„Washington, D.C.“ – Versionsunterschied

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Washington, D.C.

Washington Monument und Weißes Haus
Datei:Seal-DC.png
Siegel

Flagge
Lage in District of Columbia
Washington, D.C. (District of Columbia)
Washington, D.C. (District of Columbia)
Washington, D.C.
Basisdaten
Gründung: 16. Juli 1790
Staat: Vereinigte Staaten
Bundesdistrikt: District of Columbia
Koordinaten: 38° 54′ N, 77° 2′ WKoordinaten: 38° 54′ N, 77° 2′ W
Zeitzone: Eastern (UTC−5/−4)
Einwohner:
– Metropolregion:
689.545 (Stand: 2020)
6.385.162 (Stand: 2020)
Haushalte: 288.307 (Stand: 2020)
Fläche: 177 km² (ca. 68 mi²)
Bevölkerungsdichte: 3.572 Einwohner je km²
Höhe: 7 m
Gliederung: 8 Stadtbezirke
Postleitzahlen: 20001–20560, 20656–20599, 56901, 56915, 56920, 56944
Vorwahl: +1 202
FIPS: 11-50000
GNIS-ID: 531871
Website: www.dc.gov
Bürgermeisterin: Vincent C. Gray (D)

Washington, D.C. [ˈwɔʃɪŋtn̩] ist die Hauptstadt und der Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Die Abkürzung D.C. steht für den Bundesdistrikt District of Columbia, den die Stadt vollständig ausfüllt und mit dem sie heute geografisch identisch ist.

Der Distrikt ist kein Bundesstaat und gehört zu keinem Bundesstaat, sondern ist dem Kongress der Vereinigten Staaten direkt unterstellt. Die Stadt ist nach George Washington, dem Oberbefehlshaber im Unabhängigkeitskrieg und ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, benannt. Der District of Columbia ist nach Columbia benannt, einer dem Seefahrer Kolumbus nachempfundenen poetischen Bezeichnung für den amerikanischen Kontinent.

Beim 2010 Census hatte Washington 601.723 Einwohner.[1] Der Großraum Washington, die sogenannte Washington Metropolitan Area[2] hatte 5.582.170 Einwohner. Zusammen mit der benachbarten Baltimore Metropolitan Area hatte die Region laut 2010 Census 8.572.971 Einwohner.[3]

Mit dem Weißen Haus als Amts- und Wohnsitz des Präsidenten und dem Kapitol, das den Kongress (bestehend aus Senat und Repräsentantenhaus) beherbergt, sowie dem Obersten Gerichtshof befinden sich die Spitzen aller drei verfassungsmäßigen Gewalten in der Stadt. Washington ist darüber hinaus Sitz des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Organisation Amerikanischer Staaten.

Geografie

Washington, D.C. befindet sich nahe der Ostküste des Landes, etwa 35 km westlich der Chesapeake Bay, einer Bucht des Atlantischen Ozeans. Die Höhe über dem Meeresspiegel variiert zwischen 0 und 125 Metern. Die Stadt liegt an der Mündung des Anacostia River in den Potomac River, und zwar am linken Ufer des Potomac zwischen den Bundesstaaten Maryland im Nordosten und Virginia im Südwesten.

Stadtanlage

Historische Karte von Washington;[4]
der im Bild westlich des Flusses gelegene Teil gehört heute nicht mehr zum Stadtgebiet.

Der District of Columbia wurde aus von Maryland und Virginia abgetretenem Land gebildet, um die Bundesregierung und den Kongress dem Zugriff der damals noch sehr mächtigen Einzelstaaten zu entziehen und eine städtebaulich durchgeplante, moderne und repräsentative Hauptstadt der neuen Republik zu bilden.

