller.php|zugriff = 2015-10-17|werk = www.johannische-kirche.org}}</ref>


Grenzübergreifend bekannt wurde der Fall des Philosophen und späterem DDR-Oppositionellen [[Rudolf Bahro|Rudolf Bahro:]] Er machte einen radikalen Wandel vom marxistischen zum radikalkökogischen und esoterischem Denker durch.<ref>Schölzel, Arnold: Von der Kritik zur&nbsp;Esoterik&nbsp;– Rudolf Bahro, in: Utopie kreativ 9 (1998) 88, S. 70–76.</ref>
Grenzübergreifend bekannt wurde der Fall des Philosophen und späterem DDR-Oppositionellen [[Rudolf Bahro|Rudolf Bahro:]] Er machte einen radikalen Wandel vom marxistischen zum radikalkökogischen und esoterischem Denker durch.<ref>Schölzel, Arnold: Von der Kritik zur&nbsp;Esoterik&nbsp;– Rudolf Bahro, in: Utopie kreativ 9 (1998) 88, S. 70–76.</ref>


Die [[Evangelikalismus|evangelikale]] [[Charismatische Bewegung|charismatische]] Bewegung begann in den 1970ern Jahren auch die DDR verstärkt zu erfassen. Ausgehend von einem Jugendtreff 1972 in [[Großhartmannsdorf]] wurde Sachsen zu einem Zentrum der evangelikalen Jugendkultur.<ref name=":8">{{Literatur|Autor = Ehrhart Neubert|Titel = Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989|Verlag = Ch. Links Verlag|Jahr = 1998-01-01|ISBN = 978-3-86153-163-0|Online = https://books.google.com/books?id=HCiSjXdSAQYC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Mit den sogenannten [[Blues-Messe|Bluesmessen]] und der [[Blueserszene]] ergab sich eine erweiterte Plattform über diese sogenannten [[Jesus Freaks|Jesus-Kulte]] hinaus. Wichtige Multiplikatoren und Treiber waren der Pfarrer [[Theo Lehmann (Pfarrer)|Theo Lehmann,]] der Liedermacher [[Jörg Swoboda]] und der Musiker [[Günter Holwas]]. Holwas wurde unter anderem von [[Reiner Eppelmann]] unterstützt. Eppelmann ermöglichte Konzerte im gottesdienstlichen Rahmen.<ref name=":8" /> Die entsprechenden Personen und Aktivitäten waren dennoch gezielten Verleumdungs- und Hetzkampagnen ausgesetzt.<ref name=":8" />
Die [[Evangelikalismus|evangelikale]] [[Charismatische Bewegung|charismatische]] Bewegung begann in den 1970ern Jahren auch die DDR verstärkt zu erfassen. Ausgehend von einem Jugendtreff 1972 in [[Großhartmannsdorf]] wurde Sachsen zu einem Zentrum der evangelikalen Jugendkultur.<ref name=":8">{{Literatur|Autor = Ehrhart Neubert|Titel = Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989|Verlag = Ch. Links Verlag|Jahr = 1998-01-01|ISBN = 9783861531630|Online = https://books.google.com/books?id=HCiSjXdSAQYC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Mit den sogenannten [[Blues-Messe|Bluesmessen]] und der [[Blueserszene]] ergab sich eine erweiterte Plattform über diese sogenannten [[Jesus Freaks|Jesus-Kulte]] hinaus. Wichtige Multiplikatoren und Treiber waren der Pfarrer [[Theo Lehmann (Pfarrer)|Theo Lehmann,]] der Liedermacher [[Jörg Swoboda]] und der Musiker [[Günter Holwas]]. Holwas wurde unter anderem von [[Reiner Eppelmann]] unterstützt. Eppelmann ermöglichte Konzerte im gottesdienstlichen Rahmen.<ref name=":8" /> Die entsprechenden Personen und Aktivitäten waren dennoch gezielten Verleumdungs- und Hetzkampagnen ausgesetzt.<ref name=":8" />


Eine verbreite Nische, mit Freiräumen für [[Naturreligion|naturreligiöse]] Aspekte war das das [[Reenactment]] von indianischen Bräuchen<ref name=":02">In den 1950er und 1960er Jahren gehörten indianische Bräuche, wie Messerwerfen, Bola-Tricks zum Standard-Repertoire der DDR-Indianergruppen bei ihren Auftritten als Volkskunstkollektive. Dazu: ''Ausgezeichnete Volkskunstkollektive''. In: Borries/ Fischer: Sozialistische Cowboys. Der Wilde Westen Ostdeutschlands, Frankfurt/ Main: 2008, S. 35–39.</ref> und Alltagsleben im Rahmen der ''[[Indianerbild im deutschen Sprachraum|Indianistik]]'', wie das ''Karl May und'' ''Westernhobby'' in der DDR genannt wurde. Von Seiten der Offiziellen anfangs misstrauisch beäugt, geduldet, teilweise gestört wurde es nach und nach in die Strukturen der sozialistischen Kulturarbeit integriert.<ref>Friedrich von Borries, Jens-Uwe Fischer: ''Sozialistische Cowboys. Der Wilde Westen Ostdeutschlands''. Suhrkamp, Frankfurt/ Main 2008.</ref> Asiatische Spiritualität wurde offiziell wenig rezipiert, von knapp 200 deutschsprachigen Übersetzungen des [[Daodejing]] etwa erschien nur eine 1955 in der DDR.<ref>{{Literatur|Autor = Oliver Grasmück|Titel = Geschichte und Aktualität der Daoismusrezeption im deutschsprachigen Raum|Verlag = LIT Verlag Münster|Jahr = 2004-01-01|ISBN = 978-3-8258-7017-1|Online = https://books.google.de/books?id=0mKEd-RGE2EC&pg=PA62&dq=esoterik+ddr&hl=de&sa=X&ved=0CEoQ6AEwCDgUahUKEwi57Nf4nc7IAhUBKXIKHZ-xDQI#v=onepage&q=esoterik%2520ddr&f=false|Zugriff = 2015-10-19}}</ref>
Eine verbreite Nische, mit Freiräumen für [[Naturreligion|naturreligiöse]] Aspekte war das das [[Reenactment]] von indianischen Bräuchen<ref name=":02">In den 1950er und 1960er Jahren gehörten indianische Bräuche, wie Messerwerfen, Bola-Tricks zum Standard-Repertoire der DDR-Indianergruppen bei ihren Auftritten als Volkskunstkollektive. Dazu: ''Ausgezeichnete Volkskunstkollektive''. In: Borries/ Fischer: Sozialistische Cowboys. Der Wilde Westen Ostdeutschlands, Frankfurt/ Main: 2008, S. 35–39.</ref> und Alltagsleben im Rahmen der ''[[Indianerbild im deutschen Sprachraum|Indianistik]]'', wie das ''Karl May und'' ''Westernhobby'' in der DDR genannt wurde. Von Seiten der Offiziellen anfangs misstrauisch beäugt, geduldet, teilweise gestört wurde es nach und nach in die Strukturen der sozialistischen Kulturarbeit integriert.<ref>Friedrich von Borries, Jens-Uwe Fischer: ''Sozialistische Cowboys. Der Wilde Westen Ostdeutschlands''. Suhrkamp, Frankfurt/ Main 2008.</ref> Asiatische Spiritualität wurde offiziell wenig rezipiert, von knapp 200 deutschsprachigen Übersetzungen des [[Daodejing]] etwa erschien nur eine 1955 in der DDR.<ref>{{Literatur|Autor = Oliver Grasmück|Titel = Geschichte und Aktualität der Daoismusrezeption im deutschsprachigen Raum|Verlag = LIT Verlag Münster|Jahr = 2004-01-01|ISBN = 9783825870171|Online = https://books.google.de/books?id=0mKEd-RGE2EC&pg=PA62&dq=esoterik+ddr&hl=de&sa=X&ved=0CEoQ6AEwCDgUahUKEwi57Nf4nc7IAhUBKXIKHZ-xDQI#v=onepage&q=esoterik%2520ddr&f=false|Zugriff = 2015-10-19}}</ref>
=== Gothic und Schwarze Szene ===
=== Gothic und Schwarze Szene ===
[[Gothic (Kultur)|Siehe auch: Gothic_(Kultur)#Gruftis_in_der_DDR]]
[[Gothic (Kultur)|Siehe auch: Gothic_(Kultur)#Gruftis_in_der_DDR]]


