„Totenleuchte“ – Versionsunterschied

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== Freistehende Totenleuchten ==
== Freistehende Totenleuchten ==
[[Datei:F06.Fenioux.2226.jpg|miniatur|hochkant|Fenioux, Totenlaterne neben Gruft]]
Hula bezeichnete 1948 diese freihstehenden Totenleuchten ''älteste Form'' des Bildstocks. Er ist charaktisiert durch einen [[polygon]]alen (meist achtseitigen) Schaft, ein polygonales mehr- oder gegenseitig geöffnetes Lichtgehäuse sowie einen polygonalen Pyramidenhelm. Hula bezeichnete diese Totenleuchte auch als ''französischen Typ'', da die frühesten Spuren dieser Tradition in Frankreich zu finden sind:<ref>Yvonne Leiverkus: ''Köln: Bilder einer spätmittelalterlichen Stadt'', Böhlau, Köln 2005, ISBN 3412238058, S. 293, {{Google Buch | BuchID = fX-SGsa5yB4C | Seite = PA293 | Linktext = Vorschau | Hervorhebung = finden wir auf den }}</ref><ref name="koettmannsdorf">koettmannsdorf.at: ''[http://www.koettmannsdorf.at/gemeinde/kultur_kirche/pfarrkirche_st_Georg.php Pfarrkirche St. Georg]'', abgerufen am 11. September 2012</ref>

* In ''[[Cellefrouin]]'' ([[Département Charente|Charente]]) existiert eine Totenleuchte, die aus dem 12. Jahrhundert stammen soll. Die Lampe wurde über eine Tür platziert und angezündet, die sich drei Meter über der Plattform mit [[Ädikula]] befindet und an die man vermutlich nur über eine Leiter gelangen konnte.<ref name="chatel">chatel-medieval.fr: ''[http://chatel-medieval.fr/patrimoine/architecture/lanterne-des-morts.php lanterne des morts]'', abgerufen am 11. September 2012</ref>

* Das Dorf ''[[Ciron (Indre)|Ciron]]'' ([[Département Indre|Indre]]) besitzt ein besser erhaltenes Exemplar als ''Celfrouin'' vom Ende des 12. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur Totenleuchte von ''Celfrouin'', die keine Öffnung im Kopfbereich besitzt, ist der Kopf dieses Bauwerkes mit mehreren Öffnungen versehen.<ref name="chatel"/>

* Vom Anfang des 13. Jahrhunderts datiert eine Stele in Zyklinderform auf einer quadratischen Basis im Zentrum des heutigen Friedhofs des Dorfs ''[[Château-Larcher]]''. Angezündet wurde sie mittels einer brennenden Öllampe, die über eine Seilrolle an die Sputze der Säule befördert werden kann. Bekrönt wird sie von einem [[Tatzenkreuz]], das sich erst seit dem Jahr 1840 an ihrer Spitze befindet. <ref name="chatel"/>

* Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Totenleuchte in ''[[Antigny (Vienne)|Antigny]] ([[Département Vienne|Vienne]])'' auf einer dreistufigen Plattform errichtet. Der Grundriss ist quadratisch, die Lampe wurde über eine Seitentür an die Spitze gebracht, die vier Öffnungen besitzt und vermutlich ebenfalls mit einem Kreuz besetzt war.<ref name="chatel"/>

* ''[[St-Pierre de Fenioux#Die Totenlaterne|Die Totenlaterne in Fenioux]]'' ([[Département Charente-Maritime|Charente-Maritime]]) ist das größte Exemplar im [[Poitou]]. Sie wurde aus elf runden Säulen erbaut, die im Kreis aufgestellt wurden. Innen befindet sich eine [[Wendeltreppe]] mit 33 Stufen, die zum Kopf führt. Auch dieser wurde aus einzelnen Säulen errichtet, die im Gegensatz zum unteren Teil Zwischenräume aufweisen, um lichtdurchlässig zu sein. Neben einem [[lateinisches Kreuz|lateinischen Kreuz]] wurde der Helm zudem mit vier kugelbekrönten kurzen Säulen verziert.<ref name="chatel"/>

