„Friedrich Maximilian Klinger“ – Versionsunterschied

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1780 wurde er dank den Verbindungen Schlossers als [[Ordonnanzoffizier]] im Rang eines [[Leutnant]]s im [[Kaiserlich Russische Marine|Marinebataillon]] des russischen Thronfolgers Großfürst [[Paul I. (Russland)|Paul]] in [[Sankt Petersburg|Petersburg]] und zugleich als Vorleser seiner Frau [[Sophie Dorothee von Württemberg|Maria Feodorovna]] eingestellt. Im Gefolge des Großfürsten unternahm er 1781 bis 1782 eine Europareise, die ihn durch Wien, Italien, Paris und Deutschland führte. Anschließend versuchte Klinger sein Militärglück im Feldzug gegen die Türken, das angesichts der raschen Friedensverträge scheiterte. 1785 wurde er als Kadettenoffizier in Petersburger Landkadettencorps (später das 1. [[Kadettenkorps]]) eingereiht, wo er Karriere als Militärpädagoge machte. 1787 heiratete er die russische Adelige [[Elizaveta Alekseeva]], die Tochter von Katharinas II. Günstling [[Grigori Grigorjewitsch Orlow|Grigorij Orlov]].
1780 wurde er dank den Verbindungen Schlossers als [[Ordonnanzoffizier]] im Rang eines [[Leutnant]]s im [[Kaiserlich Russische Marine|Marinebataillon]] des russischen Thronfolgers Großfürst [[Paul I. (Russland)|Paul]] in [[Sankt Petersburg|Petersburg]] und zugleich als Vorleser seiner Frau [[Sophie Dorothee von Württemberg|Maria Feodorovna]] eingestellt. Im Gefolge des Großfürsten unternahm er 1781 bis 1782 eine Europareise, die ihn durch Wien, Italien, Paris und Deutschland führte. Anschließend versuchte Klinger sein Militärglück im Feldzug gegen die Türken, das angesichts der raschen Friedensverträge scheiterte. 1785 wurde er als Kadettenoffizier in Petersburger Landkadettencorps (später das 1. [[Kadettenkorps]]) eingereiht, wo er Karriere als Militärpädagoge machte. 1787 heiratete er die russische Adelige [[Elizaveta Alekseeva]], die Tochter von Katharinas II. Günstling [[Grigori Grigorjewitsch Orlow|Grigorij Orlov]].


1801 wurde Klinger [[Generalmajor]] der [[Kaiserlich Russische Armee|Armee]] und Leiter des Kadettenkorps. Daneben diente er beim Ministerium für Volksbildung. Ab 1803 war er Kurator des Schulbezirks und der Universität Dorpat (heute Tartu) in Estland, wo er unter anderem auch mit [[Karl Morgenstern]] und [[August Thieme (Dichter)|August Thieme]] in Kontakt kam. Im Zuge der Restauration wurde Klinger 1816 seiner Ämter enthoben. Er zog sich danach aus dem öffentlichen Leben zurück. Klinger starb am 25. Februar 1831, acht Tage nach seinem 79. Geburtstag in [[Tartu|Dorpat]], [[Estland]].<ref>Volker Meid: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren, 2. aktualisierte und erweitere Auflage, Reclam, Ditzingen, 2006 ISBN 978-3-15-017664-1</ref> Er liegt in Sankt Petersburg auf dem Alten Smolensker Lutherischen Friedhof begraben.<ref>[http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/klinger.htm RAI Universität Karlsruhe]</ref> Die seit 1790 entstandene, umfangreiche [[Privatbibliothek]] Klingers mit überwiegend [[Humanismus|humanistischer]] Literatur wurde 1844 von seiner Witwe der [[Universität Dorpat]] übergeben.<ref>[http://www.b2i.de/fabian?Universitaetsbibliothek(Dorpat) Universitätsbibliothek Dorpat]</ref>
1801 wurde Klinger [[Generalmajor]] der [[Kaiserlich Russische Armee|Armee]] und Leiter des Kadettenkorps. Daneben diente er beim Ministerium für Volksbildung. Ab 1803 war er Kurator des Schulbezirks und der Universität Dorpat (heute Tartu) in Estland, wo er unter anderem auch mit [[Karl Morgenstern]] und [[August Thieme (Dichter)|August Thieme]] in Kontakt kam. Im Zuge der Restauration wurde Klinger 1816 seiner Ämter enthoben. Er zog sich danach aus dem öffentlichen Leben zurück. Klinger starb am 25. Februar 1831, acht Tage nach seinem 79. Geburtstag in [[Tartu|Dorpat]], [[Estland]].<ref>Volker Meid: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren, 2. aktualisierte und erweitere Auflage, Reclam, Ditzingen, 2006 ISBN 978-3-15-017664-1</ref> Er liegt in Sankt Petersburg auf dem Alten Smolensker Lutherischen Friedhof begraben.<ref>[http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/klinger.htm RAI Universität Karlsruhe]</ref> Die seit 1790 entstandene, umfangreiche [[Privatbibliothek]] Klingers mit überwiegend [[Humanismus|humanistischer]] Literatur wurde 1844 von seiner Witwe der [[Universität Dorpat]] übergeben.<ref>[http://www.b2i.de/fabian?Universitaetsbibliothek(Dorpat) Universitätsbibliothek Dorpat]</ref> er besuchte zudem das Vicco von Bülow gymnasium in falkensee


