„Fischtreppe“ – Versionsunterschied

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=== Fischtreppe ===
=== Fischtreppe ===
Bei ''Fischpässen'' oder ''Fischtreppen'' werden kleine Wasserbecken gebaut, durch die die Fische den Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser überwinden können. Stark künstlich erscheinende, ''klassische'' Treppenanlagen werden in Deutschland seit den [[1990er]] Jahren kaum noch gebaut, da sie oft nur wenig angenommen werden und mit ihren flachen Wasserbecken vor allem Raubvögeln ideale Fischfangplätze bieten.
Bei ''Fischpässen'' oder ''Fischtreppen'' werden kleine Wasserbecken gebaut, durch die die Fische den Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser überwinden können. Stark künstlich erscheinende, ''klassische'' Treppenanlagen werden in Deutschland seit den [[1990er]] Jahren kaum noch gebaut, da sie oft nur wenig angenommen werden und mit ihren flachen Wasserbecken vor allem Raubvögeln ideale Fischfangplätze bieten. Auf der Fischtreppe machen die Fische immer blubb blubb blubb


=== Fisch-Kanu-Pass ===
=== Fisch-Kanu-Pass ===

Version vom 15. Januar 2015, 13:38 Uhr

Naturnah gestalteter Fischweg am Lechwehr in Landsberg am Lech
Fischaufstiegsanlage des John Day Dams am Columbia River

Eine Fischtreppe oder Fischpass (auch Fischwanderhilfe oder Organismenaufstieg, amtlich auch Fischweg genannt) ist eine wasserbauliche Einrichtung an Fließgewässern, um Fischen im Rahmen der Fischwanderung die Möglichkeit zu geben Stauwehre, gegebenenfalls auch Wasserfälle zu überwinden.

Alle Fließgewässer-Organismen sind auf die Durchwanderbarkeit der Gewässer angewiesen. Fischwanderhilfen ermöglichen Fischen und auch Kleintieren der Gewässersohle (Makrozoobenthos) die Überwindung von baulichen Hindernissen.

Europaweit gesetzlich geregelt wird die Notwendigkeit von Fischwegen – so der juristisch und fachlich gebräuchliche Begriff – unter anderem durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie.

Fischauf- und -abstieg

Zu unterscheiden sind Wanderhilfen für den Fischaufstieg (Fischaufstiegshilfen und -anlagen) und für den Fischabstieg (sogenannte Bypässe).

Beim Fischaufstieg unterscheidet man naturnahe und technische Bauweisen. Zu den naturnahen Fischaufstiegshilfen gehören vor allem sogenannte raue Rampen oder raue Gleiten, auch Sohlgleiten und Umgehungsgerinne. Zu den technischen Bauweisen zählen beispielsweise Schlitzpässe, Beckenpässe oder Aalbrutleitern.

Der Fischabstieg stellt bislang ein in fachlicher Hinsicht noch nicht abschließend gelöstes Problem dar. An den meisten Wasserkraftanlagen müssen Fische bei der gewässerabwärtsgerichteten Wanderung die Rechen und die Turbinen von Wasserkraftanlagen passieren. Dies ist mit einer erheblichen Mortalität verbunden, deren Höhe unter anderem vom Turbinentyp und von der Größe der Turbine abhängig ist. Müssen Fische auf ihrem abwärts gerichteten Wanderweg mehrere Wasserkraftanlagen durchwandern, ist ein völliger Ausfall der Fische zu befürchten. Dieses Problem kann mit Bypässen gemildert werden.

Typen

Fischtreppe

Bei Fischpässen oder Fischtreppen werden kleine Wasserbecken gebaut, durch die die Fische den Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser überwinden können. Stark künstlich erscheinende, klassische Treppenanlagen werden in Deutschland seit den 1990er Jahren kaum noch gebaut, da sie oft nur wenig angenommen werden und mit ihren flachen Wasserbecken vor allem Raubvögeln ideale Fischfangplätze bieten. Auf der Fischtreppe machen die Fische immer blubb blubb blubb

Fisch-Kanu-Pass

Eine neuere Technik ist die Kombination von Fischaufstiegsanlage und Bootsgasse, der Fisch-Kanu-Pass.

Sohlgleite

Sohlgleiten sind mit naturnahen Steinriegeleinbauten hergestellte Beckenstrukturen, die Fischen auch bei sommerlichem Niedrigwasser die Wanderung ermöglichen. So wurde beispielsweise im Rahmen des Projektes „Elblachs 2000“ im Brandenburger Stepenitz-System am Schlatbach ein Wehr durch eine Sohlgleite ersetzt, die einen Höhenunterschied von knapp zwei Metern überwindet.

Wildpass

Ein Wildpass dient in erster Linie dazu, die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu verringern.

Aalgang

Ein Aalgang oder eine Aalleiter ist ein Rohr, das mit Kies oder Reisig gefüllt wird.

Fischlift

Mit einem Fischlift kann auf kleinem Raum ein großes Gefälle überwunden werden. Wie bei den anderen Lösungen auch, führt eine künstlich erzeugte Leitströmung die Fische an den gewünschten Ort. Sie schwimmen in ein Wasserbecken, das mit einer Vorrichtung das Entweichen verhindert. Regelmäßig wird nun das Wasserbecken aufwärts gefahren und oben schonend ausgekippt. Anschließend fährt die Konstruktion wieder nach unten und öffnet den Einlass für die nächsten Fische. Ein Fischlift befindet sich zum Beispiel am Wasserkraftwerk Wyhlen der Staustufe Augst/Wyhlen, ein anderer in Grellingen.[1]

Helix-Turmfischpass

Ein Fischweg in Form einer Wendeltreppenturms mit Mäanderbecken ist der Helix-Turmfischpass. Die Kosten des Fischpasses beim Wasserkraftwerk Raisdorf betrugen rund 550.000 Euro und wurden überwiegend aus EU-Mitteln finanziert.[2][3] Die erste Umsetzung in Raisdorf wurden vom Bund der Steuerzahler und dem Landesnaturschutzbund Schleswig-Holstein als Verschwendung von Steuergeldern bezeichnet.[4][5]

Einzelbeispiele

Die bislang größte Anlage Europas findet sich bei der Staustufe Geesthacht. Sie wurde von dem Stromproduzenten Vattenfall als ökologischer Ausgleich für das weiter stromabwärts liegende Kohlekraftwerk Moorburg finanziert.[6][7] Die serpentinenartig verbundenen 45 Wasserbecken ermöglichen Wanderfischen, ein Wehr zwischen dem Mündungsgebiet und der mittleren Elbe zu umschwimmen, das zur Eindämmung des Tidenhubs auf die Wasserstraße gebaut wurde.
Das Lahnfenster in Gießen ermöglicht mittels Fensterscheiben den Einblick in eine Fischtreppe in der Lahn bei Gießen.

Literatur

„Fischtreppen“-Symbol, das so oder ähnlich an manchen Anlagen angebracht ist
  • Michael Hütte: Ökologie und Wasserbau. Ökologische Grundlagen von Gewässerverbauung und Wasserkraftnutzung. Parey, Vieweg. 2000. ISBN 3-528-02583-2.
  • Heinz Patt, Peter Jürging, Werner Kraus: Naturnaher Wasserbau. Entwicklung und Gestaltung von Fließgewässern. Springer, Berlin. 2. Aufl., 2004. ISBN 3-540-20095-9.
  • Jürgen Eberstaller: Fischaufstiegshilfen – Gestaltungskriterien und Funktionsfähigkeit./Nature-like fish bypasses – design criteria and effectiveness. (Dissertation) Universität für Bodenkultur Wien: Institut für Wasservorsorge, Gewässergüte und Fischereiwirtschaft. 1999.
  • N.N.: Funktionsüberprüfung von Fischwegen. Einsatz automatischer Kontrollstationen unter Anwendung der Transponder-Technologie. 1997. ISBN 3-89554-069-2.
  • Günter Jens: Der Bau von Fischwegen. Fischtreppen, Aalleitern und Fischschleusen. 1982. ISBN 3-8263-8081-9.

Einzelnachweise

  1. Markus Hintermann. Wenn Fische in den Fahrstuhl steigen ... Erster Fischlift in der Schweiz [1]. Detaillierte Beschreibung des Grellinger Fischlifts. Abgerufen am 4. Dezember 2014
  2. http://www.schwentinental-inside.de/frames/archiv/helix-turmfisch-pass.htm
  3. http://www.ruhr-uni-bochum.de/denkposter/68.pdf
  4. Bericht im Schwarzbuch 2005 des Bundes der Steuerzahler (pdf, ca. 1,77 MB, Seiten 46-47)
  5. Schilda lässt grüßen. Handelsblatt.de, Artikel vom 27. September 2005, 16:55 Uhr
  6. Wanderfische: Nothilfe für Migranten auf zeit.de
  7. Europas größte Fischtreppe bei Geesthacht: Schutz für Elbe und Fische auf vattenfall.de
Commons: Fischtreppen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien