„Taliban“ – Versionsunterschied

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Die Taliban traten erstmals im Jahre 1994 in der südlichen Stadt [[Kandahar]] in Erscheinung. Sie belagerten und bombardierten zwei Jahre lang die Hauptstadt Kabul, nahmen sie im September 1996 ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan. Im Oktober 2001 wurde ihre Regierung durch Truppen der afghanischen [[Nationale Islamische Vereinigte Front zur Rettung Afghanistans|Vereinten Front]] in Zusammenarbeit mit amerikanischen und britischen Spezialeinheiten während der [[Krieg in Afghanistan seit 2001|US-geführten Intervention in Afghanistan]] gestürzt. Ihre Führer konnten sich durch einen Rückzug nach Pakistan halten. Seit 2003 führen die Taliban ausgehend von Pakistan eine terroristisch-militärische Kampagne gegen die demokratische [[Islamische Republik Afghanistan]] und die internationalen Truppen der [[International Security Assistance Force|ISAF]] in Afghanistan. Hierbei verüben die Taliban mehr als doppelt so häufig gezielte Anschläge gegen die afghanische Zivilbevölkerung wie gegen die afghanischen oder internationalen Truppen. Ein Bericht der Vereinten Nationen zeigt, dass die Taliban in den Jahren 2009 und 2010 für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich waren. Menschenrechtsgruppen haben den [[Internationaler Strafgerichtshof|Internationalen Strafgerichtshof]] in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen systematischer Kriegsverbrechen durchzuführen.
Die Taliban traten erstmals im Jahre 1994 in der südlichen Stadt [[Kandahar]] in Erscheinung. Sie belagerten und bombardierten zwei Jahre lang die Hauptstadt Kabul, nahmen sie im September 1996 ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan. Im Oktober 2001 wurde ihre Regierung durch Truppen der afghanischen [[Nationale Islamische Vereinigte Front zur Rettung Afghanistans|Vereinten Front]] in Zusammenarbeit mit amerikanischen und britischen Spezialeinheiten während der [[Krieg in Afghanistan seit 2001|US-geführten Intervention in Afghanistan]] gestürzt. Ihre Führer konnten sich durch einen Rückzug nach Pakistan halten. Seit 2003 führen die Taliban ausgehend von Pakistan eine terroristisch-militärische Kampagne gegen die demokratische [[Islamische Republik Afghanistan]] und die internationalen Truppen der [[International Security Assistance Force|ISAF]] in Afghanistan. Hierbei verüben die Taliban mehr als doppelt so häufig gezielte Anschläge gegen die afghanische Zivilbevölkerung wie gegen die afghanischen oder internationalen Truppen. Ein Bericht der Vereinten Nationen zeigt, dass die Taliban in den Jahren 2009 und 2010 für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich waren. Menschenrechtsgruppen haben den [[Internationaler Strafgerichtshof|Internationalen Strafgerichtshof]] in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen systematischer Kriegsverbrechen durchzuführen.


TALIBAN GIBT ES NICHT, ES WURDE VON DER NSA ERFUNDEN
== Geschichte ==
{{Hauptartikel|Afghanischer Bürgerkrieg (1989–2001)}}
=== Zusammenbruch der Zentralregierung und Kampf um Kabul (1992–1994) ===

Nach dem Zusammenbruch des sowjetgestützten Regimes von Präsident [[Mohammed Nadschibullāh]] einigten sich die [[Peschawar-Sieben|sieben wichtigsten sunnitischen Mudschaheddin-Parteien]] im Jahr 1992 auf einen Friedensvertrag, die Peshawar Accords, der den Islamischen Staat Afghanistan begründete und eine Übergangsregierung einsetzte. Das Abkommen konnte allerdings nicht den [[Gescheiterter Staat|Zusammenbruch des Staats]] verhindern: Die neue Regierung verfügte über keinerlei Einnahmen und in der Hauptstadt herrschte Chaos: [[Gulbuddin Hekmatyār]] und seine [[Hizb-i Islāmī (Hekmatyār)|Hizb-i Islāmi]] Miliz, von [[Pakistan]] bewaffnet, finanziert und angeleitet<ref name="Neamatollah Nojumi">{{Cite book| last =Neamatollah Nojumi | authorlink = | title =The Rise of the Taliban in Afghanistan: Mass Mobilization, Civil War, and the Future of the Region|edition=2002 1st |pages=| publisher = Palgrave, New York }}</ref>, starteten eine umfassende Bombenkampagne gegen Kabul und die Übergangsregierung. Dies geschah, obwohl Hekmatyār wiederholt das Amt des Ministerpräsidenten angeboten worden war.

Zusätzlich eskalierten Mitte 1992 Spannungen zwischen der von Saudi-Arabien unterstützten radikal-sunnitischen Ittihad-i Islami und der vom Iran unterstützten schiitischen Hizb-i Wahdat.<ref name="Amin Saikal">{{Cite book| last =Amin Saikal | authorlink = Amin Saikal| title =Modern Afghanistan: A History of Struggle and Survival|edition=2006 1st |page=352| publisher = I.B. Tauris & Co Ltd., London New York | isbn=1-85043-437-9 }}</ref> Die Milizen starteten einen blutigen Krieg. Die Hizb-i Wahdat Miliz ging Ende 1992 eine Allianz mit Hekmatyār ein. Abdul Rashid Dostum und seine Junbish-i Milli Miliz schlossen sich dieser Allianz Anfang 1994 an. Während der intensivsten Phase des Bombardements durch die Allianz Hekmatyārs starben in Kabul über 25.000 Menschen.<ref name="Afghanistan Justice Project">{{cite web |year=2005|url=http://www.afghanistanjusticeproject.org/warcrimesandcrimesagainsthumanity19782001.pdf |title =Casting Shadows: War Crimes and Crimes against Humanity: 1978-2001 | publisher = Afghanistan Justice Project| accessdate=2011-01-22|format=PDF; 1,3&nbsp;MB}}</ref>

=== Situation im Süden/Ursprung der Taliban (1992–1994) ===

Auch [[Kandahar]], eine Stadt im Süden des Landes, welche nicht unter Kontrolle des neu gegründeten Staates stand, und Mazar-i Sharif im Norden, erlebten blutige Kämpfe. Dagegen waren die im Sowjetisch-Afghanischen Krieg verwüsteten ländlichen Regionen von Kämpfen kaum betroffen und der Wiederaufbau begann.

Der Süden Afghanistans war weder unter der Kontrolle der Zentralregierung noch unter der Kontrolle von Milizen wie der Hekmatyars. Lokale Milizen- oder Stammesführer beherrschten den Süden. 1994 traten die Taliban in der südlichen Stadt Kandahar erstmals in Erscheinung. Als auslösender Moment wird in verschiedenen Quellen die Entführung und Vergewaltigung zweier Mädchen durch einen Milizenführer genannt, zu deren Befreiung sich 30 Männer unter der Führung von Mullah Omar zusammenschlossen. <ref>Matinuddin, Kamal, ''The Taliban Phenomenon, Afghanistan 1994–1997'', Oxford University Press, (1999)</ref>
Im Herbst 1994 traten sie erstmals militärisch in Erscheinung und brachten am 5. November 1994 die Stadt [[Kandahar]] unter ihre Kontrolle. Bis zum 25. November 1994 kontrollierten sie die Stadt [[Lashkar Gah]] und die Provinz [[Helmand (Provinz)|Helmand]]. Im Laufe des Jahres 1994 eroberten sie weitere Provinzen im Süden und Westen des Landes, die nicht unter Kontrolle der Zentralregierung standen.