Laut [[Dieter Baacke]] hatte die Grufti und Gothic Jugendkultur eine regelrechte Blütezeit in der späten DDR, die sich auf die Jahre 1988/1989 datieren lässt.<ref name="Rutkowski56">Roman Rutkowski: ''Das Charisma des Grabes – Der Begriff „Gruftie“'', S.&nbsp;56, 2004, ISBN 3-8334-1351-4</ref><ref>Stefanie Schmidt: <nowiki>''</nowiki>Die Gothic-Bewegung – Religionspädagogische Auseinandersetzungen mit einer zeitgenössischen Jugendkultur<nowiki>''</nowiki>, S.11, 2004</ref> Von der Mitte der 1980er Jahre bis kurz vor der [[Wende und friedliche Revolution in der Deutschen Demokratischen Republik|Wende]] zählte das [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) mehr als 600 Gruftis innerhalb der DDR<ref name="Farin5">Klaus Farin: ''Die Gothics – Vorwort'', S.&nbsp;5, 1999, ISBN 3-933773-09-1</ref>, 150 davon in [[Ost-Berlin]]. Weitere Zentren waren [[Cottbus]], [[Frankfurt (Oder)]], [[Leipzig]], [[Potsdam]] und [[Halle (Saale)|Halle an der Saale]]. In die zumeist regional organisierten Jugendcliquen wurden 36 [[Inoffizieller Mitarbeiter|Inoffizielle Mitarbeiter]] der Stasi zur Bespitzelung eingeschleust, auf jede Clique kam somit ungefähr ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM).<ref>BDK Brandenburg: ''Satanismus, Okkultismus, Gruftis'', 1999, {{Webarchiv |url = http://www.bdk-brandenburg.de/content/fachthemen/satan/sat_990401.html|wayback = 20070825012049|text = Online-Artikel}}</ref>
Laut [[Dieter Baacke]] hatte die Grufti und Gothic Jugendkultur eine regelrechte Blütezeit in der späten DDR, die sich auf die Jahre 1988/1989 datieren lässt.<ref name="Rutkowski56">Roman Rutkowski: ''Das Charisma des Grabes – Der Begriff „Gruftie“'', S.&nbsp;56, 2004, ISBN 3-8334-1351-4</ref><ref>Stefanie Schmidt: <nowiki>''</nowiki>Die Gothic-Bewegung – Religionspädagogische Auseinandersetzungen mit einer zeitgenössischen Jugendkultur<nowiki>''</nowiki>, S.11, 2004</ref> Von der Mitte der 1980er Jahre bis kurz vor der [[Wende und friedliche Revolution in der Deutschen Demokratischen Republik|Wende]] zählte das [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) mehr als 600 Gruftis innerhalb der DDR<ref name="Farin5">Klaus Farin: ''Die Gothics – Vorwort'', S.&nbsp;5, 1999, ISBN 3-933773-09-1</ref>, 150 davon in [[Ost-Berlin]]. Weitere Zentren waren [[Cottbus]], [[Frankfurt (Oder)]], [[Leipzig]], [[Potsdam]] und [[Halle (Saale)|Halle an der Saale]]. In die zumeist regional organisierten Jugendcliquen wurden 36 [[Inoffizieller Mitarbeiter|Inoffizielle Mitarbeiter]] der Stasi zur Bespitzelung eingeschleust, auf jede Clique kam somit ungefähr ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM).<ref>BDK Brandenburg: ''Satanismus, Okkultismus, Gruftis'', 1999, {{Webarchiv |url = http://www.bdk-brandenburg.de/content/fachthemen/satan/sat_990401.html|wayback = 20070825012049|text = Online-Artikel}}</ref>


Unmittelbar im Vorfeld der Wende 1988 kam es mit eine Feier am [[Belvedere auf dem Pfingstberg|Belvedere]] in [[Potsdam]], zu der sich 1988 anlässlich der [[Walpurgisnacht]] Anhänger und Umfeld der [[Schwarze Szene|Schwarzen Szene]] trafen, die von DDR Ordnungskräften unterbunden wurde. Zu DDR Zeiten waren Punk- und Gothicszene wenig getrennt. Eine wichtige Rolle als Orientierungsfigur spielte [[Robert Smith (Musiker)|Robert Smith,]] der Frontman der Band [[The Cure]].<ref>{{Literatur|Autor = Klaus Neumann-Braun, Axel Schmidt|Titel = Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2008-06-17|ISBN = 978-3-531-90980-6|Online = https://books.google.com/books?id=HRcS05skjCsC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Regionale Zentren waren Berlin, Leipzig und Dresden.<ref>{{Literatur|Autor = [[Bianca Stücker]]|Titel = Gothic Electro|Verlag = Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2013, ISBN 978-3-86741-863-8|Jahr = 2013-03-01|ISBN = 978-3-86741-863-8|Online = https://books.google.com/books?id=ElTximhNwPgC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Nach der Wende kam es 1992 zu einer Vorgängerveranstaltung des heutigen Leipziger [[Wave-Gotik-Treffen|Wave-Gotik-Treffens]].<ref name=":6">[http://der-schwarze-planet.de/wgt-1992-eine-grosse-gothic-klassenfahrt/ Bericht über das 1. WGT 1992]</ref> Das Wave-Gotik-Treffen um die Pfingsttage gehört mittlerweile zu den größten seiner Art in Deutschland.<ref name=":6">[http://der-schwarze-planet.de/wgt-1992-eine-grosse-gothic-klassenfahrt/ Bericht über das 1. WGT 1992]</ref>
Unmittelbar im Vorfeld der Wende 1988 kam es mit eine Feier am [[Belvedere auf dem Pfingstberg|Belvedere]] in [[Potsdam]], zu der sich 1988 anlässlich der [[Walpurgisnacht]] Anhänger und Umfeld der [[Schwarze Szene|Schwarzen Szene]] trafen, die von DDR Ordnungskräften unterbunden wurde. Zu DDR Zeiten waren Punk- und Gothicszene wenig getrennt. Eine wichtige Rolle als Orientierungsfigur spielte [[Robert Smith (Musiker)|Robert Smith,]] der Frontman der Band [[The Cure]].<ref>{{Literatur|Autor = Klaus Neumann-Braun, Axel Schmidt|Titel = Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz|Verlag = Springer-Verlag|Jahr = 2008-06-17|ISBN = 9783531909806|Online = https://books.google.com/books?id=HRcS05skjCsC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Regionale Zentren waren Berlin, Leipzig und Dresden.<ref>{{Literatur|Autor = [[Bianca Stücker]]|Titel = Gothic Electro|Verlag = Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2013, ISBN 978-3-86741-863-8|Jahr = 2013-03-01|ISBN = 9783867418638|Online = https://books.google.com/books?id=ElTximhNwPgC|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Nach der Wende kam es 1992 zu einer Vorgängerveranstaltung des heutigen Leipziger [[Wave-Gotik-Treffen|Wave-Gotik-Treffens]].<ref name=":6">[http://der-schwarze-planet.de/wgt-1992-eine-grosse-gothic-klassenfahrt/ Bericht über das 1. WGT 1992]</ref> Das Wave-Gotik-Treffen um die Pfingsttage gehört mittlerweile zu den größten seiner Art in Deutschland.<ref name=":6">[http://der-schwarze-planet.de/wgt-1992-eine-grosse-gothic-klassenfahrt/ Bericht über das 1. WGT 1992]</ref>


