„Erstkommunion“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 87.184.36.106 (Diskussion) auf die letzte Version von 91.51.6.221 zurückgesetzt (HG)
Zeile 5: Zeile 5:
'''Erstkommunion''' oder '''erste heilige Kommunion''' (auch '''Kinderkommunion'''; oft verkürzt „Kommunion“ genannt) heißt in der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Kirche der meist festlich begangene erste Kommunionempfang der Kinder. An diesem Tag empfangen sie zum ersten Mal die heilige [[Kommunion]]. Die [[Eucharistie]] gehört zusammen mit der [[Taufe]] und der [[Firmung]] zu den [[Sakrament]]en, die in die katholische Kirche eingliedern.<ref>Katechismus der Katholischen Kirche, 1212, [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P3L.HTM#7 Die Sakramente der christlichen Initiation], aufgerufen am 29. Juni 2011.</ref>
'''Erstkommunion''' oder '''erste heilige Kommunion''' (auch '''Kinderkommunion'''; oft verkürzt „Kommunion“ genannt) heißt in der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Kirche der meist festlich begangene erste Kommunionempfang der Kinder. An diesem Tag empfangen sie zum ersten Mal die heilige [[Kommunion]]. Die [[Eucharistie]] gehört zusammen mit der [[Taufe]] und der [[Firmung]] zu den [[Sakrament]]en, die in die katholische Kirche eingliedern.<ref>Katechismus der Katholischen Kirche, 1212, [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P3L.HTM#7 Die Sakramente der christlichen Initiation], aufgerufen am 29. Juni 2011.</ref>


blähen
== Alter der Kinder ==
[[Augustinus]] stellte gegen [[Pelagianismus|pelagianische]] Positionen fest, dass Säuglingen sofort nach der [[Taufe]] die [[Kommunion]] gereicht werden müsse, damit sie im Fall eines plötzlichen Todes gerettet seien. [[Augustinus]] berief sich auf {{B|Joh|6|53}}.<ref name="Gy">Pierre-Marie Gy: ''Die Taufkommunion der kleinen Kinder in der Lateinischen Kirche'' In: Hansjörg Auf der Maur, Bruno Kleinheyer (Hrsg.), ''Zeichen des Glaubens. Studien zu Taufe und Firmung. Balthasar Fischer zum 60. Geburtstag.'' Zürich u.a., Benzinger Verlag – Freiburg u.a., Herder, 1972, ISBN 3-545-21016-2, ISBN 3-451-16593-7, S.&nbsp;485–491 bes. S.&nbsp;488. Augustinus: [http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf105.xviii.iii.xl.html Chapter 40 [XXII.]—The Sixth Objection, Concerning the Necessity of Grace for All, and Concerning the Baptism of Infants.].</ref> Diese Auffassung hat im [[Frühmittelalter]] weite Teile der Praxis bestimmt. Da die neugetauften Säuglinge konsekrierten [[Messwein]] empfingen, bereitete die zunehmende Scheu vor der Darreichung von [[Konsekration|konsekriertem]] [[Wein]] (siehe [[Laienkelch]]) jedoch Probleme mit der Erstkommunion im Säuglingsalter.<ref>Dazu ausführlich: Peter Browe: ''Die Kinderkommunion im Mittelalter'' In: ''Scholastik'' Nr.&nbsp;5, 1930, S.&nbsp;1–45.</ref> Der Rückgang der Praxis der Säuglingskommunion wurde durch theologische Überlegungen begleitet. Dabei spielte die oben genannte Auffassung des Augustinus eine wichtige Rolle. Sie war allerdings im Lauf der Textüberlieferung in ihr Gegenteil gewandt worden. Das [[Decretum Gratiani]] (IV, 130)<ref name="Gy" /><ref>[http://geschichte.digitale-sammlungen.de/decretum-gratiani/kapitel/dc_chapter_4_4101 Decretum Gratiani (Kirchenrechtssammlung): C. CXXX. Aliorum fides in baptismo paruulos saluat].</ref> und [[Thomas von Aquin]] (STh 3.73.3)<ref>[http://www.logicmuseum.com/authors/aquinas/summa/Summa-III-73-79.htm#q73a3arg1 SUMMA THEOLOGIAE III LXXIII-LXXIX: Question 73.3] und Thomas von Aquin: ''Das Geheimnis der Eucharistie. III 73–83.'' Leipzig – Salzburg, Pustet, [1938] (Die Deutsche Thomas-Ausgabe. Vollständige, ungekürzte deutsch-lateinische Ausgabe der Summa Theologica 30).</ref> zitieren die genannte Passage des Augustinus bereits als Beleg gegen die Heilsnotwendigkeit der Säuglingskommunion. Somit war im Hochmittelalter die Erstkommunion im Säuglingsalter kirchenrechtlich und in der liturgischen Praxis obsolet. Für das Spätmittelalter und die Neuzeit stellte sich daher die Frage des Erstkommunionalters mit neuer Dringlichkeit.

Das [[Viertes Laterankonzil|Laterankonzil]] von 1215 formulierte kein Recht, sondern die Verpflichtung zur jährlichen [[Beichte]] und Teilnahme an der [[Kommunion]] für jeden Gläubigen ab dem kanonischen Unterscheidungsalter (siebtes Lebensjahr). In der [[Neuzeit]] fand sich dennoch oft ein Erstkommunionalter von zwölf bis vierzehn Jahren, gelegentlich mit der Schulentlassung oder dem Abschluss eines [[Katechismus|Katechismusunterrichts]] verbunden.

Im späteren 19. Jahrhundert wurde vermehrt eine frühere Zulassung der Kinder zur Erstkommunion gewünscht. Mit dem Dekret [[Quam singulari]] von [[Pius X.]] stand wieder das siebte Lebensjahr als Ideal genauso wie die Verknüpfung von erster Beichte und Erstkommunion fest. Trotz der offenen Formulierung der Canones 913 und 914 des [[Codex Iuris Canonici]] (1983) bleibt durch diese Verknüpfung eine Feier der Erstkommunion in einem niedrigeren Alter unwahrscheinlich. Es ist ja die Fähigkeit des Gebrauchs der Vernunft erforderlich, um überhaupt eine [[Sünde]] begehen und eigene Fehler erkennen zu können, Voraussetzung für die [[Beichte]] und damit indirekte Voraussetzung der Erstkommunion. Sie bestimmt damit auch das Erstkommunionalter. Heute ist ein Alter von sechs bis zwölf Jahren üblich. Die Kommunionkinder in Deutschland sind in der Regel im dritten, in Österreich im zweiten Schuljahr.

Die Konzentration der Kriterien der Zulassung zur Erstkommunion auf Vernunftgebrauch und Unterscheidungsalter in der katholischen Kirche schließt im Grunde geistig behinderte Menschen vom Kommunionempfang aus.<ref>Vgl. aber den wissenschaftlich verantworteten, nicht aber durch kirchliche Autorität gestützten Lösungsvorschlag im Beitrag zu Canon 914/5f in ''Münsterischer Kommentar zum Codex iuris canonici unter besonderer Berücksichtigung der Rechtslage in Deutschland, Österreich und der Schweiz'' von Rüdiger Althaus, 38. Lfg. vom Juli 2004; Abschnitt 6 c.</ref>

Die vollständige Abschaffung der Säuglingskommunion ist auf die [[lateinische Kirche]] beschränkt. Die [[Ostkirchen]] haben den aus der [[Initiation]] Erwachsener übernommenen Brauch beibehalten, auch kleinen Kindern nach der [[Taufe]] die [[Kommunion]] zu reichen.


== Katholische Praxis ==
== Katholische Praxis ==

Version vom 9. Mai 2014, 15:22 Uhr

Erstkommunion in Kirchzarten, 2009
Kommunionkind im weißen Kleid mit Kranz, 1950
Prozession der Mädchen zur Erstkommunion, 1953
Prozession der Jungen zur Erstkommunion, 1953

Erstkommunion oder erste heilige Kommunion (auch Kinderkommunion; oft verkürzt „Kommunion“ genannt) heißt in der katholischen Kirche der meist festlich begangene erste Kommunionempfang der Kinder. An diesem Tag empfangen sie zum ersten Mal die heilige Kommunion. Die Eucharistie gehört zusammen mit der Taufe und der Firmung zu den Sakramenten, die in die katholische Kirche eingliedern.[1]

blähen

Katholische Praxis

Der Erstkommunion geht der Kommunionunterricht und der Empfang des Bußsakraments voraus. Sie wird meistens besonders feierlich gestaltet; kirchenrechtlich ist allerdings keine besondere Form vorgeschrieben. Es ist auch möglich, dass die Vorbereitung durch die Eltern erfolgt und die Erstkommunion zu einer anderen Zeit und in einem anderen Gottesdienst als dem für andere Erstkommunikanten stattfindet.

Im Kirchenrecht heißt es dazu:

„Pflicht vor allem der Eltern und derer, die an Stelle der Eltern stehen, sowie des Pfarrers ist es, dafür zu sorgen, daß die Kinder, die zum Vernunftgebrauch gelangt sind, gehörig vorbereitet werden und möglichst bald, nach vorheriger sakramentaler Beichte, mit dieser göttlichen Speise gestärkt werden. Der Pfarrer hat auch darüber zu wachen, daß nicht Kinder zur heiligen Kommunion hinzutreten, die den Vernunftgebrauch noch nicht erlangt haben oder die nach seinem Urteil nicht ausreichend darauf vorbereitet sind.[2]

Vorbereitung

Die Vorbereitung findet in der Regel nach dem Modell der Gemeindekatechese in kleinen Gruppen statt, die häufig von Katecheten oder Müttern oder Vätern (den sogenannten „Tischmüttern“ bzw. „Tischvätern“) geleitet werden. Der Religionsunterricht der Schule kann die Vorbereitung ergänzen. In den letzten Jahren haben sich aber auch andere Modi der Vorbereitung etabliert. Mancherorts übernehmen auch die Hauptberuflichen der Gemeinde (Priester, Diakone, Gemeindereferenten etc.) die Vorbereitung der Kinder.

Manche Vorbereitungskurse dauern mehr als ein Jahr, andere sehen nur einige Tage oder mehrere Wochenenden vor, wiederum andere legen die Vorbereitung in besondere Gottesdienste für die Kinder.

Vor der Erstkommunion erfolgt auch erstmals die Beichte. Die Vorbereitung auf die Erstbeichte ist in der Regel in die Kommunionvorbereitung integriert. Ohne Beichte ist die Erstkommunion nicht möglich.

Termin

Der traditionelle, in vielen Gegenden noch heute übliche Tag der Erstkommunionfeier ist der Sonntag nach Ostern (Weißer Sonntag). Viele Gemeinden gehen aber dazu über, den Termin zu verlegen. So ist teils auch die Feier am Ostermontag, Christi Himmelfahrt oder an anderen Sonntagen der Osterzeit im April oder Mai üblich.

Sonstiges

In den deutschsprachigen Ländern wird immer häufiger auch die Taufe im Rahmen der Vorbereitungszeit auf die Erstkommunion gefeiert. Beispielzahlen über Taufen im Kinder- und Jugendalter in Deutschland (können aber nicht zur Darstellung von Zahlen über Täuflinge während der Erstkommunionvorbereitung herangezogen werden): 2005 waren von 196.371 katholische Taufen 7.854 (3,9 %) bei Kindern zwischen 7 und 14 Jahren. 1993 waren von 281.612 Taufen noch 6.959 (2,4 %) bei Kindern zwischen 7 und 14 Jahren.

Viele Gemeinden integrieren in die Vorbereitungszeit eine Familienmesse mit Taufgedächtnis, zu der auch die Taufpaten des Kindes eingeladen werden. Die Taufe der bisher nicht getauften Kinder kann hierbei gefeiert werden.

Bei der Erstkommunion werden wegen des engen Zusammenhangs der Sakramente Taufe und Eucharistie meistens die Taufkerzen der Kinder nochmals entzündet. In manchen Gemeinden tragen die Kinder zur Erstkommunion eine Albe.[3] In vielen Gemeinden werden die Kommunionkinder eingeladen, nach der Erstkommunion Ministrant zu werden.

Andere Konfessionen

Anglikanische Kirchen

In den Kirchen der Anglican Communion geht traditionell die Firmung (confirmation), die in der Regel um das 13. Lebensjahr empfangen wird, der Erstkommunion voraus.[4]

Orthodoxe Kirchen

Die orthodoxen Kirchen und auch die unierten katholischen Ostkirchen kennen keine Erstkommunion oder haben sie als Katholiken aus der Westkirche übernommen. Die Kinder empfangen in der Regel die erste heilige Kommunion nach der Taufe und mit dieser verbundenen die Firmung. Dazu wird zur Kommunion (bei einer Säuglingstaufe) die Hostie oder das Brot mit einem Tropfen Messwein befeuchtet und dann mit einem kleinen Löffel gereicht.

Evangelisch-lutherische Kirchen

Die evangelisch-lutherischen Landeskirchen kennen die besonders gestaltete Erstkommunion nicht. Jugendliche dürfen in der Regel bei ihrer Konfirmation das erste Mal am Abendmahl teilnehmen. Einzelne Landeskirchen lassen auch Kinder zum Abendmahl zu, wenn sie entsprechend von ihren Eltern bzw. der Gemeinde vorbereitet wurden. Die Kirchensynode der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche empfiehlt die Frühkommunion. Sie ist in einigen Kirchengemeinden umgesetzt.

Evangelisch-reformierte Kirchen

Insbesondere in den Schweizerischen reformierten Kirchen kann die Kommunion schon im Kindesalter empfangen werden, in der Regel steht dafür alkoholfreier Traubensaft zur Verfügung.

Literatur

  • Peter McGrail: First Communion. Ritual, Church and Popular Religious Identity. Ashgate, Abingdon 2007, ISBN 978-0-7546-5741-5.
  • Frank Reintgen/Christine Willers-Vellguth/Klaus Vellguth: Gott lädt uns alle ein. Der Erstkommunionkurs. Begleitbuch für die Katecheten. Verlag Herder, Freiburg 2007.
  • Elmar Gruber: Erstkommunion und Erstbeichte. ISBN 3-451-28785-4.
  • Christian Hennecke: Einfach Erstkommunion feiern. Don Bosco Verlag, ISBN 978-3-7698-1800-0.
Commons: Erstkommunion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Erstkommunion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Katechismus der Katholischen Kirche, 1212, Die Sakramente der christlichen Initiation, aufgerufen am 29. Juni 2011.
  2. CIC, Can. 914.
  3. rp-online.de (Rheinische Post) 30. April 2011: Ganz schlicht zur Kommunion.
  4. www.catholicireland.net: First Communion or Confirmation first?