=== Stabilisierung der Lage in Kabul (Ende 1994) ===

Ebenfalls Ende 1994 besiegte der afghanische Verteidigungsminister [[Ahmad Shah Massoud]] die Milizen, die um die Kontrolle der Hauptstadt Kabul gekämpft hatten. Die Bombardierung der Hauptstadt kam zu einem Halt.<ref name="amnesty.org">Amnesty International. "DOCUMENT - AFGHANISTAN: FURTHER INFORMATION ON FEAR FOR SAFETY AND NEW CONCERN: DELIBERATE AND ARBITRARY KILLINGS: CIVILIANS IN KABUL." 16 November 1995 Accessed at: http://www.amnesty.org/en/library/asset/ASA11/015/1995/en/6d874caa-eb2a-11dd-92ac-295bdf97101f/asa110151995en.html</ref><ref name="International Committee of the Red Cross">{{cite web |year=1995|url=http://www.icrc.org/eng/resources/documents/misc/57jly2.htm |title =Afghanistan: escalation of indiscriminate shelling in Kabul| publisher =International Committee of the Red Cross| accessdate=2011-01-21}}</ref> Massoud initiierte einen landesweiten politischen Prozess mit dem Ziel nationaler Konsolidierung und demokratischen Wahlen.<ref name="Webster University Press Book" /> Es fanden drei Konferenzen mit Vertretern aus den meisten Provinzen Afghanistans statt.<ref name="Webster University Press Book" /> Massoud lud die Taliban ein, sich diesem Prozess anzuschließen und sich an der Schaffung von Stabilität zu beteiligen.<ref name="Webster University Press Book" /> Die Taliban lehnten eine demokratische Staatsform ab.<ref name="Webster University Press Book" />

=== Bombenkampagne der Taliban gegen Kabul (1995–1996) ===

Anfang 1995 starteten die Taliban großangelegte Bombenkampagnen gegen Kabul.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=zzPcMB9SQz0 ABC Australia - Starving Afghanistan (Dokumentation)]</ref> [[Amnesty International]] schrieb:
{{Zitat|Dies ist das erste Mal nach einigen Monaten, dass die Zivilisten Kabuls das Ziel von Bombenangriffen wurden, die sich gegen Wohnbezirke in der Stadt richteten.<ref name="amnesty.org"/>|Autor=Amnesty International (1995)|Quelle=}}
Die Taliban erlitten schwere Niederlagen gegen die Truppen Massouds.<ref name="amnesty.org"/> Internationale Beobachter vermuteten bereits das Ende der Talibanbewegung. Mit militärischer Unterstützung Pakistans und finanziellen Hilfen aus Saudi Arabien formierten sie sich jedoch neu. Zwei Jahre belagerten und bombardierten sie Kabul. Im September 1996 planten die Taliban eine erneute Großoffensive gegen Kabul. Maßgeblich beteiligt an der finanziellen und materiellen Förderung der Taliban durch Pakistan waren der damalige General und spätere Präsident [[Pervez Musharraf]] und Innenminister Nasirullah Babar, der die Taliban als "unsere Jungs" bezeichnete.<ref>[http://www.abendblatt.de/daten/2007/05/22/743870.html Unterstützung der Taliban von Pakistan]</ref>

=== Machtübernahme der Taliban (September 1996) ===

Am 26. September 1996 befahl Massoud einen strategischen Rückzug seiner Truppen in den Norden Afghanistans.<ref>Coll, ''Ghost Wars'' (New York: Penguin, 2005), 14.</ref> Am 27. September 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, welches lediglich von Pakistan, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Die Regierung des Islamischen Staates Afghanistans blieb die international anerkannte Regierung Afghanistans (mit einem Sitz bei den Vereinten Nationen).

Die Taliban verhängten über die Gebiete unter ihrer Kontrolle ihre politische und juristische Interpretation des Islam. Frauen lebten quasi unter Hausarrest.<ref name="Physicians for Human Rights">{{cite web |year=1998 |url = http://physiciansforhumanrights.org/library/documents/reports/talibans-war-on-women.pdf |title = The Taliban's War on Women. A Health and Human Rights Crisis in Afghanistan| publisher = Physicians for Human Rights| accessdate=2011-01-21}}</ref>

=== Krieg gegen die Vereinte Front (1996–2001) ===

Nach einem Bericht der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] begingen die Taliban systematische Massaker gegen die Zivilbevölkerung, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren.<ref name="Newsday 2001">{{cite web|url=http://articles.chicagotribune.com/2001-10-12/news/0110120312_1_taliban-fighters-massacres-in-recent-years-mullah-mohammed-omar|title=Taliban massacres outlined for UN|author=Newsday|authorlink=|year=2001|month=October|work=|publisher=Chicago Tribune|accessdate=2011-01-21}}</ref><ref name="mass killings">{{cite web|url=http://www.un.org/documents/ga/docs/56/a56409.pdf|title=Confidential UN report details mass killings of civilian villagers |accessdate=2013-11-04|author= |authorlink= |year=2001|month= |work=|publisher= un.org|format=PDF; 186&nbsp;kB}}</ref> Die Vereinten Nationen benannten 15 Massaker in den Jahren 1996 bis 2001.<ref name="Newsday 2001"/><ref name="mass killings"/> Diese seien ''"höchst systematisch gewesen und alle auf das Verteidigungsministerium [der Taliban] oder [[Mullah Omar]] persönlich zurückzuführen."''<ref name="Newsday 2001"/><ref name="mass killings"/> Die sogenannte 055 Brigade [[Al-Qaida]]s war ebenfalls an Gräueltaten gegen die afghanische Zivilbevölkerung beteiligt.<ref name="Ahmed Rashid/The Telegraph">{{cite web | url= http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/afghanistan/1340244/Afghanistan-resistance-leader-feared-dead-in-blast.html | title=
Afghanistan resistance leader feared dead in blast
| accessdate=2013-11-04 | last= Rashid | first= Ahmed | authorlink= Ahmed Rashid | date= 2011-09-11 | publisher= [[The Daily Telegraph | The Telegraph]] | language= englisch}}</ref> Der Bericht der Vereinten Nationen zitiert Zeugenaussagen, die beschreiben, dass arabische Milizionäre lange Messer mit sich trugen, mit denen sie Kehlen aufschnitten und Menschen häuteten.<ref name="Newsday 2001"/><ref name="mass killings"/>

[[Datei:Afghanistan politisch 1996.png|thumb|Territoriale Kontrolle Afghanistans im Winter 1996: Massoud (blau), Taliban (grün), Dostum (rosa), Hezb-i Wahdat (gelb)]]

[[Ahmad Shah Massoud]] und [[Abdul Rashid Dostum]], frühere Gegner, gründeten die Vereinte Front ursprünglich als Reaktion auf massive Talibanoffensiven gegen die Gebiete unter der Kontrolle Massouds auf der einen Seite und die Gebiete unter der Kontrolle Dostums auf der anderen Seite. Schon bald entwickelte sich aus der Vereinten Front jedoch eine nationale politische Widerstandsbewegung gegen die Taliban. Dieser traten die von den Taliban durch ''ethnische Säuberungen'' verfolgte Volksgruppe der [[Hazara (Ethnie)|Hazara]] bei, ebenso wie paschtunische Anti-Taliban-Führer wie der spätere Präsident [[Hamid Karzai]], der aus dem Süden Afghanistans stammt, oder Abdul Qadir. Qadir entsprang einer einflussreichen Familie, welche großen Einfluss im paschtunischen Osten Afghanistans um [[Dschalalabad]] genoss.

Die Situation der Menschenrechte hing von den jeweiligen Kommandeuren ab, die bestimmte Gebiete kontrollierten. Human Rights Watch verzeichnet keine Menschenrechtsverbrechen für die Truppen unter der direkten Kontrolle Ahmad Shah Massouds für den Zeitraum von Oktober 1996 bis zu Massouds Ermordung im September 2001.<ref name="Human Rights Watch">{{cite web |year=2001|url =http://www.hrw.org/backgrounder/asia/afghan-bck1005.htm#uf |title = Human Rights Watch Backgrounder, October 2001| publisher = [[Human Rights Watch]]| accessdate=2011-01-21}}</ref> Massoud hatte Kontrolle über Panjshir, Thakar, einige Teile Parwans und Badakshans. Zwischenzeitlich waren auch Nuristan, Kunduz und die Gebiete nördlich Kabuls unter seiner Kontrolle.

