„Volksmiliz (Russland)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Legalität und Reaktionen: Weaselwort entfernt.
Es hat nie jemand behauptet, es seien nur Ukrainier
Zeile 8: Zeile 8:


== Entstehung ==
== Entstehung ==
Die Milizen geben an, aus Bürgern der Ostukraine zu bestehen. Es handele sich um „Landwehren“ der örtlichen Bevölkerung. Diese Angabe unterstützt Russland. Die Vereinigten Staaten und die Ukraine gehen davon aus, dass es sich um Angehörige der [[Russische Streitkräfte|russischen Streitkräfte]] handelt und legten dafür am 22. April Bildervergleiche vor, die diese Behauptung stützen sollten.<ref>Michael R. Gordon & Andrew E. Kramer: ''[http://www.nytimes.com/2014/04/23/world/europe/scrutiny-over-photos-said-to-tie-russia-units-to-ukraine.html Scrutiny Over Photos Said to Tie Russia Units to Ukraine].'' In: ''[[The New York Times]].'' 22. April 2014</ref> Neuere Quellen auch nach den Gefechten Ende Mai stützen diese ursprünglichen Angaben.<ref>''[http://www.sz-online.de/nachrichten/tschetschenische-rebellen-kaempfen-offenbar-in-der-ukraine-2849906.html Tschetschenische Rebellen kämpfen offenbar in der Ukraine].'' In: ''[[Sächsische Zeitung]].'' 30. Mai. 2014</ref> Ziel der „Russischer Frühling“ genannten russischen Operation sei demnach die Destabilisierung von Städten mit bedeutsamem Anteil russischsprachiger Bevölkerung, insbesondere [[Charkiw]] und [[Donezk]] gewesen.<ref>[[Konrad Schuller]]: ''[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/kiew-die-operation-russischer-fruehling-ist-gescheitert-12873442.html Krim-Krise Moskau zieht Truppen von ukrainischer Grenze ab].'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]].'' 31. März 2014</ref><ref>Christian Esch: ''[http://www.berliner-zeitung.de/meinung/leitartikel-zur-ukraine-der-russische-fruehling-von-donezk,10808020,26811384.html Leitartikel zur Ukraine: Der russische Frühling von Donezk].'' In: ''[[Berliner Zeitung]].'' 10. April 2014</ref>
Die Milizen geben an, mehrheitlich aus Bürgern der Ostukraine zu bestehen. Es handele sich um „Landwehren“ der örtlichen Bevölkerung. Diese Angabe unterstützt Russland. Die Vereinigten Staaten und die Ukraine gehen davon aus, dass es sich um Angehörige der [[Russische Streitkräfte|russischen Streitkräfte]] handelt und legten dafür am 22. April Bildervergleiche vor, die diese Behauptung stützen sollten.<ref>Michael R. Gordon & Andrew E. Kramer: ''[http://www.nytimes.com/2014/04/23/world/europe/scrutiny-over-photos-said-to-tie-russia-units-to-ukraine.html Scrutiny Over Photos Said to Tie Russia Units to Ukraine].'' In: ''[[The New York Times]].'' 22. April 2014</ref> Neuere Quellen auch nach den Gefechten Ende Mai stützen diese ursprünglichen Angaben.<ref>''[http://www.sz-online.de/nachrichten/tschetschenische-rebellen-kaempfen-offenbar-in-der-ukraine-2849906.html Tschetschenische Rebellen kämpfen offenbar in der Ukraine].'' In: ''[[Sächsische Zeitung]].'' 30. Mai. 2014</ref> Ziel der „Russischer Frühling“ genannten russischen Operation sei demnach die Destabilisierung von Städten mit bedeutsamem Anteil russischsprachiger Bevölkerung, insbesondere [[Charkiw]] und [[Donezk]] gewesen.<ref>[[Konrad Schuller]]: ''[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/kiew-die-operation-russischer-fruehling-ist-gescheitert-12873442.html Krim-Krise Moskau zieht Truppen von ukrainischer Grenze ab].'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]].'' 31. März 2014</ref><ref>Christian Esch: ''[http://www.berliner-zeitung.de/meinung/leitartikel-zur-ukraine-der-russische-fruehling-von-donezk,10808020,26811384.html Leitartikel zur Ukraine: Der russische Frühling von Donezk].'' In: ''[[Berliner Zeitung]].'' 10. April 2014</ref>