Leipzig war bereits im 19. Jahrhundert zur veritablen&nbsp;''città occulta''&nbsp;und Mittelpunkt des deutschen Spiritismus geworden, der sich deutlich später als in der englischsprachigen Welt breiter etablierte.<ref name=":7">{{Literatur|Autor = Kurt Bayertz, Myriam Gerhard, Walter Jaeschke|Titel = Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert: Der Ignorabimus-Streit|Verlag = Meiner Verlag|Jahr = 2007-11-15|ISBN = 978-3-7873-2012-7|Online = https://books.google.com/books?id=rTsLYk7lte4C|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Nach den 1877/1878 durchgeführten Seancen [[Karl Friedrich Zöllner]]<nowiki />s mit [[Henry Slade]] war es zum Ausgangspunkt einer regelrechten Spiritismuswelle geworden.<ref name=":7">{{Literatur|Autor = Kurt Bayertz, Myriam Gerhard, Walter Jaeschke|Titel = Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert: Der Ignorabimus-Streit|Verlag = Meiner Verlag|Jahr = 2007-11-15|ISBN = 978-3-7873-2012-7|Online = https://books.google.com/books?id=rTsLYk7lte4C|Zugriff = 2015-10-18}}</ref>[[Datei:Johannische Kirche Blankensee.jpg|mini|Johannische Kirche Blankensee]]
Leipzig war bereits im 19. Jahrhundert zur veritablen&nbsp;''città occulta''&nbsp;und Mittelpunkt des deutschen Spiritismus geworden, der sich deutlich später als in der englischsprachigen Welt breiter etablierte.<ref name=":7">{{Literatur|Autor = Kurt Bayertz, Myriam Gerhard, Walter Jaeschke|Titel = Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert: Der Ignorabimus-Streit|Verlag = Meiner Verlag|Jahr = 2007-11-15|ISBN = 9783787320127|Online = https://books.google.com/books?id=rTsLYk7lte4C|Zugriff = 2015-10-18}}</ref> Nach den 1877/1878 durchgeführten Seancen [[Karl Friedrich Zöllner]]<nowiki/>s mit [[Henry Slade]] war es zum Ausgangspunkt einer regelrechten Spiritismuswelle geworden.<ref name=":7">{{Literatur|Autor = Kurt Bayertz, Myriam Gerhard, Walter Jaeschke|Titel = Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert: Der Ignorabimus-Streit|Verlag = Meiner Verlag|Jahr = 2007-11-15|ISBN = 9783787320127|Online = https://books.google.com/books?id=rTsLYk7lte4C|Zugriff = 2015-10-18}}</ref>[[Datei:Johannische Kirche Blankensee.jpg|thumb|Johannische Kirche Blankensee]]
=== Homöopathie ===
=== Homöopathie ===
Als anfängliche Wirkungsstätte von [[Samuel Hahnemann|Hahnemann]], [[Constantin Hering|Hering]] und [[Adolph Graf zur Lippe-Weissenfield|Adolph zur Lippe]] war [[Sachsen]] ein Kernland der [[Homöopathie]], Leipzig gehörte zu lange zu den homöopathischen Zentren in Deutschland.<ref name=":4">Anne Nierade&nbsp;„[[Homöopathie in der DDR]]“. Herausgeber: KVC Verlag.&nbsp;ISBN 978-3-86864-017-5 2012</ref> In der DDR kämpften wenige Ärzte und Heilpraktiker um den Fortbestand dieser Heilweise.<ref name=":4" /> Ab Mitte der 1950er Jahre wurde die Homöopathie zunehmend durch die medizinischen Fakultäten als unwissenschaftlich und dem Okkultismus nahe eingestuft. Außer einer offiziellen negativen Stellungnahme der [[Charité|Berliner Charité]] von 1958 gab es in der DDR aber keine Einschränkungen oder Verbote. Die kontinuierliche Produktion homöopathischer Arzneimittel war durch vier lokale entsprechend spezialisierte Pharmaunternehmen gewährleistet und ab den 1980er Jahren war die Homöopathie als kostengünstige und beliebte Alternativtherapie etabliert.<ref name=":4" />
Als anfängliche Wirkungsstätte von [[Samuel Hahnemann|Hahnemann]], [[Constantin Hering|Hering]] und [[Adolph Graf zur Lippe-Weissenfield|Adolph zur Lippe]] war [[Sachsen]] ein Kernland der [[Homöopathie]], Leipzig gehörte zu lange zu den homöopathischen Zentren in Deutschland.<ref name=":4">Anne Nierade&nbsp;„[[Homöopathie in der DDR]]“. Herausgeber: KVC Verlag.&nbsp;ISBN 978-3-86864-017-5 2012 </ref> In der DDR kämpften wenige Ärzte und Heilpraktiker um den Fortbestand dieser Heilweise.<ref name=":4" /> Ab Mitte der 1950er Jahre wurde die Homöopathie zunehmend durch die medizinischen Fakultäten als unwissenschaftlich und dem Okkultismus nahe eingestuft. Außer einer offiziellen negativen Stellungnahme der [[Charité|Berliner Charité]] von 1958 gab es in der DDR aber keine Einschränkungen oder Verbote. Die kontinuierliche Produktion homöopathischer Arzneimittel war durch vier lokale entsprechend spezialisierte Pharmaunternehmen gewährleistet und ab den 1980er Jahren war die Homöopathie als kostengünstige und beliebte Alternativtherapie etabliert.<ref name=":4" />
=== Vegetarismus und FKK ===
=== Vegetarismus und FKK ===
[[Datei:Fkk-buxine-1983-07-rr.jpg|mini|FKK-Strand an der Buxine zwischen Golzow und Joachimsthal 1983]]
[[Datei:Fkk-buxine-1983-07-rr.jpg|thumb|FKK-Strand an der Buxine zwischen Golzow und Joachimsthal 1983]]
Die [[Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung]], eine Vegetarierkolonie in Oranienburg, war bereits 1893 und damit vor dem europaweit bekannten [[Monte Verità]] gegründet worden. Die Kolonie war eine der Wirkungsstätten [[Silvio Gesell]]<nowiki />s (der dort 1930 starb) und dessen [[Freiwirtschaft|Freiwirtschaftslehre]]. Die Produkte wurde auch zu DDR Zeiten weiter vertrieben.<ref>Hermann Kaienburg:&nbsp;''Der Traum vom Garten Eden. Die Gartenbausiedlung „Eden“ in Oranienburg als alternative Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft''. In:&nbsp;''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft''&nbsp;52, Heft 12, 2004, S. 1077–1090</ref> Eine kleinere Dimension hatte die Kolonie [[Heimland]] in Brandenburg.<ref>Dirk Schubert (Hrsg.):&nbsp;''Die Gartenstadtidee zwischen reaktionärer Ideologie und pragmatischer Umsetzung. Theodor Fritschs völkische Version der Gartenstadt.''<nowiki>&nbsp;Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund 2004. (= Dortmunder Beiträge zur Raumplanung: Blaue Reihe, Band 117),&nbsp;ISBN 3-88211-147-X</nowiki></ref>
Die [[Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung]], eine Vegetarierkolonie in Oranienburg, war bereits 1893 und damit vor dem europaweit bekannten [[Monte Verità]] gegründet worden. Die Kolonie war eine der Wirkungsstätten [[Silvio Gesell]]<nowiki/>s (der dort 1930 starb) und dessen [[Freiwirtschaft|Freiwirtschaftslehre]]. Die Produkte wurde auch zu DDR Zeiten weiter vertrieben.<ref>Hermann Kaienburg:&nbsp;''Der Traum vom Garten Eden. Die Gartenbausiedlung „Eden“ in Oranienburg als alternative Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft''. In:&nbsp;''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft''&nbsp;52, Heft 12, 2004, S. 1077–1090</ref> Eine kleinere Dimension hatte die Kolonie [[Heimland]] in Brandenburg.<ref>Dirk Schubert (Hrsg.):&nbsp;''Die Gartenstadtidee zwischen reaktionärer Ideologie und pragmatischer Umsetzung. Theodor Fritschs völkische Version der Gartenstadt.''<nowiki>&nbsp;Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund 2004. (= Dortmunder Beiträge zur Raumplanung: Blaue Reihe, Band 117),&nbsp;ISBN 3-88211-147-X</nowiki></ref>