Nach Angaben von Human Rights Watch datieren die meisten Menschenrechtsverletzungen, die von Mitgliedern der Vereinten Front begangen wurden, in dem Zeitraum von 1996 bis 1998, während Abdul Rashid Dostum weite Teile des Nordens kontrollierte.<ref name="Human Rights Watch" /> Bis zu seiner Niederlage im Jahr 1998 kontrollierte Dostum Samangan, Balkh, Jowzjan, Faryab und Baghlan. Im Jahr 1997 exekutierten Dostums Truppen unter dem Kommando von Abdul Malik Pahlawan 3000 Taliban-Gefangene in und um Mazar-i Sharif.<ref name="Human Rights Watch"/> Im Jahr 1998 besiegten die Taliban Abdul Rashid Dostum in [[Mazar-i Sharif]]. Dostum ging ins Exil. Wenig später verloren auch die Hezb-i-Wahdat-Truppen ihre Gebiete an die Taliban. Die Taliban ermordeten in der Folge um die 4000 Zivilisten in und um Mazar-i Sharif in einer gezielten Kampagne.

Ahmad Shah Massoud blieb der einzige Kommandeur, der seine Gebiete erfolgreich gegen die Taliban verteidigen konnte. Pakistan intervenierte militärisch auf Seiten der Taliban, konnte jedoch keine Niederlage Massouds herbeiführen.[[Datei:Pervez Musharraf - World Economic Forum Annual Meeting Davos 2008 number3.jpg|thumb|links|Der Präsident und Stabschef des Militärs [[Pervez Musharraf]] entsandte zehntausende Pakistaner, um an der Seite der Taliban gegen die Vereinte Front zu kämpfen.]]
Der pakistanische Präsident [[Pervez Musharraf]] - damals unter anderem Stabschef des Militärs - entsandte zehntausende Pakistaner, um an der Seite der Taliban und Al-Qaida gegen die Vereinte Front zu kämpfen.<ref name="Webster University Press Book"/><ref name="George Washington University">{{cite web|year=2007 |url =http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB227/index.htm#17 |title =Documents Detail Years of Pakistani Support for Taliban, Extremists | publisher = [[George Washington University]]| accessdate=2011-01-21}}</ref><ref name="National Geographic Channel"/><ref name="History Commons">{{cite web|year=2010 |url =http://www.historycommons.org/entity.jsp?entity=ahmed_shah_massoud |title = History Commons| publisher = History Commons| accessdate=2011-01-21}}</ref> Insgesamt gehen Schätzungen von 28.000 pakistanischen Staatsbürgern, die innerhalb Afghanistans kämpften, aus.<ref name="Webster University Press Book"/> 20.000 davon waren reguläre pakistanische Soldaten des sogenannten Frontier Corps oder der Armee. Weitere geschätzte 8.000 waren Milizionäre, die in sogenannten [[Madrasa|Madrassas]] rekrutiert wurden, um innerhalb der Armee der Taliban zu kämpfen.<ref name="Ahmed Rashid/The Telegraph"/> Die geschätzten 25.000 Talibansoldaten beinhalteten 8.000 pakistanische Staatsbürger.<ref name="Ahmed Rashid/The Telegraph"/> Ein Dokument des amerikanischen Außenministeriums aus dem Jahre 1998 bestätigt, "20-40 Prozent der [regulären] Talibansoldaten sind Pakistaner."<ref name="George Washington University"/> Der Bericht des Außenministeriums beschreibt ebenfalls, dass die Eltern der pakistanischen Staatsbürger ''"nicht von der militärischen Involvierung ihrer Kinder mit den Taliban wissen, bis ihre [toten] Körper zurück nach Pakistan gebracht werden."''<ref name="George Washington University"/>

Weitere 3000 Soldaten der regulären Talibanarmee waren Milizionäre aus arabischen Ländern oder Zentralasien.<ref name="Ahmed Rashid/The Telegraph"/> Von 1996 bis 2001 wurde die Al-Qaida von [[Osama bin Laden]] und [[Ayman al-Zawahiri]] zu einem Staat innerhalb des Taliban Staates.<ref name="Daily Times">{{cite web|year=2008|url =http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=2008%5C08%5C31%5Cstory_31-8-2008_pg3_4 |title = BOOK REVIEW: The inside track on Afghan wars by Khaled Ahmed| publisher = Daily Times (Pakistan)| accessdate=2011-01-21|archiveurl=https://web.archive.org/web/20080913183649/http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=2008%5C08%5C31%5Cstory_31-8-2008_pg3_4|archivedate=2008-09-13}}</ref> Bin Laden sandte seine Rekruten gegen die Vereinte Front.<ref name="Daily Times"/><ref name="Ahmed Rashid/The Telegraph"/>

Von geschätzten 45.000 Soldaten, die gegen die Vereinte Front innerhalb Afghanistans kämpften, waren nur etwa 14.000 Afghanen.<ref name="Ahmed Rashid/The Telegraph"/><ref name="Webster University Press Book"/>


[[Ahmad Shah Massoud]] verblieb der einzige Führer der Vereinten Front in Afghanistan, der seine Gebiete erfolgreich verteidigen konnte. Die Taliban boten ihm wiederholt eine Machtposition an. Massoud lehnte dies ab. Er erklärte in einem Interview:
{{Zitat|Die Taliban sagen: 'Akzeptiere das Amt des Ministerpräsidenten und schließe dich uns an', und sie würden das höchste Amt im Land, die Präsidentschaft, behalten. Aber um welchen Preis?! Der Unterschied zwischen uns liegt darin, wie wir über die grundlegendsten Prinzipien der Gesellschaft und des Staates denken. Wir können nicht ihre Konditionen für einen Kompromiss akzeptieren, sonst müssten wir die Prinzipien einer modernen Demokratie aufgeben. Wir sind fundamental gegen das System, welches sich "das Emirat Afghanistans" nennt. ... Es sollte ein Afghanistan geben, in dem sich jeder Afghane und jede Afghanin glücklich fühlen kann. Und ich denke, dies kann nur durch eine Demokratie, die auf Konsens basiert, gesichert werden.<ref name="Interview">{{cite web |year=2001|url =http://www.orient.uw.edu.pl/balcerowicz/texts/Ahmad_Shah_Masood_en.htm |title =The Last Interview with Ahmad Shah Massoud | publisher = Piotr Balcerowicz| accessdate=2011-01-21}}</ref><ref name="St. Petersburg Times">{{cite web |year=2002|url =http://www.sptimes.com/2002/09/09/911/The_man_who_would_hav.shtml |title =The man who would have led Afghanistan| publisher = St. Petersburg Times| accessdate=2011-01-21}}</ref>|Autor=Ahmad Shah Massoud (August 2001)|Quelle=}}
Massoud wollte die Taliban davon überzeugen, sich einem politischen Prozess anzuschließen, welcher letztendlich zu demokratischen Wahlen führen sollte.<ref name="Interview"/><ref name="Proposal for Peace">{{cite web |year=1998|url =http://www.peace-initiatives.com/frame.htm |title =Proposal for Peace, promoted by Commander Massoud | publisher = peace-initiatives.com| accessdate=2011-01-21}}</ref>

Anfang 2001 wandte die Vereinte Front eine neue Strategie von lokalem militärischem Druck und einer globalen politischen Agenda an.<ref name="Steve Coll: Ghost Wars">{{cite book | last = Steve Coll| authorlink = Steve Coll| title =Ghost Wars: The Secret History of the CIA, Afghanistan, and Bin Laden, from the Soviet Invasion to September 10, 2001 |edition=February 23, 2004 |page=720| publisher =Penguin Press HC | isbn= }}</ref> Ressentiments und Widerstand gegen die Taliban, ausgehend von den Wurzeln der afghanischen Gesellschaft, wurden immer stärker. Dies betraf auch die paschtunischen Gebiete.<ref name="Steve Coll: Ghost Wars" /> Insgesamt flohen schätzungsweise eine Million Menschen vor den Taliban.<ref name="EU Parliament">{{cite web |year=2001|url =http://www.youtube.com/watch?v=hkw-g27AUKE&feature=related |title = Massoud in the European Parliament 2001| publisher = EU media| accessdate=2011-01-21}}</ref> Hunderttausende Zivilisten flohen in die Gebiete von Ahmad Shah Massoud.<ref name="National Geographic Channel">{{cite web|year=2007|url =http://www.youtube.com/watch?v=xpQI6HKV-ZY&feature=related |title = Inside the Taliban| publisher = [[National Geographic Channel]]| accessdate=2011-01-21}}</ref><ref>{{cite web|year=2007 |url =http://channel.nationalgeographic.com/episode/inside-the-taliban-3274/Overview|title =Inside the Taliban | publisher = [[National Geographic Channel]]| accessdate=2011-01-21}}</ref> Der Regisseur [[David Keane]] kam in seiner Dokumentation ''"Inside the Taliban"'' für den [[National Geographic Channel]] zu folgendem Schluss:
{{Zitat|Das einzige, was zukünftigen Massakern der Taliban im Wege steht, ist Ahmad Shah Massoud.<ref name="National Geographic Channel"/> |Autor=[[National Geographic Channel]]|Quelle=Inside the Taliban}}

In den Gebieten unter seiner Kontrolle errichtete Massoud demokratische Institutionen und unterschrieb die Erklärung für Frauenrechte.<ref name="Webster University Press Book">{{Cite book| last = Marcela Grad| title = Massoud: An Intimate Portrait of the Legendary Afghan Leader|edition=March 1, 2009 |page=310 | publisher = Webster University Press| isbn= }}</ref> Er trainierte verstärkt Polizeikräfte, die eine Wiederholung des Chaos' von Kabul (1992–1994) verhindern sollten, würde die Vereinte Front erfolgreich sein.<ref name="Steve Coll: Ghost Wars"/><ref name="Webster University Press Book" />

Im Frühling 2001 sprach Ahmad Shah Massoud vor dem Europäischen Parlament in Brüssel und bat die internationale Gemeinschaft um humanitäre Hilfe für die Menschen Afghanistans.<ref name="EU Parliament"/> Er erklärte, dass die Taliban und Al-Qaida eine "sehr falsche Interpretation des Islam" eingeführt hätten und dass die Taliban, wenn sie nicht die Unterstützung Pakistans hätten, ihre militärischen Kampagnen in dem Zeitraum eines Jahres nicht mehr aufrechterhalten könnten.<ref name="EU Parliament"/> Auf seinem Besuch in Europa, bei dem ihn die europäische Parlamentspräsidentin Nicole Fontaine den "Pol der Freiheit in Afghanistan" nannte, warnte Massoud davor, dass sein Geheimdienst Informationen habe, denen zufolge ein großangelegter Anschlag auf amerikanischem Boden unmittelbar bevorstehe.<ref name="gwu.edu">Defense Intelligence Agency (2001) report http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB97/tal31.pdf</ref>

=== Ermordung von Massoud am 9. September 2001 ===
Am 9. September 2001 ließen zwei arabische Selbstmordattentäter, die sich für Journalisten ausgegeben hatten, während eines Interviews mit Massoud in Takhar, Afghanistan, eine Bombe detonieren, die sie in ihrer Videokamera versteckt hatten. Massoud starb wenig später an seinen Verletzungen.<ref>[http://www.nytimes.com/2001/09/17/world/rebel-chief-who-fought-the-taliban-is-buried.html "Rebel Chief Who Fought The Taliban Is Buried"]</ref> Obwohl die Beerdigung in dem sehr ländlichen Panjshir-Tal stattfand, nahmen hunderttausende trauernder Afghanen an ihr teil.<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=Aq-zqA1DMWs Panjshir TV Übertragung der Beerdigung Massouds]</ref> Viele befürchteten nach der Ermordung Massouds den endgültigen Sieg der Taliban.

=== 11. September 2001 ===
{{Hauptartikel|Terroranschläge am 11. September 2001}}

[[Datei:WTCgroundzero.jpg|miniatur|Trümmer des World Trade Centers]]

Zwei Tage nach der Ermordung Massouds wurden terroristische Anschläge in den USA verübt, die zu dem Tod von mindestens 2993 Menschen führten und als terroristischer [[Massenmord]] angesehen werden.<ref>[http://www.jontzen.com/tribute.htm Tribute to the Victims of September 11]</ref><ref>Hans Joachim Schneider: ''Internationales Handbuch der Kriminologie: Grundlagen der Kriminologie, Band 1'', Walther de Gruyter, 1. Auflage 2007, ISBN 3-89949-130-0, S. 802</ref>

Vier Verkehrsflugzeuge wurden am frühen Morgen des 11. September entführt. Zwei wurden in die Türme des [[World Trade Center]]s (WTC) in [[New York City]] und eines in das [[Pentagon]] in [[Arlington (Virginia)]] gelenkt. Das vierte Flugzeug, wahrscheinlich mit einem weiteren Anschlagsziel in Washington D.C., brachten die Entführer während Kämpfen mit Passagieren um 10:03&nbsp;Uhr über dem Ort [[Shanksville]] in [[Pennsylvania]] zum Absturz. Etwa 15.100 von ungefähr 17.400 Personen konnten rechtzeitig vor dem Kollaps der WTC-Türme evakuiert werden.<ref>[http://wtc.nist.gov/NCSTAR1/PDF/NCSTAR%201.pdf NIST NCSTAR 1: ''Federal Building and Fire Safety Investigation of the World Trade Center Disaster: Final Report'', Kapitel 8.4.2: ''Evacuation'', S. 188]</ref>

Die USA identifizierten Mitglieder der Al-Qaida, welche ihre Basis in dem Emirat der Taliban hatte und mit den Taliban verbündet war, als ausführende Täter der Anschläge.

=== Operation Enduring Freedom (Oktober 2001) ===
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bekräftigte der UN-Sicherheitsrat den Vereinigten Staaten in der [[Resolution 1368 des UN-Sicherheitsrates|Resolution 1368]] vom 12. September 2001 das Recht zur Selbstverteidigung. Nach Auffassung der USA und anderer Regierungen wurde dadurch ein militärischer Einsatz in Afghanistan [[völkerrecht]]lich [[Legitimation (Politikwissenschaft)|legitimiert]]. Noch am 19. September 2001 forderte der UN-Sicherheitsrat die Talibanregierung in Afghanistan dazu auf Osama Bin Laden ''„sofort und bedingungslos“'' auszuliefern und bezog sich dabei auf die UNO-Resolution 1333 vom Dezember 2000.<ref name="UNO"> UNO-Resolution 1333 Seite 2 von 7 , In: [[UNO]], 19. Dezember 2000 ([http://www.un.org/Depts/german/sr/sr_00/sr1333.pdf PDF]), abgerufen am 14. Oktober 2012 </ref> <ref name="SPIEGEL"> Geistliches Oberhaupt lehnt Auslieferung Bin Ladens ab, In: [[Der Spiegel]], 19. September 2001 ([http://www.spiegel.de/politik/ausland/taliban-geistliches-oberhaupt-lehnt-auslieferung-bin-ladens-ab-a-157937.html]), abgerufen am 14. Oktober 2012</ref> Am 22. September 2001 verweigerten die Taliban in Afghanistan auch weiterhin die Auslieferung Bin-Ladens und gaben bekannt mit einem "Gegenschlag" der USA zu rechnen.<ref name="WELT"> Taliban lehnen Auslieferung Bin Ladens ab, In: [[Die Welt]], 22. September 2001 ([http://www.welt.de/print-welt/article477305/Taliban-lehnen-Auslieferung-Bin-Ladens-ab.html]), abgerufen am 14. Oktober 2012</ref> US-Präsident George W. Bush hatte die Regierung in Afghanistan zuvor im Zuge einer Rede vor dem US-Senat dazu aufgefordert Bin Laden auszuliefern:''„Sie werden die Terroristen ausliefern oder ihr Schicksal teilen.“''

Ab dem 7.&nbsp;Oktober 2001 intervenierten die Vereinigten Staaten mit der [[Operation Enduring Freedom]] militärisch in Afghanistan. Sie unterstützen zunächst mit massiven Luftangriffen Bodentruppen der [[Vereinigte Islamische Front zur Rettung Afghanistans|Vereinten Front]] (Nordallianz) in einer Großoffensive gegen die Taliban. In den darauffolgenden Monaten wurde das Talibanregime in Afghanistan gestürzt (siehe auch [[Krieg in Afghanistan seit 2001|Krieg in Afghanistan]]). Die Talibanführung um Mullah Omar floh nach Pakistan.