Nach Informationen der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] gäbe es starke Indizien dafür, dass es sich zumindest teilweise um ausländische Krafte handeln soll. Die Gruppen würden in einheitlichen Uniformen ohne Abzeichen sowie überaus koordiniert auftreten und hätten gleiche Waffen. Auch sollen sich Mitglieder der [[Hundertschaft der Wölfe]], einer russischen paramilitärischen Organisation aus Russland, den Milizen angeschlossen haben.<ref>Anna Jikhareva: ''[http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Russlands-geheimnisvolle-Hundertschaft-der-Woelfe/story/21842629 Russlands geheimnisvolle «Hundertschaft der Wölfe»].'' In: ''[[Tages-Anzeiger]].'' 13. Mai 2014</ref>
Nach Informationen der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] gäbe es starke Indizien dafür, dass es sich zumindest teilweise um ausländische Krafte handeln soll. Die Gruppen würden in einheitlichen Uniformen ohne Abzeichen sowie überaus koordiniert auftreten und hätten gleiche Waffen. Auch sollen sich Mitglieder der [[Hundertschaft der Wölfe]], einer russischen paramilitärischen Organisation aus Russland, den Milizen angeschlossen haben.<ref>Anna Jikhareva: ''[http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Russlands-geheimnisvolle-Hundertschaft-der-Woelfe/story/21842629 Russlands geheimnisvolle «Hundertschaft der Wölfe»].'' In: ''[[Tages-Anzeiger]].'' 13. Mai 2014</ref>

Version vom 18. Juni 2014, 07:48 Uhr

Eine Version der Flagge der „Republik Donezk“, wie sie auch von den Volksmilizen verwendet wird.
Sankt-Georgs-Fahne, als Zeichen der Zugehörigkeit zu den russischen Armeen

Volksmiliz ist die Eigenbezeichnung verschiedener nicht einheitlich organisierter paramilitärischer Truppen in der Ostukraine. Sie wurden nach der Absetzung Präsident Janukowytschs und dessen Flucht ins Ausland aktiv. Sie sehen die ukrainische Übergangsregierung als illegal an.

Die Miliz unterstützte oder organisierte das Referendum im Osten der Ukraine 2014. Als Kommandant der Volksmiliz in der Hauptstadt des Oblast Donezk trat Miroslaw Rudenko auf.[1] Nach dem 11. Mai wurde Igor Girkin (alias Strelkow) als Kommandant genannt, welcher erklärte, zwei Drittel der Rebellen seien Ukrainer.[2][3]

Entstehung

Die Milizen geben an, mehrheitlich aus Bürgern der Ostukraine zu bestehen. Es handele sich um „Landwehren“ der örtlichen Bevölkerung. Diese Angabe unterstützt Russland. Die Vereinigten Staaten und die Ukraine gehen davon aus, dass es sich um Angehörige der russischen Streitkräfte handelt und legten dafür am 22. April Bildervergleiche vor, die diese Behauptung stützen sollten.[4] Neuere Quellen auch nach den Gefechten Ende Mai stützen diese ursprünglichen Angaben.[5] Ziel der „Russischer Frühling“ genannten russischen Operation sei demnach die Destabilisierung von Städten mit bedeutsamem Anteil russischsprachiger Bevölkerung, insbesondere Charkiw und Donezk gewesen.[6][7]

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeine Zeitung gäbe es starke Indizien dafür, dass es sich zumindest teilweise um ausländische Krafte handeln soll. Die Gruppen würden in einheitlichen Uniformen ohne Abzeichen sowie überaus koordiniert auftreten und hätten gleiche Waffen. Auch sollen sich Mitglieder der Hundertschaft der Wölfe, einer russischen paramilitärischen Organisation aus Russland, den Milizen angeschlossen haben.[8]

Der sich selbst als „Volksbürgermeister“ von Slowjansk bezeichnende Milizführer Wjatscheslaw Ponomarjow sagte, er habe in der sowjetischen Armee gedient und dabei auch an Spezialoperationen teilgenommen, bevor er 1992 ausgeschieden sei. Gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti sagte er zum Charakter seiner Kräfte, es handle sich hauptsächlich um Ortsansässige, doch es gäbe auch Gesinnungsgenossen aus anderen Städten und Regionen, darunter ehemalige Sowjetarmeekameraden aus Russland, Moldawien und Kasachstan.[9]

Unterstützung aus dem Ausland

Der ukrainische Geheimdienst SBU, NATO-Angehörige, Stellen der EU und der USA erklärten wiederholt, dass die Volksmiliz von russischen Spezialkräften aus dem Umfeld des militärischen Geheimdienstes GRU unterstützt werde. Wie die Süddeutsche Zeitung am 12. Mai berichtete, ist der Kommandant des Militär- und Sicherheitsbreichs der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“ Igor Girkin (alias Strelkow) Oberst der Reserve der Russischen Armee und Angehöriger des GRU. Die Süddeutsche berichtete von Augenzeugen, denen zufolge tschetschenische Kämpfer, die der Landessprache kaum mächtig sind, der Volksmiliz angehören sollen.[3]

Die Zeit sieht die gezielte Plünderung von militärischen, polizeilichen und geheimdienstlichen Waffendepots und anderen Einrichtungen als Indiz, dass die Volksmilizen militärisch oder geheimdienstlich geschult sein müssen. Dafür spreche auch das koordinierte Vorgehen der Gebäudebesetzer, die sogar in der Lage seien, in verminte Waffendepots einzudringen. Russland bestreitet dies.[10]

Andrij Parubij, Chef des Nationalen Sicherheitsrates in der ukrainischen Übergangsregierung, behauptete Mitte April 2014 mehrere Agenten der russischen Geheimdienste GRU und FSB in der Ukraine festgenommen zu haben, Details nannte er jedoch nicht.[10] Der russische Außenminister Sergei Lawrow dementierte dies.[10] Bisher war Kiew nicht in der Lage, die gefangenen Agenten zu präsentieren.

Am 27. Mai meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass es aus dem Umfeld des Gouverneurs der Oblast Donezk Serhij Taruta heißt, mittlerweile stammten nur noch 20 % der kämpfenden Aufständischen aus der Region selbst, die restlichen 80 % der „Söldner“ seien „importiert“.[11] Ebenfalls bat die Ukraine Russland mehrmals, die Ausfuhr von Waffen zu unterbinden, jeweilen erfolglos. Die Regierung in Kiew und das US-Außenministerium warfen am 13. Juni Russland erneut vor, die prorussischen Milizen mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. Russland habe den Milizen Panzer und Raketenwerfer überlassen. Unter anderem hätte man in der ukrainischen Stadt Snischne drei T-64 Panzer gesichtet, die eindeutig, von Russland kommend, die Grenze in die Ukraine überquert hätten.[12]

Legalität und Reaktionen

Die Legalität und Ziele der Volksmilizen sind umstritten. In den von ihr besetzten Städten üben sie das Gewaltmonopol aus.[13] „In den Städten herrschen Banditen und Marodeure“ und „Mit Maschinenpistolen durch die Städte des Donbass zu laufen - sollen so die Rechte der Donezker vor der Zentralregierung gewahrt werden?“ sagte der ukrainische Oligarch Rinat Achmetow.[14]

Aus der Sicht Russlands handelt es sich um Bürger, die sich gegen faschistoide Strömungen der Übergangsregierung in Kiew verteidigen. Der prorussische ukrainische Politiker Oleh Zarjow kam im Mai 2014 in das von der Volksmiliz besetzte Lugansk, um den „Genossen von der Volksmiliz“ Mut zu machen.[15]

Von der ukrainischen Regierung werden die Milizen als „Terroristen“ bezeichnet.

Ausrüstung

Ausrüstung ukrainischer Sicherheitskräfte beim Kindertag in Donezk 2011: RPO Schmel, RPG-22, RPG-26, RPG-18
Bewaffnete vor dem Slowjansker Stadtrat. Links AK-74, rechts 2 × RPG-26

„Volksbürgermeister“ Ponomarjow soll, wie die Internetnachrichtenseite Slavgorod.com.ua meldete, gegenüber Journalisten angegeben haben, dass seine Leute neben Jagdwaffen, Pistolen und Maschinengewehren auch Granatwerfer hätten.[16] Angeblich sind die Kämpfer der Miliz meist mit Sturmgewehren vom Typ Kalaschnikow ausgerüstet. Diese Waffen sind teilweise Ordonnanzwaffen der russischen Armee und etwa 100 anderer Armeen der Welt. Als Hinweis auf eine russische Unterstützung gilt vor allem die Ausrüstung mit dem außerhalb des russischen Militärs wenig verbreiteten, kurzen Sturmgewehr der Serie AK-100, das angeblich viele Milizionäre tragen. Das ukrainische Außenministerium teilte mit, ukrainische Sicherheitskräfte verfügten nicht über diesen Waffentyp.[10] Auf den der Zeit als Beweis dienenden Bildern[17] ist allerdings kein AK-10x zu erkennen. Auch die als RPG-26 identifizierte reaktive Panzerbüchse gehört wie alle diese Waffen zum Bestand der ukrainischen Polizei.[18][19]

In Luhansk plünderten die Milizen ein Waffenlager in der SBU-Geheimdienstzentrale.

Ziele

Spiegel Online berichtete über die Bevölkerung und die Angehörigen der Volksmiliz in Donezk, die Bezeichnungen als „Separatisten“ oder „prorussische Aktivisten“ seien unzutreffend. Die Ziele der örtlichen, die Milizen teilweise unterstützenden Bevölkerung, wie auch der Angehörigen der Milizen, seien unterschiedlich. Die bewaffneten Bürger der Ostukraine würden meist für mehr Autonomie ihrer Region innerhalb einer föderalen Ukraine eintreten. Einige seien noch unsicher, was sie genau wollen. Ein Teil der Milizen rief eine Volksrepublik Donezk aus und versteht darunter einen eigenen Staat, andere eine autonome Provinz der Ukraine und ein einige wenige einen Teil Russlands. Einig sind sie sich in der Ablehnung der neuen Regierung in Kiew. „Wir haben die Nase voll von dem, was in Kiew passiert. Vorher gab es wenigstens Stabilität. Nun schulden sie uns seit zwei Monaten den Lohn.“ ist eine der Aussagen.[20]

Zwei Wochen später, am 28. April, war auch das Gegenteil zu hören: „Keiner hat vor, die wirtschaftlichen Beziehungen abzubrechen. Das ist einfach nicht möglich. Wir erhalten Rentenzahlungen und Subventionen. Und wir senden Steuern und Gebühren. Bis jetzt funktioniert alles.“[21]

Standorte

Die Volksmiliz war im Mai 2014 in mindestens 12 größeren ostukrainischen Städten der Oblast Donezk präsent. Meist besetzte sie wichtige öffentliche Gebäude, teilweise Einrichtungen der Polizei oder des Militärs.

  • Donezk (knapp 1 Mio. Einwohner): Die Stadt ist die Hauptstadt des Oblast. In der Stadt rief die Miliz die „Republik Donezk“ aus. Der Kommandeur der Volksmiliz Miroslaw Rudenko bezog das elfstöckige Regionalverwaltungsgebäude im Zentrum.
Von Nord nach Süd
  • Krasnyj Lyman (23.000 Einwohner)
  • Artjomowsk (2.100 Einwohner)
  • Luhansk: Die Miliz in Luhansk steht unter dem Kommando des „Volksgouverneurs“ Waleri Bolotow. Er steht auf der Sanktionsliste der EU.
  • Slowjansk (117.000 Einwohner): Die meisten Kräfte sammelten sich in der strategisch wichtigen Stadt. Die Bahnstrecke von Kiew nach Slawjansk ist die Anbindung der Ostukraine an die Hauptstadt. 800 Milizionäre verschanzten sich im Mai 2014 in der Stadt, die zum Ziel der ukrainischen „Antiterror“operation wurde.
  • Kramatorsk: Die Stadt liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Donezk und wurde im Mai 2014 von der Miliz gehalten.
  • Kostjantyniwka (79.000 Einwohner): In der Stadt in der Oblast Donezk übernahm die Volksmiliz den örtlichen Fernsehturm. Die ukrainische Armee versuchte, diesen zurückzuerobern.

Einsätze

In der Nacht zum 20. April 2014 beschloss der ukrainische Sicherheitsrat die Durchführung einer „Antiterrorperation“ mit Spezialeinheiten des Inlandsngeheimdienstes Sluschba bespeky Ukrajiny (SBU) in der Ostukraine. Ziel sei die Wiederherstellung der ukrainischen Staatshoheit im Osten. Der Eisenbahnknotenpunkt Slawjansk sollte zurückerobert werden, was aber nicht gelang. Ein Angehöriger des SBU wurde von der Volksmiliz erschossen.[22]

Bei den Kämpfen um die Stadt wurden laut Kiew fünf Milizionäre durch die ukrainischen Streitkräfte getötet. Die Volksmilizen bestätigen dies nicht.[16] Putin bezeichnete den Vorfall als „sehr ernstes Verbrechen.“ Das russische Verteidigungsministerium ordnete im Anschluss eine Militärübung in Grenznähe zur Ukraine an.[23]

Am 24. April griff die Volksmiliz angeblich rund 50 Kilometer südöstlich von Slawjansk bei Artjomowsk mit etwa 100 Mann eines der größten Waffenlager der ukrainischen Streitkräfte an. Die nicht näher identifizierten Kräfte hätten die Kaserne unter anderem mit Granaten attackiert, sagte der ukrainische Interimspräsident Alexander Turtschinow. Nach staatlichen ukrainischen Angaben sei ein ukrainischer Soldat leicht verletzt worden, während die Angreifer große Verluste erlitten hätten. Unabhängige Berichte zu dem Angriff gab es nicht.[24]

In der ukrainischen Großstadt Mariupol stellten staatliche Sicherheitskräfte die Kontrolle über das von der Volksmiliz besetzte Stadtratsgebäude wieder her.[25]

Im April 2014 kontrollierten die Milizen neun Städte der Region. Zentren der Volksmilizen sind die an Russland angrenzenden Regionen Charkiw, Luhansk und Donezk.

Anfang Mai 2014 hielt die „Antiterroroperation“ der ukrainischen Kräfte an. Miliz und Armee berichteten jeweils von mehrere Toten und Verletzten. Übergangspräsident Olexandr Turtschynow bestätigte am 2. Mai 2014 den Tod zweier ukrainischer Soldaten, zudem sprach er von „vielen Toten“ auf Seiten der Volksmiliz. Die prorussischen Milizen sprachen von drei getöteten Kämpfern und zwei toten Zivilisten.[26] Die ukrainische Armee gab an, die Milizen würden sich in bewohnten Gebieten verschanzen und Zivilisten als Schutzschilde missbrauchen.

Bei einer Offensive hatten Truppen der ukrainischen Regierung mit Hubschraubern und Militärfahrzeugen auf die Milizen in den Städten Slawjansk und Kramatorsk gefeuert. Am 2. Mai wurden von diesen zwei Mi-24 abgeschossen. Zwei Hubschrauberpiloten wurden getötet und mehrere Besatzungsmitglieder verletzt. Auch schossen die Volksmilizen auf einen Transporthubschrauber vom Typ Mil Mi-8.[27]

Am 5. Mai 2014 hatte die ukrainische Armee die Stadt Slawjansk abgeriegelt und versuchte, schrittweise ins Zentrum vorzurücken. Die Miliz konnte den Fernsehturm nicht halten. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow vermutete etwa 800 Angehörige der Volksmiliz in Slawjansk. Bei den Kämpfen wurden an diesem Tag vier ukrainische Soldaten getötet und etwa 30 weitere verletzt. Eine weitere ukrainische Mi-24 wurde abgeschossen, die Piloten blieben unverletzt. Die Volksmiliz habe die ukrainischen Truppen mit schweren Waffen angegriffen, auch Granatwerfer seien zum Einsatz gekommen, erklärte das ukrainische Innenministerium. Ein Sprecher der Volksmiliz sprach von etwa 20 getöteten Milizionären.[28]

„Das Referendum findet am Sonntag, den 11. Mai statt“, sagte Miroslaw Rudenko, einer der Separatistenführer, gegenüber Interfax. Diese Entscheidung habe der Volksrat der Volksrepublik Donezk getroffen, sagte Rudenko. Auch in der Region um die Stadt Luhansk entschied eine Versammlung prorussischer Aktivisten, die Volksabstimmung wie geplant abzuhalten.

Bei einem Angriff der Miliz auf einen Militärkonvoi der ukrainischen Armee wurden am 13. Mai 2014 mindestens sechs Soldaten getötet und acht verletzt. Die Einheit sei etwa 20 Kilometer westlich von Kramatorsk in einen Hinterhalt geraten, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit. Dabei hätten die Milizen Granatwerfer gegen die Truppe eingesetzt. Das Ministerium sprach von etwa 30 Milizionären. Die Volksmiliz bestätigten das Gefecht. Ein Milizionär sei getötet worden.[29]

Gefangennahmen

In Slowjansk wurde im April 2014 die ukrainische Journalistin Irma Krat von Volksmilizionären gefangengenommen. Ihr wurde vorgeworfen, während der Euromaidan-Proteste Berkut-Angehörige attackiert zu haben.[30][31] [32]

Bei der Übernahme der Stadt durch die Miliz wurde Bürgermeisterin Nelja Schtepa festgesetzt. Der selbsternannte Volksbürgermeister Wjatscheslaw Ponomarjow gab an, sie vor dem Zugriff der ukrainischen Staatsgewalt zu schützen.

Ebenfalls in Slowjansk hielt die Volksmiliz eine Gruppe internationaler Militärbeobachter unter Leitung des deutschen Obersten Axel Schneider fest. Die Gruppe sei im Besitz von „verdächtigem Material“, sagte die Sprecherin der Miliz, Stella Choroschewa. Ponomarjow teilte mit, dass sich sechs Soldaten aus verschiedenen Staaten, ein Dolmetscher, fünf ukrainische Soldaten und ein Fahrer in der Gewalt der Volksmiliz befinden. Unter ihnen sei ein „Spion der Regierung in Kiew“. Im Fahrzeug der Gruppe habe die Miliz Lagepläne der Straßensperren entdeckt. „Sie sind keine Geiseln, sie sind Kriegsgefangene“, betonte Ponomarjow.[33][34][35]

Am 27. April 2014 wurde die Gruppe zu einer Pressekonferenz vorgeführt.[36][37] Laut Genfer Konventionen dürfen Kriegsgefangene nicht öffentlich vorgeführt werden. Am Abend ließ die Volksmiliz den schwedischen Angehörigen des Teams frei, da er gesundheitliche Probleme hatte. Nach acht Tagen kamen die Beobachter auf hohen internationalen Druck und nach russischer Vermittlung frei.