Der ursprüngliche District hatte eine Fläche von 100 Quadratmeilen (258,9 km²), was die in der Verfassung der Vereinigten Staaten vorgeschriebene Obergrenze darstellt. Er war ein Quadrat mit 10 Meilen (16,1 km) Kantenlänge, dessen Ecken genau in die vier Himmelsrichtungen zeigen. Das auf dem westlichen Ufer des Potomac gelegene Gebiet, welches ursprünglich vom Staat Virginia abgetreten worden war, wurde 1846 an diesen zurückgegeben, da die Stadt weniger schnell gewachsen war als erwartet (heute Arlington County und teilweise Alexandria). Hierdurch verkleinerte sich die Fläche auf 177 km². Der Distrikt besteht seitdem nur noch aus Gebieten, die ursprünglich von Maryland kamen.

Gliederung

Gliederung

Geographisch ist Washington in die vier Quadranten Northwest (NW), Southwest (SW), Northeast (NE) und Southeast (SE) eingeteilt, deren Grenzen am US Kapitol aufeinandertreffen. Politisch ist die Stadt in acht Bezirke (wards) eingeteilt, die jeweils eigene Repräsentanten in den Stadtrat wählen.

Die Straßen sind überwiegend gerade angelegt und durchnummeriert. Die von Ost nach West verlaufenden Straßen sind alphabetisch geordnet (vgl. Mannheimer Quadrate), die in Nord-Süd-Richtung sind durchnummeriert. Die Nummerierung bzw. Alphabetisierung beginnt in allen Richtungen am Kapitol. Die großen diagonal verlaufenden Straßen werden als Avenues bezeichnet und sind zumeist nach Bundesstaaten benannt.

Stadtbild

Datei:Washington um 1860.gif
Ansicht Washingtons um 1862

Die bekanntesten Gebäude sind das Weiße Haus und das Kapitol. Das ebenso bekannte Pentagon liegt jedoch außerhalb der Stadt in Arlington. Es gibt in Washington keine Wolkenkratzer, weil kein Gebäude höher sein darf als die Breite der angrenzenden Straße plus 6,1 m. Drei Gebäude fallen jedoch nicht unter diese Regelung, da sie fertiggestellt oder zumindest geplant waren, ehe das Gesetz Anfang des 20. Jahrhunderts verabschiedet wurde: das Washington Monument, der Turm des Old Post Office und die Washington National Cathedral.

Klima

Das Klima in Washington ist humid.

Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 14 °C, die Niederschlagssumme 981 mm. Die größten Niederschläge werden im Juli und August erreicht. Im Schnitt sind 36,7 Tage heißer als 32 °C und 64,4 Nächte kälter als 0 °C.[5]

Washington, D.C.
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
69
 
6
-3
 
 
69
 
8
-2
 
 
81
 
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69
 
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93
 
25
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86
 
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19
 
 
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99
 
31
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84
 
27
17
 
 
77
 
21
10
 
 
79
 
15
5
 
 
79
 
8
0
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: WMO 1961–1990; wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Washington, D.C.
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 5,7 7,7 13,6 19,3 24,6 29,3 31,4 30,5 26,7 20,6 14,6 8,3 19,4
Mittl. Tagesmin. (°C) −2,9 −1,6 3,2 8,0 13,7 19,2 21,9 21,1 16,9 10,2 5,1 −0,2 9,6
Niederschlag (mm) 69,1 68,8 80,5 68,8 93,0 85,9 96,5 99,3 84,1 76,7 79,2 79,2 Σ 981,1
Sonnenstunden (h/d) 4,9 5,6 6,8 7,3 8,2 9,8 9,2 8,5 7,8 6,8 6,0 4,6 7,1
Regentage (d) 7,8 7,3 8,0 7,6 8,9 7,5 7,8 7,4 5,9 5,7 6,7 7,1 Σ 87,7
Wassertemperatur (°C) 3 3 8 14 20 25 28 28 25 18 12 5 15,8
Luftfeuchtigkeit (%) 66 63 61 59 65 69 70 72 73 71 67 66 66,9
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
5,7
−2,9
7,7
−1,6
13,6
3,2
19,3
8,0
24,6
13,7
29,3
19,2
31,4
21,9
30,5
21,1
26,7
16,9
20,6
10,2
14,6
5,1
8,3
−0,2
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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d
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s
c
h
l
a
g
69,1
68,8
80,5
68,8
93,0
85,9
96,5
99,3
84,1
76,7
79,2
79,2
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: WMO 1961–1990; wetterkontor.de