Eine regelrechte Volksbewegung war die [[Freikörperkultur]] in der DDR, die auf eine breite, auch links motivierte (vgl. [[Adolf Koch (Pädagoge)|Adolf Koch]]) Verankerung in der [[Lebensreform|Lebensreformbewegung]] bereits im Kaiserreich zurückging<ref>{{Literatur|Autor = Dagmar Herzog|Titel = Sex after Fascism: Memory and Morality in Twentieth-Century Germany|Verlag = Princeton University Press|Jahr = 2007-01-22|ISBN = 978-1-4008-4332-9|Online = https://books.google.com/books?id=uapQAQAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-17}}</ref> und im DDR Umfeld nach anfänglichen Verbotsansätzen nicht zu unterdrücken war.<ref>{{Literatur|Autor = Solveig Grothe|Titel = FKK in der DDR Aufstand der Nackten|Sammelwerk = Spiegel Online|Jahr = 2008-06-10|Online = http://www.spiegel.de/einestages/fkk-in-der-ddr-aufstand-der-nackten-a-947073.html|Zugriff = 2015-10-17}}</ref> Der Naturismus in der DDR wurde in den frühen 1950er Jahren in [[Ahrenshoop]] an der Ostsee, einem Treffpunkt der gesellschaftlichen [[Avantgarde]] der DDR populär. Es kam zu verschiedenen Konflikten, bekannt wurde die Anekdote, wonach [[Johannes R. Becher]] die nacktbadende [[Anna Seghers]] mit den Worten: ''„Schämen Sie sich nicht, Sie alte Sau?“'' angeschrien hatte und kurze Zeit später bei der Verleihung des [[Nationalpreis der DDR]] an sie eine passende Replik erhielt.<ref name="welt-949053">{{Internetquelle |url = http://www.welt.de/kultur/article949053/Anna_Seghers_nackt_und_noch_mehr_Funde.html|titel = Anna Seghers nackt - und noch mehr Funde|autor = Rainer Moritz|werk = [[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]]|datum = 2007-06-16|zugriff = 4.&nbsp;Januar 2015}}</ref><nowiki /><nowiki /><nowiki /><nowiki /><nowiki /><nowiki /><nowiki /><nowiki /><nowiki />
Eine regelrechte Volksbewegung war die [[Freikörperkultur]] in der DDR, die auf eine breite, auch links motivierte (vgl. [[Adolf Koch (Pädagoge)|Adolf Koch]]) Verankerung in der [[Lebensreform|Lebensreformbewegung]] bereits im Kaiserreich zurückging<ref>{{Literatur|Autor = Dagmar Herzog|Titel = Sex after Fascism: Memory and Morality in Twentieth-Century Germany|Verlag = Princeton University Press|Jahr = 2007-01-22|ISBN = 9781400843329|Online = https://books.google.com/books?id=uapQAQAAQBAJ|Zugriff = 2015-10-17}}</ref> und im DDR Umfeld nach anfänglichen Verbotsansätzen nicht zu unterdrücken war.<ref>{{Literatur|Autor = Solveig Grothe|Titel = FKK in der DDR Aufstand der Nackten|Sammelwerk = Spiegel Online|Jahr = 2008-06-10|Online = http://www.spiegel.de/einestages/fkk-in-der-ddr-aufstand-der-nackten-a-947073.html|Zugriff = 2015-10-17}}</ref> Der Naturismus in der DDR wurde in den frühen 1950er Jahren in [[Ahrenshoop]] an der Ostsee, einem Treffpunkt der gesellschaftlichen [[Avantgarde]] der DDR populär. Es kam zu verschiedenen Konflikten, bekannt wurde die Anekdote, wonach [[Johannes R. Becher]] die nacktbadende [[Anna Seghers]] mit den Worten: ''„Schämen Sie sich nicht, Sie alte Sau?“'' angeschrien hatte und kurze Zeit später bei der Verleihung des [[Nationalpreis der DDR]] an sie eine passende Replik erhielt.<ref name="welt-949053">{{Internetquelle |url = http://www.welt.de/kultur/article949053/Anna_Seghers_nackt_und_noch_mehr_Funde.html|titel = Anna Seghers nackt - und noch mehr Funde|autor = Rainer Moritz|werk = [[Die_Welt#Online-Ausgabe|welt.de]]|datum = 2007-06-16|zugriff = 4.&nbsp;Januar 2015}}</ref><nowiki/><nowiki/><nowiki/><nowiki/><nowiki/><nowiki/><nowiki/><nowiki/><nowiki/>
== Einzelnachweise ==
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<references />
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Version vom 19. Oktober 2015, 17:04 Uhr

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Zur Löschdiskussion

Das ist kein Artikel. Zunächst einmal ist unklar, was eigentlich Gegenstand des Artikels sein soll. Der Einleitung zufolge ein "Forschungsprojekt". Laut den WP:RK sind Forschungsprojekte dann relevant, wenn sie eine überregionale Bedeutung, besondere mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen oder historisch oder wissenschaftlich herausragende Ergebnisse hervorgebracht haben. Nichts davon sehe ich bei Okkulte DDR gegeben. Ein Interview mit der Projektleiterin bei Zeit-online, in dem es nicht um das Projekt geht, reicht da nicht. Die Hauptquelle ist ein Aufsatz aus der Zeitschrift für Anomalistik der Gesellschaft für Anomalistik, der im Kontext des Projekts entstanden ist. Das ist weder ein herausragender Publikationsort, noch hat der Aufsatz besondere mediale Rezeption erfahren. Der Hauptteil des Artikels beschäftigt sich indes gar nicht mit dem Forschungsprojekt, sondern ist eine plan- und zusammenhanglose Zusammenschau von Heimatschutz, Jugendbewegung, Lebensreform, Gothic Szene, Science Fiction, Däniken-Rezeption, Parapsychologie, Sekten, Anthroposophie, Esoterik und FKK, Stilblüten inklusive.(Ich mag was übersehen haben.) Da kann man dann auch kein anderes Lemma draus machen. --Assayer (Diskussion) 17:13, 18. Okt. 2015 (CEST)

Wohnhaus auf der Marienhöhe (Bad Saarow in Brandenburg), dem ältesten Demeterhof in Deutschland

Der Umgang mit Parapsychologie und Okkultismus in der DDR und zugehörigen heterodoxen Wissensbeständen und Praktiken war trotz des laizistischen und religionsfeindlichen Selbstverständnis im ostdeutschen Staat und bei dessen Bürgern von Belang.

Auch im Alltags- und Geistesleben wie bei Medien und Kulturszene der DDR wurde der Umgang mit Themen wie Gedankenübertragung, Ahnungen, Spuk-, Geister- und Jenseitserscheinungen, Parapsychologie, Esoterik, Alternativmedizin, Wünschelrutengängern, Astrologie und Wahrsagepraktiken, neuen religiösen Bewegungen, Wunderheilungen oder UFOs thematisiert. Die Handhabung der Parapsychologie wie deren Gegenstände in der DDR unterschied sich signifikant von der Forschungspolitik der Sowjetunion. Alternativreligiöse Tendenzen, esoterische Modeerscheinungen und passende Buch- und Filmerfolge im Westen hatten Auswirkungen in der DDR und bildeten sich dort unter anderem in Sub- bzw. Parallelkulturen ab.

Vor dem Hintergrund des spezifisch ostdeutschen Säkularisierungsprozess' nach der Wende sind alternativreligiöse Praktiken, deren Besonderheiten oder Fehlen bei ehemaligen Bürgern der DDR und insbesondere Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Umfeld in einer Reihe von Studien behandelt worden. Das Thema wird ebenso im Rahmen eines 2013-2016 laufenden Forschungsprojekts (Kurzname Okkulte DDR) in Freiburg erforscht. Dabei werden paranormale Erfahrungen, Wissensbestände, Erfahrungen und Praktiken in der ehemaligen DDR und deren Behandlung in staatlichen Abwehr- und Kontrollmaßnahmen und die private, öffentliche und wissenschaftliche Diskussion von parapsychologischen Themen unter szientistischen Vorgaben in der DDR behandelt.

Forschungsprojekte und Ergebnisse

Otto Prokop 1991 

Forschungsansätze

Der Umgang mit paranormalen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der ehemaligen DDR wird im Rahmen des Forschungsprojekts „Im Schatten des Szientismus. Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR“ (Kurztitel Okkulte DDR) am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg erforscht. Die Projektleitung des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten (2013-2016) Projekts haben Ina Schmied-Knittel und Michael Schetsche, Mitarbeiter ist Andreas Anton.

Das Projekt untersucht mit wissenssoziologischem Fokus das Verhältnis zwischen orthodoxen und heterodoxen Wissensbeständen und Praxisformen in der ehemaligen DDR. Als die drei zentralen Forschungsaufgaben gelten

  1. die Rekonstruktion des abweichenden Wissens- und Handlungsfeldes in der DDR,
  2. die Analyse der staatlichen Strategien der Absicherung der offiziellen Wirklichkeitsordnung
  3. die Erforschung des konkreten Umgangs mit ‚Wirklichkeitshäretikern’.[1]

Von besonderem Forschungsinteresse war dabei die offizielle, szientistisch und atheistisch geprägte Ideologie im Ostblock allgemein und der dennoch sehr unterschiedliche Umgang mit solchen Themen und dem Fach Parapsychologie in den jeweiligen Ländern, insbesondere in der Sowjetunion, wo offener mit solchen Phänomenen umgegangen wurde. Die meisten sowjetischen Studien zu solchen Themen waren eher im Westen als in der DDR erhältlich, zum anderen wirkte laut Schneider und Anton[2] vom IGPP der bedeutende Mediziner und entschiedene Skeptiker Otto Prokop als Gatekeeper.[3]

Für das Freiburger Forschungsprojekt wurde anhand von teilnarrative Zeitzeugeninterviews, sowohl mit Akteuren des ‚okkulten Feldes’ als auch mit damaligen Vertretern der sozialen Kontrolle durchgeführt. Ebenso sind Deutungsmusteranalysen von Massenmedien und Behördenunterlagen erfolgt und ein Thesaurus von DDR-Publikationen nach entsprechenden Stichworten und Themen durchsucht.[1] Mit Aktienstudien nach 1989 und die Auswertung von zuvor an das IGPP gesendeten Anfragen, Gerichtsprozesse und Unterlagen versucht, die im Vergleich zum Westen mangelnde empirische Datenbasis auszugleichen.[4]

Ebenso herangezogen sind kulturwissenschaftliche Untersuchungen u. a. von dem Leipziger Soziologen Thomas Schmidt-Lux, die die Rolle von Wissenschaft als Religion(sersatz) und Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess u. a. anhand von Vorstellungen zu okkulten Praktiken bei verschiedenen Altersgruppen untersuchte.[5]

Ergebnisse

Die Existenz heterodoxer Wissensbestände und Praktiken in der DDR ist nachgewiesen.[3] Es zeigte sich in den ersten Untersuchungen, dass etwa Nahtoderlebnisse gleich häufig in West- als auch in Ostdeutschland auftraten.[6] Der bekannte Satz Hans Benders von der Gleichförmigkeit des Okkulten wäre demnach auch auf DDR und Bundesrepublik zutreffend. Der Anteil der Paragläubigkeit und der Vertrautheit mit alternativen Religionen mit selbst ist auch nach früheren Untersuchungen, etwa einer Studie der EKD von 1993 zufolge in Ost und West erstaunlich ähnlich.[7] Trotz der staatlichen Bekämpfung des Aberglaubens kam es zur Ausbildung oder Beibehaltung einer entsprechenden Sub- bzw. Parallelkultur, auch jenseits der staatlich forcierten szientistischen Denkweise gab es Raum für kulturelle Resistenzbereiche.[3][8] Die Blockparteien, Kirchen wie der Kulturbund der DDR dienten dabei als Auffangbecken wie etwas Schutz und Freiraum gewährender Rahmen.[9] Das Wiederaufleben von bürgerlich und alternativ religiös oder esoterisch motivierten Kreisen und Vereinigungen aus der Vorkriegszeit war in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht erfolgt.[9]

In der DDR-Nischengesellschaft sind paranormale Erfahrungen und magisch-esoterische Praktiken vorhanden gewesen und praktiziert worden, diese hatten auch eine heterodoxe Funktion.[3] [10] Insbesondere in Teilen der DDR-Jugendkultur drückte man der Zugehörigkeit zu entsprechenden Subkulturen eine Abweichung von den Zwängen des offiziösen Jugendbildes und den zugehörigen Massenorganisationen aus. Bei Jugendstudien im Umfeld der ehemaligen DDR erweisen sich Jugendliche insgesamt auch als weniger an okkulten Themen interessiert als im Westen, entsprechende Praktiken sind bei Kirchgängern in beiden Regionen weiter verbreitet als bei kirchenfernen Schichten.[11] Damit wird auch die teilweise vertretenen These vom Okkultismus als einer auf zeitweise Schwächen der Großkirchen aufsetzenden Ideologie kontrastiert.[11] Eine nach der Wende erwartete Offensive von neuen religiösen Bewegungen wie Scientology in der ehemaligen DDR blieb aus beziehungsweise hatte nicht den befürchteten Erfolg.[12] Dem ungeachtet waren - wie bei der Gothikkultur angeführt - einzelne unangepasste Jugendkulturen der DDR auch später von trendsetzender und gemeinschaftsstiftender[13] Bedeutung.

Ein weiteres Ergebnis der Forschung zu dem Themenbereich ist die nachhaltige Rolle von regional spezifischen Mustern und Verhaltensweisen, die teilweise schon Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen und sich auch über die Dauer des sozialistischen Experiments auf deutschem Boden hinaus abbilden. Die DDR entstand auf Gebieten, die zu den Kernländern der deutschen Industrialisierung (und Arbeiterbewegung) gehörten und ebenso schon im Kaiserreich und der Weimarer Republik breiten Raum für alternative, neureligiöse Bewegungen, und deren Siedlungen und Zentren gegeben hatten. Genauso waren im Vergleich zum Westen und Süden Deutschlands Säkularisierungsprozesse im regionalen Umfeld bereits zuvor weiter fortgeschritten. Fast alle vor den Weltkriegen begründete atheistische Organisationen in Deutschland sind in Städten der nachmaligen DDR entstanden.[14] Ebenso war der Rückgang an Kirchenbesuchern – als Säkularisierungsindikator – kein DDR-spezifisches Phänomen sondern in den früh industrialisierten Gegenden in Norddeutschland und Sachsen bereits vor dem Ersten Weltkrieg besonders auffällig. Der erste Urania-Verein, deren regionale Ableger in der DDR im Rahmen der Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse große Präsenz in der Volksbildung hatten und erhielten, waren bereits 1888 in Berlin gegründet worden.[3] [5] Das Leben in einem dezidiert szientistisch ausgerichteten Staat führte keinesfalls zur mechanischen Übernahme der zugehörigen Denkmuster, wenngleich bereits bestehende Säkularisierungstendenzen konsolidiert wurden.[5] Die entsprechenden Bildungsangebote erschienen vielen DDR-Bürgern plausibel, die Säkularisierungswirkung ist nicht allein durch Repression zu erklären.[5] In jüngster Zeit steigt das religiöse Interesse wie das Glauben an ein Jenseits bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem EX-DDR-Umfeld wieder an.[15]

Neben den Kirchen wirkte auch der bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit der Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht gegründete Kulturbund der DDR als Auffangbecken für Menschen, die Kreise und Vereinigungen aus der Vorkriegszeit im Umfeld von Heimatschutz, Jugendbewegung und Lebensreform wieder aufleben lassen wollten.[9] Herausragende Vertreter waren unter anderem Karl Kneschke und Heinz Arno Knorr.[9]

Offizielle DDR-Doktrin

Interessengemeinschaft Mandan-Indianer in Leipzig 1970

Der in der DDR vertretene Doktrin des dialektischen Materialismus und Szientismus schloss paranormale Phänomene als bedenklichen „Irrationalismus“ aus dem offiziellen Diskurs über Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit aus. Die vermeintlich wissenschaftlich basierte Weltanschauung war nicht nur religionsfeindlich sondern auch in Gegnerschaft zu allen Formen des Aberglaubens. Eine Institutionalisierung der Parapsychologie, der unterstellt wurde, solche Formen des Aberglaubens zu legitimieren, wäre in der DDR daher unmöglich gewesen.[3]

Offizielle Stellungnahmen bewegten sich zumeist in der üblichen Rethorik der Skeptikerbewegung und nahmen die klasssisch marxistische antireligiöse Argumentation des Opium des Volkes auf. Artikel wie Psi in der bürgerlichen Ideologie im SED-Zentralorgan Einheit behaupteten, letztlich seien Parapsychologie, Spiritismus und Okkultismus, neben Pornografie, Jesus-Kult und Hollywood, ein Instrument imperialistischer Manipulation, die die wahren Verhältnisse verschleiere und den Interessen der Kapitalisten diene.[4] Ähnlich argumentierte auch Karl Eduard von Schnitzler in seinem Schwarzen Kanal.[3]

Ebenso wurde ab 1971 mehrfach versucht, die Disziplin Parapsychologie mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen und so zu diskreditieren.[3] Otto Prokops Eintrag Parapsychologie im DDR Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften kontrastiert den Niedergang der bürgerlichen mit der wohlgeordneten sozialistischen Gesellschaft in der die wissenschaftliche Weltanschauung „dem okkulte[n] Ideengut [die Grundlage] entzogen“ habe.[3] Der Bezug zum Nationalsozialismus im Sinne eines Rechte Esoterik Arguments ante festum war ein mächtiges und oft angeführtes Argument gegen die Parapsychologie, auch in direktem Bezug zu Hans Benders Biographie wie dessen prominenter Nachkriegsrolle im Westen.[3] Schneider und Anton führen weitere Bespiele für diese Argumentation in DDR-Frauenzeitschriften und Illustrierten wie bei Trivialliteratur und populären Sachbüchern auf.[3] Unter anderem hat der DDR-Krimiautor Christian Heermann das Argument 1981 [16] anhand des Mythos der Reichsflugscheiben aufgegriffen.[3]

Unterschiede DDR und Sowjetunion

Anfang der 1960er Jahre lösten westliche Presseberichte über die angebliche Nutzung von Telepathie während der Aufsehen erregenden Nordpoleisunterquerung des amerikanischen Atom-Unterseeboots USS Nautilus (SSN-571) verschiedene hektische Aktivitäten und etliche PSI-Forschungsprojekte aus, die umgekehrt auch im Westen Interesse und nach Bekanntwerden[17] einzelner russischer Forschungsarbeiten[18] auch Anfang der 1970er Jahre entsprechende amerikanische Forschungsprojekte (etwa durch Harold E. Puthoff) zur Folge hatten.[19] Der daraus resultierende regelrechte Parapsychologie-Boom in der Sowjetunion ließ die DDR in institutioneller Hinsicht fast unberührt. Hier wirkte zum einen eine Art doppelter Eiserner Vorhang, die meisten sowjetischen Studien zu solchen Themen waren in der DDR nie erhältlich. Zum anderen wirkte Prokop wie angeführt als Gatekeeper.[3]

Werke des bekannten Leningrader Physiologen Leonid L. Wassiljew wie dessen Experimentelle Untersuchungen zur mentalen Suggestion[20] und andere[21] wurden zwar ins Englische und Deutsche übersetzt, aber nur in der BRD publiziert. [4] Die Sowjetunion lies einen gewissen Pluralismus in der Diskussion zu, die entsprechende Debatte wurde insbesondere in der Zeitschrift Nauka i religia Mitte der 1960erJahre anhand der Telepathie ausgetragen.[3] Beteiligt war auch der New-Age-Autor und Gründer des Esalen-Instituts Michael Murphy, der unter anderem ein Sowjetisch-Amerikanisches Austauschprogramm zu dem Thema initiierte.[22]

Der regelrechte Parapsychologie-Boom in der Sowjetunion ließ die DDR in institutioneller Hinsicht fast unberührt. Die teilweise eklatanten Unterschiede im Umgang mit dem Themengebiet im ehemaligen RGW werden forschungsseitig mit Traditionen und Entwicklungen vor Gründung der DDR erklärt: Mitteldeutschland war vorwiegend protestantisch geprägt und hatte bereits zuvor intensive Säkularisierungsprozesse erlebt, während Russland ein Land mit einer langen okkulten Tradition ist und war.[3] Die entsprechenden Tendenzen setzen sich auch nach der Wende fort.

Die These einer eher begrenzten Wirkung der sozialistischen Ideologie wird auch beim Vergleich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit herangezogen, die wirtschaftlichen Unterschiede in den Staaten Mittel- und Osteuropas waren einem Bonmot von John Kenneth Galbraith zufolge eher von deren Rolle in Österreich Ungarn oder im Deutschen Reich bestimmt als von der Zugehörigkeit zum Sozialismus.[23]

In der Sowjetunion wurde hingegen unter anderem mit dem 1982 auf Englisch erschienenen Buch Parapsychology and contemporary science [24] versucht, die Parapsychologe in das marxistische Gedankengebäude einzubinden. Der entscheidende Unterschied zwischen den Autoren und den ostdeutschen Skeptikern besteht nun darin, dass die ersteren die (westliche) Parapsychologie als Konzept ablehnen, die Existenz parapsychologischer Phänomene jedoch nicht leugneten.[3] Die Diskussion in der Sowjetunion wurde kontrovers geführt, etwa von Alexander Kitaigorodski, der der bestehenden Naturwissenschaft den Status des Unantastbaren und Sakralen zuwies und jedwede parapsychologische Phänomene mit den geltenden Naturgesetzen für nicht vereinbar hielt.[3] Das Tauwetter und die Liberalisierung des kulturellen Lebens unter Nikita Chruschtschow führte zu einem starken Anwachsen okkulter Gruppen und Sekten in den Metropolen der Sowjetunion, die teilweise, als Religion ohne Kreuz[21] auch auf Kritik in den Bruderländern oder im kommunistischen China trafen.[3]

DDR-Fallbeispiele

Wünschelruten

Otto Prokop hatte bereits 1955 mit einer einschlägigen, auch im Westen rezipierten Monographie[25] versucht, das Rutengehen und die Benutzung von Wünschelruten als unwissenschaftlich zu verdammen. Ähnlich argumentierten Mattig und Gertler 1984 in einem auch nach der Wende im Skeptikerumfeld wiederaufgelegten Buch “Stimmen aus dem Jenseits – Parapsychologie und Wissenschaft”.[26] Das Phänomen beziehungsweise der Glaube an die Möglichkeit, mit Hilfe der Wünschelrute Wasser zu finden, war aber noch im April 1990 laut einer Umfrage in allen Teile der ehemaligen DDR verbreitet und fand auch technische Anwendung bei Brunnenbauern wie geologischen Laien.[27]

Wahrsagen und Kartenlegen

In den 1950er Jahren in den gesamtdeutschen Medien intensiv besprochen wurde der 1956 vor einem DDR-Gericht verhandelte Fall der Kartenlegerin aus Suhl, Charlotte Marquardt. Sie wurde zu einer Zuchthausstrafe von zwölf Jahren verurteilt, nachdem sie beim Kartenlegen etlichen DDR-Bürgern eine erfolgreiche Republikflucht verheißen hatte und mit einem Exemplar des in Westdeutschland vom Verlag Karl Rohm verlegten Lorcher Astrologischen Kalender auf das Jahr 1956 verhaftet worden war.[28] [29]

In der DDR wurden Wahrsagekarten (nach dem Lenormandsystem) Anfang der 1980er Jahre beim Leipziger Verlag für die Frau verlegt, Grundlage war eine Schenkung des Buchhändlers und Spielkartenspezialisten Erwin Kohlmann (1920 – 2001).[30] Das Thema Kartenlegen/Wahrsagen und dessen Missbrauch war 1986 Thema der von Helmut Krätzig verfassten 102. Folge der DDR-Kriminalfilmreihe Polizeiruf 110 (Mit List und Tücke).

Däniken und Uri Geller

Die DDR nahm über die gesamtdeutsch zugänglichen Medien an esoterischen Modererscheinungen in Westdeutschland wie der Dänikenwelle oder den Vorführungen Uri Gellers Anfang der 1970er Jahre teil.[3] Dänikens Erinnerungen an die Zukunft  kam 1973 in der DDR in die Kinos und wurde ausnehmend gut besucht.[4] Ebenso war der Bereich der Science-Fiction, insbesondere Stanislaw Lem und dessen utopische Literatur ein geeigneter Rahmen, sich am Rande auch mit womöglichen Ufosichtungen und Außerirdischer Intelligenz zu beschäftigen. Entsprechende Vorträge hatten durchweg hohe Teilnehmerzahlen.[4] Eine ähnliche Rolle spielte die Science Fiction in der Sowjetunion.[3]

Neue religiöse Bewegungen und Spiritualität

Die IPPG-Projektmitarbeiterin Ina Schmied-Knittel nannte in einem Zeit-Interview zu ihrem Teilprojekt Zeitzeugenberichte, die die Existenz von einzelnen okkult-magischen Orden bestätigen, die sich aber nur unter sehr konspirativen Umständen und großer Angst vor Entdeckung trafen.[4] Als Beispiel für entsprechende Praktiken in der Jugendkultur führt sie unter anderem den Bericht einer jungen Frau, die sich in den 1980ern eher in staatsfernen Milieus und in der Punkszene bewegte und sich regelmäßig zum Gläserrücken trafen und nach Ansprache durch einen möglichen Stasispitzel diese damit verunsicherten.[4]

Die anthroposophische Bewegung war in der DDR vielerlei Schikanen ausgesetzt, nach 1945 revitalisierte Waldorfschulen wurden ab 1949 wieder in das DDR-Schulsystem reintegriert[31], die Christengemeinschaft konnte aber mit Hilfe der Evangelischen Kirche weiterbestehen.[32] Die anthroposophischen Erziehungsansätze wurden im religiösen Unterricht und auf Ferienfreizeiten und in kirchlichen Gesprächskreisen weiter vermittelt.[32] Nach der Wende kam es umgehend zu Neugründungen von Waldorfschulen und entsprechenden Zentren. Die Marienhöhe (Bad Saarow) gilt heute als der älteste biologisch-dynamisch arbeitende Hof in Deutschland und überstand die DDR-Zeit als privat geführter Biobauernhof.[32] Da der Gründer Erhard Bartsch Österreicher war, wurde er nicht zwangskollektiviert,[32] zudem produzierte der Hof mit Schnittblumen eine ausgesprochene Mangelware.

Eine besondere kirchenpolitische Rolle im SED-Staat hatte die Johannische Kirche, eine 1926 in Berlin und Brandenburg von dem Religions- und Sozialreformer Joseph Weißenberg gegründete Religionsgemeinschaft, die 1934 vor ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten noch über 100.000 Anhänger zählte, und eine eigene Siedlung Friedensstadt bei Trebbin eingerichtet hatte.[33] In der DDR war diese esoterische Gruppe, die 1946 von der Roten Armee nach dem NS-Verbot wieder zugelassen und gefördert worden war, hoch angesehen und in der Kirchenpolitik, insbesondere von der DDR-CDU ipolitisch eingebunden.[34] Das 1954 gegründete Johannische Aufbauwerk e. V. wurde als karitative Organisation anerkannt und fortgeführt.[34]

Grenzübergreifend bekannt wurde der Fall des Philosophen und späterem DDR-Oppositionellen Rudolf Bahro: Er machte einen radikalen Wandel vom marxistischen zum radikalkökogischen und esoterischem Denker durch.[35]

Die evangelikale charismatische Bewegung begann in den 1970ern Jahren auch die DDR verstärkt zu erfassen. Ausgehend von einem Jugendtreff 1972 in Großhartmannsdorf wurde Sachsen zu einem Zentrum der evangelikalen Jugendkultur.[36] Mit den sogenannten Bluesmessen und der Blueserszene ergab sich eine erweiterte Plattform über diese sogenannten Jesus-Kulte hinaus. Wichtige Multiplikatoren und Treiber waren der Pfarrer Theo Lehmann, der Liedermacher Jörg Swoboda und der Musiker Günter Holwas. Holwas wurde unter anderem von Reiner Eppelmann unterstützt. Eppelmann ermöglichte Konzerte im gottesdienstlichen Rahmen.[36] Die entsprechenden Personen und Aktivitäten waren dennoch gezielten Verleumdungs- und Hetzkampagnen ausgesetzt.[36]

Eine verbreite Nische, mit Freiräumen für naturreligiöse Aspekte war das das Reenactment von indianischen Bräuchen[37] und Alltagsleben im Rahmen der Indianistik, wie das Karl May und Westernhobby in der DDR genannt wurde. Von Seiten der Offiziellen anfangs misstrauisch beäugt, geduldet, teilweise gestört wurde es nach und nach in die Strukturen der sozialistischen Kulturarbeit integriert.[38] Asiatische Spiritualität wurde offiziell wenig rezipiert, von knapp 200 deutschsprachigen Übersetzungen des Daodejing etwa erschien nur eine 1955 in der DDR.[39]

Gothic und Schwarze Szene

Siehe auch: Gothic_(Kultur)#Gruftis_in_der_DDR

Laut Dieter Baacke hatte die Grufti und Gothic Jugendkultur eine regelrechte Blütezeit in der späten DDR, die sich auf die Jahre 1988/1989 datieren lässt.[40][41] Von der Mitte der 1980er Jahre bis kurz vor der Wende zählte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mehr als 600 Gruftis innerhalb der DDR[42], 150 davon in Ost-Berlin. Weitere Zentren waren Cottbus, Frankfurt (Oder), Leipzig, Potsdam und Halle an der Saale. In die zumeist regional organisierten Jugendcliquen wurden 36 Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi zur Bespitzelung eingeschleust, auf jede Clique kam somit ungefähr ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM).[43]

Unmittelbar im Vorfeld der Wende 1988 kam es mit eine Feier am Belvedere in Potsdam, zu der sich 1988 anlässlich der Walpurgisnacht Anhänger und Umfeld der Schwarzen Szene trafen, die von DDR Ordnungskräften unterbunden wurde. Zu DDR Zeiten waren Punk- und Gothicszene wenig getrennt. Eine wichtige Rolle als Orientierungsfigur spielte Robert Smith, der Frontman der Band The Cure.[44] Regionale Zentren waren Berlin, Leipzig und Dresden.[45] Nach der Wende kam es 1992 zu einer Vorgängerveranstaltung des heutigen Leipziger Wave-Gotik-Treffens.[46] Das Wave-Gotik-Treffen um die Pfingsttage gehört mittlerweile zu den größten seiner Art in Deutschland.[46]

Leipzig war bereits im 19. Jahrhundert zur veritablen città occulta und Mittelpunkt des deutschen Spiritismus geworden, der sich deutlich später als in der englischsprachigen Welt breiter etablierte.[47] Nach den 1877/1878 durchgeführten Seancen Karl Friedrich Zöllners mit Henry Slade war es zum Ausgangspunkt einer regelrechten Spiritismuswelle geworden.[47]

Johannische Kirche Blankensee

Homöopathie

Als anfängliche Wirkungsstätte von Hahnemann, Hering und Adolph zur Lippe war Sachsen ein Kernland der Homöopathie, Leipzig gehörte zu lange zu den homöopathischen Zentren in Deutschland.[48] In der DDR kämpften wenige Ärzte und Heilpraktiker um den Fortbestand dieser Heilweise.[48] Ab Mitte der 1950er Jahre wurde die Homöopathie zunehmend durch die medizinischen Fakultäten als unwissenschaftlich und dem Okkultismus nahe eingestuft. Außer einer offiziellen negativen Stellungnahme der Berliner Charité von 1958 gab es in der DDR aber keine Einschränkungen oder Verbote. Die kontinuierliche Produktion homöopathischer Arzneimittel war durch vier lokale entsprechend spezialisierte Pharmaunternehmen gewährleistet und ab den 1980er Jahren war die Homöopathie als kostengünstige und beliebte Alternativtherapie etabliert.[48]

Vegetarismus und FKK

FKK-Strand an der Buxine zwischen Golzow und Joachimsthal 1983

Die Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung, eine Vegetarierkolonie in Oranienburg, war bereits 1893 und damit vor dem europaweit bekannten Monte Verità gegründet worden. Die Kolonie war eine der Wirkungsstätten Silvio Gesells (der dort 1930 starb) und dessen Freiwirtschaftslehre. Die Produkte wurde auch zu DDR Zeiten weiter vertrieben.[49] Eine kleinere Dimension hatte die Kolonie Heimland in Brandenburg.[50]

Eine regelrechte Volksbewegung war die Freikörperkultur in der DDR, die auf eine breite, auch links motivierte (vgl. Adolf Koch) Verankerung in der Lebensreformbewegung bereits im Kaiserreich zurückging[51] und im DDR Umfeld nach anfänglichen Verbotsansätzen nicht zu unterdrücken war.[52] Der Naturismus in der DDR wurde in den frühen 1950er Jahren in Ahrenshoop an der Ostsee, einem Treffpunkt der gesellschaftlichen Avantgarde der DDR populär. Es kam zu verschiedenen Konflikten, bekannt wurde die Anekdote, wonach Johannes R. Becher die nacktbadende Anna Seghers mit den Worten: „Schämen Sie sich nicht, Sie alte Sau?“ angeschrien hatte und kurze Zeit später bei der Verleihung des Nationalpreis der DDR an sie eine passende Replik erhielt.[53]

Einzelnachweise

  1. a b IGPP Forschung. In: www.igpp.de. Abgerufen am 19. Oktober 2015.
  2. In der DDR wirkte ein okkulter Untergrund. In: www.schwaebische.de. Januar 2015, abgerufen am 19. Oktober 2015.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Schneider, Martin; Anton, Andreas (2014): Politische Ideologie vs. parapsychologische Forschung. Zum Spannungsverhältnis von Marxismus-Leninismus und Parapsychologie am Beispiel von DDR und UdSSR. In: Zeitschrift für Anomalistik (14), S. 159-188.
  4. a b c d e f g Interview: Claudia Füßler: "DDR-Bürger machten Nahtoderfahrungen, hatten Geistererscheinungen". In: ZEIT ONLINE. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  5. a b c d Thomas Schmidt-Lux: Wissenschaft als Religion: Szientismus im ostdeutschen Säkularisierungsprozess, Würzburg: Ergon 2008
  6. Okkulte DDR - Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken. In: REMID Blog. Abgerufen am 18. Oktober 2015.
  7. Detlef Pollack, Gert Pickel: Religiöser und kirchlicher Wandel in Ostdeutschland 1989–1999. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-95198-4, S. 38 (google.com [abgerufen am 19. Oktober 2015]).
  8. Skeptiker 1/2015 erschienen. In: hpd.de. Abgerufen am 19. Oktober 2015.
  9. a b c d Beat Binder: Ethnographische Momentaufnahmen. LIT Verlag Münster, 1. Januar 2001 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  10. Okkultismus im Gehäuse. Institutionalisierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Paranormalen im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich. In: www.hsozkult.de. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  11. a b Jugendwerk der Deutschen Shell: Jugend ’92: Lebenslagen, Orientierungen und Entwicklungsperspektiven im vereinigten Deutschland. Band 2: Im Spiegel der Wissenschaften. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-95886-0 (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2015]).
  12. Jamie Cresswell, Bryan Wilson: New Religious Movements: Challenge and Response. Routledge, 2012, ISBN 978-1-134-63696-9 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  13. Heiner Barz: Postsozialistische Religion: Am Beispiel der jungen Generation in den Neuen Bundesländern. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-95884-6 (google.com [abgerufen am 19. Oktober 2015]).
  14. Ricca Edmondson, Hans-Joachim von Kondratowitz: Valuing Older People: A Humanist Approach to Ageing. Policy Press, 2009, ISBN 978-1-84742-291-0, S. 87 (google.com [abgerufen am 19. Oktober 2015]).
  15. Monika Wohlrab-Sahr, Uta Karstein, Thomas Schmidt-Lux: Forcierte Säkularität: Religiöser Wandel und Generationendynamik im Osten Deutschlands. Campus Verlag, 2009, ISBN 978-3-593-39054-3 (google.com [abgerufen am 19. Oktober 2015]).
  16. Christian Heermann: Geheimwaffe Fliegende Untertassen, Verlag Das Neue Berlin 1981
  17. Ostrander, Sheila, and Lynn Schroeder. Psychic Discoveries Behind the Iron Curtain. (New Jersey: Prentice-Hall, 1970). 340.
  18. Gleb Anfilov: Is Telepathy Possible? In: Soviet Review. Band 2, Nr. 6, 1. Juni 1961, ISSN 0038-5794, S. 3–21, doi:10.2753/RSS1061-142802063 (tandfonline.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  19. Paul Meehan: Cinema of the Psychic Realm: A Critical Survey. McFarland, 2009, ISBN 978-0-7864-5474-7 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  20. Leonid Leonidovich Vasilʹev: Experiments in mental suggestion, Institute for the Study of Mental Images, 1963
  21. a b Martin Ebon: "PSI in der UdSSR. Religion ohne Kreuz." Sammlung parapsycholog. Berichte aus Rußland. Aus dem Amerikanischen von Philipp Wolff-Windegg. Langen-Müller Verlag, München-Wien 1977, 215 S, vgl. auch Rezension von Richard Kaufmann in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.1977, S. 21 Ebon, Martin: PSI in der UdSSR
  22. Jeffrey J. Kripal: Esalen: America and the Religion of No Religion. University of Chicago Press, 2007, ISBN 978-0-226-45369-9 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  23. Galbraith, J.K., The nature of mass poverty Cambridge, Mass. (USA) Harvard Univ. Press 1979 ISBN 0-674-60533-0
  24. Dubrov, Aleksandr Petrovich, and Veniamin Noevich Pushkin. Parapsychology and contemporary science. Consultants Bureau, 1982.
  25. Prof. Dr. Otto Prokop: Wünschelrute, Erdstrahlen und Wissenschaft, Urania Verlag Leipzig Jena DDR, 1955
  26. Andreas Mattig und Wolfgang Gertler: “Stimmen aus dem Jenseits – Parapsychologie und Wissenschaft”, Verlag Neues Leben Berlin 1984 
  27. Bernd Harder: SkepKon-Rückblick: Der okkulte Untergrund der DDR @ gwup | die skeptiker. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  28. HEFT 25/1999 | THÜRINGEN | SEITE 36 - 39 Baldur Haase Beim Kartenlegen "Reklame für die Einheit" Charlotte M., die Kartenlegerin aus Suhl. In: www.horch-und-guck.info. Abgerufen am 18. Oktober 2015.
  29. »Die Kartenlegerin von Suhl: 'Ich bin bei der Stasi gefangen ...' 1955/56«, dokumentarisch erzählt von Baldur Haase, Erfurt 1998, 107 Seiten, ISBN 3-932303-16-4
  30. Verlag für die Frau DDR Lenormand| antike Lenormandkarten | Kartenlegen mit Lenormand. In: www.lenormand-museum.de. Abgerufen am 18. Oktober 2015.
  31. Waldorf.net - Die deutsche Waldorfschulbewegung in der Zeit des Nationalsozialismus. In: www.waldorf.net. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  32. a b c d Weleda im Land der Plaste und Elaste Marienhöhe, Hauteroda, Christengemeinschaft: Auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat gab es Anthroposophen. Doch außerhalb der Kirchenmauern blieb für die Aktivisten bis zur Wendezeit meist nur die private Nische. In: www.taz.de. 2009, abgerufen am 17. Oktober 2015.
  33. Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. Landesgeschichtliche Vereinigung fèur die Mark Brandenburg, 1. Januar 2004 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  34. a b Johannische Kirche - Frieda Müller. In: www.johannische-kirche.org. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  35. Schölzel, Arnold: Von der Kritik zur Esoterik – Rudolf Bahro, in: Utopie kreativ 9 (1998) 88, S. 70–76.
  36. a b c Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989. Ch. Links Verlag, 1998, ISBN 978-3-86153-163-0 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  37. In den 1950er und 1960er Jahren gehörten indianische Bräuche, wie Messerwerfen, Bola-Tricks zum Standard-Repertoire der DDR-Indianergruppen bei ihren Auftritten als Volkskunstkollektive. Dazu: Ausgezeichnete Volkskunstkollektive. In: Borries/ Fischer: Sozialistische Cowboys. Der Wilde Westen Ostdeutschlands, Frankfurt/ Main: 2008, S. 35–39.
  38. Friedrich von Borries, Jens-Uwe Fischer: Sozialistische Cowboys. Der Wilde Westen Ostdeutschlands. Suhrkamp, Frankfurt/ Main 2008.
  39. Oliver Grasmück: Geschichte und Aktualität der Daoismusrezeption im deutschsprachigen Raum. LIT Verlag Münster, 2004, ISBN 978-3-8258-7017-1 (google.de [abgerufen am 19. Oktober 2015]).
  40. Roman Rutkowski: Das Charisma des Grabes – Der Begriff „Gruftie“, S. 56, 2004, ISBN 3-8334-1351-4
  41. Stefanie Schmidt: ''Die Gothic-Bewegung – Religionspädagogische Auseinandersetzungen mit einer zeitgenössischen Jugendkultur'', S.11, 2004
  42. Klaus Farin: Die Gothics – Vorwort, S. 5, 1999, ISBN 3-933773-09-1
  43. BDK Brandenburg: Satanismus, Okkultismus, Gruftis, 1999, Online-Artikel (Memento vom 25. August 2007 im Internet Archive)
  44. Klaus Neumann-Braun, Axel Schmidt: Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz. Springer-Verlag, 2008, ISBN 978-3-531-90980-6 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  45. Bianca Stücker: Gothic Electro. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2013, ISBN 978-3-86741-863-8, 2013, ISBN 978-3-86741-863-8 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  46. a b Bericht über das 1. WGT 1992
  47. a b Kurt Bayertz, Myriam Gerhard, Walter Jaeschke: Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert: Der Ignorabimus-Streit. Meiner Verlag, 2007, ISBN 978-3-7873-2012-7 (google.com [abgerufen am 18. Oktober 2015]).
  48. a b c Anne Nierade „Homöopathie in der DDR“. Herausgeber: KVC Verlag. ISBN 978-3-86864-017-5 2012
  49. Hermann Kaienburg: Der Traum vom Garten Eden. Die Gartenbausiedlung „Eden“ in Oranienburg als alternative Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52, Heft 12, 2004, S. 1077–1090
  50. Dirk Schubert (Hrsg.): Die Gartenstadtidee zwischen reaktionärer Ideologie und pragmatischer Umsetzung. Theodor Fritschs völkische Version der Gartenstadt. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund 2004. (= Dortmunder Beiträge zur Raumplanung: Blaue Reihe, Band 117), ISBN 3-88211-147-X
  51. Dagmar Herzog: Sex after Fascism: Memory and Morality in Twentieth-Century Germany. Princeton University Press, 2007, ISBN 978-1-4008-4332-9 (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2015]).
  52. Solveig Grothe: FKK in der DDR Aufstand der Nackten. In: Spiegel Online. 10. Juni 2008 (spiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2015]).
  53. Rainer Moritz: Anna Seghers nackt - und noch mehr Funde. In: welt.de. 16. Juni 2007, abgerufen am 4. Januar 2015.

Forschungsprojekt Okkulte DDR, Webseite