[[Datei:Koettmannsdorf Pfarrkirche Sankt Georg 28062007 01 (cropped).jpg|miniatur|Totenleuchte beim Friedhof der Pfarrkirche Heiliger Georg in [[Köttmannsdorf]], Kärnten]]
[[Datei:Koettmannsdorf Pfarrkirche Sankt Georg 28062007 01 (cropped).jpg|miniatur|Totenleuchte beim Friedhof der Pfarrkirche Heiliger Georg in [[Köttmannsdorf]], Kärnten]]
Hula bezeichnete 1948 diese freihstehenden Totenleuchten als ''französischen Typ'' des Bildstocks. Er charaktisiert diese älteste Form durch einen polygonalen (meist achtseitigen) Schaft, ein polygonales mehr- oder gegenseitig geöffnetes Lichtgehäuse sowie einen polygonalen Pyramidenhelm aus.<!-- Bezug zu Frankreich, ggf. Abstammung von Menhir -->


Eine bekannte mit Reliefs aus der Leidensgeschichte Christi geschmückte Totenleuchte von [[1381]] findet sich vor der [[Stiftskirche Klosterneuburg]].<ref name="meyers">{{Meyers Online|15|776}}</ref> Die älteste Totenleuchte Deutschlands ist die 1268 im Friedhof des [[Zisterzienserabtei Pforta|Klosters Pforta]] errichtete Totenleuchte.<ref>Peter Gerlach: ''[http://www.peter-gerlach.eu/publications/pubfiles/1965/img/t.html Die Totenleuchte von Schulpforta und die französischen Totenleuchten]'', abgerufen am 11. September 2012</ref> Einige wenige Exemplare haben sich [[Kärnten]] erhalten, z.&nbsp;B. in [[Köttmannsdorf]] oder [[Keutschach am See]].
Über [[Zisterzienser]]mönche gelangte das Konzept der Totenleuchten nach [[Kärnten]], wo heute noch acht Exemplare erhalten sind, so die beiden gotischen Säulen in [[Köttmannsdorf]] (13. Jahrhundert) und [[Keutschach am See]]. Ein weiteres Exemplar findet sich im oberösterreichischen [[Lorch (Oberösterreich)|Lorch]], einem Stadtteil von [[Enns]]. Die [[Tutzsäule]], eine mit Reliefs aus der Leidensgeschichte Christi geschmückte Totenleuchte von [[1381]], findet sich vor der [[Stiftskirche Klosterneuburg]] in Niederösterreich,<ref name="meyers">{{Meyers Online|15|776}}</ref> welche Josef Dünninger 1952 jedoch als Pestkreuz bezeichnete und die damit laut Hula zwar ein Lichtstock, aber keine Totenleuchte wäre.<ref name="dünninger">Josef Dünninger: ''Bildstöcke in Franken'' in: ''Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 4'', 1952, S. 32</ref>

Die älteste Totenleuchte Deutschlands ist die 1268 im Friedhof des [[Zisterzienserabtei Pforta|Zisterzienserklosters Pforta]] errichtete Totenleuchte.<ref>Peter Gerlach: ''[http://www.peter-gerlach.eu/publications/pubfiles/1965/img/t.html Die Totenleuchte von Schulpforta und die französischen Totenleuchten]'' in: FS f. Dr. h. c. E. Tratscholdt ..., Hamburg 1965</ref> Die gelegentlich ebenfalls mit diesem Titel beliehene Mordsäule für den Bischof [[Konrad von Querfurt (–1202)|Konrad von Querfurt]] beim [[Würzburger Dom]] ist laut Hula ebenfalls nur ein Lichtstock und verdient diesen Titel daher nicht.<ref name="dünninger"/>


== Lichthäuschen und -nischen ==
== Lichthäuschen und -nischen ==

Version vom 11. September 2012, 23:58 Uhr

Als Totenleuchte im engeren Sinn wird eine im Mittelalter auf Friedhöfen errichtete freistehende Säule bezeichnet, die eine mehrseitig geöffnete Laterne enthält. Häufig wird der Begriff auf Lichthäuschen und Lichtnischen an Gebäuden im Kirchen- und Friedhofsbereich ausgedehnt, in die ebenfalls eine Lichtquelle eingebracht werden kann. Synonyme für beide Bauformen sind Friedhofsleuchte, Kirchhofslaterne, Armseelenleuchte und Seelenlicht. Ebenfalls bekannt ist der französische Begriff Lanternes des morts, der in einigen Reiseführern als Totenlaterne übersetzt wird.

Abgrenzung

Gemein ist beiden Formen die Kollektivbedeutung für mehrere Verstorbene, die sie von Grablichtern auf Friedhöfen und Gedächtnissäulen außerhalb davon zur Erinnerung an ein Unglück (Materl) oder einen Mord (Sühnestein) unterscheidet.

Kleinere Säulen mit Tabernakel außerhalb von Friedhöfen werden häufig ebenso wie freihstehende Totenleuchten als Lichtsäulen bezeichnet. Zur Unterscheidung sollten diesen jedoch als Lichtstöcke bezeichnet werden. Aus ihnen entwickelten sich Bildstöcke, bei denen der tabernakelartige Aufsatz durch Reliefs, Bildarstellungen und Kleinplastiken verziert und nicht mehr beleuchet wurde. Diese beiden Formen von Kleindenkmälern wurden nebeneinander verwendet, gingen ineinander über und tauschten teilweise ihre Funktion. Daher empfahl Franz Hula 1970 bei Unkenntnis, die Begriffe Nischen- oder Tabernakelpfeiler zu verwenden. Hierzu gehören Pest-, Armsünder-, Galgen- und Urteilkreuze sowie ähnliche Bauwerke vor Siechenhäusern und Leproserien.

Nachdem diese Differenzierung 1970 von Franz Hula ausgearbeitet worden war, fand sie beispielsweise Eingang in den Leitfaden zur Klein- und Flurdenkmaldatenbank für Niederösterreich und Salzburg.[1]

Freistehende Totenleuchten

Fenioux, Totenlaterne neben Gruft

Hula bezeichnete 1948 diese freihstehenden Totenleuchten älteste Form des Bildstocks. Er ist charaktisiert durch einen polygonalen (meist achtseitigen) Schaft, ein polygonales mehr- oder gegenseitig geöffnetes Lichtgehäuse sowie einen polygonalen Pyramidenhelm. Hula bezeichnete diese Totenleuchte auch als französischen Typ, da die frühesten Spuren dieser Tradition in Frankreich zu finden sind:[2][3]

  • In Cellefrouin (Charente) existiert eine Totenleuchte, die aus dem 12. Jahrhundert stammen soll. Die Lampe wurde über eine Tür platziert und angezündet, die sich drei Meter über der Plattform mit Ädikula befindet und an die man vermutlich nur über eine Leiter gelangen konnte.[4]
  • Das Dorf Ciron (Indre) besitzt ein besser erhaltenes Exemplar als Celfrouin vom Ende des 12. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur Totenleuchte von Celfrouin, die keine Öffnung im Kopfbereich besitzt, ist der Kopf dieses Bauwerkes mit mehreren Öffnungen versehen.[4]
  • Vom Anfang des 13. Jahrhunderts datiert eine Stele in Zyklinderform auf einer quadratischen Basis im Zentrum des heutigen Friedhofs des Dorfs Château-Larcher. Angezündet wurde sie mittels einer brennenden Öllampe, die über eine Seilrolle an die Sputze der Säule befördert werden kann. Bekrönt wird sie von einem Tatzenkreuz, das sich erst seit dem Jahr 1840 an ihrer Spitze befindet. [4]
  • Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Totenleuchte in Antigny (Vienne) auf einer dreistufigen Plattform errichtet. Der Grundriss ist quadratisch, die Lampe wurde über eine Seitentür an die Spitze gebracht, die vier Öffnungen besitzt und vermutlich ebenfalls mit einem Kreuz besetzt war.[4]
  • Die Totenlaterne in Fenioux (Charente-Maritime) ist das größte Exemplar im Poitou. Sie wurde aus elf runden Säulen erbaut, die im Kreis aufgestellt wurden. Innen befindet sich eine Wendeltreppe mit 33 Stufen, die zum Kopf führt. Auch dieser wurde aus einzelnen Säulen errichtet, die im Gegensatz zum unteren Teil Zwischenräume aufweisen, um lichtdurchlässig zu sein. Neben einem lateinischen Kreuz wurde der Helm zudem mit vier kugelbekrönten kurzen Säulen verziert.[4]
Totenleuchte beim Friedhof der Pfarrkirche Heiliger Georg in Köttmannsdorf, Kärnten

Über Zisterziensermönche gelangte das Konzept der Totenleuchten nach Kärnten, wo heute noch acht Exemplare erhalten sind, so die beiden gotischen Säulen in Köttmannsdorf (13. Jahrhundert) und Keutschach am See. Ein weiteres Exemplar findet sich im oberösterreichischen Lorch, einem Stadtteil von Enns. Die Tutzsäule, eine mit Reliefs aus der Leidensgeschichte Christi geschmückte Totenleuchte von 1381, findet sich vor der Stiftskirche Klosterneuburg in Niederösterreich,[5] welche Josef Dünninger 1952 jedoch als Pestkreuz bezeichnete und die damit laut Hula zwar ein Lichtstock, aber keine Totenleuchte wäre.[6]

Die älteste Totenleuchte Deutschlands ist die 1268 im Friedhof des Zisterzienserklosters Pforta errichtete Totenleuchte.[7] Die gelegentlich ebenfalls mit diesem Titel beliehene Mordsäule für den Bischof Konrad von Querfurt beim Würzburger Dom ist laut Hula ebenfalls nur ein Lichtstock und verdient diesen Titel daher nicht.[6]

Lichthäuschen und -nischen

Totenleuchte am Paderborner Dom

Es gibt auch Leuchten, die an der Innenwand einer Kapelle oder Kirche angebracht waren, wie z. B. im Kreuzgang in Augsburger Dom. An der Außenwand angebrachte Totenleuchten nennt man Lichterker.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Totenleuchten auch zum Gedenken an die Kriegsopfer errichtet. Die Totenleuchte am Paderborner Dom brennt beispielsweise nur am 17. Januar, 22. März und 27. März. Dies waren die Tage der schwersten Luftangriffe auf Paderborn im Jahr 1945.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Leitfaden zur Klein- und Flurdenkmaldatenbank für Niederösterreich und Salzburg, Kategorie 1520–1540, Zugriff am 10. September 2012
  2. Yvonne Leiverkus: Köln: Bilder einer spätmittelalterlichen Stadt, Böhlau, Köln 2005, ISBN 3412238058, S. 293, Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. koettmannsdorf.at: Pfarrkirche St. Georg, abgerufen am 11. September 2012
  4. a b c d e chatel-medieval.fr: lanterne des morts, abgerufen am 11. September 2012
  5. Totenleuchte. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 776.
  6. a b Josef Dünninger: Bildstöcke in Franken in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 4, 1952, S. 32
  7. Peter Gerlach: Die Totenleuchte von Schulpforta und die französischen Totenleuchten in: FS f. Dr. h. c. E. Tratscholdt ..., Hamburg 1965
  8. diekneite-paderborn.de: Die Totenleuchte am Dom, Zugriff am 12. Mai 2012
Commons: Sanctuary lights – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien