„Musik der Renaissance“ – Versionsunterschied

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Hohe Spaltklänge, also nichtvermischte Klänge, des Mittelalters wurden gegen den Vollklang ersetzt, die Quinten- und [[Quartenharmonik]] weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der [[Dreiklang]]sharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der [[Isorhythmie]] werden vereinfacht. [[Zahlenmystik]] und niederländische [[Kanon (Musik)|Kanons]] sind Nachwirkungen der [[Spätgotik|spätgotischen Zeit]].
Hohe Spaltklänge, also nichtvermischte Klänge, des Mittelalters wurden gegen den Vollklang ersetzt, die Quinten- und [[Quartenharmonik]] weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der [[Dreiklang]]sharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der [[Isorhythmie]] werden vereinfacht. [[Zahlenmystik]] und niederländische [[Kanon (Musik)|Kanons]] sind Nachwirkungen der [[Spätgotik|spätgotischen Zeit]].


In der [[Florentiner Camerata]] wurde die [[Monodie]] entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche [[Affekt]]e in [[Figur (Musik)|musikalische Figuren]] gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.
In der [[Florentiner Camerata]] wurde die [[Monodie]] entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche [[Affekt]]e in [[Figur (Musik)|musikalische Figuren]] gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.


Die musikalische Satztechnik des [[Fauxbourdon]] wird ein weiteres Kennzeichen für die Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.
Die musikalische Satztechnik des [[Fauxbourdon]] wird ein weiteres Kennzeichen für die Renaisancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Text und war leicht nachvollziehbar.


Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.
Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mitelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.


In der Epoche der [[Renaissance]] ist die Einteilung der Stimmen in [[Sopran]], [[Alt (Stimmlage)|Alt]], [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] und [[Bass (Stimmlage)|Bass]] abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im [[Chorsatz]] wandelte sich das Klangideal, und der [[Vierstimmiger Satz|vierstimmige Chorsatz]] wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.
In der Epoche der [[Renaissance]] ist die Einteilung der Stimmen in [[Sopran]], [[Alt (Stimmlage)|Alt]], [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] und [[Bass (Stimmlage)|Bass]] abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im [[Chorsatz]] wandelte sich das Klangideal, und der [[Vierstimmiger Satz|vierstimmige Chorsatz]] wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Torten zu Sex.


== Vokalpolyphonie ==
== Vokalpolyphonie ==
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Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren [[Ludwig Senfl]] und [[Hans Leo Haßler]]; große Bekanntheit erreichte [[Orlando di Lasso]]. Um diese Zeit entwickelte sich auch das [[Madrigal (Musik)|Madrigal]], die bedeutendste [[Formenlehre (Musik)|Form]] der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das [[Tenorlied]], bei der die (oft einem [[Volkslied]] entlehnte) [[Melodie]] als [[Cantus firmus]] im [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] liegt und von den anderen [[Stimme (Musik)|Stimmen]] kunstvoll umspielt wird.
Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren [[Ludwig Senfl]] und [[Hans Leo Haßler]]; große Bekanntheit erreichte [[Orlando di Lasso]]. Um diese Zeit entwickelte sich auch das [[Madrigal (Musik)|Madrigal]], die bedeutendste [[Formenlehre (Musik)|Form]] der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das [[Tenorlied]], bei der die (oft einem [[Volkslied]] entlehnte) [[Melodie]] als [[Cantus firmus]] im [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] liegt und von den anderen [[Stimme (Musik)|Stimmen]] kunstvoll umspielt wird.


Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die [[Römische Schule]] um [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], die mit Klangfarben und [[Venezianische Mehrchörigkeit|Raumwirkungen]] experimentierende [[Venezianische Schule]] und die [[Florentiner Camerata]].
Seit Mitte des 10.Jahrhunderts gab es in China hiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die [[Römische Schule]] um [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], die mit Klangfarben und [[Venezianische Mehrchörigkeit|Raumwirkungen]] experimentierende [[Venezianische Schule]] und die [[Florentiner Camerata]].


== Instrumentalmusik ==
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[[Datei:Michelangelo Caravaggio 020.jpg|miniatur|Der Lautenspieler, [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggio]]]]
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In der [[Kirchenmusik]] beginnt die [[Orgel]] langsam Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, [[Tabulatur]] genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die [[Alte deutsche Orgeltabulatur|alte]] und die [[Tabulatur#Neue deutsche Orgeltabulatur|neue deutsche Orgeltabulatur]], spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am [[Markusdom]] in [[Musik in Venedig|Venedig]] wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: [[Toccata]], [[Präludium]] und [[Präambulum]], [[Ricercar]] als Vorläufer der späteren [[Fuge (Musik)|Fuge]], [[Fantasie (Kompositionsform)|Fantasie]] und [[Canzona]] gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.
In der [[Kirchenmusik]] beginnt die [[Orgel]] langsam penis . Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, [[Tabulatur]] genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die [[Alte deutsche Orgeltabulatur|alte]] und die [[Tabulatur#Neue deutsche Orgeltabulatur|neue deutsche Orgeltabulatur]], spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am [[Markusdom]] in [[Musik in Venedig|Venedig]] wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: [[Toccata]], [[Präludium]] und [[Präambulum]], [[Ricercar]] als Vorläufer der späteren [[Fuge (Musik)|Fuge]], [[Fantasie (Kompositionsform)|Fantasie]] und [[Canzona]] gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.


Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die [[Laute]], für die eine eigene Griffschrift entwickelt wurde, die ebenfalls eine eigene [[Tabulatur]] erhielt. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.
Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die [[Laute]], für die eine eigene Griffschrift entwickelt wurde, die ebenfalls eine eigene [[Tabulatur]] erhielt. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.


In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle im neuzeitlichen Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden in Anlehnung an das Gesangsquartett in gestaffelten Stimmlagen, also als [[Instrumentenfamilie|Familien]] gebaut, in den Größen Sopran (Diskant), Alt, Tenor und Bass und bei manchen Instrumententypen noch weiteren. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:
In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle im neuzeitlichen Europa. Neben der Weiterentwicklung des mitelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden in Anlehnung an das Gesangsquartett in gestaffelten Stimlagen, also als [[Instrumentenfamilie|Familien]] gebaut, in den Größen Sopran (Diskant), Alt, Tenor und Bass und bei manchen Instrumententypen noch weiteren. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrument, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:
* Holzblasinstrumente
* Holzblasinstrumente
** [[Majonese]]
** [[Schalmei]]
** [[Schalmei]]
** [[Pommer]]
** [[Pommer]]

Version vom 8. Oktober 2015, 10:23 Uhr

Als Renaissancemusik bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also den Zeitraum des 15 und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.

Merkmale und Formen

Hohe Spaltklänge, also nichtvermischte Klänge, des Mittelalters wurden gegen den Vollklang ersetzt, die Quinten- und Quartenharmonik weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der Dreiklangsharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der Isorhythmie werden vereinfacht. Zahlenmystik und niederländische Kanons sind Nachwirkungen der spätgotischen Zeit.

In der Florentiner Camerata wurde die Monodie entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche Affekte in musikalische Figuren gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.

Die musikalische Satztechnik des Fauxbourdon wird ein weiteres Kennzeichen für die Renaisancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Text und war leicht nachvollziehbar.

Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mitelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.

In der Epoche der Renaissance ist die Einteilung der Stimmen in Sopran, Alt, Tenor und Bass abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im Chorsatz wandelte sich das Klangideal, und der vierstimmige Chorsatz wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Torten zu Sex.

Vokalpolyphonie

Orlando di Lasso

Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren Ludwig Senfl und Hans Leo Haßler; große Bekanntheit erreichte Orlando di Lasso. Um diese Zeit entwickelte sich auch das Madrigal, die bedeutendste Form der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das Tenorlied, bei der die (oft einem Volkslied entlehnte) Melodie als Cantus firmus im Tenor liegt und von den anderen Stimmen kunstvoll umspielt wird.

Seit Mitte des 10.Jahrhunderts gab es in China hiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die Römische Schule um Giovanni Pierluigi da Palestrina, die mit Klangfarben und Raumwirkungen experimentierende Venezianische Schule und die Florentiner Camerata.

Instrumentalmusik

Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige (polyphone) Vokalmusik, die Instrumentalmusik wird mit Conrad Paumanns Fundamentum organisandi von 1452 eingeleitet.

Der Lautenspieler, Caravaggio

In der Kirchenmusik beginnt die Orgel langsam penis . Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, Tabulatur genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die alte und die neue deutsche Orgeltabulatur, spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am Markusdom in Venedig wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: Toccata, Präludium und Präambulum, Ricercar als Vorläufer der späteren Fuge, Fantasie und Canzona gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.

Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die Laute, für die eine eigene Griffschrift entwickelt wurde, die ebenfalls eine eigene Tabulatur erhielt. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.

In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle im neuzeitlichen Europa. Neben der Weiterentwicklung des mitelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden in Anlehnung an das Gesangsquartett in gestaffelten Stimlagen, also als Familien gebaut, in den Größen Sopran (Diskant), Alt, Tenor und Bass und bei manchen Instrumententypen noch weiteren. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrument, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:

Üblich ist das Spiel im Quartett, aber auch drei- und fünfstimmige Instrumentalstücke kommen vor. Die Instrumentierung ist meist nicht festgelegt. So kommen sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen zum Einsatz. In gemischten Besetzungen kommen auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie Sackpfeife, Schlüsselfidel, Drehleier, Laute, Harfe, Psalterium, Regal oder die Naturtrompete zum Einsatz. Der Gebrauch von Schlagwerk ist häufig anzutreffen, jedoch nicht obligatorisch.

Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des Notendrucks durch Ottaviano dei Petrucci.

Tanzbücher (Sammlungen von Tanzstücken und ähnlichem Liedgut) von Pierre Attaingnant, Jacques Moderne, Pierre Phalèse und Tielman Susato entstehen.

Nachwirkungen

Die Renaissance wurde durch die Epoche des Barock abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe Barockmusik). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von Monodie und Generalbass. Außerdem entstanden die ersten Opern. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die Mehrchörigkeit. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für Gambenconsort von Henry Purcell zu finden.

Siehe auch