Bei Kämpfen aufgegriffene Taliban-Kämpfer und Personen, die verdächtigt werden, die Taliban zu unterstützen, werden seitdem inhaftiert. Sie werden von den Truppen der NATO überwiegend in [[Internierungslager]]n innerhalb Afghanistans festgehalten. Als ungefährlich eingestufte Häftlinge werden wieder freigelassen. Bis Herbst 2004 wurden teilweise auch Häftlinge in die [[Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base|international kritisierten Internierungslager in Guantánamo Bay]] auf Kuba überstellt.<ref name="NYT 09-01-27" >Eric Schmitt: ''Afghan Prison Poses Problem in Overhaul of Detainee Policy'' In: [[New York Times]], 27. Januar 2009 ([http://www.nytimes.com/2009/01/27/washington/27bagram.html online]), abgerufen am 6. März 2009</ref>

Unter der Schirmherrschaft der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] wurde eine Übergangsregierung gebildet, die durch UN-mandatierte ausländische Truppen ([[International Security Assistance Force|ISAF]]) unterstützt wurde. Im Jahr 2004 wurde in Afghanistan eine demokratische Verfassung verabschiedet, das Land wurde dadurch offiziell eine demokratische [[Islamische Republik]].

=== Neuformierung der Taliban (seit 2003) ===
{{Hauptartikel|Taliban-Aufstand}}
In Pakistan formierten sich die Taliban neu. 2003 traten sie erstmals wieder in Erscheinung. Seit Anfang 2006 verüben sie zusammen mit dem [[Haqqani-Netzwerk]] und der ''Hezb-i Islami'' [[Gulbuddin Hekmatyār]]s verstärkt Anschläge gegen afghanische Zivilisten oder Soldaten der [[ISAF]]. Einige Dörfer und ländliche Gebiete gerieten erneut unter Kontrolle der Taliban.

[[Pakistan]] spielt eine zentrale Rolle in Afghanistan. Ein Bericht der [[London School of Economics]] aus dem Jahr 2010 sagt aus, dass der pakistanische Geheimdienst, ISI, eine "offizielle Politik" der Unterstützung der Taliban betreibt. Die ISI finanziert und bildet die Taliban aus.<ref>{{cite news |url=http://english.aljazeera.net/mritems/Documents/2010/6/13/20106138531279734lse-isi-taliban.pdf |title=Discussion Papers |accessdate=2010-12-12 }}</ref> Dies passiert, obwohl Pakistan sich offiziell als Verbündeter der NATO ausgibt. Der Bericht der London School of Economics kommt zu dem Schluss:
{{Zitat|Pakistan scheint ein Doppelspiel erstaunlichen Ausmaßes zu spielen.<ref>{{cite news |url=http://english.aljazeera.net/mritems/Documents/2010/6/13/20106138531279734lse-isi-taliban.pdf |title=Discussion Papers |accessdate=2010-12-12 }}</ref>|Autor=Bericht der [[London School of Economics]] (2010)|Quelle=}}
[[Amrullah Saleh]], der ehemalige Geheimdienstchef Afghanistans, kritisierte:
{{Zitat|Wir reden über all diese Proxys [Taliban, Haqqani, Hekmatyar], aber nicht den Meister der Proxys, die pakistanische Armee. Die Frage ist, was will Pakistans Armee erreichen…? Sie wollen an Einfluss in der Region gewinnen.<ref name="Jamestown Foundation Terrorism Conference 2010">{{Cite news| url=http://vimeo.com/18018836| work=| accessdate= | title= Jamestown Foundation Terrorism Conference 2010, Amrullah Saleh speech| first=| last=| date=2010}}</ref>|Autor=Amrullah Saleh (2010)|Quelle=Jamestown Foundation Terrorism Conference}}

Die Taliban richten sich in Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich.<ref name="The Weekly Standard">{{Cite news| url=http://www.weeklystandard.com/blogs/taliban-responsible-76-deaths-afghanistan-un| work=The Weekly Standard| accessdate= | title=UN: Taliban Responsible for 76% of Deaths in Afghanistan | first=| last=| date=2010-08-10}}</ref> Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich.<ref name="The New York Times">{{Cite news| url=http://www.nytimes.com/2011/02/10/world/asia/10afghanistan.html| work=The New York Times| accessdate= | title=Afghan Rights Groups Shift Focus to Taliban| first=| last=| date=13. Februar 2011}}</ref> Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban als afghanische Regierungstruppen oder Truppen der ISAF.<ref name="The New York Times" />

Die Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIGRC) nannte 2011 die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein "Kriegsverbrechen".<ref name="Tolonews">{{Cite news| url=http://www.tolonews.com/en/afghanistan/1591-aihrc-calls-civilian-deaths-war-crime| work=Tolonews| accessdate= | title=AIHRC Calls Civilian Deaths War Crime | first=| last=| date=2011-01-13}}</ref> Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.<ref name="Tolonews" />

Menschenrechtsgruppen haben 2011 den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag dazu bewogen, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen [[Kriegsverbrechen]] durchzuführen.{{Wirkungsloser Inhalt für ref-Tag}}<ref name="The New York Times">{{Cite news| url=http://www.nytimes.com/2011/02/10/world/asia/10afghanistan.html| work=The New York Times| accessdate= | title=Afghan Rights Groups Shift Focus to Taliban| first=| last=| date=2011-02-13}}</ref>

2011 nahmen auch [[Krieg in Afghanistan seit 2001|kriegsähnliche Gefechte zwischen ISAF-Truppen und ihren Gegnern]] an Ausmaß und Schärfe zu.

Im Juni 2011 bestätigten die USA überraschend, dass sie mit den Taliban direkt verhandeln.<ref>zeit.de: [http://www.zeit.de/2011/26/P-USA-Afghanistan-Taliban/komplettansicht] "Der amerikanische Verteidigungsminister Robert Gates hat dies jetzt bestätigt. Mit wem die USA worüber sprechen, das bleibt im Ungewissen. Zufall ist das nicht. Denn die Taliban sind eine so effiziente wie vielgliedrige und schattenhafte Bewegung. Wer sie vertritt, wer überhaupt ein Abkommen schließen könnte, darauf gibt es keine Antwort."</ref>

{{Zitat|Die ersten 10.000 US-Soldaten werden schon im Juli in ihr Heimatland zurückkehren. 2014 soll die Sache in Afghanistan ein Ende haben. Danach werden die Taliban das Schicksal Afghanistans wesentlich bestimmen. Im besten Fall werden sie mit den vom Westen unterstützten Kräften einen sehr wackeligen Kompromiss schließen, der das Land halbwegs stabil hält.<ref>zeit.de 22. Juni 2011: [http://www.zeit.de/2011/26/P-USA-Afghanistan-Taliban/komplettansicht]</ref>}}

Im Januar 2012 erklärten die Taliban ihre Bereitschaft ein Büro in [[Katar]] einzurichten. Dieses soll für Verhandlungen genutzt werden.<ref name="TAZBüro">{{Internetquelle | url=http://www.taz.de/Auslandsvertretung-der-Taliban/!84872/ | titel=Auslandsvertretung der Taliban Ein Büro in Doha |werk=[[die tageszeitung]]|datum=|sprache=de|zugriff=2012-01-10}}</ref> Zu dem Zweck reisten Anfang 2012 acht Vertreter der Taliban von Pakistan nach Katar, im Juni 2013 wurde dieses eröffnet. An dem Büro enthüllten sie eine Plakette mit der Aufschrift "Islamisches Emirat Afghanistan", auf dem Gelände hissten sie die Taliban-Flagge. Die USA kündigten wenige Stunden nach der Eröffnung des Büros an, direkte Friedensgespräche mit den Taliban in Doha aufzunehmen. <ref name="SDKarsai">{{Internetquelle | url=http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-01/afghanistan-karsai-taliban-treffen | titel=Karsai will sich erstmals mit Taliban treffen |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2012-01-29|sprache=de|zugriff=2012-01-30}}</ref>

Bei dem [[Terroranschlag von Peschawar 2014|Terroranschlag von Peschawar]] ermordeten 7 Kämpfer der [[Islamismus|islamistischen]] [[Tehrik-i-Taliban Pakistan|Tehreek-e-Taliban]] in einer Schule mindestens 141 Menschen, unter ihnen 132 Kinder.
<ref>{{internetquelle|url=http://www.bbc.com/news/world-asia-30491435|titel=Pakistan Taliban: Peshawar school attack leaves 141 dead|datum=2014-12-16|zugriff=2014-12-16|hrsg=BBC News|sprache=en}}</ref>Die Terroristen konnten vom Militär überwältigt und getötet werden. Ein Sprecher der pakistanischen Taliban bezeichnete das [[Massaker]] in der von der Armee betriebenen Schule als Rache für Aktionen des Militärs.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/terror-in-pakistan-afghanische-taliban-verurteilen-massaker-a-1008921.html Terror in Pakistan]</ref>


== Organisation ==
== Organisation ==

Version vom 12. Februar 2015, 12:45 Uhr

Flagge der Taliban-Bewegung.

Die Taliban (manchmal auch Taleban, „Islamische Talibanbewegung Afghanistans“) sind eine deobandisch-islamistische Miliz, welche von September 1996 bis Oktober 2001 große Teile Afghanistans beherrschte. Der Name ist der persische Plural des arabischen Wortes talib (arabisch طالب), das Schüler oder Suchender bedeutet. Diplomatisch wurde das Islamische Emirat Afghanistans der Taliban nur von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt.

Die Taliban-Bewegung hat ihre Ursprünge in religiösen Schulen für afghanische Flüchtlinge in Pakistan, welche meist von der politischen pakistanischen Partei Jamiat Ulema-e-Islam geführt wurden.[1] Die Ideologie der Bewegung basiert auf einer extremen Form des Deobandismus und ist zudem stark vom paschtunischen Rechts- und Ehrenkodex, dem Paschtunwali, geprägt. Der Anführer der Taliban ist Mullah Mohammed Omar.

Die Taliban traten erstmals im Jahre 1994 in der südlichen Stadt Kandahar in Erscheinung. Sie belagerten und bombardierten zwei Jahre lang die Hauptstadt Kabul, nahmen sie im September 1996 ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan. Im Oktober 2001 wurde ihre Regierung durch Truppen der afghanischen Vereinten Front in Zusammenarbeit mit amerikanischen und britischen Spezialeinheiten während der US-geführten Intervention in Afghanistan gestürzt. Ihre Führer konnten sich durch einen Rückzug nach Pakistan halten. Seit 2003 führen die Taliban ausgehend von Pakistan eine terroristisch-militärische Kampagne gegen die demokratische Islamische Republik Afghanistan und die internationalen Truppen der ISAF in Afghanistan. Hierbei verüben die Taliban mehr als doppelt so häufig gezielte Anschläge gegen die afghanische Zivilbevölkerung wie gegen die afghanischen oder internationalen Truppen. Ein Bericht der Vereinten Nationen zeigt, dass die Taliban in den Jahren 2009 und 2010 für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich waren. Menschenrechtsgruppen haben den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen systematischer Kriegsverbrechen durchzuführen.

TALIBAN GIBT ES NICHT, ES WURDE VON DER NSA ERFUNDEN

Organisation

Führung

Der Obersten Schura der Gründungsmitglieder der Taliban gehörten im Zeitraum 1994 bis 1997 folgende Mitglieder an:

  • Mullah Mohammed Omar (* 1959), Führer der Gläubigen und Oberhaupt der Taliban-Bewegung, ab September 1996 auch Staatsoberhaupt des Islamischen Emirats Afghanistan
  • Mullah Mohammad Rabbani Akhund (1955/56–2001), Regierungsvorsitzender und stellvertretendes Oberhaupt der Taliban-Bewegung
  • Mullah Mohammed Ghous Akhund (* 1961?), Außenminister bis Juni 1997
  • Mullah Mohammed Hassan Akhund (* 1958?), Militärstabschef, Außenminister vor Wakil Ahmad Mutawakil und Gouverneur von Kandahar während des Taliban-Regimes
  • Mullah Mohammed Fazil Akhund (* 1967), Oberhaupt des Armeekorps
  • Mullah Abdur Razzaq, Oberhaupt der Zollbehörde
  • Mullah Sayed Ghiasuddin Agha (?–2003), Informationsminister
  • Mullah Khirullah Said Wali Khairkhwa (* 1967), Innenminister
  • Maulvi Abdul Sattar Sanani (bzw.: Sattar Sadozai), Justizminister
  • Mullah Abdul Jalil, Außenminister ab 1997

Ideologie

Übersicht

Die Taliban selbst gehören mehr der ideologischen Schule der Deobandis an, einer fundamentalistischen Gruppe mit Hauptsitz in Deoband, Indien. In der Koranschule in Peschawar, dem größten pakistanischen Ableger der Dar ul-'Ulum Haqqania-Koranschule, rekrutierten sich viele hochrangige Taliban. Politischer Zweig und Unterstützer der Schulen der Deobandis ist die Partei Jamiat Ulema-e-Islam in Pakistan.[2] Die USA forderten die pakistanische Regierung auf, diese Religionsschulen (Madrasas) zu schließen. In Pakistan sind diese offiziell jedoch nicht registriert. 2007 schätzte das pakistanische Innenministerium ihre Zahl auf etwa 13.500, andere Schätzungen gehen von 20.000 aus.

Unterdrückung der Frauen

Zerstörung der Buddhas von Bamiyan durch die Taliban, Foto von vor und nach der Zerstörung

Während der Regierungszeit der Taliban im Islamischen Emirat Afghanistan von 1996 bis 2001 wurde das System der Taliban durch die Unterdrückung von Frauen weltweit bekannt. Das erklärte Ziel der Taliban war es, ein „sicheres Umfeld für die Frau zu schaffen, in der ihre Keuschheit und Würde wieder unantastbar ist“.[3] Frauen wurden gezwungen, in der Öffentlichkeit die Burka zu tragen, weil, wie ein Sprecher der Taliban es ausdrückte, „das Gesicht der Frau eine Quelle der Korruption für die mit ihr nicht verwandten Männer ist“.[4] Es wurde Frauen verboten zu arbeiten, und sie durften ab einem Alter von acht Jahren nicht mehr unterrichtet werden.

Zerstörung internationalen Kulturerbes

Die Taliban haben gezielt kulturelle Zeugnisse zerstört, die sie als unislamisch werteten. Dazu gehörten die von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgeführten Buddha-Statuen von Bamiyan sowie buddhistische Ausstellungsstücke des Museums in Kabul.

Menschenrechtsverletzungen

Massaker

Die Taliban verübten systematische Massaker gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Angehörige der mehrheitlich schiitischen Hazara-Volksgruppe, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren.[5][6] Die Vereinten Nationen benannten 15 Massaker in den Jahren 1996 bis 2001.[5][6] Vertreter der Vereinten Nationen verglichen die Massaker mit den ethnischen Säuberungen, die während des Bosnienkriegs stattgefunden haben. Die Massakerkampagnen der Taliban seien "höchst systematisch gewesen und alle auf das Verteidigungsministerium [der Taliban] oder Mullah Omar persönlich zurückzuführen."[5][6] Die sogenannte 055 Brigade Al-Qaidas war ebenfalls an Greueltaten gegen die afghanische Zivilbevölkerung beteiligt.[7] Der Bericht der Vereinten Nationen zitiert Zeugenaussagen, welche beschreiben, dass arabische Milizionäre lange Messer mit sich trugen, mit denen sie Kehlen aufschnitten und Menschen häuteten.[5][6]

Die Taliban verfolgten zudem eine Politik der Verbrannten Erde.[8][9] Sie verbrannten ganze Landstriche und rissen ganze Städte nieder. Die Stadt Istalif, welche über 45.000 Einwohner hatte, wurde z. B. gänzlich zerstört und umliegendes Agrarland in Brand gesteckt.[8] Einwohner wurden ermordet oder vertrieben.

Anfang 1998 schnitten die Taliban ganz Zentralafghanistan, das Hauptsiedlungsgebiet der Hazara, systematisch von UN Hilfslieferungen ab. Diese Hungerblockade von etwa einer Million Menschen war das erste Mal in 20 Jahren Krieg, dass eine Partei Nahrungsmittel als Waffe einsetzte.[10]

Menschenhandel

Taliban- und Al-Qaida-Kommandeure unterhielten ein Netzwerk zum Menschenhandel. Sie entführten Frauen und verkauften sie in die Sexsklaverei in Afghanistan und in die Zwangsprostitution in Pakistan.[11]

Das Time Magazine schreibt: "Die Taliban haben oft argumentiert, dass ihre brutalen Restriktionen, die sie Frauen auferlegt haben, nur ein Weg seien, das andere Geschlecht zu beschützen. Das Verhalten der Taliban während der sechs Jahre, in denen sie ihre Herrschaft in Afghanistan ausweiteten, machen diese Aussagen zu einer Farce."[11]

Während einer Offensive in den Shomali Plains im Jahre 1999 ließen die Taliban sowie arabische und pakistanische Al-Qaida-Milizen allein mehr als 600 Frauen verschwinden.[11] Sie wurden in Busse und Transporter gepfercht und nicht mehr wiedergesehen.[11] Das Time Magazine schreibt: "Die Spur der vermissten Shomali-Frauen führt nach Jalalabad, nicht weit der pakistanischen Grenze. Dort wurden die Frauen nach Zeugenaussagen in dem Lager "Sar Shahi" in der Wüste eingesperrt... Einige wurden nach Peshawar [Pakistan] weitertransportiert... andere wurden nach Khost in die Trainingslager von Bin Laden gebracht."[11] Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass viele Frauen nach Pakistan gebracht wurden, wo sie an Bordelle verkauft oder als Sklavinnen in privaten Haushalten eingesetzt wurden.[11]

Einige Talibankämpfer weigerten sich, an dem Menschenhandel teilzunehmen. Ein Talibankommandeur mit dem Namen Nuruludah erklärte z. B., dass er sah, wie pakistanische Al-Qaida-Kämpfer Frauen in einen Transporter zwangen. Nuruludah und seine Kämpfer befreiten die Frauen daraufhin aus dem Transporter. In einem weiteren Vorfall befreiten Talibankämpfer Frauen aus einem Al-Qaida-Lager in Jalalabad.[11]

Unterdrückung von Frauen

Taliban in Herat (2001)

Nachdem sie die Kontrolle über Afghanistan erkämpft hatten, erließen die Taliban zudem Edikte, die die Rechte der Frauen stark einschränkten. Sie betrafen die Bereiche Bildung, medizinische Versorgung, Kleidung und Verhalten in der Öffentlichkeit.[12] Mädchen war es verboten, zur Schule zu gehen. Viele Schulen wurden geschlossen, worauf die Mädchen, wenn überhaupt, nur noch privat unterrichtet wurden. Frauen in Kabul durften nicht mehr ihre Berufe ausüben und saßen immer häufiger als Bettlerinnen in Burkas auf der Straße. Da durch die Wirren des Krieges allein in Kabul ca. 30.000 Frauen als Witwen ohne jegliche männliche Verwandtschaft lebten, hatten diese Frauen meist keine andere Chance als zu betteln, um ein wenig Geld zum Überleben aufzutreiben. Dass die Restriktionen lebensbedrohend waren, verdeutlicht Folgendes:

Laut den 'Physicians for Human Rights' bekamen 53 Prozent der ernsthaft Kranken keine Behandlung. Zugang zu medizinischer Versorgung war vor allem den Frauen fast unmöglich. Es gab zur Zeit der Talibanherrschaft in Kabul ein einziges Krankenhaus, in dem Frauen behandelt werden durften. Dort allerdings war die Grundausstattung mangelhaft, Röntgen- oder Sauerstoffgeräte und Medikamente fehlten, fließendes Wasser war nicht vorhanden. Um überhaupt behandelt werden zu können, mussten die Frauen mehrere Hürden überwinden: Ohne männlichen Begleiter durfte eine Frau nicht behandelt werden. Da es männlichen Ärzten generell verboten war, Frauen anzuschauen oder zu berühren, konnten Frauen nur noch sehr eingeschränkt untersucht werden. Das Tragen der Burka war auch während der Behandlung Pflicht. Eine einfache Untersuchung oder ein Zahnarztbesuch war fast unmöglich, da der Schleier nicht hochgehoben werden durfte. Um die Einhaltung der Gesetze zu wahren, waren regelmäßig Taliban-Mitglieder in den Krankenhäusern anwesend. Falls sich Afghanen den Taliban-Gesetzen dennoch widersetzten, wurden schwere Strafen verhängt. Ärzten drohten Schläge, Berufsverbot und Gefängnisstrafen.

Sowohl in den Städten als auch auf dem Lande waren (und sind teilweise heute noch) die hygienischen Verhältnisse auf niedrigstem Niveau. Öffentliche Bäder waren, soweit noch vorhanden, Frauen generell nicht mehr zugänglich.

In den Städten trafen die Gesetze die Frauen besonders hart, da dort die westliche Orientierung vor der Taliban-Gewaltherrschaft am stärksten ausgeprägt gewesen war, Frauen in vielen Fällen regelmäßig gearbeitet und westliche Kleidung getragen hatten.

Terrorismus gegen die Zivilbevölkerung

Die Taliban richten sich bei Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich.[13] Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich.Vorlage:Wirkungsloser Inhalt für ref-Tag[14] Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban als afghanische Regierungstruppen oder Truppen der ISAF.Vorlage:Wirkungsloser Inhalt für ref-Tag[14]

Die Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIGRC) nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein "Kriegsverbrechen".[15] Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.[15]

Menschenrechtsgruppen haben den Internationalen Gerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen Kriegsverbrechen durchzuführen.Vorlage:Wirkungsloser Inhalt für ref-Tag[14]

Finanzierung

Neben dem Drogenhandel finanzieren sich die Taliban über Spenden aus dem Ausland, dem Abzweigen internationaler Hilfsgelder, Schutzgelderpressung und der Erhebung von Steuern in den von ihnen kontrollierten Gebieten. 2012 nahmen die Taliban etwa 400 Millionen Dollar ein, darunter über hundert Millionen Dollar aus abgezweigten Hilfsgeldern.[16]

Drogenhandel

Im von den Taliban regierten Afghanistan in den späten 90ern verdienten die Taliban am Anbau von Drogen und am Schmuggel mit Opium, Heroin, Haschisch und anderen Gütern.[17] Dabei ließen die Taliban den Bauern und der Weiterverarbeitung des Rohopiums zu Heroin freie Hand und erhoben auf Anbau sowie Handel Steuern.[17][18]

Für das Jahr 1999 werden die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel auf 40 Millionen Dollar geschätzt.[19] Für den Transport wurden Flugzeuge der Ariana Afghan Airlines benutzt. Mit der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats wurden internationale Flüge von Ariana Air verboten, der Drogenschmuggel lief von nun über Land.[17]