Geschichte

Der Weg zur Hauptstadt

Old Stone House: das älteste Gebäude, 1764 erstmals erwähnt
Entwicklung des District of Columbia

Als im 17. Jahrhundert die Europäer erstmals auf dem Gebiet des heutigen Washington, D.C., ankamen, war es von einem Indianerstamm, den Nacotchtank, bewohnt, die am Anacostia River siedelten. Georgetown am Potomac River wurde 1751 durch die Kolonie Province of Maryland (das spätere Maryland) gegründet und etwa vierzig Jahre später zum neu geschaffenen Gebiet von Washington dazugeschlagen.[6] Zu diesem Gebiet gehörte auch Alexandria im heutigen Bundesstaat Virginia.

Die erste Hauptstadt nach der Ratifizierung der Verfassung war New York City (1788–1790). George Washington legte den Amtseid als erster Präsident der Vereinigten Staaten auf dem Balkon des alten Rathauses ab.

Eines der Themen, mit denen sich der Präsident beschäftigen musste, war, einen ständigen Regierungssitz zu finden. Als Kompromisslösung wurde beschlossen, Philadelphia 1790 für zehn Jahre zur Hauptstadt zu machen und sich in der Zwischenzeit nach einem permanenten Platz am Potomac River umzusehen. Präsident Washington wählte ein Gebiet, das sowohl Teile von Maryland als auch von Virginia umschloss. Zu jener Zeit bestand das Gebiet in erster Linie aus Wiesen- und Sumpfland. Es wurde geplant, dass der Kongress in der neuen Hauptstadt am ersten Montag im Dezember 1800 tagen sollte. Washington ist also eine Planhauptstadt.

1791 wurde das Gebiet des District of Columbia aus den Staaten Maryland und Virginia herausgenommen. Es ist beiderseits des Potomac River gelegen und war ursprünglich ein Quadrat von genau 10 Meilen mal 10 Meilen (16,09 km mal 16,09 km) Seitenlänge. Die Lage kam durch einen Handel von Thomas Jefferson, der aus Virginia stammte, mit Alexander Hamilton, dessen Heimat New York City ursprünglich Sitz der Regierung war, zustande: Jefferson unterstützte Hamiltons Pläne einer Nationalbank, dafür stimmte dieser einer in den Südstaaten gelegenen Hauptstadt zu.

Pierre Charles L’Enfant wurde beauftragt, die „Federal City“ zu gestalten. Als Inspiration legte ihm Thomas Jefferson verschiedene Stadtpläne vor, die er von seiner Europareise 1788 mitgebracht hatte, darunter Pläne von Frankfurt am Main, Karlsruhe, Amsterdam, Paris, Orléans, Montpellier, Turin und Mailand.[7] L’Enfant entwickelte eine erste Version für einen Stadtplan,[8] überwarf sich dann aber mit den Auftraggebern aus dem Kongress, so dass er von dem Projekt abberufen wurde. Die weitere Planung wurde dann in die Hände des Landvermessers Andrew Ellicott gelegt, der die ursprünglichen Pläne von L’Enfant stark modifizierte. Da die Straßen aber vom Kapitol und von der Union Station abgehen, weist der verwirklichte Plan deutliche Parallelen zum Fächergrundriss von Karlsruhe auf, wo Thomas Jefferson während seiner Deutschlandreise am 15. April 1788 war.

Der Bau der neuen Hauptstadt wurde mit dem künftigen Amtssitz der US-Präsidenten, dem Weißen Haus, am 13. Oktober 1792 begonnen. Noch heute vermerkt dort eine Gedenktafel: „Dieser Grundstein des Hauses des Präsidenten wurde im 17. Jahr der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika am 13. Oktober 1792 gelegt. Präsident: George Washington, Kommissionäre: Thomas Johnson, Doktor Stewart, Daniel Carroll, Architekt: James Hoban, Baumeister: Collen Williamson. Vivat Republica“

Am 11. Juni 1800 wurde Washington ständige Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Präsident John Adams siedelte mit seiner Regierung im Juni 1800 nach Washington um. Im November 1800 trat der Kongress zum ersten Mal in der neuen Hauptstadt zusammen. Der District of Columbia kam unter die direkte Verwaltung des Bundeskongresses, womit die Bundesorgane unabhängiger von den damals noch sehr mächtigen Einzelstaaten wurden.

19. Jahrhundert

Da Wahlen damals von den Bundesstaaten organisiert wurden, hatten die Bewohner des District of Columbia keinerlei Wahlrecht. Da es sich zum großen Teil um Beamte bzw. Regierungsangestellte handelte, entsprach dies in gewisser Weise auch dem Prinzip der Gewaltenteilung. Mit dem Wachsen der Stadt Washington und der Zunahme nicht bei der Regierung beschäftigter Einwohner wurde dies aber zunehmend als undemokratischer Anachronismus gesehen.

Das von britischen Truppen im Jahr 1814 zerstörte Gebäude des Kapitols. Mit Wasserfarbe kolorierte Zeichnung von George Munger

Am 24. August 1814, während des Britisch-Amerikanischen Krieges, wurde die Stadt von einer 4500 Mann starken britischen Streitmacht aus Armee- und Marineeinheiten erobert. Dabei wurde unter anderem das Kapitol zerstört und das Weiße Haus beschädigt. Präsident James Madison musste mit seiner Regierung nach Virginia fliehen. Die Washington-Kampagne der Briten vom 19. bis 29. August 1814 hatte eher symbolischen Charakter und sollte den Amerikanern verdeutlichen, sich nicht mit Großbritannien anzulegen (“Britain is not a country to mess around with”).

Da die Stadt nicht so schnell wuchs wie zuvor vermutet, wurde das westlich des Flusses gelegene Gebiet 1846 an Virginia zurückgegeben und bildete von nun an Alexandria County. 1870 wurde die Stadt Alexandria aus Alexandria County ausgegliedert und dieses in Arlington County umbenannt. Die Fläche von D.C. beträgt heute 177 km².

20. Jahrhundert

Die Stadt hat seit 1974 einen Stadtrat und wählt einen Bürgermeister. Jedoch hat diese Volksvertretung nur eingeschränkte Kompetenzen. Der Kongress hat jederzeit die Möglichkeit, über diese lokale Volksvertretung hinweg Beschlüsse für die Hauptstadt zu fassen. Auch kann er den Stadtrat auflösen.

Die Wahlrechte der Bürger von Washington sind auch auf nationaler Ebene eingeschränkt. Erst seit dem 23. Verfassungszusatz, der 1961 in Kraft trat, dürfen die Einwohner des District of Columbia den Präsidenten mitwählen. Die Zahl der ihnen zustehenden Wahlmänner ist jedoch auf die des bevölkerungsärmsten Staates beschränkt. Dadurch stellt der District of Columbia drei Wahlmänner; allerdings wären es momentan auch ohne diese Klausel nicht mehr. Im Repräsentantenhaus ist der District seit 1970 mit einem nicht stimmberechtigten Beobachter vertreten, im Senat gar nicht. Dadurch ergibt sich die weltweit einmalige Besonderheit, dass die Bewohner der Hauptstadt eines demokratischen Staates ihr Parlament nicht mitwählen dürfen.

1978 wurde ein Verfassungszusatz vom Kongress verabschiedet, der den Bürgern Washingtons die gleiche Vertretung im Kongress gestattet hätte, als wäre der District of Columbia ein Staat. Statt der erforderlichen Dreiviertelmehrheit von 38 Staaten wurde der Verfassungszusatz aber nur von 16 Staaten innerhalb der siebenjährigen Frist ratifiziert. Im Januar 2009 wurde ein Gesetzesvorschlag für den „District of Columbia House Voting Rights Act of 2009“ in den Kongress eingebracht, der den District of Columbia zu einem Wahlkreis für das Repräsentantenhaus machen würde. Eine Repräsentation im Senat ist jedoch nicht vorgesehen. Der Gesetzesvorschlag wurde vom Senat mit deutlicher Mehrheit beschlossen, kam jedoch ins Stocken, als Senator John Ensign aus Nevada einen Gesetzeszusatz vorschlug, der dem District of Columbia das Recht, Waffenbesitz zu beschränken, entziehen würde. Dieser Zusatz wurde ebenso beschlossen. Im Repräsentantenhaus konnte bislang keine Einigkeit darüber erzielt werden, wie mit den beiden Vorschlägen verfahren werden soll.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung
Volkszählung
Jahr
Bevölkerung
1800 8.144
1810 15.471
1820 23.336
1830 30.261
1840 33.745
1850 51.687
1860 75.080
1870 131.700
1880 177.624
1890 230.392
1900 278.718
1910 331.069
1920 437.571
1930 486.869
1940 663.091
1950 802.178
1960 763.956
1970 756.510
1980 638.333
1990 606.900
2000 572.059
2010 601.723

Religion

Die mitgliederstärksten Religionsgemeinschaften waren im Jahre 2000 die römisch-katholische Kirche mit 160.048, die American Baptist Churches USA mit 51.836, die Southern Baptist Convention mit 38.852 und die anglikanische Episcopal Church mit 19.698 Anhängern. 60.479 Einwohner waren islamischen und 25.500 jüdischen Glaubens.[9]

Politik

Durch seinen einzigartigen Status als Bundesdistrikt ist die Politik von Washington, D.C. und die politische Vertretung der Bewohner durch einige Besonderheiten ausgezeichnet.

Stadtpolitik

Washington untersteht direkt dem Kongress der Vereinigten Staaten, der die endgültige Entscheidungsgewalt hat.

Von 1802 bis 1871 hatte der Distrikt eine Form der kommunalen Regierung, bei der die Verwaltungsstrukturen von Georgetown, einer zum Stadtteil gewordenen ehemaligen Stadt auf Distriktsgebiet, erhalten blieben. Hierdurch gab es getrennte Verwaltungen für Georgetown, die Stadt Washington, den Bezirk Washington und – bis zur Zurückgabe an Virginia – die Stadt Arlington. Bestimmte Aufgaben wurden jedoch gemeinsam übernommen, wie z. B. die Verwaltung der 1861 gegründeten Stadtpolizei. Dies erwies sich als ineffizient, so dass die Infrastruktur mit dem wachsenden Washington nicht mithielt und der Lebensstandard sank.

1871 wurde daher die Stadtregierung durch den Kongress reformiert, bei dem eine gemeinsame Regierung für den gesamten Distrikt geschaffen wurde. Diese bestand aus einem vom Präsidenten ernannten 11-köpfigen Oberhaus sowie einem 22-köpfigen vom Volk gewählten Unterhaus. Weiterhin gab es eine Modernisierungsbehörde. Wie in Bundesstaaten gab es auch einen Gouverneur, der aber vom Präsidenten ernannt wurde. Die umfänglichen Modernisierungsmaßnahmen führten schnell zum finanziellen Kollaps der Stadt, weswegen schon nach zwei Gouverneuren im Jahr 1874 die vom Volk gewählte Regierung abgeschafft wurde.

Von 1874 bis 1967 wurde die Stadt von einem dreiköpfigen Komitee geführt: zwei vom Präsidenten nach Zustimmung des Senats ernannten Kommissaren und einem Ingenieur vom United States Army Corps of Engineers. Einer der drei wurde als Vorsitzender bestimmt und übernahm die vormalige Rolle des Gouverneurs. Ab 1967 ernannte der Präsident einen Bürgermeister und 9 Stadträte. Mehrere Versuche, eine echte Volksvertretung einzuführen, scheiterten in den Jahren 1948 bis 1968.

Erst 1973 wurde ein Gesetz verabschiedet, das der Stadt einen Bürgermeister und einen Stadtrat mit 13 Stadträten gab. Die Stadt ist in 8 Stimmbezirke aufgeteilt, die jeweils einen Stadtrat wählen. Die restlichen 5 Räte werden von der ganzen Stadt gewählt. Weiterhin gibt es beratende Nachbarschaftskomitees.

Alle Gesetze, die vom Stadtrat beschlossen werden, bedürfen der nachfolgenden Zustimmung des Kongresses. Bestimmte Befugnisse sind dem Stadtrat auch ausdrücklich genommen. So dürfen z. B. die Zuständigkeiten der Gerichte im Distrikt nicht verändert werden. Die gesetzliche Höhenbeschränkung für Gebäude im Distrikt darf ebenso nicht verändert werden.

Kongress

Der Distrikt wählt einen Delegierten für das Repräsentantenhaus, der zwar in Ausschüssen mitstimmen darf, aber nicht bei allgemeinen Abstimmungen. Im Senat hat der Distrikt keinerlei Vertretung.

Präsidentschaftswahlen

Die Einwohner Washingtons dürfen seit 1964 an den Wahlen zum Präsidenten teilnehmen. Die Zahl der zu bestimmenden Wahlmänner wird hierbei anhand der Bevölkerung so berechnet, als sei der Distrikt ein Bundesstaat. Jedoch darf er keinesfalls mehr Delegierte haben als der kleinste Staat. Mehr stünden der Stadt bei der derzeitigen Bevölkerungszahl aber auch ohne diese Beschränkung nicht zu.

Im Verlauf der relativ kurzen Präsidentschaftswahlgeschichte Washingtons sprach sich die Mehrheit der Bevölkerung stets für die demokratischen Kandidaten aus. Bei der Wahl 2008 erhielt Barack Obama hier 94 Prozent der abgegebenen Stimmen.[10] Die Bürgermeisterwahlen verlaufen in der Regel ähnlich.

Reformvorschläge

Kfz-Kennzeichen aus Washington mit dem Slogan Taxation without representation („Besteuerung ohne Repräsentation“)

Mit Ausnahme der Teilnahme an Präsidentschaftswahlen haben die Einwohner Washingtons keine garantierten Wahlrechte und sind im Vergleich zu den Bewohnern der 50 Bundesstaaten erheblich eingeschränkt. Dies wird immer wieder bemängelt, vor allem von den Einwohnern und Kommunalpolitikern in Washington. Auf den Kfz-Kennzeichen Washingtons wurde hierzu auch der Slogan Taxation without representation („Besteuerung ohne Repräsentation“) verwendet. Dieser lehnt sich an den Slogan No taxation without representation aus der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung an, der die fehlende politische Vertretung der britischen Kolonien in Nordamerika anprangerte, obwohl diese genauso Steuern entrichteten. Analog wird hiermit in Washington darauf hingewiesen, dass die Bewohner Washingtons Bundessteuern zahlen, ohne eine politische Vertretung im Bund zu haben.

Daher gab und gibt es immer wieder Vorschläge, diese Ungleichbehandlung zu beseitigen. Ein Stolperstein ist, dass der Distrikt eine Hochburg der Demokraten ist, wodurch verbesserte Wahlrechte der Bewohner gleichbedeutend mit einem Stimmengewinn für diese Partei wären, was wiederum nicht im Interesse der anderen großen Partei, den Republikanern, ist.

Per Gesetz

Eine Variante, die schon zahlreiche Male in den Kongress eingebracht wurde, ist die Herstellung einer Repräsentation per Gesetz. Ein Versuch, den Distrikt wie einen Bundesstaat entsprechender Größe zu behandeln, scheiterte zuletzt 2003 schon früh im Gesetzgebungsprozess. Spätere Vorschläge beschränkten sich darauf, eine Vertretung im Repräsentantenhaus herzustellen. Teilweise wurde versucht, dem Bundesstaat Utah, einer republikanischen Hochburg, weitere Mandate zu geben, um parteipolitische Verschiebungen zu kompensieren. Der letzte Anlauf hierzu wurde 2009 unternommen und scheiterte an Zusätzen, die nicht für beide Kammern des Kongresses annehmbar waren. Zudem ist die Verfassungsmäßigkeit eines solchen Wahlgesetzes umstritten.

Verfassungszusatz

Ein verfassungsrechtlich unzweifelhafter Vorschlag ist, einen Verfassungszusatz zu verabschieden, der den Einwohnern des District of Columbia Wahlrechte zum Kongress gibt. Dies wurde schon erfolgreich im Jahr 1961 beim 23. Verfassungszusatz für das Wahlrecht in den Präsidentschaftswahlen durchgeführt.

Ein entsprechender Zusatz wurde 1978 mit großer Mehrheit von beiden Kammern des Kongresses angenommen. Dieser sah die Aufhebung des 23. Verfassungszusatzes vor und eine Gleichstellung des Distrikts bei Wahlen zum Kongress und Präsidentschaftswahlen, indem Washington wie ein Staat entsprechender Größe behandelt worden wäre. Um in Kraft zu treten, bedurfte dies der Zustimmung von drei Vierteln aller Bundesstaaten, also 38 von 50, innerhalb von sieben Jahren. Dies wurde jedoch deutlich verfehlt. Bis zum Stichdatum im Jahr 1985 hatten lediglich 16 Staaten zugestimmt.

Zuletzt wurde 2009 ein solcher Vorschlag von der Senatorin Lisa Murkowski eingebracht.

Rückgabe an Maryland

Weiterhin gibt es die Idee, den District wieder zu einem Teil Marylands zu machen und die Bewohner somit als Bürger Marylands an Wahlen teilnehmen zu lassen. Der District of Columbia wurde ursprünglich aus Teilen der Staaten Virginia und Maryland geformt. 1846 wurde der von Virginia genommene Teil wieder zurückgegeben. Dies könnte auch mit dem von Maryland abgetretenen Land geschehen, wobei man ggf. bestimmte Flächen im Zentrum, auf denen die Regierungsgebäude stehen, ausnehmen könnte. Es gibt allgemein verfassungsrechtliche Bedenken, da ein Distrikt als Regierungssitz in der Verfassung vorgesehen ist, so dass diese Pläne unter Umständen einen Verfassungszusatz benötigen.

Eine andere Variante dieses Vorschlags sieht vor, die Bürger Washingtons bei nationalen Wahlen wie Bürger Marylands zu behandeln und die Zahl der Abgeordneten im Repräsentantenhaus ggf. entsprechend zu erhöhen. Zwischen 1790 und 1801 wurde dies genau so gehandhabt, so dass der Kongress dies beschließen könnte. Ein entsprechender Vorschlag scheiterte 2004 schon früh im Gesetzgebungsprozess.

Umwandlung zum Staat

Ein weiterer Vorschlag ist, den Distrikt in einen Staat umzuwandeln. Dem Kongress obliegt das Recht, neue Staaten in die Union aufzunehmen.

In den 1980er Jahren gab es zwei Versuche, eine Verfassung für einen neuen Staat „New Columbia“ zu verabschieden. Dies wurde auch von den Einwohnern Washingtons ratifiziert. Im Kongress konnten derartige Pläne keine Zustimmung finden. Zuletzt 1993 lehnte das Repräsentantenhaus mit deutlicher Mehrheit einen derartigen Vorschlag ab.

Es gibt nicht zuletzt auch hier verfassungsrechtliche Bedenken, da ein Distrikt als Regierungssitz in der Verfassung vorgesehen ist.

Internationale Organisationen

Washington ist Sitz der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds.

Bildung

Von den fünf Universitäten der Stadt sind die bekanntesten die Georgetown University (gegründet 1789), die George Washington University (gegründet 1821) und die Howard University (gegründet 1867 und eine der ältesten Universitäten für die afroamerikanische Bevölkerung).

Verkehr

Am 20. November 1990 wurde die letzte Linie der Washington Metro eröffnet und in Betrieb genommen. Das System ist mit 176,32 km das zweitgrößte der USA. Bis zum 11. September 2001 konnten die Fahrgäste direkt von der Station Pentagon in das Gebäude des Verteidigungsministeriums gelangen; dieser Ausgang wurde nach den Terroranschlägen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Heute besteht das Netz aus fünf Linien. Daneben besteht eine Vielzahl von Busverbindungen nach Maryland, Delaware und Arlington. Das Nahverkehrssystem in Washington wird von Washington Metropolitan Area Transit Authority betrieben.

Das ursprünglich sehr umfangreiche Straßenbahnsystem wurde 1962 stillgelegt. Ein neues Straßenbahnsystem befindet sich in Vorbereitung. Derzeit sind zwei Linien in Bau, im Endausbau könnte das Straßenbahnnetz acht Linien umfassen. Die ersten Fahrzeuge wurden bereits von einem tschechischen Hersteller geliefert.

Der nächstgelegene Flughafen ist der Ronald Reagan Washington National Airport. Er liegt am rechten (westlichen) Ufer des Potomac River in Virginia und wird in der Regel nur für den nationalen Flugverkehr verwendet. Washington Dulles International Airport liegt 45 km westlich der Stadt in Virginia und Baltimore Washington International Airport 65 km nordöstlich in Maryland. Von den beiden letzteren starten sowohl nationale als auch internationale Flüge.

Sport

Washington beherbergt fünf Teams aus US-amerikanischen Profi-Ligen. Die Washington Redskins (NFL), Washington Nationals (seit 2005) (MLB) sowie die Washington Capitals (NHL), Washington Wizards (NBA) und D.C. United (MLS). Damit ist Washington in allen Ligen der fünf beliebtesten Männersportarten der USA vertreten.

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

Partnerstädte

Washington hat dreizehn Partnerstädte:[11]

Wiktionary: Washington, D.C. – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Washington, D.C. – Sammlung von Bildern
 Wikinews: Washington, D.C. – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. United States Census 2010: District of Columbia
  2. Metropolitan Statistical Area Washington-Arlington-Alexandria, DC-VA-MD-WV; Census Bureau CBSA Code 47900
  3. Washington-Baltimore-Northern Virginia Combined Statistical Area (CSA Code 548)
  4. Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage, 1888
  5. Climatography of the United States. National Oceanic and Atmospheric Administration. 2004. (PDF; 57 kB)
  6. "Georgetown Historic District". National Park Service.
  7. Brief von Thomas Jefferson an George Washington vom 10. April 1791, zu finden unter The Correspondence of Thomas Jefferson – Alphabetical by Subject. cooperativeindividualism.org, abgerufen am 14. Juni 2013 (Abschnitt „Architecture“).
  8. Original Plan of Washington, D.C. In: American Treasures of the Library of Congress. Abgerufen am 14. Juni 2013.
  9. The Association of Religion Data Archives | Maps & Reports
  10. www.270towin.com
  11. DC Sister Cities. dc.gov, abgerufen am 14. Juni 2013.

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