Drei Mitarbeiter des SBU wurden von der Volksmiliz am 24. April 2014 in Slowjansk gefangengenommen. Sie wurden später dem staatlichen russischen Fernsehen vorgeführt. Die Gefangenen wurden allerdings nicht misshandelt. Laut SBU sei für die Gefangennahme der Milizenführer Strelkow verantwortlich.[38] Über das Schicksal der SBU-Mitarbeiter ist nichts weiter bekannt.

Anfang Mai 2014 sollen die Milizen in Donezk vier Geiseln genommen haben. Es soll sich um Mitarbeiter der Stadtverwaltung handeln.[39]

Am 12. Mai wurde Pawel Kanygin, ein Journalist der kremlkritischen Zeitung Nowaja Gaseta, der sich in Begleitung seines deutschen Kollegen Stefan Scholl befand, in Artemiwsk (Oblast Donezk) verschleppt. Nachdem seine Kidnapper zunächst 1000 Dollar „für die Bedürfnisse der Volksrepublik“ von ihm erpresst hatten, verlangten sie 30.000 Dollar von seiner Moskauer Redaktion. Am Tag danach wurde Kanygin in einem Donezker Hotel freigelassen, wohin man ihn betäubt gebracht hatte.[40][41]

Fußnoten

  1. Sergei L. Loiko: In Ukraine, separatists seize one of last government sites in Donetsk. In: Los Angeles Times. 4. Mai 2014
  2. Alexandr Koz & Dmitri Steschin: Командующий самообороной Славянска Игорь Стрелков: Задержанные наблюдатели — кадровые разведчики. In: Komsomolskaja Prawda. 26. April 2014, abgerufen am 12. Mai 2014 (russisch, Das sind alles – zwei Drittel Freiwillige – ukrainische Bürger.): „Это все — добровольцы, причем две трети — граждане Украины.“
  3. a b Florian Hassel: Igor Strelkow, Kommandeur in der Ostukraine: Der Mann hinter der Schreckensherrschaft. In: Süddeutsche Zeitung. 12. Mai 2014
  4. Michael R. Gordon & Andrew E. Kramer: Scrutiny Over Photos Said to Tie Russia Units to Ukraine. In: The New York Times. 22. April 2014
  5. Tschetschenische Rebellen kämpfen offenbar in der Ukraine. In: Sächsische Zeitung. 30. Mai. 2014
  6. Konrad Schuller: Krim-Krise Moskau zieht Truppen von ukrainischer Grenze ab. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. März 2014
  7. Christian Esch: Leitartikel zur Ukraine: Der russische Frühling von Donezk. In: Berliner Zeitung. 10. April 2014
  8. Anna Jikhareva: Russlands geheimnisvolle «Hundertschaft der Wölfe». In: Tages-Anzeiger. 13. Mai 2014
  9. Ukraine-Krise: Von ukrainischer Armee belagertes Slawjansk hat 2500 Verteidiger. In: RIA Nowosti. 24. April 2014, abgerufen am 26. April 2014.
  10. a b c d Ulrich Krökel: Russlands Aggression ist belegbar. In: Die Zeit. 15. April 2014, abgerufen am 12. Mai 2014: „Außenminister Sergei Lawrow beteuerte wiederholt: ‚Wir mischen uns nicht in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein. Es gibt dort keine russischen Agenten.‘“
  11. Konrad Schuller: Dutzende Tote bei Gefechten: Kampf um das Donbass. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 27. Mai 2014
  12. Webseite des US-Außenministeriums vom 13. Juni 2014
  13. Dreckige Lügen und sauberer Betrug. In: 20 Minuten. 12. Mai 2014
  14. Ukrainischer Oligarch fordert Widerstand gegen Separatisten. In: Die Welt. 20. Mai 2014
  15. Wolfgang Jung: Lugansk gerät außer Kontrolle. In: T-Online. 7. Mai 2014
  16. a b Ann-Dorit Boy: Der Kampf um Slawjansk. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. April 2014
  17. Ukraine: Die Separatisten von Slawjansk. In: Die Zeit. 15. April 2014, abgerufen am 12. Mai 2014 (Fotostrecke).
  18. Die Separatisten von Slawjansk. In: Die Zeit. 15. April 2014, abgerufen am 12. Mai 2014 (Fotostrecke, Bild 10).
  19. 1 июня 2013 года, День защиты детей в Донецке - „Милиция для детей". 6. März 2013, abgerufen am 12. Mai 2014 (russisch, 1. Juni 2013, Kindertag in Donezk - „Polizei für Kinder“).
  20. Raniah Salloum: Eskalation in der Ostukraine: Die Wut der Volksmilizen. In: Spiegel Online. 15. April 2014
  21. Georgi Poroschnjak: Референдум - а что дальше? In: Rossijskaja Gaseta. 28. April 2014 (Interview mit Wladimir Makowitsch; Übersetzung: Referendum im Osten der Ukraine am 11. Mai 2014. In: Kaliningrad-Domizil. 28. April 2014)
  22. Ute Weinmann: Separatisten hinter Sandsäcken. In: Jungle World. Nr. 16, 17. April 2014
  23. Separatisten getötet, Russland startet Manöver. In: MDR Info. 25. April 2014
  24. Julia Smirnova: Wer hat den Stadtrat vor seinem Tod gefoltert? In: Die Welt kompakt. 25. April 2014
  25. Eskalation in der Ukraine: Mehrere Tote bei Schusswechsel. In: die tageszeitung. 24. April 2014
  26. Offensive gegen Separatisten: Ukraine meldet viele Tote bei Angriff auf Slowjansk. In: Spiegel Online. 2. Mai 2014
  27. Hubschrauber-Abschuss: Ukraine präsentiert festgenommene Separatisten. In: Spiegel Online. 2. Mai 2014
  28. Ukraine: Viele Tote bei Kämpfen um Slawjansk. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Mai 2014
  29. Hinterhalt bei Kramatorsk: Sechs ukrainische Soldaten sterben bei Gefecht mit Separatisten. In: Spiegel Online. 13. Mai 2014
  30. Simon Shuster: Ukraine Conflict Becomes Hostage Crisis as Separatists Take Prisoners. In: Time. 21. April 2014
  31. Kim Sengupta: Ukraine crisis: Interview with Irma Krat - the journalist and activist being held in Slovyansk: „I came over here to give voice to people who have not been heard“. In: The Independent. 21. April 2014
  32. Luca De Carli: In der Gewalt der Separatisten. In: Berner Zeitung. 22. April 2014
  33. Nebi Qena & Dalton Bennett: Official: Military observers detained in Ukraine. In: Salon.com. 25. April 2014
  34. „Werden uns widersetzen“. In: ORF. 25. April 2014
  35. Rebellenführer zu Bild: „Die Deutschen sindKriegsgefangene“. In: Bild. 26. April 2014 (Video; 1:26 min)
  36. Festgesetzte OSZE-Inspekteure: Separatisten führen deutsche Militärbeobachter vor. In: Spiegel Online. 27. April 2014
  37. Separatisten führen festgenommene Militärbeobachter vor. In: Tagesschau. 27. April 2014 (Video; 1:54 min)
  38. The Security Service of Ukraine: Anti-Terrorist Center under the SSU informs. 26. April 2014
  39. Ostukraine: Milizen melden Schwerverletzte bei Kämpfen in Slowjansk. In: manager magazin. 5. Mai 2014
  40. Pawel Kanygin: «Это не выкуп, это твой взнос в нашу войну». In: Nowaja Gaseta. 14. Mai 2014 (Übersetzung von Thomas Schmid: „Du bist ein beschissener Agent! - Das ist kein Lösegeld, sondern dein Beitrag zu unserem Krieg!“ Facebook-Seite von Boris Reitschuster. 15. Mai 2014)
  41. Stefan Scholl: Ukraine: Berichten unter Lebensgefahr. In: Südwest Presse. 17. Mai 2014