== Bedeutung ==
== Bedeutung ==

Version vom 5. September 2014, 10:20 Uhr

Friedrich Maximilian Klinger nach einer Kreidezeichnung von Johann Wolfgang von Goethe
Friedrich Maximilian Klinger 1807

Friedrich Maximilian von Klinger (* 17. Februar 1752 in Frankfurt am Main; † 25. Februarjul. / 9. März 1831greg.in Dorpat, Estland), war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Sein Drama Sturm und Drang wurde namensgebend für eine ganze literarische Epoche.

Leben

Friedrich Maximilian Klinger war das zweite Kind des aus dem Odenwald stammenden Bauernsohnes Johannes Klinger, der sich als Konstabler bei der städtischen Artillerie anwerben ließ. 1760 verlor er im Alter von acht Jahren seinen Vater. Seine Mutter Cornelia Margareta Dorothea geb. Fuchs musste als Krämerin und Wäscherin den Sohn und die beiden Töchter ernähren. Obwohl Klinger in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, konnte er durch Förderung des Professors Zink das Frankfurter Gymnasium besuchen. Bereits in Frankfurt knüpft er ab 1772 Kontakte mit den Vertretern einer jungen Generation der Autoren, die sich um Goethe sammeln: Jakob Michael Reinhold Lenz, Heinrich Leopold Wagner u.a. Seine Wohnung im Rittergässchen bietet Raum für die Zusammenkünfte der jungen Genies. Dank finanzieller Hilfe seines Jugendfreundes Goethe kann er 1774 in Gießen ein Studium der Rechtswissenschaften beginnen.

Nach ersten Erfolgen als Theaterautor entschloss er sich 1776, die Universität zu verlassen. Zunächst ging er nach Weimar. Nach dem bis heute nicht aufgeklärten Bruch mit Goethe ging Klinger mit dem Manuskript seines neuen Stücks Sturm und Drang 1776 als Dramaturg in die Truppe Abel Seylers. Als der finanzielle Erfolg ausblieb, ließ er sich mit Hilfe des goetheschen Schwagers Johann Georg Schlosser im Bayerischen Erbfolgekrieg anwerben und zog von Sommer 1778 bis Frühjahr 1779 durch Böhmen. Nach Beendigung des Krieges kehrte er zu seinem Freund nach Emmendingen zurück in der Hoffnung auf ein neues Empfehlungsschreiben. Nach der Eingebung des Komponisten Philipp Christoph Kayser wurde er 1779 in der Freimaurerloge Modestia cum libertate in Zürich aufgenommen.

1780 wurde er dank den Verbindungen Schlossers als Ordonnanzoffizier im Rang eines Leutnants im Marinebataillon des russischen Thronfolgers Großfürst Paul in Petersburg und zugleich als Vorleser seiner Frau Maria Feodorovna eingestellt. Im Gefolge des Großfürsten unternahm er 1781 bis 1782 eine Europareise, die ihn durch Wien, Italien, Paris und Deutschland führte. Anschließend versuchte Klinger sein Militärglück im Feldzug gegen die Türken, das angesichts der raschen Friedensverträge scheiterte. 1785 wurde er als Kadettenoffizier in Petersburger Landkadettencorps (später das 1. Kadettenkorps) eingereiht, wo er Karriere als Militärpädagoge machte. 1787 heiratete er die russische Adelige Elizaveta Alekseeva, die Tochter von Katharinas II. Günstling Grigorij Orlov.

1801 wurde Klinger Generalmajor der Armee und Leiter des Kadettenkorps. Daneben diente er beim Ministerium für Volksbildung. Ab 1803 war er Kurator des Schulbezirks und der Universität Dorpat (heute Tartu) in Estland, wo er unter anderem auch mit Karl Morgenstern und August Thieme in Kontakt kam. Im Zuge der Restauration wurde Klinger 1816 seiner Ämter enthoben. Er zog sich danach aus dem öffentlichen Leben zurück. Klinger starb am 25. Februar 1831, acht Tage nach seinem 79. Geburtstag in Dorpat, Estland.[1] Er liegt in Sankt Petersburg auf dem Alten Smolensker Lutherischen Friedhof begraben.[2] Die seit 1790 entstandene, umfangreiche Privatbibliothek Klingers mit überwiegend humanistischer Literatur wurde 1844 von seiner Witwe der Universität Dorpat übergeben.[3] er besuchte zudem das Vicco von Bülow gymnasium in falkensee

Bedeutung

Klinger zählt zu den bedeutendsten Dramatikern der Sturm-und-Drang-Zeit. Sein 1776 zunächst unter dem Titel Der Wirrwarr erschienenes Drama Sturm und Drang (auf Vorschlag Christoph Kaufmanns umbenannt) gab der Epoche ihren Namen. Weitere bedeutende Werke der Sturm-und-Drang-Periode sind Die Zwillinge und Simsone Grisaldo.

In seinen Werken knüpfte er an dramaturgische Eigenheiten William Shakespeares und an philosophische Ansichten Jean-Jacques Rousseaus an. Sie beinhalten sowohl gesellschaftskritische als auch starke gefühlsorientierte Momente.

Seit ca. 1778 verfasste der Dichter u.a. in finanzieller Not eine Reihe der trivialen Romane und Dramen, die Affinitäten zur Rokoko-Literatur aufweisen. In seiner späteren Schaffensperiode (seit ca. 1785) orientierte er sich an den Regeln des französischen Klassizismus, die er mit den Idealen seiner Jugend zu versöhnen suchte. Repräsentativ für diese Zeit sind die Dramen Konradin, Der Günstling, die beiden Medea-Dramen und Damokles.

Ab 1791 plante Klinger eine Dekade der philosophischen Romane, von denen lediglich acht vollendet und einer als Bruchstück überliefert wurden. Sie entstanden im Zeitraum 1791–1798. Faust's Leben, Thaten und Höllenfahrt ist der bekannteste von ihnen. In seinen philosophischen Romanen vereinigt Klinger signifikante zeitgenössische Tendenzen in Literatur, Anthropologie und Philosophie und gilt somit als wichtiger Repräsentant der Spätaufklärung. In der kritischen Geschichts- und Gesellschaftsauffassung lehnt er sich besonders an Jean-Jacques Rousseau, aber auch an Voltaire und Immanuel Kant an.

Den Abschluss seiner Werke bildeten Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur, eine Sammlung der Aphorismen zu zeitaktuellen Themen.

Klinger führte einen umfangreichen Briefwechsel mit Goethe, mit dem er die alte Freundschaft 1811 wieder aufnahm, und mit vielen, die ihn in Sankt Petersburg und Dorpat besuchten, darunter Caroline von Egloffstein, Fanny Tarnow, Johann Gottfried Seume, Ernst Moritz Arndt und Wilhelm von Wolzogen.

Nach dem Tod des französischen Aufklärers, Philosophen und Enzyklopädisten Denis Diderot wurde dessen Bibliothek an den Zarinnenhof überführt, so das bislang in Frankreich unveröffentlichte Manuskript des Le Neveu de Rameau (1761), welches Klinger in der diderotschen Bibliothek fand und als Abschrift zunächst dem Verleger Johann Friedrich Hartknoch in Riga anbot, der aber ablehnte.

Werke

  • Otto (Ritterdrama), 1775
  • Das leidende Weib (Trauerspiel), 1775
  • Die Zwillinge (Trauerspiel in fünf Aufzügen), 1776
  • Die neue Arria (Trauerspiel), 1776
  • Simsone und Grisaldo (Schauspiel), 1776
  • Sturm und Drang (Schauspiel), 1776
  • Szenen aus Pyrrhus Leben und Tod (dram. Fragment), 1776–1779
  • Der verbannte Göttersohn (dram. Fragment), 1777
  • Orpheus (Roman in 5 Teilen), 1778–1780
  • Stilpo und seine Kinder (Trauerspiel), 1780
  • Prinz Seidenwurm (Lustspiel), 1780
  • Der Derwisch (Komödie), 1780
  • Prinz Formosos Fiedelbogen und der Prinzeßin Sanaclara Geige (Roman), 1780
  • Plimplamplasko, der hohe Geist, heut Genie (Satire, zusammen mit Lavater und Jakob Sarasin), 1780
  • Die falschen Spieler (Lustspiel), 1782
  • Der Schwur (in der 2. Fassung Der Schwur gegen die Ehe) (Lustspiel), entstand 1782/83, gedruckt in Theater 1786–1787
  • Elfride (Tragödie), 1783
  • Die Geschichte vom Goldenen Hahn (Roman), 1785
  • Konradin (Trauerspiel), entstand 1784, gedruckt in Theater 1786-1787
  • Der Günstling (Schauspiel), entstand 1785, gedruckt in Theater 1786-1787
  • Medea oder Das Schicksal (später in Medea in Korinth umbenannt) (Trauerspiel), entstand 1786, gedruckt in Theater 1786-1787
  • Aristodemos (Trauerspiel), entstand 1787, gedruckt in Neues Theater 1790
  • Roderico (Trauerspiel), entstand 1788, gedruckt in Neues Theater 1790
  • Damokles (Trauerspiel), entstand 1788, gedruckt in Neues Theater 1790
  • Die zwo Freundinnen (Lustspiel), entstand 1788, gedruckt in Neues Theater 1790
  • Oriantes (Tragödie), 1790
  • Bambino's sentimentalisch-politische, comisch-tragische Geschichte (Überarbeitung des Orpheus), 1791
  • Medea auf dem Kaukasus (Trauerspiel), 1791
  • Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt (Roman), 1791 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  • Geschichte Giafars des Barmeciden (Roman), 1792-1794
  • Geschichte Raphaels de Aquillas (Roman), 1793
  • Reisen vor der Sündfluth (Roman), 1795
  • Der Faust der Morgenländer, oder Wanderungen Ben Hafis (Roman), 1797
  • Geschichte eines Teutschen der neuesten Zeit (Roman), 1798
  • Sahir, Eva's Erstgeborener im Paradiese (Überarbeitung der Geschichte vom Goldnen Hahn), 1798
  • Der Weltmann und der Dichter (Roman), 1798
  • Das zu frühe Erwachen des Genius der Menschheit (Romanfragment), 1803
  • Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur, 1803-1805

Zwischen 1809 und 1816 erschienen in Königsberg seine gesammelten Werke (hg. v. Nicolovius) und 1810 in Wien „Sämmtliche philosophischen Romane“ in jeweils 12 Bänden.

Literatur

Commons: Friedrich Maximilian Klinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Friedrich Maximilian Klinger – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Volker Meid: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren, 2. aktualisierte und erweitere Auflage, Reclam, Ditzingen, 2006 ISBN 978-3-15-017664-1
  2. RAI Universität Karlsruhe
  3. Universitätsbibliothek Dorpat