Im Jahr 2001, vor den Terroranschlägen am 11. September, setzten die Taliban ein rigoroses Anbauverbot für Schlafmohn in Afghanistan durch,[18][19] welches weltweit den bis dato größten Rückgang an Drogenproduktion innerhalb eines Jahres in einem Land darstellt.[17] Daraufhin wurde nur noch im nicht von den Taliban kontrollierten Norden Afghanistans Schlafmohn angebaut. Jedoch handelten die Taliban weiterhin mit Opium und Heroin aus Lagerbeständen.[17] Der Anbaustop führte zu einer "humanitären Krise,"[17] da sich Tausende Kleinbauern ohne Einkommen wiederfanden. Mit dem Anbaustop wollten die Taliban zum einen eine Lockerung der Sanktionen der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats erreichen.[17] Einem Bericht der CRS nach[19] vermuteten einige Mitglieder der U.S.-amerikanischen Drogenbekämpfung dahinter lediglich eine Strategie um die Preise nach oben zu treiben. In der Tat stieg der Rohopiumpreis von einem Allzeittief von 28 $/kg auf ein Allzeithoch von 746 $/kg am 11. September 2001. In den Wochen nach den Terroranschlägen fiel er wieder auf 95 $/kg, wahrscheinlich weil Lagerbestände in großem Stil verkauft wurden im Angesicht einer drohenden Invasion.[17]

Im Jahr 2002 stieg die Anbaufläche für Schlafmohn von 8000 auf 74000 Hektar.[17] Die Taliban befanden sich nach dem Krieg in einer Phase der Reorganisation. Einzelne Talibanführer verkauften ihre Lagerbestände an Opium. Manche Drogenschmuggler "investierten" in die Taliban.[17]

In den von Taliban kontrollierten Gebieten erheben lokale Taliban-Kommandeure oft eine zehnprozentige Steuer (ushr) nicht nur auf den Verkauf von Rohopium, sondern auch auf diverse andere Geschäfte, z.B. die von kleinen Läden und Kleinbetrieben. Zahlungsmittel ist dabei oft Rohopium oder sonstige Naturalien. [17][20][21] Bei nicht-zahlen der Steuer wurde öfter über Gewalt berichtet. Daneben finanzieren sich einzelne Taliban-Kommandeure noch aus anderen mafiösen Geschäften, z.B. Wegzöllen.[17][20] Taliban-Kommandeure auf Dorf-Ebene finanzieren sich vor allem aus diesen Einnahmen und müssen einen Teil davon an die ranghöheren Kommandeure abgeben, ähnlich den Strukturen in einer Mafia.[17]

Außerdem schützen Taliban-Kommandeure Produktion und Schmuggel von Opium militärisch und verlangen dafür bis zu 20% der Einnahmen. Dabei schrecken sie nicht vor Waffengewalt gegenüber staatlicher Polizei zurück und überfallen mitunter Kontrollpunkte um Drogenkonvois freie Fahrt zu garantieren. Daneben sind Taliban-Kommandeure an der Besteuerung oder dem Betrieb von bis zu 60 Heroinlaboren beteiligt.[17][20][21]

Für das Jahr 2009 schätzt die UNODC die Gewinne der Taliban aus dem Opiumhandel auf 150 Millionen Dollar, die afghanischer Drogenhändler auf 2,2 Milliarden Dollar und die afghanischer Farmer auf 440 Millionen Dollar.[21]

2012 betrug die Anbaufläche für Schlafmohn in Afghanistan 154000 Hektar [22] und die Taliban finanzieren sich weiter durch Drogengelder.[23]

Spendengelder

Spendengelder erhalten die Taliban aus allen Teilen der Welt, vor allem aber aus der Golfregion.[24] Genaue Zahlen zu den Spendensummen seien nach Einschätzung des US-Gesandten für Afghanistan und Pakistan Richard Holbrooke aus dem Jahr 2009 zwar schwierig zu ermitteln, jedoch seien Spendengelder "wichtiger" als der Drogenhandel.[24]

Siehe auch

Literatur

Klassische Talibanbewegung 1994–2001

  • William Maley (Hrg.): Fundamentalism reborn? Afghanistan and the Taliban. Hurst, London 2001, ISBN 1-85065-360-7
  • Ahmed Rashid: Taliban. Afghanistans Gotteskrieger und der neue Krieg am Hindukusch; bpb, Bonn, 2010; ISBN 978-3-8389-0087-2
  • Alberto Masala: Taliban. Trente-deux preceptes pour les femmes; N&B, Collection Ultima Verba
  • Gilles Dorronsoro: Revolution Unending: Afghanistan, 1979 to the Present. Columbia University Press/Centre d'Etudes et de Recherches Internationales, New York/Paris 2005, ISBN 0-231-13626-9
  • Neamatollah Nojumi: The Rise of the Taliban in Afghanistan: Mass Mobilization, Civil War, and the Future of the Region. Palgrave MacMillan, New York 2002, ISBN 0-312-29402-6.
  • Robert D. Crews, Amin Tarzi (Hrsg.): The Taliban and the Crisis of Afghanistan. Harvard University Press, Cambridge 2008. ISBN 978-0-674-02690-2.
  • Physicians for Human Rights: The Taliban's War on Women: A health and human rights crisis in Afghanistan, 1998; ISBN 1-879707-25-X; PDF

Neotaliban ab 2002

  • Antonio Giustozzi: Koran, Kalashnikov and Laptop: The Neo-Taliban Insurgency in Afghanistan 2002-2007. Hurst Publishers, London 2007, ISBN 978-0-231-70009-2
  • Antonio Giustozzi: Decoding the New Taliban: Insights from the Afghan Field. Columbia University Press, New York 2009, ISBN 978-0-231-70112-9.

Einzelnachweise

  1. Matinuddin, Kamal, The Taliban Phenomenon, Afghanistan 1994–1997, Oxford University Press, (1999), S. 25–6
  2. Marko Tomasini: Die Taliban als Produkt des afghanischen Bürgerkrieges - Herkunft, Religion und Politik
  3. Nancy Hatch Dupree. 'Afghan Women under the Taliban' in William Maley (2001) ISBN 0-7864-1090-6. Fundamentalism Reborn? Afghanistan and the Taliban. London: Hurst and Company, ISBN 0-8147-5586-0 pp145-166.
  4. M. J. Gohari (2000). The Taliban: Ascent to Power. Oxford: Oxford University Press, ISBN 0-19-579560-1 pp. 108-110.
  5. a b c d Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Newsday 2001.
  6. a b c d Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen mass killings.
  7. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Ahmed Rashid/The Telegraph.
  8. a b Re-Creating Afghanistan: Returning to Istalif In: NPR, 1. August 2002 
  9. Larry P. Goodson: Afghanistan's Endless War: State Failure, Regional Politics and the Rise of the Taliban. University of Washington Press, 2002, ISBN 978-0-295-98111-6, S. 121.
  10. Angelo Rasanayagam: Afghanistan: A Modern History. I.B.Tauris, London 2005 ISBN 978-1-850-43857-1, S. 155
  11. a b c d e f g Lifting The Veil On Taliban Sex Slavery In: Time Magazine, 10. Februar 2002 
  12. Bundeszentrale für Politische Bildung, B 3-4, 2001 (PDF; 66 kB) Renate Kreile: Die Taliban und die Frauenfrage - ein historisch strukturelle Perspektive
  13. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen The Weekly Standard.
  14. a b c Afghan Rights Groups Shift Focus to Taliban In: The New York Times, 13. Februar 2011 
  15. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Tolonews.
  16. Taliban nehmen binnen eines Jahres 400 Millionen Dollar einIn: Süddeutsche Zeitung, 12. September 2012.
  17. a b c d e f g h i j k l m n Peters 2009 (PDF; 808 kB)Gretchen Peters: How Opium Profits the Taliban, United States Institute of Peace, 2009.
  18. a b International Crime Threat Assessment 2000International Crime Threat Assessment, 2000.
  19. a b c Perl 2001 (PDF; 48 kB)Raphael F. Perl: Taliban and the Drug Trade, CRS Report for Congress, 2001.
  20. a b c Mansfield 2008 (PDF; 481 kB)David Mansfield: Responding to Risk and Uncertainty, A Report for the Afghan Drugs Inter Departmental Unit of the UK Government, 2008.
  21. a b c The Global Afghan Opium Trade (PDF; 8,9 MB)UNODC, 2011.
  22. Afghanistan Opium Survey 2012Summary Findings, UNODC, 2012.
  23. UNODC 2012.
  24. a b USA vermuten Geldgeber der Taliban in den GolfstaatenIn: Der Spiegel, 28. Juli 2009.
Commons: Taliban – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien